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Der Engländer Smiles – geboren 1816, Arzt, Herausgeber der »Leeds Times«, Sekretär verschiedener Eisenbahngesellschaften, gestorben 1904 – war ein fruchtbarer und dabei erfolgreicher Schriftsteller. Seine Bücher über Selbsthilfe, Charakter, Pflicht, Sparsamkeit und ähnliche praktisch-ethische Themata haben in England eine ungeheure Verbreitung erlangt: von seiner »Selbsthilfe« wurden etwa 200 000 Exemplare, von dem Buch über den »Charakter« über 30 starke Auflagen abgesetzt. Auch die bisherigen deutschen Ausgaben seiner Hauptwerke haben mehrere Auflagen erlebt.
Ganz gewiß verdienen Smiles' Schriften diese Verbreitung. Sie sind nicht geistreich, wenn man darunter Darlegungen versteht, die mehr überraschen und blenden als überzeugen und erwärmen, aber sie bieten dafür eine gesunde Kost, die wohl geeignet ist, den Geist zu nähren und zu kräftigen. Smiles steht – ein Paradigma praktisch-erfolgreichen Engländertums – fest auf der Erde und lehrt die Aufgaben, die das irdische Leben den Menschen stellt, klar und fest betrachten, energisch und zielbewußt anpacken. Er ist nicht ohne Gemüt, aber ohne alle Sentimentalität. Er ist nicht original, bringt aber eine Fülle trefflicher Lebensweisheit aus tausend Büchern, die er gelesen hat, in originelle Verbindung. Nicht in trockenem, moralisierendem Ton, sondern in lebensvollen Beispielen, und gerade darin liegt der Hauptreiz und Hauptwert seiner Bücher. Exempla trahunt, Beispiele wecken die Nacheiferung.
Freilich tut hier Smiles für einen deutschen Leser des Guten manchmal zu viel, indem er, von Auflage zu Auflage vermehrt, in langen Reihen englische Vertreter aufmarschieren läßt, die für uns Deutsche jedes Interesses entbehren. Wir haben solche Partieen gestrichen und uns auch sonst nicht gescheut, zu kürzen, wo Smiles zu sehr ins Reden kam; wir glauben dadurch das Büchlein für den Geschmack der deutschen Leser annehmbarer und lesbarer gemacht zu haben. Der eigentliche Gehalt an wertvoller Lebensweisheit, um dessen willen wir das Büchlein in Kröners Taschenausgabe aufgenommen haben, tritt dabei um so klarer zutage. Auch die Literaturangaben sind weggelassen worden; sie schienen uns ein unnützer Ballast bei einem Buch, das nicht der Wissenschaft dienen, sondern unmittelbar aufs Leben wirken soll.
Fördernde Mitarbeit an diesem Bändchen danke ich meinem Neffen Erich Schmidt.
Jena, im Januar 1910.