The Project Gutenberg eBook of Die Reden Gotamo Buddhos. Mittlere Sammlung, erster Band This ebook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this ebook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you will have to check the laws of the country where you are located before using this eBook. Title: Die Reden Gotamo Buddhos. Mittlere Sammlung, erster Band Translator: Karl Eugen Neumann Release date: February 23, 2015 [eBook #48345] Most recently updated: October 24, 2024 Language: German Credits: Produced by Norbert H. Langkau, Reiner Ruf, and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE REDEN GOTAMO BUDDHOS. MITTLERE SAMMLUNG, ERSTER BAND *** Anmerkungen zur Transkription ############################# In diesem Text werden fortlaufend Seitenzahlen aus dem Werk eines anderen Autors angegeben. Diese Verweise werden hier am rechten Rand außerhalb des laufenden Textes wiedergegeben. Kursive Passagen im Original werden von Unterstrichen umgeben (_kursiv_), gesperrter Text dagegen von Tilden (~gesperrt~). Hochgestellte Symbole werden durch ein vorangehendes Caret-Zeichen (^) repräsentiert; mehrere Zeichen werden dabei in geschweiften Klammern gruppiert. Tiefgestellte Zeichen werden in geschweifte Klammern gesetzt und mit Hilfe eines vorangestellten Unterstriches versinnbildlicht. Die Wortformen, die in der Vorrede und einigen Fußnoten einem Wurzelzeichen folgen, stellen die Wortwurzel der erklärten Begriffe dar. Diese wurden im Original kursiv gesetzt, in dieser Version werden diese jedoch in normalem Schriftschnitt beispielhaft folgendermaßen wiedergegeben: √(sru). Der vorliegende Text wurde anhand der 1921 erschienenen Buchausgabe erstellt; Interpunktionsfehler wurden dabei stillschweigend korrigiert. Die Rechtschreibung des Originals wurde beibehalten, sofern es sich nicht um offensichtliche Fehler handelt; Änderungen, die sich aus den Corrigenda ergeben, wurden bereits in den Text eingearbeitet. Die folgenden Stellen wurden korrigiert: S. 305: Fußnote [10] → Fußnote [19] S. 502: ‚Saft,‘ eingefügt in: ‚mit dem Geschmacke einen Saft,‘ S. 649: ‚Umrissen‘ → ‚Unwissen‘ ------------------------------------------------------------------------ DIE REDEN GOTAMO BUDDHOS AUS DER MITTLEREN SAMMLUNG MAJJHIMANIKĀYO DES PĀLI-KANONS ZUM ERSTEN MAL ÜBERSETZT VON KARL EUGEN NEUMANN ZWEITE AUFLAGE ERSTER BAND ERSTES HALBHUNDERT MÜNCHEN 1921 * R. PIPER & CO. ALLE RECHTE VORBEHALTEN COPYRIGHT 1921 BY R. PIPER & CO. / G. M. B. H. / MÜNCHEN INHALT Seite VORWORT des Herausgebers IX VORREDE XIX DIE MITTLERE SAMMLUNG DER REDEN GOTAMO BUDDHOS ERSTER BAND ERSTES HALBHUNDERT ERSTER THEIL BUCH DER URART 1. Rede: Urart 3 2. „ Alles Wähnen 13 3. „ Erben der Lehre 22 4. „ Furcht und Angst 29 5. „ Unschuld 42 6. „ Wunsch um Wünsche 54 7. „ Das Gleichniss vom Kleide 61 8. „ Ledigung 69 9. „ Die rechte Erkenntniss 79 10. „ Die Pfeiler der Einsicht 98 ZWEITER THEIL BUCH DES LÖWENRUFS 11. Rede: Der Löwenruf 117 12. „ Das Haarsträuben 124 13. „ Die Leidensverkettung (I) 153 14. „ Die Leidensverkettung (II) 166 15. „ Das Maaß 176 16. „ Die Herzbeklemmungen 192 17. „ Waldeinsamkeit 201 18. „ Der gute Bissen 208 19. „ Zweierlei Erwägungen 221 20. „ Der Erwägungen Eingehn 230 DRITTER THEIL BUCH DER GLEICHNISSE 21. Rede: Das Gleichniss von der Säge 239 22. „ Das Schlangengleichniss 253 23. „ Der Ameisenhügel 276 24. „ Die Eilpost 282 25. „ Das Futter 293 26. „ Das heilige Ziel 303 27. „ Die Elephantenspur (I) 328 28. „ Die Elephantenspur (II) 346 29. „ Das Gleichniss vom Kernholz (I) 358 30. „ Das Gleichniss vom Kernholz (II) 371 VIERTER THEIL ERSTES BUCH DER PAARE 31. Rede: Im Gosiṉgam-Walde (I) 387 32. „ Im Gosiṉgam-Walde (II) 398 33. „ Der Rinderhirt (I) 411 34. „ Der Rinderhirt (II) 419 35. „ Saccako (I) 423 36. „ Saccako (II) 440 37. „ Versiegung des Durstes (I) 467 38. „ Versiegung des Durstes (II) 475 39. „ Vor Assapuram (I) 503 40. „ Vor Assapuram (II) 520 FÜNFTER THEIL ZWEITES BUCH DER PAARE 41. Rede: Die Brāhmanen von Sālā 531 42. „ Die Brāhmanen von Verañjam 540 43. „ Die Erklärungen (I) 540 44. „ Die Erklärungen (II) 553 45. „ Die Lebensführung (I) 563 46. „ Die Lebensführung (II) 570 47. „ Der Forscher 581 48. „ Vor Kosambī 586 49. „ Brahmās Heimsuchung 594 50. „ Māros Verweisung 605 ANMERKUNGEN 617 NACHWEISE. Vom Herausgeber 635 REGISTER 653 ZUR AUSSPRACHE: Die Betonung hält sich, der lateinischen ähnlich, möglichst am Anfang. Verbundene Worte haben, wie im Deutschen, zwei Hebungen. Es heißt also: Gótamo, Pasénadi, Sā́vatthī́ , Aggivéssano, Kápilavátthu u. s. w. ā, ī, ū sind lang auszusprechen, ebenso e, o, ausgenommen vor Doppelkonsonanz, c=tsch, j=dsch, y=j, v=w, s ist stets scharf, h in Verbindung mit Konsonant oder Doppelkonsonant stets hörbar zu sprechen. Punktierte Lettern sind lingual. Es werden durchweg die unverkürzten Nominative gegeben. Eḷu, d. i. weder Saṃskṛt noch Pāli, sind die Endungen -a, -e, -ya. * * * * * Die Zahlen am Rande geben die Seiten des Trencknerschen Textes an. VORWORT DES HERAUSGEBERS Als Karl Eugen Neumann im Jahre 1915 starb, war sein Lebenswerk so gut wie unbekannt, die Mehrzahl der Gebildeten hatte noch kaum vom Vorhandensein authentischer Reden des Buddho gehört, und noch gar nicht den Namen ihres ersten Uebermittlers. Seither ist es anders geworden, heute wissen die Besten, was der Pāli-Kanon bedeutet, und dass sie ihn in einer Uebertragung besitzen, um die das deutsche Volk von den andern Nationen beneidet wird. Und heute ist es möglich geworden, die Mittlere Sammlung der Reden Gotamo Buddhos, die Karl Eugen Neumann bereits 1895-1901 übersetzte, zum zweiten Mal erscheinen zu lassen. Die vorliegende Ausgabe bringt den unverkürzten Wortlaut der ersten, weist aber manche Veränderungen auf, die ausnahmslos von Karl Eugen Neumann selbst herrühren. Der Pāli-Kanon enthält, in allen seinen Teilen wiederkehrende, gleichlautende Stellen, Wortfolgen und Begriffe; im Laufe der Jahre hatte nun Karl Eugen Neumann, unablässig nach höchster Treue strebend, einige dieser identischen Stellen noch näher zu verdeutschen vermocht, ohne dass ihm jedoch eine zweite Ausgabe der Mittleren Sammlung Gelegenheit gegeben hätte, für derartige Wortfolgen die spätere Fassung einzusetzen. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, einen Text letzter Hand herzustellen. Hierbei musste mit großer Umsicht vorgegangen werden, nach sorgsamster Erwägung, denn die Pāli-Texte sind rhythmische Kunstwerke, worin jeder Silbe ein bestimmter Lautwert zufällt. Das spricht durchaus nicht gegen die Authentizität der Reden, ganz im Gegenteil: wenn ein Wesen moralisch und geistig die höchste Höhe erreicht, dann wird ihm auch sprachlich alles zu Rhythmus und Melodie; aus der inneren Ruhe und Reinheit, der tiefen Harmonie, die im Heiligen waltet, entsteht wie von selbst das Kunstwerk seiner Rede. So hat einmal ein Erwachter gesprochen, und wir finden vorher und nachher kein Beispiel dafür. Wohl aber ist der Rahmen mancher Reden später nachgeschaffenes Kunstwerk, und noch in Gotamos Geiste stilisiert. Die Aufgabe bei der Textherstellung war darum, die späteren Fassungen einzusetzen, ohne den Rhythmus zu zerstören, also nur jene Stellen aus den später übertragenen Bänden herüberzunehmen, wo der Rhythmus der umgebenden Worte es ohne irgendwelche selbständigen Zusätze oder Weglassungen erlaubte. Wo immer ein bloßes Einfügen der späteren Form ohne Gefährdung des Rhythmus möglich erschien, ist diese jetzt an die Stelle der früheren getreten, während in wenigen Fällen, wo das Gleichmaß der benachbarten Stellen durch ein solches Verfahren zerstört worden wäre, davon Abstand genommen wurde. Die rhythmischen Gesetze der Pāli-Texte sind unglaublich fein und manigfaltig, und Karl Eugen Neumann hat selbst gelegentlich auf eine frühere, darum oft nicht weniger richtigere Version seiner Uebertragung zurückgegriffen, weil sie gerade in diese Umgebung sich besser einfügen wollte. In solchen einzelnen Fällen würde nur helfen, auch die umgebenden Worte entsprechend anzupassen, zu verändern, wie es Karl Eugen Neumann, wenn es not war, tat; das aber steht keinem Herausgeber zu, und nur aus diesem Grunde, nicht weil sie übersehen wurden, sind auch einige, in späteren Werken Karl Eugen Neumanns anders wiedergegebene identische Stellen hier unverändert belassen worden. Als ein leichtes Beispiel für viele sehr schwierige sei nur erwähnt, dass Karl Eugen Neumann im ersten Band der Mittleren Sammlung das Wort _brāhmaṇo_ mit »Brāhmane« übersetzt hatte, während es im zweiten und dritten Band auch mit »Priester« verdeutscht ist; in der Längeren Sammlung kommt dann nur mehr die Wiedergabe »Priester« vor. Es ist nun klar, dass es nicht immer möglich sein kann, ein zweisilbiges Wort an die Stelle eines dreisilbigen zu setzen, ohne irgendwelche ausgleichende Veränderung, darum ist auch die erste Form »Brāhmane« hie und da geblieben. Weil die jüngere Fassung mancher solcher gleichlautend wiederkehrenden Stellen in den jeweils später erschienenen Bänden gedruckt vorlag, brauchte sie nicht immer auch von Karl Eugen Neumann in seine Handexemplare der früheren Werke eingetragen zu werden, daher kommt es, dass diese nur wenige Korrekturen enthalten, nämlich nur die nirgend anderwärts schon gedruckten. Diese sind hier in den Nachweisen am Schlusse jedes Bandes, woselbst der Ursprungsort aller geänderten Stellen verzeichnet ist, aufzufinden. Die meisten Aenderungen waren naturgemäß im ersten Band durchzuführen, im zweiten sind es bereits wenigere und nur mehr einige im dritten Band, als im zuletzt übertragenen. Hier waren nur mehr die Bruchstücke und die Längere Sammlung zum Vergleich heranzuziehn, während bei der Textredaktion des ersten Bandes auch der zweite und dritte berücksichtigt werden musste. Die überwiegende Zahl der späteren Fassungen ist nicht durch die Nötigung Irrtümer zu berichtigen, sondern zumeist aus dem Streben nach letzter Vervollkommnung zustandegekommen. Hat also Karl Eugen Neumann später manche Stelle des 1896 erschienenen ersten Bandes noch zutreffender übertragen, so war dessenungeachtet dieser erste Band schon ein erstaunliches Meisterwerk: was in der »Buddhistischen Anthologie« (1892) kaum noch im ersten Ansatz wahrzunehmen war, die Identität seines Tones, seiner Sprache mit derjenigen Gotamos, das tritt hier zum ersten Mal vollkommen zutage. Es ist ein Irrtum zu vermeinen, man könne, was ein Großer gesprochen habe, auch mit anders gesetzten Worten unbeeinträchtigt wiederholen, anders gesetzt ist die Wirkung eben eine andre, oder wird überhaupt ausbleiben, weil im persönlichen Rhythmus des Redners letzter Wirkungsgrund liegt. Unrhythmische Worte sind jedoch machtlos, wenn auch ihr Inhalt bedeutend wäre, welcher Fall aber in der Erfahrung gar nicht angetroffen wird, während Rhythmus allein schon das Bändigende an sich ist, das Ordnende und Ermunternde. Und nun gar die Worte des höchsten der Menschen, von denen eine Heilkraft sondergleichen ausgeht, die ruhegeboren sind und schlackenrein: nicht nur ihr Inhalt, auch ihre Form, die Art ihrer Setzung wirkt in stärkster Weise ermunternd, umbildend, Wunder schaffend, unmöglich Scheinendes möglich machend. Und dass die Buddhoworte in der Verdeutschung Karl Eugen Neumanns dieses zauberhaft Belebende, Beschwichtigende, Stärkende und Beruhigende unvermindert behalten haben, hierin liegt das Wunder seiner Uebertragung, die aus verborgenen, fast geheimnisvollen Quellen fließend, noch weit über alles Sprachkunstwerk hinausgeht. Gleichzeitig aber war Karl Eugen Neumann ein philologisches Genie, mit dem allerseltensten Scharfsinn begabt, bei einem ungeheueren Wissen unermüdlich in seinem Forschungseifer, stets bis zur letzten Bedeutung und Beziehung der Worte vordringend. Nicht geringer als sein Verdienst um die buddhistische Lehre ist sein Verdienst um die deutsche Sprache, der er ein neues Element, eben das indische, genauer das gotamidische, zugeführt hat; durch seine Verschmelzung des edelsten indischen Sprachgutes mit dem Deutschen hat er diesem neue ungeahnte Schönheiten abgewonnen, wie auch Luther es sich zum Verdienst anrechnete, die lateinischen Klänge der Vulgata ins Deutsche herübergebracht zu haben. Dabei ist die Uebertragung Karl Eugen Neumanns voll von »ebenso einfachen als genialen Kühnheiten, die nur dem Künstler gelingen«, wie er selbst es von Richard Wagners Uebersetzung des Wortes _Vanaheim_ durch ‚Wahnheim‘ rühmt. Nur ein mit solchen Eigenschaften Ausgezeichneter durfte in hingebungsvollster Treue daran gehen, die Reden des Buddho in andrer Sprache zu wiederholen, und nur ein Solcher konnte eine Uebertragung schaffen, die den Geist und den Buchstaben der Lehre Gotamos gleich vollkommen wiedergiebt. Ohne Vorbild, ohne einen Vorgänger, hat er den ersten Schritt auf dem noch unbetretenen Weg getan und ist ihn bis ans Ende gegangen. Seinem großen Werk der Uebertragung schließt sich sein Werk der Anmerkungen und Erläuterungen an, welches in dem noch ungedruckten Nachlassband gipfelt, einem gewaltigen Werke, reich an Beziehungen gerade zur Mittleren Sammlung, deren immerwiederkehrende Begriffe wie _phasso_, _āsavo_, _saṉkhāro_, _sakkāyo_, _suññatā_ usw. dort eingehend erörtert werden. Die Anmerkungen zur Mittleren Sammlung sind in der gegenwärtigen Ausgabe an den Schluss jedes Bandes versetzt, gemäß dem späteren Wunsche Karl Eugen Neumanns. Er hatte ursprünglich überhaupt keinerlei Anmerkungen beibringen wollen, um nur den Text für sich allein wirken zu lassen, darum findet man so wenige im ersten Band; im zweiten sind es, wenn auch noch überwiegend philologische, bereits mehr, und erst im dritten Band hebt sein eigentliches Anmerkungswerk an, das dann in ununterbrochener, immer gesteigerter Fülle bis zu dem erwähnten Nachlassband führt. Auf diesem steilen Weg hat Karl Eugen Neumann noch die herrlichen Lieder der Mönche und Nonnen, die unsagbar schönen und tiefen, mit der Mittleren Sammlung unzertrennlich verbundenen Bruchstücke der Reden nacherschaffen, hat auch noch den Italienern den ersten Band der Mittleren Sammlung geschenkt, und nachdem die drei Bände der Längeren Sammlung, während welcher Arbeit seine Meisterschaft ins Unbegreifliche wuchs, vollendet waren, die leuchtenden Augen für immer geschlossen. Wenn ein Genius vom Range Karl Eugen Neumanns erscheint, neue Bahnen erschließt, ein unsterbliches Werk vollendet, so vollzieht sich immer wieder dasselbe beschämende Schauspiel: die von ihm wissen, hüten sich von ihm zu reden, die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Oder sein Werk wird, als ob es wäre wie andere mehr, so nebenher erwähnt. In diesem Falle darf vielleicht manchem Beteiligten zugebilligt werden, dass er ehrlicherweise selbst nicht begriffen hat was eigentlich am Werke Karl Eugen Neumanns das schlechthin Einmalige sei, da es scheint, dass für gewöhnlich sich wenig Dinge schwerer vereinen lassen, als Kunst und indologische Wortforschung. Es sind auch die gleichen Männer, welche in den Wiederholungen der Reden nur lästige und langweilende Ausdehnungen erblicken, auch gelegentlich darüber spötteln, während diese Wiederholungen, außer ihrer Bedeutung, das Gesagte zutiefst zu befestigen, in Wahrheit ein höchstes Kunstprinzip darstellen. Das haben große Geister wohl erkannt; so hat Napoleon von der Wiederholung ausgesagt, dass sie ihn die einzige ernsthafte Redefigur dünke, und in Rodins Testament steht der schöne Satz zu lesen: »Ich liebe das menschliche Bestreben, das sich durch regelmäßige Wiederholung unablässig steigert. Diese wiederholte Bewegung ist eine Schlachtordnung. Die Säulen der Kathedrale verzehnfachen ihre Grazie, indem sie einander folgen und sich vereinigen.« Das gilt auch von den Reden Gotamo Buddhos, die wie Säulentempel gebaut, oder wie Fugen gesetzt sind. Fugenartig sind ihre Wiederholungen, und dürfen vom Leser nicht übergangen werden, wenn anders er zum Verständnis und zum Genusse des Ganzen kommen will. Werden sie aber Wort für Wort mitgelesen, so erschließt sich ihr Sinn, sie können sich festsetzen, Wurzel schlagen und das Handeln beeinflussen. Und einzig darauf kommt es an. Nur haben Worte eine geringere Macht als ihnen im allgemeinen zugestanden wird, sie erzeugen nur Hirnwissen, nicht Herzwissen; um bewegen, lenken zu können, müssen ihnen absonderliche Kräfte innewohnen, und da giebt es in der Welt keinen so unmittelbar ergreifenden und beschwichtigenden Klang als den der ~Worte~ Gotamos: auch das kennzeichnet ihn und erhebt ihn neben vielem anderen noch über die höchsten Weisen, dass seine ~Worte~ bleibendere Spuren hinterlassen, weil schon ihr Rhythmus bezwingender ist. Und nun gar in ihren unaufhörlichen und großartig rauschenden Wiederholungen, die den ganzen Menschen durchdringen, und ihn in den Zustand versetzen, aus dem heraus er das früher Unmögliche vollbringt. Wer diese Wirkung der ~Worte Gotamos~ kennen gelernt hat, deren Inhalt so erhellend, deren Form so bezwingend ist, der wird verstehen, warum einst Robert L’Orange, der am stärksten Ergriffene, zu Karl Eugen Neumann sagen mochte: _Na hi kañci sotabbaṃ maññāmi aññatra Tathāgatena_: »Nicht irgendwen halte ich für hörenswert außer dem Vollendeten.« Denn nicht nur ein Weiser, ein Prophet oder Religionsstifter spricht in den Reden zu den Menschen: ein wahnloses Wesen, das sich als den besten Künstler, besten Arzt zu erkennen giebt, hat einen Heilplan entworfen, um das in die Schiefe geratene Geschlecht auf den rechten Weg zu bringen, ihm die Augen zu öffnen, »der Welt«, wie es heißt, »den Schleier hinwegzunehmen«. Nicht als ein fanatischer Bußprediger, nein, ohne zuzureden, ohne abzureden legt er die Lehre, deren Anfang, Mitte und Ende begütigt, dar, und nicht nur Mönchen, allen Menschen verkündet er sie. Weisen und Toren, Guten und Schlechten, und es ist wundersam wahrzunehmen wie noch im Gespräch mit dem Verworfensten der Göttliche lächelt und mit Freuden ein menschliches Herz erblickt. Dieses kaum noch merkbare Lächeln, das die indischen Bildner später so herrlich dargestellt haben, tritt deutlicher in der 81. Rede und 83. Rede hervor, es erstreckt sich aber eigentlich über alle, als die sicherste Gewähr der Erwachung; so wahr Zorn, Hass und Leidenschaft der Traumwelt angehören, der tiefen Verstrickung; Humor aber, im höchsten Sinn verstanden, das nicht mehr Einbegriffensein verbürgt. Auch damit zeigt sich klar wie falsch es war den Buddhismus als eine pessimistische Weltansicht zu bezeichnen; nicht nur die 74. Rede, die Beides: »Alles gefällt mir«, also den Optimismus, und »Nichts gefällt mir«, also den Pessimismus, umgeht, beweist das, sondern vor allem dieses unendlich feine, heitere Begreifen, das eben unvereinbar ist mit Pessimismus, und hoch über seinen Niederungen schwebt. Es ist das Wissen um die vier heiligen Wahrheiten, das zur Durchschauung und Erwachung führt. Zur Erwachung aber verkündet der Buddho die Lehre, und als die erstaunlichste, außerordentlichste Eigenschaft des Vollendeten bezeichnet er es, wieder in übermenschlicher Heiterkeit, in der 123. Rede, dass ihm Gefühle bewusst aufsteigen, dass sie bewusst anhalten, bewusst untergehn, und ebenso Wahrnehmungen, und ebenso Gedanken. Das klingt einfach, wie das meiste was der Meister zu sagen hat, darum heißt es ja auch von seiner Lehre, dass sie klar sichtbar ist, zeitlos, anregend, einladend, jedem Verständigen von selbst verständlich. Wer aber meint sie ohneweiters, ohne den rechten Ernst und die rechte Mühe, in ihrer Tiefe begriffen zu haben, dem wird oft und oft gesagt: »Schwer wirst du das verstehn, ohne Deutung, ohne Geduld, ohne Hingabe, ohne Anstrengung, ohne Lenkung«. Nur diejenigen, welche »seit langer Zeit von gemeineren Dingen abgewandt« sind, haben die Kraft geduldig in die Sätze Einsicht zu nehmen. Der Allesleser wird in den seltensten Fällen die Kraft besitzen mit dem ruhigen Gange der Reden Schritt zu halten, ihr ungewohntes Zeitmass zu ertragen: sie langsam, und doch ohne Pathos zu lesen setzt einen Zustand innerer Bereitschaft voraus und will nur den Geduldigen gelingen. Doch ist die Lehre nach langer Verborgenheit jetzt glücklich dem Dunkel entrissen, und so sei denn vorerst die Mittlere Sammlung, in neuer Gestalt, in einer Vielen zugänglichen Ausgabe, mit den Gefühlen tiefster Dankbarkeit für Karl Eugen Neumann, den Lesern übergeben. ~Wien~, im Frühling 1921. E. R. VORREDE DER KANON Die Mittlere Sammlung, _Majjhimanikāyo_, der uns überlieferten Lehrdarstellungen Gotamo Buddhos besteht aus 152 Reden. Diese Reden halten zwischen den 34 längeren Darlegungen des _Dīghanikāyo_ und den zahlreichen kürzeren Mittheilungen, oft nur einzelnen Aussprüchen des _Khuddakanikāyo_ in Hinsicht auf die Dauer des Vortrags gleichsam die Mitte. Nur dieses äußere Merkmal hat die Namen bestimmt. _Aṉguttaranikāyo_ und _Saṃyuttakanikāyo_, mehr oder weniger vom selben Gesichtspunkte aus geordnet, schließen sich als vierte und fünfte Sammlung an. Das Ganze dieser fünf großen Tage- und Lehrbücher wird unter dem Begriffe _Suttapiṭakam_, Kanon der Reden, zusammengefasst, als Gegenstück zum Kanon der Zucht, dem _Vinayapiṭakam_. Das sind die beiden Hauptstücke des Vermächtnisses. In der Folge hat man diesem _Dvipiṭakam_, dem Zweifachen Kanon, das _Abhidhammapiṭakam_ angefügt, den Kanon der Scholastik, und also das _Tipiṭakam_ geschaffen, den Dreifachen Kanon, die buddhistischen Biblia Sacra. Wahrscheinlich aber war bis zum Tode Gotamo Buddhos, um 480 v. Chr., nur ~eine~ Satzung bekannt, eben der Kanon der Reden, das _Suttapiṭakam_ als _Ekapiṭakam_, woraus dann allmälig das _Vinayapiṭakam_, später das _Abhidhammapiṭakam_ theils ausgeschieden, theils weitergebildet wurde. Der Name _Ekapiṭakam_ und _Dvipiṭakam_ kommt nicht vor, _Tipiṭakam_ erst in scholastischer Zeit. Wohl wird das Simplex _piṭakam_ von alters her gelegentlich gebraucht, doch nur in seiner eigentlichen Bedeutung, als Korb: so z. B. in unserer 21. Rede, wo gesagt wird, den Weisen erschüttern wollen sei geradeso wie wenn man, »mit Spaten und Korb versehn«, daranginge den Erdball abzugraben. Zweifelhaft freilich scheint mir, im Gegensatz zu Trenckner, ob nicht in Aeußerungen wie _piṭakasampadānena_ (_AN_ vol. I. p. 189, vol. II. p. 191, vergl. Trenckner, Pāli Miscellany, London 1879, p. 67 ff.) schon eine deutliche Anspielung auf den übertragenen Begriff, auf schriftlich gepflegte brāhmanische Ueberlieferung vorliegt; wie vielleicht auch in der bitteren Klage des brāhmanischen Büßers Māgandiyo, _MN_ vol. I. p. 502 f.: _Bhūnahu samaṇo Gotamo ti me bhāsitaṃ: taṃ kissa hetu? Evam hi no sutte ocarati_: »Ein Kernhauer ist der Asket Gotamo, sag’ ich: und warum sag’ ich das? Weil er als solcher gegen unsere Satzungen vorgeht.« Die erste Erwähnung von _piṭakam_ als Gesammtbegriff der Lehre geschieht, meines Wissens, im 3. Jahrhundert nach Gotamo Buddho, ungefähr 200 Jahre nach Fixierung seiner Reden, auf einer asokischen Topenstele zu Barāhat (s. Bühler, Indian Studies No. III, Wien 1895, p. 17 und 87). Da finden wir nämlich auf einem der gestifteten steinernen Gitterbalken als Geber den Ehrwürdigen Jāto, der sich _peṭaki_ nennt, »Kenner des _Piṭakam_«. Gleichzeitige Inschriften auf dem Sāñci-Hügel führen aber, wie Barāhat _sutantiko_, _sutātiko_, »Kenner der Reden« (cf. _Vinayapit._ vol. I. p. 169 etc.), und, mit Barāhat, _pacanekāyiko_, »Kenner der fünf Sammlungen«, an. _Pacanekāyiko_, _sutātiko_ ~ _sutantiko_ und _peṭaki_ sind jedoch homologe Bezeichnungen desselben Begriffes, der in Sāñci noch einmal, alle drei zusammenfassend, als ächt kanonischer _dhamakaṭhīko_, »Sprecher der Lehre« (_MN_ I. 218, _SN_ II. 18, 114, 156, _AN_ I. 23, passim), auftritt. Was also damals, wenn wir diesen steinernen Zeugen trauen dürfen, noch immer eigentlich als Wort der Lehre gegolten hat, liegt vor Augen: es war der Kanon der Reden, das _Suttapiṭakam_, und da man ein anderes Piṭakam nicht kannte, reichte das Synonym _peṭaki_ vollkommen aus für _sutantiko_, _sutātiko_ und _pacanekāyiko_, während der Brāhmane sich nach wie vor des Titels _traividyas_, _cāturvaidyakas_ bedienen musste, um den Kenner der drei, den Kenner der vier Veden zu bezeichnen, ja, dementsprechend, auch bei uns der _pacanekāyiko_ keineswegs zu einem pentakryphen _nekāyiko_ wurde. Litterarisch beglaubigt zeigt sich _Piṭakattayam_ erst im _Milindapañho_, p. 348 (cf. p. 1 u. 18), welcher Stelle vor der quasi historischen Autorität des _Dīpavaṃso_, p. 103, und _Mahāvaṃso_, p. 19, 207, 251/2, 256, der Vorrang gebührt. Kaccāyanos, des Grammatikers, »Einführung in das Studium des _Piṭakam_« _Peṭakopadesagantho_ (s. Minayeffs Ausgabe des _Ganthavaṃso_ in den Recherches sur le Bouddhisme, Paris 1894, p. 239 u. 244) beschäftigt sich offenbar nur mit dem _Suttapiṭakam_[*], was selbstverständlich nicht ausschließt, dass der Verfasser alle drei _Piṭakas_ genügend gekannt habe. So spricht z. B. Asoko auf einer jüngst entdeckten nepalischen Felseninschrift von seiner Verehrung des Buddho Koṇāgamano: aber schwerlich dürfte es jemandem einfallen den gangbaren volksthümlichen Buddhismus jener Zeit, der sich zumal in Barāhat schon völlig entwickelt darstellt, mit der aristokratisch gesicherten Lehre eines _peṭaki_ desshalb gleich identifizieren zu wollen. Dass man das _Suttapiṭakam_ wirklich bis spät in das vierte Jahrhundert n. Chr. als den Kanon schlechthin angesehn hat, sagt uns sogar der _Mahāvaṃso_, p. 247, deutlich genug. Unter der Regierung Buddhadāsos, heißt es da, habe ein hochgelehrter _dhammakathī_ (vergl. oben Sāñci) die Texte in die Landessprache übertragen: was für Texte? Eben die _Suttas_. Tass’ eva rañño rajjamhi Mahādhammakathīyati Suttāni parivaṭṭesi Sīhalāya niruttiyā. Eine nachdrücklichere Bekräftigung des Tenors der Inschriften, wenn eine solche überhaupt vonnöthen wäre, könnte man sich kaum wünschen. Wie so oft in Indien zeigt sich auch hier eine vorerst bedenkliche Tradition durch unbezweifelbare Urkunden in ihrem ererbten Rechte bestätigt. Das Wort des Mönchs und der Meißel des Königs ergänzen einander. Der innere Werth des _Vinayapiṭakam_ wird durch unser Ergebniss nicht geschmälert, vielmehr lässt sich jetzt deutlich absehn, warum der Kanon der Zucht neben unverkennbar Aechtem allerhand sagenhaftes Beiwerk aufweist: das Aechte, zwar oft fragmentarisch und interpoliert wiedergegeben, ist aus dem Urkanon geschöpft, aus dem _Suttapiṭakam_, die hundert Geschichten und Legenden haben sich, nebst einer erdrückenden abgeschmackten Kasuistik, nach und nach mit eingestellt. Dies geschah, wie oben gesagt, verhältnissmäßig früh und mochte so lange geschehn, bis auch diese Sammlung, in nachasokischer Zeit, zum selbständigen Kanon erhoben wurde. Noch unter Asoko war das Ordensrecht nur eine Art Auszug[**] aus dem einen anerkannten _Piṭakam_. Auf dem vielgenannten zweiten Bairāter Felsenedikt spricht der König den Wunsch aus, man möge vor allem die _vinayasamukase_ der _dhaṃmapaliyāyāni_ beobachten, »die Zuchtverordnungen der Lehrreden«, womit eben diejenigen Theile der Satzung gemeint sind, die auf die Disziplin Bezug haben. Hiermit stimmt es völlig überein, dass sich unter den hunderten von Inschriften bisher noch kein einziger »Kenner des _Vinayapiṭakam_« gefunden hat, weil ein solcher im Begriffe eines »Kenners des _Suttapiṭakam_« implicite lag. Schon Oldenberg hat (_Vinayapiṭakam_, vol. I., London 1879, p. XIV) im Bairāter Wunsche die Unterordnung des _vinayo_ unter den _dhammo_ scharfsinnig erkannt, eine Unterordnung, deren Allgemeinheit seit Bühlers umfassenden Forschungen mehr und mehr durchblickt. Allerdings sind uns bisher erst wenige Urkunden indischer Geschichte zugänglich geworden und gar manches ruht noch unter der Erde. Für die Kenntniss des authentischen Buddhismus trifft es sich recht glücklich, dass wir auf Grund der Denkmäler Asokos und seiner Nachfolger schon heute die Entwickelung des Kanons mit annähernder Genauigkeit verfolgen können. Künftige Ausgrabungen lassen vielleicht vorasokische Bestätigungen unserer Urtheile und Schlüsse erwarten. Die Stellung der Mittleren Sammlung im Kanon der Reden ist eingangs angegeben worden. Engere Beziehungen zu ihren vier Stammverwandten zeigen sich in bestimmter Weise. Zunächst sei hervorgehoben, dass die fünf Sammlungen im Allgemeinen wie im Besonderen durchaus harmonieren und Widersprüche ernster Natur schlechterdings unauffindbar scheinen. Inhalt und Form sind überall gleichgeartet, wenn auch nicht überall gleichwertig. So tritt das Element des Wunderbaren in unserer Sammlung fast ganz zurück: aber in diesem oder in jenem Abschnitte des _Khuddakanikāyo_ (auch in den anapokryphen) und _Saṃyuttakanikāyo_ macht es sich, obzwar spärlich, bemerkbar. So wird in vielen Reden unserer Sammlung der Hauptgedanke ebenso unnachsichtlich entwickelt und zu Ende gedacht wie es häufig im _Dīghanikāyo_ der Fall ist: aber bei den zahlreichen, unterschiedlichen Paragraphen, welche diese Sammlung einschaltet, kommen die scharfen logischen Umrisse der Darstellung nicht immer ebenso leicht zur Geltung. So begegnen wir derselben Anordnung des Stoffes, wie sie der _Aṉguttaranikāyo_ liebt, aber keine auserlesene Reihenfolge, wechselnde Schilderung wird geboten. Diese gröberen Züge mögen zur Kennzeichnung genügen. Aufmerksame, wiederholte Durchnahme des Textes diene als beste Ausführung. DIE KOMMENTARE Wie bei den Schriften der Alten ist bei denen der Inder das Verständniss der ursprünglichen, naiven Gedanken der Meister früh verloren gegangen, und die große Masse der Gelehrten hat das Bedürfniss gefühlt Erklärungen zu geben. Wenn wir der einheimischen Tradition in irgend einem Punkte Glauben schenken dürfen, so gewiss in diesem, dass die Interpretation des _Suttapiṭakam_, das ist die halb gelehrte, halb volksthümliche Zergliederung der Längeren, Mittleren, Kürzeren, Angereihten und Zusammengestellten Sammlung, bald nach dem Tode Gotamo Buddhos begonnen und seither stetig die Rezitation des Kanons begleitet hat. Diese Schulweisheit hat nun ohne Zweifel ihren Gutes, ja in einem Betracht ist sie nicht hoch genug zu preisen: ihr allein verdanken wir die reine Erhaltung der Texte. Mit unermüdlicher Akribie hat sie dritthalb Jahrtausende eifersüchtig darüber gewacht, dass womöglich auch nicht ein Jota, auch nicht ein _akkharam_ der ächten Ueberlieferung verloren gehe, eingedenk des schönen Spruches: Attho akkharasaññāto, Durch Silben wird der Sinn erkannt. Solche, in ihrer Art einzige Gewissenhaftigkeit, die eben nur in Indien möglich war und ist, verdient innige Anerkennung und Bewunderung. Ihr ist es ferner zu danken, dass die alten Lehren bis auf den heutigen Tag im Volke lebendig geblieben sind und, mutatis mutandis, ebenso wirken wie einst. Mit ihr im Bunde endlich ist es den standhaften buddhistischen Missionaren gelungen, die eine Hälfte der Erde, wie Sir William Hunter sagt, zu erobern und den Glauben der anderen zu modifizieren. Ihr wird man es vielleicht einmal nachzurühmen haben, wenn eine, so weit es eben möglich ist, menschenwürdige Religion auf dem Erdball allgemeine Verbreitung gewinnt. Viel, sehr viel Achtung verdient also die indische Schwester Schulweisheit. Auf mächtigen Glanz folgt naturgemäß Nacht. Sobald die buddhistischen Patres ecclesiae und Doctores profundi darangehn dunkle, tiefe Stellen des Kanons aufhellen zu wollen, reden sie wie Blinde von der Farbe. Sie meinen’s ja grundehrlich, die Wackeren, versteht sich; doch was hilft guter Wille in der Kunst? Kunst kommt von Können, auch im Indischen, ihr Können aber beschränkte sich auf schwaches philologisches und reiches volksthümliches Wissen. Damit konnten sie freilich zur Erklärung der Reden Gotamo Buddhos nicht auslangen. Es sei hier gestattet ein paar Beispiele anzuführen. Ich entnehme dieselben den allgemein zugänglichen Kommentaren oder gebe sie genau nach den mündlichen Belehrungen, welche mir die höchst achtbaren, vortrefflichen Mönche Zeilons während eines dortigen Aufenthalts in reicher Fülle zutheil werden ließen. Unterschiede zwischen den Erklärungen der Mönche von Kolombo und Kalutara, vom Daladamaligawa und Asgiriyavihāre, am Alufelsen und in Anurādhapura und an anderen Orten haben sich, bei wiederholter Besprechung derselben Punkte, nicht ergeben, da nur eine Autorität für alle gilt: die οται μυριαδες ἐπων Mahābuddhaghosos. -- _DN_ I., No. 11, Schlussverse des _Kevaṭṭasuttantam_: Zweierlei _viññāṇam_ giebt’s, das erste, _viññāṇam anidassanam_, ist gleich _nibbānam_, ja; das zweite, _viññāṇassa nirodhena etth’ etam uparujjhati_, ist das gewöhnliche. _MN_ I., No. 8 wird _sallekho_ von _likhati_ ~ _chindati_ abgeleitet. _KhN_, _Dhp._ v. 227 ist _Atula_ statt _atulam_ zu lesen, als Eigenname im Voc. -- _KhN_, _Itiv._ 1 seqq.: _Ayaṃ vo pāṭibhogo anāgāmitāya_ wird ersetzt durch _Ahaṃ vo pāṭi^0_, ganz wie beim Herausgeber der editio princeps. _KhN_, _Thīg._ v. 267 (cf. _MN_ I., 134,_{21}). _nāgabhogasadisopamā_ || _ti hatthināgassa hatthena samasamā; hatthī hi idha bhuñjati etenā ti bhogo ti vutto -- tā ti ūruyo_. Es ist eine Reminiszenz an Stellen wie _nāganāsasamūpamā_. _AN_ IV., No. 159 ist _setughāto_ = _hetughāto_. Die _dosinā ratti_, passim, erklärt als _dosāpagatā ratti_. _Sotāpanno_, _sotāpatti_ gehört zu √(sru), _savati_, u. s. w. -- Wenn nun auch derartige Originalerklärungen, die man zu hunderten häufen könnte, kaum mehr als einen Einblick in den scholastischen Volksbuddhismus gewähren, so dürfen wir uns anderseits der vielen sekundären Bemerkungen des Scholiasten gelegentlich herzlich freuen. Diese bringen uns das Verständniss zuweilen wirklich näher und erleichtern die Denkarbeit, dienen gewissermaaßen als Eselsbrücke. Einige hübsche Beispiele dafür sind: _MN_ I., No. 36, p. 245 _ajaddhukam_ ~ _abhojanam_; ibid., No. 15, p. 96 _apadānam_ ~ _pubbe apuññakatam_; die zu _DN_, _Mahāparin._ p. 22 gelungene Erklärung der _ācarīyamuṭṭhi_[***]; _KhN_, _Thag._ v. 986 _adda_ = _addakkhi_; _KhN_, _Thīg._ v. 122: _vīdhavā ti_; _dhavo vuccati sāmiko, tad abhāvā vīdhavā, matapatikā ti attho_; passim: _anacchariyam_ ~ _thokam abbhutam, pag’ eva_ ~ _paṭhamam eva_, u. a. m. -- Seien wir also billig und gestehn zu, dass Buddhaghoso, Dhammapālo, Ñāṇasāgaro und wie die _Aggācariyos_ alle heißen, bis herab auf den ebenso gelehrten als edlen Subhūti Terunnānse von Kalutara, in ihrer Art Vorzügliches geleistet haben, dass wir aber diese Braven nicht nach modernem Wissen und Können schätzen und nützen dürfen. Uns ziemt es nun unser altes Erbe zurückzuerobern und den ursprünglichen Gehalt rein darzustellen. Die Geistesspuren jenes großen Mannes, der wohl überall gepriesen doch nicht genug gekannt ist, liegen in den auf uns gekommenen Reden treu erhalten vor: wir sind allmälig mündig geworden, die ächte Elephantenfährte, wie es in der 27. Rede heißt, von der falschen unterscheiden zu lernen. Die Brüder in Zeilon sollen uns jedoch nicht undankbar schelten. Wir werden sie noch oft um ihren Rath angehn, wenn es wichtige Bestätigungen gilt. Wie erfreulich war mir z. B. Subhūtis Denkweise, als er auf meine Bitte, _Māro_ zu erklären, mit dem schönen Citate aus dem _SN_ antwortete: _Rūpam māro, vedanā māro, saññā māro, saṉkhāra māro, viññāṇam māro, pañc’ upādānakkhandhā māro ti_, und mir so gleichsam die offizielle Berechtigung gab in jenem Begriffe die Natur, oder richtiger, im Einklang mit Schopenhauer, die Mortur wiederzuerkennen. Solche und manche ähnliche, recht unphantastische Offenbarung darf man heute gewiss nur mehr auf Zeilon oder allenfalls noch in Barma und Siam erwarten; in China und Tibet kann man mitunter etwas andere Dinge zu hören bekommen. Hat mir doch ein sehr intelligenter Lama, wenige Tagereisen von der Heimath des Buddhismus entfernt, im Kloster Bhutia Basti bei Dārjiling, am Schlusse einer langen gelehrten Unterredung die Versicherung gegeben, ein vollkommener Weiser mag sich ausgesucht nette und geprüfte Jungfrauen, _varalakṣaṇopetās_, ad libitum zulegen, zur Erfrischung seiner Lebensgeister. Ein derartiges Ideal hat nun freilich der südliche Buddhist niemals aufgestellt, und die _lakṣaṇas_, die ihm, auch als vollkommenem Weisen, einzig nahe gehn, sind immer die selben geblieben, nämlich _aniccam_, _dukkham_, _anattam_. Darum wollen wir die gute buddhistische Volksmetaphysik und ihre Meister hochhalten. Bei der Lehre Gotamo Buddhos, die erst in den letzten fünfzig Jahren durch Gogerlys, Spence Hardys und Childers’ vertrauten Umgang mit den Mönchen Zeilons neu entdeckt wurde, ist das Wort des Richard Wagnerschen Hans Sachs wundersam am Platze: Dass uns’re Meister sie gepflegt, Grad’ recht nach ihrer Art, Nach ihrem Sinne treu gehegt, Das hat sie ächt bewahrt. -- Eine wenig bekannte Einzelheit mag hier noch, als Exkurs, behandelt werden. Man hat bis vor kurzem allgemein angenommen, das letzte Mahl Gotamo Buddhos, von einem jungen Schmidte Namens Cundo gespendet, sei Wildbraten gewesen, und zwar verdorbener, dessen Genuss Erkrankung und Tod des Buddho zur Folge hatte. Die betreffende Stelle findet sich in der 16. Rede des _DN_, _Mahāparinibbānasuttam_ p. 41-42. Dort wird erzählt, der junge Schmidt Cundo habe die Mönche in sein Haus geladen und feste und flüssige Speise und ein reichliches Gericht von _sūkaramaddavam_ für sie bestellt; letzteres habe sich der Buddho vorsetzen lassen, den Schmidt aber ermahnt, die Jünger mit der anderen Speise zu bewirten und den Rest seines Gerichtes in die Gosse zu schütten, da es von keinem verdaut werden könne, den Vollendeten ausgenommen. Nach dem Genusse dieser Speise sei dann der Buddho krank geworden, schwer krank, und heftige Schmerzen hätten sich eingestellt. Bhuttassa ca sūkaramaddavena Vyādhippabāḷhā udapādi satthuno. Was ist nun _sūkaramaddavam_? Ist es Wildbratensülze, wie es auf den ersten Blick scheint? Die einheimische Tradition hat es meist dafür gehalten, und die europäische Forschung hat es unbesehens übernommen. Zu vertrauensvoll: denn wir haben zu _sūkaramaddavam_ Parallelen, die einen anderen Begriff vermuthen lassen. Unter den Arzeneipflanzen, die der _Rājanighaṇṭus_ aufzählt, finden wir u. a. das fem. simpl. _sūkarī_, von _sūkaras_ Eber, Schwein, als Batate, dann _sūkarakandas_ Eberbirne (Erdbirne), _sūkarapādikā_ Eberklaue = _kolaśimbī_ Eberschote, dann aber, und dies ist wichtiger, den _sūkareṣṭas_, eine Erdmandel, welche die Wildschweine mit Leidenschaft auswühlen, wörtlich Ebergier; daher z. B. der Ort _Sūkarakhatā_ Eberswühl, _MN_ I., 497. _Suśrutas_ giebt _vārāhī_, von _varāhas_ Eber, für die Yamwurzel an, dann _varāhakandas_ Ebertrüffel, _varāhamūlam_, Eberwurz, etc. Vergl. noch Bezeichnungen wie _gostanī_ Weintraube, wörtlich Kuheuter, _hastikarṇas_ Rizinus, w. Elephantenohr, _uraṇākṣas_ eine Zimmtpflanze, w. Schaafauge, _kukkuṭamastakas_ ein Pfeffer, w. Hahnenkamm, _vānarapriyas_ ein gemeinsamer Name der indischen Feigenbäume, w. Affenlieb, _ajamodā_ für Kümmel, Sellerie, Liguster, w. Ziegenlab, _mṛgabhojanī_ Koloquinthenfrüchte, w. Wildspeise, nämlich der Rehe, Hirsche etc., u. v. m. _Sūkaramaddavam_, von √(mṛḷ) gaudere (s. _AN_ vol. I. p. 94, XV, 2 = _Suttanipāto_, vv. 250, 292, _Jāt._ vol. V. p. 378 v. 176, _Dhammasaṉg._ s. v. _maddavatā_, Asokos Delhi-Sivālik-Säulenedikt VII β, 1. 7 _madave_), wird daher Eberlust bedeuten und der Name irgend einer essbaren Pilzart sein. Auch wir haben ja derlei Gewächse mit ähnlichen Namen bedacht, ex jure primi possidentis, und sagen Saubrod (eine Erdnuss), Hirschtrüffel, Hirschschwamm, Bärwurz, Bärenklee, Hasenampfer; vergl. auch Benennungen wie Eberesche, Kuhbaum, Wolfsmilch, Schlangenkraut, Schaafgarbe, Geißblatt. Cundo der Schmidt gehörte nun offenbar nicht der Jägerkaste an und war als wohlhabender indischer Handwerker gewiss nicht gewohnt Saubraten zu essen oder darzureichen. Am Markt gekaufte Wurzeln, Kräuter und Schwämme dürfte er zubereiten lassen und zum täglichen Reis mit angeboten haben. Unter die letzteren werden unglücklicherweise auch giftige gerathen sein und der Buddho hat es alsbald gemerkt. -- Das Verdienst die Sache ans Licht gezogen zu haben gebührt dem Verfasser des trefflich ausgearbeiteten »Buddhistischen Katechismus«, Friedrich Zimmermann (Subhadra Bhikschu), s. 4. Aufl., Braunschweig 1894, p. 26 f. Dieser wieder verdankt, nach persönlicher Mittheilung, die erste Anregung einem Artikel im Journal of the Mahā-Bodhi-Society, vol. I., No. VIII. p. 2-3, Kalkutta 1892, wo der Hauspaṇḍit der Zeitschrift unsere Stelle nach dem Kommentare Dhammapālācariyos zu _KhN_, _Udānam_ VIII., 5., (p. 81) erörtert und Aeußerungen Rhys Davids’, Bigandets, Rockhills und Colonel Olcotts, der nachdrücklich auf die richtige Bedeutung hinweist, wiedergiebt. Aus dem Kommentare geht hervor, dass der Irrthum schon in den Scholien der _Mahā Aṭṭhakathā_ aufgetischt, aber von ›Anderen‹, d. h. besseren Beobachtern, erkannt worden ist. Die heutigen Mönche Zeilons lassen sich über diese Frage mit der ihnen bei solchen ἀδιαφοροις eigenen Indifferenz aus und stellen die einander widersprechenden Erklärungen der Kommentatoren als gleich möglich hin; doch neigen sie seit einigen Jahren, wie sie sagen, mehr zu der eben dargelegten Ansicht. Einer der berühmtesten Nāyakas, der ehrwürdige Terunnānse des Maligakandapariveṇa in Kolombo Hikkaḍuwe Sumaṉgala meinte mit verächtlichem Lächeln: Ob der Buddho vor seinem Ende Pilze oder Fleisch, eine Brühe oder was sonst zu sich genommen habe, sei dem Buddhisten sehr gleichgültig; er wisse: alle Nahrung ist Elend. _Na hi āhārena suddhī ti._ Dass diese Worte keine hohle Phrase waren konnte ich täglich beobachten. Wie einst so schreitet auch heute noch der Mönch am Vormittag durch das Dorf hin, alter wie junger, niemals ein Wanst, fast immer eine schlanke, asketische Gestalt, gemessenen Ganges, barhäuptig, kahlgeschoren wie Scipio, gesenkten Blickes, unter der langen gelben Toga die Almosenschaale halb verborgen im Arme, und tritt von Hütte zu Hütte, eine kleine Weile unbeweglich wartend, ob ihm eine milde Hand einen Bissen Speise in die Schaale senken werde; und stumm zieht er weiter, ohne ein Wort des Grußes, ohne ein Wort des Dankes, ohne aufzublicken, ohne eine Miene zu verziehen. Ist seine Schaale, ein halbkugelförmiger glatter Napf von 20-25 cm Durchmesser, nach Gutdünken voll geworden, dann kehrt er in seine blühende Einsiedelei oder, an größeren Orten, in sein luftiges Kloster zurück und nimmt langsam und reinlich das Mahl ein, ohne auszuwählen, Flüssiges und Festes vermischt, wie’s eben im Napfe sich vorfindet. Um 12½ muss er gespeist und sich Mund und Hände gewaschen haben und braucht nun bis zum nächsten Vormittag nicht mehr ans Essen zu denken. Und strenge wird Zucht gehalten, eine Observanz, die in günstigem Lichte erscheint, in entschieden günstigerem als Berichterstatter mit gemächlichen Ohren und eiligen Augen es gelegentlich schildern. DIE UEBERSETZUNG Wer Pāli kann braucht kein geborgtes Licht; wenn die Sonne scheint vermissen wir nicht den Mond. Um Pāli wirklich zu verstehn sind aber, meines Erachtens, vorerst zwei Dinge unerlässlich: 1) eine möglichst gründliche Kenntniss der besten Saṃskṛt-Texte und wiederholte Beschäftigung mit ihnen, und 2) jahrelang geübtes Studium der Pāli-Urkunden. Den Kampf mit dem spröden Stoffe ohne dieses nothwendigste Rüstzeug aufnehmen verspricht geringen Erfolg, wie viele, oft redlich beflissene Uebersetzungen intra et extra muros deutlich darthun. Man ist nur allzu geneigt die verhältnissmäßig leichte Zugänglichkeit der Pāli-Texte sogleich auch für leichte Schmelzbarkeit zu halten. Man zerlegt ein dutzend Perioden, giebt den ungefähren Inhalt an und glaubt schon, dies wäre, im Großen und Ganzen, alles. Ein ehrenwerther Rechtsanwalt in Kandy, Siṇhalo-Holländer, der mich einmal mit einem Mönche reden gehört hatte, meinte nachher: ‚Wenn ich nur die Zeit hätte! In drei Monaten würd’ ich das ganze Pāli bemeistert haben.‘ Er ließ sich von gelegentlichen Anklängen ans Siṇhalesische bestechen. Wie mancher Biedermann bei uns gleicht mit seinem bischen Saṃskṛt diesem würdigen Holländer: nur mit dem Unterschied, dass er sich keine drei Monate Zeit nimmt, zur »Meisterung«. Er betreibt sie sein ganzes Leben lang, so nebenher. Schön und gut sind nun wohl die zwei genannten unerlässlichen Eigenschaften, doch reichen sie zu einer Uebersetzung keineswegs hin. Am Schlusse der Anmerkungen zum West-östlichen Divan stellt Goethe drei Arten von Uebersetzungen auf, die prosaische, die parodistische und die identische. Die beiden ersten seien in ihrem Sinne recht brauchbar und verdienstlich, wahre Befriedigung könne nur die letzte gewähren. »Eine Uebersetzung, die sich mit dem Original zu identifizieren strebt, nähert sich zuletzt der Interlinearversion und erleichtert höchlich das Verständniss des Originals; hiedurch werden wir an den Grundtext hinangeführt, ja getrieben, und so ist denn zuletzt der ganze Zirkel abgeschlossen, in welchem sich die Annäherung des Fremden und Einheimischen, des Bekannten und Unbekannten bewegt.« Sollte in den folgenden Blättern jene Identität auch nur hier und da zum kleinsten Theile sichtbar werden, dann wäre das Verständniss des Grundtextes allerdings wesentlich leichter, obgleich nicht mühelos geworden. Die Reden stammen zwar aus dem 6. Jahrhundert vor Christus: aber sie machen zuweilen den Eindruck als gehörten sie ins 6. Jahrhundert nach Schopenhauer. ~Wien~, im Herbst 1895. KARL EUGEN NEUMANN. ERSTER THEIL BUCH DER URART 1. Erster Theil Erste Rede URART Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei 1 Ukkaṭṭhā, im Lustwalde, am Fuße eines Königsbaumes. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Aller Dinge Urart will ich euch weisen, ihr Mönche: höret es und achtet wohl auf meine Rede.« »Ja, o Herr!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Da hat einer, ihr Mönche, nichts erfahren, ist ein gewöhnlicher Mensch, ohne Sinn für das Heilige, der heiligen Lehre unkundig, der heiligen Lehre unzugänglich, ohne Sinn für das Edle, der Lehre der Edlen unkundig, der Lehre der Edlen unzugänglich und nimmt die Erde als Erde, und hat er die Erde als Erde genommen, so denkt er Erde, denkt an die Erde, denkt über die Erde, denkt ›Mein ist die Erde‹ und freut sich der Erde: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt das Wasser als Wasser, und hat er das Wasser als Wasser genommen, so denkt er Wasser, denkt an das Wasser, denkt über das Wasser, denkt ›Mein ist das Wasser‹ und freut sich des Wassers: und warum? Weil er es nicht kennt, sage ich. Er nimmt das Feuer als Feuer, und hat er das Feuer als Feuer genommen, so denkt er Feuer, denkt an das Feuer, denkt über das Feuer, denkt ›Mein ist das Feuer‹ und freut sich des Feuers: und warum? Weil er es nicht kennt, sage ich. Er nimmt die Luft als Luft, und hat er die Luft als Luft genommen, so denkt er Luft, denkt an die Luft, denkt über die Luft, denkt ›Mein ist die Luft‹ und freut sich der Luft: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt die Natur als Natur, und hat er die 2 Natur als Natur genommen, so denkt er Natur, denkt an die Natur, denkt über die Natur, denkt ›Mein ist die Natur‹ und freut sich der Natur: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt die Götter als Götter, und hat er die Götter als Götter genommen, so denkt er Götter, denkt an die Götter, denkt über die Götter, denkt ›Mein sind die Götter‹ und freut sich der Götter: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt den Herrn der Zeugung als Herrn der Zeugung, und hat er den Herrn der Zeugung als Herrn der Zeugung genommen, so denkt er den Herrn der Zeugung, denkt an den Herrn der Zeugung, denkt über den Herrn der Zeugung, denkt ›Mein ist der Herr der Zeugung‹ und freut sich des Herrn der Zeugung: und warum? Weil er ihn nicht kennt, sage ich. Er nimmt den Brahmā als Brahmā, und hat er den Brahmā als Brahmā genommen, so denkt er den Brahmā, denkt an den Brahmā, denkt über den Brahmā, denkt ›Mein ist Brahmā‹ und freut sich des Brahmā: und warum? Weil er ihn nicht kennt, sage ich. Er nimmt die Leuchtenden als Leuchtende, und hat er die Leuchtenden als Leuchtende genommen, so denkt er die Leuchtenden, denkt an die Leuchtenden, denkt über die Leuchtenden, denkt ›Mein sind die Leuchtenden‹ und freut sich der Leuchtenden: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt die Strahlenden als Strahlende, und hat er die Strahlenden als Strahlende genommen, so denkt er die Strahlenden, denkt an die Strahlenden, denkt über die Strahlenden, denkt ›Mein sind die Strahlenden‹ und freut sich der Strahlenden: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt die Gewaltigen als Gewaltige, und hat er die Gewaltigen als Gewaltige genommen, so denkt er die Gewaltigen, denkt an die Gewaltigen, denkt über die Gewaltigen, denkt ›Mein sind die Gewaltigen‹ und freut sich der Gewaltigen: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt den Uebermächtigen[1] als Uebermächtigen, und hat er den Uebermächtigen als Uebermächtigen genommen, so denkt er den Uebermächtigen, denkt an den Uebermächtigen, denkt über den Uebermächtigen, denkt ›Mein ist der Uebermächtige‹ und freut sich des Uebermächtigen: und warum? Weil er ihn nicht kennt, sage ich. Er nimmt die unbegränzte Raumsphäre als unbegrenzte Raumsphäre, und hat er die unbegränzte Raumsphäre als unbegränzte Raumsphäre genommen, so denkt er unbegränzte Raumsphäre, denkt an die unbegränzte Raumsphäre, denkt über die unbegränzte Raumsphäre, denkt ›Mein ist die unbegränzte Raumsphäre‹ und freut sich der unbegränzten Raumsphäre: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt die unbegränzte Bewusstseinsphäre als unbegränzte Bewusstseinsphäre, und hat er die unbegränzte Bewusstseinsphäre als unbegränzte Bewusstseinsphäre genommen, so denkt er 3 unbegränzte Bewusstseinsphäre, denkt an die unbegränzte Bewusstseinsphäre, denkt über die unbegränzte Bewusstseinsphäre, denkt ›Mein ist die unbegränzte Bewusstseinsphäre‹ und freut sich der unbegrenzten Bewusstseinsphäre: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt die Nichtdaseinsphäre als Nichtdaseinsphäre, und hat er die Nichtdaseinsphäre als Nichtdaseinsphäre genommen, so denkt er die Nichtdaseinsphäre, denkt an die Nichtdaseinsphäre, denkt über die Nichtdaseinsphäre, denkt ›Mein ist die Nichtdaseinsphäre‹ und freut sich der Nichtdaseinsphäre: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung als Gränzscheide möglicher Wahrnehmung, und hat er die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung als Gränzscheide möglicher Wahrnehmung genommen, so denkt er die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung, denkt an die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung, denkt über die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung, denkt ›Mein ist die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung‹ und freut sich der Gränzscheide möglicher Wahrnehmung: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt das Gesehene als gesehn, und hat er das Gesehene als gesehn genommen, so denkt er Gesehenes, denkt an das Gesehene, denkt über das Gesehene, denkt ›Mein ist das Gesehene‹ und freut sich des Gesehenen: und warum? Weil er es nicht kennt, sage ich. Er nimmt das Gehörte als gehört, und hat er das Gehörte als gehört genommen, so denkt er Gehörtes, denkt an das Gehörte, denkt über das Gehörte, denkt ›Mein ist das Gehörte‹ und freut sich des Gehörten: und warum? Weil er es nicht kennt, sage ich. Er nimmt das Gedachte als gedacht, und hat er das Gedachte als gedacht genommen, so denkt er Gedachtes, denkt an das Gedachte, denkt über das Gedachte, denkt ›Mein ist das Gedachte‹ und freut sich des Gedachten: und warum? Weil er es nicht kennt, sage ich. Er nimmt das Erkannte als erkannt, und hat er das Erkannte als erkannt genommen, so denkt er Erkanntes, denkt an das Erkannte, denkt über das Erkannte, denkt ›Mein ist das Erkannte‹ und freut sich des Erkannten: und warum? Weil er es nicht kennt, sage ich. Er nimmt die Einheit als Einheit, und hat er die Einheit als Einheit genommen, so denkt er die Einheit, denkt an die Einheit, denkt über die Einheit, denkt ›Mein ist die Einheit‹ und freut sich der Einheit: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt die Vielheit als Vielheit, und hat er die Vielheit als Vielheit genommen, so denkt er die Vielheit, denkt an die Vielheit, denkt über die Vielheit, denkt ›Mein ist die Vielheit‹ und freut sich der Vielheit: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. Er nimmt das All als All, und hat er das All als All genommen, so denkt er das All, denkt an das All, denkt über das All, denkt ›Mein ist das All‹ 4 und freut sich des Alls: und warum? Weil er es nicht kennt, sage ich. Er nimmt die Wahnerlöschung als Wahnerlöschung[2], und hat er die Wahnerlöschung als Wahnerlöschung genommen, so denkt er die Wahnerlöschung, denkt an die Wahnerlöschung, denkt über die Wahnerlöschung, denkt ›Mein ist die Wahnerlöschung‹ und freut sich der Wahnerlöschung: und warum? Weil er sie nicht kennt, sage ich. »Wer aber, Mönche, als kämpfender Mönch, mit streitendem Busen die unvergleichliche Sicherheit zu erringen trachtet, auch dem gilt die Erde als Erde, und hat ihm die Erde als Erde gegolten, dann soll er nicht Erde denken, nicht an die Erde denken, nicht über die Erde denken, nicht denken ›Mein ist die Erde‹, sich der Erde nicht freuen: und warum nicht? Damit er sie kennen lerne, sage ich. Wasser, Feuer, Luft, Natur und Götter, Einheit und Vielheit, das All gilt ihm als All, und hat ihm das All als All gegolten, dann soll er nicht das All denken, nicht an das All denken, nicht über das All denken, nicht denken ›Mein ist das All‹, sich des Alls nicht freuen: und warum nicht? Damit er es kennen lerne, sage ich. Die Wahnerlöschung gilt ihm als Wahnerlöschung, und hat ihm die Wahnerlöschung als Wahnerlöschung gegolten, dann soll er nicht die Wahnerlöschung denken, nicht an die Wahnerlöschung denken, nicht über die Wahnerlöschung denken, nicht denken ›Mein ist die Wahnerlöschung‹, sich der Wahnerlöschung nicht freuen: und warum nicht? Damit er sie kennen lerne, sage ich. »Wer aber, Mönche, als heiliger Mönch, als Wahnversieger, Endiger, gewirkten Werkes, lastentledigt, sein Ziel vollbracht, die Daseinsfesseln zerstört hat, in vollkommener Weisheit erlöst ist, auch dem gilt die Erde als Erde, und hat ihm 5 die Erde als Erde gegolten, dann denkt er nicht Erde, denkt nicht an die Erde, denkt nicht über die Erde, denkt nicht ›Mein ist die Erde‹ und freut sich nicht der Erde: und warum nicht? Weil er sie kennt, sage ich. Wasser, Feuer, Luft, Natur und Götter, Einheit und Vielheit, das All gilt ihm als All, und hat ihm das All als All gegolten, dann denkt er nicht das All, denkt nicht an das All, denkt nicht über das All, denkt nicht ›Mein ist das All‹ und freut sich nicht des Alls: und warum nicht? Weil er es kennt, sage ich. Die Wahnerlöschung gilt ihm als Wahnerlöschung, und hat ihm die Wahnerlöschung als Wahnerlöschung gegolten, dann denkt er nicht die Wahnerlöschung, denkt nicht an die Wahnerlöschung, denkt nicht über die Wahnerlöschung, denkt nicht ›Mein ist die Wahnerlöschung‹ und freut sich nicht der Wahnerlöschung: und warum nicht? Weil er sie kennt, sage ich. »Wer aber, Mönche, als heiliger Mönch, als Wahnversieger, Endiger, gewirkten Werkes, lastentledigt, sein Ziel vollbracht, die Daseinsfesseln zerstört hat, in vollkommener Weisheit erlöst ist, auch dem gilt die Erde als Erde, und hat ihm die Erde als Erde gegolten, dann denkt er nicht Erde, denkt nicht an die Erde, denkt nicht über die Erde, denkt nicht ›Mein ist die Erde‹ und freut sich nicht der Erde: und warum nicht? Weil er gierversiegt gierlos ist. Wasser, Feuer, Luft, Natur und Götter, Einheit und Vielheit, das All gilt ihm als All, und hat ihm das All als All gegolten, dann denkt er nicht das All, denkt nicht an das All, denkt nicht über das All, denkt nicht ›Mein ist das All‹ und freut sich nicht des Alls: und warum nicht? Weil er gierversiegt gierlos ist. Die Wahnerlöschung gilt ihm als Wahnerlöschung, und hat ihm die Wahnerlöschung als Wahnerlöschung gegolten, dann denkt er nicht die Wahnerlöschung, denkt nicht an die Wahnerlöschung, denkt nicht über die Wahnerlöschung, denkt nicht ›Mein ist die Wahnerlöschung‹ und freut sich nicht der Wahnerlöschung: und warum? Weil er gierversiegt gierlos ist. »Wer aber, Mönche, als heiliger Mönch, als Wahnversieger, Endiger, gewirkten Werkes, lastentledigt, sein Ziel vollbracht, die Daseinsfesseln zerstört hat, in vollkommener Weisheit erlöst ist, auch dem gilt die Erde als Erde, und hat ihm die Erde als Erde gegolten, dann denkt er nicht Erde, denkt nicht an die Erde, denkt nicht über die Erde, denkt nicht ›Mein ist die Erde‹ und freut sich nicht der Erde: und warum nicht? Weil er hassversiegt hasslos ist. Wasser, Feuer, Luft, Natur und Götter, Einheit und Vielheit, das All gilt ihm als All, und hat ihm das All als All gegolten, dann denkt er nicht das All, denkt nicht an das All, denkt nicht über das All, denkt nicht ›Mein ist das All‹ und freut sich nicht des Alls: und warum nicht? Weil er hassversiegt hasslos ist. Die Wahnerlöschung gilt ihm als Wahnerlöschung, und hat ihm die Wahnerlöschung als Wahnerlöschung gegolten, dann denkt er nicht die Wahnerlöschung, denkt nicht an die Wahnerlöschung, denkt nicht über die Wahnerlöschung, denkt nicht ›Mein ist die Wahnerlöschung‹ und freut sich nicht der Wahnerlöschung: und warum nicht? Weil er hassversiegt hasslos ist. »Wer aber, Mönche, als heiliger Mönch, als Wahnversieger, Endiger, gewirkten Werkes, lastentledigt, sein Ziel vollbracht, die Daseinsfesseln zerstört hat, in vollkommener Weisheit erlöst ist, auch dem gilt die Erde als Erde, und hat ihm die Erde als Erde gegolten, dann denkt er nicht Erde, denkt nicht an die Erde, denkt nicht über die Erde, denkt nicht ›Mein ist die Erde‹ und freut sich nicht der Erde: und warum nicht? Weil er irreversiegt irrlos ist. Wasser, Feuer, Luft, Natur und Götter, Einheit und Vielheit, das All gilt ihm als All, und hat ihm das All als All gegolten, dann denkt er nicht das All, denkt nicht an das All, denkt nicht über das All, denkt nicht ›Mein ist das All‹ und freut sich nicht des Alls: und warum nicht? Weil er irreversiegt irrlos ist. Die Wahnerlöschung gilt ihm als Wahnerlöschung, und hat ihm die Wahnerlöschung als Wahnerlöschung gegolten, dann denkt er nicht die Wahnerlöschung, denkt nicht an die Wahnerlöschung, denkt nicht über die Wahnerlöschung, denkt nicht ›Mein ist die Wahnerlöschung‹ und freut sich nicht der Wahnerlöschung: und warum nicht? Weil er irreversiegt irrlos ist. »Und dem Vollendeten, ihr Mönche, dem Heiligen, vollkommen Erwachten[3], gilt die Erde als Erde, und hat ihm die Erde als Erde gegolten, dann denkt er nicht Erde, denkt nicht an die Erde, denkt nicht über die Erde, denkt nicht ›Mein ist die 6 Erde‹ und freut sich nicht der Erde: und warum nicht? Weil der Vollendete sie kennt, sage ich. Wasser, Feuer, Luft, Natur und Götter, Einheit und Vielheit, das All gilt dem Vollendeten als All, und hat ihm das All als All gegolten, dann denkt er nicht das All, denkt nicht an das All, denkt nicht über das All, denkt nicht ›Mein ist das All‹ und freut sich nicht des Alls: und warum nicht? Weil der Vollendete es kennt, sage ich. Die Wahnerlöschung gilt dem Vollendeten als Wahnerlöschung, und hat ihm die Wahnerlöschung als Wahnerlöschung gegolten, dann denkt er nicht die Wahnerlöschung, denkt nicht an die Wahnerlöschung, denkt nicht über die Wahnerlöschung, denkt nicht ›Mein ist die Wahnerlöschung‹ und freut sich nicht der Wahnerlöschung: und warum nicht? Weil der Vollendete sie kennt, sage ich. »Und dem Vollendeten, ihr Mönche, dem Heiligen, vollkommen Erwachten, gilt die Erde als Erde, und hat ihm die Erde als Erde gegolten, dann denkt er nicht Erde, denkt nicht an die Erde, denkt nicht über die Erde, denkt nicht ›Mein ist die Erde‹ und freut sich nicht der Erde: und warum nicht? ›Genügen ist des Leidens Wurzel‹, das hat er entdeckt, ›Werden gebiert, Gewordenes altert und stirbt.‹ Darum also, ihr Mönche, sage ich, dass der Vollendete, allem Lebensdurst erstorben, entwöhnt, entrodet, entgangen, entwunden, in der unvergleichlichen vollkommenen Erwachung auferwacht ist. Wasser, Feuer, Luft, Natur und Götter, Einheit und Vielheit, das All gilt dem Vollendeten als All, und hat ihm das All als All gegolten, dann denkt er nicht das All, denkt nicht an das All, denkt nicht über das All, denkt nicht ›Mein ist das All‹ und freut sich nicht des Alls: und warum nicht? ›Genügen ist des Leidens Wurzel‹, das hat er entdeckt, ›Werden gebiert, Gewordenes altert und stirbt.‹ Darum also, ihr Mönche, sage ich, dass der Vollendete, allem Lebensdurst erstorben, entwöhnt, entrodet, entgangen, entwunden, in der unvergleichlichen vollkommenen Erwachung auferwacht ist. Die Wahnerlöschung gilt dem Vollendeten als Wahnerlöschung, und hat ihm die Wahnerlöschung als Wahnerlöschung gegolten, dann denkt er nicht die Wahnerlöschung, denkt nicht an die Wahnerlöschung, denkt nicht über die Wahnerlöschung, denkt nicht ›Mein ist die Wahnerlöschung‹ und freut sich nicht der Wahnerlöschung: und warum nicht? ›Genügen ist des Leidens Wurzel‹, das hat er entdeckt, ›Werden gebiert, Gewordenes altert und stirbt.‹ Darum also, ihr Mönche, sage ich, dass der Vollendete, allem Lebensdurst erstorben, entwöhnt, entrodet, entgangen, entwunden, in der unvergleichlichen vollkommenen Erwachung auferwacht ist.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 2. Erster Theil Zweite Rede ALLES WÄHNEN Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Wie allem Wähnen gewehrt wird, Mönche, das will ich euch weisen: höret es und achtet wohl auf meine Rede.« 7 »Ja, o Herr!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Dem Kenner, ihr Mönche, dem Kundigen verheiße ich Wahnversiegung, keinem Unbekannten, keinem Unkundigen. Was soll aber, Mönche, gekannt, was erkundet sein zur Wahnversiegung? Gründliche Achtsamkeit und seichte Achtsamkeit. Seichte Achtsamkeit, ihr Mönche, zeitigt neues Wähnen und lässt das alte erstarken, gründliche Achtsamkeit, ihr Mönche, lässt neues Wähnen nicht aufkommen und zerstört das alte. »Es giebt, Mönche, ein Wähnen, das wissend überwunden werden muss. Es giebt ein Wähnen, das wehrend überwunden werden muss. Es giebt ein Wähnen, das pflegend überwunden werden muss. Es giebt ein Wähnen, das duldend überwunden werden muss. Es giebt ein Wähnen, das fliehend überwunden werden muss. Es giebt ein Wähnen, das kämpfend überwunden werden muss. Es giebt ein Wähnen, das wirkend überwunden werden muss. »Was ist das aber, ihr Mönche, für ein Wähnen, das wissend überwunden werden muss? Da hat einer, ihr Mönche, nichts erfahren, ist ein gewöhnlicher Mensch, ohne Sinn für das Heilige, der heiligen Lehre unkundig, der heiligen Lehre unzugänglich, ohne Sinn für das Edle, der Lehre der Edlen unkundig, der Lehre der Edlen unzugänglich und erkennt nicht was der Achtsamkeit werth ist und erkennt nicht was der Achtsamkeit unwerth ist. Ohne Kenntniss der würdigen Dinge, ohne Kenntniss der unwürdigen Dinge achtet er auf das Unwürdige und nicht auf das Würdige. Was ist aber, Mönche, das Unwürdige, das er würdigt? Durch dessen Würdigung, ihr Mönche, neuer Wunscheswahn gezeitigt wird und alter erstarkt, neuer Daseinswahn gezeitigt wird und alter erstarkt, neuer Irrwahn gezeitigt wird und alter erstarkt, das ist das Unwürdige, das er würdigt. Und was ist, ihr Mönche, das Würdige, das er nicht würdigt? Durch dessen Würdigung, ihr Mönche, neuer Wunscheswahn nicht aufkommen kann und alter zerstört wird, neuer Daseinswahn nicht aufkommen kann und alter zerstört wird, neuer Irrwahn nicht aufkommen kann und alter zerstört wird, das ist das Würdige, das er nicht würdigt. Und indem er unwürdige 8 Dinge würdigt und würdige Dinge nicht würdigt erhebt sich neues Wähnen in ihm und das alte erstarkt. »Und seicht erwägt er also: ›Bin ich wohl in den vergangenen Zeiten gewesen? Oder bin ich nicht gewesen? Was bin ich wohl in den vergangenen Zeiten gewesen? Wie bin ich wohl in den vergangenen Zeiten gewesen? Was geworden bin ich dann was gewesen? Werd’ ich wohl in den zukünftigen Zeiten sein? Oder werde ich nicht sein? Was werd’ ich wohl in den zukünftigen Zeiten sein? Wie werd’ ich wohl in den zukünftigen Zeiten sein? Was geworden werd’ ich dann was sein?‹ Und auch die Gegenwart erfüllt ihn mit Zweifeln: ›Bin ich denn? Oder bin ich nicht? Was bin ich? Und wie bin ich? Dieses Wesen da, woher ist das wohl gekommen? Und wohin wird es gehn?‹ »Und bei solchen seichten Erwägungen kommt er zu dieser oder zu jener der sechs Ansichten: die Ansicht ›Ich habe eine Seele‹ wird ihm zur festen Ueberzeugung, oder die Ansicht ›Ich habe keine Seele‹ wird ihm zur festen Ueberzeugung, oder die Ansicht ›Beseelt ahn’ ich Beseelung‹ wird ihm zur festen Ueberzeugung, oder die Ansicht ›Beseelt ahn’ ich Entseelung‹ wird ihm zur festen Ueberzeugung, oder die Ansicht ›Entseelt ahn’ ich Beseelung‹ wird ihm zur festen Ueberzeugung, oder aber er kommt zur folgenden Ansicht: ›Mein selbiges Selbst, sag’ ich, findet sich wieder, wenn es da und dort den Lohn guter und böser Werke genießt, und dieses mein Selbst ist dauernd, beharrend, ewig, unwandelbar, wird sich ewiglich also gleich bleiben.‹ Das nennt man, ihr Mönche, Gasse der Ansichten, Höhle der Ansichten, Schlucht der Ansichten, Dorn der Ansichten, Hag der Ansichten, Garn der Ansichten. Ins Garn der Ansichten gerathen, ihr Mönche, wird der unerfahrene Erdensohn nicht frei vom Geborenwerden, Altern und Sterben, von Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung, er wird nicht frei, sag’ ich, vom Leiden. »Doch der erfahrene heilige Jünger, ihr Mönche, merkt das Heilige, ist der heiligen Lehre kundig, der heiligen Lehre wohlzugänglich, merkt das Edle, ist der Lehre der Edlen kundig, der Lehre der Edlen wohlzugänglich und erkennt was der Achtsamkeit werth ist und erkennt was der Achtsamkeit unwerth ist. Bekannt mit den würdigen Dingen, bekannt mit den unwürdigen Dingen achtet er nicht des Unwürdigen sondern des 9 Würdigen. Was ist aber, Mönche, das Unwürdige, das er nicht würdigt? Durch dessen Würdigung, ihr Mönche, neuer Wunscheswahn gezeitigt wird und alter erstarkt, neuer Daseinswahn gezeitigt wird und alter erstarkt, neuer Irrwahn gezeitigt wird und alter erstarkt, das ist das Unwürdige, das er nicht würdigt. Und was ist, ihr Mönche, das Würdige, das er würdigt? Durch dessen Würdigung, ihr Mönche, neuer Wunscheswahn nicht aufkommen kann und alter zerstört wird, neuer Daseinswahn nicht aufkommen kann und alter zerstört wird, neuer Irrwahn nicht aufkommen kann und alter zerstört wird, das ist das Würdige, das er würdigt. Und indem er unwürdige Dinge nicht würdigt und würdige Dinge würdigt kommt neues Wähnen nicht auf und das alte vergeht. »›Das ist das Leiden‹ erwägt er gründlich. ›Das ist die Leidensentwicklung‹ erwägt er gründlich. ›Das ist die Leidensauflösung‹ erwägt er gründlich. ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ erwägt er gründlich. »Und bei solcher gründlicher Erwägung lösen sich ihm drei Umgarnungen auf: der Glaube an Persönlichkeit, Zweifelsucht, sich klammern an Tugendwerk. »Das nennt man, ihr Mönche, Wähnen, das wissend überwunden werden muss. »Was ist das aber, ihr Mönche, für ein Wähnen, das wehrend überwunden werden muss? Da wahrt sich, ihr Mönche, ein Mönch Besonnenheit als gründliche Wehr und Waffe des Gesichts. Denn ließ’ er, ihr Mönche, sein Gesicht wehrlos gewähren, so käme verstörendes, sehrendes Wähnen über ihn; doch das wehrlich gewahrte Gesicht hält das verstörende, sehrende Wähnen von ihm ab. Besonnenheit wahrt er sich als gründliche Wehr und Waffe des Gehörs. Denn ließ’ er, ihr Mönche, sein Gehör wehrlos gewähren, so käme verstörendes, sehrendes Wähnen über ihn; doch das wehrlich gewahrte Gehör hält das verstörende, sehrende Wähnen von ihm ab. Besonnenheit wahrt er sich als gründliche Wehr und Waffe des Geruchs. Denn ließ’ er, ihr Mönche, seinen Geruch wehrlos gewähren, so käme verstörendes, sehrendes Wähnen über ihn; doch der wehrlich gewahrte Geruch hält das verstörende, sehrende Wähnen von ihm ab. Besonnenheit wahrt er sich als gründliche Wehr und Waffe des Geschmacks. Denn ließ’ er, ihr Mönche, seinen Geschmack wehrlos gewähren, so käme verstörendes, sehrendes Wähnen über ihn; doch der wehrlich gewahrte Geschmack hält das verstörende, sehrende Wähnen von ihm ab. Besonnenheit wahrt er sich als gründliche Wehr und Waffe des Getasts. Denn ließ’ er, ihr Mönche, sein Getast wehrlos gewähren, so käme verstörendes, sehrendes Wähnen über ihn; doch das wehrlich gewahrte Getast hält das verstörende, sehrende Wähnen von ihm ab. Besonnenheit wahrt er sich als gründliche Wehr und Waffe des Gedenkens. Denn ließ’ er, ihr Mönche, sein Gedenken wehrlos gewähren, so käme verstörendes, sehrendes Wähnen über ihn; doch das wehrlich gewahrte Gedenken hält das verstörende, sehrende Wähnen von ihm ab. Ließ’ er sich also, ihr Mönche, wehrlos gehn, so käme verstörendes, sehrendes Wähnen über ihn; doch wehrlich gewahrt hält er das verstörende, 10 sehrende Wähnen von sich ab. »Das nennt man, ihr Mönche, Wähnen, das wehrend überwunden werden muss. »Was ist das aber, ihr Mönche, für ein Wähnen, das pflegend überwunden werden muss? Da pflegt, ihr Mönche, ein Mönch gründlich besonnen der Kutte, nur um sich vor Kälte zu schützen, vor Hitze zu schützen, nur um sich vor Wind und Wetter, vor Mücken und Wespen und plagenden Kriechthieren zu schützen, nur um die Schaam und Schande bedecken zu können. Gründlich besonnen pflegt er der Almosenspeise, nicht etwa zur Letzung und Ergetzung, nicht zur Schmuckheit und Zier, sondern nur um diesen Körper zu erhalten, zu fristen, um Schaden zu verhüten, um ein heiliges Leben führen zu können: ›So werd’ ich das frühere Gefühl abtödten und ein neues Gefühl nicht aufkommen lassen, und ich werde ein Fortkommen haben, ohne Tadel bestehn, mich wohl befinden.‹ Gründlich besonnen pflegt er der Lagerstatt, nur um sich vor Kälte zu schützen, vor Hitze zu schützen, nur um sich vor Wind und Wetter, vor Mücken und Wespen und plagenden Kriechthieren zu schützen, nur um den Unbilden der Jahreszeit auszuweichen, um Ruhe genießen zu können. Gründlich besonnen pflegt er der Arzeneien im Fall einer Krankheit, nur um anfällige niederzerrende Gefühle zu beschwichtigen, mit der Unabhängigkeit als letztem Ziel. Weil ihn also, ihr Mönche, ohne Pflege verstörendes, sehrendes Wähnen ergriffe, nimmt er der Pflege wahr und hält das verstörende, sehrende Wähnen von sich ab. »Das nennt man, ihr Mönche, Wähnen, das pflegend überwunden werden muss. »Was ist das aber, ihr Mönche, für ein Wähnen, das duldend überwunden werden muss? Da erträgt, ihr Mönche, ein Mönch gründlich besonnen Kälte und Hitze, Hunger und Durst, Wind und Wetter, Mücken und Wespen und plagende Kriechthiere, boshafte, böswillige Redeweisen, körperliche Schmerzgefühle, die ihn treffen, heftige, schneidende, stechende, unangenehme, leidige, lebensgefährliche dauert er duldend aus. Denn würde er ungeduldig, ihr Mönche, so käme verstörendes, sehrendes Wähnen über ihn: darum bleibt er geduldig und entgeht dem verstörenden, sehrenden Wähnen. »Das nennt man, ihr Mönche, Wähnen, das duldend überwunden werden muss. »Was ist das aber, ihr Mönche, für ein Wähnen, das fliehend überwunden werden muss? Da flieht, ihr Mönche, ein Mönch gründlich besonnen einen wüthenden Elephanten, ein wüthendes Pferd, einen wüthenden Stier, einen wüthenden Hund, er flieht Schlangen, meidet abgeholzten Grund, Dornengestrüpp, Klinzen und Klüfte, Pfützen und Sümpfe. Orte, die zum Weilen nicht 11 taugen, Plätze, die zum Wandeln nicht taugen, Freunde, die zum Verkehr nicht taugen, von erfahrenen Ordensbrüdern entsprechend missbilligt würden, solche Orte, solche Plätze, solche Freunde flieht er, gründlich besonnen. Denn wollte er nicht fliehn, ihr Mönche, so käme verstörendes, sehrendes Wähnen über ihn: darum flieht er und entgeht dem verstörenden, sehrenden Wähnen. »Das nennt man, ihr Mönche, Wähnen, das fliehend überwunden werden muss. »Was ist das aber, ihr Mönche, für ein Wähnen, das kämpfend überwunden werden muss? Da gönnt, ihr Mönche, ein Mönch gründlich besonnen einem aufgestiegenen Wunschgedanken keinen Raum, verleugnet ihn, vertreibt ihn, vertilgt ihn, erstickt ihn im Keime; gönnt einem aufgestiegenen Hassgedanken keinen Raum, verleugnet ihn, vertreibt ihn, vertilgt ihn, erstickt ihn im Keime; gönnt einem aufgestiegenen Wuthgedanken keinen Raum, verleugnet ihn, vertreibt ihn, vertilgt ihn, erstickt ihn im Keime; gönnt diesen und jenen schlechten, verderblichen Gedanken, die aufsteigen, keinen Raum, verleugnet sie, vertreibt sie, vertilgt sie, erstickt sie im Keime. Gäbe er aber nach, ihr Mönche, so käme verstörendes, sehrendes Wähnen über ihn: darum kämpft er und bleibt frei vom verstörenden, sehrenden Wähnen. »Das nennt man, ihr Mönche, Wähnen, das kämpfend überwunden werden muss. »Was ist das aber, ihr Mönche, für ein Wähnen, das wirkend überwunden werden muss? Da wirkt, ihr Mönche, ein Mönch gründlich besonnen der Einsicht Erweckung, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht. Gründlich besonnen wirkt er des Tiefsinns Erweckung, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht. Gründlich besonnen wirkt er der Kraft Erweckung, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht. Gründlich besonnen wirkt er der Heiterkeit Erweckung, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht. Gründlich besonnen wirkt er der Lindheit Erweckung, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht. Gründlich besonnen wirkt er der Innigkeit Erweckung, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht. Gründlich besonnen wirkt er des Gleichmuths Erweckung, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht. Weil er also, ihr Mönche, ohne Wirken verstörendem, sehrendem Wähnen erläge, wirkt er, und kein verstörendes, sehrendes Wähnen kommt ihn an. »Das nennt man, ihr Mönche, Wähnen, das wirkend überwunden werden muss. »Hat nun, ihr Mönche, ein Mönch das Wähnen, das wissend überwunden werden muss, wissend überwunden, das Wähnen, das wehrend überwunden werden muss, wehrend überwunden, das Wähnen, das pflegend überwunden werden muss, pflegend überwunden, das Wähnen, das duldend überwunden werden muss, duldend überwunden, das Wähnen, das fliehend überwunden werden muss, fliehend überwunden, das Wähnen, das kämpfend überwunden 12 werden muss, kämpfend überwunden, das Wähnen, das wirkend überwunden werden muss, wirkend überwunden: so nennt man ihn, Mönche, einen Mönch, der gegen alles Wähnen gefeit ist. Abgeschnitten hat er den Lebensdurst, weggeworfen die Fessel, durch vollständige Dünkeleroberung ein Ende gemacht dem Leiden.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 3. Erster Theil Dritte Rede ERBEN DER LEHRE Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Erben der Lehre seid mir, Mönche, nicht Erben der Nothdurft! Aus Mitleid red’ ich also zu euch: O dass meine Jünger Erben der Lehre seien und nicht Erben der Nothdurft. »Wäret ihr, meine Mönche, Erben der Nothdurft, nicht Erben der Lehre, so zeigte man auf euch und spräche: ›Erben der Nothdurft sind sie, die Jünger des Meisters, nicht Erben der Lehre‹, und auch auf mich deutete man: ›Erben der Nothdurft sind sie, die Jünger des Meisters, nicht Erben der Lehre.‹ Wollt ihr nun, meine Mönche, Erben der Lehre sein, nicht Erben der Nothdurft, dann zeiht euch wohl keiner: ›Erben der Lehre sind sie, die Jünger des Meisters, nicht Erben der Nothdurft‹, und keiner wird mich zeihen: ›Erben der Lehre sind sie, die Jünger des Meisters, nicht Erben der Nothdurft.‹ Daher sollt ihr euch, meine Mönche, als Erben der Lehre erweisen, nicht als Erben der Nothdurft. Aus Mitleid red’ ich also zu euch: O dass meine Jünger Erben der Lehre seien und nicht Erben der Nothdurft. »Wenn ich da, Mönche, zu Mittag die genügende, vollgemessene Mahlzeit beendet habe, hinreichend satt geworden bin, und es bleibt mir vom Almosen ein Rest übrig, den ich nicht mehr einnehme, der nun aus der Schaale entleert werden muss, und es kommen zwei Mönche heran, aufgerieben von Hunger und Schwäche: 13 da werd’ ich sie einladen: ›Ich habe, ihr Mönche, zu Mittag die genügende, vollgemessene Mahlzeit beendet, bin hinreichend satt geworden, und es bleibt mir vom Almosen ein Rest übrig, den ich nicht mehr einnehme, der nun aus der Schaale entleert werden muss; wollt ihr, so nehmt ihn, wo nicht, so werd’ ich ihn jetzt auf grasfreien Grund ausleeren oder in fließendes Wasser schütten.‹ Da gedächte der eine der Mönche: ›Der Erhabene hat zu Mittag die genügende, vollgemessene Mahlzeit beendet, ist hinreichend satt geworden, und dieser Rest da ist vom Almosen übrig geblieben, muss vertilgt werden; nehmen wir ihn nicht an, so leert ihn der Erhabene auf grasfreien Grund oder in fließendes Wasser aus. Aber ich kenne ja das Wort des Erhabenen: ‚Erben der Lehre seid mir, Mönche, nicht Erben der Nothdurft!‘ Zur Nothdurft gehört auch ein Almosenbissen; wie, wenn ich nun diesen Bissen verschmähte und hungrig und schwach, wie ich bin, bis morgen Mittag aushielte?‹ Und er verschmähte den Bissen und beschiede sich trotz seines Hungers, trotz seiner Schwäche bis zum Mahle des folgenden Tages. Doch der andere Mönch gedächte: ›Der Erhabene hat zu Mittag die genügende, vollgemessene Mahlzeit beendet, ist hinreichend satt geworden, und dieser Rest da ist vom Almosen übrig geblieben, muss vertilgt werden; wie, wenn ich nun diesen Bissen annähme, mich von Hunger und Schwäche erholte und also den Tag zubrächte?‹ Und er nähme den Bissen an, erholte sich von Hunger und Schwäche und brächte den Tag also zu. Immerhin mag, ihr Mönche, dieser Mönch den Bissen annehmen, sich von Hunger und Schwäche erholen und also den Tag zubringen: aber jener andere, mein erster Mönch, ist würdiger und vorzüglicher. Und warum? Weil es ihn eben, ihr Mönche, lange Zeit fördern wird in seiner Genugsamkeit, Zufriedenheit, Ledigkeit, Leichtigkeit, Beharrlichkeit.[4] Daher sollt ihr euch, meine Mönche, als Erben der Lehre erweisen, nicht als Erben der Nothdurft. Aus Mitleid red’ ich also zu euch: O dass meine Jünger Erben der Lehre seien und nicht Erben der Nothdurft.« Also sprach der Erhabene. Nach diesen Worten stand der Willkommene vom Sitze auf und zog sich in das Wohnhaus zurück. Da wandte sich nun der ehrwürdige Sāriputto, bald nachdem der Erhabene fortgegangen war, an die Mönche: »Brüder Mönche!« -- »Bruder!« antworteten da jene Mönche dem ehrwürdigen 14 Sāriputto aufmerksam. Der ehrwürdige Sāriputto sprach also: »Hat sich der Meister, ihr Brüder, zurückgezogen, wie pflegen dann die Jünger der Einsamkeit nicht? Und hat sich der Meister, ihr Brüder, zurückgezogen, wie pflegen dann die Jünger der Einsamkeit?« »Selbst von weit her, Bruder, würden wir kommen, gält’ es beim ehrwürdigen Sāriputto darüber Aufschluss zu erhalten, gut wär’ es wohl, wenn sich doch der ehrwürdige Sāriputto in dieser Sache vernehmen ließe! Das Wort des ehrwürdigen Sāriputto werden wir bewahren.« »Wohlan denn, Brüder, so höret und achtet wohl auf meine Rede.« »Freilich, Bruder!« antworteten da jene Mönche dem ehrwürdigen Sāriputto aufmerksam. Der ehrwürdige Sāriputto sprach also: »Da pflegen, ihr Brüder, die Jünger des einsam weilenden Meisters der Einsamkeit nicht; und was der Meister als verwerflich bezeichnet hat, das verwerfen sie nicht; und anspruchsvoll werden sie und aufdringlich, suchen vor allem Gesellschaft, fliehen die Einsamkeit als lästige Last. Somit, ihr Brüder, gereichen drei Fälle den älteren Mönchen zur Schande: ›Der Meister weilt einsam zurückgezogen, aber die Jünger pflegen der Einsamkeit nicht‹, das ist der erste Fall, der den älteren Mönchen zur Schande gereicht; ›und was der Meister als verwerflich bezeichnet hat, das verwerfen sie nicht‹, das ist der zweite Fall, der den älteren Mönchen zur Schande gereicht; ›und anspruchsvoll sind sie und aufdringlich, suchen vor allem Gesellschaft, fliehen die Einsamkeit als lästige Last‹, das ist der dritte Fall, der den älteren Mönchen zur Schande gereicht. Den älteren Mönchen also, Brüder, gereichen diese drei Fälle zur Schande. Und den mittleren Mönchen, Brüder, und den neuen Mönchen, Brüder, gereichen drei Fälle zur Schande: ›Der Meister weilt einsam zurückgezogen, aber die Jünger pflegen der Einsamkeit nicht‹, das ist der erste Fall, der den mittleren Mönchen, der den neuen Mönchen zur Schande gereicht; ›und was der Meister als verwerflich bezeichnet hat, das verwerfen sie nicht‹, das ist der zweite Fall, der den mittleren Mönchen, der den neuen Mönchen zur Schande gereicht; ›und anspruchsvoll sind sie und aufdringlich, suchen vor allem Gesellschaft, fliehen die Einsamkeit als lästige Last‹, das ist der dritte Fall, der den mittleren Mönchen, der den neuen Mönchen zur Schande gereicht. Den mittleren Mönchen also, Brüder, den neuen Mönchen also, Brüder, gereichen diese drei Fälle zur Schande. Das ist die Art, ihr Brüder, wie die Jünger des einsam weilenden Meisters Einsamkeit scheuen. »Wie wird nun, ihr Brüder, von den Jüngern des einsam weilenden 15 Meisters Einsamkeit geübt? Da pflegen, ihr Brüder, die Jünger des einsam weilenden Meisters der Einsamkeit; und was der Meister als verwerflich bezeichnet hat, das verwerfen sie; und sie werden nicht anspruchsvoll, nicht aufdringlich, fliehen Gesellschaft als lästige Last, suchen vor allem Einsamkeit. Somit, ihr Brüder, gereichen drei Fälle den älteren Mönchen zur Ehre: ›Der Meister weilt einsam zurückgezogen und die Jünger pflegen der Einsamkeit‹, das ist der erste Fall, der den älteren Mönchen zur Ehre gereicht; ›und was der Meister als verwerflich bezeichnet hat, das verwerfen sie‹, das ist der zweite Fall, der den älteren Mönchen zur Ehre gereicht: ›und sie sind nicht anspruchsvoll, nicht aufdringlich, fliehen Gesellschaft als lästige Last, suchen vor allem Einsamkeit‹, das ist der dritte Fall, der den älteren Mönchen zur Ehre gereicht. Den älteren Mönchen also, Brüder, gereichen diese drei Fälle zur Ehre. Und den mittleren Mönchen, Brüder, und den neuen Mönchen, Brüder, gereichen drei Fälle zur Ehre: ›Der Meister weilt einsam zurückgezogen und die Jünger pflegen der Einsamkeit‹, das ist der erste Fall, der den mittleren Mönchen, der den neuen Mönchen zur Ehre gereicht; ›und was der Meister als verwerflich bezeichnet hat, das verwerfen sie‹, das ist der zweite Fall, der den mittleren Mönchen, der den neuen Mönchen zur Ehre gereicht; ›und sie sind nicht anspruchsvoll, nicht aufdringlich, fliehen Gesellschaft als lästige Last, suchen vor allem Einsamkeit‹, das ist der dritte Fall, der den mittleren Mönchen, der den neuen Mönchen zur Ehre gereicht. Den mittleren Mönchen also, Brüder, den neuen Mönchen also, Brüder, gereichen diese drei Fälle zur Ehre. Das ist die Art, ihr Brüder, wie die Jünger des einsam weilenden Meisters Einsamkeit üben. »Nun merket, Brüder: Gier ist vom Uebel und Hass ist vom Uebel und es giebt einen Mittelweg um der Gier zu entgehn und dem Hass zu entgehn, einen Weg, der sehend und wissend macht, zur Ebbung, Durchschauung, Erwachung, Erlöschung führt. Was ist das aber, Brüder, für ein Mittelweg, der sehend und wissend macht, zur Ebbung, Durchschauung, Erwachung, Erlöschung führt? Dieser heilige achtfältige Pfad ist es eben, und zwar: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. Das, ihr Brüder, ist der Mittelweg, der sehend und wissend macht, zur Ebbung, Durchschauung, Erwachung, Erlöschung führt. Und Zorn, Brüder, und Zwietracht ist vom Uebel, und Häuchelei und Neid ist vom Uebel, und Eiferung und Eigensucht ist vom Uebel, und Trug und List ist vom Uebel, und Starrsinn und Ungestüm ist vom Uebel, und Stolz und Dünkel ist vom Uebel, und Lauheit und Lässigkeit ist vom Uebel und es giebt einen Mittelweg um der Lauheit zu entgehn und der Lässigkeit zu entgehn, einen Weg, der sehend und wissend macht, zur Ebbung, Durchschauung, Erwachung, Erlöschung führt. Was ist 16 das aber, Brüder, für ein Mittelweg, der sehend und wissend macht, zur Ebbung, Durchschauung, Erwachung, Erlöschung führt? Dieser heilige achtfältige Pfad ist es eben, und zwar: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. Das, ihr Brüder, ist der Mittelweg, der sehend und wissend macht, zur Ebbung, Durchschauung, Erwachung, Erlöschung führt.« * * * * * Also sprach der ehrwürdige Sāriputto. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des ehrwürdigen Sāriputto. 4. Erster Theil Vierte Rede FURCHT UND ANGST Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Da kam nun Jāṇussoṇi, ein Brāhmane, zum Erhabenen hin, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, wechselte freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend wandte sich nun der Brāhmane Jāṇussoṇi also an den Erhabenen: »Die edlen Söhne hier, o Gotamo, die um des verehrten Gotamo willen, aus Zuversicht vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen sind, die folgen dem verehrten Gotamo nach, halten den verehrten Gotamo hoch, haben den verehrten Gotamo zum Lenker erkoren, und des verehrten Gotamo Lebensansicht und Lebensführung wird diesen Leuten zur eigenen.« »So ist es, Brāhmane, so ist es, Brāhmane. Die edlen Söhne 17 hier, Brāhmane, die um meinetwillen, aus Zuversicht vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen sind, die folgen mir nach, halten mich hoch, haben mich zum Lenker erkoren, und meine Lebensansicht und Lebensführung wird diesen Leuten zur eigenen.« »Schwer lebt es sich aber, o Gotamo, im tiefen Walde, an abgelegenen Orten, schwer ist es Einsamkeit zu pflegen, schwer Alleinsein genießen; die Waldschluchten müssen wohl einem Mönche, der keine Fassung gewinnen kann, das Herz im Leibe stocken lassen.« »So ist es, Brāhmane, so ist es, Brāhmane. Schwer lebt es sich freilich, Brāhmane, im tiefen Walde, an abgelegenen Orten, schwer ist es Einsamkeit zu pflegen, schwer Alleinsein genießen; die Waldschluchten müssen wohl einem Mönche, der keine Fassung gewinnen kann, das Herz im Leibe stocken lassen. »Auch mir, Brāhmane, ist es, noch vor der vollen Erwachung, dem unvollkommen Erwachten, Erwachung erst Erringenden[5], also ergangen: ›Schwer lebt es sich, ach, im tiefen Walde, an abgelegenen Orten, schwer ist es Einsamkeit zu pflegen, schwer Alleinsein genießen; die Waldschluchten müssen ja einem Mönche, der keine Fassung gewinnen kann, das Herz im Leibe stocken lassen.‹ »Da sagte ich mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die, an Thaten ungeläutert, tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil ihr Thun nicht geläutert ist, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich, an Thaten nicht ungeläutert, tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, übe lauteres Thun: habt ihr Heilige, die, lauter an Thaten, tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese Lauterkeit des Thuns eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die, an Worten ungeläutert, tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil ihre Rede nicht geläutert ist, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich, an Worten nicht ungeläutert, tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, übe lautere Rede: habt ihr Heilige, die, lauter an Worten, tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese Lauterkeit der Rede eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die, an Gedanken ungeläutert, tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil ihr Denken nicht geläutert ist, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich, an Gedanken nicht ungeläutert, tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, übe lauteres Denken: habt ihr Heilige, die, lauter an Gedanken, tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese Lauterkeit des Denkens eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die ungeläuterten Wesens tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil ihr Wesen nicht geläutert ist, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich nicht ungeläuterten Wesens tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, übe lauteres Wesen: habt ihr Heilige, die lauteren Wesens tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese Lauterkeit des Wesens eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die begierig, voller heftiger Wünsche tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie begierig, von heftigen Wünschen erfüllt sind, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich nicht begierig, nicht voller heftiger Wünsche tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, bin ohne Begier: habt ihr Heilige, die ohne Begier tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als 18 ich, Brāhmane, merkte, diese Begierlosigkeit eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die gehässig, verbitterten Sinnes tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie gehässig, verbitterten Sinnes sind, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich ohne Hass, ohne Verbitterung tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, fühle Mitleid: habt ihr Heilige, die mitleidig tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, dieses Mitleid eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die matt und müde tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie sich von matter Müde beschleichen lassen, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich matter Müde wehrend tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, bin frei von matter Müde: habt ihr Heilige, die frei von matter Müde tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese matte Müde sei mir fremd, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die aufgeregt, unruhigen Geistes tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie aufgeregt, unruhigen Geistes sind, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich ohne Erregung, ohne Unruhe tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, weile ruhigen Gemüthes: habt ihr Heilige, die ruhigen Gemüthes tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese Ruhe eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die schwankend und zweifelnd tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie schwankenden, unsicheren Geistes sind, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich sicher und zweifellos tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, bin meiner Sache gewiss: habt ihr Heilige, die ihrer Sache gewiss tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese Gewissheit eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am 19 Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die mit Selbstlob und Nächstentadel tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie sich brüsten und andere verachten, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich ohne mich zu brüsten, ohne andere zu verachten tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, bin frei von Selbstlob und Nächstentadel: habt ihr Heilige, die frei von Selbstlob und Nächstentadel tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, Selbstlob und Nächstentadel sei mir fremd, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die zitternd und zagend tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie zittern und zagen, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich ohne Zittern, ohne Zagen tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, bin frei von Zittern und Zagen: habt ihr Heilige, die frei von Zittern und Zagen tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, Zittern und Zagen sei mir fremd, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die nach Gaben, Ehre und Ansehn geizend tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie Gaben, Ehre und Ansehn erhoffen, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich Gaben, Ehre und Ansehn verschmähend tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, bescheide mich: habt ihr Heilige, die sich bescheidend tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so hin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese Bescheidenheit eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die gebrochen und muthlos tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie gebrochen und muthlos sind, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich ungebrochen, nicht muthlos tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, bin standhaft: habt ihr Heilige, die standhaft tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese Standhaftigkeit eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder 20 Brāhmanen, die mit verstörter, trüber Vernunft tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie verstörter, trüber Vernunft sind, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich ohne Verstörung, ohne Trübung tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, bin bei klarer Vernunft: habt ihr Heilige, die bei klarer Vernunft tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese klare Vernunft eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die unsteten, zerstreuten Sinnes tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie unstet und zerstreut sind, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich nicht unstet, nicht zerstreut tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, bin gefasst: habt ihr Heilige, die gefasst tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese Fassung eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Alle die lieben Asketen oder Brāhmanen, die thörig und stumpf tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, die erfahren, eben weil sie thörig und stumpf sind, schuldige Furcht und Angst; ich aber, der ich nicht thörig, nicht stumpf tief im Walde abgelegene Orte aufsuche, bin weise: habt ihr Heilige, die weise tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.‹ Als ich, Brāhmane, merkte, diese Weisheit eigne mir, nahm mein Wohlgefallen am Waldleben zu. »Da sagte ich mir, Brāhmane: ›Wie, wenn ich nun in gewissen, verrufenen Nächten, bei Vollmond und bei Neumond, bei zunehmendem und bei abnehmendem Viertel Grabhügel in Hainen, in Wäldern, unter Bäumen aufsuchte, an Stätten des Grauens und Entsetzens weilte, damit ich doch erführe, was es mit jener Furcht und Angst sei?‹ Und im Laufe der Zeit, Brāhmane, suchte ich in gewissen, verrufenen Nächten, bei Vollmond und bei Neumond, beim ersten und beim letzten Viertel Grabhügel auf, in Hainen, in Wäldern, unter Bäumen, weilte an Stätten des Grauens und Entsetzens. Da saß ich nun, Brāhmane, und ein Reh kam herbei, oder ein Waldhuhn knickte einen Ast, oder Wind 21 schüttelte das Laubwerk. Ich aber dachte: ›Hier wird sich wohl jene Furcht und Angst einstellen.‹ Und ich sagte mir, Brāhmane: ›Was wart’ ich denn unverwandt auf das Erscheinen der Furcht? Wie, wenn ich nun, sobald sich jene Furcht und Angst irgend zeigen sollte, auch schon alsbald jener Furcht und Angst begegnete?‹ Und jene Furcht und Angst, Brāhmane, kam über mich, als ich auf und ab ging. Aber weder stand ich da, Brāhmane, still, noch setzte ich mich nieder, noch legte ich mich hin, bis ich auf und ab gehend jener Furcht und Angst begegnet hatte. Und jene Furcht und Angst, Brāhmane, fand sich ein als ich stille stand. Aber weder ging ich da, Brāhmane, auf und ab, noch setzte ich mich nieder, noch legte ich mich hin, bis ich stille stehend jener Furcht und Angst begegnet hatte. Und jene Furcht und Angst, Brāhmane, nahte mir als ich saß. Aber weder legte ich mich da, Brāhmane, hin, noch stand ich auf, noch ging ich umher, bis ich sitzend jener Furcht und Angst begegnet hatte. Und jene Furcht und Angst, Brāhmane, kam heran als ich lag. Aber weder hob ich mich da, Brāhmane, empor, noch stand ich auf, noch ging ich hin und her, bis ich liegend jener Furcht und Angst begegnet hatte. »Doch giebt es, Brāhmane, manche Asketen und Brāhmanen, die halten die Nacht für Tag und den Tag für Nacht. Das nenn’ ich, Brāhmane, einen Wahn jener Asketen und Brāhmanen. Ich aber, Brāhmane, halte die Nacht für Nacht und den Tag für Tag. Wer nun, Brāhmane, mit Recht von einem Manne sagen kann: ›Ein wahnloses Wesen ist in der Welt erschienen, vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen‹, der kann eben von mir mit Recht sagen: ›Ein wahnloses Wesen ist in der Welt erschienen, vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.‹ »Standhaft aber, Brāhmane, hielt ich aus, ohne zu wanken, bei klarer Vernunft, ohne Verstörung, gestillten Körpers, ohne Regung, gefassten Gemüthes, einig. Gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen weilte ich da, Brāhmane, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, erwirkte die Weihe der ersten Schauung. »Nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens gewann ich die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, 22 von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. »In heiterer Ruhe verweilte ich gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfand ich im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkte ich die Weihe der dritten Schauung. »Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkte ich die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüth auf die erinnernde Erkenntniss früherer Daseinsformen. Ich erinnerte mich an manche verschiedene frühere Daseinsform, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben, dann an hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen-Weltenvergehungen. ›Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein: da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein.‹ So erinnerte ich mich mancher verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigenthümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Dieses Wissen, Brāhmane, hatte ich nun in den ersten Stunden der Nacht als erstes errungen, das Nichtwissen zertheilt, das Wissen gewonnen, das Dunkel zertheilt, das Licht gewonnen, wie ich da ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich weilte. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüth auf die Erkenntniss des Verschwindens-Erscheinens der Wesen. Mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, sah ich die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, ich erkannte wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. ›Diese lieben Wesen sind freilich in Thaten dem Schlechten zugethan, in Worten dem Schlechten zugethan, in Gedanken dem Schlechten zugethan, tadeln Heiliges, achten Verkehrtes, thun Verkehrtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt. Jene lieben Wesen sind aber in Thaten dem Guten zugethan, 23 in Worten dem Guten zugethan, in Gedanken dem Guten zugethan, tadeln nicht Heiliges, achten Rechtes, thun Rechtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf gute Fährte, in sälige Welt.‹ So sah ich mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, ich erkannte wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. Dieses Wissen, Brāhmane, hatte ich nun in den mittleren Stunden der Nacht als zweites errungen, das Nichtwissen zertheilt, das Wissen gewonnen, das Dunkel zertheilt, das Licht gewonnen, wie ich da ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich weilte. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüth auf die Erkenntniss der Wahnversiegung. ›Das ist das Leiden‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensentwicklung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensauflösung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist der Wahn‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnentwicklung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnauflösung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Wahnauflösung führende Pfad‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. Also erkennend, also sehend ward da mein Gemüth erlöst vom Wunscheswahn, erlöst vom Daseinswahn, erlöst vom Nichtwissenswahn. ›Im Erlösten ist die Erlösung‹, diese Erkenntniss ging auf. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ verstand ich da. Dieses Wissen, Brāhmane, hatte ich nun in den letzten Stunden der Nacht als drittes errungen, das Nichtwissen zertheilt, das Wissen gewonnen, das Dunkel zertheilt, das Licht gewonnen, wie ich da ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich weilte. »Aber nun möchtest du, Brāhmane, vielleicht meinen: ›Auch heute wohl ist der Asket Gotamo noch nicht ganz lauter von Gier, Hass und Wahn: darum sucht er tief im Walde abgelegene Orte auf.‹ Doch also, Brāhmane, sollst du es nicht verstehn. Zwei Gründe sind es, Brāhmane, die mich tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen lassen: mein eigenes Wohlbefinden in dieser Zeitlichkeit und das Mitleid zu denen, die mir nachfolgen.« »Mitleid geschenkt hat wahrlich Herr Gotamo denen, die ihm 24 nachfolgen, wie’s eben dem Heiligen, vollkommen Erwachten geziemt. -- Vortrefflich, o Gotamo, vortrefflich, o Gotamo! Gleichwie etwa, o Gotamo, als ob einer Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg wiese, oder Licht in die Finsterniss brächte: ›Wer Augen hat wird die Dinge sehn‹: ebenso auch hat Herr Gotamo die Lehre gar manigfach dargelegt. Und so nehm’ ich bei Herrn Gotamo Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: als Anhänger soll mich Herr Gotamo betrachten, von heute an zeitlebens getreu.« 5. Erster Theil Fünfte Rede UNSCHULD Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der ehrwürdige Sāriputto an die Mönche: »Brüder Mönche!« -- »Bruder!« antworteten da jene Mönche dem ehrwürdigen Sāriputto aufmerksam. Der ehrwürdige Sāriputto sprach also: »Viererlei Arten von Menschen, Brüder, findet man da in der Welt: und was für welche? Da ist einer, Brüder, schuldig und erkennt nicht der Wahrheit gemäß ›In mir ist Schuld‹, und da ist einer, Brüder, schuldig und erkennt der Wahrheit gemäß ›In mir ist Schuld‹; da ist einer, Brüder, unschuldig und erkennt nicht der Wahrheit gemäß ›In mir ist keine Schuld‹, und da ist einer, Brüder, unschuldig und erkennt der Wahrheit gemäß ›In mir ist keine Schuld‹. Einen Mann aber, Brüder, der schuldig ist und nicht der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist Schuld‹, den bezeichnet man als den Schlechteren von den beiden, die gleiche Schuld haben. Einen Mann aber, Brüder, der schuldig ist und der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist Schuld‹, den 25 bezeichnet man als den Besseren von den beiden, die gleiche Schuld haben. Einen Mann aber, Brüder, der unschuldig ist und nicht der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist keine Schuld‹, den bezeichnet man als den Schlechteren von den beiden, die gleiche Unschuld haben. Einen Mann aber, Brüder, der unschuldig ist und der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist keine Schuld‹, den bezeichnet man als den Besseren von den beiden, die gleiche Unschuld haben.« Auf diese Worte wandte sich der ehrwürdige Mahāmoggallāno an den ehrwürdigen Sāriputto und sprach: »Was ist nun der Grund, Bruder Sāriputto, was ist die Ursache, dass man den einen der beiden gleich Schuldigen als den Schlechteren und den anderen als den Besseren bezeichnet? Und was ist der Grund, Bruder Sāriputto, was ist die Ursache, dass man den einen der beiden gleich Unschuldigen als den Schlechteren und den anderen als den Besseren bezeichnet?« »Wenn da, Bruder, einer schuldig ist und nicht der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist Schuld‹, so darf man von ihm erwarten, dass er den Willen nicht beugen wird, nicht kämpfen wird, nicht die Kraft besitzen wird, seiner Schuld zu entsagen, dass er mit Gier, mit Hass, mit Irre, mit Schuld beladen unlauteren Herzens sterben wird. Gleichwie etwa, Bruder, wenn da eine messingerne Schüssel wäre, am Markte oder beim Kupferschmidte erstanden, voller Schmutz und Flecken, und die Eigner würden sie weder brauchen noch säubern, sondern in einen Winkel werfen: da würde wohl, Bruder, diese messingerne Schüssel nach einiger Zeit noch schmutziger und noch fleckiger geworden sein.« »Allerdings, Bruder.« »Ebenso nun auch, o Bruder, darf man von einem Manne, der schuldig ist und nicht der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist Schuld‹, erwarten, er werde den Willen nicht beugen, werde nicht kämpfen, nicht die Kraft besitzen, seiner Schuld zu entsagen, er werde mit Gier, mit Hass, mit Irre, mit Schuld beladen unlauteren Herzens sterben. -- Wenn da, Bruder, einer schuldig ist und der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist Schuld‹, so darf man von ihm erwarten, dass er den Willen beugen wird, kämpfen, die Kraft besitzen wird, seiner Schuld zu entsagen, dass er ohne Gier, ohne Hass, ohne Irre, ohne Schuld lauteren Herzens sterben wird. Gleichwie etwa, Bruder, wenn da eine messingerne Schüssel wäre, am Markte oder beim Kupferschmidte erstanden, voller Schmutz und Flecken, aber die Eigner würden sie brauchen und säubern, nicht in den Winkel werfen: da würde wohl, Bruder, diese messingerne Schüssel nach 26 einiger Zeit blank und rein geworden sein.« »Gewiss, Bruder.« »Ebenso nun auch, o Bruder, darf man von einem Manne, der schuldig ist und der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist Schuld‹, erwarten, er werde den Willen beugen, werde kämpfen, die Kraft besitzen seiner Schuld zu entsagen, er werde ohne Gier, ohne Hass, ohne Irre, ohne Schuld lauteren Herzens sterben. -- Wenn da, Bruder, einer unschuldig ist und nicht der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist keine Schuld‹, so darf man von ihm erwarten, dass ihn das Blenden der Erscheinung bewegen wird, und er vom Blenden der Erscheinung bewogen sein Herz von der Gier wird aufwühlen lassen, dass er mit Gier, mit Hass, mit Irre, mit Schuld beladen unlauteren Herzens sterben wird. Gleichwie etwa, Bruder, wenn da eine messingerne Schüssel wäre, am Markte oder beim Kupferschmidte erstanden, blank und rein, aber die Eigner würden sie weder brauchen noch säubern, sondern in einen Winkel werfen: da würde wohl, Bruder, diese messingerne Schüssel nach einiger Zeit schmutzig und fleckig geworden sein.« »Freilich, Bruder.« »Ebenso nun auch, o Bruder, darf man von einem Manne, der unschuldig ist und nicht der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist keine Schuld‹, erwarten, das Blenden der Erscheinung werde ihn bewegen, vom Blenden der Erscheinung bewogen werde er sein Herz von der Gier aufwühlen lassen, er werde mit Gier, mit Hass, mit Irre, mit Schuld beladen unlauteren Herzens sterben. -- Wenn da, Bruder, einer unschuldig ist und der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist keine Schuld‹, so darf man von ihm erwarten, dass ihn das Blenden der Erscheinung nicht bewegen wird, und er vom Blenden der Erscheinung nicht bewogen sein Herz von der Gier nicht wird aufwühlen lassen, dass er ohne Gier, ohne Hass, ohne Irre, ohne Schuld lauteren Herzens sterben wird. Gleichwie etwa, Bruder, wenn da eine messingerne Schüssel wäre, am Markte oder beim Kupferschmidte erstanden, blank und rein, und die Eigner würden sie brauchen und säubern, nicht in den Winkel werfen: da würde wohl, Bruder, diese messingerne Schüssel späterhin noch blanker und reiner geworden sein.« »Ohne Zweifel, Bruder.« »Ebenso nun auch, o Bruder, darf man von einem Manne, der unschuldig ist und der Wahrheit gemäß erkennt ›In mir ist keine Schuld‹, erwarten, das Blenden der Erscheinung werde ihn nicht bewegen, vom Blenden der Erscheinung nicht bewogen werde er sein Herz von der Gier nicht aufwühlen lassen, er werde ohne Gier, ohne Hass, ohne Irre, ohne Schuld lauteren Herzens sterben. »Das aber, Bruder Moggallāno, ist der Grund, das ist die 27 Ursache, warum man den einen der beiden gleich Schuldigen als den Schlechteren und den anderen als den Besseren bezeichnet; und das, Bruder Moggallāno, ist der Grund, das ist die Ursache, warum man den einen der beiden gleich Unschuldigen als den Schlechteren und den anderen als den Besseren bezeichnet.« * * * * * »‚Die Schuld, die Schuld‘, so heißt es, Bruder; was versteht man aber eigentlich, Bruder, unter dem Begriffe der Schuld?« »Die bösen, verderblichen Sinnesrichtungen, Bruder, die versteht man unter dem Begriffe der Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Wenn ich mich vergangen habe, so brauchen die anderen nicht zu wissen: ‚Er hat sich vergangen‘‹. Möglich, Bruder, dass sie erfahren: ›Er hat sich vergangen.‹ Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Sie wissen es, dass ich mich vergangen habe!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Wenn ich mich vergangen habe, so sollen mir’s die Brüder im Geheimen verweisen, nicht vor den anderen Mönchen‹. Möglich, Bruder, dass sie ihn öffentlich zurechtweisen, nicht im Geheimen. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Oeffentlich weisen sie mich zurecht, nicht vertraulich!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Wenn ich mich vergangen habe, so mag mich ein Freund zurechtweisen, kein anderer Mönch.‹ Möglich, Bruder, dass ihn ein anderer Mönch zurechtweist, kein Freund. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Ein anderer Mönch weist mich zurecht, der mir ferne steht!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Ach möchte doch der Meister in Wechselrede mit mir den Mönchen die Lehre darlegen, nicht in Wechselrede mit einem anderen Mönche!‹ Möglich, Bruder, dass der Meister mit einem anderen Mönch in Wechselrede die Lehre darlegt, nicht mit diesem Mönche. 28 Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Mit einem anderen Mönch in Wechselrede legt der Meister den Mönchen die Lehre dar, nicht mit mir!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Die Mönche sollten beim Gang nach dem Dorfe um Almosenspeise mich an die Spitze stellen, keinen anderen!‹ Möglich, Bruder, dass sie einen anderen Mönch vorangehn lassen, nicht diesen. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Einen anderen stellen sie voran, nicht mich!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Wenn doch bei der Mahlzeit der beste Sitz, das beste Wasser, der beste Bissen keinem anderen zufiele als mir!‹ Möglich, Bruder, dass der beste Sitz, das beste Wasser, der beste Bissen einem anderen Mönche zufällt und nicht diesem. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Ein anderer hat den besten Sitz, das beste Wasser, den besten Bissen erhalten, nicht ich!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Wenn nur ich und kein anderer bei der Mahlzeit satt werden kann!‹ Möglich, Bruder, dass ein anderer und nicht er bei der Mahlzeit satt werde. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Ein anderer wird satt und ich nicht!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Wenn die Mönche den Garten besuchen, soll es nur meine Sache und nicht die eines anderen sein, ihnen die Lehre darzulegen.‹ Möglich, Bruder, dass ein anderer Mönch den im Garten versammelten Mönchen die Lehre vorträgt, nicht dieser Mönch. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Ein anderer 29 trägt den Mönchen die Lehre vor, nicht ich!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Wenn die Nonnen den Garten besuchen, soll es nur meine Sache und nicht die eines anderen sein, ihnen die Lehre darzulegen‹. Möglich, Bruder, dass ein anderer Mönch den im Garten versammelten Nonnen die Lehre vorträgt, nicht dieser Mönch. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Ein anderer trägt den Nonnen die Lehre vor, nicht ich!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Wenn Anhänger und Anhängerinen den Garten besuchen, soll es nur meine Sache und nicht die eines anderen sein, ihnen die Lehre darzulegen‹. Möglich, Bruder, dass ein anderer Mönch den im Garten versammelten Anhängern und Anhängerinen die Lehre vorträgt, nicht dieser Mönch. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Ein anderer trägt den Anhängern und Anhängerinen die Lehre vor, nicht ich!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Mich, wahrlich, sollten die Mönche hochschätzen, werthhalten, achten und ehren, nicht einen anderen!‹ Möglich, Bruder, dass die Mönche einen anderen Mönch hochschätzen, werthhalten, achten und ehren, nicht diesen Mönch. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Einen anderen schätzen die Mönche hoch, halten ihn werth, achten und ehren ihn, mich aber nicht!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Mich, wahrlich, sollten die Nonnen hochschätzen, werthhalten, achten und ehren, nicht einen anderen!‹ Möglich, Bruder, dass die Nonnen einen anderen Mönch hochschätzen, werthhalten, achten und ehren, nicht diesen Mönch. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Einen anderen schätzen die Nonnen hoch, halten ihn werth, achten und ehren ihn, mich aber nicht!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Mich, wahrlich, sollten die Anhänger und Anhängerinen hochschätzen, werthhalten, achten und ehren, nicht einen anderen!‹ Möglich, Bruder, dass die Anhänger und Anhängerinen einen anderen Mönch hochschätzen, werthhalten, achten und ehren, nicht diesen Mönch. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Einen anderen schätzen die Anhänger und Anhängerinen hoch, halten ihn werth, achten und ehren ihn, mich aber nicht!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Man sollte doch mir eine auserlesene Kutte zukommen lassen, nicht einem anderen!‹ Möglich, Bruder, dass ein anderer Mönch eine auserlesene Kutte 30 erhält, nicht dieser. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Einem anderen geben sie auserlesene Kleidung und mir nicht!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Möglich, Bruder, dass da einem Mönche in den Sinn kommt: ›Man sollte doch mir auserlesene Bissen, auserlesene Lagerstatt, auserlesene Arzeneien für den Fall einer Krankheit zukommen lassen, nicht einem anderen!‹ Möglich, Bruder, dass ein anderer Mönch auserlesene Bissen, auserlesene Lagerstatt, auserlesene Arzeneien für den Fall einer Krankheit erhält, nicht dieser Mönch. Da wird er erbittert und missvergnügt: ›Einem anderen geben sie auserlesene Bissen, auserlesene Lagerstatt, auserlesene Arzeneien für den Fall einer Krankheit, mir aber nicht!‹ Diese Erbitterung, Bruder, und dieses Missvergnügen: beides ist Schuld. -- Das aber, Bruder, sind die bösen, verderblichen Sinnesrichtungen, die man unter dem Begriffe der Schuld versteht. »Ein Mönch, Bruder, bei dem sich diese bösen, verderblichen Sinnesrichtungen ungeschwächt zeigen und äußern, und wäre er auch ein abgeschiedener Waldeinsiedler, ein stummer Brockenbettler, bekleidet mit der selbstgeflickten Fetzenkutte, der wird von seinen Ordensbrüdern nicht hochgeschätzt, nicht werthgehalten, nicht geachtet, nicht geehrt: und warum nicht? Weil sich ja bei dem Ehrwürdigen jene bösen, verderblichen Sinnesrichtungen ungeschwächt zeigen und äußern. Gleichwie etwa, Bruder, wenn da eine messingerne Schüssel wäre, am Markte oder beim Kupferschmidte erstanden, blank und rein, und die Eigner füllten sie mit Schlangenaas oder mit Hundeaas oder mit Menschenaas, deckten eine andere Schüssel darüber und gingen damit auf den Markt. Diese Schüssel sähe einer und sagte: ›Freund, was birgst du darin und entziehst es dem Auge?‹ Und er höbe den Deckel ab, legte die Schüssel bloß, spähte hinein: und bei dem Anblicke stiege ihm Widerwille, Ekel und Abscheu auf, und selbst Hungrigen verginge die Esslust, geschweige Gesättigten: ebenso nun auch, Bruder, wird da ein Mönch, bei dem sich jene bösen, verderblichen Sinnesrichtungen ungeschwächt zeigen und äußern, und wäre er auch ein abgeschiedener Waldeinsiedler, ein stummer Brockenbettler, bekleidet mit der selbstgeflickten Fetzenkutte, von seinen Ordensbrüdern nicht hochgeschätzt, nicht werthgehalten, nicht 31 geachtet, nicht geehrt: und warum nicht? Weil sich eben bei dem Ehrwürdigen jene bösen, verderblichen Sinnesrichtungen ungeschwächt zeigen und äußern. »Ein Mönch, Bruder, bei dem sich jene bösen, verderblichen Sinnesrichtungen nicht mehr zeigen, nicht mehr äußern, und wäre er auch ein Landpilger, ein Ausgespeister, bekleidet mit einer geschenkten Kutte, der wird von seinen Ordensbrüdern hochgeschätzt, werthgehalten, geachtet und geehrt: und warum das? Weil sich ja bei dem Ehrwürdigen jene bösen, verderblichen Sinnesrichtungen nicht mehr zeigen, nicht mehr äußern. Gleichwie etwa, Bruder, wenn da eine messingerne Schüssel wäre, am Markte oder beim Kupferschmidte erstanden, blank und rein, und die Eigner füllten sie mit einem saftigen, würzigen Gerichte aus gekochtem gesichteten Reis, deckten eine andere Schüssel darüber und gingen damit auf den Markt. Diese Schüssel sähe einer und sagte: ›Freund, was birgst du darin und entziehst es dem Auge?‹ Und er höbe den Deckel ab, legte die Schüssel bloß, spähte hinein: und bei dem Anblicke stiege ihm Behagen auf, kein Ekel, kein Abscheu, und selbst bei Gesättigten regte sich Esslust, geschweige bei Hungrigen: ebenso nun auch, Bruder, wird da ein Mönch, bei dem sich jene bösen, verderblichen Sinnesrichtungen nicht mehr zeigen, nicht mehr äußern, und wäre er auch ein Landpilger, ein Ausgespeister, bekleidet mit einer geschenkten Kutte, von seinen Ordensbrüdern hochgeschätzt, werthgehalten, geachtet und geehrt: und warum das? Weil sich eben bei dem Ehrwürdigen jene bösen, verderblichen Sinnesrichtungen nicht mehr zeigen, nicht mehr äußern.« Auf diese Worte wandte sich der ehrwürdige Mahāmoggallāno an den ehrwürdigen Sāriputto und sprach: »Ein Gleichniss, Bruder Sāriputto, leuchtet mir auf.« »Es leuchte dir auf, Bruder Moggallāno.« »Einst weilte ich, Bruder, auf der Bergeshalde bei Rājagaham. Und ich erhob mich frühmorgens, nahm Mantel und Schaale und ging zur Stadt um Almosenspeise. Zu jener Zeit aber war Samiti, der Sohn eines Wagenbauers, damit beschäftigt eine Radscheibe abzuhobeln, und Paṇḍuputto, ein Nackter Büßer, der vorher Wagner gewesen, stand dabei. Da kam nun der ehemalige Wagner, der Nackte Büßer Paṇḍuputto auf folgende Gedanken: ›O dass doch der Wagnersohn Samiti seinem Rade diese Rille und diesen Bug und diesen Knoten abhobeln möchte: dann würde das Rad, befreit von Rillen, Bügen und Knoten, aus reinem Kernholz bestehn‹. Und während, Bruder, dem Nackten Büßer Paṇḍuputto, dem früheren 32 Wagner, Gedanke um Gedanke erschien, hobelte der Wagnersohn Samiti seinem Rade Rille um Rille, Bug um Bug, Knoten um Knoten ab. Da ließ der Nackte Büßer Paṇḍuputto, der frühere Wagner, freudig bewegt den frohen Ruf ertönen: ›Wie aus dem Herzen heraus hobelt er mir!‹ --: Ebenso nun auch, Bruder, giebt es da Leute, die unwillig, aus Nothdurft, nicht aus Zuversicht vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen sind, Häuchler, Gleißner, Scheinheilige, aufgeblasene Windbeutel, geschäftige Schwätzer und Plauderer, schlechte Hüter der Sinnesthore, ohne Rückhalt beim Mahle, der Wachsamkeit abgeneigt, gleichgültig gegen das Asketenthum, lässig in der Ordenspflicht, anspruchsvoll, aufdringlich, vor allem Gesellschaft suchend, Einsamkeit als lästige Last fliehend, matte, schwache Herzen, verworrene, unklare Köpfe, unbeständige, zerstreute Geister, Beschränkte und Stumpfe: diesen hat der ehrwürdige Sāriputto mit seiner Darstellung wie aus dem Herzen heraus gehobelt. Es giebt aber auch edle Söhne, die aus Zuversicht vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen sind, keine Häuchler, keine Gleißner, keine Scheinheiligen, keine aufgeblasenen Windbeutel, keine geschäftigen Schwätzer und Plauderer, strenge Hüter der Sinnesthore, mäßig beim Mahle, der Wachsamkeit ergeben, dem Asketenthum zugethan, eifrig in der Ordenspflicht, anspruchslos, nicht aufdringlich, vor allem Einsamkeit suchend, Gesellschaft als lästige Last fliehend, muthige, starke Herzen, einsichtige, klare Köpfe, beständige, einige Geister, Weise und Witzige: diesen war des ehrwürdigen Sāriputto Darstellung gleichsam Speise und Trank für Herz und Ohr. Trefflich, fürwahr, hast du die Ordensbrüder vor dem Unrecht gewarnt und im Recht bestärkt. Gleichwie etwa, Bruder, ein Weib oder ein Mann, jung, blühend, gefallsam, sich den Kopf wäscht, Lilien, Gelsaminen oder Windlinge pflückt, zum Kranze bindet und damit den Scheitel schmückt: ebenso nun auch, Bruder, giebt es da edle Söhne, Asketen der Zuversicht, die du trefflich, fürwahr, vor dem Unrecht gewarnt und im Recht bestärkt hast.« * * * * * So, wahrlich, ergetzten sich jene beiden Großen an gegenseitiger trefflicher Rede. 6. Erster Theil Sechste Rede WUNSCH UM WÜNSCHE Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei 33 Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Bewahret Tugend, Mönche, bewahret Reinheit: Reinheit hegend und pflegend bewahret im Handel und Wandel; vor geringstem Fehl auf der Hut schreitet beharrlich weiter Schritt um Schritt. »Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Wär’ ich doch den Ordensbrüdern lieb und genehm, werth und gewichtig‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Hätt’ ich nur Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Denen, die mir da Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit spenden, sollen diese Gaben hohes Verdienst bringen, hohe Förderung‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Die dahingegangenen, verstorbenen Blutsverwandten, die meiner in Liebe gedachten[6], sollen hohes Verdienst darum haben, hohe Förderung‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Der Unmuthslust will ich Herr sein, mich soll Unmuth nicht beherrschen, aufgestiegenen Unmuth werd’ ich siegreich überwinden‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Der Furcht und Angst will ich Herr sein, mich soll Angst und Furcht nicht beherrschen, aufgestiegene Furcht und Angst werd’ ich siegreich überwinden‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Die vier Schauungen, die das Herz erquicken, schon im Leben besäligen, könnt’ ich doch diese sehnend erlangen, in ihrer Fülle und Weite‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Jene heiligen Erlösungen, die, jenseit der Formen, keinerlei Form behalten, die will ich leibhaftig erfahren und finden‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, 34 ein Mönch: ›Könnt’ ich doch nach Vernichtung der drei Fesseln zur Hörerschaft gelangen, dem Verderben entronnen zielbewusst der vollen Erwachung entgegeneilen‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Möcht’ ich doch nach Vernichtung der drei Fesseln, von Gier, Hass und Irre erleichtert, fast schon geläutert, nur einmal wiederkehren, nur einmal noch zu dieser Welt gekommen dem Leiden ein Ende machen‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Würd’ ich doch nach Vernichtung der fünf niederzerrenden Fesseln emporsteigen, um von dort aus zu erlöschen, nicht mehr zurückkehren nach jener Welt‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Geläng’ es mir doch, auf manigfaltige Weise Machtentfaltung zu erfahren: als nur einer etwa vielfach zu werden, und vielfach geworden wieder einer zu sein, oder sichtbar und unsichtbar zu werden; auch durch Mauern, Wälle, Felsen hindurchzuschweben wie durch die Luft; oder auf der Erde auf- und unterzutauchen wie im Wasser; auch auf dem Wasser zu wandeln ohne unterzusinken wie auf der Erde; oder auch durch die Luft sitzend dahinzufahren wie der Vogel mit seinen Fittichen; auch etwa diesen Mond und diese Sonne, die so mächtigen, so gewaltigen, mit der Hand zu befühlen und zu berühren, etwa gar bis zu den Brahmawelten den Körper in meiner Gewalt zu haben‹, wünscht er sich das, ihr Mönche, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Wenn ich doch mit dem himmlischen Gehör, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, beide Arten der Töne hörte, die himmlischen und die irdischen, die fernen und die nahen‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Wär’ es mir doch gegeben, der anderen Wesen, der anderen Personen Herz und Gemüth zu durchschauen und zu erkennen, das begehrliche Herz als begehrlich und das begehrlose Herz als begehrlos, das gehässige Herz als gehässig und das hasslose Herz als hasslos, das irrende Herz als irrend und das irrlose Herz als irrlos, das gesammelte Herz als gesammelt und das zerstreute Herz als zerstreut, das hochstrebende Herz als hochstrebend und das niedrig gesinnte Herz als niedrig gesinnt, das edle Herz als edel und das gemeine Herz als gemein, das beruhigte Herz als beruhigt und das ruhelose Herz als ruhelos, das erlöste Herz 35 als erlöst und das gefesselte Herz als gefesselt‹, wünscht er sich das, ihr Mönche, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Wär’ ich doch imstande, mich an manche verschiedene frühere Daseinsform zu erinnern, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben, dann an hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, ‚Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende, dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein, da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende, da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein‘, wär’ ich doch also imstande, mich an manche verschiedene frühere Daseinsform zu erinnern, mit je den eigenthümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen‹, wünscht er sich das, ihr Mönche, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Hätt’ ich doch das himmlische Auge, das geläuterte, über menschliche Gränzen hinausreichende, die Wesen zu sehn, wie sie dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, säh’ ich doch wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren, ‚Diese lieben Wesen sind freilich in Thaten dem Schlechten zugethan, in Worten dem Schlechten zugethan, in Gedanken dem Schlechten zugethan, tadeln Heiliges, achten Verkehrtes, thun Verkehrtes, bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt, jene lieben Wesen sind aber in Thaten dem Guten zugethan, in Worten dem Guten zugethan, in Gedanken dem Guten zugethan, tadeln nicht Heiliges, achten Rechtes, thun Rechtes, bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf gute Fährte, in sälige Welt‘, könnt’ ich doch also mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, die Wesen erkennen, wie sie dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und hässliche, glückliche und unglückliche, säh’ ich doch wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren‹, wünscht er sich das, ihr Mönche, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. -- Wünscht sich, ihr Mönche, ein Mönch: ›Könnt’ ich doch den Wahn versiegen und die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten mir offenbar machen, verwirklichen und 36 erringen‹, dann soll er nur vollkommene Tugend üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Schauung nicht widerstreben, durchdringenden Blick gewinnen, ein Freund leerer Klausen sein. »›Bewahret Tugend, Mönche, bewahret Reinheit: Reinheit hegend und pflegend bewahret im Handel und Wandel; vor geringstem Fehl auf der Hut schreitet beharrlich weiter Schritt um Schritt‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 7. Erster Theil Siebente Rede DAS GLEICHNISS VOM KLEIDE Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Gleichwie etwa, Mönche, wenn der Färber ein Kleid nähme, das besudelt und voller Flecken ist, und tauchte es in eine Farbenlösung, in diese oder in jene, in eine blaue oder in eine gelbe, in eine rothe oder in eine violette, da könnt’ es nur schlechte, nur unreine Färbung gewinnen, und warum? Weil das Kleid, ihr Mönche, nicht rein ist: -- Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist bei besudeltem Herzen ein schlechter Ausgang zu erwarten. »Gleichwie etwa, Mönche, wenn der Färber ein Kleid nähme, das sauber und rein ist, und tauchte es in eine Farbenlösung, in diese oder in jene, in eine blaue oder in eine gelbe, in eine rothe oder in eine violette, da könnt’ es nur gute, nur reine Färbung gewinnen, und warum? Weil das Kleid, ihr Mönche, rein ist: -- Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist bei unbesudeltem Herzen ein guter Ausgang zu erwarten. »Was ist nun, ihr Mönche, Trübung des Herzens? Verderbte Selbstsucht ist Trübung des Herzens, Bosheit ist Trübung des Herzens, Zorn ist Trübung des Herzens, Niedertracht ist Trübung des Herzens, Häuchelei ist Trübung des Herzens, Neid ist Trübung des Herzens, Eiferung ist Trübung des Herzens, Eigensucht ist Trübung des Herzens, Trug ist Trübung des Herzens, Tücke ist Trübung des Herzens, Starrsinn ist Trübung des Herzens, Ungestüm ist Trübung des Herzens, Dünkel ist Trübung des Herzens, Uebermuth ist Trübung des Herzens, 37 Lässigkeit ist Trübung des Herzens, Leichtsinn ist Trübung des Herzens. »Ein Mönch nun, ihr Mönche, der eingesehn hat, dass verderbte Selbstsucht Trübung des Herzens sei, der verleugnet die verderbte Selbstsucht, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Bosheit Trübung des Herzens sei, der verleugnet die Bosheit, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Zorn Trübung des Herzens sei, der verleugnet den Zorn, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Niedertracht Trübung des Herzens sei, der verleugnet die Niedertracht, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Häuchelei Trübung des Herzens sei, der verleugnet die Häuchelei, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Neid Trübung des Herzens sei, der verleugnet den Neid, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Eiferung Trübung des Herzens sei, der verleugnet die Eiferung, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Eigensucht Trübung des Herzens sei, der verleugnet die Eigensucht, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Trug Trübung des Herzens sei, der verleugnet den Trug, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Tücke Trübung des Herzens sei, der verleugnet die Tücke, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Starrsinn Trübung des Herzens sei, der verleugnet den Starrsinn, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Ungestüm Trübung des Herzens sei, der verleugnet den Ungestüm, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Dünkel Trübung des Herzens sei, der verleugnet den Dünkel, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Uebermuth Trübung des Herzens sei, der verleugnet den Uebermuth, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Lässigkeit Trübung des Herzens sei, der verleugnet die Lässigkeit, die Trübung des Herzens; der eingesehn hat, dass Leichtsinn Trübung des Herzens sei, der verleugnet den Leichtsinn, die Trübung des Herzens. »Hat nun, ihr Mönche, ein Mönch die verderbte Selbstsucht als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, die Bosheit als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, den Zorn als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, die Niedertracht als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, die Häuchelei als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, den Neid als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, die Eiferung als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, die Eigensucht als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, den Trug als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, die Tücke als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, den Starrsinn als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, den Ungestüm als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, den Dünkel als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, den Uebermuth als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, die Lässigkeit als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet, den Leichtsinn als Trübung des Herzens erkannt und verleugnet; so ist seine Liebe zum Erwachten erprobt, derart zwar: ›Das ist der Erhabene, Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerheerde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene‹; ist seine Liebe zur Wahrheit erprobt: ›Wohl kundgethan ist vom Erhabenen die Wahrheit, die ersichtliche, zeitlose, anregende, einladende, den Verständigen von selbst verständlich‹; ist seine Liebe zu den Jüngern erprobt: ›Wohl vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschaar, ehrlich vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschaar, recht vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschaar, geziemend vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschaar, und zwar vier Paare der Menschen, nach acht Arten von Menschen: das ist des Erhabenen Jüngerschaar, die Opfer und Spende, Gabe und Gruß verdient, heiligste Stätte der Welt ist‹. Die Rücksicht aber hat er abgethan, abgelegt, abgelöst, verleugnet, verworfen. »‚Meine Liebe zum Erwachten ist erprobt‘: also gewinnt er Verständniss des Sinnes, Verständniss der Wahrheit, verständnissreife Wahrheitwonne. Diese Wonne besäligt ihn. Des Besäligten Körper wird still. Der Körpergestillte fühlt Heiterkeit. Des Heiteren Herz wird einig. »‚Meine Liebe zur Wahrheit ist erprobt‘: also gewinnt er Verständniss des Sinnes, Verständniss der Wahrheit, verständnissreife Wahrheitwonne. Diese Wonne besäligt ihn. Des Besäligten Körper wird still. Der Körpergestillte fühlt Heiterkeit. Des Heiteren Herz wird einig. »‚Meine Liebe zu den Jüngern ist erprobt‘: also gewinnt 38 er Verständniss des Sinnes, Verständniss der Wahrheit, verständnissreife Wahrheitwonne. Diese Wonne besäligt ihn. Des Besäligten Körper wird still. Der Körpergestillte fühlt Heiterkeit. Des Heiteren Herz wird einig. »‚Und die Rücksicht, die hab’ ich abgethan, abgelegt, abgelöst, verleugnet, verworfen‘: also gewinnt er Verständniss des Sinnes, Verständniss der Wahrheit, verständnissreife Wahrheitwonne. Diese Wonne besäligt ihn. Des Besäligten Körper wird still. Der Körpergestillte fühlt Heiterkeit. Des Heiteren Herz wird einig. »Ein Mönch nun, ihr Mönche, dem solche Tugend, solche Wahrheit, solche Weisheit eignet, mag auch Almosenspeise genießen, die aus gesichtetem Reis schmackhaft und würzig bereitet ist, und es schadet ihm nicht. Gleichwie etwa, Mönche, ein Kleid, das besudelt und voller Flecken ist, in klarem Wasser gewaschen sauber und rein wird, oder im Schmelztiegel gesottenes Gold gediegen und lauter wird: ebenso nun auch, ihr Mönche, mag ein Mönch, dem solche Tugend, solche Wahrheit, solche Weisheit eignet, auch Almosenspeise genießen, die aus gesichtetem Reis schmackhaft und würzig bereitet ist, und es schadet ihm nicht. »Liebevollen Gemüthes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. »Erbarmenden Gemüthes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit erbarmendem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. »Freudevollen Gemüthes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit freudevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. »Unbewegten Gemüthes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit unbewegtem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. »‚So ist es‘, versteht er, ‚Gemeines ist da und Edles ist da, und es giebt eine Freiheit, höher als diese sinnliche Wahrnehmung‘. Und in solchem Schauen, in solchem Anblicke wird sein Herz erlöst vom Wunscheswahn, erlöst vom Daseinswahn, erlöst vom Nichtwissenswahn. ›Im Erlösten ist die Erlösung‹, diese Erkenntniss geht auf. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ versteht er da. Den nennt man, ihr Mönche, einen Mönch, gebadet 39 im inneren Bade.« Zu jener Zeit aber hatte der Brāhmane Sundariko Bhāradvājo in der Nähe des Erhabenen Platz genommen. Da wandte sich nun der Brāhmane Sundariko Bhāradvājo an den Erhabenen und sprach: »Geht wohl Herr Gotamo in die Bāhukā baden?« »Was ist’s mit der Bāhukā, Brāhmane, was soll die Bāhukā?« »Läuterung glaubt man, o Gotamo, wirke die Bāhukā, Heiligung glaubt man, o Gotamo, wirke die Bāhukā, in den Wellen der Bāhukā wasche man seine Schuld ab.« Da wandte sich nun der Erhabene an den Brāhmanen Sundariko Bhāradvājo und sagte in Sprüchen: »Die Bāhukā, die Adhikā, Die Gayā, selbst die Sundarī, Sarasvatī, Payāgos Strom Und Bāhumatīs rasche Fluth Spült nimmer weg gewirkte Schuld, Und wüsch’ auch einer ewig sich. »Was frommte da wohl die Sundarī, Des Payāgos Woge, die Bāhukā? Den argen, verruchten Frevelmann Wäscht die Welle nicht rein von der Sündenthat. »Dem Reinen lächelt steter Mai, Dem Reinen steter Feiertag, Dem Reinen, der nur Reines wirkt, Ist allezeit der Wunsch gewährt. »So bade nur hier dich, Geistlicher: Alles Lebendige lass’ dir behütet sein. »Hast abgesagt dem Lügenwort, Verletzest keine Wesenheit Und nimmst nichts Ungeschenktes du, Der Selbstverleugnung standhaft treu, Was willst du dann zur Gayā gehn? Nur Wasser gilt die Gayā dir.« Nach diesen Worten sprach der Brāhmane Sundariko Bhāradvājo zum Erhabenen also: »Vortrefflich, o Gotamo, vortrefflich, o Gotamo! Gleichwie etwa, o Gotamo, als ob man Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg wiese, oder Licht in die Finsterniss brächte: ›Wer Augen hat wird die Dinge sehn‹: ebenso auch hat Herr Gotamo die Lehre von vielen Seiten beleuchtet. Und so nehm’ ich bei Herrn Gotamo Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: möge mir Herr Gotamo Aufnahme gewähren, die Ordensweihe ertheilen!« Es wurde der Brāhmane Sundariko Bhāradvājo vom Erhabenen aufgenommen, wurde mit der Ordensweihe belehnt. Nicht lange aber war der ehrwürdige Bhāradvājo in den Orden 40 aufgenommen, da hatte er, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste gar bald was edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes höchste Ziel des Asketenthums noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ verstand er da. Auch einer war nun der ehrwürdige Bhāradvājo der Heiligen geworden. 8. Erster Theil Achte Rede LEDIGUNG Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Als nun der ehrwürdige Mahācundo gegen Abend die Gedenkensruhe beendet hatte, begab er sich zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der ehrwürdige Mahācundo zum Erhabenen also: »Von den vielen verschiedenen Lehren, o Herr, die da in der Welt auftauchen und sich bald mit der Betrachtung des Selbst, bald mit der Betrachtung der Welt befassen, braucht ein Mönch wohl nur den Anfang, o Herr, zu kennen, um sie zu verwerfen, um sie zu verleugnen?« »Von den vielen verschiedenen Lehren, Cundo, die da in der Welt auftauchen und sich bald mit der Betrachtung des Selbst, bald mit der Betrachtung der Welt befassen, gilt überall wo sie auftauchen, aufsteigen, auftreten das wahrheitgemäße, vollkommen weise Urtheil: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹: so werden sie verworfen, so werden sie verleugnet. »Es mag schon sein, Cundo, dass da ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, die sinnend gedenkende ruhegeborene sälige Heiterkeit, die Weihe der ersten Schauung erwirkt habe und nun denke: ›Ledigung wirk’ ich.‹ Doch das wird, Cundo, im Orden des Heiligen nicht Ledigung genannt, sichtbares Wohl wird das im Orden des Heiligen genannt. »Es mag schon sein, Cundo, dass da ein Mönch nach Vollendung 41 des Sinnens und Gedenkens die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung erwirkt habe und nun denke: ›Ledigung wirk’ ich.‹ Doch das wird, Cundo, im Orden des Heiligen nicht Ledigung genannt, sichtbares Wohl wird das im Orden des Heiligen genannt. »Es mag schon sein, Cundo, dass da ein Mönch in heiterer Ruhe verweile, gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, und ein Glück im Körper empfinde, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so habe er die Weihe der dritten Schauung erwirkt und denke nun: ›Ledigung wirk’ ich.‹ Doch das wird, Cundo, im Orden des Heiligen nicht Ledigung genannt, sichtbares Wohl wird das im Orden des Heiligen genannt. »Es mag schon sein, Cundo, dass da ein Mönch nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommen reinen vierten Schauung erwirkt habe und nun denke: ›Ledigung wirk’ ich.‹ Doch das wird, Cundo, im Orden des Heiligen nicht Ledigung genannt, sichtbares Wohl wird das im Orden des Heiligen genannt. »Es mag schon sein, Cundo, dass da ein Mönch nach völliger Ueberwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen in dem Gedanken ›Gränzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegränzten Raumes gewonnen habe und nun denke: ›Ledigung wirk’ ich.‹ Doch das wird, Cundo, im Orden des Heiligen nicht Ledigung genannt, sälige Ruhe wird das im Orden des Heiligen genannt. »Es mag schon sein, Cundo, dass da ein Mönch nach völliger Ueberwindung der unbegränzten Raumsphäre in dem Gedanken ›Gränzenlos ist das Bewusstsein‹ das Reich des unbegränzten Bewusstseins gewonnen habe und nun denke: ›Ledigung wirk’ ich.‹ Doch das wird, Cundo, im Orden des Heiligen nicht Ledigung genannt, sälige Ruhe wird das im Orden des Heiligen genannt. »Es mag schon sein, Cundo, dass da ein Mönch nach völliger Ueberwindung der unbegränzten Bewusstseinsphäre in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins gewonnen habe und nun denke: ›Ledigung wirk’ ich.‹ Doch das wird, Cundo, im Orden des Heiligen nicht Ledigung genannt, sälige Ruhe wird das im Orden des Heiligen genannt. »Es mag schon sein, Cundo, dass da ein Mönch nach völliger Ueberwindung der Nichtdaseinsphäre die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung gewonnen habe und nun denke: ›Ledigung wirk’ ich.‹ 42 Doch das wird, Cundo, im Orden des Heiligen nicht Ledigung genannt, sälige Ruhe wird das im Orden des Heiligen genannt. »Aber hier, Cundo, sollt ihr Ledigung üben: ›Die anderen werden in Wuth gerathen, wir nicht‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden das Leben rauben, wir nicht‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden Nichtgegebenes nehmen, wir nicht‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden unkeusch leben, wir keusch‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden lügen, wir nicht‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden heimliche Rede führen, wir nicht‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden rohe Rede gebrauchen, wir nicht‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden Geschwätze pflegen, wir nicht‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden selbstsüchtig sein, wir nicht‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden gehässig sein, wir nicht‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden falsche Erkenntniss pflegen, wir rechte Erkenntnis‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden falsche Gesinnung pflegen, wir rechte Gesinnung‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden falsche Rede pflegen, wir rechte Rede‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden falschen Handel pflegen, wir rechten Handel‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden falschen Wandel pflegen, wir rechten Wandel‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden falsches Mühn pflegen, wir rechtes Mühn‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden falsche Einsicht pflegen, wir rechte Einsicht‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden falsche Vertiefung pflegen, wir rechte Vertiefung‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden falsches Wissen pflegen, wir rechtes Wissen‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden falsche Erlösung pflegen, wir rechte Erlösung‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden sich von matter Müde beschleichen lassen, wir aber werden matte Müde verscheuchen‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden sich brüsten, wir aber werden dehmüthig bleiben‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden hin und her schwanken, wir aber werden unserer Sache gewiss sein‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden zürnen, wir aber werden nicht zürnen‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden zwieträchtig sein, wir aber werden einträchtig sein‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die 43 anderen werden häucheln, wir aber werden nicht häucheln‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden neiden, wir aber werden nicht neiden‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden eifern, wir aber werden nicht eifern‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden eigennützig sein, wir aber werden nicht eigennützig sein‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden listig sein, wir aber werden nicht listig sein‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden gleißnerisch sein, wir aber werden nicht gleißnerisch sein‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden störrisch sein, wir aber werden nicht störrisch sein‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden eitel sein, wir aber werden nicht eitel sein‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden ungestüm sein, wir aber werden sanft bleiben‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden Freunde des Schlechten sein, wir aber werden Freunde des Guten sein‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden sich gehn lassen, wir aber werden unermüdlich sein‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden Misstrauen hegen, wir aber werden Vertrauen hegen‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden unverschämt sein, wir aber werden uns schämen‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden gewissenlos sein, wir aber werden gewissenhaft sein‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden unerfahren sein, wir aber werden vielerfahren sein‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden nachgeben, wir aber werden ausharren‹, so ist Ledigung zu üben. ›Den anderen wird sich die Einsicht trüben, uns aber wird die Einsicht klar bleiben‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden thöricht sein, wir aber weise‹, so ist Ledigung zu üben. ›Die anderen werden nur für das vor Augen Liegende Sinn haben, mit beiden Händen zugreifen, sich schwer abweisen lassen, wir aber werden nicht nur für das vor Augen Liegende Sinn haben, nicht mit beiden Händen zugreifen, uns leicht abweisen lassen‹, so ist Ledigung zu üben. »Die Herzensentschließung zum Guten nenn’ ich ja, Cundo, wichtig: was soll da erst von Geboten des Thuns und Redens gesagt werden! Darum also, Cundo: ›Die anderen werden in Wuth gerathen, wir aber wollen nicht in Wuth gerathen‹: dieser Herzensentschluss ist zu erzeugen. ›Die anderen werden übel fahren, wir aber wollen wohl fahren‹: dieser Herzensentschluss ist zu erzeugen. ›Die anderen werden nur für das vor Augen Liegende Sinn haben, mit beiden Händen zugreifen, sich schwer abweisen lassen, wir aber wollen nicht nur für das vor Augen Liegende Sinn haben, nicht mit beiden Händen zugreifen, uns leicht abweisen lassen‹: dieser Herzensentschluss ist zu erzeugen. »Gleichwie etwa, Cundo, wenn da ein ungangbarer Weg wäre und ein gangbarer Weg führte um ihn herum; oder gleichwie etwa, Cundo, wenn da eine ungangbare Furth wäre und eine gangbare Furth führte um sie herum: ebenso nun auch, Cundo, kann wer zur 44 Heftigkeit neigt auf dem Pfade der Milde herumkommen, wer zur Uebelfahrt neigt auf dem Pfade der Wohlfahrt herumkommen, wer niederen Sinn hegt, mit beiden Händen zugreift, sich schwer abweisen lässt, auf dem Pfade des höheren Sinnes, des Anstandes und der Gelassenheit herumkommen. »Gleichwie da, Cundo, jedwedes Schlechte wieder zu niederer Wesenheit führt, jedwedes Gute wieder zu höherer Wesenheit führt: ebenso nun auch, Cundo, kann wer zur Heftigkeit neigt durch Milde höhere Wesenheit gewinnen, wer zur Uebelfahrt neigt durch Wohlfahrt höhere Wesenheit gewinnen, wer niederen Sinn hegt, mit beiden Händen zugreift, sich schwer abweisen lässt, 45 durch höheren Sinn, Anstand und Gelassenheit höhere Wesenheit gewinnen. »Dass aber, Cundo, einer, der selber sumpfversunken ist, einen anderen Sumpfversunkenen herausziehn kann, ein solcher Fall findet sich nicht. Dass aber, Cundo, einer, der selber nicht sumpfversunken ist, einen anderen Sumpfversunkenen herausziehn kann, ein solcher Fall findet sich. Und dass, Cundo, einer, der selber nicht bezwungen, nicht verneint, nicht wahnerloschen ist, einen anderen zur Bezwingung, zur Verneinung, zur Wahnerlöschung bringen kann, ein solcher Fall findet sich nicht. Und dass, Cundo, einer, der selber bezwungen, verneint, wahnerloschen ist, einen anderen zur Bezwingung, zur Verneinung, zur Wahnerlöschung bringen kann, ein solcher Fall findet sich: »Ebenso nun auch, Cundo, kann der Heftige durch Milde zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Blutdürstige durch Ueberwindung des Blutdurstes zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Diebische durch Ueberwindung des Diebstahls zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Unkeusche durch Keuschheit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Lügner durch Ueberwindung der Lüge zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Tückische durch Ueberwindung der Tücke zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Rohe durch Ueberwindung der Roheit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Geschwätzige durch Ueberwindung der Schwatzhaftigkeit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Selbstsüchtige durch Ueberwindung der Selbstsucht zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Gehässige durch Ueberwindung des Hasses zur Wahnerlöschung gelangen, kann der falsch Erkennende durch rechte Erkenntniss zur Wahnerlöschung gelangen, kann der falsch Gesonnene durch rechte Gesinnung zur Wahnerlöschung gelangen, kann der falsch Redende durch rechte Rede zur Wahnerlöschung gelangen, kann der falsch Handelnde durch rechten Handel zur Wahnerlöschung gelangen, kann der falsch Wandelnde durch rechten Wandel zur Wahnerlöschung gelangen, kann der falsch sich Mühende durch rechtes Mühn zur Wahnerlöschung gelangen, kann der falsch sich Bedenkende durch rechtes Bedenken zur Wahnerlöschung gelangen, kann der falsch sich Vertiefende durch rechte Vertiefung zur Wahnerlöschung gelangen, kann der falsch Wissende durch rechtes Wissen zur Wahnerlöschung gelangen, kann der falsch Erlöste durch rechte Erlösung zur Wahnerlöschung gelangen, kann der von matter Müde Gefesselte durch Ueberwindung der matten Müde zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Stolze durch Dehmuth zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Schwankende durch Festigkeit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Zornige durch Zornlosigkeit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Zwieträchtige durch Eintracht zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Häuchler durch Offenheit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Neidige durch Neidlosigkeit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Eifernde durch Begehrlosigkeit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Eigennützige durch Eigenentsagung zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Listige durch Geradheit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Gleißner durch Ehrlichkeit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Störrische durch Willigkeit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Eitle durch Schlichtheit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Ungestüme durch Lindheit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Uebelgeneigte durch Wohlgeneigtheit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Laue durch Unermüdlichkeit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Misstrauische durch Vertrauen zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Unverschämte durch Schaam zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Gewissenlose durch Gewissenhaftigkeit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Unerfahrene durch Erfahrung zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Nachgiebige durch Beharrlichkeit zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Einsichtgetrübte durch Klärung der Einsicht zur Wahnerlöschung gelangen, kann der Thor durch Weisheit zur Wahnerlöschung gelangen, kann wer niederen Sinn hegt, mit 46 beiden Händen zugreift, sich schwer abweisen lässt, durch höheren Sinn, Anstand und Gelassenheit zur Wahnerlöschung gelangen. »Und so habe ich, Cundo, die Art der Ledigung gezeigt, die Art der Herzensentschließung gezeigt, die Art des Herumkommens gezeigt, die Art höherer Wesenheit gezeigt, die Art der Wahnerlöschung gezeigt. Was ein Meister, Cundo, den Jüngern aus Liebe und Theilnahme, von Mitleid bewogen, schuldet, das habt ihr von mir empfangen. Da laden, Cundo, Bäume ein, und dort leere Klausen. Wirket Schauung, Cundo, auf dass ihr nicht lässig werdet, später nicht Reue empfindet: das haltet als unser Gebot.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Mahācundo über das Wort des Erhabenen. 9. Erster Theil Neunte Rede DIE RECHTE ERKENNTNISS Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der ehrwürdige Sāriputto an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Bruder!« antworteten da jene Mönche dem ehrwürdigen Sāriputto aufmerksam. Der ehrwürdige Sāriputto sprach also: »‚Die rechte Erkenntniss, die rechte Erkenntniss‘, so sagt man, ihr Brüder. Inwiefern nun aber, ihr Brüder, hat ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an?« »Selbst von weit her, o Bruder, würden wir zum ehrwürdigen Sāriputto kommen, um Aufklärung hierüber zu erhalten; wohl wär’ es gut, wenn eben der ehrwürdige Sāriputto diesen Gegenstand erläutern möchte: die Worte des ehrwürdigen Sāriputto werden die Mönche bewahren.« »So höret denn, Brüder, und achtet wohl auf meine Rede.« »Gewiss, Bruder!« antworteten da jene Mönche dem ehrwürdigen Sāriputto aufmerksam. Der ehrwürdige Sāriputto sprach also: »Wenn, ihr Brüder, der heilige Jünger das Böse erkennt und die Wurzel des Bösen erkennt, das Gute erkennt und die Wurzel 47 des Guten erkennt, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, das Böse, was ist die Wurzel des Bösen, was ist das Gute, was ist die Wurzel des Guten? Tödten, ihr Brüder, ist das Böse, stehlen ist das Böse, den Wünschen fröhnen ist das Böse, Lüge ist das Böse, Verleumdung ist das Böse, barsche Rede ist das Böse, geschwätzige Rede ist das Böse, Gier ist das Böse, Wuth ist das Böse, falsche Erkenntniss ist das Böse. Das nennt man, Brüder, das Böse. Und was, Brüder, ist die Wurzel des Bösen? Sucht ist die Wurzel des Bösen, Hass ist die Wurzel des Bösen, Irre ist die Wurzel des Bösen. Das nennt man, Brüder, die Wurzel des Bösen. Und was, Brüder, ist das Gute? Ueberwindung des Tödtens ist das Gute, Ueberwindung des Stehlens ist das Gute, Ueberwindung der Wünsche ist das Gute, Ueberwindung der Lüge ist das Gute, Ueberwindung der Verleumdung ist das Gute, Ueberwindung barscher Rede ist das Gute, Ueberwindung geschwätziger Rede ist das Gute, Gierlosigkeit ist das Gute, Wuthlosigkeit ist das Gute, rechte Erkenntniss ist das Gute. Das nennt man, Brüder, das Gute. Und was, Brüder, ist die Wurzel des Guten? Suchtlosigkeit ist die Wurzel des Guten, Hasslosigkeit ist die Wurzel des Guten, Irrlosigkeit ist die Wurzel des Guten. Das nennt man, Brüder, die Wurzel des Guten. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also das Böse, also die Wurzel des Bösen, also das Gute, also die Wurzel des Guten, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an.« »Wohl, Bruder!« sagten da jene Mönche, erfreut und befriedigt durch des ehrwürdigen Sāriputto Rede, und stellten nun eine fernere Frage: »Giebt es vielleicht, o Bruder, noch eine andere Art, wie der heilige Jünger die rechte Erkenntniss besitzt, seine Erkenntniss ehrlich, seine Liebe zur Lehre erprobt ist, er dieser edlen Lehre angehört?« »Freilich, Brüder. Wenn, ihr Brüder, der heilige Jünger die Nahrung erkennt und der Nahrung Entwicklung, der Nahrung Auflösung erkennt und den zu der Nahrung Auflösung führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, die 48 Nahrung, was ist der Nahrung Entwicklung, was ist der Nahrung Auflösung, was ist der zu der Nahrung Auflösung führende Pfad? Vier Arten der Nahrung, ihr Brüder, sind für die Wesen vorhanden, den entstandenen zur Erhaltung, den entstehenden zur Entwicklung[7]; welche vier? Körperbildende Nahrung, grob oder fein, zweitens Berührung, drittens geistiges Innewerden, viertens Bewusstsein. Die Entwicklung des Durstes bedingt die Entwicklung der Nahrung, die Auflösung des Durstes bedingt die Auflösung der Nahrung. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zu der Nahrung Auflösung führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also die Nahrung, also die Entwicklung der Nahrung, also die Auflösung der Nahrung, also den zur Auflösung der Nahrung führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an.« »Wohl, Bruder!« sagten da jene Mönche, erfreut und befriedigt durch des ehrwürdigen Sāriputto Rede, und stellten nun eine fernere Frage: »Giebt es vielleicht, o Bruder, noch eine andere Art, wie der heilige Jünger die rechte Erkenntniss besitzt, seine Erkenntniss ehrlich, seine Liebe zur Lehre erprobt ist, er dieser edlen Lehre angehört?« »Freilich, Brüder. Wenn, ihr Brüder, der heilige Jünger das Leiden erkennt und die Leidensentwicklung, die Leidensauflösung erkennt und den zur Leidensauflösung führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, das Leiden, was ist die Leidensentwicklung, was ist die Leidensauflösung, was ist der zur Leidensauflösung führende Pfad? Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden, Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung sind Leiden, was man begehrt nicht erlangen, das ist Leiden, kurz gesagt: die fünf Stücke des Anhangens sind Leiden. Das nennt man, Brüder, Leiden. Was ist aber, Brüder, die Leidensentwicklung? Es ist dieser Durst, der Wiederdasein säende, gnügensgierverbundene, bald da bald dort sich ergetzende, ist der Geschlechtsdurst, der Daseinsdurst, der Wohlseinsdurst. Das nennt man, Brüder, Leidensentwicklung. 49 Was ist aber, Brüder, die Leidensauflösung? Es ist ebendieses Durstes vollkommen restlose Auflösung, ihn abstoßen, austreiben, fällen, vertilgen. Das nennt man, Brüder, Leidensauflösung. Was ist aber, Brüder, der zur Leidensauflösung führende Pfad? Dieser heilige achtfältige Weg ist es, der zur Leidensauflösung führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also das Leiden, also die Entwicklung des Leidens, also die Auflösung des Leidens, also den zur Auflösung des Leidens führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an.« »Wohl, Bruder!« sagten da jene Mönche, erfreut und befriedigt durch des ehrwürdigen Sāriputto Rede, und stellten nun eine fernere Frage: »Giebt es vielleicht, o Bruder, noch eine andere Art, wie der heilige Jünger die rechte Erkenntniss besitzt, seine Erkenntniss ehrlich, seine Liebe zur Lehre erprobt ist, er dieser edlen Lehre angehört?« »Freilich, Brüder. Wenn, ihr Brüder, der heilige Jünger das Altern und Sterben erkennt und die Entwicklung des Alterns und Sterbens, die Auflösung des Alterns und Sterbens erkennt und den zur Auflösung des Alterns und Sterbens führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntnis eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, das Altern und Sterben, was ist die Entwicklung des Alterns und Sterbens, was ist die Auflösung des Alterns und Sterbens, was ist der zur Auflösung des Alterns und Sterbens führende Pfad? Der jeweiligen Wesen in jeweilig wesender Gattung altern und abnutzen, gebrechlich, grau und runzelig werden, der Kräfteverfall, das Abreifen der Sinne, das nennt man, Brüder, Altern. Der jeweiligen Wesen in jeweilig wesender Gattung Hinschwund, Auflösung, Zersetzung, Untergang, Todessterben, Zeiterfüllung, das Zerfallen der Theile, das Verwesen der Leiche, das nennt man, Brüder, Sterben. Und so ist dies das Altern und dies das Sterben. Das nennt man, Brüder, Altern und Sterben. Die Entwicklung der Geburt bedingt die Entwicklung des Alterns und Sterbens, die Auflösung der Geburt bedingt die Auflösung des Alterns und Sterbens. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung des Alterns und Sterbens führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also das Altern und Sterben, also die Entwicklung des Alterns und Sterbens, also die Auflösung des Alterns und Sterbens, also den zur Auflösung des Alterns und Sterbens führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger die Geburt 50 erkennt und die Entwicklung der Geburt, die Auflösung der Geburt erkennt und den zur Auflösung der Geburt führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, die Geburt, was ist die Entwicklung der Geburt, was ist die Auflösung der Geburt, was ist der zur Auflösung der Geburt führende Pfad? Der jeweiligen Wesen in jeweilig wesender Gattung Geburt, Gebärung, Bildung, Keimung, Empfängniss, das Erscheinen der Theile, das Ergreifen der Gebiete, das nennt man, Brüder, Geburt. Die Entwicklung des Werdens bedingt die Entwicklung der Geburt, die Auflösung des Werdens bedingt die Auflösung der Geburt. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung der Geburt führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also die Geburt, also die Entwicklung der Geburt, also die Auflösung der Geburt, also den zur Auflösung der Geburt führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger das Werden erkennt und die Entwicklung des Werdens, die Auflösung des Werdens erkennt und den zur Auflösung des Werdens führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, das Werden, was ist die Entwicklung des Werdens, was ist die Auflösung des Werdens, was ist der zur Auflösung des Werdens führende Pfad? Drei Arten des Werdens, ihr Brüder, giebt es: geschlechtliches Werden, formhaftes Werden, formloses Werden. Die Entwicklung des Anhangens bedingt die Entwicklung des Werdens, die Auflösung des Anhangens bedingt die Auflösung des Werdens. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung des Werdens führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also das Werden, also die Entwicklung des Werdens, also die Auflösung des Werdens, also den zur Auflösung des Werdens führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger das Anhangen erkennt und die Entwicklung des Anhangens, die Auflösung des Anhangens erkennt und den zur Auflösung des Anhangens führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, das Anhangen, was ist die Entwicklung des Anhangens, was ist die Auflösung des Anhangens, was ist der zur Auflösung des Anhangens führende Pfad? Vier Arten des Anhangens, ihr Brüder, giebt es: den Hang zur Lust, 51 den Hang zur Ansicht, den Hang zu Tugendwerk, den Hang zur Selbstbehauptung. Die Entwicklung des Durstes bedingt die Entwicklung des Anhangens, die Auflösung des Durstes bedingt die Auflösung des Anhangens. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung des Anhangens führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also das Anhangen, also die Entwicklung des Anhangens, also die Auflösung des Anhangens, also den zur Auflösung des Anhangens führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger den Durst erkennt und die Entwicklung des Durstes, die Auflösung des Durstes erkennt und den zur Auflösung des Durstes führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, der Durst, was ist die Entwicklung des Durstes, was ist die Auflösung des Durstes, was ist der zur Auflösung des Durstes führende Pfad? Sechs Arten des Durstes, ihr Brüder, giebt es: Durst nach Formen, Durst nach Tönen, Durst nach Düften, Durst nach Säften, Durst nach Tastungen, Durst nach Gedanken. Die Entwicklung des Gefühls bedingt die Entwicklung des Durstes, die Auflösung des Gefühls bedingt die Auflösung des Durstes. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung des Durstes führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also den Durst, also die Entwicklung des Durstes, also die Auflösung des Durstes, also den zur Auflösung des Durstes führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger das Gefühl erkennt und die Entwicklung des Gefühls, die Auflösung des Gefühls erkennt und den zur Auflösung des Gefühls führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, das Gefühl, was ist die Entwicklung des Gefühls, was ist die Auflösung des Gefühls, was ist der zur Auflösung des Gefühls führende Pfad? Sechs Arten des Gefühls, ihr Brüder, giebt es: durch Sehberührung entstandenes Gefühl, durch Hörberührung entstandenes Gefühl, durch Riechberührung entstandenes Gefühl, durch Schmeckberührung entstandenes Gefühl, durch Tastberührung entstandenes Gefühl, durch Denkberührung entstandenes Gefühl. Die Entwicklung der Berührung bedingt die Entwicklung des Gefühls, die Auflösung der Berührung bedingt die Auflösung des Gefühls. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung des Gefühls führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also das Gefühl, 52 also die Entwicklung des Gefühls, also die Auflösung des Gefühls, also den zur Auflösung des Gefühls führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger die Berührung erkennt und die Entwicklung der Berührung, die Auflösung der Berührung erkennt und den zur Auflösung der Berührung führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, die Berührung, was ist die Entwicklung der Berührung, was ist die Auflösung der Berührung, was ist der zur Auflösung der Berührung führende Pfad? Sechs Arten der Berührung, ihr Brüder, giebt es: Sehberührung, Hörberührung, Riechberührung, Schmeckberührung, Tastberührung, Denkberührung. Die Entwicklung des sechsfachen Reiches bedingt die Entwicklung der Berührung, die Auflösung des sechsfachen Reiches bedingt die Auflösung der Berührung. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung der Berührung führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also die Berührung, also die Entwicklung der Berührung, also die Auflösung der Berührung, also den zur Auflösung der Berührung führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger das sechsfache Reich erkennt und die Entwicklung des sechsfachen Reiches, die Auflösung des sechsfachen Reiches erkennt und den zur Auflösung des sechsfachen Reiches führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, das sechsfache Reich, was ist die Entwicklung des sechsfachen Reiches, was ist die Auflösung des sechsfachen Reiches, was ist der zur Auflösung des sechsfachen Reiches führende Pfad? Sechs Bereiche, ihr Brüder, giebt es: Gesichtbereich, Gehörbereich, Geruchbereich, Geschmackbereich, Getastbereich, Gedenkbereich. Die Entwicklung von Bild und Begriff bedingt die Entwicklung des sechsfachen Reiches, die Auflösung von Bild und Begriff bedingt die Auflösung des sechsfachen Reiches. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung des sechsfachen Reiches führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also das sechsfache Reich, also die Entwicklung des sechsfachen Reiches, also die Auflösung des sechsfachen Reiches, also den 53 zur Auflösung des sechsfachen Reiches führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger Bild und Begriff erkennt und die Entwicklung von Bild und Begriff, die Auflösung von Bild und Begriff erkennt und den zur Auflösung von Bild und Begriff führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, Bild und Begriff, was ist die Entwicklung von Bild und Begriff, was ist die Auflösung von Bild und Begriff, was ist der zur Auflösung von Bild und Begriff führende Pfad? Gefühl, Wahrnehmung, Denken, Berührung, Aufmerksamkeit, das nennt man, Brüder, Begriff. Die vier Hauptstoffe und was durch die vier Hauptstoffe gebildet besteht, das nennt man, Brüder, Bild. Und so ist dies das Bild und dies der Begriff. Das nennt man, Brüder, Bild und Begriff. Die Entwicklung des Bewusstseins bedingt die Entwicklung von Bild und Begriff, die Auflösung des Bewusstseins bedingt die Auflösung von Bild und Begriff. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung von Bild und Begriff führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also Bild und Begriff, also die Entwicklung von Bild und Begriff, also die Auflösung von Bild und Begriff, also den zur Auflösung von Bild und Begriff führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger das Bewusstsein erkennt und die Entwicklung des Bewusstseins, die Auflösung des Bewusstseins erkennt und den zur Auflösung des Bewusstseins führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, das Bewusstsein, was ist die Entwicklung des Bewusstseins, was ist die Auflösung des Bewusstseins, was ist der zur Auflösung des Bewusstseins führende Pfad? Sechs Arten des Bewusstseins, ihr Brüder, giebt es: Sehbewusstsein, Hörbewusstsein, Riechbewusstsein, Schmeckbewusstsein, Tastbewusstsein, Denkbewusstsein. Die Entwicklung der Unterscheidung bedingt die Entwicklung des Bewusstseins, die Auflösung der Unterscheidung bedingt die Auflösung des Bewusstseins. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung des Bewusstseins führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also das Bewusstsein, also die Entwicklung des Bewusstseins, also die Auflösung des Bewusstseins, also den zur Auflösung des 54 Bewusstseins führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger die Unterscheidung erkennt und die Entwicklung der Unterscheidung, die Auflösung der Unterscheidung erkennt und den zur Auflösung der Unterscheidung führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, die Unterscheidung, was ist die Entwicklung der Unterscheidung, was ist die Auflösung der Unterscheidung, was ist der zur Auflösung der Unterscheidung führende Pfad? Drei Arten der Unterscheidung, ihr Brüder, giebt es: körperliche Unterscheidung, sprachliche Unterscheidung, geistige Unterscheidung. Die Entwicklung des Nichtwissens bedingt die Entwicklung der Unterscheidung, die Auflösung des Nichtwissens bedingt die Auflösung der Unterscheidung. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung der Unterscheidung führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also die Unterscheidung, also die Entwicklung der Unterscheidung, also die Auflösung der Unterscheidung, also den zur Auflösung der Unterscheidung führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger das Nichtwissen erkennt und die Entwicklung des Nichtwissens, die Auflösung des Nichtwissens erkennt und den zur Auflösung des Nichtwissens führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, das Nichtwissen, was ist die Entwicklung des Nichtwissens, was ist die Auflösung des Nichtwissens, was ist der zur Auflösung des Nichtwissens führende Pfad? Das Leiden, ihr Brüder, nicht kennen, die Leidensentwicklung nicht kennen, die Leidensauflösung nicht kennen, den zur Leidensauflösung führenden Pfad nicht kennen, das nennt man, Brüder, Nichtwissen. Die Entwicklung des Wahns bedingt die Entwicklung des Nichtwissens, die Auflösung des Wahns bedingt die Auflösung des Nichtwissens. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Auflösung des Nichtwissens führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also das Nichtwissen, also die Entwicklung des Nichtwissens, also die Auflösung des Nichtwissens, also den zur Auflösung des Nichtwissens führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. »Weiter sodann, ihr Brüder: wenn der heilige Jünger den Wahn 55 erkennt und die Wahnentwicklung, die Wahnauflösung erkennt und den zur Wahnauflösung führenden Pfad, hat er insofern, ihr Brüder, die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an. Was ist nun, Brüder, der Wahn, was ist die Wahnentwicklung, was ist die Wahnauflösung, was ist der zur Wahnauflösung führende Pfad? Drei Arten des Wahns, ihr Brüder, giebt es: Wunscheswahn, Daseinswahn, Nichtwissenswahn. Die Entwicklung des Nichtwissens bedingt die Entwicklung des Wahns, die Auflösung des Nichtwissens bedingt die Auflösung des Wahns. Das aber ist der heilige achtfältige Weg, der zur Wahnauflösung führende Pfad, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. »Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also den Wahn, also die Wahnentwicklung, also die Wahnauflösung, also den zur Wahnauflösung führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntniss, ist seine Erkenntniss eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an.« * * * * * Also sprach der ehrwürdige Sāriputto. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des ehrwürdigen Sāriputto. 10. Erster Theil Zehnte Rede DIE PFEILER DER EINSICHT Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Kurū-Lande, bei einer Stadt der Kurūner Namens Kammāsadammam. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Der gerade Weg, ihr Mönche, der zur Läuterung der Wesen, 56 zur Ueberwältigung des Schmerzes und Jammers, zur Zerstörung des Leidens und der Trübsal, zur Gewinnung des Rechten, zur Verwirklichung der Erlöschung führt, das sind die vier Pfeiler der Einsicht. Welche vier? Da wacht, ihr Mönche, ein Mönch beim Körper über den Körper, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns; wacht bei den Gefühlen über die Gefühle, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns; wacht beim Gemüthe über das Gemüth, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns; wacht bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns. »Wie aber, ihr Mönche, wacht ein Mönch beim Körper über den Körper? Da begiebt sich, ihr Mönche, der Mönch ins Innere des Waldes oder unter einen großen Baum oder in eine leere Klause, setzt sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt der Einsicht. Bedächtig athmet er ein, bedächtig athmet er aus. Athmet er tief ein, so weiß er ›Ich athme tief ein‹, athmet er tief aus, so weiß er ›Ich athme tief aus‹; athmet er kurz ein, so weiß er ›Ich athme kurz ein‹, athmet er kurz aus, so weiß er ›Ich athme kurz aus.‹ ›Den ganzen Körper empfindend will ich einathmen‹, ›Den ganzen Körper empfindend will ich ausathmen‹, so übt er sich. ›Diese Körperverbindung besänftigend will ich einathmen‹. ›Diese Körperverbindung besänftigend will ich ausathmen‹, so übt er sich. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein geschickter Drechsler oder Drechslergeselle tief anziehend weiß ›Ich ziehe tief an‹, kurz anziehend weiß ›Ich ziehe kurz an‹: ebenso nun auch, ihr Mönche, weiß der Mönch tief einathmend ›Ich athme tief ein‹, tief ausathmend ›Ich athme tief aus‹; kurz einathmend ›Ich athme kurz ein‹, kurz ausathmend ›Ich athme kurz aus‹; übt er sich ›Den ganzen Körper empfindend will ich einathmen‹, ›Den ganzen Körper empfindend will ich ausathmen‹; übt er sich ›Diese Körperverbindung besänftigend will ich einathmen‹, ›Diese Körperverbindung besänftigend will ich ausathmen‹. »So wacht er nach innen beim Körper über den Körper, so wacht er nach außen beim Körper über den Körper, nach innen und außen wacht er beim Körper über den Körper. Er beobachtet wie der Körper entsteht, beobachtet wie der Körper vergeht, beobachtet wie der Körper entsteht und vergeht. ›Der Körper ist da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Körper über den Körper. »Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch weiß wenn er geht ›Ich gehe‹, weiß wenn er steht ›Ich stehe‹, weiß wenn er sitzt ›Ich 57 sitze‹, weiß wenn er liegt ›Ich liege‹, er weiß wenn sich sein Körper in dieser oder jener Stellung befindet, dass es diese oder jene Stellung ist. »So wacht er nach innen beim Körper über den Körper, so wacht er nach außen beim Körper über den Körper, nach innen und außen wacht er beim Körper über den Körper. Er beobachtet wie der Körper entsteht, beobachtet wie der Körper vergeht, beobachtet wie der Körper entsteht und vergeht. ›Der Körper ist da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Körper über den Körper. »Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch ist klar bewusst beim Kommen und Gehn, klar bewusst beim Hinblicken und Wegblicken, klar bewusst beim Neigen und Erheben, klar bewusst beim Tragen des Gewandes und der Almosenschaale des Ordens, klar bewusst beim Essen und Trinken, Kauen und Schmecken, klar bewusst beim Entleeren von Koth und Harn, klar bewusst beim Gehn und Stehn und Sitzen, beim Einschlafen und Erwachen, beim Sprechen und Schweigen. »So wacht er nach innen beim Körper über den Körper, so wacht er nach außen beim Körper über den Körper, nach innen und außen wacht er beim Körper über den Körper. Er beobachtet wie der Körper entsteht, beobachtet wie der Körper vergeht, beobachtet wie der Körper entsteht und vergeht. ›Der Körper ist da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Körper über den Körper. »Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch betrachtet sich diesen Körper da von der Sohle bis zum Scheitel, den hautüberzogenen, den unterschiedliches Unreine ausfüllt: ›Dieser Körper trägt einen Schopf, ist behaart, hat Nägel und Zähne, Haut und Fleisch, Sehnen und Knochen und Knochenmark, Nieren, Herz und Leber, Zwerchfell, Milz, Lungen, Magen[8], Eingeweide, Weichtheile und Koth, hat Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Lymphe, Thränen, Serum, Speichel, Rotz, Gelenköl, Urin.‹ »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein Sack, an beiden Enden zugebunden, mit verschiedenem Korne gefüllt wäre, als wie etwa mit Reis, mit Bohnen, mit Sesam, und ein scharfsehender Mann bände ihn auf und untersuchte den Inhalt: ›Das ist Reis, das sind Bohnen, das ist Sesam‹: ebenso nun auch, ihr Mönche, betrachtet sich der Mönch diesen Körper da von der Sohle bis zum Scheitel, den hautüberzogenen, den unterschiedliches Unreine ausfüllt. »So wacht er nach innen beim Körper über den Körper, so wacht er nach außen beim Körper über den Körper, nach innen und außen wacht er beim Körper über den Körper. Er beobachtet wie der Körper entsteht, beobachtet wie der Körper vergeht, beobachtet wie der Körper entsteht und vergeht. ›Der Körper ist da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Körper über den Körper. »Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch schaut sich diesen Körper da wie er geht und steht als Artung an: ›Dieser Körper ist von Erdenart, von Wasserart, von Feuerart, von Luftart.‹ »Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein geschickter Metzger oder 58 Metzgergeselle eine Kuh schlachtet, auf den Markt bringt, Stück vor Stück zerlegt und sich dann hinsetzen mag: ebenso nun auch, ihr Mönche, schaut sich der Mönch diesen Körper da wie er geht und steht als Artung an: ›Dieser Körper ist von Erdenart, von Wasserart, von Feuerart, von Luftart.‹ »So wacht er nach innen beim Körper über den Körper, so wacht er nach außen beim Körper über den Körper, nach innen und außen wacht er beim Körper über den Körper. Er beobachtet wie der Körper entsteht, beobachtet wie der Körper vergeht, beobachtet wie der Körper entsteht und vergeht. ›Der Körper ist da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Körper über den Körper. »Weiter sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen sehn, einen Tag nach dem Tode oder zwei oder drei Tage nach dem Tode, aufgedunsen, blauschwarz gefärbt, in Fäulniss übergegangen, zieht er den Schluss auf sich selbst: ›Und auch dieser Körper ist so beschaffen, wird das werden, kann dem nicht entgehn.‹ Weiter sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen sehn, von Krähen oder Raben oder Geiern zerfressen, von Hunden oder Schackalen zerfleischt, oder von vielerlei Würmern zernagt, zieht er den Schluss auf sich selbst: ›Und auch dieser Körper ist so beschaffen, wird das werden, kann dem nicht entgehn.‹ Weiter sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen sehn, ein Knochengerippe, fleischbehangen, blutbesudelt, von den Sehnen zusammengehalten; ein Knochengerippe, fleischentblößt, blutbefleckt, von den Sehnen zusammengehalten; ein Knochengerippe, ohne Fleisch, ohne Blut, von den Sehnen zusammengehalten; die Gebeine, ohne die Sehnen, hierher und dorthin verstreut, da ein Handknochen, dort ein Fußknochen, da ein Schienbein, dort ein Schenkel, da das Becken, dort Wirbel, da der Schädel; als hätte er das gesehn, zieht er den Schluss auf sich selbst: ›Und auch dieser Körper ist so beschaffen, wird das werden, kann dem nicht entgehn.‹ Weiter sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen sehn, Gebeine, blank, muschelfarbig; Gebeine, zuhauf geschichtet, nach Verlauf eines Jahres; Gebeine, verwest, in Staub zerfallen; als hätte er das gesehn, 59 zieht er den Schluss auf sich selbst: ›Und auch dieser Körper ist so beschaffen, wird das werden, kann dem nicht entgehn.‹ »So wacht er nach innen beim Körper über den Körper, so wacht er nach außen beim Körper über den Körper, nach innen und außen wacht er beim Körper über den Körper. Er beobachtet wie der Körper entsteht, beobachtet wie der Körper vergeht, beobachtet wie der Körper entsteht und vergeht. ›Der Körper ist da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Körper über den Körper. * * * * * »Wie aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Gefühlen über das Gefühl? Da weiß, ihr Mönche, der Mönch wenn er ein Wohlgefühl empfindet ›Ich empfinde ein Wohlgefühl‹, weiß wenn er ein Wehgefühl empfindet ›Ich empfinde ein Wehgefühl‹, weiß wenn er kein Wohl- und kein Wehgefühl empfindet ›Ich empfinde kein Wohl- und kein Wehgefühl‹. Er weiß wenn er ein weltliches Wohlgefühl empfindet ›Ich empfinde ein weltliches Wohlgefühl‹, und weiß wenn er ein überweltliches Wohlgefühl empfindet ›Ich empfinde ein überweltliches Wohlgefühl‹, weiß wenn er ein weltliches Wehgefühl empfindet ›Ich empfinde ein weltliches Wehgefühl‹, und weiß wenn er ein überweltliches Wehgefühl empfindet ›Ich empfinde ein überweltliches Wehgefühl‹, weiß wenn er ein weltliches Gefühl ohne Wohl und Weh empfindet ›Ich empfinde ein weltliches Gefühl ohne Wohl und Weh‹, und weiß wenn er ein überweltliches Gefühl ohne Wohl und Weh empfindet ›Ich empfinde ein überweltliches Gefühl ohne Wohl und Weh‹. »So wacht er nach innen bei den Gefühlen über das Gefühl, so wacht er nach außen bei den Gefühlen über das Gefühl, nach innen und außen wacht er bei den Gefühlen über das Gefühl. Er beobachtet wie die Gefühle entstehn, beobachtet wie die Gefühle vergehn, beobachtet wie die Gefühle entstehn und vergehn. ›Das Gefühl ist da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Gefühlen über das Gefühl. * * * * * »Wie aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Gemüthe über das Gemüth? Da kennt, ihr Mönche, der Mönch das begehrliche Gemüth als begehrlich und das begehrlose Gemüth als begehrlos, das gehässige Gemüth als gehässig und das hasslose Gemüth als hasslos, das irrende Gemüth als irrend und das irrlose Gemüth als irrlos, das gesammelte Gemüth als gesammelt und das zerstreute Gemüth als zerstreut, das hochstrebende Gemüth als hochstrebend und das niedrig gesinnte Gemüth als niedrig gesinnt, das edle Gemüth als edel und das gemeine Gemüth als gemein, das beruhigte Gemüth als beruhigt und das ruhelose Gemüth als ruhelos, das erlöste Gemüth kennt er als erlöst und das gefesselte Gemüth als gefesselt. »So wacht er nach innen beim Gemüthe über das Gemüth, so wacht er nach außen beim Gemüthe über das Gemüth, nach innen und außen wacht er beim Gemüthe über das Gemüth. Er beobachtet wie das Gemüth entsteht, beobachtet wie das Gemüth vergeht, 60 beobachtet wie das Gemüth entsteht und vergeht. ›Das Gemüth ist da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Gemüthe über das Gemüth. * * * * * »Wie aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über die Erscheinungen? Da wacht, ihr Mönche, der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der fünf Hemmungen. Wie aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der fünf Hemmungen? Da merkt, ihr Mönche, der Mönch wenn Wunscheswille in ihm ist ›In mir ist Wunscheswille‹, merkt wenn kein Wunscheswille in ihm ist ›In mir ist kein Wunscheswille‹. Er merkt es wenn Wunscheswille sich eben erst entwickelt, merkt es wenn der deutlich gewordene Wunscheswille aufgehoben wird, und merkt es wenn der aufgehobene Wunscheswille künftig nicht mehr erscheint. Er merkt wenn Hassensgroll in ihm ist ›In mir ist Hassensgroll‹, merkt wenn kein Hassensgroll in ihm ist ›In mir ist kein Hassensgroll‹. Er merkt es wenn Hassensgroll sich eben erst entwickelt, merkt es wenn der deutlich gewordene Hassensgroll aufgehoben wird, und merkt es wenn der aufgehobene Hassensgroll künftig nicht mehr erscheint. Er merkt wenn matte Müde in ihm ist ›In mir ist matte Müde‹, merkt wenn keine matte Müde in ihm ist ›In mir ist keine matte Müde‹. Er merkt es wenn matte Müde sich eben erst entwickelt, merkt es wenn die deutlich gewordene matte Müde aufgehoben wird, und merkt es wenn die aufgehobene matte Müde künftig nicht mehr erscheint. Er merkt wenn stolzer Unmuth in ihm ist ›In mir ist stolzer Unmuth‹, merkt wenn kein stolzer Unmuth in ihm ist ›In mir ist kein stolzer Unmuth‹. Er merkt es wenn stolzer Unmuth sich eben erst entwickelt, merkt es wenn der deutlich gewordene stolze Unmuth aufgehoben wird, und merkt es wenn der aufgehobene stolze Unmuth künftig nicht mehr erscheint. Er merkt wenn Schwanken in ihm ist ›In mir ist Schwanken‹, merkt wenn kein Schwanken in ihm ist ›In mir ist kein Schwanken‹. Er merkt es wenn Schwanken sich eben erst entwickelt, merkt es wenn das deutlich gewordene Schwanken aufgehoben wird, und merkt es wenn das aufgehobene Schwanken künftig nicht mehr erscheint. »So wacht er nach innen bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, so wacht er nach außen bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, nach innen und außen wacht er bei den Erscheinungen über die Erscheinungen. Er beobachtet wie die Erscheinungen entstehn, beobachtet wie die Erscheinungen vergehn, beobachtet wie die Erscheinungen entstehn und vergehn. ›Die Erscheinungen sind da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der fünf Hemmungen. »Weiter sodann, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den 61 Erscheinungen über das Erscheinen der fünf Stücke des Anhangens. Wie aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der fünf Stücke des Anhangens? Da sagt sich, ihr Mönche, der Mönch: ›So ist die Form, so entsteht sie, so löst sie sich auf; so ist das Gefühl, so entsteht es, so löst es sich auf; so ist die Wahrnehmung, so entsteht sie, so löst sie sich auf; so sind die Unterscheidungen, so entstehn sie, so lösen sie sich auf; so ist das Bewusstsein, so entsteht es, so löst es sich auf.‹ »So wacht er nach innen bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, so wacht er nach außen bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, nach innen und außen wacht er bei den Erscheinungen über die Erscheinungen. Er beobachtet wie die Erscheinungen entstehn, beobachtet wie die Erscheinungen vergehn, beobachtet wie die Erscheinungen entstehn und vergehn. ›Die Erscheinungen sind da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der fünf Stücke des Anhangens. »Weiter sodann, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der sechs Innen- und Außenreiche. Wie aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der sechs Innen- und Außenreiche? Da kennt, ihr Mönche, der Mönch das Auge und kennt die Formen, und die Verbindung, die sich aus beiden ergiebt, auch diese kennt er. Er kennt es wenn die Verbindung eben erst erfolgt, kennt es wenn die erfolgte Verbindung aufgehoben wird, und kennt es wenn die aufgehobene Verbindung künftig nicht mehr erscheint. Er kennt das Ohr und kennt die Töne, und die Verbindung, die sich aus beiden ergiebt, auch diese kennt er. Er kennt es wenn die Verbindung eben erst erfolgt, kennt es wenn die erfolgte Verbindung aufgehoben wird, und kennt es wenn die aufgehobene Verbindung künftig nicht mehr erscheint. Er kennt die Nase und kennt die Düfte, und die Verbindung, die sich aus beiden ergiebt, auch diese kennt er. Er kennt es wenn die Verbindung eben erst erfolgt, kennt es wenn die erfolgte Verbindung aufgehoben wird, und kennt es wenn die aufgehobene Verbindung künftig nicht mehr erscheint. Er kennt die Zunge und kennt die Säfte, und die Verbindung, die sich aus beiden ergiebt, auch diese kennt er. Er kennt es wenn die Verbindung eben erst erfolgt, kennt es wenn die erfolgte Verbindung aufgehoben wird, und kennt es wenn die aufgehobene Verbindung künftig nicht mehr erscheint. Er kennt den Leib und kennt die Tastungen, und die Verbindung, die sich aus beiden ergiebt, auch diese kennt er. Er kennt es wenn die Verbindung eben erst erfolgt, kennt es wenn die erfolgte Verbindung aufgehoben wird, und kennt es wenn die aufgehobene Verbindung künftig nicht mehr erscheint. Er kennt das Denken und kennt die Dinge, und die Verbindung, die sich aus beiden ergiebt, auch diese kennt er. Er kennt es wenn die Verbindung eben erst erfolgt, kennt es wenn die erfolgte Verbindung aufgehoben wird, und kennt es wenn die aufgehobene Verbindung künftig nicht mehr erscheint. »So wacht er nach innen bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, so wacht er nach außen bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, nach innen und außen wacht er bei den Erscheinungen über die Erscheinungen. Er beobachtet wie die Erscheinungen entstehn, beobachtet wie die Erscheinungen vergehn, beobachtet wie die Erscheinungen entstehn und vergehn. ›Die Erscheinungen sind da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der sechs Innen- und Außenreiche. »Weiter sodann, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der sieben Erweckungen. Wie aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der sieben Erweckungen? Da gewahrt, ihr Mönche, der Mönch wenn Einsicht in ihm munter wird ›In mir wird Einsicht munter‹, und gewahrt wenn Einsicht in ihm nicht munter wird ›In mir wird Einsicht nicht munter‹; er gewahrt 62 es wenn Einsicht eben erst munter wird, und gewahrt es wenn die munter gewordene Einsicht völlig aufgeht. Er gewahrt wenn Tiefsinn in ihm munter wird ›In mir wird Tiefsinn munter‹, und gewahrt wenn Tiefsinn in ihm nicht munter wird ›In mir wird Tiefsinn nicht munter‹; er gewahrt es wenn Tiefsinn eben erst munter wird, und gewahrt es wenn der munter gewordene Tiefsinn völlig aufgeht. Er gewahrt wenn Kraft in ihm munter wird ›In mir wird Kraft munter‹, und gewahrt wenn Kraft in ihm nicht munter wird ›In mir wird Kraft nicht munter‹; er gewahrt es wenn Kraft eben erst munter wird, und gewahrt es wenn die munter gewordene Kraft völlig aufgeht. Er gewahrt wenn Heiterkeit in ihm munter wird ›In mir wird Heiterkeit munter‹, und gewahrt wenn Heiterkeit in ihm nicht munter wird ›In mir wird Heiterkeit nicht munter‹; er gewahrt es wenn Heiterkeit eben erst munter wird, und gewahrt es wenn die munter gewordene Heiterkeit völlig aufgeht. Er gewahrt wenn Lindheit in ihm munter wird ›In mir wird Lindheit munter‹, und gewahrt wenn Lindheit in ihm nicht munter wird ›In mir wird Lindheit nicht munter‹; er gewahrt es wenn Lindheit eben erst munter wird, und gewahrt es wenn die munter gewordene Lindheit völlig aufgeht. Er gewahrt wenn Innigkeit in ihm munter wird ›In mir wird Innigkeit munter‹, und gewahrt wenn Innigkeit in ihm nicht munter wird ›In mir wird Innigkeit nicht munter‹; er gewahrt es wenn Innigkeit eben erst munter wird, und gewahrt es wenn die munter gewordene Innigkeit völlig aufgeht. Er gewahrt wenn Gleichmuth in ihm munter wird ›In mir wird Gleichmuth munter‹, und gewahrt wenn Gleichmuth in ihm nicht munter wird ›In mir wird Gleichmuth nicht munter‹; er gewahrt es wenn Gleichmuth eben erst munter wird, und gewahrt es wenn der munter gewordene Gleichmuth völlig aufgeht. »So wacht er nach innen bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, so wacht er nach außen bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, nach innen und außen wacht er bei den Erscheinungen über die Erscheinungen. Er beobachtet wie die Erscheinungen entstehn, beobachtet wie die Erscheinungen vergehn, beobachtet wie die Erscheinungen entstehn und vergehn. ›Die Erscheinungen sind da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der sieben Erweckungen. »Weiter sodann, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der vier heiligen Wahrheiten. Wie aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der vier heiligen Wahrheiten? Da versteht, ihr Mönche, der Mönch der Wahrheit gemäß ›Das ist das Leiden‹, versteht der Wahrheit gemäß ›Das ist die Leidensentwicklung‹, versteht der Wahrheit gemäß ›Das ist die Leidensauflösung‹, versteht der Wahrheit gemäß ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹. »So wacht er nach innen bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, so wacht er nach außen bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, nach innen und außen wacht er bei den Erscheinungen über die Erscheinungen. Er beobachtet wie die Erscheinungen entstehn, beobachtet wie die Erscheinungen vergehn, beobachtet wie die Erscheinungen entstehn und vergehn. ›Die Erscheinungen sind da‹: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Erscheinungen über das Erscheinen der vier heiligen Wahrheiten. * * * * * »Wer auch immer, ihr Mönche, diese vier Pfeiler der Einsicht sieben Jahre also behaupten kann, dem mag eins von beiden zur Reife gedeihen: Gewissheit bei Lebzeiten oder, ist ein Rest Hangen da, Nichtwiederkehr. Sei es, ihr Mönche, um die sieben Jahre: wer auch immer, ihr Mönche, diese vier Pfeiler der 63 Einsicht sechs Jahre, fünf Jahre, vier Jahre, drei Jahre, zwei Jahre, ein Jahr also behaupten kann, dem mag eins von beiden zur Reife gedeihen: Gewissheit bei Lebzeiten oder, ist ein Rest Hangen da, Nichtwiederkehr. Sei es, ihr Mönche, um das eine Jahr: wer da, ihr Mönche, diese vier Pfeiler der Einsicht sieben Monate also behaupten kann, dem mag eins von beiden zur Reife gedeihen: Gewissheit bei Lebzeiten oder, ist ein Rest Hangen da, Nichtwiederkehr. Sei es, ihr Mönche, um die sieben Monate: wer auch immer, ihr Mönche, diese vier Pfeiler der Einsicht sechs Monate, fünf Monate, vier Monate, drei Monate, zwei Monate, einen Monat, einen halben Monat also behaupten kann, dem mag eins von beiden zur Reife gedeihen: Gewissheit bei Lebzeiten oder, ist ein Rest Hangen da, Nichtwiederkehr. Sei es, ihr Mönche, um den halben Monat: wer auch immer, ihr Mönche, diese vier Pfeiler der Einsicht sieben Tage also behaupten kann, dem mag eins von beiden zur Reife gedeihen: Gewissheit bei Lebzeiten oder, ist ein Rest Hangen da, Nichtwiederkehr. * * * * * »‚Der gerade Weg, ihr Mönche, der zur Läuterung der Wesen, zur Ueberwältigung des Schmerzes und Jammers, zur Zerstörung des Leidens und der Trübsal, zur Gewinnung des Rechten, zur Verwirklichung der Erlöschung führt, das sind die vier Pfeiler der Einsicht‘: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. ZWEITER THEIL BUCH DES LÖWENRUFS 11. Zweiter Theil Erste Rede DER LÖWENRUF Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »‚Hier endlich, Mönche, findet man den Asketen, findet man den zweiten Asketen, den dritten Asketen und den vierten Asketen, ohne Verlangen nach Zank und Streit mit anderen Asketen‘: 64 diesen ächtesten Löwenruf, Mönche, lasset erschallen. Aber es könnte wohl sein, ihr Mönche, dass da andersfährtige Pilger also sprächen: ›Mit welchem Fug und Recht, ihr Ehrwürdigen, sprechet ihr also: ‚Hier endlich findet man den Asketen, findet man den zweiten Asketen, den dritten Asketen und den vierten Asketen, ohne Verlangen nach Zank und Streit mit anderen Asketen‘?‹ Auf solche Rede andersfährtiger Pilger, ihr Mönche, wäre dies die Antwort: ›Es hat uns, Brüder, der Erhabene, der Kenner, der Seher, der Heilige, vollkommen Erwachte vier Dinge erklärt, die wir nun innig verstehn, und darum sprechen wir also. Welche vier Dinge? Wir lieben, o Brüder, den Meister, wir lieben die Lehre, wir erfüllen die Regel des Ordens, und Rechtschaffene sind uns werth und genehm, sowohl weltliche als geistliche. Das, ihr Brüder, sind die vier Dinge, die uns der Erhabene, der Kenner, der Seher, der Heilige, vollkommen Erwachte erklärt hat und die wir nun innig verstehn, und darum sprechen wir also: ‚Hier endlich findet man den Asketen, findet man den zweiten Asketen, den dritten Asketen und den vierten Asketen, ohne Verlangen nach Zank und Streit mit anderen Asketen‘.‹ Aber es könnte wohl sein, ihr Mönche, dass da andersfährtige Pilger also sprächen: ›Auch wir, o Brüder, lieben den Meister, und der ist unser Meister, auch wir lieben die Lehre, und das ist unsere Lehre, auch wir erfüllen die Regel des Ordens, und das ist unsere Regel, auch uns sind Rechtschaffene werth und genehm, sowohl weltliche als geistliche; was für eine Beschränkung, ihr Brüder, was für Eigenart und Verschiedenheit besteht da wohl zwischen euch und uns?‹ Auf solche Rede andersfährtiger Pilger, ihr Mönche, wäre dies zu erwidern: ›Was meint ihr, Brüder: ist die Vollkommenheit einzeln oder ist sie allgemein?‹ Und die rechte Antwort andersfährtiger Pilger, ihr Mönche, wäre: ›Einzeln, ihr Brüder, ist die Vollkommenheit, nicht ist die Vollkommenheit allgemein.‹ ›Und diese Vollkommenheit, Brüder: hat die der Gierige oder der Gierlose?‹ Und die rechte Antwort andersfährtiger Pilger, ihr Mönche, wäre: ›Der Gierlose, Brüder, nicht der Gierige.‹ ›Und diese Vollkommenheit, Brüder: hat die der Hassende oder der Hasslose?‹ Und die rechte Antwort andersfährtiger Pilger, ihr Mönche, wäre: ›Der Hasslose, Brüder, nicht der Hassende.‹ ›Und diese Vollkommenheit, Brüder: hat die der Irrende oder der Irrlose?‹ Und die rechte Antwort andersfährtiger Pilger, ihr Mönche, wäre: ›Der Irrlose, Brüder, nicht der Irrende.‹ ›Und diese Vollkommenheit, Brüder: hat die der noch Durstige oder der nicht mehr Durstige?‹ Und die rechte Antwort andersfährtiger Pilger, ihr Mönche, wäre: ›Der nicht mehr Durstige, Brüder, 65 nicht der Durstige.‹ ›Und diese Vollkommenheit, Brüder: hat die der noch Anhangende oder der nicht mehr Anhangende?‹ Und die rechte Antwort andersfährtiger Pilger, ihr Mönche, wäre: ›Der nicht mehr Anhangende, Brüder, nicht der noch Anhangende.‹ ›Und diese Vollkommenheit, Brüder: hat die der Wissende oder der Unwissende?‹ Und die rechte Antwort andersfährtiger Pilger, ihr Mönche, wäre: ›Der Wissende, Brüder, nicht der Unwissende.‹ ›Und diese Vollkommenheit, Brüder: hat die ein bald Verzückter bald Verstimmter oder ein weder Verzückter noch Verstimmter?‹ Und die rechte Antwort andersfährtiger Pilger, ihr Mönche, wäre: ›Der weder Verzückte noch Verstimmte, Brüder, kein bald Verzückter bald Verstimmter.‹ ›Und ist einer vollkommen, Brüder, dem Sonderheit behagt und Sonderheit gefällt, oder ist es der, dem keine Sonderheit behagt, keine Sonderheit gefällt?‹ Und die rechte Antwort andersfährtiger Pilger, ihr Mönche, wäre: ›Dem keine Sonderheit behagt; ihr Brüder, keine Sonderheit gefällt, der ist vollkommen, und nicht ist es der, dem Sonderheit behagt und Sonderheit gefällt.‹ »Zweierlei Ansichten sind das, ihr Mönche: die Ansicht vom Dasein und die Ansicht vom Nichtsein. Alle die Asketen oder Priester, ihr Mönche, die der Ansicht vom Dasein zugethan sind, der Ansicht vom Dasein huldigen, der Ansicht vom Dasein anhängen, die werden durch die Ansicht des Nichtseins verstimmt. Alle die Asketen oder Priester, ihr Mönche, die der Ansicht vom Nichtsein zugethan sind, der Ansicht vom Nichtsein huldigen, der Ansicht vom Nichtsein anhängen, die werden durch die Ansicht des Daseins verstimmt. Alle die Asketen oder Priester, ihr Mönche, die dieser zwei Ansichten Anfang und Ende, Lust und Leid und Ueberwindung nicht der Wahrheit gemäß verstanden haben, die gierigen, hassenden, irrenden, noch durstigen, noch anhangenden, unwissenden, bald verzückten bald verstimmten, denen Sonderheit behagt und Sonderheit gefällt: die werden nicht erlöst von Geburt, Altern und Sterben, von Sorge, Kummer und Schmerz, Gram und Verzweiflung, werden nicht erlöst, sag’ ich, vom Leiden. Aber alle die Asketen oder Priester, ihr Mönche, die dieser zwei Ansichten Anfang und Ende, Lust und Leid und Ueberwindung der Wahrheit gemäß verstanden haben, die gierlosen, hasslosen, irrlosen, die nicht mehr durstigen, nicht mehr anhangenden, wissenden, weder verzückten noch verstimmten, denen keine Sonderheit behagt, keine Sonderheit gefällt: die werden erlöst von Geburt, Altern und Sterben, von Sorge, Kummer und Schmerz, Gram und Verzweiflung, werden erlöst, sag’ ich, vom Leiden. »Vier Arten des Anhangens sind das, ihr Mönche: der Hang zur 66 Lust, der Hang zur Ansicht, der Hang zu Tugendwerk, der Hang zur Selbstbehauptung. Es giebt manche Asketen und Priester, ihr Mönche, die sich fähig erklären, alles Anhangen von Grund aus darzulegen; doch eine solche Darlegung liefern sie nicht: sie untersuchen den Hang zur Lust, aber nicht den Hang zur Ansicht, aber nicht den Hang zu Tugendwerk, aber nicht den Hang zur Selbstbehauptung, und warum nicht? Jene lieben Asketen und Priester haben eben diese drei Fälle nicht gebührend bedacht und können daher, wenn sie auch meinen, alles Anhangen von Grund aus zu verstehn, eine solche Untersuchung nicht führen. Es giebt manche Asketen und Priester, ihr Mönche, die sich fähig erklären, alles Anhangen von Grund aus darzulegen; doch eine solche Darlegung liefern sie nicht: sie untersuchen den Hang zur Lust, untersuchen den Hang zur Ansicht, aber nicht den Hang zu Tugendwerk, aber nicht den Hang zur Selbstbehauptung, und warum nicht? Jene lieben Asketen und Priester haben eben diese zwei Fälle nicht gebührend bedacht und können daher, wenn sie auch meinen, alles Anhangen von Grund aus zu verstehn, eine solche Untersuchung nicht führen. Es giebt manche Asketen und Priester, ihr Mönche, die sich fähig erklären, alles Anhangen von Grund aus darzulegen; doch eine solche Darlegung liefern sie nicht: sie untersuchen den Hang zur Lust, untersuchen den Hang zur Ansicht, untersuchen den Hang zu Tugendwerk, aber nicht den Hang zur Selbstbehauptung, und warum nicht? Jene lieben Asketen und Priester haben eben diesen einen Fall nicht gebührend bedacht und können daher, wenn sie auch meinen, alles Anhangen von Grund aus zu verstehn, eine solche Untersuchung nicht führen. »In einer solchen Heilsordnung, ihr Mönche, kann die Liebe zum Meister nicht vollkommen sein, kann die Liebe zur Lehre nicht vollkommen sein, kann die Erfüllung der Regel nicht vollkommen sein, kann die Werth- und Genehmhaltung Rechtschaffener nicht vollkommen sein, und warum nicht? Die Sache, ihr Mönche, verhält sich eben so, wie’s zu erwarten 67 ist bei einer schlechtverkündeten Heilsordnung, bei einer schlechtdargelegten, abstoßenden, Unruhe schaffenden, die kein vollkommen Erwachter kundgethan hat. »Doch der Vollendete, Mönche, der Heilige, vollkommen Erwachte erklärt sich fähig, alles Anhangen von Grund aus darzulegen, und er giebt eine solche Darlegung: er untersucht den Hang zur Lust, er untersucht den Hang zur Ansicht, er untersucht den Hang zu Tugendwerk, er untersucht den Hang zur Selbstbehauptung. »In einer solchen Heilsordnung, ihr Mönche, kann die Liebe zum Meister vollkommen sein, kann die Liebe zur Lehre vollkommen sein, kann die Erfüllung der Regel vollkommen sein, kann die Werth- und Genehmhaltung Rechtschaffener vollkommen sein, und warum das? Die Sache, ihr Mönche, verhält sich eben so, wie’s zu erwarten ist bei einer wohlverkündeten Heilsordnung, bei einer wohldargelegten, anziehenden, Ruhe schaffenden, die ein vollkommen Erwachter kundgethan hat. »Aber dieses vierfache Anhangen, ihr Mönche, wo wurzelt das, woraus entspringt es, woraus entsteht es, woraus erwächst es? Dieses vierfache Anhangen wurzelt im Durst, entspringt aus dem Durst, entsteht aus dem Durst, erwächst aus dem Durst. Und dieser Durst, ihr Mönche, wo wurzelt der, woraus entspringt er, woraus entsteht er, woraus erwächst er? Der Durst wurzelt im Gefühl, entspringt aus dem Gefühl, entsteht aus dem Gefühl, erwächst aus dem Gefühl. Und dieses Gefühl, ihr Mönche, wo wurzelt das, woraus entspringt es, woraus entsteht es, woraus erwächst es? Das Gefühl wurzelt in der Berührung, entspringt aus der Berührung, entsteht aus der Berührung, erwächst aus der Berührung. Und diese Berührung, ihr Mönche, wo wurzelt die, woraus entspringt sie, woraus entsteht sie, woraus erwächst sie? Die Berührung wurzelt im sechsfachen Reich, entspringt aus dem sechsfachen Reich, entsteht aus dem sechsfachen Reich, erwächst aus dem sechsfachen Reich. Und dieses sechsfache Reich, ihr Mönche, wo wurzelt das, woraus entspringt es, woraus entsteht es, woraus erwächst es? Das sechsfache Reich wurzelt im Bild und Begriff, entspringt aus Bild und Begriff, entsteht aus Bild und Begriff, erwächst aus Bild und Begriff. Und dieses Bild und Begriff, ihr Mönche, wo wurzelt das, woraus entspringt es, woraus entsteht es, woraus erwächst es? Bild und Begriff wurzelt im Bewusstsein, entspringt aus dem Bewusstsein, entsteht aus dem Bewusstsein, erwächst aus dem Bewusstsein. Und dieses Bewusstsein, ihr Mönche, wo wurzelt das, woraus entspringt es, woraus entsteht es, woraus erwächst es? Das Bewusstsein wurzelt in den Unterscheidungen, entspringt aus den Unterscheidungen, entsteht aus den Unterscheidungen, erwächst aus den Unterscheidungen. Und diese Unterscheidungen, ihr Mönche, wo wurzeln die, woraus entspringen sie, woraus entstehn sie, woraus erwachsen sie? Die Unterscheidungen wurzeln im Nichtwissen, entspringen aus dem Nichtwissen, entstehn aus dem Nichtwissen, erwachsen aus dem Nichtwissen. »Hat nun, ihr Mönche, ein Mönch das Nichtwissen verleugnet und das Wissen erworben: nichtwissensentfremdet und wissensvertraut haftet er nicht mehr am Hang zur Lust, nicht am Hang zur Ansicht, nicht am Hang zu Tugendwerk, nicht am Hang zur Selbstbehauptung. Ohne anzuhangen wird er nicht erschüttert. Unerschütterlich gelangt er eben bei sich selbst zur Erlöschung; ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ versteht er da.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche 68 über das Wort des Erhabenen. 12. Zweiter Theil Zweite Rede DAS HAARSTRÄUBEN Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Vesālī, außerhalb der Stadt, in der Umgebung, am Saume des Waldes. Eben damals nun war Sunakkhatto, ein Licchavier-Prinz, erst vor kurzem aus dieser Heilsordnung ausgetreten. Der ließ sich überall in Vesālī also vernehmen: »Der Asket Gotamo besitzt nicht das überirdische reiche Heilthum der Wissensklarheit: eine grüblerisch vernagelte Lehre trägt der Asket Gotamo vor, die er selbst ersonnen und ausgedacht hat; und der Zweck, warum er seine Lehre darlegt, ist einfach der, dass sie dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung ausreicht.« Da nun begab sich der ehrwürdige Sāriputto, zeitig gerüstet, mit Mantel und Schaale versehn, auf den Almosengang nach Vesālī. Und es hörte der ehrwürdige Sāriputto, wie der Licchavier-Prinz Sunakkhatto in ganz Vesālī erzählte: »Der Asket Gotamo besitzt nicht das überirdische reiche Heilthum der Wissensklarheit: eine grüblerisch vernagelte Lehre trägt der Asket Gotamo vor, die er selbst ersonnen und ausgedacht hat; und der Zweck, warum er seine Lehre darlegt, ist einfach der, dass sie dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung ausreicht.« Nachdem nun der ehrwürdige Sāriputto in Vesālī von Haus zu Haus getreten war, kehrte er zurück, verzehrte sein Almosenmahl und ging hierauf zu der Stätte, wo der Erhabene weilte. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der ehrwürdige Sāriputto zum Erhabenen also: »Der Licchavier-Prinz Sunakkhatto, o Herr, der vor kurzem aus dieser Heilsordnung ausgetreten ist, der führt in ganz Vesālī solche Rede: ‚Der Asket Gotamo besitzt nicht das überirdische reiche Heilthum der Wissensklarheit: eine grüblerisch vernagelte Lehre trägt der Asket Gotamo vor, die er selbst ersonnen und ausgedacht hat; und der Zweck, warum er seine Lehre darlegt, ist einfach der, dass sie dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung ausreicht.‘« »Zornig, Sāriputto, ist Sunakkhatto, der eitle Mann: und nur im Zorn hat er diese Worte gesprochen. ›Tadeln will ich‹ meint, Sāriputto, jener Sunakkhatto, der eitle Mann, und lobt gerade damit den Vollendeten. Ein Lob ja ist es, Sāriputto, 69 des Vollendeten, wenn einer sagt: ›Und der Zweck, warum er seine Lehre darlegt, ist einfach der, dass sie dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung ausreicht.‹ »Aber freilich wird da, Sāriputto, Sunakkhatto, dem eitlen Mann, jene Ahnung der Wahrheit bei mir nicht aufgehn, derart zwar: ›Das ist der Erhabene, Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerheerde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene.‹ Und freilich wird da, Sāriputto, Sunakkhatto, dem eitlen Mann, auch jene Ahnung der Wahrheit bei mir nicht aufgehn, derart zwar: ›Das ist der Erhabene, der auf manigfaltige Weise Machtentfaltung an sich erfahren mag: als nur einer etwa vielfach zu werden, und vielfach geworden wieder einer zu sein; oder sichtbar und unsichtbar zu werden; auch durch Mauern, Wälle, Felsen hindurchzuschweben wie durch die Luft; oder auf der Erde auf- und unterzutauchen wie im Wasser; auch auf dem Wasser zu wandeln ohne unterzusinken wie auf der Erde; oder auch durch die Luft sitzend dahinzufahren wie der Vogel mit seinen Fittichen; auch etwa diesen Mond und diese Sonne, die so mächtigen, so gewaltigen, mit der Hand zu befühlen und zu berühren; etwa gar bis zu den Brahmawelten den Körper in seiner Gewalt zu haben.‹ Und freilich wird da, Sāriputto, Sunakkhatto, dem eitlen Mann, auch jene Ahnung der Wahrheit bei mir nicht aufgehn, derart zwar: ›Das ist der Erhabene, der mit dem himmlischen Gehör, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, beide Arten der Töne hört, die himmlischen und die irdischen, die fernen und die nahen.‹ Und freilich wird da, Sāriputto, Sunakkhatto, dem eitlen Mann, auch jene Ahnung der Wahrheit bei mir nicht aufgehn, derart zwar: ›Das ist der Erhabene, der der anderen Wesen, der anderen Personen Herz und Gemüth durchschaut und erkennt: das begehrliche Herz erkennt er als begehrlich und das begehrlose Herz als begehrlos, das gehässige Herz als gehässig und das hasslose Herz als hasslos, das irrende Herz als irrend und das irrlose Herz als irrlos, das gesammelte Herz als gesammelt und das zerstreute Herz als zerstreut, das hochstrebende Herz als hochstrebend und das niedrig gesinnte Herz als niedrig gesinnt, das edle Herz als edel und das gemeine Herz als gemein, das beruhigte Herz als beruhigt und das ruhelose Herz als ruhelos, das erlöste Herz erkennt er als erlöst und das gefesselte Herz als gefesselt.‹ »Zehn Tugenden sind es, Sāriputto, die dem Vollendeten taugen, die dem Vollendeten eignen, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen: welche zehn? Da versteht, Sāriputto, der Vollendete das Aechte als ächt und das Falsche als falsch der Wahrheit gemäß. Was da, Sāriputto, der Vollendete Aechtes als ächt und Falsches als falsch der Wahrheit gemäß versteht, das eben, Sāriputto, taugt dem Vollendeten als Tugend, eignet dem Vollendeten 70 als Tugend, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. Weiter sodann, Sāriputto, kennt der Vollendete vergangener, zukünftiger und gegenwärtiger Handlungen ächte und wirkliche Folgen der Wahrheit gemäß. Was da, Sāriputto, der Vollendete als ächte und wirkliche Folgen vergangener, zukünftiger und gegenwärtiger Handlungen der Wahrheit gemäß kennt, das eben, Sāriputto, taugt dem Vollendeten als Tugend, eignet dem Vollendeten als Tugend, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. Weiter sodann, Sāriputto, kennt der Vollendete den Pfad, der überallhin führt, der Wahrheit gemäß. Was da, Sāriputto, der Vollendete als überallhin führenden Pfad der Wahrheit gemäß kennt, das eben, Sāriputto, taugt dem Vollendeten als Tugend, eignet dem Vollendeten als Tugend, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. Weiter sodann, Sāriputto, weiß der Vollendete der Wahrheit gemäß, wie die Welt aus einzelnen Elementen, aus verschiedenen Elementen besteht. Was da, Sāriputto, der Vollendete als Bestehn der Welt aus einzelnen Elementen, aus verschiedenen Elementen der Wahrheit gemäß weiß, das eben, Sāriputto, taugt dem Vollendeten als Tugend, eignet dem Vollendeten als Tugend, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. Weiter sodann, Sāriputto, kennt der Vollendete der Wesen verschieden geartete Neigungen der Wahrheit gemäß. Was da, Sāriputto, der Vollendete als der Wesen verschieden geartete Neigungen der Wahrheit gemäß kennt, das eben, Sāriputto, taugt dem Vollendeten als Tugend, eignet dem Vollendeten als Tugend, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. Weiter sodann, Sāriputto, kennt der Vollendete das durch die Sinne gesetzte Maaß der anderen Wesen, der anderen Personen der Wahrheit gemäß. Was da, Sāriputto, der Vollendete als durch die Sinne gesetztes Maaß der anderen Wesen, der anderen Personen der Wahrheit gemäß kennt, das eben, Sāriputto, taugt dem Vollendeten als Tugend, eignet dem Vollendeten als Tugend, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. Weiter sodann, Sāriputto, kennt der Vollendete Schuld, Reinheit und Mündung der Schauenden, Abgelösten, Vertieften der Wahrheit gemäß. Was da, Sāriputto, der Vollendete als Schuld, Reinheit und Mündung der Schauenden, Abgelösten, Vertieften der Wahrheit gemäß kennt, das eben, Sāriputto, taugt dem Vollendeten als Tugend, eignet dem Vollendeten als Tugend, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. Weiter sodann, Sāriputto, erinnert sich der Vollendete an manche verschiedene frühere Daseinsform, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben, dann an hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen-Weltenvergehungen. ›Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein: da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein.‹ So erinnert er sich an manche verschiedene frühere Daseinsform, mit je den eigenthümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Was da, Sāriputto, der Vollendete als manche verschiedene frühere Daseinsform der Wahrheit gemäß wiedersieht, das eben, Sāriputto, taugt dem Vollendeten als Tugend, eignet dem Vollendeten als Tugend, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. Weiter sodann, Sāriputto, sieht der Vollendete mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er erkennt wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. ›Diese lieben Wesen sind freilich in Thaten dem Schlechten zugethan, in Worten dem Schlechten zugethan, in Gedanken dem Schlechten zugethan, tadeln Heiliges, achten Verkehrtes, thun Verkehrtes; bei der Auflösung des 71 Körpers, nach dem Tode, gelangen sie auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt. Jene lieben Wesen sind aber in Thaten dem Guten zugethan, in Worten dem Guten zugethan, in Gedanken dem Guten zugethan, tadeln nicht Heiliges, achten Rechtes, thun Rechtes; bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, gelangen sie auf gute Fährte, in sälige Welt.‹ So sieht er mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er erkennt wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. Was da, Sāriputto, der Vollendete als Wiedererscheinen der Wesen je nach den Thaten der Wahrheit gemäß sieht, das eben, Sāriputto, taugt dem Vollendeten als Tugend, eignet dem Vollendeten als Tugend, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. Weiter sodann, Sāriputto, hat der Vollendete durch die Wahnversiegung die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen. Was da, Sāriputto, der Vollendete durch die Wahnversiegung als wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, das eben, Sāriputto, taugt dem Vollendeten als Tugend, eignet dem Vollendeten als Tugend, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. »Das, Sāriputto, sind die zehn Tugenden, die dem Vollendeten taugen, die dem Vollendeten eignen, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. »Wer nun zu mir, Sāriputto, dem also Erkennenden, also Erschauenden also spräche: ›Der Asket Gotamo besitzt nicht das überirdische reiche Heilthum der Wissensklarheit: eine grüblerisch vernagelte Lehre trägt der Asket Gotamo vor, die er selbst ersonnen und ausgedacht hat‹, und er bereute, Sāriputto, diese Rede nicht, verwürfe nicht diese Gedanken, gäbe diese Ansicht nicht auf, der möchte, wie er’s gefügt, dem Abweg verfallen. Gleichwie etwa, Sāriputto, ein Mönch, der Selbstbeherrschung, Vertiefung und Weisheit gewonnen hat, noch bei Lebzeiten zur Erkenntniss gelangen kann: so, sag’ ich, Sāriputto, mag wer diese Rede nicht bereut, diese Gedanken nicht verworfen, diese Ansicht nicht aufgegeben hat, wie er’s gefügt dem Abweg verfallen. »Vier Arten der Zuversicht sind es, Sāriputto, die dem Vollendeten taugen, die dem Vollendeten eignen, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen: welche vier? ›Vollkommen erwacht nennst du dich zwar, aber diese Dinge hast du nicht erkannt‹: dass mich da ein Asket oder ein Brāhmane, ein Gott oder ein Teufel, ein Brahmā oder irgend wer in der Welt mit Recht also abweisen könnte, eine 72 solche Möglichkeit, Sāriputto, sehe ich nicht. Und weil ich, Sāriputto, keine solche Möglichkeit kenne, bleibe ich ruhig, unverstört, zuversichtlich. -- ›Wahnversiegt nennst du dich zwar, aber dieser Wahn ist nicht versiegt‹: dass mich da ein Asket oder ein Brāhmane, ein Gott oder ein Teufel, ein Brahmā oder irgend wer in der Welt mit Recht also abweisen könnte, eine solche Möglichkeit, Sāriputto, sehe ich nicht. Und weil ich, Sāriputto, keine solche Möglichkeit kenne, bleibe ich ruhig, unverstört, zuversichtlich. -- ›Was du nun gar als verderblich bezeichnest, das muss nicht dem Thäter verderblich sein‹: dass mich da ein Asket oder ein Brāhmane, ein Gott oder ein Teufel, ein Brahmā oder irgend wer in der Welt mit Recht also abweisen könnte, eine solche Möglichkeit, Sāriputto, sehe ich nicht. Und weil ich, Sāriputto, keine solche Möglichkeit kenne, bleibe ich ruhig, unverstört, zuversichtlich. -- ›Und trägst du gleich in gewisser Absicht deine Lehre vor, so reicht sie doch nicht dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung aus‹: dass mich da ein Asket oder ein Brāhmane, ein Gott oder ein Teufel, ein Brahmā oder irgend wer in der Welt mit Recht also abweisen könnte, eine solche Möglichkeit, Sāriputto, sehe ich nicht. Und weil ich, Sāriputto, keine solche Möglichkeit kenne, bleibe ich ruhig, unverstört, zuversichtlich. »Das, Sāriputto, sind die vier Arten der Zuversicht, die dem Vollendeten taugen, die dem Vollendeten eignen, um das Auffallende zu verstehn, um unter den Leuten den Löwenruf erschallen zu lassen, um das Reich der Heiligkeit zu begründen. »Wer nun zu mir, Sāriputto, dem also Erkennenden, also Erschauenden also spräche: ›Der Asket Gotamo besitzt nicht das überirdische reiche Heilthum der Wissensklarheit: eine grüblerisch vernagelte Lehre trägt der Asket Gotamo vor, die er selbst ersonnen und ausgedacht hat‹, und er bereute, Sāriputto, diese Rede nicht, verwürfe nicht diese Gedanken, gäbe diese Ansicht nicht auf, der möchte, wie er’s gefügt, dem Abweg verfallen. »Acht Versammlungen giebt es, Sāriputto: was für acht? Die Versammlung der Krieger, die Versammlung der Priester, die Versammlung der Bürger, die Versammlung der Asketen, die Versammlung der Götter der vier Gegenden, die Versammlung der Götter der Dreiunddreißig, die Versammlung der sinnlichen Götter und die Versammlung der heiligen Götter. Das, Sāriputto, sind die acht Versammlungen. Mit jener vierfachen Zuversicht ausgerüstet, Sāriputto, geht der Vollendete hin zu den acht Versammlungen, begiebt sich unter sie. Und ich bekenne, Sāriputto, unter vielen hunderten von Kriegern gewesen zu sein: vor mir saßen sie da und ich sprach mit ihnen und wir wechselten also Rede und Gegenrede. Dass ich nun da in Bestürzung oder Verlegenheit gerathen könnte, eine solche Möglichkeit, Sāriputto, ist nicht vorhanden. Und weil ich, Sāriputto, keine solche Möglichkeit kenne, bleibe ich ruhig, unverstört, zuversichtlich. Und ich bekenne, Sāriputto, unter vielen hunderten von Priestern -- von Bürgern -- von Asketen -- unter vielen hunderten von Göttern der vier Gegenden -- von Göttern der Dreiunddreißig -- von sinnlichen Göttern und von heiligen Göttern gewesen zu sein: vor mir saßen sie da und ich sprach mit ihnen und wir wechselten also Rede und Gegenrede. Dass ich nun da in Bestürzung oder Verlegenheit gerathen könnte, eine solche Möglichkeit, Sāriputto, ist nicht vorhanden. Und weil ich, Sāriputto, keine solche Möglichkeit kenne, bleibe ich ruhig, unverstört, zuversichtlich. »Wer nun zu mir, Sāriputto, dem also Erkennenden, also 73 Erschauenden also spräche: ›Der Asket Gotamo besitzt nicht das überirdische reiche Heilthum der Wissensklarheit: eine grüblerisch vernagelte Lehre trägt der Asket Gotamo vor, die er selbst ersonnen und ausgedacht hat‹, und er bereute, Sāriputto, diese Rede nicht, verwürfe nicht diese Gedanken, gäbe diese Ansicht nicht auf, der möchte, wie er’s gefügt, dem Abweg verfallen. »Viererlei Schooße giebt es, Sāriputto: und welche sind es? Der Schooß des Eies, der Schooß des Leibes, der Schooß der Gährung, der Schooß der Erscheinung. Was ist aber, Sāriputto, der Schooß des Eies? Wenn da Wesen, Sāriputto, die Schaale des Eies durchbrechend zur Welt kommen, so nennt man das, Sāriputto, den Schooß des Eies. Was ist aber, Sāriputto, der Schooß des Leibes? Wenn da Wesen, Sāriputto, aus der Hülle des Leibes hervortretend zur Welt kommen, so nennt man das, Sāriputto, den Schooß des Leibes. Was ist aber, Sāriputto, der Schooß der Gährung? Wenn da Wesen, Sāriputto, in faulendem Fische entstehn oder in faulendem Fleische oder in faulender Speise, oder in Pfuhl oder Pfütze zur Welt kommen, so nennt man das, Sāriputto, den Schooß der Gährung. Was ist aber, Sāriputto, der Schooß der Erscheinung? Wenn da Götter in die Tiefe sinken, und manche Menschen und manche Geister, so nennt man das, Sāriputto, den Schooß der Erscheinung. Das, Sāriputto, sind die vier Schooße. »Wer nun zu mir, Sāriputto, dem also Erkennenden, also Erschauenden also spräche: ›Der Asket Gotamo besitzt nicht das überirdische reiche Heilthum der Wissensklarheit: eine grüblerisch vernagelte Lehre trägt der Asket Gotamo vor, die er selbst ersonnen und ausgedacht hat‹, und er bereute, Sāriputto, diese Rede nicht, verwürfe nicht diese Gedanken, gäbe diese Ansicht nicht auf, der möchte, wie er’s gefügt, dem Abweg verfallen. »Fünf Fährten giebt es, Sāriputto: und was für welche? Den Abweg, den thierischen Schooß, das Gespensterreich, die Menschen und die Götter. Den Abweg kenn’ ich, Sāriputto, und den abwärts führenden Pfad und den abwärts führenden Wandel, durch dessen Pflege man bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, zu Verderben und Unheil gelangt, an Orte der Quaal und des Jammers: diesen Weg kenne ich. Den thierischen Schooß kenn’ ich, Sāriputto, und den zum thierischen Schooße führenden Pfad und den zum thierischen Schooße führenden Wandel, durch dessen Pflege man bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, zum thierischen Schooße gelangt: auch diesen Weg kenne ich. Das Gespensterreich kenn’ ich, Sāriputto, und den zum Gespensterreich führenden Pfad und den zum Gespensterreich führenden Wandel, durch dessen Pflege man bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, zum Gespensterreich gelangt: auch diesen Weg kenne ich. Die Menschen kenn’ ich, Sāriputto, und den zur Menschenwelt führenden Pfad und den zur Menschenwelt führenden Wandel, durch dessen Pflege man bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, zur Menschheit gelangt: auch diesen Weg kenne ich. Die Götter kenn’ ich, Sāriputto, und den zur Götterwelt führenden Pfad und den zur Götterwelt führenden Wandel, durch dessen Pflege man bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, an Orte himmlischer Freude gelangt: auch diesen Weg kenne ich. -- Und die Wahnerlöschung kenn’ ich, Sāriputto, und den zur Wahnerlöschung führenden Pfad und den zur Wahnerlöschung führenden Wandel, durch dessen Pflege 74 man nach Versiegung des Wahnes die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar macht, verwirklicht, erringt und besitzt: auch diesen Weg kenne ich. »Und ich durchschau’ und erkenne Herz und Gemüth eines Menschen also, Sāriputto: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil gerathen wird‹; und ich seh’ ihn dann später mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts gerathen, auf schlechter Fährte, in Verderben und Unheil, einzig von schmerzlichen, stechenden, brennenden Gefühlen erfüllt. Gleichwie etwa, Sāriputto, wenn da eine Grube wäre, tiefer als Manneshöhe, voller glühender Kohlen, ohne Flammen, ohne Rauch; und es käme einer heran, vom Sonnenbrande gebraten, vom Sonnenbrande verzehrt, erschöpft, zitternd, dürstend, und schritte geraden Weges auf eben diese Grube zu; den habe ein scharfsehender Mann erblickt und spräche nun: ›Derart handelt jener liebe Mann, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er mitten in die glühenden Kohlen hineinfallen wird‹; und er sähe ihn dann später in der Kohlengrube drinnen, einzig von schmerzlichen, stechenden, brennenden Gefühlen erfüllt: ebenso nun auch, Sāriputto, durchschau’ und erkenn’ ich da Herz und Gemüth eines Menschen: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil gerathen wird‹; und ich seh’ ihn dann später mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts gerathen, auf schlechter Fährte, in Verderben und Unheil, einzig von schmerzlichen, stechenden, brennenden Gefühlen erfüllt. »Und ferner, Sāriputto, durchschau’ und erkenn’ ich Herz und Gemüth eines Menschen also: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in thierischen Schooß gerathen wird‹; und ich seh’ ihn dann später mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in thierischen Schooß gerathen, von schmerzlichen, stechenden, brennenden Gefühlen erfüllt. Gleichwie etwa, Sāriputto, wenn da eine Senkgrube wäre, tiefer als Manneshöhe, voller Unrath; und es käme einer heran, vom Sonnenbrande gebraten, 75 vom Sonnenbrande verzehrt, erschöpft, zitternd, dürstend, und schritte geraden Weges auf eben diese Senkgrube zu; den habe ein scharfsehender Mann erblickt und spräche nun: ›Derart handelt jener liebe Mann, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er mitten in den Koth hineinfallen wird‹; und er sähe ihn dann später in der Jauche drinnen, von schmerzlichen, stechenden, brennenden Gefühlen erfüllt: ebenso nun auch, Sāriputto, durchschau’ und erkenn’ ich da Herz und Gemüth eines Menschen: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in thierischen Schooß gerathen wird‹; und ich seh’ ihn dann später mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in thierischen Schooß gerathen, von schmerzlichen, stechenden, brennenden Gefühlen erfüllt. »Und ich durchschau’ und erkenne Herz und Gemüth eines Menschen also, Sāriputto: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ins Gespensterreich gerathen wird‹; und ich seh’ ihn dann später mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ins Gespensterreich gerathen, von manchem Schmerzgefühle erfüllt. Gleichwie etwa, Sāriputto, wenn da auf schlechtem Erdreich ein Baum gewachsen wäre, mit verkümmertem Laube, spärlichem Grün, gesprengeltem Schatten; und es käme einer heran, vom Sonnenbrande gebraten, vom Sonnenbrande verzehrt, erschöpft, zitternd, dürstend, und schritte geraden Weges auf eben diesen Baum zu; den habe ein scharfsehender Mann erblickt und spräche nun: ›Derart handelt jener liebe Mann, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er gerade zu diesem Baume gelangen wird‹; und er sähe ihn dann später im Schatten dieses Baumes sitzen oder liegen, von manchem Schmerzgefühle erfüllt: ebenso nun auch, Sāriputto, durchschau’ und erkenn’ ich da Herz und Gemüth eines Menschen: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ins Gespensterreich gerathen wird‹; und ich seh’ ihn dann später mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ins Gespensterreich gerathen, von manchem Schmerzgefühle erfüllt. »Und ferner, Sāriputto, durchschau’ und erkenn’ ich Herz und Gemüth eines Menschen also: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, als Mensch wiedererscheinen wird‹; und ich seh’ ihn dann später mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, als Mensch wiedererscheinen, von manchem Wohlgefühle erfüllt. Gleichwie etwa, Sāriputto, wenn da auf gutem Erdreich ein Baum gewachsen wäre, mit breitem Laubdach, dichtem Grün, tiefem Schatten; und es käme einer heran, vom Sonnenbrande gebraten, vom Sonnenbrande verzehrt, erschöpft, zitternd, dürstend, und schritte geraden Weges auf eben diesen Baum zu; den habe ein scharfsehender Mann erblickt und spräche nun: ›Derart handelt jener liebe Mann, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er gerade zu diesem Baume gelangen wird‹; und er sähe ihn dann später im Schatten dieses Baumes sitzen oder liegen, von manchem Wohlgefühle erfüllt: ebenso nun auch, Sāriputto, durchschau’ und erkenn’ ich da Herz und Gemüth eines Menschen: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, als Mensch wiedererscheinen wird‹; und ich seh’ ihn dann später mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, als Mensch wiedererscheinen, von manchem Wohlgefühle erfüllt. »Und ich durchschau’ und erkenne Herz und Gemüth eines Menschen 76 also, Sāriputto: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, an Orte himmlischer Freude gelangen wird‹; und ich seh’ ihn dann später mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, an Orten himmlischer Freude, nur von Wohlgefühlen erfüllt. Gleichwie etwa, Sāriputto, wenn da ein Landhaus stände, mit luftiger Terrasse, zierlich gebohnt und geglättet, mit gefälligem Geländer versehn, vor den Fensterbogen duftige Matten, und ein Lager befände sich dort, aus flockigen, wollenen Decken gepolstert, mit zartesten Antilopenfellen behangen, zu beiden Seiten purpurne Kissen; und es käme einer heran, vom Sonnenbrande gebraten, vom Sonnenbrande verzehrt, erschöpft, zitternd, dürstend, und schritte geraden Weges auf eben dieses Landhaus zu; den habe ein scharfsehender Mann erblickt und spräche nun: ›Derart handelt jener liebe Mann, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er gerade zu diesem Landhaus herankommen wird‹; und er sähe ihn dann später in diesem Landhause, auf der Terrasse, auf dem Lager sitzen oder liegen, nur von Wohlgefühlen erfüllt: ebenso nun auch, Sāriputto, durchschau’ und erkenn’ ich da Herz und Gemüth eines Menschen: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, an Orte himmlischer Freude gelangen wird‹; und ich seh’ ihn dann später mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, an Orten himmlischer Freude, nur von Wohlgefühlen erfüllt. »Und ferner, Sāriputto, durchschau’ und erkenn’ ich Herz und Gemüth eines Menschen also: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er nach Versiegung des Wahnes die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar machen, verwirklichen und erringen wird‹; und ich seh’ ihn dann später nach Versiegung des Wahnes die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen haben, einzig von Wohlgefühlen erfüllt. Gleichwie etwa, Sāriputto, wenn da ein Lotusweiher läge, mit klarem Spiegel, mild, kühl, glitzernd, leicht zugänglich, erquickend, und nahe am Wasser tiefe Waldesgründe; und es käme einer heran, vom Sonnenbrande gebraten, vom Sonnenbrande verzehrt, erschöpft, zitternd, dürstend, und schritte geraden Weges auf eben diesen Lotusweiher zu; den habe ein scharfsehender Mann erblickt und spräche nun: ›Derart handelt jener liebe Mann, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er gerade an diesen Lotusweiher gelangen wird‹; und er sähe ihn dann später, nachdem er im See gebadet, getrunken und alle Quaal und Pein der Erschöpfung beschwichtigt hat, im Waldeshaine sitzen oder 77 liegen, einzig von Wohlgefühlen erfüllt: ebenso nun auch, Sāriputto, durchschau’ und erkenn’ ich da Herz und Gemüth eines Menschen: ›Derart handelt dieser Mensch, darauf arbeitet er hin, einen solchen Weg hat er genommen, dass er nach Versiegung des Wahnes die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar machen, verwirklichen und erringen wird‹; und ich seh’ ihn dann später nach Versiegung des Wahnes die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen haben, einzig von Wohlgefühlen erfüllt. »Das, Sāriputto, sind die fünf Fährten. Wer nun zu mir, Sāriputto, dem also Erkennenden, also Erschauenden also spräche: ›Der Asket Gotamo besitzt nicht das überirdische reiche Heilthum der Wissensklarheit: eine grüblerisch vernagelte Lehre trägt der Asket Gotamo vor, die er selbst ersonnen und ausgedacht hat‹, und er bereute, Sāriputto, diese Rede nicht, verwürfe nicht diese Gedanken, gäbe diese Ansicht nicht auf, der möchte, wie er’s gefügt, dem Abweg verfallen. Gleichwie etwa, Sāriputto, ein Mönch, der Selbstbeherrschung, Vertiefung und Weisheit gewonnen hat, noch bei Lebzeiten zur Erkenntniss gelangen kann: so, sag’ ich, Sāriputto, mag wer diese Rede nicht bereut, diese Gedanken nicht verworfen, diese Ansicht nicht aufgegeben hat, wie er’s gefügt dem Abweg verfallen. »Und ferner bekenn’ ich, Sāriputto, die Zeiten der vierfach geübten Askese: Inbrünstig bin ich gewesen, Inbrünstig wie noch kein andrer; Rauhsinnig bin ich gewesen, Rauhsinnig wie noch kein andrer; Wehmüthig bin ich gewesen, Wehmüthig wie noch kein andrer; Abgelöst bin ich gewesen, Abgelöst wie noch kein andrer. »Da hab’ ich denn, Sāriputto, also Inbrunst geübt: ein Unbekleideter war ich, ein Ungebundener, ein Handverköster, kein Ankömmling, kein Abwärtling, gestattete keine Darreichung, keine Vergünstigung, keine Einladung, spähte beim Empfangen des Almosens nicht nach dem Topfe, nicht nach der Schüssel, nicht über die Schwelle, nicht über das Gitter, nicht in den Kessel hinein, nahm nicht von zu zweit Speisenden an, nicht von einer Schwangeren, nicht von einer Säugenden, nicht von einer, die vom Manne kommt, nicht von Beschmutzten, nicht wo ein Hund dabei steht, nicht wo Fliegen hin und her schwärmen, aß keinen Fisch, kein Fleisch, trank keinen Wein, kein gebranntes Wasser, keinen gegohrenen Haferschleim. Ich ging zu einem Hause und begnügte mich mit einer handvoll Almosenspeise; ging zu zwei Häusern und begnügte mich mit zwei handvoll Almosenspeise; ging zu sieben Häusern und begnügte mich mit sieben handvoll 78 Almosenspeise. Ich fristete mein Leben durch die Mildthätigkeit von nur einer Spenderin, von nur zwei Spenderinen, von nur sieben Spenderinen. Ich nahm nur jeden ersten Tag Nahrung ein, nur jeden zweiten Tag, nur jeden siebenten Tag. Solcherart wechselnd beobachtet’ ich streng diese bis auf einen halben Monat ausgedehnte Fastenübung. »Und ich lebte von Kräutern und Pilzen, von wildem Reis und Korn, von Saamen und Kernen, von Pflanzenmilch und Baumharz, von Gräsern, von Kuhmist, fristete mich von Wurzeln und Früchten des Waldes, lebte von abgefallenen Früchten. »Und ich trug das hänfene Hemd, trug das härene Hemd, trug einen Rock, geflickt aus den im Leichenhof und auf der Straße gefundenen Fetzen, hüllte mich in Lumpen, in Felle, in Häute, gürtete mich mit Flechten aus Gras, mit Flechten aus Rinde, mit Flechten aus Laub, barg die Blöße unter pelzigem Schurze, unter borstigem Schurze, unter einem Eulenflügel. »Und ich raufte mir Haupt- und Barthaar aus, die Regel der Haar- und Bartausraufer befolgend; war ein Stetigsteher, verwarf Sitz und Lager; war ein Fersensitzer, übte die Zucht der Fersensitzer; war ein Dornenseitiger und legte mich zur Seite auf ein Dornenlager; stieg allabendlich zum dritten Mal herab ins Büßerbad. So übte ich mich gar vielfach in des Körpers inbrünstiger Schmerzensaskese. Und das, Sāriputto, ist meine Inbrunst gewesen. »Und ich habe da, Sāriputto, also Rauhsinn gepflegt: vieljährigen Schmutz und Staub ließ ich am Körper ansammeln, bis zum herabfallen. Gleichwie etwa, Sāriputto, am Stumpfe des Ebenholzbaumes die Staubschicht sich von Jahr zu Jahr verdichtet, bis zum herabfallen: ebenso nun auch, Sāriputto, hatte sich an meinem Körper vieljähriger Schmutz und Staub angesammelt, bis zum herabfallen. Und es kam mir da, Sāriputto, kein solcher Gedanke: ›Ach könnte ich mich doch endlich von diesem Staub und Schmutze säubern, oder möchten es andere thun!‹ Ein solcher Gedanke, Sāriputto, kam mir nicht. Und das, Sāriputto, ist mein Rauhsinn gewesen. »Und ich habe da, Sāriputto, also Wehmuth gehegt: jeder meiner Schritte, Sāriputto, war von klarem Bewusstsein geleitet, von klarem Bewusstsein gelenkt, und selbst ein Tropfen Wassers erregte in mir das Mitleid: ›O dass ich den kleinen verirrten Wesen ja nicht Schaden zufüge!‹ Und das, Sāriputto, ist meine Wehmuth gewesen. »Und ich habe da, Sāriputto, also Ablösung gelernt: ich ging 79 in irgend einen Wald hinein und verweilte dort; bemerkt’ ich aber einen Rinderhirten oder Viehtreiber, einen Kräutersucher oder Reisigsammler oder einen Holzknecht, so floh ich von Forst zu Forst, von Hain zu Hain, von Thal zu Thal, von Berg zu Berg: und warum das? Jene sollten mich nicht sehn, und ich mochte sie nicht sehn. Gleichwie etwa, Sāriputto, ein Wild des Waldes, wenn es Menschen gesehn hat, von Forst zu Forst, von Hain zu Hain, von Thal zu Thal, von Berg zu Berg flieht: ebenso nun, Sāriputto, floh auch ich, wenn ich da einen Rinderhirten oder Viehtreiber, einen Kräutersucher oder Reisigsammler oder einen Holzknecht bemerkt hatte, von Forst zu Forst, von Hain zu Hain, von Thal zu Thal, von Berg zu Berg: und warum das? Jene sollten mich nicht sehn, und ich mochte sie nicht sehn. Und das, Sāriputto, ist meine Ablösung gewesen. »Und ich ging dann, Sāriputto, wenn die Knechte fort waren, zu den Hürden hinab, zu den angebundenen Kühen, und sammelte in meinem irdenen Topfe Mist von den jungen, säugenden Kälbern und lebte davon. Und was da, Sāriputto, als mein eigener Koth und Harn unverdaut blieb, auch das nahm ich ein. Und das, Sāriputto, ist mein großer Hefekelch gewesen. »Und ich habe mich dann, Sāriputto, in einen anderen, in grauenvollen Wald begeben, dort zu verweilen. In jener grässlichen Wildniss, Sāriputto, herrschte solches Entsetzen, dass jedem ungeheiligten Wanderer alsbald die Haare sich sträubten. Und während der kalten, eisigen Nächte im Winter, zur Zeit des Frostes, hielt ich mich nachts in einer Lichtung auf und tags im Dickicht; und im Sommer, zur Zeit der Hitze, hielt ich mich tags in einer Lichtung auf und nachts im Dickicht. Und es leuchtete mir, Sāriputto, dieser naturgemäße Spruch auf, der nie zuvor gehörte: ›Im Sommerbrand, im Wintersturm Allein im wilden Schreckensforst Sinnt ohne Feuer, ohne Herd Ein nackter Dulder selbstvertieft.‹ »Und ich wanderte, Sāriputto, zu einer Leichenstätte hin und lagerte mich auf einem Haufen fauler Gebeine. Und da kamen, Sāriputto, Hirtenkinder herbei, spieen auf mich und benässten mich und bewarfen mich mit Unrath und fuhren mir mit spitzigen Halmen in die Ohren. Doch erinnere ich mich nicht, Sāriputto, dass mir ein böser Gedanke gegen sie aufgestiegen wäre. Und das, Sāriputto, ist mein Gleichmuth gewesen. »Manche Asketen und Brāhmanen, Sāriputto, sagen und lehren: 80 ›Die Nahrung läutert.‹ Und sie ermahnen: ›Lasst uns von Steinäpfeln leben.‹ Und sie verzehren Steinäpfel, essen Steinäpfelmus, trinken Steinäpfelsaft, genießen allerlei Gerichte aus Steinäpfeln. Ich erinnere mich, Sāriputto, nur einen Steinapfel als tägliche Nahrung genossen zu haben. Nun möchtest du wohl, Sāriputto, meinen, es habe damals auch größere Steinäpfel gegeben. Doch wäre eine solche Meinung, Sāriputto, unrichtig: auch damals wurden Steinäpfel nur ebenso groß wie heute. Und indem ich, Sāriputto, nur einen Steinapfel als tägliche Nahrung zu mir nahm wurde mein Körper außerordentlich mager. »Manche Asketen und Brāhmanen, Sāriputto, sagen und lehren: ›Die Nahrung läutert.‹ Und sie ermahnen: ›Lasst uns von Bohnen leben‹, ›Lasst uns von Sesam leben‹, ›Lasst uns von Reis leben.‹ Und sie verzehren Reis, essen Reisbrei, trinken 81 Reiswasser, genießen allerlei Gerichte aus Reis. Ich erinnere mich, Sāriputto, nur ein Reiskorn als tägliche Nahrung genossen zu haben. Nun möchtest du wohl, Sāriputto, meinen, es habe damals auch größeren Reis gegeben. Doch wäre eine solche Meinung, Sāriputto, unrichtig: auch damals wurde der Reis nur ebenso groß wie heute. Und indem ich, Sāriputto, nur ein Reiskorn als tägliche Nahrung zu mir nahm wurde mein Körper außerordentlich mager. »Wie dürres, welkes Rohr wurden da meine Arme und Beine durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme, wie ein Kameelhuf wurde da mein Gesäß durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme, wie eine Kugelkette wurde da mein Rückgrat mit den hervor- und zurücktretenden Wirbeln durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme, wie sich die Dachsparren eines alten Hauses queerkantig abheben, hoben sich da meine Rippen queerkantig ab durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme, wie in einem tiefen Brunnen die unten liegenden Wasserspiegel verschwindend klein erscheinen, so erschienen da in meinen Augenhöhlen die tiefliegenden Augensterne verschwindend klein durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme, wie ein Bitterkürbiss, frisch angeschnitten, in heißer Sonne hohl und schrumpf wird, so wurde da meine Kopfhaut hohl und schrumpf durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme. Und indem ich, Sāriputto, die Bauchdecke befühlen wollte traf ich auf das Rückgrat, und indem ich das Rückgrat befühlen wollte traf ich wieder auf die Bauchdecke. So nahe war mir, Sāriputto, die Bauchdecke ans Rückgrat gekommen durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme. Und ich wollte, Sāriputto, Koth und Harn entleeren, da fiel ich vornüber hin durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme. Um nun diesen Körper da zu stärken, Sāriputto, rieb ich mit der Hand die Glieder. Und indem ich also, Sāriputto, mit der Hand die Glieder rieb, fielen die wurzelfaulen Körperhaare aus durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme. »Und auch dieser Pfad, diese Zucht, diese harte Askese, Sāriputto, brachte mich dem überirdischen, reichen Heilthum der Wissensklarheit nicht näher: und warum nicht? Weil ich eben jene heilige Weisheit nicht errungen hatte, jene heilige Weisheit, deren Errungenschaft sich als heilige Weihe erweist, dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung. * * * * * »Manche Asketen und Brāhmanen, Sāriputto, sagen und lehren: ›Der Kreislauf läutert.‹ Doch ist der Kreislauf, Sāriputto, 82 durchaus kein leichter, den ich auf dieser langen Fahrt nirgends gefunden habe als etwa bei den Reinen Göttern. Und sollt’ ich auch, Sāriputto, nur unter Reinen Göttern kreisen: ich mag in diese Welt nicht wiederkehren. »Manche Asketen und Brāhmanen, Sāriputto, sagen und lehren: ›Die Geburt läutert.‹ Doch ist die Geburt, Sāriputto, durchaus keine leichte, die ich auf dieser langen Fahrt nirgends gefunden habe als etwa bei den Reinen Göttern. Und sollt’ ich auch, Sāriputto, nur unter Reinen Göttern geboren werden: ich mag in diese Welt nicht wiederkehren. »Manche Asketen und Brāhmanen, Sāriputto, sagen und lehren: ›Das Leben läutert.‹ Doch ist das Leben, Sāriputto, durchaus kein leichtes, das ich auf dieser langen Fahrt nirgends gefunden habe als etwa bei den Reinen Göttern. Und sollt’ ich auch, Sāriputto, nur unter Reinen Göttern leben: ich mag in diese Welt nicht wiederkehren. »Manche Asketen und Brāhmanen, Sāriputto, sagen und lehren: ›Die Spende läutert.‹ Doch ist die Spende, Sāriputto, durchaus keine leichte, die ich auf dieser langen Fahrt nicht geben konnte, es sei denn als gesalbter Kriegerkönig oder als mächtiger Brāhmane. »Manche Asketen und Brāhmanen, Sāriputto, sagen und lehren: ›Das Feueropfer läutert.‹ Doch ist das Feueropfer, Sāriputto, durchaus kein leichtes, das ich auf dieser langen Fahrt nicht darbringen konnte, es sei denn als gesalbter Kriegerkönig oder als mächtiger Brāhmane. »Manche Asketen und Brāhmanen, Sāriputto, sagen und lehren: ›Solange dieser liebe Mann da frisch und kräftig ist, glänzend dunkelhaarig, im Genusse der glücklichen Jugend, im ersten Mannesalter, solange besitzt er auch die höchsten Geisteskräfte. Ist aber dieser liebe Mann alt und greis geworden, hochbetagt, dem Ende nahe, ausgelebt, ein Achtziger oder Neunziger oder Hundertjähriger, dann schwinden ihm jene Geisteskräfte.‹ Doch ist das, Sāriputto, nicht schlechthin gültig. Ich bin ja, Sāriputto, jetzt alt geworden und greis und hochbetagt, dem Ende nahe, ausgelebt, stehe im achtzigsten Jahre. Gesetzt aber, Sāriputto, ich hätte da vier Jünger, die hundert Jahre alt würden, hundert Jahre lebten, höchst innig, tugendhaft und stark, mit den höchsten Geisteskräften begabt. Gleichwie etwa, Sāriputto, ein sehniger Bogenschütze, wohl geschult, geübt und erprobt, einen leichten Pfeil mit geringer Mühe über den Schatten einer Palme hinausschießen könnte: ebenso wären diese gar sehr innig, tugendhaft und stark und 83 mit den höchsten Geisteskräften begabt. Und sie stellten mir Frage auf Frage, von den Vier Pfeilern der Einsicht an, und ich gäbe ihnen Erklärung auf Erklärung, und sie bewahrten was ich erklärt hätte als erklärt und fragten mich keine Frage zum zweiten Mal, nur rastend beim Essen und Trinken, Kauen und Schlürfen, beim Entleeren von Koth und Harn und während der Pausen des Schlafes und der Müdigkeit. Unausgeführt bliebe da wohl, Sāriputto, des Vollendeten Zeugniss der Wahrheit, unausgeführt bliebe da wohl des Vollendeten Zeichnung des Wahrheitpfades, unausgeführt bliebe da wohl des Vollendeten Klärung der Fragen: denn jene vier Jünger, die hundert Jahre alt geworden wären, hundert Jahre gelebt hätten, stürben mir dann weg. Und wenn ihr mich auf dem Bette herbeitragen werdet, Sāriputto: die Geisteskraft des Vollendeten wird unverändert sein. »Wer nun, Sāriputto, mit Recht von einem Manne sagen kann: ›Ein wahnloses Wesen ist in der Welt erschienen, vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen‹, der kann eben von mir mit Recht sagen: ›Ein wahnloses Wesen ist in der Welt erschienen, vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.‹« Während dieser Zeit nun hatte der ehrwürdige Nāgasamālo hinter dem Erhabenen gestanden und dem Erhabenen Kühlung gefächelt. Da wandte sich der ehrwürdige Nāgasamālo an den Erhabenen und sprach: »Wunderbar ist es, o Herr, außerordentlich: denn während ich da, o Herr, dieser Darlegung lauschte, haben sich mir die Haare gesträubt. Wie soll, o Herr, diese Rede heißen?« »Wohlan denn, Nāgasamālo, so bewahre sie unter dem Namen der Rede des Haarsträubens.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Nāgasamālo über das Wort des Erhabenen. 13. Zweiter Theil Dritte Rede DIE LEIDENSVERKETTUNG -- I -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Da nun begaben sich viele Mönche, zeitig gerüstet, mit Mantel und 84 Schaale versehn, auf den Weg zur Stadt, um Almosenspeise. Aber jene Mönche überlegten alsbald: ›Zu früh ist’s noch, in die Stadt um Almosenspeise zu gehn; wie, wenn wir jetzt den Garten der andersfährtigen Pilger aufsuchten?‹ Und jene Mönche begaben sich zum Garten der andersfährtigen Pilger, wechselten höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihnen und setzten sich seitwärts hin. Hierauf wandten sich die andersfährtigen Pilger an die Mönche und sprachen: »Der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Begehren von Grund aus, auch wir untersuchen das Begehren von Grund aus; der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Körperliche von Grund aus, auch wir untersuchen das Körperliche von Grund aus; der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Gefühl von Grund aus, auch wir untersuchen das Gefühl von Grund aus: was für eine Beschränkung, ihr Brüder, was für Eigenart und Verschiedenheit besteht da wohl zwischen dem Asketen Gotamo und uns, sei es nun in Beziehung auf Vortrag oder Gebot?« Doch die Mönche wurden durch diese Worte der andersfährtigen Pilger weder befriedigt noch verstimmt; ohne Befriedigung, ohne Verstimmung erhoben sie sich und gingen fort: »Beim Erhabenen werden wir den Sinn dieser Worte verstehn.« Und sie wanderten nach Sāvatthī, traten von Haus zu Haus um Almosenspeise, kehrten zurück, nahmen ihr Mahl ein und begaben sich alsdann zum Erhabenen. Dort angelangt begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts hin. Seitwärts sitzend sprachen nun jene Mönche zum Erhabenen also: »Wir waren da heute früh, o Herr, mit Mantel und Schaale versehn, nach Sāvatthī aufgebrochen, um Almosenspeise. Da kam uns, o Herr, der Gedanke: ›Es ist noch zu zeitig, in die Stadt um Almosenspeise zu gehn; lasst uns einstweilen den Garten der andersfährtigen Pilger aufsuchen.‹ Und wir begaben uns, o Herr, in den Garten der andersfährtigen Pilger, wechselten höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihnen und setzten uns seitwärts hin. Hierauf wandten sich die andersfährtigen Pilger, o Herr, mit folgender Rede an uns: ›Der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Begehren von Grund aus, auch wir untersuchen das Begehren von Grund aus; der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Körperliche von Grund 85 aus, auch wir untersuchen das Körperliche von Grund aus; der Asket Gotamo, Brüder, untersucht das Gefühl von Grund aus, auch wir untersuchen das Gefühl von Grund aus: was für eine Beschränkung, ihr Brüder, was für Eigenart und Verschiedenheit besteht da wohl zwischen dem Asketen Gotamo und uns, sei es nun in Beziehung auf Vortrag oder Gebot?‹ Diese Worte der andersfährtigen Pilger, o Herr, befriedigten uns nicht und verstimmten uns nicht; ohne Befriedigung, ohne Verstimmung erhoben wir uns und gingen fort: ›Beim Erhabenen werden wir den Sinn dieser Worte verstehn.‹« »Auf diese Worte, ihr Mönche, wäre den andersfährtigen Pilgern zu erwidern gewesen: ›Was ist also, Brüder, Labsal des Begehrens, Elend des Begehrens, Ueberwindung des Begehrens? Was ist Labsal des Körperlichen, Elend des Körperlichen, Ueberwindung des Körperlichen? Was ist Labsal des Gefühls, Elend des Gefühls, Ueberwindung des Gefühls?‹ Also gefragt, ihr Mönche, würden die andersfährtigen Pilger genügende Antwort nicht gefunden haben, sogar recht in Verlegenheit gerathen sein: und warum? Weil das, ihr Mönche, fremdes Gebiet für sie ist. Keinen seh’ ich, ihr Mönche, in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Büßern und Priestern, Göttern und Menschen, der durch eine Erklärung dieser Fragen das Herz gewinnen könnte, den Vollendeten ausgenommen, oder einen Jünger des Vollendeten, und die es von da gehört haben. »Was ist nun, ihr Mönche, Labsal des Begehrens? Fünf Begehrungen giebt es, ihr Mönche, und welche fünf? Die durch das Gesicht ins Bewusstsein tretenden Formen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Gehör ins Bewusstsein tretenden Töne, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geruch ins Bewusstsein tretenden Düfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geschmack ins Bewusstsein tretenden Säfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Getast ins Bewusstsein tretenden Tastungen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Das sind, ihr Mönche, die fünf Begehrungen. Was da Wohl und Erwünschtes diesen fünf Begehrungen gemäß geht ist Labsal des Begehrens. »Was ist nun, ihr Mönche, Elend des Begehrens? Da erwirbt sich, ihr Mönche, ein Sohn des Hauses seinen Unterhalt durch ein Amt, sei es als Schreiber oder als Rechner oder Verwalter, als Landwirt oder als Kaufmann oder als Heerdenzüchter, als Soldat oder Minister des Königs, oder durch irgend einen anderen Dienst, ist der Hitze ausgesetzt, ist der Kälte ausgesetzt, muss Sonne und Wind Trotz bieten, sich mit Mücken, Wespen und Kriechthieren herumschlagen, wird von Hunger und Durst aufgerieben. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Wenn diesem Sohne des Hauses, ihr Mönche, der sich also 86 abmüht, plagt und quält, kein Reichthum erblüht, so wird er bekümmert und schwermüthig, klagt, schlägt sich stöhnend die Brust, geräth in Verzweiflung: ›Vergeblich, ach, ist mein Streben, meine Mühe hat keinen Zweck!‹ Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Wenn diesem Sohne des Hauses, ihr Mönche, der sich also abmüht, plagt und quält, Reichthum erblüht, so nagt ihn sorgende Pein um die Erhaltung dieses Reichthums: ›Dass mir meine Güter nur nicht von Königen eingezogen, oder von Räubern geplündert, oder vom Feuer verzehrt, oder vom Wasser weggespült, oder von feindlichen Verwandten entrissen werden!‹ Und indem er seine Güter wahrt und schützt werden sie ihm von Königen eingezogen, oder von Räubern geplündert, oder vom Feuer verzehrt, oder vom Wasser weggespült, oder von feindlichen Verwandten entrissen. Da wird er bekümmert und schwermüthig, klagt, schlägt sich stöhnend die Brust, geräth in Verzweiflung: ›Meinen Besitz, den haben wir nicht mehr!‹ Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Weiter sodann, ihr Mönche: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren streiten Könige mit Königen, Fürsten mit Fürsten, Priester mit Priestern, Bürger mit Bürgern, streitet die Mutter mit dem Sohne, der Sohn mit der Mutter, der Vater mit dem Sohne, der Sohn mit dem Vater, streitet Bruder mit Bruder, Bruder mit Schwester, Schwester mit Bruder, Freund mit Freund. Also in Zwist, Zank und Streit gerathen gehn sie mit Fäusten aufeinander los, mit Steinen, Stöcken und Schwerdtern. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Weiter sodann, ihr Mönche: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren stürzen sie sich, Schild und Schwerdt in den Händen, gegürtet mit Köcher und Bogen, von beiden Seiten der Schlachtordnung in den Kampf, und die Pfeile schwirren und die Speere sausen und die Schwerdter blitzen. Und sie durchbohren sich mit Pfeilen, durchbohren sich mit Speeren, spalten sich mit den Schwerdtern die Köpfe. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Weiter sodann, ihr Mönche: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren stürzen sie sich, Schild und Schwerdt in den Händen, gegürtet mit Köcher und Bogen, auf die schlüpfrig getünchten Wälle, und die Pfeile schwirren und die Speere sausen und die 87 Schwerdter blitzen. Und sie durchbohren sich mit Pfeilen, durchbohren sich mit Speeren, schütten glühenden Sand herunter, schleudern zerschmetternde Blöcke herab, spalten sich mit den Schwerdtern die Köpfe. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Weiter sodann, ihr Mönche: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren brechen sie Verträge, rauben fremdes Gut, stehlen, betrügen, verführen Ehefrauen. Da lassen die Könige einen solchen ergreifen und verhängen mancherlei Strafen, als wie Peitschen-, Stock- oder Ruthenhiebe; Handverstümmlung, Fußverstümmlung oder Verstümmlung der Hände und Füße; Ohrenverstümmlung, Nasenverstümmlung, Verstümmlung der Ohren und der Nase; den Breikessel, die Muschelrasur, das Drachenmaul; den Pechkranz, die Fackelhand; das Spießruthenlaufen, das Rindenliegen, den Marterbock; das Angelfleisch, den Münzengriff, die Laugenätze; den Schraubstock, das Bastgeflecht; die siedende Oelbeträufelung, das Zerreißen durch Hunde, die lebendige Pfählung, die Enthauptung. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Weiter sodann, ihr Mönche: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren wandeln sie in Thaten den Weg des Unrechts, wandeln sie in Worten den Weg des Unrechts, wandeln sie in Gedanken den Weg des Unrechts. Und in Thaten auf dem Wege des Unrechts, in Worten auf dem Wege des Unrechts, in Gedanken auf dem Wege des Unrechts gelangen sie bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil. Das aber, Mönche, ist Elend des Begehrens, ist die verborgene Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Und was, ihr Mönche, ist des Begehrens Ueberwindung? Was beim Begehren, ihr Mönche, Verneinung des Willensreizes ist, Verleugnung des Willensreizes, ist des Begehrens Ueberwindung. »Dass aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die nicht also der Wahrheit gemäß des Begehrens Labsal als Labsal, Elend als Elend, Ueberwindung als Ueberwindung erkennen, vielleicht selbst das Begehren verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse des Begehrens zu gelangen: das ist unmöglich. Dass nun aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die also der Wahrheit gemäß des Begehrens Labsal als Labsal, Elend als Elend, Ueberwindung als 88 Ueberwindung erkennen, vielleicht selbst das Begehren verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse des Begehrens zu gelangen: das ist möglich. »Was ist nun, ihr Mönche, Labsal des Körperlichen? Zum Beispiel, ihr Mönche, eine Königstochter, oder eine priesterliche Jungfrau, oder ein Bürgermädchen, in der Blüthe des fünfzehnten oder sechzehnten Jahres, nicht zu groß nicht zu klein, nicht zu schlank nicht zu voll, nicht zu dunkel nicht zu hell: erscheint nicht eine solche schimmernde Schönheit, ihr Mönche, zu dieser Zeit am prächtigsten?« »Freilich, o Herr!« »Was da Wohl und Erwünschtes schimmernder Schönheit gemäß geht ist Labsal des Körperlichen. »Was ist nun, ihr Mönche, Elend des Körperlichen? Da sehe man nur diese Schwester, ihr Mönche, zu anderer Zeit, im achtzigsten oder neunzigsten oder hundertsten Lebensjahre, gebrochen, giebelförmig geknickt, abgezehrt, auf Krücken gestützt schlotternd dahinschleichen, siech, welk, zahnlos, mit gebleichten Strähnen, kahlem, wackelndem Kopfe, verrunzelt, die Haut voller Flecken: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?« »Freilich, o Herr!« »Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen. Weiter sodann, ihr Mönche: man sehe nur diese Schwester unwohl, leidend, schwerkrank, mit Koth und Harn beschmutzt daliegen, von anderen gehoben, von anderen bedient: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?« »Freilich, o Herr!« »Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen. Weiter sodann, ihr Mönche: man sehe nur diese Schwester, den Leib auf der Leichenstätte, einen Tag oder zwei Tage oder drei Tage nach dem Verscheiden, aufgedunsen, blauschwarz gefärbt, in Fäulniss übergegangen: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?« »Freilich, o Herr!« »Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen. Weiter sodann, ihr Mönche: man sehe nur diese Schwester, den Leib auf der Leichenstätte, von Krähen oder Raben oder Geiern zerfressen, von Hunden oder Schackalen zerfleischt, oder von vielerlei Würmern zernagt: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst 89 schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?« »Freilich, o Herr!« »Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen. Weiter sodann, ihr Mönche: man sehe nur diese Schwester, den Leib auf der Leichenstätte, das Knochengerippe, fleischbehangen, blutbesudelt, von den Sehnen zusammengehalten; das Knochengerippe, fleischentblößt, blutbefleckt, von den Sehnen zusammengehalten; das Knochengerippe, ohne Fleisch, ohne Blut, von den Sehnen zusammengehalten; die Gebeine, ohne die Sehnen, hierher und dorthin verstreut, da ein Handknochen, dort ein Fußknochen, da ein Schienbein, dort ein Schenkel, da das Becken, dort Wirbel, da der Schädel: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?« »Freilich, o Herr!« »Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen. Weiter sodann, ihr Mönche: man sehe nur diese Schwester, den Leib auf der Leichenstätte, die Gebeine, bleich, muschelfarben anzusehn; die Gebeine, zuhauf geschichtet, nach Verlauf eines Jahres; die Gebeine, verwest, in Staub zerfallen: was meint ihr wohl, Mönche? Ist, was einst schimmernde Schönheit war, verschwunden und Elend ruchbar geworden?« »Freilich, o Herr!« »Das aber, Mönche, ist Elend des Körperlichen. »Und was, ihr Mönche, ist des Körperlichen Ueberwindung? Was beim Körperlichen, ihr Mönche, Verneinung des Willensreizes ist, Verleugnung des Willensreizes, ist des Körperlichen Ueberwindung. »Dass aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die nicht also der Wahrheit gemäß des Körperlichen Labsal als Labsal, Elend als Elend, Ueberwindung als Ueberwindung erkennen, vielleicht selbst das Körperliche verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse des Körperlichen zu gelangen: das ist unmöglich. Dass nun aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die also der Wahrheit gemäß des Körperlichen Labsal als Labsal, Elend als Elend, Ueberwindung als Ueberwindung erkennen, vielleicht selbst das Körperliche verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse des Körperlichen zu gelangen: das ist möglich. »Was ist nun, ihr Mönche, Labsal der Gefühle? Da erwirkt, ihr Mönche, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit die Weihe der ersten Schauung. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch die Weihe der ersten Schauung erwirkt hat, zu einer solchen Zeit ist er weder von sich abhängig noch von anderen, weder von sich noch von anderen abhängig empfindet er zu 90 dieser Zeit nur ein Gefühl der Unabhängigkeit. Unabhängigkeit, sag’ ich, ihr Mönche, ist höchstes Labsal der Gefühle. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt ein Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch die Weihe der zweiten Schauung erwirkt hat, zu einer solchen Zeit ist er weder von sich abhängig noch von anderen, weder von sich noch von anderen abhängig empfindet er zu dieser Zeit nur ein Gefühl der Unabhängigkeit. Unabhängigkeit, sag’ ich, ihr Mönche, ist höchstes Labsal der Gefühle. »Weiter sodann, ihr Mönche: in heiterer Ruhe verweilt ein Mönch gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹: so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch die Weihe der dritten Schauung erwirkt hat, zu einer solchen Zeit ist er weder von sich abhängig noch von anderen, weder von sich noch von anderen abhängig empfindet er zu dieser Zeit nur ein Gefühl der Unabhängigkeit. Unabhängigkeit, sag’ ich, ihr Mönche, ist höchstes Labsal der Gefühle. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt ein Mönch die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch die Weihe der vierten Schauung erwirkt hat, zu einer solchen Zeit ist er weder von sich abhängig noch von anderen, weder von sich noch von anderen abhängig empfindet er zu dieser Zeit nur ein Gefühl der Unabhängigkeit. Unabhängigkeit, sag’ ich, ihr Mönche, ist höchstes Labsal der Gefühle. »Was ist nun, ihr Mönche, Elend der Gefühle? Was vergängliches, schmerzliches, wechselndes Gefühl ist, ihr Mönche, das ist Elend der Gefühle. »Und was, ihr Mönche, ist der Gefühle Ueberwindung? Was bei den Gefühlen, ihr Mönche, Verneinung des Willensreizes ist, Verleugnung des Willensreizes, ist der Gefühle Ueberwindung. »Dass aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die nicht also der Wahrheit gemäß der Gefühle Labsal als Labsal, Elend als Elend, Ueberwindung als Ueberwindung erkennen, vielleicht selbst die Gefühle verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse der Gefühle zu gelangen: das ist unmöglich. Dass nun aber Asketen oder Priester, ihr Mönche, die also der Wahrheit gemäß der Gefühle Labsal als Labsal, Elend als Elend, Ueberwindung als Ueberwindung erkennen, vielleicht selbst die Gefühle verstehn oder einen anderen dazu bringen werden, durch ihre Belehrung zum Verständnisse der Gefühle zu gelangen: das ist möglich.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 14. Zweiter Theil Vierte Rede DIE LEIDENSVERKETTUNG -- II -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im 91 Lande der Sakker, bei Kapilavatthu, im Park der Feigenbäume. Da nun begab sich ein Sakkerfürst, Mahānāmo, dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach nun Mahānāmo, der Sakker, zum Erhabenen also: »Lange Zeit schon, o Herr, scheint mir die Lehre des Erhabenen folgende zu sein: ›Gier ist Herzenstrübung, Hass ist Herzenstrübung, Irre ist Herzenstrübung.‹ So kenne ich zwar, o Herr, die Lehre des Erhabenen von der Gier als Herzenstrübung, vom Hasse als Herzenstrübung, von der Irre als Herzenstrübung, trotzdem aber lässt sich mein Herz zuweilen von Regungen der Gier beeinflussen, von Regungen des Hasses beeinflussen, von Regungen der Irre beeinflussen. Da frag’ ich mich nun, o Herr: was für ein Ding haust wohl noch in mir, dass sich mein Herz zuweilen von Regungen der Gier, von Regungen des Hasses, von Regungen der Irre beeinflussen lässt?« »Eben das Ding, Mahānāmo, haust noch in dir, dass sich dein Herz zuweilen von Regungen der Gier, von Regungen des Hasses, von Regungen der Irre beeinflussen lässt. Denn würde, Mahānāmo, dieses Ding nicht mehr in dir hausen, so wolltest du nicht in der Familie bleiben, keine Begierden genießen. Weil nun aber, Mahānāmo, eben dieses Ding noch in dir haust, desshalb bleibst du in der Familie, genießest Begierden. »‚Unbefriedigend sind die Begierden, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt‘: wenn der heilige Jünger, Mahānāmo, diesen Satz der Wahrheit gemäß mit vollkommener Weisheit erkannt hat, aber er findet außer den Begierden, außer dem Schlechten keine Glücksäligkeit und nichts Besseres, so tanzt er eben immer noch um die Begierden herum. Sobald aber, Mahānāmo, der heilige Jünger den Satz ›Unbefriedigend sind die Begierden, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt‹ der Wahrheit gemäß mit vollkommener Weisheit erkannt hat, und er findet außer den Begierden, außer dem Schlechten Glücksäligkeit und Besseres, so tanzt er nicht mehr um die Begierden herum. »Auch ich, Mahānāmo, hatte schon vor der vollen Erwachung, 92 als unvollkommen Erwachter, Erwachung erst Erringender den Satz ›Unbefriedigend sind die Begierden, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt‹ der Wahrheit gemäß mit vollkommener Weisheit erkannt, doch außer den Begierden, außer dem Schlechten fand ich keine Glücksäligkeit und nichts Besseres, und so gewahrte ich denn, dass ich eben immer noch um die Begierden herumtanzte. Sobald ich aber, Mahānāmo, den Satz ›Unbefriedigend sind die Begierden, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt‹ der Wahrheit gemäß mit vollkommener Weisheit erkannt und außer den Begierden, außer dem Schlechten Glücksäligkeit gefunden hatte und Besseres, da gewahrte ich, dass ich nicht mehr um die Begierden herumtanzte. »Was ist nun, Mahānāmo, Befriedigung des Begehrens? Fünf Begehrungen giebt es, Mahānāmo, und welche fünf? Die durch das Gesicht ins Bewusstsein tretenden Formen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Gehör ins Bewusstsein tretenden Töne, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geruch ins Bewusstsein tretenden Düfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geschmack ins Bewusstsein tretenden Säfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Getast ins Bewusstsein tretenden Tastungen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Das sind, Mahānāmo, die fünf Begehrungen. Was da Wohl und Erwünschtes diesen fünf Begehrungen gemäß geht ist Befriedigung des Begehrens. »Was ist nun, Mahānāmo, Elend des Begehrens? Da erwirbt sich, Mahānāmo, ein Sohn des Hauses seinen Unterhalt durch ein Amt, sei es als Schreiber oder als Rechner oder Verwalter, als Landwirt oder als Kaufmann oder als Heerdenzüchter, als Soldat oder Minister des Königs, oder durch irgend einen anderen Dienst, ist der Hitze ausgesetzt, ist der Kälte ausgesetzt, muss Sonne und Wind Trotz bieten, sich mit Mücken, Wespen und Kriechthieren herumschlagen, wird von Hunger und Durst aufgerieben. Das aber, Mahānāmo, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Wenn diesem Sohne des Hauses, Mahānāmo, der sich also abmüht, 86 plagt und quält, kein Reichthum erblüht, so wird er bekümmert und schwermüthig, klagt, schlägt sich stöhnend die Brust, geräth in Verzweiflung: ›Vergeblich, ach, ist mein Streben, meine Mühe hat keinen Zweck!‹ Das aber, Mahānāmo, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Wenn diesem Sohne des Hauses, Mahānāmo, der sich also abmüht, plagt und quält, Reichthum erblüht, so nagt ihn sorgende Pein um die Erhaltung dieses Reichthums: ›Dass mir meine Güter nur nicht von Königen eingezogen, oder von Räubern geplündert, oder vom Feuer verzehrt, oder vom Wasser weggespült, oder von feindlichen Verwandten entrissen werden!‹ Und indem er seine Güter wahrt und schützt werden sie ihm von Königen eingezogen, oder von Räubern geplündert, oder vom Feuer verzehrt, oder vom Wasser weggespült, oder von feindlichen Verwandten entrissen. Da wird er bekümmert und schwermüthig, klagt, schlägt sich stöhnend die Brust, geräth in Verzweiflung: ›Meinen Besitz, den haben wir nicht mehr!‹ Das aber, Mahānāmo, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Weiter sodann, Mahānāmo: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren streiten Könige mit Königen, Fürsten mit Fürsten, Priester mit Priestern, Bürger mit Bürgern, streitet die Mutter mit dem Sohne, der Sohn mit der Mutter, der Vater mit dem Sohne, der Sohn mit dem Vater, streitet Bruder mit Bruder, Bruder mit Schwester, Schwester mit Bruder, Freund mit Freund. Also in Zwist, Zank und Streit gerathen gehn sie mit Fäusten aufeinander los, mit Steinen, Stöcken und Schwerdtern. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mahānāmo, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Weiter sodann, Mahānāmo: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren stürzen sie sich, Schild und Schwerdt in den Händen, gegürtet mit Köcher und Bogen, von beiden Seiten der Schlachtordnung in den Kampf, und die Pfeile schwirren und die Speere sausen und die Schwerdter blitzen. Und sie durchbohren sich mit Pfeilen, durchbohren sich mit Speeren, spalten sich mit den Schwerdtern die Köpfe. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mahānāmo, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Weiter sodann, Mahānāmo: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren stürzen sie sich, Schild und Schwerdt in den Händen, gegürtet mit Köcher und Bogen, auf die schlüpfrig getünchten Wälle, und die Pfeile schwirren und die Speere sausen und die Schwerdter 87 blitzen. Und sie durchbohren sich mit Pfeilen, durchbohren sich mit Speeren, schütten glühenden Sand herunter, schleudern zerschmetternde Blöcke herab, spalten sich mit den Schwerdtern die Köpfe. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mahānāmo, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Weiter sodann, Mahānāmo: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren brechen sie Verträge, rauben fremdes Gut, stehlen, betrügen, verführen Ehefrauen. Da lassen die Könige einen solchen ergreifen und verhängen mancherlei Strafen, als wie Peitschen-, Stock- oder Ruthenhiebe; Handverstümmlung, Fußverstümmlung oder Verstümmlung der Hände und Füße; Ohrenverstümmlung, Nasenverstümmlung, Verstümmlung der Ohren und der Nase; den Breikessel, die Muschelrasur, das Drachenmaul; den Pechkranz, die Fackelhand; das Spießruthenlaufen, das Rindenliegen, den Marterbock; das Angelfleisch, den Münzengriff, die Laugenätze; den Schraubstock, das Bastgeflecht; die siedende Oelbeträufelung, das Zerreißen durch Hunde, die lebendige Pfählung, die Enthauptung. Und so eilen sie dem Tode entgegen oder tödtlichem Schmerze. Das aber, Mahānāmo, ist Elend des Begehrens, ist die offenbare Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. »Weiter sodann, Mahānāmo: von Begehren getrieben, von Begehren gereizt, von Begehren bewogen, eben nur aus eitel Begehren wandeln sie in Thaten den Weg des Unrechts, wandeln sie in Worten den Weg des Unrechts, wandeln sie in Gedanken den Weg des Unrechts. Und in Thaten auf dem Wege des Unrechts, in Worten auf dem Wege des Unrechts, in Gedanken auf dem Wege des Unrechts gelangen sie bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil. Das aber, Mahānāmo, ist Elend des Begehrens, ist die verborgene Leidensverkettung, durch Begehren entstanden, durch Begehren gefügt, durch Begehren erhalten, durch Begehren schlechthin bedingt. * * * * * »Einstmals weilte ich da, Mahānāmo, zu Rājagaham, am Geierkulm, im Gebirge. Zu jener Zeit nun lebten viele Freie Brüder[9] am Abhange des Sehergipfels, am Schwarzenfels, und übten Askese als Stetigsteher, verwarfen Sitz und Lager, und schmerzliche, stechende, brennende Gefühle bemächtigten sich ihrer. Da begab ich mich eines Abends, Mahānāmo, nach Aufhebung der Gedenkensruhe an den Abhang des Sehergipfels, auf den Schwarzenfels, zu den Freien Brüdern und sprach also zu ihnen: ›Warum, liebe Freie Brüder, übt ihr denn die Askese als Stetigsteher, verwerft Sitz und Lager, erduldet überwältigenden Schmerz, stechende, brennende Gefühle?‹ »Auf diese Frage, Mahānāmo, erwiderten mir die Freien Brüder Folgendes: ›Der Freie Bruder Nāthaputto, Lieber, weiß alles, versteht alles, bekennt unbeschränkte Wissensklarheit: ‚Ob ich geh’ oder stehe, schlaf’ oder wache, jederzeit hab’ ich die 93 gesammte Wissensklarheit gegenwärtig.‘ Und er sagt: ‚Ihr habt da, Freie Brüder, ehedem Böses gethan; das büßt ihr durch diese bittere Schmerzensaskese ab. Denn weil ihr jetzt in dieser Zeit Thaten, Worte und Gedanken bezwinget, lasset ihr Böses ferner nicht mehr aufkommen. So findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Thaten ferner kein Zufluss mehr statt. Weil ferner kein Zufluss mehr stattfindet, kommt er zur Thatenversiegung, durch die Thatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein.‘ Das aber leuchtet uns ein, und wir billigen es und geben uns damit zufrieden.‹ »Auf diese Worte, Mahānāmo, sagte ich zu den Freien Brüdern: ›So wisset ihr wohl, liebe Freie Brüder: ‚Wir sind schon ehedem gewesen, nicht sind wir nicht gewesen‘?‹ ›Wir wissen’s nicht, Bruder.‹ ›Oder wisset ihr wohl, liebe Freie Brüder: ‚Wir haben schon ehedem Böses gethan, wir sind nicht schuldlos geblieben‘?‹ ›Wir wissen’s nicht, Bruder.‹ ›Oder wisset ihr wohl, liebe Freie Brüder: ‚Diese und jene böse That haben wir begangen‘?‹ ›Wir wissen’s nicht, Bruder.‹ ›Oder wisset ihr etwa, liebe Freie Brüder: ‚Ein Stück Leiden ist überstanden, ein anderes noch zu überstehn; ist aber ein Stück Leiden überstanden, so wird alles Leid überstanden werden‘?‹ ›Wir wissen’s nicht, Bruder.‹ ›Oder wisset ihr vielleicht, liebe Freie Brüder, wie man noch bei Lebzeiten das Falsche verleugnen und das Rechte gewinnen kann?‹ ›Wir wissen’s nicht, Bruder.‹ ›So gesteht ihr, liebe Freie Brüder, ihr wisst nicht ‚Wir sind schon ehedem gewesen, nicht sind wir nicht gewesen‘, ihr wisst nicht ‚Wir haben schon ehedem Böses gethan, wir sind nicht schuldlos geblieben‘, ihr wisst nicht ‚Diese und jene böse That haben wir begangen‘, ihr wisst nicht ‚Ein Stück Leiden ist überstanden, ein anderes noch zu überstehn; ist aber ein Stück Leiden überstanden, so wird alles Leid überstanden werden‘, wisst nicht, wie man noch bei Lebzeiten das Falsche verleugnen und das Rechte gewinnen kann. Dann also, liebe Freie Brüder, gehn Weltverfluchte, Blutbefleckte, als Verbrecher geborene Menschen unter die Freien Brüder.‹ ›Man kann eben nicht, Bruder Gotamo, Wohl um Wohl gewinnen: um Wehe lässt sich Wohl gewinnen. Wär’ es möglich, Bruder Gotamo, 94 Wohl um Wohl zu gewinnen, so könnte der König von Magadhā, Seniyo Bimbisāro das Wohl gewinnen; dem König von Magadhā Seniyo Bimbisāro ist wohler als dem Mönche Gotamo.‹ ›Ohne Zweifel haben jetzt die ehrwürdigen Freien Brüder voreilig und unüberlegt gesprochen. Denn nun muss ich eben fragen: welchem der beiden Ehrwürdigen ist wohler, dem König von Magadhā oder dem Mönche Gotamo?‹ ›Vielleicht haben wir, Bruder Gotamo, voreilig und unüberlegt gesprochen. Aber sei es drum, jetzt bitten wir den ehrwürdigen Gotamo um Antwort: welchem von beiden Ehrwürdigen ist wohler, dem König von Magadhā oder dem Mönche Gotamo?‹ ›Da will ich nun an euch, liebe Freie Brüder, eine Frage richten, die ihr nach euerem Ermessen beantworten sollt. Was meinet ihr, liebe Freie Brüder: kann der König von Magadhā ohne körperliche Bewegung, ohne ein Wort zu reden sieben Tage und Nächte sich vollkommen wohl fühlen?‹ ›Das kann er nicht, Bruder.‹ ›Was meinet ihr, liebe Freie Brüder: kann der König von Magadhā ohne körperliche Bewegung, ohne ein Wort zu reden sechs Tage und Nächte, fünf Tage und Nächte, vier Tage und Nächte, drei Tage und Nächte, zwei Tage und Nächte, einen Tag und Nacht sich vollkommen wohl fühlen?‹ ›Er kann es nicht, Bruder.‹ ›Ich aber, liebe Freie Brüder, kann ohne körperliche Bewegung, ohne ein Wort zu reden einen Tag und Nacht mich vollkommen wohl fühlen. Ich aber, liebe Freie Brüder, kann ohne körperliche Bewegung, ohne ein Wort zu reden zwei Tage und Nächte, drei Tage und Nächte, vier Tage und Nächte, fünf Tage und Nächte, sechs Tage und Nächte, sieben Tage und Nächte mich vollkommen wohl fühlen. Was meinet ihr, liebe Freie Brüder: wem ist da wohler, dem König von Magadhā oder mir?‹ ›Da ist freilich dem ehrwürdigen Gotamo wohler als dem König 95 von Magadhā.‹« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich Mahanāmo der Sakker über das Wort des Erhabenen. 15. Zweiter Theil Fünfte Rede DAS MAASS Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der ehrwürdige Mahāmoggallāno im Lande der Bhagger, bei der Stadt Suṃsumāragiram, im Forste des Bhesakaḷā-Waldes. Dort nun wandte sich der ehrwürdige Mahāmoggallāno an die Mönche: »Brüder Mönche!« -- »Bruder!« erwiderten da aufmerksam jene Mönche dem ehrwürdigen Mahāmoggallāno. Der ehrwürdige Mahāmoggallāno sprach also: »Fordert, ihr Brüder, ein Mönch auf: ›Warnen mögen mich die Ehrwürdigen, ich bedarf ihrer Verwarnung‹, und es steht misslich um ihn, missliche Dinge machen sich geltend, er ist ungeduldig und nimmt eine Belehrung ungeziemend auf, so können ihn eben die Ordensbrüder kaum einer Warnung oder Belehrung werth halten, können eine solche Person vertrauten Umgangs nicht würdig erachten. »Welche Dinge nun, Brüder, machen sich misslich geltend? Da ist, Brüder, ein Mönch boshaft und folgt dem Triebe böser Regungen. Wenn aber, Brüder, ein Mönch boshaft ist und dem Triebe böser Regungen folgt, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch brüstet sich und verachtet die anderen. Wenn aber, Brüder, ein Mönch sich brüstet und die anderen verachtet, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist zornig und zornverzehrt. Wenn aber, Brüder, ein Mönch zornig ist und zornverzehrt, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist zornig und aus Zorn feindsälig. Wenn aber, Brüder, ein Mönch zornig ist und aus Zorn feindsälig, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist zornig und flucht aus Zorn. Wenn aber, Brüder, ein Mönch zornig ist und aus Zorn flucht, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist zornig und lässt zornverwandte Worte hören. Wenn aber, Brüder, ein Mönch zornig ist und zornverwandte Worte hören lässt, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch fährt auf eine Ermahnung gegen den Ermahner los. Wenn aber, Brüder, ein Mönch auf eine Ermahnung gegen den Ermahner losfährt, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch beleidigt auf eine Ermahnung den Ermahner. Wenn aber, Brüder, ein Mönch auf eine Ermahnung den Ermahner beleidigt, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: 96 ein Mönch widerspricht auf eine Ermahnung dem Ermahner. Wenn aber, Brüder, ein Mönch auf eine Ermahnung dem Ermahner widerspricht, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch zieht den Ermahner von einem ins andere, schweift vom Gegenstande ab und legt Verdrossenheit, Hass und Misstrauen an den Tag. Wenn aber, Brüder, ein Mönch den Ermahner von einem ins andere zieht, vom Gegenstande abschweift und Verdrossenheit, Hass und Misstrauen an den Tag legt, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch giebt auf eine Ermahnung Verstöße nicht zu. Wenn aber, Brüder, ein Mönch auf eine Ermahnung Verstöße nicht zugiebt, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist häuchlerisch und neidisch. Wenn aber, Brüder, ein Mönch häuchlerisch ist und neidisch, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist eifernd und selbstsüchtig. Wenn aber, Brüder, ein Mönch eifernd ist und selbstsüchtig, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist listig und gleißnerisch. Wenn aber, Brüder, ein Mönch listig ist und gleißnerisch, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist störrisch und eitel. Wenn aber, Brüder, ein Mönch störrisch ist und eitel, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch hat nur für das vor Augen Liegende Sinn, greift mit beiden Händen zu, lässt sich schwer abweisen. Wenn aber, Brüder, ein Mönch nur für das vor Augen Liegende Sinn hat, mit beiden Händen zugreift, sich schwer abweisen lässt, so ist das eben ein Ding, das sich misslich geltend macht. Das nennt man, Brüder, Dinge, die sich misslich geltend machen. »Fordert aber, ihr Brüder, ein Mönch nicht auf[10]: ›Warnen mögen mich die Ehrwürdigen, ich bedarf ihrer Verwarnung‹, und es steht günstig um ihn, günstige Dinge machen sich geltend, er ist geduldig und nimmt eine Belehrung geziemend auf, so können ihn eben die Ordensbrüder wohl einer Warnung oder Belehrung werth halten, können eine solche Person vertrauten Umgangs würdig erachten. »Welche Dinge nun, Brüder, machen sich günstig geltend? Da ist, Brüder, ein Mönch nicht boshaft, folgt nicht dem Triebe böser Regungen. Wenn aber, Brüder, ein Mönch nicht boshaft ist, dem Triebe böser Regungen nicht folgt, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch brüstet sich nicht, verachtet nicht die anderen. Wenn aber, Brüder, ein Mönch sich nicht brüstet und die anderen nicht verachtet, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist nicht zornig, nicht zornverzehrt. Wenn aber, Brüder, ein Mönch nicht zornig ist und nicht zornverzehrt, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist nicht zornig, nicht feindsälig aus Zorn. Wenn aber, Brüder, ein Mönch nicht zornig ist und nicht feindsälig aus Zorn, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist nicht zornig, flucht nicht aus Zorn. Wenn aber, Brüder, ein Mönch nicht zornig ist und nicht flucht aus Zorn, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist nicht zornig, lässt keine zornverwandten Worte hören. Wenn aber, Brüder, ein Mönch nicht zornig ist und keine zornverwandten Worte hören lässt, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch fährt nicht auf eine Ermahnung gegen den Ermahner los. Wenn aber, Brüder, ein Mönch auf eine Ermahnung nicht gegen den Ermahner losfährt, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch beleidigt nicht auf eine Ermahnung den Ermahner. Wenn aber, Brüder, ein Mönch auf eine Ermahnung den Ermahner nicht beleidigt, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, 97 Brüder: ein Mönch widerspricht nicht auf eine Ermahnung dem Ermahner. Wenn aber, Brüder, ein Mönch auf eine Ermahnung dem Ermahner nicht widerspricht, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch zieht den Ermahner nicht von einem ins andere, schweift nicht vom Gegenstande ab und legt nicht Verdrossenheit, Hass und Misstrauen an den Tag. Wenn aber, Brüder, ein Mönch den Ermahner nicht von einem ins andere zieht, vom Gegenstande nicht abschweift, keine Verdrossenheit, keinen Hass und kein Misstrauen an den Tag legt, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch leugnet nicht auf eine Ermahnung Verstöße. Wenn aber, Brüder, ein Mönch auf eine Ermahnung Verstöße nicht leugnet, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist frei von Häuchelei und Neid. Wenn aber, Brüder, ein Mönch frei ist von Häuchelei und Neid, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist frei von Eiferung und Selbstsucht. Wenn aber, Brüder, ein Mönch frei ist von Eiferung und Selbstsucht, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist frei von Listigkeit und Gleißnerei. Wenn aber, Brüder, ein Mönch frei ist von Listigkeit und Gleißnerei, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch ist frei von Starrsinn und Eitelkeit. Wenn aber, Brüder, ein Mönch frei ist von Starrsinn und Eitelkeit, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Weiter sodann, Brüder: ein Mönch hat nicht nur für das vor Augen Liegende Sinn, greift nicht mit beiden Händen zu, lässt sich leicht abweisen. Wenn aber, Brüder, ein Mönch nicht nur für das vor Augen Liegende Sinn hat, nicht mit beiden Händen zugreift, sich leicht abweisen lässt, so ist das eben ein Ding, das sich günstig geltend macht. Das nennt man, Brüder, Dinge, die sich günstig geltend machen. »Nun, Brüder, hat ein Mönch mit folgendem Maaße sich selber zu messen: ›Eine Person, welche boshaft ist und dem Triebe böser Regungen folgt, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber boshaft wäre und dem Triebe böser Regungen folgte, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht boshaft sein, nicht dem Triebe böser Regungen folgen. -- Eine Person, welche sich brüstet und die anderen verachtet, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber mich brüstete und die anderen verachtete, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will mich nicht brüsten, die anderen nicht verachten. -- Eine Person, welche zornig ist und zornverzehrt, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber zornig wäre und zornverzehrt, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht zornig sein, nicht zornverzehrt. -- Eine Person, welche zornig ist und aus Zorn feindsälig, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber zornig wäre und aus Zorn feindsälig, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht zornig sein, nicht feindsälig aus Zorn. -- Eine Person, welche zornig ist und aus Zorn flucht, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber zornig wäre und aus Zorn fluchte, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht zornig sein, nicht fluchen aus Zorn. -- Eine Person, welche zornig ist und zornverwandte Worte hören lässt, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber zornig wäre und zornverwandte Worte hören ließe, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht zornig sein, keine zornverwandten Worte hören lassen. -- Eine Person, welche auf eine Ermahnung gegen den Ermahner losfährt, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber auf eine Ermahnung gegen den Ermahner losführe, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich 98 will nicht auf eine Ermahnung gegen den Ermahner losfahren. -- Eine Person, welche auf eine Ermahnung den Ermahner beleidigt, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber auf eine Ermahnung den Ermahner beleidigte, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht auf eine Ermahnung den Ermahner beleidigen. -- Eine Person, welche auf eine Ermahnung dem Ermahner widerspricht, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber auf eine Ermahnung dem Ermahner widerspräche, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht auf eine Ermahnung dem Ermahner widersprechen. -- Eine Person, welche den Ermahner von einem ins andere zieht, vom Gegenstande abschweift und Verdrossenheit, Hass und Misstrauen an den Tag legt, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber den Ermahner von einem ins andere zöge, vom Gegenstande abschweifte, und Verdrossenheit, Hass und Misstrauen an den Tag legte, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will den Ermahner nicht von einem ins andere ziehn, nicht vom Gegenstande abschweifen, keine Verdrossenheit, keinen Hass, kein Misstrauen an den Tag legen. -- Eine Person, welche auf eine Ermahnung Verstöße nicht zugiebt, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber auf eine Ermahnung Verstöße nicht zugäbe, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will auf eine Ermahnung Verstöße nicht leugnen. -- Eine Person, welche häuchlerisch ist und neidisch, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber häuchlerisch wäre und neidisch, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht häuchlerisch sein, nicht neidisch. -- Eine Person, welche eifernd ist und selbstsüchtig, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber eifernd wäre und selbstsüchtig, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht eifernd sein, nicht selbstsüchtig. -- Eine Person, welche listig ist und gleißnerisch, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber listig wäre und gleißnerisch, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht listig sein, nicht gleißnerisch. -- Eine Person, welche störrisch ist und eitel, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber störrisch wäre und eitel, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht störrisch sein, nicht eitel. -- Eine Person, welche nur für das vor Augen Liegende Sinn hat, mit beiden Händen zugreift, sich schwer abweisen lässt, die ist mir unliebsam, unangenehm; wenn ich nun aber nur für das vor Augen Liegende Sinn hätte, mit beiden Händen zugriffe, mich schwer abweisen ließe, so würde ja ich den anderen unliebsam, unangenehm werden.‹ Ein also erkennender Mönch, ihr Brüder, hat den Herzensentschluss zu erzeugen: ›Ich will nicht nur für das vor Augen Liegende Sinn haben, nicht mit beiden Händen zugreifen, mich leicht abweisen lassen.‹ »Nun, Brüder, hat ein Mönch sich selber also zu erforschen: ›Bin ich etwa boshaft und folge dem Triebe böser Regungen?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich bin ich boshaft und folge dem Triebe böser Regungen‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich bin nicht boshaft, folge nicht dem Triebe böser Regungen‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Brüste ich mich etwa und verachte die anderen?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich brüste ich mich und verachte die anderen‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich brüste mich nicht, 99 verachte nicht die anderen‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Bin ich etwa zornig und zornverzehrt?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich bin ich zornig und zornverzehrt‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich bin nicht zornig und zornverzehrt‹ so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Bin ich etwa zornig und aus Zorn feindsälig?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich bin ich zornig und aus Zorn feindsälig‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich bin nicht zornig und feindsälig aus Zorn‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Bin ich etwa zornig und fluche aus Zorn?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich bin ich zornig und fluche aus Zorn‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich bin nicht zornig, fluche nicht aus Zorn‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Bin ich etwa zornig und lasse zornverwandte Worte hören?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich bin ich zornig und lasse zornverwandte Worte hören‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich bin nicht zornig, lasse keine zornverwandten Worte hören‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Fahr’ ich etwa auf eine Ermahnung gegen den Ermahner los?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich fahr’ ich auf eine Ermahnung gegen den Ermahner los‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich fahre nicht auf eine Ermahnung gegen den Ermahner los‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Beleidige ich etwa auf eine Ermahnung den Ermahner?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich beleidige ich auf eine Ermahnung den Ermahner‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich beleidige den Ermahner nicht auf eine Ermahnung‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Widerspreche ich etwa auf eine Ermahnung dem Ermahner?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich widerspreche ich dem Ermahner auf eine Ermahnung‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich widerspreche nicht dem Ermahner auf eine Ermahnung‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Ziehe ich etwa den Ermahner von einem ins andere, schweife vom Gegenstande ab und lege Verdrossenheit, Hass und Misstrauen an den Tag?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich zieh’ ich den Ermahner von einem ins andere, schweife vom Gegenstande ab und lege Verdrossenheit, Hass und Misstrauen an den Tag‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich ziehe den Ermahner nicht von einem ins andere, schweife vom Gegenstand nicht ab, lege keine Verdrossenheit, keinen Hass, kein Misstrauen an den Tag‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Geb’ ich etwa auf eine Ermahnung Verstöße nicht zu?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich geb’ ich auf eine Ermahnung Verstöße nicht zu‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, auf eine Ermahnung leugne ich Verstöße nicht‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Bin ich etwa häuchlerisch und neidisch?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich bin ich häuchlerisch und neidisch‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich bin ohne Häuchelei, ohne Neid‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Bin ich etwa eifernd und selbstsüchtig?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich bin ich eifernd und selbstsüchtig‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich bin ohne Eiferung, ohne Selbstsucht‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Bin ich etwa listig und gleißnerisch?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich bin ich listig und gleißnerisch‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich hin ohne List, ohne Gleißnerei‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Bin ich etwa störrisch und eitel?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich bin ich störrisch und eitel‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich bin ohne Starrsinn, ohne Eitelkeit‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich selber also zu erforschen: ›Hab’ ich etwa nur für das vor Augen Liegende Sinn, greif’ ich mit beiden Händen zu, lass’ ich mich schwer abweisen?‹ Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung erkennt: ›Freilich hab’ ich nur für das vor Augen Liegende Sinn, greife mit beiden Händen zu, lasse mich schwer abweisen‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von ebendiesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, 100 Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung erkennt: ›Nein, ich habe nicht nur für das vor Augen Liegende Sinn, greife nicht mit beiden Händen zu, lasse mich leicht abweisen‹, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Wenn da der Mönch, ihr Brüder, bei seiner Erforschung etwa alle diese bösen, schlechten Dinge an sich merkt, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, um Befreiung von eben allen diesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung etwa keines von allen diesen bösen, schlechten Dingen mehr finden kann, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen. »Gleichwie etwa, Brüder, ein Weib oder ein Mann, jung, frisch, gefallsam, in einem Spiegel oder in einer reinen lauteren, hellen Wasserfläche das Bild des eigenen Antlitzes prüfend betrachtet, und wenn sich da irgend ein Fleck oder Schmutz zeigt, ebendiesen Fleck oder Schmutz zu beseitigen sucht; doch wenn sich da kein Fleck oder Schmutz zeigt, eben darum erfreut ist, ›Heil mir, ich bin rein‹: also nun auch, ihr Brüder, hat da ein Mönch, der bei seiner Erforschung etwa alle diese bösen, schlechten Dinge an sich merkt, um Befreiung von eben allen diesen bösen, schlechten Dingen zu kämpfen. Wenn aber, Brüder, der Mönch bei seiner Erforschung etwa keines von allen diesen bösen, schlechten Dingen mehr finden kann, so hat ein solcher Mönch, ihr Brüder, ebendiese sälig heitere Uebung im Guten Tag und Nacht zu pflegen.« * * * * * Also sprach der ehrwürdige Mahāmoggallāno. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des ehrwürdigen Mahāmoggallāno. 16. Zweiter Theil Sechste Rede DIE HERZBEKLEMMUNGEN Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei 101 Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Wer da von euch, ihr Mönche, die fünf Herzbeklemmungen nicht verloren und die fünf Fesseln des Herzens nicht durchschnitten hat, kann freilich in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung nicht gelangen. Welche fünf Herzbeklemmungen sind das, die ein solcher nicht verloren hat? Da schwankt und zweifelt, ihr Mönche, ein Mönch am Meister, hegt Misstrauen und Missgunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der am Meister schwankt und zweifelt, Misstrauen und Missgunst hegt, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese erste Herzbeklemmung nicht verloren. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt und zweifelt an der Satzung, hegt Misstrauen und Missgunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Satzung schwankt und zweifelt, Misstrauen und Missgunst hegt, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese zweite Herzbeklemmung nicht verloren. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt und zweifelt an der Jüngerschaft, hegt Misstrauen und Missgunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Jüngerschaft schwankt und zweifelt, Misstrauen und Missgunst hegt, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese dritte Herzbeklemmung nicht verloren. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt und zweifelt an der Ordensregel, hegt Misstrauen und Missgunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Ordensregel schwankt und zweifelt, Misstrauen und Missgunst hegt, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese vierte Herzbeklemmung nicht verloren. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch ärgert und kränkt sich über seine Ordensbrüder, ist niedergeschlagen und beklommen. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich über seine Ordensbrüder ärgert und kränkt, niedergeschlagen und beklommen ist, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese fünfte Herzbeklemmung nicht verloren. Das sind die fünf Herzbeklemmungen, die ein solcher nicht verloren hat. »Welche fünf Fesseln des Herzens sind das, die ein solcher nicht durchschnitten hat? Da hat sich, ihr Mönche, ein Mönch beim Wollen nicht der Begierde entäußert, nicht des Verlangens entäußert, nicht der Sehnsucht entäußert, nicht des Gelüstens entäußert, nicht des Fieberns entäußert, nicht des Dürstens entäußert. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich beim Wollen nicht der Begierde, nicht des Verlangens, nicht der Sehnsucht, nicht des Gelüstens, nicht des Fieberns, nicht des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese erste Fessel des Herzens nicht durchschnitten. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat sich beim Fühlen nicht der Begierde entäußert, nicht des Verlangens entäußert, nicht der Sehnsucht entäußert, nicht des Gelüstens entäußert, nicht des Fieberns entäußert, nicht des Dürstens entäußert. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich beim Fühlen nicht der Begierde, nicht des Verlangens, nicht der Sehnsucht, nicht des Gelüstens, nicht des Fieberns, nicht des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese zweite Fessel des Herzens nicht durchschnitten. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat sich beim Sehn 102 nicht der Begierde entäußert, nicht des Verlangens entäußert, nicht der Sehnsucht entäußert, nicht des Gelüstens entäußert, nicht des Fieberns entäußert, nicht des Dürstens entäußert. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich beim Sehn nicht der Begierde, nicht des Verlangens, nicht der Sehnsucht, nicht des Gelüstens, nicht des Fieberns, nicht des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese dritte Fessel des Herzens nicht durchschnitten. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat zur Mahlzeit so viel gegessen, als seinem Magen wohlbekommt, und gefällt sich in behaglichem Sitzen, behaglichem Liegen, behaglichem Schlummern. Ein Mönch, ihr Mönche, der zur Mahlzeit so viel gegessen hat, als seinem Magen wohlbekommt, und sich in behaglichem Sitzen, behaglichem Liegen, behaglichem Schlummern gefällt, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese vierte Fessel des Herzens nicht durchschnitten. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch führt in der Absicht etwelche göttliche Verkörperung zu erlangen ein heiliges Leben: ›Durch diese Uebungen oder Gelübde, Kasteiung oder Entsagung will ich ein Gott werden oder ein Göttlicher!‹ Ein Mönch, ihr Mönche, der in der Absicht etwelche göttliche Verkörperung zu erlangen ein heiliges Leben führt: ›Durch diese Uebungen oder Gelübde, Kasteiung oder Entsagung will ich ein Gott werden oder ein Göttlicher!‹, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese fünfte Fessel des Herzens nicht durchschnitten. Das sind die fünf Fesseln des Herzens, die ein solcher nicht durchschnitten hat. Wer da von euch, ihr Mönche, diese fünf Herzbeklemmungen nicht verloren und diese fünf Fesseln des Herzens nicht durchschnitten hat, kann freilich in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung nicht gelangen. * * * * * »Wer da von euch, ihr Mönche, die fünf Herzbeklemmungen verloren und die fünf Fesseln des Herzens glatt durchschnitten hat, kann wohl in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung gelangen. Welche fünf Herzbeklemmungen sind das, die ein solcher verloren hat? Da schwankt nicht und zweifelt nicht, ihr Mönche, ein Mönch am Meister, hegt Vertrauen und Gunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der am Meister nicht schwankt und nicht zweifelt, Vertrauen und Gunst hegt, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese erste Herzbeklemmung verloren. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt nicht und zweifelt nicht an der Satzung, hegt Vertrauen und Gunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Satzung nicht schwankt und nicht zweifelt, Vertrauen und Gunst hegt, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese zweite Herzbeklemmung verloren. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt nicht und zweifelt nicht an der Jüngerschaft, hegt Vertrauen und Gunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Jüngerschaft nicht schwankt und nicht zweifelt, Vertrauen und Gunst hegt, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese dritte Herzbeklemmung verloren. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt nicht und zweifelt nicht an der Ordensregel, hegt Vertrauen und Gunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Ordensregel nicht schwankt und nicht zweifelt, Vertrauen und Gunst hegt, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese vierte Herzbeklemmung verloren. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch ärgert sich nicht, kränkt sich nicht über seine Ordensbrüder, ist nicht niedergeschlagen, nicht beklommen. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich über seine Ordensbrüder nicht ärgert und kränkt, nicht niedergeschlagen und beklommen ist, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüth der 103 Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese fünfte Herzbeklemmung verloren. Das sind die fünf Herzbeklemmungen, die ein solcher verloren hat. »Welche fünf Fesseln des Herzens sind das, die ein solcher glatt durchschnitten hat? Da hat sich, ihr Mönche, ein Mönch beim Wollen der Begierde entäußert, des Verlangens entäußert, der Sehnsucht entäußert, des Gelüstens entäußert, des Fieberns entäußert, des Dürstens entäußert. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich beim Wollen der Begierde, des Verlangens, der Sehnsucht, des Gelüstens, des Fieberns, des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese erste Fessel des Herzens glatt durchschnitten. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat sich beim Fühlen der Begierde entäußert, des Verlangens entäußert, der Sehnsucht entäußert, des Gelüstens entäußert, des Fieberns entäußert, des Dürstens entäußert. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich beim Fühlen der Begierde, des Verlangens, der Sehnsucht, des Gelüstens, des Fieberns, des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese zweite Fessel des Herzens glatt durchschnitten. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat sich beim Sehn der Begierde entäußert, des Verlangens entäußert, der Sehnsucht entäußert, des Gelüstens entäußert, des Fieberns entäußert, des Dürstens entäußert. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich beim Sehn der Begierde, des Verlangens, der Sehnsucht, des Gelüstens, des Fieberns, des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese dritte Fessel des Herzens glatt durchschnitten. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat zur Mahlzeit nicht so viel gegessen, als seinem Magen wohlbekommt, gefällt sich nicht in behaglichem Sitzen, behaglichem Liegen, behaglichem Schlummern. Ein Mönch, ihr Mönche, der zur Mahlzeit nicht so viel gegessen hat, als seinem Magen wohlbekommt, sich nicht in behaglichem Sitzen, behaglichem Liegen, behaglichem Schlummern gefällt, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese vierte Fessel des Herzens glatt durchschnitten. »Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch führt nicht in der Absicht etwelche göttliche Verkörperung zu erlangen ein heiliges Leben: ›Durch diese Uebungen oder Gelübde, Kasteiung oder Entsagung will ich ein Gott werden oder ein Göttlicher!‹ Ein Mönch, ihr Mönche, der nicht in der Absieht etwelche göttliche Verkörperung zu erlangen ein heiliges Leben führt: ›Durch diese Uebungen oder Gelübde, Kasteiung oder Entsagung will ich ein Gott werden oder ein Göttlicher!‹, dessen Gemüth ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüth der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese fünfte Fessel des Herzens glatt durchschnitten. Das sind die fünf Fesseln des Herzens, die ein solcher glatt durchschnitten hat. Wer da von euch, ihr Mönche, diese fünf Herzbeklemmungen verloren und diese fünf Fesseln des Herzens glatt durchschnitten hat, kann wohl in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung gelangen. * * * * * »Er gewinnt das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Willens erworbene Machtgebiet, gewinnt das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung der Kraft erworbene Machtgebiet, gewinnt das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Gemüthes erworbene Machtgebiet, gewinnt das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Prüfens erworbene Machtgebiet, Heldenmuth aber zum fünften. Und dieser also fünfzehnfach heldenmüthig 104 gewordene Mönch, ihr Mönche, ist fähig zur Durchbrechung, fähig zur Erwachung, fähig die unvergleichliche Sicherheit zu finden. Gleichwie etwa, Mönche, wenn eine Henne ihre Eier, acht oder zehn oder zwölf Stück, wohl bebrütet, gänzlich ausgebrütet, völlig gar gebrütet hat; wie sollte da nicht jener Henne der Wunsch kommen: ›Ach möchten doch meine Küchlein mit den Krallen oder dem Schnabel die Schaale aufhacken, möchten sie doch heil durchbrechen!‹, und jene Küchlein sind fähig geworden mit den Krallen oder dem Schnabel die Schaale aufzuhacken und heil durchzubrechen: ebenso nun auch, ihr Mönche, ist ein also fünfzehnfach heldenmüthig gewordener Mönch fähig zur Durchbrechung, fähig zur Erwachung, fähig die unvergleichliche Sicherheit zu finden.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 17. Zweiter Theil Siebente Rede WALDEINSAMKEIT Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Die Arten der Waldeinsamkeit will ich euch Mönchen erklären; höret es und achtet wohl auf meine Rede.« »Ja, o Herr!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Da lebt, ihr Mönche, ein Mönch in einer Waldeinsamkeit: und während er in dieser Waldeinsamkeit, noch ohne Einsicht, lebt, gewinnt er keine, das zerstreute Gemüth sammelt sich nicht, der unversiegte Wahn versiegt nicht, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreicht er nicht, und was ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt ihm kümmerlich zu. Dieser Mönch, ihr Mönche, soll also erwägen: ›Ich lebe da in dieser Waldeinsamkeit: und 105 während ich in dieser Waldeinsamkeit, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich keine, das zerstreute Gemüth sammelt sich nicht, der unversiegte Wahn versiegt nicht, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich nicht, und was ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt mir kümmerlich zu.‹ Dieser Mönch, ihr Mönche, soll bei Tag oder bei Nacht diese Waldeinsamkeit verlassen, nicht bleiben. »Da lebt nun, ihr Mönche, der Mönch in einer anderen Waldeinsamkeit: und während er in dieser Waldeinsamkeit, noch ohne Einsicht, lebt, gewinnt er keine, das zerstreute Gemüth sammelt sich nicht, der unversiegte Wahn versiegt nicht, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreicht er nicht, was aber ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt ihm reichlich zu. Dieser Mönch, ihr Mönche, soll also erwägen: ›Ich lebe da in dieser Waldeinsamkeit: und während ich in dieser Waldeinsamkeit, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich keine, das zerstreute Gemüth sammelt sich nicht, der unversiegte Wahn versiegt nicht, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich nicht, was aber ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt mir reichlich zu; aber ich bin ja nicht der Kleidung halber aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert, nicht der Nahrung, nicht der Lagerstatt, nicht der Arzeneien halber bin ich aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert. Doch während ich da in dieser Waldeinsamkeit, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich keine, das zerstreute Gemüth sammelt sich nicht, der unversiegte Wahn versiegt nicht, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich nicht.‹ Dieser Mönch, ihr Mönche, soll dann nach einiger Zeit diese Waldeinsamkeit verlassen, nicht bleiben. »Da lebt, ihr Mönche, ein Mönch in einer Waldeinsamkeit: und während er in dieser Waldeinsamkeit, noch ohne Einsicht, lebt, gewinnt er sie, das zerstreute Gemüth sammelt sich, der unversiegte Wahn versiegt, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreicht er, was aber ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt ihm kümmerlich zu. Dieser Mönch, ihr Mönche, soll also erwägen: ›Ich lebe 106 da in dieser Waldeinsamkeit: und während ich in dieser Waldeinsamkeit, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich sie, das zerstreute Gemüth sammelt sich, der unversiegte Wahn versiegt, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich, was aber ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt mir kümmerlich zu; aber ich bin ja nicht der Kleidung halber aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert, nicht der Nahrung, nicht der Lagerstatt, nicht der Arzeneien halber bin ich aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert. Doch während ich da in dieser Waldeinsamkeit, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich sie, das zerstreute Gemüth sammelt sich, der unversiegte Wahn versiegt, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich.‹ Dieser Mönch, ihr Mönche, soll dann eine Zeit lang in dieser Waldeinsamkeit bleiben, nicht fortgehn. »Da lebt nun, ihr Mönche, ein Mönch in einer anderen Waldeinsamkeit: und während er in dieser Waldeinsamkeit, noch ohne Einsicht, lebt, gewinnt er sie, das zerstreute Gemüth sammelt sich, der unversiegte Wahn versiegt, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreicht er, und was ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt ihm reichlich zu. Dieser Mönch, ihr Mönche, soll also erwägen: ›Ich lebe da in dieser Waldeinsamkeit: und während ich in dieser Waldeinsamkeit, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich sie, das zerstreute Gemüth sammelt sich, der unversiegte Wahn versiegt, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich, und was ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt mir reichlich zu.‹ Dieser Mönch, ihr Mönche, soll dann zeitlebens in dieser Waldeinsamkeit bleiben, nicht fortgehn. »Da lebt, ihr Mönche, ein Mönch in der Umgebung eines Dorfes oder einer Burg oder einer Stadt, in diesem oder in jenem Lande, in Gesellschaft dieser oder jener Person: und während er in solcher Gesellschaft, noch ohne Einsicht, lebt, gewinnt er keine, das zerstreute Gemüth sammelt sich nicht, der unversiegte Wahn versiegt nicht, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreicht er nicht, und was ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt ihm kümmerlich zu. Dieser Mönch, ihr Mönche, soll also erwägen: ›Ich lebe da in Gesellschaft dieser Person: und während ich in solcher Gesellschaft, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich keine, das zerstreute Gemüth sammelt sich nicht, der unversiegte Wahn versiegt nicht, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich nicht, und was ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt mir kümmerlich zu.‹ Dieser Mönch, ihr Mönche, soll bei Tag oder bei Nacht jene Person ohne Abschied verlassen, nicht bleiben. »Da lebt nun, ihr Mönche, der Mönch in Gesellschaft einer anderen Person: und während er in dieser Gesellschaft, noch 107 ohne Einsicht, lebt, gewinnt er keine, das zerstreute Gemüth sammelt sich nicht, der unversiegte Wahn versiegt nicht, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreicht er nicht, was aber ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt ihm reichlich zu. Dieser Mönch, ihr Mönche, soll also erwägen: ›Ich lebe da in Gesellschaft dieser Person: und während ich in dieser Gesellschaft, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich keine, das zerstreute Gemüth sammelt sich nicht, der unversiegte Wahn versiegt nicht, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich nicht, was aber ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt mir reichlich zu; aber ich bin ja nicht der Kleidung halber aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert, nicht der Nahrung, nicht der Lagerstatt, nicht der Arzeneien halber bin ich aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert. Doch während ich da in dieser Gesellschaft, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich keine, das zerstreute Gemüth sammelt sich nicht, der unversiegte Wahn versiegt nicht, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich nicht.‹ Dieser Mönch, ihr Mönche, soll dann nach einiger Zeit jene Person ohne Abschied verlassen, nicht bleiben. »Da lebt, ihr Mönche, ein Mönch in Gesellschaft dieser oder jener Person: und während er in solcher Gesellschaft, noch ohne Einsicht, lebt, gewinnt er sie, das zerstreute Gemüth sammelt sich, der unversiegte Wahn versiegt, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreicht er, was aber ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt ihm kümmerlich zu. Dieser Mönch, ihr Mönche, soll also erwägen: ›Ich lebe da in Gesellschaft dieser Person: und während ich in solcher Gesellschaft, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich sie, das zerstreute Gemüth sammelt sich, der unversiegte Wahn versiegt, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich, was aber ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt mir kümmerlich zu; aber ich bin ja nicht der Kleidung halber aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert, nicht der Nahrung, nicht der Lagerstatt, nicht der Arzeneien halber bin ich aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert. Doch während ich da in solcher Gesellschaft, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich sie, das zerstreute Gemüth sammelt sich, der unversiegte Wahn versiegt, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich.‹ Dieser Mönch, ihr Mönche, soll dann eine Zeit lang bei jener Person bleiben, nicht fortgehn. »Da lebt nun, ihr Mönche, ein Mönch in Gesellschaft einer anderen Person: und während er in dieser Gesellschaft, noch ohne Einsicht, lebt, gewinnt er sie, das zerstreute Gemüth sammelt sich, der unversiegte Wahn versiegt, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreicht er, und was ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt ihm reichlich zu. Dieser Mönch, ihr Mönche, soll also erwägen: ›Ich lebe da in Gesellschaft dieser Person: und während ich 108 in dieser Gesellschaft, noch ohne Einsicht, lebe, gewinne ich sie, das zerstreute Gemüth sammelt sich, der unversiegte Wahn versiegt, die unerreichte unvergleichliche Sicherheit erreiche ich, und was ein Asket zur Fristung des Lebens braucht, an Kleidung, Nahrung, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit, das fließt mir reichlich zu.‹ Dieser Mönch, ihr Mönche, soll dann zeitlebens bei jener Person bleiben und nicht fortgehn, wenn er nicht fortgejagt wird.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 18. Zweiter Theil Achte Rede DER GUTE BISSEN Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Sakker, bei Kapilavatthu, im Park der Feigenbäume. Und der Erhabene, zeitig gerüstet, nahm Mantel und Schaale und ging nach der Stadt um Almosenspeise. Und als der Erhabene, von Haus zu Haus tretend, Almosen erhalten hatte, kehrte er zurück, nahm das Mahl ein und begab sich in den Großen Wald, für den Tag. Im Inneren des Großen Waldes setzte sich der Erhabene unter eine Gruppe von Zitronenapfelbäumen[11], um hier bis gegen Sonnenuntergang zu verweilen. Daṇḍapāṇi nun aber, ein Sakko-Prinz, erging sich lustwandelnd dahin und dorthin und kam in den Großen Wald. Im Inneren des Großen Waldes gelangte er zur Gruppe der Zitronenapfelbäume, zum Erhabenen. Da tauschte er mit dem Erhabenen höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte und stellte sich, auf seinen Spazierstock gestützt, seitwärts hin. Hierauf nun sprach Daṇḍapāṇi der Sakker zum Erhabenen also: »Was bekennt und verkündet der Asket?« »Dass der Bekenner, Bruder, in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen durch nichts in der Welt außer Fassung geräth, und dass dem wunschentwunden Verweilenden, dem Heiligen, der keine Frage mehr stellt, jeden Unmuth vertilgt hat, weder Dasein noch Nichtsein begehrt[12], Wahrnehmungen nicht anhaften: das bekenne ich, Bruder, das verkünde ich.« Auf diese Worte senkte der Sakker Daṇḍapāṇi den Kopf, ließ die Zunge sehn, zog die Brauen mit drei Stirnfalten in die Höhe und 109 ging, auf seinen Spazierstock gestützt, von dannen. Nachdem nun der Erhabene gegen Abend die Gedenkensruhe beendet hatte, begab er sich in den Park der Feigenbäume. Dort angelangt setzte sich der Erhabene auf den dargebotenen Sitz. Hierauf nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Als ich da, Mönche, heute früh gerüstet war, begab ich mich, mit Mantel und Schaale versehn, auf den Almosengang nach Kapilavatthu. Nach Empfang der Almosenspeise kehrte ich von der Stadt zurück und ging nach dem Mahle zum Großen Wald, für den Tag. Im Inneren des Großen Waldes setzte ich mich unter eine Gruppe von Zitronenapfelbäumen, bis gegen Sonnenuntergang dort zu verweilen. Daṇḍapāṇi nun aber, ihr Mönche, ein Sakko-Prinz, kam lustwandelnd in den Großen Wald, zur Gruppe der Bäume, unter der ich saß. Da tauschte er mit mir höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte und stellte sich, auf seinen Spazierstock gestützt, seitwärts hin. Und nun, ihr Mönche, sprach Daṇḍapāṇi der Sakker also zu mir: ›Was bekennt und verkündet der Asket?‹ Hierauf erwiderte ich, ihr Mönche, dem Sakker Daṇḍapāṇi: ›Dass der Bekenner, Bruder, in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen durch nichts in der Welt außer Fassung geräth, und dass dem wunschentwunden Verweilenden, dem Heiligen, der keine Frage mehr stellt, jeden Unmuth vertilgt hat, weder Dasein noch Nichtsein begehrt, Wahrnehmungen nicht anhaften: das bekenne ich, Bruder, das verkünde ich.‹ Auf diese Worte, ihr Mönche, senkte der Sakker Daṇḍapāṇi den Kopf, ließ die Zunge sehn, zog die Brauen mit drei Stirnfalten in die Höhe und ging, auf seinen Spazierstock gestützt, von dannen.« Auf diese Worte wandte sich einer der Mönche an den Erhabenen und sprach: »Und was bekennt, o Herr, der Erhabene und geräth in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen durch nichts in der Welt außer Fassung, und wie haften, o Herr, dem Erhabenen, dem wunschentwunden Verweilenden, dem Heiligen, der keine Frage mehr stellt, jeden Unmuth vertilgt hat, weder Dasein noch Nichtsein begehrt, Wahrnehmungen nicht an?« »Wenn der Sonderheit Wahrnehmungen, Mönch, wodurch auch immer bedingt, an den Menschen der Reihe nach herantreten und da kein Entzücken, kein Entsprechen, keinen Halt finden, so ist das eben das Ende der Lustanhaftungen, so ist das eben das Ende der Ekelanhaftungen, so ist das eben 110 das Ende der Glaubensanhaftungen, so ist das eben das Ende der Zweifelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Dünkelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Anhaftungen der Daseinslust, so ist das eben das Ende der Anhaftungen des Nichtwissens, so ist das eben das Ende vom Wüthen und Blutvergießen, von Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug: da werden diese bösen, schlechten Dinge restlos aufgelöst.« Also sprach der Erhabene. Nach diesen Worten stand der Willkommene vom Sitze auf und zog sich in das Wohnhaus zurück. Da gedachten denn die Mönche, bald nachdem der Erhabene fortgegangen war, unter sich: ›Diese Lehre, Brüder, hat uns der Erhabene in kurzer Fassung gegeben, ohne den Inhalt ausführlich zu erläutern, ist aufgestanden und hat sich in das Wohnhaus zurückgezogen. Wer könnte nun wohl dieser kurzgefassten Lehre Inhalt ausführlich begründen?‹ Da sagten sich nun jene Mönche: ›Der ehrwürdige Mahākaccāno wird selbst vom Meister gepriesen, von den verständigen Ordensbrüdern aber verehrt: wohl wäre der ehrwürdige Mahākaccāno imstande, den Inhalt dieser kurzgefassten Lehre ausführlich zu begründen; wie, wenn wir uns nun zum ehrwürdigen Mahākaccāno begeben und ihn bitten würden, uns den Inhalt darzulegen?‹ Und jene Mönche begaben sich zum ehrwürdigen Mahākaccāno, wechselten höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihm und setzten sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprachen nun jene Mönche zum ehrwürdigen Mahākaccāno also: »Folgende Lehre, Bruder Kaccāno, hat uns der Erhabene in kurzer Fassung gegeben, ohne den Inhalt ausführlich zu erläutern, ist aufgestanden und hat sich in das Wohnhaus zurückgezogen: ›Wenn der Sonderheit Wahrnehmungen, Mönch, wodurch auch immer bedingt, an den Menschen der Reihe nach herantreten und da kein Entzücken, kein Entsprechen, keinen Halt finden, so ist das eben das Ende der Lustanhaftungen, so ist das eben das Ende der Ekelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Glaubensanhaftungen, so ist das eben das Ende der Zweifelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Dünkelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Anhaftungen der Daseinslust, so ist das eben das Ende der Anhaftungen des Nichtwissens, so ist das eben das Ende vom Wüthen und Blutvergießen, von Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug: da werden diese bösen, schlechten Dinge restlos aufgelöst.‹ Da kam uns, Bruder Kaccāno, bald nachdem der Erhabene fortgegangen war, der Gedanke: ›Diese Lehre, Brüder, hat uns der Erhabene in kurzer Fassung gegeben, ohne den Inhalt ausführlich zu erläutern, ist aufgestanden und hat sich in das Wohnhaus zurückgezogen. Wer könnte nun wohl dieser kurzgefassten Lehre Inhalt ausführlich begründen?‹ Da kam uns, Bruder Kaccāno, der Gedanke: ›Der ehrwürdige Mahākaccāno wird selbst vom Meister gepriesen, von den verständigen Ordensbrüdern aber verehrt: wohl wäre der 111 ehrwürdige Mahākaccāno imstande, den Inhalt dieser kurzgefassten Lehre ausführlich zu begründen; wie, wenn wir uns nun zum ehrwürdigen Mahākaccāno begeben und ihn bitten würden, uns den Inhalt darzulegen?‹ Mög’ es der ehrwürdige Mahākaccāno thun!« »Gleichwie etwa, Brüder, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, über Wurzel und Stamm eines großen kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte und im Laubgezweige Kernholz finden wollte: so ergeht es nun hier euch Ehrwürdigen, die ihr vor dem Meister gewesen seid, den Herrn übergangen habt und von mir die Lösung der Frage erwartet. Doch der Erhabene, ihr Brüder, ist der kennende Kenner und der sehende Seher, der Auggewordene, Erkenntnissgewordene, Wahrheitgewordene, Heiligkeitgewordene, der Künder und Verkünder, der Eröffner des Inhalts, der Spender der Unsterblichkeit, der Herr der Wahrheit, der Vollendete. Und es war ja wohl noch an der Zeit gewesen, dass ihr den Erhabenen selbst befragen und diesen Gegenstand der Erklärung des Erhabenen gemäß bewahren konntet.« »Freilich, Bruder Kaccāno, ist der Erhabene der kennende Kenner und der sehende Seher, der Auggewordene, Erkenntnissgewordene, Wahrheitgewordene, Heiligkeitgewordene, der Künder und Verkünder, der Eröffner des Inhalts, der Spender der Unsterblichkeit, der Herr der Wahrheit, der Vollendete. Und es war ja wohl noch an der Zeit gewesen, dass wir den Erhabenen selbst befragen und diesen Gegenstand der Erklärung des Erhabenen gemäß bewahren konnten. Aber der ehrwürdige Mahākaccāno wird ja selbst vom Meister gepriesen und von den verständigen Ordensbrüdern verehrt: wohl wäre der ehrwürdige Mahākaccāno imstande, den Inhalt jener vom Erhabenen in der Kürze gegebenen Lehre ausführlich darzulegen. Mög’ es der ehrwürdige Mahākaccāno thun und es nicht übel nehmen!« »Wohlan denn, Brüder, so höret und achtet wohl auf meine Rede!« »Gewiss, o Bruder!« antworteten da aufmerksam jene Mönche dem ehrwürdigen Mahākaccāno. Der ehrwürdige Mahākaccāno sprach also: »Die Lehre, Brüder, die uns der Erhabene in der Kürze gegeben hat: ›Wenn der Sonderheit Wahrnehmungen, Mönch, wodurch auch immer bedingt, an den Menschen der Reihe nach herantreten und da kein Entzücken, kein Entsprechen, keinen Halt finden, so ist das eben das Ende der Lustanhaftungen, so ist das eben das Ende der Ekelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Glaubensanhaftungen, so ist das eben das Ende der Zweifelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Dünkelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Anhaftungen der Daseinslust, so ist das eben das Ende der Anhaftungen des Nichtwissens, so ist das eben das Ende vom Wüthen und Blutvergießen, von Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug: da werden diese bösen, schlechten Dinge restlos aufgelöst‹: diese kurzgefasste Lehre, ihr Brüder, stelle ich ihrem Inhalt gemäß in folgender Weise ausführlich dar. Durch das Gesicht, Brüder, und die Formen entsteht das Sehbewusstsein, der Einschlag der drei giebt Berührung, durch die Berührung ist das Gefühl bedingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahrnimmt unterscheidet man, 112 was man unterscheidet sondert man ab, was man absondert tritt, dadurch bedingt, der Reihe nach als der Sonderheit Wahrnehmungen in den durch das Sehbewusstsein gehenden Formen vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Zeiten an den Menschen heran. Durch das Gehör, Brüder, und die Töne entsteht das Hörbewusstsein, der Einschlag der drei giebt Berührung, durch die Berührung ist das Gefühl bedingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahrnimmt unterscheidet man, was man unterscheidet sondert man ab, was man absondert tritt, dadurch bedingt, der Reihe nach als der Sonderheit Wahrnehmungen in den durch das Hörbewusstsein gehenden Tönen vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Zeiten an den Menschen heran. Durch den Geruch, Brüder, und die Düfte entsteht das Riechbewusstsein, der Einschlag der drei giebt Berührung, durch die Berührung ist das Gefühl bedingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahrnimmt unterscheidet man, was man unterscheidet sondert man ab, was man absondert tritt, dadurch bedingt, der Reihe nach als der Sonderheit Wahrnehmungen in den durch das Riechbewusstsein gehenden Düften vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Zeiten an den Menschen heran. Durch den Geschmack, Brüder, und die Säfte entsteht das Schmeckbewusstsein, der Einschlag der drei giebt Berührung, durch die Berührung ist das Gefühl bedingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahrnimmt unterscheidet man, was man unterscheidet sondert man ab, was man absondert tritt, dadurch bedingt, der Reihe nach als der Sonderheit Wahrnehmungen in den durch das Schmeckbewusstsein gehenden Säften vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Zeiten an den Menschen heran. Durch das Getast, Brüder, und die Tastungen entsteht das Tastbewusstsein, der Einschlag der drei giebt Berührung, durch die Berührung ist das Gefühl bedingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahrnimmt unterscheidet man, was man unterscheidet sondert man ab, was man absondert tritt, dadurch bedingt, der Reihe nach als der Sonderheit Wahrnehmungen in den durch das Tastbewusstsein gehenden Tastungen vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Zeiten an den Menschen heran. Durch das Gedenken, Brüder, und die Dinge entsteht das Denkbewusstsein, der Einschlag der drei giebt Berührung, durch die Berührung ist das Gefühl bedingt, was man fühlt nimmt man wahr, was man wahrnimmt unterscheidet man, was man unterscheidet sondert man ab, was man absondert tritt, dadurch bedingt, der Reihe nach als der Sonderheit Wahrnehmungen in den durch das Denkbewusstsein gehenden Dingen vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Zeiten an den Menschen heran. »Ist nun, Brüder, Gesicht, Form und Sehbewusstsein da, so darf man auf das Erscheinen der Berührung schließen, ist die Berührung erschienen, so darf man auf das Erscheinen des Gefühls schließen, ist das Gefühl erschienen, so darf man auf das Erscheinen der Wahrnehmung schließen, ist die Wahrnehmung erschienen, so darf man auf das Erscheinen der Unterscheidung schließen, ist die Unterscheidung erschienen, so darf man schließen, dass die der Reihe nach herantretenden Wahrnehmungen der Sonderheit erscheinen werden. »Ist nun, Brüder, Gehör, Ton und Hörbewusstsein da, »Ist nun, Brüder, Geruch, Duft und Riechbewusstsein da, »Ist nun, Brüder, Geschmack, Saft und Schmeckbewusstsein da, »Ist nun, Brüder, Getast, Tastung und Tastbewusstsein da, »Ist nun, Brüder, Gedenken, Ding und Denkbewusstsein da, so darf man auf das Erscheinen der Berührung schließen, ist die Berührung erschienen, so darf man auf das Erscheinen des Gefühls schließen, ist das Gefühl erschienen, so darf man auf das Erscheinen der Wahrnehmung schließen, ist die Wahrnehmung erschienen, so darf man auf das Erscheinen der Unterscheidung schließen, ist die Unterscheidung erschienen, so darf man schließen, dass die der Reihe nach herantretenden Wahrnehmungen der Sonderheit erscheinen werden. »Ist nun, Brüder, Gesicht, Form und Sehbewusstsein nicht da, so darf man auf das Nichterscheinen der Berührung schließen, ist die Berührung nicht erschienen, so darf man auf das Nichterscheinen des Gefühls schließen, ist das Gefühl nicht erschienen, so darf man auf das Nichterscheinen der Wahrnehmung schließen, ist die Wahrnehmung nicht erschienen, so darf man auf das Nichterscheinen der Unterscheidung schließen, ist die Unterscheidung nicht erschienen, so darf man schließen, dass die der Reihe nach herantretenden Wahrnehmungen der Sonderheit nicht erscheinen werden. »Ist nun, Brüder, Gehör, Ton und Hörbewusstsein nicht da, »Ist nun, Brüder, Geruch, Duft und Riechbewusstsein nicht da, »Ist nun, Brüder, Geschmack, Saft und Schmeckbewusstsein nicht da, »Ist nun, Brüder, Getast, Tastung und Tastbewusstsein nicht da, »Ist nun, Brüder, Gedenken, Ding und Denkbewusstsein nicht da, so darf man auf das Nichterscheinen der Berührung schließen, ist die Berührung nicht erschienen, so darf man auf das Nichterscheinen des Gefühls schließen, ist das Gefühl nicht erschienen, so darf man auf das Nichterscheinen der Wahrnehmung schließen, ist die Wahrnehmung nicht erschienen, so darf man auf das Nichterscheinen der Unterscheidung schließen, ist die Unterscheidung nicht erschienen, so darf man schließen, dass die der Reihe nach herantretenden Wahrnehmungen der Sonderheit nicht erscheinen werden. »Das, ihr Brüder, betrachte ich als die ausführliche Darlegung 113 jener Lehre, die uns der Erhabene in kurzer Fassung gegeben hat. Wenn es euch Ehrwürdigen nun recht ist, so gehet hin und befragt den Erhabenen selbst hierüber: wie es uns der Erhabene erklärt wollet es behalten.« Da waren denn jene Mönche über des ehrwürdigen Mahākaccāno Rede erfreut, erhoben sich befriedigt von ihren Sitzen und begaben sich dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprachen nun jene Mönche zum Erhabenen also: »Folgende Lehre, o Herr, hat uns der Erhabene in kurzer Fassung gegeben und ist, ohne den Inhalt ausführlich erläutert zu haben, aufgestanden und hat sich in das Wohnhaus zurückgezogen: ›Wenn der Sonderheit Wahrnehmungen, Mönch, wodurch auch immer bedingt, an den Menschen der Reihe nach herantreten und da kein Entzücken, kein Entsprechen, keinen Halt finden, so ist das eben das Ende der Lustanhaftungen, so ist das eben das Ende der Ekelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Glaubensanhaftungen, so ist das eben das Ende der Zweifelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Dünkelanhaftungen, so ist das eben das Ende der Anhaftungen der Daseinslust, so ist das eben das Ende der Anhaftungen des Nichtwissens, so ist das eben das Ende vom Wüthen und Blutvergießen, von Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug: da werden diese bösen, schlechten Dinge restlos aufgelöst.‹ Da kam uns, o Herr, bald nachdem der Erhabene fortgegangen war, der Gedanke: ›Diese Lehre, Brüder, hat uns der Erhabene in kurzer Fassung, ohne ausführliche Erläuterung gegeben, ist aufgestanden und hat sich in das Wohnhaus zurückgezogen. Wer könnte nun wohl dieser kurzgefassten Lehre Inhalt ausführlich begründen?‹ Da kam uns, o Herr, der Gedanke: ›Der ehrwürdige Mahākaccāno wird selbst vom Meister gepriesen, von den verständigen Ordensbrüdern aber verehrt: wohl wäre der ehrwürdige Mahākaccāno imstande, den Inhalt dieser kurzgefassten Lehre ausführlich zu begründen; wie, wenn wir uns nun zum ehrwürdigen Mahākaccāno begeben und ihn bitten würden, uns den Inhalt darzulegen?‹ Und wir begaben uns, o Herr, zum ehrwürdigen Mahākaccāno und baten ihn um Aufklärung. Da hat 114 uns, o Herr, der ehrwürdige Mahākaccāno auf solche Weise, in solcher Art, mit solchen Bestimmungen den Inhalt dargestellt.« »Weise, ihr Mönche, ist Mahākaccāno, wissensmächtig, ihr Mönche, ist Mahākaccāno. Wolltet ihr mich, ihr Mönche, um Aufklärung angehn, ich würde den Gegenstand genau so erläutern, wie ihn Mahākaccāno erläutert hat: denn eben das ist der Inhalt, und den sollt ihr derart bewahren.« Auf diese Worte wandte sich der ehrwürdige Ānando an den Erhabenen und sagte: »Gleichwie etwa, o Herr, wenn ein Mann, der von Hunger und Schwäche gepeinigt wird, einen guten Bissen fände; wie er ihn da nach und nach genösse, empfände er angenehmen Geschmack, Genugthuung: ebenso nun auch, o Herr, mag ein Mönch, dem seine Geistesbildung angelegen ist, wie er sich da nach und nach mit dem Gang dieser Lehre weise vertraut macht, wohl Befriedigung empfinden, Geistesruhe erlangen. Welchen Namen, o Herr, soll der Gang dieser Lehre haben?« »Wohlan denn, Ānando, so behalte den Gang dieser Lehre unter dem Namen des Guten Bissens.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Ānando über das Wort des Erhabenen. 19. Zweiter Theil Neunte Rede ZWEIERLEI ERWÄGUNGEN Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Früher, ihr Mönche, noch vor der vollen Erwachung, kam mir, dem unvollkommen Erwachten, Erwachung erst Erringenden, dieser Gedanke: ›Wie, wenn ich nun die Erwägungen nach der einen und nach der anderen Seite sonderte?‹ Und ich sonderte nun, ihr Mönche, die Erwägungen des Begehrens, Schadens und Wüthens nach der einen Seite, und sonderte die Erwägungen des Entsagens, Nichtschadens, Nichtwüthens nach der anderen Seite. Als mir nun, Mönche, bei diesem ernsten, eifrigen, heißen Mühn eine Erwägung des Begehrens aufstieg, sagte ich mir: ›Aufgestiegen 115 ist mir da diese Erwägung des Begehrens; und sie führt zu eigener Beschränkung und führt zu fremder Beschränkung, sie führt zu beider Beschränkung, rodet die Weisheit aus, bringt Verstörung mit sich, führt nicht zur Wahnerlöschung, führt zu eigener Beschränkung‹: da ich also sann, ihr Mönche, löste sie sich auf. ›Führt zu fremder Beschränkung‹: da ich also sann, ihr Mönche, löste sie sich auf. ›Führt zu beider Beschränkung‹: da ich also sann, ihr Mönche, löste sie sich auf. ›Rodet die Weisheit aus, bringt Verstörung mit sich, führt nicht zur Wahnerlöschung‹: da ich also sann, ihr Mönche, löste sie sich auf. Und so oft nun, ihr Mönche, eine Erwägung des Begehrens in mir aufstieg, da verleugnete, vertrieb, vertilgte ich sie eben. »Als mir nun, Mönche, bei diesem ernsten, eifrigen, heißen Mühn eine Erwägung des Schadens, eine Erwägung des Wüthens aufstieg, sagte ich mir: ›Aufgestiegen ist mir da diese Erwägung des Schadens, diese Erwägung des Wüthens; und sie führt zu eigener Beschränkung und führt zu fremder Beschränkung, sie führt zu beider Beschränkung, rodet die Weisheit aus, bringt Verstörung mit sich, führt nicht zur Wahnerlöschung, führt zu eigener Beschränkung‹: da ich also sann, ihr Mönche, löste sie sich auf. ›Führt zu fremder Beschränkung‹: da ich also sann, ihr Mönche, löste sie sich auf. ›Führt zu beider Beschränkung‹: da ich also sann, ihr Mönche, löste sie sich auf. ›Rodet die Weisheit aus, bringt Verstörung mit sich, führt nicht zur Wahnerlöschung‹: da ich also sann, ihr Mönche, löste sie sich auf. Und so oft nun, ihr Mönche, eine Erwägung des Schadens, eine Erwägung des Wüthens in mir aufstieg, da verleugnete, vertrieb, vertilgte ich sie eben. »Was da, ihr Mönche, ein Mönch lange erwägt und überlegt, dahin neigt sich der Sinn. Wenn der Mönch, ihr Mönche, eine Erwägung des Begehrens lange erwägt und überlegt, so hat er die Erwägung des Entsagens verleugnet, die Erwägung des Begehrens großgezogen, und sein Herz neigt sich zur Erwägung des Begehrens. Wenn der Mönch, ihr Mönche, eine Erwägung des Schadens, eine Erwägung des Wüthens lange erwägt und überlegt, so hat er die Erwägung des Nichtschadens, die Erwägung des Nichtwüthens verleugnet, die Erwägung des Schadens, die Erwägung des Wüthens großgezogen, und sein Herz neigt sich zur Erwägung des Schadens, zur Erwägung des Wüthens. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein Rinderhirt im letzten Monat der Regenzeit, im Herbste, wenn die Ernte eingebracht ist, seine Heerde sammelt, die Rinder von da und von dort herantreibt, herzutreibt und in die Hürden und Ställe bringt, und warum das? Weil ja sonst, ihr Mönche, der Hirt gewissen Verlust oder Nachtheil, Unglück oder Unbill gewärtigen müsste: ebenso nun auch, ihr Mönche, merkte ich da des Schlechten Elend, Erbärmlichkeit und Besudelung und des Guten heilsamen Einfluss in der Entsagung. »Als mir nun, Mönche, bei diesem ernsten, eifrigen, heißen 116 Mühn eine Erwägung des Entsagens aufstieg, sagte ich mir: ›Aufgestiegen ist mir da diese Erwägung des Entsagens; und sie führt wahrlich nicht zu eigener Beschränkung, nicht zu fremder Beschränkung, führt zu keines Beschränkung, fördert die Weisheit, bringt keine Verstörung mit sich, führt zur Wahnerlöschung. Ob ich sie nun, ihr Mönche, bei Nacht erwäge und überlege, ob ich sie nun, ihr Mönche, bei Tag erwäge und überlege, ich kann in ihr nichts Schreckliches finden: ob ich sie gleich, ihr Mönche, Tag und Nacht erwäge und überlege, ich kann in ihr nichts Schreckliches finden. Aber gäbe ich mich dem Erwägen und Ueberlegen zu lange hin, so würde mein Körper ermüden, bei müdem Körper das Herz matt werden, und das matte Herz ist fern von der Selbstvertiefung.‹ Da fasste ich denn, ihr Mönche, mein Herz innig zusammen, beruhigte es, einigte es, festigte es, und warum das? Damit mein Herz nicht matt werde. »Als mir nun, ihr Mönche, bei diesem ernsten, eifrigen, heißen Mühn eine Erwägung des Nichtschadens, eine Erwägung des Nichtwüthens aufstieg, sagte ich mir: ›Aufgestiegen ist mir da diese Erwägung des Nichtschadens, diese Erwägung des Nichtwüthens; und sie führt wahrlich nicht zu eigener Beschränkung, nicht zu fremder Beschränkung, führt zu keines Beschränkung, fördert die Weisheit, bringt keine Verstörung mit sich, führt zur Wahnerlöschung. Ob ich sie nun, ihr Mönche, bei Nacht erwäge und überlege, ob ich sie nun, ihr Mönche, bei Tag erwäge und überlege, ich kann in ihr nichts Schreckliches finden: ob ich sie gleich, ihr Mönche, Tag und Nacht erwäge und überlege, ich kann in ihr nichts Schreckliches finden. Aber gäbe ich mich dem Erwägen und Ueberlegen zu lange hin, so würde mein Körper ermüden, bei müdem Körper das Herz matt werden, und das matte Herz ist fern von der Selbstvertiefung.‹ Da fasste ich denn, ihr Mönche, mein Herz innig zusammen, beruhigte es, einigte es, festigte es, und warum das? Damit mein Herz nicht matt werde. »Was da, ihr Mönche, ein Mönch lange erwägt und überlegt, dahin neigt sich der Sinn. Wenn der Mönch, ihr Mönche, eine Erwägung des Entsagens lange erwägt und überlegt, so hat er die Erwägung des Begehrens verleugnet, die Erwägung des Entsagens großgezogen, und sein Herz neigt sich zur Erwägung des Entsagens. Wenn der Mönch, ihr Mönche, eine Erwägung des Nichtschadens, eine Erwägung des Nichtwüthens lange erwägt und überlegt, so hat er die Erwägung des Schadens, die Erwägung des Wüthens verleugnet, die Erwägung des Nichtschadens, die Erwägung des Nichtwüthens großgezogen, und sein Herz neigt sich zur Erwägung des Nichtschadens, zur Erwägung des Nichtwüthens. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein Rinderhirt im letzten Monat des Sommers, wenn das Korn auf den Feldern ringsum in voller Reife steht, seine Heerde hüten und im Walde wie auf der Wiese 117 wohl achthaben muss: ›Die Rinder sind da‹: ebenso nun auch, ihr Mönche, musste ich da wohl achthaben: ›Die Dinge sind da.‹ »Gestählt war aber, ihr Mönche, meine Kraft, unbeugsam, gewärtig die Einsicht, unverrückbar, beruhigt der Körper, ohne Regung, vertieft das Gemüth, einig. Und ich weilte nun, ihr Mönche, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend erwägender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Nach Vollendung des Sinnens und Erwägens erwirkte ich innere Meeresstille, Einheit des Gemüthes, sinnens- und erwägensfreie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. In heiterer Ruhe weilte ich gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfand ich im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkte ich die Weihe der dritten Schauung. Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkte ich die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, 22 schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüth auf die erinnernde Erkenntniss früherer Daseinsformen. Ich erinnerte mich an manche verschiedene frühere Daseinsform, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben, dann an hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen-Weltenvergehungen. ›Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein: da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein.‹ So erinnerte ich mich mancher verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigenthümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Dieses Wissen, ihr Mönche, hatte ich da in den ersten Stunden der Nacht als erstes errungen, das Nichtwissen zertheilt, das Wissen gewonnen, das Dunkel zertheilt, das Licht gewonnen, als ich in so ernstem, eifrigem, heißem Mühn verweilte. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüth auf die Erkenntniss des Verschwindens- Erscheinens der Wesen. Mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, sah ich die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, ich erkannte wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. ›Diese lieben Wesen sind freilich in Thaten dem Schlechten zugethan, in Worten dem Schlechten zugethan, in Gedanken dem Schlechten zugethan, tadeln Heiliges, achten Verkehrtes, thun Verkehrtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt. Jene lieben Wesen sind aber in Thaten dem Guten zugethan, 23 in Worten dem Guten zugethan, in Gedanken dem Guten zugethan, tadeln nicht Heiliges, achten Rechtes, thun Rechtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf gute Fährte, in sälige Welt.‹ So sah ich mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, ich erkannte wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. Dieses Wissen, ihr Mönche, hatte ich da in den mittleren Stunden der Nacht als zweites errungen, das Nichtwissen zertheilt, das Wissen gewonnen, das Dunkel zertheilt, das Licht gewonnen, als ich in so ernstem, eifrigem, heißem Mühn verweilte. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüth auf die Erkenntniss der Wahnversiegung. ›Das ist das Leiden‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensentwicklung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensauflösung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist der Wahn‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnentwicklung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnauflösung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Wahnauflösung führende Pfad‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. Also erkennend, also sehend ward da mein Gemüth erlöst vom Wunscheswahn, erlöst vom Daseinswahn. erlöst vom Nichtwissenswahn. ›Im Erlösten ist die Erlösung‹, diese Erkenntnis ging auf. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ verstand ich da. Dieses Wissen, ihr Mönche, hatte ich nun in den letzten Stunden der Nacht als drittes errungen, das Nichtwissen zertheilt, das Wissen gewonnen, das Dunkel zertheilt, das Licht gewonnen, als ich in so ernstem, eifrigem, heißem Mühn verweilte. * * * * * »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn eine große Heerde Wildes in waldigem Thale auf weiten sumpfigen Moorgrund gerathen wäre, und irgend ein Mensch wollte ihr übel, sänne auf ihr Verderben und Unheil; da versperrte er den Weg, der sicher, günstig, fröhlich zu wandeln ist, und ließe den Abweg offen, der zum Sumpfe führt, triebe sie hin: so würde nun, Mönche, diese große Heerde Wildes bald schwinden und abnehmen. Doch wenn sich, ihr Mönche, irgend ein Mensch dieser großen Heerde Wildes erbarmte, auf ihr Wohl und Heil sänne, möchte er den Weg, der sicher, günstig, fröhlich zu wandeln ist, offenbar machen, den Abweg versperren, die sumpfige Fährte verrammeln, die Thiere von dort verscheuchen: so würde nun, Mönche, diese große Heerde Wildes bald zunehmen, blühn und gedeihen. »Ein Gleichniss habe ich da, meine Mönche, gegeben, um den Sinn zu erklären. Das aber ist nun der Sinn. Der weite sumpfige 118 Moorgrund: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung der Begierden. Die große Heerde Wildes: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung der Lebendigen. Der Mensch, der übelwill, auf Verderben und Unheil sinnt: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung der Natur, der bösen.[13] Der Abweg: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung des achtfältigen falschen Weges, nämlich falscher Erkenntniss, falscher Gesinnung, falscher Rede, falschen Handelns, falschen Wandelns, falschen Mühns, falscher Einsicht, falscher Einigung. Die sumpfige Fährte: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung der Genügenslust. Der Gang in den Sumpf: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung des Nichtwissens. Der Mensch aber, der sich erbarmt, auf Wohl und Heil sinnt: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung des Vollendeten, des Heiligen, vollkommen Erwachten. Und der sichere Weg, der günstig und fröhlich zu wandeln ist: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung des heiligen achtfältigen Weges, nämlich rechter Erkenntniss, rechter Gesinnung, rechter Rede, rechten Handelns, rechten Wandelns, rechten Mühns, rechter Einsicht, rechter Einigung. »Und so habe ich, Mönche, den sicheren Weg, der günstig und fröhlich zu wandeln ist, offenbar gemacht, den Abweg versperrt, die sumpfige Fährte verrammelt, den Gang in den Sumpf verleidet. Was ein Meister, ihr Mönche, den Jüngern aus Liebe und Theilnahme, von Mitleid bewogen, schuldet, das habt ihr von mir empfangen. Da laden, ihr Mönche, Bäume ein, und dort leere Klausen. Wirket Schauung, Mönche, auf dass ihr nicht lässig werdet, später nicht Reue empfindet: das haltet als unser Gebot.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 20. Zweiter Theil Zehnte Rede DER ERWÄGUNGEN EINGEHN Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: 119 »Wer nach Hohem strebt, Mönche, soll sich von Zeit zu Zeit fünf Arten von Vorstellungen gegenwärtig halten: welche fünf? Da fasst, ihr Mönche, ein Mönch eine Vorstellung, vergegenwärtigt sich eine Vorstellung, und dabei steigen ihm böse, unwürdige Erwägungen auf, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung: da soll, ihr Mönche, der Mönch aus dieser Vorstellung eine andere gewinnen, ein würdiges Bild. Während er aus dieser Vorstellung eine andere gewinnt, ein würdiges Bild, schwinden die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein geschickter Maurer oder Maurergeselle mit einem feinen Keil einen groben heraustreiben, herausschlagen, herausstoßen kann, ebenso nun auch, ihr Mönche, soll ein Mönch, wenn er eine Vorstellung fasst, eine Vorstellung sich vergegenwärtigt, und ihm dabei böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, aus dieser Vorstellung eine andere gewinnen, ein würdiges Bild. Während er aus dieser Vorstellung eine andere gewinnt, ein würdiges Bild, schwinden die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. »Wenn einem solchen, ihr Mönche, bei seinem Bemühn aus der einen Vorstellung eine andere zu gewinnen, ein würdiges Bild, noch böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, so soll er, ihr Mönche, das Elend derartiger Erwägungen betrachten: ›Da sind sie ja, diese unwürdigen Erwägungen, da sind sie ja, diese unlauteren Erwägungen, da sind sie ja, diese Leiden ausbrütenden Erwägungen!‹ Während er das Elend derartiger Erwägungen betrachtet, schwinden die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein Weib oder ein Mann, jung, frisch, gefallsam, dem ein Schlangenaas oder ein Hundeaas oder ein Menschenaas an den Hals gebunden würde, sich entsetzen, 120 empören und sträuben möchte: ebenso nun auch, ihr Mönche, soll ein Mönch, wenn ihm bei seinem Bemühn aus der einen Vorstellung eine andere zu gewinnen, ein würdiges Bild, noch böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, das Elend derartiger Erwägungen betrachten. Während er das Elend derartiger Erwägungen betrachtet, schwinden die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. »Wenn einem solchen, ihr Mönche, bei seiner Betrachtung des Elends jener Erwägungen noch böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, so soll er, ihr Mönche, jenen Erwägungen keinen Sinn, keine Beachtung schenken. Während er jenen Erwägungen keinen Sinn, keine Beachtung schenkt, schwinden die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein scharfsehender Mann, der in seinen Gesichtskreis getretene Erscheinungen nicht verfolgen will, die Augen schließen oder anderswo hinblicken mag: ebenso nun auch, ihr Mönche, soll ein Mönch, wenn ihm bei seiner Betrachtung des Elends jener Erwägungen noch böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, solchen Erwägungen keinen Sinn, keine Beachtung schenken. Während er solchen Erwägungen keinen Sinn, keine Beachtung schenkt, schwinden die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. »Wenn einem solchen, ihr Mönche, ob er gleich jenen Erwägungen keinen Sinn, keine Beachtung schenkt, noch böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, so soll er, ihr Mönche, jene Erwägungen der Reihe nach einzeln eingehn lassen. Während er jene Erwägungen der Reihe nach einzeln eingehn lässt, schwinden die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein Mann eilig dahinschritte und es käme ihm der Gedanke ›Was schreite ich denn so eilig dahin? Ich will etwas langsamer gehn‹, und er ginge langsamer und es käme ihm der Gedanke ›Doch warum geh’ ich überhaupt? Ich will nun stehn bleiben‹, und er bliebe stehn und es käme ihm der Gedanke ›Aber wesshalb steh’ ich? Ich werde mich setzen‹, und er setzte sich nieder und es käme ihm der Gedanke ›Warum sollt’ ich nur sitzen? Ich will mich da hinlegen‹, und er legte sich hin; und so hätte dieser Mann, ihr Mönche, die gröberen Bewegungen eingestellt und sich den feineren hingegeben: ebenso nun auch, ihr Mönche, soll ein Mönch, wenn ihm trotz seiner Verachtung und Verwerfung jener Erwägungen noch böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, jene Erwägungen der Reihe nach einzeln eingehn lassen. Während er jene Erwägungen der Reihe nach einzeln eingehn lässt, schwinden die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. »Wenn einem solchen, ihr Mönche, während er jene Erwägungen der Reihe nach einzeln eingehn lässt, noch böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, so soll er, ihr Mönche, mit aufeinandergepressten 121 Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüth niederzwingen, niederdrücken, niederquälen. Während er mit aufeinandergepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüth niederzwingt, niederdrückt, niederquält, schwinden die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein starker Mann einen schwächeren beim Kopf oder bei der Schulter ergreifend niederzwingt, niederdrückt, niederquält: ebenso nun auch, ihr Mönche, soll ein Mönch, wenn ihm beim Eingehnlassen der Reihe jener Erwägungen noch böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, mit aufeinandergepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüth niederzwingen, niederdrücken, niederquälen. Während er mit aufeinandergepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüth niederzwingt, niederdrückt, niederquält, schwinden die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. * * * * * »Wenn also, ihr Mönche, einem von euch beim Fassen einer Vorstellung, beim Vergegenwärtigen einer Vorstellung böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, und er aus dieser Vorstellung eine andere gewinnt, ein würdiges Bild, so schwinden die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Und er betrachtet das Elend jener Erwägungen, und die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, schwinden, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Und er schenkt jenen Erwägungen keinen Sinn, keine Beachtung, und die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, schwinden, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Und er lässt jene Erwägungen der Reihe nach einzeln eingehn, und die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, schwinden, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Und mit aufeinandergepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge zwingt er durch den Willen das Gemüth nieder, drückt es nieder, quält es nieder, und die bösen, unwürdigen Erwägungen, die Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, schwinden, lösen sich auf; und weil es sie überwunden hat, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. »Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch Herrscher über der 122 Erwägungen Arten genannt. Welche Erwägung er will, die wird er erwägen, welche Erwägung er nicht will, die wird er nicht erwägen. Abgeschnitten hat er den Lebensdurst, weggeworfen die Fessel, durch vollständige Dünkeleroberung ein Ende gemacht dem Leiden.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. DRITTER THEIL BUCH DER GLEICHNISSE 21. Dritter Theil Erste Rede DAS GLEICHNISS VON DER SÄGE Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Damals nun weilte der ehrwürdige Moliyaphagguṇo zu ungehöriger Zeit in Gesellschaft der Nonnen. Also weilte der ehrwürdige Moliyaphagguṇo in Gesellschaft der Nonnen, dass er, wenn irgend einer der Mönche ihm gegenüber jene Nonnen tadelte, darob entrüstet und verstimmt schlechthin einen Verweis ertheilte; und wenn irgend einer der Mönche jenen Nonnen gegenüber den ehrwürdigen Moliyaphagguṇo tadelte, diese darob entrüstet und verstimmt schlechthin einen Verweis ertheilten. Also weilte der ehrwürdige Moliyaphagguṇo in Gesellschaft der Nonnen. Da nun begab sich ein Mönch zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite hin. Zur Seite sitzend sprach nun jener Mönch zum Erhabenen also: »Der ehrwürdige Moliyaphagguṇo, o Herr, weilt zu ungehöriger Zeit in Gesellschaft der Nonnen. Also, o Herr, weilt der ehrwürdige Moliyaphagguṇo in Gesellschaft der Nonnen, dass er, wenn irgend einer der Mönche ihm gegenüber jene Nonnen tadelt, darob entrüstet und verstimmt schlechthin einen Verweis ertheilt; und wenn irgend einer der Mönche jenen Nonnen gegenüber den ehrwürdigen Moliyaphagguṇo tadelt, diese darob entrüstet und verstimmt schlechthin einen Verweis ertheilen. Also, o Herr, weilt der ehrwürdige Moliyaphagguṇo in Gesellschaft der Nonnen.« Da nun wandte sich der Erhabene an einen der Mönche: »Gehe, o Mönch, und sage in meinem Namen dem Mönche 123 Moliyaphagguṇo: der Meister ruft dich, Bruder Phagguṇo.« »Wohl, o Herr!« erwiderte jener Mönch, dem Erhabenen gehorchend, begab sich dorthin wo der ehrwürdige Moliyaphagguṇo weilte, und sprach hierauf also zu ihm: »Der Meister ruft dich, Bruder Phagguṇo.« »Gut, o Bruder, ich komme!« erwiderte der ehrwürdige Moliyaphagguṇo jenem Mönche, begab sich dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Hierauf nun sprach zum ehrwürdigen Moliyaphagguṇo der Erhabene also: »Ist es wahr, wie man sagt, Phagguṇo, dass du zu ungehöriger Zeit in Gesellschaft der Nonnen weilst? Also weilst du, heißt es, Phagguṇo, in Gesellschaft der Nonnen, dass, wenn irgend einer der Mönche dir gegenüber jene Nonnen tadelt, du darob entrüstet und verstimmt schlechthin einen Verweis ertheilst; und wenn irgend einer der Mönche jenen Nonnen gegenüber dich tadelt, jene Nonnen darob entrüstet und verstimmt schlechthin einen Verweis ertheilen: weilst du wirklich also, Phagguṇo, in Gesellschaft der Nonnen?« »Ja, o Herr!« »Bist du denn nicht, Phagguṇo, als edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert?« »Ja, o Herr!« »Das steht dir nicht wohl, Phagguṇo, der du als edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert bist, dass du zu ungehöriger Zeit in Gesellschaft der Nonnen weilst. Darum also, Phagguṇo: wenn auch irgend einer dir gegenüber jene Nonnen tadeln mag, so magst du, Phagguṇo, alle gemeinen Regungen, alle gemeinen Erwägungen verleugnen, so hast du dich, Phagguṇo, solcherart wohl zu üben: ›Nicht soll mein Gemüth verstört werden, kein böser Laut meinem Munde entfahren, freundlich und mitleidig will ich bleiben, liebevollen Gemüthes, ohne heimliche Tücke‹: solcherart hast du dich, Phagguṇo, wohl zu üben. Darum also, Phagguṇo: wenn auch irgend einer in deiner Gegenwart jene Nonnen mit Fäusten schlüge, mit Steinen würfe, mit Stöcken prügelte, mit Schwerdtern träfe, so magst du, Phagguṇo, alle gemeinen Regungen, alle gemeinen Erwägungen verleugnen, so hast du dich, Phagguṇo, solcherart wohl zu üben: ›Nicht soll mein Gemüth verstört werden, kein böser Laut meinem Munde entfahren, freundlich und mitleidig will ich bleiben, liebevollen Gemüthes, ohne heimliche Tücke‹: solcherart hast du dich, Phagguṇo, wohl zu üben. Darum also, Phagguṇo: wenn auch irgend einer dir gegenüber Tadel aussprechen mag, so magst du, Phagguṇo, alle gemeinen Regungen, alle gemeinen Erwägungen verleugnen, so hast du dich, Phagguṇo, solcherart wohl zu üben: ›Nicht soll mein Gemüth verstört werden, kein böser Laut meinem Munde entfahren, freundlich und mitleidig will ich bleiben, liebevollen Gemüthes, ohne heimliche Tücke‹: solcherart hast du dich, Phagguṇo, wohl zu üben. Darum also, Phagguṇo: wenn auch irgend einer dich mit Fäusten schlüge, mit Steinen würfe, mit Stöcken prügelte, mit Schwerdtern träfe, so magst du, Phagguṇo, alle gemeinen Regungen, alle gemeinen 124 Erwägungen verleugnen, so hast du dich, Phagguṇo, solcherart wohl zu üben: ›Nicht soll mein Gemüth verstört werden, kein böser Laut meinem Munde entfahren, freundlich und mitleidig will ich bleiben, liebevollen Gemüthes, ohne heimliche Tücke‹: solcherart hast du dich, Phagguṇo, wohl zu üben.« Und der Erhabene wandte sich nun an die Mönche: »Willigen Sinnes kamen mir wahrlich, ihr Mönche, die Mönche einmal entgegen. Da wandte ich mich zu ihnen: ›Ich nehme, ihr Mönche, einsames Mahl zu mir: einsames Mahl, ihr Mönche, zu mir nehmend wahre ich Gesundheit und Frische, Munterkeit, Stärke und Wohlsein. So nehmet auch ihr, meine Mönche, einsames Mahl zu euch: einsames Mahl, ihr Mönche, zu euch nehmend werdet auch ihr Gesundheit und Frische, Munterkeit, Stärke und Wohlsein wahren.‹ Und jene Mönche bedurften, ihr Mönche, keiner Ermahnung von mir: nur ihre Einsicht war zu erwecken. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da auf gutem Boden, am Ausgangsplatze vierer Straßen, ein treffliches Wagengespann in Bereitschaft stände, mit dem zugehörigen Treibstock versehn; diesen Wagen bestiege ein Meister der Fahrkunst, ein gewandter Rosselenker, nähme die Zügel in die linke Hand, den Treibstock in die rechte, und führe nach Wunsch und Willen hin und her: ebenso nun auch, ihr Mönche, bedurften jene Mönche keiner Ermahnung von mir: nur ihre Einsicht war zu erwecken. Darum also, ihr Mönche: verleugnet das Schlechte, seid stetig im Guten; denn also werdet auch ihr in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung gelangen. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn sich da in der Nähe eines Dorfes oder einer Stadt ein dichtes Gehölz befände, von Rizinusstauden umwuchert; und es erbarmte sich Einer der Bäume, um sie zu hegen und zu sichern: da ginge er hin und holzte die krummen, entsäfteten Stämme ab, schaffte sie fort und hielte den wohlgesäuberten Forst sauber instand; die geraden, gutgewachsenen Stämme aber, die pflegte er sorgsam; und so käme wohl diese Waldung, ihr Mönche, beizeiten zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung: ebenso nun auch verleugnet, ihr Mönche, das Schlechte, seid stetig im Guten; denn also werdet auch 125 ihr in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung gelangen. »Einst lebte hier in Sāvatthī, ihr Mönche, eine Hausfrau Namens Vedehikā. Die Hausfrau Vedehikā, ihr Mönche, stand in dem erfreulichen Rufe: ‚Sanft ist die Hausfrau Vedehikā, mild ist die Hausfrau Vedehikā, friedsam ist die Hausfrau Vedehikā!‘ Diese Hausfrau nun, ihr Mönche, hatte eine Magd Namens Kāḷī, die flink und fleißig ihre verschiedenen Obliegenheiten wohl besorgte. Da kam, ihr Mönche, der Magd Kāḷī dieser Gedanke: ›Meine Gnädige steht ja in dem erfreulichen Rufe: ‚Sanft ist die Hausfrau Vedehikā, mild ist die Hausfrau Vedehikā, friedsam ist die Hausfrau Vedehikā!‘ Wie nun: verbirgt mir nur die Gnädige ihre innere Galle, oder hat sie überhaupt keine? Oder besorg’ ich vielleicht alles so gut, dass mir die Gnädige die innere Galle, die sie hat, nicht zeigen kann? Ich will doch einmal die Gnädige auf die Probe stellen!‹ Und die Magd Kāḷī, ihr Mönche, stand bei hell lichtem Tage auf. Und die Hausfrau Vedehikā, ihr Mönche, rief nach ihr: ›He da, Kāḷī!‹ -- ›Was, Gnädige?‹ -- ›Warum stehst du bei hell lichtem Tage auf?‹ -- ›Das thut nichts, Gnädige!‹ -- ›Uns aber thut’s was, du schlechte Magd, dass du bei hell lichtem Tage aufstehst!‹ sagte die Hausfrau erzürnt und verstimmt mit gerunzelten Brauen. Da kam, ihr Mönche, der Magd Kāḷī dieser Gedanke: ›Die innere Galle, die sie hat, verbirgt mir die Gnädige, und ich besorge alles so gut, dass mir die Gnädige die innere Galle, die sie hat, nicht zeigen mag; ich will nun die Gnädige noch stärker auf die Probe stellen!‹ Und die Magd Kāḷī, ihr Mönche, stand noch später auf. Und die Hausfrau Vedehikā, ihr Mönche, rief nach ihr: ›He da, Kāḷī!‹ -- ›Was, Gnädige?‹ -- ›Warum stehst du bei hell lichtem Tage auf?‹ -- ›Das thut nichts, Gnädige!‹ -- ›Uns aber thut’s was, du schlechte Magd, dass du bei hell lichtem Tage aufstehst!‹ sagte die Hausfrau erzürnt und verstimmt und verstimmte Worte entfuhren ihrem Munde. Da kam, ihr Mönche, der Magd Kāḷī dieser Gedanke: ›Die innere Galle, die sie hat, verbirgt mir die Gnädige, und ich besorge alles so gut, dass mir die Gnädige die innere Galle, die sie hat, nicht zeigen mag; ich will nun die Gnädige noch stärker auf die Probe stellen!‹ Und die Magd Kāḷī, ihr Mönche, stand noch später auf. Und die Hausfrau Vedehikā, ihr Mönche, rief nach ihr: ›He 126 da, Kāḷī!‹ -- ›Was, Gnädige?‹ -- ›Warum stehst du bei hell lichtem Tage auf?‹ -- ›Das thut nichts, Gnädige!‹ -- ›Uns aber thut’s was, du schlechte Magd, dass du bei hell lichtem Tage aufstehst!‹ sagte die Hausfrau erzürnt und verstimmt, ergriff den spitzigen Thorriegel, warf ihn ihr an den Kopf, verwundete ihr den Kopf. Und die Magd Kāḷī, ihr Mönche, lief nun mit verwundetem Kopfe triefenden Blutes zu den Nachbarn und klagte jammernd: ›Seht, Beste, das Werk der Sanften, seht, Beste, das Werk der Milden, seht, Beste, das Werk der Friedsamen, wie’s da zugeht bei einer Frau, die nur eine Magd hält: ‚Bei Tag stehst du auf‘ sagt sie und wird euch zornig und wild den spitzigen Thorriegel an den Kopf werfen, den Kopf verwunden!‹ Und die Hausfrau Vedehikā, ihr Mönche, kam nun in den üblen Ruf: ‚Heftig ist die Hausfrau Vedehikā, ungestüm ist die Hausfrau Vedehikā, unfriedsam ist die Hausfrau Vedehikā!‘ --: »Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist da gar mancher Mönch nur solange einer der sanften, einer der milden, einer der friedsamen, als ihn angenehme Redeweisen berühren; wenn aber dann, ihr Mönche, den Mönch unangenehme Redeweisen berühren, dann soll ein Mönch sanft erfunden, mild erfunden, friedsam erfunden werden. Nicht den Mönch, ihr Mönche, nenne ich lind, der durch Darreichung von Kleidung, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit lind wird, lindes Wesen gewinnt; und warum nicht? Weil ja, ihr Mönche, ein solcher Mönch, wird ihm Kleidung, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzenei für den Fall einer Krankheit nicht dargereicht, nicht lind wird, lindes Wesen nicht gewinnt. Einen Mönch aber, der, ihr Mönche, die Satzung nur achtend, die Satzung ehrend, die Satzung schätzend lind wird, lindes Wesen gewinnt, den nenne ich lind. Darum also, ihr Mönche: ›Die Satzung nur achtend, die Satzung ehrend, die Satzung schätzend wollen wir lind werden, lindes Wesen gewinnen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. »Fünferlei Redeweisen giebt es, ihr Mönche, deren die Leute sich euch gegenüber bedienen können: rechtzeitiger oder unzeitiger, sinniger oder unsinniger, höflicher oder grober, zweckmäßiger oder unzweckmäßiger, liebevoller oder heimtückischer. Zur rechten Zeit, ihr Mönche, können sich die Leute der Rede bedienen, oder zur unrechten Zeit. Den Thatsachen entsprechend, ihr Mönche, können sich die Leute der Rede bedienen, oder den Thatsachen nicht entsprechend. Höflicher Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder grober. Zweckmäßiger Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder unzweckmäßiger. Liebevoller Rede, ihr 127 Mönche, können sich die Leute bedienen, oder heimtückischer. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: ›Nicht soll unser Gemüth verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemüthes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüthe durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein Mann herkäme, mit Spaten und Korb versehn, und spräche also: ›Ich werde den Erdball erdlos machen‹, und er grübe da und dort, würfe da auf und dort auf, lockerte da auf und dort auf, löste da ab und dort ab, ›Erdlos sollst du werden, erdlos sollst du werden‹; was meint ihr nun, Mönche: könnte wohl dieser Mann den Erdball erdlos machen?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Und warum nicht?« »Der Erdball, o Herr, ist ja tief, unermesslich, den kann man nicht wohl erdlos machen, so viel Mühe und Plage auch immer jener Mann haben mag.« »Ebenso nun auch, ihr Mönche, giebt es da fünferlei Redeweisen, deren die Leute sich euch gegenüber bedienen können: rechtzeitiger oder unzeitiger, sinniger oder unsinniger, höflicher oder grober, zweckmäßiger oder unzweckmäßiger, liebevoller oder heimtückischer. Zur rechten Zeit, ihr Mönche, können sich die Leute der Rede bedienen, oder zur unrechten Zeit. Den Thatsachen entsprechend, ihr Mönche, können sich die Leute der Rede bedienen, oder den Thatsachen nicht entsprechend. Höflicher Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder grober. Zweckmäßiger Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder unzweckmäßiger. Liebevoller Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder heimtückischer. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: ›Nicht soll unser Gemüth verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemüthes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüthe durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit erdballgleichem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein Mann herkäme, mit Lack oder Gelbwurz, Indigo oder Karmin versehn, und spräche also: ›Ich werde hier im Himmelsraume Gestalten zeichnen, werde ein Bild entwerfen‹; was meint ihr nun, Mönche: könnte wohl dieser Mann im Himmelsraume eine Gestalt zeichnen, ein Bild zuwege bringen?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Und warum nicht?« »Der Himmelsraum, o Herr, ist ja gestaltlos, unsichtbar, da kann man nicht wohl eine Gestalt zeichnen, ein Bild erscheinen 128 lassen, so viel Mühe und Plage auch immer jener Mann haben mag.« »Ebenso nun auch, ihr Mönche, giebt es da fünferlei Redeweisen, deren die Leute sich euch gegenüber bedienen können: rechtzeitiger oder unzeitiger, sinniger oder unsinniger, höflicher oder grober, zweckmäßiger oder unzweckmäßiger, liebevoller oder heimtückischer. Zur rechten Zeit, ihr Mönche, können sich die Leute der Rede bedienen, oder zur unrechten Zeit. Den Thatsachen entsprechend, ihr Mönche, können sich die Leute der Rede bedienen, oder den Thatsachen nicht entsprechend. Höflicher Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder grober. Zweckmäßiger Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder unzweckmäßiger. Liebevoller Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder heimtückischer. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: ›Nicht soll unser Gemüth verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemüthes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüthe durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit himmelsraumgleichem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein Mann herkäme, mit einem lodernden Strohwisch versehn, und spräche also: ›Ich werde mit diesem lodernden Strohwisch den Ganges ausdünsten, gänzlich ausdünsten‹; was meint ihr nun, Mönche: könnte wohl dieser Mann mit dem lodernden Strohwisch den Ganges ausdünsten, gänzlich ausdünsten?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Und warum nicht?« »Der Ganges, o Herr, ist ja tief, unermesslich, den kann man nicht wohl mit einem lodernden Strohwisch ausdünsten, gänzlich ausdünsten, so viel Mühe und Plage auch immer jener Mann haben mag.« »Ebenso nun auch, ihr Mönche, giebt es da fünferlei Redeweisen, deren die Leute sich euch gegenüber bedienen können: rechtzeitiger oder unzeitiger, sinniger oder unsinniger, höflicher oder grober, zweckmäßiger oder unzweckmäßiger, liebevoller oder heimtückischer. Zur rechten Zeit, ihr Mönche, können sich die Leute der Rede bedienen, oder zur unrechten Zeit. Den Thatsachen entsprechend, ihr Mönche, können sich die Leute der Rede bedienen, oder den Thatsachen nicht entsprechend. Höflicher Rede, ihren Mönche, können sich die Leute bedienen, oder grober. Zweckmäßiger Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder unzweckmäßiger. Liebevoller Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder heimtückischer. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: ›Nicht soll unser Gemüth verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemüthes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüthe durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit gangesgleichem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein Katzenfell wäre, gegerbt, gut gegerbt, wohl ausgegerbt, weich und wollig, saftlos und kraftlos; und es käme ein Mann her, mit einem Scheit oder Scherben versehn, und spräche also: ›Ich werde dieses Katzenfell, das gegerbt worden ist, gut gegerbt, wohl ausgegerbt, das weiche und wollige, saftlose und kraftlose, mit dem Scheite oder dem Scherben zu Säften und Kräften bringen‹; was meint ihr nun, Mönche: könnte wohl dieser Mann das Katzenfell, das gegerbte, gut gegerbte, wohl ausgegerbte, das weiche, wollige, saft- und kraftlose, mit dem Scheite oder dem Scherben zu Säften und Kräften bringen?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Und warum nicht?« »Das Katzenfell, o Herr, ist ja gegerbt, gut gegerbt, wohl ausgegerbt worden, weich und wollig, saftlos und kraftlos, das kann man nicht wohl mit einem Scheit oder Scherben zu Säften und Kräften bringen, so viel Mühe und Plage auch immer jener Mann haben mag.« »Ebenso nun auch, ihr Mönche, giebt es da fünferlei Redeweisen, deren die Leute sich euch gegenüber bedienen können: 129 rechtzeitiger oder unzeitiger, sinniger oder unsinniger, höflicher oder grober, zweckmäßiger oder unzweckmäßiger, liebevoller oder heimtückischer. Zur rechten Zeit, ihr Mönche, können sich die Leute der Rede bedienen, oder zur unrechten Zeit. Den Thatsachen entsprechend, ihr Mönche, können sich die Leute der Rede bedienen, oder den Thatsachen nicht entsprechend. Höflicher Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder grober. Zweckmäßiger Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder unzweckmäßiger. Liebevoller Rede, ihr Mönche, können sich die Leute bedienen, oder heimtückischer. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: ›Nicht soll unser Gemüth verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemüthes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüthe durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit katzenfellgleichem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. »Wenn auch, ihr Mönche, Räuber und Mörder mit einer Baumsäge Gelenke und Glieder abtrennten, so würde wer da in Wuth geriethe nicht meine Weisung erfüllen. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: ›Nicht soll unser Gemüth verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemüthes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüthe durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. »Dieser Belehrung aber, ihr Mönche, durch das Gleichniss der Säge mögt ihr euch oftmals erinnern. Wisst ihr, meine Mönche, von einer Redeweise, ob fein oder gemein, die ihr nicht ertragen könntet?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Darum also, ihr Mönche: dieser Belehrung durch das Gleichniss der Säge erinnert euch oftmals; es wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 22. Dritter Theil Zweite Rede DAS SCHLANGENGLEICHNISS Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei 130 Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Zu jener Zeit nun hatte ein Mönch Namens Ariṭṭho, ehemals ein Geierjäger, folgende verkehrte Meinung geäußert: ›Also fasse ich die vom Erhabenen verkündete Lehre auf, dass jene vom Erhabenen als verderblich bezeichneten Handlungen dem Thäter nicht nothwendig zum Verderben gereichen.‹ Es kam nun vielen Mönchen zu Ohren, dass ein Mönch Namens Ariṭṭho, ein früherer Geierjäger, diese verkehrte Meinung gefasst habe. Da begaben sich nun jene Mönche dorthin wo Ariṭṭho der Mönch, der frühere Geierjäger, weilte, und sprachen hierauf also zu ihm: »Ist es wahr, wie man sagt, Bruder Ariṭṭho, du habest diese verkehrte Meinung gefasst: ›Also verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, dass jene vom Erhabenen als verderblich bezeichneten Handlungen dem Thäter nicht nothwendig zum Verderben gereichen‹?« »So ist es, ihr Brüder, allerdings fass’ ich die vom Erhabenen verkündete Lehre also auf, dass jene vom Erhabenen als verderblich bezeichneten Handlungen dem Thäter nicht nothwendig zum Verderben gereichen.« Da nun wollten jene Mönche Ariṭṭho den Mönch, den früheren Geierjäger, von seiner verkehrten Meinung abbringen, wandten sich zu ihm, sprachen zu ihm, belehrten ihn: »Nicht also rede, Bruder Ariṭṭho, den Erhabenen verbessere nicht, nicht ist es gut den Erhabenen verbessern, nicht kann der Erhabene solches gesagt haben. Auf manigfaltige Weise, Bruder Ariṭṭho, wurden die verderblichen Handlungen vom Erhabenen erklärt, und sie gereichen dem Thäter nothwendig zum Verderben. Unbefriedigend sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt. Kahlen Knochen verglichen hat der Erhabene die Begierden, Fleischfetzen verglichen hat der Erhabene die Begierden, flammendem Stroh verglichen hat der Erhabene die Begierden, glühenden Kohlen verglichen hat der Erhabene die Begierden, Träumereien verglichen hat der Erhabene die Begierden, Betteleien verglichen hat der Erhabene die Begierden, Baumfrüchten verglichen hat der Erhabene die Begierden, Schwerdterschneiden verglichen hat der Erhabene die Begierden, Lanzenspitzen verglichen hat der Erhabene die Begierden, Schlangenrachen gleich sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt.«[14] Ariṭṭho der Mönch aber, der frühere Geierjäger, obzwar von jenen Mönchen also angegangen, angesprochen und belehrt, hielt an dieser seiner verkehrten Meinung zähe fest: »Ich, fürwahr, ihr Brüder, verstehe die vom Erhabenen verkündete Lehre also, dass jene vom Erhabenen als verderblich bezeichneten Handlungen dem Thäter nicht nothwendig zum Verderben gereichen müssen.« Als nun jene Mönche Ariṭṭho den Mönch, den früheren Geierjäger, von dieser verkehrten Meinung nicht abbringen konnten, 131 begaben sie sich dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. Hierauf nun sprachen jene Mönche zum Erhabenen also: »Ein Mönch Namens Ariṭṭho, o Herr, ein ehemaliger Geierjäger, hat folgende verkehrte Meinung geäußert: ›Also verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, dass jene vom Erhabenen als verderblich bezeichneten Handlungen dem Thäter nicht nothwendig zum Verderben gereichen.‹ Hiervon erhielten wir Kunde, o Herr, begaben uns zu Ariṭṭho und fragten ihn, ob das Gerücht wahr sei. Auf unsere Frage, o Herr, erwiderte uns Ariṭṭho der Mönch, der frühere Geierjäger: ›So ist es, ihr Brüder, allerdings fasse ich die vom Erhabenen verkündete Lehre also auf, dass jene vom Erhabenen als verderblich bezeichneten Handlungen dem Thäter nicht nothwendig zum Verderben gereichen.‹ Da nun wollten wir, o Herr, Ariṭṭho den Mönch, den früheren Geierjäger, von seiner verkehrten Meinung abbringen, wandten uns zu ihm, sprachen zu ihm, belehrten ihn: Nicht also rede, Bruder Ariṭṭho, den Erhabenen verbessere nicht, nicht ist es gut den Erhabenen verbessern, nicht kann der Erhabene solches gesagt haben. Auf manigfaltige Weise, Bruder Ariṭṭho, wurden die verderblichen Handlungen vom Erhabenen erklärt, und sie gereichen dem Thäter nothwendig zum Verderben. Unbefriedigend sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt. Kahlen Knochen verglichen hat der Erhabene die Begierden, Fleischfetzen verglichen hat der Erhabene die Begierden, flammendem Stroh verglichen hat der Erhabene die Begierden, glühenden Kohlen verglichen hat der Erhabene die Begierden, Träumereien verglichen hat der Erhabene die Begierden, Betteleien verglichen hat der Erhabene die Begierden, Baumfrüchten verglichen hat der Erhabene die Begierden, Schwerdterschneiden verglichen hat der Erhabene die Begierden, Lanzenspitzen verglichen hat der Erhabene die Begierden, Schlangenrachen gleich sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt. Obzwar nun, o Herr, solcherart von uns angegangen, angesprochen und belehrt, hielt Ariṭṭho der Mönch, der frühere Geierjäger, an dieser seiner verkehrten Meinung zähe fest: ›Ich, fürwahr, ihr Brüder, fasse die vom Erhabenen verkündete Lehre also auf, dass jene vom Erhabenen als verderblich bezeichneten Handlungen dem Thäter nicht nothwendig zum Verderben gereichen.‹ Da wir nun, o Herr, Ariṭṭho den Mönch, den früheren Geierjäger, von dieser verkehrten Meinung nicht abbringen konnten, beschlossen wir, die Sache dem Erhabenen zu berichten.« Da nun wandte sich der Erhabene an einen der Mönche: »Gehe, o Mönch, und sage in meinem Namen Ariṭṭho dem Mönche, dem früheren Geierjäger: der Meister ruft dich, Bruder Ariṭṭho.« »Wohl, o Herr!« erwiderte jener Mönch, dem Erhabenen 132 gehorchend, begab sich dorthin wo Ariṭṭho der Mönch, der frühere Geierjäger, weilte, und sprach hierauf also zu ihm: »Der Meister ruft dich, Bruder Ariṭṭho.« »Gut, o Bruder, ich komme!« erwiderte Ariṭṭho der Mönch, der frühere Geierjäger, jenem Mönche, begab sich dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Hierauf nun sprach zu Ariṭṭho dem Mönche, dem früheren Geierjäger, der Erhabene also: »Ist es wahr, wie man sagt, Ariṭṭho, du habest diese verkehrte Meinung gefasst: ›Also verstehe ich die vom Erhobenen verkündete Lehre, dass jene vom Erhabenen als verderblich bezeichneten Handlungen dem Thäter nicht nothwendig zum Verderben gereichen‹?« »So ist es allerdings: ich, o Herr, fasse die vom Erhabenen verkündete Lehre dahin auf, dass jene vom Erhabenen als verderblich bezeichneten Handlungen dem Thäter nicht nothwendig zum Verderben gereichen.« »Von wem hast du denn, du bethörter Mann, gehört, dass ich eine solche Lehre verkündet hätte? Habe ich nicht, o Thor, auf manigfaltige Weise die verderblichen Handlungen erklärt und dargelegt, dass sie dem Thäter nothwendig zum Verderben gereichen? Unbefriedigend sind die Begierden, hab’ ich gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt. Kahlen Knochen verglichen habe ich die Begierden, Fleischfetzen verglichen habe ich die Begierden, flammendem Stroh verglichen habe ich die Begierden, glühenden Kohlen verglichen habe ich die Begierden, Träumereien verglichen habe ich die Begierden, Betteleien verglichen habe ich die Begierden, Baumfrüchten verglichen habe ich die Begierden, Schwerdterschneiden verglichen habe ich die Begierden, Lanzenspitzen verglichen habe ich die Begierden, Schlangenrachen gleich, habe ich gesagt, sind die Begierden, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt. Aber missverständigen Sinnes, o Thor, willst du uns verbessern und gräbst dir selbst das Grab und schaffst dir schwere Schuld. Das wird dir, o Thor, lange zum Unheil, zum Leiden gereichen.« Und der Erhabene wandte sich an die Mönche: »Was meint ihr wohl, Mönche? Hat dieser Mönch Ariṭṭho, der frühere Geierjäger, in unserer Heilsordnung nicht etwa Brand gestiftet?« »Wie wäre das möglich, o Herr, nein, wahrlich nicht, o Herr!« Auf diese Worte setzte sich Ariṭṭho der Mönch, der frühere Geierjäger, verstummt und verstört, gebeugten Rumpfes, gesenkten Hauptes, das Antlitz von brennender Röthe übergossen, wortlos nieder. Als nun der Erhabene sah, wie Ariṭṭho der Mönch, der frühere Geierjäger, verstummt und verstört dasaß, gebeugten Rumpfes, gesenkten Hauptes, das Antlitz von brennender Röthe übergossen, wortlos, sprach er also zu ihm: »Dies wird sich als deine eigene verkehrte Meinung erweisen, o du Bethörter; ich werde nun die Mönche befragen.« Und der Erhabene wandte sich an die Mönche: »Versteht auch ihr, meine Mönche, die verkündete Lehre also, 133 wie dieser Mönch Ariṭṭho, der frühere Geierjäger, der missverständigen Sinnes uns verbessert und sich selbst das Grab gräbt und schwere Schuld schafft?« »Nicht so, o Herr! Auf manigfaltige Weise hat uns ja, o Herr, der Erhabene die verderblichen Handlungen erklärt und dargelegt, dass sie dem Thäter nothwendig zum Verderben gereichen. Unbefriedigend sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt. Kahlen Knochen verglichen hat der Erhabene die Begierden, Fleischfetzen verglichen hat der Erhabene die Begierden, flammendem Stroh verglichen hat der Erhabene die Begierden, glühenden Kohlen verglichen hat der Erhabene die Begierden, Träumereien verglichen hat der Erhabene die Begierden, Betteleien verglichen hat der Erhabene die Begierden, Baumfrüchten verglichen hat der Erhabene die Begierden, Schwerdterschneiden verglichen hat der Erhabene die Begierden, Lanzenspitzen verglichen hat der Erhabene die Begierden, Schlangenrachen gleich sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt.« »Wohl, ihr Mönche, wohl, dass ihr, meine Mönche, die verkündete Lehre also versteht. Freilich habe ich euch, ihr Mönche, auf manigfaltige Weise die verderblichen Handlungen erklärt und dargelegt, dass sie dem Thäter nothwendig zum Verderben gereichen. Unbefriedigend sind die Begierden, habe ich gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt. Kahlen Knochen verglichen habe ich die Begierden, Fleischfetzen verglichen habe ich die Begierden, flammendem Stroh verglichen habe ich die Begierden, glühenden Kohlen verglichen habe ich die Begierden, Träumereien verglichen habe ich die Begierden, Betteleien verglichen habe ich die Begierden, Baumfrüchten verglichen habe ich die Begierden, Schwerdterschneiden verglichen habe ich die Begierden, Lanzenspitzen verglichen habe ich die Begierden, Schlangenrachen gleich, habe ich gesagt, sind die Begierden, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt. Aber dieser Mönch Ariṭṭho, der frühere Geierjäger, will uns missverständigen Sinnes verbessern und gräbt sich selbst das Grab und schafft sich schwere Schuld. Das wird diesem bethörten Manne lange zum Unheil, zum Leiden gereichen. Dass er aber, ihr Mönche, außer diesen Begierden da, außer den wahrgenommenen Begierden, außer dem, was unter Begierden gedacht wird, etwa andere Begierden finden könnte, ist schlechterdings unmöglich. »Wohl giebt es, ihr Mönche, Thoren, die sich die Lehre[15] aneignen. Obzwar sie diese Lehre sich angeeignet haben, untersuchen sie nicht mit Weisheit den Sinn der Lehren. Da sie den Sinn nicht mit Weisheit untersuchen, gewähren ihnen die Lehren keine Einsicht. Sie lernen die Lehre nur, um Reden und Meinungen über sie äußern zu können. Den Zweck, um dessen willen sie die Lehre lernen, den merken sie nicht. Ihnen gereichen die unrecht angefassten Lehren lange zum Unheil und Leiden. Und warum das? Weil sie die Lehren, ihr Mönche, unrecht angefasst haben. Es ist, ihr Mönche, als wie wenn ein Mann, der Schlangen begehrt, Schlangen sucht, auf Schlangen ausgeht, eine gewaltige Schlange fände und sie am Leibe oder am Schwanze anfasste: da schösse die Schlange auf ihn zu und bisse ihn in die Hand, in den Arm oder in andere Glieder, so dass er in der 134 Folge den Tod oder tödtlichen Schmerz erlitte. Und warum das? Weil er die Schlange, ihr Mönche, unrecht angefasst hätte. Ebenso nun auch, ihr Mönche, giebt es Thoren, denen die unrecht angefassten Lehren lange zum Unheil und Leiden gereichen. Und warum das? Weil sie die Lehren, ihr Mönche, unrecht angefasst haben. »Wohl giebt es aber, ihr Mönche, auch edle Söhne, die sich die Lehre aneignen. Nachdem sie diese Lehre sich angeeignet haben, untersuchen sie mit Weisheit den Sinn der Lehren. Da sie den Sinn mit Weisheit untersuchen, gewähren ihnen die Lehren Einsicht. Sie lernen die Lehre nicht etwa nur, um Reden und Meinungen über sie äußern zu können. Den Zweck, um dessen willen sie die Lehre lernen, den merken sie. Ihnen gereichen die recht angefassten Lehren lange zum Wohle, zum Heile. Und warum das? Weil sie die Lehren, ihr Mönche, recht angefasst haben. Es ist, ihr Mönche, als wie wenn ein Mann, der Schlangen begehrt, Schlangen sucht, auf Schlangen ausgeht, eine gewaltige Schlange fände und sie mit einem gabelförmigen Stocke, recht angefasst, niederzwänge und, nachdem er sie mit dem gabelförmigen Stocke, recht angefasst, niedergezwungen hätte, am Halse wohl gepackt hielte: wenn nun auch, ihr Mönche, die Schlange Hand oder Arm oder andere Glieder jenes Mannes mit ihrem Leibe umringelte, so brauchte er darum weder Tod zu befürchten noch tödtlichen Schmerz. Und warum nicht? Weil er die Schlange, ihr Mönche, recht angefasst hätte. Ebenso nun auch, ihr Mönche, giebt es auch edle Söhne, denen die recht angefassten Lehren lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Und warum das? Weil sie die Lehren, ihr Mönche, recht angefasst haben. »Darum also, ihr Mönche: was ihr vom Sinn meiner Rede verstehet, das bewahret getreu; was ihr aber vom Sinn meiner Rede nicht verstehet, das muss ich mit euch besprechen, auf dass es wohlbelehrte Mönche gebe. * * * * * »Als Floss, ihr Mönche, will ich euch die Lehre weisen, zum Entrinnen tauglich, nicht zum Festhalten. Das höret und achtet wohl auf meine Rede.« »Ja, o Herr!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Mann, auf der Reise, an ein ungeheueres Wasser käme, das diesseitige Ufer voller Gefahren und Schrecken, das jenseitige Ufer sicher, frei von Schrecken, und es wäre kein Schiff da zur Ueberfuhr, keine Brücke diesseits um das jenseitige Ufer zu erreichen. Da würde dieser Mann denken: ›Das ist ja ein ungeheueres Wasser, das diesseitige Ufer voller Gefahren und Schrecken, das 135 jenseitige Ufer sicher, frei von Schrecken, und kein Schiff ist da zur Ueberfuhr, keine Brücke diesseits um jenseits hinüberzugelangen. Wie, wenn ich nun Röhricht und Stämme, Reisig und Blätter sammelte, ein Floss zusammenfügte und mittelst dieses Flosses, mit Händen und Füßen arbeitend, heil zum jenseitigen Ufer hinübersetzte?!‹ Und der Mann, ihr Mönche, sammelte nun Röhricht und Stämme, Reisig und Blätter, fügte ein Floss zusammen und setzte mittelst dieses Flosses, mit Händen und Füßen arbeitend, heil ans jenseitige Ufer hinüber. Und, gerettet, hinübergelangt, würde er also denken: ›Hochtheuer ist mir wahrlich dieses Floss, mittelst dieses Flosses bin ich, mit Händen und Füßen arbeitend, heil ans jenseitige Ufer gelangt. Wie, wenn ich nun dieses Floss auf den Kopf heben oder auf die Schultern laden würde und hinginge, wohin ich will?‹ Was haltet ihr davon, Mönche? Würde wohl dieser Mann durch solches Thun das Floss richtig behandeln?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Was hätte also, ihr Mönche, der Mann zu thun, damit er das Floss richtig behandelte? Da würde, ihr Mönche, dieser Mann, gerettet, hinübergelangt, also erwägen: ›Hochtheuer ist mir wahrlich dieses Floss, mittelst dieses Flosses bin ich, mit Händen und Füßen arbeitend, heil an das jenseitige Ufer hinübergelangt. Wie, wenn ich nun dieses Floss ans Ufer legte oder in die Fluth senkte und hinginge, wohin ich will?‹ Durch solches Thun, wahrlich, ihr Mönche, würde dieser Mann das Floss richtig behandeln. Ebenso nun auch, ihr Mönche, habe ich die Lehre als Floss dargestellt, zum Entrinnen tauglich, nicht zum Festhalten. Die ihr das Gleichniss vom Flosse, ihr Mönche, verstehet, Ihr habt auch das Rechte zu lassen, geschweige das Unrecht. * * * * * »Sechs verkehrte Lehren, ihr Mönche, sind das; welche sechs? Da betrachtet, ihr Mönche, der unerfahrene gewöhnliche Mensch, der Heiligen ungewärtig, der heiligen Lehre unkundig, der heiligen Lehre fremd -- der Edlen ungewärtig, der Lehre der Edlen unkundig, der Lehre der Edlen fremd, den Körper: ›Der gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‹; er betrachtet das Gefühl: ›Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‹; er betrachtet die Wahrnehmung: ›Die gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‹; er betrachtet die Unterscheidungen: ›Die gehören mir, das bin ich, das ist mein Selbst‹; und was da gesehn, gehört, gedacht, erkannt, erreicht, erforscht, im Geiste untersucht wird, auch davon hält er: ›Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‹; und auch den Glaubenssatz, welcher da lehrt: ›Das ist die Welt, das ist die Seele, das werde ich nach meinem Tode werden, unvergänglich, beharrend, ewig, unwandelbar, ewig gleich, ja, werde ich so verbleiben‹, 136 auch davon hält er: ›Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst.‹ »Der erfahrene heilige Jünger aber, ihr Mönche, der Heiligen gewärtig, der heiligen Lehre kundig, der heiligen Lehre vertraut -- der Edlen gewärtig, der Lehre der Edlen kundig, der Lehre der Edlen vertraut, betrachtet den Körper: ›Der gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹; er betrachtet das Gefühl: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹; er betrachtet die Wahrnehmung: ›Die gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹; er betrachtet die Unterscheidungen: ›Die gehören mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹; und was da gesehn, gehört, gedacht, erkannt, erreicht, erforscht, im Geiste untersucht wird, auch davon hält er: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹; und auch den Glaubenssatz, welcher da lehrt: ›Das ist die Welt, das ist die Seele, das werde ich nach meinem Tode werden, unvergänglich, beharrend, ewig, unwandelbar, ewig gleich, ja, werde ich so verbleiben‹, auch davon hält er: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.‹ Also die Dinge betrachtend kennt er kein unverständiges Zittern.« Auf diese Worte wandte sich einer der Mönche an den Erhabenen: »Kann wohl, o Herr, unverständiges Zittern aus äußeren Gründen eintreten?« »Kann sein, o Mönch«, sprach der Erhabene. »Es wird, zum Beispiel, o Mönch, einem Menschen also zumuthe: ›Verloren hab’ ich’s, ach, ich besitze es nimmer! O, hätt’ ich’s doch wieder! Ach, nimmermehr werd’ ich’s erlangen!‹ Er ist traurig, gebrochen, er jammert, schlägt sich stöhnend die Brust und geräth in Verzweiflung. Also, o Mönch, tritt unverständiges Zittern aus äußeren Gründen ein.« »Und kann wohl, o Herr, unverständiges Zittern aus äußeren Gründen unterbleiben?« »Kann sein, o Mönch«, sprach der Erhabene. »Da wird, o Mönch, einem Menschen nicht also zumuthe: ›Verloren hab’ ich’s, ach, ich besitze es nimmer! O, hätt’ ich’s doch wieder! Ach, nimmermehr werd’ ich’s erlangen!‹ Er ist nicht traurig, nicht gebrochen, er jammert nicht, schlägt sich nicht stöhnend die Brust und geräth nicht in Verzweiflung. Also, o Mönch, unterbleibt unverständiges Zittern aus äußeren Gründen.« »Kann aber, o Herr, unverständiges Zittern ans inneren Gründen eintreten?« »Kann sein, o Mönch«, sprach der Erhabene. »Es hat, zum Beispiel, o Mönch, einer den Glauben: ›Das ist die Welt, das ist die Seele, das werde ich nach meinem Tode werden, unvergänglich, beharrend, ewig, unwandelbar, ewig gleich, ja, werde ich so verbleiben.‹ Der hört vom Vollendeten oder von einem Jünger des Vollendeten die Verkündung der Wahrheit, die alles Anhängen und Genügen an falschen Lehren, Dogmen und Systemen von Grund aus zerstört, die zum Aufgehn aller Unterscheidung führt[16], zur Abwehr aller Anhaftung, zum Versiegen des Durstes, zur Wendung, zur Auflösung, zur Erlöschung. Da wird ihm also zumuthe: ›Vernichtet werde ich 137 sein, o, zugrunde gegangen, ach! Nicht mehr werde ich sein!‹ Er ist traurig, gebrochen, er jammert, schlägt sich stöhnend die Brust und geräth in Verzweiflung. Also, o Mönch, tritt unverständiges Zittern aus inneren Gründen ein.« »Und kann wohl, o Herr, unverständiges Zittern aus inneren Gründen unterbleiben?« »Kann sein, o Mönch«, sprach der Erhabene. »Da hat, o Mönch, einer nicht den Glauben: ›Das ist die Welt, das ist die Seele, das werde ich nach meinem Tode werden, unvergänglich, beharrend, ewig, unwandelbar, ewig gleich, ja, werde ich so verbleiben.‹ Der hört vom Vollendeten oder von einem Jünger des Vollendeten die Verkündung der Wahrheit, die alles Anhängen und Genügen an falschen Lehren, Dogmen und Systemen von Grund aus zerstört, die zum Aufgehn aller Unterscheidung führt, zur Abwehr aller Anhaftung, zum Versiegen des Durstes, zur Wendung, zur Auflösung, zur Erlöschung. Da wird ihm nicht also zumuthe: ›Vernichtet werde ich sein, o, zugrunde gegangen, ach! Nicht mehr werde ich sein!‹ Er ist nicht traurig, nicht gebrochen, er jammert nicht, schlägt sich nicht stöhnend die Brust, geräth nicht in Verzweiflung, Also, o Mönch, unterbleibt unverständiges Zittern aus inneren Gründen. * * * * * »Könntet ihr wohl, Mönche, ein Gut erlangen, dessen Besitz unvergänglich, beharrend, ewig, unwandelbar, ewig gleich derselbe nur bliebe? Kennt ihr, Mönche, ein solches Gut?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Wohl, ihr Mönche: auch ich, ihr Mönche, kenne ein solches Gut nicht, dessen Besitz unvergänglich, beharrend, ewig, unwandelbar, ewig gleich derselbe nur bliebe. »Seid ihr wohl, Mönche, einem Glauben an Unsterblichkeit ergeben, nach welchem der Gläubige von Wehe, Jammer, Leiden, Gram und Verzweiflung erlöst würde? Kennt ihr, Mönche, einen Glauben an Unsterblichkeit, der dem Gläubigen Erlösung brächte von Wehe, Jammer, Leiden, Gram und Verzweiflung?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Wohl, ihr Mönche: auch ich, ihr Mönche, kenne keinen Glauben an Unsterblichkeit, der dem Gläubigen Erlösung brächte von Wehe, Jammer, Leiden, Gram und Verzweiflung. »Hängt ihr wohl, Mönche, einer Schule an, durch welche der Anhänger vor Wehe, Jammer, Leiden, Gram und Verzweiflung bewahrt bliebe? Kennt ihr, Mönche, eine Schule, die den Anhänger vor Wehe, Jammer, Leiden, Gram und Verzweiflung schützen könnte?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Wohl, ihr Mönche: auch ich, ihr Mönche, kenne eine solche 138 Schule nicht, die den Anhänger schützen könnte vor Wehe, Jammer, Leiden, Gram und Verzweiflung. * * * * * »Wenn das Ichselbst, ihr Mönche, vorhanden wäre, könnt’ es dann auch ein ›Mir eigen‹ geben?« »Ja, o Herr!« »Wenn das Eigen, ihr Mönche, vorhanden wäre, könnt’ es dann auch ein ›Mir selbst‹ geben?« »Freilich, o Herr!«. »Da nun weder das Ich noch das Eigen, ihr Mönche, wahrhaft und wirklich erlangt werden kann, wie steht’s um das Dogma, welches da lehrt: ›Das ist die Welt, das ist die Seele, das werd’ ich nach meinem Tode werden, unvergänglich, beharrend, ewig, unwandelbar, ewig gleich, ja, werde ich so verbleiben‹? ist das nicht, ihr Mönche, eine völlig ausgereifte Narrenlehre?« »Was wär’ es denn anderes, o Herr, als eine völlig ausgereifte Narrenlehre!« »Was meint ihr wohl, Mönche: ist der Körper unvergänglich oder vergänglich?« »Vergänglich, o Herr!« »Was aber vergänglich, ist das weh’ oder wohl?« »Weh’, o Herr!« »Was aber vergänglich, wehe, wandelbar ist, kann man etwa davon behaupten: ›Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‹?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Was meint ihr wohl, Mönche: ist das Gefühl unvergänglich oder vergänglich?« »Vergänglich, o Herr!« »Was aber vergänglich, ist das weh’ oder wohl?« »Weh’, o Herr!« »Was aber vergänglich, wehe, wandelbar ist, kann man etwa davon behaupten: ›Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‹?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Was meint ihr wohl, Mönche: ist die Wahrnehmung unvergänglich oder vergänglich?« »Vergänglich, o Herr!« »Was aber vergänglich, ist das weh’ oder wohl?« »Weh’, o Herr!« »Was aber vergänglich, wehe, wandelbar ist, kann man etwa davon behaupten: ›Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‹?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Was meint ihr wohl, Mönche: sind die Unterscheidungen unvergänglich oder vergänglich?« »Vergänglich, o Herr!« »Was aber vergänglich, ist das weh’ oder wohl?« »Weh’, o Herr!« »Was aber vergänglich, wehe, wandelbar ist, kann man etwa davon behaupten: ›Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‹?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Was meint ihr wohl, Mönche: ist das Bewusstsein unvergänglich oder vergänglich?« »Vergänglich, o Herr!« »Was aber vergänglich, ist das weh’ oder wohl?« »Weh’, o Herr!« »Was aber vergänglich, wehe, wandelbar ist, kann man etwa davon behaupten: ›Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‹?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Darum also, ihr Mönche: was es auch an Körperlichem giebt, 139 vergangenes, zukünftiges, gegenwärtiges, eigenes oder fremdes, grobes oder feines, gemeines oder edles, fernes oder nahes: alles Körperliche ist, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit, also anzusehn: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.‹ Was es auch an Gefühl giebt, vergangenes, zukünftiges, gegenwärtiges, eigenes oder fremdes, grobes oder feines, gemeines oder edles, fernes oder nahes: alles Gefühl ist, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit, also anzusehn: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.‹ Was es auch an Wahrnehmung giebt, vergangene, zukünftige, gegenwärtige, eigene oder fremde, grobe oder feine, gemeine oder edle, ferne oder nahe: alle Wahrnehmung ist, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit, also anzusehn: ›Die gehört mir nicht, die bin ich nicht, die ist nicht mein Selbst.‹ Was es auch an Unterscheidungen giebt, vergangene, zukünftige, gegenwärtige, eigene oder fremde, grobe oder feine, gemeine oder edle, ferne oder nahe: alle Unterscheidungen sind, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit, also anzusehn: ›Die gehören mir nicht, die bin ich nicht, die sind nicht mein Selbst.‹ Was es auch an Bewusstsein giebt, vergangenes, zukünftiges, gegenwärtiges, eigenes oder fremdes, grobes oder feines, gemeines oder edles, fernes oder nahes: alles Bewusstsein ist, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit, anzusehn: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.‹ »In solchem Anblick, ihr Mönche, wird der erfahrene heilige Jünger des Körpers überdrüssig und wird des Gefühles überdrüssig und wird der Wahrnehmung überdrüssig und wird der Unterscheidungen überdrüssig und wird des Bewusstseins überdrüssig. Ueberdrüssig wendet er sich ab. Abgewandt löst er sich los. ›Im Erlösten ist die Erlösung‹, diese Erkenntniss geht auf. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ versteht er da. »Ein solcher Mönch, ihr Mönche, wird ›Riegelheber‹ genannt, wird ›Grabenfüller‹ genannt, wird ›Pfeilentledigter‹ genannt, wird ›Hakenloser‹ genannt, wird ›Heiliger, Fahnenloser, Bürdeloser, Abgeschiedener‹ genannt. »Wie aber, ihr Mönche, wird der Mönch zum Riegelheber? Da wird, ihr Mönche, von dem Mönch das Nichtwissen verneint, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass es nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann. Also, ihr Mönche, wird der Mönch zum Riegelheber. »Wie aber, ihr Mönche, wird der Mönch zum Grabenfüller? Da wird, ihr Mönche, von dem Mönch die daseinsschwangere Wandelwelt der Geburten verneint, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann. Also, ihr Mönche, wird der Mönch zum Grabenfüller. »Wie aber, ihr Mönche, wird der Mönch zum Pfeilentledigten? Da wird, ihr Mönche, von dem Mönch der Lebensdurst verneint, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass er nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann. Also, ihr Mönche, wird der Mönch zum Pfeilentledigten. »Wie aber, ihr Mönche, wird der Mönch zum Hakenlosen? Da werden, ihr Mönche, von dem Mönch die fünf niederzerrenden Fesseln verneint, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können. Also, ihr Mönche, wird der Mönch zum Hakenlosen. »Und wie, ihr Mönche, wird der Mönch zum Heiligen, zum Fahnenlosen, Bürdelosen, Abgeschiedenen? Da wird, ihr Mönche, von dem Mönch der Ichheit Dünkel verneint, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass er nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann. Also, ihr Mönche, 140 wird der Mönch zum Heiligen, zum Fahnenlosen, Bürdelosen, Abgeschiedenen. »Den also gemütherlösten Mönch, ihr Mönche, lauernd zu versuchen wagen selbst die Indo-, Brahmā- und Pajāpati-Götter nicht: ›Gefestigt ist dieses Vollendeten Bewusstsein.‹ Und warum nicht? Schon bei Lebzeiten nenn’ ich den Vollendeten, ihr Mönche, unerfassbar. »Der ich also rede, also lehre, ihr Mönche, mich bezichtigen einige Asketen und Brāhmanen, grundloser, nichtiger Weise, fälschlich, mit Unrecht: ›Ein Verneiner ist der Asket Gotamo, des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung verkündigt er.‹ Was ich nicht bin, ihr Mönche, nicht rede, dessen bezichtigen mich jene lieben Asketen und Brāhmanen, grundloser, nichtiger Weise, fälschlich, mit Unrecht: ›Ein Verneiner ist der Asket Gotamo, des lebendigen Wesens Zerstörung, Vernichtung, Aufhebung verkündigt er.‹ Nur eines, ihr Mönche, verkündige ich, heute wie früher: das Leiden und des Leidens Ausrodung. »Wenn da, ihr Mönche, die Menschen den Vollendeten tadeln, verurtheilen, verfolgen und angreifen, da wird der Vollendete, ihr Mönche, nicht unwillig, nicht missmuthig, nicht gedrückten Gemüthes. Wenn da, ihr Mönche, die Menschen den Vollendeten werthhalten, hochschätzen, achten und ehren, da wird der Vollendete, ihr Mönche, nicht froh, nicht freudig, nicht geschwellten Gemüthes. Wenn da, ihr Mönche, die Menschen den Vollendeten werthhalten, hochschätzen, achten und ehren, da gedenkt, ihr Mönche, der Vollendete also: ›Weil dies früher durchdacht worden ist, erweisen sie mir hierin solche Ehren.‹ »Darum also, ihr Mönche: wenn auch die Menschen euch tadeln, verurtheilen, verfolgen und angreifen, werdet da nicht unwillig, nicht missmuthig, nicht gedrückten Gemüthes. Darum also, ihr Mönche: wenn auch die Menschen euch werthhalten, hochschätzen, achten und ehren, werdet da nicht froh, nicht freudig, nicht geschwellten Gemüthes. Darum also, ihr Mönche: wenn auch die Menschen euch werthhalten, hochschätzen, achten und ehren, so gedenket dabei: ›Weil dies früher durchdacht worden ist, erweisen sie uns hierin solche Ehren.‹ * * * * * »Darum also, ihr Mönche: was euch nicht angehört, das gebet auf. Das von euch Aufgegebene wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. »Was aber, ihr Mönche, gehört euch nicht an? Der Körper, ihr Mönche, gehört euch nicht an: ihn gebet auf. Der von euch aufgegebene wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Das Gefühl, ihr Mönche, gehört euch nicht an: das gebet auf. 141 Das von euch aufgegebene wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Die Wahrnehmung, ihr Mönche, gehört euch nicht an: sie gebet auf. Die von euch aufgegebene wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Die Unterscheidungen, ihr Mönche, gehören euch nicht an: sie gebet auf. Die von euch aufgegebenen werden euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Das Bewusstsein, ihr Mönche, gehört euch nicht an: das gebet auf. Das von euch aufgegebene wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. »Was meint ihr wohl, Mönche: wenn ein Mann das, was an Gräsern und Reisig, Zweiglein und Blättern in diesem Siegerwalde daliegt, wegtrüge, oder verbrennte, oder sonst nach Belieben damit schaltete, würdet ihr da etwa denken: ›Uns trägt der Mann weg, oder verbrennt er, oder schaltet sonst nach Belieben‹?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Und warum nicht?« »Nicht das ist ja, o Herr, unser Ich oder Eigen!« »Ebenso nun auch, ihr Mönche, gebet auf, was euch nicht angehört. Das von euch Aufgegebene wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Und was, ihr Mönche, gehört euch nicht an? Der Körper, ihr Mönche, gehört euch nicht an: ihn gebet auf. Der von euch aufgegebene wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Das Gefühl, ihr Mönche, gehört euch nicht an: das gebet auf. Das von euch aufgegebene wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Die Wahrnehmung, ihr Mönche, gehört euch nicht an: sie gebet auf. Die von euch aufgegebene wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Die Unterscheidungen, ihr Mönche, gehören euch nicht an: sie gebet auf. Die von euch aufgegebenen werden euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Das Bewusstsein, ihr Mönche, gehört euch nicht an: das gebet auf. Das von euch aufgegebene wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. »So hab’ ich, ihr Mönche, die Wahrheit wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert. »So ist die Wahrheit, ihr Mönche, von mir wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert worden, und jene Mönche, welche Heilige, Wahnversieger, Endiger sind, die das Werk gewirkt, die Bürde abgelegt, das Heil errungen, die Daseinsfesseln vernichtet haben, die in vollkommener Weisheit Erlösten: ein Wandeln giebt es für diese nimmer. »So hab’ ich, ihr Mönche, die Wahrheit wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert. »So ist die Wahrheit, ihr Mönche, von mir wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert worden, und jene Mönche, welche die fünf niederzerrenden Fesseln abgestreift haben, alle diese gelangen empor, um von dort aus zu erlöschen, nicht mehr kehren sie zurück nach jener Welt. »So hab’ ich, ihr Mönche, die Wahrheit wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert. »So ist die Wahrheit, ihr Mönche, von mir wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert worden, und jene Mönche, welche die drei Fesseln abgestreift haben, die von Gier, Hass und Irre Erleichterten, fast schon Geläuterten, alle diese kehren nur einmal wieder, nur einmal noch zu dieser Welt gekommen, werden sie dem Leiden ein Ende machen. »So hab’ ich, ihr Mönche, die Wahrheit wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert. »So ist die Wahrheit, ihr Mönche, von mir wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert worden, und jene Mönche, welche die drei Fesseln abgestreift haben, alle diese sind Hörer der Botschaft geworden, dem Verderben entronnen, 142 eilen zielbewusst der vollen Erwachung entgegen. »So hab’ ich, ihr Mönche, die Wahrheit wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert. »So ist die Wahrheit, ihr Mönche, von mir wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert worden, und jene Mönche, welche der Wahrheit ergeben, der Lehre ergeben sind, alle diese eilen der vollen Erwachung entgegen. »So hab’ ich, ihr Mönche, die Wahrheit wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert. »So ist die Wahrheit, ihr Mönche, von mir wohlverkündet, gezeigt, aufgedeckt, dargelegt, entschleiert worden, und jene, die Vertrauen, die Liebe zu mir empfinden, alle diese steigen himmelwärts auf.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 23. Dritter Theil Dritte Rede DER AMEISENHÜGEL Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Zu jener Zeit nun weilte der ehrwürdige Kumārakassapo im Dunkeln Walde. Als nun die Nacht eingetreten war, erleuchtete eine gewisse Gottheit den ganzen großen Dunkeln Wald mit ihrem Glanze, begab sich dorthin, wo der ehrwürdige Kumārakassapo weilte, und stellte sich seitwärts hin. Seitwärts stehend sprach nun jene Gottheit zum ehrwürdigen Kumārakassapo also: »Mönch, o Mönch! Dieser Ameisenhügel raucht bei Nacht und flammt bei Tage. Der Geistliche sagte: Grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand einen Keil: Ein Keil, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit dem Keil, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand eine Blase: Eine Blase, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit der Blase, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand einen Zweizack: Ein Zweizack, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit dem Zweizack, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand ein 143 Geflecht: Ein Geflecht, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit dem Geflecht, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand eine Schildkröte: Eine Schildkröte, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit der Schildkröte, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand ein Schlachtbeil: Ein Schlachtbeil, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit dem Schlachtbeil, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand einen Fleischfetzen: Ein Fleischfetzen, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit dem Fleischfetzen, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand eine Kobra: Eine Kobra, o Herr! Der Geistliche sagte: Halt, es bleibe die Kobra, die Kobra rühre nicht an, Verehrung erweise der Kobra! -- Diese Räthsel, o Mönch, wolle vor dem Erhabenen berichten und der Erklärung des Erhabenen gemäß bewahren. Keinen seh’ ich, o Mönch, in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Büßern und Priestern, Göttern und Menschen, der durch eine Erklärung dieser Fragen das Herz gewinnen könnte, den Vollendeten ausgenommen, oder einen Jünger des Vollendeten, und die es von da gehört haben.« Das sprach jene Gottheit und verschwand hierauf von dort. Nachdem nun die Nacht verflossen war, begab sich der ehrwürdige Kumārakassapo zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Hierauf nun sprach der ehrwürdige Kumārakassapo zum Erhabenen also: »Diese Nacht, o Herr, beim Eintritt der Dämmerung, erleuchtete eine gewisse Gottheit den ganzen großen Dunkeln Wald mit ihrem Glanze, kam zu mir heran und stellte sich seitwärts hin. Seitwärts stehend sprach nun, o Herr, jene Gottheit also zu mir: ›Mönch, o Mönch! Dieser Ameisenhügel raucht bei Nacht und flammt bei Tage. Der Geistliche sagte: Grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand einen Keil: Ein Keil, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit dem Keil, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand eine Blase: Eine Blase, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit der Blase, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand einen Zweizack: Ein Zweizack, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit dem Zweizack, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand ein Geflecht: Ein Geflecht, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit dem Geflecht, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand eine Schildkröte: Eine Schildkröte, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit der Schildkröte, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand ein Schlachtbeil: Ein Schlachtbeil, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit dem Schlachtbeil, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand einen Fleischfetzen: Ein Fleischfetzen, o Herr! Der Geistliche sagte: Weg mit dem Fleischfetzen, grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Der Weise grub auf mit scharfer Waffe und fand eine Kobra: Eine Kobra, o Herr! Der Geistliche sagte: Halt, es bleibe die Kobra, die Kobra rühre nicht an, Verehrung erweise der Kobra! -- Diese Räthsel, o Mönch, wolle vor dem Erhabenen berichten und der Erklärung des Erhabenen gemäß bewahren. Keinen seh’ ich, o Mönch, in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Büßern und Priestern, Göttern und Menschen, der durch eine Erklärung dieser Fragen das Herz gewinnen könnte, den Vollendeten ausgenommen, oder einen Jünger des Vollendeten, und die es von da gehört haben.‹ So sprach, o Herr, jene Gottheit und verschwand hierauf von dort. Was ist nun, o Herr, der Ameisenhügel, was das Rauchen bei Nacht und das Flammen bei Tage, wer der Geistliche, wer der Weise, was die scharfe Waffe, was das Aufgraben, was der Keil, was die Blase, was der Zweizack, was das Geflecht, was die Schildkröte, was das Schlachtbeil, was der Fleischfetzen, was ist die Kobra?« »Ameisenhügel: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung für diesen 144 Körper, der aus den vier Hauptstoffen entstanden, von Vater und Mutter gezeugt, durch Speise und Trank entwickelt, dem Vergehn, dem Untergang, der Aufreibung, Auflösung, der Zerstörung verfallen ist. Was er, o Mönch, für das Tagewerk in der Nacht überlegt und erwägt, das ist das Rauchen bei Nacht. Was er, o Mönch, nach der nächtlichen Ueberlegung und Erwägung am Tage in Thaten, Worten und Gedanken wirkt, das ist das Flammen bei Tage. Der Geistliche: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung für den Vollendeten, den Heiligen, vollkommen Erwachten. Der Weise: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung für den kämpfenden Mönch. Die scharfe Waffe: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung der heiligen Weisheit. Das Aufgraben: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung der standhaften Ausdauer. Der Keil: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung des Nichtwissens. Weg mit dem Keil: fort mit dem Nichtwissen. Grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Das ist der Sinn. Die Blase: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung für Zorn und Verzweiflung. Weg mit der Blase: fort mit Zorn und Verzweiflung. Grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Das ist der Sinn. Der Zweizack: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung des Zweifels. Weg mit dem Zweizack: fort mit dem Zweifel. Grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Das ist der Sinn. Das Geflecht: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung der fünf Hemmungen: der Hemmung durch Wunscheswillen, der Hemmung durch Hassensgroll, der Hemmung durch matte Müde, der Hemmung durch stolzen Unmuth, der Hemmung durch Schwanken. Weg mit dem Geflecht: fort mit den fünf Hemmungen. Grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Das ist der Sinn. Die Schildkröte: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung der fünf Stücke des Anhangens, als da ist ein Stück Anhangen an der Form, ein Stück Anhangen am Gefühl, ein Stück Anhangen an der Wahrnehmung, ein Stück Anhangen an der Unterscheidung, ein Stück Anhangen am Bewusstsein. Weg mit der Schildkröte: fort mit den fünf Stücken des Anhangens. Grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Das ist der Sinn. Das Schlachtbeil: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung der fünf Begehrungen: der durch das Gesicht ins Bewusstsein tretenden Formen, der ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; der durch das Gehör ins Bewusstsein tretenden Töne, der ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; der durch den Geruch ins Bewusstsein tretenden Düfte, der ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; der durch den Geschmack ins Bewusstsein tretenden Säfte, der ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; der durch das Getast ins Bewusstsein tretenden Tastungen, der ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Weg mit dem Schlachtbeil: fort mit den fünf 145 Begehrungen. Grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Das ist der Sinn. Der Fleischfetzen: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung der Genügenslust. Weg mit dem Fleischfetzen: fort mit der Genügenslust. Grab’ auf, o Weiser, mit scharfer Waffe. Das ist der Sinn. Die Kobra: das ist, o Mönch, eine Bezeichnung des wahnversiegten Mönchs. Halt, es bleibe die Kobra, die Kobra rühre nicht an, Verehrung erweise der Kobra. Das ist der Sinn.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Kumārakassapo über das Wort des Erhabenen. 24. Dritter Theil Vierte Rede DIE EILPOST Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Rājagaham, im Bambusparke, am Hügel der Eichhörnchen. Da nun begaben sich viele Mönche aus ihrer Heimath, wo sie die Regenzeit zugebracht hatten, zum Erhabenen, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. An diese Mönche, die da zur Seite saßen, wandte sich nun der Erhabene und sprach: »Wer von den Mönchen, den Ordensgetreuen, ihr Mönche, hat sich daheim wohl also erwiesen: selbst wenig bedürfend die Bedürfnisslosigkeit mit den Mönchen besprechend, selbst zufrieden die Zufriedenheit mit den Mönchen besprechend, selbst zurückgezogen die Zurückgezogenheit mit den Mönchen besprechend, selbst weltflüchtig die Weltflucht mit den Mönchen besprechend, selbst ausdauernd standhaft die standhafte Ausdauer mit den Mönchen besprechend, selbst ordenstüchtig die Ordenstugend mit den Mönchen besprechend, selbst vertieft das Heil der Vertiefung mit den Mönchen besprechend, selbst weise das Heil der Weisheit mit den Mönchen besprechend, selbst erlöst das Heil der Erlösung mit den Mönchen besprechend, selbst die Erlösung klar kennend das Heil klarer Kenntniss der Erlösung mit den Mönchen besprechend: ein Belehrer, Aufklärer, Verkünder, ein Ermunterer, Ermuthiger, Erheiterer der Ordensgetreuen?« »Ein Ehrwürdiger Namens Puṇṇo, o Herr, der Sohn der Mantāṇī, 146 hat sich daheim unter den Mönchen, den Ordensgetreuen, also erwiesen: selbst wenig bedürfend die Bedürfnisslosigkeit mit den Mönchen besprechend, selbst zufrieden die Zufriedenheit mit den Mönchen besprechend, selbst zurückgezogen die Zurückgezogenheit mit den Mönchen besprechend, selbst weltflüchtig die Weltflucht mit den Mönchen besprechend, selbst ausdauernd standhaft die standhafte Ausdauer mit den Mönchen besprechend, selbst ordenstüchtig die Ordenstugend mit den Mönchen besprechend, selbst vertieft das Heil der Vertiefung mit den Mönchen besprechend, selbst weise das Heil der Weisheit mit den Mönchen besprechend, selbst erlöst das Heil der Erlösung mit den Mönchen besprechend, selbst die Erlösung klar kennend das Heil klarer Kenntniss der Erlösung mit den Mönchen besprechend: ein Belehrer, Aufklärer, Verkünder, ein Ermunterer, Ermuthiger, Erheiterer der Ordensgetreuen.« Zu jener Zeit nun hatte der ehrwürdige Sāriputto nicht fern vom Erhabenen Platz genommen. Da kam nun dem ehrwürdigen Sāriputto der Gedanke: ›Gesegnet ist der ehrwürdige Puṇṇo Mantāṇiputto, dessen vielseitiges Verdienst verständige Ordensbrüder vor dem Meister preisen, und der Meister freut sich darüber. O dass wir doch gelegentlich einmal mit dem ehrwürdigen Puṇṇo Mantāṇiputto zusammenträfen, dass wir uns über irgend etwas besprächen!‹ Nachdem nun der Erhabene in Rājagaham nach Belieben geweilt hatte, begab er sich auf die Wanderung nach Sāvatthī, von Ort zu Ort wandernd näherte er sich der Stadt. In Sāvatthī weilte nun der Erhabene, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Da kam es dem ehrwürdigen Puṇṇo Mantāṇiputto zu Ohren: ›Der Erhabene ist in Sāvatthī angekommen, weilt in Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos!‹ Und der ehrwürdige Puṇṇo Mantāṇiputto räumte sein Lager zurecht, nahm Mantel und Almosenschaale und begab sich auf die Wanderung nach Sāvatthī. Von Ort zu Ort wandernd gelangte er zu der Stadt, zum Siegerwalde, zum Garten Anāthapiṇḍikos, wo der Erhabene weilte. Als er zum Erhabenen gelangt war, begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Diesen Ehrwürdigen, der da zur Seite saß, stärkte nun der Erhabene, ermunterte, ermuthigte, erheiterte ihn in lehrreichem Gespräche. Und nachdem der ehrwürdige Puṇṇo Mantāṇiputto vom Erhabenen in lehrreichem Gespräche gestärkt, ermuntert, ermuthigt, erheitert worden war, erhob er sich, erfreut und befriedigt durch des Erhabenen Rede, von seinem Sitze, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, ging rechts herum und begab sich zum Dunkeln Walde, für den Rest des Tages. Aber es ging ein Mönch zum ehrwürdigen Sāriputto und meldete ihm: »Jener Mönch, o Bruder Sāriputto, der Puṇṇo heißt, der Sohn der Mantāṇī, den du oft gerühmt hast, der hat sich, 147 vom Erhabenen in lehrreichem Gespräche gestärkt, ermuntert, ermuthigt, erheitert, durch des Erhabenen Rede erfreut und befriedigt, von seinem Sitze erhoben, den Erhabenen ehrerbietig begrüßt und ist gegen den Dunkeln Wald zu gegangen, wo er bis Abend verweilen dürfte.« Da nahm der ehrwürdige Sāriputto unverzüglich seine Strohmatte und folgte dem ehrwürdigen Puṇṇo Mantāṇiputto Schritt vor Schritt, den Kopf nicht aus den Augen verlierend. Und der ehrwürdige Puṇṇo Mantāṇiputto wandte sich ins Innere des Dunkeln Waldes und setzte sich am Fuß eines Baumes nieder, für den Tag. Und auch der ehrwürdige Sāriputto wandte sich ins Innere des Dunkeln Waldes und setzte sich am Fuß eines Baumes nieder, für den Tag. Als nun der ehrwürdige Sāriputto gegen Abend die Gedenkensruhe beendet hatte, begab er sich zum ehrwürdigen Puṇṇo Mantāṇiputto, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihm und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der ehrwürdige Sāriputto zum ehrwürdigen Puṇṇo Mantāṇiputto also: »Wird denn beim Erhabenen, o Bruder, heiliges Leben gepflegt?« »Freilich, o Bruder.« »Wie nun, o Bruder: wird beim Erhabenen um reiner Tugend willen heiliges Leben gepflegt?« »Das nicht, o Bruder.« »Oder wird, o Bruder, um reinen Herzens willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt?« »Das nicht, o Bruder.« »Oder wird vielleicht, o Bruder, um reiner Erkenntniss willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt?« »Das nicht, o Bruder.« »Oder wird etwa, o Bruder, um reiner Gewissheit willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt?« »Das nicht, o Bruder.« »Wird also vielleicht, o Bruder, um reiner Wissenschaft der Wege willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt?« »Das nicht, o Bruder.« »So wird also, o Bruder, um reiner Wissenschaft des Pfades willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt?« »Das nicht, o Bruder.« »Wird dann vielleicht, o Bruder, um reiner Wissenschaft willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt?« »Das nicht, o Bruder.« »Wie nun, o Bruder: auf die Frage, ›Wird beim Erhabenen um reiner Tugend willen heiliges Leben gepflegt‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›Oder wird, o Bruder, um reinen Herzens willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›Oder wird vielleicht, o Bruder, um reiner Erkenntniss willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›Oder wird etwa, o Bruder, um reiner Gewissheit willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›Wird also vielleicht, o Bruder, um reiner Wissenschaft der Wege willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegte antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›So wird also, o Bruder, um reiner Wissenschaft des Pfades willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›Wird dann vielleicht, o Bruder, um reiner Wissenschaft willen beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹. Um wessen willen, sag’ an, o Bruder, wird beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt?« »Um hangloser Wahnerlöschung willen, o Bruder, wird beim 148 Erhabenen heiliges Leben gepflegt.« »Ist da wohl, o Bruder, reine Tugend hanglose Wahnerlöschung?« »Das nicht, o Bruder.« »So ist vielleicht, o Bruder, reines Herz hanglose Wahnerlöschung?« »Das nicht, o Bruder.« »So ist wohl, o Bruder, reine Erkenntniss hanglose Wahnerlöschung?« »Das nicht, o Bruder.« »Ist nun etwa, o Bruder, reine Gewissheit hanglose Wahnerlöschung?« »Das nicht, o Bruder.« »Oder ist da, o Bruder, reine Wissenschaft der Wege hanglose Wahnerlöschung?« »Das nicht, o Bruder.« »Oder ist, o Bruder, reine Wissenschaft des Pfades hanglose Wahnerlöschung?« »Das nicht, o Bruder.« »Oder ist dann, o Bruder, reine Wissenschaft hanglose Wahnerlöschung?« »Das nicht, o Bruder.« »So liegt also, o Bruder, hanglose Wahnerlöschung außerhalb dieser Dinge?« »Das nicht, o Bruder.« »Wie nun, o Bruder: auf die Frage ›Ist da wohl reine Tugend hanglose Wahnerlöschung‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›So ist vielleicht, o Bruder, reines Herz hanglose Wahnerlöschung‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›So ist wohl, o Bruder, reine Erkenntnis hanglose Wahnerlöschung‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›Ist nun etwa, o Bruder, reine Gewissheit hanglose Wahnerlöschung‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›Oder ist da, o Bruder, reine Wissenschaft der Wege hanglose Wahnerlöschung‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›Oder ist, o Bruder, reine Wissenschaft des Pfades hanglose Wahnerlöschung‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›Oder ist dann, o Bruder, reine Wissenschaft hanglose Wahnerlöschung‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹; auf die Frage ›So liegt also, o Bruder, hanglose Wahnerlöschung außerhalb dieser Dinge‹ antwortest du ›Das nicht, o Bruder‹. Wie soll da wohl, o Bruder, dieser Rede Sinn verstanden werden?« »Hätte der Erhabene, o Bruder, reine Tugend als hanglose Wahnerlöschung bezeichnet, so würde ja der Erhabene Hanghaftes als hanglose Wahnerlöschung bezeichnet haben. Hätte der Erhabene, o Bruder, reines Herz als hanglose Wahnerlöschung bezeichnet, so würde ja der Erhabene Hanghaftes als hanglose Wahnerlöschung bezeichnet haben. Hätte der Erhabene, o Bruder, reine Erkenntniss als hanglose Wahnerlöschung bezeichnet, so würde ja der Erhabene Hanghaftes als hanglose Wahnerlöschung bezeichnet haben. Hätte der Erhabene, o Bruder, reine Gewissheit als hanglose Wahnerlöschung bezeichnet, so würde ja der Erhabene Hanghaftes als hanglose Wahnerlöschung bezeichnet haben. Hätte der Erhabene, o Bruder, reine Wissenschaft der Wege als hanglose Wahnerlöschung bezeichnet, so würde ja der Erhabene Hanghaftes als hanglose Wahnerlöschung bezeichnet haben. Wäre aber, o Bruder, hanglose Wahnerlöschung ohne diese Dinge möglich, so erlangte der gemeine Mensch die Wahnerlöschung: denn der gemeine Mensch, o Bruder, ist ohne diese Dinge. Desshalb will ich dir nun, o Bruder, ein Gleichniss geben: auch durch Gleichnisse wird da manchem verständigen Manne der Sinn einer Rede klar. -- Gleichwie etwa, o Bruder, wenn den König Pasenadi Kosalo, während er in Sāvatthī residiert, irgend ein dringendes Geschäft nach Sāketam riefe: da würden für ihn zwischen Sāvatthī und Sāketam sieben 149 Eilposten eingestellt werden. Und der König Pasenadi Kosalo, o Bruder, verließe seine Burg zu Sāvatthī, bestiege vor dem Thore die erste Eilpost und führe mit dieser ersten bis zur zweiten. Dann stiege er aus der ersten in die zweite ein und führe mit dieser zweiten bis zur dritten. Dann stiege er aus der zweiten in die dritte ein und führe mit dieser dritten bis zur vierten. Dann stiege er aus der dritten in die vierte ein und führe mit dieser vierten bis zur fünften. Dann stiege er aus der vierten in die fünfte ein und führe mit dieser fünften bis zur sechsten. Dann stiege er aus der fünften in die sechste ein und führe mit dieser sechsten bis zur siebenten. Dann stiege er aus der sechsten in die siebente ein und führe mit der siebenten Eilpost bis nach Sāketam, vor das Thor seiner Burg. Dort angekommen frügen ihn Brüder und Vettern, Minister und Räthe: ›Mit dieser Eilpost, großer König, bist du von Sāvatthī nach Sāketam gefahren, bis zum Burgthor?‹ Wie möchte da wohl, o Bruder, der König Pasenadi Kosalo rechten Bescheid ertheilen?« »Also, o Bruder, möchte der König Pasenadi Kosalo rechten Bescheid ertheilen: ›Während meiner Anwesenheit in Sāvatthī hat mich ein bestimmtes wichtiges Ereigniss nach Sāketam gerufen. Da befahl ich, sieben Eilposten zwischen Sāvatthī und Sāketam für mich einzustellen. Und ich verließ meine Burg zu Sāvatthī, bestieg vor dem Thore die erste Eilpost und fuhr mit dieser ersten bis zur zweiten. Dann stieg ich aus der ersten in die zweite ein und fuhr mit dieser zweiten bis zur dritten. Dann stieg ich aus der zweiten in die dritte ein und fuhr mit dieser dritten bis zur vierten. Dann stieg ich aus der dritten in die vierte ein und fuhr mit dieser vierten bis zur fünften. Dann stieg ich aus der vierten in die fünfte ein und fuhr mit dieser fünften bis zur sechsten. Dann stieg ich aus der fünften in die sechste ein und fuhr mit dieser sechsten bis zur siebenten. Dann stieg ich aus der sechsten in die siebente ein und bin mit der siebenten Eilpost in Sāketam angekommen, hier vor dem Burgthor.‹ Also, o Bruder, möchte der König Pasenadi Kosalo rechten Bescheid ertheilen.« »Ebenso nun auch, o Bruder, führt reine Tugend zu reinem Herzen, reines Herz zu reiner Erkenntniss, reine Erkenntniss zu reiner Gewissheit, reine Gewissheit zu reiner Wissenschaft der 150 Wege, reine Wissenschaft der Wege zu reiner Wissenschaft des Pfades, reine Wissenschaft des Pfades zu reiner Wissenschaft, reine Wissenschaft zu hangloser Wahnerlöschung. Um hangloser Wahnerlöschung willen, o Bruder, wird beim Erhabenen heiliges Leben gepflegt.« * * * * * Nach diesen Worten sagte der ehrwürdige Sāriputto zum ehrwürdigen Puṇṇo Mantāṇiputto: »Wie heißt der Ehrwürdige und unter welchem Namen kennen den Ehrwürdigen die Ordensbrüder?« »Puṇṇo heiße ich, o Bruder, und als Mantāṇiputto kennen mich die Ordensbrüder.« »Wunderbar, o Bruder, außerordentlich ist es, wie erschöpfend ein so erfahrener Jünger, ein so gründlicher Kenner des Meisterwortes, der ehrwürdige Puṇṇo Mantāṇiputto, diese überaus tiefsinnigen Fragen beantwortet hat. Gesegnet sind die Ordensbrüder, hochgesegnet sind die Ordensbrüder, denen der Anblick, denen die Gesellschaft des ehrwürdigen Puṇṇo Mantāṇiputto gegönnt ist! Und wenn den Ordensbrüdern Anblick und Gesellschaft des ehrwürdigen Puṇṇo Mantāṇiputto nur verhüllten Hauptes gegönnt wäre, so wären sie auch dann noch gesegnet, hochgesegnet. Gesegnet, hochgesegnet sind auch wir, die wir den Anblick und die Gesellschaft des ehrwürdigen Puṇṇo Mantāṇiputto genießen!« Auf diese Worte sagte der ehrwürdige Puṇṇo Mantāṇiputto zum ehrwürdigen Sāriputto: »Wie heißt der Ehrwürdige und unter welchem Namen kennen den Ehrwürdigen die Ordensbrüder?« »Upatisso heiße ich, o Bruder, und als Sāriputto kennen mich die Ordensbrüder.« »Als wir uns mit euch, dem Jünger, der dem Meister gleicht, wie man sagt, unterhielten, wussten wir nicht: das ist der ehrwürdige Sāriputto. Hätten wir das gewusst, wären wir nicht so ausführlich gewesen. Wunderbar, o Bruder, außerordentlich ist es, wie erschöpfend ein so erfahrener Jünger, ein so gründlicher Kenner des Meisterwortes, der ehrwürdige Sāriputto, diese überaus tiefsinnigen Fragen gestellt hat. Gesegnet sind die Ordensbrüder, hochgesegnet sind die Ordensbrüder, denen der Anblick, denen die Gesellschaft des ehrwürdigen Sāriputto gegönnt ist! Und wenn den Ordensbrüdern Anblick und Gesellschaft des ehrwürdigen Sāriputto nur verhüllten Hauptes gegönnt wäre, so wären sie auch dann noch gesegnet, hochgesegnet. Gesegnet, hochgesegnet sind auch wir, die wir 151 den Anblick und die Gesellschaft des ehrwürdigen Sāriputto genießen!« So, wahrlich, ergetzten sich jene beiden Großen an gegenseitiger trefflicher Rede. 25. Dritter Theil Fünfte Rede DAS FUTTER Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Nicht streut der Wildsteller, ihr Mönche, dem Wilde Futter aus in dem Gedanken: ›Von dem Futter, das ich hier ausstreue, möge das Wild genießen, um gesund zu bleiben und alt zu werden, lange Zeit hindurch soll es sich davon ernähren‹, sondern, ihr Mönche, er denkt dabei: ›Von dem Futter, das ich hier ausstreue, angelockt wird sich das Wild blindem Genusse ergeben; angelockt, blindem Genusse ergeben wird es behaglich werden; behaglich geworden wird es sich gehn lassen; und wenn es sich gehn lässt, wird es in diesem Gehäge meinem Gefallen überliefert sein.‹ »Da kam, ihr Mönche, die erste Heerde Wildes heran, angelockt von dem Futter, das der Wildsteller ausgestreut hatte, und ergab sich blindem Genusse; angelockt, blindem Genusse ergeben wurden die Thiere behaglich; behaglich geworden ließen sie sich gehn; und als sie sich gehn ließen, waren sie in jenem Gehäge dem Gefallen des Wildstellers überliefert. Und so konnte, ihr Mönche, die erste Heerde Wildes aus dem Machtbereich des Wildstellers nicht entkommen. »Da gedachte, ihr Mönche, die zweite Heerde Wildes: ›Jene Ersten sind von dem ausgestreuten Futter des Wildstellers angelockt worden, haben sich blindem Genusse ergeben; angelockt, blindem Genusse ergeben wurden sie behaglich; behaglich geworden ließen sie sich gehn; und als sie sich gehn 152 ließen, waren sie in jenem Gehäge dem Gefallen des Wildstellers überliefert. Und so konnten jene Ersten aus des Wildstellers Machtbereich nicht entkommen. Wir aber wollen uns von allem ausgestreuten Futter fern halten, fern von der Unglückspeise tief in den Wald zurückziehn.‹ Und sie hielten sich fern von allem ausgestreuten Futter, fern von der Unglückspeise zogen sie sich tief in den Wald zurück. Und im letzten Monat des Sommers, als Gras und Wasser versiegte, wurden sie außerordentlich mager; außerordentlich mager geworden verloren sie die Kraft; entkräftet gingen sie nun zu jenem Futter heran, das der Wildsteller ausgestreut hatte. Angelockt ergaben sie sich blindem Genusse; angelockt, blindem Genusse ergeben wurden sie behaglich; behaglich geworden ließen sie sich gehn; und als sie sich gehn ließen, waren sie in jenem Gehäge dem Gefallen des Wildstellers überliefert. Und so konnte, ihr Mönche, auch die zweite Heerde Wildes aus dem Machtbereich des Wildstellers nicht entkommen. »Da gedachte, ihr Mönche, die dritte Heerde Wildes: ›Jene Ersten und auch jene Zweiten konnten also aus des Wildstellers Machtbereich nicht entkommen. Wie, wenn wir uns nun in der Nähe 153 jenes Platzes aufhielten, wo der Wildsteller Futter ausstreut? Dort weilend werden wir nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießen; nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießend werden wir nicht behaglich werden; nicht behaglich geworden werden wir uns nicht gehn lassen; und wenn wir uns nicht gehn lassen, werden wir in jenem Gehäge dem Gefallen des Wildstellers nicht überliefert sein.‹ Und sie hielten sich in der Nähe jenes Platzes auf, wo der Wildsteller Futter ausstreute; dort weilend genossen sie nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung; nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießend wurden sie nicht behaglich; nicht behaglich geworden ließen sie sich nicht gehn; und da sie sich nicht gehn ließen, waren sie in jenem Gehäge dem Gefallen des Wildstellers nicht überliefert. Da sagten sich, ihr Mönche, der Wildsteller und seine Gesellen: ›Schlau ist wahrhaftig dieses dritte, gewitzigte Rudel, magische Macht muss dieses dritte, fremde Rudel besitzen, da es ja hier das ausgestreute Futter verzehrt und keiner von uns entdecken kann, woher es kommt, oder wohin es geht! Wir wollen jetzt den Futterplatz mit großen Pfählen rings umstecken, von allen Seiten, damit wir vielleicht auf solche Weise auskundschaften, wo sich das dritte Rudel aufhält, wo es sich verbirgt.‹ Und sie säumten den Futterplatz ringsumher, von allen Seiten, mit großen Pfählen ein. Und der Wildsteller und seine Gesellen, ihr Mönche, sahn nun, wo sich die dritte Heerde Wildes aufhielt, wo sie sich verbarg. Und so konnte, ihr Mönche, auch die dritte Heerde Wildes aus dem Machtbereich des Wildstellers nicht entkommen. »Da gedachte, ihr Mönche, die vierte Heerde Wildes: ›Jene Ersten und auch jene Zweiten und selbst jene Dritten konnten 154 also aus des Wildstellers Machtbereich nicht entkommen. Wie, wenn nun wir eine Stätte aufsuchten, die dem Wildsteller und seinen Gesellen unzugänglich wäre? Von dort aus mögen wir kommen und nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießen; nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießend werden wir nicht behaglich werden; nicht behaglich geworden werden wir uns nicht gehn lassen; und wenn wir uns nicht gehn lassen, werden wir in jenem Gehäge dem Gefallen 155 des Wildstellers nicht überliefert sein.‹ Und sie suchten eine Stätte auf, die dem Wildsteller und seinen Gesellen unzugänglich blieb; von dort aus kamen sie und genossen nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung; nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießend wurden sie nicht behaglich; nicht behaglich geworden ließen sie sich nicht gehn; und da sie sich nicht gehn ließen, waren sie in jenem Gehäge dem Gefallen des Wildstellers nicht überliefert. Da sagten sich, ihr Mönche, der Wildsteller und seine Gesellen: ›Schlau ist wahrlich dieses vierte, gewitzigte Rudel, magische Macht muss dieses vierte, fremde Rudel besitzen, da es ja hier das ausgestreute Futter verzehrt und keiner von uns entdecken kann, woher es kommt oder wohin es geht! Wir wollen diesen Futterplatz mit großen Pfählen rings umstecken, von allen Seiten, und glücklich erspähen, wo sich das vierte Rudel aufhält, wo es sich verbirgt.‹ Und sie säumten den Futterplatz von allen Seiten mit großen Pfählen ringsherum ein. Aber der Wildsteller und seine Gesellen, ihr Mönche, fanden keine Spur zu dem Orte, wo sich die vierte Heerde Wildes aufhielt, wo sie sich verbarg. Da sagten sich, ihr Mönche, der Wildsteller und seine Gesellen: ›Wenn wir nun das vierte Rudel verscheuchen wollten, so würde dieses, verscheucht, andere verscheuchen, diese anderen wieder andere, und so möchte das Futter, das wir hier ausstreuen, von allem Wilde gemieden werden: lasset uns doch über das vierte Rudel hinwegsehn!‹ Und der Wildsteller und seine Gesellen, ihr Mönche, sahn über die vierte Heerde Wildes hinweg. Und so konnte, ihr Mönche, die vierte Heerde Wildes aus dem Machtbereich des Wildstellers entkommen. * * * * * »Ein Gleichniss habe ich da, meine Mönche, gegeben, um den Sinn zu erklären. Das aber ist nun der Sinn. Das Futter: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung der fünf Begehrungen. Der Wildsteller: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung der Natur, der bösen.[17] Die Gesellen des Wildstellers: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung der Gesellen der Natur. Die Heerde Wildes: das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung der Asketen und Büßer. »Da haben sich, ihr Mönche, die ersten Asketen und Büßer, angelockt von dem Futter, das die Natur ausstreut, von der 156 Lust an der Welt, blindem Genusse ergeben; angelockt, blindem Genusse ergeben wurden sie behaglich; behaglich geworden ließen sie sich gehn; und als sie sich gehn ließen, waren sie in jenem Gehäge, in jener Lust an der Welt, dem Gefallen der Natur überliefert. Und so konnten, ihr Mönche, die ersten Asketen und Büßer aus dem Machtbereich der Natur nicht entkommen. Wie die erste Heerde Wildes, ihr Mönche, erscheinen mir diese ersten Asketen und Büßer. »Da gedachten, ihr Mönche, die zweiten Asketen und Büßer: ›Jene ersten Asketen und Büßer sind von dem Futter, das die Natur ausstreut, von der Lust an der Welt, angelockt worden, haben sich blindem Genusse ergeben; angelockt, blindem Genusse ergeben wurden sie behaglich; behaglich geworden ließen sie sich gehn; und als sie sich gehn ließen, waren sie in jenem Gehäge, in jener Lust an der Welt, dem Gefallen der Natur überliefert. Und so konnten jene ersten Asketen und Büßer aus dem Machtbereich der Natur nicht entkommen. Wir aber wollen uns von allem Futtergenusse, von aller Weltlust, fern halten, fern von der Unglücksspeise tief in den Wald zurückziehn.‹ Und sie hielten sich fern von allem Futtergenusse, von aller Weltlust, fern von der Unglücksspeise zogen sie sich tief in den Wald zurück. Und sie lebten von Kräutern und Pilzen, von wildem Reis und Korn, von Saamen und Kernen, von Pflanzenmilch und Baumharz, von Gräsern, von Kuhmist, fristeten sich von Wurzeln und Früchten des Waldes, lebten von abgefallenen Früchten. Und im letzten Monat des Sommers, als Gras und Wasser versiegte, wurden sie außerordentlich mager; außerordentlich mager geworden verloren sie die Kraft; entkräftet verloren sie die Geistesruhe; verstört gingen sie nun zu jenem Futter heran, das die Natur ausstreut, zu jener Lust an der Welt. Angelockt ergaben sie sich blindem Genusse; angelockt, blindem Genusse ergeben wurden sie behaglich; behaglich geworden ließen sie sich gehn; und als sie sich gehn ließen, waren sie in jenem Gehäge, in jener Lust an der Welt, dem Gefallen der Natur überliefert. Und so konnten, ihr Mönche, auch die zweiten Asketen und Büßer aus dem Machtbereich der Natur nicht entkommen. Wie die zweite Heerde Wildes, ihr Mönche, erscheinen 157 mir diese zweiten Asketen und Büßer. »Da gedachten, ihr Mönche, die dritten Asketen und Büßer: ›Jene Ersten und auch jene Zweiten konnten also aus dem Machtbereich der Natur nicht entkommen. Wie, wenn wir uns nun in der Nähe des Futters aufhielten, das die Natur ausstreut, in der Nähe der weltlichen Lust? Dort weilend werden wir nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießen; nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießend werden wir nicht behaglich werden; nicht behaglich geworden werden wir uns nicht gehn lassen; und wenn wir uns nicht gehn lassen, werden wir in jenem Gehäge, in jener Lust an der Welt, dem Gefallen der Natur nicht überliefert sein.‹ Und sie hielten sich in der Nähe des Futters auf, das die Natur ausstreut, in der Nähe der weltlichen Lust; dort weilend genossen sie nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung; nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießend wurden sie nicht behaglich; nicht behaglich geworden ließen sie sich nicht gehn; und da sie sich nicht gehn ließen, waren sie in jenem Gehäge, in jener Lust an der Welt, dem Gefallen der Natur nicht überliefert. Aber sie bekamen nun Ansichten wie: ›Ewig ist die Welt‹ oder ›Zeitlich ist die Welt‹, ›Endlich ist die Welt‹ oder ›Unendlich ist die Welt‹, ›Seele und Leib sind ein und dasselbe‹ oder ›Anders ist die Seele, anders der Leib‹, ›Der Vollendete besteht nach dem Tode‹ oder ›Der Vollendete besteht nicht nach dem Tode‹ oder ›Der Vollendete besteht und besteht nicht nach dem Tode‹ oder ›Weder besteht noch besteht nicht der Vollendete nach dem Tode‹. Und so konnten, ihr Mönche, auch die 158 dritten Asketen und Büßer aus dem Machtbereich der Natur nicht entkommen. Wie die dritte Heerde Wildes, ihr Mönche, erscheinen mir diese dritten Asketen und Büßer. »Da gedachten, ihr Mönche, die vierten Asketen und Büßer: ›Jene Ersten und auch jene Zweiten und selbst jene Dritten konnten also aus dem Machtbereich der Natur nicht entkommen. Wie, wenn nun wir eine Stätte aufsuchten, die der Natur und ihren Gesellen unzugänglich wäre? Von dort aus mögen wir herantreten zu dem Futter, das die Natur ausstreut, zu der weltlichen Lust, und nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießen; nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießend werden wir nicht behaglich werden; nicht behaglich geworden werden wir uns nicht gehn lassen; und wenn wir uns nicht gehn lassen, werden wir in jenem Gehäge, in jener Lust an der Welt, dem Gefallen der Natur nicht überliefert sein.‹ Und sie suchten eine Stätte auf, die der Natur und ihren Gesellen unzugänglich blieb; von dort aus traten sie heran zu dem Futter, das die 159 Natur ausstreut, zu der weltlichen Lust, und genossen nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung; nicht angelockt und nicht blindlings die Nahrung genießend wurden sie nicht behaglich; nicht behaglich geworden ließen sie sich nicht gehn; und da sie sich nicht gehn ließen, waren sie in jenem Gehäge, in jener Lust an der Welt, dem Gefallen der Natur nicht überliefert. Und so konnten, ihr Mönche, die vierten Asketen und Büßer aus dem Machtbereich der Natur entkommen. Wie die vierte Heerde Wildes, ihr Mönche, erscheinen mir diese vierten Asketen und Büßer. »Wie aber, ihr Mönche, ist der Natur und ihren Gesellen der Zugang verwehrt? Da weilt, ihr Mönche, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erreicht der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: in heiterer Ruhe verweilt der Mönch gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt, geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt der Mönch die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach völliger Ueberwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen gewinnt der Mönch in dem Gedanken ›Gränzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegränzten Raumes. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach völliger Ueberwindung der unbegränzten Raumsphäre gewinnt der Mönch in dem Gedanken ›Gränzenlos ist das Bewusstsein‹ das Reich des unbegränzten Bewusstseins.[18] Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach völliger Ueberwindung der unbegränzten Bewusstseinsphäre gewinnt der Mönch in dem 160 Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach völliger Ueberwindung der Nichtdaseinsphäre erreicht der Mönch die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach völliger Ueberwindung der Gränzscheide möglicher Wahrnehmung erreicht der Mönch die Auflösung der Wahrnehmbarkeit, und des weise Sehenden Wahn ist aufgehoben. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen, entronnen der Weltlichkeit.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 26. Dritter Theil Sechste Rede DAS HEILIGE ZIEL Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Und der Erhabene, zeitig gerüstet, nahm Mantel und Schaale und ging nach der Stadt um Almosenspeise. Da nun begaben sich viele Mönche zum ehrwürdigen Ānando und sagten zu ihm: »Lang’ ist es her, Bruder Ānando, seitdem wir vom Munde des Erhabenen ein lehrreiches Gespräch gehört haben: gut wär’ es, Bruder Ānando, wenn wir vom Munde des Erhabenen ein lehrreiches Gespräch zu hören bekämen.« »Wohlan, Ehrwürdige, so begebt euch zur Klause des Brāhmanen Rammako, vielleicht werdet ihr vom Munde des Erhabenen ein lehrreiches Gespräch zu hören bekommen.« »Das wollen wir thun, Bruder!« erwiderten da jene Mönche dem ehrwürdigen Ānando. Nachdem nun der Erhabene in Sāvatthī von Haus zu Haus getreten und vom Almosengange zurückgekehrt war, wandte er sich nach dem Mahle an den ehrwürdigen Ānando: »Komm’, Ānando, lass’ uns in den Osthain gehn, zu Mutter Migāros Terrasse, und bis gegen Abend dort verweilen.« »Wohl, o Herr!« erwiderte der ehrwürdige Ānando dem Erhabenen. Und der Erhabene begab sich nun mit dem ehrwürdigen Ānando in 161 den Osthain, zu Mutter Migāros Terrasse, für den Tag. Als nun der Erhabene gegen Abend die Gedenkensruhe beendet hatte, wandte er sich zum ehrwürdigen Ānando: »Komm’, Ānando, gehn wir ins Alte Bad, die Glieder erfrischen.« »Wohl, o Herr!« erwiderte der ehrwürdige Ānando dem Erhabenen. Und der Erhabene ging nun mit dem ehrwürdigen Ānando ins Alte Bad, die Glieder erfrischen. Nachdem der Erhabene seine Glieder im Alten Bade besprengt und bespült hatte, nahm er eines seiner drei Kleidungstücke um und ließ die Glieder vorerst trocknen.[19] Da nun sprach der ehrwürdige Ānando zum Erhabenen also: »Jene Klause des Brāhmanen Rammako, o Herr, ist nicht weit von hier, entzückend gelegen, o Herr, in heiterer Ruhe. Gut wär’ es, o Herr wenn der Erhabene sich dorthin begeben möchte, von Mitleid bewogen!« Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte. Und der Erhabene begab sich nun zur Klause des Brāhmanen Rammako. Um diese Zeit aber waren dort viele Mönche in lehrreichem Gespräche versammelt. Da blieb der Erhabene vor dem Thore der Klause stehn und wartete das Ende des Gespräches ab. Als nun der Erhabene merkte, das Gespräch sei zu Ende, räusperte er sich und schlug mit dem Klopfer an; jene Mönche aber öffneten dem Erhabenen die Pforte. Und der Erhabene betrat nun die Klause des Brāhmanen Rammako und setzte sich auf den dargebotenen Sitz. Hierauf wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Zu welchem Gespräch, ihr Mönche, seid ihr jetzt hier zusammengekommen, und wobei habt ihr euch eben unterbrochen?« »Um des Erhabenen willen, o Herr, haben wir ein lehrreiches Gespräch unterbrochen: denn der Erhabene ist gekommen!« »Gut, meine Mönche, das steht euch an, meine Mönche, die ihr als edle Söhne von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert seid, dass ihr zu lehrreichem Gespräche zusammenkommet. Trefft ihr euch, meine Mönche, so geziemt euch zweierlei: lehrreiches Gespräch oder heiliges Schweigen. * * * * * »Zwei Ziele, ihr Mönche, giebt es: das heilige Ziel und das unheilige Ziel. Was ist aber, ihr Mönche, das unheilige Ziel? Da sucht, ihr Mönche, einer, selber der Geburt unterworfen, 162 was auch der Geburt unterworfen ist; selber dem Altern unterworfen sucht er was auch dem Altern unterworfen ist; selber der Krankheit unterworfen sucht er was auch der Krankheit unterworfen ist; selber dem Sterben unterworfen sucht er was auch dem Sterben unterworfen ist; selber dem Schmerz unterworfen sucht er was auch dem Schmerze unterworfen ist; selber dem Schmutz unterworfen sucht er was auch dem Schmutze unterworfen ist. Was aber, ihr Mönche, nennet ihr der Geburt unterworfen? Weib und Kind, ihr Mönche, ist der Geburt unterworfen, Knecht und Magd ist der Geburt unterworfen, Lamm und Ziege ist der Geburt unterworfen, Schwein und Hahn ist der Geburt unterworfen, Elephant und Rind, Hengst und Stute ist der Geburt unterworfen, Gold und Silber ist der Geburt unterworfen. Der Geburt unterworfen sind diese Gebilde, ihr Mönche; und da sucht man verlockt, geblendet, hingerissen, selber der Geburt unterworfen was auch der Geburt unterworfen ist. Was aber, ihr Mönche, nennet ihr dem Altern, der Krankheit, dem Sterben, dem Schmerze, dem Schmutze unterworfen? Weib und Kind, ihr Mönche, Knecht und Magd, Lamm und Ziege, Schwein und Hahn, Elephant und Rind, Hengst und Stute, Gold und Silber ist dem Altern, der Krankheit, dem Sterben, dem Schmerze, dem Schmutze unterworfen. Dem Altern, der Krankheit, dem Sterben, dem Schmerze, dem Schmutze unterworfen sind diese Gebilde, ihr Mönche; und da sucht man verlockt, geblendet, hingerissen, selber dem Altern, der Krankheit, dem Sterben, dem Schmerze, dem Schmutze unterworfen was auch dem Altern, der Krankheit, dem Sterben, dem Schmerze, dem Schmutze unterworfen ist. Das ist, ihr Mönche, das unheilige Ziel. »Was ist aber, ihr Mönche, das heilige Ziel? Da sucht, ihr Mönche, einer, selber der Geburt unterworfen, das Elend 163 dieses Naturgesetzes merkend, die geburtlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; selber dem Altern unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, sucht er die alterlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; selber der Krankheit unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, sucht er die krankheitlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; selber dem Sterben unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, sucht er die unsterbliche unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; selber dem Schmerze unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, sucht er die unbeschmerzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; selber dem Schmutze unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, sucht er die unbeschmutzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung. Das ist, ihr Mönche, das heilige Ziel. »Auch ich habe einst, ihr Mönche, noch vor der vollen Erwachung, als unvollkommen Erwachter, Erwachung erst Erringender, selber der Geburt unterworfen, gesucht was auch der Geburt unterworfen ist; selber dem Altern unterworfen, gesucht was auch dem Altern unterworfen ist; selber der Krankheit unterworfen, gesucht was auch der Krankheit unterworfen ist; selber dem Sterben unterworfen, gesucht was auch dem Sterben unterworfen ist; selber dem Schmerz unterworfen, gesucht was auch dem Schmerze unterworfen ist; selber dem Schmutz unterworfen, gesucht was auch dem Schmutze unterworfen ist. »Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Was suche ich denn, selber der Geburt, dem Altern, der Krankheit, dem Sterben, dem Schmerze, dem Schmutze unterworfen, was auch der Geburt, dem Altern, der Krankheit, dem Sterben, dem Schmerze, dem Schmutze unterworfen ist? Wie, wenn ich nun, selber der Geburt unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die geburtlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte? Selber dem Altern unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die alterlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte? Selber der Krankheit unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die krankheitlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte? Selber dem Sterben unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die unsterbliche unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte? Selber dem Schmerz unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die unbeschmerzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte? Selber dem Schmutze unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die unbeschmutzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte?‹ »Und ich zog, ihr Mönche, nach einiger Zeit, noch in frischer Blüthe, glänzend dunkelhaarig, im Genusse glücklicher Jugend, im ersten Mannesalter, gegen den Wunsch meiner weinenden und klagenden Eltern, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, vom Hause fort in die Hauslosigkeit hinaus. »Also Pilger geworden, das wahre Gut suchend, nach dem unvergleichlichen höchsten Friedenspfade forschend, begab ich mich zu Āḷāro Kālāmo und sprach zu ihm: ›Ich möchte, Bruder Kālāmo, in dieser Lehre und Ordnung das Asketenleben führen.‹ Hierauf, ihr Mönche, erwiderte mir Āḷāro Kālāmo: ›Bleibt, Ehrwürdiger! Solcherart ist diese Lehre, dass ein verständiger Mann, sogar binnen kurzem, sich die eigene Meisterschaft 164 begreiflich und offenbar machen und ihren Besitz erlangen kann.‹ Und ich begriff, ihr Mönche, binnen kurzem, sehr bald diese Lehre. Ich lernte nun soviel, ihr Mönche, als Lippen und Laute mitzutheilen vermögen, das Wort des Wissens und das Wort der älteren Jünger, und ich und die anderen wussten: ›Wir kennen und verstehn es.‹ Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Āḷāro Kālāmo verkündet nicht die ganze Lehre nach seinem Glauben ‚Mir selbst begreiflich und offenbar gemacht verweil’ ich in ihrem Besitze‘, sicher kennt Āḷāro Kālāmo diese Lehre genau.‹ Ich ging nun, ihr Mönche, zu Āḷāro Kālāmo hin und sprach also: ›Inwiefern, Bruder Kālāmo, erklärst du, dass wir diese Lehre begriffen, uns offenbar gemacht und ihren Besitz erlangt haben?‹ Hierauf, ihr Mönche, stellte Āḷāro Kālāmo das Reich des Nichtdaseins dar. Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Nicht einmal Āḷāro Kālāmo hat Zuversicht, ich aber habe Zuversicht; nicht einmal Āḷāro Kālāmo hat Standhaftigkeit, ich aber habe Standhaftigkeit; nicht einmal Āḷāro Kālāmo hat Einsicht, ich aber habe Einsicht; nicht einmal Āḷāro Kālāmo hat Selbstvertiefung, ich aber habe Selbstvertiefung; nicht einmal Āḷāro Kālāmo hat Weisheit, ich aber habe Weisheit. Wie, wenn ich nun diese Lehre, von welcher Āḷāro Kālāmo sagt ‚Mir selbst begreiflich und offenbar gemacht verweil’ ich in ihrem Besitze‘, mir anzueignen suchte, damit sie mir völlig klar würde?‹ Und binnen kurzem, sehr bald, ihr Mönche, hatte ich diese Lehre begriffen, mir offenbar gemacht und ihren Besitz erlangt. Ich ging nun, ihr Mönche, wieder zu Āḷāro Kālāmo hin und sprach also: ›Ist diese Lehre, Bruder Kālāmo, insofern von uns begriffen, offenbar gemacht und erlangt worden?‹ -- ›Insofern, o Bruder, ist diese Lehre begriffen, offenbar gemacht und erlangt worden.‹ -- ›Ich habe nun, Bruder Kālāmo, diese Lehre insofern begriffen, mir offenbar gemacht und erlangt.‹ -- ›Beglückt sind wir, o Bruder, hoch begünstigt, die wir einen solchen Ehrwürdigen als ächten Asketen erblicken! So wie ich die Lehre verkünde, so hast du sie erlangt; so wie 165 du sie erlangt hast, so verkünde ich die Lehre. So wie ich die Lehre kenne, so kennst du die Lehre; so wie du die Lehre kennst, so kenne ich die Lehre. So wie ich bin, so bist du; so wie du bist, so bin ich. Komm’ denn, Bruder: selbander wollen wir diese Jüngerschaar lenken.‹ So, ihr Mönche, erklärte Āḷāro Kālāmo, mein Lehrer, mich, seinen Schüler, als ihm ebenbürtig und ehrte mich mit hoher Ehre. Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Nicht diese Lehre führt zur Abkehr, zur Wendung, zur Auflösung, zur Aufhebung, zur Durchschauung, zur Erwachung, zur Erlöschung, sondern nur zur Einkehr in das Reich des Nichtdaseins.‹ Und ich fand diese Lehre ungenügend, ihr Mönche, und unbefriedigt von ihr zog ich fort. »Ich begab mich nun, ihr Mönche, das wahre Gut suchend, nach dem unvergleichlichen höchsten Friedenspfade forschend, zu Uddako, dem Sohne Rāmos, und sprach zu ihm: ›Ich möchte, Bruder Rāmo, in dieser Lehre und Ordnung das Asketenleben führen.‹ Hierauf, ihr Mönche, erwiderte mir Uddako Rāmaputto: ›Bleibt, Ehrwürdiger! Solcherart ist diese Lehre, dass ein verständiger Mann, sogar binnen kurzem, sich die eigene Meisterschaft begreiflich und offenbar machen und ihren Besitz erlangen kann.‹ Und ich begriff, ihr Mönche, binnen kurzem, sehr bald diese Lehre. Ich lernte nun soviel, ihr Mönche, als Lippen und Laute mitzutheilen vermögen, das Wort des Wissens und das Wort der älteren Jünger, und ich und die anderen wussten: ›Wir kennen und verstehn es.‹ Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Rāmo hat nicht die ganze Lehre nach seinem Glauben ‚Mir selbst begreiflich und offenbar gemacht verweil’ ich in ihrem Besitze‘ verkündet, sicher hat Rāmo diese Lehre genau gekannt.‹ Ich ging nun, ihr Mönche, zu Uddako, dem Sohne Rāmos, hin und sprach also: ›Inwiefern, Bruder, hat Rāmo diese Lehre als von uns begriffen, offenbar gemacht und erlangt erklärt?‹ Hierauf, ihr Mönche, stellte Uddako, der Sohn Rāmos, die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung dar. Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Nicht einmal Rāmo hatte Zuversicht, ich aber habe Zuversicht; nicht einmal Rāmo hatte Standhaftigkeit, ich aber 166 habe Standhaftigkeit; nicht einmal Rāmo hatte Einsicht, ich aber habe Einsicht; nicht einmal Rāmo hatte Selbstvertiefung, ich aber habe Selbstvertiefung; nicht einmal Rāmo hatte Weisheit, ich aber habe Weisheit. Wie, wenn ich nun diese Lehre, von welcher Rāmo sagte ‚Mir selbst begreiflich und offenbar gemacht verweil’ ich in ihrem Besitze‘, mir anzueignen suchte, damit sie mir völlig klar würde?‹ Und binnen kurzem, sehr bald, ihr Mönche, hatte ich diese Lehre begriffen, mir offenbar gemacht und ihren Besitz erlangt. Ich ging nun, ihr Mönche, wieder zu Uddako Rāmaputto hin und sprach also: ›Ist diese Lehre, Bruder, der Darlegung Rāmos gemäß insofern von uns begriffen, offenbar gemacht und erlangt worden?‹ -- ›Insofern, Bruder, hat Rāmo diese Lehre als begriffen, offenbar gemacht und erlangt dargestellt.‹ -- ›Ich habe nun, Bruder, diese Lehre insofern begriffen, mir offenbar gemacht und erlangt.‹ -- ›Beglückt sind wir, o Bruder, hoch begünstigt, die wir einen solchen Ehrwürdigen als ächten Asketen erblicken! So wie Rāmo die Lehre verkündet hat, so hast du die Lehre erlangt; so wie du sie erlangt hast, so hat Rāmo die Lehre verkündet. So wie Rāmo die Lehre gekannt hat, so kennst du die Lehre; so wie du die Lehre kennst, so hat Rāmo die Lehre gekannt. So wie Rāmo war, so bist du; so wie du bist, so war Rāmo. Komm’ denn, o Bruder: sei du das Haupt dieser Jüngerschaar.‹ So, ihr Mönche, belehnte Uddako Rāmaputto, mein Ordensbruder, mich mit der Meisterschaft und ehrte mich mit hoher Ehre. Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Nicht diese Lehre führt zur Abkehr, zur Wendung, zur Auflösung, zur Aufhebung, zur Durchschauung, zur Erwachung, zur Erlöschung, sondern nur zur Einkehr in das Reich der Gränze möglicher Wahrnehmung.‹ Und ich fand diese Lehre ungenügend, ihr Mönche, und unbefriedigt von ihr zog ich fort. »Ich wanderte nun, ihr Mönche, das wahre Gut suchend, nach dem unvergleichlichen höchsten Friedenspfade forschend, im Magadhā-Lande von Ort zu Ort und kam in die Nähe der Burg 167 Uruvelā. Dort sah ich einen entzückenden Fleck Erde: einen heiteren Waldesgrund, einen hell strömenden Fluss, zum Baden geeignet, erfreulich, und rings umher Wiesen und Felder. Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Entzückend, wahrlich, ist dieser Fleck Erde! Heiter ist der Waldesgrund, der Fluss strömt hell dahin, zum Baden geeignet, erfreulich, und rings umher liegen Wiesen und Felder. Das genügt wohl einem Askese begehrenden edlen Sohne zur Askese.‹ Und ich setzte mich nun, ihr Mönche, dort nieder: ›Das genügt zur Askese.‹ »Und der ich, ihr Mönche, selber der Geburt unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die geburtlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte, fand die geburtlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; der ich, selber dem Altern unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die alterlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte, fand die alterlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; der ich, selber der Krankheit unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die krankheitlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte, fand die krankheitlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; der ich, selber dem Sterben unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die unsterbliche unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte, fand die unsterbliche unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; der ich, selber dem Schmerze unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die unbeschmerzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte, fand die unbeschmerzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; der ich, selber dem Schmutze unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die unbeschmutzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchte, fand die unbeschmutzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung. Die klare Gewissheit ging mir nun auf: ›Für ewig bin erlöst ich, Das ist das letzte Leben, Und nicht mehr giebt es Wiedersein.‹ »Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Entdeckt hab’ ich diese tiefe Satzung, die schwer zu gewahren, schwer zu erkunden ist, die stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche. Vergnügen aber sucht ja dieses Geschlecht, Vergnügen liebt es, Vergnügen schätzt es. Dem Vergnügen suchenden Geschlechte nun aber, Vergnügen liebenden, Vergnügen schätzenden ist ein solches Ding kaum verständlich: als wie das auf gewisse Weise bedingt sein, die bedingte Entstehung; und auch ein solches Ding wird es kaum verstehn: eben dieses Aufgehn aller Unterscheidung, die Abwehr aller Anhaftung, das Versiegen des Durstes, die Wendung, Auflösung, Erlöschung. Wenn 168 ich also die Satzung darlege und die anderen mich doch nicht begreifen, so ist mir Plage gewiss und Anstoß.‹ Und es sind da, ihr Mönche, diese naturgemäßen Sprüche mir aufgeleuchtet, die vorher nie gehörten: ›Mit heißer Mühe was ich fand Nun offenbaren wär’ umsonst: Das gier- und hassverzehrte Volk Ist solcher Satzung nicht geneigt. ›Die stromentgegen gehende Tief innig zart verborgene Bleibt Gierergetzten unsichtbar In dichter Finsterniss verhüllt.‹ »Also erwägend, ihr Mönche, neigte sich mein Gemüth zur Verschlossenheit, nicht zur Darlegung der Lehre. Da nun gewahrte, ihr Mönche, Brahmā Sahampati[20] meines Herzens Bedenken und klagte: ›Verderben, ach, wird ja die Welt, elend verderben, wenn des Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten Gemüth sich zur Verschlossenheit neigt und nicht zur Darlegung der Lehre!‹ Da verschwand nun, ihr Mönche, Brahmā Sahampati, so schnell wie etwa ein kräftiger Mann den eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehn mag, aus der Brahmawelt und erschien vor mir. Da nun entblößte, ihr Mönche, Brahmā Sahampati eine Schulter, faltete die Hände zu mir und sprach hierauf also: ›O dass doch der Erhabene, o Herr, die Lehre darlege, o dass doch der Willkommene die Lehre darlege! Es giebt Wesen edlerer Art: ohne Gehör der Lehre verlieren sie sich; sie werden die Lehre verstehn.‹ »Das sagte, ihr Mönche, Brahmā Sahampati; und hierauf sprach er fernerhin also: ›Verkündet ward in Magadhā Verkehrtes, Vertrübte Lehre von Unreinen ausgedacht: Eröffne du jetzt dieses Thor des Lebens, Der Reine weise zur entdeckten Wahrheit uns. ›Wie einer, der am Gipfel hoher Berge steht Und in die Lande blickt nach allen Seiten hin, So blick’, Allauge du, vom Thurm der Wahrheit In dieses Schmerzenreich, du Schmerzenlöser! Sieh’ hin, o Weiser, auf das Sein: Entstehn-Vergehn ist seine Pein. ›Wohlan, o Helde, siegreicher Kampfesherr, 169 Geh’ hin zur Welt, entsühnt, o Meisterführer du! Die Lehre mögest, Herr, verkünden: Es werden sich Verständige finden.‹ »Auf das Anliegen Brahmās nun, ihr Mönche, und aus Erbarmen zu den Wesen blickte ich mit dem erwachten Auge in die Welt. Und ich sah, ihr Mönche, mit dem erwachten Auge in die Welt blickend, Wesen edlerer Art und gemeinerer Art, scharfsinnige und stumpfsinnige, gut begabte und schlecht begabte, leicht begreifende und schwer begreifende und auch manche, die das Anpreisen einer anderen Welt für arg erachten. Gleichwie etwa, ihr Mönche, in einem Lotusweiher einzelne blaue oder rothe oder weiße Lotusrosen im Wasser entstehn, im Wasser sich entwickeln, unter dem Wasserspiegel bleiben, aus der Wassertiefe Nahrung aufsaugen; einzelne blaue oder rothe oder weiße Lotusrosen im Wasser entstehn, im Wasser sich entwickeln, bis zum Wasserspiegel dringen; einzelne blaue oder rothe oder weiße Lotusrosen im Wasser entstehn, im Wasser sich entwickeln, über das Wasser emporsteigen und dastehn unbenetzt von Wasser: ebenso nun auch, ihr Mönche, sah ich, mit dem erwachten Auge in die Welt blickend, Wesen edlerer Art und gemeinerer Art, scharfsinnige und stumpfsinnige, gut begabte und schlecht begabte, leicht begreifende und schwer begreifende und auch manche, die das Anpreisen einer anderen Welt für arg erachten. »Und ich erwiderte nun, ihr Mönche, Brahmā Sahampati’n mit dem Spruche: »Erschlossen sind zur Ewigkeit die Thore: Wer Ohren hat zu hören komm’ und höre. Den Anstoß ahnend wahrt’ ich unberedsam Das köstlich Edle vor den Menschen, Brahmā.« »Da nun, ihr Mönche, sagte Brahmā Sahampati: ›Gewährung hat mir der Erhabene verheißen, die Lehre darzulegen‹, begrüßte mich ehrerbietig, ging rechts herum und war alsbald verschwunden. »Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Wem könnt’ ich nun wohl zuerst die Lehre darlegen, wer wird diese Lehre gar bald begreifen?‹ Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Jener Āḷāro Kālāmo ist weise, entfremdet, tiefsinnig, lebt seit langer Zeit der Entsagung; wenn ich nun ihm zuerst die Lehre darlege, 170 wird er diese Lehre gar bald begreifen.‹ Da nun kamen, ihr Mönche, Gottheiten zu mir und sagten: ›Vor sieben Tagen, o Herr, ist Āḷāro Kālāmo gestorben.‹ Die klare Gewissheit ging mir nun auf: ›Vor sieben Tagen ist Āḷāro Kālāmo gestorben.‹ Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Ein großer Geist war Āḷāro Kālāmo: hätte er diese Lehre vernommen, er hätte sie gar bald begriffen.‹ Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Wem könnt’ ich nun wohl zuerst die Lehre darlegen, wer wird diese Lehre gar bald begreifen?‹ Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Jener Uddako Rāmaputto ist weise, entfremdet, tiefsinnig, lebt seit langer Zeit der Entsagung; wenn ich nun ihm zuerst die Lehre darlege, wird er diese Lehre gar bald begreifen.‹ Da nun kamen, ihr Mönche, Gottheiten zu mir und sagten: ›Am Abend, o Herr, ist Uddako Rāmaputto gestorben.‹ Die klare Gewissheit ging mir nun auf: ›Am Abend ist Uddako Rāmaputto gestorben.‹ Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Ein großer Geist war Uddako Rāmaputto: hätte er diese Lehre vernommen, er hätte sie gar bald begriffen.‹ Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Wem könnt’ ich nun wohl zuerst die Lehre darlegen, wer wird diese Lehre gar bald begreifen?‹ Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Zugethan sind mir ja die Fünf verbündeten Mönche, die meiner warteten, als ich mich der Askese hingab; wie, wenn ich nun zuerst den Fünf verbündeten Mönchen die Lehre darlegen möchte?‹ Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: ›Wo weilen wohl jetzt die Fünf verbündeten Mönche?‹ Und ich sah, ihr Mönche, mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, den Aufenthalt der Fünf verbündeten Mönche bei Benāres, am Sehersteine, im Wildparke.[21] Und ich begab mich nun, ihr Mönche, da ich in Uruvelā nach Belieben geweilt hatte, auf die Wanderung nach Benāres. »Da begegnete mir, ihr Mönche, Upako, ein Nackter Büßer, auf dem Wege vom Baum der Erwachung nach Gayā, und als er mich gesehen hatte sprach er also zu mir: ›Heiter, o Bruder, ist dein Angesicht, hell die Hautfarbe und rein! Um wessen willen, o Bruder, bist du hinausgezogen? Wer ist wohl dein Meister? Oder zu wessen Lehre bekennst du dich?‹ »Auf diese Worte, ihr Mönche, sprach ich zu Upako dem Nackten 171 Büßer die Sprüche: »Allüberwinder, Allerkenner bin ich, Von allen Dingen ewig abgeschieden, Verlassend alles, lebenswahngeläutert, Durch mich allein belehrt, wen kann ich nennen? »Kein Lehrer hat mich aufgeklärt, Kein Wesen giebt es, das mir gleicht, Die Welt mit ihren Göttern hat Nicht Einen Ebenbürtigen. »Denn ich bin ja der Herr der Welt, Der höchste Meister, der bin ich, Ein einzig Allvollendeter, Vollkommen Wahnerloschener. »Der Wahrheit Reich erricht’ ich nun Und wandre zur Benāresstadt: Erdröhnen soll in finstrer Welt Die Trommel der Unsterblichkeit.« ›So glaubst du also, Bruder, dass du der Heilige bist, der Unumschränkte Sieger?‹ »Mir gleich, ja, werden Siegende, Ist Wahnvertilgung ausgeübt: Besiegt hab’ ich das Sündige, Bin darum Sieger, Upako.« »Auf diese Worte, ihr Mönche, erwiderte Upako der Nackte Büßer: ›Wenn’s nur wäre, Bruder!‹ schüttelte das Haupt, schlug einen Seitenweg ein und entfernte sich. »Und ich zog nun, ihr Mönche, von Ort zu Ort nach Benāres, kam zum Seherstein, in den Wildpark, wo die Fünf verbündeten Mönche weilten. Da erblickten mich, ihr Mönche, die Fünf verbündeten Mönche von ferne, und als sie mich gesehn, bestärkte einer den anderen: ›Da kommt, Bruder, jener Asket Gotamo heran, der Ueppige, der von der Askese abgefallen ist und sich der Ueppigkeit ergeben hat: wir wollen ihn weder begrüßen, noch uns erheben um ihm Mantel und Schaale abzunehmen, aber ein Sitz sei zugewiesen; wenn er will, mag er sich setzen.‹ Je mehr ich mich aber, ihr Mönche, näherte, desto weniger vermochten die Fünf verbündeten Mönche bei ihrem Entschluss zu verharren: einige kamen entgegen und nahmen mir Mantel und Schaale ab, einige baten mich Platz zu nehmen, einige machten ein Fußbad zurecht, und sie gingen mich mit dem Namen und dem Bruderworte an. Da sagte ich, ihr Mönche, zu den Fünf verbündeten Mönchen: ›Nicht gehet, ihr Mönche, den Vollendeten mit dem Namen und dem Bruderworte an: heilig, ihr Mönche, ist der Vollendete, 172 der vollkommen Erwachte. Leihet Gehör, ihr Mönche, die Unsterblichkeit ist gefunden. Ich führe ein, ich lege die Lehre dar. Der Führung folgend werdet ihr in gar kurzer Zeit jenes Ziel, um dessen willen edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehn, die höchste Vollendung der Heiligkeit noch bei Lebzeiten euch offenbar machen, verwirklichen und erringen.‹ Auf diese Worte, ihr Mönche, erwiderten mir die Fünf verbündeten Mönche: ›Selbst durch deine so harte Buße, o Bruder Gotamo, durch deine Kasteiung, durch deine Schmerzensaskese hast du das überirdische, reiche Heilthum der Wissensklarheit nicht errungen: wie magst du nun jetzt, wo du üppig geworden, von der Askese abgefallen bist, der Ueppigkeit dich ergeben hast, das überirdische, reiche Heilthum der Wissensklarheit besitzen?‹ Auf diese Worte, ihr Mönche, erwiderte ich den Fünf verbündeten Mönchen: ›Nicht ist, ihr Mönche, der Vollendete üppig geworden, von der Askese abgefallen, der Ueppigkeit ergeben: heilig, ihr Mönche, ist der Vollendete, der vollkommen Erwachte. Leihet Gehör, ihr Mönche, die Unsterblichkeit ist gefunden. Ich führe ein, ich lege die Lehre dar. Der Führung folgend werdet ihr in gar kurzer Zeit jenes Ziel, um dessen willen edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehn, die höchste Vollendung der Heiligkeit noch bei Lebzeiten euch offenbar machen, verwirklichen und erringen.‹ Und zum zweiten Mal nun, ihr Mönche, erwiderten mir die Fünf verbündeten Mönche: ›Selbst durch deine so harte Buße, o Bruder Gotamo, durch deine Kasteiung, durch deine Schmerzensaskese hast du das überirdische, reiche Heilthum der Wissensklarheit nicht errungen: wie magst du nun jetzt, wo du üppig geworden, von der Askese abgefallen bist, der Ueppigkeit dich ergeben hast, das überirdische, reiche Heilthum der Wissensklarheit besitzen?‹ Und zum zweiten Mal nun, ihr Mönche, erwiderte ich den Fünf verbündeten Mönchen: ›Nicht ist, ihr Mönche, der Vollendete üppig geworden, von der Askese abgefallen, der Ueppigkeit ergeben: heilig, ihr Mönche, ist der Vollendete, der vollkommen Erwachte. Leihet Gehör, ihr Mönche, die Unsterblichkeit ist gefunden. Ich führe ein, ich lege die Lehre dar. Der Führung folgend werdet ihr in gar kurzer Zeit jenes Ziel, um dessen willen edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehn, die höchste Vollendung der Heiligkeit noch bei Lebzeiten euch offenbar machen, verwirklichen und erringen.‹ Und zum dritten Mal nun, ihr Mönche, erwiderten mir die Fünf verbündeten Mönche: ›Selbst durch deine so harte Buße, o Bruder Gotamo, durch deine Kasteiung, durch deine Schmerzensaskese hast du das überirdische, reiche Heilthum der Wissensklarheit nicht errungen: wie magst du nun jetzt, wo du üppig geworden, von der Askese abgefallen bist, der Ueppigkeit dich ergeben hast, das überirdische, reiche Heilthum der Wissensklarheit besitzen?‹ Auf diese Worte, ihr Mönche, sagte ich zu den Fünf verbündeten Mönchen: ›Entsinnet ihr euch, ihr Mönche, dass ich je zuvor also gesprochen hätte?‹ ›Nein, o Herr!‹ ›Heilig, ihr Mönche, ist der Vollendete, der vollkommen Erwachte. Leihet Gehör, ihr Mönche, die Unsterblichkeit ist gefunden. Ich führe ein, ich lege die Lehre dar. Der Führung folgend werdet ihr in gar kurzer Zeit jenes Ziel, um dessen willen edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehn, die höchste Vollendung der Heiligkeit noch bei Lebzeiten euch offenbar machen, verwirklichen und erringen.‹ Und es 173 gelang mir, ihr Mönche, den Fünf verbündeten Mönchen meine Erkenntniss mitzutheilen. Erst trug ich, ihr Mönche, zweien Mönchen die Lehre vor, drei Mönche gingen um Almosenspeise, und was die drei Mönche an Almosenspeise brachten, das theilten wir in sechs Theile und lebten davon. Dann trug ich, ihr Mönche, dreien Mönchen die Lehre vor, zwei Mönche gingen um Almosenspeise, und was die zwei Mönche an Almosenspeise brachten, das theilten wir in sechs Theile und lebten davon. »Und die Fünf verbündeten Mönche, ihr Mönche, von mir also belehrt, also eingeführt, selber der Geburt unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die geburtlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchend, fanden die geburtlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; selber dem Altern unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die alterlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchend, fanden die alterlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; selber der Krankheit unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die krankheitlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchend, fanden die krankheitlose unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; selber dem Sterben unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die unsterbliche unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchend, fanden die unsterbliche unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; selber dem Schmerze unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die unbeschmerzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchend, fanden die unbeschmerzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung; selber dem Schmutze unterworfen, das Elend dieses Naturgesetzes merkend, die unbeschmutzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung suchend, fanden die unbeschmutzte unvergleichliche Sicherheit, die Wahnerlöschung. Die klare Gewissheit ging ihnen nun auf: ›Für ewig sind erlöst wir, Das ist das letzte Leben, Und nicht mehr giebt es Wiedersein.‹ * * * * * »Fünf Begehrungen, ihr Mönche, giebt es: welche fünf? Die durch das Gesicht ins Bewusstsein tretenden Formen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Gehör ins Bewusstsein tretenden Töne, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geruch ins Bewusstsein tretenden Düfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geschmack ins Bewusstsein tretenden Säfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Getast ins Bewusstsein tretenden Tastungen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Das sind, ihr Mönche, die fünf Begehrungen. »Von allen den Asketen oder Priestern, ihr Mönche, die sich da der fünf Begehrungen verlockt, geblendet, hingerissen bedienen, ohne das Elend zu sehn, ohne an Entrinnung zu denken, von denen gelte das Wort: verloren, verdorben, dem Gefallen des Bösen überliefert. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn sich ein Wild des Waldes auf eine Fallschlinge, verstrickt, hinlegte; da gälte von ihm das Wort: verloren, verdorben, dem Gefallen des Jägers überliefert, kommt nun der Jäger heran, wird es nicht hinwegeilen können, wohin es will: ebenso nun auch, ihr Mönche, gelte das Wort von allen den Asketen oder Priestern, die sich da der fünf Begehrungen verlockt, geblendet, hingerissen bedienen, ohne das Elend zu sehn, ohne an Entrinnung zu denken: verloren, verdorben, dem Gefallen des Bösen überliefert. Von allen den Asketen oder Priestern aber, ihr Mönche, die sich da der fünf Begehrungen nicht verlockt, nicht geblendet, nicht hingerissen bedienen, das Elend sehend, der Entrinnung eingedenk, von denen gelte das Wort: nicht verloren, nicht 174 verdorben, dem Gefallen des Bösen nicht überliefert. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn sich ein Wild des Waldes auf eine Fallschlinge, unverstrickt, hinlegte; da gälte von ihm das Wort: nicht verloren, nicht verdorben, dem Gefallen des Jägers nicht überliefert, und kommt nun der Jäger heran, wird es hinwegeilen können, wohin es will: ebenso nun auch, ihr Mönche, gelte das Wort von allen den Asketen oder Priestern, die sich da der fünf Begehrungen nicht verlockt, nicht geblendet, nicht hingerissen bedienen, das Elend sehend, der Entrinnung eingedenk: nicht verloren, nicht verdorben, dem Gefallen des Bösen nicht überliefert. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein Wild des Waldes, in fernen Waldesgründen schweifend, gesichert geht, gesichert steht, gesichert sitzt, gesichert liegt, und desshalb zwar, weil es sich außer dem Bereich des Jägers hält: ebenso nun auch, ihr Mönche, verweilt da ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: in heiterer Ruhe verweilt der Mönch gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt der Mönch die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach völliger Ueberwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen gewinnt der Mönch in dem Gedanken ›Gränzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegränzten Raumes. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach völliger Ueberwindung der unbegränzten Raumsphäre gewinnt der Mönch in dem Gedanken ›Gränzenlos ist das Bewusstsein‹ das Reich des unbegränzten Bewusstseins. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach völliger Ueberwindung der unbegränzten Bewusstseinsphäre gewinnt der Mönch in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach völliger Ueberwindung der Nichtdaseinsphäre erreicht der Mönch die Gränzscheide möglicher 175 Wahrnehmung. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach völliger Ueberwindung der Gränzscheide möglicher Wahrnehmung erreicht der Mönch die Auflösung der Wahrnehmbarkeit, und des weise Sehenden Wahn ist aufgehoben. Ein solcher, ihr Mönche, wird Mönch genannt: geblendet hat er die Natur, spurlos vertilgt ihr Auge, entschwunden ist er der bösen, entronnen der Weltlichkeit. Gesichert geht er, gesichert steht er, gesichert sitzt er, gesichert liegt er, und desshalb zwar, weil er sich außer dem Bereich des Bösen hält.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 27. Dritter Theil Siebente Rede DIE ELEPHANTENSPUR -- I -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Zu jener Zeit nun fuhr der Brāhmane Jāṇussoṇi eines Nachmittags in einem weißen Zeltwagen aus der Stadt hinaus. Da sah der Brāhmane Jāṇussoṇi den Pilger Pilotikā von ferne herankommen, und nachdem er ihn gesehn sprach er also zu ihm: »Sieh’ da, wo kommt denn der verehrte Vacchāyano her, in der Sonne des Nachmittags?« »Von dort, Lieber, vom Asketen Gotamo komme ich.« »Was meint wohl Herr Vacchāyano: hat der Asket Gotamo große Geisteskraft? Man hält ihn für weise.« »Wer bin ich, Lieber, dass ich über die große Geisteskraft des Asketen Gotamo urtheilen sollte? Der müsste ihm wohl gleichen, der die große Geisteskraft des Asketen Gotamo kennte!« »Gewaltig, fürwahr, preist Herr Vacchāyano das Lob des Asketen Gotamo!« »Wer bin ich, Lieber, dass ich den Asketen Gotamo preisen sollte? Von Gepriesenen gepriesen wird Herr Gotamo, der Höchste der Götter und Menschen.« »Welche Eigenschaft hat doch Herr Vacchāyano wahrgenommen, um dem Asketen Gotamo so hingegeben zu sein?« »Gleichwie etwa, Lieber, wenn ein kundiger Elephantensteller einen Elephantenwald aufsuchte; dort fände er die mächtige 176 Fußspur eines Elephanten, groß in der Länge, breit in der Queere; da käme er zu dem Schlusse: ›Welch ein mächtiger Elephant muss das sein!‹ --: ebenso nun auch habe ich, Lieber, da ich des Asketen Gotamo vier Fußspuren gesehn, alsbald geschlossen: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft!‹ -- Welche vier? »Da habe ich, Lieber, manche gelehrte Adelige gesehn, feine, erprobte Gegenredner, die Haare zu spalten schienen, die mit ihrem Scharfsinn die schönsten Ansichten, so zu sagen, entzweischnitten. Denen war zu Ohren gekommen: ›Der Asket Gotamo selbst wird auf der Wanderung dieses Dorf oder jene Stadt besuchen!‹ Da stellten sie eine Frage zusammen: ›Diese Frage wollen wir dem Asketen Gotamo vorlegen; giebt er uns auf diese Frage diese Antwort, so werden wir ihm auf diese Weise das Wort verdrehn: giebt er uns aber auf diese Frage jene Antwort, so werden wir ihm auf jene Weise das Wort verdrehn.‹ Und sie hörten: ›Der Asket Gotamo selbst ist auf der Wanderung in diesem Dorfe oder in jener Stadt angekommen!‹ Und sie begaben sich hin. Und der Asket Gotamo ermunterte, ermuthigte, erregte und erheiterte sie in lehrreichem Gespräche. Und vom Asketen Gotamo in lehrreichem Gespräche ermuntert, ermuthigt, erregt und erheitert stellten sie dem Asketen Gotamo weder eine Frage, geschweige dass sie ihm das Wort verdrehn wollten, wurden vielmehr Anhänger[22] des Asketen Gotamo. »Als ich, Lieber, diese erste Fußspur des Asketen Gotamo gesehn hatte, da bin ich zu dem Schlusse gekommen: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft!‹ »Weiter sodann, Lieber, habe ich da manche gelehrte Priester gesehn, feine, erprobte Gegenredner, die Haare zu spalten schienen, die mit ihrem Scharfsinn die schönsten Ansichten, so zu sagen, entzweischnitten. Denen war zu Ohren gekommen: ›Der Asket Gotamo selbst wird auf der Wanderung dieses Dorf oder jene Stadt besuchen!‹ Da stellten sie eine Frage zusammen: ›Diese Frage wollen wir dem Asketen Gotamo vorlegen; giebt er uns auf diese Frage diese Antwort, so werden wir ihm auf diese Weise das Wort verdrehn: giebt er uns aber auf diese Frage jene Antwort, so werden wir ihm auf jene Weise das Wort verdrehn.‹ Und sie hörten: ›Der Asket Gotamo selbst ist auf der Wanderung in diesem Dorfe oder in jener Stadt angekommen!‹ Und sie begaben sich hin. Und der Asket Gotamo ermunterte, ermuthigte, erregte und erheiterte sie in lehrreichem Gespräche. Und vom Asketen Gotamo in lehrreichem Gespräche ermuntert, ermuthigt, erregt und erheitert stellten sie dem Asketen Gotamo weder eine Frage, geschweige dass sie ihm das Wort verdrehn wollten, wurden vielmehr Anhänger des Asketen Gotamo. »Als ich, Lieber, diese zweite Fußspur des Asketen Gotamo gesehn hatte, da bin ich zu dem Schlusse gekommen: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft!‹« »Weiter sodann, Lieber, habe ich da manche gelehrte Bürger gesehn, feine, erprobte Gegenredner, die Haare zu spalten schienen, die mit ihrem Scharfsinn die schönsten Ansichten, so zu sagen, entzweischnitten. Denen war zu Ohren gekommen: ›Der Asket Gotamo selbst wird auf der Wanderung dieses Dorf oder jene Stadt besuchen!‹ Da stellten sie eine Frage zusammen: ›Diese Frage wollen wir dem Asketen Gotamo vorlegen; giebt er uns auf diese Frage diese Antwort, so werden wir ihm auf diese Weise das Wort verdrehn: giebt er uns aber auf diese Frage jene Antwort, so werden wir ihm auf jene Weise das Wort verdrehn.‹ Und sie hörten: ›Der Asket Gotamo selbst ist auf der Wanderung in diesem Dorfe oder in jener Stadt angekommen!‹ Und sie begaben sich hin. Und der Asket Gotamo ermunterte, ermuthigte, erregte und erheiterte sie in lehrreichem Gespräche. Und vom Asketen Gotamo in lehrreichem Gespräche ermuntert, ermuthigt, erregt und erheitert stellten sie dem Asketen Gotamo weder eine Frage, geschweige dass sie ihm das Wort verdrehn wollten, wurden vielmehr Anhänger des Asketen Gotamo. »Als ich, Lieber, diese dritte Fußspur des Asketen Gotamo gesehn hatte, da bin ich zu dem Schlusse gekommen: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft!‹« »Weiter sodann, Lieber, habe ich da manche gelehrte Asketen gesehn, feine, erprobte Gegenredner, die Haare zu spalten schienen, die mit ihrem Scharfsinn die schönsten Ansichten, so zu sagen, entzweischnitten. Denen war zu Ohren gekommen: ›Der Asket Gotamo selbst wird auf der Wanderung dieses Dorf oder 177 jene Stadt besuchen!‹ Da stellten sie eine Frage zusammen: ›Diese Frage wollen wir dem Asketen Gotamo vorlegen; giebt er uns auf diese Frage diese Antwort, so werden wir ihm auf diese Weise das Wort verdrehn: giebt er uns aber auf diese Frage jene Antwort, so werden wir ihm auf jene Weise das Wort verdrehn.‹ Und sie hörten: ›Der Asket Gotamo selbst ist auf der Wanderung in diesem Dorfe oder in jener Stadt angekommen!‹ Und sie begaben sich hin. Und der Asket Gotamo ermunterte, ermuthigte, erregte und erheiterte sie in lehrreichem Gespräche. Und vom Asketen Gotamo in lehrreichem Gespräche ermuntert, ermuthigt, erregt und erheitert stellten sie dem Asketen Gotamo weder eine Frage, geschweige dass sie ihm das Wort verdrehn wollten, flehten vielmehr den Asketen Gotamo an, sie in den Orden aufzunehmen. Und der Asket Gotamo nahm sie auf. Und in diesen Orden aufgenommen lebten sie einzeln, abgesondert, ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich. Und in gar kurzer Zeit hatten sie jenes Ziel, um dessen willen edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehn, die höchste Vollendung der Heiligkeit noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen. Und sie sprachen: ›Den Verstand mussten wir verloren haben, den Verstand müssen wir wiedergefunden haben! Die wir früher nichts weniger als Asketen waren glaubten ‚Wir sind Asketen‘, die wir nichts weniger als Heilige waren glaubten ‚Wir sind Heilige‘, die wir nichts weniger als Sieger waren glaubten ‚Wir sind Sieger‘: jetzt sind wir Asketen, jetzt sind wir Heilige, jetzt sind wir Sieger.‹ »Als ich, Lieber, diese vierte Fußspur des Asketen Gotamo gesehn hatte, da bin ich zu dem Schlusse gekommen: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft!‹ Weil ich nun, Lieber, diese vier Fußspuren des Asketen Gotamo gesehn habe, darum bin ich zu dem Schlusse gekommen: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft!‹« Auf diese Worte stieg der Brāhmane Jāṇussoṇi von seinem weißen Zeltwagen herab, entblößte eine Schulter, verneigte sich ehrerbietig nach der Richtung wo der Erhabene weilte, und ließ dann dreimal den Gruß ertönen: »Verehrung dem Erhabenen, Dem heilig auferwachten Herrn! »Verehrung dem Erhabenen, Dem heilig auferwachten Herrn! »Verehrung dem Erhabenen, Dem heilig auferwachten Herrn!« »O dass wir doch einmal Gelegenheit hätten mit jenem Herrn 178 Gotamo zusammenzutreffen, dass doch irgend eine Unterredung zwischen uns stattfände!« Und der Brāhmane Jāṇussoṇi begab sich nun dorthin wo der Erhabene weilte, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend berichtete nun der Brāhmane Jāṇussoṇi dem Erhabenen von seiner Begegnung mit dem Pilger Pilotikā und erzählte das ganze Gespräch. Hierauf wandte sich der Erhabene an den Brāhmanen Jāṇussoṇi und sprach: »Bis dahin, Brāhmane, ist der Vergleich mit der Elephantenspur nur unvollständig ausgeführt; wie aber, Brāhmane, dieser Vergleich vollständig wird, das höre und achte wohl auf meine Rede.« »Ja, o Herr!« erwiderte aufmerksam der Brāhmane Jāṇussoṇi dem Erhabenen. Der Erhabene sprach also: »Wenn da, Brāhmane, ein Elephantensteller einen Elephantenwald aufsucht und dort die mächtige Fußspur eines Elephanten findet, groß in der Länge, breit in der Queere, und er ist ein kundiger Elephantensteller, so kommt er nicht alsogleich zu dem Schlusse: ›Welch ein mächtiger Elephant muss das sein!‹ Und warum nicht? Es giebt ja, Brāhmane, im Elephantenwalde Zwerginen genannte Elephantenweibchen mit großen Füßen, und ihre Spur könnte es sein. Er verfolgt diese Spur und indem er sie weiter verfolgt findet er im Walde eine mächtige Elephantenspur, groß in der Länge, breit in der Queere, mit niedergetretenem Röhricht. Ist er ein kundiger Elephantensteller, so kommt er auch jetzt noch nicht zu dem Schlusse: ›Welch ein mächtiger Elephant muss das sein!‹ Und warum nicht? Es giebt ja, Brāhmane, im Elephantenwalde Röhrichtzertreter genannte Elephantenweibchen mit großen Füßen, und ihre Spur könnte es sein. Er verfolgt diese Spur und indem er sie weiter verfolgt findet er im Walde eine mächtige Elephantenspur, groß in der Länge, breit in der Queere, mit niedergetretenem Röhricht, mit darauf gefallenem von den Hauern zerkerbten Röhricht. Ist er ein kundiger Elephantensteller, so kommt er auch jetzt noch nicht zu dem Schlusse: ›Welch ein mächtiger Elephant muss das sein!‹ Und warum nicht? Es giebt ja, Brāhmane, im Elephantenwalde Röhrichtzerreiber genannte Elephantenweibchen mit großen Füßen, und ihre Spur könnte es sein. Er verfolgt diese Spur und indem er sie weiter verfolgt findet er im Walde eine mächtige Elephantenspur, groß in der Länge, breit in der Queere, mit niedergetretenem Röhricht, mit darauf gefallenem von den Hauern zerkerbten Röhricht, mit darauf gefallenem abgebrochenen Geäst. Und er erblickt den Elephanten am Fuß eines Baumes, oder in einer Lichtung, wie er eben geht oder steht, sitzt oder liegt. Da kommt er zu dem Schlusse: ›Das ist er, der mächtige Elephant!‹ --: »Ebenso nun auch, Brāhmane, erscheint da der Vollendete in 179 der Welt, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerheerde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene. Er zeigt diese Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und durchdrungen hat. Er verkündet die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt, die sinn- und wortgetreue, er legt das vollkommen geläuterte, geklärte Asketenthum dar. »Diese Lehre hört ein Hausvater, oder der Sohn eines Hausvaters, oder einer, der in anderem Stande neugeboren ward. Nachdem er diese Lehre gehört hat, fasst er Vertrauen zum Vollendeten. Von diesem Vertrauen erfüllt denkt und überlegt er also: ›Ein Gefängniss ist die Häuslichkeit, ein Schmutzwinkel; der freie Himmelsraum die Pilgerschaft. Nicht wohl geht es, wenn man im Hause bleibt, das völlig geläuterte, völlig geklärte Asketenthum Punkt für Punkt zu erfüllen. Wie, wenn ich nun, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszöge?‹ So giebt er denn später einen kleinen Besitz oder einen großen Besitz auf, hat einen kleinen Verwandtenkreis oder einen großen Verwandtenkreis verlassen und ist mit geschorenem Haar und Barte, im fahlen Gewande von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen. »Er ist nun Pilger geworden und hat die Ordenspflichten der Mönche auf sich genommen. Lebendiges umzubringen hat er verworfen, Lebendiges umzubringen liegt ihm fern: ohne Stock, ohne Schwerdt, fühlsam, voll Theilnahme, hegt er zu allen lebenden Wesen Liebe und Mitleid. Nichtgegebenes zu nehmen hat er verworfen, vom Nehmen des Nichtgegebenen hält er sich fern: Gegebenes nimmt er, Gegebenes wartet er ab, nicht diebisch gesinnt, rein gewordenen Herzens. Die Unkeuschheit hat er verworfen, keusch lebt er, fern zieht er hin, entrathen der Paarung, dem gemeinen Gesetze. Lüge hat er verworfen, von Lüge hält er sich fern: die Wahrheit spricht er, der Wahrheit ist er ergeben, standhaft, vertrauenswürdig, kein Häuchler und Schmeichler der Welt. Das Ausrichten hat er verworfen, vom Ausrichten hält er sich fern: was er hier gehört hat erzählt er dort nicht wieder, um jene zu entzweien, und was er dort gehört hat erzählt er hier nicht wieder, um diese zu entzweien; so einigt er Entzweite, festigt Verbundene, Eintracht macht ihn froh, Eintracht freut ihn, Eintracht beglückt ihn, Eintracht fördernde Worte spricht er. Barsche Worte hat er verworfen, von barschen Worten hält er sich fern: Worte, die frei von Schimpf sind, dem Ohre wohlthuend, liebreich, zum Herzen dringend, höflich, viele erfreuend, viele erhebend, solche Worte spricht 180 er. Plappern und Plaudern hat er verworfen, von Plappern und Plaudern hält er sich fern: zur rechten Zeit spricht er, den Thatsachen gemäß, auf den Sinn bedacht, der Lehre und Ordnung getreu, seine Rede ist reich an Inhalt, gelegentlich mit Gleichnissen geschmückt, klar und bestimmt, ihrem Gegenstande angemessen. »Sämereien und Pflanzungen anzulegen hat er verschmäht. Einmal des Tags nimmt er Nahrung zu sich, nachts ist er nüchtern, fern liegt es ihm zur Unzeit zu essen. Von Tanz, Gesang, Spiel, Schaustellungen hält er sich fern. Kränze, Wohlgerüche, Salben, Schmuck, Zierrath, Putz weist er ab. Hohe, prächtige Lagerstätten verschmäht er. Gold und Silber nimmt er nicht an. Rohes Getreide nimmt er nicht an. Rohes Fleisch nimmt er nicht an. Frauen und Mädchen nimmt er nicht an. Diener und Dienerinen nimmt er nicht an. Ziegen und Schaafe nimmt er nicht an. Hühner und Schweine nimmt er nicht an. Elephanten, Rinder und Rosse nimmt er nicht an. Haus und Feld nimmt er nicht an. Botschaften, Sendungen, Aufträge übernimmt er nicht. Von Kauf und Verkauf hält er sich fern. Von falschem Maaß und Gewicht hält er sich fern. Von den schiefen Wegen der Bestechung, Täuschung, Niedertracht hält er sich fern. Von Raufereien, Schlägereien, Händeln, vom Rauben, Plündern und Zwingen hält er sich fern. »Er ist zufrieden mit dem Gewande, das seinen Leib deckt, mit der Almosenspeise, die sein Leben fristet. Wohin er auch pilgert, nur mit dem Gewande und der Almosenschaale versehn pilgert er. Gleichwie da etwa ein beschwingter Vogel, wohin er auch fliegt, nur mit der Last seiner Federn fliegt, ebenso auch ist ein Mönch zufrieden mit dem Gewande, das seinen Leib deckt, mit der Almosenspeise, die sein Leben fristet. Wohin er auch wandert, nur damit versehn wandert er. »Durch die Erfüllung dieser heiligen Tugendsatzung empfindet er ein inneres fleckenloses Glück. »Erblickt er nun mit dem Gesichte eine Form, so fasst er keine Neigung, fasst keine Absicht. Da Begierde und Missmuth, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gesichtes verweilt, befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet das Gesicht, er wacht eifrig über das Gesicht. »Hört er nun mit dem Gehöre einen Ton, »Riecht er nun mit dem Geruche einen Duft, »Schmeckt er nun mit dem Geschmacke einen Saft, »Tastet er nun mit dem Getaste eine Tastung, »Erkennt er nun mit dem Gedenken ein Ding, so fasst er keine Neigung, fasst keine Absicht. Da Begierde und Missmuth, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gedenkens verweilt, befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet das Gedenken, er wacht eifrig über das 181 Gedenken. »Durch die Erfüllung dieser heiligen Sinnenzügelung empfindet er ein inneres ungetrübtes Glück. »Klar bewusst kommt er und geht er, klar bewusst blickt er hin, blickt er weg, klar bewusst regt und bewegt er sich, klar bewusst trägt er des Ordens Gewand und Almosenschaale, klar bewusst isst und trinkt, kaut und schmeckt er, klar bewusst entleert er Koth und Harn, klar bewusst geht und steht und sitzt er, schläft er ein, wacht er auf, spricht er und schweigt er. »Treu dieser heiligen Tugendsatzung, treu dieser heiligen Sinnenzügelung, treu dieser heiligen klaren Einsicht sucht er einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Nach dem Mahle, wenn er vom Almosengange zurückgekehrt ist, setzt er sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt der Einsicht. Er hat weltliche Begierde verworfen und verweilt begierdelosen Gemüthes, von Begierde läutert er sein Herz. Gehässigkeit hat er verworfen, hasslosen Gemüthes verweilt er, voll Liebe und Mitleid zu allen lebenden Wesen läutert er sein Herz von Gehässigkeit. Matte Müde hat er verworfen, von matter Müde ist er frei; das Licht liebend, einsichtig, klar bewusst, läutert er sein Herz von matter Müde. Stolzen Unmuth hat er verworfen, er ist frei von Stolz; innig beruhigten Gemüthes läutert er sein Herz von stolzem Unmuth. Das Schwanken hat er verworfen, der Ungewissheit ist er entronnen; er zweifelt nicht am Guten, vom Schwanken läutert er sein Herz. »Er hat nun diese fünf Hemmungen aufgehoben, hat die Schlacken des Gemüthes kennen gelernt, die lähmenden; gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen lebt er in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. »Das aber wird, Brāhmane, die Spur des Vollendeten[23] genannt, wird die Fährte des Vollendeten genannt, wird die Kerbe des Vollendeten genannt. »Doch hier kommt wahrlich der heilige Jünger noch nicht zu dem 182 Schlusse: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft.‹ Denn ferner noch, Brāhmane: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. »Das aber wird, Brāhmane, die Spur des Vollendeten genannt, wird die Fährte des Vollendeten genannt, wird die Kerbe des Vollendeten genannt. »Doch hier kommt wahrlich der heilige Jünger noch nicht zu dem Schlusse: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft.‹ Denn ferner noch, Brāhmane: in heiterer Ruhe verweilt der Mönch gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so gewinnt er die Weihe der dritten Schauung. »Das aber wird, Brāhmane, die Spur des Vollendeten genannt, wird die Fährte des Vollendeten genannt, wird die Kerbe des Vollendeten genannt. »Doch hier kommt wahrlich der heilige Jünger noch nicht zu dem Schlusse: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft.‹ Denn ferner noch, Brāhmane: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erreicht der Mönch die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. »Das aber wird, Brāhmane, die Spur des Vollendeten genannt, wird die Fährte des Vollendeten genannt, wird die Kerbe des Vollendeten genannt. »Doch hier kommt wahrlich der heilige Jünger noch nicht zu dem Schlusse: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft.‹ Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die erinnernde Erkenntniss früherer Daseinsformen. Er erinnert sich an manche verschiedene frühere Daseinsform, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Lehen, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben, dann an hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen-Weltenvergehungen. ›Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein: da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein.‹ So erinnert er sich mancher verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigenthümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. »Das aber wird, Brāhmane, die Spur des Vollendeten genannt, wird die Fährte des Vollendeten genannt, wird die Kerbe des Vollendeten genannt. »Doch hier kommt wahrlich der heilige Jünger noch nicht zu dem Schlusse: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die 183 Jüngerschaft.‹ Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die Erkenntniss des Verschwindens-Erscheinens der Wesen. Mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, sieht er die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er erkennt wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. ›Diese lieben Wesen sind freilich in Thaten dem Schlechten zugethan, in Worten dem Schlechten zugethan, in Gedanken dem Schlechten zugethan, tadeln Heiliges, achten Verkehrtes, thun Verkehrtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt. Jene lieben Wesen sind aber in Thaten dem Guten zugethan, in Worten dem Guten zugethan, in Gedanken dem Guten zugethan, tadeln nicht Heiliges, achten Rechtes, thun Rechtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf gute Fährte, in sälige Welt.‹ So sieht er mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er erkennt wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. »Das aber wird, Brāhmane, die Spur des Vollendeten genannt, wird die Fährte des Vollendeten genannt, wird die Kerbe des Vollendeten genannt. »Doch hier kommt wahrlich der heilige Jünger noch nicht zu dem Schlusse: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft.‹ Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die Erkenntnis der Wahnversiegung. ›Das ist das Leiden‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensentwicklung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensauflösung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der Wahn‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnentwicklung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnauflösung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Wahnauflösung führende Pfad‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. »Das aber wird, Brāhmane, die Spur des Vollendeten genannt, wird die Fährte des Vollendeten genannt, wird die Kerbe des Vollendeten genannt. »Und auch hier ist der heilige Jünger noch nicht zu dem Schlusse gekommen: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft‹, aber er kommt nun zum Schlusse. Denn also erkennend, also sehend wird da sein Gemüth erlöst vom Wunscheswahn, erlöst vom Daseinswahn, erlöst vom 184 Nichtwissenswahn. ›Im Erlösten ist die Erlösung‹, diese Erkenntnis geht auf. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ versteht er da. »Das wird, Brāhmane, die Spur des Vollendeten genannt, wird die Fährte des Vollendeten genannt, wird die Kerbe des Vollendeten genannt. »Und hier ist nun, Brāhmane, der heilige Jünger zum Schlusse gekommen: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft.‹ Und hier ist nun, Brāhmane, der Vergleich mit der Elephantenspur vollständig ausgeführt.« * * * * * Nach diesen Worten sprach der Brāhmane Jāṇussoṇi zum Erhabenen also: »Vortrefflich, o Gotamo, vortrefflich, o Gotamo! Gleichwie etwa, o Gotamo, als ob einer Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg wiese, oder Licht in die Finsterniss brächte: ›Wer Augen hat wird die Dinge sehn‹: ebenso auch hat Herr Gotamo die Lehre auf manigfaltige Weise dargelegt. Und so nehm’ ich bei Herrn Gotamo Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft, als Anhänger möge mich Herr Gotamo betrachten, von heute an zeitlebens getreu.« 28. Dritter Theil Achte Rede DIE ELEPHANTENSPUR -- II -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der ehrwürdige Sāriputto an die Mönche: »Brüder Mönche!« -- »Bruder!« antworteten da jene Mönche dem ehrwürdigen Sāriputto aufmerksam. Der ehrwürdige Sāriputto sprach also: »Gleichwie etwa, ihr Brüder, alles Lebendige, Bewegliche, Fußbegabte in der Elephantenspur mit fortkommt, die Elephantenspur ist ja der Größe wegen als die vornehmste ihrer Art bekannt: ebenso nun auch, ihr Brüder, stellt sich alles Gute in den vier heiligen Wahrheiten ein; in welchen vier? In der heiligen Wahrheit vom Leiden, in der heiligen Wahrheit 185 von der Leidensentwicklung, in der heiligen Wahrheit von der Leidensauflösung, in der heiligen Wahrheit von dem zur Leidensauflösung führenden Pfade. »Was ist aber, Brüder, die heilige Wahrheit vom Leiden? Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Sterben ist Leiden, Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung sind Leiden, was man begehrt nicht erlangen, das ist Leiden, kurz gesagt: die fünf Stücke des Anhangens sind Leiden. Was sind aber, Brüder, die fünf Stücke des Anhangens? Es ist da ein Stück Anhangen an der Form, ein Stück Anhangen am Gefühl, ein Stück Anhangen an der Wahrnehmung, ein Stück Anhangen an der Unterscheidung, ein Stück Anhangen am Bewußtsein. Was ist aber, Brüder, das Stück Anhangen an der Form? Die vier Hauptstoffe und was durch die vier Hauptstoffe als Form besteht. Was sind aber, Brüder, die vier Hauptstoffe? Die Erdenart, die Wasserart, die Feuerart, die Luftart. »Was ist nun, Brüder, die Erdenart? Die Erdenart mag innerlich sein oder äußerlich. Was ist aber, Brüder, die innerliche Erdenart? Was sich innerlich einzeln fest und hart dargestellt hat, als wie Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Fleisch, Sehnen, Knochen, Mark, Nieren, Herz, Leber, Zwerchfell, Milz, Lunge, Magen, Eingeweide, Weichtheile, Koth, oder was sich irgend sonst noch innerlich einzeln fest und hart dargestellt hat: das nennt man, Brüder, innerliche Erdenart. Was es nun da an innerlicher Erdenart und was es an äußerlicher Erdenart giebt, ist Erdenart. Und: ›Das gehört mir nicht, das hin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹: so ist das, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit anzusehn. Hat man das also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit erkannt, wird man der Erdenart satt, löst den Sinn von der Erdenart ab. »Es giebt, ihr Brüder, eine Zeit, wo die äußeren Wasser rasen, und verschwunden ist dann die äußere Erde. Dieser äußerlichen Erdenart, der so ungeheueren, Vergänglichkeit wird sich also, ihr Brüder, zeigen, zeigen wird es sich, dass sie den Gesetzen der Zerstörung, der Auflösung, der Veränderung unterworfen ist: und von diesem Körper da, der acht Spannen hoch ist, ein Gemächte des Durstes, von dem gälte vielleicht ›Ich‹ oder ›Mein‹ oder ›Bin‹? Vielmehr ›Nichts ist sein‹ gilt in Wirklichkeit. »Wenn die Leute, ihr Brüder, einen solchen Mönch tadeln, verurtheilen, verfolgen, angreifen, so denkt er dabei: ›Entstanden ist mir da dieses Wehegefühl, durch Gehörberührung hervorgerufen, und es ist bedingt, nicht unbedingt; wodurch 186 bedingt? Durch Berührung bedingt.‹ Und: ›Die Berührung ist vergänglich‹ merkt er, ›Das Gefühl ist vergänglich‹ merkt er, ›Die Wahrnehmung ist vergänglich‹ merkt er, ›Die Unterscheidungen sind vergänglich‹ merkt er, ›Das Bewusstsein ist vergänglich‹ merkt er. Sein Gemüth, das die Elemente also zerlegt, erhebt sich, erheitert sich, wird stark und standhaft. »Wenn die Leute, ihr Brüder, einem solchen Mönche unhöflich, lieblos, rauh begegnen, ihn mit Fäusten schlagen, mit Steinen werfen, mit Stöcken prügeln, mit Schwerdtern treffen, so denkt er dabei: ›So beschaffen ist ja dieser Körper, dass man ihn mit Fäusten schlagen, mit Steinen werfen, mit Stöcken prügeln, mit Schwerdtern treffen kann! Und das Wort des Erhabenen im Gleichniss von der Säge lautet: ‚Wenn auch, ihr Mönche, Räuber und Mörder mit einer Baumsäge Gelenke und Glieder abtrennten, so würde wer da in Wuth geriethe nicht meine Weisung erfüllen.‘ Gestählt aber wird meine Kraft sein, unbeugsam, gewärtig die Einsicht, unverrückbar, beruhigt der Körper, unregsam, vertieft das Gemüth, einig. Wollen sie, nun so sollen sie diesen Körper mit Fäusten schlagen, mit Steinen werfen, mit Stöcken prügeln, mit Schwerdtern treffen: erfüllt werde jene Weisung der Erwachten.‹ »Wenn diesem Mönche, ihr Brüder, der also des Erwachten, also der Lehre, also der Jünger gedenkt, der Gleichmuth edler Standhaftigkeit versagt, so wird er befangen, geräth in Aufregung: ›Unmöglich ist’s mir, es ist mir ja nicht möglich! Kaum kann ich’s ertragen, wie schwer ist es, ach, dass mir, der ich also des Erwachten, also der Lehre, also der Jünger gedenke, der Gleichmuth edler Standhaftigkeit versagt!‹ Gleichwie etwa, ihr Brüder, die Schwiegertochter, dem Schwiegervater begegnend, befangen wird, in Aufregung geräth: ebenso nun auch, ihr Brüder, wird da ein Mönch befangen, geräth in Aufregung, wenn ihm, der also des Erwachten, also der Lehre, also der Jünger gedenkt, der Gleichmuth edler Standhaftigkeit versagt. »Wenn diesem Mönche, ihr Brüder, der also des Erwachten, also der Lehre, also der Jünger gedenkt, der Gleichmuth edler Standhaftigkeit ausdauert, so ist er beglückt. Insofern aber, 187 ihr Brüder, hat ein Mönch viel geleistet. »Was ist nun, Brüder, die Wasserart? Die Wasserart mag innerlich sein oder äußerlich. Was ist aber, Brüder, die innerliche Wasserart? Was sich innerlich einzeln flüssig und wässerig dargestellt hat, als wie Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Lymphe, Thränen, Serum, Speichel, Rotz, Gelenköl, Urin, oder was sich irgend sonst noch innerlich einzeln flüssig und wässerig dargestellt hat: das nennt man, Brüder, innerliche Wasserart. Was es nun da an innerlicher Wasserart und was es an äußerlicher Wasserart giebt, ist Wasserart. Und: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹: so ist das, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit anzusehn. Hat man das also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit erkannt, wird man der Wasserart satt, löst den Sinn von der Wasserart ab. »Es giebt, ihr Brüder, eine Zeit, wo die äußeren Wasser rasen, wo sie ein Dorf fortreißen, eine Stadt fortreißen, eine Residenz fortreißen, ein Land wegspülen, Länder und Reiche wegspülen. Es giebt, ihr Brüder, eine Zeit, wo die Gewässer des großen Meeres hunderte von Meilen tief sind, wo sie sechshundert Meilen, neunhundert Meilen, zwölfhundert Meilen, fünfzehnhundert Meilen, achtzehnhundert Meilen tief sind. Es giebt, ihr Brüder, eine Zeit, wo das Wasser des großen Meeres sieben Palmen hoch steht, wo es sechs Palmen, wo es fünf Palmen, wo es vier Palmen, wo es drei Palmen, wo es zwei Palmen, wo es eine Palme hoch steht. Es giebt, ihr Brüder, eine Zeit, wo das Wasser des großen Meeres sieben Mannestiefen hat, wo es sechs Mannestiefen, wo es fünf Mannestiefen, wo es vier Mannestiefen, wo es drei Mannestiefen, wo es zwei Mannestiefen, wo es eine Mannestiefe hat. Es giebt, ihr Brüder, eine Zeit, wo das Wasser des großen Meeres halbe Manneshöhe erreicht, wo es bis zur Hüfte, wo es bis zum Knie, wo es bis zum Knöchel reicht. Es giebt, ihr Brüder, eine Zeit, wo das Wasser des großen Meeres kein Nass von der Höhe eines Fingergliedes besitzt. Dieser äußerlichen Wasserart, der so ungeheueren, 188 Vergänglichkeit wird sich also, ihr Brüder, zeigen, zeigen wird es sich, dass sie den Gesetzen der Zerstörung, der Auflösung, der Veränderung unterworfen ist: und von diesem Körper da, der acht Spannen hoch ist, ein Gemächte des Durstes, von dem gälte vielleicht ›Ich‹ oder ›Mein‹ oder ›Bin‹? Vielmehr ›Nichts ist sein‹ gilt in Wirklichkeit. »Wenn da dem Mönche, ihr Brüder, der also des Erwachten, also der Lehre, also der Jünger gedenkt, der Gleichmuth edler Standhaftigkeit ausdauert, so ist er beglückt. Insofern aber, ihr Brüder, hat ein Mönch viel geleistet. »Was ist nun, ihr Brüder, die Feuerart? Die Feuerart mag innerlich sein oder äußerlich. Was ist aber, Brüder, die innerliche Feuerart? Was sich innerlich einzeln flammig und feurig dargestellt hat, als wie wodurch Wärme erzeugt wird, wodurch man verdaut, wodurch man sich erhitzt, wodurch gekaute Speise und geschlürfter Trank einer vollkommenen Umwandlung erliegen, oder was sich irgend sonst noch innerlich einzeln flammig und feurig dargestellt hat: das nennt man, Brüder, innerliche Feuerart. Was es nun da an innerlicher Feuerart und was es an äußerlicher Feuerart giebt, ist Feuerart. Und: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹: so ist das, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit anzusehn. Hat man das also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit erkannt, wird man der Feuerart satt, löst den Sinn von der Feuerart ab. »Es giebt, ihr Brüder, eine Zeit, wo die äußeren Feuer rasen, wo sie ein Dorf verzehren, eine Stadt verzehren, eine Residenz verzehren, ein Land verzehren, Länder und Reiche verzehren, wo sie Wiesen und Anger, Wälder und Auen und blühende Gefilde ergreifen und erst erlöschen, wenn alles ausgebrannt ist. Es giebt, ihr Brüder, eine Zeit, wo man mit einer Hahnenfeder oder mit einem Bindfaden Feuer anzuglimmen sucht. Dieser äußerlichen Feuerart, der so ungeheueren, Vergänglichkeit wird sich also, ihr Brüder, zeigen, zeigen wird es sich, dass sie den Gesetzen der Zerstörung, der Auflösung, der Veränderung unterworfen ist: und von diesem Körper da, der acht Spannen hoch ist, ein Gemächte des Durstes, von dem gälte vielleicht ›Ich‹ oder ›Mein‹ oder ›Bin‹? Vielmehr ›Nichts ist sein‹ gilt in Wirklichkeit. »Wenn da dem Mönche, ihr Brüder, der also des Erwachten, also der Lehre, also der Jünger gedenkt, der Gleichmuth edler Standhaftigkeit ausdauert, so ist er beglückt. Insofern aber, ihr Brüder, hat ein Mönch viel geleistet. »Was ist nun, Brüder, die Luftart? Die Luftart mag innerlich sein oder äußerlich. Was ist aber, Brüder, die innerliche Luftart? Was sich innerlich einzeln flüchtig und luftig dargestellt hat, als wie die aufsteigenden und die absteigenden Winde, die Winde des Bauches und Darmes, die Winde, die jedes Glied durchströmen, die Einathmung und die Ausathmung: dies, oder was sich irgend sonst noch innerlich einzeln flüchtig und luftig dargestellt hat, das nennt man, Brüder, innerliche Luftart. Was es nun da an innerlicher Luftart und was es an äußerlicher Luftart giebt, ist Luftart. Und: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹: so ist das, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit anzusehn. Hat man das also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit erkannt, wird man der Luftart satt, löst den Sinn von der Luftart ab. »Es giebt, ihr Brüder, eine Zeit, wo die äußeren Lüfte rasen, 189 wo sie ein Dorf fortreißen, eine Stadt fortreißen, eine Residenz fortreißen, ein Land verwehen, Länder und Reiche verwehen. Es giebt, ihr Brüder, eine Zeit, im letzten Monat des Sommers, wo man mit einem Palmenwedel, mit einem Fächer Wind anwehen muss, wo selbst an fließendem Wasser kein Halm sich regt. Dieser äußerlichen Luftart, der so ungeheueren, Vergänglichkeit wird sich also, ihr Brüder, zeigen, zeigen wird es sich, dass sie den Gesetzen der Zerstörung, der Auflösung, der Veränderung unterworfen ist: und von diesem Körper da, der acht Spannen hoch ist, ein Gemächte des Durstes, von dem gälte vielleicht ›Ich‹ oder ›Mein‹ oder ›Bin‹? Vielmehr ›Nichts ist sein‹ gilt in Wirklichkeit. »Wenn die Leute, ihr Brüder, einen solchen Mönch tadeln, verurtheilen, verfolgen, angreifen, so denkt er dabei: ›Entstanden ist mir da dieses Wehegefühl, durch Gehörberührung hervorgerufen, und es ist bedingt, nicht unbedingt; wodurch bedingt? Durch Berührung bedingt.‹ Und: ›Die Berührung ist vergänglich‹ merkt er, ›Das Gefühl ist vergänglich‹ merkt er, ›Die Wahrnehmung ist vergänglich‹ merkt er, ›Die Unterscheidungen sind vergänglich‹ merkt er, ›Das Bewusstsein ist vergänglich‹ merkt er. Sein Gemüth, das die Elemente also zerlegt, erhebt sich, erheitert sich, wird stark und standhaft. »Wenn die Leute, ihr Brüder, einem solchen Mönche unhöflich, lieblos, rauh begegnen, ihn mit Fäusten schlagen, mit Steinen werfen, mit Stöcken prügeln, mit Schwerdtern treffen, so denkt er dabei: ›So beschaffen ist ja dieser Körper, dass man ihn mit Fäusten schlagen, mit Steinen werfen, mit Stöcken prügeln, mit Schwerdtern treffen kann! Und das Wort des Erhabenen im Gleichniss von der Säge lautet: ‚Wenn auch, ihr Mönche, Räuber und Mörder mit einer Baumsäge Gelenke und Glieder abtrennten, so würde wer da in Wuth geriethe nicht meine Weisung erfüllen.‘ Gestählt aber wird meine Kraft sein, unbeugsam, gewärtig die Einsicht, unverrückbar, beruhigt der Körper, unregsam, vertieft das Gemüth, einig. Wollen sie, nun so sollen sie diesen Körper mit Fäusten schlagen, mit Steinen werfen, mit Stöcken prügeln, mit Schwerdtern treffen: erfüllt werde jene Weisung der Erwachten.‹ »Wenn diesem Mönche, ihr Brüder, der also des Erwachten, also der Lehre, also der Jünger gedenkt, der Gleichmuth edler Standhaftigkeit versagt, so wird er befangen, geräth in Aufregung: ›Unmöglich ist’s mir, es ist mir ja nicht möglich! Kaum kann ich’s ertragen, wie schwer ist es, ach, 190 dass mir, der ich also des Erwachten, also der Lehre, also der Jünger gedenke, der Gleichmuth edler Standhaftigkeit versagt!‹ Gleichwie etwa, ihr Brüder, die Schwiegertochter, dem Schwiegervater begegnend, befangen wird, in Aufregung geräth: ebenso nun auch, ihr Brüder, wird da ein Mönch befangen, geräth in Aufregung, wenn ihm, der also des Erwachten, also der Lehre, also der Jünger gedenkt, der Gleichmuth edler Standhaftigkeit versagt. »Wenn diesem Mönche, ihr Brüder, der also des Erwachten, also der Lehre, also der Jünger gedenkt, der Gleichmuth edler Standhaftigkeit ausdauert, so ist er beglückt. Insofern aber, ihr Brüder, hat ein Mönch viel geleistet. »Gleichwie etwa, ihr Brüder, vermittelst der Balken und Binsen, des Strohs und Lehms ein begränzter Raum, eben ›das Haus‹ zustande kommt: geradeso nun, ihr Brüder, kommt vermittelst der Knochen und Sehnen, des Fleisches und der Haut ein begränzter Raum, eben ›die Form‹ zustande. »Ist von innen das Gesicht, ihr Brüder, ungebrochen, und treten von außen die Formen nicht in den Gesichtskreis, so findet auch kein entsprechendes Ineinandergreifen statt, und es kommt zu keiner Bildung des entsprechenden Theiles Bewusstseins. »Ist von innen das Gesicht, ihr Brüder, ungebrochen, und treten von außen die Formen in den Gesichtskreis, und es findet kein entsprechendes Ineinandergreifen statt, so kommt es auch zu keiner Bildung des entsprechenden Theiles Bewusstseins. »Sobald aber, ihr Brüder, von innen das Gesicht ungebrochen ist, und von außen die Formen in den Gesichtskreis treten, und es findet ein entsprechendes Ineinandergreifen statt, so kommt es also zur Bildung des entsprechenden Theiles Bewusstseins. Die Form, die dem so gebildeten eignet, stellt sich im Stück Anhangen an der Form ein, das Gefühl, das dem so gebildeten eignet, stellt sich im Stück Anhangen am Gefühl ein, die Wahrnehmung, die dem so gebildeten eignet, stellt sich im Stück Anhangen an der Wahrnehmung ein, die Unterscheidungen, die dem so gebildeten eignen, stellen sich im Stück Anhangen an der Unterscheidung ein, das Bewusstsein, das dem so gebildeten eignet, stellt sich im Stück Anhangen am Bewusstsein ein. Man versteht jetzt: ›Das also ist die Einstellung, die Vereinigung, die Verbindung dieser fünf Stücke des Anhangens!‹ Und das Wort des Erhabenen lautet: ‚Wer die bedingte Entstehung merkt, 191 der merkt die Satzung: wer die Satzung merkt, der merkt die bedingte Entstehung.‘ Bedingt sind sie aber entstanden, diese fünf Stücke des Anhangens. Was bei diesen fünf Stücken des Anhangens Wille, Vergnügen, Bejahung, Behagen ist, das ist die Leidensentwicklung; was bei diesen fünf Stücken des Anhangens Verneinung des Willensreizes, Verleugnung des Willensreizes ist, das ist die Leidensauflösung. Insofern aber, ihr Brüder, hat ein Mönch viel geleistet. »Ist von innen das Gehör, ihr Brüder, ungebrochen, »Ist von innen der Geruch, ihr Brüder, ungebrochen, »Ist von innen der Geschmack, ihr Brüder, ungebrochen, »Ist von innen das Getast, ihr Brüder, ungebrochen, »Ist von innen das Gedenken, ihr Brüder, ungebrochen, und treten die äußerlichen Dinge nicht in den Denkkreis, so findet auch kein entsprechendes Ineinandergreifen statt, und es kommt zu keiner Bildung des entsprechenden Theiles Bewusstseins. »Ist von innen das Gedenken, ihr Brüder, ungebrochen, und treten die äußerlichen Dinge in den Denkkreis, und es findet kein entsprechendes Ineinandergreifen statt, so kommt es auch zu keiner Bildung des entsprechenden Theiles Bewusstseins. »Sobald aber, ihr Brüder, von innen das Gedenken ungebrochen ist, und von außen die Dinge in den Denkkreis treten, und es findet ein entsprechendes Ineinandergreifen statt, so kommt es also zur Bildung des entsprechenden Theiles Bewusstseins. Die Form, die dem so gebildeten eignet, stellt sich im Stück Anhangen an der Form ein, das Gefühl, das dem so gebildeten eignet, stellt sich im Stück Anhangen am Gefühl ein, die Wahrnehmung, die dem so gebildeten eignet, stellt sich im Stück Anhangen an der Wahrnehmung ein, die Unterscheidungen, die dem so gebildeten eignen, stellen sich im Stück Anhangen an der Unterscheidung ein, das Bewusstsein, das dem so gebildeten eignet, stellt sich im Stück Anhangen am Bewusstsein ein. Man versteht jetzt: ›Das also ist die Einstellung, die Vereinigung, die Verbindung dieser fünf Stücke des Anhangens!‹ Und das Wort des Erhabenen lautet: ‚Wer die bedingte Entstehung merkt, der merkt die Satzung: wer die Satzung merkt, der merkt die bedingte Entstehung.‘ Bedingt sind sie aber entstanden, diese fünf Stücke des Anhangens. Was bei diesen fünf Stücken des Anhangens Wille, Vergnügen, Bejahung, Behagen ist, das ist die Leidensentwicklung; was bei diesen fünf Stücken des Anhangens Verneinung des Willensreizes, Verleugnung des Willensreizes ist, das ist die Leidensauflösung. Insofern aber, ihr Brüder, hat ein Mönch viel geleistet.« * * * * * Also sprach der ehrwürdige Sāriputto. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des ehrwürdigen Sāriputto. 29. Dritter Theil Neunte Rede DAS GLEICHNISS VOM KERNHOLZ -- I -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei 192 Rājagaham, am Geierkulm, im Gebirge, kurz nachdem Devadatto sich losgesagt hatte. Dort nun wandte sich der Erhabene, in Beziehung auf Devadatto, an die Mönche: »Da ist, ihr Mönche, ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn, und er wird voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er hochfahrend, verachtet die anderen: ›Ich bin beliebt und berühmt, diese anderen Mönche aber sind unbekannt, unbedeutend.‹ Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er berauscht, wird nachlässig, wird leichtsinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte, über das Grünholz hinaufkletterte, über die Rinde hinaufkletterte, über das Geäst hinaufkletterte, einen Blätterzweig abschnitte, mitnähme und in dem Gedanken ›Das ist Kernholz‹ fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: ›Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes hinaufgeklettert, über das Grünholz hinaufgeklettert, über die Rinde hinaufgeklettert, über das Geäst hinaufgeklettert, hat einen Blätterzweig abgeschnitten, mitgenommen und ist in der Meinung, dies wäre Kernholz, fortgegangen; was aber aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen‹: »Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist da ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn, und er wird voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er hochfahrend, verachtet die anderen: ›Ich bin beliebt und berühmt, diese anderen Mönche 193 aber sind unbekannt, unbedeutend.‹ Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er berauscht, wird nachlässig, wird leichtsinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden. »Ein solcher, ihr Mönche, wird ein Mönch genannt, der das Laubgezweig des Asketenthums an sich genommen hat und sich damit begnügt. »Da ist ferner, ihr Mönche, ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut und voller Willensregungen. Diese Ordenstugenden machen ihn hochfahrend, lassen ihn die anderen verachten: ›Ich bin tüchtig, bin rechtschaffen, diese anderen Mönche aber sind untüchtig, sind Sünder.‹ Diese Ordenstugenden berauschen ihn, machen ihn nachlässig, leichtsinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden. »Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte, über das Grünholz hinaufkletterte, über die Rinde hinaufkletterte, einen Ast abschnitte, mitnähme und in dem Gedanken ›Das ist Kernholz‹ fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: ›Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes hinaufgeklettert, über das Grünholz hinaufgeklettert, über die Rinde hinaufgeklettert, hat einen Ast abgeschnitten, mitgenommen und ist in der Meinung, dies wäre Kernholz, fortgegangen; was aber aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen‹: »Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist da ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut und voller Willensregungen. Diese Ordenstugenden machen ihn hochfahrend, lassen ihn die anderen verachten: ›Ich bin tüchtig, bin rechtschaffen, diese anderen Mönche aber sind untüchtig, sind Sünder.‹ Diese Ordenstugenden berauschen ihn, machen ihn nachlässig, leichtsinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden. »Ein solcher, ihr Mönche, wird ein Mönch genannt, der das Geäst 194 des Asketenthums an sich genommen hat und sich damit begnügt. »Da ist ferner, ihr Mönche, ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Ordenstugenden machen ihn nicht hochfahrend, lassen ihn die anderen nicht verachten. Diese Ordenstugenden berauschen ihn nicht, machen ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut und voller Willensregungen. Dieses Glück der Selbstvertiefung macht ihn hochfahrend, lässt ihn die anderen verachten: ›Ich bin vertieft, geeinten Gemüthes, diese anderen Mönche aber sind nicht vertieft, sind zerfahrenen Gemüthes.‹ Dieses Glück der Selbstvertiefung berauscht ihn, macht ihn nachlässig, leichtsinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden. »Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte, über das Grünholz hinaufkletterte, Rinde wegschnitte, mitnähme und in dem Gedanken ›Das ist Kernholz‹ fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: ›Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes hinaufgeklettert, über das Grünholz hinaufgeklettert, hat Rinde weggeschnitten, mitgenommen und ist in der Meinung, dies wäre Kernholz, fortgegangen; was aber aus deren Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen‹: »Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist da ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Ordenstugenden machen ihn nicht hochfahrend, lassen ihn die anderen nicht verachten. Diese Ordenstugenden berauschen ihn nicht, machen ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut und voller Willensregungen. Dieses Glück der Selbstvertiefung macht ihn hochfahrend, lässt ihn die anderen verachten: ›Ich bin vertieft, geeinten Gemüthes, jene anderen Mönche aber sind nicht vertieft, sind zerfahrenen Gemüthes.‹ Dieses Glück der Selbstvertiefung berauscht ihn, macht ihn nachlässig, leichtsinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden. »Ein solcher, ihr Mönche, wird ein Mönch genannt, der die Rinde 195 des Asketenthums an sich genommen hat und sich damit begnügt. »Da ist ferner, ihr Mönche, ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Ordenstugenden machen ihn nicht hochfahrend, lassen ihn die anderen nicht verachten. Diese Ordenstugenden berauschen ihn nicht, machen ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Dieses Glück der Selbstvertiefung macht ihn nicht hochfahrend, lässt ihn die anderen nicht verachten. Dieses Glück der Selbstvertiefung berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Wissensklarheit. Diese Wissensklarheit erfreut ihn, und er wird voller Willensregungen. Diese Wissensklarheit macht ihn hochfahrend, lässt ihn die anderen verachten: ›Ich bin klarwissend, diese anderen Mönche aber sind unwissend, unklar.‹ Diese Wissensklarheit berauscht ihn, macht ihn nachlässig, leichtsinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden. »Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte, Grünholz absägte, mitnähme und in dem Gedanken ›Das ist Kernholz‹ fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: ›Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes hinaufgeklettert, hat Grünholz abgesägt, mitgenommen und ist in der Meinung, dies wäre Kernholz, fortgegangen; was aber aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen‹: »Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist da ein edler Sohn von 196 Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Ordenstugenden machen ihn nicht hochfahrend, lassen ihn die anderen nicht verachten. Diese Ordenstugenden berauschen ihn nicht, machen ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Dieses Glück der Selbstvertiefung macht ihn nicht hochfahrend, lässt ihn die anderen nicht verachten. Dieses Glück der Selbstvertiefung berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Wissensklarheit. Diese Wissensklarheit erfreut ihn, und er wird voller Willensregungen. Diese Wissensklarheit macht ihn hochfahrend, lässt ihn die anderen verachten: ›Ich bin klarwissend, diese anderen Mönche aber sind unwissend, unklar.‹ Diese Wissensklarheit berauscht ihn, macht ihn nachlässig, leichtsinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden. »Ein solcher, ihr Mönche, wird ein Mönch genannt, der das Grünholz des Asketenthums an sich genommen hat und sich damit begnügt. »Da ist ferner, ihr Mönche, ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Ordenstugenden machen ihn nicht hochfahrend, lassen ihn die anderen nicht verachten. Diese Ordenstugenden berauschen ihn nicht, machen ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Dieses Glück der Selbstvertiefung macht ihn nicht hochfahrend, lässt ihn die anderen nicht verachten. Dieses Glück der Selbstvertiefung berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Wissensklarheit. Durch diese Wissensklarheit wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Wissensklarheit macht ihn nicht hochfahrend, lässt ihn die anderen nicht verachten. Diese Wissensklarheit berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich eine zeitliche Erlösung. Aber es ist möglich, ihr Mönche, dass dieser Mönch der zeitlichen Erlösung verlustig gehe. »Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes heraussägte, mitnähme und in der Erkenntniss ›Das ist Kernholz‹ fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: ›Dieser liebe Mann kennt wahrlich das Kernholz, kennt das Grünholz, kennt die Rinde, kennt das Geäst, kennt das Laubgezweig; daher hat nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz 197 ausgeht, gerade das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes herausgesägt, mitgenommen und ist in der Erkenntniss, dass dies Kernholz sei, fortgegangen; und was aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke entsprechen‹: »Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist da ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Ordenstugenden machen ihn nicht hochfahrend, lassen ihn die anderen nicht verachten. Diese Ordenstugenden berauschen ihn nicht, machen ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Dieses Glück der Selbstvertiefung macht ihn nicht hochfahrend, lässt ihn die anderen nicht verachten. Dieses Glück der Selbstvertiefung berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Wissensklarheit. Durch diese Wissensklarheit wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Wissensklarheit macht ihn nicht hochfahrend, lässt ihn die anderen nicht verachten. Diese Wissensklarheit berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die ewige Erlösung. Und es ist unmöglich, ihr Mönche, es kann nicht sein, dass dieser Mönch der ewigen Erlösung verlustig gehe. »Und so ist der Gewinn des Asketenthums, ihr Mönche, nicht Almosen, Ehre und Ruhm, nicht Ordenstugend, nicht Glück der Selbstvertiefung, nicht Wissensklarheit. Jene unerschütterliche Gemütherlösung aber, ihr Mönche, das ist der Zweck, dies, ihr Mönche, ist das Asketenthum, das ist der Kern, das ist das Ziel.« Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 30. Dritter Theil Zehnte Rede DAS GLEICHNISS VOM KERNHOLZ -- II -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei 198 Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Da nun begab sich der Brāhmane Piṉgalakoccho dorthin wo der Erhabene weilte, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzte sich zur Seite nieder. Hierauf nun sprach der Brāhmane Piṉgalakoccho zum Erhabenen also: »Die da, o Gotamo, Asketen und Priester sind, von zahlreichen Jüngern und Anhängern umschaart, Häupter der Schulen, bekannte, gefeierte Bahnbrecher, die viel bei den Leuten gelten, als wie Pūraṇo Kassapo, Makkhali Gosālo, Ajito Kesakambalo, Pakudho Kaccāyano, Sañjayo Belaṭṭhaputto, Nigaṇṭho Nāthaputto[24], haben alle die, wie ein jeder versichert, verstanden, oder haben alle eben nichts verstanden? Oder aber haben die einen verstanden, und die anderen nichts verstanden?« »Genug, Brāhmane: lass’ es gut sein, ob alle die, wie ein jeder versichert, verstanden haben, oder ob alle eben nichts verstanden haben, oder ob etwa die einen verstanden haben, und die anderen nichts verstanden haben. Die Satzung, Brāhmane, werd’ ich dir aufweisen; höre zu und achte wohl auf meine Rede.« »Gewiss, o Herr!« sagte da aufmerksam der Brāhmane Piṉgalakoccho zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also: »Gleichwie etwa, Brāhmane, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte, über das Grünholz hinaufkletterte, über die Rinde hinaufkletterte, über das Geäst hinaufkletterte, einen Blätterzweig abschnitte, mitnähme und in dem Gedanken ›Das ist Kernholz‹ fortginge: den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: ›Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes hinaufgeklettert, über das Grünholz hinaufgeklettert, über die Rinde hinaufgeklettert, über das Geäst hinaufgeklettert, hat einen Blätterzweig abgeschnitten, mitgenommen und ist in der Meinung, dies wäre Kernholz, fortgegangen; was aber aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen‹: »Gleichwie, ferner noch, Brāhmane, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte, über das Grünholz hinaufkletterte, über die Rinde hinaufkletterte, einen Ast abschnitte, mitnähme und 199 in dem Gedanken ›Das ist Kernholz‹ fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: ›Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes hinaufgeklettert, über das Grünholz hinaufgeklettert, über die Rinde hinaufgeklettert, hat einen Ast abgeschnitten, mitgenommen und ist in der Meinung, dies wäre Kernholz, fortgegangen; was aber aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen‹: »Gleichwie, ferner noch, Brāhmane, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte, über das Grünholz hinaufkletterte, Rinde wegschnitte, mitnähme und in dem Gedanken ›Das ist Kernholz‹ fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: ›Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes hinaufgeklettert, über das Grünholz hinaufgeklettert, hat Rinde weggeschnitten, mitgenommen und ist in der Meinung, dies wäre Kernholz, fortgegangen; was aber aus deren Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen‹: »Gleichwie, ferner noch, Brāhmane, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte, Grünholz absägte, mitnähme und in dem Gedanken: ›Das ist Kernholz‹ fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: ›Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes hinaufgeklettert, hat Grünholz abgesägt, mitgenommen und ist in der Meinung, dies wäre Kernholz, fortgegangen; was aber aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen‹: »Gleichwie, ferner noch, Brāhmane, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes heraussägte, mitnähme und in der Erkenntniss ›Das ist Kernholz‹ fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: ›Dieser liebe Mann kennt wahrlich das Kernholz, kennt das Grünholz, kennt die Rinde, kennt das Geäst, kennt das Laubgezweig; daher hat nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes herausgesägt, mitgenommen und ist in der 200 Erkenntniss, dass dies Kernholz sei, fortgegangen; und was aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke entsprechen‹: »Ebenso nun auch, Brāhmane, ist da einer von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn und er wird voller Willensregungen. Er brüstet sich dieser Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm und verachtet die anderen: ›Ich bin beliebt und berühmt, diese anderen Mönche aber sind unbekannt, unbedeutend.‹ Jene ferneren Dinge aber, die höher und herrlicher sind als die Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er nicht, ist bequemlich und schlaff. »Wie jener Mann, Brāhmane, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, aber gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufklettert, über das Grünholz hinaufklettert, über die Rinde hinaufklettert, über das Geäst hinaufklettert, einen Blätterzweig abschneidet, mitnimmt und in dem Gedanken ›Das ist Kernholz‹ fortgeht -- doch was aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das kann seinem Zwecke nicht entsprechen --: so erscheint mir, Brāhmane, ein solcher. »Da ist ferner, Brāhmane, einer von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Er brüstet sich nicht dieser Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm, verachtet nicht die anderen. Und jene ferneren Dinge, die höher und herrlicher sind als die Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er, ist nicht bequemlich, nicht schlaff. Er erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut und voller Willensregungen. Dieser Ordenstugenden brüstet er sich und verachtet die anderen: ›Ich bin tüchtig, bin rechtschaffen, diese anderen Mönche aber sind untüchtig, sind Sünder.‹ Jene ferneren Dinge aber, die höher und herrlicher sind als die Ordenstugenden, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er nicht, ist 201 bequemlich und schlaff. »Wie jener Mann, Brāhmane, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, aber gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufklettert, über das Grünholz hinaufklettert, über die Rinde hinaufklettert, einen Ast abschneidet, mitnimmt und in dem Gedanken ›Das ist Kernholz‹ fortgeht -- doch was aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das kann seinem Zwecke nicht entsprechen --: so erscheint mir, Brāhmane, ein solcher. »Da ist ferner, Brāhmane, einer von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Er brüstet sich nicht dieser Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm, verachtet nicht die anderen. Und jene ferneren Dinge, die höher und herrlicher sind als die Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er, ist nicht bequemlich, nicht schlaff. Er erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Er brüstet sich nicht dieser Ordenstugenden, verachtet nicht die anderen. Und jene ferneren Dinge, die höher und herrlicher sind als die Ordenstugenden, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er, ist nicht bequemlich, nicht schlaff. Er erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut und voller Willensregungen. Er brüstet sich dieses Glücks der Selbstvertiefung, verachtet die anderen: ›Ich bin vertieft, geeinten Gemüthes, diese anderen Mönche aber sind nicht vertieft, sind zerfahrenen Gemüthes.‹ Jene ferneren Dinge aber, die höher und herrlicher sind als das Glück der Selbstvertiefung, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er nicht, ist bequemlich und schlaff. »Wie jener Mann, Brāhmane, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, aber gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufklettert, über das Grünholz hinaufklettert, Rinde abschneidet, mitnimmt und in dem Gedanken ›Das ist Kernholz‹ fortgeht -- doch was aus deren Kerne als Kern gewinnbar ist, das kann seinem Zwecke nicht entsprechen --: so erscheint mir, Brāhmane, ein solcher. »Da ist ferner, Brāhmane, einer von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in 202 Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Er brüstet sich nicht dieser Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm, verachtet nicht die anderen. Und jene ferneren Dinge, die höher und herrlicher sind als die Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er, ist nicht bequemlich, nicht schlaff. Er erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Er brüstet sich nicht dieser Ordenstugenden, verachtet nicht die anderen. Und jene ferneren Dinge, die höher und herrlicher sind als die Ordenstugenden, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er, ist nicht bequemlich, nicht schlaff. Er erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Er brüstet sich nicht dieses Glücks der Selbstvertiefung, verachtet nicht die anderen. Und jene ferneren Dinge, die höher und herrlicher sind als das Glück der Selbstvertiefung, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er, ist nicht bequemlich, nicht schlaff. Er erkämpft sich die Wissensklarheit. Diese Wissensklarheit erfreut ihn, und er wird voller Willensregungen. Er brüstet sich dieser Wissensklarheit, verachtet die anderen: ›Ich bin klarwissend, diese anderen Mönche aber sind unwissend, unklar.‹ Jene ferneren Dinge aber, die höher und herrlicher sind als die Wissensklarheit, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er nicht, ist bequemlich und schlaff. »Wie jener Mann, Brāhmane, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, aber gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufklettert, Grünholz absägt, mitnimmt und in dem Gedanken ›Das ist Kernholz‹ fortgeht -- doch was aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen --: so erscheint mir, Brāhmane, ein solcher. »Da ist ferner, Brāhmane, einer von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: ›Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O dass es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!‹ Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, 203 macht ihn nicht voller Willensregungen. Er brüstet sich nicht dieser Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm, verachtet nicht die anderen. Und jene ferneren Dinge, die höher und herrlicher sind als die Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er, ist nicht bequemlich, nicht schlaff. Er erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Er brüstet sich nicht dieser Ordenstugenden, verachtet nicht die anderen. Und jene ferneren Dinge, die höher und herrlicher sind als die Ordenstugenden, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er, ist nicht bequemlich, nicht schlaff. Er erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Er brüstet sich nicht dieses Glücks der Selbstvertiefung, verachtet nicht die anderen. Und jene ferneren Dinge, die höher und herrlicher sind als das Glück der Selbstvertiefung, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er, ist nicht bequemlich, nicht schlaff. Er erkämpft sich die Wissensklarheit. Durch diese Wissensklarheit wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Er brüstet sich nicht dieser Wissensklarheit, verachtet nicht die anderen. Und jene ferneren Dinge, die höher und herrlicher sind als die Wissensklarheit, die Verwirklichung dieser Dinge ersehnt und erkämpft er, ist nicht bequemlich, nicht schlaff. »Und welche Dinge, Brāhmane, sind höher und herrlicher als die Wissensklarheit? »Da erwirkt, Brāhmane, der Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit die Weihe der ersten Schauung. »Das aber, Brāhmane, ist ein Ding höher und herrlicher als die Wissensklarheit. »Weiter sodann, Brāhmane: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erreicht der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. »Das aber, Brāhmane, ist ein Ding höher und herrlicher als die Wissensklarheit. »Weiter sodann, Brāhmane: in heiterer Ruhe verweilt der Mönch gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. »Das aber, Brāhmane, ist ein Ding höher und herrlicher als 204 die Wissensklarheit. »Weiter sodann, Brāhmane: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erreicht der Mönch die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. »Das aber, Brāhmane, ist ein Ding höher und herrlicher als die Wissensklarheit. »Weiter sodann, Brāhmane: nach völliger Ueberwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen gewinnt der Mönch in dem Gedanken ›Gränzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegränzten Raumes. »Das aber, Brāhmane, ist ein Ding höher und herrlicher als die Wissensklarheit. »Weiter sodann, Brāhmane: nach völliger Ueberwindung der unbegränzten Raumsphäre gewinnt der Mönch in dem Gedanken ›Gränzenlos ist das Bewusstsein‹ das Reich des unbegränzten Bewusstseins. »Das aber, Brāhmane, ist ein Ding höher und herrlicher als die Wissensklarheit. »Weiter sodann, Brāhmane: nach völliger Ueberwindung der unbegränzten Bewusstseinsphäre gewinnt der Mönch in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins. »Das aber, Brāhmane, ist ein Ding höher und herrlicher als die Wissensklarheit. »Weiter sodann, Brāhmane: nach völliger Ueberwindung der Nichtdaseinsphäre erreicht der Mönch die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung. »Das aber, Brāhmane, ist ein Ding höher und herrlicher als die Wissensklarheit. »Weiter sodann, Brāhmane: nach völliger Ueberwindung der Gränzscheide möglicher Wahrnehmung erreicht der Mönch die Auflösung der Wahrnehmbarkeit, und des weise Sehenden Wahn ist aufgehoben. »Das aber, Brāhmane, ist ein Ding höher und herrlicher als die Wissensklarheit. »Das sind die Dinge, Brāhmane, die höher und herrlicher sind als die Wissensklarheit.[25] »Wie jener Mann, Brāhmane, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht und gerade das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes heraussägt, mitnimmt und in der Erkenntniss ›Das ist Kernholz‹ fortgeht -- und was aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke entsprechen --: so erscheint mir, Brāhmane, ein solcher. »Und so ist der Gewinn des Asketenthums, Brāhmane, nicht Almosen, Ehre und Ruhm, nicht Ordenstugend, nicht Glück der Selbstvertiefung, nicht Wissensklarheit. Jene unerschütterliche Gemütherlösung aber, Brāhmane, das ist der Zweck, dies, Brāhmane, ist das Asketenthum, das ist der Kern, das ist das Ziel.« * * * * * Nach diesen Worten sprach der Brāhmane Piṉgalakoccho zum Erhabenen also: »Vortrefflich, o Gotamo, vortrefflich, o Gotamo! Gleichwie etwa, o Gotamo, als ob einer Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg wiese, oder Licht in die Finsterniss brächte: ›Wer Augen hat wird die Dinge sehn‹: ebenso auch hat Herr Gotamo die Lehre auf manigfaltige Weise dargelegt. Und so nehm’ ich bei Herrn Gotamo Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft, als Anhänger soll mich Herr Gotamo betrachten, von heute an zeitlebens getreu.« VIERTER THEIL ERSTES BUCH DER PAARE 31. Vierter Theil Erste Rede IM GOSIṈGAM-WALDE. -- I -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Nādikā, in der Steinernen Einsiedelei. Um diese Zeit aber weilte der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo und der ehrwürdige Kimbilo im Forste des Gosiṉgam-Waldes. Als nun der Erhabene gegen Abend die Gedenkensruhe beendet hatte, begab er sich zum Forste des Gosiṉgam-Waldes. Da sah ein Waldhüter den Erhabenen von ferne herankommen, und als er den Erhabenen gesehn sprach er also zu ihm: »Gehe nicht in diesen Forst, o Asket: drei edle Jünglinge weilen hier, die selbstzufrieden scheinen, störe sie nicht!« Der ehrwürdige Anuruddho hörte aber des Waldhüters Gespräch mit dem Erhabenen, und als er es gehört sprach er also zum Waldhüter: »Wehre nicht, Bruder Waldhüter, dem Erhabenen: unser Meister, der Erhabene ist gekommen.« Und der ehrwürdige Anuruddho begab sich nun zum ehrwürdigen Nandiyo und zum ehrwürdigen Kimbilo und sprach hierauf also zu ihnen: »Kommt herbei, ihr Brüder, kommt herbei, ihr Brüder: unser Meister, der Erhabene ist da.« Und der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo und 206 der ehrwürdige Kimbilo gingen nun dem Erhabenen entgegen. Einer nahm dem Erhabenen Mantel und Almosenschaale ab, einer bereitete einen Sitz zurecht, einer brachte Wasser zur Fußwaschung herbei. Es setzte sich der Erhabene auf den dargebotenen Sitz, und als er saß spülte er sich die Füße ab. Jene Ehrwürdigen aber setzten sich, nach des Erhabenen Begrüßung, zur Seite nieder. Und der Erhabene wandte sich nun an den ehrwürdigen Anuruddho, der zur Seite saß, und sprach also: »Geht es euch, Anuruddher, leidlich, kommt ihr wohl aus, ohne Mangel an Nahrung?« »Leidlich, Erhabener, geht es uns, wohl, Erhabener, kommen wir aus, wir ermangeln, o Herr, nicht der Nahrung.« »Vertragt ihr euch aber, Anuruddher, einig, ohne Zwist, mild geworden, und seht euch sanften Auges an?« »Freilich, o Herr, vertragen wir uns, einig, ohne Zwist, mild geworden, und sehn uns sanften Auges an.« »Inwiefern aber, Anuruddher, vertragt ihr euch, einig, ohne Zwist, mild geworden, und seht euch sanften Auges an?« »Da gedenk’ ich, o Herr, also: ›Erreicht habe ich’s, wohl getroffen, fürwahr, der ich mit solchen wahren Asketen vereint lebe.‹ Und ich Glücklicher, o Herr, diene diesen Ehrwürdigen mit liebevoller That, so offen als verborgen, mit liebevollem Wort, so offen als verborgen, mit liebevoller Gesinnung, so offen als verborgen. Und also verweilend, o Herr, denke ich: ›Wenn ich nun meinen eigenen Willen aufgäbe und mich nur dem Willen dieser Ehrwürdigen unterwürfe?‹ Und ich habe, o Herr, meinen eigenen Willen aufgegeben und mich dem Willen dieser Ehrwürdigen unterworfen. Verschieden, o Herr, sind zwar unsere Körper, aber ich glaube wir haben nur einen Willen.« Und der ehrwürdige Nandiyo, und der ehrwürdige Kimbilo sprach zum Erhabenen: »Auch ich, o Herr, gedenke also: ›Erreicht habe ich’s wohl getroffen, fürwahr, der ich mit solchen wahren Asketen vereint lebe.‹ Und ich Glücklicher, o Herr, diene diesen Ehrwürdigen mit liebevoller That, so offen als verborgen, mit liebevollem Wort, so offen als verborgen, mit liebevoller Gesinnung, so offen als verborgen. Und also verweilend, o Herr, denke ich: 207 ›Wenn ich nun meinen eigenen Willen aufgäbe und mich nur dem Willen dieser Ehrwürdigen unterwürfe?‹ Und ich habe, o Herr, meinen eigenen Willen aufgegeben und mich dem Willen dieser Ehrwürdigen unterworfen. Verschieden, o Herr, sind zwar unsere Körper, aber ich glaube wir haben nur einen Willen. »Also, o Herr, verweilen wir verträglich, einig, ohne Zwist, mild geworden, und sehn uns sanften Auges an.« »Recht so, recht so, Anuruddher. Und verweilt ihr auch ernsten Sinnes, Anuruddher, eifrig, unermüdlich?« »Freilich, o Herr, verweilen wir ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich.« »Inwiefern aber, Anuruddher, verweilt ihr ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich?« »Wer da zuerst von uns, o Herr, vom Almosengang aus dem Dorfe zurückkehrt, der bereitet die Plätze und setzt Trinkwasser, Waschwasser und den Spülnapf vor. Wer zuletzt vom Almosengang aus dem Dorfe zurückkehrt, und es ist noch Speise übrig, und er verlangt danach, so nimmt er davon; wo nicht, so wirft er sie fort, auf grasfreien Grund oder in fließendes Wasser. Dann ordnet er die Sitze, räumt Trinkwasser, Waschwasser und Spülnapf weg und fegt den Speiseplatz rein. Wer bemerkt, dass man den Trinknapf oder den Waschkrug oder den Mistkübel nicht mehr braucht, der stellt ihn gesäubert auf. Wenn er es allein nicht kann, so winkt er einen Zweiten herbei, und wir kommen und helfen, ohne dass wir, o Herr, aus solchem Grunde das Schweigen brächen. Und jeden fünften Tag, o Herr, sitzen wir die ganze Nacht hindurch in Gesprächen über die Lehre beisammen. Also, o Herr, verweilen wir ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich.« »Recht so, recht so, Anuruddher. Habt ihr aber, Anuruddher, die ihr also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilet, ein überirdisches, reiches Heilthum errungen, sälige Ruhe?« »Wie denn nicht, o Herr! Da verweilen wir nach Belieben, o Herr, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Dies, o Herr, ist von uns, den ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich Verweilenden, errungen worden, ein überirdisches, reiches Heilthum, sälige Ruhe.« »Recht so, recht so, Anuruddher. Habt ihr aber, Anuruddher, nach Ersteigung und Ueberwindung dieser Warte noch ein anderes 208 überirdisches, reiches Heilthum errungen, sälige Ruhe?« »Wie denn nicht, o Herr! Da erwirken wir nach Belieben, o Herr, nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Nach Ersteigung und Ueberwindung jener Warte, o Herr, erscheint dieses andere überirdische, reiche Heilthum, sälige Ruhe.« »Recht so, recht so, Anuruddher. Habt ihr aber, Anuruddher, nach Ersteigung und Ueberwindung dieser Warte noch ein anderes überirdisches, reiches Heilthum errungen, sälige Ruhe?« »Wie denn nicht, o Herr! Da verweilen wir nach Belieben, o Herr, in heiterer Ruhe gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfinden wir im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirken wir die Weihe der dritten Schauung. Nach Ersteigung und Ueberwindung jener Warte, o Herr, erscheint dieses andere überirdische, reiche Heilthum, sälige Ruhe.« »Recht so, recht so, Anuruddher. Habt ihr aber, Anuruddher, nach Ersteigung und Ueberwindung dieser Warte noch ein anderes überirdisches, reiches Heilthum errungen, sälige Ruhe?« »Wie denn nicht, o Herr! Da erreichen wir nach Belieben, o Herr, nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Nach Ersteigung und Ueberwindung jener Warte, o Herr, erscheint dieses andere überirdische, reiche Heilthum, sälige Ruhe.« »Recht so, recht so, Anuruddher. Habt ihr aber, Anuruddher, nach Ersteigung und Ueberwindung dieser Warte noch ein anderes überirdisches, reiches Heilthum errungen, sälige Ruhe?« »Wie denn nicht, o Herr! Da gewinnen wir nach Belieben, o Herr, nach völliger Ueberwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen in dem Gedanken ›Gränzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegränzten Raumes. Nach Ersteigung und Ueberwindung jener 209 Warte, o Herr, erscheint dieses andere überirdische, reiche Heilthum, sälige Ruhe.« »Recht so, recht so, Anuruddher. Habt ihr aber, Anuruddher, nach Ersteigung und Ueberwindung dieser Warte noch ein anderes überirdisches, reiches Heilthum errungen, sälige Ruhe?« »Wie denn nicht, o Herr! Da gewinnen wir nach Belieben, o Herr, nach völliger Ueberwindung der unbegränzten Raumsphäre in dem Gedanken ›Gränzenlos ist das Bewusstsein‹ das Reich des unbegränzten Bewusstseins. Nach Ersteigung und Ueberwindung jener Warte, o Herr, erscheint dieses andere überirdische, reiche Heilthum, sälige Ruhe.« »Recht so, recht so, Anuruddher. Habt ihr aber, Anuruddher, nach Ersteigung und Ueberwindung dieser Warte noch ein anderes überirdisches, reiches Heilthum errungen, sälige Ruhe?« »Wie denn nicht, o Herr! Da gewinnen wir nach Belieben, o Herr, nach völliger Ueberwindung der unbegränzten Bewusstseinsphäre in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins. Nach Ersteigung und Ueberwindung jener Warte, o Herr, erscheint dieses andere überirdische, reiche Heilthum, sälige Ruhe.« »Recht so, recht so, Anuruddher. Habt ihr aber, Anuruddher, nach Ersteigung und Ueberwindung dieser Warte noch ein anderes überirdisches, reiches Heilthum errungen, sälige Ruhe?« »Wie denn nicht, o Herr! Da erreichen wir nach Belieben, o Herr, nach völliger Ueberwindung der Nichtdaseinsphäre die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung. Nach Ersteigung und Ueberwindung jener Warte, o Herr, erscheint dieses andere überirdische, reiche Heilthum, sälige Ruhe.« »Recht so, recht so, Anuruddher. Habt ihr aber, Anuruddher, nach Ersteigung und Ueberwindung dieser Warte noch ein anderes überirdisches, reiches Heilthum der Wissensklarheit errungen, sälige Ruhe?« »Wie denn nicht, o Herr! Da erreichen wir nach Belieben, o Herr, nach völliger Ueberwindung der Gränzscheide möglicher Wahrnehmung die Auflösung der Wahrnehmbarkeit, und der weise Sehenden Wahn ist aufgehoben. Nach Ersteigung und Ueberwindung jener Warte, o Herr, erscheint dieses andere überirdische, reiche Heilthum der Wissensklarheit, sälige Ruhe. Und eine andere sälige Ruhe, höher oder herrlicher als diese, o Herr, kennen wir nicht.« »Recht so, recht so, Anuruddher. Eine andere sälige Ruhe, höher oder herrlicher als diese, Anuruddher, giebt es nicht.« Als nun der Erhabene den ehrwürdigen Anuruddho, den ehrwürdigen Nandiyo und den ehrwürdigen Kimbilo in lehrreichem Gespräche ermuntert, ermuthigt, erregt und erheitert hatte, stand er von seinem Sitze auf und ging fort. Der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo und der ehrwürdige Kimbilo gaben nun dem Erhabenen das Geleite und kehrten dann wieder zurück. Da wandte sich der ehrwürdige Nandiyo und der ehrwürdige Kimbilo an den 210 ehrwürdigen Anuruddho: »Wie ist es doch? Haben wir dem ehrwürdigen Anuruddho gesagt: ›Dieser und jener Heilstufen erfreuen wir uns‹, da uns der ehrwürdige Anuruddho vor dem Erhabenen als bis zur Wahnversiegung gelangt dargestellt hat?« »Nein, wahrlich, die Ehrwürdigen haben mir nicht gesagt: ›Dieser und jener Heilstufen erfreuen wir uns‹, aber ich habe es im Herzen der Ehrwürdigen gelesen und gesehn: ›Dieser und jener Heilstufen erfreuen sich diese Ehrwürdigen.‹ Und auch Gottheiten haben es mir gesagt: ›Dieser und jener Heilstufen erfreuen sich diese Ehrwürdigen.‹ Den Fragen des Erhabenen gemäß hab’ ich geantwortet.« Da nun begab sich Dīgho, ein Fremder, ein Geist, dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und stellte sich seitwärts hin. Seitwärts stehend sprach nun Dīgho, der Fremde, der Geist, zum Erhabenen also: »Gesegnet sind die Vajjīner, o Herr, hochgesegnet das Vajjī-Volk, wo der Vollendete weilt, der Heilige, vollkommen Erwachte, und diese drei edlen Söhne, der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo, der ehrwürdige Kimbilo!« Die Stimme Dīghos, des Fremden, des Geistes, vernehmend hallten die Stimmen der Erdgötter wieder: »Gesegnet sind die Vajjīner, fürwahr, hochgesegnet das Vajjī-Volk, wo der Vollendete weilt, der Heilige, vollkommen Erwachte, und diese drei edlen Söhne, der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo, der ehrwürdige Kimbilo!« Die Stimmen der Erdgötter vernehmend hallten die Stimmen der Götter der Vier großen Könige wieder: »Gesegnet sind die Vajjīner, fürwahr, hochgesegnet das Vajjī-Volk, wo der Vollendete weilt, der Heilige, vollkommen Erwachte, und diese drei edlen Söhne, der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo, der ehrwürdige Kimbilo!« Die Stimmen der Götter der Vier großen Könige vernehmend hallten die Stimmen der Dreiunddreißig Götter wieder: »Gesegnet sind die Vajjīner, fürwahr, hochgesegnet das Vajjī-Volk, wo der Vollendete weilt, der Heilige, vollkommen Erwachte, und diese drei edlen Söhne, der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo, der ehrwürdige Kimbilo!« Die Stimmen der Dreiunddreißig Götter vernehmend hallten die Stimmen der Schattengötter wieder: »Gesegnet sind die Vajjīner, fürwahr, hochgesegnet das Vajjī-Volk, wo der Vollendete weilt, der Heilige, vollkommen Erwachte, und diese drei edlen Söhne, der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo, der ehrwürdige Kimbilo!« Die Stimmen der Schattengötter vernehmend hallten die Stimmen der Säligen Götter wieder: »Gesegnet sind die Vajjīner, fürwahr, hochgesegnet das Vajjī-Volk, wo der Vollendete weilt, der Heilige, vollkommen Erwachte, und diese drei edlen Söhne, der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo, der ehrwürdige Kimbilo!« Die Stimmen der Säligen Götter vernehmend hallten die Stimmen der Götter der unbeschränkten Freude wieder: »Gesegnet sind die Vajjīner, fürwahr, hochgesegnet das Vajjī-Volk, wo der Vollendete weilt, der Heilige, vollkommen Erwachte, und diese drei edlen Söhne, der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo, der ehrwürdige Kimbilo!« Die Stimmen der Götter der unbeschränkten Freude vernehmend hallten die Stimmen der Jenseit der unbeschränkten Freude weilenden Götter wieder: »Gesegnet sind die Vajjīner, fürwahr, hochgesegnet das Vajjī-Volk, wo der Vollendete weilt, der Heilige, vollkommen Erwachte, und diese drei edlen Söhne, der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo, der ehrwürdige Kimbilo!« Die Stimmen der Jenseit der unbeschränkten Freude weilenden Götter vernehmend hallten die Stimmen der Götter der Brahmawelt wieder: »Gesegnet sind die Vajjīner, fürwahr, hochgesegnet das Vajjī-Volk, wo der Vollendete weilt, der Heilige, vollkommen Erwachte, und diese drei edlen Söhne, der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Nandiyo, der ehrwürdige Kimbilo!« So waren da jene Ehrwürdigen in einem Augenblick, in einem Nu bis in die Brahmawelt wahrgenommen worden. * * * * * »So ist es, Dīgho, so ist es, Dīgho. Wenn die Familie, Dīgho, aus der jene edlen drei Söhne vom Hause fort in die Hauslosigkeit hinausgezogen sind, jener edlen drei Söhne in Liebe gedächte, so gereicht’ es auch ihr lange zum Wohle, zum Heile. Wenn der Familienkreis, Dīgho, aus dem jene edlen drei Söhne vom Hause fort in die Hauslosigkeit hinausgezogen sind, jener edlen drei Söhne in Liebe gedächte, so gereicht’ es auch 211 ihm lange zum Wohle, zum Heile. Wenn das Dorf, Dīgho, aus dem jene edlen drei Söhne vom Hause fort in die Hauslosigkeit hinausgezogen sind, jener edlen drei Söhne in Liebe gedächte, so gereicht’ es auch ihm lange zum Wohle, zum Heile. Wenn die Stadt, Dīgho, aus der jene edlen drei Söhne vom Hause fort in die Hauslosigkeit hinausgezogen sind, jener edlen drei Söhne in Liebe gedächte, so gereicht’ es auch ihr lange zum Wohle, zum Heile. Wenn die Hauptstadt, Dīgho, aus der jene edlen drei Söhne vom Hause fort in die Hauslosigkeit hinausgezogen sind, jener edlen drei Söhne in Liebe gedächte, so gereicht’ es auch ihr lange zum Wohle, zum Heile. Wenn das Land, Dīgho, aus dem jene edlen drei Söhne vom Hause fort in die Hauslosigkeit hinausgezogen sind, jener edlen drei Söhne in Liebe gedächte, so gereicht’ es auch ihm lange zum Wohle, zum Heile. Wenn auch alle Adeligen, Dīgho, jener edlen drei Söhne in Liebe gedächten, so gereicht’ es jedem von ihnen lange zum Wohle, zum Heile. Wenn auch alle Geistlichen, Dīgho, jener edlen drei Söhne in Liebe gedächten, so gereicht’ es jedem von ihnen lange zum Wohle, zum Heile. Wenn auch alle Bürgerlichen, Dīgho, jener edlen drei Söhne in Liebe gedächten, so gereicht’ es jedem von ihnen lange zum Wohle, zum Heile. Wenn auch alle Dienenden, Dīgho, jener edlen drei Söhne in Liebe gedächten, so gereicht’ es jedem von ihnen lange zum Wohle, zum Heile. Wenn selbst die Welt, Dīgho, mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Büßern und Priestern, Göttern und Menschen, jener edlen drei Söhne in Liebe gedächte, so gereicht’ es selbst der Welt, mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Büßern und Priestern, Göttern und Menschen, lange zum Wohle, zum Heile. »Siehe, Dīgho, wie weit jene edlen drei Söhne vielen zum Wohle, vielen zum Heile wirken, aus Erbarmen zur Welt: zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.« Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich Dīgho, der Fremde, der Geist, über das Wort des Erhabenen. 32. Vierter Theil Zweite Rede IM GOSIṈGAM-WALDE -- II -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im 212 Forste des Gosiṉgam-Waldes, mit gar manchen wohlbekannten Oberen, wohl bekannten Jüngern, mit dem ehrwürdigen Sāriputto und dem ehrwürdigen Mahāmoggallāno, mit dem ehrwürdigen Mahākassapo und dem ehrwürdigen Anuruddho, mit dem ehrwürdigen Revato und dem ehrwürdigen Ānando und mit anderen wohlbekannten Oberen, wohlbekannten Jüngern zusammen. Als nun der ehrwürdige Mahāmoggallāno gegen Abend die Gedenkensruhe beendet hatte, begab er sich dorthin wo der ehrwürdige Mahākassapo weilte, und sprach zum ehrwürdigen Mahākassapo also: »Komm’, Bruder Kassapo, lass’ uns zum ehrwürdigen Sāriputto gehn, die Lehre zu hören.« »Gern, Bruder«, erwiderte der ehrwürdige Mahākassapo dem ehrwürdigen Mahāmoggallāno. Und der ehrwürdige Mahāmoggallāno und der ehrwürdige Mahākassapo wie auch der ehrwürdige Anuruddho begaben sich nun dorthin wo der ehrwürdige Sāriputto weilte, die Lehre zu hören. Der ehrwürdige Ānando aber erblickte diese Ehrwürdigen, wie sie sich zum ehrwürdigen Sāriputto begaben, die Lehre zu hören, und nachdem er sie gesehn ging er zum ehrwürdigen Revato und sprach also zu ihm: »Es begeben sich, Bruder Revato, jene Edlen dorthin wo der ehrwürdige Sāriputto weilt, die Lehre zu hören; komm’, Bruder Revato, lass’ uns zum ehrwürdigen Sāriputto gehn, die Lehre zu hören.« »Gern, Bruder«, erwiderte der ehrwürdige Revato dem ehrwürdigen Ānando. Und der ehrwürdige Revato und der ehrwürdige Ānando begaben sich nun dorthin wo der ehrwürdige Sāriputto weilte, die Lehre zu hören. Da sah der ehrwürdige Sāriputto den ehrwürdigen Revato und den ehrwürdigen Ānando von ferne herankommen, und nachdem er sie gesehn sprach er zum ehrwürdigen Ānando also: »Willkommen sei der ehrwürdige Ānando, gegrüßt der ehrwürdige Ānando, der des Erhabenen wartet, dem Erhabenen nahe ist. Entzückend, Bruder Ānando, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Ānando, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen?« 213 »Da hat, Bruder Sāriputto, ein Mönch viel gehört, ist Behälter des Wortes, Hort des Wortes der Lehre; und was da am Anfang begütigt, in der Mitte begütigt, am Ende begütigt und sinn- und wortgetreu das vollkommen geläuterte, geklärte Asketenthum überliefert: das kennt er, behält er, beherrscht er mit der Rede, bewahrt es im Gedächtnis, hat es von Grund aus verstanden. Er legt den vier Arten von Hörern[26] die Lehre dar, im Ganzen, im Einzelnen und im Zusammenhang, zur völligen Wunschesvertilgung. Ein solcher Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.« Nach diesen Worten wandte sich der ehrwürdige Sāriputto an den ehrwürdigen Revato: »Der ehrwürdige Ānando, Bruder Revato, hat nach seinem Begriffe geantwortet. Jetzt fragen wir den ehrwürdigen Revato: Entzückend, Bruder Revato, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Revato, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen?« »Da wird, Bruder Sāriputto, ein Mönch durch die Gedenkensruhe erquickt und beglückt, erkämpft innigen Geistesfrieden, widerstrebt nicht der Schauung, gewinnt durchdringenden Blick, ist ein Freund leerer Klausen. Ein solcher Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.« Nach diesen Worten wandte sich der ehrwürdige Sāriputto an den ehrwürdigen Anuruddho: »Der ehrwürdige Revato, Bruder Anuruddho, hat nach seinem Begriffe geantwortet. Jetzt fragen wir den ehrwürdigen Anuruddho: Entzückend, Bruder Anuruddho, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Anuruddho, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen?« »Da blickt, Bruder Sāriputto, ein Mönch mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, über tausend Welten hin. Gleichwie etwa, Bruder Sāriputto, ein scharfsehender Mann von der Zinne eines hohen Thurmes tausend Gehöfte im Kreise überblicken mag: ebenso auch, Bruder Sāriputto, blickt ein Mönch mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, über tausend Welten hin. Ein solcher Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.« Nach diesen Worten wandte sich der ehrwürdige Sāriputto an den ehrwürdigen Mahākassapo: »Der ehrwürdige Anuruddho, Bruder Kassapo, hat nach seinem Begriffe geantwortet. Jetzt fragen wir den ehrwürdigen Mahākassapo: Entzückend, Bruder Kassapo, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Kassapo, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen?« »Da ist, Bruder Sāriputto, ein Mönch selbst Waldeinsiedler und 214 preist das Waldeinsiedlerthum, lebt selbst von Almosenspeise und preist das Leben von Almosenspeise, trägt selbst die geflickte Fetzenkutte und preist das Tragen der geflickten Fetzenkutte, besitzt nur drei Kleidungstücke und preist das bloße Besitzthum dreier Kleidungstücke[27], hat selbst wenig Bedürfnisse und preist die Bedürfnisslosigkeit, ist selbst zufrieden und preist die Zufriedenheit, ist selbst zurückgezogen und preist die Zurückgezogenheit, flieht selbst die Welt und preist die Weltflucht, ist selbst standhaft und preist die Standhaftigkeit, ist selbst ordenstüchtig und preist die Ordenstugend, hat selbst das Glück der Vertiefung errungen und preist das Glück der Vertiefung, hat selbst die Weisheit errungen und preist die Errungenschaft der Weisheit, hat selbst die Erlösung errungen und preist die Errungenschaft der Erlösung, hat selbst die Wissensklarheit der Erlösung errungen und preist die Errungenschaft der wissensklaren Erlösung. Ein solcher Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.« Nach diesen Worten wandte sich der ehrwürdige Sāriputto an den ehrwürdigen Mahāmoggallāno: »Der ehrwürdige Mahākassapo, Bruder Moggallāno, hat nach seinem Begriffe geantwortet. Jetzt fragen wir den ehrwürdigen Mahāmoggallāno: Entzückend, Bruder Moggallāno, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Moggallāno, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen?« »Da halten, Bruder Sāriputto, zwei Mönche ein Gespräch über die Lehre, stellen sich Fragen, und nachdem sie die Fragen gegenseitig beantwortet haben, gehn sie auseinander, jeder für sich, und lehrreich war ihr Gespräch und anregend. Ein solcher Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.« Und nun wandte sich der ehrwürdige Mahāmoggallāno also an den ehrwürdigen Sāriputto: »Jeder von uns, Bruder Sāriputto, hat nach seinem Begriffe geantwortet. Jetzt fragen wir den ehrwürdigen Sāriputto: Entzückend, Bruder Sāriputto, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen?« »Da hat, Bruder Moggallāno, ein Mönch das Herz in seiner Gewalt und nicht ist er in der Gewalt des Herzens. Welcher Vertiefung er sich morgens erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich morgens, welcher Vertiefung er sich mittags erfreuen will, 215 dieser Vertiefung erfreut er sich mittags, welcher Vertiefung er sich abends erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich abends. Gleichwie etwa, Bruder Moggallāno, ein König oder ein Fürst aus einer Truhe voller verschiedenfarbiger Gewänder gerade das Gewand für den Morgen auswählen würde, das er morgens tragen will, gerade das Gewand für den Mittag auswählen würde, das er mittags tragen will, gerade das Gewand für den Abend auswählen würde, das er abends tragen will: ebenso auch, Bruder Moggallāno, hat ein Mönch das Herz in seiner Gewalt und nicht ist er in der Gewalt des Herzens. Welcher Vertiefung er sich morgens erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich morgens, welcher Vertiefung er sich mittags erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich mittags, welcher Vertiefung er sich abends erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich abends. Ein solcher Mönch, Bruder Moggallāno, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.« Und der ehrwürdige Sāriputto wandte sich nun zu jenen Ehrwürdigen und sprach also: »Jeder von uns, ihr Brüder, hat nach seinem Begriffe geantwortet. Kommt, ihr Brüder, lasst uns zum Erhabenen gehn und die Sache dem Erhobenen berichten: wie uns der Erhabene antworten wird, so wollen wir es halten.« »So sei es, Bruder«, erwiderten da jene Ehrwürdigen dem ehrwürdigen Sāriputto. Und jene Mönche begaben sich dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der ehrwürdige Sāriputto zum Erhabenen also: »Da hatten sich, o Herr, der ehrwürdige Revato und der ehrwürdige Ānando dorthin begeben wo ich weilte, die Lehre zu hören. Ich sah den ehrwürdigen Revato und den ehrwürdigen Ānando von ferne herankommen, und nachdem ich sie gesehn sprach ich zum ehrwürdigen Ānando also: ›Willkommen sei der 216 ehrwürdige Ānando, gegrüßt der ehrwürdige Ānando, der des Erhabenen wartet, dem Erhabenen nahe ist. Entzückend, Bruder Ānando, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Ānando, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen?‹ -- Hierauf, o Herr, erwiderte mir der ehrwürdige Ānando: ‚Da hat, Bruder Sāriputto, ein Mönch viel gehört, ist Behälter des Wortes, Hort des Wortes der Lehre; und was da am Anfang begütigt, in der Mitte begütigt, am Ende begütigt und sinn- und wortgetreu das vollkommen geläuterte, geklärte Asketenthum überliefert: das kennt er, behält er, beherrscht er mit der Rede, bewahrt es im Gedächtniss, hat es von Grund aus verstanden. Er legt den vier Arten von Hörern die Lehre dar, im Ganzen, im Einzelnen und im Zusammenhang, zur völligen Wunschesvertilgung. Ein solcher Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.‘« »Gut, gut, Sāriputto, wie es eben Ānando recht beantworten kann. Denn Ānando, Sāriputto, hat viel gehört, ist Behälter des Wortes, Hort des Wortes der Lehre: und was da am Anfang begütigt, in der Mitte begütigt, am Ende begütigt und sinn- und wortgetreu das vollkommen geläuterte, geklärte Asketenthum überliefert: das kennt er, behält er, beherrscht er mit der Rede, bewahrt es im Gedächtniss, hat es von Grund aus verstanden. Er legt den vier Arten von Hörern die Lehre dar, im Ganzen, im Einzelnen und im Zusammenhang, zur völligen Wunschesvertilgung.« »Hierauf, o Herr, wandte ich mich an den ehrwürdigen Revato: ›Der ehrwürdige Ānando, Bruder Revato, hat nach seinem Begriffe geantwortet. Jetzt fragen wir den ehrwürdigen Revato: Entzückend, Bruder Revato, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Revato, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen?‹ -- Hierauf, o Herr, erwiderte mir der ehrwürdige Revato: ‚Da wird, Bruder Sāriputto, ein Mönch durch die Gedenkensruhe erquickt und beglückt, erkämpft innigen Geistesfrieden, widerstrebt nicht der Schauung, gewinnt durchdringenden Blick, ist ein Freund leerer Klausen. Ein solcher Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.‘« »Gut, gut, Sāriputto, wie es eben Revato recht beantworten kann. Denn Revato, Sāriputto, wird durch die Gedenkensruhe erquickt und beglückt, erkämpft innigen Geistesfrieden, widerstrebt nicht der Schauung, besitzt durchdringenden Blick, ist ein Freund leerer Klausen.« »Hierauf, o Herr, wandte ich mich an den ehrwürdigen Anuruddho: 217 ›Der ehrwürdige Revato, Bruder Anuruddho, hat nach seinem Begriffe geantwortet. Jetzt fragen wir den ehrwürdigen Anuruddho: Entzückend, Bruder Anuruddho, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Anuruddho, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen?‹ -- Hierauf, o Herr, erwiderte mir der ehrwürdige Anuruddho: ‚Da blickt, Bruder Sāriputto, ein Mönch mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, über tausend Welten hin. Gleichwie etwa, Bruder Sāriputto, ein scharfsehender Mann von der Zinne eines hohen Thurmes tausend Gehöfte im Kreise überblicken mag: ebenso auch, Bruder Sāriputto, blickt ein Mönch mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, über tausend Welten hin. Ein solcher Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.‘« »Gut, gut, Sāriputto, wie es eben Anuruddho recht beantworten kann. Denn Anuruddho, Sāriputto, blickt mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, über tausend Welten hin.« »Hierauf, o Herr, wandte ich mich an den ehrwürdigen Mahākassapo: ›Der ehrwürdige Anuruddho, Bruder Kassapo, hat nach seinem Begriffe geantwortet. Jetzt fragen wir den ehrwürdigen Mahākassapo: Entzückend, Bruder Kassapo, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Kassapo, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen?‹ -- Hierauf, o Herr, erwiderte mir der ehrwürdige Mahākassapo: ‚Da ist, Bruder Sāriputto, ein Mönch selbst Waldeinsiedler und preist das Waldeinsiedlerthum, lebt selbst von Almosenspeise und preist das Leben von Almosenspeise, trägt selbst die geflickte Fetzenkutte und preist das Tragen der geflickten Fetzenkutte, besitzt selbst nur drei Kleidungstücke und preist das bloße Besitzthum dreier Kleidungstücke, hat selbst wenig Bedürfnisse und preist die Bedürfnisslosigkeit, ist selbst zufrieden und preist die Zufriedenheit, ist selbst zurückgezogen und preist die Zurückgezogenheit, flieht selbst die Welt und preist die Weltflucht, ist selbst standhaft und preist die Standhaftigkeit, ist selbst ordenstüchtig und preist die Ordenstugend, hat selbst das Glück der Vertiefung errungen und preist das Glück der Vertiefung, hat selbst die Weisheit errungen und preist die Errungenschaft der Weisheit, hat selbst die Erlösung errungen und preist die Errungenschaft der Erlösung, hat selbst die Wissensklarheit der Erlösung errungen und preist die Errungenschaft der wissensklaren Erlösung. Ein solcher Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.‘« »Gut, gut, Sāriputto, wie es eben Kassapo recht beantworten 218 kann. Denn Kassapo, Sāriputto, ist selbst Waldeinsiedler und preist das Waldeinsiedlerthum, lebt selbst von Almosenspeise und preist das Leben von Almosenspeise, trägt selbst die geflickte Fetzenkutte und preist das Tragen der geflickten Fetzenkutte, besitzt selbst nur drei Kleidungstücke und preist das bloße Besitzthum dreier Kleidungstücke, hat selbst wenig Bedürfnisse und preist die Bedürfnisslosigkeit, ist selbst zufrieden und preist die Zufriedenheit, ist selbst zurückgezogen und preist die Zurückgezogenheit, flieht selbst die Welt und preist die Weltflucht, ist selbst standhaft und preist die Standhaftigkeit, ist selbst ordenstüchtig und preist die Ordenstugend, hat selbst das Glück der Vertiefung errungen und preist das Glück der Vertiefung, hat selbst die Weisheit errungen und preist die Errungenschaft der Weisheit, hat selbst die Erlösung errungen und preist die Errungenschaft der Erlösung, hat selbst die Wissensklarheit der Erlösung errungen und preist die Errungenschaft der wissensklaren Erlösung.« »Hierauf, o Herr, wandte ich mich an den ehrwürdigen Mahāmoggallāno: ›Der ehrwürdige Mahākassapo, Bruder Moggallāno, hat nach seinem Begriffe geantwortet. Jetzt fragen wir den ehrwürdigen Mahāmoggallāno: Entzückend, Bruder Moggallāno, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Moggallāno, mag dem Gosiṉgam-Wald Glanz verleihen?‹ -- Hierauf, o Herr, erwiderte mir der ehrwürdige Mahāmoggallāno: ‚Da halten, Bruder Sāriputto, zwei Mönche ein Gespräch über die Lehre, stellen sich Fragen, und nachdem sie die Fragen gegenseitig beantwortet haben, gehn sie auseinander, jeder für sich, und lehrreich war ihr Gespräch und anregend. Ein solcher Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.‘« »Gut, gut, Sāriputto, wie es eben Moggallāno recht beantworten kann. Denn Moggallāno, Sāriputto, ist der Lehre Sprecher.« Nach diesen Worten wandte sich der ehrwürdige Mahāmoggallāno an den Erhabenen und sagte: »Und nun, o Herr, sprach ich zum ehrwürdigen Sāriputto: ›Jeder von uns, Bruder Sāriputto, hat nach seinem Begriffe geantwortet. Jetzt fragen wir den ehrwürdigen Sāriputto: Entzückend, Bruder Sāriputto, ist der Gosiṉgam-Wald, herrlich die klare Mondnacht, die Bäume stehn in voller Blüthe, himmlische Düfte, meint man, wehn umher. Was für ein Mönch, Bruder Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen?‹ -- Hierauf, o Herr, erwiderte mir der ehrwürdige Sāriputto: ‚Da hat, Bruder Moggallāno, ein Mönch das Herz in seiner Gewalt und nicht ist er in der Gewalt des Herzens. Welcher Vertiefung er sich morgens erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich morgens, welcher Vertiefung er sich mittags erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich mittags, welcher Vertiefung er sich abends erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich abends. Gleichwie etwa, Bruder Moggallāno, ein König oder ein Fürst aus einer Truhe voller verschiedenfarbiger Gewänder 219 gerade das Gewand für den Morgen auswählen würde, das er morgens tragen will, gerade das Gewand für den Mittag auswählen würde, das er mittags tragen will, gerade das Gewand für den Abend auswählen würde, das er abends tragen will: ebenso auch, Bruder Moggallāno, hat ein Mönch das Herz in seiner Gewalt und nicht ist er in der Gewalt des Herzens. Welcher Vertiefung er sich morgens erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich morgens, welcher Vertiefung er sich mittags erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich mittags, welcher Vertiefung er sich abends erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich abends. Ein solcher Mönch, Bruder Moggallāno, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.‘« »Gut, gut, Moggallāno, wie es eben Sāriputto recht beantworten kann. Denn Sāriputto, Moggallāno, hat das Herz in seiner Gewalt und nicht ist er in der Gewalt des Herzens. Welcher Vertiefung er sich morgens erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich morgens, welcher Vertiefung er sich mittags erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich mittags, welcher Vertiefung er sich abends erfreuen will, dieser Vertiefung erfreut er sich abends.« * * * * * Nach diesen Worten sprach der ehrwürdige Sāriputto zum Erhabenen also: »Wer hat nun wohlgesprochen, o Herr?« »Alle habt ihr wohlgesprochen, Sāriputto, der Reihe nach. Und nun hört auch von mir, was für ein Mönch dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen mag. Da setzt sich, Sāriputto, ein Mönch nach dem Mahle, wenn er vom Almosengange zurückgekehrt ist, mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt der Einsicht: ›Nicht eher will ich von hier aufstehn, als bis ich ohne anzuhangen das Herz vom Wahn erlöst habe.‹ Ein solcher Mönch, Sāriputto, mag dem Gosiṉgam-Walde Glanz verleihen.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Ehrwürdigen über das Wort des Erhabenen. 33. Vierter Theil Dritte Rede DER RINDERHIRT -- I -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei 220 Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Elf Eigenschaften, ihr Mönche, machen es einem Rinderhirten unmöglich seine Heerde zu hüten, zum Gedeihen zu bringen; welche elf? Da ist, ihr Mönche, ein Rinderhirt der Leibesart unkundig, versteht nicht die Lebensweise, verscheucht nicht das Schädliche, verbindet nicht Wunden, macht kein Feuer an, kennt keine Furth, kennt keine Quelle, kennt keinen Steig, kennt keine Weide, er melkt übermäßig, und den Stieren, den Vätern der Heerde, den Führern der Heerde, denen schenkt er keine besondere Aufmerksamkeit. »Diese elf Eigenschaften, ihr Mönche, machen es einem Rinderhirten unmöglich seine Heerde zu hüten, zum Gedeihen zu bringen. »Ebenso nun auch, ihr Mönche, machen es elf Eigenschaften einem Mönch unmöglich in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung zu gelangen; welche elf? Da ist, ihr Mönche, ein Mönch der Leibesart unkundig, versteht nicht die Lebensweise, verscheucht nicht das Schädliche, verbindet nicht Wunden, macht kein Feuer an, kennt keine Furth, kennt keine Quelle, kennt keinen Steig, kennt keine Weide, er melkt übermäßig, und den Mönchen, den Oberen, den Bejahrten, den im Asketenthume Ergrauten, den Vätern des Ordens, den Führern des Ordens, denen schenkt er keine besondere Aufmerksamkeit. »Wie aber, ihr Mönche, ist ein Mönch der Leibesart unkundig? Da betrachtet, ihr Mönche, ein Mönch alles Körperliche, die gesammte Körperlichkeit, die vier Hauptstoffe und was durch die vier Hauptstoffe besteht, nicht der Wahrheit gemäß als körperlich. Also, ihr Mönche, ist ein Mönch der Leibesart unkundig. Und wie, ihr Mönche, versteht ein Mönch nicht die Lebensweise? Da erkennt, ihr Mönche, ein Mönch nicht der Wahrheit gemäß: die That zeigt mir den Thoren, die That zeigt mir den Weisen. Also, ihr Mönche, versteht ein Mönch nicht die Lebensweise. Und wie, ihr Mönche, verscheucht ein Mönch nicht das Schädliche? Da giebt, ihr Mönche, ein Mönch einem aufgestiegenen Wunschgedanken Raum, verwirft ihn nicht, vertreibt ihn nicht, vertilgt ihn nicht, vernichtet ihn nicht; einem aufgestiegenen Hassgedanken, einem aufgestiegenen Wuthgedanken und anderen aufgestiegenen bösen, schlechten Gedanken giebt er Raum, verwirft sie nicht, vertreibt sie 221 nicht, vertilgt sie nicht, vernichtet sie nicht. Also, ihr Mönche, verscheucht ein Mönch nicht das Schädliche. Und wie, ihr Mönche, verbindet ein Mönch nicht Wunden? Wenn da, ihr Mönche, ein Mönch mit dem Gesicht eine Form erblickt hat, fasst er Neigung, fasst er Absicht. Obgleich Begierde und Missmuth, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gesichtes verweilt, befleißigt er sich dieser Bewachung nicht, hütet nicht das Gesicht, wacht nicht eifrig über das Gesicht. Wenn er mit dem Gehör einen Ton gehört, mit dem Geruch einen Duft gerochen, mit dem Geschmack einen Saft geschmeckt, mit dem Getast eine Tastung getastet, mit dem Gedenken ein Ding gedacht hat, fasst er Neigung, fasst er Absicht. Obgleich Begierde und Missmuth, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gedenkens verweilt, befleißigt er sich dieser Bewachung nicht, hütet nicht das Gedenken, wacht nicht eifrig über das Gedenken. Also, ihr Mönche, verbindet ein Mönch nicht Wunden. Und wie, ihr Mönche, macht ein Mönch kein Feuer an? Da zeigt, ihr Mönche, ein Mönch nicht den anderen die Lehre, weithin sichtbar, wie er sie gehört und aufgefasst hat. Also, ihr Mönche, macht ein Mönch kein Feuer an. Und wie, ihr Mönche, kennt ein Mönch keine Furth? Da sucht, ihr Mönche, ein Mönch nicht von Zeit zu Zeit jene Mönche auf, die viel gehört haben und wissen, die Hüter der Lehre, die Hüter der Ordnung, die Hüter der Regel, fragt nicht, erkundigt sich nicht: ›Wie ist das, o Herr, was ist der Sinn davon?‹ Und so eröffnen ihm jene Ehrwürdigen nicht das Uneröffnete, klären das Unaufgeklärte nicht auf, lösen nicht den Zweifel über Dinge, die vielfach bezweifelbar sind. Also, ihr Mönche, kennt ein Mönch keine Furth. Und wie, ihr Mönche, kennt ein Mönch keine Quelle? Da gelangt, ihr Mönche, ein Mönch bei der Darlegung der Lehre und Ordnung des Vollendeten nicht zum Verständniss des Sinnes, nicht zum Verständnis der Lehre, nicht zum Genusse der Lehre. Also, ihr Mönche, kennt ein Mönch keine Quelle. Und wie, ihr Mönche, kennt ein Mönch keinen Steig? Da erkennt, ihr Mönche, ein Mönch den heiligen achtfältigen Weg nicht der Wahrheit gemäß. Also, ihr Mönche, kennt ein Mönch keinen Steig. Und wie, ihr Mönche, kennt ein Mönch keine Weide? Da kennt, ihr Mönche, ein Mönch die Vier Pfeiler der Einsicht nicht der Wahrheit gemäß. Also, ihr Mönche, kennt ein Mönch keine Weide. Und wie, ihr Mönche, melkt 222 ein Mönch übermäßig? Da laden, ihr Mönche, gläubige Hausväter einen Mönch ein, sich Kleidung, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit auszuwählen, und der Mönch kennt kein Maaß im Annehmen. Also, ihr Mönche, melkt ein Mönch übermäßig. Und wie, ihr Mönche, schenkt ein Mönch jenen Mönchen, den Oberen, den Bejahrten, den im Asketenthume Ergrauten, den Vätern des Ordens, den Führern des Ordens, keine besondere Aufmerksamkeit? Da dient, ihr Mönche, ein Mönch jenen Mönchen, den Oberen, den Bejahrten, den im Asketenthume Ergrauten, den Vätern des Ordens, den Führern des Ordens, weder mit liebevoller That, so offen als verborgen, noch mit liebevollem Wort, so offen als verborgen, noch mit liebevoller Gesinnung, so offen als verborgen. Also, ihr Mönche, schenkt ein Mönch jenen Mönchen, den Oberen, den Bejahrten, den im Asketenthume Ergrauten, den Vätern des Ordens, den Führern des Ordens, keine besondere Aufmerksamkeit. »Diese elf Eigenschaften, ihr Mönche, machen es einem Mönch unmöglich in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung zu gelangen. »Elf Eigenschaften, ihr Mönche, machen es einem Rinderhirten möglich seine Heerde zu hüten, zum Gedeihen zu bringen; welche elf? Da ist, ihr Mönche, ein Rinderhirt der Leibesart kundig, versteht die Lebensweise, verscheucht das Schädliche, verbindet Wunden, macht Feuer an, kennt die Furth, kennt die Quelle, kennt den Steig, kennt die Weide, er lässt noch Milch im Euter, und den Stieren, den Vätern der Heerde, den Führern der Heerde, denen schenkt er besondere Aufmerksamkeit. »Diese elf Eigenschaften, ihr Mönche, machen es einem Rinderhirten möglich seine Heerde zu hüten, zum Gedeihen zu bringen. »Ebenso nun auch, ihr Mönche, machen es elf Eigenschaften einem Mönch möglich in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung zu gelangen; welche elf? Da ist, ihr Mönche, ein Mönch der Leibesart kundig, versteht die Lebensweise, verscheucht das Schädliche, verbindet Wunden, macht Feuer an, kennt die Furth, kennt die Quelle, kennt den Steig, kennt die Weide, er lässt noch Milch im Euter, und den Mönchen, den Oberen, den Bejahrten, den im Asketenthume Ergrauten, den Vätern des Ordens, den Führern des Ordens, denen schenkt er besondere Aufmerksamkeit. »Wie aber, ihr Mönche, ist ein Mönch der Leibesart kundig? Da betrachtet, ihr Mönche, ein Mönch alles Körperliche, die gesammte Körperlichkeit, die vier Hauptstoffe und was durch die 223 vier Hauptstoffe besteht, der Wahrheit gemäß als körperlich. Also, ihr Mönche, ist ein Mönch der Leibesart kundig. Und wie, ihr Mönche, versteht ein Mönch die Lebensweise? Da erkennt, ihr Mönche, ein Mönch der Wahrheit gemäß: die That zeigt mir den Thoren, die That zeigt mir den Weisen. Also, ihr Mönche, versteht ein Mönch die Lebensweise. Und wie, ihr Mönche, verscheucht ein Mönch das Schädliche? Da giebt, ihr Mönche, ein Mönch einem aufgestiegenen Wunschgedanken nicht Raum, verwirft ihn, vertreibt ihn, vertilgt ihn, vernichtet ihn; einem aufgestiegenen Hassgedanken, einem aufgestiegenen Wuthgedanken und anderen aufgestiegenen bösen, schlechten Gedanken giebt er nicht Raum, verwirft sie, vertreibt sie, vertilgt sie, vernichtet sie. Also, ihr Mönche, verscheucht ein Mönch das Schädliche. Und wie, ihr Mönche, verbindet ein Mönch Wunden? Wenn da, ihr Mönche, ein Mönch mit dem Gesicht eine Form erblickt hat, fasst er keine Neigung, fasst keine Absicht. Da Begierde und Missmuth, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gesichtes verweilt, befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet das Gesicht, er wacht eifrig über das Gesicht. Wenn er mit dem Gehör einen Ton gehört, mit dem Geruch einen Duft gerochen, mit dem Geschmack einen Saft geschmeckt, mit dem Getast eine Tastung getastet, mit dem Gedenken ein Ding gedacht hat, fasst er keine Neigung, fasst keine Absicht. Da Begierde und Missmuth, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gedenkens verweilt, befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet das Gedenken, er wacht eifrig über das Gedenken. Also, ihr Mönche, verbindet ein Mönch Wunden. Und wie, ihr Mönche, macht ein Mönch Feuer an? Da zeigt, ihr Mönche, ein Mönch den anderen die Lehre, weithin sichtbar, wie er sie gehört und aufgefasst hat. Also, ihr Mönche, macht ein Mönch Feuer an. Und wie, ihr Mönche, kennt ein Mönch die Furth? Da sucht, ihr Mönche, ein Mönch von Zeit zu Zeit jene Mönche auf, die viel gehört haben und wissen, die Hüter der Lehre, die Hüter der Ordnung, die Hüter der Regel, fragt und erkundigt sich: ›Wie ist das, o Herr, was ist der Sinn davon?‹ Und so eröffnen ihm jene Ehrwürdigen das Uneröffnete, klären das Unaufgeklärte auf, lösen den Zweifel über Dinge, die vielfach bezweifelbar sind. Also, ihr Mönche, kennt ein Mönch die Furth. Und wie, ihr Mönche, kennt ein Mönch die Quelle? Da gelangt, ihr 224 Mönche, ein Mönch bei der Darlegung der Lehre und Ordnung des Vollendeten zum Verständniss des Sinnes, zum Verständniss der Lehre, zum Genusse der Lehre. Also, ihr Mönche, kennt ein Mönch die Quelle. Und wie, ihr Mönche, kennt ein Mönch den Steig? Da erkennt, ihr Mönche, ein Mönch den heiligen achtfältigen Weg der Wahrheit gemäß. Also, ihr Mönche, kennt ein Mönch den Steig. Und wie, ihr Mönche, kennt ein Mönch die Weide? Da kennt, ihr Mönche, ein Mönch die Vier Pfeiler der Einsicht der Wahrheit gemäß. Also, ihr Mönche, kennt ein Mönch die Weide. Und wie, ihr Mönche, lässt ein Mönch noch Milch im Euter? Da laden, ihr Mönche, gläubige Hausväter einen Mönch ein, sich Kleidung, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzeneien für den Fall einer Krankheit auszuwählen, und der Mönch kennt Maaß im Annehmen. Also, ihr Mönche, lässt ein Mönch noch Milch im Euter. Und wie, ihr Mönche, schenkt ein Mönch jenen Mönchen, den Oberen, den Bejahrten, den im Asketenthume Ergrauten, den Vätern des Ordens, den Führern des Ordens, besondere Aufmerksamkeit? Da dient, ihr Mönche, ein Mönch jenen Mönchen, den Oberen, den Bejahrten, den im Asketenthume Ergrauten, den Vätern des Ordens, den Führern des Ordens, diesen dient er mit liebevoller That, so offen als verborgen, dient er mit liebevollem Wort, so offen als verborgen, dient er mit liebevoller Gesinnung, so offen als verborgen. Also, ihr Mönche, schenkt ein Mönch jenen Mönchen, den Oberen, den Bejahrten, den im Asketenthume Ergrauten, den Vätern des Ordens, den Führern des Ordens, besondere Aufmerksamkeit. »Diese elf Eigenschaften, ihr Mönche, machen es einem Mönch möglich in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung zu gelangen.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 34. Vierter Theil Vierte Rede DER RINDERHIRT -- II -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im 225 Vajjī-Lande, bei Ukkācelā, am Gestade des Ganges. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Es war einmal, ihr Mönche, in Magadhā ein Rinderhirt von trübem Verstande, der im letzten Monat der Regenzeit, im Herbste, ohne Untersuchung des diesseitigen Ufers, ohne Untersuchung des jenseitigen Ufers des Ganges seine Heerde aufs geradewohl in den Strom trieb, hinüber zum Ufer von Suvidehā. Als nun, ihr Mönche, die Rinder in die Mitte des Ganges, in die Strömung gelangt waren, da überschlugen sie sich und gingen elend zugrunde. Und warum das? Weil ja, ihr Mönche, jener unverständige Rinderhirt aus Magadhā im letzten Monat der Regenzeit, im Herbste, ohne Untersuchung des diesseitigen Ufers, ohne Untersuchung des jenseitigen Ufers des Ganges seine Heerde aufs geradewohl in den Strom trieb, hinüber zum Ufer von Suvidehā. »Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist es mit jenen Asketen oder Priestern, die diese Welt nicht verstehn und jene Welt nicht verstehn, das Reich der Natur nicht verstehn und das Reich der Freiheit nicht verstehn, die Zeitlichkeit nicht verstehn und die Ewigkeit nicht verstehn[28]: wer der Schwimmkunst jener trauen will, dem wird es zu langem Unheil und Leiden gereichen. »Es war einmal, ihr Mönche, in Magadhā ein Rinderhirt von hellem Verstande, der im letzten Monat der Regenzeit, im Herbste, nach genauer Untersuchung des diesseitigen Ufers, nach genauer Untersuchung des jenseitigen Ufers des Ganges seine Heerde in eine richtige Furth trieb, hinüber zum Ufer von Suvidehā. Zuerst trieb er die Stiere hinein, die Väter der Heerde, die Führer der Heerde; diese durchkreuzten die Strömung des Ganges und gelangten heil an das andere Ufer. Hierauf trieb er die starken Kühe und Ochsen hinein, und auch diese durchkreuzten die Strömung des Ganges und gelangten heil an das andere Ufer. Hierauf trieb er die Farren und Färsen hinein, und auch diese durchkreuzten die Strömung des Ganges und gelangten heil an das andere Ufer. Hierauf trieb er die schwächlichen Kälbchen hinein, und auch diese durchkreuzten die Strömung des Ganges und gelangten heil an das andere Ufer. Zuletzt, ihr Mönche, war noch ein zartes Kälblein da, eben erst geboren, der Mutter mit Wehegebrüll entrissen, und auch dieses durchkreuzte die Strömung des Ganges und gelangte heil an das andere Ufer. Und warum das? Weil ja, ihr Mönche, jener verständige Rinderhirt aus Magadhā im letzten Monat 226 der Regenzeit, im Herbste, nach genauer Untersuchung des diesseitigen Ufers, nach genauer Untersuchung des jenseitigen Ufers des Ganges seine Heerde in eine richtige Furth trieb, hinüber zum Ufer von Suvidehā. »Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist es mit jenen Asketen oder Priestern, die diese Welt verstehn und jene Welt verstehn, das Reich der Natur verstehn und das Reich der Freiheit verstehn, die Zeitlichkeit verstehn und die Ewigkeit verstehn: wer der Schwimmkunst jener trauen will, dem wird es zu langem Wohle und Heile gereichen. »Gleichwie nun, ihr Mönche, jene Stiere, die Väter der Heerde, die Führer der Heerde, die Strömung des Ganges durchkreuzten und heil an das andere Ufer gelangten: ebenso nun auch, ihr Mönche, haben jene Mönche, die Heilige, Wahnversieger, Endiger sind, die das Werk gewirkt, die Bürde abgelegt, das Heil errungen, die Daseinsfesseln vernichtet haben, die in vollkommener Weisheit Erlösten, haben diese die Strömung der Natur durchkreuzt und sind heil an das andere Ufer gelangt. »Gleichwie nun, ihr Mönche, jene starken Kühe und Ochsen die Strömung des Ganges durchkreuzten und heil an das andere Ufer gelangten: ebenso nun auch, ihr Mönche, werden jene Mönche, welche nach Vernichtung der fünf niederzerrenden Fesseln emporsteigen, um von dort aus zu erlöschen, die nicht mehr zurückkehren nach jener Welt, werden auch sie die Strömung der Natur durchkreuzen und heil an das andere Ufer gelangen. »Gleichwie nun, ihr Mönche, jene Farren und Färsen die Strömung des Ganges durchkreuzten und heil an das andere Ufer gelangten: ebenso nun auch, ihr Mönche, werden jene Mönche, welche die drei Fesseln vernichtet haben, die von Gier, Hass und Irre Erleichterten, fast schon Geläuterten, die nur einmal wiederkehren, nur einmal noch zu dieser Welt gekommen dem Leiden ein Ende machen, werden auch sie die Strömung der Natur durchkreuzen und heil an das andere Ufer gelangen. »Gleichwie nun, ihr Mönche, jene schwächlichen Kälbchen die Strömung des Ganges durchkreuzten und heil an das andere Ufer gelangten: ebenso nun auch, ihr Mönche, werden jene Mönche, welche nach Vernichtung der drei Fesseln Hörer der Botschaft geworden, dem Verderben entronnen sind, zielbewusst der vollen Erwachung entgegeneilen, werden auch diese die Strömung der Natur durchkreuzen und heil an das andere Ufer gelangen. »Gleichwie nun, ihr Mönche, jenes zarte Kälblein, das eben erst geboren, der Mutter mit Wehegebrüll entrissen ward, die Strömung des Ganges durchkreuzte und heil an das andere Ufer gelangte: ebenso nun auch, ihr Mönche, werden jene Mönche, welche der Wahrheit ergeben, der Lehre ergeben sind, werden auch diese die Strömung der Natur durchkreuzen und heil an das andere Ufer gelangen. »Ich aber, ihr Mönche, verstehe diese Welt und verstehe jene 227 Welt, verstehe das Reich der Natur und verstehe das Reich der Freiheit, verstehe die Zeitlichkeit und verstehe die Ewigkeit. Und die meiner Schwimmkunst trauen wollen, ihr Mönche, denen wird es zu langem Wohle und Heile gereichen.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Als der Willkommene das gesagt hatte, sprach fernerhin also der Meister: »So diese Welt wie jene Welt Hat klar der Kenner aufgehellt: Naturgebiet, Naturgebot, Und Freiheit, Ende aller Noth. »Verstanden hat der wache Mann Das ganze Dasein, weit und breit, Und sichres Thor zur Ewigkeit, Zur Wahnesruhe aufgethan. »Des Bösen Strömung ist zerkriegt, Zerstört, zerstoben und versiegt. Seid heiter, Jünger, euer Theil Ist sichrer Toderlösung Heil.« 35. Vierter Theil Fünfte Rede SACCAKO -- I -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Vesālī, im Großen Walde, in der Halle der Einsiedelei. Zur selben Zeit nun lebte der junge Nigaṇṭher Saccako in Vesālī, ein geübter Dialektiker, ein trefflicher Redner, hoch angesehn bei vielen. Der kündigte nun in ganz Vesālī an: »Den Asketen oder Priester möchte ich kennen, sei er auch ein Meister mit zahlreichen Jüngern und Anhängern, und hielt’ er sich gleich für den Heiligen, vollkommen Erwachten, der im Redekampfe mit mir nicht wankte, bebte, erzitterte, dem nicht der Angstschweiß aus den Achselhöhlen rieselte! Ja, wenn ich eine leblose Säule mit meiner Rede anginge, würde selbst diese, von der Rede getroffen, wanken, beben, erzittern -- geschweige ein Menschlein!« Da nun begab sich der ehrwürdige Assaji, zeitig gerüstet, mit Mantel und Schaale versehn, auf den Almosengang nach Vesālī. Saccako aber, der junge Nigaṇṭher, spazierte gerade in den Straßen Vesālīs auf und ab, hin und her, und sah 228 den ehrwürdigen Assaji von ferne herankommen. Als er den ehrwürdigen Assaji gesehn ging er auf ihn zu, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihm und trat an seine Seite. Hierauf nun sprach Saccako der junge Nigaṇṭher zum ehrwürdigen Assaji also: »Wie unterweist denn, verehrter Assaji, der Asket Gotamo seine Jünger, und welcherart ist die Belehrung, die bei den Jüngern des Asketen Gotamo am meisten gilt?« »So, Aggivessano, unterweist der Erhabene seine Jünger, und solcherart ist die Belehrung, die bei den Jüngern des Erhabenen am meisten gilt. ›Der Körper, ihr Mönche, ist vergänglich, das Gefühl ist vergänglich, die Wahrnehmung ist vergänglich, die Unterscheidungen sind vergänglich, das Bewusstsein ist vergänglich. Der Körper, ihr Mönche, ist wesenlos, das Gefühl ist wesenlos, die Wahrnehmung ist wesenlos, die Unterscheidungen sind wesenlos, das Bewusstsein ist wesenlos. Alle Unterscheidungen sind vergänglich, alle Dinge sind wesenlos.‹ So, Aggivessano, unterweist der Erhabene seine Jünger, und solcherart ist die Belehrung, die bei den Jüngern des Erhabenen am meisten gilt.« »Schlechtes, wahrlich, haben wir gehört, Assaji, die wir solche Rede des Asketen Gotamo gehört haben! O dass wir doch gelegentlich einmal mit jenem verehrten Gotamo zusammenträfen, dass doch irgend eine Unterredung stattfände, damit wir diese verderbliche Ansicht erledigten!« Zu jener Zeit nun waren die Licchavī-Fürsten mit ihrem Gefolge, fünfhundert Mann stark, im städtischen Herrenhause zusammengekommen, irgend eine Angelegenheit zu berathschlagen. Da nun begab sich Saccako der junge Nigaṇṭher dorthin wo die Licchavier weilten, und sprach hierauf also zu ihnen: »Mögen die erlauchten Licchavier zugegen sein, mögen die erlauchten Licchavier zugegen sein! Heute wird zwischen mir und dem Asketen Gotamo eine Disputation stattfinden. Wenn mir da der Asket Gotamo ebenso entgegentritt, wie einer seiner bekannten Jünger, der Mönch Assaji, mir entgegengetreten ist, so werde ich den Asketen Gotamo, gleichwie etwa ein starker Mann einen langhaarigen Widder bei den Haaren ergreifen, heranziehn, herumziehn, rings herumziehn mag, mit der Rede heranziehn, herumziehn, rings herumziehn; oder gleichwie etwa der starke Knecht eines Branntweinbrenners das große Filtriergeflecht in einen tiefen Wasserpfuhl werfen, am einen Ende festhalten, heranziehn, herumziehn, rings herumziehn mag, so werde auch ich den Asketen Gotamo mit der Rede heranziehn, herumziehn, rings herumziehn; oder gleichwie etwa ein rüstiger Branntweinsäuberer das Destilliersieb am Henkel packen, 229 hinschwenken, herschwenken, ausseihen mag, so werde auch ich den Asketen Gotamo mit der Rede hinschwenken, herschwenken, ausseihen; oder gleichwie etwa ein sechzigjähriger Elephant in einen tiefen Lotusweiher steigt und ein sogenanntes Spritzbad zur Erholung vornimmt, so gedenke auch ich mit dem Asketen Gotamo eine Art Spritzbad zur Erholung vorzunehmen. Mögen die erlauchten Licchavier zugegen sein, mögen die erlauchten Licchavier zugegen sein! Heute wird zwischen mir und dem Asketen Gotamo eine Disputation stattfinden.« Da sagten einige der Licchavier: »Wie nun? Wird der Asket Gotamo das Wort Saccakos, des Nigaṇṭhersohns, aufheben, oder wird Saccako, der Nigaṇṭhersohn, das Wort des Asketen Gotamo aufheben?« Andere der Licchavier sagten: »Wie nun? Wird dieser Prahler Saccako, der Nigaṇṭhersohn, das Wort des Erhabenen aufheben, oder wird der Erhabene das Wort Saccakos, des Nigaṇṭhersohns, aufheben?« Und Saccako Nigaṇṭhaputto begab sich nun, von den fünfhundert Licchaviern begleitet, zum Großen Walde, zur Halle der Einsiedelei. Um diese Zeit nun erging sich eine Schaar Mönche im Freien. Da trat Saccako der junge Nigaṇṭher zu den Mönchen heran und sprach also zu ihnen: »Wo weilt denn, Liebe, der verehrte Gotamo jetzt? Wir möchten gern jenen verehrten Gotamo sehn!« »Der Erhabene, Aggivessano, hat sich in den Großen Wald begeben und weilt bis gegen Abend unter einem Baume sitzend.« Da nun wandte sich Saccako der junge Nigaṇṭher mit der zahlreichen Schaar der Licchavier in das Innere des Großen Waldes, suchte den Erhabenen auf, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzte sich zur Seite nieder. Von jenen Licchaviern aber verneigten sich einige ehrerbietig vor dem Erhabenen und setzten sich zur Seite nieder; andere wechselten höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzten sich zur Seite nieder; einige wieder falteten die Hände zum Erhabenen und setzten sich zur Seite nieder; andere wieder gaben beim Erhabenen Namen und Stand zu erkennen und setzten sich zur Seite nieder; und andere setzten sich still zur Seite nieder. Hierauf nun sprach Saccako der junge Nigaṇṭher zum Erhabenen also: »Darf ich den verehrten Gotamo über irgend etwas befragen, wenn mir der verehrte Gotamo der Frage Beantwortung gewähren will?« »Frag’, Aggivessano, nach Belieben.« »Wie unterweist denn der verehrte Gotamo seine Jünger, und 230 welcherart ist die Belehrung, die bei den Jüngern des verehrten Gotamo am meisten gilt?« »So, Aggivessano, unterweise ich die Jünger, und solcherart ist die Belehrung, die bei meinen Jüngern am meisten gilt: ›Der Körper, ihr Mönche, ist vergänglich, das Gefühl ist vergänglich, die Wahrnehmung ist vergänglich, die Unterscheidungen sind vergänglich, das Bewusstsein ist vergänglich. Der Körper, ihr Mönche, ist wesenlos, das Gefühl ist wesenlos, die Wahrnehmung ist wesenlos, die Unterscheidungen sind wesenlos, das Bewusstsein ist wesenlos. Alle Unterscheidungen sind vergänglich, alle Dinge sind wesenlos.‹ So, Aggivessano, unterweise ich die Jünger, und solcherart ist die Belehrung, die bei meinen Jüngern am meisten gilt.« »Ein Gleichniss, o Gotamo, leuchtet mir auf!« »Es leuchte dir auf, Aggivessano«, sprach der Erhabene. »Gleichwie etwa, o Gotamo, alle die Saamen und Pflanzen, die zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung gelangen, durch die Erde bedingt sind, auf die Erde sich stützen und also zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung gelangen; oder gleichwie etwa ferner, o Gotamo, alle die Kraft erfordernden Werke durch die Erde bedingt sind, auf die Erde sich stützen und also ausgeführt werden: ebenso nun auch, o Gotamo, lebt und webt der Mensch in der Körperlichkeit[29], auf den Körper sich stützend erzeugt er Gutes oder Böses; lebt und webt der Mensch in der Fühlbarkeit, auf das Gefühl sich stützend erzeugt er Gutes oder Böses; lebt und webt der Mensch in der Wahrnehmbarkeit, auf die Wahrnehmung sich stützend erzeugt er Gutes oder Böses; lebt und webt der Mensch in der Unterscheidbarkeit, auf die Unterscheidungen sich stützend erzeugt er Gutes oder Böses; lebt und webt der Mensch in der Bewusstbarkeit, auf das Bewusstsein sich stützend erzeugt er Gutes oder Böses.« »So ist wohl das, Aggivessano, deine Meinung: ‚Der Körper ist mein Selbst, das Gefühl ist mein Selbst, die Wahrnehmung ist mein Selbst, die Unterscheidungen sind mein Selbst, das Bewusstsein ist mein Selbst‘?« »Gewiss, o Gotamo! Ich sage: ›Der Körper ist mein Selbst, das Gefühl ist mein Selbst, die Wahrnehmung ist mein Selbst, die Unterscheidungen sind mein Selbst, das Bewusstsein ist mein Selbst‹, und diese große Menge sagt es auch!« »Was geht dich denn, Aggivessano, die große Menge an? Lass’ es nur, Aggivessano, bei deinem eigenen Worte bewenden.« »Wohlan denn, o Gotamo, ich sage: ›Der Körper ist mein Selbst, das Gefühl ist mein Selbst, die Wahrnehmung ist mein Selbst, die Unterscheidungen sind mein Selbst, das Bewusstsein ist mein Selbst!‹« »So will ich dir nun, Aggivessano, hierüber Fragen stellen: wie’s dir gutdünkt, magst du sie beantworten. Was meinst du 231 wohl, Aggivessano: erfüllte sich einem gesalbten Kriegerkönige, wie zum Beispiel dem König Pasenadi von Kosalo oder dem König Ajātasattu Vedehiputto von Magadhā, der Wunsch, in seinem Reiche einen zum Tode Verurtheilten hinrichten, oder einen in die Acht zu Erklärenden ächten, oder einen Bannwürdigen bannen zu lassen?« »Gewiss, o Gotamo, erfüllte sich dieser Wunsch einem gesalbten Kriegerkönige, wie etwa dem König Pasenadi von Kosalo oder dem König von Magadhā Ajātasattu, dem Sohne der Videherin. Ja sogar diesen zahlreich versammelten Fürsten hier, o Gotamo, wie zum Beispiel den Vajjīnern, den Mallern, erfüllt sich der Wunsch, im eigenen Gebiete hinrichten, ächten und bannen zu lassen -- wie also erst einem gesalbten Kriegerkönige, als wie dem König Pasenadi von Kosalo oder dem König Ajātasattu Vedehiputto von Magadhā! Er mag sich erfüllen, o Gotamo, und es ist Recht so!« »Was meinst du nun, Aggivessano, der du also sprichst, ‚Der Körper ist mein Selbst‘, erfüllt sich dir bei diesem Körper der Wunsch: ‚So soll mein Körper sein, so soll mein Körper nicht sein‘?« Auf diese Worte blieb Saccako Nigaṇṭhaputto stumm. Und zum zweiten Mal sprach der Erhabene zu Saccako Nigaṇṭhaputto also: »Was meinst du wohl, Aggivessano, der du also sprichst, ‚Der Körper ist mein Selbst‘, erfüllt sich dir bei diesem Körper der Wunsch: ‚So soll mein Körper sein, so soll mein Körper nicht sein‘?« Und zum zweiten Mal blieb Saccako Nigaṇṭhaputto stumm. Da nun sprach der Erhabene zu Saccako Nigaṇṭhaputto also: »Antworte jetzt, Aggivessano, jetzt geziemt es dir nicht zu schweigen. Wer da zum dritten Mal, Aggivessano, nach Rechtens vom Vollendeten gefragt keine Antwort giebt, dessen Haupt wird alsbald in sieben Theile zerspringen.« Zu jener Zeit nun stand ein blitzhändiger Geist mit blitzendem glühendem sprühendem flammendem Strahle oberhalb des Saccako Nigaṇṭhaputto in der Luft: »Wenn dieser Saccako Nigaṇṭhaputto, vom Erhabenen zum dritten Mal nach Rechtens gefragt, keine Antwort geben will, so werde ich ihm alsbald das Haupt in sieben Theile zersprengen.« Dieser blitzhändige Geist war aber nur dem Erhabenen sichtbar und dem Saccako Nigaṇṭhaputto. Da suchte nun Saccako der junge Nigaṇṭher entsetzt, erschüttert, gesträubten Haares, beim Erhabenen Rettung, beim Erhabenen 232 Schutz, beim Erhabenen Zuflucht und sprach zum Erhabenen also: »Möge mich der verehrte Gotamo befragen, ich werde antworten!« »Was meinst du wohl, Aggivessano, der du also sprichst, ‚Der Körper ist mein Selbst‘, erfüllt sich dir bei diesem Körper der Wunsch: ‚So soll mein Körper sein, so soll mein Körper nicht sein‘?« »Das nicht, o Gotamo!« »Merk’ es dir, Aggivessano, und wenn du es dir gemerkt hast, Aggivessano, antworte; denn du verbindest nicht das Letzte mit dem Ersten, oder das Erste mit dem Letzten. Was meinst du wohl, Aggivessano, der du also sprichst, ‚Das Gefühl ist mein Selbst‘, erfüllt sich dir bei diesem Gefühle der Wunsch: ‚So soll mein Gefühl sein, so soll mein Gefühl nicht sein‘?« »Das nicht, o Gotamo!« »Merk’ es dir, Aggivessano, und wenn du es dir gemerkt hast, Aggivessano, antworte; denn du verbindest nicht das Letzte mit dem Ersten, oder das Erste mit dem Letzten. Was meinst du wohl, Aggivessano, der du also sprichst, ‚Die Wahrnehmung ist mein Selbst‘, erfüllt sich dir bei dieser Wahrnehmung der Wunsch: ‚So soll meine Wahrnehmung sein, so soll meine Wahrnehmung nicht sein‘?« »Das nicht, o Gotamo!« »Merk’ es dir, Aggivessano, und wenn du es dir gemerkt hast, Aggivessano, antworte; denn du verbindest nicht das Letzte mit dem Ersten, oder das Erste mit dem Letzten. Was meinst du wohl, Aggivessano, der du also sprichst, ‚Die Unterscheidungen sind mein Selbst‘, erfüllt sich dir bei diesen Unterscheidungen der Wunsch: ‚So sollen meine Unterscheidungen sein, so sollen meine Unterscheidungen nicht sein‘?« »Das nicht, o Gotamo!« »Merk’ es dir, Aggivessano, und wenn du es dir gemerkt hast, Aggivessano, antworte; denn du verbindest nicht das Letzte mit dem Ersten, oder das Erste mit dem Letzten. Was meinst du wohl, Aggivessano, der du also sprichst, ‚Das Bewusstsein ist mein Selbst‘, erfüllt sich dir bei diesem Bewusstsein der Wunsch: ‚So soll mein Bewusstsein sein, so soll mein Bewusstsein nicht sein‘?» »Das nicht, o Gotamo!« »Merk’ es dir, Aggivessano, und wenn du es dir gemerkt hast, Aggivessano, antworte; denn du verbindest nicht das Letzte mit dem Ersten, oder das Erste mit dem Letzten. Was meinst du wohl, Aggivessano: ist der Körper unvergänglich oder vergänglich?« »Vergänglich, o Gotamo!« »Was aber vergänglich, ist das weh’ oder wohl?« »Weh’, o Gotamo!« »Was aber vergänglich, wehe, wandelbar ist, kann man etwa davon behaupten: ‚Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‘?« »Freilich nicht, o Gotamo!« »Was meinst du wohl, Aggivessano: sind Gefühl, Wahrnehmung, Unterscheidungen, Bewusstsein unvergänglich oder vergänglich?« »Vergänglich, o Gotamo!« »Was aber vergänglich, ist das weh’ oder wohl?« »Weh’, o Gotamo!« »Was aber vergänglich, wehe, wandelbar ist, kann man etwa davon behaupten: ‚Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‘?« 233 »Gewiss nicht, o Gotamo!« »Was meinst du nun, Aggivessano: wer da Wehem anhängt, Wehem nachfolgt, Wehem verbunden ist, Wehes also betrachtet: ›Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst‹, kann etwa der das Wehe wirklich begreifen, kann der das Wehe ringsum von sich abhalten?« »Wie wär’ es möglich, o Gotamo, das nicht, o Gotamo!« »Gleichwie etwa, Aggivessano, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, mit einem scharfen Beile versehn in den Wald ginge; dort erblickte er eine Gruppe zahlreicher Bananenpalmen, gerade, jung, schön gewachsen; eine derselben fällte er an der Wurzel, schnitte die Krone ab und rollte hierauf den aus Blattscheiden gebildeten Stamm auf; indem er da diese Blattscheidenröhre auseinanderrollte fände er nicht einmal Grünholz, geschweige Kernholz: ebenso hast du dich nun, Aggivessano, in deinem Gespräche mit mir hohl, leer, nichtig erwiesen. Denn du hast ja, Aggivessano, zu den Vesāliern also gesprochen: ›Den Asketen oder Priester möchte ich kennen, sei er auch ein Meister mit zahlreichen Jüngern und Anhängern, und hielt’ er sich gleich für den Heiligen, vollkommen Erwachten, der im Redekampfe mit mir nicht wankte, bebte, erzitterte, dem nicht der Angstschweiß aus den Achselhöhlen rieselte! Ja, wenn ich eine leblose Säule mit meiner Rede anginge, würde selbst diese, von der Rede getroffen, wanken, beben, erzittern -- geschweige ein Menschlein!‹ Dir jedoch, Aggivessano, haben sich Schweißtropfen von der Stirne gelöst, sind über den Mantel herab auf die Erde gefallen. Mein Körper aber, Aggivessano, ist gegenwärtig frei von Schweiß.« So bot der Erhabene in dieser Versammlung einen Anblick dar rein wie Gold. Auf diese Worte setzte sich Saccako der junge Nigaṇṭher 234 verstummt und verstört, gebeugten Rumpfes, gesenkten Hauptes, das Antlitz von brennender Röthe übergossen, wortlos nieder. Als nun Dummukho, einer der Licchavī-Prinzen, sah, wie Saccako der junge Nigaṇṭher verstummt und verstört, gebeugten Rumpfes, gesenkten Hauptes, das Antlitz von brennender Röthe übergossen, wortlos dasaß, sprach er zum Erhabenen also: »Ein Gleichniss, Erhabener, leuchtet mir auf!« »Es leuchte dir auf, Dummukho«, sprach der Erhabene. »Gleichwie, o Herr, wenn da in der Nähe eines Dorfes oder einer Stadt ein Teich wäre, und darin befände sich eine Krabbe; aus diesem Dorfe oder dieser Stadt, o Herr, zöge nun eine Schaar von Knaben oder Mädchen hinaus, zu jenem Teiche hin. Dort badeten sie, fänden die Krabbe und würfen sie aus dem Wasser heraus, an das Ufer. So oft nun, o Herr, die Krabbe eine Scheere ausstreckte, so oft würfen die Knaben oder Mädchen mit Holz oder mit Kies und Steinen danach. Und so wäre, o Herr, diese Krabbe an allen Gliedern zertroffen, zerbrochen, zerstört, außer Stande wieder ins Wasser zu krabbeln wie früher: ebenso nun auch, o Herr, sind dem Saccako Nigaṇṭhaputto alle seine Stacheln, Dornen und Zacken vom Erhabenen zertroffen, zerbrochen, zerstört worden, und nunmehr, o Herr, ist Saccako Nigaṇṭhaputto außer Stande wiederum an den Erhabenen heranzutreten, zu einer freislichen Unterredung.« Auf diese Worte sprach Saccako Nigaṇṭhaputto zum Licchavier Dummukho also: »Geh’ du nur, Dummukho, geh’ du nur, Dummukho! Nicht mit dir reden wir, wir reden hier mit dem verehrten Gotamo. -- Dahingestellt sei, o Gotamo, jene Dialektik, wie sie zwischen mir und den anderen, gewöhnlichen Asketen und Priestern im Schwange ist: sie dünkt mich eitles Geschwätz! Inwiefern aber ist nun ein Jünger des verehrten Gotamo ordensgetreu, der Belehrung zugänglich, zweifelentronnen, ohne Schwanken und verweilt, in sich selber gewiss, auf keinen anderen gestützt im Orden des Meisters?« »Da betrachtet, Aggivessano, ein Jünger von mir was es auch an Körperlichem giebt, vergangenes, zukünftiges, gegenwärtiges, eigenes oder fremdes, grobes oder feines, gemeines oder edles, fernes oder nahes: alles Körperliche betrachtet er, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.‹ Was es 235 auch an Gefühl giebt, vergangenes, zukünftiges, gegenwärtiges, eigenes oder fremdes, grobes oder feines, gemeines oder edles, fernes oder nahes: alles Gefühl betrachtet er, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.‹ Was es auch an Wahrnehmung giebt, vergangene, zukünftige, gegenwärtige, eigene oder fremde, grobe oder feine, gemeine oder edle, ferne oder nahe: alle Wahrnehmung betrachtet er, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also: ›Die gehört mir nicht, die bin ich nicht, die ist nicht mein Selbst.‹ Was es auch an Unterscheidungen giebt, vergangene, zukünftige, gegenwärtige, eigene oder fremde, grobe oder feine, gemeine oder edle, ferne oder nahe: alle Unterscheidungen betrachtet er, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also: ›Die gehören mir nicht, die bin ich nicht, die sind nicht mein Selbst.‹ Was es auch an Bewusstsein giebt, vergangenes, zukünftiges, gegenwärtiges, eigenes oder fremdes, grobes oder feines, gemeines oder edles, fernes oder nahes: alles Bewusstsein betrachtet er, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.‹ Insofern, Aggivessano, ist ein Jünger von mir ordensgetreu, der Belehrung zugänglich, zweifelentronnen, ohne Schwanken und verweilt, in sich selber gewiss, auf keinen anderen gestützt im Orden des Meisters.« »Und inwiefern, o Gotamo, ist ein Mönch Heiliger, Wahnversieger, Endiger, hat er das Werk gewirkt, die Last abgelegt, das Heil errungen, die Daseinsfesseln vernichtet, ist er in vollkommener Weisheit erlöst?« »Da hat, Aggivessano, ein Mönch was es auch an Körperlichem giebt, vergangenes, zukünftiges, gegenwärtiges, eigenes oder fremdes, grobes oder feines, gemeines oder edles, fernes oder nahes: alles Körperliche hat er, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also erkannt: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹, und ist restlos erlöst. Was es auch an Gefühl giebt, vergangenes, zukünftiges, gegenwärtiges, eigenes oder fremdes, grobes oder feines, gemeines oder edles, fernes oder nahes: alles Gefühl hat er, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also erkannt: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹, und ist restlos erlöst. Was es auch an Wahrnehmung giebt, vergangene, zukünftige, gegenwärtige, eigene oder fremde, grobe oder feine, gemeine oder edle, ferne oder nahe: alle Wahrnehmung hat er, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also erkannt: ›Die gehört mir nicht, die bin ich nicht, die ist nicht mein Selbst‹, und ist restlos erlöst. Was es auch an Unterscheidungen giebt, vergangene, zukünftige, gegenwärtige, eigene oder fremde, grobe oder feine, gemeine oder edle, ferne oder nahe: alle Unterscheidungen hat er, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also erkannt: ›Die gehören mir nicht, die bin ich nicht, die sind nicht mein Selbst‹, und ist restlos erlöst. Was es auch an Bewusstsein giebt, vergangenes, zukünftiges, gegenwärtiges, eigenes oder fremdes, grobes oder feines, gemeines oder edles, fernes oder nahes: alles Bewusstsein hat er, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also erkannt: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹, und ist restlos erlöst. Insofern, Aggivessano, ist ein Mönch Heiliger, Wahnversieger, Endiger, hat er das Werk gewirkt, die Last abgelegt, das Heil errungen, die Daseinsfesseln vernichtet, ist er in vollkommener Weisheit erlöst. Der also gemütherlöste Mönch, Aggivessano, hat drei Unvergleichlichkeiten erlangt: unvergleichliches Wissen, unvergleichliche Fährte, unvergleichliche Erlösung. Der also erlöste Mönch, Aggivessano, hält den Vollendeten werth, schätzt ihn hoch, achtet und ehrt ihn: ‚Erwacht ist der Erhabene, zur Erwachung zeigt er die Lehre, beruhigt ist der Erhabene, zur Beruhigung zeigt er die Lehre, gestillt ist der Erhabene, zur Stillung zeigt er die Lehre, entronnen ist der Erhabene, zur Entrinnung zeigt er die Lehre, zur Erlöschung gekommen ist der Erhabene, zur Erlöschung kommen zu lassen zeigt er die Lehre‘.« * * * * * Nach diesen Worten sprach Saccako der junge Nigaṇṭher zum Erhabenen also: »Ich war freilich verwegen, o Gotamo, ich war vermessen, 236 der ich glaubte, dem verehrten Gotamo könnte im Redekampf entgegengetreten werden! Man mag vielleicht, o Gotamo, einem wüthenden Elephanten entgegentreten ohne Schaden zu nehmen, aber nicht also dem verehrten Gotamo. Man mag vielleicht, o Gotamo, einer fauchenden Giftschlange entgegentreten ohne Schaden zu nehmen, aber nicht also dem verehrten Gotamo. Man mag vielleicht, o Gotamo, einem flammenden Scheiterhaufen entgegentreten ohne Schaden zu nehmen, aber nicht also dem verehrten Gotamo. Ich war freilich verwegen, o Gotamo, ich war vermessen, der ich glaubte, dem verehrten Gotamo könnte im Redekampf entgegengetreten werden! -- Gewähre mir der verehrte Gotamo die Bitte, morgen mit den Mönchen bei mir zu speisen!« Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte. Als nun Saccako Nigaṇṭhaputto der Zustimmung des Erhabenen sicher war, wandte er sich an die Licchavier: »Hört mich, erlauchte Licchavier! Der Asket Gotamo ist für morgen mit den Mönchen zum Mahle geladen: verseht mich, bitte, mit dem, was euch hierzu gebührend erscheint.« Da nun brachten jene Licchavier am nächsten Morgen zu Saccako Nigaṇṭhaputto ein Mahl von fünfhundert Schüsseln, fertig angerichtet. Saccako Nigaṇṭhaputto aber ließ ausgewählte feste und flüssige Speise in seiner Behausung auftragen und sandte einen Boten an den Erhabenen mit der Meldung: ›Es ist Zeit, o Gotamo, das Mahl ist bereit.‹ Und der Erhabene rüstete sich beizeiten, nahm Mantel und Almosenschaale und begab sich zur Wohnung des Saccako Nigaṇṭhaputto. Dort angekommen nahm der Erhabene mit den Mönchen auf den dargebotenen Sitzen Platz. Und Saccako Nigaṇṭhaputto bediente und versorgte eigenhändig den Erwachten und seine Jünger mit ausgewählter fester und flüssiger Speise. Nachdem nun der Erhabene gespeist und das Mahl beendet hatte, nahm Saccako Nigaṇṭhaputto einen von den niederen Stühlen zur Hand und setzte sich zur Seite hin. Zur Seite sitzend sprach nun Saccako Nigaṇṭhaputto zum Erhabenen also: »Was da, o Gotamo, an dieser Gabe Gutes und Gutgemeintes ist, das möge den Gebern zum Wohle gereichen!« »Was da, Aggivessano, dir zur Ehre geschehn, der Gier, dem Hass, der Irre unterthan, das gilt den Gebern; was da, 237 Aggivessano, mir zur Ehre geschehn, der Gier, dem Hass, der Irre nicht unterthan, das gilt dir.« 36. Vierter Theil Sechste Rede SACCAKO -- II -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Vesālī, im Großen Walde, in der Halle der Einsiedelei. Eines Morgens nun, als der Erhabene wohlgerüstet, mit Mantel und Schaale versehn, eben im Begriffe war nach der Stadt um Almosenspeise zu gehn, kam Saccako, der junge Nigaṇṭher, auf einem Spaziergange lustwandelnd, in den Großen Wald, zur Halle der Einsiedelei heran. Der ehrwürdige Ānando aber sah den Nigaṇṭhaputto Saccako von ferne herankommen und nachdem er ihn gesehn sprach er zum Erhabenen also: »Da kommt, o Herr, jener Saccako der junge Nigaṇṭher heran, ein geübter Dialektiker, ein trefflicher Redner, der bei vielen hoch angesehn ist. Dieser Mann nun, o Herr, sucht Schwächen des Erwachten, Schwächen der Lehre, Schwächen des Ordens. Gut wär’ es, o Herr, wenn sich der Erhabene einen Augenblick niedersetzte, von Mitleid bewogen!« Es setzte sich der Erhabene auf den dargebotenen Sitz. Da nun kam Saccako Nigaṇṭhaputto dorthin wo der Erhabene weilte, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzte sich zur Seite nieder. Hierauf nun sprach Saccako der junge Nigaṇṭher zum Erhabenen also: »Es giebt, o Gotamo, einige Asketen und Priester, die den Körper in der Gewalt haben, aber nicht das Gemüth. Sie empfinden ja, o Gotamo, körperliches Wehgefühl. Zuweilen, o Gotamo, von körperlichem Wehgefühl getroffen, wird da einer vom Schlage gerührt, oder das Herz zerspringt, oder heißes Blut quillt aus dem Munde, oder er fällt dem Wahnsinn anheim, der Geistesverwirrung. Bei einem solchen, o Gotamo, ist also das Gemüth dem Körper unterworfen, richtet sich nach dem Willen des Körpers. Und was ist der Grund hierfür? Die Ohnmacht des Gemüthes. Anderseits wieder, o Gotamo, giebt es einige Asketen 238 und Priester, die das Gemüth in der Gewalt haben, aber nicht den Körper. Sie empfinden ja, o Gotamo, geistiges Wehgefühl. Zuweilen, o Gotamo, von geistigem Wehgefühl getroffen, wird da einer vom Schlage gerührt, oder das Herz zerspringt, oder heißes Blut quillt aus dem Munde, oder er fällt dem Wahnsinn anheim, der Geistesverwirrung. Bei einem solchen, o Gotamo, ist also der Körper dem Gemüthe unterworfen, richtet sich nach dem Willen des Gemüthes. Und was ist der Grund hierfür? Die Ohnmacht des Körpers. Da kann ich mich nun, o Gotamo, des Gedankens nicht erwehren: offenbar haben die Jünger des verehrten Gotamo das Gemüth in der Gewalt, aber nicht den Körper.« »Was hast du denn, Aggivessano, Gewalthaben über den Körper nennen hören?« »Da ist zum Beispiel Nando Vaccho, Kiso Saṉkicco, Makkhali Gossālo[30]: das sind Unbekleidete, o Gotamo, Ungebundene, Handverköster, keine Ankömmlinge, keine Abwärtlinge, die gestatten keine Darreichung, keine Vergünstigung, keine Einladung, spähen beim Empfangen des Almosens nicht nach dem Topfe, nicht nach der Schüssel, nicht über die Schwelle, nicht über das Gitter, nicht in den Kessel hinein, nehmen nicht von zu zweit Speisenden an, nicht von einer Schwangeren, nicht von einer Säugenden, nicht von einer, die vom Manne kommt, nicht von Beschmutzten, nicht wo ein Hund dabei steht, nicht wo Fliegen hin und her schwärmen, essen keinen Fisch, kein Fleisch, trinken keinen Wein, kein gebranntes Wasser, keinen gegohrenen Haferschleim. Sie gehn zu einem Hause und begnügen sich mit einer handvoll Almosenspeise; gehn zu zwei Häusern und begnügen sich mit zwei handvoll Almosenspeise; gehn zu sieben Häusern und begnügen sich mit sieben handvoll Almosenspeise. Sie fristen ihr Leben durch die Mildthätigkeit von nur einer Spenderin, von nur zwei Spenderinen, von nur sieben Spenderinen. Sie nehmen nur jeden ersten Tag Nahrung ein, nur jeden zweiten Tag, nur jeden siebenten Tag. Solcherart wechselnd beobachten sie streng diese bis auf einen halben Monat ausgedehnte Fastenübung.« »Wie nun, Aggivessano: fristen sie ihr Leben einzig auf diese Weise?« »Das wohl nicht, o Gotamo! Sondern späterhin, o Gotamo, verzehren sie reichlich feste Speise, genießen reichlich flüssige Speise, schmecken vorzügliche Gerichte, schlürfen vorzügliche Getränke. Dadurch gewinnen sie natürlich wieder Körperkraft, gehn in die Breite, werden wohlbeleibt, wie bekannt.« »Was sie also, Aggivessano, vorher verworfen haben übertreiben sie nachher, und so entsteht dieses Schwellen und Schwinden des Leibes. Und was hast du, Aggivessano, Gewalthaben über das Gemüth nennen hören?« Auf diese Frage des Erhabenen wusste Saccako Nigaṇṭhaputto 239 keinen Bescheid. Da sprach nun der Erhabene zu Saccako Nigaṇṭhaputto also: »Was du da früher, Aggivessano, als Gewalthaben über den Körper bezeichnet hast, das gilt im Orden des Heiligen nicht als ächtes Gewalthaben über den Körper. Das Gewalthaben über den Körper kennst du wahrlich nicht, Aggivessano; wie solltest du erst das Gewalthaben über das Gemüth kennen! Doch merke, Aggivessano: wenn man den Körper nicht in der Gewalt hat, so hat man auch das Gemüth nicht in der Gewalt; hat man aber den Körper in der Gewalt, so hat man auch das Gemüth in der Gewalt. Das höre und achte wohl auf meine Rede.« »Ja, Herr!« erwiderte da aufmerksam Saccako Nigaṇṭhaputto dem Erhabenen. Der Erhabene sprach also: »Wie also, Aggivessano, hat man keine Gewalt über den Körper, keine Gewalt über das Gemüth? Da entsteht, Aggivessano, einem unerfahrenen gewöhnlichen Menschen ein Wohlgefühl. Vom Wohlgefühl getroffen wird er wohlbegierig, fällt der Wohlbegier anheim. Dieses Wohlgefühl vergeht ihm. Durch das Vergehn des Wohlgefühls entsteht Wehgefühl. Vom Wehgefühl getroffen wird er traurig, gebrochen, er jammert, schlägt sich stöhnend die Brust, fällt der Verzweiflung anheim. Jenes ihm entstandene Wohlgefühl nun, Aggivessano, fesselt das Gemüth infolge der Ohnmacht des Körpers, das entstandene Wehgefühl aber fesselt das Gemüth infolge der Ohnmacht des Gemüthes. Wenn das Gemüth solcherart doppelseitig gefesselt wird, Aggivessano, vom entstandenen Wohlgefühle durch die Ohnmacht des Körpers, vom entstandenen Wehgefühle durch die Ohnmacht des Gemüthes, hat man solcherart, Aggivessano, keine Gewalt über den Körper, keine Gewalt über das Gemüth. Wie aber, Aggivessano, hat man Gewalt über den Körper, Gewalt über das Gemüth? Da entsteht, Aggivessano, einem erfahrenen heiligen Jünger ein Wohlgefühl. Vom Wohlgefühle getroffen wird er nicht wohlbegierig, fällt nicht der Wohlbegier anheim. Dieses Wohlgefühl vergeht ihm. Durch das Vergehn des Wohlgefühls entsteht Wehgefühl. Vom Wehgefühle getroffen wird er nicht traurig, nicht gebrochen, er jammert nicht, schlägt sich nicht stöhnend die Brust, fällt nicht der Verzweiflung anheim. Jenes ihm entstandene Wohlgefühl nun, Aggivessano, kann das Gemüth infolge der Gewalt über den Körper nicht fesseln, und das entstandene Wehgefühl kann das Gemüth infolge der Gewalt über das Gemüth nicht fesseln. Wenn das Gemüth solcherart von keiner Seite gefesselt werden kann, Aggivessano, durch die Gewalt über den Körper 240 nicht vom entstandenen Wohlgefühle, durch die Gewalt über das Gemüth nicht vom entstandenen Wehgefühle, hat man solcherart, Aggivessano, Gewalt über den Körper, Gewalt über das Gemüth.« »So darf ich dem verehrten Gotamo zutrauen: der verehrte Gotamo hat Gewalt über den Körper und hat Gewalt über das Gemüth?« »Gewiss hast du mir, Aggivessano, diese Frage nur desshalb gestellt, um mich weiter zu locken: aber ich will dir Antwort geben. Seitdem ich, Aggivessano, Haar und Bart geschoren, das fahle Gewand angelegt habe, vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen bin, kann wahrlich kein mir entstandenes Wohlgefühl, kein mir entstandenes Wehgefühl mein Gemüth fesseln.« »Dann kennt wohl der verehrte Gotamo kein solches Wohlgefühl, welches Gegenwart genug besäße das Gemüth zu fesseln? Dann kennt wohl der verehrte Gotamo kein solches Wehgefühl, welches Gegenwart genug besäße das Gemüth zu fesseln?« »Wie denn nicht, Aggivessano! -- Da ist mir, Aggivessano, noch vor der vollen Erwachung, dem unvollkommen Erwachten, Erwachung erst Erringenden, dieser Gedanke gekommen: ›Ein Gefängniss ist die Häuslichkeit, ein Schmutzwinkel; der freie Himmelsraum die Pilgerschaft. Nicht wohl geht es, wenn man im Hause bleibt, das völlig geläuterte, völlig geklärte Asketenthum Punkt für Punkt zu erfüllen. Wie, wenn ich nun, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszöge?‹ »Und ich zog, Aggivessano, nach einiger Zeit, noch in frischer 163 Blüthe, glänzend dunkelhaarig, im Genusse glücklicher Jugend, im ersten Mannesalter, gegen den Wunsch meiner weinenden und klagenden Eltern, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, vom Hause fort in die Hauslosigkeit hinaus. »Also Pilger geworden, das wahre Gut suchend, nach dem unvergleichlichen höchsten Friedenspfade forschend, begab ich mich zu Āḷāro Kālāmo und sprach zu ihm: ›Ich möchte, Bruder Kālāmo, in dieser Lehre und Ordnung das Asketenleben führen.‹ Hierauf, Aggivessano, erwiderte mir Āḷāro Kālāmo: ›Bleibt, Ehrwürdiger! Solcherart ist diese Lehre, dass ein verständiger Mann, sogar binnen kurzem, sich die eigene Meisterschaft 164 begreiflich und offenbar machen und ihren Besitz erlangen kann.‹ Und ich begriff, Aggivessano, binnen kurzem, sehr bald diese Lehre. Ich lernte nun soviel, Aggivessano, als Lippen und Laute mitzutheilen vermögen, das Wort des Wissens und das Wort der älteren Jünger, und ich und die anderen wussten: ›Wir kennen und verstehn es.‹ Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Āḷāro Kālāmo verkündet nicht die ganze Lehre nach seinem Glauben ‚Mir selbst begreiflich und offenbar gemacht verweil’ ich in ihrem Besitze‘, sicher kennt Āḷāro Kālāmo diese Lehre genau.‹ Ich ging nun, Aggivessano, zu Āḷāro Kālāmo hin und sprach also: ›Inwiefern, Bruder Kālāmo, erklärst du, dass wir diese Lehre begriffen, uns offenbar gemacht und ihren Besitz erlangt haben?‹ Hierauf, Aggivessano, stellte Āḷāro Kālāmo das Reich des Nichtdaseins dar. Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Nicht einmal Āḷāro Kālāmo hat Zuversicht, ich aber habe Zuversicht; nicht einmal Āḷāro Kālāmo hat Standhaftigkeit, ich aber habe Standhaftigkeit; nicht einmal Āḷāro Kālāmo hat Einsicht, ich aber habe Einsicht; nicht einmal Āḷāro Kālāmo hat Selbstvertiefung, ich aber habe Selbstvertiefung; nicht einmal Āḷāro Kālāmo hat Weisheit, ich aber habe Weisheit. Wie, wenn ich nun diese Lehre, von welcher Āḷāro Kālāmo sagt ‚Mir selbst begreiflich und offenbar gemacht verweil’ ich in ihrem Besitze‘, mir anzueignen suchte, damit sie mir völlig klar würde?‹ Und binnen kurzem, sehr bald, Aggivessano, hatte ich diese Lehre begriffen, mir offenbar gemacht und ihren Besitz erlangt. Ich ging nun, Aggivessano, wieder zu Āḷāro Kālāmo hin und sprach also: ›Ist diese Lehre, Bruder Kālāmo, insofern von uns begriffen, offenbar gemacht und erlangt worden?‹ -- › Insofern, o Bruder, ist diese Lehre begriffen, offenbar gemacht und erlangt worden.‹ -- ›Ich habe nun, Bruder Kālāmo, diese Lehre insofern begriffen, mir offenbar gemacht und erlangt.‹ -- › Beglückt sind wir, o Bruder, hoch begünstigt, die wir einen solchen Ehrwürdigen als ächten Asketen erblicken! So wie ich die Lehre verkünde, so hast du sie erlangt; so wie du sie erlangt hast, so verkünde ich die Lehre. So wie ich 165 die Lehre kenne, so kennst du die Lehre; so wie du die Lehre kennst, so kenne ich die Lehre. So wie ich bin, so bist du; so wie du bist, so bin ich. Komm’ denn, Bruder: selbander wollen wir diese Jüngerschaar lenken.‹ So, Aggivessano, erklärte Āḷāro Kālāmo, mein Lehrer, mich, seinen Schüler, als ihm selbst ebenbürtig und ehrte mich mit hoher Ehre. Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Nicht diese Lehre führt zur Abkehr, zur Wendung, zur Auflösung, zur Aufhebung, zur Durchschauung, zur Erwachung, zur Erlöschung, sondern nur zur Einkehr in das Reich des Nichtdaseins.‹ Und ich fand diese Lehre ungenügend, Aggivessano, und unbefriedigt von ihr zog ich fort. »Ich begab mich nun, Aggivessano, das wahre Gut suchend, nach dem unvergleichlichen höchsten Friedenspfade forschend, zu Uddako, dem Sohne des Rāmo, und sprach zu ihm: ›Ich möchte, Bruder Rāmo, in dieser Lehre und Ordnung das Asketenleben führen.‹ Hierauf, Aggivessano, erwiderte mir Uddako Rāmaputto: ›Bleibt, Ehrwürdiger! Solcherart ist diese Lehre, dass ein verständiger Mann, sogar binnen kurzem, sich die eigene Meisterschaft begreiflich und offenbar machen und ihren Besitz erlangen kann.‹ Und ich begriff, Aggivessano, binnen kurzem, sehr bald diese Lehre. Ich lernte nun soviel, Aggivessano, als Lippen und Laute mitzutheilen vermögen, das Wort des Wissens und das Wort der älteren Jünger, und ich und die anderen wussten: ›Wir kennen und verstehn es.‹ Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Rāmo hat nicht die ganze Lehre nach seinem Glauben ‚Mir selbst begreiflich und offenbar gemacht verweil’ ich in ihrem Besitze‘ verkündet, sicher hat Rāmo diese Lehre genau gekannt.‹ Ich ging nun, Aggivessano, zu Uddako, dem Sohne Rāmos, hin und sprach also: ›Inwiefern, Bruder, hat Rāmo diese Lehre als von uns begriffen, offenbar gemacht und erlangt erklärt?‹ Hierauf, Aggivessano, stellte Uddako, der Sohn Rāmos, die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung dar. Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Nicht einmal Rāmo hatte Zuversicht, ich aber habe Zuversicht; nicht einmal Rāmo hatte 166 Standhaftigkeit, ich aber habe Standhaftigkeit; nicht einmal Rāmo hatte Einsicht, ich aber habe Einsicht; nicht einmal Rāmo hatte Selbstvertiefung, ich aber habe Selbstvertiefung; nicht einmal Rāmo hatte Weisheit, ich aber habe Weisheit. Wie, wenn ich nun diese Lehre, von welcher Rāmo sagte ‚Mir selbst begreiflich und offenbar gemacht verweil’ ich in ihrem Besitze‘, mir anzueignen suchte, damit sie mir völlig klar würde?‹ Und binnen kurzem, sehr bald, Aggivessano, hatte ich diese Lehre begriffen, mir offenbar gemacht und ihren Besitz erlangt. Ich ging nun, Aggivessano, wieder zu Uddako, dem Sohn Rāmos, und sprach also: ›Ist diese Lehre, Bruder, der Darlegung Rāmos gemäß insofern von uns begriffen, offenbar gemacht und erlangt worden?‹ -- ›Insofern, Bruder, hat Rāmo diese Lehre als begriffen, offenbar gemacht und erlangt dargestellt.‹ -- ›Ich habe nun, Bruder, diese Lehre insofern begriffen, mir offenbar gemacht und erlangt.‹ -- ›Beglückt sind wir, o Bruder, hoch begünstigt, die wir einen solchen Ehrwürdigen als ächten Asketen erblicken! So wie Rāmo die Lehre verkündet hat, so hast du die Lehre erlangt; so wie du sie erlangt hast, so hat Rāmo die Lehre verkündet. So wie Rāmo die Lehre gekannt hat, so kennst du die Lehre; so wie du die Lehre kennst, so hat Rāmo die Lehre gekannt. So wie Rāmo war, so bist du; so wie du bist, so war Rāmo. Komm’ denn, o Bruder: sei du das Haupt dieser Jüngerschaar.‹ So, Aggivessano, belehnte Uddako Rāmaputto, mein Ordensbruder, mich mit der Meisterschaft und ehrte mich mit hoher Ehre. Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Nicht diese Lehre führt zur Abkehr, zur Wendung, zur Auflösung, zur Aufhebung, zur Durchschauung, zur Erwachung, zur Erlöschung, sondern nur zur Einkehr in das Reich der Gränze möglicher Wahrnehmung.‹ Und ich fand diese Lehre ungenügend, Aggivessano, und unbefriedigt von ihr zog ich fort. »Ich wanderte nun, Aggivessano, das wahre Gut suchend, nach dem unvergleichlichen höchsten Friedenspfade forschend, im Magadhā-Lande von Ort zu Ort und kam in die Nähe der Burg Uruvelā. Dort sah ich einen entzückenden Fleck Erde: einen 167 heiteren Waldesgrund, einen hell strömenden Fluss, zum Baden geeignet, erfreulich, und rings umher Wiesen und Felder. Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Entzückend, wahrlich, ist dieser Fleck Erde!‹ Heiter ist der Waldesgrund, der Fluss strömt hell dahin, zum Baden geeignet, erfreulich, und rings umher liegen Wiesen und Felder. Das genügt wohl einem Askese begehrenden edlen Sohne zur Askese.‹ Und ich setzte mich nun, Aggivessano, dort nieder: ›Das genügt zur Askese.‹ »Da leuchteten mir, Aggivessano, drei Gleichnisse auf, 240 naturgemäße, nie zuvor gehörte. »Gleichwie, Aggivessano, wenn ein feuchtes, leimiges Holzscheit ins Wasser geworfen würde; da träte ein Mann hinzu, mit einem Reibholz versehn: ›Ich will Feuer erwecken, Licht hervorbringen.‹ Was meinst du nun, Aggivessano: könnte wohl dieser Mann, mit dem Reibholz das feuchte, leimige, ins Wasser geworfene Holzscheit reibend, Feuer erwecken, Licht hervorbringen?« »Gewiss nicht, o Gotamo!« »Und warum nicht?« »Jenes Holzscheit, o Gotamo, ist ja feucht, leimig und überdies 241 noch ins Wasser geworfen! Alle Plage und Mühe des Mannes wäre vergeblich.« »Ebenso nun auch, Aggivessano, steht es mit jenen Asketen oder Priestern, die des Körpers nicht, nicht der Wünsche entwöhnt sind, die was bei ihren Wünschen Wunscheswille, Wunschesleim, Wunschestaumel, Wunschesdurst, Wunschesfieber ist, die das nicht innerlich ausgetrieben, ausgeglüht haben: wenn da jene lieben Asketen und Priester herantretende schmerzliche, brennende, bittere Gefühle erfahren, so sind sie unfähig zum Wissen, zur Klarsicht, zur unvergleichlichen Erwachung; und auch wenn jene lieben Asketen und Priester keine herantretenden schmerzlichen, brennenden, bitteren Gefühle erfahren, so sind sie auch dann unfähig zum Wissen, zur Klarsicht, zur unvergleichlichen Erwachung. Dieses Gleichniss nun, Aggivessano, war das erste mir aufleuchtende, das naturgemäße, nie zuvor gehörte. »Und hierauf, Aggivessano, leuchtete mir nun ein zweites Gleichniss auf, ein naturgemäßes, nie zuvor gehörtes. Gleichwie, Aggivessano, wenn ein feuchtes, leimiges Holzscheit fern vom Wasser ans Land geworfen würde; da träte ein Mann hinzu, mit einem Reibholz versehn: ›Ich will Feuer erwecken, Licht hervorbringen.‹ Was meinst du nun, Aggivessano: könnte wohl dieser Mann, mit dem Reibholz das feuchte, leimige, fern vom Wasser ans Land geworfene Holzscheit reibend, Feuer erwecken, Licht hervorbringen?« »Gewiss nicht, o Gotamo!« »Und warum nicht?« »Jenes Holzscheit, o Gotamo, ist ja feucht, leimig, und wenn es auch außerhalb des Wassers am Lande liegt, alle Plage und Mühe des Mannes wäre vergeblich.« »Ebenso nun auch, Aggivessano, steht es mit jenen Asketen oder Priestern, die des Körpers, die auch der Wünsche entwöhnt sind, die aber was bei ihren Wünschen Wunscheswille, Wunschesleim, Wunschestaumel, Wunschesdurst, Wunschesfieber ist, die das nicht innerlich ausgetrieben, ausgeglüht haben: wenn da jene lieben Asketen und Priester herantretende schmerzliche, brennende, bittere Gefühle erfahren, so sind sie unfähig zum Wissen, zur Klarsicht, zur unvergleichlichen Erwachung; und auch wenn jene lieben Asketen und Priester keine herantretenden schmerzlichen, brennenden, bitteren Gefühle erfahren, so sind sie auch dann unfähig zum Wissen, zur Klarsicht, zur unvergleichlichen Erwachung. Dieses Gleichniss nun, Aggivessano, war das zweite mir aufleuchtende, das naturgemäße, nie zuvor gehörte. »Und hierauf, Aggivessano, leuchtete mir nun ein drittes 242 Gleichniss auf, ein naturgemäßes, nie zuvor gehörtes. Gleichwie, Aggivessano, wenn ein trockenes, ausgedörrtes Holzscheit fern vom Wasser ans Land geworfen würde; da träte ein Mann hinzu, mit einem Reibholz versehn: ›Ich will Feuer erwecken, Licht hervorbringen.‹ Was meinst du nun, Aggivessano: könnte wohl dieser Mann, mit dem Reibholz das trockene, ausgedörrte, fern vom Wasser ans Land geworfene Holzscheit reibend, Feuer erwecken, Licht hervorbringen?« »Freilich, o Gotamo!« »Und warum das?« »Jenes Holzscheit, o Gotamo, ist ja trocken und ausgedörrt und liegt fern vom Wasser am Lande.« »Ebenso nun auch, Aggivessano, steht es mit jenen Asketen oder Priestern, die des Körpers, die auch der Wünsche entwöhnt sind, die was bei ihren Wünschen Wunscheswille, Wunschesleim, Wunschestaumel, Wunschesdurst, Wunschesfieber ist, die das innerlich ausgetrieben, ausgeglüht haben: wenn da jene lieben Asketen und Priester herantretende schmerzliche, brennende, bittere Gefühle erfahren, so sind sie fähig zum Wissen, zur Klarsicht, zur unvergleichlichen Erwachung; und auch wenn jene lieben Asketen und Priester keine herantretenden schmerzlichen, brennenden, bitteren Gefühle erfahren, so sind sie auch dann fähig zum Wissen, zur Klarsicht, zur unvergleichlichen Erwachung. Dieses Gleichniss nun, Aggivessano, war das dritte mir aufleuchtende, das naturgemäße, nie zuvor gehörte. »Diese drei Gleichnisse, Aggivessano, leuchteten mir auf, naturgemäße, nie zuvor gehörte. »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Wie, wenn ich nun mit aufeinandergepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüth niederzwänge, niederdrückte, niederquälte?‹ Und ich zwang nun, Aggivessano, mit aufeinandergepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüth nieder, drückte es nieder, quälte es nieder. Und indem ich also, Aggivessano, mit aufeinandergepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüth niederzwang, niederdrückte, niederquälte, rieselte mir der Schweiß aus den Achselhöhlen. Gleichwie etwa, Aggivessano, wenn ein starker Mann einen schwächeren, beim Kopf oder bei der Schulter ergreifend, niederzwingt, niederdrückt, niederquält, ebenso rieselte mir da, Aggivessano, indem ich also mit aufeinandergepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüth niederzwang, niederdrückte, niederquälte, der Schweiß aus den Achselhöhlen. Gestählt war zwar, Aggivessano, meine Kraft, unbeugsam, gewärtig die Einsicht, unverrückbar, aber regsam war da mein Körper, nicht ruhig geworden durch diese so 243 schmerzliche Askese, die mich antrieb. Und das solcherart mir entstandene Wehgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Wie, wenn ich mich nun in athemlose Selbstverlierung verlöre?‹ Und ich hielt nun, Aggivessano, die Ein- und Ausathmungen von Mund und Nase an. Und indem ich also, Aggivessano, die Ein- und Ausathmungen von Mund und Nase anhielt, wurde mir das überlaute Geräusch der Blutströmungen im Ohre vernehmbar. Gleichwie etwa, Aggivessano, der geblähte Blasebalg einer Schmiede überlautes Geräusch erzeugt, ebenso wurde mir da, Aggivessano, indem ich also die Ein- und Ausathmungen von Mund und Nase anhielt, das überlaute Geräusch der Blutströmungen im Ohre vernehmbar. Gestählt war zwar, Aggivessano, meine Kraft, unbeugsam, gewärtig die Einsicht, unverrückbar, aber regsam war da mein Körper, nicht ruhig geworden durch diese so schmerzliche Askese, die mich antrieb. Und das solcherart mir entstandene Wehgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Wie, wenn ich mich nun noch weiter in athemlose Selbstverlierung verlöre?‹ Und ich hielt nun, Aggivessano, die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr an. Und indem ich also, Aggivessano, die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr anhielt, schlugen mir überheftige Strömungen auf die Schädeldecke auf. Gleichwie etwa, Aggivessano, wenn ein starker Mann mit scharfer Dolchspitze die Schädeldecke zerhämmerte, ebenso schlugen mir da, Aggivessano, indem ich also die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr anhielt, überheftige Strömungen auf die Schädeldecke auf. Gestählt war zwar, Aggivessano, meine Kraft, unbeugsam, gewärtig die Einsicht, unverrückbar, aber regsam war da mein Körper, nicht ruhig geworden durch diese so schmerzliche Askese, die mich antrieb. Und das solcherart mir entstandene Wehgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Wie, wenn ich mich nun noch weiter in athemlose Selbstverlierung verlöre?‹ Und ich hielt nun, Aggivessano, die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr an. Und indem ich also, Aggivessano, die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr anhielt, hatte ich im Kopfe betäubende Kopfgefühle. Gleichwie etwa, Aggivessano, wenn ein starker Mann feste Riemenstränge auf dem Kopfe peitschend 244 tanzen ließe, ebenso hatte ich da, Aggivessano, indem ich also die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr anhielt, im Kopfe betäubende Kopfgefühle. Gestählt war zwar, Aggivessano, meine Kraft, unbeugsam, gewärtig die Einsicht, unverrückbar, aber regsam war da mein Körper, nicht ruhig geworden durch diese so schmerzliche Askese, die mich antrieb. Und das solcherart mir entstandene Wehgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Wie, wenn ich mich nun noch weiter in athemlose Selbstverlierung verlöre?‹ Und ich hielt nun, Aggivessano, die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr an. Und indem ich also, Aggivessano, die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr anhielt, schnitten mir überheftige Strömungen durch den Bauch. Gleichwie etwa, Aggivessano, wenn ein geschickter Schlächter oder Schlächtergeselle mit scharfem Schlachtmesser den Bauch durchschlitzte, ebenso schnitten mir da, Aggivessano, indem ich also die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr anhielt, überheftige Strömungen durch den Bauch. Gestählt war zwar, Aggivessano, meine Kraft, unbeugsam, gewärtig die Einsicht, unverrückbar, aber regsam war da mein Körper, nicht ruhig geworden durch diese so schmerzliche Askese, die mich antrieb. Und das solcherart mir entstandene Wehgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Wie, wenn ich mich nun noch weiter in athemlose Selbstverlierung verlöre?‹ Und ich hielt nun, Aggivessano, die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr an. Und indem ich also, Aggivessano, die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr anhielt, hatte ich im Körper überheftig glühende Quaal. Gleichwie etwa, Aggivessano, wenn zwei starke Männer einen schwächeren Mann an beiden Armen ergriffen und in eine Grube voll glühender Kohlen hineinquälten, hineinrollten, ebenso hatte ich da, Aggivessano, indem ich also die Ein- und Ausathmungen von Mund, Nase und Ohr anhielt, im Körper überheftig glühende Quaal. Gestählt war zwar, Aggivessano, meine Kraft, unbeugsam, gewärtig die Einsicht, unverrückbar, aber regsam war da mein Körper, nicht ruhig geworden durch diese so schmerzliche Askese, die mich antrieb. Und das solcherart mir entstandene Wehgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »Da sahn mich nun, Aggivessano, Gottheiten und sagten: 245 ›Gestorben ist der Asket Gotamo.‹ Andere Gottheiten sagten: ›Nicht gestorben ist der Asket Gotamo, aber er stirbt.‹ Und andere Gottheiten sagten: ›Nicht gestorben ist der Asket Gotamo und nicht stirbt er, heilig ist der Asket Gotamo, ein Zustand ist es nur des Heiligen, von solcher Art.‹ »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Wie, wenn ich mich nun gänzlich der Nahrung enthielte?‹ Da traten, Aggivessano, Gottheiten zu mir heran und sprachen: ›Wolle nicht, Würdiger, dich gänzlich der Nahrung enthalten! Wenn du dich, Würdiger, gänzlich der Nahrung enthalten willst, so werden wir dir himmlischen Thau durch die Poren einflößen: dadurch wirst du am Leben bleiben.‹ Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Wenn ich nun auch gänzliches Fasten hielte, diese Gottheiten mir aber himmlischen Thau durch die Poren einflößten und ich also gefristet würde, so wär’ es bloßer Schein.‹ Und ich wies, Aggivessano, die Gottheiten zurück und sagte: ›Schon gut!‹ »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Wie, wenn ich nun wenig, wenig Nahrung zu mir nähme, eine hohle Hand voll und noch eine, als wie Bohnenbrühe oder Erbsenbrühe oder Linsenbrühe?‹ Und ich nahm, Aggivessano, wenig, wenig Nahrung zu mir, eine hohle Hand voll und noch eine, als wie Bohnenbrühe oder Erbsenbrühe oder Linsenbrühe. Und indem ich also, Aggivessano, wenig, wenig Nahrung zu mir nahm, eine hohle Hand voll und noch eine, als wie Bohnenbrühe oder Erbsenbrühe oder Linsenbrühe, wurde mein Körper außerordentlich mager. Wie dürres, welkes Rohr wurden da meine Arme und Beine durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme, wie ein Kameelhuf wurde da mein Gesäß durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme, wie eine Kugelkette wurde da mein Rückgrat mit den hervor- und zurücktretenden Wirbeln durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme, wie sich die Dachsparren eines alten Hauses queerkantig abheben, hoben sich da meine Rippen queerkantig ab durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme, wie in einem tiefen Brunnen die unten liegenden Wasserspiegel verschwindend klein erscheinen, so erschienen da in meinen Augenhöhlen die tiefliegenden Augensterne verschwindend klein durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme, wie ein Bitterkürbiss, frisch 246 angeschnitten, in heißer Sonne hohl und schrumpf wird, so wurde da meine Kopfhaut hohl und schrumpf durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme. Und indem ich, Aggivessano, die Bauchdecke befühlen wollte traf ich auf das Rückgrat, und indem ich das Rückgrat befühlen wollte traf ich wieder auf die Bauchdecke. So nahe war mir, Aggivessano, die Bauchdecke ans Rückgrat gekommen durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme. Und ich wollte, Aggivessano, Koth und Harn entleeren, da fiel ich vornüber hin durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahm. Um nun diesen Körper da zu stärken, Aggivessano, rieb ich mit der Hand die Glieder. Und indem ich also, Aggivessano, mit der Hand die Glieder rieb, fielen die wurzelfaulen Körperhaare aus durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme. »Da sahn mich nun, Aggivessano, Menschen und sagten: ›Blau ist der Asket Gotamo!‹ Andere Menschen sagten: ›Nicht blau ist der Asket Gotamo, braun ist der Asket Gotamo!‹ Und andere Menschen sagten: ›Nicht blau ist der Asket Gotamo und nicht braun ist der Asket Gotamo, gelbhäutig ist der Asket Gotamo!‹ So sehr war nun, Aggivessano, meine helle, reine Hautfarbe angegriffen worden durch diese äußerst geringe Nahrungaufnahme. »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Was für Asketen oder Priester auch je in der Vergangenheit herangetretene schmerzliche, brennende, bittere Gefühle erfahren haben: das ist das höchste, weiter geht es nicht. Was für Asketen oder Priester auch je in der Zukunft herantretende schmerzliche, brennende, bittere Gefühle erfahren werden: das ist das höchste, weiter geht es nicht. Was für Asketen oder Priester auch jetzt in der Gegenwart herantretende schmerzliche, brennende, bittere Gefühle erfahren: das ist das höchste, weiter geht es nicht. Und doch erreiche ich durch diese bittere Schmerzensaskese kein überirdisches, reiches Heilthum der Wissensklarheit! Es giebt wohl einen anderen Weg zur Erwachung.‹ »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Ich erinnere mich, einst, während der Feldarbeiten bei meinem Vater Sakko, im kühlen Schatten eines Rosenapfelbaumes sitzend, den Wünschen erstorben, dem Unheil entronnen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit die Weihe der ersten Schauung errungen zu haben: das mag wohl der Weg sein zur Erwachung.‹ »Da kam mir, Aggivessano, das einsichtgemäße Bewusstsein: ›Das ist der Weg zur Erwachung.‹ »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Wie, sollt’ ich etwa 247 jenes Glück fürchten, jenes Glück jenseit der Wünsche, jenseit des Schlechten?‹ »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Nein, ich fürchte jenes Glück nicht, jenes Glück jenseit der Wünsche, jenseit des Schlechten.‹ »Da kam mir, Aggivessano, der Gedanke: ›Nicht leicht kann wohl jenes Glück erreicht werden mit so außerordentlich entkräftetem Körper; wie, wenn ich nun feste Nahrung zu mir nähme, gekochten Reisbrei?‹ Und ich nahm, Aggivessano, feste Nahrung zu mir, gekochten Reisbrei. »Zu jener Zeit aber, Aggivessano, lebten fünf Mönche um mich herum: ›Wenn uns der Asket Gotamo die Wahrheit erkämpft haben wird, wird er sie uns mittheilen!‹ Als ich nun, Aggivessano, feste Nahrung zu mir nahm, gekochten Reisbrei, da wandten sich jene Mönche von mir ab und gingen fort: ›Ueppig wird der Asket Gotamo, der Askese untreu, geneigt der Ueppigkeit.‹ »Und ich nahm nun, Aggivessano, feste Nahrung zu mir, gewann Kraft und erwirkte, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit die Weihe der ersten Schauung. Und das solcherart mir entstandene Wohlgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »Nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens, Aggivessano, erwirkte ich die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Und das solcherart mir entstandene Wohlgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »In heiterer Ruhe, Aggivessano, weilte ich gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfand ich im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkte ich die Weihe der dritten Schauung. Und das solcherart mir entstandene Wohlgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, Aggivessano, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkte ich die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Und das solcherart mir entstandene Wohlgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüth auf die erinnernde Erkenntniss früherer 248 Daseinsformen. Ich erinnerte mich an manche verschiedene frühere Daseinsform, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben, dann an hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen-Weltenvergehungen. ›Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein: da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; da verschieden trat ich hier wie -- ins Dasein.‹ So erinnerte ich mich mancher verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigenthümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Dieses Wissen, Aggivessano, hatte ich nun in den ersten Stunden der Nacht als erstes errungen, das Nichtwissen zertheilt, das Wissen gewonnen, das Dunkel zertheilt, das Licht gewonnen, wie ich da ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilte. Und das solcherart mir entstandene Wohlgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüth auf die Erkenntniss des Verschwindens- Erscheinens der Wesen. Mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, sah ich die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, ich erkannte wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. ›Diese lieben Wesen sind freilich in Thaten dem Schlechten zugethan, in Worten dem Schlechten zugethan, in Gedanken dem Schlechten zugethan, tadeln Heiliges, achten Verkehrtes, thun Verkehrtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt. Jene lieben Wesen sind aber in Thaten dem Guten zugethan, in Worten dem Guten zugethan, in Gedanken dem Guten zugethan, tadeln nicht Heiliges, achten Rechtes, thun Rechtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf gute Fährte, in sälige Welt.‹ So sah ich mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, ich erkannte wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. Dieses Wissen, Aggivessano, hatte ich nun in den mittleren Stunden der Nacht als zweites errungen, das Nichtwissen zertheilt, das Wissen gewonnen, das Dunkel zertheilt, das Licht gewonnen, wie ich 249 da ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilte. Und das solcherart mir entstandene Wohlgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüth auf die Erkenntniss der Wahnversiegung. ›Das ist das Leiden‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensentwicklung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensauflösung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist der Wahn‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnentwicklung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnauflösung‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Wahnauflösung führende Pfad‹ verstand ich der Wahrheit gemäß. Also erkennend, also sehend ward da mein Gemüth erlöst vom Wunscheswahn, erlöst vom Daseinswahn, erlöst vom Nichtwissenswahn. ›Im Erlösten ist die Erlösung‹, diese Erkenntniss ging auf. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ verstand ich da. Dieses Wissen, Aggivessano, hatte ich nun in den letzten Stunden der Nacht als drittes errungen, das Nichtwissen zertheilt, das Wissen gewonnen, das Dunkel zertheilt, das Licht gewonnen, wie ich da ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilte. Und das solcherart mir entstandene Wohlgefühl, Aggivessano, konnte mein Gemüth nicht fesseln. * * * * * »Ich weiß wohl, Aggivessano: wenn ich da einer Schaar von vielen hunderten die Lehre verkündet habe, so meint einer um den anderen von mir: ›Nur für mich hat der Asket Gotamo die Lehre verkündet!‹ Doch ist das nicht also zu verstehn, Aggivessano, weil ja der Vollendete den anderen die Lehre zur Aufklärung verkündet. Aber wenn eine solche Darlegung zu Ende ist, Aggivessano, dann richte ich auch das einzelne Gemüth eines jeden Friedesuchenden auf, bring’ es zur Ruhe, einige es, füge es zusammen. Und so halte ich es allezeit, allezeit.« »Also geziemt es dem verehrten Gotamo, als dem Heiligen, vollkommen Erwachten. -- Giebt der verehrte Gotamo wohl zu, bei Tage zu schlafen?« »Ich geb’ es zu, Aggivessano, im letzten Monat des Sommers, nach dem Mahle, wenn man vom Almosengange zurückgekehrt ist, den Mantel vierfach gefaltet auszuspreiten und auf der rechten Seite liegend gesammelten Sinnes einzuschlafen.« »Das wird aber, o Gotamo, von manchen Asketen und Priestern als bethörendes Sichgehenlassen bezeichnet!« »Nicht insofern, Aggivessano, ist man bethört oder nicht 250 bethört. Aber, Aggivessano, wie man bethört und wie man nicht bethört ist, das höre und achte wohl auf meine Rede.« »Ja, Herr!« erwiderte Saccako der junge Nigaṇṭher, dem Erhabenen zustimmend. Der Erhabene sprach also: »Wer da, Aggivessano, den Wahn, den besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden, nicht verleugnet hat, den nenne ich bethört. Denn durch des Wahnes Nichtverleugnung, Aggivessano, wird man bethört. Wer da, Aggivessano, den Wahn, den besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden, verleugnet hat, den nenne ich unbethört. Denn durch des Wahnes Verleugnung, Aggivessano, wird man unbethört. Der Vollendete, Aggivessano, hat den Wahn, den besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden, verleugnet, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass er nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann. Gleichwie etwa, Aggivessano, eine Palme, der man die Krone abgeschnitten hat, nicht wieder emporwachsen kann, ebenso auch, Aggivessano, hat der Vollendete den Wahn, den besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden, verleugnet, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass er nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann.« * * * * * Nach diesen Worten sprach Saccako der junge Nigaṇṭher zum Erhabenen also: »Wunderbar, o Gotamo, außerordentlich ist es, o Gotamo, wie da, nach der sanft und sicher hinleitenden Behandlung gar mancher Frage, des verehrten Gotamo Hautfarbe so hell und das Antlitz so heiter geblieben ist, wie das dem Heiligen, vollkommen Erwachten eignet! Ich bekenne, o Gotamo, mich mit Pūraṇo Kassapo in ein Gespräch eingelassen zu haben: der aber kam im Gespräche mit mir von einem ins andere, schweifte vom Gegenstand ab und legte Zorn, Hass und Verdrossenheit an den Tag. Beim verehrten Gotamo dagegen ist nach der sanft und sicher hinleitenden Behandlung gar mancher Frage die Hautfarbe so hell und das Antlitz so heiter geblieben, wie es dem Heiligen, vollkommen Erwachten eignet. Ich bekenne, o Gotamo, mich mit Makkhali Gosālo, Ajito Kesakambalo, Pakudho Kaccāyano, Sañjayo Belaṭṭhaputto, Nigaṇṭho Nāthaputto in Gespräche eingelassen zu haben: die aber kamen im Gespräche mit mir von einem ins andere, schweiften vom Gegenstand ab und legten 251 Zorn, Hass und Verdrossenheit an den Tag. Beim verehrten Gotamo dagegen ist nach der sanft und sicher hinleitenden Behandlung gar mancher Frage die Hautfarbe so hell und das Antlitz so heiter geblieben, wie es dem Heiligen, vollkommen Erwachten eignet. -- Wohlan denn, jetzt wollen wir gehn, o Gotamo, manche Pflicht und Obliegenheit wartet auf uns.« »Wie es dir nun, Aggivessano, belieben mag.« * * * * * Da nun erhob sich Saccako Nigaṇṭhaputto, erfreut und befriedigt durch des Erhabenen Rede, von seinem Sitze und ging fort. 37. Vierter Theil Siebente Rede VERSIEGUNG DES DURSTES -- I -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Osthaine, auf Mutter Migāros Terrasse. Da nun begab sich Sakko, der Götter König, dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und stellte sich seitwärts hin. Seitwärts stehend sprach nun Sakko, der Götter König, zum Erhabenen also: »Inwiefern ist wohl, o Herr, ein Mönch, kurz gesagt, durch Versiegung des Durstes erlöst, durchaus gefeit, durchaus gesichert, durchaus geheiligt, durchaus vollendet, Höchster der Götter und Menschen?« »Da hat, König der Götter, ein Mönch gehört: ›Kein Ding ist der Mühe werth.‹ Wenn der Mönch, König der Götter, dies gehört hat ›Kein Ding ist der Mühe werth‹, so betrachtet er jedes Ding; und wenn er jedes Ding betrachtet hat, durchschaut er jedes Ding; und wenn er jedes Ding durchschaut hat und nun irgend ein Gefühl empfindet, ein freudiges oder leidiges oder weder freudig noch leidiges, so beobachtet er bei diesen Gefühlen die Gesetze der Vergänglichkeit, der Aufhebung, der Auflösung, der Entäußerung; und indem er bei diesen Gefühlen die Gesetze der Vergänglichkeit, der Aufhebung, der Auflösung, der Entäußerung beobachtet, hangt er nirgend in der Welt an; ohne anzuhangen wird er nicht erschüttert, unerschütterlich gelangt er eben bei sich selbst zur Erlöschung: ›Versiegt ist die Geburt, vollendet 252 das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ versteht er da. Insofern, König der Götter, ist ein Mönch, kurz gesagt, durch Versiegung des Durstes erlöst, durchaus gefeit, durchaus gesichert, durchaus geheiligt, durchaus vollendet, Höchster der Götter und Menschen.« Da war nun Sakko, der Götter König, durch des Erhabenen Rede erfreut und befriedigt, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, ging rechts herum und verschwand von diesem Orte. Zu jener Zeit nun hatte der ehrwürdige Mahāmoggallāno nicht fern vom Erhabenen Platz genommen. Da nun kam dem ehrwürdigen Mahāmoggallāno der Gedanke: ›Ist wohl dieser Geist durch des Erhabenen Rede vollauf befriedigt worden, oder nicht? Wie, wenn ich nun diesen Geist prüfte, ob er durch des Erhabenen Rede vollauf befriedigt wurde, oder aber nicht?‹ Da verschwand nun der ehrwürdige Mahāmoggallāno, so schnell wie etwa ein kräftiger Mann den eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehn mag, von Mutter Migāros Terrasse im Osthain und erschien bei den Dreiunddreißig Göttern. Zu jener Zeit nun erging sich Sakko, der Götter König, im Garten der weißen Lotusblüthe, dem Genusse der fünfhundertstimmigen Himmelsmusik hingegeben. Da erblickte Sakko, der Götter König, den ehrwürdigen Mahāmoggallāno wie von ferne herankommen. Als er ihn gesehn winkte er jener fünfhundertstimmigen Himmelsmusik ab, ging dem ehrwürdigen Mahāmoggallāno entgegen und sprach also zu ihm: »Komm’, o würdiger Moggallāno, sei gegrüßt, würdiger Moggallāno! Lange schon, würdiger Moggallāno, habe ich auf die Gunst dieses Besuches gehofft! Setze dich, würdiger Moggallāno, nimm hier Platz.« Es setzte sich der ehrwürdige Mahāmoggallāno auf den angebotenen Sitz. Sakko aber, der Götter König, nahm einen anderen, niederen Stuhl und setzte sich zur Seite. Den zur Seite sitzenden Sakko, den König der Götter, sprach nun der ehrwürdige Mahāmoggallāno also an: »Auf welche Weise hat dir denn, Kosiyo, der Erhabene die Erlösung durch Versiegung des Durstes kurz dargelegt? Gut wär’ es, wenn auch wir dieser Rede theilhaftig würden und sie hörten.« »Wir haben, o würdiger Moggallāno, viele Pflichten, wir haben viele Obliegenheiten zu erfüllen, sowohl in eigener Sache als auch in Beziehung auf die Dreiunddreißig Götter. Aber, würdiger Moggallāno, es ist gar wohl verstanden, wohl 253 begriffen, wohl gemerkt, wohl aufbewahrt, so dass es nicht so bald vergessen sein wird. -- Es war einmal, würdiger Moggallāno, ein Kampf zwischen Göttern und Unholden zum Ausbruch gekommen. In jenem Kampfe nun, würdiger Moggallāno, siegten die Götter und verloren die Unholde. Nachdem ich nun, würdiger Moggallāno, jenen Kampf glücklich beendet hatte und siegreich wieder zurückgekehrt war, erbaute ich ein Schloss und nannte es Siegesbanner. Und das Siegesbanner-Schloss, o würdiger Moggallāno, hat hundert Thore: auf jedem der Thore sind siebenmal siebenhundert Terrassen, auf jeder der Terrassen befinden sich siebenmal sieben Nymphen, und jede der Nymphen hat ein Gefolge von siebenmal sieben Gespielinen. Wünschest du nicht, würdiger Moggallāno, die Wonnen des Siegesbanner-Schlosses zu sehn?« Schweigend gewährte der ehrwürdige Mahāmoggallāno die Bitte. Da nun begaben sich Sakko, der Götter König, und Vessavaṇo, der Große Herrscher, unter dem Vortritt des ehrwürdigen Mahāmoggallāno zum Siegesbanner-Schlosse. Und es sahn des Götterkönigs Sakko Trabanten, wie der ehrwürdige Mahāmoggallāno von ferne herankam, und als sie ihn gesehn errötheten sie, schämten sich und zogen sich in ihre Gemächer zurück. Gleichwie etwa eine Schwiegertochter, den Schwiegervater erblickend, erröthet und sich schämt, so auch errötheten da des Götterkönigs Sakko Trabanten als sie den ehrwürdigen Mahāmoggallāno gesehn, schämten sich und zogen sich in ihre Gemächer zurück. Da nun führten Sakko, der Götter König, und Vessavaṇo, der Große Herrscher, den ehrwürdigen Mahāmoggallāno im Siegesbanner-Schlosse umher, geleiteten ihn dahin und dorthin: »Sieh’ nur, würdiger Moggallāno, diese Wonne des Siegesbanner-Schlosses, sieh’ nur, würdiger Moggallāno, jene Wonne des Siegesbanner-Schlosses!« »Dieses Glück glänzt dem ehrwürdigen Kosiyo, weil er früher Gutes gethan. Die Menschen sagen ja, wenn sie irgend etwas Entzückendes sehn: ›Ach das glänzt wie bei den Dreiunddreißig Göttern!‹ Dieses Glück glänzt dem ehrwürdigen Kosiyo, weil er früher Gutes gethan.« Da kam dem ehrwürdigen Mahāmoggallāno der Gedanke: ›Allzu leicht lebt wohl dieser Geist dahin; wie, wenn ich ihn nun erschütterte?‹ Da ließ nun der ehrwürdige Mahāmoggallāno eine magische Erscheinung von solcher Art erscheinen, als ob er mit der großen Zehe das Siegesbanner-Schloss zum Wanken, zum Beben, zum Erzittern brächte. Da wurden Sakko, der Götter König, und 254 Vessavaṇo, der Große Herrscher, und die Dreiunddreißig Götter durch den außerordentlichen, wunderbaren Vorgang im Innersten getroffen: ›Ach wie erstaunlich, wie doch so wunderbar ist des Asketen hohe Macht, hohe Gewalt! Sogar Himmelspaläste kann er da mit der großen Zehe zum Wanken, zum Beben, zum Erzittern bringen!‹ Als nun der ehrwürdige Mahāmoggallāno Sakko, den König der Götter, erschüttert und gesträubten Haares dastehn sah, sprach er also zu ihm: »Auf welche Weise hat dir denn, Kosiyo, der Erhabene die Erlösung durch Versiegung des Durstes kurz dargelegt? Gut wär’ es, wenn auch wir dieser Rede theilhaftig würden und sie hörten.« »Ich hatte mich, würdiger Moggallāno, zum Erhabenen begeben, den Erhabenen ehrerbietig begrüßt und seitwärts hingestellt. Seitwärts stehend sprach ich nun, würdiger Moggallāno, zum Erhabenen also: ›Inwiefern ist wohl, o Herr, ein Mönch, kurz gesagt, durch Versiegung des Durstes erlöst, durchaus gefeit, durchaus gesichert, durchaus geheiligt, durchaus vollendet, Höchster der Götter und Menschen?‹ -- Hierauf, würdiger Moggallāno, erwiderte mir der Erhabene: ›Da hat, König der Götter, ein Mönch gehört: ‚Kein Ding ist der Mühe werth.‘ Wenn der Mönch, König der Götter, dies gehört hat ‚Kein Ding ist der Mühe werth‘, so betrachtet er jedes Ding; und wenn er jedes Ding betrachtet hat, durchschaut er jedes Ding; und wenn er jedes Ding durchschaut hat und nun irgend ein Gefühl empfindet, ein freudiges oder leidiges oder weder freudig noch leidiges, so beobachtet er bei diesen Gefühlen die Gesetze der Vergänglichkeit, der Aufhebung, der Auflösung, der Entäußerung; und indem er bei diesen Gefühlen die Gesetze der Vergänglichkeit, der Aufhebung, der Auflösung, der Entäußerung beobachtet, hangt er nirgend in der Welt an; ohne anzuhangen wird er nicht erschüttert, unerschütterlich gelangt er eben bei sich selbst zur Erlöschung: ‚Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‘ versteht er da. Insofern, König der Götter, ist ein Mönch, kurz gesagt, durch Versiegung des Durstes erlöst, durchaus gefeit, durchaus gesichert, durchaus geheiligt, durchaus vollendet, Höchster der Götter und Menschen.‹ Auf solche Weise hat mir, würdiger Moggallāno, der Erhabene die Erlösung durch Versiegung des Durstes kurz dargelegt.« Da war nun der ehrwürdige Mahāmoggallāno durch Sakkos, des 255 Götterkönigs, Rede erfreut und befriedigt. Und so schnell wie etwa ein kräftiger Mann den eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehn mag, verschwand er da von den Dreiunddreißig Göttern und erschien auf der Terrasse Mutter Migāros im Osthain. Da nun sagten die Trabanten des Götterkönigs Sakko, kurz nachdem sich der ehrwürdige Mahāmoggallāno entfernt hatte, zu Sakko dem König der Götter: »Der bei dir war, Würdiger, das war wohl Er, der Erhabene, der Meister?« »Nein, ihr Würdigen, nicht Er, der Erhabene, der Meister war bei mir, sondern ein Jünger, der ehrwürdige Mahāmoggallāno.« »Heil dir, Würdiger, der du einen Jünger von so hoher Macht, von so hoher Gewalt kennst: ach, wie mag dir erst Er, der Erhabene, der Meister erschienen sein!« Da begab sich nun der ehrwürdige Mahāmoggallāno zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite hin. Zur Seite sitzend wandte sich nun der ehrwürdige Mahāmoggallāno an den Erhabenen: »Bestätigt wohl, o Herr, der Erhabene eben zuvor einem gewissen großmächtigen Geiste die Erlösung durch Versiegung des Durstes kurz dargelegt zu haben?« »Ich bestätige es, Moggallāno. Sakko, der Götter König, kam da zu mir, begrüßte mich ehrerbietig und stellte sich seitwärts hin. Seitwärts stehend, Moggallāno, sprach nun Sakko, der Götter König, also zu mir: ›Inwiefern ist wohl, o Herr, ein Mönch, kurz gesagt, durch Versiegung des Durstes erlöst, durchaus gefeit, durchaus gesichert, durchaus geheiligt, durchaus vollendet, Höchster der Götter und Menschen?‹ -- Hierauf, Moggallāno, erwiderte ich dem Götterkönige Sakko: ›Da hat, König der Götter, ein Mönch gehört: ‚Kein Ding ist der Mühe werth.‘ Wenn der Mönch, König der Götter, dies gehört hat ‚Kein Ding ist der Mühe werth‘, so betrachtet er jedes Ding; und wenn er jedes Ding betrachtet hat, durchschaut er jedes Ding; und wenn er jedes Ding durchschaut hat und nun irgend ein Gefühl empfindet, ein freudiges oder leidiges oder weder freudig noch leidiges, so beobachtet er bei diesen Gefühlen die Gesetze der Vergänglichkeit, der Aufhebung, der Auflösung, der Entäußerung; und indem er bei diesen Gefühlen die Gesetze der Vergänglichkeit, der Aufhebung, der Auflösung, der Entäußerung beobachtet, hangt er nirgend in der Welt an; ohne anzuhangen wird er nicht erschüttert, unerschütterlich gelangt er eben bei sich selbst zur Erlöschung: ‚Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‘ 256 versteht er da. Insofern, König der Götter, ist ein Mönch, kurz gesagt, durch Versiegung des Durstes erlöst, durchaus gefeit, durchaus gesichert, durchaus geheiligt, durchaus vollendet, Höchster der Götter und Menschen.‹ Auf solche Weise bestätige ich, Moggallāno, dem Götterkönige Sakko kurzgefasst die Erlösung durch Versiegung des Durstes dargelegt zu haben.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Mahāmoggallāno über das Wort des Erhabenen. 38. Vierter Theil Achte Rede VERSIEGUNG DES DURSTES -- II -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Zu jener Zeit nun hatte ein Mönch Namens Sāti, der Sohn eines Fischers, folgende verkehrte Meinung gefasst: ›Also verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, dass nämlich dieses unser Bewusstsein im Kreislauf des Wandelseins beharrt, unveränderlich.‹ Es kam nun vielen Mönchen zu Ohren, dass ein Mönch Namens Sāti, der Sohn eines Fischers, diese verkehrte Meinung gefasst habe. Da begaben sich nun jene Mönche dorthin wo sich Sāti der Mönch, der Fischersohn, aufhielt, und sprachen hierauf also zu ihm: »Ist es wahr, wie man sagt, Bruder Sāti, du habest diese verkehrte Meinung gefasst: ›Also verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, dass nämlich dieses unser Bewusstsein im Kreislauf des Wandelseins beharre, unveränderlich‹?« »So ist es, ihr Brüder, allerdings fasse ich die vom Erhabenen verkündete Lehre dahin auf, dass es dieses unser Bewusstsein ist, welches im Kreislauf des Wandelseins beharrt, unveränderlich.« Da nun wollten jene Mönche Sāti den Mönch, den Sohn eines Fischers, von seiner verkehrten Meinung abbringen, wandten sich zu ihm, sprachen zu ihm, belehrten ihn: »Nicht also rede, Bruder Sāti, den Erhabenen verbessere nicht, nicht ist es gut den Erhabenen verbessern, nicht kann der Erhabene solches gesagt haben. Auf manigfaltige Weise, Bruder Sāti, wurde die bedingte Natur des Bewusstseins vom Erhabenen erklärt: ‚Ohne 257 zureichenden Grund entsteht kein Bewusstsein.‘« Sāti der Mönch aber, der Sohn eines Fischers, obzwar von jenen Mönchen also angegangen, angesprochen und belehrt, hielt an dieser seiner verkehrten Meinung zähe fest: »Ich, fürwahr, ihr Brüder, fasse die vom Erhabenen verkündete Lehre also auf, dass es dieses unser Bewusstsein ist, welches im Kreislauf des Wandelseins beharrt, unveränderlich.« Als nun jene Mönche Sāti den Mönch, den Sohn eines Fischers, von dieser verkehrten Meinung nicht abbringen konnten, begaben sie sich dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. Hierauf nun sprachen jene Mönche zum Erhabenen also: »Ein Mönch Namens Sāti, o Herr, der Sohn eines Fischers, hat folgende verkehrte Meinung gefasst: ›Also verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, dass nämlich dieses unser Bewusstsein im Kreislauf des Wandelseins beharrt, unveränderlich.‹ Hiervon erhielten wir Kunde, o Herr, begaben uns zu Sāti und fragten ihn, ob das Gerücht wahr sei. Auf unsere Frage, o Herr, erwiderte uns Sāti der Mönch, der Fischersohn: ›So ist es, ihr Brüder, allerdings fasse ich die vom Erhabenen verkündete Lehre dahin auf, dass es dieses unser Bewusstsein ist, welches im Kreislauf des Wandelseins beharrt, unveränderlich.‹ Da nun wollten wir, o Herr, Sāti den Mönch, den Sohn eines Fischers, von seiner verkehrten Meinung abbringen, wandten uns zu ihm, sprachen zu ihm, belehrten ihn: Nicht also rede, Bruder Sāti, den Erhabenen verbessere nicht, nicht ist es gut den Erhabenen verbessern, nicht kann der Erhabene solches gesagt haben. Auf manigfaltige Weise, Bruder Sāti, wurde die bedingte Natur des Bewusstseins vom Erhabenen erklärt: ‚Ohne zureichenden Grund entsteht kein Bewusstsein.‘ Obzwar nun, o Herr, solcherart von uns angegangen, angesprochen und belehrt, hielt Sāti der Mönch, der Sohn eines Fischers, an dieser seiner verkehrten Meinung zähe fest: ›Ich aber, Brüder, fasse die vom Erhabenen verkündete Lehre also auf, dass es dieses unser Bewusstsein ist, welches im Kreislauf des Wandelseins beharrt, unveränderlich.‹ Da wir nun, o Herr, Sāti den Mönch, den Sohn eines Fischers, von dieser verkehrten Meinung nicht abbringen konnten, beschlossen wir, die Sache dem Erhabenen vorzutragen.« Da nun wandte sich der Erhabene an einen der Mönche: »Gehe, o Mönch, und sage in meinem Namen Sāti dem Mönche, dem 258 Sohn eines Fischers: der Meister ruft dich, Bruder Sāti.« »Wohl, o Herr!« erwiderte jener Mönch, dem Erhabenen gehorchend, begab sich dorthin wo Sāti der Mönch, der Fischersohn, weilte, und sprach hierauf also zu ihm: »Der Meister ruft dich, Bruder Sāti.« »Gut, o Bruder, ich komme!« erwiderte Sāti der Mönch, der Fischersohn, jenem Mönche, begab sich dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Hierauf nun sprach zu Sāti dem Mönche, dem Sohn eines Fischers, der Erhabene also: »Ist es wahr, wie man sagt, Sāti, du habest diese verkehrte Meinung gefasst: ›Also verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, dass nämlich dieses unser Bewusstsein im Kreislauf des Wandelseins beharre, unveränderlich‹?« »So ist es allerdings, o Herr: ich fasse die vom Erhabenen verkündete Lehre also auf, dass es dieses unser Bewußtsein ist, welches im Kreislauf des Wandelseins beharrt, unveränderlich.« »Was ist das für ein Bewusstsein, Sāti?« »Was da wieder als selbes, sag’ ich, o Herr, da und dort den Lohn guter und böser Werke genießt.« »Von wem hast du denn, du bethörter Mann, gehört, dass ich eine solche Lehre verkündet hätte? Habe ich nicht, o Thor, auf manigfaltige Weise die bedingte Natur des Bewußtseins erklärt: ›Ohne zureichenden Grund entsteht kein Bewusstsein‹? Aber missverständigen Sinnes, o Thor, willst du uns verbessern und gräbst dir selbst das Grab und schaffst dir schwere Schuld. Das wird dir, o Thor, lange zum Unheil, zum Leiden gereichen.« Und der Erhabene wandte sich an die Mönche: »Was meinet ihr wohl, Mönche? Hat dieser Mönch Sāti, der Fischersohn, in unserer Heilsordnung nicht etwa Brand gestiftet?« »Wie wäre das möglich, o Herr, nein, wahrlich nicht, o Herr!« Auf diese Worte setzte sich Sāti der Mönch, der Sohn eines Fischers, verstummt und verstört, gebeugten Rumpfes, gesenkten Hauptes, das Antlitz von brennender Röthe übergossen, wortlos nieder. Als nun der Erhabene sah, wie Sāti der Mönch, der Sohn eines Fischers, verstummt und verstört dasaß, gebeugten Rumpfes, gesenkten Hauptes, das Antlitz von brennender Röthe übergossen, wortlos, sprach er also zu ihm: »Dies wird sich als deine eigene verkehrte Meinung erweisen, o du Bethörter; ich werde nun die Mönche befragen.« Und der Erhabene wandte sich an die Mönche: »Versteht auch ihr, meine Mönche, die verkündete Lehre also, wie dieser Mönch Sāti, der Fischersohn, der missverständigen 259 Sinnes uns verbessert und sich selbst das Grab gräbt und schwere Schuld schafft?« »Nicht so, o Herr! Auf manigfaltige Weise hat uns ja, o Herr, der Erhabene die bedingte Natur des Bewusstseins erklärt: ‚Ohne zureichenden Grund entsteht kein Bewusstsein.‘« »Wohl, ihr Mönche, wohl, dass ihr, meine Mönche, die verkündete Lehre also verstehet. Freilich habe ich euch, ihr Mönche, auf manigfaltige Weise die bedingte Natur des Bewusstseins erklärt: ›Ohne zureichenden Grund entsteht kein Bewusstsein.‹ Aber dieser Mönch Sāti, der Sohn eines Fischers, will uns missverständigen Sinnes verbessern und gräbt sich selbst das Grab und schafft sich schwere Schuld. Das wird diesem bethörten Manne lange zum Unheil, zum Leiden gereichen. »Aus was für einem Grunde, ihr Mönche, Bewusstsein entsteht, gerade durch diesen und nur durch diesen kommt es zustande. Durch das Gesicht und die Formen entsteht Bewusstsein: gerade ›Sehbewusstsein‹ kommt da zustande. Durch das Gehör und die Töne entsteht Bewusstsein: gerade ›Hörbewusstsein‹ kommt da zustande. Durch den Geruch und die Düfte entsteht Bewusstsein: gerade ›Riechbewusstsein‹ kommt da zustande. Durch den Geschmack und die Säfte entsteht Bewusstsein: gerade ›Schmeckbewusstsein‹ kommt da zustande. Durch das Getast und die Tastungen entsteht Bewusstsein: gerade ›Tastbewusstsein‹ kommt da zustande. Durch das Gedenken und die Dinge entsteht Bewusstsein: gerade ›Denkbewusstsein‹ kommt da zustande. Gleichwie etwa Feuer, ihr Mönche, aus was für einem Grund es brennt, gerade durch diesen und nur durch diesen zustande kommt: durch Holz wird es genährt und gerade ›Holzfeuer‹ kommt da zustande, durch Reisig wird es genährt und gerade ›Reisigfeuer‹ kommt da zustande, durch Heu wird es genährt und gerade ›Heufeuer‹ kommt da zustande, durch Dünger wird es genährt und gerade ›Dungfeuer‹ kommt da zustande, durch Spreu wird es genährt und gerade ›Spreufeuer‹ kommt da zustande, durch Kehricht wird es genährt und gerade ›Kehrichtfeuer‹ kommt da zustande: ebenso nun auch, ihr Mönche, kommt Bewusstsein, aus was für einem Grund es entsteht, gerade durch diesen und nur durch diesen zustande. Durch das Gesicht und die Formen entsteht Bewusstsein: gerade ›Sehbewusstsein‹ kommt da zustande. Durch das Gehör und die Töne entsteht Bewusstsein: gerade ›Hörbewusstsein‹ kommt da zustande. Durch den Geruch und die Düfte entsteht Bewusstsein: gerade ›Riechbewusstsein‹ 260 kommt da zustande. Durch den Geschmack und die Säfte entsteht Bewusstsein: gerade ›Schmeckbewusstsein‹ kommt da zustande. Durch das Getast und die Tastungen entsteht Bewusstsein: gerade ›Tastbewusstsein‹ kommt da zustande. Durch das Gedenken und die Dinge entsteht Bewusstsein: gerade ›Denkbewusstsein‹ kommt da zustande. »‚Entstanden ist dieses‘: begreift ihr das, Mönche?« »Ja, o Herr!« »‚Durch solche Nahrung gebildet‘: begreift ihr das, Mönche?« »Ja, o Herr!« »‚Durch die Auflösung solcher Nahrung ist, was entstanden, dem Gesetze der Auflösung verfallen‘: begreift ihr das, Mönche?« »Freilich, o Herr!« »‚Vielleicht ist dieses nicht entstanden‘: wer also schwankt, ihr Mönche, beginnt zu zweifeln.« »Gewiss, o Herr!« »‚Vielleicht nicht durch solche Nahrung gebildet‘: wer also schwankt, ihr Mönche, beginnt zu zweifeln.« »Gewiss, o Herr!« »‚Vielleicht ist durch die Auflösung solcher Nahrung, was entstanden, dem Gesetze der Auflösung doch nicht verfallen‘: wer also schwankt, ihr Mönche, beginnt zu zweifeln.« »Gewiss, o Herr!« »‚Entstanden ist dieses‘: wenn man das, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit begreift, schwindet dann jeder Zweifel?« »Freilich, o Herr!« »‚Durch solche Nahrung gebildet‘: wenn man das, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit begreift, schwindet dann jeder Zweifel?« »Freilich, o Herr!« »‚Durch die Auflösung solcher Nahrung ist, was entstanden, dem Gesetze der Auflösung verfallen‘: wenn man das, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit begreift, schwindet dann jeder Zweifel?« »Freilich, o Herr!« »‚Entstanden ist dieses‘: hegt ihr hierüber, ihr Mönche, den leisesten Zweifel?« »Nein, o Herr!« »‚Durch solche Nahrung gebildet‘: hegt ihr hierüber, ihr Mönche, den leisesten Zweifel?« »Nein, o Herr!« »‚Durch die Auflösung solcher Nahrung ist, was entstanden, dem Gesetze der Auflösung verfallen‘: hegt ihr hierüber, ihr Mönche, den leisesten Zweifel?« »Nein, o Herr!« »‚Entstanden ist dieses‘: habt ihr das, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit klar erkannt?« »Ja, o Herr!« »‚Durch solche Nahrung gebildet‘: habt ihr das, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit klar erkannt?« »Ja, o Herr!« »‚Durch die Auflösung solcher Nahrung ist, was entstanden, dem Gesetze der Auflösung verfallen‘: habt ihr das, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit klar erkannt?« »Ja, o Herr!« »Wenn ihr euch nun, ihr Mönche, an diese Erkenntniss, die also geläuterte, also geklärte, anklammern, an ihr ergetzen, sie liebgewinnen und als eigen schätzen wolltet: würdet ihr da wohl, ihr Mönche, die verkündete Lehre wie ein Floss betrachten, zum Entrinnen tauglich, nicht zum Festhalten?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Wenn ihr euch aber, ihr Mönche, an diese Erkenntniss, die also geläuterte, also geklärte, nicht anklammern, nicht an ihr 261 ergetzen, sie nicht liebgewinnen, nicht als eigen schätzen wolltet: würdet ihr da wohl, ihr Mönche, die verkündete Lehre wie ein Floss betrachten, zum Entrinnen tauglich, nicht zum Festhalten?« »Gewiss, o Herr!« * * * * * »Vier Arten der Nahrung, ihr Mönche, sind für die Wesen vorhanden, den entstandenen zur Erhaltung, den entstehenden zur Entwickelung; welche vier? Körperbildende Nahrung, grob oder fein, zweitens Berührung, drittens geistiges Innewerden, viertens Bewusstsein. Und wo, ihr Mönche, wurzeln diese vier Arten der Nahrung, woraus entspringen sie, woraus entstehn sie, woraus erwachsen sie? Diese vier Arten der Nahrung wurzeln im Durst, entspringen aus dem Durst, entstehn aus dem Durst, erwachsen aus dem Durst. Und wo, ihr Mönche, wurzelt dieser Durst, woraus entspringt er, woraus entsteht er, woraus erwächst er? Der Durst wurzelt im Gefühl, entspringt aus dem Gefühl, entsteht aus dem Gefühl, erwächst aus dem Gefühl. Und wo, ihr Mönche, wurzelt dieses Gefühl, woraus entspringt es, woraus entsteht es, woraus erwächst es? Das Gefühl wurzelt in der Berührung, entspringt aus der Berührung, entsteht aus der Berührung, erwächst aus der Berührung. Und wo, ihr Mönche, wurzelt diese Berührung, woraus entspringt sie, woraus entsteht sie, woraus erwächst sie? Die Berührung wurzelt im sechsfachen Reich[31], entspringt aus dem sechsfachen Reich, entsteht aus dem sechsfachen Reich, erwächst ans dem sechsfachen Reich. Und wo, ihr Mönche, wurzelt dieses sechsfache Reich, woraus entspringt es, woraus entsteht es, woraus erwächst es? Das sechsfache Reich wurzelt in Bild und Begriff, entspringt aus Bild und Begriff, entsteht aus Bild und Begriff, erwächst aus Bild und Begriff. Und wo, ihr Mönche, wurzelt dies Bild und Begriff, woraus entspringt es, woraus entsteht es, woraus erwächst es? Bild und Begriff wurzelt im Bewusstsein, entspringt aus dem Bewusstsein, entsteht aus dem Bewusstsein, erwächst aus dem Bewusstsein. Und wo, ihr Mönche, wurzelt dieses Bewusstsein, woraus entspringt es, woraus entsteht es, woraus erwächst es? Das Bewusstsein wurzelt in den Unterscheidungen, entspringt aus den Unterscheidungen, entsteht aus den Unterscheidungen, erwächst aus den Unterscheidungen. Und wo, ihr Mönche, wurzeln diese Unterscheidungen, woraus entspringen sie, woraus entstehn sie, woraus erwachsen sie? Die Unterscheidungen wurzeln im Unwissen, entspringen aus dem Unwissen, entstehn aus dem Unwissen, erwachsen aus dem Unwissen. So sind denn, ihr Mönche, durch Unwissen bedingt Unterscheidungen, ist durch Unterscheidungen bedingt Bewusstsein, durch Bewusstsein bedingt Bild und Begriff, durch Bild und Begriff bedingt sechsfaches Reich, durch sechsfaches Reich bedingt Berührung, durch Berührung bedingt Gefühl, durch Gefühl bedingt Durst, durch Durst bedingt Anhangen, durch Anhangen bedingt Werden, durch Werden bedingt Geburt, durch Geburt bedingt gehn Alter und Tod, Schmerz und Jammer, Leiden, Trübsal, Verzweiflung hervor: also kommt dieses gesammten Leidensstückes Entwicklung zustande. »‚Durch Geburt bedingt ist Alter und Tod‘, das ist da wohl gesagt worden; sind wir nun, ihr Mönche, durch Geburt dem Alter und Tod verfallen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Geburt, o Herr, bedingt ist Alter und Tod: so verhält es sich mit uns. Durch Geburt bedingt ist Alter und Tod.« »‚Durch Werden bedingt ist Geburt‘, das ist da wohl gesagt worden; sind wir nun, ihr Mönche, durch Werden der Geburt verfallen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Werden, o Herr, bedingt ist Geburt: so verhält es sich 262 mit uns. Durch Werden bedingt ist Geburt.« »‚Durch Anhangen bedingt ist Werden‘, das ist da wohl gesagt worden; sind wir nun, ihr Mönche, durch Anhangen dem Werden verfallen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Anhangen, o Herr, bedingt ist Werden: so verhält es sich mit uns. Durch Anhangen bedingt ist Werden.« »‚Durch Durst bedingt ist Anhangen‘, das ist da wohl gesagt worden; sind wir nun, ihr Mönche, durch Durst dem Anhangen verfallen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Durst, o Herr, bedingt ist Anhangen: so verhält es sich mit uns. Durch Durst bedingt ist Anhangen.« »‚Durch Gefühl bedingt ist Durst‘, das ist da wohl gesagt worden; sind wir nun, ihr Mönche, durch Gefühl dem Durst verfallen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Gefühl, o Herr, bedingt ist Durst: so verhält es sich mit uns. Durch Gefühl bedingt ist Durst.« »‚Durch Berührung bedingt ist Gefühl‘, das ist da wohl gesagt worden; sind wir nun, ihr Mönche, durch Berührung dem Gefühl verfallen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Berührung, o Herr, bedingt ist Gefühl: so verhält es sich mit uns. Durch Berührung bedingt ist Gefühl.« »‚Durch sechsfaches Reich bedingt ist Berührung‘, das ist da wohl gesagt worden; sind wir nun, ihr Mönche, durch sechsfaches Reich der Berührung verfallen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch sechsfaches Reich, o Herr, bedingt ist Berührung: so verhält es sich mit uns. Durch sechsfaches Reich bedingt ist Berührung.« »‚Durch Bild und Begriff bedingt ist sechsfaches Reich‘, das ist da wohl gesagt worden; sind wir nun, ihr Mönche, durch Bild und Begriff dem sechsfachen Reich verfallen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Bild und Begriff, o Herr, bedingt ist sechsfaches Reich: so verhält es sich mit uns. Durch Bild und Begriff bedingt ist sechsfaches Reich.« »‚Durch Bewusstsein bedingt ist Bild und Begriff‘, das ist da wohl gesagt worden; sind wir nun, ihr Mönche, durch Bewusstsein dem Bild und Begriff verfallen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Bewusstsein, o Herr, bedingt ist Bild und Begriff: so verhält es sich mit uns. Durch Bewusstsein bedingt ist Bild und Begriff.« »‚Durch Unterscheidungen bedingt ist Bewusstsein‘, das ist da wohl gesagt worden; sind wir nun, ihr Mönche, durch Unterscheidungen dem Bewusstsein verfallen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Unterscheidungen, o Herr, bedingt ist Bewusstsein: so verhält es sich mit uns. Durch Unterscheidungen bedingt ist Bewusstsein.« »‚Durch Unwissen bedingt sind Unterscheidungen‘, das ist da wohl gesagt worden; sind wir nun, ihr Mönche, durch Unwissen den Unterscheidungen verfallen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Unwissen, o Herr, bedingt sind Unterscheidungen: so verhält es sich mit uns. Durch Unwissen bedingt sind Unterscheidungen.« »Wohl, ihr Mönche. Und somit, ihr Mönche, sprecht ihr es aus, und spreche ich es aus: Wenn Jenes ist, wird Dieses, 263 durch die Entstehung von Jenem entsteht Dieses, und zwar sind durch Unwissen bedingt Unterscheidungen, ist durch Unterscheidungen bedingt Bewußtsein, durch Bewusstsein bedingt Bild und Begriff, durch Bild und Begriff bedingt sechsfaches Reich, durch sechsfaches Reich bedingt Berührung, durch Berührung bedingt Gefühl, durch Gefühl bedingt Durst, durch Durst bedingt Anhangen, durch Anhangen bedingt Werden, durch Werden bedingt Geburt, durch Geburt bedingt gehn Alter und Tod, Schmerz und Jammer, Leiden, Trübsal, Verzweiflung hervor: also kommt dieses gesammten Leidensstückes Entwicklung zustande. Ist aber eben Unwissen ohne Reiz, ohne Ueberrest aufgelöst, werden Unterscheidungen aufgelöst, durch Auflösung der Unterscheidungen wird Bewusstsein aufgelöst, durch Auflösung des Bewusstseins wird Bild und Begriff aufgelöst, durch Auflösung von Bild und Begriff wird sechsfaches Reich aufgelöst, durch Auflösung des sechsfachen Reichs wird Berührung aufgelöst, durch Auflösung der Berührung wird Gefühl aufgelöst, durch Auflösung des Gefühls wird Durst aufgelöst, durch Auflösung des Durstes wird Anhangen aufgelöst, durch Auflösung des Anhangens wird Werden aufgelöst, durch Auflösung des Werdens wird Geburt aufgelöst, durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst, Schmerz und Jammer, Leiden, Trübsal, Verzweiflung gehn zugrunde: also kommt dieses gesammten Leidensstückes Auflösung zustande. »‚Durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst‘, das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung der Geburt die Auflösung von Alter und Tod, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Auflösung der Geburt, o Herr, wird Alter und Tod aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst.« »‚Durch Auflösung des Werdens wird Geburt aufgelöst‘, das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung des Werdens die Auflösung der Geburt, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Auflösung des Werdens, o Herr, wird Geburt aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung des Werdens wird Geburt aufgelöst.« »‚Durch Auflösung des Anhangens wird Werden aufgelöst‘, das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung des Anhangens die Auflösung des Werdens, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Auflösung des Anhangens, o Herr, wird Werden aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung des Anhangens wird Werden aufgelöst.« »‚Durch Auflösung des Durstes wird Anhangen aufgelöst‘, das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung des Durstes die Auflösung des Anhangens, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Auflösung des Durstes, o Herr, wird Anhangen aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung des Durstes wird Anhangen aufgelöst.« »‚Durch Auflösung des Gefühls wird Durst aufgelöst‘, das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung des Gefühls die Auflösung des Durstes, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Auflösung des Gefühls, o Herr, wird Durst aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung des Gefühls wird Durst aufgelöst.« »‚Durch Auflösung der Berührung wird Gefühl aufgelöst‘, das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch 264 Auflösung der Berührung die Auflösung des Gefühls, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Auflösung der Berührung, o Herr, wird Gefühl aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung der Berührung wird Gefühl aufgelöst.« »‚Durch Auflösung des sechsfachen Reichs wird Berührung aufgelöst‘, das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung des sechsfachen Reichs die Auflösung der Berührung, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Auflösung des sechsfachen Reichs, o Herr, wird Berührung aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung des sechsfachen Reichs wird Berührung aufgelöst.« »‚Durch Auflösung von Bild und Begriff wird sechsfaches Reich aufgelöst‘, das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung von Bild und Begriff die Auflösung des sechsfachen Reichs, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Auflösung von Bild und Begriff, o Herr, wird sechsfaches Reich aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung von Bild und Begriff wird sechsfaches Reich aufgelöst.« »‚Durch Auflösung des Bewusstseins wird Bild und Begriff aufgelöst‘, das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung des Bewusstseins die Auflösung von Bild und Begriff, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Auflösung des Bewusstseins, o Herr, wird Bild und Begriff aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung des Bewusstseins wird Bild und Begriff aufgelöst.« »‚Durch Auflösung der Unterscheidungen wird Bewusstsein aufgelöst‘, das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung der Unterscheidungen die Auflösung des Bewusstseins, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Auflösung der Unterscheidungen, o Herr, wird Bewusstsein aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung der Unterscheidungen wird Bewusstsein aufgelöst.« »‚Durch Auflösung des Unwissens werden Unterscheidungen aufgelöst‘, das ist da wohl gesagt worden; erreichen wir nun, ihr Mönche, durch Auflösung des Unwissens die Auflösung der Unterscheidungen, oder wie verhält es sich hiermit?« »Durch Auflösung des Unwissens, o Herr, werden Unterscheidungen aufgelöst: so verhält es sich mit uns. Durch Auflösung des Unwissens werden Unterscheidungen aufgelöst.« »Wohl, ihr Mönche. Und somit, ihr Mönche, sprecht ihr es aus, und spreche ich es aus: Wenn Jenes nicht ist, wird Dieses nicht, durch die Auflösung von Jenem wird Dieses aufgelöst, und zwar: durch Auflösung des Unwissens werden Unterscheidungen aufgelöst, durch Auflösung der Unterscheidungen wird Bewusstsein aufgelöst, durch Auflösung des Bewusstseins wird Bild und Begriff aufgelöst, durch Auflösung von Bild und Begriff wird sechsfaches Reich aufgelöst, durch Auflösung des sechsfachen Reichs wird Berührung aufgelöst, durch Auflösung der Berührung wird Gefühl aufgelöst, durch Auflösung des Gefühls wird Durst aufgelöst, durch Auflösung des Durstes wird Anhangen aufgelöst, durch Auflösung des Anhangens wird Werden aufgelöst, durch Auflösung des Werdens wird Geburt aufgelöst, durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst, Schmerz und Jammer, Leiden, Trübsal, Verzweiflung gehn zugrunde: also kommt dieses gesammten Leidensstückes Auflösung zustande. »Werdet ihr nun, ihr Mönche, also erkennend, also verstehend, 265 in die Vergangenheit zurück forschen: ‚Waren wir in den vergangenen Zeiten -- waren wir nicht in den vergangenen Zeiten -- was waren wir wohl in den vergangenen Zeiten -- wie waren wir wohl in den vergangenen Zeiten -- was waren wir wohl während der vergangenen Zeiten gewesen --‘?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Werdet ihr nun, ihr Mönche, also erkennend, also verstehend, in die Zukunft hinein forschen: ‚Werden wir in den zukünftigen Zeiten sein -- werden wir in den zukünftigen Zeiten nicht sein -- was werden wir wohl in den zukünftigen Zeiten sein -- wie werden wir wohl in den zukünftigen Zeiten sein -- was werden wir wohl die zukünftigen Zeiten hindurch geworden sein --‘?« »Gewiss nicht, o Herr!« »Werdet ihr nun, ihr Mönche, also erkennend, also verstehend, euch jetzt über die Gegenwart bald diese bald jene Frage stellen: ‚Bin ich -- bin ich nicht -- was bin ich -- wie bin ich -- woher ist wohl dieses mein Wesen gekommen, wohin wird es gehn --‘?« »Gewiß nicht, o Herr!« »Werdet ihr nun, ihr Mönche, also erkennend, also verstehend, vielleicht sagen: ‚Dem Meister zollen wir Verehrung, aus Verehrung vor dem Meister reden wir also‘?« »Gewiß nicht, o Herr!« »Werdet ihr nun, ihr Mönche, also erkennend, also verstehend, vielleicht sagen: ‚Ein Asket hat also zu uns gesprochen und Asketen, wir aber reden nicht also‘?« »Gewiß nicht, o Herr!« »Möchtet ihr nun, ihr Mönche, also erkennend, also verstehend, vielleicht einen anderen Meister erwählen?« »Gewiß nicht, o Herr!« »Oder wolltet ihr etwa, ihr Mönche, also erkennend, also verstehend, zu den Gelübden, Schwärmereien und Feierlichkeiten der gewöhnlichen Asketen und Priester als zum Heile zurückkehren?« »Gewiß nicht, o Herr!« »Wie nun, ihr Mönche: so sagt ihr einzig das, was ihr selbst durchdacht, selbst erkannt, selbst verstanden habt?« »So ist es, o Herr!« »Wohl, ihr Mönche. Belehnt seid ihr, meine Mönche, mit dieser klar sichtbaren Lehre, der zeitlosen, anregenden, einladenden, die Verständigen von selbst verständlich wird. ›Klar sichtbar, ihr Mönche, ist diese Lehre, zeitlos, anregend, einladend, jedem Verständigen von selbst verständlich‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt. * * * * * »Wenn Drei sich vereinen, ihr Mönche, bildet sich eine Leibesfrucht. Da sind Vater und Mutter vereint, aber die Mutter hat nicht ihre Zeit, aber der Keimling ist nicht bereit, und so bildet sich keine Leibesfrucht. Da sind Vater und Mutter 266 vereint, und die Mutter hat ihre Zeit, aber der Keimling ist nicht bereit, und so bildet sich keine Leibesfrucht. Sind aber, ihr Mönche, Vater und Mutter vereint, und die Mutter hat ihre Zeit, und der Keimling ist bereit, so bildet sich durch der Drei Vereinigung eine Leibesfrucht. Eine solche Frucht, ihr Mönche, hegt die Mutter neun bis zehn Monate im Leibe, mit großer Angst, eine schwere Last. Eine solche Frucht, ihr Mönche, gebiert die Mutter nach Verlauf von neun bis zehn Monaten, in großen Aengsten, die schwere Last. Und wann dieser Sprössling geboren ist, ernährt sie ihn mit ihrem eigenen Blute. Blut sagt man, ihr Mönche, im Orden des Heiligen für Muttermilch. Dieses Kind nun, ihr Mönche, entwickelt sich nach und nach, reift nach und nach heran und pflegt alle die Spiele und Uebungen seiner Genossen, als wie Verstecken und Fangen, Klettern und Springen, Schleudern, Wagenlenken, Bogenschießen. Dieser Knabe nun, ihr Mönche, hat sich allmälig entwickelt, ist allmälig reif geworden und lebt und webt im Genusse der fünf Begehrungen: der durch das Gesicht ins Bewusstsein tretenden Formen, der ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; der durch das Gehör ins Bewusstsein tretenden Töne, der ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; der durch den Geruch ins Bewusstsein tretenden Düfte, der ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; der durch den Geschmack ins Bewusstsein tretenden Säfte, der ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; der durch das Getast ins Bewusstsein tretenden Tastungen, der ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. »Erblickt er nun mit dem Gesichte eine Form, so verfolgt 267 er die angenehmen Formen und verabscheut die unangenehmen, ohne Einsicht in das Wesen der Körperlichkeit verweilt er beschränkten Gemüthes, und nicht gedenkt er, der Wahrheit gemäß, jener Gemütherlösung, Weisheiterlösung, wo seine bösen, schlechten Eigenschaften sich restlos auflösen. So fällt er der Befriedigung und Unbefriedigung anheim, und was für ein Gefühl er auch fühlt, ein freudiges oder leidiges oder weder freudig noch leidiges, dieses Gefühl hegt er und pflegt er und klammert sich daran. Während er das Gefühl hegt und pflegt und sich daran klammert erhebt sich in ihm Genügen: dieses Genügehaben bei den Gefühlen, das ist Anhangen. Durch dieses Anhangen bedingt ist Werden, durch Werden bedingt Geburt, durch Geburt bedingt gehn Alter und Tod, Schmerz und Jammer, Leiden, Trübsal, Verzweiflung hervor, also kommt dieses gesammten Leidensstückes Entwicklung zustande. »Hört er nun mit dem Gehöre einen Ton, »Riecht er nun mit dem Geruche einen Duft, »Schmeckt er nun mit dem Geschmacke einen Saft, »Tastet er nun mit dem Getaste eine Tastung, »Erkennt er nun mit dem Gedenken ein Ding, so verfolgt er die angenehmen Dinge und verabscheut die unangenehmen, ohne Einsicht in das Wesen der Körperlichkeit verweilt er beschränkten Gemüthes, und nicht gedenkt er, der Wahrheit gemäß, jener Gemütherlösung, Weisheiterlösung, wo seine bösen, schlechten Eigenschaften sich restlos auflösen. So fällt er der Befriedigung und Unbefriedigung anheim, und was für ein Gefühl er auch fühlt, ein freudiges oder leidiges oder weder freudig noch leidiges, dieses Gefühl hegt er und pflegt er und klammert sich daran. Während er das Gefühl hegt und pflegt und sich daran klammert erhebt sich in ihm Genügen: dieses Genügehaben bei den Gefühlen, das ist Anhangen. Durch dieses Anhangen bedingt ist Werden, durch Werden bedingt Geburt, durch Geburt bedingt gehn Alter und Tod, Schmerz und Jammer, Leiden, Trübsal, Verzweiflung hervor: also kommt dieses gesammten Leidensstückes Entwicklung zustande. * * * * * »Da erscheint, ihr Mönche, der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerheerde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene. Er zeigt diese Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und durchdrungen hat. Er verkündet die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt, die sinn- und wortgetreue, er legt das vollkommen geläuterte, geklärte Asketenthum dar. »Diese Lehre hört ein Hausvater, oder der Sohn eines Hausvaters, oder einer, der in anderem Stande neugeboren ward. Nachdem er diese Lehre gehört hat, fasst er Vertrauen zum Vollendeten. Von diesem Vertrauen erfüllt denkt und überlegt er also: ›Ein Gefängniss ist die Häuslichkeit, ein Schmutzwinkel; der freie Himmelsraum die Pilgerschaft. Nicht wohl geht es, wenn man im Hause bleibt, das völlig geläuterte, völlig geklärte Asketenthum Punkt für Punkt zu erfüllen. Wie, wenn ich nun, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszöge?‹ So giebt er denn später einen kleinen Besitz oder einen großen Besitz auf, hat einen kleinen Verwandtenkreis oder einen großen Verwandtenkreis verlassen, und ist mit geschorenem Haar und Barte, im fahlen Gewande von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen. »Er ist nun Pilger geworden und hat die Ordenspflichten der Mönche auf sich genommen. Lebendiges umzubringen hat er verworfen, Lebendiges umzubringen liegt ihm fern: ohne Stock, ohne Schwerdt, fühlsam, voll Theilnahme, hegt er zu allen lebenden Wesen Liebe und Mitleid. Nichtgegebenes zu nehmen hat er verworfen, vom Nehmen des Nichtgegebenen hält er sich fern: Gegebenes nimmt er, Gegebenes wartet er ab, nicht diebisch 268 gesinnt, rein gewordenen Herzens. Die Unkeuschheit hat er verworfen, keusch lebt er: fern zieht er hin, entrathen der Paarung, dem gemeinen Gesetze. Lüge hat er verworfen, von Lüge hält er sich fern: die Wahrheit spricht er, der Wahrheit ist er ergeben, standhaft, vertrauenswürdig, kein Häuchler und Schmeichler der Welt. Das Ausrichten hat er verworfen, vom Ausrichten hält er sich fern: was er hier gehört hat erzählt er dort nicht wieder, um jene zu entzweien, und was er dort gehört hat erzählt er hier nicht wieder, um diese zu entzweien: so einigt er Entzweite, festigt Verbundene, Eintracht macht ihn froh, Eintracht freut ihn, Eintracht beglückt ihn, Eintracht fördernde Worte spricht er. Barsche Worte hat er verworfen, von barschen Worten hält er sich fern: Worte, die frei von Schimpf sind, dem Ohre wohlthuend, liebreich, zum Herzen dringend, höflich, viele erfreuend, viele erhebend, solche Worte spricht er. Plappern und Plaudern hat er verworfen, vom Plappern und Plaudern hält er sich fern: zur rechten Zeit spricht er, den Thatsachen gemäß, auf den Sinn bedacht, der Lehre und Ordnung getreu, seine Rede ist reich an Inhalt, gelegentlich mit Gleichnissen geschmückt, klar und bestimmt, ihrem Gegenstande angemessen. »Sämereien und Pflanzungen anzulegen hat er verschmäht. Einmal des Tags nimmt er Nahrung zu sich, nachts ist er nüchtern, fern liegt es ihm zur Unzeit zu essen. Von Tanz, Gesang, Spiel, Schaustellungen hält er sich fern. Kränze, Wohlgerüche, Salben, Schmuck, Zierrath, Putz weist er ab. Hohe, prächtige Lagerstätten verschmäht er. Gold und Silber nimmt er nicht an. Rohes Getreide nimmt er nicht an. Rohes Fleisch nimmt er nicht an. Frauen und Mädchen nimmt er nicht an. Diener und Dienerinen nimmt er nicht an. Ziegen und Schaafe nimmt er nicht an. Hühner und Schweine nimmt er nicht an. Elephanten, Rinder und Rosse nimmt er nicht an. Haus und Feld nimmt er nicht an. Botschaften, Sendungen, Aufträge übernimmt er nicht. Von Kauf und Verkauf hält er sich fern. Von falschem Maaß und Gewicht hält er sich fern. Von den schiefen Wegen der Bestechung, Täuschung, Niedertracht hält er sich fern. Von Raufereien, Schlägereien, Händeln, vom Rauben, Plündern und Zwingen hält er sich fern. »Er ist zufrieden mit dem Gewande, das seinen Leib deckt, mit der Almosenspeise, die sein Leben fristet. Wohin er auch pilgert, nur mit dem Gewande und der Almosenschaale versehn pilgert er. Gleichwie da etwa ein beschwingter Vogel, wohin er auch fliegt, nur mit der Last seiner Federn fliegt, ebenso auch ist der Mönch mit dem Gewande zufrieden, das seinen Leib deckt, mit der Almosenspeise, die sein Leben fristet. Wohin er auch wandert, nur damit versehn wandert er. »Durch die Erfüllung dieser heiligen Tugendsatzung empfindet er 269 ein inneres fleckenloses Glück. »Erblickt er nun mit dem Gesichte eine Form, so fasst er keine Neigung, fasst keine Absicht. Da Begierde und Missmuth, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gesichtes verweilt, befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet das Gesicht, er wacht eifrig über das Gesicht. »Hört er nun mit dem Gehöre einen Ton, »Riecht er nun mit dem Geruche einen Duft, »Schmeckt er nun mit dem Geschmacke einen Saft, »Tastet er nun mit dem Getaste eine Tastung, »Erkennt er nun mit dem Gedenken ein Ding, so fasst er keine Neigung, fasst keine Absicht. Da Begierde und Missmuth, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gedenkens verweilt, befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet das Gedenken, er wacht eifrig über das Gedenken. »Durch die Erfüllung dieser heiligen Sinnenzügelung empfindet er ein inneres ungetrübtes Glück. »Klar bewusst kommt er und geht er, klar bewusst blickt er hin, blickt er weg, klar bewusst regt und bewegt er sich, klar bewusst trägt er des Ordens Gewand und Almosenschaale, klar bewusst isst und trinkt, kaut und schmeckt er, klar bewusst entleert er Koth und Harn, klar bewusst geht und steht und sitzt er, schläft er ein, wacht er auf, spricht er und schweigt er. »Treu dieser heiligen Tugendsatzung, treu dieser heiligen Sinnenzügelung, treu dieser heiligen klaren Einsicht sucht er einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Nach dem Mahle, wenn er vom Almosengange zurückgekehrt ist, setzt er sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt der Einsicht. Er hat weltliche Begierde verworfen und verweilt begierdelosen Gemüthes, von Begierde läutert er sein Herz. Gehässigkeit hat er verworfen, hasslosen Gemüthes verweilt er, voll Liebe und Mitleid zu allen lebenden Wesen läutert er sein Herz von Gehässigkeit. Matte Müde hat er verworfen, von matter Müde ist er frei; das Licht liebend, einsichtig, klar bewusst, läutert er sein Herz von matter Müde. Stolzen Unmuth hat er verworfen, er ist frei von Stolz; innig beruhigten Gemüthes läutert er sein Herz von stolzem Unmuth. Das Schwanken hat er verworfen, der Ungewissheit ist er entronnen; er zweifelt nicht am Guten, vom Schwanken läutert er sein Herz. »Er hat nun diese fünf Hemmungen aufgehoben, hat die 270 Schlacken des Gemüthes kennen gelernt, die lähmenden; gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen lebt er in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. »Weiter sodann, ihr Mönche: in heiterer Ruhe verweilt der Mönch gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt der Mönch die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. »Erblickt er nun mit dem Gesichte eine Form, so verfolgt er nicht die angenehmen Formen und verabscheut nicht die unangenehmen, gewärtig des Wesens der Körperlichkeit verweilt er unbeschränkten Gemüthes und gedenkt, der Wahrheit gemäß, jener Gemütherlösung, Weisheiterlösung, wo seine bösen, schlechten Eigenschaften sich restlos auflösen. So hat er sich von Befriedigung und Unbefriedigung losgelöst, und was für ein Gefühl er auch fühlt, ein freudiges oder leidiges oder weder freudig noch leidiges, dieses Gefühl hegt er nicht und pflegt er nicht und klammert sich nicht daran. Während er das Gefühl nicht hegt und nicht pflegt und sich nicht daran klammert löst jenes Genügehaben bei den Gefühlen sich auf. Durch Auflösung jenes Genügens wird Anhangen aufgelöst, durch Auflösung des Anhangens wird Werden aufgelöst, durch Auflösung des Werdens wird Geburt aufgelöst, durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst, Schmerz und Jammer, Leiden, Trübsal, Verzweiflung gehn zugrunde: also kommt dieses gesammten Leidensstückes Auflösung zustande. »Hört er nun mit dem Gehöre einen Ton, »Riecht er nun mit dem Geruche einen Duft, »Schmeckt er nun mit dem Geschmacke einen Saft, »Tastet er nun mit dem Getaste eine Tastung, »Erkennt er nun mit dem Gedenken ein Ding, so verfolgt er nicht die angenehmen Dinge und verabscheut nicht die unangenehmen, gewärtig des Wesens der Körperlichkeit verweilt er unbeschränkten Gemüthes und gedenkt, der Wahrheit gemäß, jener Gemütherlösung, Weisheiterlösung, wo seine bösen, schlechten Eigenschaften sich restlos auflösen. So hat er sich von Befriedigung und Unbefriedigung losgelöst, und was für ein Gefühl er auch fühlt, ein freudiges oder leidiges oder weder freudig noch leidiges, dieses Gefühl hegt er nicht und pflegt er nicht und klammert sich nicht daran. Während er das Gefühl nicht hegt und nicht pflegt und sich nicht daran klammert löst jenes Genügehaben bei den Gefühlen sich auf. Durch Auflösung jenes Genügens wird Anhangen aufgelöst, durch Auflösung des Anhangens wird Werden aufgelöst, durch Auflösung des Werdens wird Geburt aufgelöst, durch Auflösung der Geburt wird Alter und Tod aufgelöst, Schmerz und Jammer, Leiden, Trübsal, Verzweiflung gehn zugrunde: also kommt dieses gesammten Leidensstückes Auflösung zustande. * * * * * »Dies, meine Mönche, bewahret, kurzgefasst, unter dem Namen Erlösung durch Versiegung des Durstes. Den Mönch Sāti aber, den 271 Fischersohn, betrachtet als in des Durstes gewaltiges Netz, in des Durstes Koppel verstrickt.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 39. Vierter Theil Neunte Rede VOR ASSAPURAM -- I -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene in Bengalen, bei einer Stadt der Bengalier Namens Assapuram. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »‚Büßer, Büßer sind’s‘: so denken, ihr Mönche, von euch die Leute. Ihr aber, wenn ihr gefragt werdet: ›Was seid ihr?‹, bekennet: ›Wir sind Büßer.‹ Die ihr also bekannt seid, ihr Mönche, die ihr euch also bekennet, ihr habt auch die Pflichten zu üben: ›Was den Büßern, was den Heiligen obliegt, das haben wir auf uns genommen und werden es erfüllen. Und so soll dieser Name, den man uns giebt, wahr und unser Bekenntniss wirklich sein. Und für das Almosen von Kleidung, Speise, Obdach und Arzenei, dafür sollen die Geber bei uns hohen Lohn erlangen, hohe Förderung. Unsere Pilgerschaft aber soll nicht unfruchtbar bleiben, sondern Zweck und Ziel erwirken.‹ »Was aber, ihr Mönche, obliegt den Büßern, obliegt den Heiligen? ›Schaamhaft und dehmüthig wollen wir sein‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. Nun mag euch vielleicht, ihr Mönche, der Gedanke kommen: ›Wir sind schaamhaft, sind dehmüthig: genug ist’s, gethan ist’s, erreicht haben wir das Ziel des Asketenthums, nichts weiter haben wir zu thun‹, und ihr möchtet euch damit schon zufrieden geben. Ich mache euch kund, ihr Mönche, ich mache euch aufmerksam: möge euch, die ihr nach dem Ziel des Asketenthums trachtet, das Ziel nicht entgehn, da noch mehr zu thun ist. »Was ist aber, ihr Mönche, noch mehr zu thun? ›Geläutert sei 272 unser Wandel, offen und ehrlich, nicht heimlich und verhohlen; und dieses geläuterten Wandels halber werden wir uns nicht überheben, noch die anderen geringschätzen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. Nun mag euch vielleicht, ihr Mönche, der Gedanke kommen: ›Wir sind schaamhaft, sind dehmüthig, geläutert ist unser Wandel: genug ist’s, gethan ist’s, erreicht haben wir das Ziel des Asketenthums, nichts weiter haben wir zu thun‹, und ihr möchtet euch damit schon zufrieden geben. Ich mache euch kund, ihr Mönche, ich mache euch aufmerksam: möge euch, die ihr nach dem Ziel des Asketenthums trachtet, das Ziel nicht entgehn, da noch mehr zu thun ist. »Was ist aber, ihr Mönche, noch mehr zu thun? ›Geläutert sei unsere Rede, offen und ehrlich, nicht heimlich und verhohlen; und dieser geläuterten Rede halber werden wir uns nicht überheben, noch die anderen geringschätzen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. Nun mag euch vielleicht, ihr Mönche, der Gedanke kommen: ›Wir sind schaamhaft, sind dehmüthig, geläutert ist unser Wandel, geläutert die Rede: genug ist’s, gethan ist’s, erreicht haben wir das Ziel des Asketenthums, nichts weiter haben wir zu thun‹, und ihr möchtet euch damit schon zufrieden geben. Ich mache euch kund, ihr Mönche, ich mache euch aufmerksam: möge euch, die ihr nach dem Ziel des Asketenthums trachtet, das Ziel nicht entgehn, da noch mehr zu thun ist. »Was ist aber, ihr Mönche, noch mehr zu thun? ›Geläutert sei unser Sinn, offen und ehrlich, nicht heimlich und verhohlen; und dieses geläuterten Sinnes halber werden wir uns nicht überheben, noch die anderen geringschätzen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. Nun mag euch vielleicht, ihr Mönche, der Gedanke kommen: ›Wir sind schaamhaft, sind dehmüthig, geläutert ist unser Wandel, geläutert die Rede, geläutert der Sinn: genug ist’s, gethan ist’s, erreicht haben wir das Ziel des Asketenthums, nichts weiter haben wir zu thun‹, und ihr möchtet euch damit schon zufrieden geben. Ich mache euch kund, ihr Mönche, ich mache euch aufmerksam: möge euch, die ihr nach dem Ziel des Asketenthums trachtet, das Ziel nicht entgehn, da noch mehr zu thun ist. »Was ist aber, ihr Mönche, noch mehr zu thun? ›Geläutert sei unser Leben, offen und ehrlich, nicht heimlich und verhohlen; und dieses geläuterten Lebens halber werden wir uns nicht überheben, noch die anderen geringschätzen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. Nun mag euch vielleicht, ihr Mönche, der Gedanke kommen: ›Wir sind schaamhaft, sind dehmüthig, geläutert ist unser Wandel, geläutert die Rede, geläutert der Sinn, geläutert das Leben: genug ist’s, gethan 273 ist’s, erreicht haben wir das Ziel des Asketenthums, nichts weiter haben wir zu thun‹, und ihr möchtet euch damit schon zufrieden geben. Ich mache euch kund, ihr Mönche, ich mache euch aufmerksam: möge euch, die ihr nach dem Ziel des Asketenthums trachtet, das Ziel nicht entgehn, da noch mehr zu thun ist. »Was ist aber, ihr Mönche, noch mehr zu thun? ›Die Thore der Sinne lasset uns hüten. Erblicken wir mit dem Gesichte eine Form, so fassen wir keine Neigung, keine Absicht. Da Begierde und Missmuth, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gesichtes verweilt, befleißigen wir uns dieser Bewachung, hüten wir das Gesicht, wachen wir eifrig über das Gesicht. Hören wir mit dem Gehöre einen Ton -- riechen wir mit dem Geruche einen Duft -- schmecken wir mit dem Geschmacke einen Saft -- tasten wir mit dem Getaste eine Tastung -- erkennen wir mit dem Gedenken ein Ding, so fassen wir keine Neigung, fassen keine Absicht. Da Begierde und Missmuth, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gedenkens verweilt, befleißigen wir uns dieser Bewachung, hüten wir das Gedenken, wachen wir eifrig über das Gedenken‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. Nun mag euch vielleicht, ihr Mönche, der Gedanke kommen: ›Wir sind schaamhaft, sind dehmüthig, geläutert ist unser Wandel, geläutert die Rede, geläutert der Sinn, geläutert das Leben, die Thore der Sinne hüten wir: genug ist’s, gethan ist’s, erreicht haben wir das Ziel des Asketenthums, nichts weiter haben wir zu thun‹, und ihr möchtet euch damit schon zufrieden geben. Ich mache euch kund, ihr Mönche, ich mache euch aufmerksam: möge euch, die ihr nach dem Ziel des Asketenthums trachtet, das Ziel nicht entgehn, da noch mehr zu thun ist. »Was ist aber, ihr Mönche, noch mehr zu thun? ›Beim Essen lasset uns Maaß halten, jeden Bissen gründlich betrachten, nicht etwa zur Letzung und Ergetzung, nicht zur Schmuckheit und Zier, sondern nur um diesen Körper zu erhalten, zu fristen, um Schaden zu verhüten, um ein heiliges Leben führen zu können: ‚So werd’ ich das frühere Gefühl abtödten und ein neues Gefühl nicht aufkommen lassen, und ich werde ein Fortkommen haben, ohne Tadel bestehn, mich wohl befinden‘‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. Nun mag euch vielleicht, ihr Mönche, der Gedanke kommen: ›Wir sind schaamhaft, sind dehmüthig, geläutert ist unser Wandel, geläutert die Rede, geläutert der Sinn, geläutert das Leben, die Thore der Sinne hüten wir, beim Essen halten wir Maaß: genug ist’s, gethan ist’s, erreicht haben wir das Ziel des Asketenthums, nichts weiter haben wir zu thun‹, und ihr mochtet euch damit schon zufrieden geben. Ich mache euch kund, ihr Mönche, ich mache euch aufmerksam: möge euch, die ihr nach dem Ziel des Asketenthums trachtet, das Ziel nicht entgehn, da noch mehr zu thun ist. »Was ist aber, ihr Mönche, noch mehr zu thun? ›Der Wachsamkeit wollen wir uns weihen. Bei Tage werden wir, gehend und sitzend, das Gemüth von trübenden Dingen läutern; in den ersten Stunden der Nacht werden wir, gehend und sitzend, das Gemüth von 274 trübenden Dingen läutern; in den mittleren Stunden der Nacht werden wir uns dann wie der Löwe auf die rechte Seite hinlegen, einen Fuß über dem anderen, gesammelten Sinnes, der Zeit des Aufstehns gedenkend; in den letzten Stunden der Nacht werden wir uns wieder erheben und, gehend und sitzend, das Gemüth von trübenden Dingen läutern‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. Nun mag euch vielleicht, ihr Mönche, der Gedanke kommen: ›Wir sind schaamhaft, sind dehmüthig, geläutert ist unser Wandel, geläutert die Rede, geläutert der Sinn, geläutert das Leben, die Thore der Sinne hüten wir, beim Essen halten wir Maaß, haben uns der Wachsamkeit geweiht: genug ist’s, gethan ist’s, erreicht haben wir das Ziel des Asketenthums, nichts weiter haben wir zu thun‹, und ihr möchtet euch damit schon zufrieden geben. Ich mache euch kund, ihr Mönche, ich mache euch aufmerksam: möge euch, die ihr nach dem Ziel des Asketenthums trachtet, das Ziel nicht entgehn, da noch mehr zu thun ist. »Was ist aber, ihr Mönche, noch mehr zu thun? ›Mit klarem Bewusstsein wollen wir uns wappnen. Klar bewusst beim Kommen und Gehn, klar bewusst beim Hinblicken und Wegblicken, klar bewusst beim Neigen und Erheben, klar bewusst beim Tragen des Gewandes und der Almosenschaale des Ordens, klar bewusst beim Essen und Trinken, Kauen und Schmecken, klar bewusst beim Entleeren von Koth und Harn, klar bewusst beim Gehn und Stehn und Sitzen, beim Einschlafen und Erwachen, beim Sprechen und Schweigen‹: also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben. Nun mag euch vielleicht, ihr Mönche, der Gedanke kommen: ›Wir sind schaamhaft, sind dehmüthig, geläutert ist unser Wandel, geläutert die Rede, geläutert der Sinn, geläutert das Leben, die Thore der Sinne hüten wir, beim Essen halten wir Maaß, haben uns der Wachsamkeit geweiht, sind mit klarem Bewusstsein gewappnet: genug ist’s, gethan ist’s, erreicht haben wir das Ziel des Asketenthums, nichts weiter haben wir zu thun‹, und ihr möchtet euch damit schon zufrieden geben. Ich mache euch kund, ihr Mönche, ich mache euch aufmerksam: möge euch, die ihr nach dem Ziel des Asketenthums trachtet, das Ziel nicht entgehn, da noch mehr zu thun ist. »Was ist aber, ihr Mönche, noch mehr zu thun? Da sucht, ihr Mönche, der Mönch einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Nach dem Mahle, wenn er vom Almosengange zurückgekehrt ist, setzt er sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt der Einsicht. Er hat weltliche Begierde verworfen und verweilt begierdelosen Gemüthes, von Begierde läutert er sein Herz. Gehässigkeit hat er verworfen, hasslosen Gemüthes verweilt er, voll Liebe und Mitleid zu 275 allen lebenden Wesen läutert er sein Herz von Gehässigkeit. Matte Müde hat er verworfen, von matter Müde ist er frei; das Licht liebend, einsichtig, klar bewusst, läutert er sein Herz von matter Müde. Stolzen Unmuth hat er verworfen, er ist frei von Stolz; innig beruhigten Gemüthes läutert er sein Herz von stolzem Unmuth. Das Schwanken hat er verworfen, der Ungewissheit ist er entronnen; er zweifelt nicht am Guten, vom Schwanken läutert er sein Herz. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann, von Schulden bedrückt, sich in Geschäfte einließe; diese Geschäfte aber nähmen einen gedeihlichen Ausgang für ihn, sodass er seine alte Schuldenlast tilgen könnte und ihm sogar noch ein Uebriges bliebe um ein Weib auszuhalten; der sagte sich nun: ›Ich habe mich früher, von Schulden bedrückt, in Geschäfte eingelassen, und diese sind mir nun gediehen; jetzt hab’ ich meine alte Schuldenlast getilgt und besitze sogar noch ein Uebriges um ein Weib aushalten zu können‹: darüber freute er sich, wäre fröhlich gestimmt; gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann siech wäre, leidend, von schwerer Krankheit betroffen, keine Nahrung vertrüge, keine Kraft mehr im Leibe hätte; später dann wiche aber das Gebresten von ihm, die Nahrung bekäme ihm wohl, er fühlte sich wieder kräftig im Leibe; der sagte sich nun: ›Ich war früher siech, leidend, schwerkrank, die Nahrung bekam mir nicht, mein Leib war kraftlos; jetzt aber bin ich von dieser Krankheit genesen, die Nahrung schlägt mir an, ich fühle mich wieder leibeskräftig‹: darüber freute er sich, wäre fröhlich gestimmt; gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann im Kerker schmachtete; später dann würde er aber aus dem Kerker befreit, heil und sicher, und nicht den geringsten Verlust an seinem Vermögen erleiden; der sagte sich nun: ›Ich habe früher im Kerker geschmachtet; jetzt aber bin ich aus dem Kerker erlöst, heil und sicher, und habe nicht den geringsten Verlust an meinem Vermögen erlitten‹: darüber freute er sich, wäre fröhlich gestimmt; gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann Knecht wäre, nicht sein eigener Herr, von anderen abhängig, nicht gehn könnte wohin er wollte; später dann würde er aber dieser Knechtschaft enthoben, wäre sein eigener Herr, unabhängig von anderen, ein freier Mann, könnte gehn wohin er wollte; der sagte sich nun: ›Ich war früher Knecht, nicht mein eigener Herr, von anderen abhängig, konnte nicht gehn wohin ich wollte; jetzt aber bin ich dieser Knechtschaft enthoben, mein eigener Herr, unabhängig 276 von anderen, ein freier Mann, wo ich will kann ich hingehn‹: darüber freute er sich, wäre fröhlich gestimmt; gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann mit Hab und Gut auf einer öden langen Landstraße dahinzöge; später dann gelangte er aber aus dieser Oede heraus, heil und sicher, ohne irgend etwas von seiner Habe eingebüßt zu haben; der sagte sich nun: ›Ich bin früher mit Hab und Gut auf einer öden langen Landstraße dahingezogen; jetzt aber bin ich dieser Oede entronnen, heil und sicher, und habe von meinem Besitze nichts verloren‹: darüber freute er sich, wäre fröhlich gestimmt: Ebenso nun auch, ihr Mönche, betrachtet der Mönch als Schuldenlast, als Krankheit, als Kerker, als Knechtschaft, als öde lange Landstraße jene fünf in ihm hausenden Hemmungen; gleichwie aber, ihr Mönche, die Schuldentilgung, wie die Gesundheit, wie die Befreiung aus dem Kerker, wie den Herrenstand, wie die sicher umgränzte Stätte: ebenso auch betrachtet der Mönch jene fünf von ihm aufgehobenen Hemmungen. »Er hat nun jene fünf Hemmungen aufgehoben, hat die Schlacken des Gemüthes kennen gelernt, die lähmenden; gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen erwirkt er in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit die Weihe der ersten Schauung. Diesen Körper da durchdringt und durchtränkt, erfüllt und sättigt er mit ruhegeborener säliger Heiterkeit, sodass nicht der kleinste Theil seines Körpers von ruhegeborener säliger Heiterkeit ungesättigt bleibt. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein gewandter Bader oder Badergeselle auf ein erzernes Becken Seifenpulver streut und mit Wasser versetzt, verreibt und vermischt, sodass sein Schaumball völlig durchfeuchtigt, innen und außen mit Feuchtigkeit gesättigt ist und nichts herabträufelt: ebenso nun auch, ihr Mönche, durchdringt und durchtränkt, erfüllt und sättigt der Mönch diesen Körper da mit ruhegeborener säliger Heiterkeit, sodass nicht der kleinste Theil seines Körpers von ruhegeborener säliger Heiterkeit ungesättigt bleibt. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erreicht der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Diesen Körper da durchdringt und durchtränkt, erfüllt und sättigt er mit der in der Einigung geborenen säligen Heiterkeit, sodass nicht der kleinste Theil seines Körpers von der in der Einigung geborenen säligen Heiterkeit ungesättigt bleibt. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein See mit unterirdischer Quelle, 277 in den sich kein Bach von Osten oder Westen, von Norden oder Süden ergösse, keine Wolke von Zeit zu Zeit mit tüchtigem Gusse darüber hinwegzöge, in welchem nur die kühle Quelle des Grundes emporwellte und diesen See völlig durchdränge, durchtränkte, erfüllte und sättigte, sodass nicht der kleinste Theil des Sees von kühlem Wasser ungesättigt bliebe: ebenso nun auch, ihr Mönche, durchdringt und durchtränkt, erfüllt und sättigt der Mönch diesen Körper da mit der in der Einigung geborenen säligen Heiterkeit, sodass nicht der kleinste Theil meines Körpers von der in der Einigung geborenen säligen Heiterkeit ungesättigt bleibt. »Weiter sodann, ihr Mönche: in heiterer Ruhe verweilt der Mönch gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Diesen Körper da durchdringt und durchtränkt, erfüllt und sättigt er mit entsäligter Heiterkeit, sodass nicht der kleinste Theil seines Körpers von entsäligter Heiterkeit ungesättigt bleibt. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, in einem Lotusweiher einzelne blaue oder rothe oder weiße Lotusrosen im Wasser entstehn, im Wasser sich entwickeln, unter dem Wasserspiegel bleiben, aus der Wassertiefe Nahrung aufsaugen und ihre Blüthen und ihre Wurzeln von kühlem Wasser durchdrungen, durchtränkt, erfüllt und gesättigt sind, sodass nicht der kleinste Theil jeder blauen oder rothen oder weißen Lotusrose von kühlem Nass ungesättigt bleibt: ebenso nun auch, ihr Mönche, durchdringt und durchtränkt, erfüllt und sättigt der Mönch diesen Körper da mit entsäligter Heiterkeit, sodass nicht der kleinste Theil seines Körpers von entsäligter Heiterkeit ungesättigt bleibt. »Weiter sodann, ihr Mönche: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt der Mönch die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Er setzt sich hin und bedeckt diesen Körper da mit geläutertem Gemüthe, geklärtem, sodass nicht der kleinste Theil seines Körpers von dem geläuterten Gemüthe, dem geklärten, unbedeckt bleibt. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann vom Scheitel bis zur Sohle in einen weißen Mantel eingehüllt sich niedersetzte, sodass nicht der kleinste Theil seines Körpers von dem 278 weißen Mantel unbedeckt bliebe: ebenso nun auch, ihr Mönche, setzt sich der Mönch nieder und hat nun diesen Körper mit geläutertem Gemüthe, mit geklärtem, überzogen, sodass nicht der kleinste Theil seines Körpers von dem geläuterten Gemüthe, dem geklärten, unbedeckt bleibt. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die erinnernde Erkenntniss früherer Daseinsformen. Er erinnert sich an manche verschiedene frühere Daseinsform, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben, dann an hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen-Weltenvergehungen. ›Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein: da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein‹: so erinnert er sich mancher verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigenthümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann von seinem Orte nach einem anderen Orte ginge und von diesem Orte wieder nach einem anderen Orte und von diesem Orte nach seinem eigenen Orte zurückkehrte; der sagte sich nun: ›Ich bin von meinem Orte nach jenem Orte gegangen, dort bin ich also gestanden, also gesessen, habe also gesprochen, also geschwiegen; von jenem Orte bin ich aber nach diesem Orte gegangen, da bin ich nun also gestanden, also gesessen, habe also gesprochen, also geschwiegen; dann bin ich von diesem Orte nach meinem eigenen Orte wieder zurückgegangen‹: ebenso nun auch, ihr Mönche, erinnert sich der Mönch an manche verschiedene frühere Daseinsform, mit je den eigenthümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die Erkenntniss des Verschwindens-Erscheinens der Wesen. Mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, sieht er die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er erkennt wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. ›Diese 279 lieben Wesen sind freilich in Thaten dem Schlechten zugethan, in Worten dem Schlechten zugethan, in Gedanken dem Schlechten zugethan, tadeln Heiliges, achten Verkehrtes, thun Verkehrtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt. Jene lieben Wesen sind aber in Thaten dem Guten zugethan, in Worten dem Guten zugethan, in Gedanken dem Guten zugethan, tadeln nicht Heiliges, achten Rechtes, thun Rechtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf gute Fährte, in sälige Welt.‹ So sieht er mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er erkennt wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da zwei Häuser wären, mit Thüren, und es betrachtete ein scharfsehender Mann, in der Mitte stehend, die Menschen, wie sie das Haus betreten und verlassen, kommen und gehn: ebenso nun auch, ihr Mönche, sieht der Mönch mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er erkennt wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. »Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die Erkenntniss der Wahnversiegung. ›Das ist das Leiden‹ versteht er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensentwicklung‹ versteht er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensauflösung‹ versteht er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ versteht er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der Wahn‹ versteht er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnentwicklung‹ versteht er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnauflösung‹ versteht er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Wahnauflösung führende Pfad‹ versteht er der Wahrheit gemäß. Also erkennend, also sehend wird da sein Gemüth erlöst vom Wunscheswahn, erlöst vom Daseinswahn, erlöst vom Nichtwissenswahn. ›Im Erlösten ist die Erlösung‹, diese Erkenntniss geht auf. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ versteht er da. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da am Ufer eines Alpensees von klarem, durchsichtigem, ungetrübtem Wasser ein scharfsehender Mann stände und hineinblickte auf die Muscheln und Schnecken, auf den Kies und Sand und die Fische, wie sie dahingleiten und stillestehn; der sagte sich nun: ›Klar ist diese Wasserfläche, durchsichtig, ungetrübt; ich sehe darunter die Muscheln und Schnecken, den Kies und Sand und 280 die Fische, die dahingleiten oder ruhn‹: ebenso nun auch, ihr Mönche, versteht da der Mönch der Wahrheit gemäß: ›Das ist das Leiden.‹ Er versteht der Wahrheit gemäß: ›Das ist die Leidensentwicklung.‹ Er versteht der Wahrheit gemäß: ›Das ist die Leidensauflösung.‹ Er versteht der Wahrheit gemäß: ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad.‹ Er versteht der Wahrheit gemäß: ›Das ist der Wahn.‹ Er versteht der Wahrheit gemäß: ›Das ist die Wahnentwicklung.‹ Er versteht der Wahrheit gemäß: ›Das ist die Wahnauflösung.‹ Er versteht der Wahrheit gemäß: ›Das ist der zur Wahnauflösung führende Pfad.‹ Also erkennend, also sehend wird da sein Gemüth erlöst vom Wunscheswahn, erlöst vom Daseinswahn, erlöst vom Nichtwissenswahn. ›Im Erlösten ist die Erlösung‹, diese Erkenntniss geht auf. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ versteht er da. »Ein solcher Mönch, ihr Mönche, wird ›Büßer‹ genannt, wird ›Heiliger‹ genannt, wird ›Reiner‹ genannt, wird ›Kenner‹ genannt, wird ›Fertiger‹ genannt, wird ›Herr‹ genannt, wird ›Hehrer‹ genannt. »Wie aber, ihr Mönche, wird der Mönch ein Büßer? Abgebüßt hat er die bösen, die schlechten Dinge, die besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden. Also, ihr Mönche, wird der Mönch ein Büßer. »Wie aber, ihr Mönche, wird der Mönch ein Heiliger? Geheilt hat er sich von den bösen, den schlechten Dingen, den besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden. Also, ihr Mönche, wird der Mönch ein Heiliger. »Wie aber, ihr Mönche, wird der Mönch ein Reiner? Gereinigt hat er sich von den bösen, den schlechten Dingen, den besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden. Also, ihr Mönche, wird der Mönch ein Reiner. »Wie aber, ihr Mönche, wird der Mönch ein Kenner? Er kennt die bösen, die schlechten Dinge, die besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden. Also, ihr Mönche, wird der Mönch ein Kenner. »Wie aber, ihr Mönche, wird der Mönch ein Fertiger? Fertig ist er mit den bösen, den schlechten Dingen, den besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden. Also, ihr Mönche, wird der Mönch ein Fertiger. »Wie aber, ihr Mönche, wird der Mönch ein Herr? Herausgetrieben hat er die bösen, die schlechten Dinge, die besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden. Also, ihr Mönche, wird der Mönch ein Herr. »Wie aber, ihr Mönche, wird der Mönch ein Hehrer? Herausgetrieben hat er die bösen, die schlechten Dinge, die besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden. Also, ihr Mönche, wird der Mönch ein Hehrer.«[32] * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 40. Vierter Theil Zehnte Rede VOR ASSAPURAM -- II -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene in 281 Bengalen, bei einer Stadt der Bengalier Namens Assapuram. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »‚Asketen, Asketen sind’s‘: so denken, ihr Mönche, von euch die Leute. Ihr aber, wenn ihr gefragt werdet: ›Was seid ihr?‹, bekennet: ›Wir sind Asketen.‹ Die ihr also bekannt seid, ihr Mönche, die ihr euch also bekennet, ihr habt auch die Pflichten zu üben: ›Den geraden Weg des Asketenthums, den werden wir wandeln. Und so soll dieser Name, den man uns giebt, wahr und unser Bekenntniss wirklich sein. Und für das Almosen von Kleidung, Speise, Obdach und Arzenei, dafür sollen die Geber bei uns hohen Lohn haben, hohe Förderung. Unsere Pilgerschaft aber soll nicht unfruchtbar bleiben, sondern Zweck und Ziel erwirken.‹ »Wie aber, ihr Mönche, wandelt der Mönch den geraden Weg des Asketenthums nicht? Ein Mönch, der da gierig die Gier nicht verleugnet hat, gehässig den Hass nicht verleugnet hat, zornig den Zorn nicht verleugnet hat, feindsälig die Feindschaft nicht verleugnet hat, häuchlerisch die Häuchelei nicht verleugnet hat, neidisch den Neid nicht verleugnet hat, eifernd die Eifersucht nicht verleugnet hat, selbstsüchtig die Selbstsucht nicht verleugnet hat, listig die List nicht verleugnet hat, gleißnerisch die Gleißnerei nicht verleugnet hat, boshaft die Bosheit nicht verleugnet hat, falsch die Falschheit nicht verleugnet hat: der wandelt, sage ich, ihr Mönche, weil er diese Flecken, Schäden und Schwären des Asketenthums, diese abwärts, zum Verderben führenden Eigenschaften nicht verleugnet hat, den geraden Weg des Asketenthums nicht. Wie eine Mordwaffe, ihr Mönche, zur Schlacht geeignet, zweischneidig, blinkend geschliffen, und mit einer Kutte umhangen, umhüllt: so erscheint mir, ihr Mönche, eines solchen Mönches Pilgerschaft. »Nicht spreche ich, ihr Mönche, einem Kuttenträger, weil er die Kutte trägt, das Asketenthum zu. Nicht spreche ich, ihr Mönche, einem Unbekleideten, weil er unbekleidet ist, das Asketenthum zu. Nicht spreche ich, ihr Mönche, einem Schmutzbeschmierten, weil er schmutzbeschmiert ist, das Asketenthum zu. Nicht spreche ich, ihr Mönche, einem Wasserbesprenger, weil er sich mit Wasser besprengt, das Asketenthum zu. Nicht spreche ich, ihr Mönche, einem Waldeinsiedler, weil er im Walde wohnt, 282 das Asketenthum zu. Nicht spreche ich, ihr Mönche, einem Feldeinsiedler, weil er auf dem Felde wohnt, das Asketenthum zu. Nicht spreche ich, ihr Mönche, einem Stetigsteher, weil er sich nicht setzt, das Asketenthum zu. Nicht spreche ich, ihr Mönche, einem Fastenpfleger, weil er Fasten pflegt, das Asketenthum zu. Nicht spreche ich, ihr Mönche, einem Spruchgewaltigen, weil er Sprüche in seiner Gewalt hat, das Asketenthum zu. Nicht spreche ich, ihr Mönche, einem Flechtenträger, weil er Flechten trägt, das Asketenthum zu. »Wenn durch das Tragen der Kutte, ihr Mönche, des gierigen Kuttenträgers Gier verschwinden könnte, des gehässigen Hass verschwinden könnte, des zornigen Zorn verschwinden könnte, des feindsäligen Feindschaft verschwinden könnte, des häuchlerischen Häuchelei verschwinden könnte, des neidischen Neid verschwinden könnte, des eifernden Eifersucht verschwinden könnte, des selbstsüchtigen Selbstsucht verschwinden könnte, des listigen List verschwinden könnte, des gleißnerischen Gleißnerei verschwinden könnte, des boshaften Bosheit verschwinden könnte, des falschen Falschheit verschwinden könnte, würden Blutsverwandte und Freunde einem Neugeborenen die Kutte bringen, nur die Kutte verleihen: ›Komm’, du Glückskind, sei Kuttenträger! Als Kuttenträger wird dir, dem Gierigen, durch das Tragen der Kutte die Gier schwinden, dem Gehässigen der Hass schwinden, dem Zornigen der Zorn schwinden, dem Feindsäligen die Feindschaft schwinden, dem Häuchlerischen die Häuchelei schwinden, dem Neidischen der Neid schwinden, dem Eifernden die Eifersucht schwinden, dem Selbstsüchtigen die Selbstsucht schwinden, dem Listigen die List schwinden, dem Gleißnerischen die Gleißnerei schwinden, dem Boshaften die Bosheit schwinden, dem Falschen die Falschheit schwinden!‹ Da ich nun aber, ihr Mönche, auch manchen Träger der Kutte hier sehe, der gierig, gehässig, zornig, feindsälig, häuchlerisch, neidisch, eifersüchtig, selbstsüchtig, listig, gleißnerisch, boshaft, falsch ist, so spreche ich keinem Träger der Kutte, weil er die Kutte trägt, das Asketenthum zu. »Wenn durch Unbekleidetsein, ihr Mönche, durch Schmutzbeschmierung, durch Wasserbesprengen, durch Waldeinsiedlerthum, durch Feldeinsiedlerthum, durch Stetigstehn, durch Fastenpflege, durch Spruchgewalt, durch Flechtentragen des gierigen Unbekleideten, des gierigen Schmutzbeschmierten, des gierigen Wasserbesprengers, des gierigen Waldeinsiedlers, des gierigen Feldeinsiedlers, des gierigen Stetigstehers, des gierigen Fastenpflegers, des gierigen Spruchgewaltigen, des gierigen Flechtenträgers Gier verschwinden könnte, des gehässigen Hass, des zornigen Zorn, des feindsäligen Feindschaft, des häuchlerischen Häuchelei, des neidischen Neid, des eifernden Eifersucht, des selbstsüchtigen Selbstsucht, des listigen List, des gleißnerischen Gleißnerei, des boshaften Bosheit, des falschen Falschheit verschwinden könnte, würden Blutsverwandte und Freunde dem Neugeborenen Unbekleidetsein vorschreiben, Schmutzbeschmierung, Wasserbesprengung, Waldeinsiedlerthum, Feldeinsiedlerthum, Stetigstehn, Fastenpflege, Spruchgewalt, Flechtentragen, würden ihn damit belehnen: ›Komm’, du Glückskind, sei unbekleidet, sei schmutzbeschmiert, sei wasserbesprengt, werde Waldeinsiedler, werde Feldeinsiedler, werde ein Stetigsteher, werde ein Fastenpfleger, werde Spruchgewaltiger, werde Flechtenträger! Also wird dir, dem Gierigen, die Gier 283 schwinden, dem Gehässigen der Hass, dem Zornigen der Zorn, dem Feindsäligen die Feindschaft, dem Häuchlerischen die Häuchelei, dem Neidischen der Neid, dem Eifernden die Eifersucht, dem Selbstsüchtigen die Selbstsucht, dem Listigen die List, dem Gleißnerischen die Gleißnerei, dem Boshaften die Bosheit, dem Falschen die Falschheit schwinden!‹ Da ich nun aber, ihr Mönche, auch manchen Unbekleideten, Schmutzbeschmierten, Wasserbesprenger, Waldeinsiedler, Feldeinsiedler, Stetigsteher, Fastenpfleger, Spruchgewaltigen, Flechtenträger hier sehe, der gierig, gehässig, zornig, feindsälig, häuchlerisch, neidisch, eifersüchtig, selbstsüchtig, listig, gleißnerisch, boshaft, falsch ist, so spreche ich keinem solchen aus solchem Grunde das Asketenthum zu. »Wie aber, ihr Mönche, wandelt der Mönch den geraden Weg des Asketenthums? Ein Mönch, der da gierig die Gier verleugnet hat, gehässig den Hass verleugnet hat, zornig den Zorn verleugnet hat, feindsälig die Feindschaft verleugnet hat, häuchlerisch die Häuchelei verleugnet hat, neidisch den Neid verleugnet hat, eifernd die Eifersucht verleugnet hat, selbstsüchtig die Selbstsucht verleugnet hat, listig die List verleugnet hat, gleißnerisch die Gleißnerei verleugnet hat, boshaft die Bosheit verleugnet hat, falsch die Falschheit verleugnet hat: der wandelt, sage ich, ihr Mönche, weil er diese Flecken, Schäden und Schwären des Asketenthums, diese abwärts, zum Verderben führenden Eigenschaften verleugnet hat, den geraden Weg des Asketenthums. Er merkt, dass er von all diesen bösen, schlechten Dingen geläutert ist, dass er befreit ist. Dieses Merken durchwonnigt ihn. Der Durchwonnigte wird besäligt. Des Besäligten Körper wird still. Der Körpergestillte fühlt Heiterkeit. Des Heiteren Herz wird einig. »Liebevollen Gemüthes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. »Erbarmenden Gemüthes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit erbarmendem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. »Freudevollen Gemüthes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit freudevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. »Unbewegten Gemüthes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit unbewegtem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein Lotusweiher mit klarem, süßem, kühlem Wasser, hell spiegelnd, leicht zugänglich, 284 entzückend gelegen: wenn da von Osten ein Mann herankäme, vom Sonnenbrande gebraten, vom Sonnenbrande verzehrt, erschöpft, zitternd, dürstend; der gelangte nun zu dem Lotusweiher und löschte den Durst, löschte die quälende Gluth; wenn da von Westen oder von Norden oder von Süden ein Mann herankäme, vom Sonnenbrande gebraten, vom Sonnenbrande verzehrt, erschöpft, zitternd, dürstend; der gelangte nun zu dem Lotusweiher und löschte den Durst, löschte die quälende Gluth: ebenso nun auch, ihr Mönche, erlangt, wer da aus einem Kriegergeschlechte vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen und zu des Vollendeten dargelegter Lehre und Ordnung gekommen ist und also die Liebe, das Erbarmen, die Freude, den Gleichmuth gezeugt hat, die eigene Ebbung. Weil er die eigene Ebbung erlangt hat, sage ich, wandelt er den geraden Weg des Asketenthums. Wer da aus einem Priestergeschlechte oder Bürgergeschlechte oder Dienergeschlechte oder aus was immer für einem Geschlechte vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen und zu des Vollendeten dargelegter Lehre und Ordnung gekommen ist und also die Liebe, das Erbarmen, die Freude, den Gleichmuth gezeugt hat, erlangt die eigene Ebbung. Weil er die eigene Ebbung erlangt hat, sage ich, wandelt er den geraden Weg des Asketenthums. »Wenn da einer aus einem Kriegergeschlechte vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen ist und durch die Wahnversiegung die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird er durch die Wahnversiegung Asket. Wenn da einer aus einem Priestergeschlechte oder Bürgergeschlechte oder Dienergeschlechte oder aus was immer für einem Geschlechte vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen ist und durch die Wahnversiegung die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird er durch die Wahnversiegung Asket.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. FÜNFTER THEIL ZWEITES BUCH DER PAARE 41. Fünfter Theil Erste Rede DIE BRĀHMANEN VON SĀLĀ Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit wanderte der Erhabene 285 im Lande Kosalo von Ort zu Ort und kam, von vielen Mönchen begleitet, in die Nähe eines kosalischen Brāhmanendorfes Namens Sālā. Und es hörten die brāhmanischen Bürger in Sālā reden: ›Der Asket, wahrlich, Herr Gotamo, der Sakyersohn, der dem Erbe der Sakyer entsagt hat, wandert in unserem Lande von Ort zu Ort und ist mit vielen Mönchen in Sālā angekommen. Diesen Herrn Gotamo aber begrüßt man allenthalben mit dem frohen Ruhmesrufe, so zwar: ‚Das ist der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerheerde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene. Er zeigt diese Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und durchdrungen hat. Er verkündet die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt, die sinn- und wortgetreue, er legt das vollkommen geläuterte, geklärte Asketenthum dar. Glücklich wer da nun solche Heilige sehn kann!‘‹ Und jene brāhmanischen Bürger von Sālā begaben sich nun dorthin wo der Erhabene weilte. Dort angelangt verneigten sich einige vor dem Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder, andere wechselten höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzten sich zur Seite nieder, einige wieder falteten die Hände gegen den Erhabenen und setzten sich zur Seite nieder, andere wieder gaben beim Erhabenen Namen und Stand zu erkennen und setzten sich zur Seite nieder, und andere setzten sich still zur Seite nieder. Hierauf nun sprachen jene brāhmanischen Bürger von Sālā zum Erhabenen also: »Was ist wohl, o Gotamo, der Anlass, was ist der Grund, dass da manche Wesen bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf einen Abweg, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil gerathen? Und was ist wiederum, o Gotamo, der Anlass, was ist der Grund, dass da manche Wesen bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in sälige Welt gelangen?« »Weil sie falsch und unrecht leben, ihr Bürger, desshalb gelangen da manche Wesen bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf einen Abweg, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil. Weil sie wahr und recht leben, ihr Bürger, desshalb gelangen da manche Wesen bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in sälige Welt.« »Den ganzen Sinn dieser kurzgefassten Worte des verehrten 286 Gotamo, den verstehn wir nicht; gut wär’ es, wenn uns der verehrte Gotamo die Satzung dergestalt zeigen wollte, dass wir den ganzen Sinn dieser kurzgefassten Worte verstehn könnten.« »Wohlan denn, Bürgen, so höret und achtet wohl auf meine Rede.« »Ja, o Herr!« antworteten da die brāhmanischen Bürger von Sālā dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Dreifach verschieden in Thaten, ihr Bürger, ist das falsche, unrechte Leben, vierfach verschieden in Worten ist das falsche, unrechte Leben, dreifach verschieden in Gedanken ist das falsche, unrechte Leben. Wie aber, Bürger, ist das falsche, unrechte Leben in Thaten dreifach verschieden? Da ist einer, ihr Bürger, ein Mörder, grausam und blutgierig, der Gewalt und dem Todtschlag ergeben, ohne Erbarmen gegen seine Mitwesen. Dann nimmt er was man ihm nicht gegeben hat; was ein anderer in Dorf oder Wald an Hab und Gut besitzt, das macht er sich ungeschenkt, in diebischer Absicht, zueigen. Und er begeht Ausschweifung; mit einem Mädchen, das unter der Obhut der Mutter oder des Vaters, unter der Obhut von Bruder oder von Schwester, unter der Obhut von Verwandten steht, mit einer Gattenbefohlenen oder einer Dienstergebenen, bis herab zu der blumengeschmückten Tänzerin, mit solchen pflegt er Verkehr. Also, ihr Bürger, ist das falsche, unrechte Leben in Thaten dreifach verschieden. »Wie aber, Bürger, ist das falsche, unrechte Leben in Worten vierfach verschieden? Da ist einer, ihr Bürger, ein Lügner. Vor Gericht, oder von den Leuten, oder unter Verwandten, oder in der Gesellschaft, oder von königlichen Beamten als Augenzeuge vernommen und befragt: ›Wohl denn, lieber Mann, was du weißt, das sage‹, antwortet er, wenn er nichts weiß: ›Ich weiß es‹, und wenn er es weiß: ›Ich weiß nichts‹, wenn er nichts gesehn hat: ›Ich hab’ es gesehn‹, und wenn er es gesehn hat: ›Ich habe nichts gesehn‹. So legt er um seinetwillen oder um eines anderen willen oder von irgend einer sonstigen Absicht bewogen wissentlich falsches Zeugniss ab. Dann liebt er das Ausrichten. Was er hier gehört hat erzählt er dort wieder, um jene zu entzweien; oder was er dort gehört hat erzählt er hier wieder, um diese zu entzweien. So stiftet er Zwietracht unter Verbundenen und hetzt die Entzweiten auf. Hader erfreut ihn, Hader macht ihn froh, Hader befriedigt ihn, Hader erregende Worte spricht er. Dann gebraucht er barsche Worte, Reden, die spitzig und stechend sind, andere beleidigen, andere verletzen, Äußerungen des Zornes, die zu keiner Einigung führen: solche 287 Worte spricht er. Und er treibt müßiges Geplauder, spricht zur Unzeit, ohne Sinn, ohne Zweck, nicht der Lehre und Ordnung gemäß; seine Rede ist nicht werth, dass man ihrer gedenke, sie ist ungehörig, ungebildet, unangemessen, unverständlich. Also, ihr Bürger, ist das falsche, unrechte Leben in Worten vierfach verschieden. »Und wie, Bürger, ist das falsche, unrechte Leben in Gedanken dreifach verschieden? Da ist einer, ihr Bürger, lüstern. Was ein anderer an Hab und Gut besitzt, danach giert er: ›Ach wenn doch sein Eigen das meine wäre!‹ Dann ist er gehässig, übelgesinnten Herzens: ›Diese Wesen sollen getödtet werden, sollen umgebracht werden, sollen zerstört werden, sollen vertilgt werden, sie sollen so nicht bleiben!‹ Und er hegt verkehrte Ansichten, verfehlte Meinungen: ›Almosengeben, Verzichtleisten, Spenden -- es ist alles eitel; es giebt keine Saat und Ernte guter und böser Werke; Diesseits und Jenseits sind leere Worte; Vater und Mutter und auch geistige Geburt sind hohle Namen; die Welt hat keine Asketen und Priester, die vollkommen und vollendet sind, die sich den Sinn dieser und jener Welt begreiflich machen, anschaulich vorstellen und erklären können.‹ Also, ihr Bürger, ist das falsche, unrechte Leben in Gedanken dreifach verschieden. Weil sie also falsch und unrecht leben, ihr Bürger, desshalb gelangen da manche Wesen bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf einen Abweg, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil. * * * * * »Dreifach verschieden in Thaten, ihr Bürger, ist das wahre, rechte Leben, vierfach verschieden in Worten ist das wahre, rechte Leben, dreifach verschieden in Gedanken ist das wahre, rechte Leben. Wie aber, Bürger, ist das wahre, rechte Leben in Thaten dreifach verschieden? Da hat einer, ihr Bürger, das Morden verworfen, vom Tödten hält er sich fern; Stock und Schwerdt hat er abgelegt, er ist mild und theilnehmend, voll Liebe und Mitleid zu allem, was da lebt und athmet. Nichtgegebenes zu nehmen hat er verworfen, vom Stehlen hält er sich fern; was ein anderer in Dorf oder Wald an Hab und Gut besitzt, das macht er sich ungeschenkt, in diebischer Absicht, nicht zueigen. Ausschweifung hat er verworfen, von Ausschweifung halt er sich fern; mit einem Mädchen, das unter der Obhut der Mutter oder des Vaters, unter der Obhut von Bruder oder von Schwester, unter der Obhut von Verwandten steht, mit einer Gattenbefohlenen oder einer Dienstergebenen, bis herab zu der blumengeschmückten Tänzerin, mit solchen pflegt er keinen Verkehr. Also, ihr Bürger, ist das wahre, rechte Leben in Thaten dreifach verschieden. »Wie aber, Bürger, ist das wahre, rechte Leben in Worten 288 vierfach verschieden? Da hat einer, ihr Bürger, das Lügen verworfen, vom Lügen hält er sich fern. Vor Gericht, oder von den Leuten, oder unter Verwandten, oder in der Gesellschaft, oder von königlichen Beamten als Augenzeuge vernommen und befragt: ›Wohl denn, lieber Mann, was du weißt, das sage‹, antwortet er, wenn er nichts weiß: ›Ich weiß nichts‹, und wenn er es weiß: ›Ich weiß es‹, wenn er nichts gesehn hat: ›Ich habe nichts gesehn‹, und wenn er es gesehn hat: ›Ich hab’ es gesehn.‹ So legt er um seinetwillen oder um eines anderen willen oder von irgend einer sonstigen Absicht bewogen wissentlich kein falsches Zeugniss ab. Das Ausrichten hat er verworfen, vom Ausrichten hält er sich fern. Was er hier gehört hat erzählt er dort nicht wieder, um jene zu entzweien; oder was er dort gehört hat erzählt er hier nicht wieder, um diese zu entzweien. So einigt er Entzweite, festigt Verbundene, Eintracht erfreut ihn, Eintracht macht ihn froh, Eintracht befriedigt ihn, Eintracht fördernde Worte spricht er. Barsche Worte hat er verworfen, von barschen Worten hält er sich fern. Worte, die lauter sind, dem Ohre wohlthuend, liebevoll, zum Herzen dringend, höflich, viele ansprechend, vielen angenehm, solche Worte gebraucht er. Plappern und Plaudern hat er verworfen, von Plappern und Plaudern hält er sich fern. Zur rechten Zeit spricht er, den Thatsachen gemäß, gehaltvoll, der Lehre und Ordnung getreu; seine Rede ist werth, dass man ihrer gedenke, gelegentlich mit Gleichnissen geschmückt, klar und bestimmt, dem Gegenstande angemessen. Also, ihr Bürger, ist das wahre, rechte Leben in Worten vierfach verschieden. »Und wie, Bürger, ist das wahre, rechte Leben in Gedanken dreifach verschieden? Da ist einer, ihr Bürger, nicht lüstern. Was ein anderer an Hab und Gut besitzt, danach giert er nicht: ›Ach wenn doch sein Eigen das meine wäre!‹ Dann ist er frei von Gehässigkeit, frei von Uebelwollen: ›Mögen diese Wesen ohne Hass, ohne Schmerz, ohne Quaal glücklich ihr Dasein bewahren!‹ Und er hat rechte Ansichten, hegt keine verkehrten Meinungen: ›Almosengeben, Verzichtleisten, Spenden ist kein Unsinn; es giebt eine Saat und Ernte guter und böser Werke; das Diesseits ist vorhanden und das Jenseits ist vorhanden; Eltern giebt es und geistige Geburt giebt es; die Welt hat Asketen und Priester, die vollkommen und vollendet sind, die sich den Sinn dieser und jener Welt begreiflich machen, anschaulich vorstellen und erklären können.‹ Also, ihr Bürger, ist das wahre, rechte Leben in Gedanken dreifach verschieden. Weil sie also wahr und recht leben, ihr Bürger, desshalb gelangen da manche Wesen bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in sälige Welt. * * * * * »Wünscht sich aber, ihr Bürger, ein Wahrhaftiger und 289 Gerechter: ›O dass ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in der Familie eines reichen Adelsgeschlechtes wiedererscheinen möchte‹, so mag es wohl sein, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in der Familie eines reichen Adelsgeschlechtes wiedererscheine. Und warum das? Um seiner Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit willen. »Wünscht sich aber, ihr Bürger, ein Wahrhaftiger und Gerechter: ›O dass ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in der Familie eines reichen Priestergeschlechtes wiedererscheinen möchte‹, so mag es wohl sein, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in der Familie eines reichen Priestergeschlechtes wiedererscheine. Und warum das? Um seiner Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit willen. »Wünscht sich aber, ihr Bürger, ein Wahrhaftiger und Gerechter: ›O dass ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in der Familie eines reichen Bürgergeschlechtes wiedererscheinen möchte‹, so mag es wohl sein, dass er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in der Familie eines reichen Bürgergeschlechtes wiedererscheine. Und warum das? Um seiner Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit willen. »Wünscht sich aber, ihr Bürger, ein Wahrhaftiger und Gerechter: ›O dass ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, unter den Göttern der Vier großen Könige -- unter den Dreiunddreißig Göttern -- unter den Schattengöttern -- unter den Säligen Göttern -- unter den Göttern der unbeschränkten Freude -- unter den Jenseit der unbeschränkten Freude weilenden Göttern -- unter den Göttern der Brahmawelt -- unter den Glänzenden Göttern -- unter den Hellerglänzenden Göttern -- unter den Unermesslichglänzenden Göttern -- unter den Leuchtenden Göttern -- unter den Strahlenden Göttern -- unter den Hellerstrahlenden Göttern -- unter den Unermesslichstrahlenden Göttern -- unter den Strahlengewordenen Göttern -- unter den Gewaltigen Göttern -- unter den Wonnigen Göttern -- unter den Sonnigen Göttern -- unter den Hehren Göttern -- unter den Herrlichen Göttern -- unter den Erhabenen Göttern -- unter den Raumunendlichkeit genießenden Göttern -- unter den Bewusstseinunendlichkeit genießenden Göttern -- unter den Nichtdasein genießenden Göttern -- unter den weder Wahrnehmung noch Nichtwahrnehmung genießenden Göttern wiedererscheinen möchte‹, so mag dies wohl sein. Und warum? Um seiner Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit willen. »Wünscht sich aber, ihr Bürger, ein Wahrhaftiger und Gerechter: ›O dass ich doch den Wahn versiegen und die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten mir offenbar machen, verwirklichen und erringen könnte‹, so mag es wohl sein, dass er den Wahn versiegen und die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar machen, verwirklichen und erringen kann. Und warum das? Um seiner Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit willen.« * * * * * Nach diesen Worten sprachen die brāhmanischen Bürger von Sālā 290 zum Erhabenen also: »Vortrefflich, o Gotamo, vortrefflich, o Gotamo! Gleichwie etwa, o Gotamo, als ob einer Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg wiese, oder in die Finsterniss ein Licht hielte, ›Wer Augen hat wird die Dinge sehn‹: ebenso auch hat Herr Gotamo die Lehre auf manigfaltige Weise dargelegt. Und so nehmen wir bei Herrn Gotamo Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: als Anhänger möge uns Herr Gotamo betrachten, von heute an zeitlebens getreu.« 42. Fünfter Theil Zweite Rede DIE BRĀHMANEN VON VERAÑJAM Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Zu dieser Zeit nun befanden sich brāhmanische Bürger aus Verañjam wegen irgend einer Angelegenheit in Sāvatthī. Und es hörten die brāhmanischen Bürger von Verañjam reden: [Das Folgende stimmt wörtlich mit dem 291 Vorhergehenden überein.[33] ] 43. Fünfter Theil Dritte Rede DIE ERKLÄRUNGEN -- I -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei 292 Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Als nun der ehrwürdige Mahākoṭṭhito gegen Abend die Gedenkensruhe beendet hatte, begab er sich dorthin wo der ehrwürdige Sāriputto weilte, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem ehrwürdigen Sāriputto und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der ehrwürdige Mahākoṭṭhito zum ehrwürdigen Sāriputto also: »‚Unverständig, unverständig‘ heißt es, o Bruder; inwiefern denn, o Bruder, wird einer unverständig genannt?« »Er versteht nicht, er versteht nicht, o Bruder: desshalb wird er unverständig genannt; was versteht er nicht? ›Das ist das Leiden‹ versteht er nicht, ›Das ist die Leidensentwicklung‹ versteht er nicht, ›Das ist die Leidensauflösung‹ versteht er nicht, ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ versteht er nicht. Er versteht nicht, er versteht nicht, o Bruder: desshalb wird er unverständig genannt.« »Wohl, Bruder!« erwiderte der ehrwürdige Mahākoṭṭhito erfreut und befriedigt dem ehrwürdigen Sāriputto und stellte nun eine fernere Frage: »‚Verständig, verständig‘ heißt es, o Bruder; inwiefern denn, o Bruder, wird einer verständig genannt?« »Er versteht, er versteht, o Bruder: desshalb wird er verständig genannt; und was versteht er? ›Das ist das Leiden‹ versteht er, ›Das ist die Leidensentwicklung‹ versteht er, ›Das ist die Leidensauflösung‹ versteht er, ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ versteht er. Er versteht, er versteht, o Bruder: desshalb wird er verständig genannt.« »‚Bewusst, bewusst‘ heißt es, o Bruder; inwiefern denn, o Bruder, wird einer bewusst genannt?« »Er ist bewusst, er ist bewusst, o Bruder: desshalb wird er bewusst genannt; und wessen ist er bewusst? Er ist der Freude bewusst und er ist des Leides bewusst und er ist der Abwesenheit beider bewusst. Er ist bewusst, er ist bewusst, o Bruder: desshalb wird er bewusst genannt.« »Dieses Verständniss nun, o Bruder, und dieses Bewusstsein: sind diese beiden verbunden, oder sind sie getrennt, und kann man sie sondern und ihren Unterschied angeben?« »Dieses Verständniss, o Bruder, und dieses Bewusstsein: diese beiden sind verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich sie zu sondern und ihren Unterschied anzugeben. Denn was einer versteht, Bruder, dessen ist er bewusst, und wessen er bewusst 293 ist, das versteht er, darum sind diese beiden verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich sie zu sondern und ihren Unterschied anzugeben.« »Was für ein Unterschied besteht dann, o Bruder, zwischen diesen beiden verbundenen, nicht getrennten, dem Verständniss und dem Bewusstsein?« »Zwischen dem Verständniss und dem Bewusstsein, o Bruder, die verbunden und nicht getrennt erscheinen, besteht der Unterschied, dass das Verständnis auszubilden, das Bewusstsein aber zu durchschauen ist.« »‚Gefühl, Gefühl‘ heißt es, o Bruder; inwiefern denn, o Bruder, spricht man von Gefühl?« »Man fühlt, man fühlt, o Bruder: desshalb spricht man von Gefühl; und was fühlt man? Freude fühlt man und Leid fühlt man und die Abwesenheit beider fühlt man. Man fühlt, man fühlt, o Bruder: desshalb spricht man von Gefühl.« »‚Wahrnehmung, Wahrnehmung‘ heißt es, o Bruder; inwiefern denn, o Bruder, spricht man von Wahrnehmung?« »Man nimmt wahr, man nimmt wahr, o Bruder: desshalb spricht man von Wahrnehmung; und was nimmt man wahr? Blaues nimmt man wahr und Gelbes nimmt man wahr und Rothes nimmt man wahr und Weißes nimmt man wahr. Man nimmt wahr, man nimmt wahr, o Bruder: desshalb spricht man von Wahrnehmung.« »Dieses Gefühl nun, o Bruder, und diese Wahrnehmung und dieses Bewusstsein: erscheinen diese verbunden oder getrennt, und ist es möglich sie zu sondern und ihren Unterschied anzugeben?« »Dieses Gefühl, o Bruder, diese Wahrnehmung und dieses Bewusstsein: diese drei erscheinen verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich sie zu sondern und ihren Unterschied anzugeben. Denn was einer fühlt, Bruder, das nimmt er wahr, und was er wahrnimmt, dessen ist er bewusst; darum erscheinen diese Dinge verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich sie zu sondern und ihren Unterschied anzugeben.« »Und wer sich, Bruder, von fünf Sinnen losgelöst hat, was kann der mit dem geläuterten Denkbewusstsein erkennen?« »Wer sich da, Bruder, von fünf Sinnen losgelöst hat, kann mit dem geläuterten Denkbewusstsein in dem Gedanken ›Gränzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegränzten Raumes erkennen, in dem Gedanken ›Gränzenlos ist das Bewusstsein‹ das Reich des unbegrenzten Bewusstseins erkennen, in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins erkennen.« »Und das Erkennbare, Bruder, wie kann man das begreifen?« »Das Erkennbare, Bruder, kann man durch das Auge der Weisheit begreifen.« »Und die Weisheit, Bruder, wozu dient die?« »Die Weisheit, Bruder, dient zur Durchschauung, dient zur Durchdringung, dient zur Entsagung.« »Welche Bedingungen liegen nun, o Bruder, der rechten 294 Erkenntniss zugrunde?« »Zwei Bedingungen, o Bruder, liegen der rechten Erkenntniss zugrunde: die Stimme eines anderen und tiefes Nachdenken. Das sind die zwei Bedingungen, o Bruder, die der rechten Erkenntniss zugrunde liegen.« »Was für Eigenschaften muss aber, Bruder, die rechte Erkenntniss besitzen, um die Frucht der Gemütherlösung zu bringen und den Gewinn dieser Frucht, um die Frucht der Weisheiterlösung zu bringen und den Gewinn dieser Frucht?« »Fünf Eigenschaften, Bruder, muss die rechte Erkenntniss besitzen, um die Frucht der Gemütherlösung zu bringen und den Gewinn dieser Frucht, um die Frucht der Weisheiterlösung zu bringen und den Gewinn dieser Frucht: da besitzt, o Bruder, die rechte Erkenntniss die Eigenschaft der Tugend, die Eigenschaft der Erfahrung, die Eigenschaft des Mittheilens, die Eigenschaft der Ruhe und die Eigenschaft der Klarsicht. Diese fünf Eigenschaften, Bruder, muss die rechte Erkenntniss besitzen, soll sie die Frucht der Gemütherlösung bringen und den Gewinn dieser Frucht, soll sie die Frucht der Weisheiterlösung bringen und den Gewinn dieser Frucht.« »Wie viele Arten des Daseins, o Bruder, giebt es?« »Drei Arten des Daseins, Bruder, giebt es: geschlechtliches Dasein, formhaftes Dasein, formloses Dasein.« »Und wie ist es möglich, o Bruder, dass immer wieder ein neuer Keim entsteht?« »Weil die Wesen, o Bruder, versunken im Nichtwissen, vom Lebensdurst geködert, bald da und bald dort sich ergetzen, desshalb kommt immer wieder ein neuer Keim zustande.« »Und wie ist es möglich, o Bruder, dass nie wieder ein neuer Keim entstehe?« »Durch den Nichtwissensekel, o Bruder, durch die Wissensgewinnung, durch die Auflösung des Durstes wird jede weitere Keimbildung aufgehoben.« »Was ist nun, Bruder, die erste Schauung?« »Da weilt, o Bruder, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Das nennt man, Bruder, die erste Schauung.« »Und was für Eigenschaften, Bruder, besitzt die erste Schauung?« »Die erste Schauung, Bruder, besitzt fünf Eigenschaften: da ist, o Bruder, ein Mönch, der die erste Schauung erwirkt hat, dem Sinnen und Gedenken hingegeben, der Heiterkeit, Säligkeit und Einheit des Gemüthes. Solcher Art, Bruder, sind die fünf Eigenschaften der ersten Schauung.« »Und von welchen Eigenschaften, Bruder, muss die erste Schauung frei sein, und von welchen erfüllt?« »Die erste Schauung, Bruder, muss von fünf Eigenschaften frei und von fünf Eigenschaften erfüllt sein: da ist, o Bruder, ein Mönch, der die erste Schauung erwirkt hat, lauter von Wunscheswillen, lauter von Gehässigkeit, lauter von matter 295 Müde, lauter von stolzem Unmuth, lauter von schwankender Ungewissheit; und er ist dem Sinnen und Gedenken hingegeben, der Heiterkeit, Säligkeit und Einheit des Gemüthes. Solcher Art, Bruder, ist die erste Schauung von fünf Eigenschaften frei und von fünf Eigenschaften erfüllt.« »Fünf Sinnen, o Bruder, eignet verschiedenes Gebiet, verschiedener Wirkungskreis, und keiner hat am Gebiet und Wirkungskreis des anderen theil. Es ist das Gesicht, das Gehör, der Geruch, der Geschmack, das Getast. Diese fünf Sinne, Bruder, denen verschiedenes Gebiet, verschiedener Wirkungskreis eignet, so dass keiner am Gebiet und Wirkungskreis des anderen theilhat, haben die nicht einen Hort, nimmt nicht etwas an ihrem Gebiet und Wirkungskreis theil?« »Fünf Sinnen, o Bruder, eignet verschiedenes Gebiet, verschiedener Wirkungskreis, und keiner hat am Gebiet und Wirkungskreis des anderen theil. Es ist das Gesicht, das Gehör, der Geruch, der Geschmack, das Getast. Diese fünf Sinne, Bruder, denen verschiedenes Gebiet, verschiedener Wirkungskreis eignet, so dass keiner am Gebiet und Wirkungskreis des anderen theilhat, die haben das Herz zum Hort, das Herz hat an ihrem Gebiet und Wirkungskreis theil.« »Fünf Sinne haben wir da, Bruder: Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, Getast. Wodurch bestehn nun, o Bruder, diese fünf Sinne?« »Fünf Sinne haben wir da, Bruder: Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, Getast. Diese fünf Sinne, o Bruder, bestehn durch die Lebenskraft.« »Wodurch besteht aber die Lebenskraft, o Bruder?« »Die Lebenskraft besteht durch die Wärme.« »Und wodurch, o Bruder, besteht die Wärme?« »Die Wärme besteht durch die Lebenskraft.« »So verstehn wir nun jetzt die Rede des ehrwürdigen Sāriputto also: ›Die Lebenskraft besteht durch die Wärme‹, und: ›Die Wärme besteht durch die Lebenskraft‹; wie soll man, o Bruder, den Sinn solcher Rede deuten?« »So will ich dir denn, o Bruder, ein Gleichniss geben: auch durch Gleichnisse wird da manchem verständigen Manne der Sinn einer Rede klar. Gleichwie etwa, Bruder, bei einer brennenden Oellampe durch die Flamme das Licht erscheint und durch das Licht die Flamme: ebenso nun auch, o Bruder, besteht die Lebenskraft durch die Wärme und die Wärme durch die Lebenskraft.« »Sind wohl, o Bruder, die Elemente der Lebenskraft mit den intelligiblen Dingen identisch, oder sind sie von ihnen verschieden?« »Nicht sind die Elemente der Lebenskraft, o Bruder, mit den 296 intelligiblen Dingen identisch. Sind aber, Bruder, die Elemente der Lebenskraft intelligibel geworden, so ist das nicht als das letzte Ziel eines Mönchs zu betrachten, der die Auflösung der Wahrnehmbarkeit erwirkt hat. Wenn aber, Bruder, die Elemente der Lebenskraft eines, und die intelligiblen Dinge etwas anderes sind, so betrachtet man dies als das letzte Ziel eines Mönchs, der die Auflösung der Wahrnehmbarkeit erwirkt hat.« »Welche Eigenschaften haben nun, o Bruder, diesen Körper verlassen, wenn er niedergestürzt, hingefallen daliegt, wie ein todtes Stück Holz?« »Wenn drei Eigenschaften, Bruder, diesen Körper verlassen haben: die Lebenskraft, die Wärme und das Bewusstsein, dann liegt dieser Körper niedergestürzt, hingefallen da, wie ein todtes Stück Holz.« »Welcher Unterschied besteht nun, Bruder, zwischen einem Todten, Abgestorbenen und einem Mönche, der die Auflösung der Wahrnehmbarkeit erwirkt hat?« »Wer da todt und abgestorben ist, o Bruder, dessen körperliche Elemente sind aufgelöst und erloschen, dessen sprachliche Elemente sind aufgelöst und erloschen, dessen geistige Elemente sind aufgelöst und erloschen, die Lebenskraft ist aufgezehrt, die Wärme verflogen, die Sinne zerstoben; der Mönch aber, der die Auflösung der Wahrnehmbarkeit erwirkt hat, dessen körperliche, sprachliche und geistige Elemente sind zwar aufgelöst und erloschen, doch die Lebenskraft ist nicht aufgezehrt, die Wärme nicht verflogen, und die Sinne sind gestillt. Das ist der Unterschied, Bruder, zwischen einem Todten und Abgestorbenen und einem Mönche, der die Auflösung der Wahrnehmbarkeit erwirkt hat.« »Und welche Bedingungen, Bruder, ermöglichen die leidlose, freudlose Gemütherlösung?« »Vier Bedingungen, Bruder, ermöglichen die leidlose, freudlose Gemütherlösung: da erwirkt, o Bruder, ein Mönch, nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns, die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Das sind die vier Bedingungen, Bruder, um der leidlosen, freudlosen Gemütherlösung theilhaftig zu werden.« »Und welche Bedingungen, Bruder, ermöglichen den Eintritt der vorstellungslosen Gemütherlösung?« »Zwei Bedingungen, Bruder, ermöglichen den Eintritt der vorstellungslosen Gemütherlösung: keiner Vorstellung Raum gewähren und sich in die Vorstellungslosigkeit verlieren. Das, o Bruder, sind die zwei Bedingungen, welche den Eintritt der vorstellungslosen Gemütherlösung ermöglichen.« »Und welche Bedingungen, Bruder, ermöglichen die Dauer der vorstellungslosen Gemütherlösung?« »Drei Bedingungen, Bruder, ermöglichen die Dauer der 297 vorstellungslosen Gemütherlösung: keiner Vorstellung Raum gewähren, sich in die Vorstellungslosigkeit verlieren und vorhergegangener Willensentschluss. Das, o Bruder, sind die drei Bedingungen, welche die Dauer der vorstellungslosen Gemütherlösung ermöglichen.« »Und welche Bedingungen, Bruder, ermöglichen das Ende der vorstellungslosen Gemütherlösung?« »Zwei Bedingungen, Bruder, ermöglichen das Ende der vorstellungslosen Gemütherlösung: sich in die Vorstellungen verlieren, der Vorstellungslosigkeit keinen Raum gewähren. Das, o Bruder, sind die zwei Bedingungen, welche das Ende der vorstellungslosen Gemütherlösung ermöglichen.« »Und nun, o Bruder: die unbeschränkte Gemütherlösung, die unbeschwerte Gemütherlösung, die ledige Gemütherlösung, die vorstellungslose Gemütherlösung, sind das von einander verschiedene Begriffe, die auch eine verschiedene Bezeichnung haben? Oder sind sie einander gleich und ist nur die Bezeichnung verschieden?« »Die unbeschränkte Gemütherlösung, die unbeschwerte Gemütherlösung, die ledige Gemütherlösung, die vorstellungslose Gemütherlösung: das sind Begriffe, o Bruder, die nach der einen Betrachtungsart verschieden sind und verschiedene Bezeichnung haben, nach der anderen Betrachtungsart aber gleich sind, doch verschieden bezeichnet. Nach welcher Betrachtungsart nun, o Bruder, sind diese Begriffe verschieden und haben verschiedene Bezeichnung? Da strahlt, o Bruder, ein Mönch liebevollen Gemüthes weilend nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. Erbarmenden Gemüthes -- freudevollen Gemüthes -- unbewegten Gemüthes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit erbarmendem Gemüthe, mit freudevollem Gemüthe, mit unbewegtem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. Das nennt man, o Bruder, die unbeschränkte Gemütherlösung. Und was, Bruder, ist die unbeschwerte Gemütherlösung? Da erwirkt, o Bruder, der Mönch nach völliger Ueberwindung der unbegränzten Bewusstseinsphäre in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins. Das nennt man, o Bruder, die unbeschwerte Gemütherlösung. Und was, Bruder, ist die ledige Gemütherlösung? Da weilt, o Bruder, der Mönch im Walde, oder am Fuß eines Baumes, oder in leerer Klause und überlegt also: ›Leer ist das von Mir und Mein.‹ 298 Das nennt man, o Bruder, die ledige Gemütherlösung. Und was, Bruder, ist die vorstellungslose Gemütherlösung? Da erwirkt, o Bruder, der Mönch, indem er keiner Vorstellung Raum giebt, die vorstellungslose Gemüthvertiefung. Das nennt man, Bruder, die vorstellungslose Gemütherlösung. Das ist die Betrachtungsart, Bruder, nach welcher diese Begriffe verschieden sind und verschiedene Bezeichnung haben. Nach welcher Betrachtungsart nun, o Bruder, sind diese Begriffe einander gleich und haben nur eine verschiedene Bezeichnung? Die Gier, o Bruder, beschränkt, der Hass beschränkt, die Irre beschränkt: die hat der wahnversiegte Mönch verleugnet, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können. Sind nun, o Bruder, die unbeschränkten Gemütherlösungen unerschütterlich geworden, so gilt die Gemütherlösung von ihnen als das Letzte; und diese unerschütterliche Gemütherlösung ist dann ledig der Gier, ledig des Hasses, ledig der Irre. Die Gier, o Bruder, beschwert, der Hass beschwert, die Irre beschwert: die hat der wahnversiegte Mönch verleugnet, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können. Sind nun, o Bruder, die unbeschwerten Gemütherlösungen unerschütterlich geworden, so gilt die Gemütherlösung von ihnen als das Letzte; und diese unerschütterliche Gemütherlösung ist dann ledig der Gier, ledig des Hasses, ledig der Irre. Die Gier, o Bruder, schafft Vorstellungen, der Hass schafft Vorstellungen, die Irre schafft Vorstellungen: die hat der wahnversiegte Mönch verleugnet, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können. Sind nun, o Bruder, die vorstellungslosen Gemütherlösungen unerschütterlich geworden, so gilt die Gemütherlösung von ihnen als das Letzte; und diese unerschütterliche Gemütherlösung ist dann ledig der Gier, ledig des Hasses, ledig der Irre. Das, o Bruder, ist die Betrachtungsart, nach welcher diese Begriffe einander gleich sind und nur die Bezeichnung eine verschiedene ist.« * * * * * Also sprach der ehrwürdige Sāriputto. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Mahākoṭṭhito über das Wort des ehrwürdigen Sāriputto. 44. Fünfter Theil Vierte Rede DIE ERKLÄRUNGEN -- II -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei 299 Rājagaham, im Bambusparke, am Hügel der Eichhörnchen. Da nun begab sich Visākho, ein Anhänger, zur Nonne Dhammadinnā, begrüßte sie höflich und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach nun der Anhänger Visākho zur Nonne Dhammadinnā also: »‚Die Persönlichkeit, die Persönlichkeit‘ heißt es, Ehrwürdige; was hat denn wohl der Erhabene gesagt, Ehrwürdige, dass die Persönlichkeit sei?« »Die fünf Stücke des Anhangens sind die Persönlichkeit, hat der Erhabene gesagt, Bruder Visākho, als da ist ein Stück Anhangen an der Form, ein Stück Anhangen am Gefühl, ein Stück Anhangen an der Wahrnehmung, ein Stück Anhangen an der Unterscheidung, ein Stück Anhangen am Bewusstsein. Diese fünf Stücke des Anhangens, Bruder Visākho, sind die Persönlichkeit, hat der Erhabene gesagt.« »Wohl, Ehrwürdige!« erwiderte Visākho der Nonne Dhammadinnā erfreut und befriedigt und stellte nun eine fernere Frage: »‚Die Entstehung der Persönlichkeit, die Entstehung der Persönlichkeit‘ heißt es, Ehrwürdige; was hat denn nun, Ehrwürdige, der Erhabene über die Entstehung der Persönlichkeit gesagt?« »Dieser Durst da, Bruder Visākho, der Wiederdasein säende, gnügensgierverbundene, bald da bald dort sich ergetzende, als da ist der Geschlechtsdurst, der Daseinsdurst, der Wohlseinsdurst[34], das, Bruder Visākho, hat der Erhabene gesagt, ist die Entstehung der Persönlichkeit.« »‚Die Auflösung der Persönlichkeit, die Auflösung der Persönlichkeit‘ heißt es, Ehrwürdige; was hat nun wohl, Ehrwürdige, der Erhabene über die Auflösung der Persönlichkeit gesagt?« »Ebendieses Durstes vollkommen restlose Auflösung, Abstoßung, Austreibung, Aufhebung, Vertilgung, Bruder Visākho, das ist die Auflösung der Persönlichkeit, hat der Erhabene gesagt.« »‚Der zur Auflösung der Persönlichkeit führende Pfad, der zur Auflösung der Persönlichkeit führende Pfad‘ heißt es, Ehrwürdige; was hat da wohl, Ehrwürdige, der Erhabene über diesen Pfad gesagt?« »Es ist dieser heilige achtfältige Weg, Bruder Visākho, von dem der Erhabene gesagt hat, dass er zur Auflösung der Persönlichkeit führe, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Vertiefung.« »Ist nun, Ehrwürdige, Anhangen und die fünf Stücke des Anhangens ein und dasselbe, oder giebt es ein Anhangen außer den fünf Stücken des Anhangens?« »Nicht ist, Bruder Visākho, Anhangen und die fünf Stücke des 300 Anhangens ein und dasselbe, doch giebt es kein Anhangen außer den fünf Stücken des Anhangens: was da, Bruder Visākho, bei den fünf Stücken des Anhangens Willensreiz ist, das ist dabei Anhangen.« »Wie aber kann, Ehrwürdige, der Glaube an Persönlichkeit aufkommen?« »Da hat einer, Bruder Visākho, nichts erfahren, ist ein gewöhnlicher Mensch, ohne Sinn für das Heilige, der heiligen Lehre unkundig, der heiligen Lehre unzugänglich, ohne Sinn für das Edle, der Lehre der Edlen unkundig, der Lehre der Edlen unzugänglich und betrachtet die Form als sich selbst, oder sich selbst als formähnlich, oder in sich selbst die Form, oder in der Form sich selbst; er betrachtet das Gefühl, die Wahrnehmung, die Unterscheidungen, das Bewusstsein als sich selbst, oder sich selbst als diesen ähnlich, oder in sich selbst diese, oder in diesen sich selbst. So kann, Bruder Visākho, der Glaube an Persönlichkeit aufkommen.« »Und wie, Ehrwürdige, kann der Glaube an Persönlichkeit nicht aufkommen?« »Da hat einer, Bruder Visākho, als erfahrener heiliger Jünger das Heilige gemerkt, ist der heiligen Lehre kundig, der heiligen Lehre wohlzugänglich, hat das Edle gemerkt, ist der Lehre der Edlen kundig, der Lehre der Edlen wohlzugänglich und betrachtet die Form nicht als sich selbst, noch sich selbst als formähnlich, noch in sich selbst die Form, noch in der Form sich selbst; er betrachtet das Gefühl, die Wahrnehmung, die Unterscheidungen, das Bewusstsein nicht als sich selbst, noch sich selbst als diesen ähnlich, noch in sich selbst diese, noch in diesen sich selbst. So kann, Bruder Visākho, der Glaube an Persönlichkeit nicht aufkommen.« »Welcher Art ist nun, Ehrwürdige, der heilige achtfältige Weg?« »Solcher Art, Bruder Visākho, ist der heilige achtfältige Weg, nämlich: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Vertiefung.« »Ist nun der heilige achtfältige Weg, Ehrwürdige, ein Zusammengefügtes oder ein Einiges?« »Der heilige achtfältige Weg, Bruder Visākho, ist ein Zusammengefügtes.« »Hat sich nun etwa, Ehrwürdige, der heilige achtfältige Weg aus 301 drei Theilen zusammengestellt, oder ist er aus drei Theilen zusammengestellt worden?« »Der heilige achtfältige Weg, Bruder Visākho, hat sich nicht aus drei Theilen zusammengestellt, sondern ist aus drei Theilen zusammengestellt worden. Rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln bilden den Theil der Tugend; rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Vertiefung bilden den Theil der Vertiefung; rechte Erkenntniss und rechte Gesinnung bilden den Theil der Weisheit.« »Und wie erklärt man, Ehrwürdige, die Vertiefung, die Vorstellungen in der Vertiefung, das Rüstzeug bei der Vertiefung und die Pflege der Vertiefung?« »Die Einheit des Gemüthes, Bruder Visākho, das ist die Vertiefung, die vier Pfeiler der Einsicht sind die Vorstellungen in der Vertiefung, die vier gewaltigen Kämpfe sind das Rüstzeug bei der Vertiefung, und die Uebung, Pflege und Ausbildung in ebendiesen Dingen, das ist die Pflege der Vertiefung.« »Wieviel Unterscheidungen giebt es, Ehrwürdige?« »Drei Unterscheidungen giebt es, Bruder Visākho: körperliche Unterscheidung, sprachliche Unterscheidung und geistige Unterscheidung.« »Und was ist, Ehrwürdige, körperliche Unterscheidung, sprachliche Unterscheidung und geistige Unterscheidung?« »Einathmung und Ausathmung, Bruder Visākho, ist körperliche Unterscheidung, Erwägung und Ueberlegung sprachliche Unterscheidung, Wahrnehmung und Gefühl geistige Unterscheidung.« »Und warum, Ehrwürdige, ist Einathmung und Ausathmung körperliche Unterscheidung, Erwägung und Ueberlegung sprachliche Unterscheidung, und Wahrnehmung und Gefühl geistige Unterscheidung?« »Einathmung und Ausathmung, Bruder Visākho, sind körperliche Eigenschaften, sind an den Körper gebunden: darum ist Einathmung und Ausathmung die körperliche Unterscheidung. Was man vorher in Erwägung und Ueberlegung gezogen hat, Bruder Visākho, spricht man nachher aus: darum ist Erwägung und Ueberlegung die sprachliche Unterscheidung. Wahrnehmung und Gefühl sind geistige Eigenschaften, sind an den Geist gebunden: darum ist Wahrnehmung und Gefühl die geistige Unterscheidung.« »Und wie kann man, Ehrwürdige, die Auflösung der Wahrnehmbarkeit erlangen?« »Das ist nicht so, Bruder Visākho, als ob ein Mönch, dem die Auflösung der Wahrnehmbarkeit zutheil wird, sagen könnte: ›Ich werde die Auflösung der Wahrnehmbarkeit erlangen‹, oder: ›Ich erlange die Auflösung der Wahrnehmbarkeit‹, oder: ›Ich habe die Auflösung der Wahrnehmbarkeit erlangt‹; sondern er hat sein Gemüth vorher soweit ausgebildet, dass es dafür empfänglich wird.« »Und wenn einem Mönche, Ehrwürdige, die Auflösung der 302 Wahrnehmbarkeit zutheil wird, was löst sich da zuerst auf, die körperliche Unterscheidung, oder die sprachliche Unterscheidung, oder die geistige Unterscheidung?« »Wenn einem Mönche, Bruder Visākho, die Auflösung der Wahrnehmbarkeit zutheil wird, löst sich zuerst die sprachliche Unterscheidung auf, dann die körperliche und dann die geistige.« »Und wie kann man, Ehrwürdige, die Auflösung der Wahrnehmbarkeit aufheben?« »Das ist nicht so, Bruder Visākho, als ob ein Mönch, der die Auflösung der Wahrnehmbarkeit aufhebt, sagen könnte: ›Ich werde die Auflösung der Wahrnehmbarkeit aufheben‹, oder ›Ich hebe die Auflösung der Wahrnehmbarkeit auf‹, oder: ›Ich habe die Auflösung der Wahrnehmbarkeit aufgehoben‹; sondern er hat sein Gemüth vorher soweit ausgebildet, dass es dafür empfänglich wird.« »Und wenn ein Mönch die Auflösung der Wahrnehmbarkeit aufhebt, Ehrwürdige, was erscheint da zuerst wieder, die körperliche Unterscheidung, oder die sprachliche Unterscheidung, oder die geistige Unterscheidung?« »Wenn ein Mönch, Bruder Visākho, die Auflösung der Wahrnehmbarkeit aufhebt, erscheint zuerst die geistige Unterscheidung wieder, dann die körperliche und dann die sprachliche.« »Und was für Empfindungen, Ehrwürdige, kommen den Mönch an, wenn er die Auflösung der Wahrnehmbarkeit aufgehoben hat?« »Drei Empfindungen, Bruder Visākho, kommen den Mönch an, der die Auflösung der Wahrnehmbarkeit aufgehoben hat: die Empfindung der Leerheit, die Empfindung der Vorstellungslosigkeit, die Empfindung der Reglosigkeit.« »Und wohin neigt sich, wohin beugt sich, wohin senkt sich, Ehrwürdige, das Gemüth eines Mönchs, der die Auflösung der Wahrnehmbarkeit aufgehoben hat?« »Das Gemüth eines Mönchs, der die Auflösung der Wahrnehmbarkeit aufgehoben hat, Bruder Visākho, neigt sich zur Einsamkeit, beugt sich zur Einsamkeit, senkt sich zur Einsamkeit.« »Was für Gefühle giebt es, Ehrwürdige?« »Es giebt drei Arten von Gefühlen, Bruder Visākho: das freudige Gefühl, das leidige Gefühl und das weder freudig noch leidige Gefühl.« »Und wie erklärt man, Ehrwürdige, das freudige Gefühl, wie das leidige Gefühl und wie das weder freudig noch leidige Gefühl?« »Körperliche oder geistige Freude, Bruder Visākho, die sich angenehm fühlbar macht, ist das freudige Gefühl; körperliches oder geistiges Leid, Bruder Visākho, das sich unangenehm fühlbar macht, ist das leidige Gefühl; und körperliche oder geistige Empfindung, Bruder Visākho, die sich weder angenehm noch unangenehm fühlbar macht, ist das weder freudig noch 303 leidige Gefühl.« »Und was ist beim freudigen Gefühl, Ehrwürdige, Freude und was ist Leid, was ist beim leidigen Gefühl Leid und was ist Freude, und was ist beim weder freudig noch leidigen Gefühl Freude und was ist Leid?« »Beim freudigen Gefühl, Bruder Visākho, ist die Dauer Freude und der Wechsel Leid, beim leidigen Gefühl ist die Dauer Leid und der Wechsel Freude, und beim weder freudig noch leidigen Gefühl ist das Verstehn Freude und das Nichtverstehn Leid.« »Und was für ein Trieb, Ehrwürdige, haftet dem freudigen Gefühle an, was für ein Trieb haftet dem leidigen Gefühle an, was für ein Trieb haftet dem weder freudig noch leidigen Gefühle an?« »Dem freudigen Gefühle, Bruder Visākho, haftet der Trieb der Gier an, dem leidigen Gefühle haftet der Trieb des Hassens an, dem weder freudig noch leidigen Gefühle haftet der Trieb des Nichtwissens an.« »Und haftet der Trieb der Gier, Ehrwürdige, jedem freudigen Gefühle an, haftet der Trieb des Hassens jedem leidigen Gefühle an, haftet der Trieb des Nichtwissens jedem weder freudig noch leidigen Gefühle an?« »Nicht jedem freudigen Gefühle, Bruder Visākho, haftet der Trieb der Gier an, nicht jedem leidigen Gefühle haftet der Trieb des Hassens an, nicht jedem weder freudig noch leidigen Gefühle haftet der Trieb des Nichtwissens an.« »Was ist nun, Ehrwürdige, beim freudigen Gefühle verwerflich, was ist beim leidigen Gefühle verwerflich, was ist beim weder freudig noch leidigen Gefühle verwerflich?« »Beim freudigen Gefühl, Bruder Visākho, ist der Trieb der Gier verwerflich, beim leidigen Gefühl ist der Trieb des Hassens verwerflich, beim weder freudig noch leidigen Gefühl ist der Trieb des Nichtwissens verwerflich.« »Ist nun, Ehrwürdige, der Trieb der Gier bei jedem freudigen Gefühl zu verwerfen, ist der Trieb des Hassens bei jedem leidigen Gefühl zu verwerfen, ist der Trieb des Nichtwissens bei jedem weder freudig noch leidigen Gefühl zu verwerfen?« »Nicht bei jedem freudigen Gefühle, Bruder Visākho, ist der Trieb der Gier zu verwerfen, nicht bei jedem leidigen Gefühle ist der Trieb des Hassens zu verwerfen, nicht bei jedem weder freudig noch leidigen Gefühle ist der Trieb des Nichtwissens zu verwerfen. Da weilt, Bruder Visākho, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung; und so verwirft er die Gier, und kein Giertrieb haftet ihm an. Und ein Mönch, Bruder Visākho, sagt zu sich selbst: ›Wann doch nur werde ich das Gebiet erobert haben, das die Heiligen schon besitzen?‹ Und indem er also voll Sehnsucht der höchsten Erlösungen gedenkt, fühlt er sich schmerzlich bewegt; und so verwirft er das Hassen, und kein Hassenstrieb 304 haftet ihm an. Und ein Mönch, Bruder Visākho, erwirkt nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung; und so verwirft er das Nichtwissen, und kein Nichtwissenstrieb haftet ihm an.« »Was erfolgt, Ehrwürdige, aus dem freudigen Gefühle?« »Aus dem freudigen Gefühle, Bruder Visākho, erfolgt das leidige Gefühl.« »Und was erfolgt, Ehrwürdige, aus dem leidigen Gefühle?« »Aus dem leidigen Gefühle, Bruder Visākho, erfolgt das freudige Gefühl.« »Und was erfolgt, Ehrwürdige, aus dem weder freudig noch leidigen Gefühle?« »Aus dem weder freudig noch leidigen Gefühle, Bruder Visākho, erfolgt das Nichtwissen.« »Und was erfolgt, Ehrwürdige, aus dem Nichtwissen?« »Aus dem Nichtwissen, Bruder Visākho, erfolgt das Wissen.« »Und was erfolgt, Ehrwürdige, aus dem Wissen?« »Aus dem Wissen, Bruder Visākho, erfolgt die Erlösung.« »Und was erfolgt, Ehrwürdige, aus der Erlösung?« »Aus der Erlösung, Bruder Visākho, erfolgt die Erlöschung.« »Und was erfolgt, Ehrwürdige, aus der Erlöschung?« »Ueberschritten hast du, Bruder Visākho, das Fragen, man kann den Begriff der Frage nicht fassen. Denn um in die Erlöschung zu münden, Bruder Visākho, wird das Asketenleben geführt, in die Erlöschung geht es ein, in der Erlöschung geht es auf. Wenn es dir recht ist, Bruder Visākho, so gehe nun und bitte den Erhabenen um Aufklärung: wie es dir der Erhabene darstellen wird bewahre es.« * * * * * Da war nun Visākho, der Anhänger, durch die Rede der Nonne Dhammadinnā erfreut und befriedigt, erhob sich von seinem Sitze, begrüßte die Nonne Dhammadinnā ehrerbietig, ging rechts herum und begab sich dorthin wo der Erhabene weilte. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts nieder. Zur Seite sitzend erzählte nun der Anhänger Visākho dem Erhabenen Wort für Wort das Gespräch mit der Nonne Dhammadinnā. Nach diesem Berichte wandte sich der Erhabene an Visākho den Anhänger also: »Weise, Visākho, ist die Nonne Dhammadinnā, wissensmächtig, Visākho, ist die Nonne Dhammadinnā. Wolltest du mich um Aufklärung bitten, Visākho, ich würde dir genau die selbe Antwort geben, wie sie dir die Nonne Dhammadinnā gegeben hat: 305 denn das ist der Sinn, und also bewahre ihn.« * * * * * So sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der Anhänger Visākho über das Wort des Erhabenen. 45. Fünfter Theil Fünfte Rede DIE LEBENSFÜHRUNG -- I -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Vier Arten der Lebensführung giebt es, ihr Mönche: welche vier? Die Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl und künftiges Wehe bringt, die Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe sowie künftiges Wehe bringt, die Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt, und die Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt. »Was ist das aber, ihr Mönche, für eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl und künftiges Wehe bringt? Manche Asketen und Brāhmanen, ihr Mönche, sagen und lehren: ›Wir finden kein Arg an der Lust.‹ Sie lassen der Lust freien Lauf, pflegen Umgang mit lockigen Nonnen und sagen: ›Warum haben doch jene lieben Asketen und Brāhmanen aus Vorsicht vor kommender Schreckniss Verleugnung der Lust gepredigt, Ueberwindung der Lust gelehrt? Süß ist die Umarmung mit dieser jungen, geschmeidigen, flaumigen Nonne!‹ So reden sie und lassen die Lust gewähren. Haben sie die Lust gewähren lassen, so gelangen sie bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil, und empfinden schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Dann sagen sie: ›Dieses Schreckliche da haben jene lieben Asketen und Brāhmanen vorausgesehn und Verleugnung der Lust gepredigt, Ueberwindung der Lust gelehrt: denn Lust ist der Grund, Lust 306 ist die Ursache, dass wir jetzt schmerzliche, brennende, stechende Gefühle empfinden!‹ »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn gegen Ende des Sommers ein kriechendes Schlinggewächs Frucht trüge, und es fiele ein Saamenkorn an die Wurzel eines Prachtbaumes. Da würde, ihr Mönche, die Gottheit die in dem Baume lebt, erschreckt und bestürzt, in Aufregung gerathen. Aber nun kämen, ihr Mönche, Freunde und Verwandte der Gottheit herbei, die Haingottheiten, die Waldgottheiten, die Baumgottheiten, alle die Götter die Kräuter, Gräser und Wipfel beleben versammelten sich und sprächen tröstend im Chore: ›Fürchte dich nicht, Lieber! Fürchte dich nicht, Lieber! Ganz sicher wird ja dieses Saamenkorn von einem Fasan verschlungen oder von einem Reh zerkaut oder bei einem Forstbrand vernichtet oder von Waldarbeitern aufgelesen oder von Termiten fortgeschleppt werden, oder es wird überhaupt nicht keimen.‹ Doch dieses Saamenkorn, ihr Mönche, würde weder von einem Fasan verschlungen noch von einem Reh zerkaut noch bei einem Forstbrand vernichtet noch von Waldarbeitern aufgelesen noch von Termiten fortgeschleppt werden, sondern würde keimen. Während der Regenzeit wände es sich empor, wüchse sich völlig aus, wäre Liane geworden, jung, geschmeidig, flaumig, Ranken treibend, und süchtig umklammerte diese den Prachtbaum. Da wäre nun, ihr Mönche, der Gottheit die in diesem Baume lebt also zu Muthe: ›Warum haben doch meine lieben Freunde und Verwandten, die Haingottheiten, die Waldgottheiten, die Baumgottheiten, die Götter der Kräuter, Gräser und Wipfel kommende Schreckniss vom Saamenkorne befürchtet und insgesammt also mir zugesprochen: ‚Fürchte dich nicht, Lieber! Fürchte dich nicht, Lieber! Ganz sicher wird ja dieses Saamenkorn von einem Fasan verschlungen oder von einem Reh zerkaut oder bei einem Forstbrand vernichtet oder von Waldarbeitern aufgelesen oder von Termiten fortgeschleppt werden, oder es wird überhaupt nicht keimen‘: süß ist es ja, von dieser jungen, geschmeidigen, flaumigen Liane umrankt zu werden!‹ Und sie schlängelte sich um den Prachtbaum herum, um den Prachtbaum herumgeschlängelt verzweigte sie sich oben, oben verzweigt wirkte sie einen Rankenschleier herab, und mit diesem Rankenschleier erstickte sie dann die mächtigen, mächtigen Stämme des Prachtbaumes. Da wäre nun, ihr Mönche, der Gottheit die in diesem Baume lebt also zu Muthe: ›Das ist das Schreckliche, das meine lieben Freunde und Verwandten, die Haingottheiten, die Waldgottheiten, die Baumgottheiten, die Götter der Kräuter, Gräser und Wipfel vorausgesehn haben, und desshalb haben sie mich alle zusammen trösten wollen: denn jenes Saamenkorn ist die Ursache, dass 307 ich schmerzliche, brennende, stechende Gefühle empfinde!‹ --: Ebenso nun auch, ihr Mönche, sagen und lehren da manche Asketen und Brāhmanen: ›Wir finden kein Arg an der Lust.‹ Sie lassen der Lust freien Lauf, pflegen Umgang mit lockigen Nonnen und sagen: ›Warum haben doch jene lieben Asketen und Brāhmanen aus Vorsicht vor kommender Schreckniss Verleugnung der Lust gepredigt, Ueberwindung der Lust gelehrt? Süß ist die Umarmung mit dieser jungen, geschmeidigen, flaumigen Nonne!‹ So reden sie und lassen die Lust gewähren. Haben sie die Lust gewähren lassen, so gelangen sie bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil, und empfinden schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Dann sagen sie: ›Dieses Schreckliche da haben jene lieben Asketen und Brāhmanen vorausgesehn und Verleugnung der Lust gepredigt, Ueberwindung der Lust gelehrt: denn Lust ist der Grund, Lust ist die Ursache, dass wir jetzt schmerzliche, brennende, stechende Gefühle empfinden!‹ Das nennt man, ihr Mönche, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl und künftiges Wehe bringt. »Was ist das aber, ihr Mönche, für eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe sowie künftiges Wehe bringt? Da ist einer, ihr Mönche, ein Unbekleideter, ein Ungebundener, ein Handverköster[35], kein Ankömmling, kein Abwärtling, gestattet keine Darreichung, keine Vergünstigung, keine Einladung, späht beim Empfangen des Almosens nicht nach dem Topfe, nicht nach der Schüssel, nicht über die Schwelle, nicht über das Gitter, nicht in den Kessel hinein, nimmt nicht von zu zweit Speisenden an, nicht von einer Schwangeren, nicht von einer Säugenden, nicht von einer, die vom Manne kommt, nicht von Beschmutzten, nicht wo ein Hund dabei steht, nicht wo Fliegen hin und her schwärmen, isst keinen Fisch, kein Fleisch, trinkt keinen Wein, kein gebranntes Wasser, keinen gegohrenen Haferschleim. Er geht zu einem Hause und begnügt sich mit einer handvoll Almosenspeise; geht zu zwei Häusern und begnügt sich mit zwei handvoll Almosenspeise; geht zu sieben Häusern und begnügt sich mit sieben handvoll Almosenspeise. Er fristet sein Leben durch die Mildthätigkeit von nur einer Spenderin, von nur zwei Spenderinen, von nur sieben Spenderinen. Er nimmt nur jeden ersten Tag Nahrung ein, nur jeden zweiten Tag, nur jeden siebenten Tag. Solcherart wechselnd beobachtet er streng diese bis auf einen halben Monat ausgedehnte Fastenübung. Oder er 308 lebt von Kräutern und Pilzen, von wildem Reis und Korn, von Saamen und Kernen, von Pflanzenmilch und Baumharz, von Gräsern, von Kuhmist, fristet sich von Wurzeln und Früchten des Waldes, lebt von abgefallenen Früchten. Auch trägt er das hänfene Hemd, trägt das härene Hemd, trägt einen Rock, geflickt aus den im Leichenhof und auf der Straße gefundenen Fetzen, hüllt sich in Lumpen, in Felle, in Häute, gürtet sich mit Flechten aus Gras, mit Flechten aus Rinde, mit Flechten aus Laub, birgt die Blöße unter pelzigem Schurze, unter borstigem Schurze, unter einem Eulenflügel. Und er rauft sich Haupt- und Barthaar aus, die Regel der Haar- und Bartausraufer befolgend; ist ein Stetigsteher, verwirft Sitz und Lager; ist ein Fersensitzer, übt die Zucht der Fersensitzer; ist Dornenseitiger und legt sich zur Seite auf ein Dornenlager; steigt allabendlich zum dritten Mal herab ins Büßerbad. So übt er sich gar vielfach in des Körpers inbrünstiger Schmerzensaskese. Der gelangt bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil. Das nennt man, ihr Mönche, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe sowie künftiges Wehe bringt. »Was ist das aber, ihr Mönche, für eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt? Da ist einer, ihr Mönche, von Natur aus heftigem Begehren geneigt, und das Begehren lässt ihn oft Schmerz und Quaal empfinden; ist von Natur aus heftigem Hasse geneigt, und der Hass lässt ihn oft Schmerz und Quaal empfinden; ist von Natur aus heftigem Wahne geneigt, und der Wahn lässt ihn oft Schmerz und Quaal empfinden. Und nur mit Schmerzen, nur mit Quaalen, nur unter bitteren Thränen kann er das lautere, reine Leben der Heiligkeit führen. Der gelangt bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in sälige Welt. Das nennt man, ihr Mönche, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt. »Und was für eine Lebensführung ist es, ihr Mönche, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt? Da ist einer, ihr Mönche, von Natur aus heftigem Begehren nicht geneigt, und das Begehren lässt ihn selten Schmerz und Quaal empfinden; ist von Natur aus heftigem Hasse nicht geneigt, und der Hass lässt ihn selten Schmerz und Quaal empfinden; ist von Natur aus heftigem Wahne nicht geneigt, und der Wahn lässt ihn 309 selten Schmerz und Quaal empfinden. Gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen weilt er in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt er die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. In heiterer Ruhe verweilt er gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt er die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Der gelangt bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in sälige Welt. Das nennt man, ihr Mönche, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt. Das sind, ihr Mönche, die vier Arten der Lebensführung.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 46. Fünfter Theil Sechste Rede DIE LEBENSFÜHRUNG -- II -- Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Die meisten Menschen, ihr Mönche, hegen das Verlangen, hegen den Wunsch, hegen die Absicht: ›Ach, möchte sich doch das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche mindern und das Ersehnte, Erwünschte, Erfreuliche mehren!‹ Und diesen Menschen, ihr Mönche, die solches Verlangen, solchen Wunsch, solche Absicht hegen, mehrt sich das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche, mindert sich das Ersehnte, Erwünschte, Erfreuliche. Was gebt ihr da, Mönche, als Grund an?« »Vom Erhabenen stammt unser Wissen, o Herr, vom Erhabenen geht 310 es aus, auf den Erhabenen geht es zurück. Gut wär’ es, o Herr, wenn nur der Erhabene jenen eigenthümlichen Umstand erklären wollte! Das Wort des Erhabenen werden wir bewahren.« »Wohlan denn, ihr Mönche, so höret und achtet wohl auf meine Rede.« »Gewiss, o Herr!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Da ist einer, ihr Mönche, ein unerfahrener gewöhnlicher Mensch, ohne Sinn für das Heilige, der heiligen Lehre unkundig, der heiligen Lehre unzugänglich, ohne Sinn für das Edle, der Lehre der Edlen unkundig, der Lehre der Edlen unzugänglich, kennt weder die zu pflegenden Dinge noch die nicht zu pflegenden Dinge, kennt weder die würdigen Dinge noch die nichtswürdigen Dinge. Unbekannt mit den zu pflegenden Dingen, unbekannt mit den nicht zu pflegenden Dingen, unbekannt mit den würdigen Dingen, unbekannt mit den nichtswürdigen Dingen pflegt er die nicht zu pflegenden Dinge und pflegt die zu pflegenden Dinge nicht, würdigt er die nichtswürdigen Dinge und würdigt die würdigen Dinge nicht. Und indem er nicht zu pflegende Dinge pflegt und zu pflegende Dinge nicht pflegt, nichtswürdige Dinge würdigt und würdige Dinge nicht würdigt mehrt sich das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche und mindert sich das Ersehnte, Erwünschte, Erfreuliche, und warum? Weil es eben also, ihr Mönche, geschehn muss, wenn einer unwissend ist. »Doch der erfahrene heilige Jünger, ihr Mönche, das Heilige verstehend, der heiligen Lehre kundig, der heiligen Lehre wohlzugänglich, das Edle verstehend, der Lehre der Edlen kundig, der Lehre der Edlen wohlzugänglich, kennt die zu pflegenden Dinge und kennt die nicht zu pflegenden Dinge, kennt die würdigen Dinge und kennt die nichtswürdigen Dinge. Bekannt mit den zu pflegenden Dingen, bekannt mit den nicht zu pflegenden Dingen, bekannt mit den würdigen Dingen, bekannt mit den nichtswürdigen Dingen pflegt er die nicht zu pflegenden Dinge nicht und pflegt die zu pflegenden Dinge, würdigt er die nichtswürdigen Dinge nicht und würdigt die würdigen Dinge. Und indem er nicht zu pflegende Dinge nicht pflegt und zu pflegende Dinge pflegt, nichtswürdige Dinge nicht würdigt und würdige Dinge würdigt, mindert sich das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche und mehrt sich das Ersehnte, Erwünschte, Erfreuliche, und warum? Weil es eben also, ihr Mönche, geschehn muss, wenn einer wissend ist. »Vier Arten der Lebensführung giebt es, ihr Mönche: welche vier? Die Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe sowie künftiges Wehe bringt, die Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl und 311 künftiges Wehe bringt, die Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt, und die Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt. »Was nun, ihr Mönche, die Lebensführung anlangt, die gegenwärtiges Wehe sowie künftiges Wehe bringt, so begreift diese der Unverständige nicht, erkennt nicht der Wahrheit gemäß: ›Das ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe sowie künftiges Wehe bringt.‹ Da er sie nicht begreift, nicht versteht, nicht der Wahrheit gemäß erkennt, pflegt er sie, entsagt ihr nicht. Und indem er sie pflegt und ihr nicht entsagt mehrt sich das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche und mindert sich das Ersehnte, Erwünschte, Erfreuliche, und warum? Weil es eben also, ihr Mönche, geschehn muss, wenn einer unwissend ist. »Was nun, ihr Mönche, die Lebensführung anlangt, die gegenwärtiges Wohl und künftiges Wehe bringt, so begreift diese der Unverständige nicht, erkennt nicht der Wahrheit gemäß: ›Das ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl und künftiges Wehe bringt.‹ Da er sie nicht begreift, nicht versteht, nicht der Wahrheit gemäß erkennt, pflegt er sie, entsagt ihr nicht. Und indem er sie pflegt und ihr nicht entsagt mehrt sich das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche und mindert sich das Ersehnte, Erwünschte, Erfreuliche, und warum? Weil es eben also, ihr Mönche, geschehn muss, wenn einer unwissend ist. »Was nun, ihr Mönche, die Lebensführung anlangt, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt, so begreift diese der Unverständige nicht, erkennt nicht der Wahrheit gemäß: ›Das ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt.‹ Da er sie nicht begreift, nicht versteht, nicht der Wahrheit gemäß erkennt, pflegt er sie nicht, entsagt ihr. Und indem er sie nicht pflegt und ihr entsagt mehrt sich das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche und mindert sich das Ersehnte, Erwünschte, Erfreuliche, und warum? Weil es eben also, ihr Mönche, geschehn muss, wenn einer unwissend ist. »Was nun, ihr Mönche, die Lebensführung anlangt, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt, so begreift diese der Unverständige nicht, erkennt nicht der Wahrheit gemäß: ›Das ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt.‹ Da er sie nicht begreift, nicht versteht, nicht der Wahrheit gemäß erkennt, pflegt er sie nicht, entsagt ihr. Und indem er sie nicht pflegt und ihr entsagt mehrt sich das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche 312 und mindert sich das Ersehnte, Erwünschte, Erfreuliche, und warum? Weil es eben also, ihr Mönche, geschehn muss, wenn einer unwissend ist. »Was nun, ihr Mönche, die Lebensführung anlangt, die gegenwärtiges Wehe sowie künftiges Wehe bringt, so begreift diese der Verständige, erkennt der Wahrheit gemäß: ›Das ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe sowie künftiges Wehe bringt.‹ Da er sie begreift, versteht, der Wahrheit gemäß erkennt, pflegt er sie nicht, entsagt ihr. Und indem er sie nicht pflegt und ihr entsagt mindert sich das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche und mehrt sich das Ersehnte, Erwünschte, Erfreuliche, und warum? Weil es eben also, ihr Mönche, geschehn muss, wenn einer wissend ist. »Was nun, ihr Mönche, die Lebensführung anlangt, die gegenwärtiges Wohl und künftiges Wehe bringt, so begreift diese der Verständige, erkennt der Wahrheit gemäß: ›Das ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl und künftiges Wehe bringt.‹ Da er sie begreift, versteht, der Wahrheit gemäß erkennt, pflegt er sie nicht, entsagt ihr. Und indem er sie nicht pflegt und ihr entsagt mindert sich das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche und mehrt sich das Ersehnte, Erwünschte. Erfreuliche, und warum? Weil es eben also, ihr Mönche, geschehn muss, wenn einer wissend ist. »Was nun, ihr Mönche, die Lebensführung anlangt, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt, so begreift diese der Verständige, erkennt der Wahrheit gemäß: ›Das ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt.‹ Da er sie begreift, versteht, der Wahrheit gemäß erkennt, pflegt er sie, entsagt ihr nicht. Und indem er sie pflegt und ihr nicht entsagt mindert sich das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche und mehrt sich das Ersehnte, Erwünschte, Erfreuliche, und warum? Weil es eben also, ihr Mönche, geschehn muss, wenn einer wissend ist. »Was nun, ihr Mönche, die Lebensführung anlangt, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt, so begreift diese der Verständige, erkennt der Wahrheit gemäß: ›Das ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt.‹ Da er sie begreift, versteht, der Wahrheit gemäß erkennt, pflegt er sie, entsagt ihr nicht. Und indem er sie pflegt und ihr nicht entsagt mindert sich das Unersehnte, Unerwünschte, Unerfreuliche und mehrt sich das Ersehnte, Erwünschte, Erfreuliche, und warum? Weil es eben also, ihr Mönche, geschehn muss, wenn einer wissend ist. »Wie ist aber, Mönche, die Lebensführung, die gegenwärtiges 313 Wehe sowie künftiges Wehe bringt? Da ist einer, ihr Mönche, unter Schmerzen und Quaalen ein Mörder und empfindet seines Mordes wegen Schmerzen und Quaalen, ist unter Schmerzen und Quaalen ein Dieb und empfindet seines Diebstahls wegen Schmerzen und Quaalen, ist unter Schmerzen und Quaalen ein Wüstling und empfindet seines Wüstens wegen Schmerzen und Quaalen, ist unter Schmerzen und Quaalen ein Lügner und empfindet seiner Lüge wegen Schmerzen und Quaalen, ist unter Schmerzen und Quaalen ein Verleumder und empfindet seiner Verleumdung wegen Schmerzen und Quaalen, ist unter Schmerzen und Quaalen barsch und empfindet seiner Barschheit wegen Schmerzen und Quaalen, ist unter Schmerzen und Quaalen geschwätzig und empfindet seiner Geschwätzigkeit wegen Schmerzen und Quaalen, ist unter Schmerzen und Quaalen selbstsüchtig und empfindet seiner Selbstsucht wegen Schmerzen und Quaalen, ist unter Schmerzen und Quaalen boshaft und empfindet seiner Bosheit wegen Schmerzen und Quaalen, ist unter Schmerzen und Quaalen falsch und empfindet seiner Falschheit wegen Schmerzen und Quaalen. Der gelangt bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil. Das nennt man, ihr Mönche, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe sowie künftiges Wehe bringt. »Wie ist aber, Mönche, die Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl und künftiges Wehe bringt? Da ist einer, ihr Mönche, mit Lust und Genügen ein Mörder und genießt seinen Mord mit Lust und Genügen, ist mit Lust und Genügen ein Dieb und genießt seinen Diebstahl mit Lust und Genügen, ist mit Lust und Genügen ein Wüstling und genießt sein Wüsten mit Lust und Genügen, ist mit Lust und Genügen ein Lügner und genießt seine Lüge mit Lust und Genügen, ist mit Lust und Genügen ein Verleumder und genießt seine Verleumdung mit Lust und Genügen, ist mit 314 Lust und Genügen barsch und genießt seine Barschheit mit Lust und Genügen, ist mit Lust und Genügen geschwätzig und genießt seine Geschwätzigkeit mit Lust und Genügen, ist mit Lust und Genügen selbstsüchtig und genießt seine Selbstsucht mit Lust und Genügen, ist mit Lust und Genügen boshaft und genießt seine Bosheit mit Lust und Genügen, ist mit Lust und Genügen falsch und genießt seine Falschheit mit Lust und Genügen. Der gelangt bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil. Das nennt man, ihr Mönche, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl und künftiges Wehe bringt. »Wie ist aber, Mönche, die Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt? Da hält sich einer, ihr Mönche, unter Schmerzen und Quaalen vom Morde zurück und seine Verwerfung des Mordes kostet ihn Schmerzen und Quaalen, hält sich unter Schmerzen und Quaalen vom Diebstahl zurück und seine Verwerfung des Diebstahls kostet ihn Schmerzen und Quaalen, hält sich unter Schmerzen und Quaalen vom Wüsten zurück und seine Verwerfung des Wüstens kostet ihn Schmerzen und Quaalen, hält sich unter Schmerzen und Quaalen vom Lügen zurück und seine Verwerfung des Lügens kostet ihn Schmerzen und Quaalen, hält sich unter Schmerzen und Quaalen vom Verleumden zurück und seine Verwerfung des Verleumdens kostet ihn Schmerzen und Quaalen, hält sich unter Schmerzen und Quaalen vom Barschsein zurück und seine Verwerfung der Barschheit kostet ihn Schmerzen und Quaalen, hält sich unter Schmerzen und Quaalen vom Schwatzen zurück und seine Verwerfung des Schwatzens kostet ihn Schmerzen und Quaalen, hält sich unter Schmerzen und Quaalen von der Selbstsucht zurück und seine Verwerfung der Selbstsucht kostet ihn Schmerzen und Quaalen, hält sich unter Schmerzen und Quaalen von der Bosheit zurück und seine Verwerfung der 315 Bosheit kostet ihn Schmerzen und Quaalen, ist unter Schmerzen und Quaalen wahrhaft und seine Wahrhaftigkeit kostet ihn Schmerzen und Quaalen. Der gelangt bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in sälige Welt. Das nennt man, ihr Mönche, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt. »Und wie ist, ihr Mönche, die Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt? Da hält sich einer, ihr Mönche, mit Lust und Genügen vom Morde zurück und seine Verwerfung des Mordes gewährt ihm Lust und Genügen, hält sich mit Lust und Genügen vom Diebstahl zurück und seine Verwerfung des Diebstahls gewährt ihm Lust und Genügen, hält sich mit Lust und Genügen vom Wüsten zurück und seine Verwerfung des Wüstens gewährt ihm Lust und Genügen, hält sich mit Lust und Genügen von der Lüge zurück und seine Verwerfung der Lüge gewährt ihm Lust und Genügen, hält sich mit Lust und Genügen vom Verleumden zurück und seine Verwerfung des Verleumdens gewährt ihm Lust und Genügen, hält sich mit Lust und Genügen vom Barschsein zurück und seine Verwerfung der Barschheit gewährt ihm Lust und Genügen, hält sich mit Lust und Genügen vom Schwatzen zurück und seine Verwerfung des Schwatzens gewährt ihm Lust und Genügen, hält sich mit Lust und Genügen von der Selbstsucht zurück und seine Verwerfung der Selbstsucht gewährt ihm Lust und Genügen, hält sich mit Lust und Genügen von der Bosheit zurück und seine Verwerfung der Bosheit gewährt ihm Lust und Genügen, ist mit Lust und Genügen wahrhaft und seine Wahrhaftigkeit gewährt ihm Lust und Genügen. Der gelangt bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in sälige Welt. Das nennt man, ihr Mönche, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt. Das sind, ihr Mönche, die vier Arten der Lebensführung. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn man eine Kürbissflasche da hätte, mit Gift versetzt, und es käme ein Mann herbei, der leben, nicht sterben will, der Wohlsein wünscht und Wehe verabscheut, und man spräche also zu ihm: ›Lieber Mann, diese Kürbissflasche ist mit Gift versetzt: wenn du willst, so 316 trinke. Aber dieser Trank wird dir nicht behagen, weder an Farbe, noch an Geruch und Geschmack, und nach dem Genusse wirst du sterben oder tödtliche Schmerzen erleiden.‹ Doch unbesonnen tränke er ihn, wiese ihn nicht zurück. Und der Trank behagte ihm weder an Farbe noch an Geruch und Geschmack, und nachdem er ihn getrunken, stürbe er oder erlitte tödtliche Schmerzen: -- Dem zu vergleichen, sag’ ich, ihr Mönche, ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe sowie künftiges Wehe bringt. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn man eine Trinkschaale da hätte, mit schönem, duftendem, wohlschmeckendem Inhalte, aber mit Gift versetzt, und es käme ein Mann herbei, der leben, nicht sterben will, der Wohlsein wünscht und Wehe verabscheut, und man spräche also zu ihm: ›Lieber Mann, diese Trinkschaale birgt schönes, duftendes, wohlschmeckendes Nass, ist aber mit Gift versetzt: wenn du willst, so trinke. Zwar wird dir der Trank behagen, an Farbe, Duft und Wohlgeschmack, aber nach dem Genusse wirst du sterben oder tödtliche Schmerzen erleiden.‹ Doch unbesonnen tränke er ihn, wiese ihn nicht zurück. Und der Trank behagte ihm zwar an Farbe, Duft und Wohlgeschmack, nachdem er ihn aber getrunken, stürbe er oder erlitte tödtliche Schmerzen: -- Dem zu vergleichen, sag’ ich, ihr Mönche, ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl und künftiges Wehe bringt. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn man faulen Urin da hätte, mit mancherlei Heilkräutern versetzt, und es käme ein Mann herbei, der die Gelbsucht hat, und man spräche also zu ihm: ›Lieber Mann, dieser faule Urin ist mit mancherlei Heilkräutern versetzt: wenn du willst, so trinke. Der Trank wird dir freilich nicht behagen, weder an Farbe noch an Geruch und Geschmack, aber der Genuss wird dir wohlbekommen.‹ Und besonnen tränke er ihn, wiese ihn nicht zurück. Und der Trank behagte ihm freilich weder an Farbe noch an Geruch und Geschmack, nachdem er ihn aber getrunken, würde ihm wohl: -- Dem zu vergleichen, sag’ ich, ihr Mönche, ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn man Rahm und Honig, Butteröl und Zucker da hätte, innig vermischt, und es käme ein Mann herbei, der an Blutbrechen litte, und man spräche also zu ihm: ›Lieber Mann, hier ist Rahm und Honig, Butteröl und Zucker, 317 innig vermischt: wenn du willst, so trinke. Dieser Trank wird dir an Farbe, Duft und Geschmack eben recht sein, und der Genuss wird dir wohlthun.‹ Und besonnen tränke er ihn, wiese ihn nicht zurück. Und der Trank wär’ ihm eben recht an Farbe, Duft und Geschmack, und nachdem er ihn getrunken, würde ihm wohl: -- Dem zu vergleichen, sag’ ich, ihr Mönche, ist eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt. »Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn im letzten Monat der Regenzeit, im Herbste, nach Zerstreuung und Vertreibung der wasserschwangeren Wolken die Sonne am Himmel aufgeht und alle Nebel der Lüfte strahlend verscheucht und flammt und leuchtet: ebenso nun auch, ihr Mönche, erscheint da diese Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt, und verscheucht strahlend die Redereien gewöhnlicher Büßer und Priester und flammt und leuchtet.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 47. Fünfter Theil Siebente Rede DER FORSCHER Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Ein forschender Mönch, ihr Mönche, der seines Nächsten Gemüthsart versteht, soll beim Vollendeten die Prüfung anstellen: ›Ist er der vollkommen Erwachte, oder ist er es nicht?‹ Darüber muss er sich klar werden.« »Vom Erhabenen stammt unser Wissen, o Herr, vom Erhabenen geht es aus, auf den Erhabenen geht es zurück. Gut wär’ es, o Herr, wenn doch der Erhabene den Sinn dieser Rede erläutern wollte! Das Wort des Erhabenen werden wir bewahren.« »Wohlan denn, ihr Mönche, so höret und achtet wohl auf meine Rede.« »Gern, o Herr!« erwiderten da aufmerksam jene Mönche dem 318 Erhabenen. Der Erhabene sprach also: »Ein forschender Mönch, ihr Mönche, der seines Nächsten Gemüthsart versteht, soll bei zwei Dingen den Vollendeten prüfen, bei den sichtbaren und bei den hörbaren Dingen: ›Die unsauberen Dinge, die sichtbar und hörbar sind, finden sich die beim Vollendeten, oder finden sie sich nicht?‹ Und indem er ihn prüft erkennt er: ›Die unsauberen Dinge, die sichtbar und hörbar sind, die finden sich nicht beim Vollendeten.‹ Und wenn er ihn prüfend also erkannt hat, dann prüft er ihn weiter: ›Die wechselvollen Dinge, die sichtbar und hörbar sind, finden sich die beim Vollendeten, oder finden sie sich nicht?‹ Und indem er ihn prüft erkennt er: ›Die wechselvollen Dinge, die sichtbar und hörbar sind, die finden sich nicht beim Vollendeten.‹ Und wenn er ihn prüfend also erkannt hat, dann prüft er ihn weiter: ›Die abgeklärten Dinge, die sichtbar und hörbar sind, finden sich die beim Vollendeten, oder finden sie sich nicht?‹ Und indem er ihn prüft erkennt er: ›Die abgeklärten Dinge, die sichtbar und hörbar sind, die finden sich beim Vollendeten‹: Und wenn er ihn prüfend also erkannt hat, dann prüft er ihn weiter: ›Ist es schon lange her, dass der Ehrwürdige diese treffliche Satzung entdeckt hat, oder ist es eben erst geschehn?‹ Und indem er ihn prüft erkennt er: ›Lang’ ist es her, dass der Ehrwürdige diese treffliche Satzung entdeckt hat, nicht ist der Ehrwürdige eben erst dazu gekommen.‹ Und wenn er ihn prüfend also erkannt hat, dann prüft er ihn weiter: ›Zu Ansehn ist der Ehrwürdige gelangt, ist ein berühmter Mönch geworden: da wird sich manches Elend bei ihm finden.‹ Denn desshalb kann man nicht bei einem Mönch, ihr Mönche, Elend finden, weil er kein Ansehn, keinen Ruhm gewonnen hat: ist aber erst ein Mönch, ihr Mönche, angesehn, berühmt geworden, dann stellt sich manches Elend bei ihm ein. Und indem er ihn prüft erkennt er: ›Zu Ansehn ist der Ehrwürdige gelangt, ist ein 319 berühmter Mönch geworden, doch lässt sich da kein Elend bei ihm finden.‹ Und wenn er ihn prüfend also erkannt hat, dann prüft er ihn weiter: ›Ist der Ehrwürdige ohne Fürchten beschwichtigt, ist der Ehrwürdige nicht aus Fürchten beschwichtigt? Pflegt der Ehrwürdige, verlangensledig, keiner Lust, versiegten Verlangens?‹ Und indem er ihn prüft erkennt er: ›Ohne Fürchten beschwichtigt ist der Ehrwürdige, nicht ist der Ehrwürdige aus Fürchten beschwichtigt: verlangensledig pflegt er keiner Lust, versiegten Verlangens.‹ Wenn man nun diesen Mönch, ihr Mönche, fragte: ›Was für Anhalt, was für Anlass hat wohl der ehrwürdige Bruder, also zu sprechen ‚Ohne Fürchten beschwichtigt ist jener Ehrwürdige, nicht ist jener Ehrwürdige aus Fürchten beschwichtigt: verlangensledig pflegt er keiner Lust, versiegten Verlangens‘‹, so würde der Mönch, ihr Mönche, rechten Bescheid also geben: ›Der Gleiche ist jener Ehrwürdige, ob er unter den Jüngern weilt oder allein, und sanfte Gesellen und rauhe Gesellen, wie sie da sind, die Häupter des Ordens, Erdensöhne und Erdenüberwinder: keinen schätzt jener Ehrwürdige darum gering. Und vom Munde des Erhabenen hab’ ich es gehört, von seinem Munde vernommen: ‚Beschwichtigt bin ich ohne Fürchten, Nicht bin aus Fürchten ich beschwichtigt: Verlangensledig lustentpflegt Ist was Verlangen war versiegt.‘‹ »Und nun, ihr Mönche, ist noch der Vollendete selbst zu befragen: ›Die unsauberen Dinge, die sichtbar und hörbar sind, finden sich die beim Vollendeten, oder finden sie sich nicht?‹ Der Bescheid, ihr Mönche, den der Vollendete gäbe, wäre dieser: ›Die unsauberen Dinge, die sichtbar und hörbar sind, die finden sich nicht beim Vollendeten.‹ ›Die wechselvollen Dinge, die sichtbar und hörbar sind, finden sich die beim Vollendeten, oder finden sie sich nicht?‹ Der Bescheid, ihr Mönche, den der Vollendete gäbe, wäre dieser: ›Die wechselvollen Dinge, die sichtbar und hörbar sind, die finden sich nicht beim Vollendeten.‹ ›Die abgeklärten Dinge, die sichtbar und hörbar sind, finden sich die beim Vollendeten, oder finden sie sich nicht?‹ Der Bescheid, ihr Mönche, den der Vollendete gäbe, wäre dieser: ›Die abgeklärten Dinge, die sichtbar und hörbar sind, die finden sich beim Vollendeten, Meine Spuren sind es nur, Meine Bahnen nur, Aber ich bin andrer Art.‹ »Einen Meister, ihr Mönche, der also spricht, mag der Jünger wohl aufsuchen, seine Satzung zu hören. Und der Meister legt ihm die Satzung dar, weit und weiter, innig und inniger, mit ihren Theilen von dunkel und licht. Wie nun der Meister die Satzung darlegt, weit und weiter, innig und inniger, mit ihren Theilen von dunkel und licht, wird sie dem Jünger 320 klarer und klarer, und Satz um Satz erschließt sich ihm, und er erkennt den Meister: ›Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft.‹ Wenn man nun diesen Mönch, ihr Mönche, fragte: ›Was für Anhalt, was für Anlass hat aber der Ehrwürdige, zu sagen ‚Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft‘‹, so würde der Mönch, ihr Mönche, rechten Bescheid also geben: ›Ich war da, Brüder, zum Erhabenen gegangen, seine Satzung zu hören. Und der Erhabene legte mir die Satzung dar, weit und weiter, innig und inniger, mit ihren Theilen von dunkel und licht. Wie mir nun da der Erhabene die Satzung darlegte, weit und weiter, innig und inniger, mit ihren Theilen von dunkel und licht, ward sie mir klarer und klarer, und Satz um Satz erschloss sich mir, und ich erkannte den Meister: Vollkommen erwacht ist der Erhabene, wohlkundgethan vom Erhabenen die Satzung, wohlvertraut die Jüngerschaft.‹ »Bei wem da, ihr Mönche, Zuversicht zum Vollendeten mit solchem Anhalt, auf solche Weise, unter solchen Umständen Boden gefunden, Wurzel geschlagen, standgehalten hat: die wird, ihr Mönche, Zuversicht des Anhalts genannt, in der Anschauung wurzelnd, stark, und kein Büßer oder Priester, kein Gott und kein Teufel, kein Brahmā noch irgendeiner in der Welt kann sie ausroden. »Das ist die Art, ihr Mönche, wie man beim Vollendeten die Satzung prüft, und das ist die Art, wie der Vollendete der Satzung gemäß wohl geprüft wird.« * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 48. Fünfter Theil Achte Rede VOR KOSAMBĪ Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Kosambī, in der Gartenstiftung. Zu jener Zeit nun war unter den Mönchen von Kosambī Zank und Streit ausgebrochen, sie haderten mit einander und scharfe Wortgefechte fanden statt. Sie konnten sich nicht versöhnen und wiesen eine Versöhnung ab, sie konnten sich nicht verständigen und blieben der Verständigung unzugänglich. Da begab sich nun einer der Mönche zum Erhabenen, begrüßte den 321 Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach jener Mönch zum Erhabenen also: »Es ist da, o Herr, unter den Kosambiyer Mönchen Zank und Streit ausgebrochen, sie hadern mit einander und scharfe Wortgefechte finden statt. Sie können sich nicht versöhnen und weisen eine Versöhnung ab, sie können sich nicht verständigen und bleiben der Verständigung unzugänglich.« Da gab nun der Erhabene einem Mönche den Auftrag: »Geh’, lieber Mönch, und sag’ in meinem Namen jenen Mönchen: Der Meister lässt euch Ehrwürdige rufen.« »Gut, o Herr!« erwiderte der Mönch dem Erhabenen und begab sich zu jenen Mönchen. Dort angelangt sprach er also zu ihnen: »Der Meister lässt euch Ehrwürdige rufen.« »Wohl, Bruder, wir kommen!« sagten jene Mönche und begaben sich dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. Zu den dort Sitzenden sprach nun der Erhabene also: »Ist es wahr, wie man sagt, dass unter euch Mönchen Zank und Streit ausgebrochen sei, dass ihr mit einander hadert und scharfe Wortgefechte führt? Dass ihr euch nicht versöhnen könnt und eine Versöhnung zurückweist, dass ihr euch nicht verständigen könnt und der Verständigung unzugänglich bleibt?« »Allerdings, o Herr!« »Was meint ihr nun, Mönche: zu einer Zeit wo ihr unter einander in Zank, Streit und Hader liegt und euch mit scharfer Rede angreift, dient ihr wohl zu einer solchen Zeit eueren Ordensbrüdern mit liebevoller That, so offen als verborgen, mit liebevollem Wort, so offen als verborgen, mit liebevollem Herzen, so offen als verborgen?« »Freilich nicht, o Herr!« »So ist es klar, Mönche, dass ihr zu einer solchen Zeit eueren Ordensbrüdern weder mit liebevoller That dienet, so offen als verborgen, noch mit liebevollem Worte, so offen als verborgen, noch mit liebevollem Herzen, so offen als verborgen. Was wollt ihr also, Bethörte, was bezweckt ihr, was beabsichtigt ihr mit euerem Zanken, Streiten und Hadern, mit eurer scharfen Rede, 322 mit eurer Unversöhnlichkeit und Unverständigkeit? Das wird euch Bethörten lange zum Unheil, zum Leiden gereichen.« Und der Erhabene wandte sich nun an die Mönche: »Sechs Dinge giebt es, ihr Mönche, nicht zu vergessende, hoch und hehr gehaltene, die zum allgemeinen Verträgniss, zum Frieden, zur Eintracht führen: und welche sind das? Da dient, ihr Mönche, ein Mönch seinen Ordensbrüdern mit liebevoller That, so offen als verborgen. Das ist eines der nicht zu vergessenden, hoch und hehr gehaltenen Dinge, das zum allgemeinen Verträgniss, zum Frieden, zur Eintracht führt. Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch dient seinen Ordensbrüdern mit liebevollem Worte, so offen als verborgen. Auch das ist eines der nicht zu vergessenden, hoch und hehr gehaltenen Dinge, das zum allgemeinen Verträgniss, zum Frieden, zur Eintracht führt. Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch dient seinen Ordensbrüdern mit liebevollem Herzen, so offen als verborgen. Auch das ist eines der nicht zu vergessenden, hoch und hehr gehaltenen Dinge, das zum allgemeinen Verträgniss, zum Frieden, zur Eintracht führt. Weiter sodann, ihr Mönche: wenn der Mönch Gaben empfängt, Ordenspenden, so theilt er sie nicht nach Belieben, sondern bis auf die Brocken in seiner Almosenschaale nach dem Maaße der bewährten Brüder des Ordens. Auch das ist eines der nicht zu vergessenden, hoch und hehr gehaltenen Dinge, das zum allgemeinen Verträgniss, zum Frieden, zur Eintracht führt. Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch bewahrt die Ordenspflichten, ungebrochen, unverletzt, ungemustert, ungesprenkelt, aus freiem Entschlusse, als von Verständigen gepriesen, nicht angetastet, zur Vertiefung tauglich, er übt diese Pflichten gleich seinen Ordensbrüdern, so offen als verborgen. Auch das ist eines der nicht zu vergessenden, hoch und hehr gehaltenen Dinge, das zum allgemeinen Verträgniss, zum Frieden, zur Eintracht führt. Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch hat jene Ansicht, die heilige, ausreichende, die dem Grübler zur völligen Leidensversiegung ausreicht, jene Ansicht hat er mit seinen Ordensbrüdern gemeinsam bewahrt, so offen als verborgen. Auch das ist eines der nicht zu vergessenden, hoch und hehr gehaltenen Dinge, das zum allgemeinen Verträgniss, zum Frieden, zur Eintracht führt. »Das aber, Mönche, sind die sechs Dinge, nicht zu vergessende, hoch und hehr gehaltene, die zum allgemeinen Verträgniss, zum Frieden, zur Eintracht führen. Und von diesen sechs Dingen, ihr Mönche, die nicht zu vergessen sind, ist eines das beste, eines der Inbegriff, eines alles zusammen: es ist jene Ansicht, die heilige ausreichende, die dem Grübler zur völligen Leidensversiegung ausreicht. Gleichwie etwa, Mönche, bei einem Thurme eines das beste, eines der Inbegriff, eines alles zusammen ist, nämlich die Zinne: ebenso nun auch, ihr 323 Mönche, ist bei diesen sechs Dingen, den nicht zu vergessenden, eines das beste, eines der Inbegriff, eines alles zusammen: jene Ansicht, die heilige, ausreichende, die dem Grübler zur völligen Leidensversiegung ausreicht. »Wie reicht nun, ihr Mönche, jene Ansicht, die heilige, ausreichende, dem Grübler zur völligen Leidensversiegung aus? Da geht, ihr Mönche, der Mönch in den Wald, oder an einen Baum, oder in leere Klause, und erforscht sich also: ›Ist wohl in mir noch eine Umspinnung, die mein Herz derart umsponnen hat, dass ich nicht klar und richtig denken und sehn kann?‹ Wenn ein Mönch, ihr Mönche, gierumsponnen ist, so ist sein Herz eben umsponnen. Wenn ein Mönch, ihr Mönche, hassumsponnen ist, so ist sein Herz eben umsponnen. Wenn ein Mönch, ihr Mönche, trägheitumsponnen ist, so ist sein Herz eben umsponnen. Wenn ein Mönch, ihr Mönche, stolzumsponnen ist, so ist sein Herz eben umsponnen. Wenn ein Mönch, ihr Mönche, zweifelumsponnen ist, so ist sein Herz eben umsponnen. Wenn ein Mönch, ihr Mönche, dieser Welt nachhängt, so ist sein Herz eben umsponnen. Wenn ein Mönch, ihr Mönche, jener Welt nachhängt, so ist sein Herz eben umsponnen. Wenn ein Mönch, ihr Mönche, Zank und Streit liebt, hadert, sich in scharfe Reden einlässt, so ist sein Herz eben umsponnen. Er aber erkennt: ›Es ist keine Umspinnung in mir, die mein Herz derart umsponnen hätte, dass ich nicht klar und richtig denken und sehn könnte. Wohl empfänglich ist mein Sinn, die Wahrheiten zu fassen.‹ Das ist die erste Wissenschaft, die er gewonnen hat, eine heilige, überweltliche, mit gewöhnlichen Begriffen unvereinbare. »Weiter sodann, ihr Mönche: der heilige Jünger erforscht sich also: ›Weil ich nun jene Ansicht hege und pflege und ausbilde, gelang’ ich da zur eigenen Ebbung, gelang’ ich da zur eigenen Erlöschung?‹ Und er erkennt: ›Weil ich jene Ansicht hege und pflege und ausbilde gelang’ ich zur eigenen Ebbung, gelang’ ich zur eigenen Erlöschung.‹ Das ist die zweite Wissenschaft, die er gewonnen hat, eine heilige, überweltliche, mit gewöhnlichen Begriffen unvereinbare. »Weiter sodann, ihr Mönche: der heilige Jünger erforscht sich also: ›Jene Ansicht, die ich mir angeeignet habe, kann die wohl auch außerhalb dieser Regel von einem anderen Asketen oder Priester ganz ebenso gefunden werden?‹ Und er erkennt: ›Jene Ansicht, die ich mir angeeignet habe, die kann nicht außerhalb dieser Regel von einem anderen Asketen oder Priester ganz ebenso gefunden werden.‹ Das ist die dritte Wissenschaft, die 324 er gewonnen hat, eine heilige, überweltliche, mit gewöhnlichen Begriffen unvereinbare. »Weiter sodann, ihr Mönche: der heilige Jünger erforscht sich also: ›Jene Art, die der Ansichtvertraute erworben hat, habe auch ich sie mir erworben?‹ Was für eine Art aber ist es, ihr Mönche, die der Ansichtvertraute erworben hat? Die Art des Ansichtvertrauten, ihr Mönche, ist diese: hat er irgendwie eine Uebertretung begangen, die gesühnt werden muss, so geht er alsbald zum Meister oder zu erfahrenen Ordensbrüdern, bekennt seine Schuld, deckt sie auf, legt sie dar, und hat er sie bekannt gemacht, aufgedeckt, dargelegt, so hütet er sich künftighin. Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein zarter Knabe, ein unvernünftiger Säugling, mit der Hand oder mit dem Fuße von ungefähr auf glühende Kohlen stoßend rasch zurückfährt: ebenso nun auch, ihr Mönche, ist es die Art des Ansichtvertrauten, dass er eine irgendwie begangene Uebertretung, die er sühnen muss, alsbald dem Meister oder erfahrenen Ordensbrüdern bekannt giebt, aufdeckt, darlegt und sich künftighin hütet. Und er erkennt: ›Jene Art, die der Ansichtvertraute erworben hat, die habe auch ich mir erworben.‹ Das ist die vierte Wissenschaft, die er gewonnen hat, eine heilige, überweltliche, mit gewöhnlichen Begriffen unvereinbare. »Weiter sodann, ihr Mönche: der heilige Jünger erforscht sich also: ›Jene Art, die der Ansichtvertraute erworben hat, habe auch ich sie mir erworben?‹ Was für eine Art aber ist es, ihr Mönche, die der Ansichtvertraute erworben hat? Die Art des Ansichtvertrauten, ihr Mönche, ist diese: haben die Ordensbrüder irgendwie da oder dort Obliegenheiten auf sich zu nehmen, so ist er mit Eifer dabei, und innig ist er bemüht hohe Tugend zu pflegen, hohen Sinn zu pflegen, hohe Weisheit zu pflegen. Gleichwie etwa, ihr Mönche, eine junge Mutterkuh die Hürde durchbricht und ihr Kälblein aufsucht: ebenso nun auch, ihr Mönche, ist es die Art des Ansichtvertrauten, dass er mit Eifer an allen Obliegenheiten der Ordensbrüder theilnimmt und innig bemüht ist hohe Tugend zu pflegen, hohen Sinn zu pflegen, hohe Weisheit zu pflegen. Und er erkennt: ›Jene Art, die der Ansichtvertraute erworben hat, die habe auch ich mir erworben.‹ Das ist die fünfte Wissenschaft, die er gewonnen hat, eine heilige, überweltliche, mit gewöhnlichen Begriffen unvereinbare. »Weiter sodann, ihr Mönche: der heilige Jünger erforscht sich 325 also: ›Jene Kraft, die der Ansichtvertraute erworben hat, habe auch ich sie mir erworben?‹ Was für eine Kraft aber ist es, ihr Mönche, die der Ansichtvertraute erworben hat? Das ist die Kraft, ihr Mönche, des Ansichtvertrauten, dass er bei der Darlegung der Lehre und Ordnung des Vollendeten achtsam, aufmerksam, mit ganzem Gemüthe hingegeben, offenen Ohres die Lehre hört. Und er erkennt: ›Jene Kraft, die der Ansichtvertraute erworben hat, die habe auch ich mir erworben.‹ Das ist die sechste Wissenschaft, die er gewonnen hat, eine heilige, überweltliche, mit gewöhnlichen Begriffen unvereinbare. »Weiter sodann, ihr Mönche: der heilige Jünger erforscht sich also: ›Jene Kraft, die der Ansichtvertraute erworben hat, habe auch ich sie mir erworben?‹ Was für eine Kraft aber ist es, ihr Mönche, die der Ansichtvertraute erworben hat? Das ist die Kraft, ihr Mönche, des Ansichtvertrauten, dass er bei der Darlegung der Lehre und Ordnung des Vollendeten zum Verständniss des Sinnes, zum Verständniss der Lehre, zum verständnissvollen Genusse der Lehre gelangt. Und er erkennt: ›Jene Kraft, die der Ansichtvertraute erworben hat, die habe auch ich mir erworben.‹ Das ist die siebente Wissenschaft, die er gewonnen hat, eine heilige, überweltliche, mit gewöhnlichen Begriffen unvereinbare. »Der also siebenfach gefeite heilige Jünger, ihr Mönche, hat seine Art genugsam geprüft, um das Ziel seiner Hörerschaft zu erwirken. Der also siebenfach gefeite heilige Jünger, ihr Mönche, hat das Ziel seiner Hörerschaft gefunden.«[36] * * * * * Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. 49. Fünfter Theil Neunte Rede BRAHMĀS HEIMSUCHUNG Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei 326 Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« -- »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also: »Eines Tages, ihr Mönche, weilte ich da bei Ukkaṭṭhā, im Lustwalde, am Fuße eines Königsbaumes. Damals aber, ihr Mönche, war der Brahmā Bako[37] zu der falschen Ansicht gekommen: ›Hier ist das Ewige, hier das Beharrende, Immerwährende, hier ist Unauflösbarkeit und Unvergänglichkeit: denn hier herrscht kein Geborenwerden und Altern, kein Sterben und Vergehn und Wiedererscheinen; und es giebt keine andere, höhere Freiheit als diese.‹ »Und ich erkannte, ihr Mönche, des Brahmās Bako Gedanken, und gleichwie etwa ein kräftiger Mann den eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehn mag, ebenso verschwand ich da von Ukkaṭṭhā, aus dem Lustwalde, vom Fuße des Königsbaumes, und erschien in jener Brahmawelt. Da sah mich, ihr Mönche, der Brahmā Bako wie von ferne herankommen, und nachdem er mich gesehn sprach er also zu mir: ›Heil, o Würdiger, willkommen, Würdiger! Lange schon hab’ ich die Hoffnung gehegt, der Würdige werde hierherkommen. Denn hier, Würdiger, ist das Ewige, hier das Beharrende, Immerwährende, hier ist Unauflösbarkeit und Unvergänglichkeit: hier herrscht kein Geborenwerden und Altern, kein Sterben und Vergehn und Wiedererscheinen; und eine andere, höhere Freiheit als diese giebt es nicht.‹ »Hierauf, ihr Mönche, erwiderte ich dem Brahmā Bako: ›Verblendet, wahrlich, ist der liebe Brahmā Bako, verblendet, wahrlich, ist der liebe Brahmā Bako, da er ja was eben nicht ewig ist als ewig bezeichnen will, was eben nicht beharrend ist als beharrend bezeichnen will, was eben dauerlos ist als immerwährend bezeichnen will, was eben auflösbar ist als unauflösbar bezeichnen will, was eben vergänglich ist als unvergänglich bezeichnen will, und nun von dem, was da geboren wird und altert, stirbt und vergeht und wiedererscheint, behauptet, dass es nicht geboren werde, nicht altere, nicht sterbe und vergehe und wiedererscheine, dann aber jene andere, höhere Freiheit, die es giebt, leugnet.‹ »Da fuhr nun, ihr Mönche, Māro der Böse in einen der Götter vom Gefolge Brahmās und sprach also aus ihm: ›Mönchlein, Mönchlein! Hüte dich vor diesem, hüte dich vor diesem: das ist ja Brahmā, o Mönch, der Große Brahmā, der Uebermächtige, der 327 Unübermächtigte, der Allsehende, der Gebieter, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein wird. Schon vor dir, o Mönch, gab es in der Welt Asketen und Priester, die Erdenfeinde waren, Erdenverächter, die Wasserfeinde waren, Wasserverächter, die Feuerfeinde waren, Feuerverächter, die Luftfeinde waren, Luftverächter, die Naturfeinde waren, Naturverächter, die Götterfeinde waren, Götterverächter, die Feinde des Herrn der Zeugung waren, Verächter des Herrn der Zeugung, die Feinde Brahmās waren, Verächter Brahmās: diese gelangten bei der Auflösung des Körpers, nach verbrauchter Lebenskraft, zu verstoßenen Daseinsarten. Und es gab vor dir, o Mönch, Asketen und Priester in der Welt, die Erdenfreunde waren, Erdenliebhaber, die Wasserfreunde waren, Wasserliebhaber, die Feuerfreunde waren, Feuerliebhaber, die Luftfreunde waren, Luftliebhaber, die Naturfreunde waren, Naturliebhaber, die Götterfreunde waren, Götterliebhaber, die Freunde des Herrn der Zeugung waren, Liebhaber des Herrn der Zeugung, die Freunde Brahmās waren, Liebhaber Brahmās: diese gelangten bei der Auflösung des Körpers, nach verbrauchter Lebenskraft, zu erlesenen Daseinsarten. Und so rath’ ich dir denn, o Mönch: hab’ Acht, Würdiger! Was dir Brahmā gesagt hat, das lass’ dir gesagt sein, auf dass du nicht dem Worte Brahmās widersprechest! Wenn du, o Mönch, dem Worte Brahmās widersprechen wolltest, so wär’ es als ob ein Mann an einen Felsen träte und mit einem Stabe dagegen schlüge, oder als ob, o Mönch, ein Mann, in einen Höllenabgrund stürzend, mit Händen und Füßen Boden zu fassen suchte: ganz ebenso, o Mönch, würd’ es dir hier ergehn. Hab’ Acht, Würdiger! Was dir Brahmā gesagt hat, das lass’ dir gesagt sein, auf dass du nicht dem Worte Brahmās widersprechest! Siehst, Mönchlein, du nicht rings umher Den Götterkreis der Brahmawelt?‹ »Mit diesen Worten, ihr Mönche, führte mich Māro der Böse in den Kreis der Brahmagötter. Ich aber, ihr Mönche, sprach also zu Māro dem Bösen: ›Wohl kenn’ ich dich, Böser, lass’ die Hoffnung fahren: ‚Er kennt mich nicht‘, Māro bist du, der Böse. Und dieser Brahmā da, Böser, und diese Brahmagötter, und diese Brahmaschaaren: alle sind sie in deiner Hand, alle sind sie in deiner Willkür. Du freilich, Böser, denkst nun: ‚Auch der soll in meiner Hand sein, auch der soll in meiner Willkür sein!‘ Ich aber, Böser, stehe nicht in deiner Hand und stehe nicht in deiner Willkür.‹ »Auf diese Worte, ihr Mönche, sprach der Brahmā Bako also zu mir: ›Ich nun, Würdiger, halte für ewig was eben ewig ist, halte für beharrend was eben beharrend ist, halte für 328 immerwährend was eben immerwährend ist, halte für unauflösbar was eben unauflösbar ist, halte für unvergänglich was eben unvergänglich ist; und wo kein Geborenwerden und Altern, kein Sterben und Vergehn und Wiedererscheinen ist, da sag’ ich eben: hier, wahrlich, herrscht kein Geborenwerden und Altern, kein Sterben und Vergehn und Wiedererscheinen; und weil es keine andere, höhere Freiheit giebt, desshalb sag’ ich: es giebt keine andere, höhere Freiheit. Vor dir, o Mönch, waren schon Asketen und Priester in der Welt, die sich die ganze Spanne Zeit eueres Lebens einzig der Kasteiung hingegeben hatten: die mochten vielleicht wissen, ob es eine andere, höhere Freiheit giebt oder nicht giebt. Darum lass’ dir, o Mönch, bedeutet sein: du wirst eine andere, höhere Freiheit gewiss nicht entdecken, und wenn du dir auch noch so viel Mühe und Quaal gäbest. Nimmst du, o Mönch, die Erde zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, das Wasser zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, das Feuer zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, die Luft zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, die Natur zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, die Götter zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, den Herrn der Zeugung zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen; nimmst du, o Mönch, den Brahmā zum Stützpunkt, so hast du mich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, musst mir gehorchen, musst mir weichen.‹ ›Wohl weiß auch ich es, Brahmā: nehm’ ich die Erde zum Stützpunkt, so hab’ ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm’ ich das Wasser zum Stützpunkt, so hab’ ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm’ ich das Feuer zum Stützpunkt, so hab’ ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm’ ich die Luft zum Stützpunkt, so hab’ ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm’ ich die Natur zum Stützpunkt, so hab’ ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm’ ich die Götter zum Stützpunkt, so hab’ ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm’ ich den Herrn der Zeugung zum Stützpunkt, so hab’ ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen; nehm’ ich den Brahmā zum Stützpunkt, so hab’ ich dich zum Stützpunkt genommen, zum Schwerpunkt genommen, muss dir gehorchen, muss dir weichen. Wohl kenn’ ich, Brahmā, deine Art, kenne deine Herrlichkeit: hochmächtig ist der Brahmā Bako, hochgewaltig ist der Brahmā Bako, hochangesehn ist der Brahmā Bako.‹ ›Inwiefern denn, Würdiger, kennst du meine Art, kennst meine Herrlichkeit: hochmächtig ist der Brahmā Bako, hochgewaltig ist der Brahmā Bako, hochangesehn ist der Brahmā Bako?‹ ›Soweit die Sonne strahlt, der Mond In voller Pracht die Räume durch, Ist tausendfach die reiche Welt In deinen Willen eingewiegt. ›Die Höh’n und Tiefen kennest du, Du kennst den Freien und den Knecht, So dieses Sein wie jenes Sein, Der Wesen Kommen, Wesen Gehn.‹ ›Also kenn’ ich, Brahmā, deine Art, kenne deine Herrlichkeit: hochmächtig ist der Brahmā Bako, hochgewaltig ist der Brahmā Bako, hochangesehn ist der Brahmā Bako. Nun giebt es, Brahmā, 329 drei fernere Daseinsarten, wohin dein Kennen und Sehn nicht reicht, die ich kenne und sehe. Es giebt, Brahmā, eine leuchtende Art des Daseins: aus dieser verschieden bist du hier erschienen, wo dir im Laufe deines ungemein langen Verweilens die Erinnerung daran entschwunden ist; daher kennst du und siehst sie nicht, die ich kenne und sehe. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. Und es giebt, Brahmā, eine strahlende Art des Daseins, und es giebt, Brahmā, eine gewaltige Art des Daseins: die kennst du nicht und siehst sie nicht, die ich kenne und sehe. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. -- Die Erde hab’ ich, Brahmā, als Erde erkannt, wie unbefriedigend der Erde Erdheit ist, das hab’ ich erkannt und der Erde entsagt, der Erde abgesagt, von der Erde mich losgesagt, die Erde verleugnet, die Erde verachtet. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. Das Wasser hab’ ich, Brahmā, als Wasser erkannt, wie unbefriedigend des Wassers Wasserheit ist, das hab’ ich erkannt und dem Wasser entsagt, dem Wasser abgesagt, vom Wasser mich losgesagt, das Wasser verleugnet, das Wasser verachtet. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. Das Feuer hab’ ich, Brahmā, als Feuer erkannt, wie unbefriedigend des Feuers Feuerheit ist, das hab’ ich erkannt und dem Feuer entsagt, dem Feuer abgesagt, vom Feuer mich losgesagt, das Feuer verleugnet, das Feuer verachtet. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. Die Luft hab’ ich, Brahmā, als Luft erkannt, wie unbefriedigend der Luft Luftheit ist, das hab’ ich erkannt und der Luft entsagt, der Luft abgesagt, von der Luft mich losgesagt, die Luft verleugnet, die Luft verachtet. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen. Die Natur, Brahmā, die Götter, den Herrn der Zeugung, den Brahmā, die Leuchtenden, die Strahlenden, die Gewaltigen, den Uebermächtigen -- das All hab’ ich, Brahmā, als All erkannt, wie unbefriedigend des Alls Allheit ist, das hab’ ich erkannt und dem All entsagt, dem All abgesagt, vom All mich losgesagt, das All verleugnet, das All verachtet. Und somit bin ich dir, Brahmā, nicht nur nicht gleich an Erkenntniss, geschweige dass ich unter dir stände, sondern bin dir weit überlegen.‹ ›Wenn dir, Würdiger, die Allheit des Alls keine Befriedigung gewährt hat, so mag eben vielleicht bei dir hohl sein, leer sein Was Leuchtkraft des Bewusstseins war Und ganz und gar erloschen ist:[38] da bleibt man von der Erde Erdheit unbefriedigt, von des Wassers Wasserheit unbefriedigt, von des Feuers Feuerheit unbefriedigt, von der Luft Luftheit unbefriedigt, von der Natur, den Göttern, dem Herrn der Zeugung, dem Brahmā, von den Leuchtenden, den Strahlenden, den Gewaltigen, vom 330 Uebermächtigen, bleibt von des Alls Allheit unbefriedigt. -- Wohlan denn, Würdiger, ich werde dir jetzt entschwinden.‹ ›Wohlan denn, Brahmā, so entschwinde mir, wenn du es vermagst.‹ Und nun, ihr Mönche, sagte der Brahmā Bako: ‚Entschwinden will ich dem Asketen Gotamo, entschwinden will ich dem Asketen Gotamo!‘, aber er konnte mir nicht entschwinden. Darauf sagte ich, ihr Mönche, zum Brahmā Bako: ›Wohlan denn, Brahmā, so werde ich dir entschwinden.‹ ›Wohlan denn, Würdiger, so entschwinde mir, wenn du es vermagst.‹ »Und ich ließ nun, ihr Mönche, eine magische Erscheinung folgender Art sich fügen: ›Sei es dass der Brahmā und die Brahmagötter und die Brahmaschaaren meine Stimme hören aber mich nicht sehn!‹, also unsichtbar geworden sprach ich den Spruch: ›Das Leben acht’ als Leiden ich: Und allerhöchstes Leben selbst, Kein Leben lieb’ ich irgendwo, Kein Gnügen kann genügen mir.‹ »Da waren nun, ihr Mönche, Brahmā und die Brahmagötter und die Brahmaschaaren über das Außerordentliche, Wunderbare dieses Vorgangs erstaunt und bestürzt: ›Außerordentlich, wahrlich, wunderbar, wahrlich, ist des Asketen Gotamo hohe Macht, hohe Gewalt! Niemals noch, fürwahr, haben wir einen Asketen oder Priester gesehn oder von einem gehört, der so hochmächtig, so hochgewaltig gewesen wäre, wie dieser Asket Gotamo, der Sakyersohn, der dem Erbe der Sakyer entsagt hat. Dem lebensfrohen Geschlechte, o Wunder, dem lebensfreudigen, lebenslustigen hat er das Leben mit der Wurzel ausgezogen!‹ »Aber Māro der Böse, ihr Mönche, fuhr nun in einen der Götter vom Gefolge Brahmās und sprach zu mir: ›Bist du, o Würdiger, also weise und weck, so ziehe dir keine Jünger heran, keine Nachfolger, so zeige nicht Jüngern die Wahrheit, nicht Nachfolgern, so ersehne nicht Jünger und Nachfolger. Schon vor dir, o Mönch, waren Asketen und Priester in der Welt, die sich für Heilige, vollkommen Erwachte ausgaben. Und sie zogen sich Jünger heran, Nachfolger, zeigten Jüngern die Wahrheit, Nachfolgern, ersehnten Jünger und Nachfolger. Und nachdem sie sich Jünger herangezogen hatten, Nachfolger, Jüngern die Wahrheit gezeigt hatten, Nachfolgern, Jünger ersehnt hatten, Nachfolger, starben sie und gelangten nach der Auflösung des Körpers zu verstoßenen Daseinsarten. Und schon vor dir, o Mönch, gab es Asketen und Priester in der Welt, die sich für 331 Heilige, vollkommen Erwachte hielten, aber keine Jünger und Nachfolger heranzogen, keine Wahrheit zeigten, keine Nachfolge ersehnten. Ohne Jünger und Nachfolger zu hinterlassen, ohne die Wahrheit gezeigt und Nachfolge ersehnt zu haben, starben sie und gelangten nach der Auflösung des Körpers zu erlesenen Daseinsarten. Darum lass’ dir, o Mönch, gerathen sein: höre, o Würdiger! Gieb dir keine Mühe, verweile so lange du noch lebst im ungetrübten Genusse deiner Heiterkeit, behalte das Aechte nur für dich, Würdiger, belehre keinen anderen!‹ »Auf diese Worte, ihr Mönche, sprach ich also zu Māro dem Bösen: ›Wohl kenn’ ich dich, Böser, lass’ die Hoffnung fahren: ‚Er kennt mich nicht‘, Māro bist du, der Böse. Und nicht aus liebevoller Theilnahme redest du, Böser, also zu mir, sondern aus gehässiger Theilnahme; denn das, Böser, sind deine Gedanken: ‚Denen der Asket Gotamo die Wahrheit zeigen wird, die werden sich gegen meine Herrschaft auflehnen.‘ Doch unvollkommen erwacht, Böser, waren die Asketen und Priester, die dir erklärt haben: ‚Wir sind vollkommen erwacht.‘ Ich aber, Böser, der eben vollkommen erwacht bin, erkläre dir: ich bin vollkommen erwacht. Zeigt aber nun, Böser, der Vollendete Jüngern die Wahrheit: immer bleibt er der Selbe. Zeigt aber nun, Böser, der Vollendete Jüngern die Wahrheit nicht: immer bleibt er der Selbe. Zieht aber nun, Böser, der Vollendete Jünger heran: immer bleibt er der Selbe. Zieht aber nun, Böser, der Vollendete Jünger nicht heran: immer bleibt er der Selbe. Wie ist das möglich? Der Vollendete, Böser, hat den Wahn, den besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden, verleugnet, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass er nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann. Gleichwie etwa, Böser, eine Palme, der man die Krone abgeschnitten hat, nicht mehr emporwachsen kann: ebenso nun auch, Böser, hat der Vollendete den Wahn, den besudelnden, Wiederdasein säenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugenden, verleugnet, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass er nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann.« * * * * * So ist da Māro zum Schweigen gebracht und Brahmā heimgesucht worden; darum eben hat man diesen Bericht Brahmās Heimsuchung genannt. 50. Fünfter Theil Zehnte Rede MĀROS VERWEISUNG Das hab’ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der ehrwürdige 332 Mahāmoggallāno im Lande der Bhagger, bei der Stadt Suṃsumāragiram, im Forste des Bhesakaḷā-Waldes. Damals nun erging sich der ehrwürdige Mahāmoggallāno in einer Lichtung. Aber Māro der Böse war dem ehrwürdigen Mahāmoggallāno in den Bauch gefahren und hatte sich im Darm festgesetzt. Da kam nun dem ehrwürdigen Mahāmoggallāno der Gedanke: ›Was ist denn nur mein Bauch so schwer, wie etwa ein Sack voll Bohnen?‹ Und der ehrwürdige Mahāmoggallāno hielt seine Schritte an, ging in das Wohnhaus und setzte sich auf seinem Sitze nieder. Dort sitzend beobachtete sich der ehrwürdige Mahāmoggallāno aufmerksam. Und der ehrwürdige Mahāmoggallāno sah Māro den Bösen in seinem Bauche, im Darme sitzen, und nachdem er ihn gesehn sprach er also zu ihm: »Weiche von hinnen, Böser, weiche von hinnen, Böser! Nicht den Vollendeten plage, nicht des Vollendeten Jünger, auf dass es nicht dir zu langem Leiden und Unheil gereiche.« Doch Māro der Böse dachte bei sich: ›Ohne mich wirklich zu kennen oder zu sehn spricht dieser Asket also zu mir; denn selbst Er, der sein Meister ist, hätte mich nicht so schnell erkannt: woher sollte mich erst dieser Jünger kennen!‹ Aber der ehrwürdige Mahāmoggallāno sprach also zu Māro dem Bösen: »Allerdings kenn’ ich dich, Böser, lass’ die Hoffnung fahren: ›Er kennt mich nicht‹, Māro bist du, der Böse. Du aber, Böser, denkst bei dir: ›Ohne mich wirklich zu kennen oder zu sehn spricht dieser Asket also zu mir; denn selbst Er, der sein Meister ist, hätte mich nicht so schnell erkannt: woher sollte mich erst dieser Jünger kennen!‹« Da gedachte nun Māro der Böse: ›Er hat mich wirklich erkannt und gesehn, dieser Asket, der da also zu mir spricht.‹ Und Māro der Böse fuhr aus dem Munde des ehrwürdigen Mahāmoggallāno 333 hervor und stellte sich an den Thürbalken hin. Und der ehrwürdige Mahāmoggallāno sah Māro den Bösen gegenüber stehn, und bei diesem Anblick sprach er also zu ihm: »So seh’ ich dich denn hier, Böser! Lass’ die Hoffnung fahren: ›Er sieht mich nicht‹, dort stehst du, Böser, an den Thürbalken gelehnt. -- Vor langen Zeiten, Böser, war ich einst Māro gewesen und hieß Dūsī, hatte eine Schwester, die hieß Kāḷī; deren Sohn warst du, bist damals mein Neffe gewesen. Zu jener Zeit nun, Böser, war Kakusandho der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte in der Welt erschienen. Kakusandho nun aber, Böser, der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte, hatte ein Jüngerpaar, das unter dem Namen Wissenswalt und Lebenswalt bekannt war, ein hohes, erlauchtes Paar. Denn so viel Jünger auch, Böser, Kakusandho der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte besaß: keiner reichte da wohl an den ehrwürdigen Wissenswalt heran, wenn es galt die Satzung darzulegen. Und so geschah es, Böser, dass der ehrwürdige Wissenswalt nach und nach eben als ›Wissenswalt, Wissenswalt‹ bekannt wurde. Der ehrwürdige Lebenswalt dagegen, Böser, pflegte im Inneren des Waldes zu weilen, oder unter einem großen Baume, oder in leerer Klause, und versenkte sich gar leicht in die Auflösung der Wahrnehmbarkeit. Eines Tages, Böser, hatte sich der ehrwürdige Lebenswalt, unter einem großen Baume sitzend, in die Auflösung der Wahrnehmbarkeit versenkt. Da sahn nun, Böser, Hirten und Landleute den ehrwürdigen Lebenswalt, in die Auflösung der Wahrnehmbarkeit verloren, am Fuße eines großen Baumes sitzen, und wie sie ihn da fanden riefen sie erstaunt und bestürzt aus: ›Seht nur, welch ein Wunder! Sitzend ist dieser Asket da gestorben! Lasst ihn uns bestatten.‹ Und jene Hirten und Landleute, Böser, trugen Stroh und Reisig und trockenen Dünger herbei, bedeckten damit den Körper des Ehrwürdigen, legten Feuer an und gingen fort. Am nächsten Morgen nun, Böser, kam der ehrwürdige Lebenswalt aus seiner Vertiefung zurück, erhob sich, schüttelte sein Gewand, nahm Mantel und Schaale und begab sich ins Dorf um Almosenspeise. Da sahn nun, Böser, jene Hirten und Landleute den ehrwürdigen Lebenswalt von Haus zu Haus schreiten, und als sie ihn gesehn riefen sie erschreckt und entsetzt aus: ›Seht, o seht nur! Der Asket, der da sitzend gestorben ist, der ist nun wieder lebendig geworden!‹ Und so geschah es, Böser, dass der 334 ehrwürdige Lebenswalt nach und nach eben als ›Lebenswalt, Lebenswalt‹ bekannt wurde. -- Aber Dūsī der Māro, Böser, gedachte nun also: ›Ich weiß wahrhaftig nicht, woher diese tugendreinen, edelgearteten Mönche kommen und wohin sie gehn; wie, wenn ich nun Priester und Hausväter aufzureizen suchte: Geht mir mit eueren tugendreinen, edelgearteten Mönchen! Beschimpft sie, beleidigt sie, verjagt sie, verfolgt sie -- da wird sich bei solcher Behandlung ihr Sinn schon ändern und Māro Dūsī Eingang finden.‹ Und Māro Dūsī, Böser, fuhr in die Priester und Hausväter hinein: ›Geht mir mit eueren tugendreinen, edelgearteten Mönchen! Beschimpft sie, beleidigt sie, verjagt sie, verfolgt sie -- da wird sich bei solcher Behandlung ihr Sinn schon ändern und Māro Dūsī Eingang finden.‹ Und jene Priester und Hausväter, Böser, aufgehetzt von Dūsī dem Māro, beschimpften und beleidigten die tugendreinen, edelgearteten Mönche, verjagten und verfolgten sie: ›Da kommen sie ja, die Kahlköpfe, die Pfaffen, dieses dreiste Gesindel, einer dem anderen auf den Fersen! Beschaulichkeit, Beschaulichkeit athmen sie aus, mit ihren gebeugten Schultern und gesenkten Blicken, wie süßen Mostes trunken, die schauen und hinschauen und herschauen und nachschauen. Gleichwie etwa die Eule am Ast eine Maus erspäht und schaut und hinschaut und herschaut und nachschaut, oder gleichwie etwa der Schackal am Bache nach Fischen auslugt und schaut und hinschaut und herschaut und nachschaut, oder gleichwie etwa die Katze im Kehrichtwinkel des Hofes der Ratte auflauert und schaut und hinschaut und herschaut und nachschaut, oder gleichwie etwa der Esel, vom Karren losgeschnallt, in den Hof, zum Kerichthaufen geht und schaut und hinschaut und herschaut und nachschaut: ebenso kommen sie da, diese Kahlköpfe von Pfaffen, das dreiste Gesindel, einer dem anderen auf den Fersen! Beschaulichkeit, Beschaulichkeit athmen sie aus, mit ihren gebeugten Schultern und gesenkten Blicken, wie süßen Mostes trunken, die schauen und hinschauen und herschauen und nachschauen.‹ Und die Menschen, Böser, die damals starben, die gelangten bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, zumeist abwärts, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil. -- Aber Kakusandho, 335 Böser, der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte ermahnte die Mönche: ›Angestiftet, ihr Mönche, sind Priester und Hausväter von Dūsī dem Māro: ‚Geht mir mit eueren tugendreinen, edelgearteten Mönchen! Beschimpft sie, beleidigt sie, verjagt sie, verfolgt sie: da wird sich bei solcher Behandlung ihr Sinn schon ändern und Māro Dūsī Eingang finden.‘ Gehet, ihr Mönche: liebevollen Gemüthes weilend strahlet nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem euch wiedererkennend durchstrahlet die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. Erbarmenden Gemüthes weilend strahlet nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem euch wiedererkennend durchstrahlet die ganze Welt mit erbarmendem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. Freudevollen Gemüthes weilend strahlet nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem euch wiedererkennend durchstrahlet die ganze Welt mit freudevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. Unbewegten Gemüthes weilend strahlet nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem euch wiedererkennend durchstrahlet die ganze Welt mit unbewegtem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem.‹ Und jene Mönche, Böser, von Kakusandho dem Erhabenen, dem Heiligen, vollkommen Erwachten also belehrt, also gewiesen, zogen sich ins Innere des Waldes zurück, oder unter große Bäume, oder in leere Klausen: liebevollen Gemüthes, erbarmenden Gemüthes, freudevollen Gemüthes und unbewegten Gemüthes weilend strahlten sie nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlten sie die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit erbarmendem Gemüthe, mit freudevollem Gemüthe und mit unbewegtem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. -- Aber Dūsī der Māro, Böser, besann sich nun also: ›Auf diese Weise komm’ ich nicht weiter und kann nicht erfahren woher die Mönche, die tugendreinen, edelgearteten, kommen und wohin sie gehn: wie, wenn ich nun Priester und Hausväter antriebe: Seht doch die tugendreinen, edelgearteten Mönche! Haltet sie hoch, schätzt sie gebührend, achtet und ehrt sie -- da wird sich bei solcher Behandlung ihr Sinn gewiss ändern und Māro Dūsī Eingang finden.‹ Und Māro Dūsī, Böser, fuhr in die Priester und Hausväter hinein: ›Seht doch die tugendreinen, edelgearteten Mönche! Haltet sie hoch, schätzt sie gebührend, achtet und 336 ehrt sie -- da wird sich bei solcher Behandlung ihr Sinn gewiss ändern und Māro Dūsī Eingang finden.‹ Und jene Priester und Hausväter, Böser, bewogen von Dūsī dem Māro, hielten die tugendreinen, edelgearteten Mönche hoch, schätzten sie nach Gebühr, achteten und ehrten sie. Und die Menschen, Böser, die damals starben, die gelangten bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, zumeist auf gute Fährte, in himmlische Welt. -- Aber Kakusandho, Böser, der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte ermahnte die Mönche: ›Angestiftet, ihr Mönche, sind Priester und Hausväter von Dūsī dem Māro: ‚Seht doch die tugendreinen, edelgearteten Mönche! Haltet sie hoch, schätzt sie gebührend, achtet und ehrt sie -- da wird sich bei solcher Behandlung ihr Sinn gewiss ändern und Māro Dūsī Eingang finden.‘ Gehet, ihr Mönche: betrachtet die Erbärmlichkeit des Körpers, gedenket des Ekels der Nahrung, gedenket der Freudlosigkeit an der ganzen Welt, gedenket der Flüchtigkeit aller Erscheinungen.‹ Und jene Mönche, Böser, von Kakusandho dem Erhabenen, dem Heiligen, vollkommen Erwachten also belehrt, also gewiesen, zogen sich ins Innere des Waldes zurück, oder unter große Bäume, oder in leere Klausen: dort weilend betrachteten sie die Erbärmlichkeit des Körpers, waren eingedenk des Ekels der Nahrung, eingedenk der Freudlosigkeit an der ganzen Welt, hielten sich die Flüchtigkeit aller Erscheinungen vor. -- Und Kakusandho, Böser, der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte stand rüstig auf, nahm Mantel und Schaale und ging gefolgt vom ehrwürdigen Wissenswalt, nach dem Dorfe um Almosenspeise. Und Dūsī der Māro, Böser, fuhr in einen Knaben, ergriff einen Scherben und warf ihn dem ehrwürdigen Wissenswalt an den Kopf, verletzte den Kopf. Und der ehrwürdige Wissenswalt, Böser, folgte nun mit zerschnittenem Kopfe und 337 strömendem Blute Kakusandho dem Erhabenen, dem Heiligen, vollkommen Erwachten Schritt um Schritt nach. Und Kakusandho, Böser, der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte blickte sich mit dem Blicke des Elephanten um: ›Wahrlich kein Maaß hat Māro gekannt hier.‹ Bei jenem Blicke, Böser, zerging aber Dūsī der Māro auf der Stelle und erschien in einer Erzhölle wieder; in einer Hölle, Böser, die mit dreierlei Namen genannt wird: als Hölle der Sechs Sinne[39], als Hölle der Lanzenstarre, als Hölle der Innigen Pein. Da traten nun, Böser, Höllenwächter zu mir heran und sprachen: ›So oft sich, Würdiger, zwei Lanzen in deinem Herzen kreuzen, wisse, dass tausend Jahre deiner Höllenquaal um sind.‹ Und so litt ich denn, Böser, viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende in jener Erzhölle: zehn Jahrtausende litt ich allein im Höllenpfuhle, das äußerste der Gefühle, wie man es nennt, empfindend. Und mein Leib war da, Böser, wie etwa der eines Menschen, und mein Kopf wie etwa der eines Fisches. »Was war es für ein Höllenort Wo Māro Dūsī Quaalen litt Als Frevel er an Wissenswalt Und seinem hehren Herrn gethan? »Es blitzten hundert Lanzen blank Und jede stach mit eignem Stich: Das war des Ortes arge Pein Wo Māro Dūsī Quaalen litt Als Frevel er an Wissenswalt Und seinem hehren Herrn gethan. »Wer dessen sich erinnern kann, Des Auferwachten treuer Sohn, Den lasse, Frevler, unversucht, Willst selber Leid nicht leiden du. »Im Meere liegen Inseln hold, Ein Weltenalter stehn sie stand, Wie Edelsteine hell und rein, Ein funkelnd Feuer, glänzend klar: Und Nixen tanzen Tänze dort, Und jede lacht in eignem Licht. »Wer dessen sich erinnern kann, Des Auferwachten treuer Sohn, Den lasse, Frevler, unversucht, Willst selber Leid nicht leiden du. »Wer auf Geheiß des wachen Herrn Im Angesicht der Jüngerschaar Den Quaadergrund am Hirschenstein Mit seiner Zeh’ erzittern ließ: »Wer dessen sich erinnern kann, Des Auferwachten treuer Sohn, Den lasse, Frevler, unversucht, Willst selber Leid nicht leiden du. »Wer Sakkos Siegesbanner-Schloss Mit seiner Zeh’ erzittern ließ, Magiegewaltig witzbegabt Ein Götterbeben einst gebot: »Wer dessen sich erinnern kann, 338 Des Auferwachten treuer Sohn, Den lasse, Frevler, unversucht, Willst selber Leid nicht leiden du. »Wer dann im Siegesbanner-Saal Den Götterfürsten Sakko frug: ›Doch kennst du, lieber Vāsu, wohl Das Heil versiegter Lebenslust?‹ Und dem der Gott nun Punkt für Punkt Bescheid auf seine Frage gab: »Wer dessen sich erinnern kann, Des Auferwachten treuer Sohn, Den lasse, Frevler, unversucht, Willst selber Leid nicht leiden du. »Wer fragend vor den Brahmā trat, im Saal der Säligen also sprach: ›Wähnst, Bruder, du hier immer noch Den Wahn, den du vorher gewähnt? Merkst nicht, dass auch der Glitterglanz Der Brahmawelt verwesen muss?‹ »Und dem nun Brahmā Punkt für Punkt, Wie sich’s gebühret, Antwort gab: ‚Nein, Würdiger, ich wähne nicht Den Wahn mehr, den ich einst gewähnt. »‚Wohl merk’ ich, dass der Glitterglanz Der Brahmawelt verwesen muss; Wie achtlos hab’ ich doch geirrt, Zu wähnen, dass ich ewig sei!‘ »Wer dessen sich erinnern kann, Des Auferwachten treuer Sohn, Den lasse, Frevler, unversucht, Willst selber Leid nicht leiden du. »Wer höchsten Berges Gipfelgrat Als Heiliger erobert hielt, Den östlichen Videher-Wald. Der Erde tiefste Höllen fand: »Wer dessen sich erinnern kann, Des Auferwachten treuer Sohn, Den lasse, Frevler, unversucht, Willst selber Leid nicht leiden du. »Hat wohl das Feuer je gedacht: ›Versengen will den Thoren ich‹? Der Thor, der flacke Feuersgluth Erfassen will, versengt sich selbst. »So willst nun, Māro, fassen du, Willst sehren den Vollendeten, Wirst aber sengen nur dich selbst, Ein Thor, der Feuer fassen will. »Verderben schürst dir, Māro, an: Willst fassen den Vollendeten, Und hoffest, Frevler, hoffensfroh, Dein Frevel werde frommen dir? »Des Frevlers Frevel schichten sich Zu langem Leid, Verworfener! Verzweifle, Tod, am wachen Herrn, Heb’ von den Jüngern dich hinweg.« So hat im wilden Schreckenswald Ein Mönch dem Māro einst gewehrt: Und plötzlich war der wirre Geist Am selben Ort verschwunden da. ANMERKUNGEN [* Wie aus der, durch die Güte und Beharrlichkeit Mr. /Hugh Nevills/, G. A. C. S. Ceylon, mir zugegangenen Abschrift (15 folios = 4 Kapiteln, das letzte unvollständig) hervorgeht, erwähnt das, nebenbei gesagt, äußerst seltene Werk _Vinayapiṭakam_ und _Abhidhammapiṭakam_ mit keinem Worte, sondern giebt eine kurzgefasste, natürlich scholastische, doch sehr gute Hermenie zu den Lehren des Buddhismus, d. i. des _Suttapiṭakam_, auf Grund zahlreicher Citate aus demselben. Die Belegstellen sind verständig und sorgfältig gewählt, etwa je ein dutzend wohlbekannter Stücke aus dem _AN_, _SN_ und _MN_, auch etwas aus dem _DN_, insbesondere aber sind es Verse, gegen dreißig, ¾ davon solche des _Dhammapadam_. Bei der Darstellung der Vier heiligen Wahrheiten wird erklärt, wie bei genauer Prüfung »durchgängig im _Pañcanikāyo_« das Wort den Sinn und der Sinn das Wort erhelle. Das Werk war für Vorgeschrittenere bestimmt und setzt viel als bekannt voraus. Aus allem geht klar hervor, dass Kaccāyano, oder wer der Verfasser sonst gewesen sein mag, _Peṭakopadeso_ im Sinne von _Suttapiṭakopadeso_ gebraucht hat.] [** cf. den Schluss des _Vinayapiṭakam_, vol. IV. p. 207 und 351: _Ettakaṃ tassa bhagavato suttāgataṃ suttapariyāpannam anvaddhamāsam uddesam āgacchati_ -- womit also dieser Kanon sich selbst schlank und schlicht als Auszug aus dem _Suttapiṭakam_ vorstellt.] [*** zu den von /Rhys Davids/, SBE XI. 36^{2}, beigebrachten Stellen zur _ācariyamuṭṭhi_ cf. die ausgezeichnete Bestätigung /Burnells/, _Vaṃśabrāhmaṇam_, Mangalore 1873, p. XIV. s. v. _upadeśas_.] FUSSNOTEN: [Fußnote 1: _abhibhū_, der Uebermächtige, der Ueberwältiger, ist nicht etwa eine Hypostase Brahmās (die ja sammt und sonders ad absurdum geführt werden, e. g. _DN_ vol. I. p. 17 f., 221 f.), sondern es ist der Weltüberwinder, der _Jino_. Cf. _MN_ vol. I. p. 171.] [Fußnote 2: _nibbānam:_ von √(van) wollen, wünschen, wähnen; siehe meinen »Wahrheitpfad«, 1. Aufl., p. 155. Zur Etymologie vergl. noch _Theragāthā_ v. 689 ff. _Manussabhūto sambuddho vanā nibbānam āgato_; zur Semasiologie _SN_ vol. II. p. 118 _Bhavanirodho nibbānan ti_.] [Fußnote 3: _buddho_ erwacht; vergl. _paṭibuddho_ wiedererwacht, _MN_ vol. I. p. 365.] [Fußnote 4: die Reihe _appicchatā_, _santuṭṭhī_, _sallekhā_, _subharatā_, _viriyārambhā_ weist auf die wahre Abstammung von _sallekhā_, _sallekho_ hin: nicht aus _likh°_, sondern aus _lagh°_ hat sich entwickelt _saṃlaghuka_, _sallahuka_, _sallaukha_, _salloekha_, _sallekho_. -- In _sallikhitagatto_, _SN_ vol. I., p. 82, ist das _i_ dialektische Differenzierung, wie bei _nisinno_ für _niṣaṇṇas_.] [Fußnote 5: _pubbe ’va sambodhā anabhisambuddhassa bodhisattass’ eva sato: bodhisatto_ = _bodhi_ + _sakta_, √(sañj); cf. _āsatto_, _MN_ I., 120, 1; _AN_ I., 138, _SN_ I., 212 (_CV_ II., 156), _asatto_, _Suttanipāto_ v. 176 f. etc., _ādānasattam maccudheyyam_ v. 1104, auch _MN_ I, 376 _manosatto_ = _manopaṭibaddho_, _Suttanip_. v. 473 _mānasatto_, _SN_ IV., 23, 66 _bhavasatto_. Diese Ableitung war dem ursprünglichen Buddhismus so geläufig, dass er sie, metaphorisch, sogar auf _sattva_ bezogen hat, siehe _SN_ III., 190.] [Fußnote 6: _anussaranti_, praesens praeteriti soliti; cf. _Ekaṃ samayaṃ... viharati_ u. a. m. -- /Whitney/, Ind. Gramm. § 777.] [Fußnote 7: Die richtige Auslegung dieser Stelle verdanke ich /Georg Bühler/; vergl. auch /R. Otto Franke/ in der Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, vol. VII., p. 353. Zum Begriffe _anuggaho_ cf. übrigens _Ṛgvedaprātiśākhyam_ XI, 10, sammt Kommentar, mit /Wilsons/ _Viṣṇupurāṇam_ vol. I., p. 76 n. 1, und /Burnoufs/ _Bhāgavatapurāṇam_ VII, 9, 48.] [Fußnote 8: ~Magen~ für _antam_ (von _antaram_) ergiebt sich aus _SN_ vol. II. p. 270, lin. ult.] [Fußnote 9: Freie Brüder = _Nigaṇṭhā_, wörtlich Knotenlose, einer der Zweige der großen Sekte der _Jainās_ die noch heute in Indien besteht, gegründet von _Nāthaputto_, einem Zeitgenossen Gotamos. Vergl. Anm. 24.] [Fußnote 10: Die tief im Wesen des Ordens begründete Geringschätzung aller Riten (vergl. die keineswegs seltene _Ehibhikkhu-upasampadā_) giebt sich auch hier, fast überraschend, zu erkennen: selbst die, _Vin._ vol. I. p. 159, klar normierte _Pavāraṇā_-Feier mag der Mönch, ganz nach Belieben, mitmachen oder nicht mitmachen, es gilt gleich; wie eben schon ein alter, dem _Śaṉkhas_ (_Saṇh._ VII, 16, 4) zugeschriebener Spruch sagt: _Hṛdi sarvam pratiṣṭhitam._] [Fußnote 11: Hohe schlanke Bäume voller wohlriechender Blüthen; die köstliche Frucht, von außen wie eine große grüne Orange anzusehn, heißt Bilva.] [Fußnote 12: _bhavābhavo_ ist hier zu erklären wie _kusalākusalam, sāvajjānavajjam, karaṇīyākaraṇīyam, maggāmaggo_ u. a., _AN_ vol. I. p. 129, 174, II. 37; vergl. insbes. das 49. _Itivuttakam, Suttanipāto_ v. 6 u. 514, _DN_ vol. I. p. 179.] [Fußnote 13: Vergl. Anmerk. 28.] [Fußnote 14: Die ersten sieben Gleichnisse werden in der 54. Rede näher erklärt: Ein kahler Knochen, ohne Fleisch, abgeschabt, blutbefleckt, vom Schlächter einem halbverhungerten Hunde zugeworfen; ein Fleischfetzen, von einem Geier gepackt, doch von anderen herniederstürzenden Geiern im Kampf auf Leben und Tod entrissen; eine Strohfackel, die gegen den Wind getragen gar bald Hand, Arm und Leib ergreift; eine Grube voll glühender Kohlen, die dem Hineingestoßenen jämmerliches Unheil bereitet; Gärten, Haine, Gewässer, die man im Traum gesehn hat, aber wiedererwacht (_paṭibuddho_) vergebens suchen würde; ein zusammengeborgter Schatz, mit dem man am Markte großthut: aber die Eigner kommen und nehmen ihn weg; Nüsse, die einer, der klettern kann, auf hoher Palme oben sitzend pflückt: aber ein anderer, der nicht klettern kann, kommt mit scharfem Beile versehn heran und hackt auf den Stamm los, die Nüsse zu kriegen. -- Die weiteren drei Gleichnisse kommen a. a. O. nicht vor, sind übrigens allgemein verständlich.] [Fußnote 15: Der Text fügt hier als Kommentar, gleichsam in Klammern, hinzu: _suttaṃ geyyaṃ veyyākaraṇaṃ gātham udānam itivuttakaṃ jātakam abbhutadhammaṃ vedallaṃ_ -- eine augenfällige Interpolation.] [Fußnote 16: _sabbasaṇkhārasamathāya_; cf. meine »Buddhistische Anthologie«, Leiden 1892, p. XXV.] [Fußnote 17: _mārassa pāpimato_; cf. die 28. Anmerkung. _Māro_, personifiziert, ist der indische Große Pan.] [Fußnote 18: Dieses Bewusstsein ist gleich dem inneren Sinn, d. h. dem Bewusstsein von der Unendlichkeit der Zeit.] [Fußnote 19: _pubbāpayamāno: pubbe apayamāno_, von _payate_.] [Fußnote 20: _Sahampati_ ist Eigenname dieses Brahmā, wie _Bako_, der Blitzstrahl, in der 49. Rede, oder _Sanaṉkumāro_, Der ewige Jüngling, in der 53. Rede (auch _DN_ No. 3, 27 und _SN_, vol. I. p. 153), Eigennamen anderer gleichzeitiger und gleichmächtiger Brahmās sind. _Sahampati_ ist nur par parum.] [Fußnote 21: Die Umgebung von Benāres, wald- und wasserreich, ist flach: doch sieht man hier und da anmuthige kleine Erd- und Steintumuli, von mächtigen Bäumen und Baumgruppen umstanden. Ein solcher dürfte auch der Seherstein, _Isipatanam_, gewesen sein. Eine Tagereise Bahnfahrt ost-südöstlich liegt die uralte Gayāstadt, an der freundlichen, hellen Gayā, die heute Phalgu genannt wird; ein schöner Spaziergang den Fluss entlang führt zum berühmten Tempel des Dorfes Buddh’ Gayā. Ureli, einst Uruvelā, ist einen Tagemarsch weiter nach Süden gelegen, drüben, am rechten Ufer, an einem Knie der hier Lilañjā, früher Nerañjarā genannten mittleren Gayā. Die Landschaft mit ihren schattigen Auen und weiten Wiesen und sanften bewaldeten Hügeln und Felsen im Hintergrund erinnert, bei auffallend zurücktretender Tropenvegetation, an die untere Maingegend.] [Fußnote 22: _sāvakā_: hier gleich _upāsakā_, gegenüber den späteren _samaṇā_; cf. Asokos Felsenedikt von _Rūpnāth_, l. 1, mit der entspr. Stelle von _Sahasarām_.] [Fußnote 23: _tathāgatapadam._] [Fußnote 24: Siṇh. Mss haben uns diese offenbar ältere und bessere Variante zu _nāta^0_ und _nāṭa^0_ erhalten; vergl. /Feer/ im Journal asiatique, April-Juni 1887, p. 314 Anm. 2; _SN_, vol. I, p. 68 Anm. 7, _AN_ I, 220 (B = SS?), _DN_ I, 49, 57 f., auch _Vinayapiṭakam_ I, 385. Nāthaputto ist »der Sohn aus fürstlichem Hause«, wörtlich »der junge Herr«, analog dem späteren Nāthakumāras; cf. auch die beliebten Namen _Viśvanāthas_, _Bhoganāthas_, _Rāmanāthas_, _Jagannāthas_, _Lokanāthas_, _Dharmanāthas_, _Yoganāthas_, _Bhāvanāthas_, _Viranāthas_ und noch ein dutzend ähnlicher. Die _Nāthakṣatriyās_ nun aus einem imaginierten _Jñātavaṃśas_ abzuleiten ist ein würdiges Kommentatorenstücklein, das denn auch unsere Jainologen gläubig hingenommen haben, ohne Kritik. Der allerdings befremdliche Uebergang des _ha_ in _ya_ ist nämlich, wenn nicht etwa bloß ein alter Irrthum vorliegt, zu erklären nach _Hemacandras_ I. 214 (vergl. 249, 250), _ta:ha_ = _ta:ya_. Es wurde also _nātha^0_ zunächst regelrecht _nāha^0_: dieses aber, nach _Hem._ l. c., hier fälschlich auf _nāta^0_ bezogen, musste _nāya^0_ ergeben. Eine volle Bestätigung von seiten der Inschriften wird sich vielleicht im Laufe der Zeiten finden. Einstweilen genüge /Bühlers/ Nachweisung verballhornter Namen, Ep. Ind. I. 378, ferner die Statue des 3. _Jinas Sambhavanāthas_, ib. 153, und endlich der alles eher als zufällig gewählte Name _Pārśvanāthas_ für _Nāthaputras’_ quasi Vorgänger. -- Der Dialektiker Saccako ist möglicherweise des Nigaṇṭhers bekannter Tochtermann (_jāmātā_), der das erste Schisma unter den _Jainās_ verursacht haben soll. Die Charakteristik in unserer 35. und 36. Rede trifft genau zu. _Jāmātā_ ~ _jāmas_, _jāmis_, mit dem prākṛtischen Personalsuffixe _li_ verziert, mag später Nom. propr. geworden sein; cf. _Jābāli_. Die irrige Uebertragung von Saccakos _gotram_ auf das seines Schwiegervaters und mütterlichen Oheims, _DN_ vol. I. p. 57, scheint darauf zu beruhen, dass man den Nigaṇṭhaputto für den leiblichen Sohn gehalten hat, ein verzeihliches Versehn, »als dan noch bey uns heutigen tag der brauch ist, dasz der schweher sein tochterman sein sun heist«: Aventin vol. IV. p. 728. -- Buddhaghosos Variante _Nigaṇṭhiputto_ weist übrigens direkt auf die Mutter hin; ob auf Grund geschichtlicher Ueberlieferung oder geschwätziger Allwissenheit, wage ich nicht zu entscheiden.] [Fußnote 25: Diese wohlbekannten neun _phāsuvihārā_ hat wohl Asoko gemeint, wenn er, auf dem Bairāter Edikt I. 5, von den _aliyavasāni_ spricht: denn sie heißen auch _ariyavisesā_, z. B. in der folgenden Rede. -- Freilich ließe sich noch an den _ariyūposatho_, _AN_ III. No. 70, und an die Dekade im _Saṉgītisuttam_ denken. Für Asokos _aliyavasāni_ = _phāsuvihārā_ spricht noch _Khuddakapāṭho_ IV, 9 _santāvāsā_ (so ist zu lesen) = _MN_ vol. I. p. 42 _santā vihārā_. Als 6. Fassung derselben Begriffe sei hier noch _anupubbavihārā_ gegeben: _Paṭtisambhidāmaggo_, Pāli-Mss /Neumann/ No. 5 fol. _ki_. -- Der von Asoko im selben Edikt als _moneyasūte_ belobte Text ist weder im _Sāmaññaphalasuttam_ noch im _AN_ III. No. 120, wie /Oldenberg/ _Vin._ I. XL^1 vermuthet hat, wohl aber im 2. Theil des _Nālakasuttam_ des _Suttanipāto_, vv. 699-723, mit voller Sicherheit wiederzuerkennen. Der selben, dem götterbegnadeten Gnadenreich so sympathischen Sammlung könnte auch der _Upatisapasine_ entnommen sein: der unermüdliche Prediger der _ahiṃsā_ hätte damit nämlich das _Sāriputtapañhasuttam_ (vv. 955-975) empfehlen wollen, keineswegs die erst später zu hohem Ansehn gelangte dunkle metaphysische Formel _ye dhammā hetuppabhavādi_. Die Verse 964/5 stellten die _Anāgatabhayāni_ im Auszuge dar. Wahrscheinlich aber wird unsere 24. Rede gemeint sein, welcher der Titel _Upatissapañho_ ganz eigentlich zukommt und die überdies noch durch _e--cā_ unserer 61. Rede, dem _Rāhulovādo_, verbunden ist: Asokos allgemeine Angabe _bhagavatā bhāsite_ widerspricht, im Grunde genommen, nicht.] [Fußnote 26: Mönchen und Nonnen, Anhängern und Anhängerinen.] [Fußnote 27: Unterkleid, Oberkleid und doppelte Toga; vergl. _Mahāvaggo_ p. 287 ff.] [Fußnote 28: _māradheyyam, amāradheyyam, maccudheyyam, amaccudheyyam. -- māradheyyam_ wörtlich: das Reich der Mortur, genau wie /Schopenhauer/ den Ausdruck anwendet, Nachlass Bd. IV., § 551.] [Fußnote 29: lies: _rūpattāyam_, _vedanattāyam_ etc.] [Fußnote 30: Das waren die Häupter jener ante- und conbuddhistischen Wunderbaren Heiligen, der Unbekleideten (_Acelakos_), der Ungebundenen (_Muttācāros_ ͠= _Ājīvikos_), der Handverköster (_Hatthāpalekhanos_). Die Geißelung aber war diese, dass der völlig Nackte, der nicht einmal einen Napf besaß, das Almosen nicht zum Munde führen, sondern nur aus seiner Hand aufschlürfen durfte. Vergl. hierzu das _Kukkuravatikasuttantam_, _MN_ No. 57, wo noch inbrünstigere Geißelbrüder die Sache cagnescamente, bez. vacchescamente betreiben, u. a. m. _Acelakā_, _vivasanā_, _muttavasanā_, _muttācārā_, _naggacariyā_ (cf. _Dhp_. v. 141), _digambarā,_ _nigaṇṭhā_ (cf. _Suttanip_. v. 381) sind übrigens Synonyme und gehören unter den Begriff des _kṣapaṇājīvas_, als dessen bekannteste Vertreter sich bis auf den heutigen Tag die _Jainās_ erhalten haben.] [Fußnote 31: Zu unseren fünf Sinnen zählen die Inder als sechsten die Funktion des Denkens hinzu: Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, Getast, Gedenken. Vergl. die 9., 10. und 11. Rede.] [Fußnote 32: Die Antithesen _samaṇo_: _samitā_, _brāhmaṇo_: _bāhitā_, _nahātako_: _nahātā_, _vedagū_: _viditā,_ _sottiyo_: _nissutā_, _ariyo_: _ārakā_, _araham_: _ārakā_ sind metaphorisch angewandt, nicht etymologisch: denn dass der Buddho die wahren Etymologien nicht gekannt habe, ist bei seiner gründlichen Vertrautheit mit dem Brāhmanenthume (_DN_) kaum anzunehmen. -- Vergl. die tiefsinnige Ableitung des _rūpam_ von √(rup) = √(lup), _SN_ vol. III. p. 86; auch _Suttanip._ v. 1121. Ebenso _loko_ von √(luj), _SN_ vol. IV. p. 52.] [Fußnote 33: Einen trefflichen Auszug dieser Reden, die auch heute noch im Volke recht beliebt sind, giebt Asoko auf seinem 11. Felsenedikt.] [Fußnote 34: _vibhavataṇhā; vibhavo = vibhu, vibhūti,_ ist hier positiv. Der Gebrauch κατ’ ἐναντιοτην findet sich ebenso oft, z. B. _MN_ vol. I. p. 65: da ist _vibhavo_ in den negativen Pol umgeschlagen und ist gleich _abhavo,_ nämlich jenem Begriffe, der scharf hervortritt in dem reinen Dvandvam _bhavābhavo,_ Sein und Nichtsein -- wohl zu unterscheiden von dem gleichlautenden Āmreḍitam. Cf. die Anm. 12 und die schönen Belegstellen im P. W.] [Fußnote 35: Vergl. die 30. Anm. Zur Fastenübung: _Manus_ XI, 216/18, VI, 19/20. Der _addhamāsiko pariyāyabhattabhojanānuyogo_ ist ohne Zweifel eine Gattung des c_āndrāyaṇam,_ der Mondesrunde: von Vollmond bis Neumond von 15 auf 0 Bissen täglicher Nahrung fallend und dann wieder bis 15 Bissen steigend; eine Hungerkasteiung von je ½ Monat, die bei den Brāhmanen in höchstem Ansehn steht. _Kṛcchrātikṛcchrau cāndrāyaṇam iti sarvaprāyaścitaṃ sarvaprāyaścitaṃ,_ und _etam āptvā vipāpo vipāpmā sarvam eno hanti_ sagt _Gautamas_ XIX. 20, XXVII. 16. -- Theile der folgenden _dukkarakārikā_ lassen sich, parallel oder gar wörtlich, wiedererkennen _Man._ VI, 5, 6, 13, 21, 22, XI, 223, 224. Ebenso schon in den Sūtren _Gautamas’, Baudhāyanas’, Āpastambas’._ Recht ergiebig ist, als Nachprobe, eine Vergleichung der Fragmente des /Megasthenes/, siehe besonders p. 135-141 und 155-160 ed. /Schwanbeck/. So heißt es, wie auf unseren Text bezogen, p. 139,_{22} Ἀτκειν δε και τουτους κἀκεινους καρτεριαν, τηη δε ἐν πονοις και την ἐν ταις ὑπομοναις, ὡςτ’ ἐφ’ ἑνος σχηματος ἀκινητον διατελεται την ἡμεραν ὁλην. Mit letzterem Beispiele sind ganz gewiss die Stetigsteher gemeint (möglicherweise zugleich auch die _Jainās_, vergl. unseren Text p. 147), während die im selben Fragmente sub 19 genannten ἐσθητες ἀπο φλοιων δενδρειων Rinden- und Laubflechten sein sollen. Der _Acelako_, den der Begleiter /Alexanders/, /Aristobulos/, schildert als ὑπτιον πεσοντα ἁνεχεσθαι των ἡλιων και των ὀμβρων (bei /Strabo/, ed. /Meineke/ p. 995,_{6}) hat sein Vorbild in dem sehr alten Spruche unserer 12. Rede, p. 147. Die zwar allgemein gehaltene Mittheilung /Strabos/, ὡς δ’ εἰπεν, Ἰνδους ... ἀναρλεκομενους δε μιτρουτθαι τας κομας (l. c. 1002,_{5}), dürfen wir doch wohl insbesondere von den _Jaṭilos_ gelten lassen. Die _Hatthāpalekhanos_ sind uns als ταις χερσι ὑδωρ πινξντες überliefert von /Clemens Alexandr/. (nach Historiographen? nach Pantänus?) Strom. I., ed. /Sylburg/ p. 305B.] [Fußnote 36: _sotāpatti_, die Hörerschaft, nicht von √(sru), sondern von √(śru), daher _sotāpanno_ und _ohitasoto_: Der gehört hat und Der offene Ohren hat. -- Vergl. _MN_ vol. I. p. 169, 172, 445, 480, 512. _SN_ vol. II. p. 68-70, vol. IV. p. 138, No. 152 (_aññatra anussavā_), _AN_ vol. I. p. 198 No. 6, vol. II. p. 116 f. und ib. 185 _sotānugato_, DN vol. I. p. 230 f., Mahāparin. p. 39. Ein _sotāpanno_ ist schon der _sāvako_: nämlich der _sutavā ariyasāvako ariyānaṃ dassāvī_; im _SN_ vgl. II. p. 43 noch deutlicher genannt _dhammasotaṃ samāpanno_. Bei dem hohen Werthe des gesprochenen Wortes, der selbst vor der kleinsten Rede durch die Versicherung _Evam me sutam_ bekräftigt wird, könnte das _Buddhavacanam_ wohl auch als _Sutapiṭakam_ gelten. Vom _sutantiko_ zum _suttantiko_ = _śrutvāntika_s wäre der Schritt jedenfalls näher als zum _sottantiko_ = _sautrāntikas_, zumal für unseren Kanon nicht leicht etwas unzutreffender sein kann als der Begriff des _sūtram_, und nichts zutreffender als der des _sutam_. Es spielt keine Rolle, wenn gelegentlich einmal, wie _Vinayapiṭ_. vol. III. p. 8 f. (cf. _Dhp._ vv. 44, 45), von der Lehrmethode als von dem die Blumen zusammenhaltenden Baste, _suttam_, gesprochen wird, was nicht mehr und nicht weniger als ein Gleichniss wie hundert andere sein will. Ein dunkles Gefühl der Sache, sprachlich bedingt und rückgedeutet, lässt sich bei Asoko und Späteren mehr vermuthen als nachweisen: cf. Epigraphia Indica vol. II. p. 105 No. 79, p. 106 No. 80, p. 400 No. 59. -- Die Sprache aber war die Magadhās, und zwar die gewählte Rede, nicht der schwankende Kanzleipatois der Edikte. Und dass dieses unser Pāli wirklich von Magadhā bis nach Zeilon herab ~rein~ überliefert wurde, dafür gewährt uns die Stelle _Cullavaggo_ p. 139 starken Anhalt. Zwei Jünger, früher brāhmanische Gelehrte, wird da erzählt, wollen das _Buddhavacanam_ in gebundenes Saṃskṛt übertragen. »Denn es giebt jetzt viele Jünger, aus den verschiedensten Kasten und Ständen: die verderben das Meisterwort in seiner Sprache« -- trüben seine Reinheit, meinen sie; in vedischem Saṃskṛt bliebe es Unberufenen unzugänglich. Der Meister aber weist den Vorschlag ab und sagt: _Anujānāmi bhikkhave sakāya niruttiyā buddhavacanam pariyāpuṇitum_, ‚Das Meisterwort, ihr Mönche, soll in seiner Sprache gelernt werden.‘ Das ist die richtige Uebersetzung, und nicht wie /Oldenberg/ meint, jeder solle in seinem eigenen Dialekt die Lehre lernen (_Vinayapiṭ._ vol. I. p. XLVIII, Sacred Books East vol. XX. p. 151, Buddha ^2 p. 192). Wäre dies gemeint, dann müsste die Klage der brāhmanischen Jünger lauten: _te sakāya sakāya niruttiyā buddhavacanaṃ dūsenti_ oder _te puthu sakāya n^0_ oder _te sakāhi niruttīhi^0 oder te nānāniruttīhi^0_ oder ähnlich. Der klare Wortlaut aber ist _te sakāya n^0_, und der ist frei von jeder Zweideutigkeit, kann sich lediglich auf _buddhavacanam_ beziehn, wie es übrigens die Tradition, grammatisch freilich ungenügend, stets gethan hat. Durch das gehörte, verstandene Wort wurde also der Kanon, bis zur Fixierung, mündlich bewahrt. Der schon längst vorher in Indien gepflegten Schrift haben sich weder der Meister noch die eigentlichen Jünger bedient, wie dies eben in der Art ihres Ordens begründet war. Mag dieser immerhin _brahmacariyaṃ saṉkhalikhitam_ (_MN_ I, 179, 267, _DN_ I, 63, passim) genannt worden sein: der Ausdruck ist älter als der Buddhismus und von den Brāhmanen überkommen, vergl. Vorrede p. XX. -- Zur Erklärung des letzteren Begriffes sei hier noch erwähnt, dass _saṉkhalikhitam_, Punkt für Punkt, wörtlich heißt: der Reihe nach geschrieben; cf. _MN_ I, 105 ff. _saṉkhā pi_, erst nach einer Reihe (von Tagen, Gegensatz: _yāvajīvam_ 106, 108), auch 109 I. 3 v. u. ff., und P. W. ^1 s. v. _śaṉkha_ No. 5 (_mahāśaṉkha_ No. 3), das, prākṛtisch wie es ist, eher zu _saṉkhya_ als zu κογχη etc. gehört. Zwar liefert nun die Tradition auch hier, wie oft, eine richtige interpretatio finalis, aber das etymologische Verständniss ist ihr, schon seit dem 12. Buche des _Mahābhāratam_, total abhanden gekommen: die Geschichte von den altehrwürdigen Gesetzgebern _Saṉkhas_ und _Likhitas_ verdient, trotz der je unter einem der beiden soi-disants Namen zusammengestellten, hier und da recht alterthümlichen längeren, bez. kurzen _Vaiṣṇavasaṃhitā_, gewiss nur ebenso viel Glauben wie die vom Reliquienschäffler _Doṇo_, _Mahāparin_. p. 69. Jene uralten, wahrscheinlich praehistorischen Symboloiden aber, das cakram, die _caityās_, der _svastikas_, _padmas_, _śeṣas_, _śaṉkhas_ (vergl. bes. /Bühler/, Ep. Ind. vol. II., p. 323, I. 8-12), kommen hier, als dem Geist und der Form durchaus widersprechend, nicht in Betracht. Mysteriolemmata und Mahāmudrās haben im Theravādo keinen Platz gefunden.] [Fußnote 37: _bako_ von √(vak), _vaṉk_ = _kauṭilye_ im ursprünglichen Sinne: zickzacksein; entspricht volvi, volo [»fulmina volant«], τραπω, ἀστραπη. Daher wird auch Yāskas’ und seiner Vorgänger Erklärung zu _bakuras_, _Ṛgv_ I, 117,_{21}, wohl richtig sein. Die allerdings verlockende tropische Potenzierung, nach dem Muster der Purāṇen, scheint mir hier kaum mehr als in tautophoner Prosonymie zulässig. Siehe die 20. Anmerkung.] [Fußnote 38: lies: _mā h’eva te rittakam eva ahosi tucchakam eva ahosi viññāṇam anidassanam anantaṃ sabbato paham_. Siehe die Schlussverse des _Kevaṭṭasuttantam_, _Dīghanikāyo_ vol. I. p. 223. Die Variante _pabhaṃ_ wäre von √(bhañj) abzuleiten; cf. _bhaṃgo_, _pabhaṃgu_, _pabhaṃguṇo_: _Jātakam_ vol. I. p. 392 lin. ult., p. 393 lin. 3., _Dhammapadam_ v. 148, _Therīgāthā_ v. 140, _Itivuttakam_ p. 37, _Saṃyuttakanikāyo_ vol. III. p. 32. Doch ist in siṇhalesischer wie barmanischer Schrift das _bha_ dem _ha_ sehr ähnlich, und eine Verwechslung mag schon früh aufgekommen sein. -- Zum Folgenden vergl. die vier Verse am Ende des _Dhammahadayavibhaṉgasuttam_ (im _Suttasaṉgaho_ No. 13), deren zweiter lautet: _Tāva dīghāyukā devā Sattā cavanti saṉkhayā: N’atthi koci bhavo nicco -- Iti vuttam mahesinā._ Bis durch die höchste Götterwelt Reibt alle Wesenheit sich auf: »Kein Dasein hat Beharrlichkeit« -- Das ist das Wort des Meisterherrn. Aller tieferen Ursprünglichkeit solcher Stellen eingedenk, wollen wir uns inzwischen erinnern, dass es auch bei uns, selbst in den ödesten Zeiten, nie gänzlich an Männern gefehlt hat, von denen das stolze Wort /Brunos/ gilt: »Vidimus quantum satis est.« Man sehe nur z. B. den höchst merkwürdigen Brief /Petrarcas/, de reb. fam. VIII., 8. Auf die Frage, was er vom Leben halte, antwortet der Vielerfahrene einem vertrauten Freunde u. a.: »Videtur mihi vita haec labyrinthus errorum, desertum horribile, limosa palus, habitatio ferarum, terra infelix, fons curarum, mare miseriarum, grata phrenesis, pondus infaustum, ficta fabula, falsa laetitia, verus dolor, cupiditas infinita, sitis insatiabilis, famelica nausea, fugax forma, latens praecipitium, abdita retia, officina scelerum, catena consuetudinum, rerum unci, prolixa brevitas, latae angustiae, calles inexplicabiles, passus impliciti, circulorum motus, statio instabilis, rota volubilis, manens cursus, concors discordia, bellum inexorabile, obliviosa peregrinatio, spirans mors, viventium infernus, longum funus, pomposa vanitas, superba miseria, miseranda felicitas. En, amice, qualis mihi haec videtur, quae tam multis exoptatissima ac gratissima vita est; necdum tamen conceptum omnem meae mentis expressi: peior enim est multo miseria, quam a me, seu quocumque hominum, dici possit. Sed quo es ingenio, ex his paucis totum, reor, animum loquentis introspicis. Unum tot in malis habe bonum, quod ad bonam et aeternam vitam, nisi dexter trames deseratur, via est.« Und gewiss ließe sich eine _ariyapaveṇi_ durch Länder und Jahrhunderte hindurch ohne Mühe herstellen.] [Fußnote 39: s. g. weil jedem der sechs Sinne (vergl. die Anm. 31) nur Quaal zutheil wird: _SN_ vol. IV. p. 126. Zu Seite 390, Zeile 11 v. o.: _rittam_, √(ric), in urspr. Bed.: Wer bemerkt, dass man nicht mehr braucht. Cf. _rittāsanam_ eine verlassene Stätte, _rittapesuṇo_ einer der das Ausrichten aufgegeben hat, _muni ritto caranto_ der entrückt wandernde Einsiedler, _Suttanip_. v. 963, 941, 823, _Theragāthā_ vv. 502 ff.; _rittassādo_ müßiges Behagen, _AN_ vol. I. p. 280. -- Zur »inneren Meeresstille«, p. 391. I. 15 v. o., passim, vergl. _Theragāthā_ v. 372, _Suttanipāto_ vv. 920, 723 und 720: Das lernet von der Flüsse Fluth, Vom Bergesbach, vom Stufensturz: Geschwätzig wellt ihr Wasserschwall -- Verschwiegen wellt der Ozean. ] NACHWEISE Im Vorwort ist eingehend begründet worden, weshalb einige Stellen dieses Bandes, die sich, anders übersetzt, auch in andern Bänden vorfinden, dessenungeachtet in ihrer ersten Fassung belassen wurden: die rhythmisch sehr verschiedene Umgebung solcher sonst identischer Stellen machte eine Umpflanzung eben unmöglich. Derartige Stellen sind als unübernommen manchmal in den Nachweisen vermerkt. Die ursprüngliche Fassung geänderter Stellen ist in der 1. Auflage mittels der den Text beider Ausgaben begleitenden Zahlen am Rande leicht aufzufinden. Geänderte, oder genauer, aus späteren Werken übernommene Stellen sind meist kursiv gedruckt, und nur dort nachgewiesen, wo sie in diesem Band das erste Mal auftreten, nicht bei nachmaliger Wiederkehr. Zur Vergleichung herangezogen wurden folgende Werke: MS = Die Reden Gotamo Buddhos aus der Mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pāli-Kanons zum ersten Mal übersetzt von Karl Eugen Neumann. Drei Bände. 1. Auflage, Leipzig 1896-1902, seit 1919 bei R. Piper & Co., München. LS = Die Reden Gotamo Buddhos aus der Längeren Sammlung Dīghanikāyo des Pāli-Kanons übersetzt von Karl Eugen Neumann. Drei Bände. 1. Auflage, München 1907-1918. LSN = Ein Ergänzungsband, welcher die Anmerkungen und Nachweise zum 3. Band der Längeren Sammlung enthält und noch erscheinen wird (zit. aus dem Manuskript). BR = Die Reden Gotamo Buddhos aus der Sammlung der Bruchstücke Suttanipāto des Pāli-Kanons, übersetzt von Karl Eugen Neumann, 2. unv. Auflage, München 1907. LM = Die Lieder der Mönche und Nonnen Gotamo Buddhos, aus den Theragāthā und Therīgāthā zum ersten Mal übersetzt von Karl Eugen Neumann, 1. Aufl., Berlin 1899, seit 1918 bei R. Piper & Co., München. IT = I Discorsi di Gotamo Buddho del Majjhimanikāyo per la prima volta tradotti dal testo pāli da K. E. Neumann e G. De Lorenzo. Primo Mezzocentinaio. II a Ed. Bari 1916. BK = Das buddhistische Kunstwerk. Vier Aufsätze von Karl Eugen Neumann, erschienen in den Süddeutschen Monatsheften Febr. 1904, Okt. 1904, Dez. 1905, Febr 1906. H = Karl Eugen Neumanns Handexemplare. 1. URART. [FN: p. 3 ^{4-5} = MS III 361 ^{4-5}. -- ^{9-10} = MS III 361 ^{10-11}. -- ^{13-15} = MS III 101.] [FN: p. 8 ^{3} _trachtet_ H.] [FN: p. 12 ^{12} _taṇhā_ Lebens_durst_ LSN und IT »sete di vita«.] 2. ALLES WÄHNEN [FN: p. 16 ^{9-10} _Kummer_, Jammer, Schmerz vergl. LS II 436 ^{19-20}.] [FN: p. 17 ^{4-7} vergl. LS II 436 ^{11-15}. -- ^{9-10} = LS III 209 ^{29-30}.] [FN: p. 18 ^{27} _die_ Schaam, vergl. LS III 131 ^{18}.] [FN: p. 19 ^{2-4} ein neues _Gefühl_ nicht aufkommen lassen, _navañ ca vedanaṃ na uppādessāmi_, und ich werde _ein Fortkommen haben... mich wohl befinden_ = LS III 131 ^{23-25}. -- ^{8-9} nur um _den Unbilden... auszuweichen_ vergl. mit LS III 131 ^{30}, dort ist das folgende _paṭisallāṇarāmattham_ mit »um der Zurückgezogenheit pflegen zu können« wiedergegeben (wegen des sonst doppelt entstehenden »pflegen« hier nicht übernommen). -- ^{11-12} vergl. LS III 131 ^{33}, 132 ^{1-2}.] 3. ERBEN DER _LEHRE_ [FN: p. 22 Erben der _Lehre_ H, IT »Eredi della dottrina«.] [FN: p. 25 ^{3-5} = LS II 10 ^{22-24}. -- ^{6-9} = MS III 457 ^{18-21}. -- ^{6} statt _nun_ lies _denn_.] [FN: p. 28 ^{11} _sammāsamādhi_ rechte _Einigung_ vergl. LS II 443 ^{22}.] 4. FURCHT UND ANGST [FN: p. 29 ^{13} _anagāriyam_ später immer mit »_Haus_losigkeit« wiedergegeben, vergl. MS II 12 ^{11}.] [FN: p. 37 ^{23} _Erbarmen_ zur Welt, vergl. LS II 159 ^{10}.] [FN: p. 38 ^ {5-19} vergl. mit LS II 445 ^{2-14}, der Trencknersche Text p. 21 f. hat nur einmal _brāhmaṇa_.] [FN: p. 39 ^{23-24} dem _geläuterten_, über _menschliche Gränzen hinausreichenden_, _visuddhena atikkantamānusakena_ = LS III 112 ^{22-23}; zum ganzen Absatz bis p. 40 ^{13} cf. LS III 112 f.] [FN: p. 40 ^{2-29} _āsavasamudayo_ -- _āsavanirodho_, Wahn_entwicklung_ -- Wahn_auflösung_, cf. Leidensentwicklung -- Leidensauflösung LS II 436 ^{12-14} und Weltentwicklung -- Weltauflösung, _Saṃyuttakanikāyo_ vol. I. p. 84, übersetzt in LSN.] [FN: p. 41 ^{2} _Nichtwissens_wahn für _avijjāsavā_ im II. Bd. der LS 118 ^{27} und LS III 209 ^{31}. Auf p. 14 u. 15 ist die erste Übertragung geblieben, da es sonst lauten müsste »neuer Nichtwissenswahn nicht aufkommen kann«. -- ^{4} = LS II 196 ^{9-10}. -- ^{21-30} = LS I 157 ^{1-90}.] 5. UNSCHULD [FN: p. 53 ^{28} _Ye pana te kulaputtā_, es giebt aber auch edle Söhne, vergl. MS III 84 ^{11}.] 6. WUNSCH UM WÜNSCHE [FN: p. 56 ^{16} die _das Herz erquicken_, _ābhicetasikānam_, vergl. LS III 115 ^{2} (für _nikāamalābhī_ ist die erste Fassung belassen worden). -- ^{22-24} cf. MS II 225 ^{8-9}. -- ^{29-30} _tiṇṇaṃ saṃyojanānaṃ_ später stets mit »drei Fesseln« wiedergegeben, _pañcannaṃ orambhāgiyānaṃ saṃyojanānam_ mit »fünf niederzerrenden Fesseln«, _tasmā lokā_ »nach _jener_ Welt«, cf. LS III 134. -- ^{20-31} vergl. LS III 113 ^{24-35}.] [FN: p. 58 ^{6-7} vergl. LS III 280 ^{15-16}.] [FN: p. 60 ^{16} _suvaṇṇe dubbaṇṇe_ lies wie stets »schöne und _unschöne_«. -- ^{24} _diṭṭhe va dhamme_ »noch bei Lebzeiten«, vergl. MS III 267 ^{30}.] [FN: p. 61 ^{1-2} = LS II 446 ^{28}.] 7. DAS GLEICHNISS VOM KLEIDE [FN: p. 64 ^{15-26} vergl. mit LS II 131, für _dhammo_, später meist mit »Lehre« oder »Satzung« übertragen, ist hier »Wahrheit« belassen worden, schon wegen des folgenden _dhammūpasaṃhitaṃ pāmujjam_ »verständnissreife Wahrheitwonne«. Die Stelle Buddhe _aveccappasādena hoti_ ist LS II 131 »beim Erwachten mit begründeter Zuversicht ausgerüstet« u. s. w. übertragen, was sich bei der Wiederholung auf p. 65 nicht ohneweiters einfügen lässt. Aehnliche Schwierigkeiten bei _pamuditassa pīti jāyati_ bis _samādhiyati_, welche Stelle erst LS III 234 ^{26-29} ihre letzte Fassung erhalten hat.] [FN: p. 66 ^{10} _Erbarmenden_ Gemüthes für _karuṇāsahagatena cetasā_, vergl LS I 212 ^{2} nebst Anmerkung, auch LS III 216 ^{12}.] [FN: p. 67^{14} _bhavaṃ Gotamo_ in den folgenden Bänden mit »Herr Gotamo« wiedergegeben.] [FN: Mit p. 68 letzte Zeile bis Ende der Rede, vergl. LS II 196^{1-12}.] 8. LEDIGUNG [FN: p. 71 ^{16} _Gegen_wahrnehmungen, vergl. LS II 95 ^{17}.] [FN: p. 74 ^{26} für das vor Augen liegende _Sinn_ haben, vergl. MS III 46 ^{29}.] [FN: p. 76-78 _parinibbānaya_, zur Wahnerlöschung gelangen; »vollkommenen« ist bei ähnlichlautenden Stellen in späteren Bänden weggefallen, von LS II an heißt es bloß »zur Erlöschung gelangen«, doch ist hier »Wahnerlöschung« beibehalten, auch um Satzgefüge und -Melodie nicht zu zerstören.] 9. DIE RECHTE ERKENNTNISS [FN: p. 80 ^{6-7} _pisuṇā vācā_, Verleumdung, vergl. MS III 460 ^{30}, _pharusā vācā_ barsche Rede MS II 247 ^{11}.] [FN: Zu p. 81-97 ^{0}_samudayañ ca_.... ^{0}_nirodhañ ca_, Entwicklung und Auflösung, vergl. die Nachweise zur 4. Rede.] [FN: p. 81 ^{22-24} = LS III 221 ^{3-5}. Die einzelnen Glieder des _paṭiccasamuppādo_, der bedingten Entstehung, p. 81-95, sind mit LS II 36 zu vergleichen.] [FN: p. 82 ^{31} die fünf _Stücke_ des _Anhangens_, siehe MS III 458 ^{8-9}.] [FN: Zu p. 83 ^{2-3} vergl. LS II 438 ^{35-36}, -- ^{5} ^{0}_durst_, der Daseins_durst_, der Wohlseins_durst_ = LS III 209 ^{25}, -- ^{7-9} = LS II 441 ^{10-12}.] [FN: p. 84 ^{14-21}, p. 85^{21-24} = MS III 458 ^{14-21, 10-12}.] [FN: p. 85 ^{12} _Weiter sodann_, für _puna ca param_, ausschließlich in LS gebraucht, vergl. u. a. I 89. Hier im _sammādīṭṭhisutta_m beginnen die Absätze zwar mit _Siyā āvuso. Yato kho_.... (_puna ca param_ ist nur Zusammenziehung).] [FN: p. 86 ^{22-23} vergl. mit LS II 79 ^{6-7}.] [FN: p. 87 ^{21-23} vergl. mit LS III 223 ^{23-25}.] [FN: p. 88 ^{22-24} vergl. LS II 79 f.] [FN: p. 89 ^{22-26} vergl. mit LS II 80 ^{13-17}.] [FN: p. 91 ^{25-27} = LS III 237 ^{15-16}.] [FN: S. 92 ^{28} _Denken_, _Berührung_, _cetanā_, _phasso_, cf. MS III 116 ^{3} (hier geht _phasso_ voran). -- ^{29} Die vier Hauptstoffe, cf. MS III 100 ^{30}.] 10. DIE PFEILER DER EINSICHT [FN: p. 98-112 ^{20}, 113 ^{3} bis Ende der Rede, ist im Pāli-Text gleichlautend mit LS II 425-436 ^{15}, 445 ^{18}--446 Ende, und damit in Uebereinstimmung gebracht worden. Für _sattāham_ ist die erste Uebertragung geblieben, vergl. LS III 56 ^{3} _kiṃ karissati sattāho ti_.] 11. DER LÖWENRUF [FN: p. 117 ^{9-10} vergl. LS II ^{17-18} und die zugehörige Anmerkung 116. -- ^{12} andersfährtige Pilger, _aññatitthiyā paribbājakā_, vergl. LS III 51 ^{7}. »Die ‚andersfährtigen Pilger‘ sind Asketen anderer Orden, die eine andere als die von Gotamo gezeigte Furth durch das Meer der Wandelwelt zur Ewigkeit hinüber suchen oder gefunden zu haben vermeinen. Es ist das ihre Sache und ihr Recht, sie werden darum weder gelobt noch getadelt, nur gekennzeichnet.« (K. E. Neumann in LSN). -- ^{20} der Heilige, vollkommen Erwachte, vergl. LS III 207 ^{16}.] [FN: p. 119 ^{5-28} vergl. LSN. p. 119 ^{31} Asketen oder _Priester_, _brāhmaṇo_ ist in LS immer »Priester« übersetzt, in der 1. Auflage des II. und III. Bd. der MS wechselt »Brāhmane« und »Priester« ab. Durchaus »Priester« einzusetzen, schien oft aus rhythmischen Gründen nicht geboten.] [FN: p. 120 ^{31} _alles Anhangen_, _sabbupādāna_^0.] [FN: p. 121 ^{5} _ṭhānāni_, _Fälle_, vergl. LS III 135 ^{13}.] [FN: Zu p. 122-123 vergl. LS II 34-36.] [FN: p. 124 ^{5-9} = LS II 91 ^{7-11}.] 12. DAS HAARSTRÄUBEN [FN: p. 124 ^{22-23} dass _sie dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung ausreicht_, so in LSN zitiert. 125 ^{30-31}, ebenfalls in LSN zitiert.] [FN: p. 134 ^{5-10} = LS III 256 ^{12-18}.] [FN: p. 135 ^{24-26} vergl. MS II 82 ^{18-19} nebst zugehöriger Anmerkung.] [FN: p. 144 ^{14f.} _ein Handverköster_, _hatthāpalekhano_ siehe MS II 8 ^{24}.] [FN: p. 145 ^{14} das _hänfene_ Hemd, vergl. LS III 39 ^{28}. -- ^{15} _im_ Leichen_hof_, cf. ib. Zeile 29.] [FN: p. 149 ^{5} wie eine _Kugelkette_ = MS II 444 ^{26}.] 13. DIE LEIDENSVERKETTUNG (I) [FN: p. 155 ^{21-22} vergl. mit MS II 11 ^{18-19}. -- ^28 Fünf Begehrungen _pañca kāmaguṇā_ siehe MS III 56 ^{32}.] [FN: p. 157 ^{1} schlägt sich _stöhnend_ die Brust, vergl. MS III 520 ^{2}.] [FN: p. 159 ^{18-20} mit MS III 337 ^{9-11} in Uebereinstimmung gebracht.] [FN: p. 160 ^{12-14}, vergl. hierzu BK IV 181. -- ^{30} eine _priesterliche_ Jungfrau BK II 822.] [FN: p. 161 ^{3} lies: _um diese_ Zeit u. Z. 17: ruchbar _worden_ (nach BK II).] 14. DIE LEIDENSVERKETTUNG (II) [FN: p. 167 ^{5} »das Elend überwiegt« _ādīnavo ettha bhiyyo_, vergl. MS II 41, letzte Zeile und bereits MS I. 566, _{12}.] [FN: p. 172 ^{16} am Geierkulm, im Gebirge _Gijjhakūṭe pabbato_ = LS II 104 ^{1}.] [FN: p. 173 ^{3-15} = MS III 9 ^{1-17}.] [FN: p. 174 ^{9} _So gesteht ihr_, vergl. MS III 10 ^{14}. _Iti kira_ ist noch LS III 4 ^{25} mit »So ist klar« wiedergegeben.] 15. DAS MAASS [FN: p. 176 ^{6-7} vergl. MS II 430 ^{2-3}.] [FN: p. 177 ^{3f.}, cf. MS II 102 ^{1}. _pāpiccho hoti pāpikānaṃ icchānaṃ vasaṃgato_, p. 176 ^{22-23}, ist LS III 43 ^{8-9} mit »er hat böse Wünsche und ist bösen Wünschen willfährig« noch genauer wiedergegeben, vergl. ib. auch _makkhī hoti paḷāsī_ und _issukī hoti maccharī_ sowie _thaddho hoti atimānī_ mit p. 178 ^{14-24}.] 16. DIE HERZBEKLEMMUNGEN [FN: p. 193 ^{14} _bhikkhu dhamme kaṉkhati_ »ein Mönch zweifelt an der Satzung« siehe LS III 231 ^{24}. Für _dhammo_, in MS I meist mit »Wahrheit« übersetzt, ist später »Lehre, Satzung« gebraucht, jedoch nicht immer, da _dhammo_ »als Satzung, Recht, Norm gewissermaaßen auch zur Wahrheit gehört...« (LSN), und hier und dort sich besser zur Wiedergabe eignet.] [FN: p. 194 ^{24-25} = LS 231 f.] [FN: p. 200 ^{25-30}-201 ^{1}, vergl. LS III 214 ^{5-12}; für _citta-samādhipadhānasaṉkhārasamannāgataṃ iddhipādam_ ist dort »das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des _Geistes_ erworbene Machtgebiet« gebraucht, in LSN aber wieder »Gemüth«: der Begriff _cittam_ bedeutet eben auch »Herz, Gemüth«. Das gleiche Verhältnis beim dritten _satipaṭṭhānam_.] 17. WALDEINSAMKEIT [FN: p. 205 ^{7}... eines Dorfes oder einer _Burg_ oder einer _Stadt_, _nigamaṃ..... nagaram_, vergl. MS II 148 ^{27}.] 18. DER GUTE BISSEN [FN: p. 211 ^{19-31} = MS III 419 ^{4-17}, p. 212 ^{1-5} ib. 419 ^{17-22}.] [FN: p. 213 ^{19} vergl. MS III 420 ^{28-29}.] [FN: p. 215 ^{6} an _den Menschen_ heran _purisaṃ... samudācaranti_, siehe BK IV 185.] [FN: p. 220^{5-8} vergl. mit MS III 428^{3-6}.] 19. ZWEIERLEI ERWÄGUNGEN [FN: p. 221 ^{12, 14} die Erwägungen des _Begehrens_ vergl. MS III 241 ^{32}, die Erwägungen des _Entsagens_, ib. 242 ^{31}, p. 223 ^{16} in der _Entsagung_, _nekkhamme_.] [FN: p. 229 _Das_ aber _ist nun_ der Sinn cf. MS III 66, vorletzte Zeile.] [FN: p. 229 ^{11} eine Bezeichnung _der Begierden_, _kāmānam etam adhivacanam_.] 21. DAS GLEICHNISS VON DER SÄGE [FN: p. 246 ^{4-8} die _Satzung_ nur achtend.... _Dhammaṃ yeva sakkaronto_, hier ist »Satzung« entschieden treffender, vergl. die Nachweise zur 16. Rede.] [FN: p. 252 ^{18} _Gewiss_ nicht, o Herr, _no h’etam bhante_, vergl. MS III 53 ^{14}; »wahrlich« ist in späteren Bänden von Karl Eugen Neumann immer seltener gebraucht worden.] 22. DAS SCHLANGENGLEICHNISS [FN: p. 260 ^{24} Ebenso _nun auch_, _evam eva kho_, vergl. MS II 41 ^{29}, und die vorhergehende Bemerkung.] [FN: p. 265 ^{27-30} vergl. mit LS II 40 ^{10-12}.] [FN: p. 268 ^{9} Was _meint_ ihr _wohl_ = MS III 103 ^{27}. -- ^{12-16} vergl. ib. 103 ^{30-31}--104 ^{1-3}.] [FN: p. 269 ^{23-31}--270 ^{1-27} vergl. MS III 104 ^{15}--105 ^{4}, im folgenden siehe den Nachweis zur 4. Rede.] [FN: p. 271 ^{2} »_Pfeilentledigter_«, »_Hakenloser_« _abbūḷhesiko iti pi_, _niraggaḷo iti pi_ = H. [FN: p. 272 ^{17} _sato sattassa_ des _lebendigen Wesens_ vergl. LS I 49 ^{5}.] [FN: Mit p. 272 ^{26}--273 ^{17} vergl. die z. T. gleichlautende Stelle LS I 5-6, hier in der ersten Fassung belassen.] 23. DER AMEISENHÜGEL [FN: p. 280 ^{10-11} durch Speise _und Trank_ entwickelt _odanakummāsūpacayassa_ vergl. MS II 262 ^{11}.] [FN: p. 281 ^{6} stolzen _Unmuth_, siehe LS I 86 ^{23}. -- ^{10-14} vergl. mit MS III 99 ^{1-5}.] 24. DIE EILPOST [FN: p. 282 ^{15-16} = MS III 260 ^{2-3}.] [FN: p. 284 ^{22} _räumte_ sein Lager _zurecht_, vergl. MS III 307 ^{20-21}.] [FN: p. 287 Um _hangloser_ Wahnerlöschung willen _anupādā parinibbānattham_, H] 26. DAS HEILIGE ZIEL [FN: p. 311 ^{2} _zur Wendung_ cf. MS II ^{26}. -- ^{4-5} sondern nur zur _Einkehr_ in das Reich des Nichtdaseins, _yāvad eva ākiñcaññāyatanūpapattiyā ti_, vergl. LS II 354 ^{17} und ib. 199 ^{29}.] [FN: p. 313 ^{4-5} vergl. LS II 199 ^{33-34}.] [FN: p. 314 ^{20} vergl. LS III 136^{10}. --^{21}--315 ^{12} vergl. mit LS II 40 ^{1-21}.] [FN: p. 315 ^{25-27} cf. LS II 41 ^{3-5}.] [FN: p. 316 ^{14-16} ist nunmehr gleich LS II 43 ^{22-24}. -- ^{22-28} vergl. LS II 42 ^{23-31}.] [FN: p. 317 ^{19, 21} = LS II 43 ^{32, 34}.] [FN: p. 319 ^{5} _am Sehersteine, im Wildparke_ vergl. MS III 456 ^{2}. -- ^{20} _Verlassend_ alles cf. BR Str. 211.] [FN: p. 320 ^{10} Bin _darum_ Sieger, -- ^{12} _schüttelte_ das Haupt, vergl. MS II 455 ^{14-16}.] 27. DIE ELEPHANTENSPUR (I) [FN: p. 329 ^{4-17} vergl. mit MS II 644 ^{14-27}. -- ^{2-31} = LS III 103 ^{5-7}.] [FN: p. 330 ^{2-4} cf. LS I ^{11-13}.] [FN: p. 336 ^{5}--340^{22} vergl. mit LS I 82 ^{1}--84 ^{17, 31-32}, 85-86 ^{28}.] 28. DIE ELEPHANTENSPUR (II) [FN: p. 347 ^{31} ein Gemächte _des Durstes_, _taṇhupādiṇṇassa_, J T hat noch »un prodotto della sete d’esistenza«, doch ist _taṇhā_ später bis auf die Stelle in der 1. und 2., resp. 20. Rede, wo aus rhythmischen Gründen »Lebensdurst« geblieben ist, von K. E. N. stets mit »Durst« wiedergegeben, das etymologisch auf _taṇhā_, _tṛṣṇā_ zurückgeht.] [FN: p. 348 ^{31} jene Weisung der _Erwachten_, _idaṃ buddhānaṃ sāsanan ti_. »_Buddho_« ist nachmals nie unübersetzt gelassen worden.] [FN: p. 349 ^{18} Insofern _aber ettāvatā pi kho_, vergl. BK IV 183.] [FN: p. 355 ^{7}--357 ^{21} = BK IV 183-184, dort heißt es aber noch für _Yo paṭiccasamuppādaṃ passatī_.... »Wer die Entstehung aus Ursachen merkt«: zutreffender, z. B. LS II 40, die »bedingte Entstehung« übersetzt. Silbenweise hieße _paṭiccasamuppādo_ etwa »das Gegen(über)zusammenaufsteigen«, also kein nach-, sondern das nebeneinander Lebendigwerden der Dinge: sie stehn und fallen miteinander, vergl. LS II 99, Anm. 19.] 29. DAS GLEICHNISS VOM KERNHOLZ [FN: p. 358 ^{9-12} vergl. mit MS II 196 letzte Zeile bis 197 ^{4} nebst zugehöriger Anmerkung.] 30. DAS GLEICHNISS VOM KERNHOLZ (II) [FN: p. 371 ^{9-24} vergl. mit LS II 193 ^{20-34}, 194 ^{1-2}.] [FN: p. 380 ^{29} Das _aber_, Brāhmane, vergl. LS I ^{18-19}.] 31. IM GOSIṈGAM-WALDE (I) [FN: p. 387 ^{1}--390 ^{18} vergl. mit MS III 309 ^{30}--313 ^{12}, bis auf _sādhu sādhu Anuruddhā_, das LSN mit »Recht so, recht so, Anuruddher« wiedergegeben ist.] [FN: p. 394 ^{19-20} vergl. mit MS II 258 ^{10}, dort steht »angezeigt« für _ārocesum_, das aber hier, bei dreimaliger Wiederholung, weniger gut geklungen hätte.] 32. IM GOSIṈGAM-WALDE (II) [FN: p. 398 letzte Zeile »mit _gar manchen_«, vergl. MS III 190 ^{3}.] [FN: p. 400 ^{13-20} = LS III 265 ^{1-7}.] [FN: p. 411 ^{10-16}, mit LS II ^{15-19} in Übereinstimmung gebracht.] 33. DER RINDERHIRT (I) [FN: p. 414 ^{7} wie er sie gehört und _aufgefasst_ hat _yathāsutaṃ yathāpariyattam_, vergl. LS III 235 ^{1}.] 34. DER RINDERHIRT (II) [FN: p. 423 ^{4-5} = BR 234 ^{12-13}.] 35. SACCAKO (I) [FN: p. 426 ^{10-12} siehe MS II 58 ^{15-17}.] [FN: p. 427 ^{19-21} vergl. MS III 98 ^{11-13}.] [FN: p. 429 ^{16} = MS II 458 ^{29}. -- ^{29} »Vajjīner, Maller« siehe LS II 294 ^{6-7}.] [FN: p. 430 ^{19-22} = LS I 113 ^{20-23}, bis auf _phalissati_, der Trencknersche Text hat nur _phalati_, daher es in MS I doch wie ursprünglich »zerspringt alsobald in sieben Theile« lauten muss. Mehr Varianten weist dann die folgende Stelle vom _vajirapāṇi yakkho_, dem »blitzhändigen Geist« in LS I auf.] [FN: p. 435 ^{16-18} = LS I ^{21-23}.] [FN: p. 438 ^{1-10} = LS II 53 ^{10-16}.] [FN: p. 439 ^{15} den _dar_gebotenen Sitzen vergl. MS II 433 ^{4}. -- ^{19-20} cf. LS III 3 ^{20-21}.] 36. SACCAKO (II) [FN: p. 441 ^{2} _Weh_gefühl -- Wohlgefühl (1. Aufl. »Wehegefühl«) cf. eine ähnliche Stelle in LSN.] [FN: p. 451 ^{2} »zur unvergleichlichen Erwachung« siehe MS II ^{28}.] [FN: p. 459 ^{6} _gelb_häutig _maṉguracchavi_, vergl. MS II 445 ^{23}.] [FN: p. 460 ^{4-7} _jenes_ Glück = MS II 446 ^{17-20}.] [FN: p. 464 ^{20} so _meint einer um den anderen_ von mir _api ssu maṃ ekameko evaṃ maññati_; derart in LSN zitiert.] [FN: p. 446 ^{21} _Verdrossenheit_ cf. LSN.] [FN: p. 467 ^{8} vergl. MS II 502 ^{9}.] 37. VERSIEGUNG DES DURSTES (I) [FN: _taṇhasaṉkhaya_^0, vergl. LS II 40 ^{11} »Versiegen« des Durstes, _taṇhakkhayo_.] [FN: p. 470 ^{5} »Unholde« _asurā_ lt. H.] [FN: p. 471 ^{22-24} vergl. LS II 170 ^{10-12}.] 38. VERSIEGUNG DES DURSTES (II) [FN: p. 485 ^{17} ‚Durch Geburt _bedingt_ ist Alter und _Tod_‘, _das_ ist _da wohl_ gesagt worden, _jātipaccayā jarāmaraṇan ti iti kho pan’ etaṃ vuttam_ = LS II 78 ^{15-16}, ebenso sind die folgenden Glieder der Bedingten Entstehung mit LS II 78 ff. zu vergleichen.] [FN: p. 487 letzte Zeile bis 488 ^{25} vergl. nun mit LS II 36 und 39, p. 488 ^{10} _Ist aber eben Umrissen ohne Reiz, ohne Ueberrest aufgelöst_ = MS III 171 ^{15-16}. Für _avijjā_ ist später abwechselnd »Unwissen« und »Nichtwissen« gesagt, je nachdem es sich besser in die Umgebung einfügen ließ.] [FN: p. 494 ^{3} vergl. MS II 558 ^{24}.] [FN: p. 496 ^{17} »Da erscheint, ihr Mönche, der Vollendete in der Welt«, und das darauffolgende ist mit LS I 81 ff. zu vergleichen.] 39. VOR ASSAPURAM (I) [FN: p. 509 ^{22}--514 ^{31} vergl. mit LS I 86 ^{9}--91 ^{20}, dagegen ist p. 513 ^{11-12} keine Wolke _von Zeit zu Zeit mit tüchtigem Gusse darüber hinwegzöge_, _devo ca na kālena kālaṃ sammā dhāraṃ anuppaveccheyya_, in LS II 363 ^{4-5} nachzuschlagen.] [FN: p. 515 ^{26}--516 ^{5}, vergl. LS I 97 ^{10-20}.] [FN: p. 518 ^{3-11} cf. LS I ^{25-33}.] 41. DIE BRĀHMANEN VON SĀLĀ [FN: _Sāleyyaka(suttam)_, es könnte also nach dem Vorbild der 150. Rede »die Nagaravinder« _Nagaravindeyya(suttam)_, einfach »die Sāler« heißen, wenn es besser anklänge. Da wie dort sind es _brāhmaṇagahapatikā_, »priesterliche Hausväter«, wie es in LS I 160 ^{19} heißt.] [FN: p. 531 ^{5-23} = LS I 160 ^{20}--161 ^{18}; Zeile 29 »Glücklich wer da nun solche Heilige sehn kann« _Sādhu kho pana tathārūpānaṃ arahataṃ dassanaṃ hotîti_ ist LS II 457 aufzufinden.] [FN: p. 532 ^{14-15} »Was ist wohl, o Gotamo, der Anlass, was ist der Grund« cf. LS III 272 ^{5}. In LS II, III und LSN ist _hetu... paccayo_ nicht mehr wie in den früheren Bänden mit »Grund.... Ursach« wiedergegeben, sondern meist mit »Anlass.... Grund« auch »Anlass.... Umstand«. -- ^{20} lies »in sälige Welt« wie Zeile 28.] [FN: p. 533 ^{19-24} vergl. MS III 153 ^{6-11}.] [FN: p. 534 ^{18} »müßiges _Geplauder_« siehe MS III 155^{13}.] [FN: p. 535 ^{1-9} vergl. mit LS III 262 ^{8-15}.] [FN: p. 539 ^{16-22}, cf. MS III 223 ^{30}--224 ^{1}.] 43. DIE ERKLÄRUNGEN (I) [FN: p. 544 ^{31-32} die Eigenschaft der Ruhe und die Eigenschaft der _Klarsicht_, _samathā^{0}..... vipassanā^{0}_, vergl. MS III 529 ^{19-20}.] [FN: p. 548 ^{6} die _Auflösung_ der Wahrnehmbarkeit _saññāvedayitanirodham_ siehe MS III 120 ^{10}.] [FN: p. 551 ^{12-13} _suññam idaṃ attena vā attaniyena vā ti_ ist MS III 72 ^{13-14} mit »Leer ist es an sich und in sich« wiedergegeben.] 44. DIE ERKLÄRUNGEN (II) [FN: p. 554 ^{24-31} vergl. mit MS III 99 ^{14-21}, _chandarāgo_ aber ist in BK IV und LS II 80 ^{27} Willens_reiz_ übersetzt, ebenso in LSN.] [FN: p. 555 ^{1-28}, vergl. MS III 101 ^{6-33}.] [FN: p. 556 ^{24-25} die vier _gewaltigen Kämpfe_ siehe MS II 320 ^{7}.] [FN: p. 562 ^{20-24} ist auch in LSN zu finden, mit den gleichen Worten belehrt der Meister im _Saṃyuttakanikāyo_ den Mönch Rādho.] 47. DER FORSCHER [FN: p. 583 ^{14} lies: nicht _ist_ der Ehrwürdige.] [FN: p. 585 ^{7} mit ihren Theilen von _dunkel_ und _licht_, _kaṇhasukkasappaṭibhāgam_ vergl. LS III 102 ^{34}. Auch Zeile ^{8-13} entspricht im Pāli-Text LS III 103 ^{1-7}, nur dass es dort _bhante Bhagavā... desesi.. abhiññā.._ und _pasīdim_ heißt. Aus rhythmischen Gründen schien es geraten in MS die ursprüngliche Fassung beizubehalten.] [FN: p. 586 ^{3} _standgehalten hat_, _patiṭṭhitā_ vergl. LS III 85^{10}, _daḷhā_ ist dort mit »kräftig« übertragen.] 48. VOR KOSAMBĪ [FN: p. 587 der Meister _lässt_ euch Ehrwürdige _rufen_ siehe MS II 192 ^{4}.] [FN: p. 589 ^{1-26} vergl. mit LS III 239 ^{1-35}.] [FN: p. 592 ^{4} ein unvernünftiger Säugling, _mando uttānaseyyako_, vergl. MS II 154 ^{15}.] 49. BRAHMĀS HEIMSUCHUNG [FN: p. 600 ^{24} »die ich kenne und sehe«, wie oben Z. 13 u. 18 _tam ahaṃ jānāmi passāmi_, vergl. LS I 26 ^{33}.] 50. MĀROS VERWEISUNG [FN: p. 609 ^{6} _wie süßen Mostes trunken_, _madhurakajātā_ lt. H, vergl. auch LS II 138 ^{18-19}.] [FN: p. 613 ^{24}--616 vergl. LM Str. 1189-1205; Str. 1205/6 ^{2} und 1207 ^{2} ist in der ersten Fassung verblieben.] VORREDE [FN: p. ^{5} _den Weisen erschüttern_ wollen, vergl. IT p. X che voler scuotere il savio.] [FN: p. ^{22} _Barāhat_ cf. LS II 60 ^{35}.] [FN: p. (XX) ^{11} Hinweis auf den _Suttanipāto_ = H.] REGISTER I. /Stellenlese/ -- II. /Gleichnisse/ -- III. /Ordenszucht/ -- IV. /Anhänger/ -- V. /Gotamo/ -- VI. /Büsserwesen/ -- VII. /Volk und Sitte/ -- VIII. /Spekulationen/ -- IX. /Brāhmanische Dogmen/ -- X. /Jinistische Dogmen/ -- XI. /Eigennamen und Örter/ -- XII. /Suttamātikā/ -- XIII. /Varia/ I - STELLENLESE In allem sich wiedererkennen 66, 525, 550, 610 Alter 34, 161 In der Anschauung wurzelnd 586 Die ausreichende Ansicht 589 Der Ansichtvertraute 591 f. Askese 234 Asketenthum: Zweck, Kern, Ziel 370, 383, 562 Das Auge der Natur 301-303, 326-328 Das Auge der Weisheit 544 Das erwachte Auge 316 Das innere Bad 67 Bedingt, nicht unbedingt 348, 353 Befriedigung und Unbefriedigung 495 Jeder nach seinem Begriffe 400 ff. Der Bekenner 209 Belehrung die am meisten gilt 427 f. Beschränktes Gemüth und unbeschränktes Gemüth 495, 501 Besonnenheit 17 Beweiskette vom Letzten bis zum Ersten und umgekehrt 431 f. Durchdringender Blick 55 f., 406 Böses und Gutes 80 Frühere Daseinsformen 38, _passim_ Duldung 19 Dünkeleroberung 22, 235 Die vier Durchstrahlungen 66, 525, 550, 610 Die eigene Ebbung 526, 591 Einsamkeit 25 f., 30 Die vier Pfeiler der Einsicht 98-114, 151, 414 Elend des Begehrens, des Körperlichen, der Gefühle 156-165 Endsal 21 Entdeckung der trefflichen Satzung 314, 583 Entstehn und Vergehn 99-112, 481 f. Die bedingte Entstehung 82-97, 314, 356, 484-492, 498, 502 Wahn und Nichtwissen 96, 95 Die Unterscheidungen 95, 556 f. Das Bewusstsein 94, 480 Ohne zureichenden Grund entsteht kein Bewusstsein 478 Bild und Begriff 92 Das sechsfache Reich 91 die sechs Innen- und Außenreiche 108 f., 495, 499, 502, 506 Die Berührung 90, 348 Das Gefühl 89, 559 ff. Der Durst 88, 503, 553 f. sein Gemächte 347 Das Anhangen 87, 554 fünf Stücke 108, 268 f., 281, 346 f., 355 ff., 554 vier Arten 87; 120 f. Das Werden 86 Die Geburt 85 Altern und Sterben 84 Der Erbarmer 230 Erbarmen zur Welt 398 Erdensöhne und Erdenüberwinder 584 Der Erhabene 117, 213, 438 Das Erkennbare 544 Die zeitliche Erlösung und die ewige Erlösung 368, 370 Der Erwachte 11, 64, 122, 336, 496, 604 Erwachung 13, _passim_ Die sieben Erweckungen 21, 110 f. Erwünschtes und Unerwünschtes 570 ff. Fünf Fährten 136-143 Die drei Fesseln 57, 275, 422 Die fünf Fesseln 57, 275, 421 Flüchtigkeit aller Erscheinungen 612 Freiheit 67 Freudlosigkeit an der ganzen Welt 612 Das Gebot 78, 230 Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft 127, 269, 492 Gemeines und Edles 66 f. Genügen 12, 495, 603 Genügenslust 229, 282 Gewalthaben über das Gemüth 444 Gewalthaben über den Körper 444 Der Gleiche 584, 604 Glück 339, 341, 499 f. Hanghaftes und Hangloses 289 ff. Die Häuslichkeit 336, 445, 497 Heiterkeit 21, 38, 111, 525 Heldenmuth 201 Die fünf Hemmungen 106 f., 281, 340, 500, 510 ff., 546 Das Herumkommen 75 Das Herz 547 Die Herzbeklemmungen 192 Die Herzensentschließung 75, 181 ff. Die fünf Fesseln des Herzens 194 Die Herzenstrübungen 62, 166 Der Ichheit Dünkel 272 Die Regung der Ichheit 80 ff. Immer wieder ein neuer Keim 545 Eines der Inbegriff 589 f. Das Ineinandergreifen 355 Jünger 604 Kein Ding ist der Mühe werth 468 Kraft 21, 111, 225, 453 ff., 593 Krankheit 161 Labsal des Begehrens, des Körperlichen, der Gefühle 155-165 Das letzte Leben 314, 324 Die Arten der Lebensführung 563 ff. Ledigungen 72 ff. Leer von Mir und Mein 551 Legenden 276-282, 467-475, 605-616 Betrachtung der Leiblichkeit 101 ff., 348, 417 Der Leichnam 103 Das Leiden 82, 156 ff.; 272, 346, 541 Das Leidensstück 495 f., 502 f. Die Wurzel des Leidens 12 Magie 57, 126, 471, 602 Die große Menge 429 Die meisten Menschen 572 Der Mittelweg 28 Mönch Abgeschiedener 272 Bürdeloser 272 Büßer 519 Endiger 8, _passim_ Fahnenloser 272 Fertiger 519 Grabenfüller 271 Hakenloser 271 Hehrer 520 Heiliger 519 Herr 519 f. Herrscher 235 Kämpfer 8 Kenner 519 Pfeilentledigter 271 Reiner 519 Riegelheber 271 Wahnversieger 8 Nacht Nacht, Tag Tag 37 Die vier Arten der Nahrung 81, 483 Die Strömung der Natur 421 f. Nicht bequemlich, nicht schlaff 377 ff. Nicht eher 411 Nicht mehr ist diese Welt 41, _passim_ Der Nichtwissensekel 545 Nothdurft 22 f., 53 Offenes Ohr 593 Ohne Fürchten 584 Die Persönlichkeit 553 Die geistige Quelle 418 Räthsel 278 Das Rechte 98, 114 Fünferlei Redeweisen 246 ff. Das Reich der Ewigkeit 421 Freiheit 421 Natur 421 Zeitlichkeit 421 Rücksicht 65, 465 Sälige Ruhe 71 f., 390 ff. Ruhm 583 Sattheit 347 ff. Die vier Schauungen 38, _passim_ Der Schlechtere und der Bessere 42 Die Schlussfolgerung 103 Schimmernde Schönheit 161 Viererlei Schooße 135 Nichts Schreckliches 223 Heiliges Schweigen 306 Sehnsucht 561 Sein und Nichtsein 119 f., 209 Selbstdenker 493 Die unvergleichliche Sicherheit 8, 202 ff., 313 f., 323 Sichtbar und hörbar 582 Sinnesneigung 222, 224 Sinnesrichtungen 46-51 Sonderheit 119 Der Sonderheit Wahrnehmungen 211, 214 ff. Die heiligste Stätte der Welt 64 Tausend Welten 407 Die That 416 Je nach den Thaten 39, _passim_ Tod 161 Zehn Tugenden 127 ff. Ueberdruss 270 Ueberlegenheit 600 f. Ueberwindung des Begehrens, des Körperlichen, der Gefühle 160-165 Das andere Ufer 421 f. Die drei Umgarnungen 17 Umspinnungen 590 Das Umtanzen 167 Unabhängigkeit 19, 164 f. Unbeschränktheit 66, _passim_ Unerfassbarkeit 272 Unerschütterlichkeit 124, 468, 551 f. Unfassbarkeit 562 Unmuth 56 Unvereinbar mit gewöhnlichen Begriffen 591 ff. Die drei Unvergleichlichkeiten 437 f. Vergänglichkeit 268 ff., 347 ff. Verzückung und Verstimmung 119 Der Vollendete 272, 581 ff. Die Spur des Vollendeten 340 ff., 585 Vollkommenheit 118 f. Eine Vorstellung aus der anderen ziehn 231 ff. Vorstellungslosigkeit 549 Wachsamkeit 509 Wahnerlöschung 7, _passim_ Die vier heiligen Wahrheiten 15, _passim_ Die daseinsschwangere Wandelwelt der Geburten (_ponobhaviko jātisaṃsāro_) 271 Die neun Warten 304 ff., 326 ff., 380 ff., 390 ff. Was euch nicht angehört 273 f. Der gerade Weg 98, 521 Die Weisheit 544 Die Weisung 252, 348, 354 Diese Welt und jene Welt 421 Weltverachtung 601 Höhere Wesenheit und niedere Wesenheit 75 Willenskraft 234 Weites Wirken 398 Das dreifache Wissen 38, _passim_ Der Wissende 574 Die sieben Wissenschaften 590 Sichtbares Wohl 70 f. Wohlgefühl und Wehgefühl 443 f. Wonne 65, 525 Wunden 413 f. Wunsch um Wünsche 54 ff., 537 ff. Würdiges und Unwürdiges 14, 571 f. Zeitlos 493 Zwei Ziele 306 f. Zittern und Nichtzittern 264 f. Zuversicht des Anhalts 586 Vier Arten der Zuversicht 132 f. Zweierlei Naturen 568 f. Zweifel und Wissen 481 f. II - GLEICHNISSE Das Aasgericht 51 Der Aaskranz 232 Der bodenlose Abgrund 596 Der Alpensee 518 Der Ameisenhügel 280 Das Aufgraben 280 Die Bananenpalme 433 Der belaubte Baum 140 Der entlaubte Baum 139 Baumfrüchte 254 Die Baumsäge 252, 348, 354 Betteleien 254 Die Blase 280 Der Blasebalg 454 Der Blumenkranz 54 Der Bogenschütze 151 Das Destilliersieb 426 Der Dolch 454 Der Drechsler 99 Die Eilpost 290 Der Eilschritt 233 Die Elephantenspur 334 f., 346 Der Erdball 247 Der Esel 609 Die Eule 609 Die sumpfige Fährte 229 Die Fallschlinge 325 Der Färber 61 Feuer 480 Flacke Feuersgluth 616 Das Filtriergeflecht 425 f. Fleischfetzen 254, 282 Das Floss 262, 483 Die gangbare und die ungangbare Furth 75 Das Futter 297 Der Gang in den Sumpf 229 Der Ganges 249 Das Geflecht 281 Das dichte Gehölz 243 Der Geistliche 280 Der beliebige Gesichtskreis 232 f. Der Getreidesack 101 Der Giftbecher 579 Der Gipfel 316 Das Gold 65 Das Haus 355 Die zornige Hausfrau 243-245 Die Häuser 517 Die Henne und ihre Eier 201 Der Himmelsraum 248 Die drei Holzscheite 450-452 Der Honigtrank 580 Der Hungrige 220 Die Katze 609 Das Katzenfell 250 Der Keil 280 Der Kerker 511 Kernholz 213, 358 ff., 374 ff. Das Kleid 65 Die Kleidertruhe 403 f. Der zarte Knabe 592 Die Knechtschaft 511 Kahle Knochen 254 Die Kobra 282 Glühende Kohlen 137, 254, 456 Die Krabbe 434 Die Krankheit 510 Die geschlachtete Kuh 102 Die Kürbisflasche 579 Das Landhaus 141 Die öde lange Landstraße 511 Lanzenspitzen 254 Die Lotusrosen 317 Der Lotusweiher 142, 526 Der weiße Mantel 514 Der Maurer 231 Der Moorgrund 229 Die Mordwaffe 521 Die junge Mutterkuh 592 Das kühle Nass 514 Die Oellampe 547 Die Orte 515 f. Der Palmstumpf 271, 466, 551 f., 605 Die Peitsche 455 Das Reisgericht 51 Reisig 274 Der Rinderhirt 223, 225, 412 f., 419 f. Der Schackal 609 Die Schildkröte 281 Das Schlachtbeil 281 Das Schlachtmesser 456 Der Schlag gegen den Felsen 596 Der Schlangenbändiger 260 f. Schlangenrachen 254 Die Schlingpflanze 564 f. Die Schuldenlast 510 Die messingernen Schüsseln 43-45 Schwerdterschneiden 254 Schwiegertochter und Schwiegervater 349, 354, 470 Die Seequelle 513 Der Seifenball 512 Die Senkgrube 138 Die Sonne 581 Der Spiegel 191 Das Spritzbad 426 Der Stärkere und der Schwächere 234, 453 Flammendes Stroh 254 Der Sumpfversunkene 76 Der hohe Thurm 401 Träumereien 254 Der faule Urin 580 Der Vogel 338, 499 Die scharfe Waffe 280 Das Wagengespann 242 f. Der Wagner 53 Ferne Waldesgründe 326 Der gangbare und der ungangbare Weg 75 Der sichere Weg 229 Der Weise 280 Der langhaarige Widder 425 Die Heerde Wildes 297 Der Wildsteller 297 Die Gesellen des Wildstellers 297 Die Zinne 590 Der Zweizack 280 III - ORDENSZUCHT Kleidung 18, 338, 499 Die drei Kleidungstücke 402 Die Fetzenkutte 51, 402 Die geschenkte Kutte 51 Nahrung 18 f., 199, 338, 323, 390, 498, 589 Der Brockenbettler 51 Der Ausgespeiste 51 Die Fristung 507 Aufgerieben von Hunger und Schwäche 23 Schmackhaftes Almosen 67 Einsames Mahl 242 Arzenei 55, 202, 245 f. Zur Beschwichtigung von Schmerzen 19 Aufenthalt 19, 98, 202 ff., 230, 551 Abgelegene Orte und Ruheplätze 30, 339, 500, 509 Der Fuß eines Baumes 339, 500, 509, 551 Felsengrotten 339, 500, 509 Bergesgrüfte 340, 500, 509 Friedhöfe 340, 500, 509 Waldesmitte, Waldschluchten 30, 340, 500, 509, 551 Offene Ebenen 340, 500, 509 Leere Klausen 55, 78, 230, 401, 551 Schlaf In den mittleren Stunden der Nacht 508 Wie der Löwe 508 Nachmittags Ende des Sommers 465 Umgang 205 ff. Freunde 20 Gesellschaft eine lästige Last 27, 54 Betragen 100, 509 Eintracht 388 f., 588 f. Liebe in Gedanken, Worten und Werken 388, 418, 588 Lindheit 246 Bekenntniss der Schuld 592 Verwarnung 179 Gespräch 47, 285, 306, 390, 394, 403, 417, 541 ff. Schweigen 306, 390 Der Tugendpfad Die heilige Tugendsatzung 337 f., 497 f. Die heilige Sinnenzügelung 339, 499 f. Die heilige klare Einsicht 339, 500 Hohe Tugend, hoher Sinn, hohe Weisheit 592 Büßerpflichten 503-520 Selbsterforschung 185-191; 590 Der Maaßstab 181-185 Ein- und Ausathmung 99; 557 Gegen alles Wähnen gefeit 22 Die Jüngerschaft 64, 330 Sanfte Gesellen und rauhe Gesellen 584 Wohlbelehrte Mönche 261 Freiwillige Treue 589 Der forschende Mönch 581 ff. Das Prüfen der Satzung 585 Ueberlieferung des Wortes 570 f., 582 Der erfahrene heilige Jünger 16, _passim_ Der Asket 527 Nonnen 48 f., 239 ff., 553 ff. Schismatische Symptome 253, 475, 586 f. IV - ANHÄNGER Besuch 48, _passim_ Gruß 334, 427, 532 Beitritt 41, 345, 383, 539 f. Aufnahme 69, 333 Einladung 418, 438 Hoher Lohn, hohe Förderung 55, 504, 521 Der Wahrhaftige und Gerechte 537 ff. V - GOTAMO Leben und Wirken in der Welt 307 f. Bedenken und Nachsinnen 167, 221-224, 308, 445 Gewaltsame Losreißung 308, 445 Pilgerschaft 30-37 Bei Āḷāro Kālāmo 309 f., 445 f. Bei Uddako Rāmaputto 311 f., 447 f. Die drei Gleichnisse 450 Die vierfache Askese 144 Der nackte Dulder 147 Die bittere Schmerzenskasteiung 453-459 Die Nahrungsenthaltung 148 f., 457 f. Wendepunkt 459 Besinnung 459 Einsicht 460 Weisheit 150 Erwachen 313, 460 Weltverachtung 314 Weltmitleid 316 f. Der Erwachte sucht Jünger 317 wird vom Asketen Upako kopfschüttelnd abgewiesen 320 von den Fünf verbündeten Mönchen ungläubig empfangen und üppig gescholten 321 bittet sie dreimal um Gehör und wird dreimal zurückgewiesen 321 f. gewinnt sie endlich zu Jüngern 323 Darlegung der Lehre Zur Aufklärung allen; zum Troste dem Einzelnen 464 Sanfte Sicherheit 466 Klar, zeitlos, anregend, einladend, den Verständigen von selbst verständlich 64, 493 Weit und weiter, innig und inniger, mit ihren Theilen von dunkel und licht 585 ‚_Nur eines verkündige ich_‘ 272 Mitleid 22, 41, 78, 230 Geisteskraft 152, 329 Wohlbefinden 41, 175 f. Tadel und Lob 272 f. Ansehn und Ruhm 583 Preis 213, 329 Der Meister 585 Das heitere Antlitz 466 Rein wie Gold 434 Die Fußspur 330 Das wahnlose Wesen 37, 152 Art 585 Gegnerische Stimmen »Eine grüblerisch vernagelte Lehre trägt der Asket Gotamo vor« 124 »Ein Verneiner ist der Asket Gotamo« 272 »Schlechtes haben wir gehört« 425 Der Heilsruf 531 HERVORRAGENDE JÜNGER Sāriputto, der Jünger, der dem Meister gleicht, wie man sagt 292, 399 Moggallāno, der Lehre Sprecher 409 Ānando, der Kenner des Wortes 400 Puṇṇo Mantāṇiputto, der Vielgepriesene 283 Kassapo, der Waldeinsiedler 408 Kaccāno, der Weise und Wissensmächtige 211 Revato, der Freund leerer Klausen 406 Anuruddho, der Klaräugige 407 Koṭṭhito, der Erläuterer 541 Assaji, der Wohlvertraute 424 Pilotikā, der Hingebungsvolle 329 Devadatto, der Abtrünnige 358 Dhammadinnā, die Weise und Wissensmächtige 583 VI - BÜSSERWESEN Dornenseitiger 145, 568 Fastenpfleger 145, 442, 522 Kräuter und Pilze 145, 298, 567 Wilder Reis, wildes Korn 145, 298, 567 Saamen und Kerne 145, 298, 568 Pflanzenmilch und Baumharz 145, 298, 568 Gräser 145, 298, 568 Kuhmist 145, 298, 568 Waldwurzeln und -früchte 145, 298, 568 Abgefallene Früchte 145, 298, 568 Die Mondesrunde 144 f., 442, 567 Feldeinsiedler 522 Fersensitzer 145, 568 Fetzenträger 145 Das hänfene Hemd 145, 568 Das härene Hemd 145, 568 Leichentücher 145, 568 Lumpen 145, 568 Felle 145, 568 Häute 145, 568 Grasflechten 145, 568 Laubflechten 145, 568 Rindenflechten 145, 568 Borstiger Schurz 145, 568 Pelziger Schurz 145, 568 Der Eulenflügel 145, 568 Flechtenträger 522 Freie Brüder 172 Handverköster 144, 442, 567 Haar- und Bartausraufer 145, 568 Kothesser 147 Kuttenträger 522 Leichengesellen 147 Nackte Büßer 53; 319; 441, 567 Schmutzbeschmierte 145 f., 522 Spruchgewaltige 522 Stetigsteher 145, 172, 522, 568 Unbekleidete 144, 441, 521, 567 Ungebundene 145, 441, 567 Waldeinsiedler 522 Wasserbesprenger 145, 522, 568 Häupter Āḷāro Kālāmo, Uddako Rāmaputto _v. Reg._ XI Pakudho Kaccāyano, Sañjayo Belaṭṭhaputto „ Pūraṇo Kassapo, Ajito, Kesakambalo „ Nando Vaccho, Kiso Saṇkicco, Makkhali Gosālo Upako, Paṇḍuputto „ Nigaṇṭho Nāthaputto „ Die Fünf verbündeten Mönche 320 ff., 460 ff. VII - VOLK UND SITTE Königliche Rechtspflege 159, 171, 429 f. Selbstherrliche Fürsten 429 Krieg 158, 170; 211 Die vier Kasten die drei oberen Adeliche 330, 397, 526 f., 538 Priester 330, 397, 526 f., 538 Bürger 331, 398, 526 f., 538 die untere Diener 398, 526 f. Stände Heerdenzüchter, Landwirt 156, 168 Kaufmann 156, 168 Verwalter, Rechner, Schreiber 156, 168 Soldat, Bogenschütze 151, 156, 168 Königliche Beamte, Minister 156, 168, 533, 536 Handwerker Grobschmidt, Kupferschmidt, Goldschmidt 454, 43, 65 Wagner, Drechsler, Maurer 53, 99, 231 Metzger, Gerber, Färber 102, 250, 61 Fischer, Branntweinbrenner 457, 425 Bader 512 Schlangenbändiger, Jäger, Wildsteller 253, 261, 325, 334 f., 298 Hirten und Landleute, Waldhüter und -arbeiter usw. 146, 387, 419, 565, 607 Tänzerinnen 533, 536 Naturbeobachtung und -kunde 84 f., 135, 160 f., 234, 317, 335, 347-354, 369, 433 f., 450 f., 466, 480, 509, 510, 513, 514, 518, 547, 564 f., 580, 609 Die Zeugung 494 Grabmale 36 Dialektik, Sophistik, Eristik, Haarspalterei 330 ff., 424 * * * * * Weltfreunde und Weltfeinde 596 * * * * * ~SAGE~ Die Erdgötter 395 Hain- und Waldgottheiten 565 Die Götter der Vier großen Könige 395, 538 Die Inseln der Säligen 613 f. Die Dreiunddreißig Götter 395, 538 Sakko, der Götter König 467 Vessavaṇo, der Große Herrscher 470 Der Garten der weißen Lotusblüthe 496 Die fünfhundertstimmige Himmelsmusik 496 Das Siegesbanner-Schloss 470 Der Saal der Säligen 615 Die Schattengötter 395, 538 Die Säligen Götter 396, 538 Die Götter der unbeschränkten Freude 396 Die Götter jenseit der unbeschränkten Freude 396 Die Götter der Brahmawelt 396 Der Herr der Zeugung 4, 596 ff. Brahmā 4, 315, 596 ff. Die Glänzenden Götter 538 Die Hellerglänzenden Götter 538 Die Unermesslichglänzenden Götter 538 Die Leuchtenden Götter 4, 539, 600 Die Strahlenden Götter 5, 539, 600 Die Hellerstrahlenden Götter 539 Die Unermesslichstrahlenden Götter 539 Die Strahlengewordenen Götter 539 Die Gewaltigen Götter 5, 539, 600 Die Wonnigen Götter 539 Die Sonnigen Götter 539 Die Hehren Götter 539 Die Herrlichen Götter 539 Die Erhabenen Götter 539 Die Raumunendlichkeit genießenden Götter 539 Die Bewusstseinunendlichkeit genießenden Götter 539 Die Nichtdasein genießenden Götter 539 Die weder Wahrnehmung noch Nichtwahrnehmung genießenden Götter 539 Geister Dïgho 394 Der Blitzhändige 430 Sakko, der [33] Götter König, Geist genannt 467 Götter und Unholde im Kampfe 470 Höllen 613 VIII - SPEKULATIONEN Sechs Antinomien 300 Dualistische Systeme 69 Das ewige Gut 266 Hedoniker 564 f. Das lebendige Wesen 272 Sechs verkehrte Lehren 263 Metabasen 555 Das ‚Mir eigen‘ 267 Das ‚Mir selbst‘ 267 Die Narrenlehre 268 Pyrrhonismus 537 Der naive Realismus 3 ff. Schulglaube 267 Sechs Ansichten über die Seele 15 Transscendente Seichtigkeit 15, 492 Der Sensualismus des Niganṭḥers Saccako 429 Spiritualistisches Bewusstsein 478 Unsterblichkeit 266 IX - BRĀHMANISCHE DOGMEN Kein Arg an der Lust 564 Das sühnende Bad 67 Das Feueropfer läutert 151 Die Geburt läutert 150 Der Kreislauf läutert 150 Das Leben läutert 150 Die Nahrung läutert 148 Die Spende läutert 150 Gelübde und Kasteiungen, Schwärmereien und Feierlichkeiten 196, 493 Brahmā tausendfach in der Welt 600 X - JINISTISCHE DOGMEN Die gesammte Wissensklarheit 173 Wohl um Wehe 174 Kein Zufluss mehr 173 XI - EIGENNAMEN I - PERSONEN Aggivessano (_Geschlechtsname_ Saccakos, _q. v._) Ajātasattu Vedehiputto 429 Ajito Kesakambalo 374, 466 _Die_ Anuruddher Anuruddho, Nandiyo, Kimbilo 387 ff., 399 ff. Arittho 253 ff. Assaji 424 f. Ānando 220, 303 f., 399 ff., 440 Ālaro Kālāmo 309, 318, 445 f. Uddako Rāmaputto 311, 318, 447 f. Upakā 310 f. Upatisso (_Vorname_ Sāriputtos) 292 Kakusandho 607 ff. Kaccāno 211 Kassapo (Mahā^0) 399 Kāḷī (1) 243 Kāḷī (2) 607 Kimbilo, _s._ Anuruddher Kiso Saṉkicco 441 Kumārakassapo 276 Kurū 98 Koṭṭhito 541 Kosalo 290 Kosiyo (_Geschlechtsname_ Sakkos[_2_], _q. v._) Gotamo 29, 124, 153, 174, 320, 329, 374, 424, 531, 603 Cundo 69 Jāṇussoṇi 29, 328 Daṇḍapāṇi 208 Dummukho 434 Dusī 607 ff. Devadatto 358 Dhammadinnā 553 ff. Nandiyo, _s._ Anuruddher Nando Vaccho 441 Nāgasamālo 152 Nigaṇṭhaputto, _s._ Saccako Nigaṇṭho Nāthaputto 173, 371, 466 Pakudho Kaccāyano 371, 466 Paṇḍuputto 53 Pasenadi 290, 429 Piṉgalakoccho 374 Pilotikā 329 Puṇṇo Mantāṇiputto 283 Puraṇo Kassapo 371, 466 Bako 594 Bimbisāro, Seniyo 174 Bhaggā 176, 605 Bhāradvājo, Sundariko 67 Makkhali Gosālo 371, 441, 466 Mallā 429 Mahānāmo 166 Māro (_s. Anm. 17_) 595, 605 Moggallāno 43, 176, 399, 468, 605 Moliyaphagguṇo 239 Rammako 305 Rāmo 311, 447 Revato 399 Licchavī 124, 425 Vacchāyano (_Geschlechtsnames des_ Pilotikā, _q. v._) Vajjīner 395, 419, 429 Vāsu (_Geschlechtsname_ Sakkos [_2_]. _p. v._) [****]Viduro (_Wissenswalt_) 607 ff. Visākho 553 ff. Vedehikā 243 Vessavaṇo 470 Sakko (Sakyo, Sākiyo, _Geschlechtsname der_ Gotamiden), _der Vater_ Gotamos, _und die_ Sakker 166, 208, 459, 531, 603 Sakko, _der König der Götter_ 467, 469, 614 Saccako Nigaṇṭhaputto 424-467 Sañjayo Belaṭṭhaputto 371, 466 Sañjīvo (_Lebenswalt_) 607 Sanaṉkumāro s. Anmerk. 20 Samiti 52 Sahampati 315 Sāti 475 Sāriputto 25, 42, 79, 125, 284, 346, 399, 541 Sunakkhatto 124 Sundariko, _s._ Bhāradvājo Seniyo, _s._ Bimbisāro [**** Die Mss haben _Vidhūro_ und _Vidhuro_: es ist jedoch klar, dass _Viduro_ gemeint ist.] II - ÖRTER Adhik(akk)ā 67 Assapuram 503, 520 Isipatanam 319 Ukkaṭṭhā 31, 594 Ukkācelā 419 Uruvelā (Ureli) 313, 449 Kapilavatthu 166, 208 Kammāsadammam 98 Kosambī 586 Kosalo (janapado) 429, 531 _Gaṇges_ 419 Gayā (_Fluss_) 67 Gayā (_Stadt_) 319 _Der_ Gosiṉgam-_Wald_ 387, 398 Nādikā 287 Nerañjarā (Lilañjā) s. Anm. 21 Payāgo 67 Phalgu, Anm. 21 Bāhukā 67 Bāhumatī 67 Bairat, Anm. 25 _Benāres_ 319 _Bengalen_ 503, 520 Bhesakaḷā 176, 605 Magadhā 174, 313, 419, 429, 449 Rājagaham 52, 172, 282, 358, 553 Rūpnāth, Anm. 22 Verañjam 540 Vesālī 124, 423, 440 Sarasvatī 67 Sahasarām, Anm. 22 Saketam 290 Sālā 531 Sāvatthī 13, _passim_ Sundarī 68 Suṃsumāragiram 176, 605 Suvidehā 419 Gärten, Wälder, Gebirge und andere Orte Der Garten Anāthapiṇḍikos 13, _passim_ Der Bambuspark 282, 553 Die Bergeshalde 52 Der Dunkle Wald 284 Der Park der Feigenbäume 166, 208 Die Gartenstiftung 586 Der Geierkulm 172, 358 Der Große Wald 423, 440 Die Halle der Einsiedelei 423, 440 Der Hügel der Eichhörnchen 553 Der Osthain 304, 467 Der Schwarzenfels 172 Der Sehergipfel 172 Der Seherstein 319 Der Siegerwald 13, _passim_ Die Steinerne Einsiedelei 387 Die Terrasse der Mutter Migāros 304, 467 Der Wildpark 319 XII - SUTTAMĀTIKĀ MŪLAPAṆṆĀSAM VAGGO PAṬHAMO MŪLAPARIYĀYAVAGGO 1. Mūlapariyāyasuttam 3 2. Sabbāsavasuttam 13 3. Dhammadāyādasuttam 22 4. Bhayabheravasuttam 29 5. Anangaṇasuttam 42 6. Ākaṉkheyyasuttam 54 7. Vatthūamasuttam 61 8. Sallekhasuttam 69 9. Sammādiṭṭhisuttam 79 10. Satipaṭṭhānasuttam 98 VAGGO DUTIYO SĪHANĀDAVAGGO 11. Cuḷasīhanādasuttam 117 12. Mahāsīhanādasuttam: Lomahaṃsanapariyāyo 124 13. Mahādukkhakkhandhasuttam 153 14. Cūḷadukkhakkhandhasuttam 166 15. Anumānasuttam 176 16. Cetokhilasuttam 192 17. Vanapatthasuttam 201 18. Madhupiṇḍikasuttam 208 19. Dvedhāvitakkasuttam 221 20. Vitakkasanthānasuttam 230 VAGGO TATIYO OPAMADHAMMAVAGGO 21. Kakacūpamasuttam 239 22. Alagaddūpamasuttam 253 23. Vammīkasuttam 276 24. Rathavinītasuttam 282 25. Nivāpasuttam 293 26. Aryiapariyesanasuttam 303 27. Cūḷahatthipadopamasuttam 328 28. Mahāhatthipadopamasuttam 346 29. Mahāsāropamasuttam 358 30. Cuḷasāropamasuttam 371 VAGGO CATUTTHO MAHĀYAMAKAVAGGO 31. Cuḷagosiṉgasuttam 387 32. Mahāgosiṉgasuttam 398 33. Mahāgopālakasuttam 411 34. Cuḷagopālakasuttam 419 35. Cuḷasaccakasuttam 423 36. Mahāsaccakasuttam 440 37. Cuḷataṇhāsankhayasuttam 467 38. Mahātaṇhāsankhayasuttam 475 39. Mahāassapurasuttam 503 40. Cuḷaasspurasuttam 520 VAGGO PAÑCAMO CŪḶAYAMAKAVAGGO 41. Sāleyyakasuttam 531 42. Verañjakasuttam 540 43. Mahāvedallasuttam 540 44. Cūḷavedallasuttam 553 45. Cuḷadhammasamādānasuttam 568 46. Mahādhammasamādānasuttam 570 47. Vīmaṃsakasuttam 581 48. Kosambiyasuttam 586 49. Brahmanimantanikasuttam 594 50. Māratajjaniyasuttam 605 MŪLAPAṆṆĀSAM NIṬṬHITAM XIII - VARIA [_Ziffer-Anmerkung_] Etyma 2-5, 8, 12, 10, 20, 28, 30, 32, 34, 36-38 Asoko 22, 25, 33, 36 Nāthaputto 24 Pāli 36 Schrift 36 Symboloiden etc. 36 Griechische Zeugen 35 CORRIGENDA Seite 91 Zeile 9 _lies_ verloren, „ 101 „ 19 „ Lymphe „ 124 „ 7 „ ^{0}löschung: „ 155 „ 28 „ giebt „ 171 „ 1 „ schwirren und „ 220 „ 18 „ empfinden, „ 249 „ 30 „ grober, „ 286 „ 28 „ Frage ›Wird „ 291 „ 15 „ ertheilen.« „ 331 „ 22 „ Jüngerschaft.‹ „ 373 „ 19 „ Rinde, „ 382 „ 25 „ heraussägt „ 396 „ 17 u. 24 _lies_ Jenseit „ 430 „ 10 Nigaṇṭhaputto „ 448 „ 9 „ die anderen „ 458 „ 26 „ Nahrungaufnahm „ 462 „ 10 „ hier wie -- „ 464 „ 8 „ Erlösung‹, „ 483 „ 26 „ Entwickelung „ 488 „ 16 „ Reichs „ 532 „ 20 „ sälige Welt „ 553 „ 21 „ Frage: » „ 611 „ 6 „ mit erbarmendem R. PIPER & CO. VERLAG · MÜNCHEN IN DER ÜBERTRAGUNG VON _KARL EUGEN NEUMANN_ SIND FERNER ERSCHIENEN: DIE REDEN GOTAMO BUDDHOS LÄNGERE SAMMLUNG DREI BÄNDE, NEBST ERGÄNZUNGSBAND WELCHER NOCH ERSCHEINEN WIRD * * * * * DIE REDEN GOTAMO BUDDHOS SAMMLUNG DER BRUCHSTÜCKE EINE TASCHENAUSGABE ERSCHEINT NOCH 1921 * * * * * DIE LETZTEN TAGE GOTAMO BUDDHOS EINE MONUMENTAL-AUSGABE WIRD VORBEREITET SUBSKRIPTIONEN NIMMT DER VERLAG ENTGEGEN * * * * * DER WAHRHEITPFAD DHAMMAPADAM TASCHENAUSGABE * * * * * DIE LIEDER DER MÖNCHE UND NONNEN GOTAMO BUDDHOS * * * * * KRISCHNAS WELTENGANG EIN INDISCHER MYTHOS End of Project Gutenberg's Die Reden Gotamo Buddhos, by Karl Eugen Neumann *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE REDEN GOTAMO BUDDHOS. MITTLERE SAMMLUNG, ERSTER BAND *** Updated editions will replace the previous one—the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg™ electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG™ concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for an eBook, except by following the terms of the trademark license, including paying royalties for use of the Project Gutenberg trademark. If you do not charge anything for copies of this eBook, complying with the trademark license is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, performances and research. 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Except for the limited right of replacement or refund set forth in paragraph 1.F.3, this work is provided to you ‘AS-IS’, WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. 1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any provision of this agreement shall not void the remaining provisions. 1.F.6. 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It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg™’s goals and ensuring that the Project Gutenberg™ collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg™ and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org. Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non-profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation’s EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state’s laws. The Foundation’s business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation’s website and official page at www.gutenberg.org/contact Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg™ depends upon and cannot survive without widespread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine-readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit www.gutenberg.org/donate. While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. 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