Gesammelte Novellen. Dritte Abteilung.
Einzelausgaben.
Zweiter Teil
Neu herausgegeben
von
lobo.dox@freenet.de
2024
Unter den vielen seltsam sch�nen Meerbusen, welche die westliche Felsk�ste Norwegens zerspalten, ist der Moldefjord zwar keiner der gr��ten, aber einer der ber�hmtesten durch die romantische Herrlichkeit seiner Ufer und deren Umgebungen. Der Fjord hat zwei schmale Eing�nge, Wasserp�sse, zwischen denen die fruchtbare Insel Otter�e liegt; sobald der Reisende diese im R�cken hat, �ffnet sich vor ihm ein meilenbreites Seebecken, an welchem zur Rechten gr�ne Weiden und Waldgebiete sich erheben, zur Linken die freundliche Stadt Molde liegt, vor welcher w�hrend des gr��ten Theils des Jahres eine Anzahl Briggs, Schooner und Yachten ankern, um Holz bis Holland und getrocknete oder gesalzene Fische bis in die europ�ischen S�dl�nder zu f�hren.
Der Fjord aber dringt mit zahlreichen Armen und Buchten tief in's Land; wechselnd und pr�chtig sind seine Ufer. Zuweilen steigen sie steil in nackten Feldmassen auf, und hinter ihnen liegen die wilden W�rmelandsfjellen aufgeth�rmt voll zackiger, wunderbarer Klippen; an anderen Stellen leuchten diese Ufer sanft und gr�n, und manche gro�e und kleine H�fe liegen dort mit ihren Fruchtfeldern und Fruchtg�rten, die gar lieblich anzuschauen sind.
Dies tritt noch mehr hervor, wenn man die schwarzen Feldmassen dicht dabei betrachtet, welche zuweilen mitten aus den Fluthen des Fjord wie senkrechte Mauern emporsteigen. Zwei- oder dreihundert Fu� tief geht es an solchen W�nden in's Salzwasser hinab und ebenso hoch zu Spitzen und Gipfeln hinauf, wo nur Meerg�nse, Alken und M�ven hinfliegen und ihre Nester bauen. An einigen dieser Felsen sind alte Runenzeichen in den Stein gehauen, die Siegesdenkmale von Schlachten und K�nigen, von denen keine Geschichte Kunde giebt.
Gewi� ist, da� an diesen Fjorden bis nach Trondhjem hin immerdar k�hne und unternehmende M�nner wohnten, ein abgeh�rteter, die Meere durchschw�rmender Menschenschlag, nach Krieg und Beute l�stern. Aber es ist auch richtig, da� hier auf den Inseln, welche diese K�ste begleiten, noch jetzt viele Familien leben, die ihren Ursprung von ber�hmten Helden aus den Zeiten K�nig Harald Harfagr's und seines Geschlechtes herleiten.
Und wunderbar sieht es aus, sch�n und wunderbar, wenn man in die Tiefe dieser Fjords blickt, auf den weiten Halbkreis zahlloser seltsamer Felsen und H�rner, die ihn einschlie�en. Ein einziger Weg f�hrt durch diese gigantische Mauer, ein schmaler Spalt, den das Thal Romsdalen bildet; w�re er nicht vorhanden, so w�rde diese Welt unersteiglich verschlossen sein. Unz�hlige senkrechte Massen von Zinken und Zacken th�rmen sich dort empor, umschimmert von schneeigen Halsb�ndern, und wenn die Abendsonne darauf gl�ht und funkelt, kann man solch' pr�chtiges Panorama kaum irgend noch wieder finden.
Am Eingange des Fjord, der Stadt Molde fast gegen�ber, springt das Ufer weit vor, und s�dlich biegt es in eine tiefe Bucht ein, die der Torsfjord hei�t. Auf der Spitze liegt die Kirche von Vesnies, der Pfarrer wohnt nicht weit davon, und �ber die Halbinsel zerstreut liegen die H�fe und H�tten der Gemeinde. Das Land umher ist gr�n, es w�chst Gerste auf den kleinen Feldern, und in den G�rten werden die Kirschen reif, wenn der Sommer warm ist und die B�ume gesch�tzt stehen.
Am Ufer hin wohnen Fischer, denn Fischfang ist doch auch hier die menschliche Th�tigkeit, welche die Meisten ern�hrt, denen nur ein kleines Erbe zu Theil wurde, oder Nichts als ihre r�stigen H�nde. Dr�ben in der Stadt Molde wohnen Leute, welche Fische immer brauchen k�nnen und auch bezahlen. Frische Fische, wie das Meer sie reichlich hat, sammt Krabben, Krebsen und allerlei Gethier essen die Stadtleute t�glich gern mit ihren Familien, aber die Kaufleute schlie�en auch Contracte mit den Fischern, wenn die Heringsschw�rme von Trondhjem herunter kommen und der Segfisch hinaufzieht nach seinen Laichpl�tzen. Dann fahren die Fischer hinaus in die Can�le vor den Au�eninseln und in's offene Meer, und wer ein vierrudrig oder sechsrudrig Boot besitzt, oder wohl gar zwei, und Stellnetze und Angeln dazu, der ist ein wohlangesehener Mann und kann, wenn das Gl�ck mit ihm ist, auch ein St�ck Geld verdienen und in seiner Art wohlhabend hei�en.
Seitw�rts von dem Pfarrhause, das ziemlich hoch und frei lag, senkte sich das Land zum Strande nieder, und dort auf dem Vorsprunge stand eine Fischerh�tte, die Einem geh�rte, der als ein solcher Gl�cksvogel galt. Denn zwei gro�e Boote und mehrere kleine schaukelten sich an den Pf�hlen im Wasser, wo sie befestigt lagen; mehrere lange Netze hingen an den Steinen zum Trocknen ausgespannt. Das Haus war auch nicht ganz klein, sondern, lang gestreckt, stand es auf starken Kreuzbalken, hatte mehrere Fenster, freilich nicht eben hoch und breit, doch helle Scheiben darin und dahinter Vorh�nge von rothem Kattun. Ueberhaupt sah es ordentlich und reinlich aus, und obwohl es, wie alle H�user und H�tten im Lande, ganz aus Holz gebaut war, zeichnete es sich doch vor manchen anderen aus, denn es hatte einen r�thlichen Anstrich, und die Fensterkreuze waren wei� gef�rbt.
Das Pfarrhaus �ber seinem Kopfe und mancher Gaard der wohlhabenden Bauern umher sahen freilich viel gr��er und sch�ner aus; doch wie es da vorn auf dem Vorsprunge stand, frei nach Otter�e hin�berblickte und nach Molde, zur Rechten in den tiefen Torsfjord und grade aus �ber das ganze Wasser hin bis auf die Trolltinden von Romsdalen, schien es sch�ner gelegen, als alle �brigen. Eine liebliche Stelle war es, denn die Felsklippen sch�tzten es von zwei Seiten vor rauhen Winden und schlossen den kleinen Grund hinter dem Hause ein, wo Aepfel- und Kirschb�ume beisammen in dem hohen Grase standen.
In diesem Hause, das er vor zehn Jahren neu gebaut, wohnte Gullik Hansen, der Fischer. Von allen Leuten umher wurde er geachtet als ein ernsthafter, verst�ndiger Mann von gro�em Flei� und, obwohl er sich auf seine Vortheile im Handel und Wandel gut verstand, auch von Fr�mmigkeit und Rechtschaffenheit. Die Kaufleute in Molde machten gern mit ihm Lieferungsgesch�fte, und der Pfarrer, Herr J�ns Bille, sein gelehrter Nachbar, sprach oft mit ihm und hielt gute Freundschaft, obwohl er von seiner Gemeinde als ein stolzer und hochfahrender Mann betrachtet wurde, der es am liebsten mit den Reichen hielt.
Gullik Hansen befand sich an dem Tage, wo diese Geschichte beginnt, nicht zu Hause, aber die Bank neben der Th�r, auf welcher er zu sitzen pflegte, war darum doch nicht leer. Denn es sa� dort seine Tochter Sigrid, ein achtzehnj�hriges M�dchen, neben welcher mancher junge Bursch gern gesessen und ihr geholfen h�tte, wenn sie es gelitten. Sie flickte an den Maschen eines alten Netzes, wie dies Fischerkinder thun m�ssen, und das Netz lag auf ihrem Schoo� und auf dem Erdboden zu ihren F��en; in der Hand hielt sie ein rundes Holz, wie eine lange Nadel, um welche festes Hanfgarn gewickelt war, mit dem sie die neuen Maschen einsetzte.
Sigrid war Gullik Hansen's einzige Tochter, er hatte jedoch auch einen Sohn, doch dieser war acht Jahre j�nger als seine Schwester. Es war ein ziemlich schw�chlicher Knabe, des Vaters Liebling, auch deswegen, weil er seiner Mutter �hnlich sah, und diese war gestorben, da er kaum sechs Jahre z�hlte. Von jener Zeit an hatte Sigrid des Vaters Haushalt gef�hrt und den kleinen Bruder Anders beh�tet und gepflegt, wie es eine sorgsame Mutter thun w�rde; dennoch war es ein rothes munteres M�dchen mit hellen gro�en Augen und braunen Haaren, mit Z�hnen, die sie in zwei vollen Reihen zeigte, wenn sie lachte, was h�ufig geschah, und mit einem Gesicht, in welches die Allermeisten gern hineinschauten, mochten sie jung oder alt sein. Sie war stark und gro�; alle Arbeit wurde ihr leicht, und von ihrer Mutter hatte sie Ordnungssinn, von ihrem Vater Ueberlegung und festen Willen geerbt.
Wie Sigrid, mit dem Netze besch�ftigt, emsig schaffte, ging die Sonne tiefer an dem Himmel hinab und schien bald nicht mehr weit davon sich in's Meer zu versenken. Ihr Licht wurde goldig roth und �berstrahlte auf's Sch�nste den ganzen Fjord und die hohen Trolltinden in den Romsdalsfjellen mit allen ihren wunderlichen Hexenklippen, die bald wie Schl�sser der alten Riesenk�nige, bald wie versteinerte seltsame Gebilde aussehen, von denen es viele Sagen giebt.
Sigrid sah zuweilen hinauf zu den Tinden, und einige Male, als sie dies gethan, sah sie auch seitw�rts in den Torsfjord hinein, der sich bald zwischen steilen hohen Felsen einbuchtete. Dort aber lag an dem entgegengesetzten Ufer auch ein Fischerhaus unter drei hohen wei�en Birken, die ihre langh�ngenden Zweige auf sein Dach herabtr�ufelten. Die Sonne beschien es eben mit ihrem feurigen rothen Lichte, und es sah sehr sch�n aus, wie das gr�ne Gebl�tter und die wei�en St�mme und Hefte davon �bergl�ht wurden.
Vielleicht sah Sigrid eben deswegen so lange hin und war in ihren Gedanken so damit besch�ftigt, da� sie ihre Arbeit verga� und ihre H�nde in den Schoo� legte. Denn viel Anderes zu sehen gab es dort nicht. Das Land umher schien �de, und die H�tte selbst unbewohnt, da weder Boot noch Netz zu blicken waren, auch die L�den vor den Fenstern lagen.
Pl�tzlich aber legte sich eine Hand auf Sigrid's Schulter, da� sie erschrocken zusammenfuhr, denn sie hatte Niemand kommen h�ren. Sie mu�te sich ihrem Sinnen ganz hingegeben haben, sonst h�tte sie nicht allein die Schritte dessen vernommen, der sie �berraschte, sondern auch den Schatten bemerkt, welcher lang �ber das Gras fiel. Es war ein Mann, der eben nicht ganz leise auftrat, denn er hatte feste Stiefeln an den Beinen, war ein kr�ftiger Bursch mit breiten Schultern und trug eine blaue Jacke mit Hornkn�pfen und einen Glanzhut auf seinem dicken Kopf.
�Du brauchst nicht zu erschrecken, Sigrid,� lachte er. �Ich bin's.�
�Ich seh' es,� antwortete sie und nahm ihre Nadel wieder auf.
Er zog seine grobe Hand zur�ck und lachte noch einmal.
�Na, na,� sagte er und setzte sich auf die freie Ecke der Bank, �weh that es Dir nicht. Bist Du ganz allein, Sigrid?�
�Ja, Clas Gorud.�
Clas Gorud nahm seinen Hut ab und strich durch sein struppiges gelbliches Haar, dann setzte er den Hut wieder auf. Darauf sah er seitw�rts seine Nachbarin an und fuhr mit den Fingern um seinen Hals zwischen dem blauen bedruckten Tuch. Endlich sagte er:
�Ist meine Mutter Grete nicht hier gewesen?�
�Nein, sie ist nicht hier gewesen,� antwortete Sigrid und arbeitete fort.
�Sie wollte es thun,� sagte Clas, �es mu� ihr was dazwischen gekommen sein.�
Darauf fa�te er in seine Tasche, zog eine Dose von Zinn hervor, holte ein St�ckchen schwarzen Kautabak heraus, schob ihn zwischen seine Z�hne und fing dann wieder an zu. lachen.
�Geschieht es heute nicht, kann's morgen geschehen,� sagte er. �Ich bin noch nicht lange von Molde zur�ck. Habe mit dem Herrn Schiemann meine Gesch�fte in Ordnung gebracht. Das ist ein schneller Mann, Sigrid, er kauft das Holz am ganzen Fjord weg und die meisten Fische dazu.�
�Was hast Du mit ihm?� fragte Sigrid.
�Gute Dinge,� antwortete Clas. �Ich soll sein Aufsichtsmann sein beim Handel, und bei mir ist er an den Besten gekommen, denn es kennt Keiner die Sache so wie ich, und die Leute und Stellen dazu.�
�Meinst wohl also, da� Keiner Dir gleich kommt?� sagte Sigrid sp�ttisch lachend, und indem sie dies sagte, sah sie wieder nach dem Hause am Torsfjord hin�ber.
�Ich denke, es ist so!� rief Clas, darauf hob er seinen Arm auf und deutete ebenfalls auf das Haus. �Es wird bald in Klunx fallen,� fuhr er fort, �aber n�chstens wird es verkauft.�
�So,� sagte Sigrid, �wird's verkauft?�
�Es sind Schulden da, die m�ssen bezahlt werden. Der leichtsinnige Junge hat dem alten Mann, seinem Vater, ja die letzten Schillinge abgenommen. Noch ein paar Monate vorher, da er starb, mu�te er ihm zu Liebe die Stelle verpf�nden und hat's ihm geschickt. Eine Schande war's, jetzt kommt es darnach.�
�Was kommt darnach?� fragte Sigrid.
�Na,� rief Clas, �da� er ein Lump ist, der Nichts mehr hat. Jetzt kann er Soldat bleiben, so lange er lebt, denn hier ist Nichts mehr f�r ihn zu holen. Was der alte Mann sonst noch hinterlassen, ist l�ngst fort, jetzt geht's an die Stelle. Es wird bald anders aussehen da dr�ben.�
�Du willst sie wohl gar kaufen?� fragte Sigrid und sah ihn wieder spottend an.
Clas grinste und nickte.
�Warum nicht? ich kann's brauchen,� erwiederte er behaglich.
�Weil Du der Erste jetzt bist, mu�t Du Dich dort hineinsetzen,� lachte sie, �wo der sa�, der sonst der Erste hie�.�
�Snack!� rief er. �Thorkel Ingolf ist nun l�nger als drei Jahre fort. Damals warst Du noch ein kleines M�dchen. Was wei�t Du von ihm?�
�Mehr als Du denkst,� sagte sie.
�Meinetwegen. Aber der Erste ist er nie hier gewesen. Jetzt soll er nicht einmal der Letzte sein.�
Das sagte Clas mit Spott, und dabei sah er sehr h��lich aus, denn sein Gesicht war �berhaupt nicht eben wohlgebildet, sein Mund sehr gro�, seine Stirn niedrig, und seine Nase ging in die H�he.
Sigrid h�rte nicht auf zu lachen, sah ihn jedoch nicht dabei an, sondern kn�pfte ihre F�den.
�Kaufe nur die Stelle,� sagte sie, �wenn Du Geld genug dazu hast. Der Platz ist gut, doch billig wird er nicht sein; Mancher wird darnach ausgehen.�
�Es wird sie doch Keiner bekommen, als ich,� antwortete Clas zuversichtlich. �An den Herrn Schiemann ist sie verpf�ndet, der hat damals die zweihundert Speciesthaler gegeben, die Thorkel seinem Vater abpre�te, Niemand wei� wozu. Daf�r hat Schiemann eine feste Schrift in H�nden, da� die Stelle sein ist, wenn nach einem Jahre das Geld nicht zur�ckgezahlt werden kann. Und jetzt eben ist das Jahr um, Sigrid, und Schiemann will mir den Platz geben und verkaufen. Er will bezahlen, was sonst noch darauf haftet, dann ist sie sein und wird mein werden. Ihm wird so leicht Keiner in den Handel kommen.�
�Da� es ihm nur nicht wieder leid wird,� lachte Sigrid.
�Hat Nichts zu sagen,� versetzte Clas. �Ich kann ihm gute Dienste leisten, wie sie ihm gefallen.� –
Er zog seinen Hut um den Kopf und grinste und nickte, als Sigrid ihn ansah.
�Na,� fuhr er fort, �da dr�ben auf Otter�e giebt's ein Gut, das f�nfzig oder hundert Mal mehr werth ist, und wenn er das in seine Tasche steckt, kann er mir die lumpige Stelle wohl abgeben.�
�Dr�ben in Otter�e?� fragte Sigrid, und indem sich ihre blauen Augen weit aufthaten, fuhr sie fort: �Meinst Du Erik Meldal's Gut, Clas?�
�Das ist eine richtige Wahrheit!� sagte Clas. �Erik ist von derselben Art wie Thorkel, darum waren sie auch immer gute Freunde. Und Erik Meldal hat auch Nichts mehr, die Schulden haben ihn aufgefressen. Das ganze Gut ist so verschuldet, da� der alte Verwalter Horngreb Nichts mehr auftreiben kann, und kann seinem jungen Herrn Erik Meldal, dem Lieutenant, gar Nichts mehr schicken. Der mu� jetzt also mit seinem Tractement Sold. auskommen,� fuhr er boshaft lachend fort, �das ist ihm gesund; wenn ich aber sein Verwalter w�re, sollte er Geld genug haben. Der alte Horngreb ist ein alter Dummkopf.�
�Was wolltest Du denn machen, Clas?� fragte Sigrid.
�Verpachten wollte ich das gute Land an Colonisten,� versetzte Clas, �zu ganz anderen Preisen, als es jetzt geschieht. Und dann hat der Gaard noch einen sch�nen Wald, alte gro�e B�ume, die sind jetzt viel werth, man findet sie selten mehr so. Weiden liegen dabei, die allerbesten, die man sich denken kann. Dreimal so viel Vieh kann gehalten werden, und dazu kommt die Fischerei in der gro�en Bucht, die kommt dem Gute allein zu, sammt den M�hlen an der Elf. Es darf nur ein Mann da sein, der die Sache versteht, so f�llt Alles von selbst in seine Hand; und der Mann ist da und h�lt die Hand schon auf.�
Sigrid sah lachend auf die m�chtigen H�nde, welche Clas dabei ausstreckte.
�Sind's Deine H�nde, so halt's fest,� sagte sie.
�Nehmen sollt es mir Keiner,� antwortete er, �doch dazu geh�rt, was ich nicht habe.�
�Was?� fragte sie.
�Geld! Das hat er genug.�
�Wer?�
�Klein' Sigrid,� sagte Clas belustigt, �frag' nicht so dumm. Herr Schiemann, wer sonst? Alle Schulden hat er aufgekauft, ganz in der Stille und wie ich es ihm auskundschaftet. Vieles hat er billig gekriegt, denn die Leute waren froh, Geld zu sehen, von dem Schuldenmacher erwarten sie doch Nichts mehr.�
�Erik Meldal war kein Schuldenmacher,� versetzte Sigrid. �Ich habe geh�rt, da� sein Vater keine gute Wirthschaft hielt, und da� die schlechten Zeiten dazu: kamen.�
�Alle die Leute aus den alten Familien wollen vornehm hinaus,� sagte Clas. �Der alte Meldal geh�rte auch zu denen, die obenan standen, und weil er Oberst gewesen im Kriege gegen die Schweden, meinte er, er sei der H�chste im Lande. Es ist einerlei, wer die Schulden gemacht hat, jetzt hei�t es bezahlen! Also wird's dem Jungen gehen, wie dem Thorkel, denn die Acten liegen schon beim Landrichter, die Klage ist schon angebracht, und so wie es damit seine Richtigkeit hat, ist Hochzeit!�
�Hochzeit?� fragte Sigrid. Wer macht Hochzeit?�
�Zweie,� lachte Clas, �oder viere. Erstens Herr Peter Schiemann mit Pastor J�ns Bille's Tochter Else Mary, bei der er eben sitzt, denn ich habe ihn von Molde mit her�ber gebracht, und zweitens ein gewisser Clas Gorud mit Gullik Hansen's Tochter Sigrid, bei der ich eben sitze.�
Und indem er dies sagte, legte er seinen linken Arm um ihren Leib und fa�te mit seiner rechten Hand nach ihrer Hand. Aber Sigrid bog sich rasch zur�ck und rief:
�Ich glaub's nimmermehr,� und so wie sie diese Worte lustig ausschrie, geschah Etwas, das Clas noch weit mehr �berraschte. Denn das Netz, das am Boden lag, hob sich pl�tzlich in die H�he, und ein ungeheurer Rachen voll wei�er Z�hne kam darunter hervor und schnappte nach Clas Gorud's Arm und Hand, da� er mit genauer Noth beide in Sicherheit bringen konnte. Erschrocken sprang er auf und ein paar Schritte zur�ck, w�hrend Sigrid ein schallendes Gel�chter anstimmte und ihre Augen sich mit �berm�thigem Spott f�llten.
In der n�chsten Minute sah Clas, mit wem er es zu thun hatte. Es war ein gro�er grauer Seehund, der auf seinen kurzen Beinen sich aufgehoben und mit seinen gl�nzenden Augen ihn anstierte. Voll Wuth und Aerger griff Clas nach einem Steine, der vor ihm lag, und schrie wild auf:
�Ich will dich zerschmettern, du Teufelsvieh, du sollst deinen Lohn haben!�
�Thue ihm Nichts! Du sollst ihm Nichts thun!� schrie Sigrid eben so laut, indem sie ihre Arme �ber den Kopf des Thieres legte, und damit zugleich rief Jemand hinter dem Hause:
�Was giebt es denn da? Heidu! wirf den Stein fort und sei kein Narr!�
Clas Gorud sah sich um und lie� seinen Arm wirklich sinken, aber Antwort gab er nicht, auch wurde sein Gesicht nicht freundlicher. Es sah einen Mann, den er nicht kannte oder, wenn dies der Fall, nicht kennen wollte. Der Fremde trug einen Soldatenrock von einem der J�gerregimenter, und als er vor ihm stand, rief er lustig:
�Das ist Clas Gorud, der hat sich nicht ver�ndert. Er ist noch so ein h��licher Kerl, wie er immer gewesen.�
Darauf flogen seine Augen zu dem Fischerm�dchen, und gleich streckte er beide H�nde nach ihr aus.
�Du bist Sigrid!� rief er. �Die kleine Sigrid; doch wie gro� und schmuck bist Du geworden! Kennst Du mich denn nicht mehr, lieb' Sigrid?�
�Du bist Thorkel Ingolf,� sagte sie und gab ihm ihre Hand.
�Das bin ich, Sigrid.�
�Sei willkommen, Thorkel,� fuhr sie fort.
�Vielen Dank!� antwortete er. �Ist Dein Vater zu Haus?�
�Nein,� sagte sie. �Woher kommst Du?�
�Quer durch's ganze alte Norge, Sigrid. Ich komme von Frederikshall, wo ich in Garnison gestanden das letzte Jahr.�
�Bleibst Du hier, oder willst Du wieder fort?�
�Das soll Gott wissen,� antwortete er. �Vom Regiment bin ich entlassen, es war meine Zeit zwar noch nicht um, doch geschah es so auf meine Bitten; denn capituliren mocht' ich nicht, das wu�ten sie, und mein Oberst wollte mir wohl. Da nun mein Vater gestorben ist, der Mutter nach, wollte ich sehen, wie es mit mir geschehen soll; habe aber schon genug geh�rt von den Leuten, was traurig machen kann.�
�Ich mag Dir wohl nichts Besseres sagen k�nnen,� sprach Sigrid.
�Ich mu� es nehmen, wie es ist,� erwiederte er. �Aber sieh' hier, sieh'! Es kennt mich doch noch Einer.�
Der Seehund war zu ihm herangekrochen und stie� ihn mit seinem dicken Kopfe an. Da er seine Hand ihm hinstreckte und ihn streichelte, leckte das Thier seine Finger und lie� ein winselndes Knurren h�ren als Zeichen seiner Freude.
�So ist er noch am Leben, der arme gute Kerl!� rief Thorkel. �Als ich fort mu�te und ihn Dir schenkte, hast Du es freilich versprochen, ihn nicht zu versto�en. Aber ich glaubte es kaum.�
�Das war nicht recht,� sagte Sigrid. �Wir haben ihn Alle lieb, er geht nicht von uns. Auch thut er Niemandem ein Leid, wenn's nicht Einer ist, der B�ses im Sinne hat.�
Sie sah dabei schelmisch nach Clas hin, und der Soldat folgte ihren Blicken. Clas hielt den Stein noch in der Hand festgepackt und sah sauert�pfisch aus, ohne sich zu r�hren; da aber Thorkel ihm nun auch die Hand hinhielt und freundlich sprach: �La� die arme Creatur in Frieden, Clas. Du hast ihm sicher wohl einen Sto� gegeben, da� er Dich bei�en wollte!� lie� er den Stein fallen, kam n�her und sagte:
�Solche Beester geh�ren nicht in's Haus, doch sei Du willkommen, Thorkel, bist lange fortgewesen.�
�Viel zu lange, Clas. Komm' aber doch wohl noch zur rechten Zeit,� erwiederte Thorkel.
�Meinst, weil Dein Haus noch nicht verkauft ist?� fragte Clas.
�Ich mein's mancher Dinge wegen,� war die Antwort. �Jetzt erz�hlt mir doch, wie es hier gegangen. Es giebt Vieles, was ich von Dir h�ren m�chte, lieb' Sigrid.�
So sa�en sie alle Drei nun auf der Bank, und Thorkel erz�hlte ebensowohl von seinem Soldatenleben, wie er nach allen Leuten umher fragte. Clas gab ihm Bescheid, und Sigrid setzte ihre Arbeit fort und mischte sich lange Zeit wenig in das Gespr�ch der beiden M�nner. Es war von Dingen die Rede, welche Thorkel Ingolf nicht mit Freuden vernehmen mochte, aber Clas machte keine Umst�nde mit ihm. Ein norwegischer Bauer ist ein harter Mann. Gew�hnlich kurz von Worten, und man merkt nicht, was in seinem Innern vorgeht. Mag's ihn auch wie mit Messern schneiden, sein Gesicht verr�th es selten, und in Leidenschaft ger�th er nur, wenn's zum letzten kommt. So h�rte auch Thorkel ohne Zeichen einer Bewegung an, wie sein Vater hinf�llig geworden und rasch gestorben sei, und wie das kleine M�dchen, das er im Hause gehabt, ihn eines Morgens todt gefunden hatte.
�Ich hatt's nicht so nahe geglaubt,� sagte er vor sich niederblickend, �denn es war ein fester Mann.�
�Nun,� fuhr Clas fort, �sie sagen, er hat sich gegr�mt, das soll wohl sein.�
Sigrid sah auf. Thorkel sa� stumm und hielt seinen Kopf noch tiefer. Clas zuckte mit den Achseln.
�Da er todt war,� fuhr er fort, �kamen Lensmann und Voigt, es kamen aber auch Leute, die zu fordern hatten. Endlich wurde verkauft, was sich vorfand, es blieb aber doch noch Mancher unbefriedigt �brig.�
Wieder sah Sigrid auf, und wieder sah sie die Beiden. Clas schielte nach ihr hin und verzog seine Lippen.
�Es hatte Keiner gemeint, da� es so schlecht stand,� sagte er. �Aber da kam zuletzt auch der Herr Schiemann aus Molde und legte den Schuldschein vor �ber die zweihundert Thaler, f�r die ihm die Stelle verpf�ndet wurde. So kam der Landrichter und fa�te zu.�
Sigrid drehte sich rasch um. Thorkel's Gesicht hatte Farbe bekommen; es war, als ob seine Augen zitterten. Clas stie� sie leise an, es flog ein h�mischer Zug �ber seinen dicken Mund, doch Thorkel schien es nicht zu beachten. Er sah eine Minute lang hin�ber nach der H�tte am Torsfjord und fuhr dann mit seiner Hand �ber Stirn und Haar, da� sie eine Minute lang sein Gesicht bedeckte. Sein Haar war von sch�ner brauner Farbe, fein und weich, und sein Gesicht sah m�nnlich, fest und wohlgebildet aus, und als er hin�ber schaute, schien es dunkler und fester zu werden.
Darauf sagte er:
�Das ist Alles wahr, und zu �ndern ist Nichts. Morgen werde ich zu dem Herrn Schiemann nach Molde geben und mit ihm sprechen.�
�Du thust recht!� sagte Clas, �k�nntest es aber heut gleich noch n�her haben, wenn Du wolltest, k�nntest ihn beim Pastor finden.�
�Bei dem Herrn Bille?� antwortete Thorkel, und er sah nach dem Pfarrhofe hinauf, dessen Gartenseite er sehen konnte, denn der Garten stand auf einem Felslager, das steil wohl drei�ig Fu� tief abfiel, und indem er hinaufschaute, erblickte er hinter dem Gitter, das eine Brustwehr bildete, ein Frauenzimmer in hellem Kleide und neben ihr einen Herrn, der sie begleitete.
Da sein Blick an Beiden hangen blieb, lachte Clas auf.
�Nun,� rief er, �bleib' lieber, Du m�chtest ihn st�ren, er ist in guter Gesellschaft. Aber wie geht's denn dem Erik Meldal, dem schmucken Lieutenant? Kommt er nicht auch bald einmal nach Haus?�
�Das k�nnte wohl sein,� sprach Thorkel, noch immer hinaufschauend.
�Warst wohl mit ihm zusammen in Frederikshall, nicht wahr?� fuhr Clas fort.
�Sicherlich, ja,� sagte Thorkel.
�Und hast ihn dort gelassen?�
�So wird's sein, Clas.�
�Bringst keine Auftr�ge von ihm mit?�
�M�glich w�r's.�
�Oho,� lachte Clas, �der alte Horngreb soll Geld schicken. Nicht?�
�Geld kann jeder brauchen. Ich auch.�
�Glaub's Dir gerne,� sagte Clas �rgerlich, �Ihr habt aber Beide Nichts. Hast nicht auch im Pfarrhause eine Bestellung?�
�Wie geht's der Jungfrau Else droben?� fragte Thorkel, indem er sich an Sigrid wandte.
�Es geht ihr lustig!� rief Clas, ehe Sigrid antworten konnte, ��berall hei�t's, da� bald Hochzeit sein wird.�
�Mit dem Herrn Schiemann wohl gar?� fuhr der Soldat heraus.
�Mit wem sonst?� versetzte Clas.
�Glaubst Du es?� fragte Thorkel Sigrid.
�Nein,� erwiederte sie.
�Ich auch nicht,� lachte Thorkel, �ich glaub's so wenig, als wenn Clas schw�re, er wolle Dich nehmen.�
�O Du Donnerkerl!� rief Clas und lachte ebenfalls, indem er beide F�uste in seine Jackentasche steckte und seine Beine ausstreckte. �Warum wolltest Du es nicht glauben?�
�Warum? Weil der Seehund Dich gleich am ersten Tage zerrei�en und auffressen w�rde. Nimm Dich vor ihm in Acht, er bringt Ungl�ck �ber Dich!�
Und indem er dies sagte, strich er der Robbe �ber den glatten Kopf, und es war, als ob das Thier ihn verstand; denn es sperrte seinen Rachen auf und zeigte dem Clas sein wei�es Gebi� mit einer solchen Angriffsmiene, da� der Bedrohte nochmals hastig von der Bank aufsprang. Sigrid schlug vor Vergn�gen in ihre H�nde, und Thorkel war nicht weniger belustigt; Clas aber gerieth in Wuth �ber den Spott und �ber das nichtsw�rdige Vieh, dem er schlimme Titel zuschrie. Noch ehe er jedoch auch den damit bedenken konnte, der die meiste Schuld daran hatte, trat Einer hinzu, der allen weiteren Zank verhinderte.
Sigrid's Vater kam nach Hause und f�hrte seinen Sohn Anders an der Hand. Er war ein untersetzter Mann von dem knochenstarken Bau der norwegischen K�stenleute. Harte Gesichtsz�ge und m�chtige Kopfmuskeln, kalte Augen voll Bed�chtigkeit und eine unbewegliche Ruhe beim Sprechen sowohl, wie in Allem, was er that, lie�en sich gleich an ihm erkennen. Als er auf Clas zuschritt, wurde dieser still, dann drehte er den Kopf nach der Bank, und das Lachen hatte ein Ende.
Thorkel sprang auf.
�Gottes Friede in Dein Haus, Gullik Hansen,� sagte er, �ich habe Dich lange nicht gesehen.�
Gullik Hansen �nderte seine ernsthafte Miene nicht, nahm aber doch die Hand an, die der Soldat ihm bot, und sagte nur:
�Ich auch nicht, Thorkel.�
�Es geht Alles gut bei Dir?� fuhr Thorkel fort.
�Mag's auch bei Dir so sein!� antwortete Gullik.
�Ja, bei mir, bei mir!� rief der junge Mann. �Es ist Manches geschehen, das nicht gut ist.�
�Mach's besser,� sagte Gullik und drehte sich um, indem er Sigrid ansah. �Bist Du fertig mit dem Netze?� fragte er.
�Ja, Vater.�
�Gut, ich kann's morgen brauchen. Es kommt Hering von Trondhjem herunter. Wei�t Du es, Clas?�
�Ja, ja!� antwortete Clas, �ich kam, um mit Dir zu sprechen. Herr Schiemann hat mir Auftrag gegeben. Er nimmt Alles, was Du f�ngst.�
�Und Du, mein kleiner Anders,� rief Thorkel den Knaben an, der sich �ber den Seehund geworfen hatte, der ihn mit gro�er Z�rtlichkeit empfing. �Kennst Du mich denn auch noch?�
Das Kind hob den Kopf zu ihm auf. Es sah kr�nklich aus.
�Es ist ja Thorkel Ingolf, Anders,� sagte Sigrid.
Da wurde der Knabe freundlich.
�Sei Du willkommen,� sagte er. �Sigrid hat oft von Dir gesprochen. Du hast uns den Hund geschenkt.�
�Und Du hast ihn lieb, Anders?�
�Ja, und ich habe Dich auch lieb.�
Thorkel hatte den kleinen Anders auf seinen Arm genommen und ihn dann auf sein Knie gesetzt. Clas hatte Gullik zur Seite gef�hrt und sprach mit ihm heimlich. Thorkel aber sprach mit dem Knaben und mit Sigrid, freundlich plaudernd, fragend und Antwort gebend �ber allerlei Dinge, die des Kindes Neugier reizten.
�Willst Du denn nun wieder bei uns wohnen?� fragte Anders.
�Ich denke, ja,� antwortete Thorkel.
�In Deinem Hause dort dr�ben?�
�Ei freilich, lieber Anders.�
�Da ist es sch�n,� sagte das Kind leise. �Ich war neulich einmal mit Sigrid dort, doch Dein Haus war verschlossen, und an der Th�r hing ein Siegel. Sigrid sagte, der Landrichter h�tte es vorlegen lassen. Du k�mst wohl nimmer wieder.�
�Nun bin ich doch wieder da,� fiel Thorkel ein, �und das Siegel schneiden wir ab.�
�Dann kommen wir und besuchen Dich, Sigrid und ich, und bleiben bei Dir.�
�Ja, ja, komm' Du nur. Habt Ihr denn zuweilen an mich gedacht, Du und Sigrid?�
�Ei wohl,� sagte Anders. �Sigrid hat mir von Dir erz�hlt, wie keiner so schnell sei wie Du und so stark am ganzen Fjord.�
�Das lohn' Dir Gott, Sigrid!� sagte Thorkel, aber er sagte es halblaut und sah nach ihr hin. Sigrid sagte Nichts darauf, sie legte das Netz zusammen.
�Nun willst Du wohl den Hund wieder haben?� fragte Anders.
�Nein, nein!� antwortete Thorkel, �der ist Dein, und Du sollst ihn behalten. Das wird uns Allen Gl�ck bringen.�
�Du bist lieb,� sagte der Knabe. �Ich will auch immer an Dich denken, so oft ich den Hund sehe.�
Eben kamen die beiden M�nner zur�ck, und es dunkelte auf dem Fjord. Die Nebel stiegen auf, der letzte falbe Schimmer verschwand von den hohen Romsdalsfjellen.
�Geh' hinein, Sigrid, sieh' nach dem Feuer und mach' Dich an den Tisch,� sagte Gullik. �Du geh' mit ihr, Anders. Abendluft taugt Dir Nichts!�
�Komm' mit uns in's Haus,� sagte das Kind zu seinem Freunde.
Doch Thorkel antwortete:
�Geh' nur voran,� und als Anders zur Th�r hinein war, wandte er sich an Fischer. �Ist es Dir gelegen,� fragte er, �wenn ich diese Nacht bei Dir bleibe?�
Es vergingen einige Augenblicke, w�hrend Gullik gerade aus sah und schwieg. Darauf antwortete er:
�Es geht nicht an.�
Wieder eine Minute, dann sprach Thorkel:
�Nimm's nicht �bel, ich fragte, weil mein Vater Dein Freund gewesen.�
Nach einem Weilchen sprach Gullik:
�Weil er mein Freund war, darum will ich Dich nicht.�
Thorkel stand auf und sah umher, es war beinahe finster geworden.
�Wohl,� sagte er, �die Nacht ist da, so mu� ich fort. Mag es Dich nie gereuen.�
Er ging, es sagte Keiner Etwas, aber Clas lachte heimlich. Bei Nacht den Bittenden von seiner Schwelle weisen, war ein schwerer Schimpf, ein Urtheil der Verachtung �ber Thorkel ausgesprochen, dem viele M�nner sich anschlie�en, das aber andere auch wohl tadeln mochten. Da Jener einige Schritte gegangen war, schien Reue �ber Gullik zu kommen. Er rief ihm nach, und Thorkel stand still.
�Kannst das Abendbrod mit uns theilen,� sagte er.
�Behalte Deine Speise,� antwortete Thorkel rauh und laut, �ich mag sie nicht.�
Damit verschwand er schnell in der Finsterni�, und Gullik Hansen stand schweigend, bis Clas ihm den Arm dr�ckte.
�So ein Lump will noch trotzen,� sagte er. �Das hast Du wacker gemacht, Gullik, alle guten Leute werden Dir Recht geben und ihm den R�cken kehren, sowie er an ihre Th�re klopft.�
Der Fischer sprach nicht mehr dar�ber.
�Komm' herein und la� uns essen,� sagte er. �Morgen fr�h gehe ich mit zwei Booten hinaus nach Ager�esund, denk' 's soll guten Fang geben.�
Am n�chsten Tage fuhr Thorkel nach Molde hin�ber, um mit dem Herrn Schiemann �ber seine Angelegenheit zu sprechen. Der Kaufmann wohnte in einem der besten H�user, das er sich neu gebaut und stattlich eingerichtet hatte. Die braune Th�r trug einen blanken Griff von Messing und ein blitzendes Schild von demselben Metall, auf welchem der Name des Eigenth�mers stand. Die Vorflur war mit Matten belegt, gro�e Fl�gelth�ren f�hrten nach beiden Seiten; aus einer derselben trat eben Clas Gorud, seinen Hut in der Hand. Da er Thorkel kommen sah, that er freundlich und nickte ihm zu.
�Du kommst eben zur rechten Zeit,� sagte er, �Herr Schiemann sitzt drinnen bei seinem Fr�hst�ck, kannst gleich mit ihm verhandeln.�
Thorkel gab darauf keine Antwort, sondern ging auf die Th�r zu, klopfte an und ging hinein. Clas blieb stehen, sah ihm h�misch nach und horchte. Auf dem Sopha sa� ein d�rrer Herr mit langem Gesicht und starken Backenknochen, unter denen die Backen tief einfielen. Er hatte r�thliches, d�nnes Haar und einen r�thlichen Backenbart, scharfe graue Augen und ein strenges Ansehen, das von der lang vorstehenden Nase vermehrt wurde.
Als Thorkel die Th�r �ffnete und guten Morgen w�nschte, drehte er den Kopf hin, dankte nicht darauf, sondern fragte:
�Was willst Du?�
�Ich m�chte ein Wort mit Dir sprechen, Herr Schiemann,� antwortete Thorkel.
Der Kaufmann stemmte den Arm auf den Tisch, in der Hand hielt er ein Messer. Vor ihm stand eine Karaffe mit Portwein und ein halb gef�lltes Glas, ein leeres nicht weit davon. Dabei Teller mit Fleisch und Lachs, sammt Butter und Wei�brod. Herr Schiemann nahm ein St�ck davon, auch Fleisch dazu, und indem er darauf hin sah, fuhr er fort:
�Hast Du nicht gesehen, da� an der anderen Th�r ›Comptoir‹ steht? Wer mich sprechen will, mu� dahin geben. Oder kannst Du nicht lesen?�
�Lesen und schreiben, Herr Schiemann,� sagte Thorkel. �Nimm es nicht �bel. Clas Gorud sagte mir, ich m�chte hier hineingeben.�
Der Kaufmann fuhr fort zu essen und trank dazu. Thorkel stand geduldig und wartete.
�Ich habe schon geh�rt, da� Du wieder hier bist,� begann er. �Warum kommst Du zu mir?�
�Lieber Herr,� sagte Thorkel, �ich mu� wohl. Du hast die Stelle am Torsfjord vom Landrichter beschlagen lassen, so wei� ich nicht, wohin ich soll.�
�Das mag wohl sein,� versetzte Schiemann, �aber meine Sache ist es nicht. Gestern hat Dich Gullik Hansen von seiner Th�r gewiesen, so wird es Dir bei Anderen auch gehen.�
�Ich hoffe es nicht von Dir, Herr,� antwortete Thorkel.
�Von mir?� fragte Schiemann, das Glas in der Hand. Und nachdem er es ausgetrunken, sprach er weiter: �Ich habe die Stelle als Pfand f�r die zweihundert Thaler verschrieben bekommen. Dein Vater war ein ehrlicher Mann, dem habe ich sie geborgt. Dir hat er das Geld geborgt, kannst Du es wiedergeben?�
�Ja, Herr, ich will's wiedergeben.�
�Wann?� fragte Schiemann. �Wie?�
Thorkel schwieg.
�Es kann vielleicht bald geschehen, vielleicht auch nicht,� antwortete er nach einigem Besinnen.
�Ja so!� sagte der Kaufmann, �Du wei�t es nicht. Was hast Du damit gethan? Wo ist es geblieben? Hast es vergeudet?�
�Gleichviel, Herr,� sprach Thorkel, �fort ist es, ich habe nicht einen Thaler mehr davon. Aber ich bin ja jung und verstehe meine Sache. Gieb mir Geduld, ich will f�r Dich arbeiten. Es kommt jetzt eben die Zeit f�r den Hering und den Segfisch. Ich will nur das Nothd�rftigste haben, alles Andere sollst Du abschreiben.�
Herr Schiemann schnitt sich ein neues St�ck Braten ab und sagte dabei vollkommen gleichg�ltig:
�Ich kann Dich nicht brauchen, sieh' zu, wer Dich nimmt.�
Thorkel blieb noch einige Augenblicke stehen, dann sprach er:
�So vergieb, Herr, da� ich anfragte, und Gott's Gru�!�
Als er die Hand schon auf dem gro�en Th�rgriff hatte, rief Herr Schiemann:
�Komm' einmal her, Thorkel Ingolf.�
Thorkel kehrte um und trat an den Tisch. Der Kaufmann sah ihn mit den grauen scharfen Augenbrauen an, als wollte er ihn durchsehen.
�Wenn ich Dir keine Arbeit gebe,� sagte er, �wird es kein Anderer thun.�
�Das mag wohl sein,� antwortete Thorkel.
�Da Gullik Nichts mit Dir zu schaffen haben will, folgen ihm alle besseren Leute, und die armen oder schlechten k�nnen Dich nicht brauchen.�
�Ich mag sie auch nicht,� sagte Thorkel.
�Dann werden Lensmann und Voigt bald hinter Dir her sein,� fuhr der Kaufmann fort, �und werden Dich in's Loch stecken, wenn Du Dich umhertreibst oder bettelst.�
Thorkel's Augen wurden gr��er.
�Das wird nicht geschehen, Herr.�
Schiemann schwieg und musterte ihn.
�Wo warst Du denn heut Nacht?� fragte er.
�In einer von den alten Kirchenh�tten, an der mein Vater auch einen Theil hatte,� sagte Thorkel.
�Hast wohl auch heute noch Nichts genossen?�
�Viel war's nicht,� lautete die Antwort.
�Da, i�,� sagte der reiche Mann und schob ihm den Teller mit dem Brod und dem Rest vom Fleische hin. Dann nahm er die Krystallflasche und schenkte das leere Glas voll Wein. –
�Du dauerst mich, fuhr er dabei fort, �warst sonst ein anstelliger Kerl, den gute Leute gern sahen. Was soll nun aus Dir werden?�
Thorkel hatte sich Brod und Fleisch genommen und war damit besch�ftigt.
�Ich bin's noch, Herr,� sagte er.
�Aber es glaubt's Niemand mehr von Dir. Du giltst nun als ein leichtsinniger, s�ndhafter Bursche, der seinen Vater unter die Erde brachte.�
Hier hielt er inne, denn Thorkel's Augen funkelten ihn an, als w�re Feuer darin.
�Willst Du mir sagen, wozu Du das viele Geld gebraucht hast?�, fragte Schiemann.
�Nein, Herr. Es w�re eine lange Geschichte und h�lfe doch zu Nichts.�
Schiemann stand auf und blieb vor ihm stehen, indem er ihn betrachtete.
�Du bist in schlechten H�nden gewesen,� sagte er, �ich will sehen, was ich thun kann; aber Du mu�t erst beweisen, ob Du es verdienst.�
Er that nun eine Reihe Fragen an Thorkel �ber dessen Soldatenleben und kam endlich dabei auch auf den Lieutenant Erik Meldal, �ber den er ihn genau ausfragte und Allerlei erfuhr, das ihm wohl zu behagen schien.
Der junge Officier war schon seit einiger Zeit nicht mehr in der Garnison, sondern hatte Urlaub genommen und war fortgereist, wohin, wu�te Thorkel nicht zu sagen. Aber nach Allem, was er erz�hlte und was ihm abgefragt wurde, hatte der Lieutenant locker gelebt und betr�chtliche Schulden gemacht; auch brachte Schiemann heraus, da� Erik Meldal darum gewu�t, da� Thorkel seinem Vater das Geld abgepre�t, und zuletzt kam noch Etwas zum Vorschein. –
Herr Schiemann fragte, ob der Lieutenant nicht auch Liebschaften angefangen, und Thorkel meinte, daran h�tte es ihm wohl nicht gefehlt, denn er sei der schmuckste unter allen Officieren, und da sei ein alter reicher Proprietair Grundbesitzer. gewesen, aus Mo� am Christiansfjord, dessen Tochter h�tte er bekommen k�nnen, wenn er so gewollt.
Herr Schiemann legte ihm feine Hand auf die Schulter und lachte.
�So ist er am Ende wohl dem Proprietair und seiner Tochter nachgereist?� sagte er.
�Es mag wohl so sein,� versetzte Thorkel.
�Ja, ja,� rief Schiemann und nickte ihm zu. �Das ist gewi� so, und h�re, Thorkel komm' her und trink noch ein Glas. Dann geh in mein Magazin und suche Dir da einen Anzug aus, wie er Dir pa�t. Einen solchen hast Du n�thig, wenn die Leute Dich mit besseren Augen ansehen sollen. Ich werde ihn Dir auf Credit geben, Du siehst also, da� ich Dir beistehen will. Dann komm' wieder zu mir, ich schreibe inzwischen einen Brief an den Pastor Bille, damit er Dir seinen Rath ertheilt und Dich in seinen Schutz nimmt. Jetzt geh' und mach', da� Du fertig wirst.�
W�hrend er sprach, hatte er schon an einer Klingelschnure gezogen, und es erschien ein Buchhalter, dem er seine Befehle gab, und welchem Thorkel nachfolgte. Jeder nordische Kaufmann hat ein Magazin voll Waaren der allerverschiedensten Art, Kleider und Ger�the; vom Hemdenknopf bis zum Pelzrock, und von der N�hnadel und dem Angelhaken bis zur Axt und zum Webestuhl. Es dauerte gar nicht lange, so war Thorkel in einen neuen Menschen verwandelt. In Knopfjacke und Glanzhut, mit einem breiten rothbraunen Tuch um den Hals trat er wieder herein, und als er vor dem Herrn Schiemann stand, sagte dieser:
�Jetzt wird Dich Mancher schon besser betrachten; benimmst Du Dich klug, so wird's darnach auch weiter gehen. Hier hast Du den Brief. Sage dem Herrn J�ns Bille Alles, was Dich bei ihm empfehlen kann. Auf den Kopf gefallen bist Du nicht, wei�t selbst zu beurtheilen, was davon abh�ngt, da� er nicht denkt, Du h�ttest noch immer leichtsinnige Streiche im Kopfe, Soldatenkniffe und den liederlichen Erik Meldal. Da� er Schuld daran hat, wenn Du schlecht wurdest, ist gewi�. Hat er nicht darum gewu�t, da� Du das Geld von Deinem Vater nahmst?�
�Gewu�t hat er es,� sagte Thorkel.
�So verhehle dem Pastor Nichts, und dann komm morgen wieder zu mir. Benimmst Du Dich so, da� man Dir vertrauen kann, so sollst Du Arbeit haben, und wegen der Stelle sprechen wir weiter. Jetzt geh.�
Thorkel setzte sich in den kleinen Nachen, den auf sein Bitten ein alter Bekannter ihm geliehen, und fuhr �ber den Fjord zur�ck. Es war ein ziemlich windiger Tag, das Wasser ging unruhig und hoch, aber er regierte den Nachen mit Kraft, als wollte er sein altes Ansehen behaupten, da� er der beste Schiffer sei, und er sah wohl auch, wie Clas am Ufer stand mit mehreren Anderen, die mit ihm meinten, da� Thorkel umkehren m��te, weil er es gegen Wind und Fluthwelle nicht schaffen k�nnte. Aber der Nachen schnitt in gerader Linie �ber den Fjord auf Vesnies-Kirche los, und er landete Gullik's Hausstelle zur Seite an den Steinen.
Darauf stieg Thorkel hinauf, und als er an dem Hause vorbeiging und an der Bank, wo er gestern gesessen, blieb er einen Augenblick stehen. Die Bank war leer, z�gernd ging er weiter. Dann sah er sich noch einmal um, da stand Sigrid auf der Th�rschwelle.
�Guten Tag, Sigrid!� sagte er.
�Habe Dank, Thorkel,� antwortete sie, hielt aber ihre H�nde unter der Sch�rze.
�Lachst Du?� fragte er und kam n�her.
�Warum nicht?� antwortete sie und sah lachend auf seinen neuen Anzug.
�Herr Schiemann hat ihn mir geborgt,� fuhr er fort.
�Ei ja,� sagte sie, �er wird Dich brauchen k�nnen.�
Da lachte Thorkel auf.
�Das ist richtig, Sigrid. Hier ist ein Brief an den Pastor. Sie meinen es Beide gut mit mir.�
�Wahr' Dich aber doch, Thorkel,� sagte Sigrid.
�Wovor?�
�Vor Unrecht.�
�Nu, nu!� sagte er, �traust Du mir Unrecht zu?�
Sie sch�ttelte den Kopf, und ihre blauen Augen gl�nzten dabei, als schiene die Sonne hinein.
�Gieb Deine Hand her, Sigrid!� rief er freudig.
�Nein, nein!� versetzte sie, �Vater hat es mir verboten, auch soll ich nicht mit Dir sprechen, es sei denn, da� es nicht anders geht.�
�Und es geht eben nicht anders,� lachte er.
�Weil Jungfrau Else hier bei mir war, es ist kaum eine Stunde vergangen,� fuhr Sigrid fort, �und ich mu�te ihr geloben, da� ich Dir sagen wollte, sobald ich Dich s�he, sie m��te mit Dir sprechen und wollte heut Abend, wenn das Essen vorbei und es finster geworden, im Garten sein, gleich hier an der Ecke am Felsen.�
�Und was giebt's Wichtiges weiter, Sigrid?� fragte Thorkel, �Du hast mich also erwartet?�
�Freilich hab' ich's,� versetzte sie. �Vater ist mit beiden Booten hinaus auf den Ager�esund, da stand ich am Fenster und sah Dich kommen. Nun aber sollst Du thun, was ich haben will, und sollst es mir schw�ren.�
�Das will ich, Sigrid,� sagte er.
�Dann sollst Du Dich ruhig halten, Thorkel, dem Clas aus dem Wege geben, der ist falsch, und meinen Vater darfst Du nicht noch mehr erz�rnen, mu�t suchen, da� er wieder sagt: Bist mir willkommen!�
�Wie soll ich das anfangen, lieb' Sigrid?�
�Gott wei� es! aber den Gerechten hilft er. Und nun, Thorkel, h�r' an. Du bist ein stolzer Mann, dennoch sollst Du nicht widerstreben. Was ich Dir gebe, das nimm und hilf Dir und mir damit, wenn Du es kannst. Ehrlich ist es mein; nun geh' hin zu dem Pastor und mach's recht.�
Sie dr�ckte ihm Etwas in die Hand, da� in ein Papier eingeh�llt, und ging rasch in's Haus und machte die Th�r zu. Da er den Umschlag abnahm, sah er ein braunes T�schchen, und als er es �ffnete, lagen drei Banknoten darin, eine jede von zehn Thalern. Er hielt sie vor sich und sah darauf hin; dann kam's ihm hell in die Augen, und pl�tzlich rief er laut:
�Gott's Dank, Sigrid, Gott's Dank! Ich nehm's gern an von Dir und will's Dir lohnen mein Leben lang.�
So steckte er das T�schchen ein und ging hinauf zum Pfarrhofe. Das war ein sch�nes neues Haus, ger�umig und mit gro�en Fenstern, wie die H�user in der Stadt. Die Stuben mit Tapeten beklebt, die Th�ren wei� gestrichen, die M�bel und Ger�the, wie sie Herren von Rang und Reichthum besitzen. Der Pfarrer von Vesnies hatte aber auch ein sch�nes Einkommen, man meinte, die Stelle bringe mehr als zweitausend Thaler j�hrlich, und �berdies hatte Herr J�ns Bille eigenes Geld und eine Frau geheirathet, die ihm auch nicht wenig zugebracht. Jungfrau Else war sein einzig Kind im Hause, seinen Sohn hatte er auf der hohen Schule in Christiania. Die Beiden mu�ten einmal Alles erben, doch damit hatte es wohl noch Zeit, denn Herr Bille war noch gar nicht alt, kaum f�nfzig, ein kr�ftiger, stattlicher Mann, der sich seines Lebens freute und gern eben sowohl vornehme G�ste in seinem Hause sah, wie nach Molde hin�ber fuhr und sonst umher zu den vornehmen Kaufleuten und Landherren.
Fr�her fuhr er auch h�ufig nach der Insel Otter�e auf das Gut des alten Obersten Meldal zu Gaste und blieb dort vielmals l�nger als einen Tag. Die Freundschaft war so gro�, da� die Leute meinten, es w�rde auch Verwandtschaft daraus werden, wenn des Obersten Sohn Erik die Jungfrau Else Bille heimf�hre. Da aber der alte Herr Oberst gestorben war, und es sich zeigte, wie seine Verm�gensverh�ltnisse zerr�ttet, schien Herr Bille dies besser zu �berlegen. Es entstanden Zwistigkeiten mit dem jungen Erben, Erik Meldal wurde im Pfarrhause kalt angesehen, und statt, wie es Anfangs gehei�en, seinen Abschied zu nehmen und in Meldalsgaard die Wirthschaft zu f�hren, ging er pl�tzlich zu dem J�gerregiment zur�ck und �berlie� es seinem alten getreuen Verwalter, die andr�ngenden Gl�ubiger zu beschwichtigen.
Dar�ber war nun Jahr und Tag vergangen, aber seit dieser Zeit hatte die Freundschaft des Pfarrers mit dem Herrn Schiemann in Molde zugenommen. Was er an dem Obersten verloren hatte, ersetzte ihm der Kaufmann bald und besser. Herr Schiemann war ein kluger und reicher Mann, geachtet �berall und mit den ersten Familien in Freundschaft. Er war Wittwer, kaum vierzig Jahre alt, hatte keine Kinder. Es gab kein M�dchen, das Nein gesagt h�tte, wenn er anklopfen mochte, und da� der hochw�rdige J�ns Bille zufrieden mit seinen Besuchen war, konnte der Handelsherr gewi� nicht verkennen.
W�re Jungfrau Else ebenso vergn�gt ihm entgegengelaufen, wie ihr Vater mit ausgestreckten H�nden, so h�tte die Rechnung l�ngst ihren Strich bekommen. Aber Else war so kalt und schwer, wie ein Lachs, wenn er aus dem Wasser gezogen werden soll, so ernsthaft, da� sie �ber keinen Spa� lachen mochte, und �berhaupt so zur�ckhaltend, da� alles M�hen um ihren Beifall vergebens blieb. Je mehr die Freundschaft ihres Vaters f�r den reichen Freier wuchs, um so stummer wurde die Tochter, und obwohl J�ns Bille bisher dazu geschwiegen, war er doch �ber dieses Benehmen sichtlich aufgebracht, suchte es aber als kluger und w�rdiger Mann mit Milde und guten empfehlenden Worten zu vermitteln.
Eben heute, ehe Thorkel in seinem Hause anlangte, hatte er dies auch gethan, denn Else hatte ihm gestern Gelegenheit zum st�rksten Mi�fallen gegeben. Herr Schiemann war �beraus artig und zuvorkommend gewesen, aber sie hatte seine H�flichkeiten weniger als je erwiedert, hatte wie abwesenden Geistes stumm und zerstreut gesessen, und zuletzt war sie verschwunden und lie� sich nicht wieder blicken, gerade da Schiemann erz�hlte, da� Meldal's Gut unter den Hammer kommen w�rde, denn die Gl�ubiger dr�ngen darauf, und da� er es kaufen werde.
Von dem Gespr�che mit seiner Tochter hatte der Pfarrer noch ein erhitztes, �rgerliches Gesicht, denn seine Vorstellungen fielen nicht auf guten Boden. Es war eine Scene entstanden, die er abgebrochen hatte, als Else zu weinen anfing, aber seine lebten Worte waren gewesen:
�Du wirst vern�nftig handeln und mich nicht zwingen, scharf gegen Dich zu sein. Einem Bettler und leichtsinnigen Menschen kannst Du nicht l�nger anh�ngen wollen. Du hast geh�rt, da� Meldal verkauft wird, es bleibt ihm also gar Nichts. Hierher kommt er auch gewi� nicht wieder; willst Du etwa mit ihm in die Garnison ziehen? Dazu bist Du zu gut und ich auch. Nimm also Dein Einsehen zusammen und beweise es gegen Schiemann, da� er einer N�rrin nicht den R�cken kehrt, und andere Leute auch, und ich – ich!�
Er schlug sich mit Heftigkeit mit der flachen Hand auf die Brust, und da Else mit dem Tuch vor ihren Augen sich entfernte, ging er mit gro�en Schritten im Zimmer umher und ging noch, als Thorkel die Th�r aufmachte. Da ihn der Pastor sah, rollten seine Augen. Er suchte Einen, an dem er seinen Zorn auslassen konnte. Jetzt schickte ihm der Himmel ein Opfer. Er hob seinen Kopf zum Strafgericht empor und blickte den S�nder durchbohrend an.
�Haha!� rief er, �da bist Du ja! Es ist doch Thorkel Ingolf, den ich vor mir habe?�
�Ja, Herr Pastor, der ist es,� antwortete Thorkel unerschrocken.
�Und Du gr�ulicher Mensch wagst es, Dich hier blicken zu lassen?� fuhr Herr Bille mit m�chtiger Stimme auf. �Kommst Du hierher zur�ck, damit alle rechtschaffenen Menschen mit Fingern auf Dich weisen und Dir Schimpf nachrufen?�
�Wohin soll ich, Herr?� versetzte Thorkel. �Schilt mich nicht zu sehr.�
�Es w�re Dir besser, Du gingst bis an's �u�erste Ende der Welt, ungerathener Sohn,� rief der Pastor, �dahin, wo Dich Niemand kennt.�
Und noch lauter schreiend, denn er hatte Grund dazu, fuhr er fort:
�Dich wird Gott finden und z�chtigen, wie er die ungehorsamen, an der Seele verdorbenen Kinder niederwirft unter seine Gerichte, die ihres Vaters Fluch auf sich geladen haben.�
�H�re auf, Pastor,� sagte Thorkel ruhig, �Du sprichst nicht so, wie Du sprechen sollst. Mein Vater hat mich gesegnet noch in seiner letzten Stunde und geseufzt, da� ich nicht bei ihm war. Was ich gethan habe, ist geschehen, war's S�nde, mu� ich sie tragen. Doch von dem Allen ist hier nicht die Rede. Ich komme zu Dir, um Dir einen Brief zu bringen, den Herr Schiemann in Molde mir mitgegeben hat. Hier hast Du ihn!�
Dabei zog er den Brief aus der Tasche und reichte ihn dem Geistlichen hin, auf dessen ger�thetem Gesicht sich eine Donnerwolke lagerte, die wie vor einer Fr�hlingsw�rme verging. Sein aufgehobener Arm, mit welchem er diesen frechen Kerl aus seinem Hause weisen wollte, sank nieder, schweigend nahm er das Schreiben und las es, und w�hrend dies geschah, wurden seine Mienen ruhiger und milder. Darauf sah er �ber den Rand des Blattes Thorkel an, und wieder hinein und wieder auf, bis er endlich begann:
�Du willst also umkehren von den falschen Wegen und ein ehrbarer Bauersmann werden?�
�Ja, Herr, ich will Bauer sein bis an mein Ende,� antwortete Thorkel.
�Herr Schiemann sagt hier, da� Du ihm Vieles mitgetheilt hast �ber die Art, wie Du in's Verderben gerathen, und da� Erik Meldal um Alles gewu�t hat, was Du getrieben.�
�Das hat er, Herr Pastor, und war mit mir in solcher Freundschaft, da� mir auch nichts verborgen blieb, was er that.�
�So!� rief Herr Bille, und sein Gesicht wurde freundlich. �Du wei�t also, was er getrieben, und jetzt, so steht hier, ist er fort, einem M�dchen nach?�
�Ja, meiner Seele!� sagte Thorkel lachend, �er ist Einer hinterher, mit der er es vorhat.�
�Mein Sohn,� sprach der Pastor w�rdevoll und ihn scharf ansehend, �kann man Dir auch vertrauen, da� Du die volle Wahrheit sprichst?�
�Ei ja!� versetzte Thorkel, �ich mag mich nimmer zum L�gen gebrauchen lassen, darauf verla� Dich, Herr. Und damit Du siehst, da� ich thue, wie ich sage, so will ich Dir eine Sache anvertrauen, die sicher ist.�
Er trat ihm n�her und sprach leise:
�Es hat mir Jemand Nachricht gebracht, da� ich heut Abend in Deinen Garten kommen m�chte, da wollte Deine Tochter mit mir reden.�
�Else?� fragte J�ns Bille erstaunt und erschrocken.
�Wenn Du es nicht willst, werde ich nicht hingehen,� antwortete Thorkel.
Der Pfarrer schwieg einige Minuten, aber er wurde immer freundlicher dabei, und endlich sah er sehr zufrieden aus und lachte.
�Nein, lieber Thorkel,� sagte er, �ich sehe nun, da� Du treu bist, und darum sollst Du hingehen und sollst die volle Wahrheit sagen. Willst Du das thun?�
�Ja, Herr,� sprach Thorkel.
�Du mu�t ihr Nichts verschweigen,� fuhr Herr Bille fort. �Alles, was sie Dich fragt, sollst Du beantworten, und was Du wei�t, ihr nicht verheimlichen. Und h�re, Mann: Du sollst mir das nicht umsonst thun. Ich will Dir helfen vor aller Welt, Niemand soll Dir B�ses nachreden. Ich sowohl wie Herr Schiemann, wir werden f�r Dich sorgen, da� Du zufrieden sein wirst.�
Nach einer halben Stunde kam Thorkel aus dem Pfarrhause, und der Pfarrer ging mit ihm bis an die Th�re und sagte da laut:
�Komm bald wieder, Thorkel Ingolf!�
Als es Abend geworden, leuchtete das Feuer vom Herde Gullik Hansen's. Beim hellen Flammenschein sa� er davor und blickte finster hinein, denn er hatte keinen guten Tag gehabt. Mit seinen beiden Booten war er au�en an dem Ager�esund gewesen, hatte aber fast Nichts gefangen. Lag's an dem scharfen Winde oder an der Str�mung, er dachte dar�ber nach; doch Andere, die nicht weit davon hielten, machten guten Fang.
Ein Fischer h�ngt wie ein J�ger vom guten Gl�ck und vom Zufall ab, oder vom b�sen Nix, dem Neck und den Meerfrauen, die den Fisch von des Einen Netz fortjagen und in die Fallen ihrer G�nstlinge f�hren. Es kann aber auch Hexerei dabei vorkommen. Wer sich darauf versteht, auf Bannspr�che und Verw�nschungen, der kann machen, da� Ungl�ck seinen Feind verfolgt, da� seine Thiere sterben und verderben, seine B�ume und Saaten verdorren, seine Kugel nicht t�dtet, ob er das Wild auch mitten durch sch�sse, und da� in seine Netze kein Fisch geht.
Ein Volk, das einsam lebt und wohnt in wilden Gebirgen und an wilden K�sten, Jahr um Jahr im Kampfe mit der Natur und deren Schrecken, mit St�rmen und Nebeln, dabei von alten Zeiten her mit Wundern und Sagen reich versorgt, das l��t so leicht nicht los vom Glauben an gute und b�se �bernat�rliche Wesen und Kr�fte. Gullik Hansen war ein Mann, dem es nicht an Verstand fehlte, doch in Nacht und Nebel hatte er Manches gesehen und Manches geh�rt, das nicht von Menschen kam, auch Manchen gekannt, dem Neck und Hexerei arg mitgespielt.
Als er m�rrisch in sein Haus trat, fand er aber noch eine andere Sorge. Sein Sohn Anders lag krank im Bette voll Fiebergluth und Mattigkeit, es war ihm zur Mittagszeit pl�tzlich angetreten, Sigrid hatte ihn niederlegen m�ssen, sie sa� bei ihm in der Kammer.
Vor dem Fischer aber, auf dem Klotz am Herde, sa� daf�r ein altes Weib, das h��lich aussah. Sie hatte nackte F��e in den Schuhen, trug einen weiten rothen Rock und eine braune Jacke. Ihre Nase war aufgest�lpt, wie Clas Gorud's Nase, ihre Lippen dick, wie seine Lippen, und ihre Augen flogen beweglich umher, wie seine Augen.
Es war seine Mutter Grete, der ihr Sohn so �hnlich sah, und es war eine starkknochige feste Frau, vor der die Leute umher meist mehr Furcht als Zuneigung empfanden, denn sie galt als falsch und b�se, aber auch als klug und erfahren in vielen Dingen. Wenn Einer krank war, ging er zu ihr und holte sich Rath. Sie konnte die Rose und das Blut besprechen, konnte Warzen fortschaffen und konnte Gliederschmerzen heilen. Sie machte auch Salben gegen Frost und Wunden und kochte Tr�nke gegen alle Krankheiten, aber das Beste that doch ihr Pusten und Streichen, und was sie heimlich dabei murmelte und Kreuze machte.
Es war also eine weise Frau, die h�ufig in die Bauerh�fe geholt wurde, aber sie wu�te auch sonst noch von vielen verborgenen Dingen, sagte manchem M�dchen ihr Schicksal voraus, was ihr bestimmt sei und was nicht, was geschehen m�sse, wenn W�nsche sich erf�llen sollten, und was Jeder thun solle, wenn er Schaden oder Ungl�ck von sich abwenden wollte.
Da� die kluge Grete ihrem Sohn Clas zumeist Gl�ck zu schaffen suchte, und da� Sigrid ihr wohl gefiel, konnte ihr Niemand verdenken. Sie war einverstanden, da� Clas diese f�r sich ausgesucht, auch wu�te sie, was entgegen lag und fortgeschafft werden mu�te. Als sie heute gekommen, war es ihre Absicht, Gullik Hansen weiter in den rechten Weg zu bringen, und leid that es ihr nicht, da� �ble Dinge ihn betroffen.
Da� sie kam, war aber auch dem Fischer lieb. Sie konnte nach dem Knaben sehen und Rath geben, that dies auch, strich ihm Kopf und H�nde, blies ihn an, betrachtete und bekreuzte ihn. Darauf setzte sie sich an das Feuer und zog aus ihrer Tasche eine kleine schwarze Tabakspfeife. Gullik reichte ihr seinen Tabaksbeutel hin, und sie stopfte die Pfeife, brannte sie an und rauchte. Das graue Haar hing ihr unter dem Kopftuch hervor, der Feuerschein spielte �ber ihr Gesicht, und zuweilen beugte sie sich �ber den Herd und sah in die wei�e Asche, die das Birkenholz �brig lie�.
Es dauerte ziemlich lange, da� Keiner sprach. Gullik sa� still und lie� sie gew�hren, bis Grete endlich dreimal in's Feuer spuckte und den Kopf zu ihm hindrehte.
�Richtig ist's nicht hier,� sagte sie, �das Ungl�ck hast Du im Hause.�
�Was f�r Ungl�ck?� fragte Gullik.
�Du magst es machen, wie Du willst,� fuhr sie fort, �es wird Dich nicht verlassen, wenn Du nicht klug bist.�
�Was meinst Du?� fragte er weiter.
�Es hat Einer Dich verflucht, m�chte Dich verderben.�
�Womit?� fragte Gullik langsam und starrte sie an.
Eben rief drau�en Clas:
�Willst Du von der Th�r, Du Beest, Du! Ich schlage Dich todt, Du Teufelsvieh!�
W�hrend Clas drau�en auf die arme Robbe losschalt, griff seine Mutter drinnen den Fischer an dem Arm, schob ihren Kopf dicht an sein Gesicht und murmelte ihm zu:
�Damit, Gullik: so lange Du Thorkel's Seehund im Hause hast, hat Dich das Ungl�ck. Wirf ihn in's tiefe Wasser, gieb ihn Clas, der soll thun, was ich sage. Dann ist Clas mit Dir, und Thorkel bist Du los. Jetzt hilf ihm.�
Gullik machte die Th�r auf. Der Seehund lag davor und hielt Clas mit grimmigem Zahnfletschen von sich ab. Der Fischer gab dem Thiere einen Sto�, der es seitw�rts warf, darauf ging er zur�ck, ohne ein Wort zu sagen, und setzte sich wieder an seinen Platz. Clas kam nach, aber seine Mutter winkte ihm zu, da� er schweigen sollte; so setzte er sich auch an's Feuer und betrachtete Beide.
Grete rauchte, legte ein paar Holzst�cke auf die Flamme, da� sie hell aufloderte. Sie hielt die kurze Pfeife zwischen ihren breiten Lippen, der Dampf zog �ber ihr Gesicht, ihre Augen funkelten daraus hervor. Ihre Elnbogen stemmte sie auf die Beine, legte ihr dickes Gesicht in beide H�nde und hockte so vor dem Heerde.
�Besser wird's nicht, Gullik,� begann sie nach einer Weile, ohne ihn anzusehen, �Du wirst es inne werden. Dein Kind wird nicht eher wieder aufstehen, guter Fang wird nicht kommen, Du wirst Ungl�ck haben, Ungl�ck �berall, bis der b�se Aand aus Deinem Hause ist. Ja, ja, Gullik, es ist ein Bann, ich sag's Dir, ich seh's in Deinem Feuer.�
Der Fischer blickte stier ihren Blicken nach. Es war ein Grausen in seinem Kopf, das ihm die Haut zusammen zog. Er dachte daran, wie Thorkel gesagt hatte: �Mag es Dich nicht gereuen!� dachte an den Schimpf, den er ihm angethan.
�Wirst morgen auch Nichts fangen,� sagte Grete, �der Busemand h�lt Wache, l��t Nichts in Deine Netze. Schickt gr�ulich Wetter, rei�t Dich nieder, legt sich auf Anders mit seinen Plagen.�
�Was soll ich thun, Grete?� murmelte der ge�ngstigte Mann.
Sie beugte sich zu ihm und sprach:
�Du wirst es sehen, Gullik, es wird morgen sein, wie heute, dann eile Dich. Der Hund mu� in den Langfjord; wenn es Nacht ist, gieb ihn an Clas –�
In dem Augenblick sah Clas auf, und da er nach seiner Mutter blickte, sah er noch etwas an dem kleinen Fenster hinter ihr an der H�ttenwand. Es war ein Gesicht oder ein Schatten, der schnell verschwand, aber er glaubte ihn doch erkannt zu haben, und ohne Etwas zu sagen, stand er auf, lie� seine Mutter bei Gullik sitzen und ging hinaus.
Als er drau�en anlangte, sah er sich um und horchte. Die Sterne standen am Himmel, der Wind schwieg, sehen konnte er Nichts, denn es war sehr dunkel, aber von den Steinplatten her, auf denen des Pfarrers Garten lag, h�rte er ein Ger�usch, und den steilen Hang herunter kollerte ein Stein. Es stieg Einer dort hinauf, hatte auf den Stein getreten und ihn zum Fallen gebracht.
Clas besann sich nicht lange, folgte ihm leise nach, und da es ihm Wenige gleich thaten an Kraft und Behendigkeit, war er schnell oben, und so behutsam still, da� nicht der mindeste L�rm entstand. An dem Gitter duckte er sich dicht nieder und lag am Boden, bis er sich aufrichtete und in den Garten sp�hte. Es kam ihm vor, als regte sich Etwas nicht weit von ihm unter einem Apfelbaum, der sein breites Ge�st �ber den Weg ausstreckte, und pl�tzlich h�rte er auch ein Ger�usch in dem Gange, der vom Pfarrhause herf�hrte. Es kam ein Anderer von dorther, und nun trat der unter dem Baume hervor und ging ihm entgegen.
Sobald dies geschah, stieg Clas �ber das Gitter, und wenige Augenblicke vergingen, so befand er sich unter dem Apfelbaume. Der Stamm war dick, und ein paar Fu� �ber dem Boden theilte er sich in eine Gabel; zwischen dem starken Ge�st konnte ein Mann gut stehen, sich anlehnen und sich verbergen. Und hier stand Clas Gorud fest angeklammert und h�rte mit gespannten Ohren; es dauerte jedoch einige Zeit, ehe er Etwas vernehmen konnte. Denn die beiden Personen blieben fern in dem Gange, er h�rte kaum, da� sie zusammen sprachen. Bald jedoch kamen sie n�her, Clas hatte dies wohl erwartet, denn der gro�e Baum gab ihnen den besten Schutz f�r ihre Heimlichkeiten. Und nun wu�te er auch, wer Beide waren: Jungfrau Else und Thorkel, sie wurden schnell von ihm erkannt.
�Es geht ihm also gut, sagst Du?� fragte des Pfarrers Tochter.
�Ich denke,� antwortete Thorkel, �es soll ihm bald noch besser gehen.�
�Wie meinst Du das?� fuhr sie fort.
�Ich meine, er wird nicht unterliegen. Wird einmal wieder in Meldalsgaard wohnen und seinen Namen zu Ehren bringen.�
�Hat er Dir Nichts aufgetragen an an mich? Keinen Gru�?�
�Nein, nein!� sagte Thorkel. �Er war fort, als ich ging. Es kam schnell, da� ich entlassen wurde.�
�Du wei�t auch nicht, wo er ist?�
�Ich kann's nicht sagen,� antwortete Thorkel. �Es m�chte falsch sein.�
Es verging eine Minute, dann begann Jungfrau Else wieder zu sprechen, aber ihre Stimme war schwach und wie von Furcht gebrochen.
�H�re mich an, Thorkel,� sagte sie, �willst Du mir antworten?�
�Gewi� will ich das,� versetzte er.
�Und willst mir die reine Wahrheit sagen?�
�Darauf kannst Du Dich verlassen, Jungfrau.�
�Man hat mir mitgetheilt, da� Erik ein schlechtes, w�stes Leben f�hrt – ich will nicht sagen, von wem ich es h�rte, aber –�
�Ich kann's denken,� fiel Thorkel ein, �es giebt welche, die solche Sachen Dir gern erz�hlen.�
�Da� er seine Schulden leichtsinnig vermehrt, und da� er auch Dich verlockt hat, so da� Du das Geld von Deinem armen Vater fordern und ihm geben mu�test,� fuhr Else fort.
�Ja,� sagte Thorkel, �das Geld habe ich ihm gegeben.�
�Ist das wahr?!� rief sie schmerzlich erschrocken.
�Wahr und gewi�,� sagte Thorkel, �aber f�rchte Dich nicht davor. Er hat mich nicht verlockt, ich gab es ihm, ohne da� er es forderte. Er wu�te es nicht eher, da� ich an meinen Vater geschrieben, bis ich das Geld hatte.�
�Was hat er damit gemacht?� fragte sie.
�Das ist seine Sache, nicht meine,� antwortete Thorkel, �doch glaube Gutes von ihm, Jungfrau Else, er verdient es.�
�Sagst Du es!� versetzte sie aufgeregt, �wie soll ich es glauben?�
�Weil es eine richtige Sache ist,� erwiederte er mit fester Stimme.
�Und was ist richtig?� fuhr Else fort. �Da� er einem M�dchen nachgereist ist?�
Da fing Thorkel an zu lachen, ganz lustig und laut, als sei er davon besonders erfreut.
�H�re an, Jungfrau Else,� fuhr er dann heraus, �la� Dich davon nicht bange machen. Einem M�dchen ist er nach, aber heirathen wird er es nimmer, Du kannst es glauben. Das geschieht so wenig, wie der l�ppische L�mmel Clas mein' lieb' Sigrid heirathen wird, so wenig, wie K�nig Olaf's Hochzeitszug je von den hohen Romsdalsfjellen niedersteigt, und die Heidenpriester wieder lebendig werden, die er in Stein verwandelt hat, und die dort stehen bis in Ewigkeit. Und nun gieb Dich zufrieden, Jungfrau Else, ich sage Dir, es ist Alles Lug und wird sich erweisen.�
�Erik ist nicht in Schande und S�nde?� fragte sie mit neuem Glauben.
�Es ist kein Falsch an ihm, Du sollst es erfahren.�
�Er hofft zu uns zur�ckzukehren?�
�Das denkt er sicherlich.�
�Und denkt – denkt auch an mich?�
�Ja, ja!� rief Thorkel, �es ist kein Tag vergangen, wo er nicht von Dir gesprochen h�tte und alter Zeiten gedacht. Und was jetzt� er hielt inne und fuhr dann fort: �Warte nur noch kurze Zeit, Nachricht mu� von ihm kommen, und was ich erfahre, sollst Du sogleich wissen. Du hast an mir einen guten Freund, Jungfrau Else, das glaube immer.�
�O, guter Thorkel, ich glaube es gern!� sagte das Fr�ulein mit zitternder Stimme.
�Ja, ja!� fuhr er fort, �es ist sowohl um Erik's wegen, wie Deinetwegen und um Sigrid, und weil es mir geht wie Dir und ihm. Aber Du mu�t muthig sein. La� Dich nicht beschwatzen von dem hohlbackigen Kerl in Molde; mit all' seinem Gelde ist er doch Nichts werth.�
�Ach! lieber Thorkel,� seufzte sie leise, �mein Vater!�
�Ei, so sprich mit ihm und sage, Du willst den reichen Schiemann nicht haben.�
�Bin ich nicht meines Vaters Kind?� versetzte sie. �Kann Sigrid ihrem Vater ungehorsam sein, wenn er ihr befiehlt; zu gehorchen?�
Er schwieg und besann sich. �Das geht freilich nicht an,� sprach er darauf, �obwohl es hart ist, aber Vaters Wille mu� Recht bleiben. Nun, so mache es also, wie Sigrid, mache ein froh' Gesicht; la� Dir nicht merken, wie es in Deinem Herzen steht, und suche es klug zu wenden.�
�Wie soll ich es wenden, lieber Thorkel?� fragte sie betr�bt.
�H�re,� versetzte er. �Es ist ein altes richtiges Wort f�r jeden Menschen, der in Noth ist, da�, wer Zeit gewinnt, viel gewinnt, oft Alles. Wenn der Sturm unser Boot fa�t, suchen wir es von den Klippen abzuhalten, in's offene Wasser, unter Gottes Schirm. So thue Du es und halt aus; wer wei�, wie bald sich Wind und Wetter �ndern. Verschieb's bis zum Herbst, sage: ich will's bedenken! Ich meine, Sigrid wird's auch so machen, wenn Clas ihr zu nahe kommt. Sei gutes Muthes, Jungfrau Else, wir wollen mit ihnen schon fertig werden.�
Ein Ger�usch entstand am Pfarrhause. Die Hausth�r wurde zugeschlagen.
�Das ist mein Vater,� fl�sterte das Fr�ulein, �ich will ihm entgegen gehen, eile Du davon. Doch habe Dank, lieber Thorkel, und wenn Du mich sehen willst, wenn Du mir Etwas zu sagen hast –�
�Dann sage ich es Sigrid und komme zu Dir hierher,� fiel er ein.
�So geh' – geh'. Gott beh�te Dich und beh�t' Sigrid!�
�Vor dem Schlingel, dem Clas,� lachte Thorkel hinter ihr her. �Ei ja, den soll der Seehund verschlingen, oder ich thu's selbst.�
Mit einem Sprunge war er �ber das Gitter und verschwunden. Nachdem aber Alles still blieb, glitt Clas an dem Stamme nieder und ballte seine Faust hinter ihm her.
�Warte, Du Schuft,� sagte er, �Du sollst den Clas Gorud kennen lernen. Du und das nichtsw�rdige Vieh, ich zertret' Euch Beide!�
Am n�chsten Morgen befolgte Thorkel das Gebot des Herrn Schiemann. Er fuhr in seiner Jolle nach Molde hin�ber, obwohl das Wetter noch schlechter war, als gestern, und eine sch�umende Fluth durch den Canal von Otter�e in den Fjord drang. Da er an das Haus des Kaufmanns kam, sa� Clas auf der Bank und mit ihm noch zwei andere M�nner, handfeste Burschen, die in dem Speicher arbeiteten. Ihre Zwillichjacken hatten sie aufgestreift und ihre Ledersch�rzen, die ein breiter Schnallenriemen um den Leib befestigte, abgelegt. Als sie ihn kommen sahen, steckten sie die K�pfe zusammen und betrachteten ihn dann von oben bis unten. Thorkel ging vor�ber und kehrte sich nicht daran, sagte guten Tag und blickte Clas an, der ihn ebenfalls anschaute und gleichg�ltig dankte, aber in seinen Augen lag nichts Gutes.
�Geh' nur hinein,� sagte er. �Herr Schiemann wartet auf Dich. Er hat l�ngst nach Dir ausgeschaut.�
Thorkel besann sich einen Augenblick, steckte seine Hand in seine Tasche, als suche er dort Etwas, ging aber dann weiter. Der Kaufmann sa� an seinem Schreibspind und blickte nicht auf.
�Wer ist da?� fragte er, w�hrend er weiter schrieb.
�Ich bin's, Herr!� antwortete Thorkel. �Gottes Gru� in Dein Haus.�
�O, Du also!� sagte Schiemann. �Was willst Du?�
�Du hast mich herbestellt, so bin ich gekommen.�
�Du warst also bei dem Pfarrer, hast meinen Brief bestellt?�
�Das that ich, Herr.�
�Und sagtest J�ns Bille die volle Wahrheit?�
�Ja, Herr.�
�Dankte er Dir nicht?�
�Das that er.�
�Er wollte Dich sch�tzen vor Allen, die Dir schaden w�rden?�
�So sprach er, Herr.�
�Und gab er Dir nicht einen Auftrag?�
�Ein Auftrag war's eben nicht, aber er hie� es gut, zu thun, was ich ihm vertraute.�
�Was war's?�
�Nun, Herr, ich sollte der Jungfrau Else die Wahrheit sagen. Sollte getreulich antworten, was sie fragte.�
�Und das thatest Du?�
�Ja, Herr.�
�Hast ihr das schlechte Leben Erik Meldal's geschildert?�
�Ich hab's geschildert, wie es ist.�
Herr Schiemann legte die Feder hin, las den Brief durch, den er geschrieben, und streute Sand darauf, dann drehte er sich um, und seine grauen scharfen Augen hefteten sich auf Thorkel.
�Gut,� sagte er, �und jetzt kommst Du zu mir und willst Deinen Lohn haben?�
�Lohn nicht, Herr, doch fragen m�cht' ich, ob Du mir die Stelle nicht herausgeben willst. Du kannst Deine Bedingungen machen.�
Ein Lachen flog �ber das harte Gesicht des Kaufmanns.
�Nein,� sagte er, �die Stelle bekommst Du nicht, die habe ich Clas Gorud versprochen, aber Dein Lohn soll Dir nicht fehlen. Sieh', hier habe ich soeben Deinetwegen an den Voigt Hegborg geschrieben und Dich ihm dringend empfohlen; das will ich Dir vorlesen, damit Du siehst, da� ich dankbar bin.�
Er nahm dabei das Blatt auf und las laut:
�Mein lieber Freund Hegborg!
Seit drei Tagen ist der Thorkel Ingolf wieder hier, auf den ich Dich aufmerksam mache, als auf einen Burschen, um dessen Versorgung ich Dich dringend bitte. Ich habe mich seiner annehmen, habe ihm Arbeit geben wollen und hatte beschlossen ihm beizustehen, wenn er es verdiente, ebenso hat dies der gute Herr J�ns Bille gethan. Er hat es aber vorgezogen, uns auf's Sch�ndlichste zu bel�gen und zu betr�gen, und da er sich obdachlos umhertreibt, alle ehrliche Leute ihn von sich weisen, auch Niemand ihm Arbeit geben wird, ein solcher Vagabund aber nur der Gemeinde gef�hrlich werden kann, so schaffe und Ruhe vor ihm und gieb ihm Besch�ftigung im Spinnhause.�
�So,� sagte Herr Schiemann, �jetzt wei�t Du, wie ich Dich empfohlen habe, und was Dir bevorsteht.�
Thorkel hatte, ohne eine Miene zu verziehen, zugeh�rt. Endlich fragte er gelassen:
�Warum hast Du das gethan, Herr?�
�Du frecher Kerl fragst noch darnach!� schrie der reiche Kaufmann. �Willst Du es leugnen, da� Du mein und Herrn J�ns Bille's Vertrauen auf's Sch�ndlichste gemi�braucht hast?�
�Du hast Dich selbst betrogen, Herr,� sagte Thorkel. �Es hat Einer, wie ich merke, geh�rt, was ich am Abend in der Pfarrers Garten sprach, und das scheint Dir nicht zu gefallen. Aber Du fordertest mich auf, die Wahrheit zu sagen, der Pfarrer auch. Ich habe richtig gethan, was Ihr Beide begehrtet; was scheltet Ihr mich? Wolltet Ihr Einen haben, der Euch zu Liebe l�gen und verleumden sollte, dann seid Ihr an den Unrechten gekommen.�
�Du Lump Du!� sagte Herr Schiemann w�thend und ballte die Faust. �Aus meinem Hause mit Dir! Doch erst warte noch.�
Er ri� an der Klingel, und durch die eine Th�r traten Clas und die beiden Arbeiter herein, durch die andere Th�r der Buchhalter.
�Nehmt dem Kerl das Zeug vom Leibe!� schrie ihnen Schiemann zu. �Alles, was er tr�gt, ist mein Eigenthum; dann werft ihn hinaus auf die Stra�e, zu Spott und Schande!�
�Herr,� sagte Thorkel, �Du thust, als g�be es keine Gesetze in Norwegen, als k�nntest Du mit mir verfahren, wie es Dir beliebt. Du bel�gst den Voigt. Niemand hat noch von mir Leid oder Schaden erfahren; Deine Falschheit wird an den Tag kommen.�
�Mach keine Umst�nde, Junge!� rief Clas, und packte ihn beim Kragen. Fa�t ihn an und hinaus mit ihm!�
Mit einer blitzschnellen Wendung drehte sich Thorkel um, und ehe die beiden Arbeiter zuspringen konnten, bekam Clas einen Schlag an den Kopf, da� er gegen die Th�r flog. In demselben Augenblick war Thorkel's Hand auch in seiner Tasche, und ein breites scharfes Messer, wie Bauern und Fischer es in einer Lederscheide tragen, blitzte den M�nnern entgegen, die es nicht wagten, n�her zu kommen.
�Wahret Euer Leben,� sagte Thorkel, �ich rathe es Euch. Du aber, Du schlechter Mann, wisse, da� Deine Falschheit Dir Nichts helfen soll, Du wirst daran zu Schanden werden. Was ich an Kleidern trage, habe ich von Dir gekauft auf Deinen Rath, und da wir es zusammenrechneten, betrug meine Schuld acht Thaler. Ich kam Dir diese zu bringen, denn ich mag nicht in Deinem Schuldbuche stehen. Hier ist Dein Geld, und jetzt macht Platz, Ihr dort, und sch�mt Euch Alle Eurer schlechten Handlungen wegen.�
Er legte acht Thaler auf den Tisch, die Herr Schiemann mit Verwunderung ansah. Nicht acht Groschen hatte er bei dem Burschen vermuthet, und er wollte schon fragen, wo dieser das Geld gestohlen habe, aber Thorkel sah nicht aus, als ob er sich noch mehr gefallen lie�e. Er hielt das Messer noch immer fest, und seine Augen hatten einen r�thlichen Glanz, sie flogen wie Falkenaugen umher. Den starken Clas. hatte er mit dem einen Schlag von sich geworfen, da� er noch immer wie bet�ubt stand; einem solchen verwegenen Kerl war leicht noch Schlimmeres zuzutrauen.
Herr Schiemann schwieg daher, obwohl er voller Aerger war, denn Thorkel hatte die Rache, die er ihm zugedacht, vereitelt. Nackt und blo� sollte er aus dem Hause gejagt und dabei ordentlich durchgewalkt werden. Die beiden Arbeiter hielten dazu schon die Schnallenriemen ihrer Ledersch�rzen bereit; jetzt ging der freche Kerl davon, ohne da� ihm ein Finger weh' that. Es konnte ihn Niemand halten.
�Hinaus mit Dir!� rief daher der reiche Kaufmann, �Du sollst bald finden, was Du verdienst von Voigt und Gericht.�
�Ich f�rchte mich nicht vor Dir,� antwortete Thorkel lachend. �Du wirst es schon lassen, mich anzuklagen, denn Du hast ohne alles Recht mich angegriffen, und Deine schlechten Handlungen w�rden an den Tag kommen. Sei also froh, wenn ich schweige, und nimm Dich wohl in Acht vor den Steinen, die auf Deinem Wege liegen.�
Damit ging er stolz auftretend hinaus, und Niemand r�hrte sich, um ihn anzutasten; als er aber fort war, schleuderte Herr Schiemann den Brief an den Voigt in eine Ecke des Schreibtisches, denn er dachte nicht mehr daran, ihn abzuschicken, hatte auch �berhaupt wohl nur Thorkel damit schrecken und einsch�chtern wollen. Verdrie�lich zog er die Stirn zusammen und schwieg eine Minute lang; darauf sagte er zu den Arbeitern:
�Ihr m�gt gehen, doch sagt es allen Anderen, da� Keiner sich untersteht, mit diesem Vagabund Gemeinschaft zu halten. Arbeit soll er in Molde nicht finden, daf�r werde ich sorgen, und jeder Mann am Fjord, der sich mit ihm einl��t, soll keinen Fisch hier verkaufen, so wahr ich Schiemann hei�e!�
Das war ein schweres Wort von dem Herrn und hatte Gewicht. Die Kaufleute hielten zusammen in allen Dingen, daher besa�en sie gro�e Macht und Gewalt. Wo ein Fischer widerspenstig war, die Preise nicht annehmen wollte, die einer der Herren ihm bot, oder sich grob und aufs�ssig zeigte, nahm ihm keiner mehr seine Waare ab, auch wenn er sie halb so billig lassen wollte. Das ist so �blich an diesen K�sten, darum sind die Fischer ganz in den H�nden der Kaufleute, und diese Acht war nun �ber Thorkel ausgesprochen, der eilen mochte, da� er wo anders hinging, um sein Leben zu fristen.
Die Arbeiter gingen erschrocken fort, Clas jedoch blieb noch stehen, und zu ihm wandte sich Herr Schiemann, halb �rgerlich, halb h�misch, indem er ihn von der Seite ansah.
�Er hat Dir wohl den Kopf eingeschlagen, Clas,� fragte er, �da� er Dir so wackelt?�
�Beinahe,� sagte Clas, die eine Kopfseite haltend, �aber noch nicht.�
�Warum wehrtest Du Dich nicht besser?�
�Ein ander Mal soll's geschehen. Ich versah's mir nicht,� murmelte Clas grimmig.
�Die Stelle bekommst Du,� sagte Schiemann, �aber ich schenke Dir ein sechsrudrig neues Boot obenein, wenn Du es dem Hallunken f�r immer eintr�nkst.�
�Es wird sich schon finden, wo ich es kann,� versetzte Clas und verzerrte sein Gesicht.
�So thu's,� antwortete Schiemann. �Bring' ihn fort von hier auf irgend eine Weise, sonst macht er und noch mehr Aerger und Scham. Er soll nicht wieder in des Pfarrers Garten, lauere ihm auf und vertreibe es ihm. Geschieht es nicht, so wird er Dir auch die Sigrid stehlen.�
�Bei Gott,� sagte Clas und ballte seine F�uste, �er soll nicht weit mehr kommen. Der Schlag an meinem Kopf soll ihm vergolten werden, mag's Blut und Leben kosten.�
�Schweig' still, Du Narr!� sagte Herr Schiemann und lachte dabei, �solche Worte mu� man nicht aussprechen. Es ist an dem schlechten Buben wahrlich Nichts gelegen, und Niemand w�rde sich viel um ihn k�mmern, aber wenn ihm Etwas zustie�e, k�nnte man meinen, Du seist Schuld daran. Geh' und mache Dir einen Umschlag, Deine Backe schwillt an; heil's aber auch von innen mit einem vollen Glase auf meine Kosten.�
So ging Clas, und er hatte sich Alles, was Herr Schiemann gesagt, gut gemerkt, denn als er darauf mit seinen Cameraden beisammen sa�, schimpfte und fluchte er nicht �ber Thorkel, sondern sprach von ihm weit mehr mit Bedauern �ber die Bosheit, mit welcher er alle G�te des Herrn Schiemann vergolten und so ihm selbst, der es gut mit ihm gemeint, daf�r aber geschlagen worden sei. Das aber m�chte vergeben und vergessen bleiben alle Zeit.
Als es zu dunkeln begann, begab sich Clas nach Hause und hielt dort mit seiner Mutter Rath, die soeben von Gullik Hansen gekommen war. Sie sagte ihm mancherlei gute Nachrichten, welche Clas mit Wohlgefallen anh�rte.
�Gut, Mutter, gut!� sprach er endlich, �es soll Alles so geschehen, wie Gullik es anordnet, gleich will ich zu ihm hin und es ausf�hren. Ehe der Morgen kommt, bin ich wieder da.�
Er st�lpte seinen Hut auf, und Grete streichelte ihn und sagte kichernd:
�Alles ist Dein, Clas, Alles, was Gullik hat. Denn der Junge wird nicht gro�, der mu� sterben, und wie Sigrid ist keine Andere weit umher. Mach's also klug; wenn Du sie hast, soll sie schon gehorchen.�
�Das soll sie, Mutter,� antwortete Clas, �ich will ihr die falschen Gedanken austreiben. Jetzt geh' ich hin, mit dem einen Racker fertig zu werden, die anderen sollen ihm nachfolgen.�
�Mach's klug, Clas, mach's klug!� schrie die weise Grete ihm nach, �thue Alles, was er Dir sagt!�
Clas lachte wild auf, ging hinaus und kam nach einer Weile zu Gullik Hansen in die Stube. Der Fischer sa� wiederum an seinem Herd und sah' noch finsterer aus, als am Tage zuvor. Clas wu�te schon warum. Der Fang war wiederum schlecht gewesen, und in der Kammer lag das Kind, kr�nker noch, als er es verlassen.
�Guten Abend, Gullik,� sagte Clas.
Gullik �ffnete kaum die Lippen, sah in's Feuer.
�Wo ist Sigrid?� fragte Clas.
Gullik deutete auf die Kammerth�r.
�Nun! nun!� sprach Clas leise, �es thut mir weh. Du hast den Teufel im Hause, der mu� fort.�
�Komm' heraus,� sagte Gullik und stand auf.
Sie standen Beide unter dem Vorbau. Der Wind trieb die Wolken von Westen her, auf dem Fjord lag Nebel, dann und wann blitzte ein flimmernd Leuchten �ber den Himmel.
�Willst Du es thun?� fragte Gullik.
�Ja, gerne,� antwortete Clas. �Alles, was Du sagst.�
Der Fischer schwieg eine Weile, sah �ber das Wasser hinaus ostw�rts hin und fuhr dann fort: �Du kannst in drei Stunden in dem Langfjord sein, kannst auch ein Segel brauchen; der Nebel wird weichen, dann kommt der Mond.�
�Ich richt's getreulich aus,� sagte Clas, �wei�t, ich kenne jeden Stein. Wo ist der Teufelshund?�
�Ich habe ihn in einen Sack gesteckt,� murmelte Gullik, �zugebunden und in die Jolle gelegt.�
�So leb' wohl,� sprach Clas, �ich will ihn versorgen.�
Der Fischer hielt ihn bei der Hand fest.
�H�re, Clas,� begann er, �Anders hat das Thier lieb, Sigrid auch, Uebles soll ihm nicht geschehen. Du sollst mir geloben, dem Hund Nichts zu Leide zu thun, sollst ihn in's Wasser werfen unter den hohen Felsen von Roe, von dort hat ihn� – er sprach den Namen nicht aus, der ihm auf die Lippen kam – �von dort ist er hergekommen,� verbesserte er sich.
�Ich gelob's sicherlich; bring' ihn lebend und gesund bei Roe in's Wasser,� sagte Clas.
�So fahr mit Gott!� sprach Gullik, lie� ihn los und ging in's Haus zur�ck.
Clas ging hinunter, wo an den Steinen die Jolle des Fischers lag. Die Ruder in den B�ndern, ein leichtes Segel �ber dem Stern, unter der Stange aber ein Sack, aus welchem ein grimmiges Geknurr kam, als er seine Hand darauf legte.
�War, du sollst schon ruhig werden,� murmelte Clas, und im n�chsten Augenblick schwamm die Jolle unter dem Ufer hin. Er warf sich auf die Ducht Bank oder Sitzbrett auf einem offenen Ruder-, Paddel- oder Segelboot., fa�te die beiden Riemen und arbeitete mit Kraft und Geschick. Die Fluth drang eben in den Fjord und half ihm, das leichte scharfe Boot scho� pfeilschnell unter Kirche und Pfarrhaus fort, quer �ber den Torsfjord, dann �ber die tiefe Bucht des Romsdalsfjord, gerade auf den Langfjord los. Die dichten Nebelschichten auf dem Wasser hielten den starken Ruderer nicht auf, er sah sich kaum einmal um nach den Felsen und Klippen, die an manchen Stellen aus der Tiefe auftauchten und mit ihren schwarzen Massen die Finsterni� vermehrten.
Clas leitete sein kleines Fahrzeug mit festen Schl�gen an mancher Kante vorbei, wo die Fluthwelle aufschlug und mit wei�em Gischt hoch aufspritzte. Er erm�dete nicht, und seine Kraft lie� nicht nach. Daher trieb schon, noch ehe die dritte Stunde um war, die Jolle in den schmalen Wasserspalt, der Langfjord genannt, dessen hohe Uferw�nde dann immer mehr aufstiegen und die dunkelste Nacht umher verbreiteten. Hier lag der Nebel so fest und schwer, da� vom Himmel gar Nichts zu sehen war. Wehte schon drau�en kaum dann und wann ein Windhauch, so lie� sich hier gar Nichts davon sp�ren, aber das phosphorische Zucken, das zuweilen wie Blitzgezitter durch das Dunkel drang und bald nach dieser, bald nach jener Seite hin �ber das Boot forthuschte, wurde ab und zu heller und beleuchtete auf Augenblicke ein paar Schritte weit den Nebel und das Wasser.
Wenn Clas hinauf sah, war es, als schwebe ein riesiges Gespenst, ein fahles Licht in seiner nassen Riesenhand, �ber dem Fahrzeug und folge ihm nach. Dann und wann hielt er die Ruder an, blickte nach dem Geflacker und horchte in den Nebel hinein. Es kam ihm vor, als sei nicht weit von ihm ein Ger�usch entstanden, aber er konnte doch Nichts sehen, auch Nichts h�ren. Er legte sich hart in die Riemen und holte so fest aus, da� sie sich bogen und die Jolle sch�umend durch das Wasser schnitt.
Es that es ihm Keiner darin gleich; wer hinter ihm war, mu�te zur�ckbleiben. Doch nach einer halben Stunde war's wieder so, als ob ein Ruderschlag vor ihm her geschah. Er sah sich um, da blieb es still.
�Es wird ein Lachs sein, der aufspringt,� sagte Clas, �weiter ist es Nichts. Allem Trollenspuk hier umher hat der heilige Olaf ein Ende gemacht. Der hat all das w�ste Hexenvolk in die Kl�fte der Romsdalsfjellen gest�rzt und zu Stein verwandelt. Ich bin nicht so dumm, mich davor zu f�rchten,� lachte er auf, �nicht so dumm, wie Gullik Hansen.� –
Er schwieg still, es rauschte in dem dichten Nebel zur Seite. In der Ferne klang's, als schl�ge eine Kirchenuhr; es mu�te Mitternacht sein, und wie er horchte, fuhr pl�tzlich ein scharfer Windstrom durch die schmale Felsengasse.
�Heida!� rief er, �der Wind setzt um. Da dr�ben liegt Veddals Kirche, hier fangen die hohen Klippen von Roe an, jetzt will ich nicht weiter. Komm' her, du Satansvieh, wir haben ein Wort zusammen zu sprechen. Lebendig bist du, gesund bist du auch, ich hab's an Gullik so gelobt und getreu gehalten. Habe ihm zugesagt, dich hier in's Wasser zu werfen, aber nicht versprochen, dich aus dem Sack zu thun. Mu�t also zusehen, wie es sich da drinnen leben l��t, ob die Fische zu dir hinein kommen, oder du zu ihnen hinaus, wenn der Neck dir hilft oder –�
�Ich!� sprach eine Stimme im Nebel neben dem Boote, und Clas fiel beinahe zu Boden. Er hatte die Schalten eingezogen und stand neben dem Sack am Stern, als ein harter Sto� die Jolle ersch�tterte. In dem Augenblick flammte ein helles Leuchten auf, und Clas sah dicht an seinem Bord eine andere Jolle, und vorn in der Spitze, keinen Fu� weit von ihm, stand Thorkel. Er sah ihn genau stehen, erkannte jeden Zug in seinem Gesicht, sah, da� er im Begriff war, hin�ber zu springen. Da raffte sich Clas auf, und sein Arm fuhr durch die wiedergekehrte Finsterni�. Ein schwerer K�rper schlug r�ckw�rts �ber in's Wasser und versank darin, der Sack mit dem Hund flog hinter ihm her.
�Jetzt fre�t Euch Beide!� schrie Clas, sprang an die Sitzbank und griff nach einem seiner Schalten. Mit beiden H�nden das schwere Holz schwingend, suchten seine Augen den Punkt, wo Thorkel auftauchen sollte, und dort rauschte es im Wasser, ein gurgelnder Ton, wie ein erstickter Schrei, drang herauf. Mit furchtbarer Gewalt sauste das Ruder nieder, darauf kein Laut mehr. Der Nordlichtschein huschte �ber die Fl�che hin, Nichts als Blasen waren zu sehen und ein langer schaumiger Streifen.
Noch stand Clas in grimmiger Siegesfreude, erbarmungslos lauernd; da �ffnete sich der Himmel �ber ihm, und wie von einer blutigen Sonne beleuchtet, lagen Wasser und Nebel in Blut verwandelt. Es dauerte nur einen Augenblick, aber ein Grausen �berkam den grimmigen Mann. Die Jolle, von welcher er Thorkel herabgest�rzt, lag noch dicht neben ihm; er ergriff sie bei der Kette, hakte sie an sein eigen Boot, und dann ruderte er mit aller Macht, da� er in wenigen Minuten weit von dem Schauplatz seiner That sich befand.
Das Nordlicht aber schlug immer wieder seine rothen Augen auf, leuchtete ihn an und zeigte ihm zu beiden Seiten des Fjord die glatten steilen Felsenw�nde, welche unersteigbar in das d�stere Becken sanken. Kein Mensch konnte sich hier vom Tode retten, er konnte sich nicht anklammern, nicht halten, nicht aufsteigen. Da war kein Busch, kein Strauch; Nichts als lange Seetanghalme, die auf- und niederwogten; viele Faden tief kein Grund. Wie Clas das dachte, und da� auf eine Meile weit kein Platz sei f�r eines Menschen Fu�, ruderte er mit gr��erer Macht; doch immer wieder huschte das blutige Licht �ber ihn hin, und in der Dunkelheit rauschte es und begann zu winseln. Es war ihm, als h�re er ein Geschrei, Thorkel's Stimme, die ihm nachrufe:
�Halt, Du M�rder, halt!�
Er sprang auf, ri� die Kette der Jolle von der Ducht los, wo er sie festgemacht, und fuhr dann eilig weiter.
�Der Teufel hat Dich hergef�hrt, der Teufel mag Dir beistehen!� schrie er wild lachend. �Da ist Dein Boot, er mag es Dir bringen!�
Eben befand er sich am Ausgange des schmalen Felsenspalte, und vor ihm lag wieder das breite Wasser. Jetzt sprang der Wind auf und er wehte n�rdlich.
Clas stellte sein Segel, das kleine Fahrzeug flog rasch dahin, dann kam der Mond durch Wolken und Nebel und leuchtete ihm. Er wischte den Schwei� vom Gesicht, es wurde ihm leichter. Niemand wu�te, was er gethan, und es ward ihm immer gewisser, es sei recht und sollte so sein. Wie kam der elende Tagedieb ihm nach? Hatte er ihm aufgelauert, war er ihm nachgeschlichen, der verdammte Spion? Oder war es doch Alles ein Hexenspuk, war's ein Gespenst, das ihn so genarrt? –
�Nein, nein!� sagte Clas, �er war's, und dies ist meine Hand, die ihn niedergest�rzt, dies ist der Sprung im Ruder, als ich ihn auf den Kopf schlug. Recht ist Dir geschehen, Du schlechter Kerl. Jetzt sind wir sie Beide los, den Teufelshund und ihn. Mag man ihn finden, wenn er nicht unten bleiben will bei den Riesen und Trollen, was geht es mich an? Wer wird sich um ihn k�mmern? Herr Schiemann sagt's auch; Jedermann wird froh sein, und jetzt ist Keiner da, der mir die Stelle und Sigrid nehmen soll!�
Mit solchen Tr�stungen beendete Clas seine n�chtliche Fahrt, langte wohlbehalten zu Hause an und schlief zufrieden ein.
Am n�chsten Morgen wurde Clas von seiner Mutter aufger�ttelt, und sie sprach zu ihm:
�Du darfst nicht langer liegen. Herr Schiemann ist sp�t noch selbst hier gewesen, da� Du gleich in der Fr�he bei ihm sein sollst.�
Clas sprang auf und rieb sich die Augen.
�Gut,� sagte er, �doch lange soll er mich nicht mehr so commandiren. Die Stelle soll er jetzt herausgeben und ein neu sechsrudrig Boot dazu; hab' ich das, so will ich mein eigener Herr sein.�
�Der ist so hart wie ein Stein,� sagte Grete. �Versprechen thun die Herren viel, aber halten ist nicht ihre Sache.�
Clas lachte.
�Ich will ihn schon kriegen!� antwortete er. Hab ich erst Haus und Boot, so sagt Gullik auch nicht Nein, und Sigrid ist's zufrieden.�
�H�r' an,� sagte Grete, �ich will Dir was vertrauen. Die hat's noch immer mit dem Thorkel, ich wei� es gewi�. Gestern Abend, da Du fort warst, schlich ich Dir nach, und wer stand an dem Fenster von Gullik's Kammer? Der Lotterbub' war es. Er sprang davon, aber ich kannte ihn doch.�
�Hat er mit Sigrid gesprochen?� fragte Clas.
�Ich wei� es nicht. Ich ging darauf zu Gullik hinein, aber wu�te nicht recht, ob ich's ihm sagen sollte, was ich gesehen. Sigrid habe ich den ganzen Abend �ber gut bewacht und viel Schlechtes erz�hlt, was die Leute von Thorkel sagen.�
Clas lachte noch mehr.
�Das hast Du nicht mehr n�thig,� rief er, �hast es auch nicht n�thig, Sigrid zu bewachen. La� sie nur an's Fenster laufen und umhersuchen, sie wird ihn nimmer finden.�
�Warum wird er nicht zu finden sein?� fragte Grete und machte gro�e Augen.
�Nun!� sagte Clas bed�chtig, �ich meine nur so. Weil das Teufelsvieh, der Hund, fort ist, wird er auch fortbleiben.�
Grete grinste ihn an und sah falsch unter ihren grauen Haaren hervor; aber Clas legte seine feste Hand auf ihre Schulter und sprach an ihrem Ohre:
�Schweig stille. Eher soll diese Hand verlahmen, ehe der wieder an Gullik's Haus kommt. Darauf verla� Dich und frag' nicht mehr.�
So ging er hinaus, und Grete sah ihm vergn�gt nach. Sie setzte sich an's Feuer, und aus ihrer kleinen schwarzen Pfeife stiegen dicke Dampfwolken auf. Was hatte Clas gethan? Den stolzen Thorkel niedergelegt, da� er nimmer wieder aufstand?
�Recht! recht!� kicherte sie, �so ist Friede im Hause, Clas. Es ist eine feine Stelle am Torsfjord, wirst gut da wohnen.�
Als Clas nach Molde kam, fand er, da� Herr Schiemann ihn schon erwartete und ziemlich ungeduldig war.
�Warum kommst Du so sp�t?� fuhr er ihn an. �Hast Du zu viel getrunken, da� Du nicht fr�her aufstehen konntest?�
Clas hatte gro�e Lust, grob zu werden, allein er unterdr�ckte dieselbe. Die Wahrheit, was er in der Nacht gethan, mochte er auch nicht sagen, aber er sagte:
�Nimm's nicht �bel, Herr, ich hatte noch sp�t einen weiten Gang abzumachen; hoffe wohl, da� Du damit zufrieden sein wirst.�
�So?� sagte Schiemann und sah ihn an. �War's etwa, um nach dem Landstreicher zu sehen?�
�Ei ja!� versetzte Clas, �es k�nnte wohl so sein.�
Er ri� den Mund weit auf, fa�te in sein blaues Halstuch und kniff die Augen zusammen.
�Wo ist er denn?� fragte der Kaufmann.
�Kann's nicht sagen, Herr,� grinste Clas, �meine jedoch, er ist fortgereist.�
�So?� sagte Herr Schiemann noch einmal. Darauf setzte er hinzu: �Kommt er nicht wieder?�
�Nein, nein!� sprach Clas, �ich glaub's nicht. Er wird keinen Einspruch mehr thun wegen der Stelle, und das sechsrudrige Boot, das Du mir versprochen hast, kannst Du mir immer geben.�
�Du sollst es haben,� sagte Herr Schiemann, �und auch die Stelle wird Dir nicht entgehen, Clas, sobald wir gewi� sind, da� der Landstreicher sich auch wirklich fortgemacht hat. Gut! gut!� fuhr er fort, als er die Mienen seines Vertrauten betrachtete, �ich glaube Dir, Mann, wir wollen und nicht weiter um den Schelm bek�mmern. Aber Du sollst Hochzeit halten mit mir an einem Tage, und mein Geschenk sollen Stelle und Boot sein. Also hilf sorgen, da� es bald geschieht, und eben deswegen sollst Du heute nach Otter�e fahren.�
�Oho,� rief Clas vergn�gt �ber die erneuten Versprechungen, �nach Meldalsgaard, Herr?�
�Ja,� sagte der Kaufmann. �Was Du im Garten des Pfarrers erhorcht hast, ist richtig. Ich habe dem guten Herrn J�ns kein Wort davon gesagt, er w�rde sich nur dar�ber betr�ben und �rgern. Als ich aber gestern in's Pfarrhaus kam, wen fand ich dort? Den alten Horngreb.�
�Die alte Nachteule!� lachte Clas. �Kam er auf's Bitten?�
�Er ist ein Spitzbube!� sagte Schiemann. �Er sa� wie ein Heiliger bei dem Pfarrer und hatte ihn ausgefragt, ob er Nichts von seinem jungen Herrn geh�rt habe. Da aber Herr J�ns antwortete, was er vernommen, auch fallen lie�, da� es zum Verkauf des Guts kommen werde, hatte er feierlich versichert, es sei Alles falsch und erlogen. Nimmer werde auch der alte Familiensitz in andere H�nde gelangen, m�chten diese so gierig darnach sein, wie sie wollten.�
�Ich habe den alten Kerl schon weinen sehen, wenn er davon sprach,� fiel Clas spottend ein.
�H�re an,� fuhr Schiemann fort, �ich glaube noch mehr. Der Pfarrer hat auf solch Geplapper Nichts gegeben, doch sicher hat es die Jungfrau Else besser angenommen, oder Horngreb hat noch besonders mit ihr gesprochen. Ich wei� es nicht, allein ich zweifle nicht daran, denn ich sah es an ihrem Gesicht und an Allem, was sie that. Und ich will nun wissen,� fuhr er fort, indem er sich vor Clas stellte, was der alte Kerl im Sinne hat. Du sollst hin�ber fahren und ihn besuchen, sollst ihn ausforschen und mir dann Nachricht bringen. Ich will Nachmittag wieder zu dem Pfarrer, komm dann zum Pfarrhaus herauf und erwarte mich. Um neun Uhr will ich nach Haus, dann sage mir Alles, was Du erfahren konntest.�
Er gab ihm noch mehrere Anweisungen, und nach einer Stunde fuhr Clas durch den Sund von Rekn�s nach Otter�e, das sich quer vor die M�ndung des Fjord legt. Das Wetter hatte sich aufgehellt, und die gr�ne hohe Insel war wolkenklar und gl�nzte von Sonnenlicht. Wo die Westk�ste sich umbiegt, sprang eine breite Bucht ein, und in der s�dlichen Ecke lag dort ein gro�er Hof, der weit �ber Land und See schaute. Das Klima ist auf allen diesen Inseln weit milder, als auf dem Festlande; Clas schaute die gr�nen umbuschten H�hen und sanftfallenden Th�ler wohlgef�llig an und sagte:
�Da liegt's, als w�r's ein K�nigssitz; es kann Keiner einen besseren in ganz Norge haben. Da kommt der Bach herunter und friert niemals, der Wald steht zu beiden Seiten, Schnee liegt nirgend hier fest, sie k�nnen das Vieh fast das ganze Jahr �ber im Freien halten, es findet sein Futter. Hei! h�tt' ich's, kein verdammter Kr�mer in Molde sollt' es mir nehmen; aber das vornehme Volk taugt auch Nichts, und diesem Meldal, der mit dem Lump, dem –�
Er blieb stehen und sprach nicht weiter. An einem Fenster im Hause, dem er sich zugekehrt, war ein Gesicht erschienen und gleich wieder verschwunden. Clas hatte es nicht erkannt, aber es fiel ihm Jemand dabei ein, da� ein Schauder ihm �ber den Leib lief. Im Augenblick darauf jedoch lachte er, denn da stand es wieder auf derselben Stelle, und kein ander Gesicht war es, als das des alten Horngreb, das ihn gro� ansah.
�Wer soll's auch anders sein, als die alte Eule!� murmelte Clas, nickte ihm zu, trat in's Haus und sogleich auch in die Stube. �Gottes Frieden!� sagte er. �Du erlaubst es doch, da� ich vorspreche?�
�Setz Dich, wenn Du willst,� antwortete der alte Mann.
�Ich war in Ager�e,� fuhr Clas fort. �Es geht gut mit dem Hering, ist frischer Fang.�
�Wir k�nnen es brauchen,� erwiederte der Verwalter.
Clas sah auf den Tisch. Da stand eine Sch�ssel mit Flachbrod, eine andere mit Butter und ger�uchertem Fleisch, auch eine Flasche und Gl�ser.
�Hast Du G�ste gehabt?� fragte er.
Der Alte sagte trinkend �ja,� nahm dann die Flasche, schenkte ihm ein Glas Branntwein ein und schob es ihm hin. Clas blickte ihn scharf an und in der Stube umher. Diese war ger�umig, die W�nde auch mit Tapeten bekleidet, doch zerrissen und verr�uchert, die Ger�the alt und verbraucht, das Rohrgeflecht in den schweren Birkenst�hlen zerl�chert.
Der Verwalter blickte m�rrisch unter seinen breiten, ergrauten Augenbrauen hervor. Er hatte einen ehrw�rdigen, greisen Kopf. Seine langen grauen Haare, nach hinten gek�mmt, lie�en die hohe Stirn frei; das ganze Gesicht war voll Falten, und es kam Clas vor, als h�tten sich diese vermehrt, der Alte s�he noch trauriger und kummervoller aus, als es sonst schon der Fall war.
�Na,� sagte er und hob das Glas auf, �Du sollst leben, Vater Olaf! Warum siehst Du so verdrie�lich aus?�
�Es macht wohl, weil ich Dich sehe,� antwortete der alte Mann und blickte finster auf.
�Ei,� lachte Clas, �was willst Du von mir? Ich bin Dein guter Freund.�
�Behalte Deine Freundschaft!� sagte Horngreb.
�Sei doch nicht so b�se!� rief Clas und schenkte sich ein neues Glas ein. �Komm, setz Dich her, das ist ein guter Trank. Der Schwarze soll mich holen, wenn ich es nicht gut meine und Dir guten Rath geben will. Willst Du ihn h�ren?�
�Sprich,� erwiederte Horngreb und setzte sich.
�Ist's wahr,� fragte Clas, �da� Dein Lieutenant mit einem Frauenzimmer fortgelaufen ist, Niemand wei�, wohin?� und schob ein ungeheures St�ck Flachbrod zwischen seine Z�hne, die es krachend zermalmten.
Horngreb st�tzte den Kopf in seine Hand; es war Clas, als h�rte er lachen.
�Lachst Du?� fragte er und sah sich um.
�Was wei�t Du davon?� rief der Alte und fuhr auf. �Mach Dich fort!�
�Sachte, sachte!� sprach Clas bed�chtig, �ich meine es gut. Hei� mich nicht geben. Bald wirst Du selbst gehen m�ssen, wenn Du nicht klug bist. Meldal's Hof kommt zum Verkauf, die Klage liegt fertig beim Landrichter, Herr Schiemann hat fast alle Schuldbriefe angekauft. Es wird nicht Winter werden, so ist der Gaard sein Eigenthum.�
�So schnell wird's nicht damit gehen,� brummte der Alte und schlug seine Augen nieder.
�Ja, ja!� rief Clas, �aber es soll Dir Nichts schaden, wenn Du willst. Ich will's machen, da� Schiemann Dich in seinen Dienst nimmt. Gef�llt es Dir?�
Es trat ein Schweigen ein, bis Horngreb endlich sagte:
�Warum nicht? Wenn er Herr hier wird, will ich sein Diener sein.�
�Das ist ein Wort!� rief Clas, �Du kannst Dich darauf verlassen. Er kann Dich brauchen und wird gut bezahlen, wenn Du treu bist.�
�Das will ich sein,� sprach der alte Mann.
�So komm nach Molde und sprich selbst mit ihm, er wird es gerne sehen und Dich gut aufnehmen. Wei�t Du Nichts von dem Erik Meldal? Hat er nicht an Dich geschrieben?�
Horngreb sch�ttelte den Kopf.
�Warum gingst Du gestern zu dem Pastor?�
Der Alte schwieg stille, endlich sprach er mit seiner harten Stimme:
�Niemand will von ihm wissen, auch die nicht, die sonst thaten, als sollte ihre Liebe von Ewigkeit sein.�
�Oho,� lachte Clas h�hnisch auf. �Sie haben Dich nicht gut aufgenommen, wie ich merke; das geht so her in der Welt und steht schon in der Bibel: Wer da hat, dem wird gegeben. Das ist ein feiner Spruch, alter Olaf. Hat Schiemann Meldal's Hof, so hat er auch die Jungfrau Else, und habe ich die Stelle am Torsfjord, so hab' ich auch die Sigrid.�
�Meinst Du wirklich, da� es so kommt?� fragte Horngreb.
�So gewi� wir Beide hier sitzen!� schrie Clas mit einem neuen vollen Glase. �Wir machen an einem Tage Hochzeit, und Du mu�t dabei sein. Hurrah hoch!�
Indem er dies schrie und trank, h�rte er wieder ein Lachen, so laut als lachten ihrer mehrere hinter und vor ihm, und da er erstaunt absetzte, sah er, da� Horngreb noch beim Lachen war.
�Ja, ja!� rief der Verwalter, �wenn Else und Sigrid zur Kirche geben, will ich nicht fehlen. Darauf sto� ich mit Dir an, Clas Gorud; doch habe ich immer gemeint, da� Thorkel Ingolf sich die Sigrid nicht nehmen lassen w�rde.�
�Wei�t Du was?� begann Clas mit boshaften Augen. �Er soll sie haben, wenn Erik die Else bekommt. Meinst Du nicht?�
�Das mein' ich!� rief der Alte, und sie lachten Beide und nickten sich zu, als w�ren sie einverstanden.
Darauf r�ckte Clas noch n�her und schrie:
�Der Eine pa�te immer zum Anderen, darum sollen sie beisammen bleiben; wir aber wollen gute Freunde sein und wollen zusammenhalten und einander beistehen.�
Nach einer halben Stunde schien ihr B�ndni� abgeschlossen und dem Clas gewi�, da� der Verwalter Alles thun w�rde, was man von ihm verlangte. Da� er von Erik Meldal Nichts wu�te und Nichts hoffte, hatte er ihm wiederholt, auch da� er dem Herrn Schiemann dienen w�rde, wenn dieser ihn haben wollte. Zuletzt noch sagte er:
�Gleich kann ich nicht nach Molde kommen, aber bald soll's geschehen, und wenn Herr Schiemann mich dann nehmen will, kann er mich bekommen. Das aber m�chte ich ihm gleich rathen und auch Dir rathen, Clas: wartet nicht l�nger mehr, er bei dem Pastor, Du bei Gullik. Sie sind Euch Beiden gewogen, ich wei� es, und der ist ein Narr, der Fluth und Wind verpa�t, denn Niemand wei�, wann sie wiederkommen.�
�Meiner Seele!� rief Clas erfreut, �das ist ein guter Rath. Daran sehe ich, da� Du es ehrlich meinst, auch Herr Schiemann wird es erkennen. Heute noch soll er wissen, wie Du gesinnt bist, und jetzt noch ein Glas, dann lebe wohl, Olaf Horngreb, es soll Dir nicht leid thun, da� ich bei Dir war.�
�Nein, nein!� versetzte der Verwalter, �ich hoffe auch, Du sollst mit mir zufrieden sein.�
So schieden sie in bester Freundschaft; als Clas sich aber von dem Hause entfernte, h�rte er drinnen wieder das Gel�chter und mu�te mit lachen.
�Wart, Du alter dummer Kerl,� sagte er, �Dir wird das Lachen bald vergeben. Ist Alles abgethan, wirft Schiemann Dich doch hinaus, und wenn einer hier Meier sein soll, so will ich es sein und kein Anderer.�
Clas blieb in froher Laune, besuchte noch ein paar Bekannte, that gro� mit seinen Aussichten und seinem Ansehen bei dem reichen Kaufmann und kam zur�ck, als der Abend schon d�mmerte. Er hatte noch manches Glas getrunken, und als er in seinem Boote an Gullik's Haus hinfuhr, sah er Sigrid vor der Th�r sitzen.
�Heida!� schrie er hinauf, �geht's Dir gut, Sigrid?�
�Es geht gut,� nickte sie und lachte.
�Soll ich zu Dir kommen?� fragte er.
�So komm'!� rief sie hinab.
Gleich war er oben, und da sa� sie wieder bei einem Netze.
�Nun mu�t Du den Kn�uel fortwerfen und mit mir sprechen, klein' Sigrid,� sagte er, �ich habe Dir viel zu erz�hlen.�
�Was ist es, Clas?� fragte sie.
�Ei, Du Wetterding!� schrie er, �thust Du, als w��test Du es nicht? Bin ich nicht Clas Gorud? Gleich komm' her und r�ck nicht fort. Sieh' dort nach dem Torsfjord hin, da sollst Du wohnen. Binnen vier Wochen ist alles dort mein und Du auch.�
�Schrei nicht so,� sagte Sigrid. �Mein Bruder ist eingeschlafen, es geht heut um Vieles besser. Aber er k�nnte aufwachen.�
�La� ihn,� sprach Clas, �ich hab's mit Dir zu thun. Ein sechsrudrig Boot wird dort liegen, andere dazu, und wer wei�, was dann weiter geschieht in kurzer Zeit. Wer wei�, ob's nicht besser ist, Verwalter in Meldalsgaard zu sein. Was sagst Du dazu?�
�Mir gef�llt es,� antwortete Sigrid.
�Und m�chtest mich gleich heirathen? Wie?�
�Ich m�chte wohl, Clas,� sagte sie, ihre Augen lustig aufschlagend, �aber –�
�Was hast Du?�
�Ich f�rchte mich.�
�Wovor?�
�Hast Du nicht geh�rt, was Thorkel gesagt hat?�
�Thorkel? haha!� lachte er gewaltsam auf. �Verdammt soll er sein und sagen – sagen was war's?�
�Der Seehund w�rde Dich fressen!�
�Mich nicht, sei sicher, doch ihn ihn! Komm her, klein' Sigrid, ich la� Dich nicht.�
Da schnarchte und schnaufte es unter dem Netze, und ein m�chtiger grauer Kopf klappte seine wei�en Zahnreihen auf. Mit einem Satze stand Clas drei Schritte weit, stierblickend mit weit aufgerissenen Augen und sprachlos. Aber Sigrid dr�ckte ihre H�nde in die Seiten, verbarg ihr Lachen und rief, als seufzte sie vor Kummer:
�Ich sagte es ja, Clas, warum h�rst Du nicht? Er fri�t Dich auf, also kann es nicht sein.�
Indem sie dies sagte, stieg ihr Vater die Steine vom Ufer herauf; eben war er in seiner Jolle dort gelandet. Er sah den Hund und sah Clas, blickte finster auf Beide, darauf seine Tochter an.
�Wo kommt der Hund her?� fragte er rauh. �Da ich heute fr�h abfuhr, war er nicht da.�
�Ich wei� es nicht,� antwortete Sigrid, �doch als ich aus der Th�r trat, da Du fort warst, lag er auf der Schwelle na� im Sonnenschein.�
In des Fischers Gesicht r�hrte sich keine Miene.
�Geh' hinein,� sagte er zu Sigrid und wandte langsam den Kopf. Darauf, als die Th�r geschlossen, sprach er zu Clas: �Wohin hattest Du ihn gebracht?�
�So wahr mir Gott helfe!� versetzte Clas, �ich brachte ihn in den Langfjord und und wenn's kein h�llischer Teufel ist, so wei� ich nicht, wie er zur�ckkommen konnte.�
Gullik Hansen drehte sich um, ging in sein Haus und warf die Th�re zu. Ein paar Minuten stand Clas unentschlossen, seine Augen hefteten sich auf den Hund, der ihn unverwandt ansah, und jetzt fiel ihm Alles ein; er konnte es nicht fassen. Mit scheuen Blicken sah er sich um, des Hundes Kopf schien immer gr��er und dicker, die Augen immer feuriger zu werden. Rasch sprang er hinab und eilte schnell davon.
Als es aber finster geworden war, kam die alte Grete und ging in Gullik's Haus. Sie setzte sich an des Fischers Herd und sprach mit ihm. Er war noch kummervoller: der Fang war wieder schlecht gewesen, er hatte seine Boote drau�en gelassen mit seinen M�nnern in der Bucht von Ager�e und kehrte in der Jolle allein zur�ck, vielleicht, da� es ohne ihn sich besserte. Der Knabe aber, mit dem's am Tage besser gegangen, lag nun wieder im Fieber und in Bet�ubung. Er hatte ihn nicht gekannt, sondern sprach irre.
�Weil der Neck und der Fluch nicht von Dir lassen wollen,� sagte Grete, �sonst w�r's anders; weil sie den Hund Dir in's Haus zur�ckgeschickt haben, liegt der Junge im Krampf. Ehe Du den Hund nicht los bist, kommt nichts Gutes. Jetzt mu�t Du ihn selbst fortschaffen, gleich morgen, noch ehe es hell wird. Fahre mit ihm hinaus nach Harde's Klippe Onen. Da giebt's tiefe L�cher zwischen den Felsen, das sind Hexenl�cher, darin wohnen die Meertrollen. Dort hinein wirf ihn; darin mu� er umkommen. H�rst Du?�
�Ich h�r's,� murmelte Gullik.
�Noch Eines,� sagte Grete und fa�te ihn beim Arm, �darauf merke. Ehe Du ihn hinabst��t, nimm Dein Messer und stich ihm die Augen aus.�
�Nein, nein,� sch�ttelte sich der harte Mann, �das kann nicht sein.�
�Es mu� sein,� sprach Grete, �sonst kommst Du nicht frei, und Anders –.�
In dem Augenblick drang aus der Kammer ein Schrei, und der bek�mmerte Vater sprang auf und ging hinein. Grete schaute ihm nach und rief:
�Mach' Dein Messer scharf, sonst ist es vorbei mit ihm.�
Um die neunte Stunde stieg Clas zu dem Pfarrhofe hinauf und blieb seitw�rts stehen, wo nach der Kirche hin m�chtige Steine lagen. Dort setzte er sich nieder, kn�pfte seine Jacke dicht zu, zog den Kragen �ber die Ohren und steckte die H�nde in die Taschen, denn es war kalt geworden. Ein feiner, feuchter Nebel, durch den doch einzelne Sterne gl�nzten, wurde vom Wasser herauf in die Luft getrieben. Clas sa� still und wartete. Er sah hinab nach Gullik's Haus und konnte das Licht darin erkennen. Dabei dachte er an Sigrid, und ein grimmiges Lachen lief durch sein Gesicht.
�Ich will Dich doch haben,� murmelte er, �und dann will ich Dich dem�thig und folgsam machen.�
Dann fiel ihm wieder der Hund ein; er hatte seiner Mutter Grete, erschrocken wie er war, Alles erz�hlt, aber sie hatte ihn getr�stet. Das Band am Sack mu�te aufgegangen sein, vielleicht war auch keines darum gekn�pft gewesen, Clas wu�te es nicht. Da das Vieh in der Tiefe lag, hatte es sich befreit; Seehunde k�nnen lange unter Wasser bleiben. So war er entkommen und fand den Weg zur�ck.
Aber von Thorkel wu�te Niemand, der war verschwunden. Grete hatte eben von einem Nachbar vernommen, da� eine Fischerjolle aufgefunden wurde, auf den Steinen von Ved�en, halb voll Wasser. Morgen w�rde es Sigrid auch wohl erfahren und mehr dazu, da� Thorkel die Jolle geliehen, und dann – Clas stemmte seine Arme auf seine Kniee und lachte boshaft in seine H�nde.
�Was geht es mich an?� sagte er, �mag sie weinen, wenn sie will; sie wird schon aufh�ren, und dann ist der Schandbube vergessen.�
In dem Augenblick schreckte er auf. Ein dunkler Schatten glitt an dem Pfarrhause hin. Er kam vom Garten her; wo es in die Tiefe hinunter ging, war er verschwunden. Clas hatte Schritte geh�rt und anfangs gemeint, es sei Herr Schiemann, dann aber wu�te er nicht, was wahr oder falsch sei. Es brauste in seinem Kopfe wie ein Donner, um ihn her schwebten schreckliche Gesichter. Er sah eines, bla� und na�, langer Seetang hing daran nieder, darunter weit offene stiere Augen. Er konnte sich nicht bewegen, obwohl es ihm immer n�her kam, immer schrecklicher wurde.
Da ging die Th�r im Pfarrhause auf, und ein heller Lichtschein flog �ber den Platz, gerade auf Clas, fort waren die Gespenster.
�Gute Nacht, bester Freund! Tr�umt recht viel Sch�nes, Jungfrau Else, und morgen erz�hlt es mir, ich verstehe mich auf die Auslegekunst!� rief Herr Schiemann an der Th�r und nahm dort Abschied.
Und Clas rieb sich die Augen, reckte seine m�chtigen Schultern, ballte die F�uste und sprach:
�Das ist Alles Quark, meine Mutter hat Recht. Wer todt ist, kommt nicht wieder. Neckt's mich noch einmal, so schlag' ich's in den Grund.�
�Bist Du da, Clas?� fragte Herr Schiemann.
�Ja, Herr,� antwortete Dieser.
�Bringst mir gute Nachricht?�
�Steht Alles gut, Herr.�
�Nun, so komm' und fahr' mich �ber,� lachte der Kaufmann, �mit mir steht es auch gut. Ich glaube, Du wirst n�chstens in dem neuen Boote am Torsfjord sitzen.�
Als der Morgen d�mmerte, stieg Gullik Hansen in sein kleines Fahrzeug und stie� rasch vom Ufer ab. Nur einmal warf er die Augen nach seinem Hause hinauf und zog sie scheu zur�ck, sah nach vorn hin, wo unter der Ruderbucht wiederum ein Sack lag und dar�ber sein dicker Friesrock. Dann setzte er die Segelstange ein und blickte nach den Trolltinden hinauf. Von dort her kam der Windzug. Nachdem er die Leinen geordnet und den Kloben in den Haken geh�ngt, lie� er das Segel ausrollen und griff nach den Schoten. Die Jolle lief leise in den Canal von Otter�e, sie lief mit der Ebbe mehr als mit der schwachen Luftbewegung. Gr�mlich vor sich niederschauend, sa� Gullik lange Zeit, denn es war ihm schwer um's Herz; ein schlimmer Gang, den er vor hatte.
Mitten im Canal frischte der Wind ein wenig auf, das Boot zog rascher an der Insel Mien vorbei, dann lag breites Wasser vor ihm, jenseit eine lange Kette niederer Felseilande, die einen granitenen Wall gegen die brandenden Wogen des atlantischen Meeres bilden. Die Nebel flogen hier rasch in grauen langflatternden Streifen und Fetzen �ber das Wasserbecken. Der Wind trieb sie vor sich her in's Meer hinaus, aber �ber der langen Felsenlinie hingen sie schwer und dunkel und bildeten eine d�stere Bank, aus welcher da und dort ein kahler, schwarzer Kopf aufragte.
Zur Linken hoch am Himmel lagen die Trolltinden im hellen Sonnenschein; das Tagesgestirn kam leuchtend �ber dem wei�en Doppelkegel des Romsdalshorns hervor und �berfunkelte den ganzen Kranz der Hochlandsgipfel mit seinen Strahlen.
Wenn Gullik Hansen's Herz nicht so beschwert gewesen, h�tte er sich wohl an diesem edlen Gottesmorgen freuen m�gen. Da er weiter hinaus kam, gl�nzte die Sonne auch warm �ber ihm und seinem Boot und spielte mit den kleinen h�pfenden Wellen, die zu glitzern und zu fl�stern und zu lachen begannen. Fische sprangen auf und zeigten ihre silbernen Seiten. Die M�ven und die Meerschwalben schrieen �ber ihm und schwirrten freudig um seinen Mast; schwarze Alken mit rothen K�mmen sa�en auf den Klippen, schlugen mit ihren Fl�geln und sonnten sich; alle Thiere empfanden neues Leben, das Wetter wurde besser – da fiel des Fischers Blick auf den Sack unter seinem Rock, der bewegte sich auch und schob sich zur Seite er wandte seinen Kopf schnell davon fort und sah nach Otter�e hin, um Nichts mehr von dem Sack zu sehen.
Die Insel hat hohe K�sten, und wo die Meldalsbucht sich �ffnet, sprang ein Vorgebirge scharf in die See hinaus. Dort standen zwei M�nner und schauten auf die Jolle, die ihren Weg quer �ber nach Sond�e nahm. Die Entfernung war schon weit, Gullik konnte die Leute nicht erkennen, aber er meinte, da� der Eine davon der alte Horngreb sein m�sse; der Andere schien ihm jung und gro� und trug einen Mantel, den der Wind flattern lie�.
Ueber Gullik kam ein Gedanke, bei dem er seine Augen noch mehr anstrengte, aber er sch�ttelte endlich doch den Kopf. Er kannte den jungen Erik Meldal gut genug, seinen Vater hatte er noch besser gekannt. Es war ein wackerer Herr gewesen, niedere Leute hatten ihn immer gern gehabt, und Gullik dachte mit Kummer daran, wie das alte Geschlecht herunter gekommen sei, und nun sein Gut dem reichen Herrn in Molde zufallen sollte. Das war ein harter, schlauer Handelsmann, freilich klug und niemals ein Verschwender. Es mochte ihn Keiner gern, aber er konnte commandiren, denn Jeder f�rchtete ihn, und in Molde machten es ihm die anderen Herren nach, er gab den Ton an.
In den alten Familien war ein gro�m�thig Wesen: mochten Manche auch stolz und hochfahrend sein, so saugten sie doch arme Leute nicht aus, wie die Handelsherren. Diese dr�ngten und zwackten, suchten nur ihre Vortheile, und je mehr sie zur Herrschaft gelangten mit ihren Speculationen, Landk�ufen und Waldk�ufen, um so geringer wurden die Verdienste der Fischer und Arbeiter.
Gullik Hansen f�hlte daher bei seiner Vorstellung �ber den Fremden dort oben den Wunsch, da� es Erik Meldal sein m�chte; aber wo sollte der herkommen, und wenn er es w�re, was konnte es helfen? Das Gut war doch einmal schwer verschuldet, die Schuldbriefe hatte Herr Schiemann; wo sollten Mittel herkommen, die zu bezahlen? Dann dachte Gullik daran, was Clas Gorud ihm erz�hlt, was dem bevorstand, und was ihm selbst durch Clas und dessen Freundschaft an Vortheilen zuwachsen sollte.
Da fiel ihm sein ganzer Kummer wieder ein. Es fiel ihm Sigrid ein und der l�derliche, falsche Thorkel, von dem er wohl fr�her gedacht, er sollte sein M�dchen haben, sie sollten ein Paar werden. Aber Thorkel hatte �ber seinen Vater Schande und Tod gebracht, und der Erbe von Meldal war nicht besser denn er. Und Anders lag krank auf den Tod, und in dem Seehund steckte ein Hexenfluch, der ihn ungl�cklich machen sollte. Der Knabe war munter gewesen lange Zeit, doch so wie er Thorkel von seiner Th�r gewiesen, so wie dieser gerufen: �Mag es Dich nie gereuen!� war das Ungl�ck gekommen.
Anfangs wohl hatte der Fischer gezweifelt, ob Thorkel es ihm angethan, aber nach und nach wurde der Aberglaube m�chtiger. Es gab Zauberspr�che und b�se Menschen, die solche K�nste verstanden. Thorkel hatte in seiner Sache sich an solche gewandt oder kannte solchen Bannfluch, und die alte Grete verstand sich darauf. Sie wu�te, da� der Hund aus dem Hause m�sse, der Hund, der Thorkel's Geschenk war, den der Knabe liebte und Sigrid. Und w�re der Teufel nicht dabei gewesen, wie konnte das Thier den Weg in's Haus zur�ckfinden? Darin mu�te es doch stecken.
Der Hund mu�te fort, es mu�te so geschehen, wie Grete es geboten, und indem er grimmig auf den beweglichen Sack schaute, pre�te er seine Z�hne zusammen und sagte mit Festigkeit:
�So soll es sein und nicht anders. Wenn das Kind gesund wird, soll Sigrid Clas heirathen. Habe wohl nimmer gedacht, diesen zum Schwiegersohn zu nehmen, aber er ist ehrlich, und wenn er die Stelle am Torsfjord hat und ein sechsrudrig Boot, ist Nichts mehr zu sagen. Er kann mir auch Vortheile verschaffen bei dem Herrn Schiemann, was aber kann ein solcher Landl�ufer, wie der, den ich mit Recht aus dem Hause warf?�
Nach dieser Rechtfertigung lockerte Gullik sein Segel, denn der Wind wurde st�rker und blies mehr n�rdlich. Das Boot flog jetzt rasch auf die Felsen von Sond�e los und dann daran vor�ber in's Meer hinein, wo ganz au�en noch eine hohe Klippe aus dem Wasser ragte: das war Onen, wohin Gullik wollte. Nach beiden Seiten in der Ferne gab es schwarze Punkte auf den Wellen, das waren Fischerboote, die dort ihren Fang trieben, aber Gullik lief mit seinem Fahrzeug in einen kleinen Einschnitt am Felsen, deren es viele gab, und dann sprang er auf die Steine, zog die Jolle weit hinauf, ergriff den Sack und trug und schleppte ihn mit M�he bis auf die H�he der Klippe.
Kein Strauch und kein Halm war auf der Klippe zu sehen, wohin Gullik den Sack mit dem Seehunde geschleppt hatte. Zerrissen und ausgew�hlt lagen die Felslager, zertr�mmert und zerborsten von vieltausendj�hrigen St�rmen. Nur aus manchen Fugen wucherten schilfige F�den, die im Winde raschelten, und unten st�hnte das Meer, wenn es gurgelnd in die tiefen H�hlungen drang, die es in zeitlosen grimmigen K�mpfen geschaffen.
Wenn Winterst�rme w�theten, flog die Brandung �ber die Klippe fort, und zwischen den Felslagern senkten sich tiefe L�cher hinab, die von Eis und Schnee ausgefressen, zerbr�ckelt und zerm�rbt waren, und auf deren Grunde schlammiges Wasser dunstete. Zu einem solchen Loche schleifte Gullik den Sack, blieb dabei stehen und sah hinunter. Es war mehr als zehn Fu� tief, von allen Seiten steil und fast rund. Bartflechten hingen darin nieder bis auf die schwarze, zitternde Fl�ssigkeit, die den Boden bedeckte.
Ein paar Augenblicke starrte Gullik vor sich hin, dabei falteten sich seine harten H�nde zusammen, er stand in tiefen Gedanken. Darauf aber lie�en sich seine Finger los, und langsam kamen die Worte �ber seine Lippen:
�Es mu� so sein, also mag's geschehen!�
Und indem er mit der linken Hand nach dem Sacke griff, fa�te seine rechte in die Tasche; er zog dort sein Messer heraus, lie� aber die Scheide darin stecken. Es war ein langes, scharfes Messer, wie es die Fischer zum Ausweiden der Fische bei sich f�hren. Mit einem Schnitt ist der st�rkste Kabeljau damit von oben bis unten aufgerissen, die scharfe Spitze trennt ihm Kehle und Kopf. Gullik hielt es in seiner vollen Hand so gefa�t, wie es zu Sto� und Schnitt n�thig war, und w�hrend er sich b�ckte und die Schnur vom Sacke zur�ckschlug, schlossen sich seine Finger fester um den Griff des Messers, als wollte er rasch sein blutiges Werk thun.
Da w�hlte sich der graue dicke Kopf des Seehundes aus der Umh�llung hervor, und die Freude, welche das Thier empfand, dem Gef�ngni� entronnen zu sein und den wohlbekannten Besch�tzer nun zu sehen, dr�ckte sich in seinen gl�nzenden Augen und schnellen, schmeichelnden Bewegungen aus. Er kroch zu Gullik's F��en, blickte zu ihm auf und leckte seine Hand. Das Gesicht des Fischers zuckte, das Messer zitterte in seinen Fingern, er hob den Arm auf und lie� ihn wieder sinken, er konnte es nicht vollbringen. Seinen Kopf richtete er zum Himmel empor, kreischend flogen die Seeschwalben �ber ihm, unter seinen F��en st�hnte in den H�hlen die Brandung, als l�ge da ein Sterbender. Das mahnte ihn wieder an sein sterbendes Kind.
�Nein, nein,� sagte er entschlossen und hart, �Du mu�t daran. Besser Du, als er, Gott steh' Dir bei!�
Und damit griff er dem Hund in's Genick, pre�te ihn mit aller Kraft zusammen und z�ckte das Messer auf dessen Augen. Aber indem sein Arm niederfahren wollte, h�rte er eine Stimme dicht neben sich, die ihn anschrie, und im Schrecken lie� er den Hund los.
Thorkel Ingolf stand dicht bei ihm; ein stieres Entsetzen kam �ber den Fischer, und da er ihn ansehen wollte, vermochte er es nicht, er mu�te die Augen niederschlagen. Thorkel sprach kein Wort, aber der Hund benutzte seine Freiheit, er kroch zu ihm hin, Schutz bei ihm zu suchen. Da fuhr ein grimmiger Zorn durch Gullik's Brust. Sein Arm mit dem Messer streckte sich, sein kaltes Gesicht schwoll an, er athmete schwer.
�Bist Du da, Du elender Kerl?� schrie er. �Hast noch nicht genug Ungl�ck �ber mich gebracht? Willst Deinen Hexenhund haben, mir die Plagegespenster weiter in's Haus zu bannen?�
�Wie sprichst Du so, Giulio Hansen?� antwortete Thorkel. �Wei�t Du nicht, da� ich gern Dir nur Liebes thun m�chte?�
Der Fischer schwieg, seine Augen rollten noch immer.
�Wie kommst Du hierher?� fragte er endlich.
�Das geht nat�rlich genug zu,� sagte Thorkel. �Ich stand gestern dicht an Deinem Fenster, als Grete Dir rieth, den armen Hund grausam zu martern und zu t�dten, damit Anders gesund werde. Ich wollte das nicht leiden, Gullik, wollte Dir sagen, welche S�nde es sei, darum fuhr ich hierher auf die Klippe, noch ehe Du kamst, und erwartete Dich.�
Gullik blickte noch immer finster.
�Was schlichst Du Dich an mein Fenster?� fragte er.
�Auch das will ich Dir sagen. Ich hatte am Abend vorher schon Sigrid ein Mittel f�r den Kranken gebracht, in Meldalsgaard hatte ich es f�r ihn bekommen. Es wird ihn gesund machen.�
�Du brachtest ihm ein Mittel?� rief Gullik entsetzt. �Willst Du ihn morden?�
�Sei verst�ndig,� sagte Thorkel. �Das Mittel ist von einem ber�hmten Doctor in Christiania und wird Anders wohlthun, denn seine Krankheit ist sicherlich Nichts, als wiederholtes hartes Fieber. Gestern schon ist es darnach fortgeblieben, heute wirkt es sicherlich noch besser. Der mir das Mittel gab, wird selbst mit Dir sprechen, und Du mu�t den Doctor holen, was Du gleich h�ttest thun sollen, statt der b�sen alten Grete zu glauben, die so schlecht ist, wie ihr Sohn Clas.�
Da fuhr Gullik auf, es war halb Aerger, halb Scham.
�Schiltst Du ihn,� drohte er, �Du, der so viel Schlimmes that und, was gute Leute Dir boten, mit Undank vergolten hat? Clas ist wacker, aber Du Du gehst mit Schande und L�gen um!�
Thorkel blieb ruhig, doch sein Gesicht wurde ernst und seine Augen gro�.
�Wann hast Du je geh�rt, da� ich l�ge?� antwortete er. �Nimmer wird Schande �ber mich kommen, h�te Du Dich davor und h�te Dich vor Clas. Du hattest ihm den Hund gegeben, ihn nach dem Langfjord zu bringen, dort traf ich ihn an, als er ihn eben mit dem Sack in's Wasser werfen wollte, damit er elend dabei umkomme. Da ich zu ihm sprang, st�rzte er mich hinein, mitten zwischen den steilen Klippen von R�e, und noch glaubt er, da� ich tief unten bei den Trollen liege. Eilig machte er sich fort, nahm mein Fahrzeug mit und war sicher, mich erschlagen zu haben. Aber der Hund kam in die H�he und ich auch. Ich brachte ihn aus dem Sack, und wir schwammen beisammen; die Ebbe half uns gl�cklich heraus bis nach Ved�e. Dort lie� ich den Hund weiter schwimmen, ich wu�te wohl, da� er den Weg zu Dir zur�ck finden w�rde; mehr als einmal war er fr�her schon mit mir in dem Langfjord gewesen. Ich aber ging weiter und die Nacht durch bis zum Morgen, wo ich nach Meldal's Gut kam In dem Gaard bin ich bis jetzt gewesen, dahin f�hrte mich Gottes Hand, ich kam zur rechten Zeit.� –
Er schwieg ein Weilchen und setzte dann hinzu:
�Du siehst wohl, da� Clas Gorud ein b�ser Schelm ist, der keine schlechte That f�rchtet. Seine Mutter hat den Plan gemacht, Dich zu verlocken, durch Aberglauben und Bosheit mich von Dir zu sto�en und zu verderben. Du sollst ihm Sigrid geben, mir will er meine Stelle nehmen, m�chte auch wohl gern Dein Erbe sein, wenn Anders st�rbe; aber von dem Allen wird Nichts werden. Ich denke, Du glaubst es mir, Gullik Hansen.�
Der Fischer antwortete nicht und regte sich nicht. Endlich blickte er Thorkel fest an und fragte:
�Ist das Alles wahr, Thorkel, ist es so geschehen?�
�Es ist kein falsches Wort darin,� sprach Thorkel. �Willst Du meine Hand jetzt nehmen?�
Gullik blickte ihn nochmals an, darauf hob er seine Hand auf.
�Ich will,� sagte er, �bei Gottes Wort! Ja, ich will! Jetzt setze Dich nieder und la� uns reden.�
Als Herr Schiemann am Nachmittage dieses Tages seinen Aufsichtsmann Clas zu sich hereinrufen lie�, stand der reiche Kaufmann eben vor dem goldrahmigen Spiegel und steckte eine kostbare, mit funkelnden Steinen besetzte Nadel in seine Halstuchschleife. Auf dem Tische lag ein feiner pr�chtiger Blumenstrau�, daneben stand ein K�stchen von gepre�tem Leder, und weiterhin sah Clas eine Kette von Granatsteinen mit gro�em Schlo�, wie stattliche Bauernt�chter solche als Sonntagsputz tragen. Das K�stchen war ge�ffnet, mit wei�em Atlas gef�ttert, darin gl�nzte ein Goldschmuck, wie Clas ihn nie gesehen.
Herr Schiemann trug einen neuen schwarzen Frackrock, eine wei�e Weste, gelbe Handschuhe, und der wei�e Halskragen stand ihm steif �ber den rothgelben Bart und die hohlen Backen bis an die Mundwinkel. Da er sah, wie Clas vor Verwunderung Mund und Nase aufsperrte, fing er an zu lachen und kam auf ihn zu.
�Nun, Clas,� sagte er, �der alte Horngreb ist sicherlich zwar ein falscher Kerl, mit dem wir bald abrechnen wollen, aber er hat uns doch den guten Rath gegeben, unsere Sachen schnell in Richtigkeit zu bringen und keine unn�tze Zeit zu verlieren. Da liegt mein Brautgeschenk f�r Jungfrau Else; bringe Du Deiner Sigrid, was Du hast, nimm ihr aber auch die Kette da mit und h�nge sie ihr um den Hals; sie wird wohl stille halten.�
�Ja, ja, Herr!� rief Clas erfreut, �viel tausend Dank alle Zeit!�
�Im Uebrigen bleibt es, wie ich bestimmt habe,� fuhr Herr Schiemann fort. �Morgen werde ich mit Dir zum Landrichter gehen, mein Recht auf Dich �bertragen und die Schrift aufnehmen lassen. Sobald wir die Stelle zugesprochen bekommen, sorge ich f�r die Einrichtung, das kannst Du Gullik und Sigrid sagen, auch werde ich selbst mit ihnen sprechen. Bringe sie Beide hinauf in's Pfarrhaus, wenn Du fertig bist, und jetzt mach', da� wir hin�ber kommen, es wird bald dunkel werden.�
Clas sprang nach dem Boote, trug die Kissen auf den Steuersitz, und gleich darauf kam Herr Schiemann, den Blumenstrau� in der Hand. Alle Leute, die ihn sahen, staunten ihn an. Er setzte sich in das Boot, und Clas arbeitete so rasch, als h�tte er doppelte Kr�fte. Das Fahrzeug lag bald unter der Kirche, und als der reiche Br�utigam sich frohgelaunt entfernt hatte, lief der arme schnell in seine H�tte, schrie seine Mutter an, ihm die Sonntagsjacke zu bringen, sein rothes Seidentuch und die neuen Schuhe.
Grete warf die Pfeife fort und schrie:
�So ist's gut, Clas, jetzt haben wir sie. Geh Du hin, und dann bring' sie her. Ich will mich auch putzen, wie's einer Brautmutter zukommt, und will rothe Gr�tze kochen und Heringe braten. Der Fang ist heute gut gewesen. Gullik's Boote kamen beide voll von Fischen. Er stand darauf. ›Hast Gl�ck gehabt, Gullik?‹ schrie ich ihm zu. ›Ja, ja,‹ antwortete er. ›Ist Alles in Ordnung!‹ï¿½
Sie kn�pfte ihm das Seidentuch um, kicherte und nickte dabei.
�Nun geh,� sagte sie, �bist schmuck und bist willkommen. Der Hund liegt in den Hexenl�chern von Onen und Thorkel dazu; Keiner mehr wird Dir Sorge machen.�
Clas ging stolz lachend fort; was konnte ihm jetzt noch fehlen? Er schritt auf Gullik's Haus zu, und eben trat die rothe Abendsonne aus den Wolken und leuchtete �ber den Fjord fort auf die Trolltinden von Romsdalen. Da stand oben der ganze Hochzeitszug, den der heilige Olaf einst in Stein verwandelt hatte. Der heidnische K�nig mit seiner sch�nen Tochter, die Priester und der riesige Br�utigam mit allen Hochzeitsleuten, den Fiedlern und Fahnenschwenkern schienen lebendig zu werden. Es war dem Clas Gorud, als winkten sie ihm und fingen an zu springen und zu tanzen. –
�So soll's auf meiner Hochzeit sein,� sagte er. �Alles soll tanzen, was Beine hat, und Keiner soll fort, so lange er gerade stehen kann; es mu� wenigstens zwei Tage lang gegessen und getrunken werden.�
In dem Augenblick h�rte er Sigrid's helle Stimme, und wie sie laut sprach:
�Ja, ja, Else und ich, wir wollen beisammen unter der Krone gehen.�
Clas zog die Granatenschnur aus seiner Tasche; was er h�rte, machte ihn jubiliren. Er hielt die Schnur hoch, sprang um die Ecke des Hauses und schrie:
�Das sollst Du, Sigrid, und sollst –�
Da hielt er pl�tzlich inne. Vor ihm lag der h�llische Hund gerade vor Sigrid's F��en, und sie mit ihren H�nden um eines Mannes Hals, der eben seinen Kopf aufrichtete und zu ihm hinschaute. War's wahr, oder that's wiederum der h�llische Neck und blendete seine Augen? War's ein Gespenst, ein Schatten, ein Trug? In den Schrecken des Anblicks mischte sich Clas Gorud's Wuth. Er fa�te die Granatenkette in seiner Hand zusammen und schleuderte sie gegen das Gebilde.
�Verfluchter Spuk!� schrie er, �ich will Dich zermalmen!�
Aber indem er dies sagte, war Thorkel Ingolf schon an ihm, hatte ihn mit beiden H�nden gefa�t und hoch aufgehoben. Er rannte mit ihm an die Wand, da� es krachte. Dann hob er ihn von Neuem auf und lie� ihn wieder fallen, darauf zum dritten Male, ohne zu sprechen, schleuderte ihn �ber die Steine fort zu Boden. Nun wurde er festgehalten. An dem einen Arm hielt ihn Sigrid, am andern Gullik Hansen.
�Halt ein,� sagte der Fischer, �er hat genug. Geh fort mit ihm, Sigrid, geh hinein, Thorkel.�
Clas lag wie todt, das Blut flo� ihm aus dem Munde. –
Zu derselben Zeit hatte auch Herr Peter Schiemann seine Werbung im Pfarrhause angebracht, wo der Pfarrer J�ns Bille ihn einige Zeit warten lie�, ehe er zu ihm hereintrat. Herr J�ns hatte seinen gro�en schwarzen Rock angezogen und sah sehr feierlich aus, als er sich verbeugte.
�Nun,� sagte Herr Schiemann lachend und ihm die Hand sch�ttelnd, �ich glaube, Sie haben mich erwartet, mein werther Freund?�
�Das habe ich allerdings,� antwortete der Pfarrer, �da Sie gestern so g�tig waren –�
�Ohne alle Umst�nde!� rief der reiche Kaufmann, �Sie d�rfen mit mir keine Umst�nde machen, h�tten im bequemen Hausrocke bleiben sollen, theuerster Freund. Wo ist Fr�ulein Else?�
�Ich denke, sie wird im Garten sein,� sagte Herr Bille.
�So darf ich sie wohl aufsuchen, sobald ich –�
Herr Schiemann lachte.
�Ich darf doch?� fragte er. �Ich m�chte ihr diese Blumen bringen und Etwas fragen, wenn ich Ihre Erlaubni� dazu habe. Was es ist? Aufrichtig, ich hoffe, Sie wissen es. Es ist kein Geheimni�.�
�Sie haben Else der Ehre gew�rdigt, Ihre Blicke auf sie zu richten,� sagte Herr Bille mit w�rdiger Haltung, indem er ebenfalls l�chelte und seine H�nde faltete.
�Sprechen Sie nicht von Ehre!� rief Herr Schiemann, �ich werde gl�cklich sein, wenn Sie mich mit Allem, was ich habe, als Sohn auf- und annehmen. Wollen Sie?�
Er sagte dies sehr zuversichtlich, aber der Pfarrer machte ein s��es Gesicht, wiegte den Kopf dabei und antwortete:
�Was k�nnte mir gr��ere Freude gew�hren? Auf dem Grunde meines Herzens bin ich Ihnen dankbar.�
�So erlauben Sie, da� ich Else aufsuche?� unterbrach ihn der ungeduldige Br�utigam und stand auf.
Herr Bille hielt ihn mit einem sanften Handwinken zur�ck.
�Warten Sie noch, geehrter Herr Schiemann,� sagte er – �noch ein Umstand – hm! ja, dieser ist es. Sie wissen, da� meine Tochter – Else – Sie haben geh�rt, wie deren fr�here Neigung f�r Erik Meldal –�
�Das sind alte Geschichten, ich frage Nichts darnach!� fiel Herr Schiemann gro�m�thig abwehrend ein. �Schweigen wir davon, hochverehrter Freund.�
�Dennoch,� sagte J�ns Bille und hielt ihn wieder fest – �dennoch ist ein Umstand eingetreten – ja wohl, ein Umstand, der sehr sonderbar ist.�
�Was ist es?� fragte Schiemann.
�Eine Nachricht, die – die – Sie wissen es nicht, und ich habe es auch nicht gewu�t, da� Erik Meldal noch einen Verwandten von seiner Mutter Seite besa�. Die Gro�m�tter, glaube ich, waren Schwestern – aber man hatte sich in der Familie so ziemlich vergessen, wie das nicht selten geschieht; k�mmerte sich nicht um einander.�
�Nun, dieser Vetter oder dergleichen?� unterbrach ihn Schiemann.
�Er wohnte in Mo�, und Erik Meldal lernte ihn kennen.�
�O!� rief der Handelsherr lachend, �so ist es wohl der Gutsbesitzer, der mit seiner Tochter nach Frederikshall kam, worauf der lustige Lieutenant ihr nachreiste? Hat er sie geheirathet?�
�Das ist nicht geschehen, aber –�
�Er hat sich mit ihr verlobt?�
�Auch das nicht,� erwiederte Herr Bille, verlegen r�uspernd. �Dieser Vetter ist im vorigen Jahre gestorben.�
�Ja freilich, dann mu�te er die Trauerzeit abwarten, doch nun wird wohl bald Hochzeit sein?�
�Lassen Sie mich ausreden,� sagte der Pfarrer. �Die Tochter war eine Pflegetochter, schon etwas bei Jahren. Sie hat jedoch das ganze hinterlassene Verm�gen geerbt, und das war betr�chtlich.�
�Um so besser!� lachte Schiemann; �der leichtsinnige Patron wird sich an ihr Alter nicht kehren, wenn's mit dem Gelde seine Richtigkeit hat.�
�Es ist vom Heirathen �berhaupt nicht die Rede!� rief Herr Bille heftiger. �Es ist ein altes elendes Frauenzimmer, aber das Testament konnte angegriffen werden. Wenn dies jedoch geschehen sollte, mu�ten Untersuchungen angestellt, mu�ten Advokaten zu Rathe gezogen werden, mu�te nach Christiania und Mo� gereist werden. Erik Meldal hatte weder Muth noch Lust dazu, er hatte auch kein Geld, um die Reisen und Schritte zu machen. Aber Thorkel lie� ihm keine Ruhe, und endlich schrieb er heimlich an seinen Vater, der borgte sich zweihundert Thaler bei Ihnen und schickte sie ihm.�
�Das Geld gab er darauf gewi� dem Lieutenant?� fragte Herr Schiemann und verzog sein Gesicht.
�Das that er. Erik reiste nach Christiania und nach Mo�, und jetzt ist ein Vergleich mit der Pflegetochter abgeschlossen worden, wonach sie Beide die Erbschaft theilen. Er kommt dadurch zu einer betr�chtlichen Summe.�
Herr Schiemann hatte eine Zeit lang ernsthafter zugeh�rt, jetzt aber rief er vorwurfsvoll spottend:
�Und das glauben Sie, mein verehrter Freund? Solche M�rchen wollen Sie sich doch nicht aufbinden lassen?!�
�Es ist Wahrheit!� rief Herr Bille w�rdevoll. �Mein Sohn schreibt es mir aus Christiania, und diesen Brief sammt giltigen Beweisen habe ich heute erhalten von – von –�
�Von mir!� sagte Jemand hinter dem Herrn Schiemann, und da er sich �berrascht umwandte, als er die kr�ftige volle Stimme h�rte, sah er die Th�r weit ge�ffnet. Mitten darin stand der Lieutenant Erik Meldal, an seiner Hand Fr�ulein Else. Hinter den Beiden aber erblickte er Sigrid und Thorkel Ingolf, und ganz hinten standen der Fischer Gullik Hansen und der Verwalter Horngreb von Meldalsgaard.
Herr Schiemann sah mit einem Blick die ganze Gesellschaft, kehrte sich dann wieder ab, steckte seinen Blumenstrau� hastig in die Tasche und griff nach seinem Hute.
�Das sind allerdings Gottes Schickungen,� sprach Herr Bille mit s��em Gesicht. �Er hat es so gef�gt, und Sie werden einsehen, lieber, geehrter Freund, da� – da� –�
�Ich gratulire! gratulire!� rief Herr Schiemann und beugte sich rechts und links, �habe Nichts weiter hinzuzuf�gen.�
�Bleiben Sie doch,� sagte Herr Bille und fa�te nach seiner Hand.
�Dringende Gesch�fte!� antwortete der Kaufmann. �Ein ander Mal. Leben Sie wohl, Herr Pfarrer, leben Sie wohl!�
�Nur noch ein Wort!� begann Erik Meldal und trat n�her. �Sie sind so freundlich gewesen, sich meiner in jeder Weise anzunehmen, auch verschiedene Schuldbriefe einzukaufen, die auf Meldal haften. Ehe ich mich verheirathe und mein Gut bewohne, m�chte ich diese Dokumente einl�sen.�
Schiemann blickte zu ihm auf. Es war ein stattlicher junger Mann, so recht �Einer vom alten Stamme,� und seine Augen blitzten stolz und ver�chtlich.
�Ja so!� rief Schiemann, �Ihre Schuldbriefe! Das kann morgen geschehen und mu� geschehen!�
�Halten Sie die Papiere bereit,� antwortete Meldal. �Horngreb wird Ihnen das Geld bringen.�
�Warte noch, ich mu� Dir auch Etwas sagen,� sprach Thorkel und hielt den Eiligen abermals auf. �Auch meines Vaters Verschreibung mu�t Du herausgeben, das Geld ist schon in meiner Tasche. Ich habe es dringend, denn hier ist Sigrid, die, so schnell es geht, am Torsfjord wohnen will; der Pastor soll uns heut noch aufschreiben, Erik auch.�
Herr Schiemann sagte Nichts, er konnte vor Grimm nicht sprechen. Thorkel aber lie� seine Hand nicht los, sondern dr�ckte ihm die Granatenkette hinein, die er aus seiner Tasche holte.
�So,� sagte er, �das nimm mit, Sigrid will sie nicht. Und hier, schicke daf�r Deinem Manne, Clas, den Doctor aus Molde. Er hat einen schlimmen Fall gethan. Ich habe es ihm vorher gesagt, der Seehund ist sein Ungl�ck gewesen!�
Da lachte Sigrid hell auf, und wie sie es that, stimmten die Anderen alle ein, nur Gullik blieb ernsthaft, und der Pastor l�chelte leise. Herr Schiemann st�rzte w�thend zur Th�r hinaus, doch das Gel�chter folgte ihm nach, er h�rte es noch, als er �ber den Platz lief.
Vier Wochen darauf standen der junge Herr von Meldalsgaard und Thorkel Ingolf neben den beiden Br�uten am Altar, und noch erz�hlen die Leute von dieser Hochzeit, wie lange keine gewesen.
Herr Schiemann zog bald darauf aus Molde fort; die Leute erz�hlten zu viel von ihm und seiner Brautwerbung, was Spott brachte. Clas Gorud aber geschah, wie er es verdient und sich verschworen. Seine rechte Hand war vom Fallen gebrochen, blieb. lahm und verdorrte. Endlich kam er elend um in Trunk und Schande, und nun w�r's der alten Grete �bel ergangen, wenn Thorkel und Sigrid nicht f�r sie sorgen halfen bis an ihr Ende.
* * *