The Project Gutenberg EBook of Die Krankheit, by Klabund (Alfred Henschke)

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Title: Die Krankheit

Author: Klabund (Alfred Henschke)

Release Date: November 05, 2020 [EBook #63643]

Language: German

Character set encoding: UTF-8

Produced by: Peter Becker, Jens Sadowski, and the Online Distributed
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*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE KRANKHEIT ***


           Von _Klabund_ ist im gleichen Verlage erschienen:

                          Morgenrot! Klabund!
                           Die Tage dämmern!

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                             Vierte Auflage
                      Geh. M. 4.--, geb. M. 5.--.


                            In Vorbereitung:

                           Die Himmelsleiter

                               Gedichte.




                             Die Krankheit


                             Eine Erzählung
                                  von
                                Klabund

                             Zweite Auflage


                              Berlin 1917
                           Erich Reiß Verlag


                  Geschrieben im Februar und März 1916


                         Sybil Smolowa zu eigen




                                   I.


»Sie sind also nur deshalb hierhergekommen, um zu sterben?« sagte der
junge Deutsche und lief, die Hände in den unteren Taschen seiner
kamelhaarbraunen Sportweste, aufgeregt und hustend durch den
Zigarettenqualm.

»Weshalb sonst?« sagte Sybil, die rauchend auf dem Bett lag, schlank und
blond.

»Scharmant, scharmant«, wisperte der kleine Japaner, der oben im
Sanatorium Beaurivage Assistentendienste versah, und hielt ein blaues
Speiglas, auf dem eine sonderbare Tabelle angebracht war, gegen das
Licht.

»Zehn Kubikzentimeter Auswurf«, lächelte er, von irgendeiner inneren
Fröhlichkeit betroffen.

Er sprach fließend Deutsch und fließend Portugiesisch und gab sich
zuweilen, wenn es nötig schien, als Portugiese aus. Er unterhielt
geheime Beziehungen zu dem Dienstmädchen des portugiesischen Konsuls.
Das war eine dicke Schwyzerin aus Bern, die wie geknetet aussah. An
Stelle einer Kuhglocke trug sie eine Doublémedaille um den fettigen
Hals, die das Bild des kleinen Japaners -- in seiner seidenen und
faltenreichen Nationaltracht -- in sich verbarg.

»Ich habe früher nur dunkle Frauen geliebt,« sagte der junge Deutsche
und sah durch die Balkontür in den stürmenden Schnee, »Frauen mit
schwarzen Haaren und schwarzen Augen. Als ich selber noch im Dunkeln
tappte mit meinen neunzehn, zwanzig Jahren. Dann wurde es licht in mir.
Ich liebte eine Frau mit braunen Haaren und Hirschaugen. Dann eine mit
roten Haaren und beinah blauen Augen, die violett glänzten. Meine
Freunde verspotteten mich mit ihr und meinten, sie hätte neben ihren
roten Haaren auch rote Augen, und ich liebte ein Kaninchen. -- Endlich
wurde es ganz hell um mich. Die Sonne ging auf. Rasend blond aus einem
Himmel blauer Blicke. Ich sah in den Mittag meines Lebens. Blauer
Himmel, holde Sonne, warum wollen Sie mir nicht glauben, Sybil, daß Sie
mein Tag sind?«

»Oh!« Sybil wehrte leise ab. Sie schlug die Asche ihrer Zigarette auf
den Bettvorleger.

Der kleine Japaner stellte die blaue Flasche auf den Nachttisch und
tanzte in eine dunkle Ecke des Zimmers. Man hörte ihn lachen: wie einen
fremdartigen Wasservogel.

Er unterhielt sich in seiner zischenden Sprache mit dem ausgestopften
Papagei.

Der bleiche bulgarische Offizier, der gekrümmt auf einem Hocker saß und
in den Boden starrte, räusperte sich.

Er hatte beide Balkankriege mitgemacht; die Schlacht bei Lüleburgas; die
Belagerung von Adrianopel; den Stellungskampf an der Tschataldschalinie.
Niemand durfte in seiner Anwesenheit vom Krieg sprechen. Ihm trat sofort
der Schaum auf die Lippen.

Als Professor Ronken, der Weißbart mit dem Rotkehlchenkopf, ihn das
erstemal untersuchte und mit seinem eleganten weichen Hammer beklopfte,
fiel er in Ohnmacht in dem Augenblick, als Dr. Froidevaux von einer
chirurgischen Operation kommend, den weißen Mantel ein wenig mit Blut
bespritzt, das Zimmer betrat.

»Sybil,« sagte der Bulgare, »es wäre schlimm, wenn Sie stürben.
Sylvester Glonner hat recht. Sie sind unsere blonde Sonne. Bei Ihnen im
verqualmten Zimmer zu sitzen wärmt mehr, als auf der Liegehalle in der
Mittagssonne schläfrig zu liegen. Die Davoser Sonne macht schläfrig. Sie
machen wach.«

Er fiel auf seinen Hocker zurück.

Der junge Deutsche lehnte sich schwerfällig an den weiß polierten
Schrank. Er erinnerte sich eines Verses von Hölderlin: Wo bist du?
Trunken dämmert die Seele mir von aller deiner Wonne.

»Wo bist du?« sagte er laut.

Der Japaner lachte.

Sylvester war, als hätte ein Blick von Sybil ihn flüchtig gestreift. Wie
ein warmer Wind. Der Bulgare sah auf die Uhr:

»Ich muß zur Liegekur. Es geht auf sechs.« Er klapperte an seinem
Krückstock ohne Gruß zur Tür hinaus.

Der kleine Japaner schwebte freundlich hinter ihm her.

»Sie bleiben allein«, sagte Sylvester.

»Wie immer ...«

Sie blies den Zigarettenrauch in wahllosen Ornamenten zur Decke.

Er gab ihr die Hand und ging.




                                  II.


Davos lag in der Abenddämmerung wie eine amerikanische Stadt am Rande
der Rocky mountains ... am Rande der Welt ... Wie improvisiert, zum
Abbruch jederzeit bereit, waren die großen Sanatorien und Hotels mit
ihren funkelnden Liegehallen da und dort und kreuz und quer im Tal und
an den Berglehnen errichtet. Obgleich sie selten über vier Stockwerke
zählten, schienen sie mit den himmelauf kletternden Lichtern der
Liegehallen Wolkenkratzer.

Ernste Deutsche, flüchtige Italiener, behäbige Holländer, zwitschernde
Brasilianer, duftende Französinnen, dunkle Russen wandelten im
gleichmäßig getragenen Kurschritt des Kranken über die Promenade. Von
der Post am Kurhaus und den glitzernden Läden vorbei bis zum Grand-Hotel
Belvedere und wieder zurück.

Hin und wieder raste ein Engländer mit eiligen Skischritten, oder ein
Amerikaner, einen Skeleton wie einen Hund hinter sich herzerrend, über
die Straße.

Aus den verhangenen Fenstern des Restaurants Kolbinger tönte
Zigeunermusik. Ein schattenhafter Frack schwang eine graue Geige.
»_Soupers de luxe en commande_« blinkte in goldenen Lettern unter der
grau hüpfenden Geige.

Dr. Ronken, der Weißbart mit dem Rotkehlchenkopf, fuhr in seinem
schlanken Schlitten, sorgfältig in Heidschnuckenpelze gehüllt, einen
grüngestreiften Schal vorm Mund, königlich über die Promenade. Er war
seit dreißig Jahren in Davos ansässig und nunmehriger Chefarzt und
alleiniger Besitzer des renommierten und wohlflorierenden Sanatoriums
Beaurivage, welches oben am Walde, dicht beim Rütiweg gelegen ist. Er
war selber einmal krank gewesen und hatte sich nach seinen Prinzipien in
neunjähriger Kur ausgeheilt.

Seine Patienten und Patientinnen, die ihn fürchteten und beim Abschied
von Davos seine Photographie bei Herrn Photographen Guardawal für drei
Franken kauften, verschwanden keuchend und ängstlich kichernd in
verschiedenen Läden und Konfiserien, um nicht von ihm gesehen zu werden.
Eigentlich hätten sie nach seiner Vorschrift schon Liegekur machen
müssen. --

Sylvester trat in das Kurhauscafé, um Zeitungen zu lesen. Er hatte sich
kaum in die Neue Züricher Zeitung vertieft, als Pein an seinen Tisch
trat, Alfons Pein, der bekannte lungenkranke Lyriker und Verfasser der
Bühnenmysterien »Kain und Abel« und »Golgatha«. Sein Leben und Dichten
bestand in undeutlichen, verquollenen und verschwommenen Phantasien, die
er mehr oder weniger geschickt aufzeichnete und denen ethische Gedanken
unterzulegen er sich krampfhaft bemühte.

Pein hatte eine vorzügliche Kur gemacht und war eigentlich schon seit
fünf Jahren gesund. Er hätte, ohne Schaden an seiner fanatisch behüteten
neu errungenen Gesundheit zu nehmen, ins Tiefland zurückkehren können.
Aber er fühlte wohl, daß er nur hier oben noch eine Rolle spielte, wo
er, von den Kurgästen interessiert beobachtet, von den Kellnerinnen
belächelt, im Kurhauscafé an seinem Stammplatz Hunderte von kleinen
blauen Oktavheftchen mit schlechten Versen und verwirrter Prosa versah.
»Ich bin nun mal an Höhenluft gewöhnt«, schnaubte er und in seine Augen
trat ein leerer, kindlicher Glanz.

Pein, der von sich behauptete, daß er in vielerlei Künsten weit über das
Mittelmaß emporrage und daß man ihn nicht völlig kenne, wenn man ihn nur
als Dichter kenne: denn er malte, musizierte, bildhauerte ... hatte sich
früher einmal als Schauspieler und Regisseur betätigt (dazumal aus
Geldmangel: aber dieses Motiv war bei ihm in Vergessenheit geraten) und
gedachte dieses Metier im Davoser Kurtheater wieder aufzunehmen.

»Wird sie spielen?« fragte er Sylvester.

»Leider«, sagte Sylvester und bestellte einen Vermouth.

Pein streifte sich seine unförmigen Überschuhe herunter und wischte sich
mit einem kleinen Spitzentaschentuch seine blaue Schneebrille ab.

»Melange!« schnaubte er. »Die Sehnsucht jedes Schauspielers ist, auf der
Bühne zu sterben. Vielleicht jedes Menschen. Ich habe viele Menschen
sterben sehen. Der Todeskampf eines jeden einzelnen war ein Schauspiel.
Sie wird auf der Bühne sterben wollen ...«

Ein merkwürdiger Träumer, dachte Sylvester. Er verwest in sich, und das
nennt er Romantik.

»Der Tod der Schwindsüchtigen ist dramatisch wie ihr Leben.«

Pein saugte an einem Stück Zucker, das er mit dem Löffel behutsam in den
Kaffee getaucht hatte.

»Die Schwindsüchtigen sind alle Theatraliker«, sagte Sylvester.

Peins strohbrauner Bart knisterte.

»Dramatiker!«

»In Ihrem Sinne ...« gab Sylvester lächelnd zu.

Peins Augen erloschen, als habe jemand das Licht in ihnen abgeknipst.

»Die Schwindsucht ist überhaupt keine Krankheit. Sie ist ein Zustand des
Leibes und der Seele. Ich wollte schon längst einmal eine Psychoanalyse
der Schwindsucht schreiben.«

»Tun Sie das.« Sylvester rief der Kellnerin »Zahlen!«




                                  III.


Sylvester bewohnte in der Pension »Schönblick«, Davos-Dorf, ein schmales
Südzimmer mit Privatbalkon im ersten Stock. Die Pension stand am Wald,
dicht vor dem Ausgang der Schatzalpbobbahn. Sie wurde preiswert und
hygienisch geführt von dem Ehepaar Paustian, zwei alten Davosern, die
vor Jahren schwerkrank ins Tal kamen und sich nach Besserung ihres
Leidens dauernd in Davos niederließen. An dem Ehepaar Paustian hatte Dr.
Ronken seinerzeit zuerst den Pneumothorax erprobt, als sie noch seine
Patienten im Sanatorium Beaurivage waren, den Pneumothorax, jene nunmehr
allgemein bekannte und bewährte Vorrichtung, durch die, bei Gesundheit
der einen Lunge, die zweite kranke Lunge zum Einschrumpfen und Absterben
gebracht wird.

In der Pension »Schönblick« wurde das Ehepaar Paustian deshalb mit einem
gewissen gütigen Spott Pneumo und Thorax benannt. Sie waren beide von
jener Art Lungenkranker, die die Krankheit durchsichtiger, gläserner und
gleichsam innerlicher gewandelt hat.

Sylvester sprach gern mit dem Thorax, mit dem ihn die Freude des
geistigen Kranken an Büchern verband.

Thorax, seinem ehemaligen Beruf nach deutscher Apotheker, schrieb in den
wenigen Stunden, die er nicht Kur machen mußte, kleine literarische
Betrachtungen über Schlegel, über J. Ch. Günther, über Gottfried Keller,
kurz: über eine schöne, aber vergangene Literatur. Die Literatur der
Gegenwart beglückte ihn wenig. Er las nur aus Höflichkeit Sylvesters
Schriften, weil Sylvester sein Gast war. --

Sylvester kam grade zurecht, als die Pneumo das Gong zum Abendessen
schlug.

Er wusch sich eilig, rieb sich die heiße Stirne mit Eau de Cologne und
betrat den Speisesaal.

Die Löffel klapperten in der Suppe.

Die Unterhaltung war in vollem Gange. Die überlaute Frau Bautz,
Operettensängerin a. D. und wie alle Artisten aus Sachsen stammend,
schrie in ihrer unangenehmen Sprache über den Tisch den Leutnant Rätten
an:

»Haben Sie nicht einen abgelegten Sportanzug für meine nächste
Hosenrolle?«

Leutnant Rätten besprach mit dem schwäbischen Violinvirtuosen Krampski
Toilettenfragen und die Mode des eleganten Herrn.

»Man bekommt keinen anständigen Anzug in Davos. Ausgeschlossen. Nicht
für teures Geld. Ich brauche einen blauen Sakkoanzug, einen neuen Frack,
eine englische Reithose. Haben Sie meinen Frack gesehen? 180 Franken hat
er gekostet. Bei dem Davoser Tailleur Shoping Sons. In den Dreck
geworfen sind die 180 Franken.«

Frau Bautz, welche nur das Wort Dreck gehört und mißverstanden hatte,
schnörkelte die Lippen:

»Ich bin ganz weg von Ihrem Frack, Herr Leutnant.«

»Ich habe einen Schneider in Basel,« sagte Krampski, »ich habe in jedem
Land der Welt einen Schneider. Ich werde ihn nach Davos kommen lassen.
Ich brauche einen Cutaway. Wollen Sie partizipieren?«

Er sagte partizipieren, weil das ein Wort war, welches in
Offizierskreisen bei derlei Angelegenheiten üblich sein mochte.

»Ich gehe außerordentlich gern auf Jagd«, krähte der
naturwissenschaftliche Oberlehrer. »Die Jagd bereichert die Kenntnisse
des Menschen von der Natur. Neulich hab ich eine Ricke geschossen, die
hatte ein unausgetragenes Junges im Leib.«

»Fabelhaft!« sagte Herr Klunkenbul. »Da haben Sie also eine Dublette zur
Strecke gebracht!«

»Es ist verboten, Ricken zu schießen«, sagte der Leutnant, leise
verweisend.

»Ricke -- was ist das?« fragte die hübsche Russin.

»Ein weibliches Reh«, sagte Sylvester. --

Er spricht mit mir, lächelte sie in sich hinein. --

»Ich angle lieber«, die Operettensängerin wiegte sich in ihren Hüften.
Sie sang die drei Worte wie einen Coupletrefrain.

»Aber mit künstlichen Mücken«, sagte der Thorax. Der alte Herr
Klunkenbul, Xylograph aus Braunschweig, ließ einige asthmatische
Vokabeln aus seinem weißen Bart fallen; der stand wie eine beschneite
Tanne im Hochwald seines Gesichts:

»Davos ist im Glanz der funkelnden Wintersonne die reine Märchenwelt.«

Man schien ihn nicht gehört zu haben und er wiederholte eigensinnig:

»... die reine Märchenwelt ...«

»Der Monismus ist eine bedauerliche Zeiterscheinung«, sagte Sylvester
und wandte sich ernst an Herrn Klunkenbul.

»Wie meinen Sie?« Herr Klunkenbuls Bart öffnete sich erstaunt.

Der naturwissenschaftliche Oberlehrer hatte nur das Wort Monismus
vernommen.

»So glauben Sie nicht an Häckel und an seine wunderbaren
Forschungsresultate?«

»Ich glaube immer noch lieber an Gott«, sagte Sylvester.

Der naturwissenschaftliche Oberlehrer prustete überlegen. Herr
Klunkenbul, der streng protestantisch gesinnt war, rief »Bravo!« und
prostete Sylvester zu.

Die hübsche Russin Agafja warf wie bunte Glasperlen strahlende Augen auf
Sylvester.

Er ist ein Dichter, dachte sie, ein deutscher Dichter -- aber ein
Dichter, und sah Sonne, Mond und Sterne ihn umwandeln.

Und während sie sich eine Mandarine schälte, sagte sie leise ein paar
russische Verse:

   Wenn der Dichter träumt, weinen die Mädchen,
   Und im Morgenrot liegt die Blüte ihres Herzens betaut.




                                  IV.


Nach dem Essen trat die Pneumo an Sylvester heran.

»Sie spielt. Haben Sie es gelesen? Der Zettel an den Affichen schillert
in allen Regenbogenfarben.«

»Der bunte Zettel wird sie freuen«, sagte Sylvester. »Sie wird an ihren
toten Papagei denken.«

»Aber finden Sie ihren Plan nicht wahnsinnig?«

»Sie fiebert in einem fort. Aber man kann ihr nicht raten. Man _darf_
ihr nicht raten. Hören Sie.«

»Wer spielt denn den Mann?«

»Der Mystiker, Herr Pein«, sagte Sylvester.

»Und den Bruder?«

Sylvester zögerte.

»Es ist nicht ausgeschlossen, daß _ich_ ihn spiele. Aber bitte schweigen
Sie noch davon. Auch der Bulgare möchte ihn spielen. Sogar der kleine
Japaner.«

»Ich habe früher viel auf Dilettantenbühnen agiert,« sagte der Thorax
nachdenklich, »als ich noch in deutschen Mittelstädten Pepsinwein
verkaufte. Ob ich es nicht wieder einmal versuche?«

Die Pneumo streichelte seine Schulter.

»Kind, leg dich zu Bett und probiere lieber, ob du dein Exsudat
wegkurierst. Was hast du heute gegen 7 Uhr gemessen?«

»37,9«, sagte der Thorax beschämt.

»Also«, die Pneumo nahm ihn zärtlich bei der Hand. »Komm, du mußt zu
Bett.«

Sylvester verneigte sich leicht.

Er mußte noch ein paar Minuten an die frische Luft. Er spürte Kopfweh.

Er ging die Schiastraße entlang.

Der Leutnant streifte ihn. Er strebte in die Bar, zu Kolbinger.

»Sekt!« sagte er strahlend.

Sylvester fühlte Schritte hinter sich im weichen Schnee. Ein harter
Ellenbogen stieß in seine rechte Hüfte.

Er drehte den Kopf.

Ein Mädchen in blauer Sportjacke, mit einer blauen Mütze auf dem Kopf,
sah ihn an.

»Kenne ich Sie?« fragte Sylvester.

»Nein«, sagte das Mädchen trotzig.

»Haben Sie mich mit Absicht Ihren Ellenbogen fühlen lassen?«

»Ja«, sagte das Mädchen und sah ihn wieder an.

»Was wollen Sie von mir?«

Das Mädchen lachte leise:

»Sie!«

»Wie kommen Sie zu dieser Forderung an mich?«

»Ich habe das allergrößte Recht auf Sie.«

»Welches Recht?«

»Das Recht des Sterbenden.«

Sie traten unter eine Laterne.

Sylvester blickte in ihr hübsches, aber böses Gesicht. Ihr Atem
durchschnitt die kalte Winterluft mit noch eisigerem Hauch. In ihrem
Körper rasselte es wie ein Motor.

»Er schnurrt ab«, sagte das Mädchen. »Meine eine Lunge ist ganz weg. Und
meine andere dreiviertel. Ich sterbe. Ich liege schon halb im Sarg. Nur
mein Mund leuchtet noch im Leben. Ich habe solche Furcht vor der
Einsamkeit. Küssen Sie mich!«

Eine Kokotte mit einem Greisenkopf, den üblen Hauch ihres verwesenden
Mundes mit wildem Parfüm überduftend, hüpfte quer über die Promenade.
Zwei junge und elegante Herrn liefen atemlos und hüstelnd hinter ihr
her.

Sylvester und das Mädchen schritten den Rütiweg langsam empor.

Der Mond hing runzlig wie eine amerikanische Dörrfrucht im Dunst der
Nacht.

An einer Bank hielt das Mädchen an.

»Es sind zwölf unter Null«, sagte Sylvester.

»O,« lächelte das Mädchen, »das macht nichts. Mir ist so warm als wären
wir im August.«




                                   V.


Der Bulgare hatte Sylvester, Leutnant Rätten, den Literaten Pein und den
kleinen Japaner zu sich ins Sanatorium zum Tee gebeten.

Natürlich machte jemand den Vorschlag, zu pokern.

Der Bulgare holte ein Spiel amerikanischer Karten mit dem Joker aus der
Nachttischschublade.

»Warum haben Sie denn die Karten im Nachttisch?« fragte Sylvester.

»Wenn ich nachts aufwache und nicht wieder einschlafen kann, muß ich
etwas Interessantes zum Lesen haben. Dann betrachte ich mir die Karten.«

Man spielte 1 Frank Satz, 10 Frank Grenze.

Keiner sprach ein Wort.

Der Japaner glänzte kupfern.

Den Bulgaren strengte schon das Mischen so an, daß er hustete.

Der Japaner gewann in lächerlich kurzer Zeit einige hundert Franken. Er
wollte sich empfehlen und einen ärztlichen Besuch vorschützen.

»Dageblieben«, brüllte Sylvester.

Der Japaner zuckte die Achseln und mischte.

Pein verlor in einem fort.

Er verlor über hundert Franken in einem einzigen Spiel an Sylvester,
weil Sylvester sein Full-hand mit einem Damen-vierling übertrumpfte. Das
gab eine Extrarunde mit doppeltem Satz. Eine sogenannte moralische
Ehrenrunde.

»Vier Damen -- ominös!« sagte Pein.

»Vier Damen sind weniger als eine«, sagte Sylvester. »Aber nicht beim
Poker.«

Bei der moralischen Ehrenrunde wanderte von Geber zu Geber eine kleine
unzüchtige Holzschnitzerei, japanischer Herkunft und dem Japaner
gehörig, zwei männliche Figuren im widernatürlichen Beischlaf begriffen
darstellend.

Der Japaner verlor.

Von ihm glitt das Geld zu Sylvester hinüber. Die Glocke im Sanatorium
läutete zum Abendbrot. Der Bulgare klingelte und ließ sich das Essen auf
dem Zimmer servieren.

Die übrigen verspürten wenig Hunger und sättigten sich eilig an den
Kuchenresten, die vom Tee zurückgeblieben waren. Sie tranken dazu
Danziger Goldwasser oder Allasch oder Curaçao.

Keiner wollte aufhören zu spielen.

»So gehen Sie doch«, sagte Sylvester zu dem kleinen Japaner. »Sie
wollten doch schon vor zwei Stunden gehen.«

Der Japaner zuckte die Achseln und blieb.

Sylvester genoß das Spiel.

»Ein Abbild des Lebens«, sagte der Bulgare. »Wer gibt? Ich habe die
schönsten Stunden meines Lebens am Spieltisch verbracht. Schönere als je
mit Frauen.«

»Nur wer mit dem Gelde _spielt_, soll spielen«, sagte Sylvester.

Pein zupfte nervös an seinem Fransenbart. Er verlor noch immer.

»Ich werde meinen Verlust wieder einholen«, sagte er zitternd.

»Das werden Sie nicht«, trumpfte Sylvester seinen Zehnerdrilling mit
einem Flush. »Sie sind nur noch hier in Davos möglich. Unten, in der
Welt, haben Sie längst ausgespielt.«

Pein wimmerte erregter:

»Was soll das heißen? Erst neulich habe ich im Züricher Pfauentheater in
der führenden Rolle eines meiner Stücke gastiert und großen Beifall
gefunden.«

Der Japaner lachte wie ein fremdartiger Wasservogel.

»Der Fushijama muß jetzt ganz in Blüte stehen«, wisperte er, zu
Sylvester gewandt. »So sagen wir, wenn er beschneit ist. Aber auf den
Seen zu seinen Füßen blinkt ewiger Sommer. Da gleiten die kleinen
singenden Boote mit den Geishas und sie singen das süße Lied der
Kirschenblüte.«

Es schlug ein Uhr.

Die letzten drei Runden wurden angesagt.

Als sie abrechneten, hatte nur Pein verloren: etwa fünfhundert Franken.
Er suchte fluchend nach seinen unförmigen Überschuhen.

Sylvester verabschiedete sich rasch und schritt allein den Berg
hinunter.

Der Schnee knirschte unter seinen Füßen. In dem Haus an der Promenade,
in dem Sybil als einziger Pensionär wohnte, glänzte noch Licht. Als er
näher an das Haus kam, erkannte Sylvester, daß das Licht in Sybils
Zimmer brannte.

Sie liest noch, dachte er.

                   *       *       *       *       *

Sybil aber lag wach im Bett und betrachtete Sylvesters Photographie, die
er ihr geschenkt hatte. Es war eine Amateuraufnahme des Bulgaren und sie
zeigte Sylvester in Gebirgstracht: braune Kniehosen, brauner Janker, an
das Geländer einer Waldbrücke gelehnt.




                                  VI.


»Oh,« sagte Sybil, »die Ärzte sind noch weit zurück mit ihrer
Wissenschaft. Statt zu versuchen, individuell den Kranken zu heilen,
wollen sie immer generell und schematisch die Krankheit heilen. Eine
Krankheit ist aber stets ein theoretischer Begriff und wie Geld nur von
relativer Gültigkeit. Wirklich ist nur der Kranke. Sein Fleisch und
Blut. Das von den Medizinern nicht weniger als von den Juristen und den
Philologen mit Paragraphen dirigiert werden will.«

»Welch ein Unfug, die rein chirurgische Behandlung des Krebses!« sagte
der kleine kluge Japaner. »Man kann konstitutionelle Krankheiten nicht
lokal zur Heilung bringen.«

»Meine Mutter«, sagte Sylvester leise, »litt an Brustkrebs. Sie ist wohl
achtmal operiert worden. Ich war dazumal ein Kind. Ich konnte ihr nicht
helfen. Sonst hätte ich den Ärzten die Messer aus der Hand geschlagen.«

»Wie leichtsinnig«, sagte Sybil, »sind die Ärzte hier oben mit ihren
Verordnungen für Bettruhe. Eine winzige Temperaturerhöhung: gleich ins
Bett. Das mag bei manchen Temperamenten seine Richtigkeit haben. Bei
Phlegmatikern. Bei Melancholikern. Das Bett ist für den täglichen Tod,
den Schlaf, da. Wie leicht birgt es den richtigen Tod.«

»Mir hat immer der Tod Friedrichs des Großen als Beispiel eines Todes
gegolten, wie er sein soll«, meinte Sylvester. »Er starb draußen im
Freien, in der Sonne, unter grünen Bäumen im Lehnstuhl sitzend, den
letzten Blick einer Schwalbe zugehaucht.«

»Einer hat einmal den ausgezeichneten Gedanken gehabt,« flüsterte der
Bulgare auf seinem Hocker, »die Tuberkuloseheilung auf die Basis der
sogenannten Liegekur zu stellen; seitdem müssen alle Lungenkranken in
den Lungenkurorten der ganzen Welt den ganzen Tag, ohne sich zu rühren,
und ohne größtmögliche individuelle Einschränkung, auf den Liegehallen
liegen. Als ich das erstemal nach Ansicht der Ärzte am Rand des Grabes
wandelte, ging ich nicht ins Bett, sondern aufs Pferd. Ich ritt jeden
Morgen in der Frühe meine zwei, drei Stunden und ritt mich wieder ins
Leben zurück. Nichts macht einen so guter Laune wie Reiten. Ich bin von
Leysin aus auf den Montblanc geklettert, als man mir den zweiten Tod
prophezeite. Trotz meiner rasenden Energie bin ich durch die jahrelange
Liegekur erschlafft und ermüdet. Ich brauche dann und wann eine
Reaktion, um noch weiter zu können: eine Montblancbesteigung, ein
dampfendes Pferd, eine Pfirsichbowle, ein junges Mädchen, einen Poker.«

»Die Ärzte bedenken nicht,« sagte Sylvester verächtlich, »daß sie das,
was sie auf der einen Seite gewinnen, auf der andern Seite wieder
verlieren. Einer macht neun Jahre Kur und wird als geheilt entlassen.
Seine Lunge ist faktisch geheilt. Gut. Wie aber steht es mit seinen
übrigen leiblichen und seelischen Organen? Seine Nerven sind herunter.
Seine Energie wie alter Kuchen zerbröselt. Er ist ein wachsweicher
Klumpen angefressenen Fleisches. Zu keiner auch der geringsten Arbeit
taugt er mehr. Er ist ethisch verlottert. Ein Parasit des Menschentums
und zu nichts als seinem Tode noch verwendbar. Aber er stirbt, achtzig
Jahre alt, an der >_Dementia praecox_<.«

Der kleine Japaner wiegte den braunen Kokoskopf:

»Wir haben oben einen Griechen im Sanatorium. Er liegt schon fünf Jahre
im Bett. Griechen haben außer ihm das Sanatorium bisher nicht
frequentiert. Wenn sie schon nach Davos kamen, wußten sie wohl von ihrem
Landsmann nichts oder dachten nicht an ihn. Da keiner mit ihm griechisch
sprach, hat er in den fünf Jahren das Griechische, seine Muttersprache,
vergessen. Deutsch hat er aber inzwischen bis auf einige Brocken auch
nicht gelernt. So kann er keine Sprache, weder Griechisch noch Deutsch,
und schwebt sprachlos in Zeit und Raum. Ich wollte ihm schon Japanisch
beibringen.«

Sybil sah nach der winzigen Schwarzwälderuhr über ihrem Bett.

»Ihr müßt gehen,« sagte sie freundlich, »ich erwarte den alten Ronken.«

Sie nahmen ihre Stöcke und gingen.




                                  VII.


Der Weißbart mit dem Rotkehlchenkopf beklopfte Sybil mit seinem
eleganten weichen Hammer.

»Mein liebes gnädiges Fräulein,« zwitscherte er, »wir werden Sie röntgen
müssen ...«

»Tut das weh?« lächelte sie erschreckt, »ich habe Angst vor Schmerzen.«

»Es tut gar nicht weh. Es ist eine kurze, schmerzlose und beinahe
unterhaltsame Angelegenheit. Wenn Sie sich so weit fühlen, daß Sie gehen
können, kommen Sie zu mir ins Laboratorium. Oder nehmen Sie einen
Schlitten.« --

Sybil nahm einen Schlitten. Aber sie fuhr nicht ins Sanatorium, sondern
bei Sylvester vor.

Sylvester lag grade auf dem Liegestuhl und schluckte Arsenikpillen, als
der Kutscher auf die Veranda polterte:

»Das gnädige Fräulein Lindquist lassen den Herrn Doktor zu einer
Spazierfahrt einladen.« Er warf sich einen Schal um den Hals und fuhr im
Lift herunter.

Eine kleine weiße Hand winkte ihm fröhlich.

»Sybil,« sagte er, »Sie machen mich glücklich ...«

»Wenn ich Sie nur glücklich machen könnte«, sagte sie leise.

Sie sprach diese Worte so gesellschaftlich gleichgültig, daß Sylvester
ihre Schwere nicht empfand. Vielleicht auch wollte er sie nicht
empfinden.

Sie glitten durchs Dorf, dem See zu.

Eben lief aus dem Bahnhof Dorf ein Zug in der Richtung Landquart-Zürich.

»Möchten Sie«, fragte Sybil, »mit dem Zug zurück in die Ebene ... in den
Glanz ... in das Leben?«

Er schüttelte den Kopf.

»Ohne Sie?«

Sie schwieg.

Aus den Nüstern der Pferde schnob silberner Atem.

»Weshalb suchen Sie meine Freundschaft, Sylvester? Ich bin krank. Und
eine Schauspielerin. Eines von beiden schon sollte genügen, Sie zu
erschrecken.«

»Ich bin selber beides. Und noch ein drittes dazu, Sybil. Und also bin
ich vielleicht kränker als Sie, Sybil. Ich bin ein Dichter und speie
immer Blut.«

»Und ich weine Blut. Denn ich lebe mit den Augen ...«

»Und ich,« sagte er bitter, »da ich Blut speie, lebe mit dem Mund ...«

Nebel schossen wie Skiläufer von den Bergen.

Sybil fröstelte.

»Ich habe schon wieder Fieber. Wir müssen kehrtmachen.«

Die Sonne schwamm über dem Nebel auf den obersten Bergspitzen, rosa, als
lagerten Quallen auf den Gipfeln.

Früher ist doch hier überall Meer gewesen, sann Sylvester. Eigentlich
wandeln wir auf dem Grund des Meeres. Davos ist Vineta, die verzauberte
Stadt. Wir sind längst ertrunken, aber wir wandeln noch, als lebten wir,
mit Perlen und goldenen Ketten behängt, über den Meergrund. Der Himmel
wallt über uns, und die zarten Seesterne leuchten. Wir greifen mit den
Händen in die Luft. Die ballt sich wie Wasser schwer um unsere Glieder.
Wir vermögen unsere Hände nicht mehr zu bewegen. Und gehen können wir in
der dicken Flut nur langsam, ganz langsam. Kurschritt. Und unsere Augen
versuchen, bis zur Oberfläche des Meeres, bis zum Himmel zu dringen.
Aber sie sind fast erblindet von dem vielen In-die-Höhe-stieren.




                                 VIII.


Der naturwissenschaftliche Oberlehrer litt an offener Hauttuberkulose.
An seiner linken Hand befand sich eine winzige weißliche Spalte, die hin
und wieder eine weiße Flüssigkeit absonderte. Desgleichen hatte er an
der linken Wange einen kaum bemerkbaren Einschnitt, der aussah, als
rühre er von einem Stich mit einem Federmesser her. Übrigens wußte das
niemand von den Herrschaften, die mit ihm zu Tisch saßen. Denn obgleich
sie sämtlich an der Krankheit litten, hielten sie doch auf reinliche
Scheidung von Haut- und Knochentuberkulose.

Der naturwissenschaftliche Oberlehrer hatte das sonderbarste Zimmer des
ganzen Hauses inne.

Es kostete nur 6,50 Franken täglich, und darum hatte es der Oberlehrer
gemietet.

Das Zimmer war fensterlos. Die Luke, die die Stelle des Fensters
vertrat, ging auf einen grauen Korridor hinaus, von dem das Zimmer sein
ganzes Licht empfing. Richtig gelüftet konnte das Zimmer nicht werden.
Es roch, ja stank infolge der Jod-, Karbol- und anderen Tinkturen, die
der naturwissenschaftliche Oberlehrer für seine offene Hauttuberkulose
benötigte, pestilenzialisch. Das Zimmer mußte sich auch ohne
Zentralheizung behelfen: es wurde von einem durchlaufenden Kamin
geheizt. Den Kamin hatte sich der naturwissenschaftliche Oberlehrer mit
allerlei Bildern benagelt, die in der Hauptsache dem kleinen Witzblatt
entnommen waren. »Ich bin ein Mensch mit liberalen Ansichten«, pflegte
er zu sagen und dabei die Backen wie ein Seehund zu blähen.

Wie die hübsche Russin gerade auf ihn hereinfiel, ist schwer zu
begreifen. Es waren doch mehrere angenehme Herren in der Pension
»Schönblick« anzutreffen. Der Leutnant. Oder der schwäbische Virtuose
Krampski, welcher von seinen Kompositionen behauptete, sie seien gar
nicht »reizend«, wie die abgetakelte Operettensängerin zu verbreiten
sich erdreistete, sondern fabelhaft, phänomenal, puccinesk.

Der naturwissenschaftliche Oberlehrer, der stets nach Karbol roch und
daheim drei unmündige Kinder und eine blasse sommersprossige Frau zu
verwahren hatte, die einem ausgewrungenen Handtuch glich -- er hielt das
zarte hübsche Mädchen mit behaarten Affenhänden in seinen schweißigen
Armen. Floh die kleine Russin vor sich selber zu ihm? Wollte sie sich
peinigen, erniedrigen, bespeien? Sich leidend vernichten? Marternd
erlösen? Was hatte die Krankheit aus ihr gemacht?

                   *       *       *       *       *

Eines Nachts trugen Männer auf leisen Filzsohlen die hübsche Russin aus
dem Haus. Am nächsten Morgen hieß es am Frühstückstisch, sie sei
abgereist.

Der naturwissenschaftliche Oberlehrer blieb den ganzen Tag zu Bett.

Er hätte Temperaturen, ließ er sagen, und bäte, ihm die Mahlzeiten aufs
Zimmer zu bringen.

Aber die Mägde wollten das Essen nicht in seine stinkende Kammer tragen.
Die Pneumo selber mußte es tun.

Der Desinfektor betrat wichtig mit seinem Instrumentenkasten das Zimmer
der kleinen Russin, das plötzlich ein Stück leerer unausgefüllter Raum
geworden war ohne Form und Inhalt. Wie ein Kinderballon, dem das Gas
entströmt ist, lag es in sich zusammengefallen da.

Man fand einen Zettel auf dem Nachttisch, mit allerlei konfusen
russischen Schriftzeichen bedeckt. Die Pneumo warf ihn nach einem kurzen
achtlosen Blick beiseite. Auf dem Zettel aber standen diese russischen
Verse:

   Wenn der Dichter träumt, weinen die Mädchen,
   Und im Morgenrot liegt die Blüte ihres Herzens betaut.




                                  IX.


Lieber Harry!

Dank für Deine freundlichen Zeilen. Ich habe mich in den zwei Monaten,
die ich nun wieder hier bin, recht gut eingelebt. Mißverstehe mich
nicht: leben, das heißt hier: einer Protestversammlung Sterbender gegen
den Tod angehören. Reden wie feurige Fahnen gegen einen Herrn schwingen,
der unerkannt am Präsidententisch sitzt, und jederzeit die Glocke läuten
kann. Dann ist einem im Nu das Wort (und der Hals wie mit einem
Rasiermesser) abgeschnitten. Es sind Spiegel um einen aufgestellt. Man
darf sich nur bespiegeln. In dem edlen Bulgaren. In der mütterlichen
Pneumo. Dem taumelnden Thorax. Es gibt einen Spiegel, der heißt
Klunkenbul. Dann sind noch vorhanden der Literat Pein, die
Operettensängerin, der kleine Japaner, der Virtuose Krampski,
der Leutnant. Einer taugt selbst zum Spiegel nicht: der
naturwissenschaftliche Oberlehrer. In einer hübschen Russin bespiegelt
man sich gern. Schließlich resigniert man, aus Furcht, den Spiegel blind
zu machen. Da kommt der naturwissenschaftliche Oberlehrer und schmeißt
mit tellergroßen Steinen in den Spiegel. Der zerbricht klirrend,
klagend, anklagend. Aus einem der Scherben, die drei- und viereckig
herausspringen, verfertigt der Oberlehrer sich einen Rasierspiegel und
rasiert sich nun sein Leben lang vor diesem zarten Auge der
Unendlichkeit seinen naturwissenschaftlichen Backenbart. Sybil ist kein
Spiegel. Sie ist ein See. Selbst unser Schatten versinkt bei einem Blick
in sie sofort in die Tiefe. Seit wieviel Jahren schon spiele ich das
Spiel der Spiegel? Es sind sieben Jahre her, daß ich an beiderseitiger
Rippenfellentzündung erkrankte und im Krankenhaus in Frankfurt an der
Oder lag. Ich ging, ein Knabe von sechzehn Jahren, zur Rekonvaleszenz
nach Locarno. Ich schlug zum erstenmal die Augen zum Himmel empor und
sah die Madonna del Sasso auf dem Felsen schweben und San Bernardo über
die Sonnenhügel schreiten. Auf Locarno folgten Borkum, Brückenberg,
Gardone-Riviera, Arco, Swinemünde, Reichenhall, Arosa, Lugano, Davos,
Wehrawald und wieder Davos. Überall lebte ich meiner Gesundheit, wie es
so hübsch heißt. Aber lebte ich nicht meiner Krankheit? Ich erinnere
mich eines Sanatoriums im Schwarzwald, da war unser Krankenpfleger und
Masseur zugleich Totengräber des kleinen Dorfes. Man sah von den
Liegehallen auf den Kirchhof. Ein freundliches Symbol. Bei mir
verdichtet es sich noch: Kranker, Krankenpfleger und Totengräber bin ich
in einer Person. -- Sybil wird hier im Kurtheater auftreten. Ich habe es
ihr nicht ausreden können. Sie spielt die Frau im »Weib«. Der Literat
Pein den Mann. Ich ... den Bruder. Wann ich wieder in München sein
werde? Anfang Mai, falls Sybils Zustand sich nicht verschlimmert. Ich
fürchte ... für mich. Grüße die Freunde.

                                                                  Dein
                                                            Sylvester.




                                   X.


Sybil lag auf ihrem Balkon und der ausgestopfte Papagei stand auf einem
kleinen Tisch neben ihr. Sie lutschte an Kognakbohnen und warf dem toten
Vogel hin und wieder eine zu.

»Friß, Vogel, oder werde lebendig!«

Sie blätterte in dem Rollenbuch des Schauspiels »Weib« und studierte
ihre Rolle als Frau. Das Schauspiel ließ nur drei Figuren agieren: die
Frau, den Mann, den Bruder. Es war erdacht und wie man zugestehen muß
theatralisch sehr geschickt verfertigt von dem Tiroler Dichter Korbinian
Zirl, demselben, dem jenes bemerkenswerte Festspiel »Andreas Hofer«
zugeschrieben wird, das im Jubeljahre 1913 die Herzen der Deutschen und
Österreicher höher schlagen ließ. Im »Andreas Hofer« wie im »Weib«
handelte es sich um eine äußerst lebendige Dialektik und um einen rasch
bewegten Dialog, dort patriotisch, hier erotisch bezweckt. Das
Schauspiel »Weib« war von sämtlichen bedeutenden Bühnen Deutschlands
angenommen: in der bestimmten Erwartung eines klingenden Kassenerfolges.
Im »Deutschen Theater« in Berlin verdiente sich der berühmte böhmische
Komiker Zawadil Schnallenbaum als Mann die tragischen Sporen. Aber fast
überall im Reich wurde das Stück aus Gründen der Sittlichkeit verboten.
Katholische und protestantische Pfarrerverbände, Jünglingsvereine und
Vereine zum Schutz alleinreisender junger Mädchen erließen langatmige
Proteste gegen das »Weib«. Selbst ein Rabbiner gab seiner Entrüstung in
den Zionistischen Blättern Ausdruck. Der bekannte Zentrumsabgeordnete
Dr. Aborterer sah in dem Schauspiel »Weib« eine schamlose Aufreizung zur
Blutschande.

Sybil war von der Rolle der Frau entzückt.

Vielleicht meine letzte Rolle, dachte sie und warf dem toten Papagei
wieder eine Kognakbohne zu. Wer wird nach mir das Weib spielen?

Sie hatte die Rolle im Deutschen Theater in Berlin bei der Premiere
dargestellt und rauschenden Beifall geerntet.

Korbinian Zirl hatte ihr einen Lorbeerkranz mit einer himmelblauen
Atlasschleife geschickt, darauf waren diese Worte in Gold gestickt:

                   Der dankbare Dichter seinem Weib.

Er hatte ihr auch persönlich die Hand gedrückt und sie in seinem
treuherzigen Dialekt seiner Verbundenheit versichert:

»Grad himmlisch is g'w'en, Fräul'n ... I hab beinah g'moant, i wär a
Dichter ...«

                   *       *       *       *       *

Die Vorstellung sollte am 19. Februar im Kurtheater stattfinden. Pein,
unterstützt von dem helläugigen Naturburschen Dr. Buri, einem prächtigen
Churer, der die Redaktion des »Davoser Intelligenzblattes« leitete,
hatte eine eifrige Reklame entfaltet. Vor allem, weil er selber spielte.

»Unser Herr Alfons Pein«, so hatte Dr. Buri im Intelligenzblatt in der
Voranzeige schreiben müssen, »hat sich in liebenswürdiger Weise bereit
erklärt, die Rolle des Mann im >Weib< zu übernehmen.«

Fluchend warf Dr. Buri den Federhalter in den Aschenbecher, daß Tinte
und Asche über das Manuskript sprühten.

»Chaibe.«

Er konnte Pein nicht ausstehen.

Dann schrieb er weiter:

»Eine besondere Attraktion haben wir mit Fräulein Sybil Lindquist von
den Reinhardtbühnen Berlin gewonnen, die sich zur Zeit zum Kurgebrauch
in Davos aufhält. Sie wird das Weib, das sie bei der Uraufführung in
Berlin kreierte, verkörpern. Verkörpern wie es eben nur eine Sybil
Lindquist vermag. Herr Sylvester Glonner, einer der Führer der
jungdeutschen Dichtung, den Davosern im besonderen nicht unbekannt als
Autor des groteskschwermütigen Davoser Romans >Die Krankheit<, spielt
die Rolle des Bruders. Der Vorverkauf hat begonnen. Versorge sich ein
jeder rechtzeitig mit Karten, da ein großer Andrang zu erwarten steht.«

Seufzend legte Dr. Buri den Federhalter beiseite und zündete sich
erleichtert seine Pfeife an.




                                  XI.


Für den 19. Februar nachmittag waren auch die diesjährigen Skikjöring-
und Pferderennen angesetzt.

Als Sybil die Ankündigung las, rief sie bei Sylvester telephonisch an:

»Sylvester ...?«

»Sybil?«

»Sie müssen reiten ...«

»Was muß ich?«

»Reiten müssen Sie. Sie sind doch gut zu Pferd.«

»Was soll das?«

»Sie müssen am neunzehnten das Rennen mitreiten.«

»Aber Sybil, welche Idee!«

»Meine Idee natürlich. Ich will, daß Sie den goldenen Davoser Pokal
gewinnen.«

»Was soll ich mit dem goldenen Davoser Pokal? Ich würde nicht aus ihm
trinken dürfen, denn ich bekäme sofort Nierenschmerzen.«

»Scherz beiseite, Sylvester. Ich will, daß Sie das Rennen gewinnen.
Deshalb sollen Sie reiten. Ich werde auf Sie setzen beim Totalisator.«

»Wann ist das Rennen?«

»Am neunzehnten.«

»Aber da müssen wir ja den Abend spielen!«

»Oh, das macht doch nichts! Die Rennen sind um zwei. Um vier Uhr sind
sie spätestens zu Ende. Da haben Sie genug Zeit, sich bis acht
auszuruhen.«

»Sybil, ich bitte Sie, wozu diese Spielerei. Ich habe an dem Schauspiel
schon genug ...«

»Lieber Sylvester ... ich will Sie einmal _handeln_ sehn ... Tun Sie
einmal etwas! Handeln Sie einmal nicht künstlerisch künstlich,
dichterisch, schauspielerisch. Handeln Sie einmal menschlich ...«

»Ich bin krank, Sybil ...«

»Überwinden Sie die Krankheit, Sylvester.« Ihre Stimme klang flehend.

»Ich werde reiten, Sybil.« --

Sylvester ging zu einem Schweizer Offizier, den er kannte und von dem er
wußte, daß er das Rennen nicht reiten würde, der aber zwei Pferde laufen
lassen wollte, und bat ihn, die »Miggi« reiten zu dürfen. In Graubünden
heißen alle Pferde, alle Kühe, alle Katzen und alle Mädchen Miggi.

Als der bulgarische Offizier und Leutnant Rätten von Sylvesters
wahnwitzigem Vorhaben hörten, schüttelten sie den Kopf; bestellten sich
aber sofort telegraphisch Pferde aus Zürich. Auch der kleine Japaner
wollte reiten.

Selbst der Thorax machte einen schwachen Versuch, sich als Jockei
vorzustellen.

»Was meinst du, Grete,« fragte er die Pneumo, »ob ich in vierzehn Tagen
reiten lernte und ob ich es aushielte?«

»Kind,« sagte sie zärtlich, »was du für böse Träume hast. Du leidest
immer häufiger an Alpdrücken. Du mußt abends vor dem Zubettgehen einen
frischen Apfel essen. Komm. Ich mache dir gleich einen zurecht ...«




                                  XII.


Sylvester gewann mit Miggi I den goldenen Pokal von Davos.

Der Ausgang des Rennens rief beim Publikum eine ungeheure Aufregung
hervor.

Sybil wurde halb ohnmächtig vom Platz getragen und mußte mit drei
Flaschen Eau de Cologne bespritzt werden, ehe sie wieder zu sich kam.

Sylvester hob man auf die Schulter und trug ihn im Triumph in seine
Pension.

Der Thorax war heilig beglückt.

Die Pneumo weinte Freude.

»Die reine Fata Morgana!« sagte Herr Klunkenbul und wußte wohl selbst
nicht, was er meinte.

Sybil hatte ihr ganzes Geld beim Totalisator auf Sylvester gesetzt.
Leider fiel die Quote sehr niedrig aus: 17:10, denn man hatte, nicht aus
Sportlichkeit, aber aus Sensation oder Schwärmerei, auf den Dichter
gesetzt.

Der Bulgare und der kleine Japaner gratulierten Sybil. Der Japaner
überreichte ihr eine Orchidee.

»_Sie_ haben das Rennen gewonnen«, sagte der kluge, kleine Japaner.

Sybil zuckte die Achseln.

                   *       *       *       *       *

Sylvester lag angekleidet auf seinem Bett. Graues Schicksal: dem Wort zu
dienen. Dem schwesterlichen Chaos. Den torkelnden Träumen. Als ob ich
ein lebendiger Mensch würde, wenn ich auf einem lebendigen Pferd reite.
Pferde tragen auch Schatten, oder, im Zirkus, hold uniformierte Affen
auf ihrem Rücken. Was wiege ich eigentlich? Hundertacht Pfund. Das
richtige Jockeigewicht. Was Sybil sich bei diesem Sieg denkt? Was habe
ich gewonnen? Ein paar sensationelle Notizen in der Tagespresse. Mein
Bild als Reiter in der »Woche«, der »Berliner Illustrierten Zeitung« und
im »Weltspiegel«. Seewald wird mich als Reiter ernstkomisch in Holz
schneiden und das schwarze Bild farbig betupfen. Denn man muß mich erst
künstlich bunt machen. Ich bin so ermüdet, als hätte man mich zu
Graubündner Fleisch geritten. Ich wage diesen Wahnsinn des heutigen
Rittes, den Wahnsinn des abendlichen Schauspiels vor den erglühten
Rampen. Würde ich wagen, Sybils Hand zu küssen? Nie.




                                 XIII.


Die Vorstellung das »Weib« im Kurtheater ging vor ausverkauftem Hause in
Szene. Nach dem Rennerfolg des Nachmittags war der Züricher
Korrespondent des »Berliner Blattes« im Auto herbeigeeilt, um dem
Schauspiel beizuwohnen und telegraphisch darüber nach Berlin zu
berichten.

»Sensationelle Sache«, sagte er zu Pein. Es war ein dicker jüdischer
Herr mit einer Hornbrille, hinter der zwei grüne Eulenaugen hervorsahen.

»Die Lindquist ist schwer krank. Vielleicht stirbt sie auf der Bühne.
Und dieser olympische Stern am Himmel des Turfs: Sylvester Glonner: als
erstklassiger Dichter, erstklassiger Jockei, erstklassiger Schauspieler,
wie?«

»Na«, sagte Pein und verabschiedete sich, verärgert, daß der
Korrespondent sich nicht mit ihm befaßte.

»Altes Eisen,« sagte der jüdische Herr zu Dr. Buri, als Pein gegangen
war, »ich darf ihn beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen. Als
Schriftsteller meine ich. Als Schauspieler kenne ich ihn ja noch nicht.
Aber diese mystischen Fatzkereien. Ekelhaft.«

»Schmierig«, meinte Dr. Buri. »Sie sind schmierig wie schlecht geputzte
Stiefel. Sie sollen glänzen wie Lack, aber es ist beim Altwarenhändler
billig erstandenes, rissiges Kalbsleder.«

»Übrigens wichst er sie zuviel, seine lyrischen Stiefel«, sagte der
Korrespondent, den es beunruhigte, daß ein anderer in Bildern redete.
»Dagegen der Glonner, mein Lieber: ein Talent. Ein großes Talent. Wir
werden seinen nächsten Roman bringen, denn wir legen Wert auf ein
literarisches Feuilleton.«




                                  XIV.


Mann und Frau leben nebeneinander.

Die Frau haßt den Mann.

Entstellt von fürchterlichen Ausschlägen, den Geschwüren einer
höllischen Krankheit, schleicht der Mann, zerrissen von Gier, hinter ihr
her. Die Frau haßt den Mann, weil sie ihn einmal liebte.

Der Mann liebt die Frau, weil er sie einmal haßte.

Geduckt und gedrückt schleichen sie ihr Leben nebeneinander her.

Die Frau steht sanft wie ein Schachtelhalm im Sumpf.

Eines Tages betritt ein junger, blonder Mensch die verdüsterte Stube.
Halb verdurstet. Halb verhungert. Mit zerrissenen Kleidern,
zerbröckelten Schuhen. Er stützt sich auf einen selbstgeschnitzten
Wanderstab. Eine Mundharmonika hängt ihm an einer Schnur um den Hals.
Auf der bläst er, verschüchtert, ein paar Töne.

Der Mann ist ausgegangen.

Die Frau labt den jungen Vagabunden. Er legt seinen Ranzen ab und seinen
Stab.

»Frau,« sagt er, »hier möchte ich bleiben. Hier ist meine Heimat.«

»Ich habe einen Mann,« sagt die Frau, »er ist ein Tier.«

»Ich werde ihn, wie die Indier giftige Schlangen, mit meiner
Mundharmonika beschwören«, sagt der Blonde und bläst ein paar Töne.

Die Frau hat Tränen in den Augen.

»Warum weinst du?« fragt der Blonde traurig.

»Ich habe seit vielen Jahren keine Musik gehört.«

»Keine Musik? Wie ist das möglich?«

»Mein Mann hat mir meine kleine Gitarre zerschlagen und alle
Musikinstrumente, die er im Hause fand: meine kleine Mundharmonika,
meine kleine Flöte.«

»Hörst du nicht zuweilen die Vögel singen?«

»Um unser Haus singen keine Vögel.«

»Warum verläßt du deinen Mann nicht?«

»Ich kenne keinen andern Mann ...«

»Hast du nicht vor Jahren einen Bruder besessen --?«

»Vor vielen Jahren --«

»der ging auf die Wanderschaft --«

»-- und ließ nie wieder von sich hören --«.

»Erinnerst du dich seiner?«

»Immer ...«

»Wann?«

»Immer und immer. Wenn der Frühling von den roten Märzwolken
herniedersteigt, wie aus einem Flammenwagen. Wenn der Sommer die süßen
Heudüfte in meine gierig geöffneten Nüstern treibt. Wenn die
herbstlichen Früchte von den Bäumen fallen. Die Blätter sterbend ihr
schwebendes Sein vergolden. Wenn der alte Winter im weißen Mantel
knirschend durch den knackenden Wald ächzt. Immer und immer. Am grauen
Morgen, am bleichen Mittag, am dämmerigen Abend, zu dunkler Nacht: immer
und immer, zu jeder Stunde. Mit jedem Schlag des vogelhaften Herzens. In
jedem Blick.«

»Frau!«

»Junger Mensch!«

»Tu auf den Blick: Dein Bruder steht vor dir!«

                   *       *       *       *       *

Sybil erblaßte.

Sie strich sich das blonde Haar aus der Stirn.

Sie lehnte sich an die Wand der Hütte.

»Sylvester!«

»Sybil!«

Sylvester fing die ohnmächtig Dahinsinkende in seinen Armen auf.




                                  XV.


Beifall überfiel die offene Szene.

»Fabelhaft!« sagte der dicke jüdische Herr mit der Hornbrille. Seine
Eulenaugen schillerten.

Der Thorax, der in der ersten Reihe saß, zitterte.

»Sie sterben beide auf offener Szene«, bebte er.

Die Pneumo hatte Tränen in den Augen.

»Brava!« rief ein Italiener wie wahnsinnig zu Sybil herauf. »Brava,
brava! ...«

Der Bulgare wischte sich mit einem kleinen seidenen Tuch, einem Geschenk
Sybils, den Schweiß von der Stirn.

Er mußte sich zusammenreißen, um in keinen Wutanfall auszubrechen. Um
nicht Schaum vor die Lippen zu kriegen.

»Das ist Krieg!« dachte er entsetzt, »da fließt Blut ...«

Der kleine Japaner lächelte, freundlich interessiert.

Europäer ... dachte er. Sie haben alle Hitze aus dem Äther in sich
hineingesogen und verbrennen nun an- und ineinander unter einem kalten
Himmel. In Japan trippeln unter einem heißen Himmel kalte Menschen auf
Holzschuhen im klappernden Stakkato. Und ihre Liebe duftet weiß, kühl
und weiß wie die Schneeblüte des Fushijama.




                                  XVI.


Die Fastnacht galt in Davos als Freinacht. Sie unterlag in den
Wirtshäusern keiner Polizeistunde.

In der Pension erschien ein jeder kostümiert zum Abendessen. Nach dem
Abendessen wurde rote Bowle und Rosinenkuchen gereicht.

Der Thorax wütete als Sioux, die Skalpe seiner Gäste am Gürtel, atemlos
durch den Saal. Er mußte sich alle Augenblicke setzen. Klunkenbul
gebärdete sich als ägyptischer Magier: er hatte sich eine Decke vom
Liegestuhl würdig um den Bauch geschlungen.

Die Operettensängerin, als Balletteuse bekleidet, hustete heftig. Sie
konnte den parfümierten Duft der Opiumzigaretten, die Leutnant Parsifal
Rätten rauchte, nicht vertragen. Für heute abend war das Rauchverbot in
der Pension Schönblick aufgehoben. -- Der schwäbische Violinvirtuose
Krampski gab mit seiner Geige, der er häßliche Töne entlockte, einen
italienischen Straßenmusikanten zum besten.

Der naturwissenschaftliche Oberlehrer hatte sich, weil es am billigsten
war, eine Maske als Kostüm gewählt: Darwin. Er bemühte sich, einem
blaukarierten fahrigen Dienstmädchen die Zuchtwahl klarzumachen.

Die Pneumo spielte eine japanische Geisha: hellgelb und violett.

Sylvester stürmte als Apache umher und hatte schon drei Gläser Bowle
umgeworfen. Eine blaue Apachenbluse schlotterte um seine magere Brust.
Um seinen Hals knüpfte sich ein blutroter Schal. Blutrote Strümpfe
funkelten aus blauen, rauschenden Hosen. Eine Schirmmütze plattete
seinen hohen Kopf ab.

Von den Eingeladenen bewegte sich der Bulgare in Nationaltracht, der
Japaner als deutscher Ritter und Minnesänger in einer hastig klappernden
Blechrüstung.

Sybil erschien als Sonne. In einem hellen, klaren Kleid.

Es wurde getanzt, gelacht, gesungen, gehustet und auf den Korridoren
geküßt.

Um ein Uhr schrie einer: man müsse noch ins »Rößli« gehen, droben im
Dorf. Dort sei Tanzmusik, das sei sicher sehr, sehr amüsant.

Man klatschte und brüllte Beifall.

Den Thorax zog man auf einem Rodelschlitten hinter sich drein.

Sylvester und Sybil sprangen dem Zug voraus, dem der Virtuose Krampski
mit Chopins Trauermarsch aufspielte. Im »Rößli« empfing sie ein
betäubender Lärm von Mund- und Ziehharmonikas und stampfenden Füßen.
Italienische und schweizerische Arbeiter tanzten mit Dienst- und
Ladenmädchen. Dazwischen einige Berliner Kurgäste, Saaltöchter und
Soldaten. Eine Kokotte mit einem Greisenkopf, den üblen Hauch ihres
verwesenden Mundes mit wildem Parfüm überduftend, hüpfte quer durch den
Saal. Sie sang dazu die Marseillaise.

Der Wirt vom »Rößli« wies den Herrschaften von Schönblick einen
bequemern Nebenraum an. Man gelangte von dort nach Belieben in den Saal
zum Tanzen, hatte aber die Gelegenheit, unter sich zu bleiben.

Der kleine Japaner, der wie ein Klöppel an die Glocke seiner Rüstung
schlug, ging in den Saal, das portugiesische Dienstmädchen zu suchen.

Ihm folgte Darwin mit der Balletteuse. Der ägyptische Magier. Der
Straßenmusikant mit der blaukarierten Zofe und nach und nach die andern
alle.

Sylvester, der Thorax, die Pneumo und Sybil blieben endlich allein
zurück.




                                 XVII.


»Sie müssen sich einen Pneumothorax machen lassen«, sagte der Sioux und
ging wie irrsinnig auf den Apachen los. Er zuckte als Dolch einen
Fieberthermometer in der Hand.

»Aber ich bin an beiden Lungen krank«, erwiderte der Apache höflich.
Seine Schirmmütze war ihm so tief in die Stirne gerutscht, daß seine
leicht entzündeten Augen gerade noch unter dem Schirm hervorsahen.

»Dann müssen Sie sich einen Pneumothorax an beiden Lungen machen
lassen.«

»Dann stürbe ich ... auf der Stelle.«

»Das sollen Sie ja!«

Das Gesicht des Sioux, bronzen überschmiert, die Schminke von hellblauen
Adern durchdrungen, verschönte sich. Es wurde zart, wie wenn er eine
Hymne von Novalis las.

»Sie sollen ja sterben! Lebendig sterben! Deshalb sind Sie doch nur hier
oben, um zu sterben. Lebendig zu sterben.«

Sylvester grübelte: sagte Sybil nicht schon einmal Ähnliches?

»Sehen Sie«, der Sioux konnte nicht mehr stehen und setzte sich stöhnend
auf einen Stuhl, »es ist mir ein Genuß, Menschen sterben zu sehen. Mich
selber kann ich natürlich nicht beobachten. Ich müßte immer in den
Spiegel spähen ...«

Bin ich es, der da von Spiegeln spricht? befragte Sylvester sein
übermüdetes Gehirn.

»Sehen Sie den naturwissenschaftlichen Oberlehrer, den hauttuberkulösen
Darwin. Ein unangenehmer Mensch, mit einer monistischen Welt-, Wald- und
Wiesenanschauung. Er stinkt entsetzlich, und die andern Gäste beschweren
sich immer über ihn. Aber ich rieche ihn gern, den Geruch der
Verwesung.«

Was ist das nun wieder? dachte Sylvester. Jetzt redet er wie Pein.

»Eines Nachts werden ihn die leisen Männer aus dem Haus tragen, und am
nächsten Morgen wird es heißen, er sei abgereist. Ich stehe diese Nächte
immer auf. Ich betrachte mir aufmerksam jede Leiche. Ein
unbeschreiblicher Friede und die Gewißheit eines höhern Lebens glänzt um
den Tod. Auf Erden ist doch immer Krieg.«

Jetzt scheint er der Bulgare, sann Sylvester, er späht aus tausend
Seelen und spricht mit tausend Zungen.

»Ich sah auch die hübsche Russin sterben. Sie starb leicht. Wissen Sie,
wen ich sterben sehen möchte? Sybil. Das muß so sein, als wenn die Sonne
untergeht und ein erhabener Aspekt.«

Er hat Visionen, erschrak Sylvester, er prophezeit. --

Die Pneumo und Sybil tanzten leise nach einem Grammophon. Durch die
schmutzigen Fenstervorhänge blinzelte schon der Morgen.

»Ich möchte jetzt lieber in einem Sarg als auf dem Liegestuhl liegen«,
sagte Sybil. »Aber die Kur beginnt schon wieder ... Ein neuer Tag. Er
ist so alt wie alle neuen Tage.«

Sylvester hatte sich neben den Sioux gesetzt, und beide sahen schweigend
dem Tanz der Frauen zu.

Plötzlich hielt Sybil inne.

Sie sah nach dem Fenster, das bleich und übernächtig in den dämmernden
Morgen stierte.

»Der Tag!« sagte sie.

Ein ewiger Schmerz zuckte im Herzschlag dieser hingehauchten Worte.

»Der Tag ...« wiederholte Sylvester für sich, »wessen Tag? Der meine
nicht ...«

»Die Krankheit!« röchelte der Sioux.

Sybil zog den Vorhang zurück. Da brach der erste Strahl des Morgenrotes
über die Berge. Aus Sybils Lippen, die kalkweiß erstarrt waren, lief ein
dünner, glänzender Blutfaden wie eine rote Schlange.

Sie wandte sich lächelnd um: »Das Morgenrot!« und glitt sanft zu Boden.




                                 XVIII.


Sylvester sprang sofort hinzu. Er trug sie auf das verschlissene
violette Plüschsofa, das den Raum zierte.

»Ein Arzt!« brüllte plötzlich der Thorax.

»Bleiben Sie bei ihr!«

Die Pneumo nickte wortlos.

Sylvester rannte durch den Saal.

Da schlief in einer Ecke, an die Brust des portugiesischen
Dienstmädchens gelehnt, der kleine Japaner.

Sylvester schüttelte ihn wach.

»Man braucht Sie! Man ist erkrankt!«

Der Japaner folgte. Seine Rüstung klapperte wie unzählige Blechbüchsen.
Er legte das gelbe, mausähnliche Ohr an Sybils Herz.

Er faßte ihr den Puls.

Er sah ihr auf den Mund.

Dann zuckte er die Achseln.

»Bringen Sie sie sofort nach Hause. Ich werde ihr eine
Kampfereinspritzung machen. Übrigens kann es sich nur darum handeln, das
Leben um ein paar Stunden zu verlängern.«

»Das Sterben, meinen Sie«, sagte der Thorax. --

Ein Schlitten war in der Eile nicht aufzutreiben. Eben klingelte draußen
der erste Tram, der nach Davos-Platz fuhr.

Sie schafften Sybil in den Tram, der von der sterbenden Sonne, dem
Apachen, der Geisha, dem Ritter, dem portugiesischen Dienstmädchen und
dem Sioux besetzt wurde.

Zum Glück lag Sybils Pension an der Promenade.

Der Tram konnte vor ihrer Wohnung halten.

Als sie in ihrem Bett lag, schlug sie die Augen auf.

»Bitte«, lächelte sie die Masken an, »verlassen Sie mich! Dank für Ihre
Teilnahme an meinem Leben!«

Sie wehrte den Japaner ab.

»Ich brauche keine Einspritzung. Ich will Sylvester noch einmal
sprechen.«

Die Masken gingen.

Der Apache blieb.

»Sylvester,« sie legte alle Kraft ihres Herzens in ihren letzten Blick,
»du letzter Tag meines Lebens!«

Er hielt ihre Hände. Sein roter Schal streifte ihre gläserne Stirn.

»Drück mir die Augen zu!«

Er fiel von einem Hammerschlag getroffen zermalmt an ihrem Bett
zusammen. Er hörte um sich leere Worte plappern, und es schien ihm, als
fange der tote Papagei, der auf dem Nachttisch stand, wieder zu sprechen
an.




                                  XIX.


Sylvester nahm Signor Bertolini, den Gärtner, mit an Sybils Grab.

»Pflanzen Sie einen Zitronenbaum auf ihr Grab. Einen blonden Baum.«

Herr Bertolini spreizte die Hände und vibrierte:

»Herr ... wie können Sie glauben, daß ein Zitronenbaum in unserm Davoser
Klima sich auch nur einen Tag, was sage ich, Tag, auch nur eine Stunde,
eine Minute, eine Sekunde hält.«

Sylvester blieb starr.

»Auf diesem Grabe wird sich ein Zitronenbaum halten, verlassen Sie sich
darauf.«

Herr Bertolini kreischte devot. Er suchte nach Argumenten, den Herrn von
seinem Aberwitz zu überzeugen.

»Herr ... Herr ... die Dame war eine gebürtige Schwedin. In Schweden
liebt man die Zitronenbäume nicht. Eine Silbertanne, Herr, wäre das
Richtige oder eine Trauerweide.«

»Tun Sie, was ich wünsche. Sie werden einen Zitronenbaum auf das Grab
pflanzen. Es muß ein Baum sein, der Früchte trägt.«

»Nicht _eine_ Frucht wird er tragen«, schrie der Gärtner und schlüpfte
aus der Friedhofspforte.

Die Schiahörner schimmerten wie silberne Platten auf dem Metallblau des
Himmels.

Eine glatte Marmortafel lag auf dem Grab. Darauf standen nur diese zwei
Worte: Sybil Lindquist. Keine Altersangabe. Kein Geburts- und kein
Todesdatum.

Die Tafel war von Sylvester, dem Thorax, der Pneumo, dem Bulgaren, dem
Japaner und dem Leutnant gemeinsam gestiftet worden.

Noch späte Generationen, die betrachtend diesen Kirchhof durchwandeln,
werden glauben, sie sei erst gestern gestorben.

                   *       *       *       *       *

Sylvester lag im Liegesack, der mit warmem, weichem Java-Kapok gefüttert
und mit Schulterklappen und seitlichen Mufftaschen versehen war, auf
seinem Privatbalkon.

Auf einem kleinen Tisch lag eine Photographie Sybils: eine nicht einmal
besonders gelungene Ansichtskarte, die sie in einer ihrer Filmrollen als
amerikanische Miß darstellte. Neben der Photographie eine Dettweiler
Spuckflasche aus blauem Glase mit Metallsprungdeckel.

Von der Schatzalpbobbahn, die vor der Pension vorüberzog, klangen die
eintönigen Rufe: Bob ... Bob ... Bob ... an sein durch wollene
Ohrmuscheln vor der Kälte geschütztes Ohr. Und sie klangen
hilfeheischend wie die Rufe von Ertrinkenden.




                                  XX.


Mir ist, als käme ich aus dem Kriege, dachte Sylvester, als der Zug in
Rorschach einlief. Hier ist also Friede. Und Frühling. Kein Schnee,
keine rosa Kälte mehr. Grün auf allen Hügeln, Knospen am braunen
Gesträuch.

Ein warmer Abend hüllte ihn wie mit Pelzen ein. Kinder sprangen wie
Kaskaden steinerne Stufen herunter. Mädchen zwitscherten unter den
Laubengängen. Burschen lachten dröhnend.

Mit südlicher Gotik bezauberten ihn die alten bürgerlichen Gassen. Aus
einem Restaurant, an dem ein Schild »Frohsinn« angebracht war, tönte
kleines Orchester. Ein Musikverein übte. Hohe Musik. Ein Ständchen von
Pergolesi.

Ein Brunnen rauschte.

Ein dunkler Torbogen winkte. Geschweifter zogen die Gassen sich den Berg
hinauf. Und Sylvester glaubte zu weinen, sinnlos an eine Laterne
gebeugt.

                   *       *       *       *       *

Die Schiffsglocke läutete. Der Bodensee war in Dämmerung übergegangen.
Noch blaute der Tag über Sylvester.

Er trat an den Bug.

Da stiegen Wolken von den Wassern auf wie Möwen, die nach Futter suchen.

Ich habe kein Brot bei mir, ihr dunstigen Vögel; und auch mein Herz ist
schon zu zermürbt und von andern Vögeln zerfressen, als daß ich es euch
noch zum Fraß hinwerfen könnte.

                   *       *       *       *       *

Es war Nacht geworden. Ein vielsterniges Gestirn schwebte Lindau, in das
der Dampfer wie ein Komet flammend und rauchend rauschte.

                   *       *       *       *       *

Sylvester erwachte, als der Zug mit einem Ruck hielt.

Er blickte aus dem Fenster: Oberstaufen im Allgäu.

Hinter ihm, in der Richtung auf Lindau, drohten gelbe Wolken. Sie waren
wie Aeroplane einer fremden Macht hinter ihm her, aber er war ihnen
längst entflohn. Schon zog der Zug wieder an und er ließ sie weiter,
immer weiter hinter sich.




                                  XXI.


»Gehen wir in den Kino!« sagte Sylvester.

»In welchen?«

»In irgendeinen dreckigen Kinematographen der Vorstadt, in dem der erste
Platz dreißig Pfennig kostet, und in dem man sich unbedingt eine Angina
holt. -- Gehen wir in den Helioskino in der Sendlingerstraße.« --

Am Eingang des Kinos hing ein riesiges zitronengelbes Plakat: ein
bleicher, blonder Frauenkopf, der sich wie eine Narzissenblüte auf einem
Stengel wiegte. »Narzissenblüte« hieß der Film, und das sollte den Namen
des Mädchens symbolisieren, denn unten auf dem Plakat waren ein
Negerboxer und ein brauner Herr im Zylinder, scheinbar ein englischer
Viscount oder ein deutscher Graf, abgebildet; und es war offensichtlich,
daß der Film auf einem Konflikt zwischen dem Neger und dem Weißen
aufgebaut war. Ein Kampf zwischen Schwarz und Weiß um Blond.

Eine italienische Maronenverkäuferin hockte im Hausflur neben dem Kino.

Sylvester kaufte sich eine Tüte Maronen.

Harry sah einer schmalen Kellnerin nach.

»Ißt du das Zeug gern?«

Sylvester schüttelte den Kopf.

»Nein. Ich will mir nur die Hände an den heißen Kastanien wärmen.« --

Die Leinwand flammte auf.

Aus einem hohen, palastartigen Hause, von Säulengängen und Lauben
umgeben, trat eine schlanke, blonde Frau.

Sie trug ein weißes, mit schwarzen Borten eingefaßtes Sommerkleid und
einen Biedermeierstrohhut mit Rosen garniert. Ein schwarzes Samtband
schwang sich vom Hut hernieder um den zarten Hals.

Sie sah sich suchend um.

Stieß unruhig mit dem Sonnenschirm auf den Steinboden. Sie biß die
Lippen aufeinander.

Nun glitt ihr Blick gradeaus.

Er blieb an Sylvester haften.

Sybil hatte Sylvester entdeckt.

Sylvester hielt den Atem an. Seine Schläfen sausten, seine Hände
zitterten, die Muskeln ließen nach und die Kastanien rollten am Boden.

»Ruhe!« rief eine Stimme.

Jetzt setzte das Klavier ein. Ein melancholischer Operettenwalzer.

Sylvester marterte sich das Hirn:

Wird sie tanzen?

Da eilte von links ein eleganter junger Herr im Zylinder, Cutaway, in
grauen Hosen mit schwarzer Biese, einen Stock mit Goldknopf schwenkend,
auf sie zu.

Sie reichte ihm die Hand.

Ihre Unruhe war verschwunden.

Sie lächelte.

Der Herr winkte ... und ein Auto fuhr vor.

Der Chauffeur, ein schöner schwarzer Neger, öffnete äffisch grinsend den
Wagenschlag.

Sybil stieg ein.

Der Herr folgte.

Nun knatterte das Auto an ... man sah es durch eine Parkallee von
Pappeln fliegen ... nun glitt es in den Wald und war den Blicken aller
hinter Bäumen entschwunden.

Sylvester stand auf.

An seinen Schläfen hämmerte das Fieber. Der Schweiß stand ihm auf der
Stirn.

»Gehen wir«, sagte er. --

Der Neger wird sie besitzen, dachte er, als sie auf der Straße waren,
und das Entsetzen übte schon wieder Macht über ihn. Man müßte ihn wie
einen Hund über den Haufen schießen. Ach, ich bin nur ein Schatten des
grauen, eleganten Herrn im Zylinder. Wenn man den Neger auf der Stelle
niederknallt, wer soll dann den Wagen lenken? Wir würden in irgendeinen
Chausseegraben sausen und uns den Schädel einschlagen. Unser Hirn würde
auf die Bäume spritzen und auf Birkenzweigen im Winde wehen. Ein Kopf
ohne Hirn ... ein Leben ohne Tod ... immerhin, es wäre zu erwägen ...
und ... so süß zu hoffen ...


                     Anmerkungen zur Transkription

Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert.

*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE KRANKHEIT ***

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