*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75906 *** Anmerkungen zur Transkription Das Original ist in Fraktur gesetzt. Im Original gesperrter oder kursiver Text ist _so ausgezeichnet_. Im Original in Antiqua gesetzter Text ist ~so markiert~. Im Original fetter Text ist =so dargestellt=. Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich am Ende des Buches. Landesverein Sächsischer Heimatschutz Dresden Mitteilungen Heft 5 bis 6 Monatsschrift für Heimatschutz, Volkskunde und Denkmalpflege Band XV _Inhalt_: Der Schellerhauer Pflanzengarten – Floristisches aus dem Triebischtale – Am Grabe des Marienberger Silberbergbaues – Der alte Schrank – Wappen der Stadt Kamenz – Ein Beitrag zur Frage der Steinkreuze – Schwarzenberger Edelweiß – Die höheren Pilze der Dresdner Heide – Der Friedhof in der Dresdner Gartenbauausstellung – Bücherbesprechungen: Die Wenden – Sächsische Sagen – Sächsisches Lachen – Heimat Einzelpreis dieses Heftes 3 Reichsmark Geschäftsstelle: Dresden-A., Schießgasse 24 Postscheckkonto: Leipzig 13987, Dresden 15835 Stadtbank Dresden 610 Bankkonto: Commerz- und Privatbank, Abteilung Pirnaischer Platz, Dresden Bassenge & Fritzsche, Dresden Dresden 1926 _Wir bitten höflichst, die Beitragszahlungen zu bewirken._ Die Mitglieder des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz erhalten gegen Vorzeigung eines Ausweises durch unsere =Geschäftsstelle Dresden-A., Schießgasse 24= für die Gartenbauausstellung Eintrittskarten zu M. —.90 (sonst M. 1.50) für den Zoologischen Garten Eintrittskarten zu M. —.60 (sonst M. 1.—) Unsere Geschäftsstelle Dresden-A., Schießgasse 24, ist =wochentags von 8–7 Uhr= (durchgehend), =Sonntags geschlossen= für den Kartenverkauf geöffnet. Anmerkung: Wegen der Weiterlieferung der Schrift »Bauberatung« (zu vergleichen die zweite Umschlagseite Heft 1/2 dieses Jahres) =berichten wir im Heft 7/8, Band XV=, da noch immer Bestellungen eingehen, die zur Gewinnung eines Gesamtüberblickes berücksichtigt werden müssen. Band XV Heft 5/6 1926 [Illustration: Landesverein Sächsischer Heimatschutz Dresden] Die Mitteilungen des Vereins werden in Bänden zu 12 Nummern herausgegeben Abgeschlossen am 31. Juli 1926 Der Schellerhauer Pflanzengarten Von _Josef Ostermaier_, Dresden-Blasewitz Mit Aufnahmen des Verfassers Wie viele Tausende sind daran schon vorbeigegangen, ohne zu ahnen, welche Pflanzenschätze hier verborgen sind, in dem Heim, das sich der verstorbene frühere Inspektor des Botanischen Gartens in Dresden, G. A. Poscharsky, nach seinem Abgang 1906 dort geschaffen hatte. In mehreren Felsengruppen hat derselbe dort die wichtigsten und schönsten Alpenpflanzen angesiedelt und kultiviert, die bei den ihnen dort außerordentlich zusagenden klimatischen Verhältnissen zu prächtiger Entwicklung und Blüte gelangten, wie man sie in botanischen Gärten und alpinen Anlagen des Tieflandes vergeblich suchen würde. Wieder einmal war unser Heimatschutz der rettende Engel, der diese Stätte vor dem Verfall und der Auflösung bewahrt hat. Nachdem das Poscharskysche Grundstück in den Besitz des Staates übergegangen war, ward der Pflanzengarten an den Tharandter Forstgarten und weiterhin, nach Berufung des Professors Dr. Neger an die Technische Hochschule zu Dresden, als »Alpenpflanzen-Anzuchtstation« an den Botanischen Garten zu Dresden angeschlossen. In der Zeit höchster wirtschaftlicher Not versiegten die Mittel zur Unterhaltung, der Garten blieb länger als ein Jahr ohne Pflege und verfiel mehr und mehr. Da hat denn noch zur rechten Zeit der Sächsische Heimatschutz eingegriffen, dem das Finanzministerium dankenswerterweise vertragsmäßig die Verfügung über den Garten zu Heimatschutzzwecken überlassen hat. [Illustration: Abb. 1. =Alpenanemone= (~Anemone alpina~)] Ein staatlicher Forstwart und seine Frau sorgen für die nötige Beaufsichtigung und Ordnung in demselben, während ein Mitglied unserer Naturschutzabteilung in anerkennenswertester Weise die wissenschaftliche Leitung und Beaufsichtigung des Unternehmens übernommen hat. Seine Hand macht sich schon allenthalben fühlbar, so z. B. in der Neuanlage mehrerer Felsengruppen, in der systematischen Ordnung und Umpflanzung der vorhandenen Pflanzenbestände und deren Bereicherung durch Neuerwerbungen. Unter seiner Leitung sind Anlagen geschaffen worden, die vor allem dem Gedanken des Naturschutzes Rechnung tragen sollen. Außer zwei Quartieren mit weit über hundert wildwachsenden, besonders charakteristischen und deshalb schätzenswerten Pflanzen des Gebirges und des Hügellandes gibt es ein Beet mit den gesetzlich geschützten Pflanzen. Eine Zusammenstellung der schönsten und auffallendsten Pflanzen unserer europäischen Alpen wird besonders den Alpenwanderern willkommen sein. Zur Bereicherung des Gartens mit neuen Pflanzen haben der Dresdener Botanische Garten und der Dresdener Zentralschulgarten das meiste beigetragen. Vieles ist aus nahen und fernen Pflanzengebieten des Landes herbeigeholt worden. [Illustration: Abb. 2. =Blagays Seidelbast= (~Daphne Blagayana~)] Man muß die Bemühungen unseres Pflanzengartenvaters um so höher einschätzen, als die Anlage eineinhalb Stunden Wegs von den nächsten Bahnstationen – Kipsdorf oder Altenberg – entfernt ist und deren Erreichung mit erheblichem Zeitaufwand und auch körperlicher Anstrengung verknüpft ist. Es scheint aber dem Verwalter, der selbst ein Freund und Kenner der Alpenflora ist, eine besondere Freude zu bereiten, hier seine Lieblinge aus den Alpen zu hegen und zu pflegen und auch weiteren Kreisen zu genußreicher Anschauung zu bringen. Wirken diese Kinder Floras ja hier in der Höhe von siebenhundert Metern in der reinen Gebirgsluft und dem strahlenden Sonnenschein, in der ernsten, schon fast subalpinen Charakter tragenden Landschaft doch auch ganz anders, als inmitten der großstädtischen Umgebung unserer botanischen Gärten. Aber nicht allein vom ästhetischen Standpunkte ist die Angelegenheit zu betrachten. Derselben kommt auch eine nicht unerhebliche wirtschaftliche Bedeutung zu. Zunächst können hier Alpenpflanzen in größerem Maßstabe gezüchtet und vermehrt, Pflanzen und Samen an Interessenten käuflich abgegeben werden, was auch ganz in den Rahmen der Heimatschutzbestrebungen paßt, um damit dem Ausgraben wildwachsender Pflanzen entgegenzutreten, was überdies auch nach den in den verschiedenen Alpenländern bestehenden Schutzvorschriften verboten ist. [Illustration: Abb. 3. =Krainer Himmelschlüssel= (~Primula Carniolica Jacq.~)] Man wird hier auch in einer eventuell noch anzugliedernden besonderen Abteilung Versuche mit der Züchtung von Obst, Gemüse, Blumen usw. machen können, um für solche Höhenlagen geeignete Sorten ausfindig zu machen oder heranzüchten zu können, was gerade für unser Erzgebirge und Vogtland von großer Bedeutung werden könnte. Das ist natürlich Zukunftsmusik und bedarf noch erheblicher Mittel und sachkundiger Leitung. [Illustration: Abb. 4. =Wulfens Himmelschlüssel= (~Primula Wulfenia Schott~)] Zunächst freuen wir uns der farbenfrohen Erscheinungen unserer Alpenpflanzen, die hier in einer Höhenlage, die in klimatischer Beziehung einer solchen von fünfzehnhundert bis eintausendachthundert Metern in den Alpen entspricht, ganz prächtig gedeihen. [Illustration: Abb. 5. =Clusins Himmelschlüssel= (~Primula Clusiana Tausch~)] _Edelweiß_ z. B., das im Tieflande sofort degeneriert und seine schneeige Behaarung verliert, leuchtet uns hier mit seinen blütenweißen Sternen wie in den Alpen entgegen. _Alpenrosen_, sowohl die rostfarbige, wie auch die rauhhaarige Art, bilden große, purpurn leuchtende Büsche. Dazwischen stehen _Gentianen_ in verschiedenen großen und kleinen Arten, die _Alpenrebe_ entfaltet an dichten Ranken ihre zahlreichen violetten Glocken, auch die _Alpenanemone_, die ich noch selten in botanischen Gärten blühend angetroffen habe, gedeiht in dieser Höhe ganz prächtig, und von halbmeterhohen Stengeln leuchten uns die weißen Blütensterne und Büschel der narzissenblütigen Alpenrose schon von Weitem entgegen. [Illustration: Abb. 6. =Klebriger Himmelschlüssel= (~Primula hirsuta All.~ = ~P. viscosa Vill.~)] Aber was mich am meisten entzückt hat, das war bei meinem letzten Besuche am 28. April der geradezu staunenswerte Blütenflor der alpinen _Primeln_. Diese scheinen sich dort oben ganz besonders wohl zu fühlen, und ich habe sie noch nie in botanischen Gärten in so üppiger Entwicklung gesehen wie hier. Von unserer geschützten gelben Alpen-Aurikel (~Primula auricula~) angefangen, waren so ziemlich alle wichtigeren Aurikelarten unserer Alpen vertreten: Die prächtige _~Primula marginata~_ der Seealpen, die _~Primula hirsuta All.~_ der West- und Zentralalpen, die schöne _~Pr. venusta~_, die _~Pr. Clusiana~_, _~Wulfeniana~_ und _~carniolica~_ der Ostalpen und südlichen Kalkalpen neben dem Habmichlieb (~Pr. minima~) des Riesengebirges und verschiedene ausländische Arten. Dazwischen duftete aus einer üppigen Blütenfülle der _gelbweiße Seidelbast_ (~Daphne Blagayana~) aus den Krainer Bergen und leuchteten die zierlichen Blütensterne der _rautenförmigen Schmuckblume_ (~Callianthemum rutifolium~) neben gelben und weißen _Steinbrecharten_, _lieblichen Soldanellen_, _rosenroten Mannsschilden_, _Gemskresse_ und anderen alpinen Gewächsen. Auch Orchideen, vor allem unser schöner – in Sachsen leider ausgestorbener – _Frauenschuh_, sind zu schauen. So kann man diesem jüngsten Pflegekinde unseres rührigen Heimatschutzes nur bestes Gedeihen und recht zahlreichen Besuch wünschen. Floristisches aus dem Triebischtale Von Studienrat Prof. _O. Leonhardt_, Nossen Mit Aufnahmen von Josef Ostermaier, Dresden-Blasewitz Das an landschaftlichen Schönheiten reiche Triebischtal besitzt auch eine ganze Reihe botanischer Seltenheiten. An einem steilen Hange, wo eine schmale Bank silurischen Kalkes von kulmischen und devonischen Ablagerungen umschlossen wird, findet sich die in Abbildung 1 dargestellte =stinkende Nieswurz= (~Helleborus foetidus L.~), eine zur Familie der Hahnenfußgewächse gehörende Giftpflanze. In den alten Auflagen der »Exkursionsflora für das Königreich Sachsen« von Wünsche, sollte diese seltene Pflanze »aus Dorfgärten verwildert« an der Schloßmauer des Rittergutes Schilbach bei Schöneck i. V. wachsen. Trotzdem ich als Schönecker Kind die Gegend genau kenne, ist es mir nie gelungen, die Pflanze dort aufzufinden. Es lag sicher ein Irrtum vor, eine Verwechselung mit der grünen Nieswurz (~Helleborus viridis L.~), welche in den vogtländischen Bauerngärten hin und wieder als Frühblüher anzutreffen ist. Groß war daher meine Freude, der Langgesuchten im Triebischtale zu begegnen. Da ein sicher nachgewiesener Standort aus Sachsen nicht bekannt war, vermutete ich zunächst einen Gartenflüchtling vor mir zu haben. Angestellte Untersuchungen und Nachfragen bei den Ortseingesessenen sowie genaue Beobachtung der Pflanze seit drei Jahrzehnten brachten mir die Überzeugung, daß wir es hier mit einem ursprünglichen Standort zu tun haben. Für solche, nur einer bestimmten Gegend eigentümliche Pflanzen (endemische) gibt es ja außerordentlich viele Beispiele. Ich erinnere nur an den zierlichen im Uttewalder Grund vorkommenden Hautfarn (~Hymenophyllum Tunbrigense L.~), welcher sich dann erst wieder in Luxemburg, auf den Britischen Inseln, auf Korsika, Madeira, in Südafrika, Australien und Polynesien findet. Herrn G. Zieschang in Kaufbach ist es nach einer mir brieflich zugegangenen Mitteilung geglückt, in diesem Jahre einen zweiten Standort der stinkenden Nieswurz im Triebischtale aufzufinden. Die Besiedelung dieses neuen Ortes ist sicher von dem erstentdeckten Standorte aus erfolgt und es ist nur zu wünschen, daß die Pflanze sich dort hält. Herr Zieschang hat die Nieswurz bereits 1911 photographiert und ein Bild samt Beschreibung in der Heimatsammlung Wilsdruff niedergelegt. Auch er ist der Meinung, daß ~Helleborus~ hier seine Heimat hat. Die stinkende Nieswurz findet sich in Portugal, Spanien, Italien, England, Schottland, der Schweiz, in Steiermark, Tirol und im südwestlichen Deutschland, besonders im oberen Rheintal. Von dort aus hat sie sich bis nach Holland verbreitet und ist auch in einige Nebentäler des Rheines eingedrungen. [Illustration: Abb. 1. =Stinkende Nieswurz= (~Helleborus foetidus L.~)] Da sich in den Floren meist nur eine kurze Diagnose findet, will ich in folgendem eine etwas ausführlichere Beschreibung der Pflanze geben. Die stinkende Nieswurz, auch Bärenfuß, Feuerwurz, Teufelskraut oder Wolfszahn genannt, besitzt einen bis zu fünfundzwanzig Zentimeter langen spindelförmigen, ästigen, schwarzbraunen, im Alter vielköpfigen Wurzelstock, welcher mit vielen starken und ästigen Fasern versehen ist. Der bis zu sechzig Zentimeter hohe dicke, stielrunde, kahle und dicht beblätterte Stengel ist nach oben rispig verästelt und daselbst kurz drüsenhaarig. Bemerkenswert ist die transversal geotropische Anpassung der Stengel an den steilen Standort. (Abb. Nr. 2.) Auf _ebenem_ Boden gezogene Pflanzen behalten sogar diese Eigentümlichkeit bei, und manche Botaniker wollen darin eine »Vererbung erworbener Eigenschaften« erblicken. Die nicht blühenden Stengel sind samt den Blättern ausdauernd. Die unteren Stengelblätter sind langgestielt, lederartig, starr, kahl, oberseits dunkelgrün, auf der Rückseite etwas bleicher und bestehen aus sieben bis neun schmallanzettlichen spitzigen Blättchen. An den blütentragenden Stengeln finden sich gleich über dem Erdboden einzelne Seitenäste, welche sich in Wurzelköpfe und später in blühende Stengel umwandeln. Die oberen Blätter der blühenden Pflanzen bestehen nur aus einigen schmalen kleinen Zipfeln, welche auf großen elliptischen Scheiden sitzen und allmählich an den Verzweigungen der Rispe in große, eiförmige, bleichgelbgrüne Deckblätter übergehen. Die unscheinbaren _Blüten_ sind klein, nickend, grün und gewöhnlich purpurrot gesäumt. An Schönheit des Aussehens kann sich die stinkende Nieswurz mit ihren Schwestern, der bekannten Christrose mit rein weißen Blüten (~Helleborus niger L.~), der in Dorfgärten öfters anzutreffenden grünen Nieswurz (~Helleborus viridis L.~), der in den Transsilvanischen Alpen heimischen, prächtigen, purpurrötlichen Nieswurz (~Helleborus purpurascens W~ u. ~K~) oder gar mit den in großen Gärtnereien gezüchteten hybriden Formen – durchaus nicht messen. Alle Nieswurzarten besitzen innerhalb ihrer fünf bis sieben Blütenblätter große tütenförmige Nektarien. Die reifen Pollenblätter wenden sich nun immer so, daß sie direkt über das Honigmal zu liegen kommen, so daß jedes naschende Insekt unbedingt die Staubbeutel streifen und so für Fremdbestäubung sorgen muß. Die breit rundlich abgestutzten _Kelchblätter_ erscheinen gelblichgrün, die _Staubgefäße_ erreichen ziemlich die Länge der Kelchblätter. Die stinkende Nieswurz steht Ende März in voller Blüte, ich fand aber auch bereits im Februar blühende Pflanzen. Ihren Beinamen trägt unsere Pflanze deshalb, weil Wurzel und Blätter einen unangenehm stinkenden Geruch besitzen. In der Apotheke dürfte ~Helleborus foetidus~ kaum noch Verwendung finden. Früher lieferte er die ~Rhizoma Hellebori foetidi seu Helleborastri~. In Süddeutschland soll der Absud der Wurzeln und Blätter vom Volke heute noch als Mittel gegen Läuse gebraucht werden. Das in der Pflanze enthaltene Gift, ~Helleborin~ genannt, erzeugt starke Reizung der Schleimhäute, ruft Erbrechen und Durchfall hervor und wirkt lähmend. In einem alten Kräuterbuch aus dem Jahre 1711 heißt es sogar von unsrer Pflanze: »Dieweil sie giftig, werden die Wölf und Füchs damit gefangen«. Nach meinen Beobachtungen hat sich unsre Nieswurz in den letzten Jahrzehnten ständig vermehrt, so daß man wohl erwarten darf, daß dieses seltne Naturdenkmal unsrer Heimat noch auf lange Zeit erhalten bleiben wird. [Illustration: Abb. 2. =Stinkende Nieswurz= (~Helleborus foetidus L.~)] An derselben Stelle, wo ~Helleborus foetidus~ vorkommt, findet sich noch eine zweite botanische Seltenheit, das =Liegende Seifenkraut= (~=Saponaria ocimoides L.=~) Abbildung 3. Das niederliegende (richtiger: Basilikum ähnliche) Seifenkraut gehört einer Unterabteilung der Nelkengewächse (~Caryophyllaceen~) den ~Silenoideen~ an. Es ist eine Verwandte des bekannten echten Seifenkrautes (~Saponaria officinalis L.~), welches sich von Vorderasien aus über ganz Europa erstreckt, ziemlich große weiße oder rötliche Blüten besitzt, vielfach gefüllt – in Gärten und Friedhöfen angepflanzt und daraus verwildert ist und in seiner Wurzel uns das auch zu technischen Zwecken benützte ~Saponin~ liefert. Unser niederliegendes Seifenkraut, welches sich unter ähnlichen Verhältnissen auch bei Pillnitz findet, wurde schon vor zwanzig Jahren an dieser Stelle des Triebischtales beobachtet. Es ist eine ausgesprochene Alpenpflanze, welche in ihrer Heimat bis zu einer Höhe von zweitausend Metern emporsteigt und ihre nördlichste Grenze am Bodensee erreicht. Das reizende Pflänzchen besitzt wohlriechende rote, manchmal auch weißliche Blüten, ist in Gärten Rothschönbergs und der andern umliegenden Dörfer angepflanzt und als Gartenflüchtling dahin gelangt. Nach Kerner von Marilaun ist es ein bodenlagerndes ausdauerndes Gewächs, d. h. der ganze liegende Mittelstamm stirbt alljährlich am Schlusse der Vegetationsperiode mit all seinen Verzweigungen ab. Es besitzt dafür unterirdisch ausdauernde Niederblattstämme, aus denen in jedem Frühjahr neu belaubte Mittelblattstämme emporgetrieben werden, die sich – sobald das Sonnenlicht erreicht ist, sofort auf die Erdoberfläche hinlegen und ihre grünen Blättchen in zwei oder drei Zeilen ordnen. Daher ist im zeitigen Frühjahr von der Pflanze noch gar nichts zu sehen. Auffallend ist, daß in dem von Prof. Schorler herausgegebenen »Wünsche, die Pflanzen Sachsens« unser Seifenkraut nicht mit aufgenommen ist, obgleich der Standort – wie ich bestimmt weiß – meinem verstorbenen Freunde mitgeteilt war und er das Pillnitzer Vorkommen doch sicher auch kannte. Viele deutsche Floren führen ~Sap. ocim.~ nicht auf, wohl aber tut es Garcke, welcher »bei Lindau am Seeufer« und »am Mittenwalder Gsteig« als Fundstellen angibt. Wie alle andern Artgenossen ist auch unsere Pflanze eine Falterblume. Françé behauptet sogar, daß gerade ~Sap. ocim.~ sich durch _außerordentlichen_ Falterbesuch auszeichnet; besonders gerne soll der Taubenschwanz oder Karpfenkopf (~Macroglossa stellatarum L.~), ein mittelgroßer, ziemlich dunkel gefärbter, im Sonnenschein fliegender Schwärmer ständiger Gast sein. Ein erst kürzlich ausgeführter Besuch dieses interessanten Standortes bestätigte mir aufs neue, daß ~Sap.~ leider wieder im Verschwinden begriffen ist. Während noch vor fünf Jahren der Hang zur Blütezeit vollständig rot überzogen war, finden sich jetzt nur noch einzelne Pflänzchen. [Illustration: Abb. 3. =Liegendes Seifenkraut= (~Saponaria ocimoides L.~)] Weiter oben im Triebischtale steht, wie auch in anderen Seitentälern und feuchten Gründen unseres Elbgeländes der =Aronstab= (=~Arum maculatum L.~=), Abbildung 4, auch Aronskindlein, Eselsohren, Freßwurz, Zehrwurz, Pfaffenkind, Veronikawurz genannt. Ich kenne den Aronstab aus vielen Gegenden Sachsens, nirgends aber ist er mir in solcher Menge und in solchen Riesenexemplaren entgegengetreten wie hier. Der Aronstab macht den Eindruck eines Fremdlings in unserer Flora, und namentlich die Blüten haben zu allen Zeiten die Aufmerksamkeit der Leute erregt. Er gehört den Aronstabgewächsen (~Aroideen~) an, und in der Tat sind von zirka achthundert bekannten Arten dieser Familie über neunzig Prozent in den Tropen heimisch. In Sachsen finden sich nur noch zwei Vertreter dieser Familie, die Schlangenwurz (~Calla palustris L.~), welche ich in den Teichen bei Kirchberg und Pausa beobachtet habe und der im 16. Jahrhundert erst aus Südasien eingeführte Kalmus (~Acorus Calamus L.~). Der Aronstab ist ein Bewohner feuchter Laubwälder, erscheint im zeitigen Frühling, und seine großen pfeilförmigen dünnen Blätter sagen uns, daß wir es mit einer Schattenpflanze zu tun haben, welche mit dem geringen ihr zur Verfügung stehenden Licht sehr sparsam umgehen muß. Die Blätter sind öfters mit dunklen Flecken (Wärmeschutz) versehen und werden von allen Tieren gemieden. Nur die Raupe der Aron-Eule (~Agrotis Janthina Esp.~) nährt sich von ihnen mit besonderer Vorliebe und nur nebenbei von Nessel- und Schlüsselblumengewächsen. Kaut man ein Stück des Blattes, so »zwackt es die Zungen, gleich als steche man sie mit den allerfeinsten Dörnern«. Dieses »Zwacken« rührt von Bündeln feiner, aus oxalsaurem Kalk bestehender Kristalle her, welche als Raphiden bezeichnet werden und ein unfehlbares Schutzmittel gegen Tierfraß darstellen. Ganz fremdartig erscheint uns auch die Blüte, welche botanisch richtiger als Blütenstand anzusprechen ist. Die große tütenförmige, von einem grünlichweißen Hüllblatt gebildete Scheide ist in geringer Höhe über dem Grunde stark eingeschnürt, so daß unten eine kesselartige Erweiterung entsteht. In der Scheide befindet sich eine Spindel, welche oben keulig verdickt ist und eine trübpurpurne Farbe und einen widerlich fauligen Geruch besitzt. Darunter an der Einschnürstelle sitzt ein Kranz abwärts gerichteter starker Fäden, die Haarreuse, unter ihr ein zweiter Kranz von Staubblüten und darunter die Stempelblüten, aus welchen sich zur Zeit der Fruchtreife rote giftige Beeren entwickeln. Da die Staubgefäße erst stäuben, wenn die Narben bereits verschrumpft sind, die Pflanze also protogyn ist, kann nur Fremdbestäubung möglich sein. Diese besorgen vor allen Dingen der Gattung ~Psychoda~ angehörige Mücken, insbesondere die ~Psychoda phalaenoides L.~ Viertausend dieser kleinen Tierchen sind bereits auf einmal in _einer_ Blüte gezählt worden. Wie es scheint, sind es aber nicht nur Blütenstaub und Nektar, welche diese Tierchen anlocken, sondern es ist noch etwas anderes. Zur Blütezeit des Aronstabes sind die Nächte teilweise noch recht kalt. Wenn die Insekten nun in den Kessel kriechen, so finden sie neben den Nahrungsstoffen auch noch eine recht hübsch eingerichtete Wärmstube vor. Genaue Messungen haben ergeben, daß die Temperatur im Kessel um durchschnittlich acht Grad höher ist, als die Außentemperatur. Bei einer unserm Aronstab äußerlich sehr ähnlichen Art Südeuropas (~Arum italicum L.~) sind bei einer Lufttemperatur von achtzehn Grad im Kessel bis vierundvierzig Grad gemessen worden. Man ersieht daraus, daß die modernen Wärmstuben der Großstädte durchaus nichts Neues darstellen. Die in den Kessel eingedrungenen Insekten werden zwar einige Tage ihrer Freiheit beraubt, bis die Haarreuse erschlafft und den Ausgang nicht mehr wehrt; da aber genügend Nahrung vorhanden ist, muß es für die kleinen Gefangenen ein sehr angenehmes Gefängnis sein. – Der Aronstab ist ein ausdauerndes Gewächs. Die am Grunde sitzende walnußgroße Knolle gibt die in ihr aufgespeicherten Nährstoffe im Frühling ab; dafür bildet sich nach der Blüte eine neue Knolle. [Illustration: Abb. 4. =Aronstab= (~Arum maculatum L.~)] Offizinell scheint der Aronstab – außer bei der Homöopathie – kaum noch zu sein, während er in früheren Zeiten als Heilmittel eine große Rolle spielte. In einem alten »~Thesaurus Pharmaceuticus~ oder Apotheker-Schatz von L. Christoph Hellwig« aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts wird in einem dem Laien kaum verständlichen Gemisch von Deutsch und Latein eine lange Reihe von Krankheiten aufgeführt, welche er unbedingt zu heilen imstande sei. Zum Schluß dieses kuriosen Aufsatzes heißt es: »Aaron-Wurtzel mit Wein praeparirt: Das Wasser hiervon dienet wider gifftige Krankheiten, ja wider die Pest selbst.« Der die außerordentliche Schärfe des Aronstabes und aller anderen Araceen bedingende Stoff ist nicht bekannt; man hat als giftige Bestandteile dem ~Saponin~ nahestehende Stoffe nachgewiesen; ferner enthält die Pflanze Blausäure, frei oder locker gebunden. Die Giftstoffe sind sehr flüchtig und verlieren beim Trocknen ihre Schärfe. Die einundsiebzig Prozent Stärke enthaltenden Knollen (~tubera Ari~) sollen in manchen Gegenden gemahlen und dem Brotmehle zugesetzt werden, ja sogar als Portland-Sago in den Handel kommen. Auch in Sage und Geschichte spielt der Aronstab eine Rolle. Nach einer namentlich in Süddeutschland geläufigen Sage sollen Josua und Kaleb bei der Auskundschaftung Kanaans den heiligen Stab Aarons mitgeführt und auf ihm die große Weintraube heimgetragen haben. Dieser Stab sei dann achtlos in die Erde gesteckt worden, und aus ihm sei unsre Pflanze hervorgewachsen. Auch der Aberglaube hat sich der Pflanze bemächtigt, sie soll ins Bette gelegt oder unter der Tür vergraben, allem Bösen den Eintritt ins Haus verwehren. Es bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung, daß die hier geschilderten seltenen Pflanzenvorkommnisse – deren Standorte übrigens sehr versteckt und nur schwer aufzufinden sind – weitestgehenden Schutzes bedürfen und das Entnehmen von Pflanzen oder gar Ausgraben solcher unbedingt zu unterlassen ist. Die behördlichen Organe der Umgegend, Gemeindeverwaltungen und Lehrer sind bereits darauf hingewiesen und es ist zu hoffen, daß durch allseitiges verständnisvolles Zusammenwirken diese Naturdenkmäler unserer Gegend noch recht lange erhalten bleiben, sich vielleicht sogar vermehren und an weiteren Orten ansiedeln. Am Grabe des Marienberger Silberbergbaues Von Studienrat _Bogsch_, Chemnitz Wer sich von Norden oder Süden, von Westen oder Osten dem lieblichen Grunde nähert, in dem sich Marienbergs Häuschen um die mächtige Zwiebelkirche huscheln, sieht allüberall an den Hängen fichtenbestandene Halden aufbuckeln, Märcheninseln im wogenden Meer der Halme, Warzen im struppigen Waldgesicht. In reizvoll schwingenden Reihen ziehen sie ins Tal hinab, sanft von Grün gerundet, in ganzen Gruppen, wie wilde Wegelagerer tauchen sie zwischen den Stämmen der Waldstücke auf. Neben ihnen kauern sich Bingen in den Waldboden, strudeln Trichter in die Tiefe, als ob Granaten größten Kalibers vor Jahrzehnten und Jahrhunderten hier eingeschlagen wären. Der Kundige weiß, daß diese Bodenwellungen nicht natürliche Geländefalten sind, sondern Zeugnisse riesiger Erdbewegungen durch Menschenhand, Zeugnisse zähester und mühevollster Wühlarbeit durch Jahrhunderte hindurch. Dem Bergbau verdankt das Gelände diese seine eindringliche Gestaltung. Der Bergbau hat hier von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wie auf einer Merktafel seine Fortschritte verzeichnet, sozusagen auf eine Ebene projiziert, so daß wir jetzt in dichtem Gewirre neben- und übereinander sehen, was in der Geschichte nacheinander lebte. Die Stätten rastloser Arbeit und köstlichen Gewinnes an blinkendem Erze liegen nun tot in grauer Öde. Noch klingt zwar zu bestimmten Stunden das Bergglöckchen von Marienbergs stattlichem Turm, aber es wimmert und klagt, nur von wenigen verstanden, über ein Gräberfeld hin. Wie auf einem Friedhof Grabsteine stürzen und Grabhügel verfallen, um die sich niemand kümmert, so droht auch hier dumpfe Vergessenheit über ein Stück großartiger Heimatgeschichte zu kriechen, drohen die Denkmäler und Urkunden zu zerbröckeln, die eindringlich von der ungeheuren, bergeversetzenden, alles in seinen Bannkreis ziehenden Bergarbeit von Jahrhunderten erzählen, von des Gebirges verborgenen Silberschätzen, von freudebangem Reichtumshoffen zuströmender Schürferscharen und mühseligem, ermattendem Ringen ernster Bergleute mit den mißgünstigen Gewalten der Tiefe und mit widrigen Zeitumständen. Fast alle die über Tage schlafenden Schöpfungen des Bergbaues verschwinden allmählich als tote und nutzlose Überreste einer vergangenen Zeit, ohne daß man irgendwie versucht, wenigstens ihr Andenken zu bewahren. Die Land- und Forstwirtschaft zielt darauf hin, wo es angängig ist, die störenden Halden und Bingen zu beseitigen. Die Grubengebäude, die sich einst stimmungsvoll in die Landschaft fügten, sind schon fast überall verschwunden, nur selten sieht man noch schlichte Huthäuser, alte Bergschmieden und verfallene Pulverhäuschen. Von den reizvollen, spitzen Göpelhäusern ist jede Spur hinweggetilgt. Die Stollenmundlöcher verwachsen, die Röschen sind zusammengestürzt, die Kunstgräben haben sich in den Dienst moderner Industrien stellen müssen, um nicht beseitigt zu werden, die Teiche mußten dasselbe tun oder wurden trocken gelegt, die Pochwerke und die Wäschen hat man weggerissen oder zu Mühlen umgebaut, die Hütten kennt kein Mensch mehr. Zwar leben in und um Marienberg noch Leute genug, die sich an Einzelheiten der bergbaulichen Ortskunde erinnern können. Aber ihre Angaben sind oft unzuverlässig und auch sie werden einst ausgestorben sein. Es gilt deshalb, das Wenige, was noch an bergbaulichen Überresten um Marienberg vorhanden ist, aufzusuchen, eindeutig zu bestimmen und in Wort und Bild, vielleicht auch durch einen schlichten Namensstein am Wegrand die Erinnerung daran festzuhalten. Den Anfang einer Sammlung bietet das Marienberger Heimatmuseum. Die leider schon vorhandene Kärglichkeit der Ausbeute an baulich und volkskundlich beachtenswerten Überresten hat vielleicht Bleyl davon abgehalten, auch das Marienberger Gebiet in seine Darstellung einzubeziehen. Literarische Hilfsmittel zur Erforschung des Gebietes dürften aus neuerer Zeit nur spärlich vorhanden sein. Paul Roitzschs Festschrift vom Jahre 1921[1] gibt einige Aufschlüsse über Lage der Berggebäude am Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Im übrigen sind geschichtliche Studien nötig. Besonders wertvolle Aufschlüsse über Namen und Lage der Berggebäude am Ende des achtzehnten Jahrhunderts erhält man aus dem Werk des verdienten Marienberger Bergmeisters v. Trebra: »Erklärungen der Bergwerks-Charte von dem wichtigsten Theil der Gebürge im Bergamtsrefier Marienberg«, (1770), dem die Bergwerkskarte von Charpentier beigegeben ist. Noch weiter zurück führen uns die »~Ichnographia Territorii Mariaebergensis~« von Adam Schneider aus dem Jahre 1680 (im Marienberger Heimatmuseum) und die Bergwerksakten im Marienberger Stadtarchiv (II 17,6~b~, Akten und gesammelte Urkunden zur Stadt- und Berggeschichte), von denen für das sechzehnte Jahrhundert am wichtigsten das »Vortzaichnüs aller Zechenn vnd gebäude vff S. Marienbergk« vom Quartal Reminiscere 1592 sein dürfte. Eine genauere Forschung muß sich im übrigen an die Durcharbeitung der Einzelgrubenakten und des Kartenmaterials im Oberbergamt zu Freiberg machen. Das eigentliche Silberfundgebiet des Marienberger Reviers liegt im Westen, Norden und Osten der Stadt. Hier ziehen sich, wie man jetzt noch deutlich an der Richtung der oft kilometerlangen Haldenreihen beobachten kann, beinahe vom Zschopauufer bis hinüber an die Pockau die Erzgänge, die der Bergmann nach ihrem Streichen (45 bis 90 Grad des bergmännischen Kompasses) _Morgengänge_ nannte. Diese Gänge werden mannigfach geschnitten von anderen, metalldurchsetzten Gesteinsflächen, den stehenden Gängen (0 bis 45 Grad), den flachen Gängen (135 bis 180 Grad) und den weniger bedeutungsvollen Spatgängen (90 bis 135 Grad). Die Kreuzungsstellen solcher Gänge waren häufig besonders erzreich, so daß man auf ihnen gern die Schächte abteufte. Als Silbererzlagerstätten Marienbergs wurden vor allem wichtig »_Die finstre Aue_« bei Streckewalde, »_Der Lerchenhübel_« bei Vorwerk Eschenbach und Kohlau, südöstlich Wolkenstein, durch die Grube St. Johannis, der »_Herbstgrund_« südlich Gehringswalde mit den Gruben Gottesvertrauen (Lazarusschacht!) und Himmelreich, – dazu weiter nördlich der »Palmbaum« bei Warmbad – das »_Kiesholz_« an der Drei-Brüder-Höhe mit der Fundgrube »Alte drei Brüder«, _der Lautaer Grund_ mit dem Rudolphschacht der Gewerkschaft »Vater Abraham«, wo noch 1900 gearbeitet wurde, der »_Stadtberg_« nördlich Marienberg mit der Fabian-Sebastian-Grube, dem Ausgangspunkt des Marienberger Bergbaues, der »_Rosenberg_« nordöstlich von Marienberg mit dem »Rosenstock« und der »Weißen Taube«, der »_Mönchsberg_« östlich von Marienberg und der »_Rittersberg_«. Auf die einzelnen Gewerkschaften, ihre Fundgruben, Halden und Schächte hier einzugehen, würde zu weit führen. Aber von den _Hauptstölln_ dieses eben umrissenen Reviers möchte ich noch einiges berichten. Stölln, das heißt unmerklich ansteigend in die Bergflanke getriebene Gänge, legte man zur Entwässerung der Gruben dank dem stark gebirgischen Gelände um Marienberg schon frühzeitig an. Zuerst hatte fast jede tiefere Grube ihren eigenen Stolln, der meist von der Bergsohle her einen ausstreichenden Gang verfolgte. Aber je tiefer man in die Erde hinunterdrang, desto tiefere Stölln wurden auch erfordert, um möglichst viel Wasser ohne Kunstgezeug ableiten zu können. Die vorhandenen tiefen Stölln gewannen also Bedeutung für die Wasserhaltung eines ganzen Gebietes. Um sie allen den verschiedenen Gruben oft einander feindlich gesinnten Gewerkschaften dienstbar machen zu können, wurden diese tiefsten Stölln der Privathand entzogen, mit Beihilfe der anliegenden Gewerkschaften verzweigt und vorgetrieben und im übrigen durch den Staat erhalten. In der Osthälfte des oben bezeichneten Gebietes gelangten zwei Stölln zu höchster Bedeutung, _der Gläser Stolln_ und _der Weißtaubner Stolln_, deren Mundlöcher heute noch sichtbar sind. Wenn man von Marienberg durch den Hüttengrund wandert, gelangt man dort, wo die Landstraße das dritte Mal die Bahnlinie zu kreuzen sich anschickt, an das Mundloch des Gläser Stollens. (Abb. 1.) Es liegt etwas versteckt, an den Hang des Rosenberges geschmiegt, an einem Seitenweg, der vor der Steinbrücke von der Landstraße abzweigt, gegenüber dem Platze, wo einst die kurfürstlichen Zinn- und Silberschmelzhütten standen. Eine Steintafel über dem Schlußstein der ovalen Mauerung kündet seinen Namen. Der Eingang ist mit Bruchsteinen versetzt. [Illustration: Abb. 1. =Der Gläser Stolln=] Der Stollen, der nach seinem Begründer genannt zu sein scheint, hat schon ein sehr hohes Alter. Mitte des sechzehnten Jahrhunderts mag er angelegt sein, um einen ausstreichenden Gang auszubeuten. Jedenfalls erhebt der Staat 1578 Steuer von »Gleßersstolln«. Zur selben Zeit scheint schon ein Gezeug, d. h. ein Pumpwerk, auf ihm in Betrieb gewesen zu sein. Das ihm entströmende Wasser wurde zum Betriebe der unteren Marienberger Schmelzhütte verwandt, bis im Jahre 1594 der tiefer angelegte Fürstenstollen ihm das Wasser entzog. Dadurch wurde der Marienberger Rat gezwungen, für zweihundertsechsundachtzig Gulden an der Mühle einen Schutzteich anzulegen, um den Hütten Betriebswasser zuführen zu können. In dem »Bericht der Stölln uff St. Marienbergk, die iezunde von meines gnädigsten Herrn Zuschuß erhalten werden«, 1619 abgefaßt vom Berggeschworenen Aßmus Langer, wird auch der Gläserstollen angeführt, der zu der Zeit schon 1666 Lachter (ein Lachter zirka zwei Meter) vorgetrieben ist und die Gebäude des Fabian-Sebastian-Ganges am Rosenberg löste (siehe die Haldenreihe Meßtischblatt Zöblitz 129, vom Knie der Landstraße Marienberg bis Hüttengrund Punkt 567 bis Weiße Taube 610), die der reichen St. Barbara (nordöstlich des Waldschlößchens), des Heinzenteicher Ganges (am Knie der Lauterbacher Straße) und des St. Georgenganges (am Stadtberg). In der Folgezeit hat man wohl den Stollen weiter benützt, aber er verlor seine Bedeutung, weil ein noch tieferer Stollen das Vordringen in größere Teufen ermöglichte, _der Weißtaubner Stolln_. [Illustration: Abb. 2. =Der Weißtaubner Stolln=] Das Mundloch dieses Stollens, das noch von einem Huthaus betreut wird, findet man etwas oberhalb des Einflusses der roten Pockau in die schwarze, auf Rittersberger Seite gegenüber der sogenannten Kniebreche Zöblitz (Abb. 2.) Alte, mit Bruchsteinmauerung gefestigte Stollenhalden umrahmen das wirkungsvolle, ebenso gemauerte hohe Tor, über dessen ovaler Tür ein langer Stein die Inschrift trägt: »Königl. Weißtaubner tiefer Erbstolln«. Ein mit großen Steinplatten belegter Vorplatz überdacht den eigentlichen Abfluß, die Wassersaige, aus dem eiskaltes, kristallklares Wasser in beträchtlicher Menge der Pockau zuströmt. Da der Gläserstolln ungefähr auf der Schichtlinie 540, der Weißtaubner Stolln aber auf der Linie 495 mündet, so hat man durch die Anlage dieses tieferen Stollens zirka vierzig Meter, genau neunzehnzweiachtel Lachter nach Trebras Angabe, an Tiefe gewonnen, an Hubhöhe gespart. Der Name des Stollens hängt mit dem Berggebäude »Weiße Taube« zusammen, das neben der »Wilden Taube« den Rosenberg krönt. Der Stollen scheint ebenfalls schon in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts begonnen worden zu sein. Zwar treffen wir in den Angaben von 1578, 1592 und 1619 nirgends auf den Namen Weißtaubner Stolln. Dafür wird aber überall dort »des Fürsten tiefster Stolln« erwähnt, am »Rittersbergk«, dessen Mundloch sich am Zöblitzer Wasser (d. h. Pockau) befinde. Dieser Stollen entzog 1594 dem Gläserstolln das Wasser, dieser Stolln brachte bei der sechshundertzehn Meter hoch gelegenen zehnten Maß nach St. Fabian-Sebastian-Schacht (= zirka Weiße Taube), bis zu der ungefähr mit einer Ausdehnung von eintausendsechshundertdreiunddreißig Lachter unter dem ganzen Rittersberg und Rosenberg hin der Stollen 1619 getrieben war, in vier Teilschächten untereinander sechzig Lachter ein. Daraus können wir schließen, daß das Stollenmundloch gegen vierhundertneunzig Meter hoch liegen muß. Es kann demnach kein Zweifel bestehen, daß der Weißtaubner und der Fürstenstolln ein und derselbe ist. Dadurch, daß die Leitung der Fundgrube Weiße Taube den bei ihr endigenden Stollen nach dem Dreißigjährigen Krieg besonders für ihre Zwecke übernahm und aufgewältigte, mag der Namenswechsel zu erklären sein. Die Wiederinstandsetzung und der Fortbetrieb dieses tiefsten der bisher vorhandenen Stölln im Ostteil des Reviers lag aber im Interesse des Ganzen. Mit dem Weißtaubner Stolln hoffte man die während des Dreißigjährigen Krieges zum Erliegen gekommenen und ersoffenen Gruben selbst des Stadtberges und der Lautaer Gegend aufgewältigen zu können. Es wurden deshalb vom Staate alle verfügbaren Gelder mobil gemacht und, besonders mit Hilfe des Faßgroschens, einer Brausteuer, der Forttrieb des wichtigen Stollens beschleunigt, der den ganzen Bergbau wiederbeleben sollte. Nach dem Bericht des Zehndners Balthasar Lehmann zu Annaberg (1694) plante man damit folgende Hauptgebäude zu entwässern: den Sammtbeutler Zug (zirka zweihundertfünfzig Meter nordwestlich des Fabian-Sebastian-Zuges), bis zu dem man nur noch acht oder neun Lachter hatte, die reiche St. Barbara (nordöstlich des Waldschlößchens), den oberen Kaiser Heinrich (siehe die Halden nördlich des Waldschlößchens), die St. Georgen Fdgr. (am Stadtberg, Nordosthang), den ganzen Bauernzug, der in eindrucksvoller Haldenreihe von der Brüderhöhe bis zum Lautenteich hinabsteigt, den schwarzen und weißen Mohren (zwischen Vater Abraham und Lautenteich) und das »Wasserloch«, dessen alte, verfallene Halde auf der Nordostseite der Landstraße dem Rudolphschacht gegenüberliegt. Im Jahre 1708 gelangte man bis zum »Kaiser Heinrich«, der kurz nach 1600 durch einen unglückseligen Grubenbrand, dem dann Pest und Krieg nachfolgten, zum Erliegen kam. Die Baue dieser für die Anfangszeit des Marienberger Bergbaues hochbedeutsamen Grube waren 1562 schon bis zu einer Tiefe von einhundertsiebzig Lachter unter Tage gebracht. Man hoffte hier reiche Erze vorzufinden und gute Anbrüche machen zu können. Trotz der Wichtigkeit des Stollens ging bei dem allgemeinen Geldmangel die Arbeit nur langsam vorwärts. Erst in der Trebraperiode wurde der Stolln, der mittlerweile kurfürstlich geworden war, seiner Bedeutung angemessen gefördert. Er löste zuletzt alle Baue des Stadtberges und der Lautaer Gegend und ermöglichte im Rudolphschacht einen Tiefbau bis zur fünften Gezeugstrecke unter ihm, der mit etwa einhundertdreißig Meter Teufe einkam (d. h. also bis zirka dreihundertdreißig Meter). Der Plan, einen noch tieferen Stolln heranzuführen, wurde durch den Zusammenbruch der letzten Bergbauunternehmungen um 1900 vereitelt. Still verrichtet heute noch der Stolln seinen Dienst. Der Stollen, mit dem man den »Weißtaubner« unterbieten wollte, sollte von Westen herangebracht werden. Hier im Westen des Revieres waren die Geländeverhältnisse für Stöllnanlagen in allen Höhen noch günstiger, weil hier sich das Gebiet in einer riesigen schiefen Ebene von der Brüderhöhe (sechshundertachtzig Meter) bis zum tief eingeschnittenen Zschopautal (zirka dreihundertachtzig Meter), also um volle dreihundert Meter senkt. Besonders die Baue des Kiesholzes waren deshalb in allen Höhen leicht durch Stölln zu lösen. So kennen wir gerade hier eine Unmenge dicht untereinanderliegender Stölln, von denen fast jeder untere immer allgemeinere Bedeutung gewann. Schon ganz frühzeitig hat man den _Felberstolln_ als den wichtigsten unter ihnen erkannt und vom sogenannten Herbstgrund, der sich in weitem Bogen von Gehringswalde bis zum Lazarusschacht erstreckt, bis unter den Kiesholzberg hinweggeführt. Daß seine Anfänge ganz weit zurückliegen müssen[2], erkennt man daraus, daß er 1578 schon einhundertfünfundsechzig Fundgruben und Maßen löste und auf der Lautaer Seite des Brüderberges bis zum Bauergang zehntes Maß, zum Herzog Moritzgang, zum Elisabether und Reichen Spater Zug und zum »Starken Samson« gekommen war. Von diesen Gebäuden aus konnten bald die Zechen am Stadtberge, besonders die Antritt-Fdgr., die Mohren und die Drei Weiber-Zeche usw. in Angriff genommen werden. Damit schlug er den St. Ullricher Stolln aus dem Felde, einen für den Stadtberg bedeutenden Stolln, der vierundzwanzigsechsachtel Lachter über ihm lag und dessen jetzt verschwundenes Mundloch bei Punkt fünfhundertsiebenundsechzig am Straßenknie südöstlich des Waldschlößchens zu suchen ist. Der Stöllnbericht vom Jahre 1619 führt all die vielen Gänge auf, die von Felbers tiefstem Erbstolln überfahren worden sind. 1770 fand v. Trebra auch diesen wichtigen Stolln, der im Lautaer Grund durch den etwa fünfundzwanzig Meter tieferen Weißtaubner Stolln abgelöst war, verbrochen vor und ließ ihn zur Wiederbelebung des Kiesholzer Bergbaues aufgewältigen. Trotzdem der Felberstolln dann in seiner Tiefe von dem Neuglücker Stolln überboten wurde, hat doch seine Sohle bis zu den letzten Tagen des Bergbaues im Gebäude »Alte drei Brüder« eine große Rolle gespielt. [Illustration: Abb. 3. =Entdeckung der Wassersaige des Felberstollns=] An welcher Stelle des langen Herbstgrundes lag nun das Mundloch dieses Stollens? Diese Frage beschäftigte mich lange Zeit. Es mußte auf einer Höhe von fünfhundertzwanzig Meter in den Berg führen. Ich pirschte diese Schichtlinie mit meinen Schülern regelrecht ab und hatte die Genugtuung, dicht in der Nähe des Lazarusschachtes bei der Verfolgung eines alten Wasserlaufes die Mündung einer oval gemauerten, trocken liegenden Wassersaige unter Gras und Buschwerk zu entdecken, aus der eiskalte Grubenluft strömte. (Abb. 3.) Wir setzten unsere Forschung in der Richtung der Wassersaige bergwärts fort und stießen dabei auf ein ganz von Büschen überwuchertes, mit Bruchsteinen versetztes hohes Stollenmundloch, dessen Schlußstein die Jahreszahl 1856, darunter Schlegel und Eisen und zwei gekreuzte Schwerter trägt. Das dürfte das Felberstollnmundloch sein. (Abb. 4.) [Illustration: Abb. 4. =Mundloch des Felberstollns=] Der Felberstollen wurde, wie schon erwähnt, durch den einundvierzigdreiachtel Lachter tieferen _Neuglücker Stolln_ abgelöst, der auf demselben Morgengang wie der Felberstolln (im Kiesholze Junge drei Brüder Morgengang genannt), in den Berg eindrang. Nach den Angaben v. Trebras mußte sein Mundloch etwa auf der Schichtlinie vierhundertvierzig am Lerchenhübel liegen. Nach langem Suchen entdeckte ich die Stollenhalden in dem Wiesengrund, der sich von der Zschopau gegenüber Bahnhof Wolkenstein zum Vorwerk Eschenbach hinaufzieht, ungefähr dort, wo die Schichtlinien zum Denkstein hinanbuchten. Von üppigem Grün fast überdacht, schmiegt sich das Mundloch tief unten an die Nordwestseite einer dieser Halden, an der ein Wassergraben vorüberführt. Das Stollnwasser wird schon tief drin im Stolln in Rohre gefaßt und der Schleiferei der Peniger Patentpapierfabrik in Wolkenstein zugeleitet. Die Bruchsteinmauerung des Mundloches weist keinerlei Namensangabe auf. (Abb. 5.) [Illustration: Abb. 5. =Der Neuglücker Stolln=] Auch der Neuglücker Stolln hat ein hohes Alter. Schon zeitig erkannte man, welche Rolle er durch seine tiefe Lage im Marienberger Bergbau zu spielen berufen war. Schon 1563 trug man sich mit dem Plan, durch ihn nicht nur das Kiesholz, sondern auch die wichtigsten Gruben des Elisabether Zuges (siehe Meßtischblatt, Linie ~b~ von Marienberg und ~f~ von Hilmersdorf) und der Lautaer Gegend in vielversprechender Teufe zu lösen. Leider ging der Forttrieb des Stollens wegen des Unvermögens der Gewerkschaften nur langsam vor sich. Im Jahre 1619 war er erst vierhundertzweiundachtzig Lachter lang, reichte also etwa bis unter die Wolkenstein–Marienberger Straße. [Illustration: Abb. 6. =Der Hilfe-Gottes-Stolln=] Man hoffte, ihn zunächst auf den Schwarzen Adler Gang, den jungen und alten Feigenbaum, den Gang milde Hand Gottes und Haus von Sachsen zutreiben zu können. Durch den Dreißigjährigen Krieg kam der Stolln, auf den man solche Hoffnungen gesetzt hatte, zum Erliegen. Danach betrieb ihn bis 1723 zwar eine Gewerkschaft weiter, aber doch nur sehr schwach. Dann blieb er wieder liegen, weil Mittel zum Forttrieb fehlten. Das Bergamt machte nun den Kurfürsten auf die Wichtigkeit gerade dieses tiefsten Stollens des Marienberger Revieres aufmerksam, und so fing man denn 1754 an, den Stollen auf kurfürstliche Kosten wieder zu gewältigen und weiterzutreiben. Bergmeister v. Trebra wußte für den Neuglücker Stolln 1780 holländische Gewerken zu interessieren, die ein gut Stück Geld zur Weiterarbeit lieferten. So drang der Stollen allmählich in das Kiesholzgebiet ein, wurde kurfürstlich und bildete vom Jahre 1820 ab, da er ja sechzig bis achtzig Meter unter dem Felberstolln einkam, den Ausgangspunkt für einen lebhaften Tiefbau auf der neuerstandenen Fundgrube »Alte drei Brüder«, nachdem er zur Rettung der Grube »Junge drei Brüder« zu spät gekommen war. Als in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts durch die Ungunst des Konkurrenzkampfes auf dem Silbermarkt der Bergbau dahinsiechte, dachte die 1860 begründete Marienberger Silberbergbaugesellschaft noch einmal daran, dem Lautaer Bergbau auf der Grube Vater Abraham durch den Neuglücker Stolln wieder aufzuhelfen. Als man sich aber durch den Einbau einer leistungsfähigen Wassersäulenmaschine in den Rudolphschacht nicht mehr viel vom Neuglücker Stolln versprach, hörte man 1872 etwa in der Höhe des Prinzeß-Marien-Turmes mit dem Forttrieb des Stollens auf, ohne das jahrhundertelang erstrebte Ziel erreicht zu haben. Den letzten Versuch, das gesamte Marienberger Gebiet durchgreifend aufzuschließen und durch einen ganz tiefen Stolln zu lösen, unternahm die Gewerkschaft »Vater Abraham« mit dem vom Zschopauufer ausgehenden, schon 1592 erwähnten _Hilfe-Gottes-Stolln_, dessen Mundloch bei etwa dreihundertachtzig Meter Höhe hinter einem Hause (unter dem ~a~ am Bahnhof Wolkenstein, Meßtischblatt) in die Felswand führt. (Abb. 6.) Der Stolln wurde vom Jahre 1900 ab großzügig aufgewältigt und mit Preßluftbohrmaschinen auf das Kiesholz zu getrieben. Als der Stolln eintausendvierhundertzweiundzwanzig Meter siebzig Zentimeter Länge erreicht hatte, also fast bis zum »Himmelreich« gekommen war, erschien das Gesetz vom 4. Mai 1904, die Aufhebung einer Bergbegnadigung betreffend, wodurch die Unterstützungsgelder versiegten. Damit war dem Marienberger Silberbergbau der Totenschein ausgestellt. Fußnoten: [1] Paul Roitzsch, Festschrift zur Feier des 400jährigen Bestehens der Stadt Marienberg, Druck von Neubert und Mehner, Marienberg 1921. [2] Der Felberische Zug wurde 1539 fündig. Der alte Schrank Nach einer wahren Begebenheit erzählt von _Max Wenzel_, Chemnitz Wo der Weg über die Höhe führt, lag stolz und stattlich am Bergeshang das alte Wagnergut und sah behäbig auf die Güter und Hütten des Dorfes, es blinzelte mit einem schiefen Blick auf die neuzeitlichen Ziegelwohnbauten und warf den drei Fabrikessen ein paar böse Augen zu. Mitten im Hof stand eine alte mächtige Linde; und wenn der Abend kam, da saßen unter ihr die Nachbarn, Freunde und Gevattern, tauschten die Neuigkeiten des Tages aus, nörgelten, zankten und lamentierten, und ihr Lachen und Schnattern war weithin zu hören. Und wenn es dunkel ward, soll auch allerlei leises Liebesgeflüster zu hören gewesen sein. Sauber war der Hof. Da lag kein unnützes Geröll umher. Das Mauerwerk war schön geweißt, und die schwarzen Balken des Fachwerks hoben sich selbstgefällig ab, gerade als wollten sie sagen: »Wir machen die Schönheit des Hauses erst aus!« Ja, schön sollte es sein auf dem ganzen Gut, das war der Stolz des alten Wagnerfried. Was an Schönheitssinn und Schönheitsfreude in einem schlichten Bauersmann stecken kann, das lag dem Fried im Blute. Seit seinem Urgroßvater war der Hof im Besitze der Wagners, und alle hatten an schönem Hausgedinge ihre Freude gehabt. Da gab es keine neumodischen Vertikos und Regulatoren, da fehlten die unmöglichen Bilder aus der Lottobude an den Wänden, da stand kein Gestühl umher, das nach und nach aus einem Abzahlungsbazar der Großstadt eingewandert war. Ein mächtiger grüner Kachelofen nahm die Ecke ein. Eine schwere Ofenbank mit bunten Vorhängen, hinter denen sich die zum Trocknen hineingestellten Stiefel versteckten, zwang förmlich zum Ausruhen. Auf der Bank spann die große Hauskatze ihre Melodien, und eine mächtige alte Standuhr, mit bunten Blumen bemalt, zählte den Bauersleuten die Tagesstunden vor. In der Ecke am Fenster stand der schwarze Tisch mit einer Wachstuchdecke, und zum Sitzen luden eine Eckbank und einige handfeste Holzstühle mit breiten Lehnen ein, in die neckisch ein kleines Herz geschnitten war. Teller und Schüsseln, Gläser und Tassen blitzten aus einem Wandbrett heraus, das in die Wand hineingemauert war und auf diese Weise wenig Platz wegnahm. Aber was für eine Pracht stand auf den Wandbrettern rings um die Stube? Da war zinnernes Gerät, kunstvoll und schmuck, Kannen, Krüge, Teller und Schüsseln, Lampen und Leuchter, wer es sah, hatte seine Freude daran! Und was lachte dort von der Wand her? Ein ganz prachtvoller Schrank, herrlich bemalt, und oben waren zwei Herzen mit einer Jahreszahl. Der Schrank stammte aus dem Hausrat des Urgroßvaters, aber man sah ihm sein Alter beileibe nicht an, seine Blumen glänzten und glühten noch genau so, wie vor einhundertundfünfzig Jahren. Dieser Schrank war die besondere Freude des alten Wagner. An Wintersonntagen, wenn Bauernfeiertag war, saß er stundenlang auf der Ofenbank, blies bläuliche Wolken aus seiner Tabakspfeife und streichelte mit seinen Augen das alte Erbstück. Da gingen sie alle an ihm vorbei, die mit denselben Blicken die kunstvollen Blumen und Ornamente betrachtet hatten, und alle waren aus seinem Geschlechte gewesen. Und wenn sein einziger Junge, sein Otto, einst an dieser Stelle sitzen würde, würde er mit denselben Gefühlen den alten Schrank besehen, und unter denen, die vorbeizögen, würde auch der alte Fried sein. Der Baum im Hof und der alte Schrank, das war die Familienchronik des Wagnerschen Geschlechts, aber sie offenbarten ihre Geheimnisse nur solchen, die helle Augen und ein warmes Herz hatten. Es war wirklich so, der alte Wagnerfried, mit seiner braven, freilich etwas zarten Frau und seinem gutgeratenen Jungen, war zu beneiden. Da er aber bescheiden für sich dahinlebte und das Sprichwort befolgte: »Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen«, hatte er keinen Feind im Orte. Das hätte nun alles ganz schön und gut sein können, wenn der Krieg nicht gekommen wäre. Unter denen, die zuerst hinaus mußten, war der Wagner Otto. Und es war kein Monat ins Land gegangen, da stand er schon in der Verlustliste als »vermißt«, und nach einigen Wochen schrieb der Hauptmann, der Gefreite Otto Wagner sei in der Marneschlacht gefallen. Da saß der Alte wieder auf seiner Ofenbank, aber die Blumen des Schrankes leuchteten nur traurig, wie aus dem Nebel, denn der Alte hatte Wasser in den Augen. Ein Unglück kommt selten allein. Die Wagnermutter siechte seit dem Unglückstage, der die schlimme Nachricht gebracht hatte, dahin. Und es kam wieder ein Tag, der den Alten fast zu Boden drückte – als er am Abend nach dem Begräbnis seines Weibes allein in der Stube saß. Diesmal halfen ihm die Geister seiner Vorfahren nicht, sie waren vor der schweren Not der Zeit in die dunkelsten Winkel des Hofes entwichen, als wenn sie das Elend des Letzten ihres Stammes nicht mit ansehen könnten. Mit dem Alten ging es, wie man zu sagen pflegt, den Drachenberg hinab. Für wen sollte er noch sorgen und schaffen? Hatte er ein Gerät in die Hand genommen, so konnte es geschehen, daß er es in Gedanken wieder hinlegte, ohne die Arbeit gemacht zu haben. Fragte ihn der Knecht, was er schaffen sollte, sah er ihn wohl eine Weile an und sagte dann: »Machs när, wie du denkst!« Daß es so mit dem Gute nicht weitergehen konnte, ward auch dem Wagnerfried klar. Nun war in dem Dorfe der Viehhändler Schramm. Er hatte die ganze Zeit daher nicht im besten Rufe gestanden, galt als roh und sein Weib als schlampig. Saß viel im Gasthof und war nur an einer Stelle des Dorfes gut angeschrieben, an der schwarzen Tafel des Wirtes nämlich. Aber seit der Krieg war, wurde es anders. Es hieß, er habe große Vieheinkäufe für das Militär vermittelt und sei dabei zu Federn gekommen. Jetzt flogen ihm die Scheine nur bloß so aus der Hand und an seinem Tisch im Wirtshaus floß der Schnaps in Strömen. Es hieß auch, er ginge damit um, sich ein Gut zu kaufen. Und endlich ging auch die Rede, er stehe mit dem Wagnerfried in Unterhandlung. So war es auch. Er bekam den Hof für einen Pappenstiel. Aber es hörte sich ihm gut zu, wenn er dem Alten treuherzig versicherte: »Fried, dich bränge mer schie miet dorch. Deine zwä Stöbeln in öbern Stock, die verbleibn dir! Un dei Fünkel Assen, dos hulst du dir bei meiner Fraa. E paar Ardäppeln un e Stückel Butter warn allemol für dich. Schlachten tune mir aah dann und wann, du brauchst dich üm nischt ze sorng. Wenn de willst, krabbelst de e bissel ofn Huf rüm, oder ze übernahme brauchst du dich net!« Dem Alten klang das gut. Nachdem die notwendigen amtlichen Verrichtungen geschehen, saß er im Ausgedinge. Es ließ sich auch alles gut an. Was er von seinem Gerät hatte unterbringen können, schmückte nun sein Auszugsstübel. Sein Schrank war da, die alte Uhr tickte, das Zinnzeug war aufgestellt, und wenn er durchs Fenster sah, rauschte ihm die alte Linde entgegen. Er machte sich auch im Hause nützlich, so gut er konnte, hackte Feuerholz, führte auch einmal ein Pferd zum Schmied und war mit seinem Rate zur Hand, wenn die neugebackene Bauersfrau etwas wissen wollte. Die untere Stube hatte sich aber doch etwas verändert. Da waren ein paar polierte Möbel mit hineingeraten, und an den Wänden hingen bunte Bilder; im heimlichsten Innern verspottete sie der Alte als »Wurzelbilder«[3], aber er hütete sich, es laut zu sagen. Auch mit dem Essen war er nicht ganz einverstanden. Die Schramm war eine dreckige Schlampe, das stand fest. Das Gesinde bekam einen Brei vorgesetzt, daß es die Zähne höher und höher hob. Dieses Gemächte sollte natürlich der Fried auch mit bekommen. Als er aber sah und roch, daß die Schramm für sich und ihren Mann heimlich kochte und briet, da blieb er vom Essen weg und kochte seine paar Kartoffeln für sich in seinem Stübchen. Das war auch der erste Grund zu einem Zank mit der Frau. Sie meinte, der Alte könne doch essen, was da sei, – die teuren Kartoffeln alle Tage! Da bezahlte der Fried seine Kartoffeln, und die Schramm nahm das Geld auch an, ohne sich lange zu besinnen. Dann kam eine Zeit über unser Land, wo die Mittel zu unseres Lebens Nahrung und Notdurft karger und kärglicher wurden und wo die Leute, besonders in der Stadt, ihre Kinder hungern sahen und nicht wußten, woher das Essen nehmen, wenn die schmalen zugewiesenen Bissen die Kinder immer bleicher und hohlwangiger werden ließen. Da liefen sie aufs Land hinaus, baten und bettelten bei den Bauersleuten, daß die von ihrem Überfluß verkaufen sollten. Zwar zwangen strenge Gesetze die Bauern, von ihrer Ernte dem Staate abzugeben, daß die anderen auch zu leben hätten – aber jede Verordnung ist da, um übertreten zu werden, und jeder Gesetzesbau, sei er noch so stolz und fest, hat Hintertüren. »Ein Bissel was« hatten die Bauern immer noch zum Hergeben an gute Freunde. Aber da gab es auch solche, die die Not unseres Volkes reich gemacht hatte, deren Geschäfte nie so geblüht, als in der Kriegszeit. Die kauften auf, was zu kaufen war, boten Preise über Preise und schleppten die Nahrung, dem Hamstern gleich, in ihren Bau. Diese wurden bald den Bauern am liebsten. Wer wenig Geld zahlen konnte, bekam nichts mehr und der Bauer stand sich gut dabei. Dem Wagnerfried sein Butterstück wurde kleiner und kleiner. Milch für den Kaffee setzte es auch nicht mehr, und bei jedem Pfund Kartoffeln gab es einen kleinen Kampf. Es müsse alles abgegeben werden, sagte die Schramm, sie hätten selbst nichts. Dabei sah der Alte aber doch, wie Tag um Tag die Stadtleute mit Rucksäcken und Körben vom Hofe gingen; er sah auch, daß die Bauersfrau sich neue seidene Kleider kaufte und daß ein Pianino in den Hof gebracht wurde, obwohl gar niemand da war, der es spielen konnte. Und schlimmer ward es mit Deutschland. Die braven Truppen kämpften draußen bis zum Weißbluten. Man las zwar in den Zeitungen nur von Siegen, aber dazwischen hinein kamen wieder Verordnungen, daß man alles Metall abgeben solle, sonst könnte keine Munition mehr hergestellt werden. Da trug der alte Wagnerfried Stück für Stück von seinem Zinn zum Gemeindeamt, aber die wenigen Pfennige, die er dafür bekam, reichten kaum zu einer einzigen Mahlzeit. In der Unterstube ließ er sich kaum mehr sehen, er besorgte sich seine Lebensbedürfnisse lieber bei anderen Bauern, als in seinem Auszugsgut. Von allen Seiten gehetzt und zerschlagen, im Innern zermürbt und willenlos geworden, brach endlich die alte Herrlichkeit zusammen, die längst keine mehr war. Noch einmal machten die ihrer Väter und Söhne Beraubten den bitteren Harm durch, andere aus dem Felde zurückkommen zu sehen, nur ihre Lieben blieben aus. Aufbauen! Aufbauen! hieß es überall. Aber meist bauten sich nur solche auf, die schon genug und übergenug hatten, und ihr Aufbauen hatte nur den Zweck, sich selbst zu Wohlleben zu bringen, während die anderen darbten, schlimmer als im Kriege. Schlemmer und Prasser der Inflationszeit, schämt euch heute noch der Tränen, die manch hungernder Alter, manch schwaches Mütterchen vergossen, die die Zeit und ihr mit um alles gebracht, was sie einst besessen! Der alte Wagner erlebte auch, daß sein Geld – sein früheres Vermögen und der Kaufpreis des Gutes – dahinschwanden, wie der Schnee in der Sonne. Noch dazu fand er sich in den Millionen, Milliarden und Billionen nicht mehr zurecht. Wovon er eigentlich in dieser Zeit lebte, ist ein Rätsel geblieben. Er lag meist in seinem Bette. Nur dann und wann stand er auf, um ein Stück seines Hausrates zu verkaufen. Mit dem Handwagen fuhr er die Uhr ins Dorf zum Tischler, der sie nur mit Mühe und für ein geringes Geld annahm. Den Tisch und die Stühle nahmen Schramms für die Gesindestube. Sie bekümmerten sich im übrigen aber wenig um den Alten. Immer leerer ward es im Auszugsstübel, nur der Schrank war als einziger Besitz geblieben und das Bette, in dem der Alte still und hungernd lag. Sein Blick ging nach seinem Baum, da – rauschte die Krone nicht zorniger heute? Und klang es nicht wie Säge und Axtschlag? Seiner Sinne kaum mehr mächtig, schleppte sich der Fried ans Fenster und blickte hinab. Da stand der Schramm, die Hände in den Hosentaschen, und sah den Leuten zu, die darüber waren, den alten Riesen zu fällen. Da ging es dem Alten wie dem Baum, er ächzte und stöhnte bei jedem Schnitt und Schlag, und als, von Seilen gezogen, der Stamm mit einem lauten Krach stürzte, sank auch der Alte mit einem Wehelaut auf sein Bett zurück. Ein tränender letzter Blick auf seinen alten Schrank, dann hatte er alle Not überstanden. Schramms fiel es am zweiten Tage erst auf, daß man oben gar nichts hörte. Man meinte schließlich: »Wir wollen när emol über nauf sahe, emende is’n ewos passiert.« Da lag der letzte Wagnerbauer und war tot, verhungert, indes seine Nachfolger nicht wußten, wohin mit dem Gelde. Die notwendigen Meldungen wurden gemacht, der Tischler kam, um den Armensarg anzumessen. »Hast du net e paar alte Bratter?« sagte er zu Schramm, aber der meinte, Holz sei teuer. »Do werd ich die Bettstell nahme müssen,« erwiderte der Tischler darauf. Da sagte aber die Schramm: »Die wollt ich engtlich behalten, er hoot noch net alles bezohlt, wos ’r gassen hoot. Ich hoo ne doch egal gabn!« Der Tischler sah sich nach einem geeigneten Gegenstand um. Da fiel sein Blick auf den Schrank. »Wan is dä dos alte Gerafel?« fragte er schließlich. »Dan kast du nahme,« meinte Schramm, »dar paßt su wie esu net zu unern Möbeln.« Und so kam es, daß der Tischler den alten Schrank mitnahm, um dem Wagnerfried einen Sarg daraus zu zimmern. Die Geister des Schrankes frohlockten, so war es ihnen recht. Als aber die zerlegten Teile in der Werkstatt standen, kam ein Herr aus der Stadt, der auf Amtswegen war. Der sah entzückt die alte Malerei. Als er aber erfuhr, zu welchem Zweck das alte kunstvolle Stück zerstört worden war, trat ihm das Blut ins Gesicht und die Augen wurden ihm naß. »Warum hat man dem Gemeindevorstand nichts davon gesagt? Es gibt eine Stelle bei uns im Lande, die solche Dinge mit Freuden gut bezahlt. Warum hat der Heimatschutz nichts erfahren? Armer alter Wagnerfried! Von deinem Schrank und den vielen verschleuderten Sachen hättest du noch lange leben können. Es hätten sich auch Mittel und Wege gefunden, dir zu helfen. Und nach deinem Tode wäre dein Schrank zu Ehren gekommen in unserem Museum oder im Hause eines Kunstfreundes. Dort hätte er weiter und weiter erzählt von deinem Geschlechte und von einer Zeit, die noch Ehrfurcht vor den Vermächtnissen unserer Ahnen besaß.« Fußnote: [3] Wurzel = Cichorie; Bilder, die um Cichorienpäckchen gerollt waren. [Illustration: _Wappen der Stadt Kamenz i. Sa._] _An Kamenz zum 17. Mai 1925!_ _Du teure Stadt der Väter, Welch’ einer Kinderschar Hast Du ein Heim bereitet In siebenhundert Jahr’!_ _Wie viele sind gekommen, Wie viele sahst Du gehn! Wie viele hast Du lachen, Wie viele weinen sehn._[4] Fußnote: [4] Auf Anregung der Stadt Kamenz veröffentlichen wir hiermit die sinnreiche Urkunde zum 700jährigen Stadtjubiläum im vergangenen Jahre. Ein Beitrag zur Frage der Steinkreuze Auf dem Geithainer Kirchberg, unter der alten Linde, steht heute ein Steinkreuz. Dessen Standort soll früher der Galgenberg gewesen sein. Demnach ist dieses Denkmal mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit dasselbe, welches in dem ältesten Geithainer Stadtbuch erwähnt wird. Hier heißt es nämlich auf Blatt 45b, unter dem 11. Oktober 1469: ~Causa Nickel Kircheners vnd Jorg follertczs.~ ~Anno domini millesimo quadrinngentesimo Sexagesimo Nono An der mitwoche noch dyonisy Ich liborius Oler Burgermeister Clemen honkirche Richter hans Geyseler hans Botticher Michel smid Merten francke michel Eckart vnd Peter Jarnhirsch Ratman der Stat Geythan Bekennen In vnserem Statbuch vor Idermenneklichen das vor vnseren sitzen rad kommen seyn Jorg follert heynrich seyn bruder vnd mit Iren gehülffen vff eyne part / Nickel kirchener / hans kirchener seyn Son / merten sneyder Jerath metzener uff dy ander part haben wir uff beyde part mit eynander gutlich vnd fruntlichen entscheyden vnd bericht seyn vmb den totslag Symon follert seligen Also das Nickel kirchener den kindern Symon follartz reichen vnd geben sal Achtczehen gute schog hocher were Anzcuheben uff heüte mitwoche seyn gegeben czwey schog dar noch saln (kirchener?) geben vnd reychen czwey schogk uff weynachten nehest kommende / voran uff alle weychvasten eyn gut schogk / biss so lange sulche Summa geldis gefellet Sunder wer sulche summa geldis heben wirt / von der vnmündigen kinder wegen / der sal eyne mögliche were dor vorthum Dor noch sal Nickel kirchener anderhalb hundert vigilien vnd anderhalb hondert selmessen wü dy follert dy hen bestymmen zcuhalden In pharrkirchen adder klostern bestellen jnwendig virwochen Auch eyne ochfart czwyschen hy vnd phingsten nehest kommende Auch eyn Steynencrücze jn der selben czeit uff der Stat weychbilde setczen sal Auch czerunge scheppengelt nemlich II s(schogk) XXVI gl sal Nickel kirchener geben Jorg follert vnd vintcz berger LV gl uff den nehesten mantag Galli / dornoch uff den nehesten montag abber beyden 1 s 1 gl / dornoch uff weynachten vintcz berger 1 s / dornoch follert XXX gl uff den mantag noch aller gotis heyligen tag / Auch sal kirchener gericht freyheyt yss hafft … js hafft abczulegen Auch desgleichen sal kirchener heynrich follart vom bader brengen wen her heyl wirt //. Nu vor silche berichtunge fride vnd Summa geldis seyn burge Andres bretczschel veitcz muller Cristoffel bretczschel Gerius geyseler Auch do mit Burge vor eynen steten fride der Sache / Auch ab der burgen eyner abgynge von todis wegen sullen dy andern eynen anderen burgen bestellen an desselben stat Auch haben Nickel kircheners kinder mit namen hans kirchener Gerius kirchener gereth den selben vir burgen vorder zcu lossen ab ir vater abginge todis halben das got wende Nu uff silchen fryde hat jorg follert mit seynem bruder auch czwene burgen widergesetczt mit namen matts Loze vnd jocoff burgraffe Auch ab der g(enenneten) burgen eyner auch abginge todis halben das got lang wende sullen sy eyn anderen an des stat bestellen Auch haben sy von gutem willen vnd wolbedachtem mute vorkort und vorpeynigit / wer sulche stucke artickel obinberurth breche de sal der Stat Geythen eynn gut schog zcu gericht vorvallen seynn wy ofte das geschit / wen man jn das kan beczeügen mit warhafftigen leuten den zcu gelauben stehet darvber haben sy jre wyssenunge dem Rat dorvbergegeben vnd lassen czeychen jn vnserem Statbuch~ Schwarzenberger Edelweiß (~Chrysanthemum partheniifolium Pers.~) Von _Horst Henschel_, Schwarzenberg Zu den Merkwürdigkeiten der sächsischen Flora gehört das »Schwarzenberger Edelweiß«, eine Wucherblume, die aus Spanien stammt, Blumen mit schneeweißen Strahlen und gelblichweißen Scheibenblüten trägt und deswegen auch Spanische Schneewucherblume genannt wird. Sie ist in Sachsen (nach Prof. Dr. Otto Wünsches Excursionsflora von Sachsen) nur an der Brühlschen Terrasse in Dresden und in Schwarzenberg verwildert zu finden. In Schwarzenberg ist sie so häufig wie keine andere Blume am Ort. An Felswänden, Wegrändern, als Unkraut in Gärten, an den Steinfugen der Ufer- und Straßenmauern, kurz überall erfreuen uns die durch ihre Menge leuchtenden Blütensterne dieser Wucherblume. Mehrere hundert Blüten an einem Stock sind nichts Seltenes. Diese Blütenfülle gibt dem alten Gemäuer ein Gewand von geradezu wunderbarer Pracht. Die unendlich vielen Blütenköpfe auf den sonst nackten Felswänden wirken manchmal wie ein unversehrter Schneefleck. Der Laie hält die Spanische Wucherblume meistens für eine Kamille und nennt sie zum Unterschied von der echten Kamille (~Matricaria Chamomilla~), die als Heilpflanze weit und breit zur Teebereitung gesammelt wird, fälschlicherweise unechte Kamille. [Illustration: Abb. 1. =Am Schloßfelsen in Schwarzenberg=] Das »Schwarzenberger Edelweiß« blüht in den Monaten Juni bis September, ist eine ausdauernde Pflanze, kommt also jedes Jahr wieder, und wird dreißig bis achtzig Zentimeter hoch. Die langgestielten Blütenköpfe sind etwa drei Zentimeter breit und haben einen würzigen Geruch. [Illustration: Abb. 2. =Am Schloßfelsen in Schwarzenberg=] Seitdem in Sachsen die Rinde der Korkeiche (~Quercus super~) verarbeitet wird, finden wir auch die Spanische Schneewucherblume in Sachsen. Und da die Korkfabrikation erst seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Sachsen betrieben wird, ist demnach das »Schwarzenberger Edelweiß« ein noch recht junges Kind unserer sächsischen Flora. Sonderbarerweise ist diese Wucherblume nicht in _der_ Gegend des Erzgebirges zu finden, wo der Kork verarbeitet wird, also nicht im _Raschauer Grund_, sondern nur in Schwarzenberg. Als ob das »Schwarzenberger Edelweiß« die breite Talaue der Großen Mittweida nicht vorteilhaft genug befunden hätte, um seine Pracht zur Geltung zu bringen! Als hätte es sich mit Kennerblicken die Perle des Erzgebirges als zweite Heimat erkoren, um an ihren hohen alten Felswänden zu prangen und bewundert zu werden. Wie sinnig ist doch sein volkstümlicher (ortsüblicher) Name! Schwarzenberger Edelweiß. – – – [Illustration: Abb. 3. =Schwarzenberger Edelweiß=] Wie aber mag sich die Geschichte in Wirklichkeit zugetragen haben? – Als in dem etwa vier Kilometer von Schwarzenberg entfernt liegenden Dorfe Raschau im Jahre 1859 die Korkfabrikation eingeführt wurde, war der Ort noch nicht an das Eisenbahnverkehrsnetz angeschlossen. Dies geschah erst im Jahre 1889, als die Eisenbahnlinie Zwickau–Aue–Schwarzenberg–Grünstädtel bis Buchholz erweitert wurde. Schwarzenberg war bereits 1858 Endstation der genannten Teilstrecke; und so mußten die Raschauer ihre Frachtgüter mit dem Fuhrwerk aus Schwarzenberg holen. Beim Umladen auf dem Schwarzenberger Bahnhof oder durch das Rütteln und Schütteln des zu Ballen zusammengebundenen Korkholzes während des Transportes auf dem offenen Leiterwagen sind vermutlich Samenkörner der Spanischen Wucherblume, die sich in den Unebenheiten der Eichenrinde befanden, hier herausgefallen. Merkwürdig ist jedoch, daß an der Stelle in Raschau, wo die Korkballen abgeladen und aufgehoben werden, keine Spur von der Spanischen Wucherblume zu finden ist. Entweder sind also an jener Stelle keine Samen ausgefallen, oder die Samen brauchen einen besonderen Boden, um sich entwickeln zu können. Letzteres erscheint mir am wahrscheinlichsten; denn sonst müßte diese Wucherblume, deren Samen durch das Schwarzwasser doch weit fortgetragen werden, noch an anderen zahlreichen Stellen anzutreffen sein, was aber nicht der Fall ist. [Illustration: Abb. 4. =Am Schwarzwasser in Schwarzenberg=] Die höheren Pilze der Dresdner Heide Von _Bernhard Knauth_, Dresden-Strehlen Mit Abbildungen von Georg Marschner, Dresden-Gruna Weil die Pilzgeographie noch in den Anfängen steckt, ist es Pflicht eines jeden Pilzkenners, mindestens ein Gebiet seines Wohnbezirkes gründlich zu erforschen und das Ergebnis zu veröffentlichen. Als Freunde der Tat wollen wir zu diesem Zwecke die Dresdner Heide durchwandern. Sie ist ein 6237 Hektar großer, gut gepflegter Forst, der die wellige Hochfläche nördlich von Dresden bedeckt. Ihr diluvialer Dünensand nimmt von West nach Ost an Fruchtbarkeit zu, weshalb im Osten Fichten und Buchen vorherrschen, im Westen dagegen Kiefern und Birken. Außer diesen Bäumen kommen vor: Tanne, Lärche, Eiche, Erle, Weißbuche, Ahorn, Esche und sogar einzelne Robinien. Aus der Fauna seien genannt: Hirsch, Reh, Wildschwein, Fuchs und Dachs. Reich an Quellen und Bächen, Hügeln und Tälern, reich auch an gut markierten Wegen, lockt sie zum Wandern. Der Dresdner kennt und liebt seine Heide. Fern vom Trubel der Großstadt kann er hier Ruhe und Erholung finden, Blumen pflücken und – Pilze suchen. Und diesen Pilzen wollen wir jetzt unsere Aufmerksamkeit widmen. [Illustration: Abb. 1. =Dickfuß-Röhrling=] Unsere Wanderungen beginnen wir Anfang Juli, weil vorher außer der im Erdreich verborgenen Heidetrüffel (~Hydnangium carneum~) nicht viel zu finden ist. Wir besuchen zunächst den buchenreichen Stechgrund unweit des Weißen Hirsches. Hier finden wir den Dickfußröhrling (~Tubiporus pachypus~, Abb. 1), der von Unkundigen für den Satanspilz gehalten wird. Er trägt unter seinem hellgrauen, dicken Hute eine gelbliche Röhrenschicht, die nach Druck bläulich anläuft. Sein nach unten stark verdickter Stiel ist oben gelb, unten blutrot und allenthalben netziert. Sein weißliches Fleisch wird nach Anschnitt blau und schmeckt bitter. Auch der punktierte Hexenpilz (~Tubip. erythropus~) kommt hier vor. Auf seinem rotpunktierten, keuligen, oben gelben, unten roten Stiele trägt er einen derben, kastanienbraunen Hut, dessen Röhrenschicht rot ist. Sein gelbliches Fleisch wird nach Anschnitt sofort blaugrün, kann aber gegessen werden. – Am steilen Hange dort winkt uns ein weißer. Er wird rötender Faserkopf (~Inocybe Trinii~) genannt, weil seine weiße Färbung später rötet und sein mittelgroßer Hut gefasert ist. Sein Fleisch riecht wie das der meisten Faserköpfe widerlich und wird nicht gegessen, zumal eine Verwechselung mit dem giftigen ziegelroten Rißpilz (~Inocybe lateraria~) möglich ist. Letzterer ist für Sachsen nur im Scharfenberger Schloßpark nachgewiesen. – Wenn wir Glück haben, finden wir hier auch die eßbare Grubenlorchel (~Helvella lacunosa~), die im ganzen blauschwärzlich aussieht. Ihr gekröseartig gewundener Kopf ist zwei bis fünf Zentimeter hoch und breit; ihr gerippter Stiel zeigt grubige Vertiefungen. [Illustration: Abb. 2~a~. =Stockschwämmchen=] Wir gehen nun in Richtung der Acht nordwärts bis zur Prießnitz, vom Wege bald rechts bald links abschweifend. Da sehen wir Täublinge. Ich will sie alle aus Liebe zur Einheitlichkeit nach Rickens Vademecum benennen, wohl wissend, daß da noch mancherlei zu bessern ist. In Birkennähe gewahren wir den violettgrünen (~Russ. cyanoxantha~), der auch Frauen-Täubling genannt wird. Meist hat er einen trübvioletten Hut mit grünlicher Scheibe, kann aber auch violettrötlich, braungrün oder schwarzviolett aussehen und die Scheibe ockergelblich. Stiel und Lamellen weiß, Fleisch mild und eßbar. Nicht weit davon steht der grünschuppige Täubling (~Russ. virescens~), der an dem spangrünen, gefelderten Hute leicht zu erkennen ist. Lamellen, Stiel und Fleisch sind weiß. Im Fichtendickicht finden wir ferner den grasgrünen Täubling (~Russ. graminicolor~), den wir an der dunkelgrünen Hutmitte erkennen. – Nachdem wir östlich über eine Fichtenschonung schauend, den lieblichen Ausblick nach dem Hutberg bei Weißig genossen haben, schlendern wir in nördlicher Richtung weiter. Da drüben ist ein alter Stumpf gänzlich mit Stockschwämmchen bedeckt (~Pholiota mutabilis~, Abb. 2~a~). Die zimtbräunlichen, mittelgroßen Hüte könnten den bekannten büscheligen Schwefelkopf vortäuschen, aber der Ring am rostbräunlichen, schuppigen Stiele belehrt uns eines besseren. Da er genießbar ist, wandern die schönsten in unsere Sammelschachtel. – Versteck dich nur nicht so, du rehbrauner Dachpilz dort (~Pluteus cervinus~)! Du entgehst unserem Pilzerauge doch nicht! Er trägt auf grauem, gefasertem Stiele einen dunkelbraunen, flachglockigen, faserschuppigen Hut, der etwa sieben Zentimeter breit ist. Da er zu den Rotsporern gehört, spielt das Weiß seiner schwarzschneidigen Lamellen etwas ins Rötliche. Auch er wird gegessen. – Ein weißer dort? Aha, ein Schaf-Egerling (~Champignon~), noch zwei, noch drei! Sein weißer, matt gilbender Hut könnte ja den später wachsenden Knollenblätterschwamm vermuten lassen, aber die Lamellen unseres Pilzes (~Psalliota arvensis~) sind nicht weiß (höchstens im Anfang), sondern rötlich, zuletzt dunkelbraun. Unser Pilz riecht nicht nach rohen Kartoffeln, sondern nach Anis. Weniger angenehm ist unserer Nase die unter Birken stehende Stinkmorchel (~Phallus impudicus~). Ihr grubiger, olivbrauner Kegelhut ist mit einem dicken, stinkenden Schleim überzogen, angeblich, um aasliebende Insekten anzulocken, die dann durch Mitnahme der Sporen zur Verbreitung beitragen sollen. Aber dieser Pilz ist so wenig begehrt und so häufig, daß er um seine Vermehrung nicht besorgt zu sein braucht – naiv gedacht. Diese Zweck-Philosophen haben oft eine starke Phantasie. Wären ihre Theorien alle richtig, dann könnte man nicht begreifen, warum z. B. der seltene, vielbegehrte Königsröhrling sich durch das Rot seines Hutes verrät, während von weniger seltenen behauptet wird, daß sie sich durch Anpassung schützen. Doch zurück zur Praxis! Da drüben ein echter Nadelwäldler: der gelbe Wulstling (~Amanita junquillea~). Der mattzitronengelbe Hut ist reichlich mit weißlichen Hüllresten besetzt und hat weißliche, dicht stehende Lamellen mit flockiger Schneide. Sein weißer, schlanker Stiel hat einen gleichfarbigen, dünnen Ring und eine birnförmige Fußscheide, deren scharfer Rand anliegt. Er ist zwar genießbar, aber dem grüngelben Knollenblätterschwamm so ähnlich, daß bei Unkundigen eine Verwechselung vorkommen kann. – Nicht weit davon ein Perlschwamm (~Amanita rubescens~), der selbst mit Oberhaut gegessen werden kann und neuerdings sehr begehrt ist. Man erkennt ihn immer am rötlichen Fleisch. Hut rotbräunlich mit helleren Hüllresten, Lamellen weißlich und dicht stehend, Stiel rötlichgrau mit gerieftem Ring, unten verdickt und mit nackter Knolle. – Auf einem Straßenhaufen kleine Kerle mit braunem Glockenhute, rotbraunem, schlankem Stiel und schwärzlichen Lamellen: der Glocken-Düngerling (~Panaeolus campanulatus~). Und gleich daneben der gefaltete Gold-Mistpilz (~Bolbitius titubans~): ein gelblicher, gebrechlicher, zwei bis drei Zentimeter breiter Hut mit deutlichen Radialfalten sitzt auf einem gelblichen, glänzenden, schlanken Stiel. Die schmalen Lamellen sind blaßzimtgelb. Beide Düngerfreunde sind zwar nicht giftig, aber geringwertig. [Illustration: Abb. 2~b~. =Rötlicher Ritterling=] Ein Sommertag von Gottes Gnaden! Der Himmel blaut, die Sonne brennt, und unsre Beine werden müd’. Wie wärs, wenn wir uns setzten? Des Mooses Polster ladet ein. Ha, wie schmeckt das Schinkenbrot! Dem Autoprotz bei Sekt und Braten kanns besser niemals munden. Dazu Konzert. Von allen Zweigen schmettert laut das Jauchzen muntrer Vögel. Ein grüner Sandlaufkäfer glänzt im Sonnenschein und achtet nicht auf uns – ein Philosoph nach eigner Art. Ein Hirsch lugt drüben aus dem Dickicht. – Nun wieder auf! Was dort? Ein Kornblumenröhrling (~Boletus cyanescens~). Im ganzen gelblichgrau, runzlig und filzig der Hut, weiß die Röhren und das Fleisch, das nach Anschnitt kornblumenblau anläuft. Ein seltener Speisepilz. Das gilt auch vom Hasenpilz (~Boletus castaneus~), den wir nun aufstöbern. Ein mittelgroßer, zimtbrauner Röhrling mit etwas hellerem, hohlem Stiele und weißen, engen Röhren. – Ein Heer von Pfifferlingen dort (~Cantharellus cibarius~), von aller Welt gekannt, was schon sein fürstlicher Reichtum an Volksnamen verrät, es sind nicht weniger als einundzwanzig. In einem Dickicht finden wir sogar den nicht minder bekannten Steinpilz, der leider immer seltner wird. Viele suchen ihn, aber wenige nur denken daran, Stücke von den Hüten der Alten so auf den Waldboden zu legen, daß diese bequem aussporen können. Viel häufiger als er ist natürlich sein bitterer Doppelgänger, der Gallenröhrling (~Boletus felleus~), den man bekanntlich an den weißlichen, später mattrosa werdenden Röhren und an dem auffälligen Gelb seines stark netzierten Stieles erkennt. Im Zweifelsfalle muß die Kostprobe entscheiden. – Dort, wo der Hase soeben aufsprang, ein Heer schwarzer Gnomentüten: Totentrompeten (~Craterellus cornucopioides~), schwärzliche Füllhörner, deren dunkelgraue Außenseite oben vielverzweigte Runzeln trägt. Zwar eßbar, aber wenig verlockend. – Es geht bergab. Durchs Tal schlängelt sich die Prießnitz, deren Wasserspiegel uns entgegenglänzt. Aber o weh, die auf unserer Karte noch verzeichnete Brücke ist nicht mehr da! Was tun? Wir ziehen blank und patschen durch. Die Sonne wird uns trocknen, drum lagern wir an lichter Stelle. Der Wasseramsel drüben scheint das Spaß zu geben. Nun gehts am rechten Prießnitzufer bis zur Heidemühle. Bald finden wir an einem Fichtenstumpf ein paar schöne Exemplare vom rötlichen Ritterling (~Tricholoma rutilans~, Abb. 2~b~). Hut und Stiel auf gelblichem Grunde purpurfilzig, Fleisch und Lamellen gelb. – Unweit des Ufers, wo noch Vergißmeinnicht in Mengen blüht, steht der filzige Milchling (~Lactarius helvus~), der fälschlich Maggipilz genannt wird, halbgiftig ist und höchstens als Gewürz genossen werden darf. Sein ockerrötlicher Hut ist feinfilzig, sein etwas blasserer Stiel flaumig, seine gelblichen Lamellen sind zuletzt bestäubt. Die wasserhelle, spärlich fließende Milch schmeckt mild. Er macht also eine Ausnahme von der Regel: Alle milden Milchlinge und Täublinge sind genießbar. Wir finden sodann den vergilbenden Täubling (~Russ. puellaris~), einen gebrechlichen, mittelgroßen Pilz mit einem trübviolettroten Hute, der später gelblich ausblaßt, seine Mitte ist dunkler, sein Rand gerippt. Die neapelgelben Lamellen stehen ziemlich gedrängt, der fast keulige, schlanke Stiel ist erst weißlich, gilbt aber auch, ebenso das milde, geruchlose Fleisch. Ähnlich der ekelige Täubling, dessen Hutmitte aber olivfleckig ist, dessen Stiel im Alter nicht gelb, sondern schwach grau wird. Auch der graubraune Täubling (~R. livescens~) ist hier heimisch, sozusagen ein milder kammrandiger (~pectinata~). Er ist bis auf die weißlichen, tränenden Lamellen im ganzen graubraun, mittelgroß, dünn, schmierig, mild und eßbar. Ebenso kann man den gedrängtblätterigen hier pflücken (~R. heterophylla~). Gelbgrün sein Hut mit scharfem, meist violettlichem Rande, fünf bis sechs Zentimeter breit; Stiel weiß und zart gerunzelt; erkennbar an den ungleichen, weißen, dünnen, schmalen Lamellen. Mild und eßbar. – So kommen wir suchend der Heidemühle näher. Rechts am Wege ein Steinbruch, in dessen Tümpel Wasserschlauch wächst. (Auch seltene Moose birgt der Grund.) Sodann die schwarzen Teiche, die Mühle und das Gasthaus. [Illustration: Abb. 3. =Strubbelkopf=] [Illustration: Abb. 4. =Birkenpilz=] Wir stärken uns. Dann wandern wir im herrlichen Prießnitzgrunde mit seinen malerischen Biegungen abwärts. Hier kann die Fichte ihre ganze Schönheit entfalten. Am Wege bis unten begrünt, erhebt sie sich stolz bis zu bedeutender Höhe. Und während wir im feierlichen Dunkel eines Fichtendomes wandeln, erhebt sich lichtgebadet vor uns ein Hang voll grünen Jungholzes. Darüber kreist im Himmelsblau ein Bussard, stolz und sicher. Dazu des Wassers traulich Murmeln, als wollte es erzählen. Und auch im Winter, wenn Rauhreif oder Schnee die dunkelgrünen Bäume schmückt, ist dieser Grund nicht ohne Reiz. – Am Steinbruch angelangt, gehen wir links über die Holzbrücke nach dem Hochmoor, das Wollgras trägt und Moosbeeren. Hier entdecken wir den weißgesäumten Häubling (~Galera paludosa~). Sein honiggelber Glockenhut ist ein Zentimeter breit, durchscheinend gerieft und hat einen hellgelben Rand. Der gelbliche Stiel (innen braun) trägt blasse Flocken und erreicht zwischen diesen Torfmoosen eine Länge von zehn Zentimeter. Die gelblichen Lamellen stehen gedrängt, sind hinten sehr breit und etwas herablaufend. Unweit davon, aber auf trockenem Boden, können wir auch seinen zierlichen Stiefbruder, den roststieligen Häubling (~Galera tenera~) finden; Stiel und Hut ockerbräunlich, Lamellen zimtgelb, Gestalt wie jener. – Vor Hitze matt, strecken wir uns zwischen hohen Adlerfarnen am Rande des Moores lang und träumen von vergangenen Zeiten. Nebelgeister und Irrlichter huschen übers Moor. Auerochsen und Wildschweine waten im Schlamme. Wir hören von weitem Jagdhörner und Hundekläffen. Vorüber rast der weiße Hirsch und hinterdrein der Reiter schweißbedeckte Schar. Vorbei! Wir gehen in die Pilze und wandern stadtwärts nun gen Süden. Im Heidelbeergestrüpp ein Strubbelkopf (~Boletus strobilaceus~, Abb. 3). Schwärzlich und ruppig der ganze Kerl. Nur seine Röhren schimmern grau, sind eckig und weit. Schöner ist der hier neben der dicken Buche: der goldflüssige Milchling (~Lactarius chrysorheus~). Goldorange sein mittelgroßer Hut und mit dunkleren Zonen. Gleichfarbig aber blasser der kahle Stiel, gleichfarbig auch die schmalen, gedrängten Lamellen. Wir stellen fest, daß die Milch schwefelgelb wird und scharf schmeckt. – Nun kommen wir zum Saugarten, wo unter uralten Eichen junge Fichten aufwachsen. Hier scheinen auch Wildschweine gewühlt zu haben. Aber ihre Zahl nahm mit Eichen und Buchen gleichermaßen ab. Wenn der Forstmann hier und da noch einzelne oder ganze Gruppen dieser Baumarten stehen läßt, so geschieht das nicht bloß aus Schönheitsgründen, sondern auch aus wirtschaftlichen: durch Laubabwurf gewinnt der Boden. Das freut den Pilzmann auch, sein Reich wird dadurch bunter. Auf Eichenwurzeln sitzend hier ein Rübling, der spindelige (~Collybia fusipes~); Hut und Stiel englischrot, der spindelige Stiel ist tief gefurcht; die rötlichen, angehefteten Lamellen stehen sehr entfernt. Das geruchlose Fleisch dieses glockenhütigen Pilzes ist genießbar. – Nun auf der alten Vier weiter nach Süden! Im Sande hier eine Schar unscheinbarer Gesellen, büschelige Rißpilze (~Inocybe umbrina~). Der drei Zentimeter breite, glockige, gebuckelte Hut ist rehbraun und gefasert. Die bräunlichen Lamellen haben eine blasse, flockige Schneide. Der gelbbräunliche Stiel trägt ein scharf abbiegendes Knöllchen und eine weißkleiige Spitze. Von seinen Gattungsbrüdern kommen außer den genannten noch ~lacera~, ~maritima~ und ~dulcamara~ vor. Im Moose hier am Wegrand zwei winzige Arten mit glockigen Hütchen. 1. Der Sternmooshäubling (~Galera mniophila~) mit einem braungelben, gerieften, glatten Hute und olivgelbem, schlankem Stiele, 2. der Astmooshäubling (~Galera hypnorum~), der ganz ähnlich aussieht. Aber seine bräunlichen Lamellen sind am Stiele verschmälert angeheftet, die seines Doppelgängers dagegen breit angewachsen. Nichts für den Kochtopf! Dasselbe gilt von der kleinen Gesellschaft hier, von den gesäten Tintlingen (~Coprinus disseminatus~). Dicht gedrängt stehen am Wege graue, winzige, gefaltete Glöckchen, gestützt von weißlichen, dünnen Stielchen. Die Lamellen der jungen sind blaßrötlich, die der alten braunschwarz. Klein ist auch der folgende, der seidige Rübling (~Collybia cirrhata~), der gern auf faulenden Pilzen wächst. Hut rötlichweiß, etwa ein Zentimeter breit, konzentrisch-rinnig, Lamellen weiß, gedrängt, schmal, etwas herablaufend; Stiel blaßrötlich, dünn, verbogen, flaumig. Wenn wir ihn tief ausstechen, bemerken wir, daß unten am Stiel wurzelartige Fädchen hängen, die aus gelblichen Klümpchen (~Sklerotien~) hervorwuchsen. – Etwas größer ist der Rübling, den wir nun finden: der gemeine (~Coll. dryophila~). Er foppt uns oft durch seine Veränderlichkeit. Gewöhnlich sieht sein Hut rötlichgelb aus, der Stiel etwas dunkler. Die gelbweißen Lamellen sind schmal und dicht stehend. – Schließlich finden wir noch den grubigen Rübling (~Coll. radicata~). Auf seinem weißlichen, langen, gerillten Stiele, der nach unten wurzelartig verlängert ist, sitzt ein bräunlicher, stark gerunzelter Glockenhut, der etwa acht Zentimeter breit ist und weiße, breite, entfernte Lamellen trägt. Sein Fleisch ist weiß, mild und geruchlos. Zum Essen empfiehlt sich nur der Hut, nicht der harte Stiel. [Illustration: Abb. 5. =Ziegenlippe=] [Illustration: Abb. 6. =Orangegelber Ziegenbart=] Die zweite Pilzfahrt beginnen wir Mitte Juli nach Verlassen der Straßenbahn 9 an der Marienallee. Lautes Knallen verrät die Nähe der Militärschießstände, die wir rechts liegen lassen, um den Kannhenkelweg nordöstlich bis zur Hofewiese zu verfolgen. Viel Kiefern. Da steht der Sandröhrling (~Boletus variegatus~). Sein Hut ist ledergelb und trägt winzige braune Schüppchen. Sein glatter, fester gleichdicker Stiel hat dieselbe Farbe, oft mit einem Stich ins Rötliche. Seine engen, am Stiel herablaufenden Röhren sind olivbraun. Das genießbare Fleisch sieht blaßgelb aus und blaut etwas. Dann finden wir den süßriechenden Milchling (~Lactarius glyciosmus~). Die Farbe seines violettgraubraunen, undeutlich gezonten Hutes variiert sehr. Der etwas blassere Stiel ist bereift und ausgebaucht. Aus seinen gelblichen, dicht stehenden Lamellen fließt nach dem Anritzen eine weiße, unveränderliche Milch, erst mild, dann scharf schmeckend. – Weiter oben gibts auch Birken. Wie zierlich sie sich abheben vom ernsten Dunkel des Nadelwaldes! Hier wird gesucht. Ein Birkenpilz mit braunem Hut und schwarzweiß gesprenkeltem Stiel! (~Tubiporus scaber~, Abb. 4). Nicht weit davon leuchtet der ockerrötliche Hut des Rothäubchens (~Tubiporus rufus~). Dort noch mehr! Unsere Freude steigert sich zur Mykomanie. – Nun schweifen wir nach links zum Lärchenhain. Richtig, da lacht er uns schon entgegen: der Lärchenröhrling (~Boletus elegans~), der auch schöner Röhrling genannt wird. Sein goldgelber, schmieriger Hut trägt schwefelgelbe, enge Röhren und sitzt auf einem gleichfarbigen, faserigen Stiele, der einen weißlichen Ring trägt. Eßbar. Wir spähen auch nach dem rötenden Gelbfuß (~Gomphidius maculatus~), finden ihn heute aber nicht. Aber der Birkenreizker ist schon heraus (~Lactarius torminosus~). Giftreizker nennen wir ihn deshalb nicht mehr, weil Versuche ergaben, daß er nach Abgießen des Kochwassers als Salat- oder Mischpilz verwendet werden kann. Der gelbrötliche, vertiefte Hut hat zottigen Rand und eine braungezonte Scheibe. Der gleichfarbige, hohle Stiel ist oft grubig; die etwas helleren Lamellen sind schmal und gedrängt. Später können wir hier auch den lebhaft gelben Lärchenschneckling finden (~Limacium lucorum~). – Wir schwenken nun halbrechts und sammeln dabei mehrere Ziegenlippen (~Boletus subtomentosus~, Abb. 5). Ihr dünner Stiel, unten rötlich und oben gelb, trägt einen olivgrauen, samtigen, oft gefelderten Hut, der goldgelbe, weite, eckige Röhren hat. Willkommene Beute! – Dort ist ein Stumpf mit dottergelben, korallenartigen Gebilden geziert: wurzelnde Händlinge (~Calocera viscosa~). Im Volksmunde heißen alle geweihartigen Pilze Ziegenbart, obwohl die meisten einer anderen Gattung angehören, nämlich den Korallenpilzen (~Ramaria~). Von letzterem birgt die Heide den zitronengelben (~flava~), den orangegelben (~aurea~, Abb. 6), den grauenden (~cinerea~), den rauchgrauen (~grisea~), den kammförmigen (~cristata~), den grünspitzigen (~abietina~) und endlich den Hahnenkamm (~botrytis~). – An einer grasbedeckten, lichten Stelle am Wege steht herdig der eßbare gemeine Fälbling (~Hebeloma crustuliniforme~), der früher tränender Hautkopf genannt wurde. Sein Name deutet auf eine mattgelbbräunliche Färbung. Die gelbbraunen, schmalen, dünnen, gedrängt stehenden Lamellen haben eine gekerbte Schneide und tränen. Dieser Pilz riecht nach Rettich und ist am sichersten an den weißen Pünktchen des Oberstieles zu erkennen. – Auf Pferdedünger am Wege erfreut sich ein herdig auftretender Knirps seines kurzen Daseins, der Eintags-Tintling (~Coprinus nycthemerus~). Der zuletzt schirmartig ausgebreitete, graue, radialfaltige Hut mit gelbem Scheitel wird nur einen Zentimeter breit. Die grauen, schmalen Lamellen gehen bis an den weißen, dünnen, flockig-bereiften Stiel heran. – Na, endlich auch einmal ein kahler Krempling (~Paxillus involutus~). Der gelbbraune Geselle mit seinem filzigen, eingebogenen Hutrande ist hinreichend bekannt. Von Ricken wird er empfindlicher Krempling genannt, weil die gedrückten Stellen rasch rotbraun werden. Er schmeckt etwas säuerlich und leimig, weshalb ihn nicht jeder mag. Links vor der Prießnitzbrücke steht an einem alten Stumpf der vielumstrittene Balken-Blättling (~Lenzites trabea Pers.~). Hut halbkreisförmig, umbra, runzelig, flaumig, wellig gezont, dünn; Lamellen bräunlich, ganzrandig; Substanz lederig. – Nun in nordöstlicher Richtung aufwärts zur Hofewiese – aber schnell, weil ein Gewitter droht. Da ein mächtiger Samtfuß-Krempling (~Paxillus atrotomentosus~, Abb. 7~a~), an faulendem Stubben. Erkenntlich an dem dunkelbraunen Filze seines Unterstieles. Die gelben Lamellen seines rostbraunen Hutes gehen weit am Stiel herunter. Roh schmeckt er bitter, gebraten scheint er manchen zu munden. – Dort winken weiße Pilze! Pfeffermilchlinge (~Lactarius piperatus~, Abb. 7~b~). Dieser stattliche, getrichterte, weiße Pilz mit beißender, weißer Milch unterscheidet sich von dem kurzstieligen Wollschwamm (~Lactarius vellereus~) besonders durch seine sehr dicht stehenden Lamellen. – Lassen wir die bissige Gesellschaft, denn der Himmel verdunkelt sich mehr und mehr. Kurz vor dem Zaune, der die Hofewiese und ihre Wirtschaftsgebäude umschließt, erhebt sich ein Sturm, der brausend durch die Wipfel rast, als ob die wilde Jagd der Sage auferstanden wäre. Spornstreichs eilen wir zur niedrigen Wirtsstube und nehmen keuchend am grünen Kachelofen Platz. Nun, mein Donar, tob dich aus! Er tuts mit Blitz und Donner, indes wir gemütlich Kaffee trinken und das mitgebrachte Butterbrot verzehren. [Illustration: Abb. 7~a~. =Samtfuß-Krempling=] [Illustration: Abb. 7~b~. =Pfeffer-Milchling=] Endlich ist’s vorbei, das grause Spiel der Götter. Die Sonne lacht und wir mit ihr. Wir gehen nach Langebrück zu und suchen emsig weiter. Da steht ein dunkelbrauner Röhrling, der porphyrsporige (~Tubiporus porphyrosporus~). Der zylindrische Stiel ist noch etwas dunkler als der samtige, dicke Hut, an dessen Unterseite gelbgraue Röhren sitzen, die, wie wir später feststellen, porphyrbraune Sporen enthalten. Er wird daheim verspeist. Der Specht da oben scheint darob zu lachen. – Wir biegen nun nach Südwest ab, um Klotzsche zu erreichen. In einem Pflanzengarten stehn in Menge große Schirmlinge, die der undeutsche Deutsche immer noch Parasolpilze nennt (~Lepiota procera~, Abb. 8). Wir wissen, daß er einen großen, braunschuppigen Hut, weißliche, freie Lamellen und einen bräunlichen, nach oben verjüngten Stiel hat, der mit einem verschiebbaren Doppelring geziert ist. Sein weißes Fleisch ist wohlschmeckend. Der dumme Zaun! Als Wohlerzogene steigen wir nicht über und suchen weiter. In Buchennähe hier der weiße Mehlpilz (~Paxillus prunulus~), auch Moosling oft genannt. Wir ziehen den ersten Namen vor, weil er bezeichnend ist. Der Mehlgeruch dieses weißen Kremplings ist so auffällig wie bei keinem andern. Außerdem erkennen wir ihn an den rötlichen, herablaufenden Lamellen. Da wir eine Menge davon einheimsen können, vergessen wir den Schmerz von vorhin. Ein zweiter Trost: ein Brätling (~Lact. volemus~) unter Fichten. Zimtorange Stiel und Hut. Wir ritzen die gelblichen Lamellen dieses derben Pilzes an und finden, daß die weiße Milch strotzend fließt. Mild wie sie schmeckt auch das Fleisch. Ein Leckerbissen! Dort steht ein Stock voll goldner Glöckchen. Sind es Blumen? Nein. Eine Kolonie vom rostgelben Nabeling (~Omphalia campanella~). Der rotgelbe Glockenhut, kaum zwei Zentimeter breit, ist schön gerieft. Die gelben Lamellen stehen fast entfernt. Das kastanienbraune, nach unten verjüngte Stielchen scheint in Fuchspelz zu stecken, so behaart ist sein Fuß. – Mittlerweile haben wir die Gegend von Klotzsche erreicht und hören links vom Prießnitzbad herüber den vielstimmigen Jubel der Badenden. Nun mit dem Flüßchen abwärts! Hier ein kanariengelber Täubling (~_Russ. flava_ Rom.~). Weil er nicht im Ricken steht, sei er genau beschrieben. _Hut_ zitronengelb, glatt, fünf bis zehn Zentimeter breit, erst gewölbt, dann ausgebreitet, schließlich schwach vertieft, Rand glatt. _Lamellen_ erst fast weiß, später mattneapelgelb, von einigen kürzeren unterbrochen, schwachbogig angeheftet, fast gedrängt. _Stiel_ erst weiß, später schwach hellgrau, zart längsriefig, gleichdick oder nach unten zugespitzt, schwammig ausgefüllt, 4–5 : 1,5–2 Zentimeter, außen derb. _Fleisch_ weiß, wird bald grau, ziemlich starr, schmeckt mild und angenehm, riecht kaum. _Sporen_ weißlich, kugelig, stachelig, 8–10: 7–9 µ, Basidien 40–43: 9–12 µ, Cystiden keulig mit aufgesetztem Spitzchen, 60–70: 10–14 µ. – Auch den fleischroten Täubling (~R. depallens~) ergattern wir. Dieser milde Weißsporer ist vor allem an der bräunenden Basis des weißen Stieles zu erkennen. Die gedrängten Lamellen sehen weißlich aus. Der violettpurpurne Hut bekommt bald gelbe Flecke, namentlich in der Mitte. Dann finden wir den Stink-Täubling (~R. foetens~), ein scharfer Weißsporer ohne Küchenwert. Sein braungelber, schmieriger Hut mit höckerig gerieftem Rande sitzt auf einem gelblichen, derben Stiele. Die gelblichen, ungleichlangen Lamellen tränen oft. Er riecht nach bitteren Mandeln. – Im Bereich der Laubbäume am Prießnitzufer pflücken wir den Gelbmilcher (~Lactarius quietus~). Auf rötlichem, höckerigem Stiel ein rotbräunlicher, klebriger, undeutlich gezonter Hut, der rötliche, weißbestäubte Lamellen zeigt. Dem rötlichen, eßbaren Fleische entquillt eine blaßgelbe, unveränderliche Milch. Zum Schlusse erbeuten wir noch eine stattliche Anzahl vom rötenden Schirmling (~Lepiota rhacodes~). Er sieht dem großen Schirmling (~Lepiota procera~) ähnlich, unterscheidet sich aber von diesem durch das rötende Fleisch, den glatten, nicht schraffierten Stiel und die derbe Fußknolle. [Illustration: Abb. 8. =Großer Schirmpilz=] Unser dritter Ausflug erfolgt Anfang August und beginnt bei dem Bühlauer Rathaus, wo wir die Linie 11 verlassen. In der Richtung des Nachtflügels gehen wir zunächst nach Ullersdorf. Viel Fichtenwald. Da steht am Grabenrand der Pfeffer-Röhrling (~Boletus piperatus~), deshalb so genannt, weil sein bleibendgelbes, saftiges Fleisch pfefferig schmeckt. Darum kann er höchstens als würzender Zusatz verwendet werden. Der bräunlichgelbe, kahle Hut wird nur drei bis fünf Zentimeter breit. Die rötlichen, weiten, eckigen Röhren laufen am Stiel etwas herab. Der gelbbräunliche Stiel sieht unten zitronengelb aus. – An einem Stumpf in Massen der eßbare Glimmertintling (~Coprinus micaceus~): auf gelblichem Stiel ein rostgelber, faltiger Glockenhut, der jung mit weißlichen Körnchen besetzt ist und drei bis vier Zentimeter breit wird. Die anfangs blassen Lamellen bräunen und schwärzen schließlich. – Am grasigen Waldrand da die dottergelbe Keule (~Clavaria similis~), ein gelbes, zungenförmiges, sieben Zentimeter hohes Pilzchen, das im getrockneten Zustande fast wie Leuchtgas riecht. – An abgefallenen Ästchen der gemeine Spaltblättling (~Schizophyllum commune~). Ein grauweißes, fächerförmiges, filziges Hütchen mit rötlichgrauen Lamellen, deren Schneide gespalten, sitzt stiellos am Holz. – Im Fichtengebüsch steht der seltene wieselfarbige Täubling (~Russ. mustelina~), ein milder Weißsporer mit orangebraunem, glanzlosem Hute, der glattrandig und im Alter eingedrückt ist. Die gelbweißlichen Lamellen stehen gedrängt, der weißliche Stiel ist zylindrisch und derb, das weiße Fleisch schmeckt angenehm. – An Reisern hier winzige, graubraune Glöckchen auf hellgrauem, glattem Stiel: der fadenstielige Helmling (~Mycena filopes~). – Auch den purpurschneidigen Helmling (~Mycena sanguinolenta~) könnten wir hier finden. Dieser blaßrötliche, kleine Helmling zeichnet sich dadurch aus, daß seine entfernt stehenden, weißlichen Lamellen eine purpurrote Schneide haben. – Kurz vor Ullersdorf finden wir noch einen kleinen: den honiggelben Schnitzling (~Naucoria melinoides~). Sein zwei Zentimeter breiter, ockergelblicher, glatter Hut sitzt auf einem rostbräunlichen, schlanken Stiele, dessen Spitze bereift ist. Die ockerhellen, schmalen Lamellen stehen gedrängt und haben eine gekerbte Schneide. – Das Dorf in Sicht. Freitag heute. Da gibt’s im Gasthof frisches Wellfleisch. Der Magen fordert seine Rechte – und soll sie haben. [Illustration: Abb. 9. =Kartoffel-Bovist=] Nach vollbrachter Stärkung biegen wir am nördlichen Dorfende westlich ab, um in der Nähe des Bischofsweges zu suchen. Inwieweit dieser Wegname berechtigt ist, bleibe dahingestellt. Jedenfalls haben die Meißner Bischöfe auf der Reise nach ihrem Schlosse Stolpen diesen Weg weit weniger benutzt als den weiter südlich gelegenen Dresdner Bischofsweg. – Auf braunem Tangel violette Pilze? Aha, der Rettich-Helmling (~Mycena pura~). Ein blaurötlicher riefrandiger Glockenhut, vier Zentimeter breit, sitzt auf einem blassen, nackten Stiel. Die weißlichen, breiten Lamellen sind durch Queradern verbunden. Er riecht nach Rettich und ist eßbar. – Weniger schön als dieser ist sein Nachbar, der rasige Schwindling (~Marasmius confluens~). Er steht büschelig. Hut rotgelblich, glockig, zartgerieft, zwei bis vier Zentimeter breit, Lamellen braungelblich, sehr gedrängt und schmal; Stiel bräunlich, filzig und verdreht. – Da drüben Rehe! In diesem stadtfernen Waldwinkel können wir das geheimnisvolle Schweigen im Walde mit Behagen genießen. Höchstens, daß der Schrei eines Raubvogels uns an den Kampf ums Dasein erinnert. Wir suchen schlendernd weiter. Ein seltener Fund hier: der vierteilige Erdstern (~Geaster coronatus~), wie eine graubraune Kugel mit kurzem Stiel, gestützt auf vier braune, breite, gebogene Lappen. – Sodann zinnoberrote Täublinge (~Russ. lepida~). Ihr zartbereifter Hut sitzt auf einem weißen, harten Stiele, der oft auch zinnoberrot angelaufen ist oder ganz so rot aussieht wie der Hut. Von allen anderen roten Täublingen unterscheidet sich dieser durch sein sehr hartes Fleisch, das nach Terpentin schmeckt. – Und dort der graustielige Täubling (~Russ. decolorans~), dessen weißer, oft rosa angehauchter Stiel stark gerunzelt ist und im Alter grau wird. Sein Fleisch läuft an den Bruchstellen bräunlich an. Sein ockerrötlicher, derber Hut bekommt im Alter einen gerieften Rand und wird sechs bis zehn Zentimeter breit. Seine Lamellen sind neapelgelb und ziemlich breit. – Und dort, wo das Eichhorn die Buche erklimmt, ein Heer von gelblichen Stachelpilzen: der Stoppelpilz (~Hydnum repandum~). Die verbogenen Hüte sind zum Teil ineinander gewachsen; ihre Unterseiten zeigen gelbliche Stacheln; ihr weißlicher Stiel steht oft exzentrisch. Eßbar. Auch der Habichtschwamm ist hier heimisch (~Hydnum imbricatum~). Sein umbrabrauner, ruppiggeschuppter Hut steht auf einem kurzen, grauen Stiele. Die hellgrauen, pfriemlichen Stacheln werden später braun. Auch er kann für die Küche gesammelt werden. Nur muß man sich hüten, den sehr ähnlichen bitteren Stacheling mit in die Schachtel zu bekommen. – Am ~C~ angekommen, gehen wir auf diesem nach Südwest bis zum Ochsensteig, der uns zur Heidemühle führt. In einer birkenreichen Fichtenschonung steht herdig der rötliche Lacktrichterling (~Clitocybe laccata~), von Ricken wegen seiner Veränderlichkeit Chamäleon genannt. Hut englischrot, etwa vier Zentimeter breit; Lamellen blasser und mit violettem Scheine, dick, entfernt, weißmehlig; Stiel gleichfarbig, schlank, faserig gestreift. Eßbar. Auch die violette Form (~amethystina~) kommt in der Heide vor. – Nachdem wir uns an der Purpurpracht des massenhaft blühenden Weidenröschens (~Ep. angustifol.~) satt gesehen, wandern wir westwärts weiter. Der halbgiftige Kartoffel-Bovist (~Scleroderma vulgare~, Abb. 9), der leider immer noch als Trüffel verkauft wird, ist hier nicht selten. Da er einer warzigen Kartoffel ähnelt, erübrigt sich eine Beschreibung. Noch häufiger tritt der olivbraune Milchling (~Lactarius turpis~) auf, der nicht mehr Mordschwamm genannt werden sollte, weil er diesen abschreckenden Namen nicht verdient. Er wird sogar in manchen Gegenden Deutschlands gern gegessen. Hut und Stiel olivbraun; Lamellen gelblich; Milch weiß, graufleckend. Schärfer als dieser schmeckt der ebenfalls vorkommende perlblättrige Milchling (~Lactarius pyrogalus~), dessen weiße Milch oft tropfenweise an den ockerblassen Lamellen hängen bleibt und eintrocknet. Sein violettbraungrauer Hut ist undeutlich gezont, fünf bis sieben Zentimeter breit, feucht. Der Stiel ist gleichfarbig, aber blasser, runzlig, kahl, nach unten meist verjüngt und zuweilen hohl. – An faulenden Ästchen wuchs herdig ein graugelber, topfförmiger: der Tiegel-Teuerling (~Cyathus crucibulum~), der fünf bis acht Millimeter breit wird. Er ist mit winzigen Scheibchen (~Peridiolen~) gefüllt, die wie verkleinerte Münzen aussehen und zu allerlei Aberglauben Anlaß gegeben haben. – Die Heidemühle wird sichtbar. Wir begrüßen sie mit Jodeln. Nachdem wir uns gestärkt haben, streben wir östlich von der Radeberger Straße stadtwärts. Eine sehr alte Straße. Was alles mag sie schon gesehen haben? Reihen schwerer Kaufmannswagen, von bewaffneten Reitern beschützt. Scharen beutegieriger Hussiten, bewaffnet mit Spießen und Stachelkeulen. Fürstliche Jagdzüge mit Hunden und Falken. Soldaten verschiedener Zeiten und zahllose Wanderer. Und jetzt knattern die Autos bergauf und bergab. – Nun links in den Wald hinein! Beim eifrigen Suchen streichelt uns ein Fichtenzweig nach seiner eigenen Art. Rechts von dem Ameisenhaufen dort stehen Kampfer-Milchlinge (~Lactarius camphoratus~). Dieser mittelgroße Pilz sieht im ganzen dunkelpurpurn aus. Sein ungezonter, runzliger Hut ist meist spitz gebuckelt, seine gelblichen Lamellen sind oft bestaubt. Das Fleisch riecht nach dem Urteil mancher Nasen wie Zichorie, nach dem anderer wie Kampfer. Seine weiße Milch ist mild. – Und was steht dort? Ein Stink-Schirmling (~Lepiota cristata~). Auf silberweißem Stiel mit abfälligem Ring ein weißlicher, drei Zentimeter breiter Kegelhut, den rostgelbe, konzentrisch gereihte Schüppchen schmücken. Die weißen Lamellen haben eine flockige Schneide. Riecht heringsartig. Auch den wolliggestiefelten Schirmling (~Lepiota clypeolaria~) können wir hier finden. Er ist etwas größer als der vorige und hat einen gelblichen Glockenhut, der einen beschuppten, ockerrötlichen Scheitel und einen zottigen Rand hat. Der unberingte, schlanke, hohle Stiel ist schuppig. – Und hier in Menge der gelbstielige Helmling (~Mycena epipterygia~). Ein weißliches, schleimiges, gefurchtes Glockenhütchen sitzt auf einem zitronengelben, schlanken Stiele, der mit einer klebrigen, gummiartigen Haut überzogen ist. – Im Fichtengebüsch da der echte Reizker (~Lactarius deliciosus~), Stiel und Lamellen orangerot, Hut orangerötlich mit grünlicher Mitte, Milch orangerot und mild. Sie alle werden arretiert. [Illustration: Abb. 10. =Violettlicher Milchling=] Ende August ist gekommen, und Regen fiel in Menge. Darum frischauf zur Pilzpirsch! Diesmal verlassen wir die Linie 11 bei der Saloppe, um durch den Schotengrund zu gehen und dann dem Fuße des Wolfshügels zuzustreben. Die Buchen im Grund begünstigen eine eigenartige Pilzflora. So finden wir hier das Hasenohr (~Otidea leporina~), ein ohrähnlicher, ockerrötlicher Pilz mit kurzem, zottigem Stiele. Wegen seiner Seltenheit lassen wir ihn stehen, obwohl er verspeist werden kann. – Nicht weit davon der dunkle Schleimkopf (~Phlegmacium obscurocyaneum~). Er hat einen violettbraunen, klebrigen, dunkler geflammten Hut, der etwa fünf Zentimeter breit ist. Die sepiabraunen, gekerbten Lamellen stehen entfernt und sind abgerundet angewachsen. Der kurze, keulige Stiel sieht unten blaßviolettbraun aus, oben aber violett. Sein geruchloses, mildes Fleisch ist in der Jugend überall violett, blaßt aber im Alter aus. Seine Genießbarkeit ist noch nicht erprobt. Aber den sehr ähnlichen eingeknickten Schleimkopf (~Phlegmacium infractum~) habe ich schadlos gegessen. Das Dunkelbraun seines glockigen Hutes neigt etwas ins Grüne, und der Hutrand ist eingebogen. Die olivbraunen, ganzrandigen Lamellen sind buchtig angewachsen. Der blaßbraune, graugestreifte Stiel ist oben bläulich und hat unten eine dicke Knolle. – Östlich nach dem Wolfshügel abbiegend, finden wir am Talrande einen anderen Seltling: den violettlichen Schwindling (~Marasmius Wynnei~). Er wechselt seine Farbe öfter als ein strebsamer Ministerkandidat. Sein anfangs weißer, drei bis sechs Zentimeter breiter Glockenhut verfärbt über rosa zu trübviolett, ist dünn, zäh und runzlig. Die entfernten, dicken, freien Lamellen sind erst weiß und werden später violettbräunlich. Die zugespitzte Basis des weißlichen Stieles ist erst fuchsrot und später braun, der Oberstiel ist kleiig, bereift und an der Spitze erweitert. – Am Fuße des Wolfshügels finden wir noch einen seltenen: den rötlichen Röhrling (~Tubiporus rubellus Krombh.~). Hut rötlich, drei bis sieben Zentimeter breit, flachgewölbt, oft eingedrückt, Rand nach unten gebogen; Röhren gelb, eng, rund, um den Stiel herum vertieft; Stiel wie Hut gefärbt, am Fuße braungelb, glatt, oft verbogen, netzlos, zylindrisch, sechs bis zwölf Zentimeter hoch; Fleisch bleibendgelb, mild, genießbar. – Auf den Turm des Wolfshügels steigen wir heute nicht, weil für Pilzsucher die Aussicht unten besser ist. [Illustration: Abb. 11. =Schafeuter=] Nun verfolgen wir das ~C~, rechts und links abweichend. Da, wo der Ameisenlöwe »andern eine Grube gräbt«, steht der stumpfe Glöckling (~Nolanea proletaria~). Der bräunliche, durchscheinend geriefte, drei Zentimeter breite Glockenhut mit dunkelzottigem Scheitel sitzt auf einem braunen, glatten, kahlen Stiele, der meist breitgedrückt erscheint. Die rötlichen Lamellen stehen entfernt. – Auch den tranigen Glöckling (~Nolanea mammosa~) können wir in der Heide antreffen. Hut olivbraun, mit spitzem Höcker, durchscheinend gerieft, zwei bis vier Zentimeter breit; Stiel gleichfarbig aber blasser, schlank, steif; Lamellen rötlich, sehr breit. Er riecht tranartig und wächst wie der vorige auf faulenden Blättern. – Hierauf entdecken wir einen violettlichen Milchling (~Lactarius flexuosus~, Abb. 10); Hut und Stiel hellviolettbraun, auch ins Rötliche spielend. Der kahle, trockne, eingeknickte Hut ist nicht immer gezont; die rotgelblichen, dicken Lamellen stehen entfernt; die Milch ist bleibendweiß und scharf. – Der Schwefelmilchling (~Lactarius theiogalus~) kommt in dieser Gegend auch vor. Er heißt deshalb so, weil seine Milch langsam schwefelgelb wird. Sein rosagelblicher, ungezonter, zart gerunzelter Hut sitzt auf einem gleichfarbigen, wellig-unebenen Stiele, dessen Fuß purpurbraun aussieht. Die rotgelblichen dünnen Lamellen stehen gedrängt. Das gilbende, scharfe Fleisch gilt als verdächtig. – Weiterhin der Semmelpilz (~Polyporus confluens~): mehrere semmelgelbe Hüte, die oft verwachsen sind, kommen aus einem derben, weißlichen Strunke. Die weißlichen, engen, kurzen Röhren laufen etwas am Stiele herab. – Auch das ähnliche Schafeuter (~Polyporus ovinus~, Abb 11), ist hier heimisch. Hut, Stiel und Röhren gelblichweiß, oft schwach grünlich; im Bau dem vorigen ähnlich. [Illustration: Abb. 12. =Flaschenstäubling=] Auf schwellendem Moospolster lagern wir uns, um unser Frühstück zu verzehren und dem Rauschen der heute besonders stark bewegten Wipfel zu lauschen. Diese eigenartige Musik erinnert uns an das Meer, dem der Wald in manchem ähnelt. Machen doch beide den Eindruck geheimnisvoller Unendlichkeit. – Nun weiter bis zur Kreuzung des Blaurot-Weges, der uns nach Klotzsche führen soll. An einem Buchenstumpf der angebrannte Porling (~Polyporus adustus~) in mehreren Exemplaren. Dieser olivgraue, runzlige, undeutlich gezonte Pilz sitzt wie eine halbkreisförmige Muschel am Stamm. Die jungen sind weiß berandet. Die weißen Röhren werden nach Berührung schwarz, daher der Name. – Auf weichem Tangel weiterschreitend, kommen wir zu einem rötenden Porling (~Polyporus leucomelas~): auf grauem Stiel ein schwärzlicher, schuppiger, unregelmäßiger Hut, dessen Unterseite hellgraue, ziemlich weite Röhren zeigt. Nach Anbruch rötet das weiße Fleisch des Hutes, während das des Stieles schwärzt. – Dort braunrote Milchlinge in Menge (~Lactarius rufus~): Hut und Stiel braunrot und rauh; Lamellen rötlichgelb. Obwohl die bleibendweiße Milch und das gelbrötliche Fleisch roh sehr beißend schmecken, kann dieser Pilz nach zweistündiger Wässerung gegessen werden, besonders als Salat zubereitet. – In der Nähe der schönen Quelle können wir das grüngelbe Gallertköpfchen (~Leotia gelatinosa~) sammeln. Das darmartig gewundene, grüngelbe Hütchen sitzt auf einem gelben, schuppigpunktierten, oft breitgedrückten Stiele, der fünf bis sechs Zentimeter hoch und zuletzt hohl ist. Im Juni hätten wir hier auch den Sumpfhaubenpilz (~Mitrula phalloides~) finden können. Auf weißlichem Stiel ein orangegelbes Köpfchen. – Oh, da auch eine krause Glucke (~Sparassis crispa~): ein badeschwammähnliches, weißes Gewirr von Zweigen, deren Enden umgeschlagen und gesägt sind, etwa zwanzig Zentimeter breit im Durchmesser. – Häufig tritt der ockerblättrige Täubling auf (~Russ. alutacea~), ein milder, stattlicher Gelbsporer, dessen Lamellen sehr früh ockergelb werden. Sein weißer, zylindrischer Stiel kann auch rosa angelaufen sein. Der trübpurpurne, klebrige Hut hat eine gelbliche Scheibe und gefurchten Rand. – Noch häufiger ist der Speiteufel (~Russ. emetica~). Auf einem weißen, nach unten meist verdickten Stiele sitzt ein blutroter, mittelgroßer Hut mit gerieftem Rande und weißen, entfernten Lamellen. Er schmeckt zwar sehr scharf, aber seine Giftigkeit wird in Zweifel gezogen. Da es zwischen ihm und dem ähnlichen, aber kleineren gebrechlichen Täubling (~Russ. fragilis~) eine Menge Zwischenstufen gibt, verursacht dieser Pilz den Forschern noch viele Streitigkeiten, in die wir uns heute nicht mengen wollen. – Nach Überschreitung der Radeberger Straße nähern wir uns dem Vogelherde, der aber links liegen bleibt. Weiterhin beobachten wir Bauern, die (nach Einholung eines bezahlten Erlaubnisscheines) dem Waldboden Spreu entnehmen, und zwar nicht bloß Gras. Der Pilzfreund bedauert das. – Weitergehend gewahren wir den Dauerporling (~Polystictus perennis~), der von Ricken gebänderter Schillerporling genannt wird. Ein zimtbrauner, buntgebänderter, lederiger Trichterhut sitzt auf einem rostbraunen, samtigen, dünnen Stiele, der abwärts verdickt ist. Die anfangs gelblichen, später rostbraunen, kurzen Röhren haben enge, eckige Poren. Ungenießbar wie der, den wir unweit davon finden: der Eichen-Knäuling (~Panus stipticus~.) Zimtgelbe, kleine Fächer mit aufwärts verdickten, kurzen Stielen an einem Eichenstumpfe sitzend. Eigenartig an den gleichfarbigen, gedrängten Lamellen sind die verbindenden Querwände. – Sehr häufig ist der blutblättrige Hautkopf (~Dermocybe anthracina~). Der zimtbraune, vier bis sechs Zentimeter breite Glockenhut hat dunkelkarmin gefärbte Lamellen, einen gelblichen Stiel, der blutrot gefasert ist und oben ockerrote Schleierreste trägt. Dieser Pilz bekommt uns so schlecht, daß man ihn zu den Giftpilzen rechnen kann. Von oben gesehen, ähnelt ihm der zimtbraune Hautkopf (~Dermocybe cinnamomea~). Aber sein Fleisch ist gelb, nicht rötlich wie bei jenem. Stiel zitronengelb; Lamellen zimtgelb. Seine große Veränderlichkeit narrt sogar den Pilzkenner. – Birken zieren den Weg und darunter das Violettrosa des Heidekrautes, von dem wir uns einen Strauß mitnehmen dürfen, weil es massenhaft vorkommt. – Sehr häufig begegnen wir dem Heideschleimfuß (~Myxacium mucosum~), von Ricken kompakter Schleimfuß genannt. Er fällt schon von weitem durch den zimtgelben Hut auf. Seine zimtbraunen, fast gedrängten Lamellen sind meist ausgebuchtet angewachsen. Obwohl sein blaßvioletter Stiel und sein Hut mit Schleim überzogen sind, wird er oft gegessen. – Von ferne ähnelt ihm der hier auch wachsende, aber viel seltenere goldgelbe Gürtelfuß (~Telamonia gentilis~). Er hat einen goldgelben, zwei bis vier Zentimeter breiten Hut, der meist spitz gebuckelt ist. Sein innen und außen goldgelber Stiel ist schwefelgelb gegürtelt. Lamellen zimtgelb, breit und sehr entfernt. – Etwas häufiger als dieser ist der rotgebänderte Gürtelfuß (~Telamonia armillata~). Ihn erkennt man sofort an den zinnoberroten Ringen, die den bräunlichen Stiel schmücken. Sein feinschuppiger Hut sieht rotbräunlich aus. – Hurra, auch den Blut-Egerling (~Psalliota silvatica~), den viele noch Wald-Champignon nennen, finden wir in größerer Anzahl. Sein Name weist auf das Rotanlaufen seines wohlschmeckenden Fleisches hin. Auf einem bräunlichen, feinbeschuppten, braunberingten Stiele ein gelbbrauner, fünf bis acht Zentimeter breiter Hut mit umbrabraunen Schuppen. Das Rotgrau der Lamellen geht über rotbraun zu sepia über. – Der viel größere hohlstielige Riesen-Egerling (~Psalliota perrara~), der am braungelben, flockigen Hute und am gelbberingten, blassen, hohlen Stiele erkenntlich ist, kommt in der Dresdner Heide selten vor. Dasselbe gilt von einem anderen großen Pilze, dem Riesen-Ritterling (~Trichol. colossus~). Zinnoberbräunlich sind bei ihm Hut, Stiel und Lamellen. Das Fleisch nimmt nach Anschnitt langsam eine ziegelrote Färbung an. Den obersten Teil des sehr dicken und kurzen Stieles bildet eine weißliche, kleiige Zone. Dieser Riese, dessen Hut bis zwanzig Zentimeter breit wird und der selten ganz aus der Erde hervorkriecht, kann gegessen werden. Daß er und viele andere Pilze in der Dresdner Heide immer seltener werden, liegt nicht bloß an dem rücksichtslosen Ausbeuten, sondern auch an der Unart mancher Menschen, alle Pilze umzustoßen. Sie denken nicht daran, daß damit die Vermehrungsfähigkeit der Pilze gemindert wird. Sie wissen vermutlich auch nicht, daß die Pilze durch die Tätigkeit ihres Mycels den Boden erschließen helfen. – In der Nähe des Sandschluchtweges finden wir zwei sehr umstrittene Täublinge, die wir aus dem bereits erwähnten Grunde bis auf weiteres nach Ricken benennen. Der eine ist der glänzende (~R. nitida~), so genannt, weil sein dunkelpurpurner, meist gebuckelter, riefrandiger Hut glänzt. Die neapelgelben Lamellen stehen gedrängt und sind am Grunde aderig verbunden. Der weißliche, glatte, zylindrische Stiel ist gebrechlich. – Der andere heißt anlaufender (~R. Linnaei~), weil sein weißes Fleisch an der Luft bräunlichgelb anläuft. Außerdem ist er am Heringsgeruch und an dem stark gerunzelten, meist geröteten Stiel erkenntlich. Sein blutroter Hut hat immer eine glanzlose, schwarze Scheibe und einen kaum gerieften Rand. – Leichter zu bestimmen ist der kohlige Täubling (~R. nigricans~). Ihn erkennt man an den gelblichen, dicken, entfernten, ungleichen Lamellen, deren Schneide nach Berührung erst rötlich und später schwarz wird. Der bis zu vierzehn Zentimeter breit werdende Hut ist erst graubraun, wird aber bald schmutzigsepia. Dasselbe gilt von seinem kurzen, harten Stiele. Das Fleisch rötet. Aber der sonst ähnliche angeräucherte Täubling (~R. adusta~) hat unveränderliches Fleisch und dünne, gedrängte Lamellen. Beide sind zwar eßbar, stoßen aber durch die Härte ihres Fleisches ab. In der Nähe des Prießnitzbades sichten wir noch den Feld-Trichterling (~Clitocybe dealbata~). Das Weiß des vier Zentimeter breiten Hutes neigt in grau, der Hutrand ist eingerollt. Die weißlichen Lamellen sind dünn, gedrängt und kaum herablaufend. Der weiße, zylindrische, flockige Stiel ist vier Zentimeter hoch. Das weiße, milde, eßbare Fleisch riecht und schmeckt nach Mehl. Ricken schreibt zwar, daß er außerhalb des Waldes vorkomme, aber ich habe ihn mit Herrmann hier am Wege gefunden. – [Illustration: Abb. 13. =Hallimasch=] Nun kehren wir im Klotzscher Bahnhof ein. Hernach durchstöbern wir den zur Heide gehörigen Klotzscher Waldpark und das südlich davon gelegene Waldgebiet. Da entnehmen wir einem prächtigen Moospolster den keulenfüßigen Trichterling (~Clitocybe clavipes~): auf einem braungrauen Stiele mit dickkeuliger Basis sitzt ein ebenso gefärbter, tiefgetrichterter, schwachgebuckelter Hut, der gelbweiße, schmale, herablaufende Lamellen hat. – Und dort vor der stattlichen Buche eine Menge Flaschenstäublinge (~Lycoperdon gemmatum~, Abb. 12), bovistähnliche, flaschenförmige, weißliche Pilze, die mit zerbrechlichen Stacheln massig bedeckt sind. Jung genießbar. Die älteren haben eine graubräunliche Färbung. – Von feuchten Stellen leuchtet uns der orangerote Schüsselpilz entgegen (~Aleuria aurantiaca~), zwei bis zehn Zentimeter große, orangerote Näpfchen, deren Außenseite etwas blasser ist. In der Farbe ähnlich, aber kleiner und flacher ist der spindelsporige Schüsselpilz (~Humaria ollaris~), den wir in dieser Gegend auch finden können. – Weiter nach Süden zu fallen uns noch einige Schnitzlinge auf, der weißschneidige (~Naucoria tenax~): ein höchstens drei Zentimeter breiter, ockerbräunlicher, durchscheinend geriefter Glockenhut mit rostbraunen, weißschneidigen Lamellen sitzt auf einem rotbraunen, gleichdünnen Stiele, der blasse Schüppchen trägt. Sodann der braungrüne Schnitzling (~Naucoria myosotis~) auf Buchenlaub. Ihn erkennen wir sofort an den blaugrünlichen Stellen des sonst bräunlichen, im Alter gilbenden Glockenhütchens. Seine anfangs weißen, später rostbraunen Lamellen haben eine weiße, gesägte Schneide. Sein blaßbräunlicher, gefaserter, schlanker Stiel hat eine bereifte Spitze. – Nachher einer, der uns durch seinen braunschwarzen Stiel und seinen gurkenähnlichen Geruch sofort auffällt, es ist der Gurken-Schnitzling (~Naucoria cucumis~). Der drei Zentimeter breite, kastanienbraune Kegelhut hat einen gelblichen Rand, der im feuchten Zustande durchscheinend gerieft ist. Seine rötlichgelben Lamellen sind breit und frei. [Illustration: Abb. 14. =Großer Gelbfuß=] September! Unser Pilzeifer wächst in demselben Maße, wie die Tageshelle abnimmt. Wir verlassen die Linie 11 bei der Saloppe und gehen nochmals durch den Schotengrund. Hier finden wir zunächst den galligen Täubling (~Russ. fellea~), ockerblaß in allen Teilen und scharf schmeckend, während der ähnliche Ocker-Täubling (~Russ. ochracea~) mild ist. – Am Südende des Eisenborngrundes wächst der graugrüne Milchling (~Lactarius blennius~), erkenntlich am graugrünen, schmierigen Hute, der oft rötliche Flecke zeigt und weißliche, sehr gedrängte, herablaufende Lamellen hat. Der etwas blassere Stiel ist schmierig, gleichdick und fast grubig. Seine weiße, scharfe Milch sieht eingetrocknet graugrün aus. – Weiter oben guckt aus dem Laube des Buchenwaldes ein winziges, schwarzes Kerlchen: der bereifte Helmling (~Mycena atroalba~). Hut schwarzbraun, ein bis zwei Zentimeter breit, wie bereift, runzlig-gerieft, glanzlos, glockig; Lamellen grau, dick, entfernt, angeheftet; Stiel unten schwarz, oben grau, oft verdreht, knorpelig, hohl; Fleisch graubraun, mild, geruchlos, saftreich. – An den Absperrungsstangen des ersten Teiches wächst die Fenchel-Tramete (~Trametes odorata~). Sie sitzt am Stamm wie eine rotbraune, filzige, konzentrisch gefurchte Konsole, deren schlitzlöcherige Unterseite zimtfarbig aussieht. – Und gleich daneben der schmucke Zaunblättling (~Lenzites saepiaria~). In Gestalt dem vorigen ähnlich, unterscheidet er sich durch seinen kastanienbraunen, gezonten, filzigen Hut, der einen orangerötlichen Rand hat. Seine rotgelben, dicken Lamellen sind verzweigt. Sein zimtfarbiges, lederhartes Fleisch ist ungenießbar. – An einem Stumpfe sitzen rillstielige Helmlinge (~Mycena polygramma~). Ein drei bis vier Zentimeter breiter, hellgrauer, geriefter, nackter Glockenhut sitzt auf einem bläulichgrauen, schlanken, glänzenden Stiele, der regelmäßige Längsriefen zeigt. Seine weißlichen Lamellen nehmen oft einen rötlichen Ton an. – Nach Überquerung der Radeberger Straße streifen wir nördlich dem Forstehrenmale zu. In Mengen der blaßgelbe Täubling (~Russ. ochroleuca~). Der blaßockergelbe, sechs bis acht Zentimeter breite Hut mit schwach gerieftem Rand sitzt auf einem weißlichen, gerunzelten Stiel. Lamellen weiß, Fleisch scharf. – Ein anderer beißender Täubling steht nicht weit davon: der tränende (~Russ. sardonia~), über den die Spezialforscher auch noch nicht einig sind. Ihn erkennt man am sichersten an dem schwefelgelblichen Tone der oft tränenden Lamellen, denn dieses Gelb haben andere Täublingslamellen nicht. Kennzeichnend ist ferner das Rotviolett des Stieles. Die Farbe des Hutes ist veränderlich, meist ist es ein trübes Violettrot. Manche halten ihn für giftig, was noch zu beweisen wäre. – Lieber als diesen finden wir den eßbaren bereiften Täubling (~Russ. xerampelina~). Sein blaupurpurner Hut ist zart bereift; sein weißer, oft rosa angelaufener Stiel hat weißes, nicht verfärbendes Fleisch, das am Stielfuße nach Jodoform riecht (Schäffer). – Und dort in Massen der Hallimasch (~Clitocybe mellea~, Abb. 13), von allen Baumfreunden gehaßt, weil er als gieriger Holzzerstörer großen Schaden anrichtet. Das Honiggelb seines beschuppten, fünf bis zehn Zentimeter breiten Hutes spielt oft ins Grünliche; Lamellen rötlichgelb; Stiel braungelb mit aufsteigendem Ring und schwärzender Basis. Seine als ~Rhizomorpha subcorticalis~ bekannten Mycelstränge dringen meist von der Wurzel aus in den Stamm ein. Der Forstmann läßt die erkrankten Bäume fällen oder durch Stichgräben von ihren gesunden Nachbarn absondern. Der Hallimasch wird gern gegessen. – An einem alten Stumpf der Gallert-Stacheling (~Tremellodon gelatinosus~), von Dr. E. Ulbrich kurz und gut Zitterzahn genannt. Ein bräunlicher, gallertartiger, stielloser Hut, der körnigrauh und halbkreisförmig ist, zeigt auf der Unterseite bläulichgraue Stacheln. Eßbar. An einem anderen Stumpfe eine weiße, breite Haut, die am Rande befranst ist, ein großer Rindenpilz (~Corticium giganteum~). Nachher Kuhpilze (~Boletus bovinus~), die zwar eßbar aber wenig begehrt sind. Ein mittelgroßer, rotgelbbräunlicher, schmieriger Hut sitzt auf einem gleichfarbigen, kurzen, glatten Stiele, der im Alter unten trübkarmin wird. Seine graugelben, kurzen, weiten Röhren sind zusammengesetzt und fast herablaufend. – Auch den infolge eifriger Nachstellung immer seltener werdenden Maronenpilz (~Boletus badius~), können wir sammeln. Bekanntlich trägt er auf seinem gelbbraunen, glatten, gleichdicken Stiele einen kastanienbraunen Hut mit blaßgelben Röhren, die nach Druck blau anlaufen. Bläulich wird an der Luft auch das weißliche Fleisch. Weitersuchend gelangen wir an das neue Kriegerdenkmal, das in ergreifender Waldeinsamkeit zwischen uralten Buchen errichtet ist. Ein verzierter Sandsteinblock, in weitem Bogen von einfachen Steinbänken umgeben, zeigt auf der Vorderseite die Inschrift: »In ihren geliebten Wald kehrten nicht zurück:« (folgen die Namen der im Weltkrieg gefallenen Forstleute). Nachdem wir ihnen ein ehrendes Gedenken gewidmet, setzen wir unsere Forschung fort – in der Überzeugung, daß nur ernste Arbeit auf allen Gebieten die Schäden des Krieges heilen kann. In nördlicher Richtung weitergehend, entdecken wir den Erdfaserkopf (~Inocybe geophylla~), einen kleinen, blaßvioletten Pilz mit faserigem Hut und schmutzigbraunen, gedrängten Lamellen. Er kommt auch weiß vor. Sein widerlicher Geruch erstickt jede Lust zum Genießen. Von allen Faserköpfen wird nicht ein einziger gegessen. – Anders beim folgenden, dem Schmerling (~Boletus granulatus~). Dieser schleimige Röhrling ist gekennzeichnet durch die purpurbraunen Wärzchen, die seinen gelben Stiel oben bedecken. Sein bräunlichgelber, fast geflammter Hut hat zitronengelbe Röhren, die später olivgelb werden. Genießbar wie dieser ist der Butterpilz (~Boletus luteus~), der sich durch seinen dunkelbraunen, geflammten Hut von dem schönen Röhrling unterscheidet. Beide sind schleimig und haben gelbe, beringte Stiele. Aber der Ring des Butterpilzes sieht fast heidelbeerfarbig aus, während der seines orangegelben Doppelgängers blaßgelb ist. – Aus dem Grün einer Fichtenschonung leuchtet das Rot einiger Fliegenpilze, genau so eine Waldschönheit wie das herbstliche Ockergelb des massig vorhandenen Waldgrases. Brr, Fäden im Gesicht! »Altweibersommer!« Vielleicht blicken die winzigen Spinnen auf diesen fliegenden Fäden mit Mandarinenstolz auf den hoch oben vorüberknatternden Postflieger, weil ihre Flugfertigkeit die ältere ist. – Wir lagern uns auf blühender Heide und frühstücken. Womit bezauberst du uns nur, o Wald? »Ist es dein Grün, dein heimlich Dunkel, dein buntes Blühn, dein wirres Sonngefunkel?« … Oder steckt in uns ein Erbteil aus den Zeiten unserer Urväter, die hier ihre Götter suchten? – Nun auf und weiter! Wir finden den großen Gelbfuß (~Gomphidius glutinosus~, Abb. 14), auch Schmierling oder Kuhmaul genannt; er ist ein durchaus schleimiger, aber eßbarer Pilz, der uns durch seine lilagrauen, sehr entfernten, dicken, weit herablaufenden Lamellen auffällt. Gelbfüßler nennt Ricken die ganze Gattung, weil bei allen der untere Teil des Stieles gelb ist. Der Hut unseres Pilzes zeigt ein violettliches Schokoladenbraun. – Zwischen Heidelbeersträuchern der grüngelbe Knollenblätterschwamm (~Amanita mappa~, Abb. 15), dessen Hut mit weißen Hüllresten bedeckt ist. Erkenntlich vor allem daran, daß sein Fleisch nach rohen Kartoffeln riecht. Ob dieser gefährliche Giftpilz wirklich manchen Menschen bekommt, ist noch zu beweisen. – Unter den Eichen des Saugartens, den wir nun erreichen, finden wir auch den sehr giftigen olivgrünen Knollenblätterschwamm (~Amanita phalloides~, Abb. 16~a~), der sich vom grünen Täubling schon durch den Ring und die weitrandige Fußknolle am grünlichen Stiel unterscheidet. – Nun schwenken wir halblinks nach Hochmoor und Prießnitzgrund. Hier wächst der giftige Pantherpilz (~Amanita pantherina~). Hut schwarzbraun mit vielen hellen Hüllresten und gerieftem Rand; Lamellen weißlich, gedrängt, fast frei; Stiel weiß, schlank, aufwärts verjüngt, mit weißem Ring und einer Fußknolle, deren obere Ränder fast vom Stiele abstehen. – Ganz ähnlich sieht der eßbare gedrungene oder graue Wulstling aus (~Amanita spissa~), dessen braungraue Hutfarbe auch dunkel sein kann, der aber glatten Hutrand und gerieften Oberstiel hat. Gewöhnlich ist er nicht so schlank wie sein glattstieliger Doppelgänger. Da Verwechselungen nicht ausgeschlossen sind, mag der Unkundige beide unverspeist lassen. – Von ihren Verwandten kommt hier noch der porphyrbraune Wulstling vor (~Amanita porphyrea~), der schon am Lilabraun des Hutes erkannt werden kann. Lamellen weiß, fast gedrängt, angeheftet; Stiel violettgrau mit feiner Zickzackschraffierung, schmalsaumiger Knolle und einem weißlichen Ring, der auf der Unterseite violettgrau aussieht. – Indem wir absteigend der Prießnitz zustreben, finden wir in großer Anzahl Zigeuner, nicht solche die stehlen, sondern die gestohlen sein wollen. Wir geben unserer Freude durch Jodeln Ausdruck, das unsere ebenfalls suchenden Nebenbuhler dort ärgert, aber bei dem gleichgestimmten Echo drüben im Steinbruch Mitfreude auszulösen scheint. Dieser Pilz (~Pholiota caperata~), der von Ricken Runzel-Schüppling genannt wird, weil sein braungelblicher, bereifter Hut gerunzelt ist, gehört zu den wohlschmeckenden. Sein gelblicher, fast zylindrischer Stiel trägt einen dauerhaften, hängenden Ring. Seine gelbrötlichen Lamellen haben eine gekerbte Schneide. – Nun wandern wir im Prießnitzgrunde ein Stück aufwärts. Da hat sich ein Knirps im Grase versteckt: der ledergelbe Schwindling (~Marasmius lupuletorum~). Sein gelbliches, kahles, gewölbtes Hütchen ist etwa drei Zentimeter breit und hat einen ausgebogten Rand, so daß er an einen Regenschirm erinnert. Der rotbraune, unten fast schwarze Stiel ist flockig und hat eine weißkleiige Spitze. Die gelblichen, dicken, breiten Lamellen stehen sehr entfernt und sind breit angeheftet. Das gelbliche Fleisch schmeckt herb und ist nicht genießbar. – An feuchten Stellen wächst der linsenförmige Rübling (~Collybia clusilis~): auf einem grauen, knorpeligen Stiele ein braungrauer, genabelter, ausblassender Hut, der etwa zwei Zentimeter breit ist und einen eingebogenen Rand hat; die weißlichen, breiten Lamellen stehen gedrängt und laufen etwas am Stiel herab. – Dort, wo die Bachstelze aufflog, scheint auch etwas zu stehen. Ganz recht, der ungestielte Krempling (~Paxillus panuoides~): ein ockerbräunliches, flaumiges, unregelmäßiges Hutgebilde mit olivgelben, verästelten Lamellen, die in einem exzentrischen Punkte strahlig zusammenlaufen. – Auf einer Brandstelle, wo vielleicht Wandervögel freventlich abgekocht haben, der Kohlen-Nabeling (~Omphalia maura~): auf schwarzem Stiel ein olivschwärzlicher, glänzender, faseriger Hut, der vier Zentimeter breit ist; Lamellen weiß. Er riecht nach Mehl. – Ah, bist du auch schon heraus, schwarzpunktierter Schneckling? (~Limacium pustulatum~). Unter seinem grauen Hute mit braunem, warzigem Scheitel gewahren wir blauweißliche, dicke, entfernte Lamellen, die weit herablaufen. Der weiße Stiel dieses eßbaren Pilzes hat oben schwarze Pustelchen. – Auf morschem Laub der grüne Träuschling (~Stropharia aeruginosa~). Sein spangrüner, schmieriger, mittelgroßer Hut ist meist mit weißen Schüppchen besetzt. Der gleichfarbige Stiel ist unterhalb des bräunlichen Ringes schuppig. Die Lamellen sind erst rötlichgrau, dann kaffeebraun. Dieser eßbare Pilz gilbt im Alter oft so sehr, daß man ihn kaum wiedererkennt. – Der schuppige Träuschling (~Stropharia squamosa~), den wir an seinem strohgelben, regelmäßig beschuppten Hute erkennen, ist hier auch anzutreffen. – Dasselbe gilt vom zimtfuchsigen Wasserkopf (~Hydrocybe jubarina~), den wir aber heute nicht finden können. – [Illustration: Abb. 15. =Grüngelber Knollenblätterschwamm=] Auf weichem Moose ruhn wir aus. »Über allen Wipfeln ist Ruh …, die Vögelein schweigen im Walde«. Doch da kommt Ersatz. Es ist eine Mädchenschar, die da singend wandert. Alte Lieder aus jungem Munde, sie preisen die Schönheit der Welt. – Auch wir setzen unsere Wanderung fort, biegen kurz vor der Heidemühle links ab, um erst den rotgrün markierten Hutungsweg und dann den Kuhschwanzweg bis zum Dachsenberg zu verfolgen. Bald zeigt sich uns der Lila-Dickfuß (~Inoloma traganum~, Abb. 16~b~), erkenntlich am safrangelben Fleische. Der derbe, seidige, später gilbende Hut und der keulige Stiel sind blaßlila, die gekerbten, breiten, entfernten Lamellen erst safrangelb und später olivbraun. Er gilt als ungenießbar, aber ich aß ihn mit anderen gemischt – ohne Schaden. – Am Stumpfe da der samtige Tannenflämmling (~Flammula sapinea~). Der am Rande orangegelbe, nach der Mitte zu orangebräunlich werdende Hut ist samtig und drei bis neun Zentimeter breit. Die angewachsenen, breiten Lamellen sind erst gummiguttgelb, später ockerrot und bräunen an Wundstellen. Der gefurchte Stiel ist oben gelb und unten braun. Ungenießbar. – In dieser Gegend wächst auch der Nadel-Flämmling (~spumosa~), sowie der derbfleischige (~fusa~). – Dann bemerken wir den Runzelhut (~Myxacium elatius~), auch hoher Schleimfuß genannt. Auf einem blaßvioletten, hohen, in der Mitte ausgebauchten Stiele sitzt ein gelbbrauner, gerunzelter Kegelhut, der rostbraune, quergerunzelte, breite Lamellen hat und wie der Stiel schmierig ist. Eßbar. – Und was steht dort am Stumpf? Der blauende Porling (~Polyporus caesius~): kleine, bläuliche, scharfrandige Muscheln mit weißen, kurzen Röhren, die nach Berührung blaufleckig werden. Selbst das Fleisch ist bläulich durchzogen. – Auch der Lackporling (~Placodes lucidus~) kann in der Heide gefunden werden, besonders am Grunde der Eichen. Hut und Stiel sind bei ihm mit einer glänzenden, braunroten Schicht überzogen, als wäre er lackiert. – Ah, dort lockt uns der orangerote Milchling (~Lactarius aurantiacus~). Wir erkennen ihn an dem Orangerot seines ungezonten Hutes, der etwa vier Zentimeter breit und fast gebuckelt ist. Sein gleichfarbiger Stiel ist bereift und grubig, seine Lamellen sind etwas blasser und weißstaubig. Die bleibendweiße Milch schmeckt mild, so daß wir ihn genießen können. – Häufiger als dieser ist der ebenfalls orangegelb gefärbte falsche Eierschwamm (~Cantharellus aurantiacus~), der nach neuerer Forschung (Neuhoff) zu den Trichterlingen gehört. Von dem bekannten echten Eierschwamm unterscheidet er sich besonders durch die gelbrote Färbung seiner Lamellen. Er kann auch gegessen werden. – Aufgeschaut! Dort oben kreuzen Hirsche unsern Pfad! Sie ahnen kaum, wie hold wir ihnen sind. – Nicht weit vom Weg der violette Stacheling (~Hydnum violascens~). Der weißrandige Hut ist trübviolett und samtig. Die spitzen, dünnen Stacheln sind und bleiben weiß. Der ungleichdicke, kurze Stiel sieht wie der Hut aus. Seltener ist hier der schwarze Stacheling (~Hydnum nigrum~), dessen Hut und Fleisch fast schwarz aussehen. Mitten im Preißelbeergewimmel hocken kastanienbraune Rüblinge (~Collybia butyracea~), auch Butterrüblinge genannt. Wir erkennen diesen mittelgroßen Pilz an dem rotbraunen, furchigen, keulig verdickten Stiele und den gekerbten, gelblichen, breiten Lamellen. Er ist genau so gut eßbar wie sein Systemnachbar, der horngraue Rübling (~Collybia asema~), der auf einem graubraunen, gerillten, keuligen Stiele einen grauen, gerieftrandigen, gebuckelten Hut trägt, welcher drei bis sechs Zentimeter breit wird. – Am Ochsenkopfweg angelangt, schwenken wir westlich ab nach dem Lerchenweg und der Hofewiese zu, weil der bewaldete Dachsenberg keine Aussicht bietet. Dabei entdecken wir den dunkelgenabelten Anis-Trichterling (~Clitocybe suaveolens~). Sein bräunlicher, kleiner Trichterhut hat dunkelbraunen Nabel und durchscheinend gerieften Rand. Die gelblichen, gedrängten Lamellen laufen herab. Der braunrötliche Stiel ist unten verdickt. Dieser gesellig wachsende Trichterling duftet nach Anis und verblaßt bei trockenem Wetter. – Vor dem Farnkraut, wo soeben eine Ringelnatter verschwand, steht ein seltener Wasserkopf: der gelbgeschmückte (~Hydrocybe saniosa~). Der ockerrötliche, vier bis fünf Zentimeter breite Hut fällt durch seine hohe Spitze auf. Der rötlichgelbe, schlanke, verbogene Stiel ist mit gelben Schuppen geschmückt. Die zimtgelben, hellschneidigen Lamellen sind buchtig angewachsen und stehen fast entfernt. – Von seinen Verwandten gibt es hier noch den eingeknickten Wasserkopf (~Hydrocybe angulosa~): Stiel und Hut orangerötlich, Rand eingeknickt, sowie den violettblättrigen (~castanea~), den wir außer an seinen violetten Lamellen an dem sepiabraunen Hute erkennen. Den samtigen Wasserkopf (~Hydrocybe Junghuhnii~) habe ich nur einmal in der Dresdner Heide gefunden. Er hat auf rostbraunem, schlankem Stiele einen etwa drei Zentimeter breiten, zimtbraunen, samtigen, spitzgebuckelten Kegelhut, der trocken gelblich aussieht und zimtgelbe Lamellen hat. Sein ungenießbares Fleisch ist dunkelrostbraun. – Als große Grasinsel mitten im Wald liegt vor uns die Hofewiese, die wir nun betreten. Hier finden wir den schwärzenden Saftling (~Hygrocybe conica~), dessen spitzer, später schwärzender Kegelhut wie eine orangerote Blume aus dem grünen Grase hervorleuchtet. Sein Stiel ist goldgelb und oft verdreht. Seine dicken, freien Lamellen sehen blaßgelb aus. Er ist eßbar. Dasselbe gilt von dem daneben stehenden stumpfen Saftling (~Hygrocybe chlorophana~), der einen zitronengelben, später verblassenden, schmierigen Glockenhut hat, welcher auf einem grünlichgelben, glanzlosen Stiele sitzt. Die blaßzitronengelben, dicken, entfernten Lamellen sind ausgerandet = angeheftet. – Endlich Rast und Atzung. Der Rucksack liefert Wurst und Brot, die Wirtin kocht den Kaffee. [Illustration: Abb. 16~a~. =Olivgrüner Knollenblätterschwamm=] Dann geht es stracks zum Weißen Hirsch; rotgrün ist unser Weg markiert. Am Wegrand da ein winzig Kerlchen. Auf grauem Stiel ein schwärzlicher, geriefter Glockenhut; Lamellen grau. Aus dem geknickten Stiel fließt weiße Milch. Aha, der weißmilchende Helmling (~Mycena galopus~). – Hier neben grauen Becherflechten noch ein kleiner, der aussieht wie ein Schirm: der gefaltete Nabeling (~Omphalia umbellifera~). Der braungraue, gerippte Hut ist ein Zentimeter breit; Lamellen weißlich, breit, entfernt; Stiel grau, dünn, bereift. – Sodann auf faulenden Pilzen der stäubende Zwitterling (~Nyctalis asterophora~) in großer Zahl: auf weißlichem, verbogenem Stielchen ein weißes, flockiges, halbkugeliges Hütchen, das höchstens zwei Zentimeter breit ist; die weißlichen, dicken Lamellen stehen entfernt; er riecht und schmeckt nach Mehl. – Im Dickicht Hartpilze (~Tricholoma robustum~). Am roströtlichen Stiele bemerken wir oben eine weißliche, ringartige Wulst, über welcher der Stiel weißlich aussieht und blaßschuppig ist. Der kastanienbraune, randwärts mehr ins Rote gehende Hut ist etwa zehn Zentimeter breit. Seine gelblichen, breiten, gedrängten Lamellen sind tief ausgebuchtet. – Seltener als dieser ist in der Heide der fast beringte Ritterling (~Tricholoma albobrunneum~), der wie der vorige oben am braunroten Stiele eine scharf abgegrenzte, weiße, mehlige Zone hat, so daß er beringt erscheinen kann. Der rotbraune, schleimige Hut hat eine warzige Scheibe und rötliche, breite, gedrängte Lamellen. Das weiße, nach Mehl riechende Fleisch hat bitteren Nachgeschmack, wird aber von manchen gegessen. – Und was leuchtet dort vom dicken Stumpf? Feuergelbe Schüpplinge (~Pholiota flammans~). Der beringte Stiel und der mittelgroße Hut sind feuergelb und ruppigschuppig. Die goldgelben, gedrängten, sehr schmalen Lamellen sind ausgerandet = angeheftet und werden im Alter roströtlich. Sein zitronengelbes Fleisch riecht nach Rettich und ist ungenießbar. Aber der hier auch vorkommende sparrige Schüppling (~Pholiota squarrosa~) kann gegessen werden. Er riecht wie der vorige, ist aber rötlichocker gefärbt und etwas größer. [Illustration: Abb. 16~b~. =Lila-Dickfuß=] Die nächste Pilzfahrt unternehmen wir Anfang Oktober, nachdem wir beim Wilden Mann die Linie 6 verlassen haben. Im Walde angelangt, suchen wir rechts und links der Großenhainer Straße und finden zunächst die Herbstlorchel (~Helvella crispa~). Der Hut ist ein hellgelbes, vielfach gelapptes Gebilde, dessen Ränder etwas am Stiele herabhängen. Der gleichfarbige, dicke, nach oben verjüngte Stiel hat ungleiche Gruben. Obschon bei Lorcheln Vorsicht geboten ist, sammeln wir ihn und die übrigen zum Verspeisen. – Indem wir rechts abbiegend der Schänke »Zum letzten Heller« zustreben, gewahren wir den Birken-Porling (~Placodes betulinus~). Der rotbraune, ungezonte, kahle, dicke Hut sitzt konsolig am Birkenstamm. Seine weißen Röhren sind kurz und eng. Sein reinweißes Fleisch ist korkig. – Sodann bemerken wir nierenförmige Wärzlinge (~Thelephora terrestris~). Wie braune, weißrandige Filzlappen überkriechen sie den mageren Sandboden. Auch der trichterförmige Wärzling (~Thelephora caryophyllea~) ist in der Dresdner Heide zu finden. – An einem Baumstumpfe rauchblättrige Schwefelköpfe (~Hypholoma capnoides~), so genannt, weil die Unterseite seines zitronengelben Hutes bläulichgraue Lamellen zeigt. Sein Stiel sieht fuchsrot aus. Da er zu den fünf genießbaren Saumpilzen gehört, pflücken wir einige Büschel für die Küche. Aber den ganz ähnlichen daneben mit grünlichen Lamellen empfehlen wir nur unseren ärgsten Feinden, es ist der büschelige Schwefelkopf. Weniger häufig als dieser ist in der Heide der ziegelrote Schwefelkopf (~Hypholoma sublateritium~), den wir an seiner fuchsroten Farbe erkennen, noch seltener der an Laubholzstümpfen wachsende zartbehangene Saumpilz (~Hypholoma hydrophilum~). Sein kastanienbrauner Hut hat einen durchscheinend gerieften Rand, der meist mit kurzen Hüllresten behangen ist. Die bräunlichen, dünnen Lamellen stehen gedrängt und haben meist eine weiße Schneide. Der bräunliche, hohle Stiel ist wellig-uneben. Die letzten beiden sind genießbar. – Nun besuchen wir den Olterstein, einen mächtigen erratischen Block, welcher der Frühlingsgöttin Oldera geweiht war. Dann ersteigen wir die Hellerhöhe, von der aus früher manch eine Rauchsäule aufgestiegen sein mag, entweder zur Versöhnung der Götter oder zur Warnung vor nahenden Feinden. Hier lagern wir und überblicken den unten liegenden Exerzierplatz. Er erinnert uns an die Sandwehen, die früher in der Heide eine Plage waren, erinnert auch an die später hier vollzogenen militärischen Übungen. Vorbei, vorbei! »Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.« – Nordöstlich nach Hellerau zu streichend, kommen wir in einen Birkenhain. Da sichten wir den gelbblättrigen Ritterling (~Tricholoma flavobrunneum~): Auf einem rotbraunen, faserigen, nach unten verjüngten Stiele ein gleichfarbiger, gebuckelter, faseriger Hut mit blaßgelben, rotschneidigen, ausgebuchteten Lamellen. Eßbar. Aber nicht der daneben, der striegelige Schichtpilz (~Stereum hirsutum~). An diesem gelblichen, stiellos aufsitzenden Hautgebilde fällt uns besonders die orangegelbe, glatte Unterseite auf. – Das Laub der Birken wird schon fahl. »Hier muß man im Frühling sein, wenn der Mai das sehnende Lichtgrün des zierlichen Birkenwaldes hervorgezaubert hat. Dann werden die Reihen zu festlichen Aufzügen« (Bölsche). Nun wieder in den Kiefernwald! Wir finden den massigen Schleimkopf (~Phlegmacium saginum~). Auf einem blaßvioletten, ausgebauchten Stiele sitzt ein löwengelber, schmieriger Hut, der acht bis zwölf Zentimeter breit ist und blaßbräunliche Lamellen hat. Letztere sind aber bei den jungen blaßlila. Diese Veränderlichkeit macht bekanntlich das Studium der Schleierlinge schwer. Am tollsten treibt es der hier auch vorkommende verfärbende Schleimkopf (~Phlegmacium largum~). Sein Hut, anfangs lilablau, bräunt sich im Alter dermaßen, daß schließlich keine Spur von lila mehr vorhanden ist. Die gedrängten, ausgebuchteten Lamellen gehen von lila über braungelb zu zimtbraun über. Auch der kurze, knollige, zartviolette Stiel blaßt später aus. – Dicht geschart steht hier der Nadelschwindling (~Marasmius perforans~). Er trägt auf schwarzbraunem, glanzlosem Stielchen einen blaßbräunlichen, runzeligen Hut, der höchstens eineinhalb Zentimeter breit wird. Von seinen rötlichen, ungleichen Lamellen gehen nur wenige bis an den Stiel heran. Weil sein Fleisch – gerieben – nach Knoblauch riecht, wird er von manchen mit dem geruchsgleichen Küchenschwindling (~Mousseron~) verwechselt, der aber größer ist und einen fleischrötlichen Stiel hat. Verzeihlicher ist eine Verwechselung mit dem hier massenhaft vorkommenden Roßhaarschwindling (~Marasmius androsaceus~), dessen winziger, fahlbrauner Hut nicht gerunzelt, sondern regelmäßig gerieft ist. – Nördlich vom Heller fällt uns das häufige Vorkommen des rosaroten Gelbfußes auf (~Gomphidius roseus~). Der kleine, schmierige, stumpfe Hut ist schmutzigrosa. Die weißen, entfernten, herablaufenden Lamellen sind schwarz bestäubt. Der rötliche, fast beringte Stiel ist unten gelb und zugespitzt. Auch der kupferrote Gelbfuß kommt hier vor (~Gomphidius viscidus~). Größer als der vorige, zeichnet er sich besonders durch die kupferrote Färbung seines klebrigen Kegelhutes aus. Er hat gleichfarbigen Stiel und graue Lamellen. Alle Gelbfüße sind eßbar. Aber der dort nicht. Ein Schwefelkopf? Nein, der schwefelgelbe Flämmling (~Flammula flavida~). Der schwefelgelbe, vier bis sieben Zentimeter breite Hut hat rotgelbe Lamellen. Der faserige, ungleichdicke Stiel ist oben schwefelgelb, unten rostbräunlich. Das zitronengelbe Fleisch ist fast geruchlos. Nach erquickender Einkehr im Schänkhübel wandern wir auf einem südlich ausbiegenden Umwege durch den Klotzscher Waldpark dem Prießnitzgrunde zu. Hierbei sammeln wir in Buchennähe den plattfüßigen Klumpfuß (~Phlegmacium pansa~). Der junge ist erkenntlich an den purpurblauen Lamellen, die allerdings später zimtfarbig werden. Der fünf bis zehn Zentimeter breite, orangefuchsige, meist gefleckte Hut hat einen blassen, filzigen, eingeknickten Rand. Der knollenlose, gelbliche Stiel sieht an der Spitze meist blaßviolett aus. – Der Elfenbein-Schneckling (~Limacium eburneum~), ist nun auch heraus. Diesen eßbaren, weißen Pilz erkennt man an seinen dicken, entfernten, herablaufenden Lamellen. – Neben einer stattlichen Kiefer stehen mehrere Exemplare vom lilafüßigen Schleimkopf (~Phlegmacium compar~): auf weißem, oben bläulichem Stiel ein löwengelber, zwei bis fünf Zentimeter breiter, schleimiger Hut, der bräunlich-gelbe Lamellen hat, die später zimtfarbig werden. Genießbar. – Und da auf einem faulenden Täubling der weiße Sklerotien-Rübling (~Collybia tuberosa~). Weißliche, kaum ein Zentimeter breite, gebuckelte Hütchen mit weißen, gedrängten Lamellen sitzen auf bräunlichen, dünnen Stielchen. – Nun lenken wir in den Prießnitzgrund ein, der im Herbst seine volle Schönheit entfaltet, so daß man von einer Waldsymphonie sprechen kann. Das Goldocker besonnter Buchen und das Dunkelkarmin der Roteichen hebt sich vom melancholischen Dunkelgrün der Nadelbäume reizvoll ab. Da gibt es Kiefern, die der Forstmann gnädig über hundert Jahre alt werden ließ, so daß sie nun erst ihre eigenartige Schönheit entwickeln können. Da ragen Fichten und Tannen, die vielleicht doppelt so alt sind, so daß wir an den Schwarzwald erinnert werden. Und zwischendurch schlängelt murmelnd die Prießnitz, in deren hellem Wasser sich Forellen tummeln und grüne Polster flutender Wasserpflanzen schaukeln. Ein Paradies für Eisvogel und Wasseramsel und auch für uns. Der Mannigfaltigkeit des Baumwuchses entspricht die der Pilzflora. Auf dem breiten Stumpfe einer Erle wuchert der fleischrote Gallertbecher (~Coryne sarcoides~): trübviolettrote, kelchförmige Fruchtscheiben, die etwa ein Zentimeter breit sind und sich gallertartig anfühlen. Auch der ihm verwandte Schmutzbecherling (~Bulgaria polymorpha~) ist hier an Laubholzstämmen zu finden: schwarze, flache Näpfchen, die zwei bis vier Zentimeter hoch und breit werden. – Und dort der glänzende Gürtelfuß (~Telamonia rigida~). Er hat einen kastanienbraunen, glänzenden, drei bis fünf Zentimeter breiten Kegelhut, der durch seinen weißen Rand auffällt. Seine bräunlichen Lamellen stehen fast gedrängt. Der ockerbräunliche Stiel ist meist undeutlich gegürtelt. – An einem Stamme der abgeflachte Schichtporling (~Placodes applanatus~): nierenförmige Konsole, die mit einer braungrauen, pergamentartigen Schicht überzogen sind und unten weiße, enge Röhren zeigen. – Zwischen grünem Moos der ockergelbe, schuppige Amiant-Schirmling (~Lepiota amianthina~), ein kleiner, kegelhütiger Pilz mit gelben Lamellen. Von seinen Verwandten gibt es hier außer den früher erwähnten den rostroten Schirmling (~Lepiota granulosa~): Hut zimtrot, körnig, vier bis fünf Zentimeter breit mit gelblichweißen, abgerundeten Lamellen; Stiel wie Hut gefärbt aber blasser und nie knollig. Ferner den starkriechenden (~Lepiota carcharias~). Ihn erkennen wir schon an dem häßlichen, leuchtgasähnlichen Geruch, sowie an dem Rötlichgrau seines körnigen, mittelgroßen Kegelhutes und seines ebenfalls körnigen, aufsteigend-beringten Stieles. Unser letzter Ausflug erfolgt Mitte Oktober. Wir schlagen zum zweiten Male die Richtung des Kannhenkelweges ein. Nördlich vom Militärlazarett stehen in großer Menge die eßbaren graublätterigen Ritterlinge (~Tricholoma terreum~). Der mittelgroße, mäusegraue, filzige Hut hat blaßgraue, gekerbte Lamellen. Der graue, faserige, gleichdicke Stiel hat eine mehlige Spitze. Sein geruchloses, mildes Fleisch schmeckt schwach nach Mehl. – Weiter nördlich erbeuten wir einen seltenen, den rötenden Ritterling (~Tricholoma leucocephalum~), so genannt, weil seine weiße Farbe später in gelbrötlich übergeht. Der schwachgebuckelte, dünnfleischige Hut wird fünf bis sechs Zentimeter breit. Die weißlichen, gedrängten, breiten Lamellen sind meist ausgebuchtet. Der faserige (nicht geriefte) Stiel ist abwärts verjüngt. Selbst das mehlartig schmeckende, weißliche, genießbare Fleisch läuft rötlich an. Auch den rußiggestreiften Ritterling (~Tricholoma portentosum~) treffen wir nun an. Hut grau, durch violettschwarze Fäden gestreift; Lamellen gelblichweiß, ziemlich dick; Stiel grünlichweiß und gefasert. Eßbar. Endlich auch einen Grünling (~Tricholoma equestre~), der sich als Marktpilz und durch seine grüngelbe Färbung so eingeprägt hat, daß eine Beschreibung überflüssig erscheint. – Am Wegrand da der Winter-Fälbling (~Hebeloma hiemale~). Er verrät sich uns durch die bräunliche Mitte seines graugelben Hutes und durch die kleiige Spitze seines gleichfarbigen, hohlen Stieles. Die Lamellen sehen bräunlich aus. Ungeachtet seines bitteren Geschmackes wird er von manchen gegessen. – Sehr oft begegnen wir ferner dem gerieften Wasserkopfe (~Hydrocybe acuta~), der truppweise den Waldboden bevölkert. Sein ockerbrauner, geriefter, spitzgebuckelter Kegelhut mit ockergelben, schmalen Lamellen sitzt auf einem blaßgelben, verbogenen Stiele. Die Genießbarkeit dieses Pilzchens ist noch nicht festgestellt. Viel schöner sieht der Aprikosen-Wasserkopf aus (~Hydrocybe armeniaca~), den wir nun finden. Weithin leuchtet sein orangebräunlicher, mittelgroßer Glockenhut, der zimtfuchsige, breite Lamellen hat. Vom eingeknickten Wasserkopf unterscheidet er sich besonders durch einen weißen Stiel. Seine Genießbarkeit ist noch nicht erprobt. Nach Überschreitung der Prießnitz gehen wir ein Stück talab, um dann rechts abbiegend auf dem gelbweiß markierten Wege die Hofewiese zu erreichen. Da, wo das Wiesel aufsprang, Frost-Schnecklinge (~Limacium hypothejum~). Ihre schleimigen, olivbraunen, faserig-gestreiften Hüte haben orangegelbliche Lamellen und gelbliche, schleimige Stiele, die oben wie beringt aussehen. (Schleierreste.) Weil sie genießbar sind, nehmen wir eine Anzahl mit. Dann finden wir auch den olivgestiefelten Schneckling (~Limacium olivaceoalbum~), der ebenfalls eßbar ist. Er hat einen olivbraunen, schleimigen, gebuckelten Hut, der nach dem Rande zu heller wird und vier bis sieben Zentimeter breit ist. Weiß die herablaufenden Lamellen, weißlich der gestiefelt erscheinende, schleimige Stiel, welcher oben eine trockene, flockige Zone hat. An Frost gemahnt der Winter-Schnitzling (~Naucoria pellucida~). Sein zimtgelber, drei Zentimeter breiter Glockenhut ist durchscheinend gerieft und hat blaßzimtfarbige, gewimperte Lamellen. Sein gleichfarbiger, aber blasserer, aufwärts verjüngter Stiel hat eine bereifte Spitze. – Nun ist auch der Winter-Trichterling heraus (~Clitocybe brumalis~), ein kleiner, weicher Pilz, dessen olivgraue Farbe sich ebenso schwer beschreiben wie malen läßt. Am besten erkennt man ihn an dem gallertigen, stark ausblassenden Fleische. – Am Raine hier neben grüngrauen Becherflechten und leuchtenden Preißelbeeren die gelbstielige Keule (~Clavaria argillacea~): ein blaßgelbes, drei bis fünf Zentimeter hohes, keuliges Gebilde, das unten goldgelb aussieht. – Am Rande einer Schonung der Kiefernzapfen-Rübling (~Collybia esculenta~), so genannt, weil sein gelbfuchsiger, schlanker Stiel immer einem Kiefernzapfen entspringt. Sein zimtbräunlicher Hut wird ein bis zwei Zentimeter breit und hat gelbliche, gedrängte Lamellen. Eßbar. Kurz vor der Hofewiese stoßen wir noch auf einen gesellig wachsenden Rübling, den wir nach seinen weißlichen, sehr schmalen, gedrängten, gekerbten Lamellen für den gekerbtblättrigen (~Collybia prolixa~) halten müssen. Hut rotbräunlich, glatt, kahl, drei bis fünf Zentimeter breit; Stiel gelblich, gerieft, gleichdick. Auf dem Weg zum Gasthaus bemerken wir noch auf der Hofewiese den Schnee-Ellerling (~Camarophyllus niveus~). Ein kleiner, durchaus weißer Pilz, dessen Hutspitze nach Frost meist rötlich aussieht und dessen entfernte Lamellen weit herablaufen. Eßbar. Endlich Rast und Ruh und etwas zum Schlucken. – Hierauf wandern wir in der Richtung des Gänsefuß-Weges nach der Heidemühle. Wir finden den Wetterstern (~Astraeus hygrometricus~). Eine graubraune Kugel, zwei bis drei Zentimeter breit, sitzt genau wie beim Erdstern auf grauen, einwärts gebogenen, zugespitzten Lappen. Letztere biegen sich bei sehr trockenem Wetter über die erwähnte Kugel. Dieser hygrometrischen Einstellung verdankt er seinen Namen. In einem Fichtengebüsch entdecken wir den bärtigen Ritterling (~Tricholoma vaccinum~). Sein kupferroter Hut hat breite, sparrige Schuppen und einen grobfransigen Rand, der lange eingerollt bleibt. Die rötlichen Lamellen sind ziemlich breit. Der Stiel, in Farbe und Beschuppung dem Hute gleich, ist stets hohl. Er schmeckt schlecht. Nicht viel besser mundet der Seifen-Ritterling (~Tricholoma saponaceum~). Diesen veränderlichen Kauz erkennt man am sichersten an dem seifenartigen Geruch. Die grüngraue, nach dem Rande zu blassende Farbe seines mittelgroßen Hutes nimmt oft rötliche Töne an. Die grüngelblichen Lamellen sind ziemlich dick. Der hellgraue, meist ausgebauchte Stiel wird im Alter oft rötlich und kann sowohl glatt wie beschuppt sein. Ob der mit schuppigem Stiele eine Laubwaldform ist, konnte ich noch nicht feststellen. – An einem Stumpf bunte Porlinge (~Polystictus versicolor~), die von Ricken Schmetterling-Porlinge genannt werden. Der halbkreisförmige, dünne, lederige Muschelhut ist samtig und zeigt verschiedene Zonen: bräunliche, grünliche, violettgraue u. a. Durch diese Buntheit unterscheidet er sich von dem ähnlichen Zonen-Porling (~Polystictus zonatus~), der ebenfalls samtig und gezont ist, aber nur fuchsige und ockerbräunliche Töne zeigt. Bei beiden sind Röhrenschicht und Substanz weiß. – Ganz anders der hier auch vorkommende weißliche Porling (~Polystictus albidus~), dessen Röhren und Substanz zwar auch weiß sind, der aber einen ungezonten, weißlichen, runzligen Muschelhut hat. An einem anderen Stumpfe fällt uns eine weiße, häutige Schicht auf, deren feine Poren nach oben gerichtet sind, also ein aufliegender Porling: ~Poria vulgaris~. In der Heidemühle kehren wir ein. Hier, wo die Oktoberkühle alles zusammengedrängt hat, herrscht heute eine eigenartige, fast poetische Stimmung. Am Klavier sitzt ein alter Herr, vielleicht ein echter Waldschulmeister und spielt so ausdrucksvoll, daß alles lauscht und manchmal mitsummt, erst Klassisches, dann Volkslieder: »Ich kenn einen hellen Edelstein«, »Jetzt gang ich ans Brünnerle«, »Muß i denn zum Städtele hinaus«, »Wer hat dich, du schöner Wald« und wie die Perlen alle heißen. Das Mitsummen wird immer andächtiger, immer lauter und geht über in ein allgemeines Mitsingen. Endlich kommt auch das ergreifende Lied: »Aus der Jugendzeit«. Nach dessen Vollendung wischt sich der Alte verstohlen eine Träne aus dem Auge und setzt sich still auf seinen Platz. Da nimmt ein junger Fant am Klavier Platz, offenbar, um das schlichte Spiel des Alten zu übertrumpfen. Bald schwirren Operettenmelodien durch das Zimmer. Das klingt nach Sekt und Übermut, nach Modetanz und freier Liebe. Gewiß, das Spiel ist glatt und raffiniert, doch eines fehlt: die deutsche Seele. Der andere ist mir lieber. – Schirm dich Gott, mein deutsches Volk, vor solchem Geist. Mit diesem Gedanken nehmen wir unsere Wanderung wieder auf. Wir gehen nun östlich von der Radeberger Straße heimwärts. An einer Fichte gewahren wir eine höckerige, braunschwarze Konsole mit zinnoberrötlichem Rande und gelbbräunlicher Röhrenschicht. Aha, der rotrandige Schichtporling (~Placodes ungulatus~). – Und dort? Totentrompeten? Nein, es ist in Massen der durchbohrte Leistling (~Cantharellus infundibuliformis~). Ein etwa vier Zentimeter breiter, umbrabrauner Trichterhut sitzt auf einem trübgelben, unebenen, oft breitgedrückten Stiele, dessen Höhlung erst am oberen Hutrande endet. Die breiten, mehrfach verzweigten Lamellen laufen am Stiele herab und zeigen ein eigentümliches Gelbgrau. Wir sammeln für die Küche. Dann finden wir den gefleckten Rübling (~Collybia maculata~), der nun in Scharen auftritt. Durchaus weiß; der fünf bis zehn Zentimeter breite Hut hat kupferrote Flecke; die schmalen, gezähnelten Lamellen stehen sehr gedrängt; der rostfleckige, geriefte Stiel ist oft verdreht und hat einen rostbräunlichen Fuß. – In Birkennähe steht herdig ein weißlicher Trichterling, der ausblassende (~Clitocybe expallens~, Abb. 17): weißlich mit graubrauner, vertiefter Hutmitte; der weißseidige Stiel gleichdünn; die herablaufenden Lamellen fast entfernt. Bei feuchtem Wetter würde der ganze Pilz uns grau erscheinen. Und dort ein noch kleinerer, weißer Trichterling, dessen drei Zentimeter breiter Hut ausnahmsweise nicht getrichtert ist: der wachsstielige (~Clitocybe candicans~). Sein glänzendes, weißes Stielchen ist gekniet und steht auf welkenden Blättern. – Nicht getrichtert ist auch der nebelgraue Trichterling (~Clitocybe nebularis~), den Gramberg treffend Graukopf nennt. Ihn finden wir unter Buchen. Auf einem grauen, faserigen, aufwärts verjüngten Stiele sitzt ein derber, grauer, stumpfer Hut, der acht bis zwölf Zentimeter breit wird und in der Jugend wie bereift aussieht. Seine gelblichen Lamellen stehen gedrängt und laufen kaum herab. Dieser ritterlingähnliche, kräftige Pilz ist eßbar. Gleiches gilt nicht von dem anderen Buchenfreunde dort, vom fuchsigen Klumpfuß (~Phlegmacium fulmineum~), so genannt, weil sein fuchsrötlicher, kurzer Stiel unten eine deutlich berandete Knolle trägt. Der derbe, etwa acht Zentimeter breite Hut ist ebenfalls fuchsig und zeigt oft braune Flecke. Die Lamellen sind erst goldgelb, werden aber später auch fuchsig. [Illustration: Abb. 17. =Ausblassender Trichterling (Hexenring)=] Mit diesem letzten Funde stellen wir fest, daß die Dresdner Heide rund 250 Arten Pilze aufweist. Aber zu den pilzreichen Wäldern zählt sie trotzdem nicht, weil sie in der Nähe einer Großstadt liegt und darum übermäßig abgesucht wird. Möge jeder Heidebesucher durch Befolgung der gelegentlich gegebenen Winke den Pilzbestand der Heide schonen helfen. Nun geht es heimwärts. Ein düsig Wetter heut’, voll Wasserdampf die Luft. In Nebelgrau steht dort der Hochwald, und rechts am Himmel schimmerts gelb: die Sonne geht zur Ruh. Das Gelb wird heller, breiter. Die Wölkchen werden langsam violett – ein wundervolles Farbenspiel. Orange wird das Gelb und schließlich rot. In stiller Andacht schaun wir auf und wollen nicht gestört sein. Jetzt brennt ein leuchtend Rot durch schwarze Kiefernwipfel. Der ganze Himmel scheint zu glühn. Kein Maler kann es malen, kein Dichter je beschreiben. Die Abendglocken klingen drein und steigern so die Stimmung. Dann feierliches Dämmern. – »Der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel – wunderbar!« Zum Schlusse sei Herrn Georg Marschner für die überaus wertvollen und seltenen Naturaufnahmen herzlicher Dank gesagt. Alphabetische Übersicht Nummern von Rickens Vademecum nachgestellt 1. ~Amanita junquillea Qu.~ 9. 2. ~Amanita mappa Batsch.~ 8. 3. ~Amanita muscaria L.~ 11. 4. ~Amanita pantherina Cand.~ 7. 5. ~Amanita phalloides F.~ 4. 6. ~Amanita porphyrea F.~ 6. 7. ~Amanita rubescens F.~ 18. 8. ~Amanita spissa F.~ 16. ~Amanitopsis vaginata~ 20. ~Bolbitius titubans~ 1151. ~Boletus badius~ 1418. ~Boletus bovinus~ 1417. ~Boletus castaneus~ 1430. ~Boletus chrysenteron~ 1421. ~Boletus cyanescens~ 1429. ~Boletus elegans~ 1411. ~Boletus felleus~ 1428. ~Boletus granulatus~ 1413. ~Boletus luteus~ 1412. ~Boletus piperatus~ 1416. ~Boletus rubellus Krombholz.~ ~Boletus strobilaceus~ 1404. ~Boletus subtomentosus~ 1420. ~Boletus variegatus~ 1425. ~Bulgaria polymorpha~ 1989. ~Calocera viscosa Pers.~ 1728. ~Camarophyllus virgineus Wulf.~ 1341. ~Cantharellus aurantiacus Wulf.~ 1396. ~Cantharellus cibarius Fr.~ 1387. ~Cantharellus infundibuliformis Scop.~ 1392. ~Clavaria argillacea Pers.~ 1720. ~Clavaria similis Boud.-Pat.~ 1718. ~Clitocybe brumalis Fr.~ 230. ~Clitocybe candicans Pers.~ 182. ~Clitocybe clavipes Pers.~ 211. ~Clitocybe dealbata Sow.~ 180. ~Clitocybe expallens Pers.~ 216. ~Clitocybe laccata Scop.~ 233. ~Clitocybe mellea Wahl.~ 168. ~Clitocybe nebularis Batsch.~ 210. ~Clitocybe pityophila Secr.~ 177. ~Clitocybe suaveolens Schum.~ 227. ~Collybia asema Fr.~ 322. ~Collybia butyracea Bull.~ 321. ~Collybia cirrhata Schum.~ 352. ~Collybia clusilis Fr.~ 306. ~Collybia dryophila Bull.~ 335. ~Collybia esculenta Wulf.~ 338. ~Collybia fusipes Bull.~ 318. ~Collybia maculata Sow.~ 327. ~Collybia radicata Relh.~ 314. ~Collybia tuberosa Bull.~ 353. ~Coprinus disseminatus Pers.~ 1141. ~Coprinus micaceus Bull.~ 1129. ~Coprinus nycthemerus Vail.~ 1114. ~Coryne sarcoides Jacq.~ ~Craterellus cornucopioides L.~ 1661. ~Cyathus crucibulum Hoffm.~ 1763. ~Dermocybe anthracina Fr.~ 678. ~Dermocybe cinnamomea L.~ 681. ~Flammula flavida Schff.~ 805. ~Flammula fusa Batsch.~ 810. ~Flammula sapinea Fr.~ 814. ~Flammula spumosa Fr.~ 803. ~Galera tenera Schff.~ 867. ~Galera hypnorum Schrank.~ 878. ~Galera mniophila Lasch.~ 879. ~Galera paludosa Fr.~ 871. ~Geaster coronatus Schff.~ 1772. ~Gomphidius glutinosus Schff.~ 1382. ~Gomphidius roseus Fr.~ 1381. ~Gomphidius viscidus L.~ 1380. ~Hebeloma crustuliniforme Bull.~ 558. ~Hebeloma hiemale Bres.~ 564. ~Helvella crispa Scop.~ 1865. ~Helvella lacunosa.~ ~Humaria ollaris Fr.~ 1930. ~Hydnangium carneum Wallr.~ 1830. ~Hydnum imbricatum L.~ 1606. ~Hydnum nigrum Fr.~ 1607. ~Hydnum repandum L.~ 1594. ~Hydnum squamosum Schff.~ 1604. ~Hydnum violascens Schw.~ 1598. ~Hydrocybe acuta Fr.~ 756. ~Hydrocybe angulosa Fr.~ 736. ~Hydrocybe armeniaca Schff.~ 763. ~Hydrocybe castanea Bull.~ 741. ~Hydrocybe jubarina Fr.~ 752. ~Hydrocybe Junghuhnii F.~ 753. ~Hydrocybe saniosa Fr.~ 734. ~Hygrocybe conica Scop.~ 1322. ~Hygrocybe chlorophana Fr.~ 1326. ~Hypholoma capnoides Fr.~ 1040. ~Hypholoma fasciculare Huds.~ 1043. ~Hypholoma hydrophilum Bull.~ 1038. ~Inocybe dulcamara Schw.~ 515. ~Inocybe lacera Fr.~ 508. ~Inocybe maritima Fr.~ 502. ~Inocybe Trinii Weinm.~ 538. ~Inocybe umbrina Bres.~ 518. ~Lactarius blennius Fr.~ 1244. ~Lactarius camphoratus Bull.~ 1270. ~Lactarius chrysorheus Fr.~ 1238. ~Lactarius deliciosus L.~ 1239. ~Lactarius flexuosus Fr.~ 1237. ~Lactarius glyciosmus Fr.~ 1253. ~Lactarius helvus Fr.~ 1254. ~Lactarius piperatus Scop.~ 1234. ~Lactarius pyrogalus Bull.~ 1236. ~Lactarius quietus Fr.~ 1268. ~Lactarius rufus Scop.~ 1258. ~Lactarius theiogalus Bull.~ 1257. ~Lactarius torminosus Schff.~ 1226. ~Lactarius turpis Weinm.~ 1228. ~Lactarius vellereus Fr.~ 1233. ~Lactarius volemus Fr.~ 1265. ~Lenzites saepiaria Wulf.~ 1578. ~Lenzites trabea Pers.~ 1586. ~Leotia gelatinosa Hill.~ 1879. ~Lepiota amianthina Scop.~ 56. ~Lepiota clypeolaria Bull.~ 50. ~Lepiota cristata Bolt.~ 48. ~Lepiota Friesii Lasch.~ 43 ~a~. ~Lepiota procera Scop.~ 30. ~Lepiota rhacodes Vitt.~ 31. ~Limacium eburneum Bull.~ 1376. ~Limacium hypothejum Fr.~ 1366. ~Limacium olivaceo album Fr.~ 1367. ~Limacium pustulatum Pers.~ 1371. ~Lycoperdon gemmatum Batsch.~ 1793. ~Marasmius androsaceus L.~ 1188. ~Marasmius confluens Pers.~ 1156. ~Marasmius lupuletorum Weinm.~ 1170. ~Marasmius perforans Hoffm.~ 1190. ~Marasmius scorodonius Fr.~ 1172. ~Marasmius Wynnei Bk.~ 1169. ~Mycena epipterygia Scop.~ 355. ~Mycena filopes Bull.~ 394. ~Mycena galopus Pers.~ 361. ~Mycena pura Pers.~ 401. ~Mycena polygramma Bull.~ 424. ~Mycena sanguinolenta Schw.~ 365. ~Myxacium elatius Fr.~ 574. ~Myxacium mucosum Bull.~ 572. ~Naucoria cucumis Pers.~ 839. ~Naucoria melinoides Fr.~ 840. ~Naucoria myosotis Fr.~ 826. ~Naucoria pellucida Bull.~ 855. ~Naucoria tenax Fr.~ 825. ~Nolanea pascua Pers.~ 992. ~Nolanea proletaria Fr.~ 995. ~Nyctalis asterophora Fr.~ 1384. ~Omphalia campanella Batsch.~ 285. ~Omphalia leucophylla Fr.~ 248. ~Omphalia maura Fr.~ 246. ~Omphalia umbellifera L.~ 258. ~Panus stipticus Bull.~ 1199. ~Panaeolus campanulatus L.~ 1092. ~Paxillus atrotomentosus Batsch.~ 491. ~Paxillus involutus Batsch.~ 493. ~Paxillus panuoides Fr.~ 489. ~Paxillus prunulus Scop.~ 496. ~Phallus impudicus L.~ 1753. ~Phlegmacium caerulescens Schff.~ 584. ~Phlegmacium compar Fr.~ 637. ~Phlegmacium fulmineum Fr.~ 601. ~Phlegmacium infractum Pers.~ 628. ~Phlegmacium largum Buxb.~ 625. ~Phlegmacium obscurocyaneum Secr.~ 627. ~Phlegmacium pansa Fr.~ 593. ~Pholiota caperata Pers.~ 788. ~Pholiota flammans Fr.~ 782. ~Pholiota mutabilis Schff.~ 796. ~Pholiota squarrosa Fl. Dan.~ 781. ~Placodes betulinus Bull.~ 1551. ~Placodes lucidus Leyß.~ 1532. ~Placodes ungulatus Schff.~ 1546. ~Pluteus cervinus Schff.~ 905. ~Polyporus adustus Willd.~ 1499. ~Polyporus caesius Schrader.~ 1506. ~Polyporus confluens Schw.~ 1460. ~Polyporus leucomelas Pers.~ 1464. ~Polyporus ovinus Schff.~ 1466. ~Polystictus abietinus Dicks.~ 1527. ~Polystictus albidus Troy.~ 1528. ~Polystictus perennis L.~ 1513. ~Polystictus velutinus Pers.~ 1524. ~Polystictus versicolor L.~ 1526. ~Polystictus zonatus Nees.~ 1525. ~Psalliota arvensis Schff.~ 1012. ~Psalliota perrara Schulz.~ 1005. ~Psalliota silvatica Schff.~ 1003. ~Ramaria aurea Schff.~ 1685. ~Ramaria abietina Pers.~ 1694. ~Ramaria botrytis Pers.~ 1688. ~Ramaria cinerea Bull.~ 1701. ~Ramaria grisea Pers.~ 1702. ~Russula adusta Pers.~ 1277. ~Russula alutacea Pers.~ 1302. ~Russula cyanoxantha Schff.~ 1284. ~Russula decolorans Fr.~ 1298. ~Russula depallens Pers.~ 1288. ~Russula emetica Schff.~ 1318. ~Russula fellea Fr.~ 1312. ~Russula fragilis Pers.~ 1319. ~Russula flava Rom.~ (nicht im Vad.) ~Russula graminicolor Secr.~ 1282. ~Russula heterophylla Fr.~ 1285. ~Russula lepida Fr.~ 1290. ~Russula Linnaei Fr.~ 1304. ~Russula livescens Batsch.~ 1279. ~Russula mustelina Fr.~ 1280. ~Russula nauseosa Pers.~ 1308. ~Russula nigricans Bull.~ 1278. ~Russula nitida Pers.~ 1306. ~Russula ochroleuca Pers.~ 1311. ~Russula puellaris Fr.~ 1307. ~Russula sardonia Fr.~ 1316. ~Russula virescens Schff.~ 1281. ~Russula xerampelina Schff.~ 1305. ~Schizophyllum commune Fr.~ 1222. ~Scleroderma vulgare Horn.~ 1784. ~Sparassis crispa Wulf.~ 1673. ~Stereum hirsutum Willd.~ 1658. ~Stropharia aeruginosa Curt.~ 1018. ~Stropharia squamosa Pers.~ 1024. ~Telamonia armillata Fr.~ 694. ~Telamonia gentilis Fr.~ 697. ~Telamonia punctata Pers.~ 713. ~Telamonia rigida Scop.~ 714. ~Thelephora caryophyllea Schff.~ 1666. ~Thelephora laciniata Pers.~ 1668. ~Thelephora terrestris Ehrh.~ 1667. ~Trametes odorata Wulf.~ 1566. ~Trametes pini Thore.~ 1567. ~Trametes protracta Fr.~ 1570. ~Tremellodon gelatinosus Pers.~ 1737. ~Tricholoma albobrunneum Pers.~ 75. ~Tricholoma equestre L.~ 82. ~Tricholoma flavobrunneum Fr.~ 79. ~Tricholoma leucocephalum Fr.~ 129. ~Tricholoma portentosum Fr.~ 84. ~Tricholoma robustum Schw.~ 74. ~Tricholoma rutilans Schff.~ 107. Der Friedhof in der Dresdner Gartenbauausstellung Von Ministerialrat ~Dr.~ _Oskar Kramer_, Dresden Mit Aufnahmen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz Rosenduft umschmeichelt uns, weithin ein Meer von Gelb und Weiß und allen Tönen von Rot, vom lichten Orange bis zum sattesten Purpur, wir stehen im Rosengarten der Dresdner Gartenbauausstellung, umgaukelt von bunten Faltern, umflattert von den gefiederten Sängern des Großen Gartens. Der »Grüne Dom« wirft seinen Schatten über uns weg und schützt uns sorglich vor den Strahlen der endlich erwachten Sonne des heurigen Sommers. Der Lockton der Flöte und Fiedel dringt von irgendwoher zu uns herüber. [Illustration: Abb. 1] Ein Bild des Lebens, der genießenden Freude! Wir treten wenige Schritte zur Seite. Zwei hohe, graue Pylonen stehen wie wehrende Wächter vor uns. Wir gehen zwischen ihnen hindurch. Kühler Schatten umfängt uns. Bleiches Gemäuer schimmert zwischen Büschen. Wir hemmen den Schritt. Wir stehen mitten in einem Friedhof. »Mitten wir im Leben sind Von dem Tod umfangen« scheint es irgendwoher hervorzutönen. Doch nein, wir täuschen uns. Ringsum ist Stille, feierliches Schweigen. Als hätten die Mauer und das Efeugespinst und die ragenden Baumkronen all die Fiedel- und Flötentöne verschluckt, die uns da draußen heiter und lustig gestimmt. Mal an Mal sehen wir die Wegränder säumen und bei unserm Fortschreiten hinter uns zurückbleiben. Steingefaßte Stufen führen zu einem mit unregelmäßigen Steinplatten belegten Rundplatz (Abb. 1). In seiner Mitte – wie eine eherne Säule – eine bronzene Jünglingsgestalt auf niederem Steinsockel, ernst, Schweigen gebietend, zum Beten ermahnend. Nichts Sinnliches, nichts Erdenschweres an ihr. Ringsum, in einem schmalen Rasenstreifen, hochgerichtete Platten, wie bleiche Männer. Zwischen ihnen, wie ermüdet hingesunken, schräg gelehnte Platten. Und über alles, über die breiten Schultern und die schmalen Hüften des Bronzejünglings, über den Plattenboden, den Rasen, die aufgerichteten und die hingelehnten Grabplatten, über den Mauerring, der alles umschließt, über die gelbgrünen Moospolster und farbigen Blumenkissen, die aus dem Gemäuer quellen, gleißen und huschen die Lichter der Sonne. Eine Urnenhalle auf einer Terrasse fängt unseren Blick (Abb. 2). Die drei schlichten Giebel, die sie krönen, und die drei schlanken Öffnungen inmitten ihrer Stirnseite gemahnen symbolisch an die Heilige Dreieinigkeit. Einfaches weißgefugtes Backsteinmauerwerk umrahmt die Öffnungen, bildet die in gotischer Herbheit aufragenden schmucklosen Schäfte zwischen ihnen, bildet Brustwehr und Stufen der Terrasse. Mütterlichen Armen gleich legen sich die Mauern, die rechts und links von der Urnenhalle ausgehen und den Friedhof im Hintergrunde abschließen, um das Gräberfeld. Ein backsteinumrahmtes Tor führt jederseits in einen hinter dem Friedhof sichtbar werdenden Urnenhof. Steinbänke vor den Mauern laden zum Verweilen ein, zum Betrachten und Nachsinnen. Wir folgen der stillen Einladung. [Illustration: Abb. 2] [Illustration: Abb. 3] Vor uns, neben uns Grab an Grab. Aber nicht – wie sonst auf Friedhöfen – eine schattenlose Fläche mit Hügelreihen in gedrängter Enge, einem gut gepflügten, gut genutzten Acker vergleichbar, nur _einen_ Gedanken, _ein_ schreckendes Erkennen auslösend: Wie fruchtbar ist doch die Arbeit des Todes! Keine stachlichen Gitter suchen die Ruhestatt jedes einzelnen noch im Tode gegen den »bösen« Nachbarn zu sichern, keine »Tempel« und »Monumente« lasten hier auf den Leibern der den ewigen Schlaf Schlafenden. [Illustration: Abb. 4] [Illustration: Abb. 5] _Hügellos_ deckt der Rasen wie ein großes grünes Tuch alle die Ruhestätten gemeinsam (Abb. 3–6). Hier und da vereint sie _ein_ Hügel (Abb. 7). Vor den zu Häupten der Grabstellen stehenden hochgerichteten Steinen aber hat die Liebe der Lebenden mit farbigen, duftenden Blumen ihre Zeichen in das grüne Tuch gestickt und gewoben. Kein Gottes_acker_, ein Gottes_garten_! Kein Mal gleicht dem anderen, verschieden ist ihre Form, verschieden ihr Stoff, und doch geht ein Rhythmus durch das Ganze. Die Gesetze dieses Rhythmus werden uns hier offenbar. Gleiche und doch nicht gleiche Grabzeichen sind dort in dem Rund (Abb. 1) rhythmisch zu einem Ganzen vereint, sie mögen die Ruhestätten von Gesinnungsgenossen bezeichnen, die einst _ein_ Lebensziel verfolgten und doch verschiedener Art waren. Die _völlige Gleichheit_ – im allgemeinen wohl auch nur das sinngemäße Zeichen für das Grab des Soldaten und des Ordensbruders oder für Blutsverwandte oder Menschen, die einst _ein_ Lebensband einte (Abb. 5 und Abb. 6 links und rechts) – ist weder von Nöten noch erwünscht. Aber _völlige Ungleichheit_ – zumeist aus Rücksichtslosigkeit, Gedankenlosigkeit oder Eigensinn geboren – kann nie ein rhythmisches Ganzes ergeben, nur ein Gehäuf, ein Gewirr, ein Chaos. [Illustration: Abb. 6] [Illustration: Abb. 7] Nicht wahllos sind auch hohe und niedere, stehende und liegende, steinerne und hölzerne Grabzeichen vermischt. Jeder Art ist ein Reich zugewiesen, ihr Reich (Abb. 2–7). Um so stärker der Eindruck planmäßig eingefügter Grabzeichen abweichender Art, so die der liegenden Platten dort – beiderseits einer Wegabzweigung – in der Schar der stehenden (Abb. 3 links und Abb. 7). Einfach, schlicht sind die Formen der Steine, traditionelles Stilanlehnen meidend. Fremd wirken zwar zunächst jene nach oben sich verstärkenden Pylone (Abb. 6), die das Gesetz der Schwere zu leugnen scheinen. Und doch! Sind sie nicht wie steinerne Blumenkelche, die sich dem Sonnenlicht entgegenweiten? Nur zaghaft sehen wir hier und da den Stein als Kreuz geformt. Mag dies in der geringen Neigung der Zeit, ihren Christusglauben zu bekennen, seinen tieferen Grund haben. Ist aber das dort am Wegende stehende Steinkreuz (Abb. 7) nicht gerade infolge seiner Vereinzeltheit von so starkem Eindruck, an das hochragende, den ganzen Friedhof beherrschende Kruzifix mancher strenggläubigen Christengemeinde erinnernd? [Illustration: Abb. 8] [Illustration: Abb. 9] So sinnend erheben wir uns und schreiten durch eines der Tore (Abb. 8) in den Urnenhof. Auch hier die gleiche raumhafte Geschlossenheit, aber unverkennbar ein Zug des Antikischen (Abb. 9–11). Ob die reichlichere Anordnung von Plastiken, die Formen der Urnen oder der Rasentumulus – ein herrlicher Gedanke, wenn auch als Einzelurnengrab kaum verwertbar – hieran Schuld haben? Vermutlich alles vereint. Still ist’s auch hier. Der Schritt knirscht auf dem Kies des Weges. Wir haben zu lange schon geweilt, schreiten darum hier rascher hindurch, wiewohl es auch hier zum Verweilen und Betrachten und Sinnen einladet. Wir hören im Vorbeigehen noch, daß _Oswin Hempel_ der Meister ist, der im Verein mit gleichgesinnten Bildnern und Gartenkünstlern diese Stätte schuf, in der Kunst und Natur in Eins verschmolzen erscheinen. Wir treten einige Schritte seitwärts und sind wieder am »Grünen Dom«, sind im Rosengarten und Flöte und Fiedel beginnen von neuem zu locken. [Illustration: Abb. 10] [Illustration: Abb. 11] Bücherbesprechungen =Die Wenden.= Von Otto Eduard Schmidt. Dresden, 1926. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Berta v. Baensch-Stiftung, Dresden. Preis M. 2.—. Es gibt Bücher, die geschrieben werden müssen. Auf die man wartet. Ein solches Buch liegt hier vor. Der bekannte Verfasser der kursächsischen Streifzüge, O. E. Schmidt, hat sich große Verdienste erworben, daß er die _Wendenfrage_, die jetzt aktuelle Bedeutung hat, einmal vom wissenschaftlichen Standpunkt aus beantwortete. Und was bei ihm ganz selbstverständlich ist, sein Werk ist frisch und volkstümlich, es ist nicht nur für einige Gelehrte, sondern für _unser Volk_ geschrieben. Wir wissen, daß eine kleine Anzahl Männer eifrig bemüht ist, die Wenden, die im sächsischen und anschließenden preußischen Gebiete wohnhaft sind, für die Tschechoslowakei in Anspruch zu nehmen, d. h. daß sie weite Gebiete, deren Einwohner größtenteils Deutsche sind, von Deutschland trennen wollen. Wir wissen zwar, daß die meisten Wenden den zersetzenden Einflüssen fern gegenüberstehen, daß es aber höchste Zeit ist, den Übertreibungen und Lügen jener Wühler, die mit dem Belgier Auguste Vierset und seiner Tendenzschrift ~Un peuple martyr~ gemeinsame Sache machen, einmal an der Hand wissenschaftlicher Beweise klar und besonnen entgegenzutreten. Und gerade der sachliche Ton, den O. E. Schmidt überall in seinem Buche angeschlagen hat, wirkt befreiend gegenüber den falschen Schlagworten der eifernden Politiker, die im Kapitel der Volksversöhnung eine so traurige Rolle spielen. Das Buch führt in anschaulichen Schilderungen von der Steinzeit bis in unsre Tage. Es erzählt von der Einwanderung der Wenden, von ihrer Kultur, von der Rückeroberung des Landes östlich der Saale und Elbe durch die Deutschen und von der deutschen Kolonisation und Christianisierung. Es schildert die Schicksals- und Kulturgemeinschaft der Wenden mit den Deutschen. Wir befassen uns mit wendischer Sprache und wendischem Schrifttum. Das Buch führt uns zum Weltkrieg und weiter bis zur Gegenwart. Vorzügliche Abbildungen erhöhen seinen Wert, und mustergültig gibt eine Bevölkerungskarte der Ober- und Niederlausitz die Besiedelungsverhältnisse an, die über allem Zweifel ersehen lassen, daß wir es mit deutschem Gebiet zu tun haben. Aber überall ist zu erkennen, daß der Verfasser ernst bestrebt ist, die Gegensätze, die zwischen Wenden und Deutschen künstlich konstruiert worden sind und weiter vollzogen werden, zu begleichen und die so lange schon zu beiderseitigem Verstehen bestandene Lebensgemeinschaft wieder herzustellen. Und dies ist selbstverständlich auch der Standpunkt des »Heimatschutzes«, welcher der Wendenfrage stets das größte Interesse entgegengebracht hat. In seinem Landesmuseum für Sächsische Volkskunst in Dresden hat er ja den Wenden und ihren Volkstrachten genau wie den anderen Landgebieten eine Heimat gegeben, er achtet ihre volkstümlichen Sitten und Gebräuche, ein zwingender Beweis, daß er seine Gedanken in die Tat umzusetzen verstanden hat. Das vorzügliche Buch von O. E. Schmidt, das wohl weitere Schriften auswirken wird, sei jedem Heimatfreund, ob Deutscher, ob Wende, warm empfohlen. =Sächsische Sagen. Von Wittenberg bis Leitmeritz.= Gesammelt und herausgegeben von Dr. _Friedrich Sieber_[5]. Als kurz vor dem Weltkriege eine Burgenfahrt durch Sachsen stattfand, waren die außersächsischen Teilnehmer an dieser Fahrt verwundert gewesen über die erstaunliche Fülle interessanter Burgen und Schlösser, die von waldumsäumten Höhen an den Rändern unsrer Flußtäler ins Land hineinschauen oder die als Wasserburgen von Flüssen oder künstlichen Wasseranlagen umspült, einst dem Feinde Trotz boten. Man hatte sie nicht vermutet. Und Professor Otto Eduard Schmidt, der Herausgeber der trefflichen »Kursächsischen Streifzüge«, macht in einem der Bände dieses Werkes eine Bemerkung, aus der hervorgeht, wie Kenner deutscher Baukunst, kirchlicher und weltlicher, erstaunt gewesen sind, als er ihnen gezeigt hat, welche Schätze dieser Kunst wir in unserem kleinen Vaterlande besitzen. Man meinte in weiten Kreisen, von Schätzen mittelalterlicher Kultur in Sachsen nicht viel finden zu können, weil es Kolonialland sei, weil es erst in die deutsche Geschichte eingetreten sei, als die hohe Kulturblüte des deutschen Mutterlandes, das dem Reiche die großen Kaisergeschlechter gab, schon vorüber war. Einer gleichen Unkenntnis sächsischer Verhältnisse begegnet auch der Volkskundler, wenn er Werke seiner Wissenschaft nach Belegstellen aus dem heimatlichen Volksleben durchsucht. Sie sind gewöhnlich recht dünn gesät, ein Beweis dafür, daß auch auf diesem Gebiete eine Unkenntnis vorliegt, die dem tatsächlichen Reichtume nicht entspricht. Deshalb begrüßen wir es mit großer Freude, daß der rührige Verlag von Eugen Diederichs in Jena, der uns mit der Sagen- und Märchenwelt der ganzen Erde bekannt machen will, in seine von Paul Zaunert herausgegebene Sammlung »Deutscher Sagenschatz« nun auch einen Band »Sächsische Sagen« aufgenommen hat. Wir Sachsen kennen die Fülle heimischer Sagen aus Meiches rühmlicher Sammlung, dem »Sagenbuch des Königreichs Sachsen«, das trotz seines großen Umfanges noch nicht das gesamte Material umfaßt, und Meiches Verdienst wird durch Siebers Arbeit nicht geschmälert. Aber sein Buch hat doch als Einzelerscheinung jedenfalls nicht die Verbreitung über Sachsens Grenzen hinaus gefunden, die im Interesse des Bekanntwerdens mit sächsischem Volksleben und -glauben zu wünschen gewesen wäre. Durch Siebers Arbeit, in dem der Verlag einen sachkundigen, kritischen Gestalter des Stoffes gefunden hat, wird unser Sagenschatz in die Schätze andrer Stämme in rechter Weise eingereiht, so daß er nicht mehr übersehen werden kann. Sieber hebt selbst hervor, daß sein Sagenbuch »nach Alfred Meiches grundlegendem Werke nur dadurch seine Berechtigung erweisen« kann, »daß es erneut zu den Quellen hinabstieg, daß er zum andern sich bemühte, die in steifen Sprachformen erstarrten Sagen zu neuem Leben zu erwecken«. Es kommt ihm nicht darauf an, das gesamte Sagenmaterial zu bieten; er will eine Auswahl wertvollen und bezeichnenden obersächsischen Sagengutes geben, und das ist ihm auch restlos gelungen. Im Umfange des in Frage kommenden Gebietes geht er, wie der Nebentitel »Von Wittenberg bis Leitmeritz« besagt, über die Grenzen des ehemaligen Königreichs und jetzigen Freistaats Sachsen hinaus, die sich Meiche in seinem Werke gesteckt hatte – und _mit Recht_. Eine sächsische Sagenwelt und eine sächsische Volkskunde in dem Sinne, daß durch politische Ereignisse gezogene Grenzen für sie maßgebend wären, gibt es nicht. Die Bevölkerung der preußischen Provinz Sachsen muß bis zur niedersächsischen Sprach- und Volkstumsgrenze in allen volkskundlichen Arbeiten mit herangezogen werden, und über unsre südlichen Gebirgsgrenzen hinaus bis nach Leitmeritz, Saaz, Karlsbad klingen obersächsische Laute. Die deutschen Volksgenossen dieser Gebiete der Tschechoslowakei, die so wacker für ihr Volkstum kämpfen und in ihrer regen Arbeit auf volkskundlichem Gebiete geradezu vorbildlich für andere Stämme sind, werden dem Verfasser besonders Dank wissen für die Worte in der Einleitung seines Buches: »Möchte _das_ (nämlich daß er diese böhmischen Gebiete mit berücksichtigt) manchen anregen, sich eingehender mit dem reichen und tiefen Volkstum unsrer deutschen Volksgenossen in Böhmen zu beschäftigen. Er wird mit tiefem Erstaunen erkennen, daß es Fleisch von unserem Fleische, Blut von unserem Blute ist, das hier ertötet werden soll. Dann erst wird jeder die Verstümmelung dieses Gliedes unsres Volksleibes körperhaft an sich selbst empfinden.« Obersachsen ist Kolonialland. Seine Bevölkerung ist nicht von der Einheitlichkeit, wie die Schwaben, Franken, Hessen, Niedersachsen und andrer Stämme – im Gegenteil, sie zeigt das Bild bunter Mannigfaltigkeit. Thüringer, Franken, Sachsen, Niederländer, Bayern haben sich in jener großen Zeit zwischen Saale und Elbe seßhaft gemacht, und slawisches Blut hat sich mit dem ihren gemischt. Ihr altes Glaubens- und Sagengut haben sie alle aus der alten in die neue Heimat mitgebracht und mit Bäumen, Quellen, Steinen, Menschen, Naturerscheinungen und Erlebnissen aller Art aufs neue verknüpft, jeder nach seiner Stammesart. Eine ebenso reizvolle wie schwierige Aufgabe für den Forscher, diese Zusammenhänge zu entwirren. Es konnte nicht die Aufgabe des Verfassers sein, in seinem Buche darauf im einzelnen einzugehen. Es hätte dann zunächst noch nicht erscheinen können, weil die nötigen Vorarbeiten dazu noch gefehlt hätten. Wir müssen ihm aber dafür dankbar sein, daß er uns aus seinen eigenen Forschungsergebnissen mancherlei mitteilt, auf denen weiter gebaut werden kann. Slawische Einflüsse hat er z. B. gefunden in der Sagengestalt der Klage- oder Winselmutter, in der des wilden Jägers, in den Drachen-, Kobold- und Alpsagen, und es ist interessant zu hören, daß in der letzten Gruppe ähnliche Züge sich vorfinden in der Leipziger Pflege wie in der Lausitz. Die weißen Frauen sind besonders im sächsischen und böhmischen Erzgebirge zu Hause, die Sagen von der Frau Hulle in der Leipziger Pflege weisen unverkennbar nach Thüringen hin. Wir sind bisher gewöhnt gewesen, die Sage in die dichterischen Erzeugnisse des Volkes einzureihen neben Mythus, Märchen, Volkslied usw., und das behält auch seine Richtigkeit, da sie doch hervorgegangen sind aus der Phantasie des Volkes. Kurt Heckscher ordnet sie in seinem kürzlich erschienenen umfangreichen Werke »Die Volkskunde des germanischen Kulturkreises« in dem Kapitel »Der Volksglaube« ein. Er schreibt dort: »Treten die sich in den Geistern darstellenden Elemente des Glaubens miteinander in Aktion, so entsteht als der Bericht dieser Begebenheiten der Mythus. Wird diese Begebenheitserzählung an irdische Dinge, sei es der Person, sei es der Örtlichkeit gebunden, immer zunächst unter Beibehaltung übernatürlicher Aktionsmittel und unter Aufhebung von Naturgesetzen, so entsteht die _Sage_. Endlich, in den letzten Formen ihrer Entwickelung, entkleidet sie sich aller außerweltlichen Beziehungsträger und Beziehungsmittel und bewegt sich ganz im Bereich der natürlichen Erscheinungen, wobei sie Anspruch auf die Bezeichnung Sage nur dadurch noch erheben kann, daß die Grundlagen ihrer Berichte Fiktionen oder doch fiktive Umgestaltungen wirklich geschehener Ereignisse sind. Diese letzte Sagenklasse, in die besonders die Sagen mit geschichtlichem Hintergrund gehören, ein so schönes Zeugnis sie für die Formkraft der Volksseele auch bildet, tritt in ihrer Bedeutung als Quelle für den volkstümlichen Glauben völlig zurück hinter die mythischen und die Natursagen, die man mit Recht »dramatisierten Volksglauben« genannt hat.« Das sind Gedanken, die auch für das Verständnis und die Beurteilung des Sieberschen Werkes von besonderer Wichtigkeit sind. Drei Sagengruppen schälen sich aus diesen Sätzen heraus: Mythische Sagen, Natursagen, geschichtliche Sagen. Auch bei Sieber finden wir diese Dreiteilung: Die Geschichte und ihre Gestalten (geschichtliche Sagen), Die Landschaft und ihr Wesen (Natursagen), Leib und Seele. Der Teufel (mythische Sagen). Die geschichtlichen Sagen leben noch am wenigsten in unserem Volke, sie sind am meisten zu Buchsagen geworden; sie sind aber doch auch wert, erhalten zu bleiben, weil in ihnen sich nicht nur – denn Sage ist eine Art Geschichte – die geschichtliche Entwickelung unseres Landes und Volkes nach allen seinen Lebensäußerungen widerspiegelt, sondern auch deshalb, weil wir interessante geschichtliche Persönlichkeiten und Vorgänge vom Volke selbst gestaltet und beurteilt sehen. So entrollt denn auch Sieber in diesem Kapitel, indem er die Sagen in erzählender Form aneinander reiht, ein reizvolles Bild der Geschichte Obersachsens von der Zeit der Wiederbesiedelung des Ostens (Wendenkrieg – Das Kreuz wird aufgerichtet – Wieprecht von Groitzsch – Die ersten Wettiner), über die glanzvolle Blütezeit des Bergbaus und die unheilvollen Zeiten der Religionskriege (Die Hussiten – Sektierertum und Reformation – Der Dreißigjährige Krieg) und der Pest bis zu den letzten Kriegen, denen sich Sagen aus Dörfern und Städten und von mancherlei Herren anschließen. Er muß dabei feststellen, daß gerade die obersächsische geschichtliche Sage keine besondere Blütezeit erlebt hat und daß z. B. die Reckengestalt Wieprechts von Groitzsch einsam über alle historischen Persönlichkeiten hervorragt und keine besondere dichterische Gestaltung erlebt hat. – Die Bergbausagen, die naturgemäß besonders zahlreich vorhanden sind, und die Sieber ganz richtig historisch eingeordnet hat, bilden inhaltlich die Überleitung zu den Natursagen. Auch diese Sagen sind in der heutigen Volksüberlieferung selten geworden. Die Umwandlung des Landes aus einer Natur- in eine Kulturlandschaft; die vielen Rodungen, die Regulierungen der Gewässer, die Grundstückszusammenlegungen, die Beseitigung alter heimlicher Wege und anderes mehr sind schuld daran. Die Riesen und Zwerge, die Berggeister, den wilden Jäger, die Buschweibel und Wassermänner, die Lichter, die Lindwürmer und Basilisken, die geheimnisvollen Schätze, von denen der Verfasser so lebensvoll zu erzählen weiß, kennen nur wenige noch im Volke; die Großeltern und Urgroßeltern haben nur noch davon erzählt. Aber die mythischen Sagen leben noch heute im Volke, mehr als man meint, wenn auch lebensvoller Glaube leider allzuoft sich in sinnlosen unverstandenen Aberglauben verwandelt hat. Volkskundliche Forscher wie Professor Pfau in Rochlitz und der leider zu früh verstorbene Julius Bernhardt in Leipzig haben mir viel davon erzählt und auch Sieber stellt das fest von den Sagen, die er im dritten Hauptkapitel in den Einzelabschnitten »Leib und Seele wandern – Der Teufel – Schwarzkünstler und Hexenvolk – Kobold und Drache – Der Tod und die Toten – Allerlei Spuk – Weiße Frauen – Entrückt« zur Darstellung bringt. Welch ein farbiges Bild von dem Seelenleben unseres Volkes, von seinem Glauben, Lieben, Fürchten und Hoffen entrollt sich vor uns; schade, daß der Raum es nicht erlaubt, Ausschnitte davon zu bringen. So ist aus dem Ganzen ein Buch entstanden, das es fertig bringen kann, Entwurzelte wieder im Volksleben wurzeln zu lassen, sie wieder enger mit der Heimat zu verbinden, ein Buch, das in jedes Haus gehört. Eine Reihe von Bildertafeln und in den Text eingefügter Bilder von mythischen und historischen Gestalten, von Städten und Burgen in alter Zeit macht das Verständnis für die Entstehung der Sagen noch leichter und erhöht noch den Wert des Buches. Dr. Paul Zinck. Vom Sächsischen Lachen »Es ist doch wohl hierzulande keine Sünde, aus Sachsen zu sein?« frägt die Kammerzofe Franziska in Lessings »Minna von Barnhelm« den Berliner Wirt. Tatsächlich ist der Sachse von den Vertretern anderer deutscher Stämme zu Zeiten über die Achsel angesehen worden. Zum mindesten gilt dies für die letzten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts. Und daran ist niemand anders als der Bardigulieh Fritze Bliemchen aus Dräsen schuld, eine komische, von Oswald Schumann geschaffene Figur, der man außerhalb (und zum Teil wohl auch innerhalb) Sachsens eine typische Bedeutung beilegte. Der große buchhändlerische Erfolg, den die Bliemchenschriften erzielten, mag zum Teil daraus zu erklären sein, daß damals der Ungeschmack in seiner Sünden Maienblüte stand. Es kam aber noch eines hinzu: Das mundartliche Schrifttum, das grade im 19. Jahrhundert in Deutschland eine so bedeutende Rolle gespielt hat, war in den obersächsischen Landen seit langer Zeit so gut wie nicht mehr gepflegt worden. Man blickte erstaunt auf, als jemand es unternahm, in den Lauten zu schreiben, die angeblich vom sächsischen Volke gesprochen wurden. Wir wissen jetzt, daß es mit der mundartlichen Treue nicht weit her war, daß jedenfalls Fritze Bliemchen gar nicht Dresdnerisch sprach, sondern eher ein dem Schriftdeutsch angenähertes Leipziger Deutsch. Aber das ist nicht das Schlimmste. Viel schlimmer ist, daß Bliemchens Witz im Grunde recht flach und schal ist. Und das Schlimmste: Bliemchen, dieser schwatzhafte Jammerlappen, kann nur als Zerrbild des Sachsen gewertet werden. Der Sachse hat seine Fehler. Aber ein solcher Ekel wie Fritze Bliemchen ist er im allgemeinen nicht. Der Wunsch, dieser Strohpuppe die Larve vom Gesichte zu reißen, mag mitbestimmend für _Kurt Arnold Findeisen_ gewesen sein, um zusammen mit dem Zeichner _Kurt Rübner_ sein »_Sächsisches Lachen, ein Buch voller Kurzweil und Schnurren_« im Verlage von Max Koch in Leipzig[6] herauszugeben. Jedenfalls bringt Findeisen in diesem Buche an besonders eindrucksvoller Stelle »Die Vernichtung Fritze Bliemchens, eine Groteske als Beschluß«. Bliemchen erscheint bei Nacht vor Findeisens Bett und läßt in angeblich Sächsischer Gemütlichkeit einen nicht endenwollenden Strom abgeschmackter Rederei auf ihn los. »Zum Donnerwetter, nun lassen Sie mich aber schlafen, Sie unerträglicher Schwätzer. Und sagen Sie’s ja niemandem, daß Sie aus Sachsen sind; man müßte sich geradezu schämen um Ihretwillen. Leute Ihres Schlages machen uns in der Welt ja nur lächerlich. Schleppen Sie nicht überall eine große Reisetasche herum, auf der mit Perlen gestickt steht: Glückliche Reise?« – »Nu freilich, mei gudstes Herrchen, off meiner steht’s aber französ’sch: ~Bong voiasche~, damit daß mer gleich sieht: Der Mann hat Bildung.« – Schließlich wird es Findeisen zu arg. Er stößt mit beiden Fäusten gegen die Fratze, und das Spukgebilde zerstiebt. Aber Findeisen und Rübner haben natürlich nicht bloß niederreißen, sie haben auch aufbauen, sie haben zeigen wollen, wie der Sachse tatsächlich aussieht, wenn man ihn von der humoristischen Seite nimmt, und – das ist natürlich noch wichtiger – wenn er sich selbst humorvoll gibt. Findeisen entwickelt das Wesen des Sächsischen Lachens aus den allgemeinen Charaktereigenschaften des Sachsen, indem er folgendes ausführt: »Elastizität, Anpassungsfähigkeit, Beweglichkeit, die besitzt der Sachse in hohem Maße, und alle seine guten und schlechten Wesensmerkmale hängen hiermit irgendwie zusammen, seine Gabe raschester Aufnahme, seine Höflichkeit, seine Verbindlichkeit, seine Reiselust, aber auch sein Hang zu Besserwissen und Krittelei, seine fatale Neigung zu Klatsch, Geschwätzigkeit, billigem Spott und Schadenfreude. Schwer ins Gewicht fällt hierbei die nicht zu leugnende Tatsache, daß sein Verstand meist größer ist als sein Herz, und daß eine ausgesprochen spekulative Vorherrschaft des Intellekts eine entscheidende Beteiligung elementaren Gefühls bei allem, was er wirkt und treibt, nur in Ausnahmefällen zuläßt. – Und hiermit sind in Kürze die Naturgesetze des Sächsischen Lachens aufgestellt. Es leuchtet ein, daß es unter der Knebelung von allerlei Bedingtheiten und Hemmungen seufzt. Es ist manchmal ein nicht ganz reiner Ton darin. Es ist ein Lachen voller Nebengeräusche, ein Lachen, das nicht unmittelbar aus dem Herzen kommt und infolgedessen nicht ohne weiteres erwärmt und beglückt und befreit. Immerhin, es ist wenn auch kompliziert, ein rechtschaffenes Lachen. Der Sachse lacht, er kann lachen und er wird lachen, und seine übrigen Eigenschaften bürgen dafür, daß er je und je in seinem Lachen nicht zu kurz kommen wird. Versteht er doch infolge seiner eigenartigen Mentalität etwas, was manche seiner deutschen Stammesbrüder (von anderen Völkern nicht zu reden) ganz und gar nicht können, versteht er doch die Kunst, über sich selber zu lachen.« – An Stoff für sein »Sächsisches Lachen« kann es dem Herausgeber nicht gefehlt haben. Es galt zu sichten und zu gliedern. Beide Aufgaben hat Findeisen gut, zum Teil vortrefflich gelöst. Der erste Teil des Buches enthält Proben aus Sachsens humoristischen Dichtungen. Hier steht der literaturgeschichtliche Gesichtspunkt im Vordergrund. Neben einigen Älteren sind der leider viel zu wenig gekannte Rabener, Gellert, Lichtwer, Lessing und der von Kügelgen so lebensvoll geschilderte Roller aus Lausa vertreten. Unter den Neueren findet sich auch Richard Wagner mit einigen Gelegenheitsversen. Einen Dienst hat man ihm durch die Aufnahme nicht erwiesen; der Humor ist offenbar nicht seine stärkste Seite! Den Beschluß machen Nagler, Findeisen, Reimann und Ringelnatz. Im zweiten Teile handelt es sich darum, die Unterschiede in der Mundart zum Ausdruck zu bringen. Vogtland, Erzgebirge, Elbsandsteingebirge, Oberlausitz und Leipzig sind mit kurzen, nicht übel ausgewählten Stücken vertreten. Nun kommt »Kulturgeschichtliches«. In diesem und im folgenden Teile »Volkskundliches und Volkstümliches« scheint mir der Hauptwert des Buches zu liegen. Wir hören da vom großen Musikfest zu Dresden im Jahre 1615, vom Raubschützen Stülpner sowie vom Gastwirt Wutschke, dem Napoleonverehrer. Wir lernen die Alt-Dresdner und die Alt-Leipziger Originale kennen, ferner die Schandauer Muhme, Timmels Wilhelm, den Orgelbauer Barth und den Buchbinder Brück aus Meißen. Auch General Kirchner und König Friedrich August werden erwähnt. Und nun erst der volkskundliche Teil! Hier jagen sich die Glanzstücke nur so. Gleich unter den ersten Sachen das in seiner Art klassische Lied vom alten Barchewitz, dem berühmten Kanonier, dessen Werk es gewesen sein soll, daß dem Marschall Moreau in der Schlacht bei Dresden die Beine weggeschossen wurden. Der Dresdner spricht bekanntlich noch jetzt von »Morros Beenen«, wenn er das Moreau-Denkmal auf der Räcknitzer Höhe meint. Natürlich darf auch die Witwe Magnus nicht fehlen, in deren Schauspielbude das Vogelwiesenpublikum an den Vorgängen auf der Bühne durch Werfen und Schlagen tätigen Anteil nahm, zumal wenn der »geschundene Raubritter« über die Bretter ging. Fritz Gerstäcker hatte dies Stück eigens für diese Bühne geschrieben. Überhaupt die Vogelwiese! Und der große Schausteller, »Treten Sie ein, meine Herrschaften!«, und der Bänkelsänger! Und die Schützenbrüder! Und die Leipziger Meßmusikanten! Und der Tauch’sche Markt in Leipzig, der schon gar kein Markt mehr ist, sondern nur noch eine Gelegenheit für die Leipziger Kinder in wilden Verkleidungen durch die Stadt zu streifen! Und das Eierschieben vom Protzschenberge bei Bautzen! Natürlich darf auch das Landesmuseum für sächsische Volkskunst mit Hofrat Seyffert als Erklärer nicht fehlen! Vor allem aber hat mich gefreut, daß das bei unseren Eltern und Großeltern so beliebte Lied: »Und wenn Kalkelatersch in de Boomblut nausmarschiern« der Gefahr des Vergessenwerdens entrissen worden ist. Nur etwas fehlt mir in diesem Kapitel, das ist der Puppenspieler Ganzauge. Ganzauge ist mit seiner Kasperbude in gewisser Hinsicht an die Stelle der Witwe Magnus getreten. Die Bedeutung seiner Stücke geht jedoch über die des »geschundenen Raubritters« insofern weit hinaus, als es sich hier nicht um den glücklichen Einfall eines kecken jungen Schriftstellers handelt, sondern um altes, von einem Puppenspieler zum anderen weitergegebenes Erbe der Väter. Ganzauge benutzt bekanntlich keinerlei Textbuch, sondern spielt aus dem Gedächtnis, soweit er nicht den Einfällen des Augenblicks Raum gibt. So hielten es die Puppenspieler schon vor Jahrhunderten. Nun fehlt zwar das Puppenspiel auch bei Findeisen nicht gänzlich. Aber es ist nicht altes sächsisches Volksgut, was uns hier geboten wird. Vielleicht kann bei weiteren Auflagen Ganzauge mit eingefügt werden. Und da ich einmal bei solchen Wünschen bin: Vielleicht kann dann auch die jetzt etwas stiefmütterlich behandelte Oberlausitz einen breiteren Raum erhalten. Dabei bin ich überzeugt, daß dies leichter gesagt als getan ist. Der Oberlausitzer ist schwerblütiger als der Sachse aus den Meißner Landen. Sein Humor ist weniger zugespitzt. Vielfach erwächst er erst auf der Grundlage einer ausführlichen Schilderung der Verhältnisse und geht dadurch stark in die Breite. Immerhin durch Nachfrage bei waschechten alten Oberlausitzern und durch eifriges Suchen, z. B. in Volkskalendern, müßte sich doch wohl noch weiterer zur Aufnahme geeigneter Stoff ergeben. Der letzte Teil des Buches führt den vielversprechenden Namen: »Anzügliches«. Hier handelt es sich um ungewollte und unbewußte Komik, wobei natürlich »Der Sachse auf Reisen« eine besonders wichtige Rolle spielt. Wenn das »Sächsische Lachen« Erfolg hat (und ich glaube diese Erwartung aussprechen zu dürfen), so wird die Bebilderung durch den Dresdner Zeichner Kurt Rübner einen wesentlichen Anteil daran haben. Was Rübner da in wenigen starken Strichen hinsetzt, gemahnt in den besten Sachen geradezu an Wilhelm Busch, wennschon die persönliche Note Rübners nie zu verkennen ist. Sehr zu bedauern ist es, daß die naturgemäß stark in die Augen springende Umschlagzeichnung durch die Vergrößerung zugleich vergröbert worden ist. Wie sie der Künstler ursprünglich gedacht hatte, zeigt die letzte Seite des Buches. Die alte Geschichte: Das Format macht’s. Benno von Polenz. Fußnoten: [5] Mit 65 alten Holzschnitten und 350 Seiten, broschiert M. 8.—, gebunden M. 10.—. Verlag: Eugen Diederichs, Jena. Zu vergleichen diesem Hefte beiliegende Werbeschrift des Verlags. [6] Preis: broschiert M. 4.—, gebunden M. 6.—. Heimat! Dieses wundersame Wort gehört uns Deutschen ganz allein, ist eine Perle in dem reichen Wortschatz unserer Sprache, die so herrlich zu malen weiß, die mit allen Wurzeln aus deutscher Erde heraufgesprossen ist, aus der es uns heraufklingt wie Abendsäuseln und dann wieder wie einherbrausendes Sturmeswetter. Kein Volk der Erde besitzt ein gleiches Wort, es ahnt aber auch nicht, was aus ihm für das deutsche Gemüt hindurchzittert. Alle versonnene Innigkeit, die ganze Verträumtheit unseres eigenstens Wesens, das Bodenständige, die heiße Liebe zu der Scholle, die uns geboren, dies alles flutet zusammen in diesem kleinen Worte: Heimat! Jauchzen und Wehmut, Mutterliebe und verhallendes Abendgeläute, so umweht es uns, wenn dieses Wort an unser Ohr schlägt. † _August Trinius_, der Thüringer Wandersmann. Für die Schriftleitung des Textes verantwortlich: Werner Schmidt – Druck: Lehmannsche Buchdruckerei, Dresden Photographische Platten »Perutz« – Photographische Aufnahmen: Max Nowak – Auflage 50000 Diesem Hefte liegt ein Werbeschreiben des Verlags Eugen Diederichs, Jena, bei Heimatschutz-Vorträge Walddorf – Eibau Kretscham Walddorf, abends 8 Uhr: Donnerstag, den 2. September: Lichtbildervortrag: »Pilze der Heimat«. Studienrat Arno Lange, Dresden. Donnerstag, den 9. September: Lichtbildervortrag: »Das Bild der Mutter aller Zeiten und Völker«. Kurt Arnold Findeisen, Dresden. Dienstag, den 14. September: Filmvortrag: »Vom Vogelparadies der Dobrudscha zu den Siebenbürgener Sachsen«. Schulleiter Paul Bernhardt, Dresden. Montag, den 20. September: Lichtbildervortrag: »Die Lausitz, Land und Leute«. Studienrat Dr. Jordan, Bautzen. Dienstag, den 5. Oktober: Lichtbildervortrag: »Aus Sachsens Kornkammer – Die Lommatzscher Pflege«. Professor Dr. Große, Dresden. Neugersdorf Stadt Zittau, abends 8 Uhr: Freitag, den 3. September: Lichtbildervortrag: »Das Bild der Mutter aller Zeiten und Völker«. Kurt Arnold Findeisen, Dresden. Donnerstag, den 9. September: Lichtbildervortrag: »Pilze der Heimat«. Studienrat Arno Lange, Dresden. Mittwoch, den 15. September: Filmvortrag: »Vom Vogelparadies der Dobrudscha zu den Siebenbürgener Sachsen«. Schulleiter Paul Bernhardt, Dresden. Dienstag, den 21. September: Lichtbildervortrag: »Aus Sachsens Kornkammer – Die Lommatzscher Pflege«. Professor Dr. Große, Dresden. Mittwoch, den 6. Oktober: Lichtbildervortrag: »Die Lausitz, Land und Leute«. Studienrat Dr. Jordan, Bautzen. Großschönau Gasthof zum Weinhaus, abends 8 Uhr: Freitag, den 3. September: Filmvortrag: »Mit Kamera und Kino durch die Vogelwelt«. Schulleiter Paul Bernhardt, Dresden. Donnerstag, den 9. September: Lichtbildervortrag: »Moritzburg im Wandel der Zeiten«. Oberlehrer Oskar Merker, Dresden. Mittwoch, den 15. September: Lichtbildervortrag: »Das Bild der Mutter aller Zeiten und Völker«. Kurt Arnold Findeisen, Dresden. Dienstag, den 21. September: Lichtbildervortrag: »Die Lausitz, Land und Leute«. Studienrat Dr. Jordan, Bautzen. Dienstag, den 5. Oktober: Lichtbildervortrag: »Pilze der Heimat«. Studienrat Arno Lange, Dresden. Zittau Kronensäle, abends 8 Uhr: Freitag, den 3. September: Lichtbildervortrag: »Pilze der Heimat«. Studienrat Arno Lange, Dresden. Freitag, den 10. September: Lichtbildervortrag: »Das Bild der Mutter aller Zeiten und Völker«. Kurt Arnold Findeisen, Dresden. Freitag, den 17. September: Konzert: Liesel von Schuch – Hans von Schuch. Am Flügel: Dr. Arthur Chitz, Dresden. Mittwoch, den 22. September: Lichtbildervortrag: »Die Lausitz, Land und Leute«. Studienrat Dr. Jordan, Bautzen. Montag, den 4. Oktober: Filmvortrag: »In Schilf und Rohr«. Schulleiter Paul Bernhardt, Dresden. Ebersbach Hotel Stadt Zittau, abends 8 Uhr: Mittwoch, den 8. September: Lichtbildervortrag: »Pilze der Heimat«. Studienrat Arno Lange, Dresden. Mittwoch, den 15. September: Lichtbildervortrag: »Aus Sachsens Kornkammer – Die Lommatzscher Pflege«. Professor Dr. Martin Große, Dresden. Dienstag, den 21. September: Lichtbildervortrag: »Das Bild der Mutter aller Zeiten und Völker«. Kurt Arnold Findeisen, Dresden. Dienstag, den 5. Oktober: Lichtbildervortrag: »Die Lausitz, Land und Leute«. Studienrat Dr. Jordan, Bautzen. Dienstag, den 12. Oktober: Filmvortrag: »Vom Vogelparadies der Dobrudscha zu den Siebenbürgener Sachsen«. Schulleiter Paul Bernhardt, Dresden. Freiberg Tivoli, abends 8 Uhr: Donnerstag, den 9. September: Filmvortrag: »Vom Vogelparadies der Dobrudscha zu den Siebenbürgener Sachsen«. Schulleiter Paul Bernhardt, Dresden. Donnerstag, den 16. September: Lichtbildervortrag: »Das Bild der Mutter aller Zeiten und Völker«. Kurt Arnold Findeisen, Dresden. Donnerstag, den 23. September: Filmvortrag: »Im Reiche des Naturforschers«. Dr. M. Rikli, Dresden. Donnerstag, den 7. Oktober: Lichtbildervortrag: »Muldenland«. Professor Dr. G. Henning, Grimma. Mittwoch, den 13. Oktober: Konzert: Liesel von Schuch – Hans von Schuch. Am Flügel: Dr. Arthur Chitz, Dresden. Lehmannsche Buchdruckerei, Dresden-N. Weitere Anmerkungen zur Transkription Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Unterschiedliche Schreibweisen, insbesondere bei den lateinischen Bezeichnungen, wurden unverändert beibehalten. Die Bildverweise wurden aus den Fußnoten direkt in den Text übernommen. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75906 ***