Hermann Ungar

Hermann Ungar, geboren am 20.04.1893 in Boskovice/Mähren, besuchte das deutsche Gymnasium in Brünn. Bereits während der Schulzeit begann er zu schreiben. Die Teilnahme am Ersten Weltkrieg, die auch sein Studium der hebräischen und arabischen Sprache unterbrach, änderte seine Weltsicht völlig: Fortan war Zerstörung ein Thema seiner Literatur.

Ungar publiziert im Laufe der zwanziger Jahre ein schmales, aber originäres Werk mit Erzählungen (»Knaben und Mörder«, 1920) und zwei Romanen (»Die Verstümmelten«, 1923; »Die Klasse«, 1927), das in der literarischen Öffentlichkeit seinerzeit durchaus für Beachtung sorgt, aber wegen der besonderen Exponiertheit des Sexuellen und der scheinbar erbarmungslosen Schilderung psychopathologischer Zustände kontrovers diskutiert wird. Thomas Mann etwa gehört schon früh zu seinen Bewunderern und widmet Ungar einen freundlichen, wenn auch etwas verdrucksten Nachruf, der viel von der »Sakramentalität der Sinnlichkeit« und der »geschlechtlichen Melancholie« redet, weil der Verdrängungserotiker nicht zugeben mag, was ihm wirklich an diesen Texten liegt, die durchgehende homoerotische Unterströmung nämlich, vor allem in Ungars erstem Roman.

Herrmann Ungar starb am 28.10.1928 in einem Prager Krankenhaus an akuter Blinddarmentzündung.


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