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Als Heckert mit seinem jungen Weibe im Bette lag, so kamen so mancherley Geschichtchen aus den Tagen ihres unverheyratheten Lebens aufs Tapet. Jeder gab sein Schäftchen dazu her. Fiekchen meynte, es gäbe genug Weiber im Dorf, die ihren Männern Hörner aufsetzten und die in allen Fächern der Ausschweifung zu Hause wären. Allein, von der Art sey sie nicht. Sie habe die Keuschheit ihres Herzens und ihres Körpers jederzeit wie das größte Kleinod aufbewahrt. Heckert ließ sie eine Zeitlang plaudern, ohne sie mit einem einzigen Einwurf zu unterbrechen. Endlich, weil sie fertig war, nahm er das Wort.
Höre mich Fiekchen! sagte er, was ich dir itzt sagen werde. Dein Umgang mit unserem Schulmeister ist mir bekannt, gesteh mir's nur aufrichtig, mit dem hast du gewiß einmahl über die Schnur gehauen.
Fiekchen vermaß und verschwor sich bey allen Heiligen, daß er in diesem Falle auf sehr falschem Wege sey!
Heckert: Ist das wirklich wahr?
Fiekchen: Ja!
Heckert: Bist du wirklich unschuldig?
Fiekchen: Auf jedem Fall.
Heckert: Du bist also rein?
Fiekchen: Rein wie die Sonne.
(Heckert glaubte ihr natürlich nicht, sondern bittet sie, zum Beweis Ihres guten Gewissens den rechten Fuß zum Bett herauszustrecken.)
Faßt eine unsichtbare Hand deinen Fuß, so bist du schuldig, wo nicht, so trau ich deiner Keuschheit, selbst wenn ich dich bey einem Manne im Bett liegen sähe.
(Fiekchen geht lachen darauf ein. Ihr Fuß wird aber von einer kalten Hand angefaßt. Diese gehört einem Freunde des jungen Gatten, der ihn selbst unters Bett sich hatte verstecken lassen. Fiekchen gesteht nun, daß der Schulmeister bei ihr das jus primae noctis ausgeübt habe, da auch, wie er dem Mädchen eingeredet habe, die Fässer Wein in manchem Lande vom Lehrer zuerst angesteckt werden.)
Der Bräutigam, der seit dem Geständnis seines Fiekchens dem Schulmeister nachschlich, um ihm eine Schlappe anzuhängen, hatte ziemlich geschickt sein Weinglas mit einem anderen vertauscht, in welchem kein Wein, sondern ein übelduftendes Etwas aus dem Nachtgeschirr seines Fiekchens schwamm. Heckert brachte eine Gesundheit auf die Braut aus; alle nahmen die Gläser in die Hand und - zechten.
Auch der Schulmeister zechte, und ... verdrehte die Augen.
Was Teufel! ist denn in dem Glas, schrie er erbittert und warf es unter den Tisch.
Heckert lachte und sagte: Das ist ein Gläschen aus dem Fasse, welches er angesteckt hat, Herr Schulmeister!
"Das angestochene Faß" stammt aus "Biographien der Hahnreie" von Daniel Ernst Bornschein (1774 - 1836)