*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 76239 *** #################################################################### Anmerkungen zur Transkription Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von 1927 so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute nicht mehr verwendete Schreibweisen bleiben gegenüber dem Original unverändert. Das Original wurde in Frakturschrift gesetzt. Besondere Schriftschnitte werden im vorliegenden Text mit Hilfe der folgenden Symbole gekennzeichnet: fett: =Gleichheitszeichen= gesperrt: +Pluszeichen+ Antiqua: ~Tilden~ #################################################################### Handfertigkeitsbuch für junge Mädchen Handfertigkeitsbuch für junge Mädchen Eine Anleitung für geschickte Mädchenhände zur Anfertigung von Web- und Stickarbeiten, Malereien und allerlei Handfertigkeiten herausgegeben von der Redaktion des „Kränzchens“ Bearbeitet von +Else Pauli+ +Mit 175 Abbildungen+ [Illustration] Union Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Berlin, Leipzig Zweite Auflage Nachdruck verboten / Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten / Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart Inhalt Vorwort 1 I. Kapitel: Web- und Stickarbeiten 9 1. Die Maske 9 2. Handwebereien 10 3. Buntstickereien 13 4. Das handbestickte Kleidungsstück 17 5. Kreuzsticharbeiten 19 6. Monogramme und Buchstaben 27 7. Häkeleien verschiedener Art 31 8. Künstlerische Blumen 38 9. Teepuppen 44 10. Nadelmärchen 51 11. Kissen aus bunten Wollresten 55 12. Körbchen mit duftenden Rosen 56 13. Wollpüppchen 61 14. Die Zupfpuppe 64 15. Lochstickerei 67 16. Tülldecken 70 17. Gabelspitzen mit Häkelei 73 II. Kapitel: Malerei 78 18. Stoffmalerei 78 19. Malerei auf Ton 81 20. Holzmalerei 87 21. Porzellanmalerei 94 22. Malerei mit Emailfarben 100 23. Osterkarten mit Malerei 102 III. Kapitel: Handfertigkeiten 105 24. Linoleumschnitt 105 25. Ausschneidetechnik 108 26. Teller und Schalen aus Luftschlangen 113 27. Bast- und Stroharbeiten 115 28. Untersetzer mit gepreßten Blumen 121 29. Klapperdeckchen und Tortenpapier in Ausschneidetechnik 124 30. Perlarbeiten 126 IV. Kapitel: Laubsägearbeiten 137 31. Puppenstube 137 32. Fensterbild 143 33. Handgearbeiteter Lampenschirm 146 V. Kapitel: Bastelarbeiten 151 34. Kleines Spielzeug (Dorf und Eisenbahn) 151 35. Knebelpuppen 155 36. Kreisel 157 37. Holztiere 158 38. Holzbasteleien 166 ~a~) Geburtstagsleuchter 166 ~b~) Sparbüchse 168 ~c~) Brieföffner 170 39. Hampelmann 171 40. Flaschenkork 172 VI. Kapitel: Papp- und Papierarbeiten 174 41. Allerlei Spiele 174 42. Geduldspiele 181 43. Feine Buntpapierarbeiten 181 44. Behälter aus Kartonpapier 185 45. Schmuckpapier 188 46. Lampenschirme aus Papier 195 47. Bemalte Deckchen und Papierservietten 197 48. Papierpuppen 200 VII. Kapitel: Buntes Allerlei 202 49. Bildstickereien 202 50. Pinseldruck 204 51. Schattenrisse 206 52. Dackel als Bi-ba-bo-Spielzeug 209 53. Schattenspiele 211 54. Bilderbuch von eigener Hand 212 55. Purzelmann 214 VIII. Kapitel: Weihnachtsarbeiten 215 56. Handarbeiten für den Weihnachtstisch 215 57. Weihnachtliches Allerlei 228 IX. Kapitel: Handarbeiten für die Reise 235 Vorwort Liebe Leserinnen! Als ich ein kleines Mädchen war, wollte ich eines Tages Ölbilder malen. Ich hatte von berühmten Ölbildern gehört und erkundigte mich, „was man dazu braucht“. Nun nahm ich eine große Gänsefeder und tauchte sie in das Öl der Nachtlampe, die in Großmamas Zimmer von abends bis morgens brannte, dann malte ich los. Zunächst kamen die blaugetünchten Wände des „großen Hausflurs“ an die Reihe, und wenn ich nicht daran gehindert worden wäre, hätte ich nach und nach sämtliche Flächen, die mir in dem alten Hause zur Verfügung standen, mit meinen phantastischen Ornamenten bedeckt. So verstand ich die Ölmalerei. Später hatte ich noch oft Gelegenheit, allerlei Fehlgriffe zu machen, wenn ich meinem Vergnügen, zu basteln und zu pinseln, nachgehen wollte und so gar keine Anregung und noch weniger eine Anleitung bekam; denn in der kleinen Stadt im Osten gab es für derartige Betätigungen kein Verständnis. Später bin ich dann zum Kunstgewerbe gekommen, und noch heute tun mir alle die Mädel leid, die Geschick zum Basteln und Pinseln haben und denen, besonders in kleinen Städten und auf dem Lande, die Möglichkeit fehlt, sich vernünftig belehren zu lassen. Dadurch verlieren sie viel Zeit und schließlich vielleicht auch die Lust; denn es ist keine reine Freude, immer wieder von vorn anfangen zu müssen, wenn man etwas falsch gemacht hat. Und dann besteht die Gefahr, daß die ganze Sache in einen lächerlichen Dilettantismus ausartet, daß junge, moderne Mädchen alte, längst überholte Techniken ausüben, ebenso überholte Muster gedankenlos nacharbeiten und ihre Zeit mit unnützen Spielereien vertrödeln, anstatt mit einfachen Mitteln etwas Brauchbares zu schaffen, was ihnen Spaß macht, geschmackvoll aussieht und nützlich ist. Es gibt ja so viel Kleinkunstgewerbe, das mit Geduld und Geschick -- ich sage absichtlich nicht Talent -- und verhältnismäßig geringen Ausgaben hergestellt werden kann, und man muß ja auch nicht +alles+ können. Es ist nur nötig, sich klarzumachen, was man will; ein kleiner Gegenstand, gut und sauber ausgeführt, brauchbar und für die Person geeignet, für die er bestimmt ist, ist viel, viel wertvoller als eine große, unnütze Gabe. Der materielle Wert spielt bei allen diesen Dingen eine unbedeutende Rolle. Junge Mädchen sollen keine Kostbarkeiten verschenken, und schließlich ist es doch so, daß fast alles, was von euch hergestellt wird, mehr oder weniger für Geschenke verwendet werden soll, wenn ihr es nicht gerade für euren Privatgebrauch arbeitet, in diesem Fall darf es erst recht nicht viel kosten. Aber, was ihr euch auch vornehmt, auf eins müßt ihr unbedingt achten, das ist +gutes Material+ und +gutes Handwerkszeug+. Ihr könnt machen, was ihr wollt, wenn diese Dinge nichts taugen, ist es schade um Zeit und Mühe. Ich will euch in diesem Buch keinen Unterricht erteilen, ich kann euch nur einige Anregungen geben; ich will ganz zwanglos mit euch plaudern und euch auf mancherlei aufmerksam machen, was ihr vielleicht nicht kennt und was leicht herzustellen ist, wenn es euch Freude macht. Ihr, die ihr vielleicht wenig oder gar keine Gelegenheit habt, hübsche und dabei einfache Dinge zu sehen, die ihr nacharbeiten könnt, an euch wende ich mich besonders. Ich weiß es aus eigener Erfahrung, wie das ist, wenn man zum Beispiel vor einem Schreibwarengeschäft steht und im Schaufenster Tischkarten mit bunten Blümchen ausliegen sieht. Man pinselt selber ganz nett, da möchte man doch zu gern wissen, wie man, wenn auch nicht ganz dasselbe, aber doch etwas Ähnliches machen kann. Aber ihr modernen Mädchen, ihr habt es doch viel besser; ihr habt in der Schule allerlei Stunden, in denen ihr Handfertigkeiten lernt, und für euch sind doch die ungesunden Benzinbrandmalereien und ähnliche Kulturgreuel ein überwundener Standpunkt. Oder brennt +ihr+ etwa doch noch Blumen und Tiere, Sprüche und Ornamente in weißes Lindenholz? Das laßt lieber bleiben, und wenn ihr solch Hausgreuel besitzt, dann seht es euch genau an, als abschreckendes Beispiel. Ein +Schlüsselbrett+ zum Beispiel kann man mit einer Holzbeize glatt anstreichen, dann sieht es manierlich aus; dasselbe Mittel eignet sich für +Truhen+, +Kasten+, +Kästchen+, +Bilderrahmen+ und so weiter. „Haussegen“ habe ich abhobeln lassen, die Bretter wurden für Schrankfächer verwendet, da sind sie nützlicher, als wenn sie über der Tür hängen und sich mit ihren Sprüchen wichtig tun. Also, solch „Kunstgewerbe“ treibt lieber nicht, aber wenn ihr eine +Briefmappe+ selber kleistern wollt oder einen +Bucheinband+, dann will ich euch gern helfen. Ihr habt doch sicher alle eine kleine Bibliothek, ich kann sie mir ganz gut vorstellen; da wird manch ein Buch ein Röckchen brauchen, und die vielen Ansichtskarten und all die „Erinnerungen“ an die Tanzstunde, die müssen doch unbedingt in eine anständige Mappe hinein, vom „Tagebuch“ gar nicht zu reden. Ich habe mir mein Tagebuch auch allein gemacht, als ich ein Backfisch war. Da nahm ich ein ganz dickes Diarium ohne Linien, band es sehr fein in mattes Glanzleinen, auf der Vorderseite brachte ich ein kupfernes Schild an, das ich von meiner abgenutzten Klaviermappe abtrennte, und dann kam als Hauptsache der Verschluß. Ich befestigte eine kleine Schließe mit einem alten Messingschloß an den Deckeln, ein Schlüsselchen gehörte dazu. Da dieser Verschluß aber den Nachteil hatte, daß man von oben und von unten in das Buch hineinsehen konnte, klebte ich aus einem blauen, festen Heftdeckel drei Überschlagseiten ein, so daß der Buchinhalt fest darin lag, wie in einer Mappe, man konnte nicht mehr oben und unten hineinsehen und darin herumlesen. Jetzt habt ihr das Rezept, wie man selber ein Tagebuch macht, aber nun hört weiter: Das alte Messingschloß, dieser Fund aus der Bodenkammer, wurde gerade an dem Tage morsch, als ich meinen Tanzstundenball beschrieben hatte; das Schlüsselchen brach ab, blieb stecken, und ich mußte mit meinem Tagebuch in die einzige Eisenhandlung der kleinen Heimatstadt wandern, in welcher der Freund meines „Schwarms“ beschäftigt war. Ihr könnt euch nicht denken, wie aufgeregt ich war, als ich ihm mein treubehütetes Tagebuch über den Ladentisch hinüberreichen mußte, als er das Schloß untersuchte, es mit der Zange aufknipste und schließlich ein neues Schlößchen anbrachte. Also, liebe Leserinnen, nehmt keine alten Schlösser mit rostigen Schlüsseln, dann braucht ihr keine Angst zu haben. Aber wißt ihr, was immer hübsch wird, wenig oder nichts kostet und viel Spaß macht? Das ist buntes +Spielzeug+; dafür gibt es allerlei Techniken, manches eignet sich auch zum +Tafelschmuck+, als +Damen+- und +Herrenspende+, vielleicht auch für +Lotterien+, aber hauptsächlich ist es für die kleinen Geschwister gedacht, die haben die größte Freude daran. Dafür will ich euch mancherlei Vorschläge machen. Ich bin auch sehr für die lustigen +Perlarbeiten+, die +Untersetzer+ aus farbigen Glasperlen, die so sehr praktisch sind, weil man heiße Schüsseln darauf stellen kann und mit ihrer Hilfe das Tischzeug und die Tischplatte schont. Wenn ihr euch einen einfachen +Webeapparat+ wünschen dürft, dann tut es; ihr wißt es vielleicht gar nicht, wie hübsch die bunten handgewebten +Gürtel+, +Hutbänder+, +Lautenbänder+, +Kleiderbesätze+, +Täschchen+ und dergleichen wirken, und außerdem sind sie ganz besonders kleidsam. Wer ein wenig Geschick zum +Laubsägen+ hat, wird auf diesem Gebiet oft in Anspruch genommen werden. Früher war das eine ausgesprochene Knabenarbeit, aber die Mädchen von heute haben sportgeübte Arme und feste Hände, da macht ihnen das Sägen keine Beschwerde. In der Häuslichkeit findet sich oft Gelegenheit, sein Können zu zeigen; meist kommt es dabei mehr auf die Geschicklichkeit an. Ich sah +Hausapotheken+ aus großen Zigarrenkisten, die sehr brauchbar waren und recht gut aussahen, und mancherlei +Spielzeug+, +Schlüsselbretter+, +Brieföffner+ und dergleichen mehr, die handwerklich mustergültig waren. Von den neuen Techniken hat die +Ausschneidearbeit+ viel Freunde gefunden. Da gibt es mancherlei Arten: am einfachsten ist das Ausschneiden aus zusammengefaltetem Papier; man kann, wenn man Geschmack und Phantasie hat, vielfache hübsche Muster entstehen lassen und auf diese unterhaltende Weise reizende Tortenblätter und Papierservietten anfertigen, die viel, viel hübscher sind als die „gekauften“, schon weil sie eben gar nicht im Dutzend gekauft werden können. Das ist ja eben der Reiz solcher Handarbeit, daß sie nicht überall und immer wieder erhältlich ist; das werdet ihr längst gemerkt haben. Aber seid deshalb nur nicht gar zu eitel auf euer Machwerk, wenn euch einmal etwas ganz besonders gut gelungen ist, denn ihr könnt euch darauf verlassen, es ist wie im Märchen von Schneewittchen; hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen, gibt es immer jemand und etwas, was viel, viel tausendmal schöner ist. Wer einen eigenartigen Zimmerschmuck braucht, den möchte ich an die +Lampenschirme+ erinnern. Für euern persönlichen Gebrauch kommen ja vor allem die +Papierlampenschirme+ in Betracht, die passen am besten in euer Stübchen. Der +seidene+ Schirm wirkt anspruchsvoller; wenn ihr aber Gelegenheit habt, die Herstellungsart zu erlernen, laßt sie euch nicht entgehen, ihr habt gewiß einmal Veranlassung, Verlobungs- und Hochzeitsgeschenke zu machen, da ist solch ein Lampenschirm ein sehr geschätzter Gegenstand, besonders wenn ihr nicht auf Überraschungen ausgeht, sondern euch rechtzeitig genau erkundigt, welche Größe, Farbe, Technik erwünscht ist, sonst könnt ihr mit eurer Überraschung allerlei erleben. Viele von euch werden den +Linoleumdruck+ nicht kennen. Ich will euch auch darüber einige Winke und Anleitungen geben, denn diese Technik eignet sich nicht nur für Wandschmuck, sondern auch für +Kalenderrückwände+, +Glückwunsch+- und +Tischkarten+, erfordert indessen ganz besonderes Zeichentalent. Wer das nicht besitzt, braucht trotzdem nicht zu weinen, es gibt ja so viel anderes, was sich mit einigem guten Willen erlernen läßt. Da sind zum Beispiel die +Buchstaben+ und +Monogramme+, die nicht nur, wie üblich, zum Wäschezeichnen zu verwenden sind. Ihr könnt euch mit solchen Zeichnungen sehr feine und originelle +Exlibris+ herstellen; die eignen sich, in entsprechender Größe, zum Schmuck für Briefpapier und Karten. Ihr könnt sie bunt in feiner Seide und in farbigen Perlen sticken und damit +Handtäschchen+, +Briefmappen+, +Besuchskartentäschchen+, +Kassetten+ und ähnliches verzieren, es kommt nur darauf an, daß ihr die richtige Form für die einzelnen Gegenstände findet. Wer +Gesellschaftsspiele+ selber herstellen kann, macht sich bei alt und jung beliebt, denn moderne und eigenartige Spiele sind nicht billig. Wenn man sie selber herstellt, kann man sie viel unterhaltender machen, als die gekauften, denen doch immer die persönliche Note fehlt. Hier kommt es wieder auf den Farben- und Formensinn an. Wer pinsel- und farbenfroh gestimmt ist, hat mancherlei Aussichten, sich mehr oder weniger nützlich zu machen. Die +Tonmalerei+ ist sehr unterhaltend; man kann mit starken, ungebrochenen Tönen, am besten ohne Vorzeichnung, aus freier Hand +Blumentöpfe+ und +Schalen+ recht flott bemalen, sie sollen die wenig geschmackvollen Papierhüllen für Blumentöpfe ersetzen; wenn sie vorsichtig behandelt werden, halten sie sich recht gut und lange, und wenn sie schließlich unansehnlich geworden sind, lassen sie sich ohne viel Kosten wieder ersetzen. Sehr ähnlich ist die +Malerei+ auf +Holz+ und +Span+; da gibt es +Körbchen+, +Dosen+, +Schachteln+, +Untersetzer+ und ähnliche praktische Gegenstände, die im Haushalt immer Verwendung finden und denen ein buntes Ornament recht gut steht. Schwieriger ist die +Porzellanmalerei+, weil hier das Brennen der einzelnen Stücke hinzukommt, das wieder eine besondere Kenntnis der Farben und ihrer Wirkung nach dem Brennen voraussetzt. Da man indessen auf diesem Gebiet viel Brauchbares leisten kann, solltet ihr es nicht versäumen, die +Porzellanmalerei+ zu erlernen, falls euch die Gelegenheit hierzu geboten wird; ihr werdet sicherlich klug genug sein, keine kostspieligen Arbeiten anzufangen, solange euch die nötige Übung fehlt. Da ist zum Beispiel eine Abart der +Buchbinderei+, die nicht ganz einfach ist; das ist das Anfertigen von +Kästchen+, +Dosen+, +Schachteln+, eine saubere, angenehme Beschäftigung, bei der ihr zeigen könnt, ob ihr an peinliche Sauberkeit und Pünktlichkeit im Arbeiten gewöhnt seid, denn hier nützt euch der feinste Farben- und Formensinn allein gar nichts, ihr müßt auf den Millimeter richtig messen können; wenn die Maße nicht stimmen, ist die ganze Arbeit umsonst. Bunt und lustig geht es auch bei der +Bastarbeit+ zu. Hier gibt es außerordentlich viel Möglichkeiten, sich geschickt zu betätigen. Die hübschen +Bastuntersetzer+ sind sehr praktisch, sie bewähren sich in jedem Haushalt und können in den verschiedensten Arten hergestellt werden. Sehr wirkungsvoll sind auch andere handgearbeitete +Untersetzer+. Es gibt da verschiedene Techniken: sehr beliebt sind die kleinen Glasuntersetzer, bei denen der Hauptreiz in den Einlagen liegt; man verwendet hierzu farbige Seiden, Brokatreste, Stickereien, Strick- und Häkeldeckchen, Perl- und Filetmotive. Statt der wenig geschmackvollen Einlagen aus bunten Federn oder gar Schmetterlingsflügeln bringt man jetzt vielfach +konservierte Blumen+, ein Nachklang aus der Biedermeierzeit. Wenn es richtig gemacht wird, sieht es reizend aus, eine Geduldsprobe, die sicherlich manchen von unsern lieben jungen Leserinnen gelingen dürfte. Und da wir vorhin von „gefallen“ redeten, denke ich an die zierlichen +Ansteckblumen+, die immer flott wirken und sicher nicht so bald unmodern werden, weil sie kleidsam sind. Diese Ansteckblumen sind ja eigentlich weniger für ganz junge Mädchen geeignet, für Backfische kann ich mir ein buntes Bändchen für die Bluse hübscher denken. Aber wenn ihr die vorgeschlagene Ansteckblume verschenken wollt, würdet ihr euch sicher sehr beliebt machen, und für euren eigenen Gebrauch gebe ich euch ein paar Winke, wie ihr euch seidene +Blusenbändchen+ recht fein und eigenartig bemalen könnt, damit ihr nicht zu kurz kommt. Ich will euch auch verraten, wie man +Gesichtsmasken+ anfertigt, weil wir doch gerade bei der Eitelkeit angelangt sind. Manche von euch wird gewiß recht gut sticken. Für solche fleißigen Stickerinnen will ich einige +Nadelmalereien+ einfügen, in der Voraussetzung, daß ihr die Technik vollkommen beherrscht. Es gibt zwar in den einschlägigen Geschäften mancherlei Lehrbücher über die einzelnen Textiltechniken, es gibt Vorlagen für +Strick-+, +Häkel+-, +Kreuzstich+- und +Madeira-Arbeiten+, aber ich will doch nicht vergessen, einige einfache Muster zu bringen, von denen ich annehme, daß ihr sie gelegentlich recht gut verwerten könnt. Ich bin fest davon überzeugt, daß ihr in späteren Jahren gerade die alten Techniken gern wiedersehen werdet, manches andere wird inzwischen unmodern geworden sein, aber solch ein richtiges, einwandfreies Kreuzstichmuster -- um ein Beispiel zu nennen -- wird immer wieder Verwendung finden. Zu andern Handfertigkeiten braucht man mancherlei Handwerk, man ist an Raum und Zeit gebunden, aber zum Häkeln, Sticken und Stricken braucht ihr nur die notwendigen Materialien, nicht wahr? Ich bin, um euch recht viel Anregungen geben zu können, in viele Werkstätten und Schulen, zu Kunstgewerblerinnen und Fachlehrerinnen gegangen und habe mir dort, an der Quelle, mancherlei angesehen. Was mir am besten gefallen hat, zeige ich euch in diesem Buch und schreibe dazu einen Text, eine Anregung, eine Gebrauchsanweisung, wie es sich am besten trifft. Es wird ein wenig kunterbunt und gar nicht lehrhaft darin zugehen, aber das ist meine Absicht. Es soll durchaus keine ausgeklügelte Abhandlung werden, in der Art „das dürft ihr aber nicht tun“, es soll wie eine flotte Unterhaltung zwischen Freundinnen sein, in der doch auch die Gedanken wechseln, man spricht von diesem und jenem und lernt dabei ... Gerade bei den ernstesten Lehrbüchern kommt es leicht vor, daß sie vor lauter Gründlichkeit ganz „furchtbar langweilig“ werden, wie ihr sagen würdet, und das wäre hier bestimmt das Verkehrte. Von dem vielen, was ich für euch, liebe Mädchen, zusammengetragen habe, mache ich nun dieses Buch. Hoffentlich habt ihr recht viel Nutzen davon; ihr sollt alle darin etwas finden. Ihr, die ihr am liebsten mit Nadel und Faden arbeitet, ihr, die ihr pappt und kleistert, ihr, die ihr pinselt und bastelt, ihr, die ihr die Laubsäge, die Glasperlen, die Buntpapiere handhabt, ihr alle, die ihr aus getrockneten Blumen, aus Seide oder glitzernden Flitterrestchen ein wenig Freude und Buntheit in eure und anderer Häuslichkeiten bringt, euch allen wünsche ich: Fröhliches Handwerk! I. Kapitel Web- und Stickarbeiten 1. Die Maske [Illustration: Abb. 1. Schnittmuster einer Maske.] Der Gipfel der Tanzstundenfreuden ist der Maskenball. Ist das Kostüm selbst entworfen und selbst genäht, so ist der Spaß besonders groß. Nun fehlt nur noch die +Maske+, die man ebenfalls ohne viel Mühe und Kosten selber herstellen kann. Das Grundmaterial besteht aus einem dünnen Seidenrest in entsprechender Größe. Man schneidet den Stoff nach der Zeichnung (Abb. 1) aus, den Schnitt stellt man selber her, indem man etwas über Kopfhöhe an der Wand ein Stück Papier mit Reißnägeln befestigt. Nun setzt man sich zwischen die Lampe und das an der Wand angeheftete Papier so weit entfernt, daß der Schatten des Profils in natürlicher Größe darauf fällt. Eine zweite Person umzieht nun den Schatten, der auf das Papier fällt, mit Bleistift. Der so entstandene Schnitt wird sauber nachgezeichnet. So entsteht der Maskenschnitt, der immer wieder verwendet werden kann. Er wird mit Ölpauspapier oder mit Kreide auf den Seidenstoff übertragen, die Seide wird mit der Schere ausgeschnitten und gesäumt. Nun hält man sich die Maskenform vor das Gesicht und zeichnet mit Kreide die Augenlöcher ein, die ebenfalls mit einer Schere ausgeschnitten werden. Nagelscheren eignen sich ihrer gebogenen Form wegen am besten für runde Öffnungen. Die Augenlöcher werden mit Langettenstich umsäumt, der Seidenstoff wird mit weißem Schleierstoff abgefüttert; ein Gummiband hält die Maske am Hinterkopf zusammen, es wird an den beiden äußersten Seiten fest angenäht. Wer die Maske besonders reich verzieren will, umnähe die Augenlöcher und den Rand mit Pailletten. Es ist empfehlenswert, beim Säumen sehr feinen besponnenen Blumendraht einzunähen, damit die Maske festere Umrisse bekommt. Den unteren Rand der Maske kann man mit entsprechend breiter Spitze benähen, sie verhüllt noch besser und erschwert das Erkennen. Am geschmackvollsten sind schwarze Masken mit entsprechend schwarzer Spitze; auch grüne Masken sehen hübsch aus, wenn sie zur Farbe des Kostüms passen. Wenn die Spitze nicht dieselbe Farbe wie der Seidenstoff hat, läßt man sie lieber fort, nur schwarze Spitze kann schließlich für jede farbige Maske verwendet werden, sie paßt indessen nicht zu Weiß. Wer sich besonders unkenntlich machen will und keine passende Spitze zur Verfügung hat, kann einen Volant aus dem Maskenstoff anfertigen und mit kleinen Stichen annähen; dieser Vorhang darf nicht nach kurzem Tragen der Maske abreißen, dasselbe gilt für die Spitze. 2. Handwebereien Die +Hand+-, besonders die +Perlweberei+ ist eine der beliebtesten Techniken, weil ihre Vielseitigkeit es ermöglicht, allerlei nützliche Gegenstände in dieser ziemlich einfachen Weise zu verzieren. Es gehören indessen scharfe Augen dazu, sehr viel Geduld und eine gewisse Fingerfertigkeit, die man sich aber mit einigem guten Willen aneignen kann. Wer keinen Webeapparat besitzt, kann ihn ohne viel Schwierigkeiten, fast kostenlos, selber herstellen. [Illustration: Abb. 2. Einfacher Webeapparat aus einer Zigarrenkiste.] Eine einfache +Zigarrenkiste+, +Fäden+ und +Reißnägel+ bilden das Hilfsmaterial; damit kann man mit Leichtigkeit kleinere Gegenstände, zum Beispiel +Achselträger+, +Gürtel+, +Hutbänder+ und +Serviettenringe+ weben. Man schneidet Längsfäden in der gewünschten Länge, und zwar einen Faden mehr, als man Perlen in der Breite haben will. Diese Fäden werden an einem Ende verknotet, über die Zigarrenkiste gespannt und mit Reißnägeln befestigt, wie wir es auf der Abb. 2 deutlich zeigen. Damit die Fäden nebeneinander liegen bleiben, ritzt man mit einem Messer kleine Kerben in entsprechenden Abständen in das Kistenholz. Nachdem die Breite des Perlbandes festgestellt worden ist, zieht man entsprechend viel Perlen auf, verknotet den Anfangs-Aufziehfaden an einen Längsfaden, legt die aufgezogenen Perlen +auf+ die Längsfäden, und zwar in der Art, daß jedesmal eine Perle zwischen zwei Längsfäden liegt. Dann fährt man mit der Nähnadel +unter+ dem Längsfaden wieder durch jede Perle hindurch. Die Muster entstehen durch die verschiedenen Farben der einzelnen Perlen, und es kommt nun darauf an, bei der Farbenzusammenstellung einen recht guten Geschmack zu zeigen. Außer +Glas+- und +Metallperlen+ kann man auch +Holzperlen+ verwenden. Auf unsrer Abb. 3 zeigen wir ein paar sehr feine +Achselträger+ aus weißen Glasperlen, die in der beschriebenen Art hergestellt worden sind. Sie sind sehr praktisch für Tanzstunden- und leichte Sommerkleider, die silbrig glitzernden Perlen wirken durchaus geschmackvoll, gar nicht auffällig, buntes Perlmaterial darf man für diesen Zweck nicht verwenden, farbige Achselträger würden bestimmt unfein aussehen. An jedem Achselträger wird an beiden Enden je ein Perlmutterknopf zum Befestigen angenäht. Auf dem nächsten Bilde sehen wir einen +Lacetgürtel+, der aus schildartigen Teilen besteht, die über Lacetband gewebt sind. Diese Schilder sind in drei Farben gehalten, die geschickt zueinander abgestimmt werden müssen. Bevor man einen solchen Gürtel webt, muß man genau wissen, für welches Kleid er bestimmt ist; man kann ihn hell, man kann ihn auch dunkel halten. Für dunkle Kleider soll man keine hellen Gürtel wählen, auch nicht dunkle Gürtel zu hellen Kleidern tragen. Aus diesen verschiedenen Gründen müssen die Farben vor der Herstellung sehr genau überlegt werden. Sehr fein sind Zusammenstellungen wie zum Beispiel Schwarz-Orangegelb-Weiß, Türkis-Orangegelb-Grau, Pfauenblau-Giftgrün-Schwefelgelb, Grasgrün-Weiß-Orangegelb, Lachsrosa-Grau-Weiß, Schwarz-Kobaltblau-Weiß, Tiefveilchenblau-Giftgrün-Weiß, Ocker-Tütenblau-Türkis. Rot ist so sehr auffallend, daß es lieber nicht oder sehr sparsam verwendet werden soll, Hellblau und Hellila sind ebenfalls ungeeignet für diesen Zweck. Wer besonders hübsche Muster weben will, achte auf die einfachen Kreuzstichmotive, die sich dafür stets eignen dürften, besonders, wenn man im Anfang zu leichten Übungszwecken solche Kreuzstichmuster auseinandernimmt oder auf andere Weise vereinfacht. [Illustration: Abb. 3. Achselträger in Perlweberei.] Das zweite Modell auf unsrem Bilde (Abb. 4) ist ein handgewebter +Gürtel+, der auch als +Hutband+ verwendet werden kann. Er besteht aus Wollfäden und ist ebenfalls auf der Zigarrenkiste in der angegebenen Art hergestellt. Das Muster eignet sich auch recht gut für Perlenweberei; es sind vier Töne, die sehr geschickt nebeneinandergesetzt sind; der tiefste Ton ist lila, daneben steht Grasgrün, alles übrige ist kirschrot und dottergelb. Die Technik ist dieselbe, die Verwendbarkeit des Streifens sehr vielseitig, er kann unter anderem auch als +Kleiderbesatz+ benutzt werden; in diesem Fall muß er recht schmal gehalten sein und in den Farben dem Stoff sehr geschickt angepaßt werden. Wer mit der Technik gut Bescheid weiß, kann von diesen einfachen Anfängen zu größeren Arbeiten übergehen. Handgewebte +Kissenplatten+ und kleine +Wandteppiche+ sind sehr beliebt und werden, wenn die Muster geometrisch gehalten sind, nicht so schnell unmodern wie andre Handarbeiten, besonders, wenn man kräftige, unvermischte Töne geschickt nebeneinandersetzt. Auf dem kleinen Zigarrenkistenapparat kann man große Gegenstände nur dann herstellen, wenn sie aus kleinen, dem Miniaturwebeapparat entsprechenden Stücken bestehen, die dann zusammengenäht werden. [Illustration: Abb. 4. Handgewebte Gürtel aus Wollfäden und Lacetband. Entwurf und Ausführung: Liselotte Volk.] Während für Perlwebereien dünne Fäden aufgezogen werden müssen, kommt bei Wollwebereien ein stärkeres Material, zum Beispiel Bindfaden, in Betracht. Das gilt auch, wenn mit Seidenkordel gewebt werden soll. Man stopft das Muster zwischen den Fäden, in dieser Art ist das +Band+ auf unsrer Abbildung ausgeführt. 3. Buntstickereien Wenn man moderne Handstickereien mit solchen früherer Jahre vergleicht, vor allem mit den sogenannten „Augenpulvern“ unsrer Mütter und Großmütter, so können wir mit Leichtigkeit feststellen, daß die Handarbeiten der letzten Moden, was Technik, Grundstoff und Ausführung anbelangt, großzügiger, einfacher und dekorativer geworden sind. Und wenn wir auch, dem Geschmack der Zeit folgend, vielfach die Ideen zu unsern Mustern einer Epoche entnehmen, die in betonter Einfachheit und Gefühlseligkeit förmlich schwelgte, so borgen wir uns doch schließlich nur den vielfach veränderten Stil und die Farben; die komplizierte Technik dieses mühseligen Stich-an-Stichreihens entspricht kaum mehr unserm modernen Empfinden, und darum vereinfachen wir die Technik und die Muster. Sticken ist heutzutage kein Mittel mehr, um die überflüssige Zeit totzuschlagen, +gute+ Handarbeiten werden immer teurer, ihr Wert steigert sich durch den Wettbewerb mit billigem Dilettantismus. Auch wir Modernen sticken bunte Blumenkränze und farbenfröhliche Sträuße mit glänzender Seide, aber wir verwenden keine zeitraubenden dünnen Fäden, wir bevorzugen +starke+ Seidenfäden, die schnell decken, wir können uns nicht gar so lange bei einer Blume, bei einem Blatt aufhalten wie die Stickerinnen früherer Jahrzehnte. Während man früher farbige Muster mit den größten Ausmaßen, zum Beispiel Vorhänge mit feinsten Seidenfäden stickte, verwendet man jetzt zu verhältnismäßig kleinen Arbeiten, zu Taschen, Beuteln, Kinderhäubchen, Nähkissen, Nähbüchern, Tabletteinlagen und so weiter möglichst starkfädiges Stickmaterial. Darum hat die Wollstickerei ganz besonderen Anklang gefunden, während die Arbeiten mit buntem feinen Garn kaum mehr verwendet werden. Dagegen verarbeitet man vielfach Wolle in Verbindung mit Seide und erzielt dadurch recht gute Wirkungen mit verhältnismäßig wenig Mitteln. Was die einzelnen Formen der Muster anlangt, so gilt das ungeschriebene Gesetz nicht mehr, das einstmals forderte: „Der Grundstoff muß vollständig von der Stickerei bedeckt sein!“ Im Gegenteil, besonders bei größeren Handarbeiten findet man häufig eine Art „gesperrte“ Technik, der man die Absicht, Zeit zu sparen, deutlich ansieht. Solch eine Stickerei wirkt, wenn sie technisch einwandfrei ausgeführt ist und wenn Grund- und Stickmaterial geschmackvoll zueinander abgestimmt sind, häufig fast skizzenhaft, betont flüchtig, ohne an Wirksamkeit einzubüßen. Als Farben des Stickmaterials kommen ständig neue Töne, gebrochen und ungebrochen, in den Handel, eine Seide leuchtender und waschechter als die andere, eine Wolle weicher und vollfädiger als die andere, und auch die Stoffe, die als Grundmaterial zur Verwendung gelangen, werden immer mehr darauf eingerichtet, die Wirkung der Stickerei zu unterstreichen, vor allem aber auch die Arbeitsdauer so viel wie möglich einzuschränken. Selbst die kleinsten modernen Handarbeiten tragen unsichtbar, aber leserlich für die Eingeweihten, das Motto: Zeit ist Geld. [Illustration: Abb. 5. Buntstickereien: Kissen, Kaffeewärmer, Arbeitstäschchen und Taschentuchbehälter.] Wir zeigen auf unserer Abb. 5 eine Anzahl solcher Handarbeiten, deren Herstellung in diesem Sinne durchaus zu empfehlen ist. Die verschiedenen kleinen Täschchen können leicht aus Resten hergestellt werden, nur das gestickte +Kissen+ unsrer Vorlage erfordert ein größeres Stück Stoff. Hier ist karmoisinrotes Tuch in der Größe von 32: 51 Zentimeter verwendet. Die Ecken sind mit blätterartigen Figuren bestickt, die aus einem Kelch hervorzugehen scheinen. Sie sind in bunter Wollstickerei und meist im schrägen Plattstich ausgeführt. Die Ecken zieren starke Quasten. -- Sehr gut wirkt der aus feinem weißen Waschtüll gearbeitete +Kaffeewärmer+ (im Vordergrund links). Die untere Breite mißt ungefähr 36, die Höhe etwa 32 Zentimeter. Die Zeichnung überträgt man am besten mit Blaustift auf festes weißes Papier und heftet sie dem Tüll unter; die begrenzenden Linien lassen sich auf diese Weise leicht einziehen. Größere Blumen und Flitter werden noch mit Twist oder Glanzgarn in verschiedenen Stichen ausgeführt. In die Verbindungsnaht wird ein schmaler 3 Zentimeter breiter Tüllvolant mit eingefaßt; eine Tüllrosette dient zum Anfassen. Die Grundform ist mit einfarbigem Seidenstoff überzogen. -- Zu dem reizenden +Arbeitstäschchen+ (rechts vom Kaffeewärmer) braucht man ein Stückchen Rohseide oder feines gelbliches Leinen von 18 Zentimeter Breite und 31 Zentimeter Länge. Von dieser werden 9 Zentimeter zur Tasche umgeschlagen. Den Deckel ziert eine Stickerei in bunter Wolle. Nachdem das Satinfutter angebracht ist, wird das Ganze mit zwei Fäden grüner Wolle eingestochen, über die sich dann noch solche von roter Wolle legen. Einen besonderen Ausputz bildet der 11 Zentimeter lange und 4 Zentimeter breite Zipfel, der einem alten Siegel nachgebildet ist und das Täschchen zugleich schließt. Zu diesem Zwecke muß ein Knopf auf der unteren Seite angebracht werden. -- Auch der aus schwarzem Tuch hergestellte +Taschentuchbehälter+ (rechts vor dem Kissen) ist sehr geschmackvoll. Er mißt 19 Zentimeter im Quadrat; die Ecken werden hereingeschlagen und mit kornblumenblauer Wolle bestickt. Drei Ecken werden durch Zierstiche -- Bäumchen- oder Languettenstiche -- zusammengefügt; die vierte dient als Schluß und wird mit einer Schlinge versehen. Zuletzt wird die Arbeit mit blauer Seide gefüttert und an den Ecken werden kleine blaue Bällchen angebracht. -- Das niedliche andere +Arbeitstäschchen+ (an der äußersten rechten Ecke unseres Bildes) ist 12 Zentimeter im Quadrat groß, erfordert also einen Streifen Tuch von 12 Zentimeter Breite und 24 Zentimeter Länge. Auf der oberen Seite ist eine bunte Wollstickerei angebracht; grüner Vorstoß umrandet das aus blauem Tuch angefertigte Täschchen, das zuletzt mit grüner Seide gefüttert und mit blauen Bändern gebunden wird. 4. Das handbestickte Kleidungsstück Das +handbestickte Kleidungsstück+ erfreut sich besonders bei der Jugend einer meist berechtigten Beliebtheit. Jungen Mädchen macht es Freude, ihre Schürzen, Blusen, Kleider, Gürtel, Taschen, Mützen und so weiter selber zu besticken; häufig entwerfen sie selber die Muster dafür und geben sich viel Mühe, mit einem großen Aufwand von Zeit und Kosten diese eigenen Entwürfe auszuführen. [Illustration: Abb. 6. Handbesticktes Überziehjäckchen aus rotem Stoff mit farbiger Stickerei.] Gerade diese selbstentworfenen Muster und ihre Farbenzusammenstellung wirken häufig sehr dilettantenhaft; man wundert sich oft, wie viel Geschmacklosigkeiten auf einem einzigen Stück vereinigt sind. Da sieht man naturalistische Rosen und Veilchen, zu einem Strauß geordnet, und all dies auf eine Bluse gestickt, als ob es sich um ein altmodisches Sofakissen handelte. Und naturalistisch gehaltene Weinranken auf einem Gürtel, und große Schmetterlinge auf einem Kleid! Etwas Ähnliches haben wir alle schon erlebt. Wie lächerlich wirkt solch unverstandenes Kunstgewerbe auf den Kenner. Geometrische Figuren sind für solche Ornamentik empfehlenswerter, indessen wird auf diesem Gebiet wieder häufig der Fehler gemacht, daß die Muster dadurch viel zu langweilig werden, und der Fehler wird noch größer, wenn man versucht, die Eintönigkeit der Ornamente durch krasse Farben zu vermindern. Diese Wirkung ist noch schlimmer, als wenn man eine Bluse mit Lilien bestickt, „weil es die Lieblingsblumen der Trägerin sind“. Wer beim Besticken der einzelnen Kleidungsstücke einen guten Geschmack zeigen will, bringe nur stark vereinfachte Formen und Linien. Gewiß können Blumen und Schmetterlinge als Vorbild dienen, aber die Formen müssen so lange auseinandergenommen werden, die Linien sollen so stark stilisiert, das heißt vereinfacht sein, daß man bestimmt nicht mehr erkennen darf, woher die Motive stammen. Auch die Farben müssen dementsprechend verändert werden, und bei der Auswahl des Stickmaterials sei man stets darauf bedacht, daß ein Kleidungsstück keine Tischdecke, kein Sofakissen, kein Kaffeekannenwärmer ist. Kleidungsstücke, die dem Witterungswechsel ausgesetzt sind -- auch Handtaschen gehören in dieses Gebiet --, müssen unbedingt wasch- und regenecht bestickt werden; unecht bestickte Hüte, die in den Regen kommen und tüchtig abfärben, können einen ganzen Anzug, von Kopf bis zu Fuß, gefährden. Am besten ist es, die Handarbeit auf einem Kleidungsstück in möglichst bescheidenen Grenzen zu halten, häufig genügen einige feine Zierstiche, um es geschmackvoll zu schmücken. Wer aber durchaus mit Ornamenten prunken möchte, dem zeigen wir obiges handbesticktes Überziehjäckchen aus rotem Stoff mit farbiger Handstickerei (Abb. 6), das mit seiner sparsamen, vornehmen Ornamentik durchaus mustergültig ist. Hier sehen wir, wie hochrotes Tuch, das doch stets sehr schwierig in der Verarbeitung ist, geschmackvoll und nützlich verwendet wurde. Es ist in einzelne Teile aufgeteilt, die mit Zierstichen verbunden sind; bestickte Knöpfe und zwei aufgesetzte, ebenfalls handbestickte Taschen bilden den Hauptschmuck. Statt der Knopflöcher wurden geschürzte Ösen als Verschluß angebracht. Auf den Taschen sehen wir außer den umrandenden Zierstichen flachgestickte Ornamente, die aus Rosenknospen und Blättchen umgewandelt worden sind, das heißt, man sieht dies nur, wenn man sich sehr bemüht. Die Knospe und die Blätter sind auf den Kopf gestellt, vor allem aber stark stilisiert. Das „Auf-den-Kopf-Stellen“ genügt nämlich nicht, um ein Ornament für solchen Zweck geeignet zu machen, dazu gehört schließlich doch etwas mehr. Auch die Farben sind nicht naturalistisch. Die Muster sind weiß gehalten, mit Grau und Blau umrandet. Alte und neue Zierstiche sind für dieses Überziehjäckchen zu Hilfe genommen worden, um ihm eine persönliche Note zu geben, ein Verfahren, das sehr zu loben ist, wie überhaupt unsere hübschen Zierstiche viel mehr verarbeitet werden sollten. Hoffentlich wird unser gutes Beispiel dazu beitragen, noch mancherlei Irrtümer auf diesem Gebiet zu beseitigen oder ungeschehen zu machen. 5. Kreuzsticharbeiten Zu den bekanntesten Handarbeitstechniken gehört der Kreuzstich. Daß er sich auch in früheren Zeiten schon einer großen Beliebtheit erfreute, davon zeugen u. a. die prachtvollen farbigen Meßgewänder in den Klöstern des Mittelalters; welch künstlerische Wirkungen wurden da durch den Kreuzstich in seinen originellen Varianten -- Rosenstich, Augenstich -- erzielt! Nachdem ihn verschiedene andre Techniken verdrängt hatten, kam er in der Biedermeierzeit wieder zu Ehren, eignete er sich doch wie kein andrer Stich zur Verarbeitung der farbenfröhlichen, naiven Muster jener Zeit. Ja, der Kreuzstich war weltlich geworden, aber obgleich er immer noch vielfach zu kirchlichen Zwecken verwendet wurde, fand man die hübschen Kreuzsticharbeiten mit der bunten Ornamentik doch zumeist in den besseren Bürgerhäusern. -- Die Gegenwart, die so viel aus den Tagen der Biedermeierzeit entlehnt, brachte auch die Kreuzsticharbeiten wieder in Aufnahme. Stark modernisiert und stilisiert, den heutigen Begriffen und Bedürfnissen angepaßt, erkennen wir die anmutigen Motive in sichtbar veränderter Form kaum wieder. Während man sonst auf groben, löchrigen Geweben -- im Mittelalter verwendete man sogar Hanf und Leder -- den Kreuzstich arbeitete, wird jetzt meist Seide und mehr oder weniger starkes Leinen gewählt. Am beliebtesten sind die bunten Rupfenarten, Leinwand, die in den feinsten Nuancen und in reicher Auswahl eingefärbt ist. [Illustration: Abb. 7. Kreuzstichmuster: Ornament. Entwurf von Else Levin.] Wir bringen verschiedene Kreuzstichmuster, die mit einigem Geschick selbst von ungeübten Händen nachgemacht werden können, und deren Herstellung mit wenig Kosten verknüpft ist. Wir sehen in Abb. 7 ein modernes Ornament, das, nach rechts und links angesetzt, eine außerordentlich wirksame Borte ergibt. Durch Spieglung sind wir in der Lage, das Muster auf seine vielfache Verwendbarkeit hin zu prüfen. Wir können es sowohl zur Verzierung von Gürteln als auch von Decken und Kissen verarbeiten. Es eignet sich zum Schmuck für Kinderkleider, Theaterhauben, für elegante Blusen und Schürzen. Als einfaches Ornament, wie wir es hier im Bilde sehen, läßt es sich als Mittelstück für Kissenplatten in Hochformat verwerten. Man hält es am besten in drei Farben, die man dem Hintergrund harmonisch anpaßt. Sehr dekorativ wirkt die Stickerei in Schwarz, Orange und Grün auf kobaltblauem Grund, ganz gleich, ob es sich um seidenes oder leinenes Material handelt. Auf Leinen stickt man am besten mit Perlgarn, dessen Stärke sich nach der Gewebeart richtet. Zur Ausführung verwendet man, wie bekannt, Kanevas oder Kongreßstoff, ihre Fäden werden, wenn die Arbeit vollendet ist, wieder herausgezogen. Abb. 8 stellt eine Bordüre dar, die zum Schmuck von großen waschbaren Portieren und Vorhängen aller Art zur Verwendung gelangt, zum Beispiel für Vorhänge auf Balkone, Loggien, in Schlafzimmern, Dielen, vor Bücherregalen und anderen. Unser Originalmodell ist in Schwarz, Zinnoberrot und Zitronengelb auf cremefarbenem Grund gestickt und kann je nach Belieben und Zweckdienlichkeit in großem oder kleinem Format ausgeführt werden. [Illustration: Abb. 8. Bordüre für Portieren und Vorhänge.] In Abb. 9 sehen wir das Muster für eine kleinere Mitteldecke, die am besten auf nicht zu starkem weißen Leinen ausgeführt wird. In Zinnoberrot, Grün, Violett und Schwarz ist die Stickerei gehalten, doch überlassen wir es dem Geschmack unserer Leserinnen, eine andere Farbenwahl zu treffen. [Illustration: Abb. 9. Muster für kleinere Mitteldecken.] Wer die Arbeit als Nähtischdeckchen oder Kissenplatte verwenden will, dürfte sich am besten für grellfarbiges Grundmaterial -- Seide oder Leinwand -- entscheiden. Auf kobaltblauem Hintergrund steht sehr gut: Weiß, Giftgrün und Orangegelb, auf scharfem Grün: Zinnoberrot, Schwarz und Hellkobaltblau, auf Orange: Schwarz, Weiß und Giftgrün. Beliebig wiederholt, ergibt unsre Vorlage ein sehr originell wirkendes Füllmuster, das besonders für starke Stoffarten in Betracht kommt und für Abend-, Garten- und Dielendecken sehr zu empfehlen ist. [Illustration: Abb. 10. Flächenmuster für Perlstickerei.] Abb. 10 zeigt ein +Flächenmuster+, das sich auch für +Perlstickerei+ eignet. Dieses Muster kann sehr vielfach verwendet werden, so zum Beispiel für +Bänder+, +Gürtel+, +Borten+, +Kinderhäubchen+ und +Kleider+, +Taschen+, wenn man nur einen Streifen davon benutzt, sonst paßt es für +Gartentischdecken+, +Vorhänge+ und +Kissen+. Unser Modell ist schwarz, kobaltblau, giftgrün, mit weißem Mittelpunkt auf weißem Grund gehalten. [Illustration: Abb. 11. Tulpenmuster für Mappen, Kissen und Taschen. Entwurf von Else Levin.] Das fünfte Muster (Abb. 11) eignet sich am besten für +Kissen+ in drei Farben, zum Beispiel Schwarz, Kobaltblau und Orangegelb. In Wolle ausgeführt wirkt es sehr stark, man kann es auch für +Fußbänke+, +Fußkissen+ und kleine +Vorleger+ benutzen. [Illustration: Abb. 12. Muster für Kreuzstich- und Filettechnik. Entwurf von Else Pauli.] Der sechste Entwurf (Abb. 12) eignet sich auch sehr gut für +Filettechnik+, ein Füllmuster von vielfacher Verwendbarkeit. In Wolle gestickt empfiehlt es sich für +Vorhänge+, +Decken+, +Kissen+, +Vorleger+ und +Mappen+, in Seide ausgeführt paßt es besser für kleinere Gegenstände, zum Beispiel +Taschen+, +Nähkissen+, +Briefmappen+. Es besteht eigentlich aus zwei Teilen, verwendet man die rechte oder die linke Seite einzeln, so entsteht ein Motiv zur Verzierung von +Häubchen+, +Gürteln+, +Mützen+, +Blusen+; setzt man dieses Motiv nach oben und unten fort, so entsteht eine +Borte+, die stehend und liegend verwendet werden kann. Solche Borten eignen sich für +Decken+, besonders aber für +Gürtel+ und +Kinderkleidung+. Je nach dem Hintergrund stickt man die Arbeit in zwei bis drei Farben; eine gute Wirkung erzielt man, wenn das Muster in Kobaltblau und Giftgrün auf schwefel- oder orangegelben Grund gesetzt wird. [Illustration: Abb. 13. Leichtes Flächenmuster.] [Illustration: Abb. 14. Füllmuster.] Auf der nächsten Vorlage (Abb. 13) sehen wir ein leichtes +Flächenmuster+, das in +Streifen+ zerlegt werden kann; auf diese Weise entsteht eine fortlaufende Borte, die für +Kindersachen+ ganz besonders geeignet ist. Das Muster kann sehr farbig gehalten werden: die Schmetterlinge abwechselnd in zwei Farben in jeder Reihe, so daß vier verschiedenfarbige Schmetterlinge entstehen, in der ersten Reihe: der erste feuerrot, der zweite tütenblau, in der zweiten Reihe: der erste orangegelb, der zweite giftgrün. Die kleinen Kreuzornamente und der Verbindungspunkt zwischen den einzelnen Schmetterlingen werden schwefelgelb gestickt. Diese Farbenangabe gilt für einen weißen, schwarzen, grauen oder dunkelblauen Grund, Farben, die bei starker Leinwand häufig vorkommen. Solches Leinen wird gern zu +Garten-+ und +Balkonkissen+, auch für +Kinderzimmer-+ und +Dielenkissen+ verwendet, und gerade dafür ist das Schmetterlingsmuster ganz besonders geeignet. Abb. 14 zeigt ein einfaches +Flächenmuster+ in zwei Farben für +Garten-+ und +Dielentischdecken+, +Kissen+, +Vorleger+, +Schreib-+ und +Sammelmappen+, +Kassetten+. Am besten wirkt die Stickerei in Wolle oder -- waschecht -- in Perlgarn und Garn in drei Farben: schwarz, weiß auf orangegelbem, kobaltblauem oder giftgrünem Grund, tütenblau, schwefelgelb auf grasgrünem Grund; die Mittelstücke können einzeln für +Knöpfe+ verwendet werden. Die nächste Zeichnung (Abb. 15) stellt ein +Flächenmuster+ dar, aus dem man eine +Borte+ machen kann, sowohl eine aufrecht stehende, als auch eine sich nach rechts und links fortsetzende +Borte+, die sich für +Taschen+, +Kindersachen+ und +Deckchen+ recht gut eignet. Als Flächenmuster paßt sie für +Kissen+, +Mappen+, +Taschen+ und, wie die meisten dieser Entwürfe, auch für +Bucheinbände+. Man stickt das Muster am besten in drei Farben: die Herzen kobaltblau auf schwarzem oder türkisgrünem Grund, die Verbindungslinien schwefelgelb, oder giftgrüne Herzen auf pfauenblauem Grund mit orangegelben Verbindungslinien. Solche Farben wirken immer gut; aber nur nicht Rot für die Herzen nehmen! [Illustration: Abb. 15. Flächenmuster. Entwurf von Else Pauli.] 6. Monogramme und Buchstaben Schon unsere Groß- und Urgroßmütter wandten dem Wäschezeichnen ein berechtigtes Interesse zu. Gehörte es doch zum „guten Ton“, jedes Stück der Aussteuer selbst zu zeichnen, und der runde Stickrahmen spielte eine wichtige Rolle im Leben der Braut. Da aber in früheren Zeiten das Hauswesen unendlich viel mehr Ansprüche an die Frauen stellte als heute, gleichviel welchen Standes sie waren, so konnte -- wie bei manchen andern Dingen -- auch dem Wäschezeichnen nicht allzu viel Zeit gewidmet werden, und so griff man nicht nur aus Sparsamkeits- oder Bequemlichkeitsgründen zur „Schablone“. Sehr elegant und eigenartig waren die Buchstaben und Monogramme meistenteils nicht, die ihr Entstehen dieser dünnen Kupferplatte und dem unvermeidlichen Tuschnapf mit Marineblau verdankten, aber die wenig verwöhnten Frauen, die sich ihrer bedienten, fragten nicht viel nach „persönlicher Note“. -- Man zeichnete eben die Wäschestücke mit Monogrammen (Abb. 16 bis 20) nicht aus einem besonderen Schönheitsbegriff heraus, sondern weil man sein leinenes Hab und Gut auf diese Weise am besten voneinander unterscheiden und schneller ordnen konnte. Daher war auch das hellrote Stickgarn, das sich scharf vom Weiß der Wäsche abhob, sehr beliebt, und es hat lange Zeit gedauert, bis es vom weißen Stickgarn der vornehmeren Wirkung wegen verdrängt wurde. [Illustration: Abb. 16.] [Illustration: Abb. 17.] [Illustration: Abb. 18. Abb. 16-18. Monogramme.] Heutzutage rechnet man das Wäschezeichnen zum „Augenpulver“ und verzichtet meist gern darauf, mit eigener Hand all seine weißen Schätze zu signieren. Wir haben es ja auch gar nicht mehr nötig, nimmt uns doch die Maschine die unwillkommene Arbeit ab, eine Entlastung, die oft doppelt angenehm empfunden wird, da die Maschinenarbeit, was peinliche Genauigkeit, Schnelligkeit und Linienschwung anlangt, stets siegreich mit der mühseligen Handstickerei konkurrieren dürfte. Die große Umwälzung, die durch die Maschine auf dem Gebiete der Handarbeit herbeigeführt wurde, hat es wohl auch zum Teil bewirkt, daß mit der Schablone in ihrer früheren Gestalt aufgeräumt wurde, vertragen sich die alten Schablonenzeichen doch kaum mit unserm modernen, persönlichen Geschmack. Das Wäschezeichen ist heutzutage nicht mehr nur ein Ausdruck der Ordnungsliebe; man läßt nunmehr vielfach die Zahlen fort und trifft dafür mit desto größerer Sorgfalt die Auswahl der Buchstaben und Monogramme. Im Gegensatz zu früher ist das Wäschezeichen zum Schmuck, zur anerkannten Zierde einer jeden Ausstattung geworden. Während man sich in früheren Jahren damit begnügte, jedes Stück mit einfachen Buchstaben zu zeichnen, macht man heutzutage in dieser Beziehung feine Unterschiede: nicht alle Stücke einer Ausstattung brauchen in ein und derselben Art signiert zu werden. So zum Beispiel zeichnet man die +Taschentücher+ mit Buchstaben oder Monogrammen und umrandet das Zeichen mit einem geschmackvollen Ornament. Sehr beliebt sind dafür Kranzformen, Kreise, Quadrate und ähnliche Ornamente. -- Große Buchstaben oder Monogramme wählt man für +Tafeltücher+, während die dazugehörigen +Servietten+ zwar dieselben Zeichen, doch bedeutend verkleinert, tragen. [Illustration: Abb. 19. Buchstaben für Taschen, Kassetten, Handtücher usw.] [Illustration: Abb. 20. Buchstabe für Mappen, Taschen, Taschentuchbehälter, Badewäsche.] Man zeichnet jedoch nicht nur +Leib-+ und +Tischwäsche+; viele andre Gegenstände, die mehr oder weniger unsrem täglichen Gebrauch dienen, erhalten einen praktischen Schmuck durch geschmackvolle Buchstaben oder Monogramme, so zum Beispiel +Serviettentaschen+, +Fächerhüllen+, +Behälter für Tennisschläger+, +Schlittschuhbeutel+, +Schleier-+ und +Handschuhbehälter+, +Taschentuchordner+, +Badelaken+, auch +Handtaschen+, +Schreibmappen+, +Besuchskartentäschchen+ und so weiter. Aus hygienischen Gründen werden einzelne der aufgeführten Gegenstände, die meist Handarbeiten sind, waschecht angefertigt. Infolgedessen empfiehlt es sich, die Signaturen waschbar zu sticken, wie man sich auch bei der Auswahl des Materials, das zur Herstellung der Buchstaben und ihrer Umrahmungen verwendet werden soll, genau nach dem dafür in Betracht kommenden Grundstoff richten muß. Gegenstände, die häufig der Wäsche ausgesetzt werden, dürfen nur mit Waschgarn gezeichnet werden, dagegen kann man, wenn es sich um einen Grundstoff aus Seide, Tuch, Leder und so weiter handelt, mit farbiger Seide signieren. Geschmackvolle, deutlich lesbare Buchstaben werden sich stets allgemeiner Beliebtheit erfreuen, während Schnörkelzüge mit womöglich symbolischen Randverzierungen, die sich vielleicht gar auf Beruf oder Charaktereigentümlichkeiten des Besitzers beziehen, ungemein lächerlich wirken. Glücklicherweise sind derartige Geschmacklosigkeiten kaum mehr anzutreffen, nur mit der „Krone“ wird noch häufig genug Unfug getrieben. Seitdem gerade in allerletzter Zeit in Schulen und Fortbildungsschulen dem Wäschezeichnen sehr viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, und auch das Kunstgewerbe sich damit beschäftigt, hat sich das allgemeine Interesse für zweckmäßige, hübsche Monogramme und Buchstaben in den gebildeten Bürgerkreisen wesentlich gehoben. Von den Buchstaben, die ich euch zeige, eignen sich einige auch recht gut für Briefpapier und Karten, ihr könnt sie auch als Exlibris und zum Signieren für Noten verwenden. 7. Häkeleien verschiedener Art Die +Häkeltechnik+ ist in den letzten Jahren wieder modern geworden; man hat die hübschen alten Muster hervorgeholt, um sie, ziemlich unverändert, vielfach zu verwenden. Wenn auch die riesigen gehäkelten +Bettdecken+, die +Läufer+ und +Sofaschoner+ schon lange nicht mehr gearbeitet werden, so gibt es doch eine ganze Menge Nutz- und Zierhandarbeiten, die für Häkeltechnik gedacht sind. Die grobe, dickfadige Technik ist indessen verdrängt worden, man verwendet lieber feineres Garn, um Einsätze und Spitzen für +Kaffeedecken+, +Tafeltücher+, +Kissenbezüge+, +Hemdpassen+, +Mitteldecken+ zu arbeiten, die Muster wirken leichter und gefälliger, ohne, wenn sie richtig angeordnet sind, an Geschmack einzubüßen. [Illustration: Abb. 21. Gehäkelter Stern.] [Illustration: Abb. 22. Gehäkelter Stern.] [Illustration: Abb. 23. Gehäkelte Spitze mit Spitzensticharbeit.] +Wäschestücke+ werden wieder vielfach mit Häkelspitze verziert, man schätzt sie, weil sie haltbar ist, das häufige Waschen gut übersteht und hübsch aussieht; es gibt ja außerordentlich viele Muster, und mit einigem Geschick ist es leicht, die geeigneten Vorlagen für die einzelnen Gegenstände auszuwählen. Es ist nicht dasselbe, ob ein +Taschentuch+ oder eine +Frisierjacke+ mit Häkelspitze verziert werden soll, die Anwendung der Muster, die Aufmachung entscheidet darüber, ob die fertige Arbeit ansehnlich und modern oder veraltet und unkleidsam -- dies gilt besonders für Wäsche -- wirkt. Gehäkelte +Beutel+ sind nicht zu empfehlen, aber gehäkelte +Kindertäschchen+ können reizend aussehen. Man häkelt auch vielfach +Kinderjäckchen+ und +Kleidchen+, +Mützchen+ und +Häubchen+ in farbiger Wolle. Wenn Erwachsene oder größere Mädchen bunte Wollsachen tragen wollen, müssen Muster und Farben sehr sorgfältig ausgewählt werden, damit die Sache nicht in eine Maskerade ausartet. Für Sportzwecke benutzt man gern gehäkelte +Mützen+ und +Schale+, sie können sehr flott wirken, man häkelt auch +Schuhchen+ für +Babys+ und +Bettschuhe+ für +Großmamas+; solche Arbeiten sind unverwüstlich, wenn nicht gerade die Motten in die Wolle kommen. Auf unseren Bildern (Abb. 21 bis 30) bringen wir eine Anzahl Vorlagen, die sich für die verschiedensten Häkelarbeiten verwenden lassen. [Illustration: Abb. 24. Gehäkeltes Kindertäschchen.] [Illustration: Abb. 25. Zählmuster zum Kindertäschchen.] Da sind zunächst einige +Sterne+ (Abb. 21 u. 22), die vielfach benutzt werden können. In feinem Material ausgeführt, eignen sie sich recht gut für +Taschentuchecken+, für +Untertaillen+, etwas stärker hergestellt kommen sie, wie das +Quadrat+, für +Kissenbezüge+ in Betracht. Wenn man eine Anzahl farbiger Wollsterne miteinander verbindet, erzielt man eine originelle +Fläche+, die man für +Schlummerrollen+ -- wieder sehr modern! -- +Puffs+, +Kissen+, +Kaffeekannenwärmer+, +Kindermützchen+ verwenden kann. [Illustration: Abb. 26. Gehäkelte Badeteppiche.] Das nächste Bild (Abb. 23) zeigt eine hübsche +Spitze+, die für +Vorhänge+ und +Decken+ recht gut paßt; will man sie für +Leibwäsche+ benutzen, so muß man feines Material verarbeiten. Für +Gartentischdecken+ kann man sie in zwei Farben herstellen, falls dunkelblaues Fischerleinen oder graues starkes Leinen als Grundstoff verwendet wird. Zu blauem Stoff sieht ein grasgrüner Stern mit bronzebrauner Spitze oder ein orangegelber Stern mit grasgrüner Spitze sehr gut aus. Ist der Stoff grau, so wählt man Kornblumenblau und Giftgrün oder Kornblumenblau und Kirschrot. Auf der Abb. 24 sehen wir ein reizendes +Kindertäschchen+, zu dem wir auch das Zählmuster (Abb. 25) bringen. Diese unterhaltende Arbeit erinnert an die farbenfröhlichen Biedermeiertäschchen und -mappen, von denen noch manches Stück in den einzelnen Familien zur Erinnerung aufbewahrt wird. Abb. 26 stellt zwei +Badeteppiche+ dar, einfache, bescheidene Muster, die „wenig hermachen“, indessen sind solche Arbeiten wertvoller als manches bunte, unnütze Zeug. Gerade in unserer Zeit muß man auf praktische Werte bedacht sein, und ein +Badeteppich+ ist auf alle Fälle ein brauchbarer Gegenstand. [Illustration: Abb. 27. Gehäkeltes Kinderkleidchen.] Das nächste Bild (Abb. 27) zeigt ein +wollenes Kinderkleid+, es ist sehr praktisch in Schnitt und Farben und hat den Vorzug, nicht so schnell unmodern zu werden. Außerdem kann es nach Belieben vergrößert werden, wenn es „ausgewachsen“ sein sollte. Zum Unterschied von manchen andern Wollkleidern wirkt es durchaus nicht plump, auch nicht bäurisch; es ist sehr geschickt gemacht, und wenn es sorgfältig nachgearbeitet wird, muß es unbedingt kleidsam wirken. [Illustration: Abb. 28 Aus Wolle gehäkelter Blumenzweig.] In der Vorlage (Abb. 27) bildet grüne und weiße Wolle das Material. Das Leibchen in Kimonoform arbeitet man am besten nach einem Schnitt. Man fängt es am vordern Ende an in hin- und hergehenden grünen Stäbchenreihen, wobei man stets das hintere Glied erfaßt. Zu den Ärmeln schlägt man entsprechend Luftmaschen an; nach zwei Reihen durch die ganze Breite beginnt man den Schlitz und häkelt bloß halbseitig bis zur Achsel. Dann wird die zweite Hälfte des Vorderteils ebensoweit gearbeitet. Für den Rücken geht es in voller Breite weiter; er wird wie das Vorderteil beendet. Wenn die Seitennähte verbunden sind, wird der Rock an das Leibchen in flachen Bogenformen angehäkelt. Die erste Reihe ist aus dreifachen grünen Stäbchenreihen gebildet. Vierzehn solcher Stäbchen werden auf drei Maschen des Leibchenrandes verteilt, dann fünf Maschen des Randes übergangen, und in die nächsten drei Maschen wird wieder eine Stäbchengruppe ausgeführt. Bei dieser Reihe sind die beiden Glieder der Maschen erfaßt. Die nächste Reihe sind einfache grüne Stäbchen in die der vorigen Reihe. Dann folgt eine Reihe weißer Doppelstäbchen, danach zwei Reihen grüner einfacher Stäbchen. Diese weißen Doppelstäbchen und die zwei Reihen grüner einfacher Stäbchen wechseln wir neunmal; Grün bildet den Abschluß. Der Kragen und die Ärmelaufschläge sind in weißen Stäbchen gehäkelt, der Schlitz wird mit weißen Pikots umrandet. [Illustration: Abb. 29. Große gehäkelte Wollblume.] Zum Schluß machen wir auf die hübschen +Wollblumen+ (Abb. 28 bis 30) aufmerksam, die, wie das Kindertäschchen, den Vorlagen aus dem Verlag Otto Beyer, Leipzig, entnommen sind. Das „+Gänseblümchen+“ und die große „+Rundblüte+“ passen zum Schmuck von +Kinderkleidern+ und +Hüten+, man kann einige dieser Muster in verschiedenen Farben anfertigen und daraus ein +Sträußchen+ herstellen, um es in dieser Art zu verwenden. Auch zur Verzierung von +Nähkörben+ und +Kannenwärmern+ eignen sich diese Blumen, ganz besonders der +Blütenzweig+ auf dem ersten Bilde. [Illustration: Abb. 30. Aus Wolle gehäkelte Gänseblume.] 8. Künstlerische Blumen In früheren Jahren gab es eine Mode der „künstlichen“ Blumen als Zimmerschmuck. Das war damals, als Hellebarden und Stoßdegen sich an der Wand des Speisezimmers kreuzten, als die Büfetts wie hochragende Ritterburgen gebaut wurden, und das Makartbukett gemeinsam mit andern Staubfängern als eine nicht zu umgehende Wohnungsdekoration etwas galt. Diese Blumen mußten naturgetreu wirken, man stellte sie aus Woll- und Seidenfäden her, brauchte viel Silberfiligran und dünnen Silberdraht dazu und gab ihnen einen Kelch aus Gummimasse; Stengel und Staubgefäße wurden aus Federkielen angefertigt. Das waren schöne Kunstwerke! Heute ist die +frische+ Blume in Mode, und wenn man für den gedeckten Tisch -- gleichzeitig als Damenspende -- künstliche Blumen verwendet, so sollen sie künstlerisch wirken und in keiner Weise „wie echt“ aussehen. Im Gegenteil, es wird alles vermieden, was irgendwie naturgetreu wirken könnte, jede Form wird so lange vereinfacht, jede Linie so stark stilisiert, bis ein mehr oder weniger farbenfröhliches Phantasiegebilde entsteht, das sich recht gut als Ansteckblüte verwenden läßt und ausnahmsweise gelegentlich ein paar Vasenblumen ersetzen kann. Sie wirken sehr frisch und lebendig, wenn sie an dem Muff, am Pelzkragen, am Mantel oder am Jackett befestigt werden, als Hutschmuck werden sie statt einer andern Garnitur gern getragen, auch für Gesellschafts- und Ballkleider kommen künstlerische Blumen in Betracht, doch muß hier der Geschmack sehr sorgfältig wählen, denn nicht jede Blume paßt für jede Gelegenheit. Für Waschkleider und Blusen sind sie zum Beispiel kein geeigneter Ausputz und für sportliche Anzüge sind sie ebenfalls nicht unbedingt zu empfehlen. Wir zeigen auf unseren Bildern eine Anzahl künstlerische Blumen, von +Luise Wolbrandt+ entworfen und ausgeführt. Die Wollblüten können recht gut zur Verzierung von Kindersachen verwendet werden. Für gehäkelte, gestrickte oder gewebte Sporthüte und Mützen sind sie nicht zu brauchen, denn es wäre gegen den guten Geschmack, verschiedene Handarbeitstechniken miteinander zu verbinden, darum kann man sie auch nicht für handgeflochtene Basthüte benutzen. Dagegen wirken sie sehr hübsch als Schmuck für +Pelzhütchen+ und +Pelzmützen+, für einfarbige +Seidenhüte+, besonders wenn es sich um Glockenformen handelt und wenn die Farbenzusammenstellung recht sorgfältig ausgewählt worden ist. Wollblumen dieser Art sollte man auch für +Tee-+ und +Kaffeekannenwärmer+ verwenden, sie passen für +Kuchenschützer+ und sehen sehr lustig aus, wenn sie am Bügel eines +Nähkörbchens+ angebracht sind. Nur muß man sich hüten, die Blumenmode zu übertreiben; es sieht nicht gut aus, wenn in jedem Zimmer an irgend einer Stelle mehr oder weniger farbige Blumen aus Seide, Wolle oder einem andern Material ausgestellt sind. Das würde ganz bestimmt zum Dilettantismus führen. Es muß auch sehr klug überlegt werden, für welche Zwecke sich die einzelnen Blüten in den einzelnen Techniken am besten eignen. Unser erstes Bild (Abb. 31) zeigt stilisierte „+Rosenknospen+“, die als Schmuck für +Gesellschaftskleider+ und Hüte gedacht sind; „+Glockenblumen+“ (Abb. 32) eignen sich für +Kinderkleidung+, +Vasenschmuck+, +Tischdekoration+, +Kannenwärmer+, +Körbe+. „+Seidenblüten+“ (Abb. 33) sind wie die schon erwähnten „Rosenknospen“ zu verwerten. „+Wollblumen+“ (Abb. 34) passen für +Hüte+, +Mützen+, +Kinderkleidung+, zum +Anstecken+, ähnlich wie „Glockenblumen.“ Die +tütenförmigen Blüten+ auf Abb. 35 sind in der Art der Rosenknospen zu benutzen, sie passen auch in hohe, schlanke +Glaskelche+, wenn eine elegante +Tischdekoration+ vorgesehen ist, kommen aber für Hüte nicht in Betracht, die +Sternblume+ ist die echte, rechte +Ansteckblume+, sie wird stets fein wirken, ganz gleich, ob sie für +Muffen+, +Kleider+, +Mäntel+, +Hüte+, +Pelzkragen+ oder +Mützen+ verwendet wird. Dasselbe gilt von dem buntfarbigen +Sträußchen aus Wollblümchen+ auf Abb. 36, das auch für +Kindersachen+ sehr zu empfehlen ist. Die beiden letzten Modelle sind besonders für junge Mädchen geeignet, sie schmücken ohne allzu elegant zu wirken und fallen auch nicht peinlich auf, was bei weniger geschmackvoll geformten Blumen, deren Farben womöglich ungeschickt zusammengestellt sind, sehr leicht geschehen kann. [Illustration: Abb. 31. Rosenknospen.] [Illustration: Abb. 32. Glockenblüten.] [Illustration: Abb. 33. Seidenblüten.] Die Technik soll recht ausführlich beschrieben werden, sie wird sicherlich zu Versuchen Anregung geben. Wenn auch unsre Modelle, die von Künstlerhand stammen, nicht erreicht werden können, dürften anderseits erfreuliche Erfolge nicht ausbleiben. Auf alle Fälle muß gesagt werden, daß die Rosenknospen durchaus nicht rot oder rosa gehalten sind, es sind Phantasieblumen, die genau so gut in Rehbraun wie in Grau oder Violett ausgeführt werden können, vorausgesetzt, daß der Schein der Seide, es kann auch Atlas oder Taft sein, recht weich ist. Die Wollblumen können in ungebrochenen Tönen hergestellt werden, doch sollen sie nicht bäurisch wirken. [Illustration: Abb. 34. Wollblumen.] Bei den Rosenknospen (Abb. 31) fällt uns sogleich die Form der Blütenblätter auf, die nicht rund wie natürliche Rosenblätter sind, sondern ähnlich wie die Form der Knospen erscheinen, die, langgestreckt, durch die Umschließung der Staubfäden unten breiter, oben schmäler aussehen. Nach dieser Form biegt man den Blumendraht und umspannt ihn doppelt derart mit dem Stoff, daß sich alle Falten soviel wie möglich schräg ziehen und die Stoffenden beim Umwickeln nicht zu dick auftragen. Die Form wird gebogen, nach unten gerundet und die Drahteinlage am Rand dann mit feinen, gleichmäßigen Stichen übernäht, damit sie nicht aus der Lage kommt. Kürzer und gerundeter sind die Blätter, die vom Mittelteil abstehen. Eigenartig ist auch die Befestigung der Stiele, zu denen etwas stärkerer Draht genommen werden kann. Man befestigt an einem Drahtende einen langen Faden Filoselleseide und umwickelt damit den Draht ein Stück, worauf man eine oder mehrere Perlen aufschiebt. Durch diese leitet man zuerst die Seide, schiebt die Perle an und umwickelt dann weiter den Stiel, bis die Blumenblätter ringsum angebunden werden. Auch nach der Herstellung der Knospe, bei welcher der Stiel durch die Mitte geht, wickelt man weiter und befestigt dabei die kleinen grünen Blättchen. [Illustration: Abb. 35. Tütenförmige Blüten und Sternblume.] Das Sträußchen mit den sechsteiligen Blüten (Abb. 36) ist etwas anders ausgeführt. Man überspannt hier auch die einzelnen Blättchen mit weißem Seidenstoff, den man an einer Längsseite gegenseitig einschlägt und mit der Drahteinlage übernäht. Dann wird mit Filoflosseseide Hexenstich auf beiden Seiten über die Blättchen gestickt. Den Mittelpunkt bildet man mit einer Perle, die an den Draht geschoben und durch das umgebogene Ende festgehalten wird. Die sechs Blättchen werden mit Seide angebunden, dann umwickelt man den Stiel und befestigt an ihm ein oder mehrere Blättchen, die das Laub darstellen. Knospen kann man hier durch einige in die Höhe strebende Blättchen darstellen. Man verfertigt diese Blumen meist nur in der hier dargestellten Größe, selten ein wenig größer. Wieder eine andre Art der Ausführung zeigt die Blütengruppe (Abb. 33), die in zwei Farben gestickt ist. Jedes der drei Blütenblätter wird einzeln hergestellt. Man biegt dabei die Grundform aus Draht und überspannt sie mit hellem Seidenstoff; dann übernäht man den Draht mit feiner schwarzer Seide am Außenrand, daß er wie mit einem Schnürchen besetzt erscheint. Mit veilchenblauer, sehr dunkler Filoflosseseide stickt man zuerst den äußeren Umriß mit losen, breiten Stichen, dann in diese Stiche unten eingreifend eine Reihe Stiche von hellerer Farbe. Die Abbildung zeigt, daß drei fast gleiche spitze Blätter und drei kleinere helle Blättchen die Innenseite der Blüte bilden. Nachdem man auch diese drei kleinen Blättchen mit Seidenstoff überspannt und gelb übernäht hat, kann man die Blüte zusammenbinden. Zuerst befestigt man eine Perle an dem Draht und bindet nun die kleinen Blätter, dann die Blütenblätter flach übereinanderliegend an. Die Abbildung zeigt auch noch einige Knospen mit je zwei gestickten Blättern. [Illustration: Abb. 36. Sträußchen aus sechsteiligen Blüten.] Ohne Stoffunterlage kann man die glockenförmige Blüte (Abb. 32) herstellen, indem man vier Drahtenden an den Stiel bindet und von unten anfängt, mit Seide über den Draht zu flechten, die Seide einmal von außen nach innen und wieder nach außen um den Draht wickelnd. Dabei ist die nach oben sich erweiternde Form zu bilden. Am oberen Rand legt man ein Drahtende glatt ringsum und nochmals in Bogen am äußeren Rand. Über beide Drähte schürzt man den dreiteiligen Rand mit dichten Stichen. Unten am Stiel einer der beiden Blumen ist eine Schnecke aus grünüberwickeltem und schwarzübernähtem Draht und eine Spirale, die aus überwickeltem und über eine Stricknadel gebogenem Draht besteht, angebracht. Die wirkungsvollste der abgebildeten Blumen ist das weiße tütenförmige Modell (Abb. 35). Es erfordert die meiste Geschicklichkeit und sehr sorgsame Arbeit. Die Herstellung geschieht in ähnlicher Weise wie bei den Rosen; nur sind hier größere und schmalere Formen zu bilden und zu übernähen. Die kleine Sternblume zeigt die gleiche Herstellungsart. 9. Teepuppen Die +Teepuppe+ ist ein Kriegskind. Als der Spiritus knapp wurde, als der „Rechaud“, der Wärmespender aus Nickel, Messing oder Silber vom Teetisch verbannt werden mußte, als die verschiedenen Streike das Kochen erschwerten und das Warmhalten der Speisen zeitweilig unmöglich machten, damals tauchte die +Teepuppe+ auf, die +Teepuppe+ in ihren vielfachen Verkleidungen. Ihr, liebe Leserinnen, saht, wenn ihr euch dieser schweren Zeit erinnert, vielleicht nur die zierliche Puppe, diesen amüsanten Tafelschmuck, aber ihr damaliges Auftreten hatte wirklich eine ernste Veranlassung. Sie ist heute demnach überflüssig geworden, und ihre Art wäre schon längst ausgestorben, wenn sie sich in den verschiedenen Häuslichkeiten nicht so fest eingebürgert hätte, nicht nur, weil sie so reizvoll, sondern weil sie praktisch ist. Eine geschmackvolle +Teepuppe+ ist noch immer ein gerngesehenes Geschenk, ein freundlicher Schmuck für die Anrichte, für den Teewagen, und ich kann mir vorstellen, daß euch das Anziehen solcher +Teepuppe+ sehr viel Spaß macht, mindestens so viel Spaß, als wenn ihr als kleine Mamas eure Puppenkinder angezogen habt, nur, daß die Sache diesmal doch etwas schwieriger ist. [Illustration: Abb. 37. Jettchen Gebert. Entwurf und Ausführung: Emilie Krüger.] Die +Teepuppe+ kommt als Rokokomarquise mit schneeweiß gepuderter Perücke, als Biedermeiermadame im bauschigen Reifrock, als Japanerin in farbigen, weiten Phantasiegewändern vor, sie steigt aus alten Stichen heraus und nimmt den Namen berühmter Frauen an, wir kennen sie als Lady Hamilton, als „Dame mit dem Muff“ von Madame Lebrun, als Tänzerin Barbarina, als Marie Antoinette. Dann wieder heißt sie Prinzeß Lamballe oder ganz schlicht bürgerlich „das Schokoladenmädchen“. Aber welche Rolle die Teepuppe auch spielen mag, der breite faltige Rock darf bei ihr nicht fehlen. Darum stammt die gut gearbeitete +Teepuppe+ stets aus Epochen, in denen die Frau weite Gewänder trug -- die Tracht der Königin Luise, der Josephine Beauharnais, und gar ein modernes „Komplet“ würden ihr nicht günstig sein, denn der Rock ist es doch, der die Teekanne warm halten soll, sonst hat die reizendste Teepuppe ihren Zweck verfehlt. Bei ihr kommt es nicht nur auf eine geschmackvolle Kleidung, sondern ebensosehr auf eine praktische Montierung an. Mit einigem Geschick, mit einer ausgeprägten Nadelfertigkeit kann wohl jede von euch eine +Teepuppe+ anfertigen, umso eher, als alle Zutaten in den einschlägigen Geschäften erhältlich sind. Außer dem Oberkörper, den Armen und dem Gestell kommen bei dieser Arbeit hauptsächlich nur Stoff-, Band- und Spitzenreste in Betracht, diese Reste dürften in jedem Haushalt vorhanden sein. Den Kopf und die Arme kann man meist bei denselben Firmen kaufen, bei denen das Drahtgestell zu haben ist. Das Montieren und Ankleiden ist nicht sehr schwierig, es gehören nur außer einem gebildeten Geschmack -- ihr müßt euch da recht gut beraten lassen -- noch ein paar ungestörte Stunden dazu. Zuerst wird das Drahtgestell mit schmalen weißen Bändchen umwickelt, dann näht man das Futter, beliebigen weißen Stoff, darüber, und zwar in der Art, daß man, vorn beginnend, unter dichtem Anstecken, nach der Rückseite zu das Gewebe straff über das Gestell spannt und durch Abnäher die Glockenform erzielt. Die beiden Stoffteile werden durch eine saubere Saumnaht miteinander verbunden, so daß eine geschlossene Glocke entsteht. Der obere und der untere Rand wird fein gesäumt; damit die Hülle nicht Falten wirft oder gleitet, befestigt man sie mit leichten, aber festen Stichen an jeder Stabkreuzung des Gestells. Nun wird aus Watte die wärmende Einlage hergestellt. Man verwendet dazu einen Streifen Watte, der genau so breit und hoch wie das Drahtgestell sein muß. Die Watte muß gerade geschnitten sein und wird zur Rundung geschlossen. Man näht die Längskanten der Watte vorsichtig zusammen und stülpt sie zunächst, um die Glockenform zu erhalten, über das Gestell; jetzt werden an der Vorder- und an der Rückseite zwei Abnäher ausgeführt, der überstehende Stoff wird fortgeschnitten, die Schnittkanten verbindet man durch Kreuznähte. Nachdem auf diese Weise die Form genau passend hergerichtet ist, wird die Watte in die Innenseite des Gestells gesteckt und mit einigen festen Stichen am Futterstoff angenäht. Sie wird innen mit leichtem Batistfutter versehen, das ebenfalls röhrenförmig, genau wie die Wattierung, genäht wird. Damit unter dem Kleid ein Unterrock angedeutet ist, wird ein weißes Röckchen, nach Belieben mit Spitze verziert, auf die Futterform aufgenäht. Um Stoff zu sparen, bringt man nur eine breite Falbel aus weißem Mull oder Batist an -- jeder geeignete Stoff kann verwendet werden --, die Falbel wird mit Fältchen und feinen Spitzen geschmückt und mit leichten Stichen an einem der unteren Drahtstreifen angenäht. Nun wird der Porzellanoberkörper der Puppe mit dem Gestell verbunden, nur ein Puppenkopf mit „selbstgemachter“ Taille würde bestimmt nicht gut aussehen. Man umwickelt den unteren Teil des Rumpfes mit Band, näht es zusammen und steckt ihn in den oberen Ring des Gestells, der für diesen Zweck freigelassen worden ist. Nun beginnt das Ankleiden der Teepuppe, das sich nach einem bestimmten Modell richten muß. Ob ihr „Jettchen Gebert“ anzieht oder eine altfranzösische Hofdame, das ist gleich, ich rate euch, auf alle Fälle gute Bilder, Stahlstiche, Reproduktionen auf Künstlerkarten zu Rate zu ziehen und immer zu bedenken, daß die Teepuppe am besten eine graziöse, jugendliche Persönlichkeit darstellen soll; stellt euch vor, wie hübsch es wäre, wenn sie sich am Gespräch beteiligen könnte. Man hat auch schon mit Erfolg versucht, besondere Kaffeekannenwärmer in dieser Art herzustellen, dafür wählt man lieber behäbige Bürgerfrauentypen, sehr wirkungsvoll sind Bäuerinnen in ihren echten volkstümlichen Trachten. Solche Arbeit ist indessen nicht so leicht, weil die geeigneten Köpfe nicht immer vorrätig sind, während die +Teepuppenköpfe+ und Oberkörper in den verschiedensten Arten, zu den verschiedensten Trachten passend, in den einschlägigen Geschäften stets erhältlich oder leicht zu beschaffen sind. [Illustration: Abb. 38. Die weiße Rose. (Aus Wiener Atelier „Lili“.)] Ich zeige euch auf den nebenstehenden Bildern einige ganz besonders reizende Teepuppen, die vorbildlich genannt werden können; hier seht ihr graziöse Figuren, stilechte Aufmachung, hübsche „echte“ Gesichter, alles, was zu einer richtigen Teepuppe gehört. Das erste Modell (Abb. 37) stellt Jettchen Gebert dar, einen gut bürgerlichen Biedermeiertyp; seht euch die dickzöpfige Frisur mit dem Bandschmuck an, das dunkelseidene Kleid mit den vielen Krausen, ich wette, es ist flaschengrün oder pflaumenblau, es kann aber auch braun oder veilchenfarben sein, und dann die enge Taille, die noch enger aussieht mit ihren vielen Nähten, weil der Rock gar so bauschig fällt. Sehr echt ist der spitze, geblümte Seidenkragen, am Ausschnitt steckt die übliche Brosche. Die Ärmel sind ziemlich weit, die Unterärmel bestehen aus weißem Spitzenstoff, den Abschluß dieses Kostüms bildet der seidene Pompadour mit Perlen und Spitzenverzierung und das bescheidene Halskettchen. Es können Perlen sein, aber vielleicht ist es auch aus dünnem Gold oder Silber. [Illustration: Abb. 39. Karoline. (Wiener Atelier „Lili“.)] [Illustration: Abb. 40. Rokoko. (Wiener Atelier „Lili“.)] Das nächste Bild (Abb. 38) zeigt „die weiße Rose“, eine besonders anmutige Teepuppe in einem stumpf-mattlila Seidenkleid, das durch einen schimmernden, apfelgrünen Seidenschal ergänzt wird. Der Ausschnitt an der schmalen Taille wird vorn von einer weißen Rose mit grünen Blättern geschmückt. Diese Rose wiederholt sich an der Frisur, und schließlich sehen wir sie wie ein Symbol in der Hand der Schönen. Die dritte Teepuppe (Abb. 39) stellt ein +junges Mädchen mit Hängelocken+ dar, sie könnte ein Lied von Schubert singen; ganz zart und niedlich sieht sie aus in ihrem etwas steifen Seidenrock, der bis über die Knie mit einem dunklen Spitzenstoff bedeckt ist, der auch die enge Taille und die Ärmel verziert. Aus den weiten Spitzenärmeln gucken weiße Tüllärmel hervor; aus diesem Tüll besteht auch die schmale Krause am Ausschnitt, der in eine Tüllblume verläuft. „Karoline“, so heißt das junge Fräulein -- damals, als man so aussah, hieß man Karoline --, hat Blumen im Haar und hält einen schwarzen, feinen Spitzenschal über dem Arm. Die +Rokokodame+ der letzten Abbildung (40) trägt ein einfarbiges weiches Seidenkleid mit Goldspitzengarnitur, am Ausschnitt sind ein paar Seidenblümchen angebracht, das schneeweiß gepuderte Haar ist ebenfalls mit solchen farbigen Blumen verziert, die sich als Ranke über die Lockenperücke hinziehen. Die Lorgnette aus Golddraht ist an einem dünnen, langen Goldkettchen befestigt, das vom Hals der reizenden Frau herabhängt. Die +Teepuppe+ ist eine liebenswürdige Bereicherung unserer gedeckten Tafel. Sie gibt dem Teetisch das kultivierte Gepräge, sie bringt einen verfeinerten Ton mit sich, es ist, als ob eine reizende Weltdame mit eingeladen wäre, und ihr zu Ehren wird der Tisch ganz besonders sorgfältig gedeckt. Die dünnen Teetassen werden aus dem Schrank geholt, blitzendes Kristall, schimmerndes Silber, ein paar Blumen, liebevoll geordnet, all dies ergänzt die geschmackvolle Anordnung; sie darf da nicht fehlen, wo eine Teepuppe Verwendung findet. Auf den täglichen Frühstücks- oder Nachmittagskaffeetisch mit seinem Alltagsgeschirr gehört eine einfache Tee- oder Kaffeemütze, die Teepuppe stellt Ansprüche. 10. Nadelmärchen In der Kinderzeit hören wir nichts lieber als die innigen, teils fröhlichen, teils traurigen deutschen Märchen, die alle irgendwie von mythologischer Bedeutung sind und mit dem Geistesleben der alten Germanen eng zusammenhängen. Diese Bedeutung ist längst verloren gegangen, und in der Gegenwart bemühen sich berühmte Gelehrte, die Zusammenhänge wiederzufinden. Die letzten Reste einer uralten Kultur haben sich in die Kindermärchen, in manchen Kinderreim geflüchtet, und ganz naiv und jugendselig singen jetzt Knaben und Mädchen kleine Lieder, deren Inhalt so einfach klingt, und die einst von den germanischen Priestern und den Nornen als Beschwörungsformeln verwendet wurden und ganze Stämme in ehrfürchtige Schauer versetzt haben. [Illustration: Abb. 41. Marienkind.] Die lieben, uns allen vertrauten Märchen mit ihrer Gemütstiefe sind ebenfalls Überbleibsel einer alten Kultur. Niemand kennt die Dichter, die sie ersonnen haben; die echten deutschen Märchen haben sich fortgeerbt von einem Geschlecht auf das andere, und kein Kind, Knabe oder Mädchen, wird sich ihrem Zauber entziehen können. Wenn die reifere Jugend aus den Märchenzeiten herausgewachsen ist, wenn andre Interessen an sie herantreten, die Erinnerung an die selige Spannung, an die harmlose Lust geht mit ihnen bis ins späteste Alter. Die Märchen aber bleiben ewig jung. Immer wieder ist versucht worden, sie in die Kunst zu übertragen. Es gibt Skulpturen, es gibt Malereien, außer den vielen mehr oder weniger bekannten Buchillustrationen, die alle das deutsche einfältig-liebe Märchen zum Mittelpunkt haben, und von Zeit zu Zeit sind sie auch in die bunte Sprache der Stickerei übersetzt worden. Als Beispiele zeigen wir drei handgestickte Wandbilder, die Szenen aus alten deutschen Märchen darstellen. Da sehen wir das betende +Marienkind+ (Abb. 41) aus der Legende, wie es einen Stern auf der Hand trägt, und wie aus diesem Stern ein großer Sternenkranz emporsteigt, der sich um das Mädchen schließt. Ein Heiligenschein strahlt um ihre Gestalt. Nun ist die arme Waise ein frommer Engel geworden. [Illustration: Abb. 42. Dornröschen.] Das andre Bild zeigt +Dornröschen+ schlafend unter dem Rosenstrauch (Abb. 42). Ein Schmetterling träumt auf ihrer Hand. Alle Zweige und alle Blüten neigen sich schützend über das verzauberte Prinzeßchen. Das dritte Bild stellt +Aschenbrödel+ dar (Abb. 43). Es hat das neue goldene Kleid unter dem Machandelbaum anprobiert. Die Kleine breitet es mit beiden Händen aus und will nicht glauben, daß es ihr gehören soll. Aber bald, bald wird es auch der fremde Königsohn bewundern, wenn sie im schimmernden Gewande, den Blütenkranz im Blondhaar, mit ihm tanzen wird. Eine Berliner Künstlerin, Klara Rheinländer, hat die reizenden Bilder entworfen und handgestickt. Sie arbeitet mit leuchtenden Farben, das sieht man sogar auf unsern Abbildungen, die alle drei ganz naturalistisch wirken. [Illustration: Abb. 43. Aschenbrödel.] Solche Nadelmärchen-Stickereien sind wohl sehr schwierig, aber es ist doch recht gut, wenn ihr seht, was auf diesem Gebiet geleistet werden kann, und diese Bilder geben euch sicher mancherlei Anregung. Ich würde euch raten, einmal ein paar Einzelheiten aus diesen Bildern herauszunehmen und sie nachzuarbeiten, einen Stern, eine Ranke, ein paar Blumen. Wenn ihr damit Erfolg habt, könnt ihr weitere Versuche machen, die Technik der Nadelmalerei ist euch ja bekannt, und schließlich denkt euch einmal selbst etwas aus, das sich aufzeichnen und sticken läßt. Ein paar spielende Schmetterlinge, ein Topf mit einer blühenden Blume, eine Vase mit farbigen Blüten, ein Vögelchen auf einem Zweig, und wenn ihr auf dieser Basis weiter arbeitet, kommt ihr schließlich selbst auf kleine Szenen und Märchen, die ihr dann mit der Nadel und vielen bunten Seidenfäden lebendig macht. 11. Kissen aus bunten Wollresten In den letzten Jahren sind starkfarbige Handarbeiten sehr modern geworden, besonders beliebt sind +Wollarbeiten+ in vielen bunten Tönen. Allerlei Techniken wurden für dieses Material ausgedacht, eine der hübschesten ist die Sternwickeltechnik, die sich für +Decken+ und +Kissen+, +Teekannenwärmer+, +Kuchenschützer+ und +Beutel+ am besten eignet. Die Herstellungsweise ist sehr einfach, und da allerlei Wollreste verwendet werden können, fast kostenlos. [Illustration: Abb. 44. Die Anfertigung der Sterne.] Man braucht dazu einen Stern aus Zelluloid, wie er zum Zwirnaufwickeln benutzt wird. Findet er sich nicht im Nähtisch, so verwertet man die Pappsterne, auf die das starke Nähgarn aufgewickelt ist. Man bespannt solchen Stern mit einem einfarbigen Wollfaden und durchstopft, wenn er fertig umspannt ist, mit einer Stopfnadel und vier Fäden das Muster, bis ein Kreuz entsteht. Wir sehen die Herstellungsart auf dem ersten Bild (Abbildung 44); nach und nach werden so viel Sterne angefertigt, wie zum Kissen oder einer andern Arbeit notwendig sind. Damit eine recht bunte Wirkung entsteht, wird jeder Stern andersfarbig gehalten, doch kann man auch eine bestimmte Reihenfolge dabei verfolgen, so daß durch die Anordnung der Farben wieder neue Wirkungen entstehen. So hält man der Reihe nach die Sterne in Feuerrot, Briefkastenblau, Schwefelgelb, Giftgrün, Karmoisinrot, Orangegelb und versetzt die Sterne in entsprechender Weise. Weiß, Schwarz, Grau und Braun eignen sich für diese Zwecke nicht. Am besten wirkt die Arbeit, wenn das Wollmaterial gleich stark ist; jeder Stern muß einfarbig gehalten sein. Die fertigen Sterne werden miteinander verbunden, man näht oder häkelt sie zusammen, nachdem man ausgerechnet hat, wieviel Sterne für die Arbeit verwendet werden sollen. +Kissen+, +Kannenwärmer+, +Schlummerrollen+, +Kuchenschützer+ und +Beutel+ müssen abgefüttert werden, ehe das Sternmuster aufgezogen wird (Abb. 45). Einfarbiger Satin in Feuerrot, Papierblau, Gift- oder Grasgrün, Schwefel- oder Apfelsinengelb eignet sich am besten dafür. +Decken+ brauchen nicht abgefüttert zu werden; dieses Sternmuster eignet sich indessen nur für kleine Decken, zum Beispiel für Vasenuntersetzer. Für große Decken kann man das Sternmuster darum nicht empfehlen, weil die einzelnen Gegenstände leicht darin hängen bleiben können, eine Ausnahme bilden +Kinderwagendecken+, die entsprechend abgefüttert werden müssen. [Illustration: Abb. 45. Das fertige Kissen.] 12. Körbchen mit duftenden Rosen Alle jungen Mädchen schwärmen für Parfüm, für Duftstreuer und ähnliche angenehme Dinge, die, mit Geschmack und Vorsicht angewendet, sicherlich keine Gegner haben dürften. Am feinsten wirkt es, wenn man im Kleider- und Wäscheschrank, in den Kommodenschubladen und in der Hutschachtel ein paar Duftbeutel verteilt, die möglichst leicht und unauffällig parfümiert sind, und die den Duft gleichmäßig auf die verschiedenen Gegenstände übertragen. +Handschuhe+, +Taschentücher+, +Halstücher+, +Schals+, +Wäsche+, +Bänder+ können in dieser Art parfümiert werden, wenn man nur den „richtigen“ Ton trifft. Am geschmackvollsten sind all die Düfte, die uns die Natur bietet; da sind +wilde Kräuter+, wie +Thymian+ und +Rosmarin+, +Waldmeister+ und +Lavendel+, deren Geruch zart und angenehm ist und außerdem den Vorzug hat, die Motten fernzuhalten. Da sind die +jungen Triebe+ der +Nadelhölzer+, die, im Mai gesammelt, sehr aromatisch duften und lange vorhalten. In alten Gärten gibt es +Zentifolien+, deren Blüten, am frühen Morgen gepflückt, schon von unsern Urgroßmüttern als Duftspender im Kleider- und Wäscheschrank beliebt waren. Sie hatten ein einfaches Verfahren dafür: In eine festschließende Porzellandose oder in einen „Potpourri“ wurden die vorsichtig gepflückten Zentifolienblätter gelegt, je eine Lage Blütenblätter und darauf eine Lage Salz, zum Schluß kam eine Lage Salz. Wenn diese Mischung fest verschlossen, ungestört, möglichst im Finstern einige Wochen gestanden hatte, wurde die Dose geöffnet, und ein feiner Rosenduft erfüllte den Raum. Man sagte, erst wenn die Rosenzeit vorüber sei, dürfe der Dufttopf geöffnet werden, so lange dauere es, bis der Duft „fest“ geworden sei. Er hielt sich bis zur nächsten Rosenzeit, dann wurden wieder junge Zentifolienblüten gepflückt, und die Duftflasche, der „Potpourri“, gefüllt. Aber auch ohne Salz läßt sich der Duft der Zentifolie festhalten, nicht so lange, aber wenigstens für ein paar Wochen, wenn die Blütenblätter im Riechbeutel aufbewahrt werden. [Illustration: Abb. 46. Körbchen mit duftenden Rosen.] +Riechbeutel+ und +Riechkissen+ sind immer beliebt, immer modern; man stellt sie aus Seidenresten her, verziert sie mit leichten Stickereien, verschließt die Beutelchen mit schmalen Seidenbändchen. Die Füllung besteht aus parfümierter, nicht zu feiner Kleie, da sie sonst leicht durch das Gewebe hindurchdringt. Man legt die Beutel in +Schubladen+ und +Kartons+, zwischen +Briefpapier+, in +Taschentuch-+, +Band-+ und +Spitzenbehälter+ und hängt die Beutel in den +Schränken+ und +Fächern+ auf. In den Drogerien gibt es Duftextrakte, die für Riechbeutel bestimmt sind, unter anderm eine Pflanzenwurzel, die wenig bekannte +Veilchenwurzel+, die einen feinen Duft hat, der ziemlich lange vorhält. Diese +Veilchenwurzel+ kann man im Mörser zerstoßen und mit dem Mehl die Beutel und Kissen füllen. Eine Neuerung, die indessen eigentlich eine Wiederbelebung einer alten Mode ist, ist die +Seidenblume+, deren Kelch aus einem Riechbeutelchen oder Kissen besteht. Solch kleine Handfertigkeit sieht sehr hübsch aus und ist sehr praktisch. Noch reizender ist ein „+Körbchen mit duftenden Rosen+“. Das Körbchen besteht aus einem beliebigen Geflecht, in jedem Haushalt dürfte sich solch kleines Körbchen finden. Man frischt es auf, wenn es verstaubt oder verbogen ist, meist kann man es mit einer Bürste und Sodawasser reinigen, und die Farbe, wenn es nötig ist, mit Spiritusbeize erneuern. Sehr geeignet sind die zierlichen japanischen Körbchen, auch Strohkörbchen passen dafür. Wir zeigen auf unsern Bildern ein +Körbchen mit Duftrosen+ (Abb. 46) und die Rose in ihren Einzelheiten (Abb. 47), damit sie nachgearbeitet werden kann. Jede Rose kann einzeln herausgenommen werden, ihre Kelchfülle umgibt das Duftbeutelchen, es ist der „Halt“ der Blume, auf dem sie liegt. Man füllt den Beutel in der bereits beschriebenen Weise, doch hüte man sich vor dem Versuch, jede Rose mit einem andern Duft zu parfümieren. Das wäre sehr geschmacklos! Die Rosen werden aus Glasbatist hergestellt, man verwende möglichst zwei Schattierungen, zum Beispiel Rosa hell und dunkel, Lila hell und dunkel, Gelb hell und dunkel, entweder mit hellerem Innenteil oder umgekehrt. Das Kelchbeutelchen soll grün sein. Am hübschesten wirkt das Körbchen, wenn es etwa 15 mal 6 Zentimeter groß ist und mit vier Rosen gefüllt wird. Für jede Rose braucht man fünf innere und vier äußere Blütenblätter in je zwei Schattierungen der gleichen Farbe, also etwa fünf hellrosa und vier dunkelrosa Blättchen; Altrosa wirkt besonders fein, auch Lachsrosa, wie die altmodischen Rosen gefärbt sind. [Illustration: Abb. 47. Einzelansicht einer Rose mit gefülltem Beutelchen.] Man schneidet Stoffquadrate von 15 Zentimeter Größe, legt sie zum Dreieck zusammen und kneift den dadurch entstandenen Rand schmal um, was auf unsrer Zeichnung (Abb. 49) gezeigt wird. (Muster eines Rosenblattes.) Nun faltet man das Blättchen, das dadurch aus doppeltem Stoff besteht, ein und legt nach der unteren Spitze zu seitlich je zwei bis drei Fältchen ein, faßt diese unter der Spitze gemeinsam mit dem umgerollten Rande zusammen und näht sie mit ein paar Stichen fest. Sind genügend Rosenblätter vorhanden, so zieht man für das Innere der Blüte ein Streifchen Stoff kraus zusammen, legt die Rosenblätter darum, so daß eines stets zur Hälfte das andre deckt, gibt ihnen durch Druck und Kniff eine hübsche Form und näht sie mit leichten Stichen zusammen. [Illustration: Abb. 48. Muster für das zugleich den Blumenkelch bildende Beutelchen.] [Illustration: Abb. 49. Muster eines Rosenblattes.] Zum Duftbeutelchen schneidet man grüne, 20 Zentimeter große Quadrate und reiht sie wie auf der Abb. 48 mit kleinen Stichen aus grünen Seidenfäden in der angegebenen Weise ein. Man füllt den auf diese Art entstandenen Beutel mit beliebigem Duft. Der Faden wird nun, nicht zu fest, zusammengezogen, dadurch bilden sich außer dem Beutelchen die vier überstehenden Kelchblätter. In die obere Mitte schiebt man die Rose, zieht den Faden fest an, wickelt ihn mehrmals herum, und näht damit gleichzeitig die Rose fest an. Den umgewickelten Faden bedeckt man, indem man ein schmales, grünes Seidenbändchen darüber legt. Man füllt das Körbchen mit vier Rosen, gibt ihnen eine Einlage aus Holzwolle oder Watte und bedeckt diese mit grünem Seidenpapier. Mit grünem Seidenband wird der Korbhenkel verziert, den Abschluß bildet eine flotte Schleife. Solch Körbchen ist für den Toilettentisch bestimmt, man kann auch einzelne Rosen verwenden, indem man sie an die Kleiderbügel hängt oder einzeln in Schubladen und Schränken verteilt. Im Jungmädchenzimmer werden solche Duftrosen sicherlich sehr beliebt sein, aber auch die Erwachsenen werden sich ebenso sehr darüber freuen; solch Körbchen ist zum Beispiel ein sehr passendes Geschenk „für die neue Wohnung“, nur dürfen diese feinen Rosen nicht gleich dutzendweise auftreten. 13. Wollpüppchen Von Zeit zu Zeit tauchen als eine Art Spielzeug mehr oder weniger geschmackvolle Wollpüppchen auf. Die große Wollmode der letzten Jahre brachte Wollpüppchen, die, praktisch verwendbar, einen Industriezweig bildeten, der sich bisher immer mehr ausbreitete. Immer neue Formen werden erdacht, um dieses neue Kleinkunstgewerbe weiter auszugestalten, für viele Frauen bildet es einen Erwerbszweig. Die Verwendungsmöglichkeit der Wollpüppchen ist sehr vielseitig, man verziert damit Tisch- und Speisefolgenkarten, man bringt sie auf Eierwärmern, Flaschenkorken, Nähkissen, Fingerhutbehältern an, sie ersetzen die üblichen Fliegenbälle und werden an Buchzeichen angebracht; bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß es durchaus nicht geschmackvoll wirkt, wenn in einem Zimmer zuviel Wollfigürchen ausgestellt sind. [Illustration: Abb. 50. Der Werdegang eines Wollpüppchens.] Die Herstellung ist meist sehr einfach, es gehört indessen viel Geschmack und Farbensinn dazu, um hübsche Modelle hervorzubringen. Zu ihrer Anfertigung ist zunächst eine Grundform aus feinem Draht nötig. Unsre erste Abbildung (Abb. 50) läßt ganz deutlich erkennen, wie er gespannt und umwickelt werden muß. Für den Kopf legt man mehrfach rosa Watte um die oberste Drahtschlinge, spannt ein Stückchen weißen Mull darüber, dreht ihn fest um den Wattebausch und näht ihn sauber zusammen. Das Überstehende wird weggeschnitten. Die Naht verdeckt man durch die Haare, die in Zephirwolle mit ungleich langen Plattstichen ausgeführt werden, wie die Abbildung zeigt. Zöpfe und hohe Frisuren bestehen aus Luftmaschenketten; für Locken zieht man die Wolle gleichmäßig durch und läßt immer eine kleine Schleife stehen. Augen, Nase und Mund werden durch kleine Stiche in feinem schwarzen und roten Garn angedeutet. Dann wird das ganze übrige Drahtgestell fest mit Wolle umwickelt, wobei die Schlingen der Arme und Füße einzeln vorzunehmen sind. Letztere führt man stets in rosa oder fleischfarbener Wolle aus. Die Körperformen müssen der Natur entsprechen, sie dürfen nicht gleichmäßig dick oder dünn sein. Zum Hals und Nacken spannt man die Fäden kreuzweise, dann wickelt man sie fest um den Oberkörper. Die Bekleidung der Püppchen läßt die größte Freiheit hinsichtlich des Geschmacks und der Formen zu. Unsre Abbildungen, die dem Heftchen „Wollblumen und andres“ (Verlag +Otto Beyer+ in Leipzig) entnommen sind, geben sehr nette Anregungen dazu. Die auf den +Tischkarten+ unsres zweiten Bildes (Abb. 51) angebrachten 5 bis 6 Zentimeter hohen Figürchen stellen einen blau und weiß gekleideten +Ruderer+, eine +Kolombine+ in Weiß und Rot, einen unternehmenden +Wintersportler+ in rotem Gewande und weißem Schal und endlich eine flotte +Tänzerin+ in orangefarbenem und grünem Kleidchen dar. Die Püppchen stehen auf einer Ecke der 10: 4,5 Zentimeter großen Karten. Der Draht des einen Beines wird durch das Papier gezogen, auf der Rückseite zu einem Ring gebogen und mit einem runden Blättchen Papier überklebt. Die in der letzten Abb. 52 auf dem +Eierwärmer+ tanzende Schöne trägt blonde Locken mit eingesticktem blauen Kränzchen; das Röckchen bilden 2 Zentimeter lange rosa Wollschlingen, das Leibchen und die kurzen Ärmelchen sind rund gewickelt. Der Eierwärmer wird mit einem Ring aus zwei bis drei Luftmaschen in rosa Wolle angefangen, in den sechzehn langgezogene Stäbchen geschlungen werden. Zweite Runde: mit blauer Wolle abwechselnd eine feste Masche in ein Stäbchen, eine Luftmasche. Dritte Runde: rosa, abwechselnd eine feste Masche in eine feste Masche der vorigen Runde, eine Luftmasche. Vierte bis dreizehnte Runde: Blau und Rosa wechselnd, wie die dritte Runde; doch von der sechsten Runde an werden statt einer Luftmasche zwei Luftmaschen gemacht. Mit der dreizehnten Runde in Rosa schließt die Form ab. [Illustration: Abb. 51. Tischkarten mit Wollpüppchen.] Der +Flaschenkork+ (Abb. 52, rechts) ist mit einer +Japanerin+ geziert, die 6,5 Zentimeter groß ist. Die hohe schwarze Frisur schmücken zu beiden Seiten angebrachte Blumen aus bläulich-rosa Wollschlingen. Das Kleid ist in Kimonoform gehalten. Zuerst häkelt man zum Rock in blaurosa Wolle einen Ring aus fünfzehn Luftmaschen, dessen Fadenenden man in der Taille befestigt. Durch die hinteren Glieder der Luftmaschen spannt man zur Taille und zurück blaue, gut 2,5 Zentimeter lange Fäden, ebenso für die Ärmel bis zum Ellbogen. Der Ärmelrand, der Halsausschnitt und der Gürtel, der rückwärts in Schleifen gebunden ist, sind aus rosa Wolle. Zum Schirmstock wird ein 6,5 Zentimeter langes doppeltes Stückchen Draht durch die rechte Hand gesteckt, die Enden werden zum Griff umgebogen und mit schwarzer Wolle umwickelt; zur Verzierung dient eine schwarze Schleife aus Luftmaschen. Das Schirmdach wird mit einem kleinen Luftmaschenring in dottergelber Wolle begonnen. Darein häkelt man siebzehn langgezogene Stäbchen. Die nächste und zugleich letzte Runde: je eine feste Masche in ein Stäbchen, eine Luftmasche; dabei häkelt man einen fein umwundenen Draht mit ein und näht alsdann das Dach am Stockende fest. Das Püppchen wird auf dem Kork befestigt, indem man den Draht des rechten Fußes durch die Metallscheibe und den Kork zieht und mit einem Knoten abschließt. [Illustration: Abb. 52. Eierwärmer und Flaschenkork mit Wollpüppchen.] 14. Die Zupfpuppe Die Selbstherstellung von Puppen dürfte für jedes junge Mädchen ein besonderer Anreiz sein, weil mit dieser Kunstfertigkeit andern viel Vergnügen bereitet werden kann. In jeder Familie gibt es Kinder, und wer besonders geschickt und erfinderisch in der Anfertigung hübscher Puppen ist, wird bald in den weiteren Kreisen einen Namen als Puppenkünstlerin bekommen und in Anspruch genommen werden. Nicht nur zu Weihnachten und zu Geburtstagen kann man seine Fähigkeiten ausnützen, es findet sich immer wieder eine Gelegenheit, Kinderheime, Ferienasyle zu beschenken, dafür sind diese selbst hergestellten Puppen sehr angebracht, und man wird sie umso lieber anfertigen und annehmen, als die Herstellungskosten sehr gering sind. Man verwendet eigentlich nur Abfälle; die Hauptsache ist dabei: ein wenig Zeit übrig haben und mit Lust und Liebe nachdenken, wie man die Puppe recht praktisch ausführen kann. -- Es kommt vor allem darauf an, daß sie beweglich ist, daß sie nicht gleich entzwei geht, daß sie auch mal tüchtig naß werden kann und daß keinerlei giftige oder gesundheitsschädliche Materialien dazu verwendet werden dürfen. [Illustration: Abb. 53. Zupfpuppe.] Wir zeigen auf unserm Bilde (Abb. 53) das Modell einer +Zupfpuppe+, wie sie sein soll, die sehr leicht nachzuarbeiten ist: +Grobe Sackleinewand+ wird in die einzelnen Fäden zerzupft; alle Fäden müssen doppelt so lang sein, wie die Puppe hoch sein soll. Dann macht man durch Zusammenlegen dieser Fäden einen Strang, er muß so dick wie ein Bein der Puppe sein. Diese Fäden dreht man ganz fest zusammen und legt sie auf die Hälfte. Aus dem oberen Teil arbeitet man den +Kopf+, der mit einem Zwirnfaden abgebunden wird. Man polstert den Kopf mit Watte aus und bezieht ihn mit einem viereckigen Stück +Hemdentuch+, das auch die Schultern bedecken soll. Die +Arme+ werden ebenfalls aus je einem Strang hergestellt. Man legt die Bündel in Schulterhöhe an und fängt nun an, kreuzweise von der linken Hüfte zur rechten Schulter zu wickeln, dann umgekehrt die andre Seite, so fest wie möglich, damit die Puppe nicht nur beweglich, sondern auch haltbar wird. Schließlich umwickelt man die +Arme+ mit Perlgarn oder Wolle, nicht ganz bis zum Ende, sondern läßt die inneren Fäden als +Hände+ stehen. Nun bewickelt man den +Rumpf+ und jedes +Bein+. Soll die Puppe +Füße+ haben, so wird eine Haarnadel mit eingewickelt, in der Art, daß in jedem Bein eine Nadel enthalten ist. Das unterste Ende der Nadel biegt man als +Fuß+ um und umwickelt diesen bis zur Spitze recht sorgfältig, damit der Draht sich beim häufigen Gebrauch der Puppe nicht frei machen kann. +Schuhe+ und +Strümpfe+ wickelt man mit andersfarbigem Perlgarn oder mit Wolle. Schließlich malt man das +Gesicht+ mit Wasserfarben an: rosa +Wangen+, einen roten +Mund+, die +Nase+ wird durch hellbraune Nasenlöcher angedeutet, die auch weggelassen werden können, blaue +Augen+ können gepinselt oder durch Perlen ersetzt werden, braune +Augenbrauen+ werden angemalt. Braune oder schwarze +Haare+ stellt man aus Wollfäden her, die in den Kopf eingezogen werden. Man kann auch dicke Seiden- oder Perlgarnfäden verwenden, es gibt verschiedene Farben, vom hellsten Blond bis zum tiefsten Braun in Wolle, Garn und Seide. Als +Bekleidung+ kommen +Hemdhöschen+ oder +Kimonokleidchen+ in Betracht. Unser Modell hat ein niedliches Kleidchen mit farbiger Stickerei an, sogar ein +Gürtel+ aus Kordonettseide, der an beiden Seiten in Ösen läuft und seitlich zu einer feschen Schleife verknüpft ist, ist vorhanden. +Halsausschnitt+ und +Ärmel+ sind mit bunten Stichen gesäumt. Für die Puppenkleidung kann man indessen jeden farbigen Waschstoffrest verwenden, der gerade vorhanden ist, wenn er halbwegs „kindlich“ wirkt. Kleingeblümte, gepunkte, gesternte und gestreifte oder kleinkarierte, möglichst farbige Stoffe eignen sich am besten dazu. Unser Modell trägt braune +Wollfädenschuhe+, die +Strümpfe+ sind aus blauen Fäden gewickelt, je nach Belieben wird ein passendes Material, Wolle, Garn, Perlgarn, starke Seide verwertet. Will man eine +Puppe+ für +kleine Kinder+ herstellen, so genügt es, sie nur bis zur Taille mit buntem Garn oder mit farbiger Wolle zu umwickeln, um auf diese Weise eine Bluse anzudeuten. Ein krauses Stoffröckchen wird angenäht, auf dem das Püppchen stehen müßte, da der untere Teil des Rumpfes an dieser Puppe fehlen würde. Für größere Kinder, die schon mit Verständnis spielen, ist die „vollständige“ Puppe, wie wir sie auf unserm Bilde zeigen, indessen empfehlenswerter, sie hält viel aus, kann hingesetzt werden, Arme und Beine sind beweglich, und so ersetzt sie eine gekaufte, teure Puppe, wenn sie in die Hände eines echten, rechten Spielkindes gerät. 15. Lochstickerei Die Lochstickerei ist wie alle +Weißstickereien+ nur denen zu empfehlen, welche die Technik wirklich beherrschen. Bei andern Arbeiten entscheidet nicht zuletzt die Farbigkeit über den Erfolg der Stickerei, geschickt gewählte Töne täuschen über kleine Stichfehler hinweg. Bei der +Lochstickerei+, die, wenn sie unbedingt geschmackvoll wirken soll, eine Weißstickerei sein muß, kommt es vor allem auf die tadellose Technik an. Jeder holperige Stich ist deutlich zu sehen; was nutzt der feinste Stoff, wenn der Linienschwung fehlt, wenn der Grund sich kräuselt. Es ist vorteilhaft, mit kleinen Arbeiten zu beginnen, mit einfachen Mustern anzufangen. Die Verwendungsmöglichkeit für +Lochstickerei+ ist ziemlich vielseitig, am liebsten verwertet man sie für +Leibwäsche+, wo sie sich als durchaus praktisch erweist. Sie hält häufiges Kochen und Waschen aus, und eher zerreißt schließlich der Stoff als die Stickerei. Darum zieht man sie vielfach der Spitze vor, darum behauptet sie sich neben den neuen und neuesten Techniken. Eine gute Weißstickerei wird nicht so leicht unmodern; im Haushalt weiß man ihre Vorzüge zu schätzen. Sie eignet sich besonders zur Verzierung von Bettwäsche, Überschlaglaken, Kopfkissen; Bezüge werden mit Lochstickerei bestickt, für Säuglings- und Kinderwäsche, die besonders häufig gewaschen werden muß, eignet sie sich am besten. Häubchen und Lätzchen, Kleider, Schuhchen, Unterwäsche verziert man in dieser Art, ebenso die Leibwäsche von Erwachsenen und Backfischen, solch selbstgestickter Ausputz ist unverwüstlich. Man stickt auf Leinen und, wenn es sich zum Beispiel um Zierdeckchen, Teller-, Klapper-, Brotkorbdeckchen handelt, auf Seide, in diesem Fall mit Seide; Weiß auf Weiß wirkt am feinsten, für diese Arbeiten kann man indessen ausnahmsweise schwarze Stickseide verwenden, die durchaus waschecht sein muß. Für Garten- und Balkondecken und Kissen benutzt man gegenwärtig am liebsten wasch- und sonnenechte bunt gemusterte Druckstoffe, wenig Handarbeiten; hier würden Buntstickereien sehr bald verblassen und von Wind und Wetter beschädigt werden. [Illustration: Abb. 54. Einsatzmuster.] [Illustration: Abb. 55. Abschlußkante.] Die Lochstickerei dürfte sich vielleicht für diese Zwecke ausnahmsweise empfehlen, wenn man sie in unbedingt waschechtem Garn auf blauem Fischerleinen oder auf grauem Leinen ausführt. Diese Stoffe sind bestimmt waschbar und den Einflüssen der Witterung fast unzugänglich, das Stickmaterial müßte sehr farbig gehalten werden, um in der Natur zu wirken. Rot in verschiedenen Tönen, Gras- und Giftgrün, Blau, möglichst grell und ungebrochen, Schwefelgelb, Apfelsinengelb, das sind geeignete Farben, während Schwarz, Braun, Bronze, Grau hierfür nicht passen. Die Technik ist bekannt; das Übertragen der Muster geschieht mit Hilfe von Blaupaus- oder Graphitpapier, auch Ölpauspapier bewährt sich recht gut. Weißes oder hellgelbes Ölpauspapier verwendet man für dunkle, rotes Ölpauspapier benutzt man für helle Stoffe. Sehr eindringlich muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß ein harter, scharf gespitzter Bleistift zum Durchpausen verwendet werden soll, damit die Umrisse möglichst scharf und dünn werden, weiche Bleistifte geben verwischte Linien, für kreisrunde Formen benutzt man Geldstücke, man kann auch mit dem Zirkel korrigieren, denn ganz tadellos werden die Kugelornamente sonst bestimmt nicht. Wenn man Klapperdeckchen und ähnliche Arbeiten aus dünnem, durchsichtigen Stoff besticken will, so genügt es, die Muster unter den Stoff zu schieben und Muster und Stoff straff zu befestigen, dann zeichnet man den Entwurf nach, ohne Zuhilfenahme von Pauspapieren, die leicht abfärben und den Grundstoff unsauber machen. Man pause recht leicht und schnell, damit das Pauspapier nicht länger als nötig aufliegt. Weißstickereien sehen in Verbindung von Klöppelspitzen sehr fein aus, das gilt unter anderem für Kaffeedecken, Mitteldecken, Kopfkissenbezüge, Kuchenschützer, Kaffeewärmer. Auch andre Spitzen kommen in Frage, wenn sie nicht zu dünn und fein sind, man kann bei dieser Technik auch Seidenbanddurchzug verwenden; besonders gute Wirkungen werden erzielt, wenn man farbige Seide oder farbigen Satin unterlegt. Dies betrifft Kissen, Kuchenglocken, Lampenschirme, Taschentuchbehälter, Schleierordner, deren Muster dadurch stärker betont werden. Wir bringen als Vorlagen einen Einsatz und eine Abschlußkante (Abb. 54 und 55). Diese Muster sind leicht nachzuarbeiten und vielfach verwendbar. 16. Tülldecken +Tülldecken+ sind schließlich immer beliebt und modern; sie behaupten sich noch immer, während Filet- und Strickdecken längst wieder unmodern geworden sind. Die +Tüllarbeiten+ werden darum so gern verwendet, weil ihre Muster an keinen Stil gebunden sind; die verschiedensten Entwürfe können dafür benutzt werden, die Arbeit ist sehr angenehm, und die Wirkung stets vornehm. Tülldurchzugarbeiten gehören zu den feinen Weißstickereien, bei denen es auf das wirkliche Können ankommt, weil hier keine bunten Farben über mangelhafte Entwürfe und unordentliche Stiche hinwegtäuschen können. [Illustration: Abb. 56. Achteckige Decke in Tüllstickerei.] [Illustration: Abb. 57. Einzelansicht zur Stickerei der achteckigen Decke.] Für die hellen oder dunklen glatt polierten Holzmöbel eignen sich Tülldecken ganz besonders gut, sie wirken ebenso fein auf Salontischen wie auf Kommoden, auf Nähtischen wie in Vitrinen; diese Technik erstreckt sich aber nicht nur auf +Decken+, man kann sie auch für +Kissen+, +Kuchenschützer+, +Kannenwärmer+, für +Lampenschirme+, +Sonnenschirme+, +Kleider+, +Schals+, +Taschentuchränder+, +Läufer+, +Einsätze+ und +Abschlußborten+ verwenden. Je nach der Stärke des Grundstoffes richtet sich die Stärke des Durchzugfadens, und der Grundstoff richtet sich wieder nach dem Zweck der Arbeit. Früher waren die Tüllmuster viel steifer als heute; man kannte meist nur Borten und Mittelstücke, die moderne Stickerin bringt Landschaften, Tiere, Häuser, Menschen, Blumen, Obst auf den Tüll, sie vereinfacht die Muster, ohne ihre Wirkung zu beeinträchtigen. [Illustration: Abb. 58. Stickerei einer runden Tülldecke.] Wir zeigen auf unsern Bildern (Abb. 56 bis 58) einige Vorlagen, die ganz besonders geschmackvoll sind; sie lassen sich leicht nacharbeiten und stellen keine allzu großen Anforderungen an die Stickerin. Auch auf unsern Bildern handelt es sich um flotte, leicht zusammenhängende Zeichnungen; diese heftet man dem Tüll unter und zieht sie mit feinem Garn nach. Bei größeren Flächen folgt man entweder mit einfachen Stichen fünf- bis sechsmal der äußeren Linie, oder man füllt die Figur mit Gitter- und Zickzackstich vollständig aus. Die achteckige Decke (Abb. 56) mißt 42 Zentimeter im Durchmesser, doch schneidet man sie 56 Zentimeter im Durchmesser, damit der 6 Zentimeter breite Saum gleich übergeschlagen werden kann. An jeder Ecke ergibt sich eine kleine Falte; der Rand des Saumes wird mit Stielstich aufgenäht. Die im Durchmesser 1 Meter +große runde Decke+ (Abb. 58) ist sehr reich bestickt. Die verschiedensten Modelle stellen sich uns dar: eine stolz in die Höhe ragende Burg, eine Mühle, ein Schiff auf wogender See, ein Schloß auf steilem Bergrücken, ebenso eines im Tale, dazwischen palmenartige Bäume und wolkenähnliche Gebilde. Das muß alles sehr leicht eingestickt werden, damit der Tüll sich nicht zusammenzieht. Ungefähr 10 Zentimeter vom Saume entfernt, der schmal mit der Hand genäht wird, setzt das Muster ein, das in weißem Twist ausgeführt wird. Soll die Decke einen runden Tisch zieren, fertigt man sie im gleichen Durchmesser der Tischplatte an und umgibt sie mit einem 35 Zentimeter breiten, geraden Tüllstreifen als Volant, was sehr duftig wirkt. 17. Gabelspitzen mit Häkelei Die +Gabelspitzen+ haben sich in letzter Zeit eine große Beliebtheit erworben, sie wirken leicht und gefällig, können schnell hergestellt werden, nehmen in der Arbeitstasche wenig Platz fort und sind, das ist die Hauptsache, vielseitig in ihrer Verwendbarkeit. +Taschentücher+ mit Gabelspitzenverzierung sind ein praktisches Geschenk, wenn sie ein wenig elegant hergestellt werden, sie dürften bei Verlobungen und Hochzeiten, vor allem aber bei Konfirmationen viel Anklang finden. Es wird soviel Unnützes verschenkt, was viel Geld kostet, warum sollte man feine +Taschentücher+, noch dazu mit Handarbeit geschmückt, nicht höher schätzen, besonders wenn ihre Herstellung mit wenig Kosten verknüpft ist. Auch leichte +Untertaillen+ mit Gabelspitzen sind zu empfehlen, für die dünnen Sommerblusen sind sie recht brauchbar; ich denke es mir sehr nett, wenn junge Mädchen sich in dieser praktischen Weise beschenken, man kann dabei sehr gut einige geeignete Stoffreste verwenden. +Tellerdeckchen+, +Tablettdeckchen+ lassen sich in dieser Technik sehr geschmackvoll verzieren, man darf nur nicht übertreiben und diese Technik für alle möglichen und unmöglichen Gegenstände verwenden wollen. Das Reizvolle an dieser Technik ist ihre Vielseitigkeit, die sich auch auf das Material erstreckt. So kann man mit farbiger Wolle mancherlei Nützliches in +Gabeltechnik+ ausführen, denn schließlich kommt es sehr darauf an, daß Zeit und Material richtig angewendet werden. Wir zeigen auf unsern Bildern einige Muster, die man leicht nacharbeiten kann, und die auch weniger geübten Anfängerinnen gelingen dürften. Da ist zunächst ein +gehäkeltes Kinderhäubchen+ (Abb. 59). Obwohl etwas abweichend von der üblichen Form, ist dieses Häubchen doch von besonderem Reiz durch die Zusammenstellung der aus drei verschiedenen Farben gearbeiteten Gabelbörtchen. Diese sind leicht anzufertigen mit Hilfe einer Gabel, die man sich aus starkem Draht selbst biegen kann, falls man keine kaufen will. Für das Börtchen schlingt man eine Luftmasche, zieht die Häkelnadel heraus und legt die Wolle um die eine Zinke der Gabel. Dann holt man die Wolle mit der Nadel, zieht sie durch die Schlinge und häkelt eine feste Masche in die Luftmasche. Hierauf nimmt man die Nadel wieder heraus, wendet die Gabel und legt die Wolle um die andre Zinke, zieht sie wieder durch die Schlinge und macht eine feste Masche in die vorige. So arbeitet man weiter, bis die gewünschte Länge erreicht ist. Aus leichtem Stoff formt man dann das Köpfchen und zeichnet gleich die Linien für die Figuren auf. Diesen folgend, setzt man die Börtchen, von der Mitte ausgehend, auf; danach faßt man die Schlingen zusammen, je zwei oder mehr, wie es die Form bedingt; aus der Abbildung ist dies deutlich erkennbar. In unsrer Vorlage ist hellgrüne, dunkelgraue und vergißmeinnichtblaue Wolle verwendet. Die ovale Mittelform ist grün, dann kommt das graue Börtchen, das wieder vom blauen umrandet wird, und zwar so, daß sich dann wieder Grün einfügt. Dem äußeren Rand folgt eine blaue Borte, der zum Abschluß graue Schlingen eingehäkelt werden. Zum Zusammenhalten dient statt Band ein 22 Zentimeter langer, aus vier Reihen fester Maschen bestehender grauer Streifen, der in der Mitte mit grünen Fäden durchzogen ist und an einer Seite angeknöpft wird. Zuletzt wird das eigenartige Häubchen mit blauer Seide abgefüttert. [Illustration: Abb. 59. Gehäkeltes Kinderhäubchen.] [Illustration: Abb. 60. Gabelspitze mit Häkelei, einem Batisttaschentuch angearbeitet.] Sehr ansprechend wirkt auch das feine +Taschentuch+ (Abb. 60), das sowohl für ältere Damen als auch für junge Mädchen geeignet ist; es kann aus einem kleinen Batist- oder Leinenrest hergestellt werden, ist praktisch und macht wenig Kosten. Die Verzierung besteht aus einem sauberen Hohlsaum und einer mehr oder weniger breiten Spitze; wir bringen zwei Muster (Abb. 60 und 61), die dafür in Betracht kommen, die aber auch anderweit, für Wäsche, Deckchen, Häubchen, Untertaillen, Kindersachen, verwendet werden können; sie sind ein guter Ersatz für die gewebten Bändchen und leicht nachzuarbeiten. Zu der abgebildeten, reizenden Zackenspitze führt man kleine Stückchen Gabelborte mit 14 Schlingen aus. Dann häkelt man wie folgt: Erste Reihe: 1 feste Masche in die 1. Schlinge der einen Seite, 5 Lftm., 1 f. M. in die nächste Schlinge und so weiter. Wenden. Zweite Reihe: In jede Lftm. 1 f. M., nur in die mittlere zwischen der 7. und 8. f. M. der vorigen Reihe werden 3 f. M. gehäkelt. Wenden. Dritte Reihe: Auf jede f. M. der zweiten Reihe wieder 1 f. M., in die Mitte des Zackens 3 f. M. Stets beide Glieder fassen. Vierte Reihe: 3 Doppelstäbchen, deren obere Glieder miteinander abgeschlungen werden, in je 1 f. M., 5 Lftm. Unten läßt man zwischen den äußersten Stäbchengruppen dreimal je 3 f. M. aus, gegen die Mitte zu stets weniger. Bei der Mitte selbst werden 2 Stäbchengruppen dicht nebeneinander gesetzt. Dann läßt man wieder mehr aus, entgegengesetzt vom Anfang. Fünfte Reihe: 4 f. M., 1 Pikot, 4 f. M. in jeden Lftmbogen, in den der Mitte 4 f. M. und 3 Pikot, 4 f. M. Bei den ersten 2 Pikots werden die Zacken aneinander geschlungen. Nach dem letzten Lftmbogen 3 f. M. in das letzte der drei zunächstliegenden Doppelst., 6 f. M. in die äußerste Schlinge, 1 f. M. in die Mitte des Gab.-B., 7-8 f. M. in die äußerste Schl. der inneren Seite, 1 f. M., mit der alle 14 Schl. zusammengefaßt werden, 7-8 f. M. in die nächste innere Schl., 1 f. M. in die Mitte des Gab.-B., 6 f. M. in die äußerste Schl., 3 f. M. in das letzte Glied der 3 Doppelst. Als letzte Reihe 1 St., 1 Lftm., unten 1 M. liegen lassen. [Illustration: Abb. 61. Gabelspitze mit Häkelei.] Als Ausputz an Wäsche eignet sich sehr das abgebildete, aus zwei Reihen Gabelbörtchen bestehende +Spitzchen+ (Abb. 61). Es ist gar nicht schwer auszuführen. Man macht zweimal die gewünschte Länge; dann verbindet man sie, indem man in je 2 Schl. der einen Borte 1. f. M. häkelt, sodann 2 Lftm. und 1 f. M. in je 2 Schl. der 2. Borte. Den einen Außenrand begrenzt man folgendermaßen: 1 f. M. in 2 Schl., 5 Lftm.; der andre Rand für die Spitze ist: Erste Reihe: 2 durch 3 Lftm. getrennte Stb. in je 2 Schl., dazwischen 5 Lftm. Zweite Reihe: 1 f. M. in den 1. Lftmbogen, 2 Lftm., 3 durch 3 Lftm. getrennte Stb. zwischen die Stb. der vorigen Reihe, 2 Lftm.; von da ab wiederholen. [Illustration: Abb. 62. Gabelspitze mit Häkelei.] Dasselbe +Spitzchen+, nur mit einem Börtchen, ist zur Verzierung des Batisttaschentuchs verwendet. Aus der Abb. 62 ist ersichtlich, wie einerseits der schmale Saum gleichzeitig mit tief eingestochenen f. M. erfaßt wird, anderseits je nach 3 f. M. des Saums 2 Schlingen mit angehäkelt werden. Es fällt also der Außenrand der oben beschriebenen Spitze weg. II. Kapitel Malerei 18. Stoffmalerei In letzter Zeit wird die +Stoffmalerei+ wieder sehr gepflegt; das bedeutet aber noch lange nicht, daß jeder, der ein wenig mit Pinsel und Farben umzugehen versteht, sich nun hinsetzt und nach seiner Meinung wunderschöne Muster auf irgend einen Stoff malt und sich einbildet, daß diese Stoffmalerei nun auch praktisch verwendet, das heißt getragen werden soll. Denn die meisten +Stoffmalereien+ gehören in das Gebiet der Mode. +Schals+, +Halstücher+, +Taschentücher+, +Fächer+, +Hutbänder+, +Schärpen+, +Blusenbändchen+, +Sonnenschirme+ werden in dieser Technik verziert, es kommen indessen dafür auch +Vorhänge+, +Scheiben-+ und +Schrankgardinen+ in Betracht. Die gut beherrschte Technik läßt eine vielseitige Verwendungsmöglichkeit zu, nur müssen Stoff, Farben und Muster geschickt miteinander in Einklang gebracht werden. Sehr beliebt sind bemalte +Lampenschirme+. Die Stoffmalerei muß unbedingt fach- und sachgemäß beherrscht werden, ehe man von kleineren Versuchen zu größeren Arbeiten übergeht. Es gehört viel Geschmack und Erfahrung dazu, um festzustellen, welche Farben, welche Technik sich für die einzelnen Stoffe eignet, ob das Grundmaterial nicht überhaupt lieber unbemalt bleiben soll oder aber eine andre Technik dafür in Betracht kommt. Es gibt nur wenige praktische Winke, die sich indessen immer wieder bewähren. Dünne lichtdurchlässige Stoffe, wie Mull, Japonseide, Tüll, feines Leinen, bemalt man am besten mit +Wasserfarben+, +Ausziehtuschen+ und +Beizen+. Spiritusbeizen sind dafür ungeeignet, da sie nach dem Auftrocknen hart und glänzend werden. Bei +Lampenschirmen+, +Schals+, +Scheibengardinen+, +Sonnenschirmen+ kommt es darauf an, „durchsichtig“ zu malen, hierzu eignen sich tintenartige Farben am besten. Deckfarben sind mit Vorsicht zu gebrauchen, da sie leicht kreidig wirken und wenig Leuchtkraft besitzen, „durchsichtig“ wirken sie keinesfalls. [Illustration: Abb. 63. Schärpen, Hut- und Blusenbänder in Stoffmalerei. Entwurf und Ausführung von Annemarie Irmler, Berlin.] Auf alle Fälle soll man jede Farbenart vor der Verarbeitung auf dem Stoff, für den die Malerei bestimmt ist, sorgfältig ausprobieren. Es ist dabei zu beobachten, daß manche Farben vom „Liegen“ einen helleren oder dunkleren Ton annehmen. Das Muster muß sehr aufmerksam gewählt werden. Geometrische Figuren verlangen eine sichere Hand und viel Übung. Wenn auch die Mode gegenwärtig eine gewisse Unregelmäßigkeit der Formen bevorzugt, so darf sie doch nicht übertrieben werden, außerdem sieht der Kenner sofort, wo die gewollte oder vielmehr vorgeschriebene unregelmäßige Linie aufhört und die aus Ungeschicklichkeit entstandene falsche Linie anfängt. Am besten gelingen Stoffmalereien auf lichtem Grund, da hier jede Farbe unverändert bleibt. Das Mischen der Farben muß geübt werden, man kann durch geschicktes Mischen sehr gute Wirkungen hervorbringen. Die gemalte Silhouette auf Seide, Karton oder Papier ist gegenwärtig sehr beliebt, nicht nur in Tiefschwarz, sondern auch in verschiedenen Farben. Sie eignet sich besonders gut zum Schmuck von +Tischkarten+, +Exlibris+, +Glückwunschkarten+ und gelingt am besten, wenn man sie in Ausziehtusche ausführt. [Illustration: Abb. 64. Bemalte Stoffe. Entwurf und Ausführung von Annemarie Irmler, Berlin.] Wenn man durchsichtigen Stoff oder dünnes Papier (Pergament) bemalen will, legt man das Muster darunter, spannt die zu bemalende Fläche ganz glatt darüber, befestigt sie mit Reißnägeln und führt die Arbeit recht sorgfältig aus. Ein Reißbrett ist die beste Unterlage, für die Umrisse verwende man die dünnen, spitzen Konturenpinsel, das Arbeitsmaterial muß sachgemäß zusammengestellt werden. Im allgemeinen soll man die +Stoffmalerei+ recht sparsam anwenden, es dürfen bestimmt nicht verschiedene Stücke in dieser Technik in +einem+ Zimmer zu sehen sein, das würde langweilig wirken; dasselbe gilt von stoffgemaltem Modebeiwerk. Wer einen +Fächer+ oder einen +Sonnenschirm+ in dieser Technik trägt, braucht durchaus nicht einen „dazu passenden“ +Schal+ zu benutzen; die Wirkung würde verloren gehen. Wir zeigen auf unserem ersten Bilde (Abb. 63) eine Anzahl handbemalter Bänder, entworfen und ausgeführt von +Annemarie Irmler+; sie eignen sich besonders gut für +Hüte+, je nach Größe und Breite der Muster kann man sie auch für +Schärpen+ und +Blusenbändchen+ verwenden. Das zweite Bild (Abb. 64) stellt originelle bemalte Stoffe derselben Künstlerin dar, sie sind unter anderem für +Vorhänge+, +Decken+, +Kissen+, +Lampenschirme+ gedacht. 19. Malerei auf Ton Auf kunstgewerblichem Gebiet hat sich neuerdings eine besondere Vorliebe für Bauernkunst geltend gemacht. Die Bevorzugung einfacher Formen, satter, ungebrochener Farben erstreckt sich auch auf die verschiedenen Zweige der Keramik. So finden wir in vielen Häuslichkeiten, die bisher ausschließlich Sammelplätze für chinesische Vasen, japanische Schalen, irgendwo ausgegrabene Urnen oder altvenezianische Gläser waren, heimische Bauerntöpfereien in den verschiedensten Formen und Farben, die mit Stolz als „alt“ und „echt“ vorgezeigt werden. Diese bunten, irdenen Gefäße, die früher im besten Falle in der ländlichen Küche eine mehr als bescheidene Aschenbrödelrolle spielten, sind urplötzlich „salonfähig“ geworden; einfache Krüge und Teller, die in der Abgeschiedenheit irgend eines Bauernhauses ein still verborgenes, häufig schlechtgekittetes Dasein führten, finden sich im Zimmer einer vornehmen Stadtwohnung wieder. Unsere farbenfreudigen lieben Leserinnen wollen nun sicherlich wissen, wie man die +Tonteller+, +Töpfe+ und +Schalen+ selber bemalt, die sich so sehr gut zum Schmuck ihres Stübchens eignen. Ich habe einige dieser +Teller+, +Töpfe+ und +Schalen+, auch ein paar Krüge selber zur Probe nach meinen Entwürfen bemalt, weil ich die Technik ganz genau kennenlernen wollte, und erzähle nun, wie es gemacht wird. Vorher möchte ich euch aber warnen, diese Gegenstände der Feuchtigkeit auszusetzen, denn Ton zieht Wasser, und als Blumenbehälter dürft ihr sie ganz bestimmt nicht verwenden. Am besten wirken sie als +Wanddekoration+, auch als Behälter für Nadeln und andre Kleinigkeiten eignen sie sich recht gut; wenn ihr ein Bordbrett habt, dann sieht es recht lustig aus, wenn ihr eine Reihe bunter Teller eng nebeneinander aufbaut. Die großen +Teller+ kann man für Obst verwenden, für Äpfel, Birnen, Apfelsinen; für feuchtes Obst oder Beeren ist solche Schale kein passender Aufenthalt, all dies klebt leicht an, und die Tonsachen können nicht abgewaschen werden, wenn sie mit Temperafarben bemalt und mit Temperalack überzogen sind. Man könnte sie ja schließlich auch mit Email- oder Ölfarben wasserfest bemalen, aber die kleinen Ornamente würden in diesen Techniken nicht so hübsch wirken, Tempera scheint dafür geeigneter zu sein. Die +Blumentöpfe+ sollen die nicht sehr geschmackvollen Papierhüllen ersetzen, sie müssen immer ein wenig größer als die bepflanzten Töpfe sein, damit ein genügender Zwischenraum für die Luftzufuhr vorhanden ist. Direkt bepflanzt dürfen die bemalten Töpfe niemals werden, denn der Lack schließt die Luft ab, und die Pflanze würde ersticken. Auch als Behälter für Bindfaden, Garn und ähnliches Material kann man diese bemalten +Töpfe+ benutzen; am besten ist es, wenn sie ziemlich hoch aufgestellt werden, damit man die bemalten Wände sieht und nicht den Innenraum. Als Grundmaterial kommen zunächst die bekannten Tonformen in Betracht, die vor dem Bemalen gründlich mit heißem Sodawasser und einer Wurzelbürste gereinigt werden müssen; sie dürfen erst dann mit den Farben in Berührung gelangen, wenn sie vollständig wieder trocken sind, da im andern Fall auf einen günstigen Erfolg nicht gerechnet werden kann. Zum Malen benutzt man Aquarelldeckfarben, wie Guasch- oder Temperafarben; Ölfarben lassen sich in diesem Fall nicht gut anwenden, da die Motive dafür zu klein sind und leicht klecksig wirken könnten. Über die Ausführung ist nicht viel zu sagen. Man streicht zunächst den Grundton auf; erst wenn dieser völlig aufgetrocknet ist, beginnt man mit dem Aufzeichnen der Ornamente. Kreise werden am besten mit dem Zirkel übertragen, die übrigen Formen zeichnet man mit Holzkohle auf, die, wenn die Arbeit fertig ist, wieder ohne jede Schwierigkeit fortgewischt werden kann. Man spitzt sie recht scharf, um feine Linien zu erzielen. Die Ornamente werden am besten mit einem kleinen Borstenpinsel gemalt, nicht zu naß, eher trocken. Dabei achte man vor allen Dingen darauf, daß die Farben, eine nach der anderen, gut auftrocknen, da sie sonst leicht ineinanderlaufen; der Ton speichert nämlich die Feuchtigkeit ziemlich lange auf. Wer nicht daran gewöhnt ist, mit dem Borstenpinsel zu arbeiten, muß Marderhaarpinsel benutzen, diese werden aber durch den rauhen Ton ziemlich stark angegriffen. Stumpfe Pinsel verwendet man zum Grundieren, spitze zum Konturieren. Die gutgetrockneten, fertigen Arbeiten werden mit Spiritus-, Braselmann- oder Temperalack schnell und sorgfältig überstrichen. Man gebraucht dazu einen weichen, kurzen Pinsel, der unter der Einwirkung des Lackes sehr schnell hart wird. Mit Brennspiritus gewaschen, erhält er jedoch seine frühere Geschmeidigkeit bald wieder. [Illustration: Abb. 65. Blumentopf mit Bauernkeramik.] Wir wollen nun in aller Kürze die Farbenzusammenstellungen der einzelnen Abbildungen angeben, da die gute gegenseitige Abstimmung die erste Bedingung zur Erzielung einer geschmackvollen Wirkung ist. Der erste Topf (Abb. 65) ist tiefkobaltblau angestrichen; die Ovale sowie der ziemlich breite Rand werden grasgrün gemalt. In den Ovalen steht eine weiße Blume mit grüner Mitte, schwarzem Stengel und schwarzen Blättern; sämtliche Punkte werden in Schwefelgelb ausgeführt. Auf dem nächsten Bild (Abb. 66) sehen wir zwei größere Teller, mit Ornamenten und Blüten verziert. Der linke ist orangegelb grundiert. Den äußersten breiten Rand malt man kobaltblau. Das Ornament darin hält man orangegelb und weiß. Das Mittelstück ist kobaltblau grundiert; sämtliche Punktmuster werden grasgrün gemalt. [Illustration: Abb. 66. Teller mit Bauernkeramik.] Der rechte Teller wird umbrabraun gestrichen. Die Blumen sind abwechselnd lachsrosa und schwefelgelb, mit orangegelben und grasgrünen Tupfen. Die Blätter werden grasgrün gemalt. Der äußerste Rand des Tellers ist tiefkobaltblau grundiert; sämtliche Punktornamente hält man kobaltblau. Die folgende Abbildung (Abb. 67) zeigt drei kleine Tonteller, die mit stilisierten Blüten, sowie mit einfachen Ornamenten verziert sind. Auf dem ersten Teller sehen wir ein blütengeschmücktes Mittelstück als hauptsächlichste Verzierung. Der Hintergrund wird schwefelgelb angestrichen, das Mittelstück tiefschwarz. Das Punktmuster am Rande wird teils kobaltblau, teils grasgrün gehalten. Die Blumen malt man lachsrosa mit orangegelber Mitte und umbrabraunen Punktornamenten. Die Stengel und Blätter sind grasgrün gehalten. Das tiefschwarze Mittelstück ist von einem Bandornament in Grasgrün und Dunkelkobaltblau umgeben. Der zweite Teller ist tiefschwarz grundiert. Die Blüten werden hellkarminrot mit einem Zusatz von ein wenig Weiß gemalt. Sie haben einen orangegelben Blütenboden und sind orangegelb getupft. Die Stengel bestehen aus grasgrünen Punkten, wie auch die Blumen durch einzelne grasgrüne Punkte voneinander getrennt sind. Auf dem Mittelstück des Tellers steht ein Kreis aus schwefelgelben Punkten. Den dritten Teller streicht man kobaltblau an, der breite Rand wird tiefbraun grundiert. Das Mittelstück wird begrenzt durch ein kleines Punktornament, abwechselnd in Karminlack, hell- und dunkelgrün. Den zweiten äußeren Rand bildet ein Punktmuster in Tiefschwarz. Das nächste Punktornament wird abwechselnd weiß und orange gemalt. Am äußersten Rand steht ein Tupfenmuster in Grasgrün und Weiß. Der nächste Topf (Abb. 68) ist schneeweiß grundiert. Die Trauben werden rotbraun gemalt, die großen, sehr stilisierten Blätter tiefgrün, die Strich- und Punktornamente kobaltblau. [Illustration: Abb. 67. Teller mit Bauernkeramik.] Auf dem letzten, tiefkobaltblau grundierten Blumentopf (Abb. 69) stehen rotbraune Blumen mit grasgrüner Mitte und grasgrüne Blätterornamente mit ebensolchen punktierten Stengeln. Das Ornament auf dem oberen Rand wird in Schwefelgelb ausgeführt. Im übrigen mache ich darauf aufmerksam, daß die natürlichen Farben der einzelnen Teller bei der photographischen Aufnahme vielfach ganz anders gekommen sind, als sie auf unser Auge wirken. Blau erscheint in der Reproduktion fast hell, während manches leuchtende Gelb tiefdunkel wird. Auf diese Weise ist es erklärlich, daß unsre Farbenangabe von dem Aussehen der Bilder mehrfach abzuweichen scheint. Den Besitzerinnen eines photographischen Apparates sind solche Farbenumkehrungen längst wohlbekannt. [Illustration: Abb. 68 u. 69. Blumentöpfe.] Wir fügen ein Gruppenbild (Abb. 70) hinzu, auf dem sowohl Tonkrüge und Teller als auch Holzspankörbchen und ein Schlüsselbrett zu sehen sind. Der erste Krug ist gelb grundiert, die Ornamente sind feuerrot, schwarz und giftgrün gehalten, der andere Krug ist kobaltblau mit schwarzen Schlangenlinien, orangegelben, weißen und karminroten Tupfen. Der große Teller ist feuerrot mit Schwarz, Schwefelgelb, Kobaltblau hell und Orangegelb. Der erste der kleineren Teller ist in zwei Farben grundiert, in Grasgrün und Kobaltblau. Die Zierlinien sind orangegelb, die Tupfen und Kreise schwefelgelb, karmin- und feuerrot. Der nächste Teller hat schwarze, orangegelbe, schwefelgelbe, karminrote Muster auf giftgrünem Grund. Der vierte Teller ist kornblumenblau angestrichen, die Ornamente werden ziegelrot, giftgrün, weiß und schwefelgelb gemalt. Der letzte Teller in der Reihe ist pfauenblau gehalten, die Ornamente sind karminrosa, weiß, orangegelb und giftgrün. -- Das längliche Spankörbchen ist rehbraun grundiert, die Muster sind schwarz, karminrot und schwefelgelb gemalt. Zum Schluß wird eine flotte rot- oder grasgrünseidene Schleife am Bügel befestigt. Das runde Körbchen ist giftgrün mit schwarzen und kobaltblauen Ornamenten. Das Schlüsselbrett ist mit lila Holz-Spiritusbeize angestrichen, darauf stehen die stilisierten Blüten und Kränzchen, die Schlangenlinien, Blätter und Tupfen in Zinnoberrot, Karminrot, Weiß, Grasgrün, Schwefelgelb, Kobaltblau hell und dunkel und Orangegelb. Zum Schluß wird ein seidenes, farbiges Band zum Aufhängen mit einem Ziernagel an beiden Seiten befestigt und ein paar Messinghaken für die Schlüssel eingeschlagen. [Illustration: Abb. 70. Bemalte Tonkrüge, Teller, Holzspankörbchen und Schlüsselbrett. Entwurf von Else Levin.] 20. Holzmalerei Was ich euch auf diesen Bildern zeige, das ist +Holzmalerei+, eine Technik, die ihr gewiß alle kennt. Auf dem Lande, in waldreichen Gegenden, zum Beispiel in Schlesien, in Thüringen, meist im Gebirge, gehört diese Holzarbeit zu den Heimarbeiten, von denen ganze Familien im Winter, wenn es keine andre Beschäftigung gibt, leben. Selbst ganz alte Leute und kleine Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, müssen dabei helfen, und es kommt, da der Absatz im Vergleich zu dem Angebot sehr klein ist, eine schlecht bezahlte Industrie zustande, deren Erzeugnisse meist auf Märkten, in Basaren, in Warenhäusern, in den Verkaufsständen der Badeorte verkauft werden. Die Muster vererben sich in den einzelnen Ortschaften seit undenklichen Zeiten von den ältesten Leuten auf die Kinder und Kindeskinder, in manchen Familien werden bestimmte Farben immer wiederholt; das ist erklärlich, da es sich meist um Massenartikel handelt, die in größeren Mengen möglichst schnell an den Aufkäufer geliefert werden müssen. So kommt es schließlich dahin, daß die +Spanschachteln+ und +Körbe+ -- dies sind die hauptsächlichsten Erzeugnisse -- nach einer gewissen Schablone behandelt werden. So werdet ihr bestimmte Muster, Rosen, Tulpen, Vögel, Herzen und so weiter immer wieder antreffen, vielleicht ein wenig verändert in Größe und Farbe, aber im Grunde sehr gleich, der Tradition der einzelnen Bauernkünstler entsprechend. Es gibt, wie überall, auch hierbei Ausnahmen, aber im allgemeinen ist es so, daß die älteren Familienmitglieder die Hauptmotive malen, die Jungen und Mädel den Rand und die einzelnen Kleinigkeiten, Striche und Punkte pinseln und die fertigen Arbeiten firnissen. Zu den verschiedenen Hilfeleistungen, die dabei notwendig sind, werden dann die Kleinsten hinzugezogen. [Illustration: Abb. 71. Eierbecher aus Holz und bemalte Hühnereier.] In den letzten Jahren hat das Interesse für die praktischen Holzarbeiten mit ihrer lustigen Bemalung bedeutend zugenommen, man kann es wohl der gesamten Richtung zuschreiben, die von den Siedlungen, den Einfamilienhäusern mit dem ländlichen Zuschnitt ausgeht. Die einfachen Möbel erfordern einen angemessenen Raumschmuck, die farbig gehaltenen Truhen, die Korbarbeiten und Spansachen eignen sich ganz besonders dafür. In jedem Haushalt gibt es schließlich einen Platz für die einzelnen Kleinigkeiten, besonders da sie durchaus praktisch verwendbar sind. Aus diesem Grunde zeige ich euch einige Modelle (Abb. 71 bis 74), die ich aus der Erinnerung an früher gesehene Holzmalereien selber entworfen und ausgeführt habe; sie sind ein wenig „städtisch frisiert“ und durchweg sehr einfach in der Technik. Besonders nützlich erweisen sich die +Schachteln+ und +Körbe+ in den verschiedenen Größen als Behälter für Obst, das für Geschenkzwecke hübsch untergebracht werden soll. Auch selbstgebackene kleine Kuchen, zum Beispiel Zuckerplätzchen, Pfeffer- und Mürbekuchen, Marzipan und Konfekt sehen, wenn es sich um geringere Mengen handelt, sehr appetitlich aus, wenn sie zu festlichen Gelegenheiten in selbstbemalten Spankörben oder -schachteln (Abb. 74) versandt werden. Später, wenn von dem süßen Inhalt nichts mehr vorhanden ist, treten sie ihren Dienst im Haushalt an. Als +Löffel-+ oder +Schlüsselkörbchen+, als +Knopfschachteln+, als Behälter für +Näh-+ und +Stopfsachen+ sind sie sehr handlich, das hölzerne +Osterei+ wird ein nützliches +Stopfei+, und schließlich finden sich in jeder Häuslichkeit Kleinigkeiten, die eine feste Unterkunft brauchen können. Indessen paßt die lustige Holzmalerei auch für andre Gegenstände, zum Beispiel für +Kalenderrückwände+, für +Schlüsselbretter+, die ohne viel Mühe und Kosten aus Zigarrenkistenholz selber hergestellt werden können. So kann man auch praktische +Bindfadenbehälter+ aus Holzschachteln anfertigen, und schließlich kommt man selber auf alle möglichen neuen Gedanken, umso eher, als die Technik sehr anregend ist und sich sehr schnell erlernen läßt. In dieses Kapitel gehören auch die einfachen +Schablonen+, die man selber schneiden kann, um größere Gegenstände, zum Beispiel +Truhen+ und +Kästen+ zu verzieren. Wir kennen sie alle, denn die zünftigen Maler benutzen sie im allgemeinen zum Ausschmücken der Küchenmöbel, eine Arbeit, die ihr sicher schon oft beobachtet habt. Was die +Holzmalerei+ anbelangt, so ist es am besten, mit einfachen Mustern zu beginnen und nach und nach schwerere Motive zu verwenden, dies gilt auch für die +Schablonen+. [Illustration: Abb. 72. Spandose mit Temperamalerei.] [Illustration: Abb. 73. Untersetzer aus Holz.] Außer dem Grundmaterial sind zunächst gute Farben nötig. Man verwendet +Tempera-+ oder +Guaschfarben+, am besten in Tubenform, die sowohl in großen als auch in kleinen Versuchstuben in den Kunstgewerbehandlungen und Drogerien erhältlich sind. Zum Malen benutzt man verschiedene Pinsel. Als +Grundierpinsel+ sind stumpfe, runde oder flache Borstenpinsel zu empfehlen, deren Größe und Stärke sich nach dem Umfang des zu streichenden Hintergrundes richtet. Grundierpinsel sind in den verschiedenen passenden Größen zu beschaffen und in den einschlägigen Kunstmaterial- und Drogengeschäften erhältlich. Dasselbe gilt von den Malpinseln; Borstenpinsel sind für diese Zwecke am geeignetsten. Zum Flächenausmalen benutzt man spitze Borstenpinsel, zum Schablonieren verwendet man stumpfe, runde Borstenpinsel, Konturen sind mit spitzen Borstenpinseln zu malen. Handelt es sich um +kleine+ Gegenstände, für die nicht viel Farbe nötig ist, so kommen auch +Haarpinsel+ in Betracht, besonders zum Konturieren. Borstenpinsel werden in ganz feinen Nummern nicht geführt, dagegen gibt es Haarpinsel mit ganz dünnen Spitzen, sehr dünnhaarig, mit Nummer 1 beginnend. Ganz besonders feinhaarige Pinsel, zum Beispiel +Marderhaarpinsel+, die als Aquarellpinsel bekannt sind, eignen sich zum Malen mit Tempera- oder Guaschfarben nicht. Sie würden durch die rauhe Farbe sehr strapaziert werden und bald abbrechen; man verzichtet daher auf dieses Material. [Illustration: Abb. 74. Holzmalerei: Körbchen.] +Pauspapier+: Für dunklen Grund verwendet man helles, rotes, gelbes oder weißes Ölpauspapier, für hellen Hintergrund benutzt man schwarzes oder rotes Ölpauspapier, auch schwarzes Graphit- und blaues Pauspapier kommt in Betracht. Für kleine Gegenstände genügt Schreibmaschinenpaus- oder Durchschlagpapier, das für hellen Grund zu verwerten ist. +Lack+: Die fertige Arbeit wird mit Spirituslack überzogen, um die Farben haltbarer zu machen und ihre Leuchtkraft zu erhöhen. Man verwendet +Temperalack+, der sowohl offen in Drogengeschäften, als auch geschlossen in Flaschen in den Kunstmaterialienhandlungen und Drogerien zu kaufen ist. Ölfarbenfirnis ist für diese Zwecke nicht zu benutzen, dagegen kann man, wenn feiner Spiritus oder ~Spiritus vini~ und Schellack zur Verfügung steht, selber Lack herstellen, der sich billiger als der gekaufte Lack stellt. Statt des teuren feinen Spiritus kann auch im Notfall +Brennspiritus+ benutzt werden, wenn er nicht gar zu schlecht ist. Man füllt eine gut gereinigte, helle Medizinflasche mit Spiritus, schüttet Schellack hinein, daß ein Fünftel der Flasche knapp bedeckt ist und läßt sie fest verkorkt stehen, bis sich der Schellack aufgelöst hat. Dabei ist zu beachten, daß die Flasche nicht nur peinlich sauber, sondern auch vollständig trocken sein muß, da die geringste Spur von Wasser den Lack trüben und unbrauchbar machen würde. Aus diesem Grunde dürfen Lackierpinsel niemals mit Wasser in Berührung kommen, man kann sie nur mit Spiritus reinigen. +Schablonen+: Schablonen für einfache Borten sind in den Drogenhandlungen und Materialgeschäften fertig käuflich. In den meisten Fällen wird man es vorziehen, selber Schablonen nach eigenen Entwürfen anzufertigen. Zum Schneiden der Schablonen verwendet man Schablonen- oder Ölpapier, in einschlägigen Geschäften erhältlich. Das Schablonenpapier wird in beliebigen Mengen verkauft, auch zentimeterweise. Zuerst wird das Muster aufgepaust und dann auf einer Glas- oder Porzellanunterlage mit einem spitzen Messer ausgeschnitten. +Malnäpfe+ und +Palette+: Malnäpfe aus Porzellan sind in den verschiedensten Größen in den einschlägigen Geschäften erhältlich und können durch Eierbecher oder Untertassen ersetzt werden, da die Tempera- und Guaschfarben sich restlos abwaschen lassen. Das Wasser, das zum Anrühren der Farben benutzt wird, wird in Gläsern und Tassen zur Verfügung gehalten, die dafür im Handel befindlichen Glasbehälter würden die Arbeit unnütz verteuern und kommen für euch kaum in Betracht. Zum Farbenmischen wird eine Porzellanpalette einer Blechpalette vorgezogen, da letztere im Gebrauch mit Wasserfarben leicht rostet und dann eine Behandlung mit Salzsäure durchmachen muß, um wieder gebrauchsfähig zu werden. Holzpaletten sind dafür unverwendbar, doch können flache Porzellanteller benutzt werden. +Mallappen+ aus alten Servietten, Handtüchern und so weiter halte man in größeren Mengen zur Verfügung; dicke weiche Stoffe sind für derartige Zwecke am brauchbarsten. +Die Technik+: Die einfachen Muster sind meist der Pflanzen- und Tierwelt entnommen und werden in passender Größe auf den zu bemalenden Gegenstand übertragen. Zunächst wird die Farbe des Hintergrundes angerührt. Tempera- und Guaschfarben trocknen immer einen Schein heller auf, was bei der Farbenskizze, die auf Papier stets gemacht werden sollte, zu berücksichtigen ist. Man rührt die Farben sehr dickflüssig an, da sie sonst nicht decken und streifig auftrocknen. Es empfiehlt sich auf alle Fälle, lieber ein wenig mehr Farbe als zu wenig anzurühren, da selbst sehr geübte Malerinnen den ersten Ton kaum wieder treffen. Darum sollt ihr nur mit ungebrochenen Tönen arbeiten, dadurch wird viel Mühe und Farbe gespart, ohne die gute Wirkung der Arbeit zu beeinträchtigen. Schwarz, Weiß, Ziegel-, Zinnober-, Feuer-, Mohn-, Karminrot, Kornblumenblau, Kobalt hell und dunkel, Delfterblau, Gras-, Smaragd-, Giftgrün, Apfelsinen-, Orange-, Schwefel- und Zitronengelb wird am liebsten für solche Malerei verwendet. Ein kräftiges Violett wirkt, nicht zu oft benutzt, recht gut, Braun, Grau oder ähnliche Halbtöne sind am besten zu vermeiden. Ist der Hintergrund vollständig aufgetrocknet, so wird das Muster leicht aufgepaust; man paust mit einem spitzen, harten Bleistift über Pauspapier. Dann malt man, indem die größten Flächen zuerst aufgesetzt werden und nach und nach die kleineren Ornamente an die Reihe kommen. So malt man bei einer Blume erst die Blütenblätter, dann den Kelch und schließlich die Staubfäden. Da die Ornamente fast immer stark vereinfacht sind, und es sich auch meist um Flächenmalerei handelt, ist die Technik sehr einfach und sollte daher von euch recht oft geübt werden. Etwas mühseliger als das Ausmalen ist das Konturieren, das mit sicherer Hand ausgeführt werden muß, um die gute Wirkung der Arbeit nicht zu zerstören. Ein „Ausbessern“ mit Farbe ist niemals empfehlenswert, daher soll man die Arbeit vor Wassertropfen beim Malen schützen, da Wasserflecke sehr auffallen und von euch kaum zu beseitigen sein dürften. Man mache einen Versuch, die Fleckenränder mit einem feuchten, farbenfreien Pinsel zu bestreichen, dadurch erreicht man ein Verblassen der Flecke. Ehe die Arbeiten lackiert werden, müssen sie sehr gut trocknen, da sonst der Lack verdirbt; man mache niemals den Versuch, lackierte Gegenstände am offenen Feuer zu trocknen, der Lack würde abspringen und die Malerei mitreißen. In der Sonne kann man derartige Arbeiten unbedenklich trocknen, auch die lauwarme Herdplatte ist für diese Zwecke ausnahmsweise zu empfehlen. Man muß die Gegenstände stets zum Trocknen +aufstellen+, damit sich der Lack nicht stellenweise verdickt. Beim Lackieren achte man darauf, daß der Lack strichweise, von oben nach unten, von links nach rechts, ein Streifen in den andern verlaufend, wie die Farbe beim Grundieren, aufgetragen wird. Nur auf diese Weise ist eine gleichmäßige, glatte Lackfläche zu erzielen. Sollen die Arbeiten verschickt werden, so achte man darauf, daß sie bestimmt völlig trocken sind, da sonst die Verpackung ankleben und die Malerei verderben würde. 21. Porzellanmalerei Während in früheren Jahren immer wieder die alten, oft außerordentlich geschmackvollen Muster für Porzellanmalerei verwendet wurden, hat man sich in letzter Zeit von der Überlieferung freigemacht und mit Erfolg versucht, neue Muster zu ersinnen, die natürlich nur dann gut wirken können, wenn auch die Form der Porzellanerzeugnisse modern ist. Es wäre ja geradezu widersinnig, etwa eine Schale in Rokokoform mit Mustern von heute zu bemalen, und es wäre ebenso stilwidrig, wenn man für eine moderne Schirmkrücke ein Empiremuster benutzen wollte. Die Handmalerei ist ein sehr beliebtes kunstgewerbliches Gebiet, das leider nur allzuviel von „Dilettanten“ mißbraucht wird. Es gibt deren immer noch viel zu viel, die, ohne mit den einfachsten Kenntnissen der Technik vertraut zu sein, sich an die schwierigsten Aufgaben heranwagen und den gesamten Freundeskreis immer wieder mit mißlungenen Erzeugnissen ihres Fleißes überraschen. Die Porzellanmalerei muß wie jede andre Technik auch richtig erlernt werden. Das kalte Weiß des harten Stoffes verlangt einen stark ausgeprägten Farbensinn. Es ist nicht gerade leicht, die Form der Stücke mit den Mustern und Farbtönen in ein richtiges Verhältnis zu bringen, es ist sogar oft recht schwierig zu entscheiden, ob Füll- oder Einzelornamente, geometrische Formen oder Blumenmuster besser zur Anwendung gelangen. Die Arbeiten von Emmy Seyfried, die unsere Abb. 75 bis 77 zeigen, mögen in diesem Sinne als Anregung dienen. Sie geben ein gutes Beispiel, in welcher Art moderne Porzellanerzeugnisse bemalt werden sollen. Wer sich also mit dieser Art Malerei ernsthaft beschäftigen und nicht nur einen müßigen Zeitvertreib daraus machen will, wird sicherlich mit Interesse einige Ratschläge aufnehmen, die sich in jahrelanger Übung immer wieder bewährt haben und fleißige Anfängerinnen vor unnötigen Mißerfolgen schützen werden. Die Gefäße, die man bemalen will, müssen zunächst mit warmem Wasser gereinigt werden, damit die kleinsten Staubspuren verschwinden. Mit kaltem Wasser soll das Porzellan vor dem Bemalen möglichst gar nicht in Berührung kommen. Ebenso wichtig wie gute Farben ist gutes Dicköl, ohne das überhaupt nicht auf Porzellan gemalt werden kann. Je nach der Größe des Stückes werden ein bis zwei Tropfen Dicköl mit einem reinen Leinenläppchen so lange auf der zu bemalenden Fläche verrieben, bis es von den Poren des Porzellans aufgesogen ist, also die Fläche nicht mehr ölig wirkt. Leinwand eignet sich dafür am besten, weil sie keine Fasern hinterläßt. Der Gegenstand muß nun über Nacht stehen bleiben und ist dabei vor Kälte und Staub zu schützen. [Illustration: Abb. 75. Tassen in Porzellanmalerei von Emmy Seyfried, München.] Auf flache Stücke wird jetzt das Muster mit Bleistift aufgezeichnet, Pausen befestigt man mit Wachs. Dies gilt besonders für gerundete Formen, also für Tassen, Dosen, Tellerwände, Krüge, Obstschalen, Deckel und dergleichen. Der Bleistift muß hart und scharf gespitzt sein, damit die Umrißlinien dünn und fein ausfallen; breite, weiche Striche stören sehr erheblich. Je besser das Öl eingezogen ist, desto besser gelingt die Arbeit des Musteraufzeichnens, eine klebrige, fette Fläche erschwert es sehr. Will man verschiedene Stücke, zum Beispiel eine ganze Garnitur, bemalen, so ist es ratsam, alle Teile zusammen vorzubereiten, sowohl was das Reinigen und Einölen als auch das Aufzeichnen anlangt. Man spart dadurch Zeit und Farben. Die Pinsel sind stets sehr sauber zu halten. Jede Anfängerin muß darüber sich klar sein, daß sie für andre Malereien nicht mehr in Frage kommen. Ferner gehören zum Porzellanmalen außer dem Dicköl noch Nelken- und Terpentinöl, die man zum Verdünnen der Farben benutzt. Man rührt diese an, indem man eine volle Messerspitze Farbe zusammen mit je einem Tropfen Dicköl, einem Tropfen Nelkenöl und zwei Tropfen Terpentinöl mischt. Ist die Farbe noch zu dick, so wird zu gleichen Teilen Terpentin- und Nelkenöl beigefügt, denn Dicköl würde sie noch mehr verdicken. Auf alle Fälle soll man aber sparsam mit den Ölen umgehen, da zuviel Fettigkeit die Arbeit erschwert. Man malt wie bei der Aquarelltechnik, legt also sehr leicht an, beginnt mit den hellsten Tönen und spart weiße Stellen aus, so daß der Ton des Porzellans stehen bleibt. Will man Schattentöne einsetzen, so muß die bemalte Stelle zuerst über einer Spiritus- oder Petroleumlampe abgebrannt werden. Dann läßt man sie erkalten; bleibt sie warm, so verlaufen die Farben; diese dürfen auch niemals zu dunkel aufgesetzt werden, da sie nach dem Brennen zu hart und wenig vornehm wirken würden. Ränder auf runden Gegenständen, auf Tellern, Schalen, Dosen und dergleichen, werden am besten auf der Ränderscheibe gezogen; es ist nicht ratsam, sie freihändig zu ziehen, da sie weder glatt noch sauber ausfallen würden. Umrißlinien zieht man mit der Feder und recht dünner Farbe nach, feine Linien und Striche müssen sehr sorgfältig aufgesetzt werden. Man muß überhaupt sehr aufmerksam malen, um keine Fehler zu begehen, denn das Ausbessern ist recht mühselig; verunglückte Muster soll man lieber fortwischen und mit dem Einölen, Trocknen, Aufzeichnen und Malen von neuem beginnen. Anfänger sollten auch am besten zweimal brennen; die fortgebrannten Töne werden nochmals übermalt, andernfalls dürfte kaum der richtige Ton zu erzielen sein. Die fertigen Arbeiten übergibt man einem einschlägigen Geschäft zum Brennen, damit die Malereien fest und wasserdicht werden. Selbst bei größter Eile dürfen sie aber erst dann zum Brennen gebracht werden, wenn die Malerei vollkommen trocken geworden ist. Die Verpackung muß sehr sorgfältig geschehen. Als erste Hülle verwendet man Seidenpapier; als zweite empfiehlt es sich, Watte oder Pflanzendaunen zu verwenden. Dann folgen weiche Papiere und Holzwolle. Harte Bogen, Pappe, Sägespäne und ähnliche Verpackungen kommen nicht in Frage. [Illustration: Abb. 76. Potpourridose. Entwurf und Ausführung von Emmy Seyfried, München.] Die erste fertige, das heißt gebrannte Arbeit dürfte kaum den Erwartungen entsprechen, denn die meisten Farben werden nach dem Brand recht verblaßt wirken. Purpurrot und Veilchenblau sind die einzigen Töne, die dem Brand gut standhalten. Alle Anfänger machen dieselben Fehler und erleben daher auch die gleichen Enttäuschungen. Aber bald lernt man aus den Mißerfolgen die richtigen Lehren zu ziehen, denn wie auf allen Gebieten der Kunst, muß man auch bei der Porzellanmalerei das rein Handwerkliche nach und nach richtig erlernen. So werden sich ganz von selbst allerlei Erfahrungen einstellen; man wird bald merken, daß das Abbrennen über der Lampe das Ineinanderfließen der Farben verhindert, daß man aus diesem Grunde alle nebeneinander zu setzenden Töne nacheinander abbrennen muß, ehe man weiter malen kann, und daß im Gegensatz dazu alle Töne, die ineinanderlaufen sollen, naß nebeneinander aufzutragen sind. [Illustration: Abb. 77. Schreibgerät von Emmy Seyfried, München.] Als Erstlingsarbeit empfiehlt es sich, einen Teller zu bemalen, der als Versuchsgegenstand mit verschiedenen Farben in recht vielen Tönen und Schattierungen bedeckt wird; zugleich kann man sich dabei in Umrißlinien, in kleinen und größeren Musterteilen üben. Solch einen Probeteller teilt man sternförmig ein und schreibt die aufgetragenen Farben sorgsam auf. Ist der Teller dann gebrannt, so erweist er sich als Farbenmesser außerordentlich nützlich. Überhaupt ist es nicht nur für Anfänger sehr ratsam, sich stets Vermerke über die Wirkungen neuer Farben und Mischungen vor und nach dem Brennen zu machen. So wird man am besten alle Schwierigkeiten überwinden, allerhand Erfahrungen sammeln und Fortschritte machen. Will man bemalte Arbeiten verschenken, so wähle man besonders dann, wenn es sich um Anfängerarbeiten handelt, recht leichte Muster und kleine Stücke; diese müssen aber sehr sorgfältig ausgeführt werden, denn bei schwierigen Mustern liegt die Möglichkeit des Mißlingens sehr nahe, und verunglückte Arbeiten eignen sich, wie ihr einsehen werdet, kaum zum Verschenken. [Illustration: Abb. 78. Porzellananhänger mit Malerei. Aus den Porzellan-Werkstätten Ph. Rosenthal, Selb in Bayern.] Zu den einfachen Kleidern, Blusen und Jumpern trägt man vielfach +Porzellananhänger+ mit +Malerei+, die, besonders wenn es sich um +Handmalerei+ handelt, sehr flott und geschmackvoll wirken. Wir zeigen auf unserm Bilde (Abb. 78) eine Anzahl solcher hübscher Anhänger, alle verschieden geformt, alle verschieden bemalt. Moderne Blumenmuster, sehr farbig gehalten; sie passen sowohl für leichte Sommer- als auch für schwere Winterkleidung und sind durchaus kleidsam, weil sie jugendlich und anspruchslos wirken. An einem schwarzen oder farbigen Seidenband getragen, kommen die feinen Motive auf der weißen Porzellanfläche am besten zur Geltung. Die reizvollen Entwürfe stammen aus den Werkstätten von +Kurt Severin+, sie sind in der Porzellan-Manufaktur von +Ph. Rosenthal+, Selb in Bayern, ausgeführt worden. 22. Malerei mit Emailfarben +Emailfarben+ sind in Blechdosen in den einschlägigen Geschäften erhältlich, sie decken wie Ölfarben, werden wie diese mit Terpentinöl verdünnt und mit einem Borstenpinsel auf den Grund aufgetragen. Am besten wirken einfache geometrische Muster in dieser Technik. Wir zeigen auf unserm Bilde ein +Tablett+ (Abb. 79) aus Metall, das durch langen Gebrauch sehr unansehnlich geworden, mit Emailfarben aufgefrischt und wieder gebrauchsfähig wurde. Für solche Zwecke sind diese Farben ganz besonders zu empfehlen; sie sind haltbar, vertragen Wasser und passen für Gebrauchsgegenstände, die gereinigt werden müssen. +Tablett+, +Untersetzer+, +Blumenkübel+, +Blumenkästen+ kann man mit dieser Malerei verzieren, auch +Glasgegenstände+, zum Beispiel +Teller+, +Gläser+, +Flaschen+, am besten mit Punktmustern, wie wir sie auf unserm Muster zeigen. Die Innenfläche des +Tabletts+ ist briefkastenblau angestrichen, der Rand weiß. In der Mitte steht ein großer schwarzer Punkt, um diesen gruppieren sich neun orangefarbene Punkte. Dann folgt ein Kreis von kleinen Punkten in Grasgrün, der nächste Kreis ist schwefelgelb, der letzte kirschrot gehalten. Innenwand und Innenfläche sind durch zwei Punktreihen in Mohnrot und Orangegelb miteinander verbunden, der äußere Rand des Tabletts zeigt ein Ornament in Kirschrot, das aus Punkten und kleinen geraden Strichen besteht. In dieser einfachen Art kann man +Gläser+, +Flaschen+ und +Glasteller+ verzieren. Es genügt, am oberen Rand ein paar Reihen bunter Punkte in verschiedenen Größen anzubringen, wie wir es auf dem +Tablett+ sehen; in den einschlägigen Geschäften sind +Glasschalen+ in verschiedenen Größen erhältlich, die mit Strickdeckchen bezogen wurden, als dies modern war. Solch glatte +Glasschälchen+ sind für die +Emailmalerei+ sehr geeignet, man verwendet sie als +Konfektteller+, sie eignen sich indessen auch für den Toilettentisch als +Nadelbehälter+. Auch +Glasflaschen+ kann man mit Emailfarben bemalen, es gibt +Likörflaschen+, die sehr hübsch geformt sind, auch +Toilettewasserflaschen+ haben häufig geschmackvolle Formen; solche Flaschen sind zum Bemalen zu empfehlen, es kommt aber nicht darauf an, daß sie gar zu bunt gehalten werden, es ist besser, mit Mustern und Farben zu sparen; das gilt auch vom Bemalen der kleinen +Parfümflaschen+, die oft so gut geformt und leicht geschliffen sind, daß es sich lohnt, sie zu bemalen und neu zu füllen. [Illustration: Abb. 79. Tablett in Emailfarben.] Zum +Aufzeichnen+ der Muster auf Glas kann man Wachs-Signierkreide Nummer 770 und 772 verwenden; andernfalls genügen Tusche oder Tinten, die von der Emailfarbe bedeckt, schließlich nicht mehr zu sehen sind. +Glasteller+ und +Schalen+ werden auf der linken Seite bemalt, dafür wäre unser Muster auf dem Tablett ebenfalls geeignet. Es kommen ausschließlich Strich- und Punktmuster für Malerei mit Emailfarben in Betracht, die man nicht nur für Glas und Metall, sondern in der beschriebenen Weise auch für Holz und Porzellan verwenden kann. 23. Osterkarten mit Malerei Ostern wird gern im Familienkreise gefeiert, und ein paar farbige +Tischkarten+ mit österlichen Motiven in der Art unserer Vorlagen tragen viel dazu bei, die Festfreude zu erhöhen, die vom Schmuck der Tafel stark beeinflußt wird. Für Kartengrüße eignen sich unsre Vorlagen (Abb. 80 und 82 sind auf die Hälfte verkleinert, Abb. 81 ist Originalgröße) ebenfalls, sie können auch von weniger geübten Händen ohne viel Mühe hergestellt werden. [Illustration: Abb. 80. Eiförmige Oster-Tischkarte.] Als +Grundmaterial+ verwendet man weißes, nicht zu starkes Kartonpapier; man malt am besten mit Aquarellfarben oder Ausziehtuschen; Ausziehtuschen lassen sich wie andre Farben mischen, indessen malt man in diesem Fall am besten mit klaren, unvermischten Tönen. Die Muster werden mit Schreibmaschinen- oder Pauspapier und einem scharf gespitzten, sehr harten Bleistift auf den Grund übertragen; man malt mit einem spitzen Marderhaarpinsel und zieht die Konturen mit einer Zeichenfeder nach. Eine neue Börsenfeder genügt ebenfalls. Wer sehr geübt ist, kann mit einem Konturenpinsel die Umrisse zeichnen. [Illustration: Abb. 81 Osterkarte: Hühnchen.] [Illustration: Abb. 82. Osterkarte: Krähender Hahn im Kranz aus Blumen und Eiern.] Die +eiförmige Karte+ (Abb. 80) ist mit einer +Girlande+ in Biedermeierart verziert. Da sind allerlei altmodische Blumen, Veilchen, Studentenblumen, Tulpen und andre sehr farbige Blüten, die recht bunt zueinander abgestimmt werden. Briefkastenblau, Feuerrot, Rosa, Karminrot, Lila, Schwefelgelb, Orangegelb sind die Hauptfarben; die Blütenböden werden in abstechenden Farben gehalten. Die Blätter und Stiele sind gift- und grasgrün, ebenso die Blütenkelche; die Blattrippen zeichnet man schwarz wie die Konturen. Die +Hühnchenkarte+ (Abb. 81) zeigt ein Küken in einem Kranz, der aus bunten Ostereiern und Blumen besteht. Das Hühnchen ist hellgelb, mit feuerrotem Schnabel und Kamm, die Augen und Füße sind braun, die Krallen grün. Der Kranz ist sehr bunt, rot, blau, grün, gelb in verschiedenen Tönen. Der +Hahn+, der den Ostergruß kräht (Abb. 82), steht ebenfalls in einem +Kranz+ aus bunten Eiern, Blumen und Blättern; der Hahn ist tiefschwarz mit hellbraunen Füßen, die Schuppen sind mit schwarzen Strichen angegeben. Der Schnabel ist gelb, ebenso die Augen mit schwarzem Mittelpunkt, Kamm und Bartlappen sind feuerrot. Die +Ostereikarte+ und die +Hahnkarte+ passen am besten für die Speisenfolge, die +Kükenkarte+ eignet sich mehr zur Tischkarte, alle drei Muster können als Osterkarten verwendet werden. III. Kapitel Handfertigkeiten 24. Linoleumschnitt Der +Linoleumschnitt+, auch +Linolschnitt+ genannt, entspricht dem +Holzschnitt+; nur ist das Material viel leichter zu bearbeiten. Dieses Material besteht aus möglichst dickem +Linoleum+, es können auch Abfälle von Teppichen verwendet werden. Das notwendigste Werkzeug ist ein +Messer+ (Abb. 83), mit dem man sowohl Linien als auch Flächen herausarbeiten kann. Die Technik ist für geübte Hände sehr einfach, ungeübte Anfänger dürften sie in kurzer Zeit erlernen. Sie hat vielerlei Verwendungsmöglichkeiten; vom +Exlibris+ bis zur +Glückwunschkarte+, vom bescheidenen Bildchen bis zum Schmuck von +Gästebüchern+ und +Sammelmappen+ gibt es mancherlei Ausdrucksmöglichkeiten, und schließlich ist es doch recht unterhaltsam, wenn man bei einigem Zeichentalent Erinnerungen aus der Sommerfrische, von Reisen und Ausflügen in dieser Technik herstellen kann; es genügen Skizzen und Photos, nach denen man später zu Hause recht gut arbeiten kann: Man streicht mit weißer Deckfarbe (Temperafarbe) die Linolfläche an und überträgt darauf die Zeichnung. Dann schneidet man mit dem Messer die Flächen aus, die weiß wirken sollen, und läßt alle Flächen stehen, die dunkel bleiben sollen. Die Platte legt man vor dem Drucken in Wasser und läßt sie zwei bis drei Stunden darin liegen. Inzwischen löst sich durch dieses Verfahren die weiße Temperafarbe ab; nun läßt man die Platte gut trocknen und streicht sie, wenn dies geschehen ist, mit breitem Pinsel (Abb. 83) mit Japanaqua gleichmäßig an. Das lange Imwasserliegen der Platte ist nur nötig, wenn mit Japanaqua gedruckt wird; sonst braucht sie nicht so lange zu wässern. Es empfiehlt sich, die dünnen Platten auf Holz aufzuziehen, damit man sie beim Arbeiten besser anfassen und handhaben kann. Zum Abdruck eignet sich am besten +Bütten-+ oder +Japanpapier+, jedes saugfähige, dünne Papier; im Notfall kann sogar +Seidenpapier+ dazu verwendet werden. Dagegen kommen Pergament- und Butterbrotpapiere nicht in Betracht. Alle Papiere, die für diese Technik verwendet werden sollen, müssen zunächst gleichmäßig angefeuchtet und zwischen Löschblätter gelegt werden. Das Papier wird vorsichtig auf die gestrichene Platte gelegt, mit festerem Papier überdeckt und dann mit einem +Reiber+ (Abb. 83) so lange gerieben, bis die Feuchtigkeit des Papiers die Farbe von der Platte löst. Statt des Reibers kann ein +Falzbein+ verwendet werden. Den Reiber stellt man selber her, er besteht aus einer runden Pappscheibe, die mit rauhem Steifleinen bezogen wird. Über das Steifleinen spannt man möglichst straff ein Stück Schweinsleder und befestigt diese Hülle entsprechend. [Illustration: Abb. 83. Werkzeug für den Linoleumschnitt.] [Illustration: Abb. 84. Linoleumschnitt.] Wir zeigen auf unserm nebenstehenden Bilde eine Arbeit in +Linoleumschnitt+, ein stimmungsvolles Städtebild (Abb. 84). Man sieht hier eine einfache Zeichnung und kann aus unsrer Vorlage erkennen, wie viel sich bei einiger Übung auf diesem Gebiet erreichen läßt. Wer eine besondere Vorliebe für das Ornament hat, kann in +Linoleumschnitt+ mancherlei sehr reizvolle +Bucheinbände+, +Vorsatzpapiere+ und +Einbände+ für +Notizbücher+ und +Blocks+ herstellen; +Linoleumdruck+ paßt auch zur Verzierung von +Rückwänden+ für +Kalender+ und für +Stundenpläne+. Wenn man darüber nachdenkt, wird man immer wieder neue Verwendungsmöglichkeiten für diese wirkungsvolle, interessante Technik finden. 25. Ausschneidetechnik Bei der +Ausschneidetechnik+ werden die Formen mit der Schere möglichst genau ausgeschnitten und aufgeklebt. Es gibt Muster, die sehr einfach sind, man klebt sie mit einem beliebigen Klebemittel ziemlich mühelos auf. Amüsanter sind die Arbeiten, bei denen mehrere Farben verwendet werden; dies ist zwar schwieriger, hat aber eine bedeutend stärkere, malerische Wirkung: Man schneidet das +Buntpapier+ nach den Formen, die größte Fläche wird als Grund gewählt, die übrigen Töne werden aufgesetzt, die kleinsten Flächen kommen ganz zuletzt an die Reihe. Im übrigen muß man darauf achten, daß alles, was im Hintergrund liegt, zuerst, und alles, was im Vordergrund liegt, zum Schluß aufgeklebt wird. Als Arbeitsmaterial verwendet man +Buntpapier+, das in verschiedenen Farben in den einschlägigen Geschäften erhältlich ist, +Kartonpapier+, ebenfalls farbig, als Hintergrund für die Muster und irgend ein gutes +Klebemittel+. Man klebt ohne Aufzeichnung das Muster auf den Hintergrund und bedeckt ihn nach und nach mit den Ornamenten, die man, genau wie bei der Reißtechnik, besonders für den Anfang, dem Pflanzen- und Tierreich entnimmt. Auch Landschaften und Stilleben eignen sich für diese Technik, wenn schon einige Übung vorhanden ist. Am hübschesten wirken einfache Blumenstücke, Einzelblüten, Ranken, in mehreren Farben, möglichst vereinfacht in der Form. Die +Verwendungsmöglichkeit+ der +Ausschneidetechnik+ ist sehr verschieden, man kann allerlei damit anfangen. Als +Wandschmuck+ unter Glas, einfach mit Kaliko gerahmt, sind sie, wenn sie nicht in Mengen auftreten, eine sehr reizvolle Zierde für das Jungmädchen-, Fremden- und Kinderzimmer, für Gartenhäuschen und Diele, besonders, wenn es sich um fortgeschrittene Arbeiten handelt. Sehr hübsch wirken sie als Verzierung von +Gratulationskarten+; man kann +Widmungsblätter+ für +Gästebücher+, +Lichtschirme+, +Notizbücher+, +Bucheinbände+, +Telegramm-+ und +Sammelmappen+ damit schmücken, sie passen für +Erinnerungsbücher+, als +Einlagen+ für +Tablett+ und +Untersetzer+, wo sie unter Glas gerahmt werden. Wer es versteht, kleine Untersetzer mit Goldband zu umranden, kann die +Ausschneidetechnik+ für die runden oder ovalen Einlagen verwenden, auch auf +Kassetten+ für +Briefpapier+, +Taschentuchbehältern+ und +Handschuhkästen+ kann man farbige Ausschneidebilder anbringen. [Illustration: Abb. 85. Blumen in Ausschneidetechnik.] Wer diese Technik gut beherrscht, wird immer wieder Möglichkeiten finden, sie geschmackvoll anzuwenden, man muß es indessen vermeiden, allzuviel davon gleichzeitig aufzuhängen oder aufzustellen, weil sonst die Wirkung des einzelnen in Frage gestellt wird. Wir zeigen auf unsern Bildern drei Originale, die ganz besonders hübsch sind und sich für diese Technik außerordentlich gut eignen. Hier zeigen sich die Feinheiten der +Ausschneidearbeit+ sehr genau, es sind vorzügliche Muster für Anfänger und Vorgeschrittene. Das erste Muster (Abb. 85) ist am einfachsten: eine flächig angelegte Blüte. Die schönen Farben sind im Druck leider nicht zu sehen, bei einiger Vorstellungsgabe wird es aber auch Anfängern möglich sein, sich die Farbenwirkung des Musters zu denken. Auf ockerfarbenem Grund -- Kartonpapier -- stehen die großen Blüten in Bischofslila, die Blume, die sich uns voll zuwendet, hat einen Mittelpunkt in der Farbe des Hintergrundes, die andre Blüte liegt in einem zinnobergrünen Kelch, der mit dem Stengel verbunden ist, und der auch mit den gefiederten Blättchen und dem Stiel der großen Hauptblüte zusammenhängt. Das bedeutet, daß die beiden Stengel, das Blatt und der Kelch, ohne abzusetzen, zusammen ausgeschnitten worden sind. Die Knospe steht seitwärts, auch hier sind Stiel, Blatt und Kelch aus einem Stück geschnitten, die Knospe ist hellila, sehr matt, das im Schatten liegende Blütenblatt ist bischofslila, die Staubgefäße, die ein wenig durchblicken, sind ockergelb wie der Hintergrund, stechen daher wenig vom Grundton ab. Die Arbeit ist folgendermaßen eingeteilt: zuerst wird alles, was bischofslila gehalten ist, aufgeklebt, dann folgt alles, was grün ist, darauf das Zartlila und schließlich das Ockerfarbene. Die Umrisse der einzelnen Blüten und der Knospe sind nicht glatt, sondern sehr bewegt, was nicht mit schief und krumm zu verwechseln ist, nur die Stengel müssen gerade Linien zeigen und recht gleichmäßig geschnitten werden. Man muß darauf achten, daß die Stengel stets unter den Blumen liegen. [Illustration: Abb. 86. Rose in Ausschneidetechnik.] Das zweite Bild (Abb. 86) zeigt eine +Rose+ auf schwarzem Grund, sehr streng stilisiert, man sieht nur die notwendigsten Linien. Die Blüte ist in vier Tönen gehalten, Hellrosa, Rosa, Dunkelrosa und Krapplack. Das Mittelstück der Blume ist rosa, es ist die größte Fläche, die zuerst aufgeklebt wird. Man sieht auf der Photographie die Verteilung der übrigen Farben, am dunkelsten wirken die überschlagenen Teile. Nun wird der Stengel aufgeklebt, er ist am oberen Teil, unter dem Kelch, hellbraun; zum Schluß werden die grünen Teile aufgeklebt, der untere Teil des Stengels, an dem das Blatt am feinen Stiel steht, alles aus einem Teil, und zu allerletzt der grüne Kelch, der über den untersten Teil der Rosenblüte geklebt wird. [Illustration: Abb. 87. Strauß in Ausschneidetechnik. Entwurf und Ausführung: Liselotte Volk.] Am hübschesten wirkt der mehrfarbige Strauß (Abb. 87), der für Vorgeschrittene gedacht ist. Die +Aster+ auf der rechten Seite ist dunkellila, mit einem schwefelgelben runden Mittelstück, das aufgeklebt wird. Daneben steht die orangegelbe +Studentenblume+, etwas seitlich und tiefer die +Herbstaster+, in zwei Tönen lila, sehr hell und ein wenig dunkler, aber nicht etwa dunkellila; in dem dunkleren Lilaton sind die kleinen +Korbblütler+ oberhalb des Straußes gehalten; sie haben je einen schwefelgelben Mittelpunkt und sind besonders stark vereinfacht in der Form. Alle +Stengel+ und +Blätter+ sind zinnobergrün, möglichst aus einem Stück geschnitten und sorgsam über- und nebeneinander geklebt. Das +Bukett+ steht auf einem holzbraunen Hintergrund aus Kartonpapier. Mit wenigen Farben, es sind nur sechs Töne, ist hier eine gute malerische Wirkung gegeben, wie überhaupt die +Ausschneidetechnik+ eine praktische Vorübung zur Malerei ist, denn sie übt den Blick und den Farbensinn, man bekommt eine sichere Hand, wenn man häufig solche Arbeiten ausführt, die Phantasie wird ungemein angeregt und die Sorgfältigkeit ebenfalls gefördert. Einige Handwerkskniffe, welche die Arbeit erleichtern, gibt es auch bei dieser Technik: So kann man größere runde Formen mit dem Zirkel leicht angeben, wenn das Augenmaß noch nicht sehr ausgebildet ist; für kleinere Kreise verwendet man Geldstücke oder Spielmünzen. Für runde Ausschnitte empfiehlt es sich, gebogene Nagel- oder Stickscheren zu verwenden, sie erleichtern die Arbeit nicht unbeträchtlich. Ein besonders brauchbares Klebemittel ist Dextrin, ein aus getrockneten Roßkastanien hergestelltes Mehl, das in beliebiger Menge in kaltem Wasser aufgelöst und zu einem mehr oder weniger dicken Brei glatt verrührt wird. Man trägt das Klebemittel mit einem Pinsel auf, unter möglichster Schonung der Papierränder, um jedem Verschmieren vorzubeugen. Die reizvollen Muster eignen sich auch zum +Malen+. Als Material verwendet man Haarpinsel, Guasch- oder Temperafarben; auch als Vorlagen für kleine +Flachstickereien+ kann man die zierlichen Blumenmuster verwenden. Am besten passen sie indessen für die +Ausschneidetechnik+, für die sie gedacht sind. Wie die meisten der kunstgewerblichen Arbeiten, ist auch die Ausschneidetechnik vor hundert Jahren ganz besonders gepflegt worden. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts ging sie zurück; man findet in Familienerinnerungen, in Stammbüchern hin und wieder noch mancherlei hübsche Ausschneidearbeiten; es gibt Bildchen und Kassetten dieser Art, die durch ihr Alter einen gewissen Wert bekommen haben, die Farben sind zwar meist verblichen, aber die Technik ist noch genau zu erkennen, und man kann sehr deutlich an solchen Arbeiten von Urgroßmutters Hand den Unterschied zwischen der damaligen Arbeitsweise und der heutigen erkennen. Damals hat man die Einzelheiten viel mehr hervorgehoben, heute arbeitet man viel einheitlicher, geschlossener. Eines ist jedenfalls dabei geblieben: die peinliche Sauberkeit und Genauigkeit, ohne die keine gute Wirkung erzielt werden kann. 26. Teller und Schalen aus Luftschlangen +Luftschlangen+ sind wohl bei allen jungen Mädchen beliebt. Lustige Erinnerungen an Silvesterabende oder an Tanzstundenbälle sind damit verknüpft; Luftschlangen sind für viele der Inbegriff der Ausgelassenheit, denn meist treten sie in Erscheinung, wenn das Vergnügen seinen Höhepunkt erreicht hat. Das ist allgemein bekannt, durchaus nicht allgemein bekannt aber ist die Tatsache, daß die bunten Luftschlangen ein vorzügliches Material für mancherlei sehr brauchbare Basteleien sind, daß man hübsche Gegenstände aus ihnen herstellen kann, die wenig kosten und vielfach verwendbar sind. [Illustration: Abb. 88. Schälchen aus Luftschlangen.] So kann man tiefe und flache +Tellerchen+ und +Schalen+ aus Luftschlangen herstellen; einige Muster zeigen wir auf unsern Bildern (Abb. 88 und 89). Die niedlichen Arbeiten erweisen sich auf dem Näh- und Toilettentisch, auf der Diele sehr nützlich, sie dienen zum +Aufbewahren+ von +Knöpfen+, +Nadeln+, +Schreibfedern+, +Stopfmaterial+; ein wenig +Nähzeug+ kann man darin unterbringen; auch für +kleine Kuchen+, die nicht fettig sind, eignen sich die anspruchslosen Behälter. Wer ein paar Süßigkeiten, zum Beispiel +Pfeffernüsse+ oder +Pfefferminzplätzchen+ als Erfrischungen für die Reise verschenken will, wer zum Geburtstag oder zu Weihnachten Marzipan und ähnliche, vielleicht selbstgebackene Leckereien verschicken möchte, wird mit diesen farbenfrohen Behältern sicherlich viel Freude machen; solch zierliche Behälter wirft man nicht achtlos fort, wenn sie geleert sind, wie das bei den gekauften, manchmal sogar sehr geschmackvollen Schachteln geschieht, weil man kein Interesse an den leeren Behältern mehr hat. Die +Teller+ und +Schalen+ aus +Luftschlangen+ stellen indessen eine nette +Handarbeit+ dar, die sich vielfach verwenden läßt, und die, wenn sie schließlich unansehnlich geworden ist, durch eine sicherlich ebenso hübsche Neuheit auf diesem Gebiet ersetzt werden kann. [Illustration: Abb. 89. Schälchen aus Luftschlangen.] Die +Technik+ ist sehr einfach, man kann -- selbst ohne Übung -- kaum etwas daran verderben. Zunächst wickelt man die Luftschlangen von außen zu einer großen Fläche oder Scheibe auf, nicht von innen, das wäre falsch; das ganze Stück braucht nicht vollständig aufgewickelt zu sein, bevor man mit der Arbeit beginnt. Man legt die Scheibe auf den Tisch, dreht mit der rechten Hand und hält mit der linken den Mittelpunkt der Scheibe und das Ende der Papierschlange fest. Die Farben kann man nach Belieben wählen, je bunter die Arbeit wirkt, desto besser; darum empfiehlt es sich, eine große Farbenauswahl bereitzuhalten. Die Farbenreihe kann beliebig unterbrochen werden. Die Enden werden -- zum Schluß -- aneinander geklebt. Die Arbeit besteht darin, daß man eine Scheibe vorsichtig mit den Händen dreht und so lange formt, bis +Schalen+, +Töpfchen+, +Teller+ entstehen. Ist die notwendige Höhe des Gegenstandes erreicht, so hört man mit dem Schieben auf. Für +Nadelschälchen+ wird eine kleinere Scheibe gebraucht als für +Konfektteller+; allzu groß darf der Kreis niemals werden. Diese Technik eignet sich +nicht+ für umfangreiche Gegenstände. Die fertigen Stücke bestreicht man mit +farblosem Lack+ oder mit +Wasserglas+. Wasserglas ist in Drogerien erhältlich, es ist im Küchengebrauch bekannt, weil man Eier darin einlegt. Da Wasserglas feuerfest ist, kann man die damit bestrichenen Schalen als +Aschbecher+ benutzen. Solch bunte Aschbecher eignen sich recht gut für Vielliebchengeschenke und können wie die übrigen Schalen und Tellerchen als farbenfröhliche +Tischdekoration+ zu festlichen Gelegenheiten verwendet werden. 27. Bast- und Stroharbeiten +Bast-+ und +Stroharbeiten+ waren lange Zeit durchaus aus der Mode gekommen, sehr mit Unrecht, denn mit beiden Materialien kann man sehr viel anfangen, wenn man Farbensinn, Geschmack und Fingerspitzengefühl hat. In alten Vitrinen sieht man noch hin und wieder mancherlei +bunte Stroharbeiten+, deren Hauptreiz in der guten Form, in der praktischen Verwendbarkeit des Gegenstandes, in der feinen Farbenzusammenstellung liegt. Da gibt es +Fingerhutbehälter+, +Kassetten+, +Federkästen+, kleine +Tablette+, +Dosen+ und andre Kleinigkeiten, die besonders als Reiseandenken sehr geschätzt wurden. Diese nicht sehr umfangreiche Industrie kam in der Biedermeierzeit, die all diesen feinen Heimarbeiten sehr günstig war, besonders hoch, dann verfiel sie und endete in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, schließlich wurde sie ganz vergessen. Es kamen die hübschen Japanwaren auf, die aus denselben Materialien hergestellt waren; ihr sehr geringer Preis sorgte für eine außerordentliche Verbreitung. Wer kennt sie nicht, die +Kästchen+ und +Matten+, die +Untersetzer+ und +Körbchen+ aus dem Osten. In Dorf und Stadt haben die Japanwaren Anklang gefunden. Es ist gar nicht so lange her, daß die deutsche Heimindustrie sich auf ihre alte Überlieferung besann. Wo früher Bast- und Stroharbeiten angefertigt wurden, hat man an die Vergangenheit angeknüpft, und in manchen Gegenden, besonders in Süddeutschland, ist diese Industrie wieder lebendig geworden. Es handelt sich indessen hierbei meistenteils um ein feines Kunstgewerbe; Kunstgewerblerinnen machen die Entwürfe, die von Heimarbeiterinnen ausgeführt werden. Man sieht wieder reizende Gegenstände in Stroh und Bast, +Teller+, +Schalen+, +Körbchen+, +Blumentopfbehälter+, +Untersetzer+, praktische Dinge, die nicht so billig sein können wie die Japanwaren, sondern vielmehr als Einzelstücke eine persönliche Note zeigen und daher ihren Preis halten müssen. [Illustration: Abb. 90. Anfertigen von Schälchen aus Stroh und Bast.] Auf den Messen sah man in letzter Zeit ausgezeichnete +Bast-+ und +Strohgegenstände+ dieser Art, sie bürgern sich wieder im Haushalt ein, sind ein geschätzter Raumschmuck und werden auch als Liebhaberarbeiten gern nachgearbeitet, da die Technik nicht sehr schwierig ist. Wenn die Stücke gut aussehen sollen, müssen sie sehr sorgfältig ausgeführt sein, sonst hat es gar keinen Zweck, damit zu beginnen, es wäre schade um das Material, das in den einschlägigen Geschäften zu beziehen ist. Man versuche, recht buntes Material zu bekommen. Der Bast ist in einzelnen farbigen Strähnen erhältlich, er kommt aus dem Ausland. Wir zeigen auf unsern Bildern (Abb. 90 bis 95) mehrere ganz besonders hübsche Arbeiten in +Stroh+ und +Bast+, die nicht nur gut aussehen, sondern auch unbedingt brauchbar sind. Die +Untersetzer+ (Abb. 92, 93 und 95) können sowohl in der Wohnung als auch im Garten benutzt werden; sie sind als Schutz für die Tische gedacht. Auf lackierten, gestrichenen, furnierten Platten sind die schmiegsamen +Bastuntersetzer+ sehr angebracht, man legt sie unter Schüsseln und Teller mit heißen Speisen; auf dem gedeckten Tisch sehen sie reizend aus, ihre Vielfarbigkeit, ihre zierlichen Formen schmücken die Tafel in einer ganz besonderen Weise. Wenn man sie unter Blumentöpfe legen will, achte man darauf, daß ein wasserdichter Blumenuntersetzer unter den Topf gestellt wird, denn es ist besser, wenn die Bastteller nicht feucht werden. Im allgemeinen ist der Bast echt eingefärbt, aber es lohnt nicht, damit Experimente zu machen, außerdem leiden die Formen durch Nässe. Unter +Vasen+, +Körbe+, +Schalen+ und dergleichen kann man sie unbedenklich legen; sie erweisen sich als sehr praktisch, wenn man bei plötzlichem Besuch nicht den Tisch decken möchte und Erfrischungen auftragen will. Wenn man die Bastgegenstände naturfarben hält, kann man sie, wenn keine Pappe dazu verwendet worden ist, noch vielseitiger benützen, denn dann sind sie „waschecht“, es findet sich stets Gelegenheit im Haushalt dazu. [Illustration: Abb. 91. Bast- und Stroharbeiten; flache Schale. Entwurf und Ausführung: Liselotte Volk.] Sehr brauchbar sind auch die selbst hergestellten +Bastkörbchen+ (Abb. 94), die ohne Henkel als +Schalen+ zu benutzen sind. Für +Näh-+ und +Stopfsachen+ kommen sie in Betracht, wenn man sie in entsprechender Größe anfertigt, sonst eignen sie sich für +Obst+ und +Backwerk+, besonders für den +Frühstückstisch+. Wenn man einen passenden Glasbehälter hineinstellt, kann man die Schalen und Körbchen nicht nur für Obst und Konfekt verwenden, sondern auch für Blumen; man ersieht daraus, wie vielfach die Verwendbarkeit dieser Gegenstände ist. [Illustration: Abb. 92. Schüssel-, Flaschen- und Gläseruntersetzer. Aus den Werkstätten: Trude Study.] Auf unsern Bildern zeigen wir mehrere Beispiele von besonders hübschen, einwandfrei ausgeführten Arbeiten +in diesen Techniken+. Da sind +Untersetzer+ in verschiedenen Größen und Ausführungen, und ein +Körbchen+, das auch als Schale gedacht ist, wenn der Henkel fortbleibt. Als Technik kommt zunächst das +Wickeln+ in Betracht; in dieser Art sind die drei +Teller+ in verschiedenen Größen und das +Körbchen+ ausgeführt. Man wickelt über Papierbindfaden, über Bast oder Stroh. Man legt den Bindfaden zu einer Schlinge und überwickelt zunächst die doppelte Stelle, dann die Rundung und weiterhin das Ende des Fadens mit Achterstich auf der vorhergehenden Runde fest, wie es auf dem Körbchenbild an einigen kleinen Beispielen gezeigt ist. Man kann auch den Bindfaden ein paarmal umwickeln und ihn erst dann auf der letzten Runde festmachen. Die bunte Musterung erzielt man durch Anlegen eines farbigen Bastfadens, der an der Musterstelle an den Anfangsfaden angelegt wird. Soll der Teller hochwandig ausgeführt werden, so zieht man die Schnur aus Bast oder Stroh straff an. Zum Schluß schneidet man die Enden der Bastfäden ab, der Bindfaden wird schräg abgeschnitten, um einen allmählichen Übergang zu erzielen. Eine andre Technik ist die +Bastflechterei+, wir zeigen auf zwei Bildern einige +geflochtene Untersetzer+ (Abb. 92 und 93). die in folgender Weise hergestellt worden sind: Man schneidet einen Stern aus fester Pappe, umwickelt die Zacken strahlenförmig mit Bast, auf der oberen Seite, in der Art, wie wir bei den bekannten Teneriffaspitzen oder Sonnenspitzen sehen. Dann stopft man den ganzen Stern möglichst dicht mit Bast zu. Man kann bunte Kanten einstopfen; der Rand wird mit einem Bastfaden umstochen, die fertige Arbeit feuchtet man leicht an und preßt sie zwischen schweren Büchern, damit die Teller flach aufliegen. [Illustration: Abb. 93. Likörglas- und Flaschenuntersetzer aus Bast. Aus den Werkstätten: Trude Study.] [Illustration: Abb. 94. Henkelkörbchen.] Auf unsern Bildern (Abb. 92 und 93) sehen wir +Bastuntersetzer+, deren Grundmaterial aus mehreren Pappkreisen besteht, die in der Größe voneinander abweichen und mit Bastfäden fest miteinander verbunden sind. Das in der Mitte entstandene Loch ist mit Spinnen aus Bastfäden ausgefüllt. Einige dieser Spinnen sind ganz einfach gehalten, andre sind leicht gehäkelt und zierlich geschlungen, das Mittelloch auf dem einen Teller ist mit Hardangerstichen zugeflochten. Diese Teller sind besonders reizvoll, weil ihre Farben sehr hübsch zusammengestellt sind. Das sechseckige Modell ist in Schwefelgelb gehalten, die sternförmigen Zierstiche sind papierblau, der Stern in der Mitte ist in derselben Farbe gearbeitet. Der Hardanger Teller ist dreifarbig: orangegelb, grasgrün und bronzebraun. Die vier Teller auf dem nächsten Bild (Abb. 93) sind ebenfalls mehrfarbig, der kleine Likörglasuntersetzer ist schwarz mit altrosa Umrandungsstichen und altrosa Stern. Der große Flaschenuntersetzer rechts daneben ist abwechselnd lila und bronze gewickelt, mit lila Stern und Verbindungsstichen. Der unterste Teller ist grün und blau mit grünem Stern und blauem Sternornament auf grünem Grund. Der erste Teller auf dem Bild -- linksstehend -- ist zweifarbig geflochten, die Konturstiche sind in der helleren, der Stern in der dunkleren Farbe gehalten. Will man solch einen Teller verschenken, so ist es empfehlenswert, aus mehreren eine größere oder kleinere Serie herzustellen. Ein Dutzend Likörglasuntersetzer, drei große Flaschenuntersetzer, sechs mittlere Teller in verschiedenen Formen, das würde am besten wirken, besonders wenn alle Arbeiten in verschiedenen Farben gehalten sind. Wer drei Flaschenuntersetzer verschenkt, kann auch die Formen wechseln; für Schüsseluntersetzer wähle man besonders große Formen, hierfür eignen sich auch ovale Muster, die ebenso ausgeführt werden. Will man Gläseruntersetzer anfertigen, so achte man genau auf den inneren Ausschnitt, man nehme ein Bier-, ein Likör-, ein Wasserglas als Muster dafür. Ist das Mittelloch zu klein oder zu groß, so wird das Glas schlecht auf der Spinne stehen; will man das Loch in Hardangertechnik verschließen, so achte man besonders darauf, daß das Muster nicht zu dick wird, für Gläser kommen diese Muster überhaupt nicht in Betracht; Gläser würden umkippen, aber für größere, nicht so leichte Gegenstände jeder Art, Schüsseln, Teller, Blumentöpfe eignen sie sich recht gut. Statt des Spinnetzes kann ein einfacher Stern in den Mittelpunkt hineingearbeitet werden. [Illustration: Abb. 95. Schüsseluntersetzer. Entwurf und Ausführung: Liselotte Volk.] Solch Bastteller kann man jederzeit verwenden, sie eignen sich als Damen- und Herrenspenden bei Gesellschaften und Lotterien, als Geschenke „für die neue Wohnung“, sie passen zu Verlobungs- und Hochzeitsgeschenken, müssen aber in diesem Fall serienweise hergestellt werden, damit sie recht dekorativ wirken. 28. Untersetzer mit gepreßten Blumen Starkfarbige Blumen, die nicht allzu schnell verblassen, eignen sich am besten für die zierlichen Untersetzer, die im Haushalt vielfach praktisch verwendet werden können. Um die Tischplatten zu schützen, benutzt man die niedlichen Glasuntersetzer als Kannenteller und Gläsertellerchen, wenn die Tafel aus Zeitmangel nicht gedeckt werden kann; Vasen, Konfektschalen, Obstschüsseln stellt man darauf. Solch farbiges Kleinkunstgewerbe wirkt sehr ansprechend und gibt geschickten jungen Mädchen immer wieder Gelegenheit, sich auch auf diesem Gebiet nützlich zu machen. In der Biedermeierzeit war das Blumenpressen eine vielfach geübte häusliche Kunst; man findet noch heute in alten Poesie- und „Stammbüchern“ gepreßte Sträußchen und Kränze, die mit viel Liebe und Sorgfalt zusammengestellt und sorgfältig gepreßt und eingeklebt worden sind. In vergilbten Briefen rascheln noch manchmal die einstmals duftenden Zeugen mancher ernsten und heiteren Stunden, und wer sich darauf versteht, wird sich immer wieder wundern, daß die gepreßten zarten Veilchen, die dünnstengligen, feinen Vergißmeinnichtblüten die Jahrzehnte überdauert haben, während von den Menschen, die sie gesammelt und gepreßt haben, kaum eine Erinnerung mehr vorhanden ist. [Illustration: Abb. 96. Untersetzer mit gepreßten Blumen.] Zum Pressen und Aufkleben eignen sich kleine Blüten und Blätter am besten, die schönste, bunteste Betunie, die reizendste Aster, sie kommen dafür nicht in Betracht, während Dotterblumen, Veilchen, Vergißmeinnicht, Leberblümchen und andre Feld- und Wiesenblumen sich recht gut dafür eignen. Man preßt sie zwischen reinem Löschpapier, beschwert die Blätter mit dicken Büchern oder Steinen und achtet darauf, daß die Fläche, auf der die Blüten liegen, gerade ist. Wenn die Blumen trocken sind, beginnt das Ordnen, denn für einen Untersatz genügen nicht ein bis zwei Blümchen, da muß schon ein kleines Füllmuster zusammengestellt werden. [Illustration: Abb. 97. Wandbild mit gepreßten Blumen.] Der Untersetzer (Abb. 96) besteht aus einem kreisrunden oder ovalen Rähmchen, statt des Bildes wird die Fläche mit den getrockneten Blumen eingesetzt. Weiße, gelbe, schwarze Holzrähmchen mit Glas eignen sich am besten für diesen Zweck. Man kann indessen auf diesen fertigen Rahmen verzichten und den Untersetzer selber herstellen, indem man unter das Glas einen starken, entsprechend geschnittenen Pappbogen legt; auf die Pappe spannt man ein passendes Stückchen Seide, einfarbig, in Lila, Grün, Braun oder Papierblau, darauf befestigt man die Blumen; darüber wird die Glasscheibe gelegt, die Papprückwand wird mit sauberem Packpapier beklebt, und zum Schluß umzieht man das Glas mit einer nicht zu breiten Goldborte, so daß ein Rahmen entsteht. Solche Goldborten und Brokatborten werden vielfach in Möbelhandlungen, bei Dekorateuren verwendet, meist als Abschluß von Vorhängen und Decken; die Reste eignen sich für Untersetzer sehr gut. Wenn die Blumen nicht mehr gefallen, trennt man den Rand auf und erneuert den Inhalt. Es gibt eine Sorte farbiger Strohblumen, die für diesen Zweck sehr empfohlen werden können, auch Immortellen sehen sehr hübsch unter Glas aus, sogar der bescheidene Mauerpfeffer kann dafür verwendet werden. Bei einiger Übung kommt man schließlich selber darauf, welche Blüten sich für diesen Zweck am besten eignen, und das Zusammensetzen von Mustern ist so reizvoll und anregend, daß alle, die einmal damit begonnen haben, nach und nach eine besondere Fertigkeit erlangen und selbst die verschiedensten Möglichkeiten ersinnen, um ihre zierlichen Versuche anzubringen. In früheren Jahren war es üblich, den Myrtenkranz der Braut unter Glas zur Erinnerung für Kinder und Kindeskinder aufzuheben. Solch sentimentaler Zimmerschmuck ist unmodern geworden, indessen gibt es einen unauffälligen, geschmackvollen Ersatz dafür, den sich die Freundinnen einer Braut merken sollten. Aus einigen Zweigen vom Myrtenkranz kann man in der beschriebenen Art ein kleines +Wandbild+ (Abb. 97) herstellen, ein Untersetzer würde dafür nicht in Betracht kommen. Wenn die Brautjungfer solche hübsche Überraschung im Heim der jungen Frau anbringt, wird die Freude groß sein; in dieser Weise können mancherlei Erinnerungen an frohe Feste und gemeinsam verlebte Tage festgehalten werden. Die Gold- oder Brokatborte über Glas als Rahmen kann vielfach Verwendung finden; für Liebhaberphotos, Künstlerkarten, kleine Stickereien, Silhouetten, Klebebilder ist diese Art der Umrahmung sehr zu empfehlen. 29. Klapperdeckchen und Tortenpapier in Ausschneidetechnik Statt der üblichen Spitzen- und Stickereiklapperdeckchen wird man bei passender Gelegenheit gern selbstausgeschnittene +Klapper-+ und +Tellerdeckchen+ aus Papier verwenden, besonders, wenn es sich um improvisierte Feste handelt, bei denen es mehr auf die lustige Stimmung als auf die feierliche Aufmachung ankommt. Das wären sommerliche Gartenfeste, kleine Tanzgesellschaften im Freien, Geburtstagsfeiern von jungen Leuten, Geselligkeit im größeren Kreise von guten Bekannten; vor allem müssen in diesem Rahmen die häuslichen Kostüm- und Maskenbälle genannt werden, bei denen die Tafel scherzhaft und möglichst originell gedeckt werden soll. Da die Herstellung der ausgeschnittenen +Klapperdeckchen+ (Abb. 98 und 99) wenig Zeit und Kosten in Anspruch nimmt, eignen sie sich für diese Zwecke sehr gut, sie bringen eine persönliche Note in die Tischdekoration und können in mancherlei Abarten ausgeführt werden. [Illustration: Abb. 98. Klapperdeckchen in Ausschneidetechnik.] Man faltet das in der gewünschten Größe quadratisch zugeschnittene Papier -- Butterbrotpapier ist dafür sehr brauchbar, auch Pergament- und Kaffeefiltrierpapiere kommen in Betracht -- in entsprechender Weise dreimal in der Diagonale und schneidet dann mit einer scharfen Schere die beliebigen Muster: Dreiecke, Kreise, Streifen und so weiter hinein. Beim Auseinanderfalten ist das ganze Papier symmetrisch mit Mustern bedeckt. Will man nur den Rand verzieren, dann darf man nur den Rand des zusammengefalteten Papiers ausschneiden. Man kann auch mit dem Zirkel Muster aufzeichnen und danach die Formen schneiden. Nach Belieben wird man die ausgeschnittenen Muster farbig unterlegen; man klebt gelbes, orangefarbenes, grünes oder tütenblaues Glanzpapier dahinter; wo es angebracht ist, kann man die +Klapperdeckchen+ auch aus farbigem Glanzpapier herstellen. Das gilt für lustige Gesellschaften, wenn die gesamte Tischdekoration auf Farbe eingestellt ist, wenn unter anderem Papierketten, Konfetti und Lampions dabei eine Rolle spielen. [Illustration: Abb. 99. Klapperdeckchen.] In derselben Weise wird man selber +Tortenpapier+ herstellen; gekaufte gute Tortenpapiere sind nicht billig, und zum selbstgebackenen Kuchen paßt eine selbsthergestellte Unterlage recht gut. Sie eignet sich für Obst und Konfekt, auch für selbstgebackenes Marzipan; es sieht sehr hübsch aus, wenn ein Körbchen, eine Platte in dieser anspruchslosen Weise verziert ist. Für solches +Tortenpapier+ eignet sich dünnes, weißes Zeichen- oder auch Pergamentpapier am besten, wenn es nicht vorrätig ist, genügt schließlich Butterbrotpapier. Mit Hilfe solcher mehr oder weniger einfachen Ausschnittmuster kann man sich sehr praktische +Untersetzer+ herstellen. Man klebt die ausgeschnittenen Papiere auf Pappe, legt eine passend zugeschnittene Glasscheibe darauf und rahmt den Untersetzer, der beliebig rund oder eckig gehalten werden kann, mit Kaliko ein. Beim Photographen bekommt man ausgesonderte Glasplatten, sie eignen sich sehr gut dafür. Sehr hübsch sehen sechs- und achteckige Untersetzer aus, in jeder Glaserei wird diese Form beliebig zugeschnitten. Die Wirkung ist am besten, wenn runde Ausschnittflächen eckig und eckige Muster rund eingerahmt werden. In der Ausschnitt-Technik stellt man auch hübsche +Schrankpapiere+ her. Wenn sie recht sorgfältig ausgeführt werden, dürften sie bestimmt viel origineller und geschmackvoller als die üblichen gekauften „Papierspitzen“ wirken; man verwendet sie am liebsten für Schränke im Kinderzimmer und in der Küche. 30. Perlarbeiten Die +Perlarbeit+ wurde erst kürzlich wieder aufgenommen. In früheren Jahren ist das glitzernde, blitzend bunte Material nur als Kinderspielzeug gewertet worden. Damit soll indessen nicht gesagt werden, daß unsere Zeit die Perle entdeckt hat, im Gegenteil, vor hundert Jahren machten die Frauen so reizende +Perlarbeiten+, daß wir Modernen diese Art nie erreichen werden, schon darum nicht, weil man im Jahrhundert des Autos, des Luftschiffes, im Zeichen der Eile und der damit verbundenen Rekorde gar nicht die Ruhe hat, solche zeitraubende Augenpulver zu fabrizieren. Auch in die kleinsten Dörfer kommt die moderne Technik und nimmt den stillen Menschen die Gemächlichkeit, die unbedingt erforderlich ist, wenn man langwierige, kniffliche Arbeiten ausführen will. Diese Ruhe hatte man vor hundert Jahren, und darum sehen wir in alten Vitrinen noch heute wunderfeine +Perlarbeiten+, die unter einigermaßen ungünstigen Beleuchtungsverhältnissen entstanden sind. Wer von euch hat nicht schon einmal Urgroßmutters +Klingelzug+ bewundert, der im Glasschrank neben Urgroßvaters +Perlenbörse+ zur Erinnerung aufbewahrt ist. Da sind +Schreibmappen+ und feine +Geldtäschchen+, +Brotkörbchen+ mit perlgesticktem Boden, +Nähtischeinlagen+, auf denen Schäferinnen mit Schafen und Hunden aus ganz kleinen, bunten Perlen spazieren gehen. +Lichtmanschetten+, die das Tropfen der Kerzen auf den Fußboden und auf den Tisch verhindern sollten, arbeitete man aus großen, langen, goldenen und silbernen Perlen; +Tabletteinlagen+ aus winzigen, farbigen Glasperlen waren keine Seltenheit, selbst +Huthalter+ und +Handtuchständer+ wurden mit Perlen gestickt, meist in Verbindung von Gobelinstickerei, schwimmende Schwäne, in einem Kranz von Efeu- und Weinblättern und vollen Trauben -- aber das war schon in der Verfallzeit, in den siebziger Jahren. Vor hundert Jahren arbeitete man viel geschmackvoller; reizende +Bilder+ wurden aus Perlen hergestellt, kleine, feine Landschaften und Stilleben, die häufig mit bunten Papieren in Klebetechnik gerahmt wurden. Die großen +Reisetaschen+ mit der Inschrift „Bon voyage“, denen wir in den alten Lustspielen begegnen, wurden vielfach mit Perlen bestickt, man bestickte unter anderem +Kassetten+ und +Zeitungshalter+, +Sofakissen+, +Fußbänke+, +Nähkissen+, +Brieftaschen+, +Serviettenringe+ und +Taschentuchbehälter+ mit Perlen; natürlich wurde die +Perlarbeit+ in ihren verschiedenen Techniken auch für die Mode -- besonders die Damenmode -- herangezogen. Noch heute bewundern wir die feine Arbeit, Blumen und Früchte, Stilleben, Landschaften, Hunde und Katzen, Vögel und Lämmchen, Liebespaare, Amoretten und sentimentale Ornamentik, zum Beispiel rankenumsponnene Säulen, Köcher und Pfeile mit Herzen auf den alten +Pompadours+ und +Ridiküls+, die von unseren Urgroßmüttern sehr gern getragen wurden. Gleichzeitig waren auch +Perlarmbänder+ modern, breite oder schmale, meist schwarze Samtbänder, die mit Silberperlen benäht wurden; auch +Hut-+ und +Halsbänder+ in dieser Art kamen auf und waren -- den überlieferten Bildern nach zu schließen -- außerordentlich kleidsam. Später wurde diese Mode sehr vergröbert, aus den zierlichen „Amibändchen“ wurden geschmacklose, perlenstrotzende Samt- und Seidenbänder, die mit schlechten Mustern „geschmückt“ waren. Schließlich, als mit dieser Mode wirklich kein Staat mehr zu machen war, geriet sie -- mit Recht -- in Vergessenheit, und ebenso wie diesem Modebeiwerk erging es den anderen Perlarbeiten, die ebenfalls sehr zurückgegangen waren. -- Sie hatten das Schicksal aller Modesachen: solange sie in der Minderheit auftreten, teuer und gut ausgeführt sind, gefallen sie sehr; dann dringen sie in die breite Masse, indem sie billiger hergestellt und demnach zur Imitation werden, und diese Wandlung führt zu ihrem mehr oder weniger schnellen Ende. [Illustration: Abb. 100. Muster für Perlarbeiten.] [Illustration: Abb. 101. Zwei Serviettenringe aus farbigen Holzperlen.] Wenn die +Perlarbeiten+ in den letzten Jahren wieder aufgekommen sind, so bedeutet dies durchaus nicht, daß die alten Muster und Techniken wieder hervorgeholt wurden; man knüpfte zwar an die erprobte Tradition an, ging und geht heute indessen sichtlich andere Wege. Handgestrickte und handgehäkelte +Perlbeutel+ für Theater und Besuchszwecke werden zwar wieder gearbeitet, bewegen sich aber, wenn sie geschmackvoll und vornehm sind, in so hohen Preislagen, daß sie nicht einmal für die gute bürgerliche Gesellschaft in Betracht kommen, die Herstellung ist zu teuer. Als Handarbeit -- wie irgend eine andere -- kommen sie auch nicht in Frage, weil die Technik zu anstrengend und zu zeitraubend für heutige Verhältnisse ist. Nur wenn die Perlen sehr klein sind, und das Muster ganz besonders fein ist, sieht solch Beutel gut aus, und wer hat schließlich ein Interesse daran, solch mühseliges Stück zu arbeiten, umso weniger, als das Material sehr kostspielig ist, wenn andere Techniken zeitgemäßer, angenehmer und billiger sind. Man braucht heutzutage auch keine +Klingelzüge+ mit und ohne Perlen mehr, die +Brot-+ und +Kuchenkörbchen+ mit Perlenboden empfinden wir Modernen als unhygienisch, +Taschenbücher+ und +Schreibmappen+, +Brieftaschen+ und Geldbeutel können unserer Auffassung nach gar nicht fest und handlich genug sein. Perlenverzierungen bedeuten Rücksicht nehmen, Zeit verlieren; da muß man andere Gegenstände wählen, um die Perlen anzubringen. Für die +Halsbänder+ hat die Mode einen guten Ersatz gefunden, die langen farbigen +Perlketten+, die so hübsch schlank machen, und die zu den einfachen Kleidern sehr gut passen. Man hat auch +Holzperlketten+ in den Handel gebracht, aber sie sind lange nicht so reizvoll wie die Ketten aus bunten Glasperlen, die es mit Korallen- und Bernsteinketten aufnehmen können. Wer geschickt ist und Farbensinn besitzt, kann solch feine +Perlenketten+ selber ohne viel Mühe und Kosten auffädeln, wir bringen auf unseren Bildern entsprechende Muster, die leicht nachzuarbeiten sind. Wir zeigen auf unseren Bildern (Abb. 100 bis 105) zunächst einige handgezeichnete Proben für die verschiedenen Arten, große und kleine Perlen aufzufädeln. Auf dem ersten Muster, das sich sowohl für +Hutbänder+ als auch für +Gürtel+ eignet, zieht man zwei längliche und eine runde Perle in der Länge des zu arbeitenden Gegenstandes auf, fädelt wieder zurück, nimmt nun zwei längliche Perlen auf und sticht durch die runde, schon aufgezogene Perle zurück. Statt der zwei langen Perlen kann man auch vier runde Perlen in abstechender Farbe nehmen (siehe Abb. 100 b). Dieses Muster eignet sich für farbige +Glas-+ und +Holzperlen+, man verwendet es nicht nur für +Gürtel+ und +Hutbänder+ usw., sondern auch zum Schmuck von +Lampenschirmen+, +Näh-+ und +Papierkörben+, man kann daraus +Serviettenringe+ und ähnliche Perlarbeiten herstellen. Handelt es sich um Modesachen, so beachte man die Farbenzusammenstellung; allzu grelle Farben kommen dafür überhaupt nicht in Frage. Für Wandervogelkleider sind solche Ketten ein sehr hübscher Schmuck, für die Stadtkleidung werden Holzperlenketten weniger getragen. Die beschriebene Technik kommt aber auch für Glas- und Bernsteinperlen in Betracht; schließlich gibt es nicht nur die kleinen runden, bunten +Glasperlen+, für die Modeindustrie hat man +große+ und +kleine+, +längliche+, +runde+, +eckige+, +einfarbige+ und +bemalte+ oder +irisierende Perlen+ in den Handel gebracht. All diese Perlen lassen sich für +Ketten+ und +Gürtel+ und für kettenartige Verzierungen in der Art verwerten, wie wir sie auf unseren fünf Zeichnungen so anschaulich zeigen, daß eine allzulange Erklärung sich erübrigt, denn die Technik ist immer dieselbe, es wechseln nur Formen und Farben, und schließlich ergeben sich bei einiger Übung und Geschicklichkeit vielerlei Möglichkeiten. [Illustration: Abb. 102. Perlenhutband.] Die Herstellung der +Serviettenringe+ (Abb. 101) geschieht in folgender Weise: 1. Zwei runde, eine lange, eine runde Holzperle werden aufgereiht, dann fährt man mit der Nadel wieder durch die beiden zuerst aufgezogenen runden Perlen zurück, reiht weitere drei runde Perlen auf, sticht durch die lange Perle zurück, fährt durch die obere der drei runden Perlen und beginnt wieder von vorn, bis der Serviettenring die richtige Größe hat. 2. Man reiht eine lange, drei runde Perlen auf, sticht wieder durch die lange Perle, reiht drei runde Perlen auf, sticht wieder durch die lange Perle, reiht wieder eine runde Perle auf und so weiter (Abb. 100 ~d~). Man kann statt der langen Perle auch eine runde Perle in abstechender Farbe nehmen und die einzelne, zuletzt aufgezogene, runde Perle fortlassen (Abb. 100 ~e~). Eine einfarbige lila +Kette+, die auch als +Hutgarnitur+ gedacht ist, bringen wir auf unserer Abb. 102, um einen fertigen Gegenstand dieser Art vorzuführen; man ersieht daraus, daß die Technik sehr einfach ist. In derselben Art sind die +Serviettenringe+ aus Holzperlen ausgeführt (Abb. 101); auf der Abbildung sehen wir ein Modell als Einzelaufnahme und daneben ein anderes Modell „im Betrieb“. Es liegt wie ein Armband um die Serviette; beide Muster sind voneinander verschieden und können auch als +Kinderarmbänder+ verwendet werden; hier sind Holzperlen sehr angebracht, wenn man keine schwarzen Holzperlen verwendet, die immer sehr stark an Trauerschmuck erinnern. [Illustration: Abb. 103. Farbige Schmuckketten von Liselotte Volk.] [Illustration: Abb. 104. Farbige Ketten aus Glasperlen. Entwurf und Ausführung: Liselotte Volk.] Auf dem dritten Bilde (Abb. 103) sehen wir eine geschmackvolle, etwas komplizierte +Kette+ aus bunten Glasperlen und eine einfache +Kette+ aus farbigen Holz- oder Glasperlen. Die erste +Kette+ besteht aus einfarbigen kleinen Glasperlen, die auf eine lange Schnur aufgereiht sind; sie ist leicht verschlungen und hat als Abschluß größere bemalte venezianische Perlen; aus der größten Abschlußperle hängt eine volle, lange +Troddel+ herab, die aus denselben Perlen besteht, die für die verschlungene +Kette+ verwendet worden ist. Die Abbildung ist so deutlich, daß jede weitere Beschreibung überflüssig ist. Nur über die Farbe der Kette soll gesprochen werden. Ein tiefes Porzellanblau, nicht etwa Marineblau, ist immer kleidsam, Hellblau wäre sehr geschmacklos, dagegen ist Pfauenblau, Violett, Gelb, besonders Dunkelgelb sehr originell, und Grün, ganz gleich ob Türkisgrün oder Giftgrün, Blattgrün oder Jadegrün, wird immer hübsch und vornehm wirken. Lapislazuli ist sehr begehrt, das ist ein weiches, warmes Blau, ebenso Bronzebraun hell. Nur keine Gold- oder Silberperlen! Das würde nach Zirkus aussehen. Zwischen die großen venezianischen Perlen können ein paar kleine, runde Perlen gesetzt werden, wie wir es auf der Photographie sehen. Wenn die +Kette+ blau ist, wählt man für die runden Perlen Grün oder Bronzebraun, ist sie grün, so wäre Blau oder Weiß angebracht, ist sie gelb oder bronzebraun, so wähle man Grün oder Schwarz. Die venezianischen Perlen sind buntfarbig, irisierend, man kann ebensogut längliche wie kugelige oder auch eckige, große Abschlußperlen verwenden, dunkle wirken feiner als helle, große Perlen. Die daneben abgebildete +Kette+ soll eine Anregung geben, wie man Perlen richtig aufzieht. Man sieht hier Perlen in verschiedenen Größen, Formen und Farben. Die drei größten Perlen werden als Mittelstück verwendet, von kleineren, länglichen Perlen unterbrochen, dann folgt je eine ganz kleine, runde Perle. Und nun wird genau abgezählt, daß die Perlen bis zum Schluß in richtiger Reihenfolge nebeneinander stehen, sonst sieht die ganze +Kette+ nach nichts aus und hängt immer schief. Den Abschluß bilden die kleinsten Perlen, die der Farbe nach richtig abgestimmt werden müssen. Solche +Kette+ kann man sowohl aus Holz-, als auch aus Glasperlen herstellen, es gibt sehr schöne böhmische Glasperlen in feinen Farben, Grün, Bernsteingelb, Granatrot, meist durchsichtig, aber auch perlmutterartig. Besonders für Kostümfeste eignen sich solche +Ketten+ sehr gut. Wer Zeit und Geschmack hat, kann seine +Kette+ selber aufziehen und wird viel Geld sparen, denn die fertigen, sogenannten böhmischen +Bauernketten+ sind ziemlich teuer. Sie eignen sich auch als Schmuck für Wandervogelkleider, denn zum Wandern wird man am besten nur Schmucksachen tragen, die nicht kostspielig sind und keine wertvollen Erinnerungsstücke darstellen. In der Art, wie die +einfache Kette+ auf dem Bilde dargestellt ist, kann man auch Bernstein-, Korallen- und Perlmutterketten aufziehen. Es gibt dafür in den einschlägigen Geschäften gewachste und gedrahtete Aufziehschnur in Weiß, Gelb und Rot, sowohl für Korallen, Granaten, als auch für Bernstein und Perlmutter geeignet. Blaue und grüne Perlen zieht man am besten auf weiße Schnur; an den käuflichen Fäden, die meterweise aufgewickelt sind, ist ein Draht zum Aufreihen angebracht, andernfalls muß man eine +Aufziehnadel+ verwenden. Es ist immer notwendig, gute, feste Schnur zu verarbeiten; eine +Kette+ wird beim Tragen mehr strapaziert, als man annehmen sollte; wenn sie reißt, ist es fast niemals möglich, alle Perlen zu retten. Das nächste Bild (Abb. 104) veranschaulicht uns drei hübsche +Ketten+ aus farbigen Glasperlen, die sowohl für Erwachsene als auch für Backfische und Kinder gedacht sind. Die erste +Kette+ besteht aus weißen, undurchsichtigen Glasperlen; es werden je siebzehn dieser Perlen aufgezogen, dann folgen je drei größere, runde, grüne Glasperlen, und nun folgt ein Muster aus denselben Perlen, je zwei davon, in der Mitte eine große, längliche, dunkelblaue Perle. Diese Farbenzusammenstellung wirkt immer jugendlich und kleidsam. Die zweite +Kette+ ist sehr ähnlich; der Unterschied besteht darin, daß die weißen Perlen auf einer dreifachen Schnur stehen und diese drei Ketten zusammengedreht sind. Auch die dritte +Kette+ ist nach diesem Rezept angefertigt, nur ist die Anordnung der verschiedenen Perlen in verschiedenen Größen ein wenig anders. Man ersieht dies aus dem Bilde sehr deutlich; was die Farben anbelangt, so sind dafür die zuerst angegebenen Töne, Lapislazuli, Türkis, Porzellanblau, Grün in den verschiedenen Schattierungen, Bronze, Gelb, auch Altgold sehr zu empfehlen, vielleicht wird ein helles Rot ebenfalls gern gewählt werden, doch sind andere Farben praktischer, weil man sich Rot sehr leicht über sieht, außerdem ist es sehr auffallend und kann nicht zu jedem Kleid, zu jeder Bluse getragen werden. [Illustration: Abb. 105. Probe zu Perlarbeiten.] Auf dem letzten Bild (Abb. 105) sehen wir +Proben+ zu +Perlarbeiten+, sowohl für +Ketten+ als auch für +Armbänder+ und anderen Schmuck. Man hat in den letzten Jahren verschiedene +Untersetzer+ aus Perlen eingeführt, die sich auf der gedeckten Tafel sehr bewähren; man verwendet sie zum Abstellen heißer Schüsseln und benutzt sie auch gern zum Schutz der Tischplatte, damit Vasen und Blumentöpfe, Teller und so weiter nicht die Politur verderben. Für solche Zwecke eignet sich der +Stern+ in zwei Farben sehr gut; man kann ihn aus Glasoder Holzperlen ausführen und auch verschieden geformte Perlen dazu verwerten. Die beiden anderen Muster zeigen eine praktische Art, mehrfarbige Glas- oder Holzperlen aufzureihen; das erste Muster kann ebenfalls als +Untersetzer+ verwendet werden, wenn man größere Glas- oder Holzperlen dafür benutzt. Je mehr wir uns mit dieser Technik beschäftigen, desto mehr Muster fallen uns ein. Eigentlich kommt es doch nur darauf an, verschiedenfarbige Perlen in verschiedenen Größen geschickt miteinander zu verbinden; es wäre indessen geschmacklos, Holz- und Glasperlen gemeinsam zu verwenden. IV. Kapitel Laubsägearbeiten 31. Puppenstube Gut eingerichtete +Puppenstuben+ sind teuer und meist nach einem bestimmten Geschmack hergestellt. Wer etwas Besonderes haben möchte, muß sich selber an die Arbeit machen, sie ist unterhaltend und lohnend; sie macht den Schaffenden eine doppelte Freude, denn einmal ist es doch sehr reizvoll, einen Gegenstand von Anfang bis zu Ende selber zu arbeiten, und außerdem wird das Vergnügen der kleinen Wohnungsbesitzer umso größer sein, je persönlicher die +Puppenstube+ wirkt, je mehr ihre eigenen Wünsche berücksichtigt werden, und dies läßt sich schließlich nur dann erreichen, wenn man die Arbeit selber ausführt. Die +Puppenstube+ ist nicht nur irgend ein Spielzeug, sie ist viel mehr. Die kleinen Mädchen lieben ihre Puppenstube so sehr, weil sie hier ihre eigenen Interessen vertreten können; nach ihrem Willen können sie die Möbel umstellen, „umziehen“, wann es ihnen notwendig erscheint; sie können ungestört ein „großes Aufräumen“ vornehmen und all das ausführen, was sie bei den Großen sehen. Beim Spiel mit der Puppenstube lassen sich frühzeitig die hauswirtschaftlichen Begabungen der Kleinen feststellen, und manche Eigenschaft, wie Ordnungsliebe, Sauberkeit, praktischer Sinn, wird beim Spiel mit der Puppenstube gestärkt, durch Lob oder Tadel anerzogen. Darum wird die ältere Schwester, die junge Verwandte oder Freundin sich gewiß gern ans Werk machen, wenn es gilt, solch eine Puppenwohnung herzustellen. Es gibt häufig genug Gelegenheit dazu. Junge Mädchen, die ihre Ferien bei Freunden oder Verwandten angenehm verlebt haben, wollen sich erkenntlich zeigen. Es sind Kinder, kleine Mädchen im Hause; was gibt es da Hübscheres als eine selbst hergestellte Puppenwohnung als Danksagung. Keine gehäkelte Decke, kein gesticktes Kissen wird so viel Freude bei den Gastgebern hervorrufen, denn Handarbeiten können schließlich auch andre schenken. Eine gut eingerichtete, selbst hergestellte Puppenstube aber ist etwas ganz Besonderes, das kann nicht jeder. Als Grundmaterial dient eine feste +Kiste+, deren Vorderwand losgelöst wird. In eine Wand sägt man Fenster, am besten in die breiteste Wand, eins oder zwei, je nach Belieben. Nun gilt es, die Zimmerwände zu tapezieren oder anzustreichen. Als Tapete kann man kleinmusterige +Tapetenreste+ verwenden, die mit Kleister befestigt werden; auch +Vorsatzpapiere+ kann man dazu verwerten. Wer gute +Holzbeize+ besitzt, beize die drei Wände in Hell- oder Dunkelbraun, in Dunkelgrün oder Dunkelblau. Auch +Ölfarbe+ eignet sich zum Wandanstrich. Man macht sich eine hübsche Farbe zurecht, Ockergelb, Bronze, pompejanisch Rot, Briefkastenblau, Tütenblau oder Türkis. Dann streicht man mit einer dieser Farben die Wände und läßt sie einige Tage ruhig trocknen. Sehr gut ist die Wirkung, wenn man am oberen Rande der Wände eine zweite hellere Farbe aufstreicht und beide Töne mit einem schmalen Streifen verbindet. Am besten sehen folgende Farbenzusammenstellungen aus: Oben Hellcreme, unten Blaugrün oder pompejanisch Rot mit sepiabraunem Streifen, oder: oben Türkis, unten Pfauenblau mit schwarzem Streifen, oder oben Weiß, unten Kobalt- oder Briefkastenblau mit grasgrünem Streifen, oder oben Weiß, unten Ockergelb mit pompejanischrotem Streifen. Der Streifen wird auch um die Fenster gelegt, damit sie mehr betont werden. Wir raten, den Fußboden der Puppenstube, nachdem die Wände gestrichen oder tapeziert sind, oder auch vorher, zu streichen. Am besten eignet sich hell- oder dunkelbraune Ölfarbe dazu, auch dunkelgraue Töne dürften Anklang finden. Die Möbel stellt man mit der Laubsäge her, die Holzstärke beträgt am besten 5 Millimeter. In eine praktisch eingerichtete Puppenstube, wie sie z. B. in unserer Abb. 106 zu sehen ist, gehören folgende Möbel: ein +Bett+, ein +Schrank+, ein +Waschtisch+, ein paar +Stühle+, eine +Eckbank+ statt des Sofas, dessen Herstellung zu schwierig sein dürfte -- eine Bank erfüllt, mit Kissen belegt, denselben Zweck --, ein +Wandbrett+, ein +Tisch+, ein oder zwei +Sessel+ -- je nach Größe der Puppenstube -- ein +Nachttisch+, eine +Fußbank+. Die Größenverhältnisse sind in folgender Weise festgelegt: [Illustration: Abb. 106. Selbstgearbeitete Puppenstube. Entwurf und Ausführung: Irmgard Volk.] +Bett+: Kopf- und Fußwand 9 mal 11 Zentimeter Höhe. Daraus werden die Füße, 2 Zentimeter hoch, gleich mit ausgesägt. Der Boden des Bettes beträgt 17 mal 8 Zentimeter, die Seitenwände sind 17 mal 2 Zentimeter groß. Der +Schrank+ (Abb. 107) hat eine Rückwand von 10 mal 16 Zentimeter, die Seitenwände sind 5 mal 16 Zentimeter groß, der Boden beträgt 11 mal 5½ Zentimeter, der Schrankaufsatz 6 mal 11 Zentimeter, die Tür 11 mal 16 Zentimeter. Der +Waschtisch+ hat eine Platte von 10 mal 7 Zentimeter, die Seitenwände betragen je 6 mal 8 Zentimeter, die Rückwand ist 8 mal 8 Zentimeter groß, das innere Brett 5½ mal 8 Zentimeter. Der +Nachttisch+ hat eine Platte von 5 mal 5 Zentimeter, zwei Seitenwände zu je 3 mal 8 Zentimeter, eine Rückwand von 4 mal 8 Zentimeter, ein inneres Brett 3 mal 3 Zentimeter. Der +Sessel+ hat eine Rückwand von 6 mal 12 Zentimeter, zwei Seitenwände zu 6 mal 8 Zentimeter, einen Sitz 5½ mal 6 Zentimeter, die Höhe der ausgesägten Stuhlbeine beträgt 3½ Zentimeter. Der +Stuhl+ hat eine Rückwand 5 mal 11 Zentimeter, einen Sitz 5 mal 5 Zentimeter, die Beine werden in 1 Zentimeter Stärke und 4 Zentimeter Höhe aus der Rückwand und aus dem Vorderbrett ausgesägt. Die Vorderbeine sind 5 mal 5 Zentimeter, die Seitenteile 1½ mal 4½ Zentimeter. Die +Fußbank+ ist 18 mal 18 Zentimeter groß, die Mittelbeine werden über Eck 6 mal 5 Zentimeter angenagelt, die andern Beine sind 4½ mal 5 Zentimeter groß. Der Durchmesser des Holzes beträgt 5½ Zentimeter. Zeichnung zur Fußbank. [Illustration] Das +Wandbrett+ hat ein Brett 3 mal 15 Zentimeter, Stütze: 4 mal 3½ Zentimeter. Der +Tisch+ hat eine runde Tischplatte von 12 Zentimeter Durchmesser, der Fuß besteht aus einer entsprechend großen Garnrolle. Die +Möbel+ werden mit Messingnägeln zusammengenagelt, man achte darauf, daß die Nägel runde Köpfe haben. [Illustration: Abb. 107. Puppenschrank, Innenansicht.] Die fertigen Stücke wird man am besten mit +Holzbeize+ färben. Am feinsten wirkt Eiche, Palisander, hell- oder dunkelbraun, die Ränder streicht man mit schwarzer Ölfarbe an. Die Beize wird mehrmals aufgetragen, nachdem der erste Anstrich eingezogen ist; der Anstrich darf nicht streifig wirken. Erst wenn die Beize völlig eingezogen ist und bestimmt nicht nochmals aufgetragen zu werden braucht, werden die Streifen mit Ölfarbe gestrichen. Der Ölanstrich muß einige Tage auftrocknen. Wir zeigen auf unserer Abb. 106 die vollständig eingerichtete +Puppenstube+ und bringen den +Schrank+ in einer Einzelansicht (Abb. 107), weil er aus technischen Gründen bei der Aufnahme aus der Puppenstube entfernt werden mußte. In dieser hübschen Originalpuppenstube steht der Schrank an Stelle des Waschtisches, und der Waschtisch an Stelle des Sessels, der neben dem Tisch stehen müßte. Der Schrank hätte die Aussicht verdeckt, man kann ihn beliebig in der Puppenstube aufstellen. Auf unserm Bilde sieht man das große +Einzelfenster+. Man kann eine vom Glaser entsprechend groß geschnittene Glasscheibe mit Glaserkitt vorkleben, man kann auch, wenn die Puppenstube sehr groß ist, zwei Fenster anbringen. Aus buntem +Waschstoff+, am besten +Druckstoff+, +Kretonne+ -- ein Restchen genügt -- wird der gekrauste kurze +Vorhang+ hergestellt, und an kleinen +Ringen+ über eine +Stange+ gezogen. Wer Lust hat, kann aus +Gardinenstoff+, aus +Tüll+ oder +Schleierstoff+ Gardinen nähen, das ist Geschmacksache; geraffte Gardinen, Vorhänge, mehr oder weniger lang, passen ebenfalls in dies Zimmer. Der +Teppich+ unter dem Tisch ist handgestickt. Er zeigt ein geometrisches Muster, über Kanevas in Kreuzstich gearbeitet, mit einer schwarzen Schnur am Rande abgepaßt. Wer Zeit sparen will, verwendet am besten ein Stückchen +Möbelstoff+ als Teppich, auch handgewebte streifige oder gekästelte, kleinmusterige Stoffe passen dafür. Wie man +Betten+ herstellt, weiß jedes größere Mädchen; statt der Federn verwendet man Kissenfüllung, die in den einschlägigen Geschäften erhältlich ist, am besten eignen sich +Pflanzendaunen+ dafür. Man näht rote oder blaue +Inletts+ und weiße +Bezüge+ und +Bettlaken+; je ähnlicher sie den „richtigen“ Betten der Großen sind, desto mehr Anklang werden sie finden. Auf den +Waschtisch+ stellt man ein Puppenwaschservice, vielleicht treibt man für den Nachttisch einen +Leuchter+ auf. Es gibt in Spielwarenhandlungen kleine +Schalen+, die, auf den Tisch gestellt, den Raum sehr hübsch beleben, dort findet man auch +Kännchen+ für das Wandbrett. Zum Schmuck der Wände stellt man +Bilder+ her, indem man passende Bildchen auf Pappe klebt, mit Kaliko rahmt und an schwarzen Schnüren oder Perlgarn aufhängt. Über dem Waschtisch hängt ein +Spiegel+, es ist ein Taschenspiegelchen, das für diesen Zweck sehr geeignet ist. Man kann indessen selber solch Wandspiegel aus einem Spiegelrest herstellen; der Glaser schneidet die Form, dann rahmt man den Spiegel mit Kaliko, wie die Bilder, ein. Was wir auf unsern Abbildungen zeigen und hier beschreiben, sind Möbel, die sich durch einfache Linien und praktische Formen auszeichnen. Da sind keine gedrehten Füße, keine überflüssigen Schnörkel, jedes Stück ist auf Brauchbarkeit eingestellt und im besten Sinne „modern“. Solche Puppenmöbel kann man kaum kaufen; was man im Laden erhält, ist mehr oder weniger teure Dutzendware, was wir als Muster geben, ist vorbildliche Handarbeit. Der geöffnete +Schrank+ zeigt die kleinen Messingscharniere, an denen die Tür befestigt ist, wir sehen das +Brett+ für die Hüte, sehr praktisch ausgedacht; ein Draht ist in die Wände gezogen als Stange für die Kleider; so sehen die Kleinen es bei den Erwachsenen, so wünschen sie es sich für ihre Puppenkinder. Auf der Eckbank liegt ein +Kissen+ mit einem farbigen Stoffrestchen bezogen; wer Zeit und Lust hat, kann mehrere solcher Kissen anfertigen und auf die Bank legen. Die fertigen Möbel werden am besten gewachst, um die Haltbarkeit der Beize zu erhöhen und sie vor Unsauberkeit zu schützen. Es wird sich nicht vermeiden lassen, daß sie sehr häufig und nicht immer mit tadellos sauberen Händen angefaßt werden, es werden wohl auch fremde Kinder, kleine Gäste damit spielen, wenn auch die jungen Besitzer solcher Puppenstube selber ihr Spielzeug in acht nehmen werden. Als besondere +Handwerksregel+ wollen wir noch betonen, daß man für die Möbel +Pappel-+, +Birnen-+, +Linden-+ oder +Ahornholz+ verwenden soll, es ist weich und fest und läßt sich mit der Laubsäge gut behandeln. Die Maserung des Holzes soll stets in der Längsrichtung liegen, das Sägeblatt soll beim Sägen straff eingespannt werden. Man achte stets darauf, daß die Zacken nach unten zeigen. Die fertig ausgesägten Stücke werden sauber ausgefeilt, man reibt sie zum Schluß mit Sandpapier nach, um alle Rauheiten zu ebnen. Je glatter die Flächen, desto handlicher und ansehnlicher die Arbeit. Da alle Möbelstücke aus festem Holz gut gearbeitet sind, kann man wirklich nach Belieben damit spielen ohne befürchten zu müssen, daß sie nach längerem Gebrauch „aus dem Leim gehen“. Das können sie nicht, denn sie sind genagelt und nicht geleimt und, wenn es darauf ankommt, schon einen Puff vertragen. Sie werden auch nicht so leicht unsauber, denn die gewachsten Flächen wirken immer sauber. Indessen besteht wenig Gefahr für diese reizende Puppenstube und ihre hübschen Möbel, denn die Kinder, die solch gute Sachen zum Spiel erhalten, werden aus eigenem Antrieb darauf bedacht sein, sie nicht unnötig zu strapazieren, und wahrscheinlich sehr stolz auf ihre eigenartige Puppenstube sein. 32. Fensterbild +Fensterbilder+ sind sehr beliebt, indessen sollen sie unbedingt geschmackvoll wirken, sonst ist es besser, auf diesen lustigen Zimmerschmuck zu verzichten. In früheren Jahren gab es bunte Fensterbilder, die alte Kirchen- und Palastfenster vortäuschen sollten; sie stellten rührselige Szenen dar, zum Beispiel den Abschied aus dem „Trompeter von Säckingen“ oder „Gretchen am Spinnrad“, es war eine -- trostlose Geschmacklosigkeit, aber damals schwärmte man für solchen Raumschmuck. Er gehörte zu den gekreuzten Lanzen +neben+ dem Sofa, rechts und links, er paßte zu den unförmigen Pokalen auf dem Paneelbrett +über+ dem Sofa, zu dem türmchenbekrönten Büfett und zu den troddelgeschmückten Plüschvorhängen. Heute ist die Mode ruhiger, sachlicher, man verzichtet auf ritterburgartige Schränke im Zimmer und sucht möglichst viel Licht und Luft hineinzulassen. Darum wird man recht sparsam mit den Fensterbildern umgehen und sie in der Art herstellen, daß sie den Raum nicht verdunkeln. Wir zeigen auf unsrer Abb. 108 ein Silhouettenbild, das für diese Zwecke gedacht ist, und geben es anbei als Beispiel; geschickte Hände dürften weitere Motive finden, die in dieser Art verarbeitet werden können. Unser Modell ist in +Laubsägearbeit+ ausgeführt. Man zeichnet das passende Muster auf das Holz auf, am besten auf Ahornholz, weil dieses sich für die +Laubsägetechnik+ sehr gut eignet. Die Übertragung des Musters geschieht in derselben Art wie beim Sticken; Blaupaus-, Ölpaus-, Graphitpapiere lassen sich dafür verwenden; man macht zuerst die Zeichnung und überträgt sie mit scharf gespitztem, recht hartem Bleistift auf das Holz. Das Ahornholz soll etwa 3 Millimeter dick sein; die Silhouette wird ausgesägt und schließlich mit tiefschwarzer Beize angestrichen. Man muß die Laubsäge so halten, daß das Sägeblatt senkrecht zum Holz steht. Die Zacken sollen nach abwärts zeigen, das Sägeblatt muß sehr straff eingespannt sein. Beim Aufzeichnen achte man darauf, daß die Maserung des Holzes stets die Längsrichtung zeigt. Die +Holzbeize+ ist zwar in den einschlägigen Geschäften und Drogerien fertig käuflich, doch kann man sie selber herstellen, wenn man das Beizepulver, ebenfalls dort erhältlich, in Wasser oder in Spiritus auflöst. Das Holz muß vor dem Beizen mit Sandpapier tüchtig abgerieben werden, damit es nicht rauh aussieht; rauhe Holzoberflächen sehen auch nach dem Beizen unschön aus; all dies muß bei der Auswahl des Holzes besonders berücksichtigt werden. Hat das Holz eine ungleichmäßige Oberfläche, so nimmt es die Farbe ungleichmäßig an; die hauptsächliche Wirkung der Gegenstände hängt indessen zum großen Teil von der mehr oder weniger gut bearbeiteten Oberfläche ab. Zum Beizen eignen sich die fertig käuflichen Anilinfarben sehr gut, die unter dem Namen „+Holzbeizen+“ bekannt sind. Handelt es sich um eilige Arbeiten, so löst man sie in Spiritus auf, sie trocknen sehr schnell, doch wirkt der Anstrich leicht fleckig. Beizen, die in Wasser aufgelöst worden sind, sind billiger. Die Beize trocknet in vierundzwanzig Stunden auf, am besten in einem staubfreien Raum, dann ist die Arbeit so weit, daß sie +gewachst+ werden kann. Am einfachsten ist es, wenn man dazu fertige +Bohnermasse+ benutzt; man behandelt den Gegenstand wie einen Fußboden, reibt die Bohnermasse tüchtig und gleichmäßig ein und bürstet sie nach 24 Stunden mit einer harten, sauberen Bürste, die trocken sein muß, so lange, bis ein weicher Glanz gleichmäßig die Oberfläche bedeckt. Dieser weiche Glanz ist durchaus notwendig, sonst könnte man die Fläche auch lackieren. Aber gerade das Lackieren soll vermieden werden, weil das Fensterbild dadurch einen harten Glanz bekäme, der sehr wenig vornehm wirken würde. [Illustration: Abb. 108. Fensterbild in Laubsägearbeit.] Man kann die +Wachsmasse+ sehr leicht selber herstellen, indem man reines Bienenwachs in Terpentin auflöst. Man schneidet das Bienenwachs in kleine Stückchen, legt diese in einen verschließbaren Behälter und übergießt es mit Terpentin; das Wachs muß vollständig überdeckt sein. Als Behälter eignen sich Blech-, Glas- oder Porzellandosen, zum Beispiel kleine Weckgläser. Nach ungefähr drei Tagen hat das Terpentin das Wachs aufgelöst, es entsteht eine weiche Masse, die mit einem trockenen, sauberen Pinsel oder mit einem reinen, weichen Lappen gleichmäßig auf den Gegenstand aufgetragen wird. Man nimmt nur wenig Wachsmasse, es soll eine dünne Schicht aufgestrichen werden, damit das Holz sie gleichmäßig aufnimmt, andernfalls gerinnt sie ungleichmäßig. Mit +Terpentin+ kann man den Wachsanstrich wieder entfernen, wenn er mißlungen ist. Man gießt ein paar Tropfen Terpentin auf einen reinen Lappen und wischt die Wachsschicht sorgfältig wieder ab. Ist die Wachsschicht gut gelungen, so wird sie mit einer reinen, trockenen +Bürste+, zum Beispiel mit einer Handbürste verrieben, bis der typische matte Glanz entsteht. In einem staubfreien Raum bleibt die Arbeit ungefähr zwei bis drei Tage liegen, dann wiederholt man das Verfahren. Man wird beobachten, daß das Terpentin in das Holz eingezogen ist, der Glanz ist kräftiger geworden, ohne indessen wie Hochglanz zu wirken. Nun befestigt man +schwarze Seidenschnur+ in entsprechender Stärke an der oberen Seite des Fensterbildes, damit es aufgehangen werden kann, und achte darauf, daß die Schnüre gleichmäßig an beiden Seiten angebracht sind, sonst hängt das Fensterbild stets schief. Außer Ahornholz kann auch Erlen- oder Zigarrenkistenholz für ein Fensterbild verwendet werden. 33. Handgearbeiteter Lampenschirm Außer den üblichen +Lampenschirmen+ aus Seide oder Batist, die über ein Drahtgestell gearbeitet werden, gibt es noch andre Arten, die durch ihre originelle Form und Herstellungsweise auffallen. Da ist zum Beispiel der Lampenschirm aus einem lichtdurchlässigen Stoff, der über einen +ausgesägten Holzrand+ gespannt ist (Abb. 109 bis 111). Solch ein Lampenschirm kann sowohl in den einzelnen Zimmern als auch auf der Diele verwendet werden; für bessere Zwecke verarbeitet man Seide, andernfalls genügt feiner Batist, der beliebig eingefärbt wird. Am feinsten wirkt Grün in den verschiedenen Tönen, auch Türkis, Orange und Altgold sieht sehr gut aus. Lila verdunkelt leicht den Raum, Feuerrot ist nicht fein, Rosa wirkt süßlich, ebenso Hellblau, dagegen ist ein kräftiges Tütenblau eher zu empfehlen. Wenn Lila gewählt werden soll, so kommt das rötliche Bischofslila eher als andre Lilafarben in Betracht, und ein tiefes Lachsrosa kann, wenn der Raum dafür geeignet ist, sehr gut wirken. Karmoisinrot, das ja kein ausgesprochenes Rot ist, sieht manchmal recht originell aus, besonders in Seide; die Farbenwahl ist indessen sehr wichtig, denn schließlich liegt in der richtigen Tönung einer der hauptsächlichen Reize. Der Schirm wird weiß gefüttert. Das Originellste an diesem +Lampenschirm+ ist der +Holzrand+, der aus leichter +Laubsägearbeit+ besteht. Geschickte Mädchenhände dürften ohne Schwierigkeit die Laubsäge führen, umso eher, als es dabei mehr auf die Übung als auf besondere Lehrmethoden ankommt. [Illustration: Abb. 109. Arbeitsprobe zum handgearbeiteten Lampenschirm.] Man zeichnet über Pauspapier das Muster auf und achtet beim Sägen darauf, daß das Sägeblatt stets senkrecht zum Holz gehalten wird. Die Sägeblätter werden so straff wie möglich eingespannt, die Zacken sollen nach abwärts zeigen. Nach dem Sägen werden die Konturen sauber ausgefeilt und mit Sandpapier glatt gerieben. Die Blitzsäge ist sehr empfehlenswert. Für dickes Holz verwendet man Bandsägen, die man beliebig vom Stück kauft; das Stück, das eingespannt werden soll, wird mit der Zange abgezwickt. Für Laubsägearbeiten eignen sich besonders gut die verschiedenen weichen Hölzer, zum Beispiel Erlen-, Linden-, Pappel- und Birnenholz. Beim Verarbeiten soll die Maserung des Holzes stets die Längsrichtung zeigen. Man verwendet Sperrholz, da anderes Holz sich ziehen würde. Der +Holzring+ kann, nachdem die Laubsägearbeit fertig ist, lackiert, gebeizt oder gefirnißt werden. Bemalt man ihn mit Temperafarbe, so wird er, wenn die Farbe aufgetrocknet ist, mit Temperafirnis überzogen. +Beizen+ stellt man selber her, indem man die käuflichen Beizepulver in Spiritus, nur im Notfall in Wasser auflöst, und das Holz, das vorher mit Sandpapier abgerieben worden ist, zweimal mit dem Pinsel dünn und gleichmäßig überstreicht. Für diesen Lampenschirm würde sich ein guter Holzton empfehlen, Ahorn, Eiche, Schwarz, Hell- oder Dunkelbraun, Hell- oder Dunkelgrau. Von bunten Tönen wäre in diesem Fall abzuraten. Nach dem Beizen kann man das Holz +wachsen+: man trägt mit einem weichen, sauberen Lappen möglichst dünn und gleichmäßig das käufliche Bohnerwachs auf, läßt es zwölf Stunden einwirken und bürstet es mit einer scharfen Bürste, bis die Fläche blank ist. Gelbe Bohnermasse soll man nur für einen bräunlichen Ton verwenden, für Schwarz oder Grau kommt sie nicht in Betracht. Auch flüssige Bohnermasse ist dafür verwendbar. Sehr gut wirkt die Arbeit, wenn sie +gefirnißt+ wird. Firnis macht den Anstrich dunkler und ausdrucksvoller, glänzt mehr als Bohnerwachs und schützt die Farbe ebenso wie dieses gegen die Einwirkungen von Wasser und andern Feuchtigkeiten; der +Firnis+ -- in den Spezialgeschäften und Drogerien fertig erhältlich -- wird mit einem dafür bereit gehaltenen Pinsel, der vor Wasser geschützt werden muß, dünn aufgetragen. Dann läßt man ihn auftrocknen, ohne die Fläche vorher zu berühren, da sich sonst bestimmt „blinde“ Stellen zeigen dürften. Will man das Holz +lackieren+, so verwendet man farblosen, fertig käuflichen Lack, den man sich aus Spiritus und Schellack selber herstellen kann. Lack muß in staubfreier Luft auftrocknen, sonst sieht man jedes Stäubchen auf der Arbeit. Man kann auch +Lackfarben+ selber herstellen, indem man die geeignete Erdfarbe statt mit Wasser mit farblosem Lack anrührt und auf das Holz überträgt, in diesem Fall spart man das Lackieren. Ist die Laubsägearbeit fertig, so wird der Lampenschirm, der an sich sehr einfach in der Herstellung ist, aufgezogen. An der Spitze sehen wir einen fertig käuflichen Knauf, der den oberen Abschluß bildet, eine große Holzperle dürfte diesen Knauf durchaus ersetzen. Aus unsern Bildern ist die Herstellungsweise des Lampenschirmes deutlich zu erkennen, sowohl die Muster am Reifen, als auch die Fältelung des Stoffes. Der Stoff wird außerhalb des Holzringes befestigt, der Schirm hat an der Innenseite einen Volant, der nach unten hängend, die Lichtquelle verhüllt. Der Holzring wird, in Breite von 6 bis 8 Zentimeter, am besten aus Sperrholz ausgesägt, mit der Feile hilft man nach, damit die Ornamente sauber herauskommen. Das Muster ist ausgesprochen einfach und „durchsichtig“ gehalten, damit möglichst viel Licht hindurchscheinen kann. Um die Zeichnung besonders sauber herauszubringen, teilt man den ganzen Kreis erst mit dem Zirkel in kleinere Teile und versucht, durch Zirkelmuster eine gute Aufteilung zu erzielen. [Illustration: Abb. 110. Handgearbeiteter Lampenschirm mit ausgesägtem Holzrand. Von Liselotte Volk.] [Illustration: Abb. 111. Handgearbeiteter Lampenschirm. Der ausgesägte Rand ist aufgestellt.] Den Stoff zieht man, um besser arbeiten zu können, zunächst auf ein Drahtgestell, das denselben Umfang hat wie der Außenumfang des Holzreifens, dann legt man den mit dem Volant bezogenen Drahtring in den Holzring und befestigt ihn mit kleinen, feinen Nägelchen. Den ganzen Ring befestigt man am Draht des Lampenschirmes. Eine farbige Holzkugel bildet den Abschluß des Lampenschirmes nach oben hin. Will man einen doppelten Volant verwenden, so braucht man den Stoff nur oberhalb der Mitte abzunähen und den inneren Volant noch einmal aufzukräuseln. Eine andere Art, selber einen +seidenen Lampenschirm+ herzustellen, ist ebenso einfach und originell. Wir wollen sie recht genau beschreiben, damit sie nachgearbeitet werden kann: Man lege den Stoff gespannt um den ausgesägten Holzring, der auch bei diesem Lampenschirm die Hauptrolle spielt, nachdem man einen Faden in der Höhe des Holzringes aus dem Stoff ausgezogen hat, damit der Stoff gerade wird. Nun schneidet man einen schmalen Papierstreifen, der so breit sein soll wie der Holzrand hoch ist und so lang wie der Holzring, wenn man ihn aufrollen würde. Dann nagelt man den Stoff und den Papierstreifen zusammen auf; der Papierstreifen soll den Stoff beim Annageln schützen, damit er nicht so leicht durchreißt. Außerdem würde sich der Stoff sonst sehr bald verziehen; der Pappstreifen dient auch dazu, den Stoff in gleicher Höhe zu halten, damit er gerade und nicht wellig am Rand aufliegt. Das weiße Futter wird etwas kürzer, als der obere Teil der Seide beträgt, glatt angenagelt, am besten mit dem Oberstoff zusammen, um Zeit und Arbeit zu sparen. Am oberen Teil näht man einen Saum, zieht eine Schnur durch und den Stoff zusammen. Das Futter reiht man nur von oben bis zum Holzrand, wo es mit der Seide zusammen angenagelt wird. Der Volant besteht nur aus Seide, ohne Futter; statt der Seide kann man auch für diesen Lampenschirm einen anderen passenden Stoff, zum Beispiel feinen Batist, verwenden, zum Abfüttern des Schirmes läßt sich jedes dünne, weiße Gewebe verwenden; wer besonders sparsam sein möchte, kann dafür die guten Teile aus schadhaft gewordener feiner Wäsche benutzen. Der Stoff muß sehr genau verteilt werden, man probiere es sorgfältig aus, während der Holzreifen wagerecht liegt, da sonst der Lampenschirm stets schief hängen würde; dies gilt für jede Herstellungsart. V. Kapitel Bastelarbeiten 34. Kleines Spielzeug (Dorf und Eisenbahn) An den langen Winterabenden hat man Gelegenheit, sein Basteltalent zu zeigen. Da kann man seine Phantasie zu Hilfe nehmen, mancherlei ausdenken und mit geschickten Fingern in die Wirklichkeit übersetzen; da kann man aber auch mancherlei Anregung von anderer Seite recht gut gebrauchen. Was man gesehen und gehört hat, wird nachgearbeitet, eigene Erfahrungen und Gedanken kommen dazu, und schließlich entsteht etwas ganz anderes, ganz neues, was vielleicht noch viel hübscher ist als das, was man ursprünglich herstellen wollte. So kommt man auch auf einfaches +Spielzeug+, auf allerlei hübschen Zeitvertreib; die Kleinen wollen und sollen spielen, ohne die großen Geschwister andauernd mit Fragen zu stören, ohne auf das Mitspielen der Erwachsenen angewiesen zu sein. Wir zeigen auf unsern Bildern (Abb. 112 und 113) solch unterhaltsame +kleine Spielsachen+, mit denen die große Schwester, die junge Tante oder Schwägerin das Herz der kleinen Lieblinge gewinnen dürfte, ohne sich in Kosten stürzen zu müssen, und es wird ihr einen ganz besonderen Spaß machen, mit oder ohne Hilfe des kleinen Volkes die niedlichen Gegenstände herzustellen. Da ist ein +Dorf+ (Abb. 112)! Das Grundmaterial besteht aus +Streichholzschachteln+, die im Haushalt zu diesem Zweck gesammelt werden, denn man kann nach Belieben ein kleines, aber auch ein reiches, großes Dorf mit vielen Häusern anfertigen. Auf dem beschränkten Raum eines Bildes kann nur das Notwendigste vorgeführt werden. Die Streichholzschachteln werden zu +Häusern+ umgewandelt, indem man die Seitenteile der Schachteln, die doppelt übereinander liegen, aufritzt und als Dach winklig gegeneinanderstellt. Man beklebt die Häuschen mit +Buntpapier+, die Wände hält man rosa, gelb, blau, grün in verschiedenen Tönen, die +Dächer+ rot, die +Türen+ werden in Braun oder Schwarz aufgeklebt, ebenso die +Fenster+. Man benutzt dazu Fischleim oder Kleister; jedes Klebemittel, das für Papier geeignet ist, läßt sich verwerten. Wer ganz besonders geschickt ist, kann weiße Fenster kleben und schwarze +Fensterkreuze+ darauf pinseln. Auch grüne +Fensterläden+ sehen sehr hübsch aus. Der +Ziehbrunnen+ besteht aus einer offenen, runden Schachtel, die beklebt werden kann. Mit Kartonpapier werden die Röhren hergestellt. Die Phantasie wird hier mithelfen müssen, es finden sich im Haushalt sicherlich geeignete Hülsen, die dafür in Frage kommen. Für die +Kirche+ nimmt man eine größere Schachtel, man kann auch mehrere Zündholzschachteln übereinanderkleben, bis die richtige Höhe erreicht ist, und das Dach aus Pappe aufsetzen. Auch der +Kirchturm+ wird in dieser Weise aufgebaut, eine +Turmuhr+ aus gelbem Papier darf nicht fehlen. Vor der Kirche hält ein +Planwagen+ aus einer Streichholzschachtel. Die +Räder+ bestehen aus Kartonpapier oder Pappe und werden in der Art angebracht, daß man durch ihre Mitte ein Streichholz stößt und es in die Wagenwand schiebt. Auch Zahnstocher eignen sich dafür. Das +Schutzdach+ besteht aus Papier; blaue Heftdeckel kann man dafür benutzen. Die +Pferde+ bestehen aus großen länglichen Holzperlen; diese sollen den Rumpf darstellen, der Kopf -- eine kleinere, ebenfalls längliche Holzperle oder eine Bohne -- wird angeleimt, ebenso Zündholzbeine und Schwänze aus Seiden- oder aufgerauhten Wollfäden. Das +Pferdegeschirr+ besteht aus Wollfäden oder aus Perlgarn. Der +Kutscher+ wird, wie die übrigen Dorfbewohner, aus halbierten Paketknebeln hergestellt; man sägt die Paketknebel mit der Laubsäge in zwei Teile, klebt sie auf Holzknöpfe, damit sie stehen können, zieht den +Frauen+ weite Röcke aus Seidenpapier an und bemalt Männlein und Fräulein mit Deckfarben. Man pinselt rosa Gesichter mit schwarzen Punktaugen und rotem Mund, mit braunen und ockerfarbenen Haaren, man malt rote und blaue, grüne und gelbe Oberkörper, als wenn sie bunte Jumper trügen, und malt mit abstechenden Tönen den Unterkörper; mit einem schwarzen Strich in der Mitte werden farbige Hosen angedeutet, die Arme aus Streichhölzern werden an beiden Seiten des Rumpfes festgeklebt oder mit Blumendraht beweglich befestigt. Man bohrt Löcher in die Paketknebel und zieht den Draht durch, die Zündhölzer werden am oberen Ende damit umwickelt. [Illustration: Abb. 112. Ein Dorf aus Streichholzschachteln. Von Liselotte Volk.] Besonders malerisch wirken die +Bäume+. Der Baumstamm besteht aus Holzstöckchen in entsprechender Höhe, die auf Holzknöpfe geleimt werden, damit sie feststehen. Man kann auch viereckige Holzstückchen dafür verwenden. Das +Laub+ besteht aus grünem Seidenpapier; ein langer Streifen Seidenpapier wird an einer Längsseite in Abständen von ½ Zentimeter eingeschnitten. Der Baumstamm wird mit Kleister oder Leim bestrichen, soweit das „Laub“ reicht, und nun wird der Seidenpapierstreifen, von oben anfangend, nach unten darüber gewickelt, bis ein voller Wipfel entsteht. Der Stamm wird braun angestrichen, ebenso der Knopf oder das Standbrettchen. Noch einfacher ist die Herstellung der Bäume, wenn man Luffaschwamm in grüner Beize färbt und an den Baumstämmchen befestigt. [Illustration: Abb. 113. Eisenbahn aus Streichholzschachteln.] Die +Eisenbahn+ (Abb. 113) ist ein Spielzeug, das in jedem Kinderzimmer helle Begeisterung auslösen dürfte; besonders Jungen sind immer für Eisenbahnen zu haben, die ihre Phantasie anregen und die man nach Belieben bewegen kann. Die +Wagen+ bestehen aus Streichholzschachteln, die mit braunem oder dunkelgrünem Papier, mit Hilfe von Kleister, Dextrin oder irgend einem anderen Klebestoff, verkleidet werden. +Fenster+ und +Türen+ werden aus schwarzem oder braunem abstechenden Papier sorgfältig ausgeschnitten und aufgeklebt. Um gerade Linien zu erzielen, nimmt man das Lineal zu Hilfe, die Linien werden mit einer Stricknadel längs des Lineals eingeritzt oder mit einem harten, scharf gespitzten Bleistift vorgezogen. Die +Räder+ bestehen aus Pappe; zum Aufzeichnen verwendet man runde Schachteln (Pillenschachteln), legt sie unter die Pappe und zieht mit Bleistift den Kreis. Die Zündholzschachteln werden zum Anbringen der Räder an geeigneter Stelle durchlocht, die Räder durchlocht man genau in der Mitte und befestigt sie mit Streichhölzern oder Zahnstochern an den Wagenwänden, am einfachsten ist es, wenn man die Räder mit Reißnägeln anbringt. Die +Lokomotive+ erhält einen +Schornstein+ aus einer Garnrolle, die einzelnen Wagen werden mit Bindfaden miteinander verbunden, man durchlocht die Schachteln und zieht den dünnen Bindfaden durch. Die Wagenreihe kann beliebig verlängert werden, man kann auch Nummern auf die einzelnen Abteile pinseln, um sie nach Klassen einzuteilen. 35. Knebelpuppen [Illustration: Abb. 114. Puppen aus Paketknebeln und Streichhölzern.] Die niedlichen +Knebelpuppen+, die wir auf Abb. 114 zeigen, eignen sich sehr gut als +Tafelschmuck+, besonders als +Tischkartenhalter+. Man kann damit eine sehr lustige „bunte Reihe“ erzielen. Die Herstellung ist sehr einfach und kostenlos; im letzten Augenblick gelingt es geschickten Händen noch, solche farbige Figürchen anzufertigen. Bei einiger Übung kann man sie dutzendweise nacharbeiten. Man nagelt die bekannten +Paketholzknebel+ auf +Holzknöpfe+ auf; es genügt auch, sie mit Tischlerleim aufzukleben. Die Arme bestehen aus abgebrannten +Streichhölzern+, die ebenfalls an beiden Seiten des Knebelrumpfes angeleimt werden. Sollen sie beweglich sein, so befestigt man sie mit Draht. Die +Paketknebel+ werden durchbohrt, der Draht wird durchgezogen, und die Streichhölzer werden am oberen Teil fest umwickelt; es muß aber so viel Raum bleiben, daß die Arme bewegt werden können. Die „Dame“ auf unserer Photographie hat solche beweglichen Arme, während die Arme ihrer beiden Kavaliere fest angeleimt sind. Man malt die Knebelpuppen mit Guasch-, Leim- oder Temperafarben recht bunt an und lackiert sie mit +Spirituslack+, möglichst mehrmals, damit ein harter Hochglanz entsteht. Nach jedem Lackieren muß der Anstrich auftrocknen, ehe man mit dem nächsten beginnt. Die +Gesichter+ werden rosa angepinselt, mit roten Backen und rotem Mund, die Augen bestehen aus schwarzen Punkten, die Haare sind braun oder ockergelb. Die +Jacken+ hält man tütenblau oder feuerrot, auch Kirschrot und Orangegelb sind passende Töne. Sollen sie grün bemalt werden, so verwendet man am besten einen giftigen Ton, auch Grasgrün kommt in Frage. Die +Hosen+ werden in einer abstechenden Farbe angepinselt und mit einem braunen oder schwarzen Strich getrennt. Hübsche Farbenzusammenstellungen sind Kirschrot und Tütenblau, Giftgrün und Orangegelb, Zitronengelb und Feuerrot. Die „+Dame+“ bekommt ein angekraustes weites +Röckchen+ aus Seidenpapier, das mit bunten Tupfen bepinselt wird. Irgend ein Seidenstoffrestchen kann ebenfalls verwendet werden. Die +Holzknöpfe+, die als Standbrett dienen, werden in einer der genannten Farben angestrichen, möglichst abstechend, da der Hauptreiz der Knebelpuppen in ihrer Buntheit besteht. Will man sie als +Lotteriegewinne+ paarweise verwenden, so schlinge man farbige Woll- oder Perlgarnfäden um ihre eingekerbten Taillen und verbinde je ein Pärchen durch diese zu Schleifen verschlungenen, entsprechend langen Fäden. Man kann auch schmale, bunte Seidenbandreste dazu verwenden, indessen soll man dabei beachten, daß es sich um eine scherzhafte Spielerei handelt und kein wertvolles Material dafür benutzen. Will man die Figürchen als +Tischkartenhalter+ verwerten, so stecke man die Karte mit einer Stecknadel an dem Holzknopf fest, damit sie nicht herunterfällt. Als +Kinderspielzeug+ werden die +Knebelpuppen+ von den Kleinen sehr geschätzt, man kann mit ihnen die Puppenstuben beleben; auch in ein selbstgebasteltes Dorf, in einen Geflügelhof, möglichst „von eigener Hand“, passen sie recht gut. Will man sie in sehr kleinem Format herstellen, so halbiert man die Paketknebel und die Streichhölzer, benutzt kleine Holzknöpfe als Ständer und verfährt im übrigen genau wie bei den andern Figürchen. Die kleinen Leute sind besonders für +Silvesterscherze+ zu empfehlen; man kann Namen auf die Knöpfe pinseln und mancherlei Ulk damit treiben; bei Tanzstundenbällen und ähnlichen Festen wird man sehr viel Fröhlichkeit damit hervorrufen. 36. Kreisel +Kreisel+ sind ein altes Spiel, das sowohl von Knaben, als auch von Mädchen sehr geliebt wird. Wer solches Spielzeug selber herstellen kann, wird viel Freude haben und sich sehr beliebt machen. Junge Mädchen, die in Familien mit Kindern verkehren, werden ihnen sicherlich gern etwas „mitbringen“ ein selbstgemachter Kreisel macht keine Kosten und wird gern angenommen, oftmals lieber als Süßigkeiten, mit denen man sich im allgemeinen behilft. [Illustration: Abb. 115. Kreisel.] Der eine +Kreisel+, den wir im Bilde (Abb. 115 rechts) zeigen, besteht aus einem +Paketknebel+ und einer +Garnrolle+, die mit kräftigen Farben angemalt ist, das andere Modell ist aus einem +Paketknebel+ und einem +Pappstern+, der zum Zwirnwickeln gedient hat, hergestellt; auch dieses Modell ist bunt angepinselt. Haltbarer ist der erste Kreisel. Die breiten Teile einer Garnrolle werden mit der Laubsäge abgesägt, die Flächen reibt man mit Sandpapier glatt, man kann sie auch abfeilen. Ein +Paketknebel+ wird durchgeschlagen, damit er fest sitzt. Dann streicht man den fertigen Knebel mit einer haltbaren Farbe an, am besten mit +Emailfarbe+, die nicht lackiert wird. Es genügt indessen auch +Ölfarbe+, die mit Terpentinöl verdünnt und aufgetragen wird; das Holz darf nicht durchscheinen. Ist die Ölfarbe aufgetrocknet, so lackiert man den Kreisel mit +Ölfarbenfirnis+, der sehr langsam auftrocknet. Man darf den Kreisel nicht eher anfassen, als bis der Lack vollständig aufgetrocknet ist. Auch der andere +Kreisel+ (Abb. 115 links) wird in dieser Weise angepinselt; man kann die Kreisel mit bunten Tupfen verzieren. Den Holzkreisel schmückt man am besten, wenn man den Garnrollenteil in mehrere Felder aufteilt und jedes Feld in einer anderen Farbe anstreicht; doch genügen auch Strich- und Punktornamente. Am hübschesten sehen die +Kreisel+ aus, wenn sie recht grell bemalt sind; als Grundton verwendet man Feuerrot, Kirschrot, Tütenblau, Briefkastenblau oder Grasgrün. Die Tupfen hält man in Gelb und Blau, wenn der Grund rot ist, in Rot und Grün, wenn er blau ist, in Weiß und Gelb, wenn er grün ist. Teilt man den +Kreisel+ in Felder auf, so streiche man sie rot, blau, grün, gelb, weiß an und trenne sie mit schwarzen Strichen. Man kann auch zwei der genannten Farben zum Grundieren verwenden, wenn man den +Paketknebel+ und die +Garnrolle+ oder den +Zwirnhalter+ in zwei voneinander abstechenden Tönen bemalt. 37. Holztiere Es ist eine alte Erfahrung, daß man, wenn es sich um Spielzeug handelt, für Mädchen viel eher etwas Passendes findet als für Knaben. Wenn man die Spielsachen nun gar noch selber herstellen möchte, wird die Auswahl immer geringer, und wenn man außerdem Zeit und Kosten beschränken will, bleibt bestimmt sehr wenig übrig. Wir zeigen auf unseren Bildern (Abb. 116 und 117) zwei Holztiere, die als Spielzeug für Knaben großen Beifall finden dürften, umso eher, als auch das Schwesterchen und alle Freunde und Freundinnen damit spielen können. Es ist ein Spielzeug, das weder auf das Haus, noch auf den Spielplatz im Freien beschränkt ist; ihre vielseitige Verwendung in Kinderhänden ist es, die solche Tierfiguren so sehr beliebt macht, abgesehen davon, daß das Tier in der Kinderstube überhaupt eine große Rolle spielt. Unsere Modelle sind aus +Holz ausgesägt+; da die Laubsägearbeit in letzter Zeit in Jungmädchenkreisen vielfach ausgeführt wird, dürften solche Anregungen sicherlich gern aufgenommen werden, umso eher als auch Anfänger damit Versuche machen können. [Illustration: Abb. 116. Elefant. Von Liselotte Volk.] Bei der Anfertigung der Holztiere achte man zunächst auf geeignetes Material. Die Holzfaser ist entscheidend; paßt man bei der Auswahl des Holzes nicht genau darauf auf, daß die Richtung der Holzfaser mit der Form des Modells übereinstimmt, so kann es geschehen, daß das Stück schon während der Arbeit zerbricht, jedenfalls wird es, wenn es die Herstellung übersteht, keine lange Lebensdauer haben; Spielzeug muß manchen Fall, manchen harten Griff vertragen können. Wenn ein Anfänger mit diesen Begriffen noch nicht recht vertraut ist, ist es ratsam, einen Fachmann darüber zu befragen, jeder Tischler weiß damit Bescheid. Wenn man Zeit und Geld sparen will, versuche man die +einfache+ Ausführung der Holztiere, das heißt, man schneide die Silhouette des Tieres aus einem Brett, dessen Stärke sich nach der Größe des Modells richten muß. Wir zeigen auf unseren Abbildungen einen +Elefanten+ (Abb. 116) und einen +Pfau+ (Abb. 117). Für den Elefanten geben wir auf der Zeichnung (Abb. 119) ein gebrauchsfertiges Schnittmuster und eine Einzelzeichnung (Abb. 120), aus denen man die Größenverhältnisse und alles Notwendige ersehen kann. Außerdem bringen wir das Muster von einem +Kaninchen+ in natürlicher Größe (Abb. 118). Die Zeichnung wird auf das Holz übertragen; man macht zunächst eine Pause auf Pauspapier und überträgt das Muster mit einem harten, scharf gespitzten Bleistift über Graphit-, Blaupaus- oder rotem Ölpauspapier auf das Holz, dann werden die Umrißlinien ausgesägt. Will man ein ganz besonders widerstandsfähiges Spielzeug herstellen, so verwende man nicht nur +ein+ Brett, sondern +drei+ Bretter von derselben Art. Alle drei Bretter werden einzeln ausgeschnitten, man braucht aber nicht dreimal dieselbe Silhouette auszuführen. Es genügt meist, nur den Rumpf mit den Beinen beiderseits auf das Mittelstück zu leimen, das Rumpf, Hals, Kopf und Schwanz darstellen soll. Das Mittelstück soll stärker als die Seitenteile sein, die Seitenbretter hält man etwa halb so stark wie das Rumpfbrett, man kann auch 1 bis 2 Millimeter zugeben; das Rumpfbrett wird am besten 10 bis 12 Millimeter dick gehalten. Wenn man die Tiere einfach aus +einem+ Holzbrett aussägt, müssen sie auf einem Standbrett angebracht werden, ein Zapfen verbindet Standbrett und Holztier. Notwendig ist es, den Zapfen mit der Silhouette gleichzeitig auszusägen, zum Anleimen wird Tischlerleim verwendet. Wenn die Tiere aus mehreren Holzbrettern angefertigt sind, braucht man +keine+ Standbretter, sie sind breit genug, um das Gleichgewicht zu halten. Die Kinder freuen sich am meisten mit den Spielsachen, die möglichst beweglich sind, darum lieben sie besonders die Tiere, die sie auf Rädern herumfahren können. Die Mühe ist so gering, daß man die notwendigen vier Räder gern anbringen wird. Man sägt sie aus einem Brett, durchbohrt ihren Mittelpunkt mit einem Bohrer, befestigt in dem so entstandenen Loch eine passende Schraube, die in das vorgebohrte Standbrett hineingeschraubt wird. Am Standbrett wird außerdem in der Mitte der Vorderseite eine Metallöse eingeschraubt, damit das Holztier an einer darin befestigten Schnur gezogen werden kann. Man kann die Räder auch beim Drechsler herstellen lassen, am einfachsten ist es, wenn man aus großen oder kleinen Garnrollen Räder macht, indem man die beiden radähnlichen Teile absägt und mit einer Schraube am Standbrett anbringt. Für größere Tiere verwendet man die großen Schneidergarnrollen, für kleine Tiere genügen die Garnrollen, die im Haushalt gebraucht werden. Um die Reibung der Räder zu vermindern, legt man auf jede Seite des Rades ein Metallplättchen. [Illustration: Abb. 117. Pfau in Laubsägetechnik.] [Illustration: Abb. 118. Kaninchen.] Tiere, die aus dreifachem Holz hergestellt werden, können zwar auch ohne Standbrett „von selber“ stehen, wenn sie aber Räder erhalten sollen, ist ein Standbrett notwendig. Die Holzflächen sollen glatt sein; gerade da es sich um Spielzeug handelt, das sehr häufig angefaßt werden soll, muß die Glätte besonders betont werden, damit die Holztiere auch nicht die geringsten Verletzungen hervorrufen, nur ausgesprochen glatte Gegenstände sind wirklich handlich. Darum empfiehlt es sich, die rohen Bretter mit der Ziehklinge abzuziehen oder sie vom Tischler abhobeln zu lassen. Die einzelnen Umrißlinien werden am besten mit Sandpapier nachgeschliffen, wobei alle Feinheiten berücksichtigt werden müssen, damit die Konturen unter dem Nachschleifen nicht leiden. Zum Schluß werden die Holztiere bemalt, am besten „nach der Natur“. Wer nicht ganz sicher ist, nehme Naturgeschichtsbücher zu Hilfe, in denen die einzelnen Tiere, die hergestellt werden sollen, genau beschrieben sind. Wer nach unseren Angaben einige Übungen gut bestanden hat, kann die verschiedensten Tiere mit der Laubsäge herstellen; wer Freude daran findet, wird sich spezialisieren, das heißt man kann einen Geflügelhof, eine Schafherde, einen zoologischen Garten, eine Serie Teichvögel, eine Viehherde anfertigen. Solche Arbeit macht nicht nur den Kleinen, sondern auch den Großen selber Vergnügen. Das +Bemalen+ der einzelnen Stücke ist sehr einfach. Man benutzt dazu die +billigen Leimfarben+, einfache Wasserfarben würden nicht decken, Guasch- und Temperafarben stellen sich dafür zu teuer. Wenn man die höheren Kosten nicht scheut, sind Email+lackfarben+ zu empfehlen, sie haben eine starke Leuchtkraft und eignen sich besonders gut für Spielsachen, weil sie immer wieder abgewaschen werden können, was gerade bei dieser Art Spielzeug sehr angebracht ist. Auch +Ölfarben+ verwendet man vielfach zum Bemalen der Holztiere, sie müssen aber längere Zeit trocknen, ehe die Spielsachen in Gebrauch genommen werden können. +Leimfarben+ werden in den einschlägigen Geschäften oder in Drogerien in Pulverform gekauft. Man macht zunächst eine Lösung aus dünnflüssigem Leim, das heißt, man kocht +Tischlerleim+, den man mit Wasser stark verdünnt, und vermischt damit die Farbpulver, am besten in einer alten Tasse oder einem ausrangierten Töpfchen. Ist die Farbmischung gut verrührt, so streicht man die Holztiere mit einem +Borstenpinsel+ an; zuerst kommt die Grundfarbe an die Reihe, zum Schluß die kleinsten Farbflecke. Kleine Holztiere taucht man vorsichtig in die Farblösung ein, um das Grundieren zu vereinfachen. Der +Elefant+ ist grau, das Auge ist schwarz auf weißem Grund, der Stoßzahn ist weiß, einige Konturen werden, wie die Photographie zeigt, mit Hellgrau eingezeichnet, man benutzt dazu einen spitzen Borstenpinsel und zeichnet die Linien beiderseits recht flott. Das Standbrett und die Räder streicht man feuerrot oder briefkastenblau an, auch Schwefelgelb eignet sich recht gut dafür. [Illustration: Abb. 119. Schnittmuster für den Elefanten.] Der +Pfau+ (Abb. 117) kann etwas phantastischer bemalt werden. Man hält den Rumpf pfauenblau, die eingezeichneten eckigen Schmucklinien werden abwechselnd giftgrün und briefkastenblau gehalten. Die „Pfauenaugen“ im Schweif und in der Krone haben weiße Halbkreise, die sich scharf vom Hintergrund abheben. Die Augen sind weiß mit schwarzem Mittelpunkt, den Schnabel malt man gelb oder feuerrot, die Füße dunkelgrau. Das +Kaninchen+ (Abb. 118) wird weiß angestrichen, die Konturen hält man schwarz oder dunkelgrau, nach Belieben kann man es auch grau grundieren oder tiefschwarz mit weißen Konturen. Die fertig gemalten Holztiere werden lackiert, um die Farben zu schonen; lackierte Gegenstände färben nicht, wenn sie gelegentlich feucht werden; die Farben behalten durch das Lackieren nicht nur ihre Leuchtkraft, die sonst leicht verloren geht, sie treten auch unter dem Lack noch ganz besonders hervor. [Illustration: Abb. 120. Der Elefant. (Einzelzeichnung.)] Für die Leimfarben verwendet man Spirituslack, er trocknet schnell und genügt meist, besonders wenn nach jedesmaligem Auftrocknen der Anstrich zwei- bis dreimal wiederholt wird. Der Lack muß aber vollständig aufgetrocknet sein, ehe man den nächsten Aufstrich beginnen darf, sonst wird er streifig und unansehnlich. Spirituslack ist fertig käuflich, im Haushalt kennt man ihn, weil man damit Strohhüte auffrischt. Man kann Spirituslack selber herstellen: In einer Medizinflasche mischt man ein Viertel Schellack mit drei Viertel Brennspiritus. Für größere Gegenstände dürfte diese Menge indessen nicht ausreichen, es empfiehlt sich, in den Geschäften, in denen man den Schellack kauft, die Größe des Gegenstandes anzugeben, um die genügende Quantität zu erhalten und die Mischung dementsprechend vorzunehmen. Bei einiger Übung wird man sehr bald die richtige Mischung selbst zusammenstellen können, sie hängt von der Stärke des Brennspiritus ab. Auch +Ölfarben+ werden +lackiert+, aber nicht mit Spirituslack; für Ölfarben erhält man in Farbenhandlungen den geeigneten Lack, der aus Leinöl und Kopal oder Bernstein besteht. Gegenstände, die mit Ölfarben bemalt sind, kann man, wenn man +Hochglanz+ erreichen will, mehrmals lackieren. Die Ölfarben werden zum Bemalen mit Terpentinöl verdünnt; je mehr Terpentinöl verwendet wird, desto dünner wird der Anstrich, man achte daher darauf, daß sie nicht allzu flüssig werden, damit das Holz nicht durchscheine. Auch +Emaillackfarben+ werden mit Terpentinöl verdünnt und wie diese behandelt, aber nicht lackiert. Eine andere Art, Holztiere herzustellen, ist folgende: Man zeichnet die Konturen des Modells auf Sperrholz auf, für die Übertragung benutzt man Graphit-, Öl-, Paus- oder Schreibmaschinenpapier. Ein Laufbrettchen gehört zu den Tieren; man verlängert die Füße der Holztiere nach unten in der Stärke des Laufbrettchens und sägt aus diesem Laufbrettchen genau in der Mitte die entsprechenden Teile aus, damit die verlängerten Füße hineinpassen. Hat man das Modell ausgesägt, so steckt man die verlängerten Teile in die ausgesägten Schlitze, die vorher mit heißem Tischlerleim bestrichen wurden. Die oberen Kanten des Laufbrettchens werden vor dem Einsetzen der Holzteile schräg abgefeilt. Die Räder werden in der bereits beschriebenen Weise angefertigt, auch die Bemalung wird in denselben Techniken ausgeführt. Dasselbe gilt vom Lackieren. Nach dem Bemalen und Lackieren müssen alle Gefäße gereinigt und alle Pinsel sorgfältig ausgewaschen werden. Ölfarbenpinsel und Öllackpinsel werden mit Terpentinöl gesäubert, Spirituslackpinsel behandelt man mit Brennspiritus. Bleiben die Pinsel ungereinigt, so werden sie steif, und die Borsten brechen ab, ein Verlust, der sich bei sorgfältiger Behandlung des Arbeitsmaterials sehr lange hinausschieben läßt. 38. Holzbasteleien ~a~) Geburtstagsleuchter Holz ist ein außerordentlich dankbares Material; man kann mit einiger Übung allerlei nützliche und hübsche Gegenstände aus Holz herstellen; wenn man Holzarbeiten ausführen will, hat man eine große Auswahl, sowohl was die Gegenstände als auch was die Techniken anbetrifft. Besonders gut eignet sich das Holz für +Basteleien+, für kleine, amüsante Stücke, die ihrer Nützlichkeit wegen kein Krimskrams genannt werden dürfen, die aber nicht unbedingt notwendig sind und schließlich eine niedliche Spielerei darstellen. Einige solcher Modelle zeigen wir im Bilde (Abb. 121 bis 123); sie lassen sich leicht nacharbeiten und eignen sich für +Vielliebchengeschenke+, für „+Überraschungen+“ und +Lotteriegewinne+ bei festlichen Anlässen im Freundeskreise. Einiges davon dürfte man auch als +Tafelschmuck+ verwenden. [Illustration: Abb. 121 Geburtstagsleuchter. Von Liselotte Volk.] Da ist ein lustiger +Geburtstagsleuchter+ (Abb. 121), der sicherlich gern nachgearbeitet werden wird. Das Grundmaterial besteht aus einem +Holzreifen+ in beliebiger Größe, er soll ½ Zentimeter stark sein. Wenn man keinen fertigen Reifen in den einschlägigen Spielzeuggeschäften bekommen kann, ist es ratsam, ihn vom Tischler anfertigen zu lassen; andernfalls sägt man ihn selber mit der Bandsäge, die in die Laubsäge gespannt wird, aus. Man klebt mit Tischlerleim dicke +Holzperlen+ als Füße unter den Reifen; solch dicke, große Holzperlen werden auch als +Lichthalter+ aufgeleimt. Der Holzreifen, die Füße und die Lichthalter werden mit Deckfarbe bunt angemalt und lackiert. Tempera- oder Leimfarben eignen sich am besten dafür. Temperafarben sind in Tuben erhältlich, Leimfarben werden in Farbenhandlungen oder Drogerien gekauft; sie werden als Farbpulver geführt, in einer dünnen Tischlerleimlösung aufgelöst und vermischt. Sowohl Tempera- als auch Leimfarben werden mit Spirituslack überzogen; ist der erste Aufstrich trocken, so beginnt man mit dem zweiten und setzt dies fort, bis ein kräftiger Hochglanz entstanden ist. Man streicht die Farben mit dem Borstenpinsel auf, der Lack wird ebenfalls mit einem völlig trockenen Borstenpinsel aufgetragen. Am hübschesten sieht der +Geburtstagsleuchter+ aus, wenn der Rand und die Füße feuerrot, und die Lichthalterperlen briefkastenblau oder delfterblau angestrichen werden. Schließlich kommen die +Glücksvögel+ an die Reihe: Sie bestehen aus je zwei Holzperlen, eine große Holzperle stellt den +Rumpf+ dar, eine kleinere wird als +Kopf+ mit Tischlerleim daraufgeklebt. Man benutzt die kleine Öffnung in der Perle, steckt ein angespitztes Stückchen Holz als +Schnabel+ hinein und klebt es fest. Ein dreieckiges Stückchen dünnes Holz aus einer Zigarrenkiste wird als +Schwanz+ in die große Perle, die entsprechend angebohrt wird, eingeleimt. Diese Glücksvögel haben keine Füße, die große Rumpfperle wird mit Tischlerleim auf den Holzreifen geleimt, nachdem sie bemalt und lackiert worden ist. Man malt abwechselnd einen Vogel zitronengelb und einen Vogel orangegelb oder giftgrün. Die Schnäbel und Schwänze hält man kirschrot, die +Augen+ werden als schwarze Punkte gepinselt, die +Flügel+ durch schwarze Linien angedeutet. Auf der +Brust+ kann ein kleines Ornament in Schwarz oder in einer beliebig abstechenden Farbe gemalt werden, Feuer- oder Kirschrot auf Zitronengelb, Kornblumenblau auf Orangegelb, Weiß oder Kirschrot oder Schwefelgelb auf Giftgrün. Die +Lichthalter+ und die +Glücksvögel+ werden in genau abgemessenen Abständen abwechselnd auf dem Holzrand verteilt. Die Holzperlen müssen angebohrt werden, damit die dünnen, bunten Weihnachtslichter darin befestigt werden können. Doch besser ist es, von Garnrollen die breiten Teile abzusägen, in der Farbe der Lichthalter oder in einer abstechenden Farbe anzustreichen, zu lackieren und auf die Lichthalterperlen mit Tischlerleim aufzukleben, wie wir es auf unserem Bilde sehen; die Öffnungen müssen, wenn es notwendig ist, mit dem Bohrer erweitert werden. ~b~) Sparbüchse Die zierliche +Sparbüchse+, die wir auf dem nächsten Bilde (Abb. 122) zeigen, wird sicherlich gern nachgearbeitet werden; sie ist einfach in der Herstellung und macht wenig Kosten, dafür sieht sie, wenn sie richtig gearbeitet wird, umso niedlicher aus; sie eignet sich für +Tischdekorationen+ bei fröhlichen Festen, für +Silvesterüberraschungen+, +Lotteriegewinne+, +Vielliebchengeschenke+, auch als +Geburtstagsgeschenk+ kann man sie verwenden. In vielen Familien gibt es eine Sparbüchse, die für die Weihnachtslichter herangezogen wird, es gibt auch Strafgeldkassetten, besonders beliebt sind solche Sparbüchsen in den verschiedenen „Kränzchen“; für den Inhalt der kleinen Sparbüchse wird sich gewiß mancherlei Verwendung finden. Man sägt mit der Laubsäge kleine Holzbrettchen in Holzstärke von 5 Millimeter zu einem Würfel. Drei Brettchen sind 9 mal 9, zwei Brettchen 8 mal 9, ein Brettchen 10 mal 10 Zentimeter groß. Die beiden Brettchen, die 8 mal 9 Zentimeter groß sind, werden zwischen die Brettchen 9 mal 10 Zentimeter gesetzt, das Brettchen, das 10 mal 10 Zentimeter groß ist, bildet den Boden und steht ½ Zentimeter über. Das vierte Brettchen wird mit einem Schlitz versehen und stellt den Deckel dar. Man kann die einzelnen Wände zusammennageln, man kann sie aber auch zusammenleimen. Als Füße verwendet man entsprechend große +Holzperlen+, die untergeschraubt oder angeleimt werden. Die so entstandene Kassette wird zum Schluß angestrichen, bemalt und lackiert. Man benutzt +Wasserdeckfarben+, zum Beispiel Leim-, Guasch- oder Temperafarben, die dick angerührt und mit einem starken Pinsel aufgetragen werden. Zunächst wird die Sparbüchse grundiert; ein kräftiger Grundton in Zinnoberrot, Kobaltblau, Grasgrün oder Orangegelb wird mit dem Grundierpinsel breit und schnell aufgestrichen, damit die Farbe nicht streifig auftrocknet. Erst wenn sie völlig trocken ist, wird ein einfaches Ornament in der Art, wie wir es auf unserem Bilde zeigen, mit Graphit- oder Schreibmaschinenpapier und einem harten, scharf gespitzten Bleistift auf das Holz übertragen, nachdem man das Muster auf Paus- oder Butterbrotpapier sauber aufgezeichnet hat. Mit einem spitzen Pinsel wird das Ornament einfarbig gemalt; wer Freude an bunten Farben hat, kann mehrere voneinander abstechende Farben verwenden. Ungebrochene Töne sind dafür am besten geeignet. Auf rotem Grund sieht Tütenblau, Zitronengelb und Weiß sehr gut aus; ist der Hintergrund blau, so hält man das Ornament in einem grellen Rot, in Giftgrün und Orangegelb. Auf grünem Ton stehen am besten Orangegelb, Zitronengelb und Weiß. Ist der Grund orangegelb, so bemalt man ihn mit Delfter Blau, Zitronengelb und Zinnoberrot. [Illustration: Abb. 122. Sparbüchse aus Holz.] Von den genannten Farben werden nach Belieben eine oder zwei ausgewählt; will man das Ornament indessen in drei Tönen malen, so hält man sich an die beschriebenen Zusammenstellungen. Sehr wirksam ist ein gelber Grund mit schwarzem Ornament. Die +Umrandung+ des +Schlitzes+, die vorstehende +Leiste+ und die +Füße+ der Sparkasse werden am besten in +einer+ Farbe gehalten. Ist die Malerei vollständig aufgetrocknet, so lackiert man sie. Es gibt in den einschlägigen Geschäften den bekannten +Hochglanzlack+, wenn man aber keine weitere Verwendung dafür hat, lohnt es sich nicht, ihn für diese kleine Arbeit zu kaufen. Man stellt ihn selber her, indem man in einer Medizinflasche +Brennspiritus+ mit +Schellack+ auflöst. In der Farbenhandlung oder in der Drogerie, wo der Schellack erhältlich ist, wird die Größe des Gegenstandes, der lackiert werden soll, angegeben, danach richtet sich die Menge von Schellack und Brennspiritus, die man mischen will. Je mehr Schellack verwendet wird und je stärker der Brennspiritus ist, desto kräftiger wirkt der Glanz; genügt er nicht, so läßt man ihn gut auftrocknen und lackiert nochmals, bis ein heller Hochglanz erreicht ist. ~c~) Brieföffner Ein sehr praktisches Geschenk ist der +Brieföffner+ (Abb. 123), der auf keinem Schreibtisch fehlen dürfte und besonders geschätzt wird, wenn er als Handarbeit auftritt. Er eignet sich für Damen und Herren in gleicher Weise, paßt für alt und jung und kommt sowohl als „ernsthaftes“ Geschenk zu Geburts- und Namenstagen, zu Weihnachten und als Gastgeschenk, wie auch als „lustiges“ Geschenk in Betracht, zum Beispiel zu Silvester, oder wenn man Gegenstände für Lotterien, Julklapp, Tafelspenden braucht. Ein +Brieföffner+ ist eine sehr nützliche Sache, die man häufig in die Hand nimmt, und wenn man darauf schreibt „Zur Erinnerung“, so wird der oder die Beschenkte die fleißige Spenderin ganz bestimmt nicht so bald vergessen, umso eher, als hölzerne Handarbeiten, wenn sie gut gearbeitet sind, sehr lange halten. [Illustration: Abb. 123. Brieföffner.] Man sägt ihn aus 3 Millimeter starkem +Ahornholz+ mit der +Laubsäge+ aus, das Muster in Dolchform zeigen wir auf nebenstehender Zeichnung. Die Kanten des Griffes werden rund gefeilt, die Schneide feilt man scharf, damit sie gut schneidet. Damit alle Unebenheiten verschwinden, überreibt man die Formen mit Sandpapier, bis sie sauber und glatt sind. Zum Schluß wird der Dolch mit einer Holzbeize angestrichen und mit Beizenlack überzogen. Naturfarbene Beizen wirken am besten, man wähle Eiche, Polisander, Ebenholz oder Silbergrau. Wer den Brieföffner farbig halten möchte, beize ihn mit Holzfarben in Lila, Blau, Braun oder Grün, Rot sieht nicht sehr fein aus; Widmungen schreibt man in natürlicher Schrift, bevor der Lack aufgetragen wird, am besten mit schwarzer Ausziehtusche. Weiße Tinte, in Farbengeschäften wie die Lacke und Beizen erhältlich, kann man für einen Grund verwenden, von dem eine schwarze Schrift nicht genügend abstechen würde. 39. Hampelmann [Illustration: Abb. 124. Hampelmann.] Der Hampelmann ist nur für die Kleinsten gedacht. Wir bringen eine Zeichnung (Abb. 124), aus der man die Herstellungsweise sehr deutlich erkennen kann. Aus dünnem Holz wird die Figur mit der Laubsäge ausgesägt, man kann sie indessen auch aus starker Pappe ausschneiden. Dann malt man sie recht farbig an; für Holz kommen +Lack-+, +Öl-+ und +Wasserdeckfarben+ in Betracht. Öl- und Wasserdeckfarben (+Guasch-+ und +Temperafarben+) müssen mit entsprechendem Firnis bestrichen werden, wenn die Farben vollständig aufgetrocknet sind. Man achte darauf, daß für +Ölanstrich+ ein +Terpentinlack+, für +Wasserfarbenanstrich+ ein +Spirituslack+ verwendet wird. Man kann diesen aus Brennspiritus und Schellack selber herstellen; in einer Medizinflasche wird Schellack mit Brennspiritus vermischt und tüchtig geschüttelt. Im Drogen- und Farbengeschäft wird die Schellackmenge nach der Menge Spiritus berechnet, die sich wieder nach der Größe des Gegenstandes richtet, der lackiert werden soll. Es gibt käuflichen fertigen Lack in Flaschen und lose, es lohnt aber nicht, ihn zu kaufen, wenn es sich um so kleine und ziemlich wertlose Gegenstände handelt. -- Dem +Hampelmann+ zieht man feuerrote Hosen, eine gelbe Bluse und knallblaue Schuhe an, setzt ihm einen giftgrünen Hut auf, malt Hände und Gesicht rosa, pinselt Augen, Mund, Nase in der üblichen Weise nach Belieben und lackiert das Ganze erst dann, wenn die Malerei völlig trocken ist, was bei Ölfarbe ziemlich lange, manchmal einige Tage, dauert. Handelt es sich um ein eiliges Geschenk, so sind +Wasserdeckfarben+ mehr zu empfehlen, sie trocknen in 24 Stunden auf. Der +Ölfarbenfirnis+ muß auch tagelang trocknen, es hat keinen Zweck, diesen Vorgang beschleunigen zu wollen, indem man die Arbeit auf die heiße Herdplatte oder in die Ofenröhre legt, im Gegenteil, man zerstört die Arbeit, da die Farben abspringen. Das gilt auch für den +Wasserfarbenlack+, den man, ohne das Stück zu berühren, auftrocknen lassen muß, damit sich keine Fingerabdrücke darauf zeigen. Arme und Beine werden befestigt, indem man an den betreffenden Stellen (siehe Bild!) Löcher bohrt, einen entsprechend langen Draht durchzieht, der hinten und vorn um die Spitze eines Bleistifts gedreht und dann fest angedrückt wird, damit man sich nicht daran sticht. Zum Schluß wird die Verschnürung, die Hampelvorrichtung, ausgeführt, wie sie auf unserer Zeichnung angegeben ist. 40. Flaschenkork Wir zeigen auf unserm Bilde (Abb. 125) einen sehr lustigen +Schmuckkork+, der mit einfachen Mitteln hergestellt werden kann. Der +Glücksvogel+, der mit Tischlerleim auf den neuen Flaschenkork aufgeleimt ist, besteht aus einer großen und einer kleineren Holzperle, die Rumpf und Kopf des Vogels darstellen. Die Kopfperle ist entsprechend abgesägt und mit Tischlerleim auf die untere Perle aufgeleimt. Auch diese ist an der unteren Seite abgeplattet, damit der Vogel recht fest -- ohne Füße -- auf dem Kork sitzen kann. Der Schwanz besteht aus einem entsprechend geformten Stückchen Holz, das in die Perle hineingeleimt wird, nachdem diese mit dem Messer oder mit dem Bohrer vorbereitet worden ist. Dasselbe gilt von dem Schnabel, der aus einem Stückchen Zahnstocher oder einem angespitzten Streichholz besteht. Ist der +Glücksvogel+ in dieser Weise hergerichtet, so wird er bemalt. Man verwendet Wasserdeckfarben, zum Beispiel Tempera-, Leim- oder Guaschfarben, die, wenn sie aufgetrocknet sind, mehrmals mit Spirituslack überzogen werden, bis sie Hochglanz bekommen. Jeder Firnisaufstrich muß völlig aufgetrocknet sein, ehe man mit dem nächsten beginnt. Der Firnis wird mit einem Borstenpinsel aufgetragen. Man bemalt den Vogel möglichst bunt, Kopf und Rumpf hält man feuerrot, die Brust zitronengelb, den Schwanz grasgrün oder tütenblau, den Schnabel orangegelb. Die Augen bestehen aus schwarzen Punkten, auf dem Kopf stehen seitwärts ein paar gelbe Blattornamente, auf der Brust kirschrote Tupfen, auf jedem Flügel drei zitronengelbe oder tütenblaue Punkte, auf dem Schwanz zwei orangegelbe Tupfen. Wenn man mehrere dieser lustigen Glücksvögel herstellen will, ist es ratsam, sie nicht in gleichen Farben zu bemalen, sondern mit den Farben abzuwechseln; auf alle Fälle müssen die Korkverzierungen recht bunt wirken. Man achte darauf, daß der Schmuckkork bis ins kleinste sauber und sorgfältig ausgeführt wird, sowohl was die Malerei, als das Kleben anbelangt; wenn der Glücksvogel beim Gebrauch auseinandergeht, wenn er schief aufgeleimt ist, hat die ganze Arbeit ihren Sinn verloren, umso eher, als es sich hierbei nicht um einen wertvollen Gegenstand handelt. [Illustration: Abb. 125. Glücksvogel als Flaschenkork.] VI. Kapitel Papp- und Papierarbeiten 41. Allerlei Spiele Die Vereinfachung der Gebräuche, die für unsere Zeit besonders typisch ist, die Einschränkung der gesamten Lebenshaltung, die mehr als je an die Häuslichkeit geknüpft ist, bringt es mit sich, daß auch die Geselligkeit einfachere Formen annimmt als in den früheren Jahren. Man feiert Feste, besonders Geburtstage, im engeren Verwandten- und Freundeskreise und pflegt besonders im Winter die Geselligkeit im eigenen Heim. Das gilt sowohl für die ältere als auch für die jüngere Generation; die „Kränzchen“ sind wieder modern geworden, bei denen es nicht so sehr auf die mehr oder weniger reichhaltige „Aufwartung“ als auf die Unterhaltung ankommt. Gesellschaftspiele kommen wieder auf, alt und jung belustigt sich an diesen Unterhaltungen, die oft nur einen harmlosen Zeitvertreib, manchmal aber auch ein geistiges Vergnügen darstellen. Man soll solches Zusammenspiel nicht unterschätzen, im Spiel erkennt man frühzeitig die Charaktere der einzelnen Mitspieler, das Gesellige, Liebenswürdige, Kameradschaftliche kommt hierbei unverfälscht zum Ausdruck, und am reizvollsten sind die Gesellschaftspiele, bei denen groß und klein vereinigt sind. Schach und Halma sind die bekanntesten Spiele, die indessen größere Anforderungen an die Partner stellen; es gibt aber auch eine Anzahl hübscher Spiele, die „leichter“ sind und schon darum viele Freunde haben. [Illustration: Abb. 126. Lottospiel.] Solche Spiele selber herzustellen, dürfte manchem jungen Mädchen Spaß machen, abgesehen davon, daß die verringerten Kosten dabei mit ins Gewicht fallen. Es gehören geschickte Hände dazu und eine gewisse Sorgfalt, sonst kommt nichts Rechtes dabei heraus; wer sich aber Mühe geben will, wird viel Freude am Ergebnis haben. Da ist zunächst ein +Lotto+, von dem wir ein Bild (Abb. 126) bringen. Die Tafeln läßt man sich beim Buchbinder schneiden. Man braucht 6 Tafeln zu 14 mal 21 Zentimeter, dazu gehören 6 Decktäfelchen zu 6 mal 6 Zentimeter. Jede der großen Tafeln wird in 6 Felder eingeteilt. Auf diese große Tafel und je ein Decktäfelchen wird je ein gleiches Bild gezeichnet, dies Bild wird farbig angetuscht, mit schwarzer Ausziehtusche umrandet und mit Bohnerwachs leicht poliert. Man reibt das Bohnerwachs mit einem reinen, weichen Lappen auf die Fläche, es darf nur wenig Bohnermasse verwendet werden, da der Überzug ganz dünn sein soll. Mit einem zweiten Lappen wird nachgerieben; die Wachsschicht dient dazu, die Tafeln, die viel angefaßt werden, vor Fingerabdrücken zu schützen. Aus unsern Bildern kann man sehr genau erkennen, wie die Sache gemacht wird; das beste daran ist die amüsante Ausgestaltung, die nach eigenem Ermessen möglichst phantastisch sein soll. Es gibt Lieder-, Gedichte- oder Sprichwörterlottos; auf die Decktafel schreibt man das Lied, das Sprichwort oder das Gedicht auf und illustriert es mehr oder weniger einfach; auf die große Tafel muß das Bild gemalt oder gezeichnet werden. Ebenso unterhaltend ist das +Domino+ (Abb. 127 und 128) und besonders das +Bilderdomino+, zu dem 36 Karten aus Pappe gehören, die am besten vom Buchbinder geschnitten werden, damit sie recht gleichmäßig werden. Die Größe 5 mal 10 Zentimeter bewährt sich sehr, ist handlich und dafür geeignet. Statt Zahlen, wie üblich, beim Domino aufzuschreiben, wählt man Bilder, die auf die Karten aufgezeichnet werden. Für größere Kinder wählt man ein +Dominospiel aus zusammengesetzten Wörtern+. [Illustration: Abb. 127. Dominospiel. Von Liselotte Volk.] Noch nicht allzu bekannt, aber sehr beliebt ist das +Angelspiel+, bei dem es besonders auf die Geschicklichkeit ankommt. Man schneidet aus dünner Pappe eine Anzahl +Fische+ (Abb. 129) aus, es können auch +Frösche+ dabei sein, denn man angelt schließlich auch mal einen Frosch; diese Tiere werden farbig angepinselt, durch das Maul eines jeden Fisches oder Frosches wird ein kleiner dünner Drahtring gezogen. Wir bringen auf unseren Bildern eine Anzahl solcher „Muster“, nach denen man sich recht gut richten kann; im übrigen kann jeder nach Belieben seine Lieblingsfische ausschneiden und bemalen und das Naturgeschichtsbuch zu Hilfe nehmen. Am besten ist die Wirkung, wenn man die Fische mit Aquarellfarben aus dem Tuschkasten bemalt und die Umrißlinien mit schwarzer Ausziehtusche nachzieht. Dies gilt besonders für die Flossen, Augen, Schuppen und Kiemen. Auch Temperafarben kann man dafür verwenden; wer mit Ausziehtuschen umzugehen versteht -- das Mischen dieser Tuschen will verstanden sein -- wird auch diese Farben verwenden können; sie haben einen frischen Glanz, der für die Fische und Frösche recht gut passen dürfte. Pastellstifte kann man zum Bemalen verwenden, wenn man die fertigen Stücke mit Fixativ behandelt, damit sie beim Spielen nicht abfärben. Dies gilt für die Herstellung der Fische und Frösche. Nun wird das +Aquarium+ hergestellt. Eine Hut- oder Herrenkragenschachtel eignet sich am besten dazu, das Wasser muß man sich dazu denken. Die Fische und so weiter werden auf den Grund der Schachtel gelegt, je tiefer diese ist, desto unterhaltender gestaltet sich das Spiel, denn die Mitspielenden müssen versuchen, mit einem Magneten, der an einer entsprechend langen Angelschnur befestigt ist, die Wasserbewohner herauszufischen; wer am meisten fängt, ist Sieger. Ist das Aquarium sehr groß und die Zahl der Mitspielenden dementsprechend, so können sich mehrere Angler zugleich betätigen, andernfalls würden sich die Angelschnüre verwickeln. [Illustration: Abb. 128. Domino.] [Illustration: Abb. 129. Fische für das Angelspiel.] [Illustration: Abb. 130. Spiel: Fliegende Hüte.] Noch weniger bekannt ist wahrscheinlich das Spiel „+Fliegende Hüte+“ (Abb. 130), bei dem es viel mehr als beim Lotto auf besondere Gewandtheit ankommt. Den Boden einer Pappschachtel durchlocht man in Zwischenräumen von 1 bis 2 Zentimeter. Die Löcher sollen 3 Zentimeter Durchmesser haben, die Schachtel wird umgedreht auf dem Tisch, der als Spieltisch dienen soll, aufgestellt, also mit dem Boden nach oben. Dann wird ein Sprungbrett hergestellt: Paketknebel mit einem Brettchen aus Zigarrenkistenholz, Größe 4 mal 15 Zentimeter. Nun stellt man die Hütchen her, aus buntem Papier, von jeder Farbe sechs Stück. Wir bringen einen Schnitt für die Abwicklung des Kegels (Abb. 131), in die Spitze der Hütchen wird je eine Schrotkugel mit Fischleim oder Tischlerleim geklebt. Das Spiel besteht darin, daß man versucht, mit dem Sprungbrett die Hütchen in die Löcher zu schleudern. Der Packknebel wird unter das Brettchen fest aufgeleimt, er liegt parallel der Schmalseite des Brettchens; da wir aus der Turnstunde derartige Sprungbretter kennen, ist ein Mißverständnis wohl ausgeschlossen. Die Hütchen sollen wie Zuckerhüte aussehen; wenn man mit dem Zeigefinger auf die richtige Stelle des Sprungbrettchens fest drückt, dann fliegen die Hütchen kopfüber in die Löcher; wer am meisten trifft, ist Sieger. Das ist ein Spiel, das auch größeren Knaben und Mädchen Vergnügen machen dürfte, besonders, wenn das Spielzeug nicht allzu einfach aussieht. So kann man zum Beispiel nicht nur die Hütchen farbig halten, sondern auch die Schachtel bunt bekleben. Die runden Löcher wird man, damit sie recht sauber werden, vom Buchbinder stanzen lassen. Will man das Hütchenspiel als Geschenk verwenden, wozu es sich besonders gut eignet, so wird man sich gern ein wenig mehr bemühen, als wenn es für den eigenen Hausgebrauch hergestellt werden soll. So kann man den Schachteldeckel in derselben Art wie die Schachtel bunt bekleben; verschließt man nun nicht die offene, sondern die gelochte Bodenseite, so schont man die Löcher, außerdem wirkt das Spiel vollkommener. Um die Löcher kann man mit Temperafarben kleine Ornamente pinseln, auch die Hütchen können am Rand in dieser Weise verziert werden. Die Ziellöcher müssen ganz besonders sorgfältig ausgeklebt werden. Den Schachteldeckel kann man bemalen; geometrische Muster, Punkte in verschiedenen Größen und Farben, zu Mustern zusammengesetzt, passen für dieses Spiel am besten, ganz gleich, ob sie für den Deckel, die Schachtel oder für die Hütchen verwendet werden sollen. Um die Schachtel widerstandsfähiger zu machen, kann man sie mit Lackfarbe anstreichen, man wähle einen kräftigen Ton, zum Beispiel Feuerrot, Briefkastenblau, Grasgrün oder Orangegelb. Wer die Löcher in der Schachtel selber ausschneiden will, zeichne sie sorgfältig auf, am besten mit Hilfe des Zirkels, schneide sie mit der Schere aus und feile mit einer Rundfeile nach, weil sonst Ecken und Kanten stehen bleiben würden. [Illustration: Abb. 131. Schnitt eines Hütchens.] 42. Geduldspiele Man kann auf billige Weise ein sehr unterhaltsames Geduldspiel selber herstellen, das besonders den kleineren Geschwistern und deren Freunden viel Vergnügen bereiten dürfte. Es ist das „+Geduldspiel+“, mit dem sich eine ganze Kindergesellschaft stundenlang die Zeit vertreiben kann. Für Regentage in den Ferien, falls es sich um schulpflichtige Knaben und Mädchen handelt, ist es wie geschaffen; man kann dieses Spielzeug auch mit auf die Reise nehmen, da es nicht allzuviel Platz einnimmt und unzerbrechlich ist, ein großer Vorteil für ein Spielzeug. Es besteht aus +Bildern+ jeder Art, die auf Holz oder Pappe aufgeklebt werden; man leimt sie mit dünnem Tischlerleim auf, beschwert die Plättchen oder Klötze mit dicken Büchern, damit sie sich beim Trocknen nicht werfen, läßt sie 24 Stunden liegen und sägt sie, wenn sie vollständig glatt und trocken geworden sind, mit der +Laubsäge+ in kleine Teile, die von den Kindern wieder zusammengesetzt werden sollen. +Ansichtskarten+, +Reklamebilder+, +Zeitungsillustrationen+ und so weiter eignen sich sehr gut dafür; am liebsten werden sich die Kleinen solche Stücke zusammensetzen, auf denen Kinder, Blumen, Tiere abgebildet sind. Zu diesem Spielzeug geben wir keine Abbildung, da es sich auch ohne diese nach unserer Beschreibung sehr leicht und schnell anfertigen läßt. 43. Feine Buntpapierarbeiten Da in vielen Schulen Klebearbeiten gelehrt werden und sich manches junge Mädchen für diese hübsche, saubere Technik interessiert, bringen wir auf unsern Bildern einige Anregungen für moderne Formen und geschmackvolle Ausstattung solcher Kleinarbeiten. In der Biedermeierzeit waren Buntpapierarbeiten besonders beliebt. Es gab damals die sogenannten „Papeterien“, das waren bunte Kassetten, in denen verschiedene Karten und Kärtchen zu mancherlei Gelegenheiten eingeordnet waren. Diese „Papeterien“ waren nahe Verwandte unserer heutigen Briefkassetten, auf alle Fälle waren es sehr oft Meisterwerke der Buchbindekunst. Auch kleine Döschen und Rähmchen, Schachteln und Schächtelchen zeigten bunten Papierschmuck, der in späteren Jahren in einer verkommenen Art wieder auftauchte, als man begann, Kammkästen, Schmucktruhen und so weiter aus Pappe herzustellen und dies Machwerk mit farbigen Tapeten zu bekleben. Das war nun wirklich sehr geschmacklos, und diese Kulturgreuel kamen sehr schnell wieder ab. [Illustration: Abb. 132. Fusselkörbchen für die Nähmaschine.] Jahrzehntelang hat man sich mit derartigem Kunstgewerbe nicht mehr beschäftigt, jetzt beginnt es langsam wieder hochzukommen und größeres Interesse zu erregen. Es gibt viele junge Mädchen, die es verstehen, ihre kleine Bibliothek selbst einzubinden, Schreibmappen herzustellen, Markenkästen, Briefkassetten zu arbeiten. Das sind nützliche Beschäftigungen, die gefördert werden sollen, denn hier kommt es darauf an, das Augenmaß zu verbessern, die peinlichste Akkuratesse zu üben und den Geschmack zu heben. Das Handwerkliche ist dabei die Hauptsache; wenn der Deckel auf dem Kästchen nicht paßt, ist die schönste Farbe kein Heilmittel dagegen. Auf unsern Bildern zeigen wir eine Anzahl von gefälligen Mustern, die zum Nacharbeiten empfohlen werden können. Da ist ein Fusselkörbchen (Abbildung 132) für die Nähmaschine; das Papier ist grün-lila-gelb, der Innenraum grün tapeziert. [Illustration: Abb. 133. Schmuckschachtel.] Das zweite Modell (Abb. 133) ist eine Schmuckschachtel, sehr modern in der Linie mit dem hohen zuckerhutförmigen Deckel. Dieser kleine Behälter ist hellblau, rötlichgelb abgepaspelt, der Deckel ist grau, das Innere rötlichgelb. Etwas einfacher ist der schalenartige, deckellose Behälter, den unsere umseitige Abbildung 134 zeigt. Er ist sechseckig, für Besuchskarten und andere trockene Kleinigkeiten bestimmt, und gehört auf einen Dielentisch oder auf einen Ankleidetisch, wo er sich zum Aufbewahren von Nadeln und dergleichen recht gut eignet. Er ist grau, rötlichgelb abgepaspelt und hellgrün. [Illustration: Abb. 134. Schale für die Diele oder den Ankleidetisch.] [Illustration: Abb. 135. Bonbonniere.] Unser viertes Muster (Abb. 135) eignet sich als Bonbonniere, wenn man es recht sorgfältig mit auswechselbarem Stanniol- oder Seidenpapier auslegt, um es sauber zu erhalten. Sonst paßt es auch für den Spiegeltisch, für Nadeln und andere Kleinigkeiten. Es ist hellblau mit Gold gehalten, innen ist gelbes Papier mit Goldpunkten; die Füße sind schwarz. Das geschmackvoll gemusterte Papier wirkt sehr hübsch, solche Papiere sollte man den andern, weniger ausdrucksvollen Papieren vorziehen. [Illustration: Abb. 136. Markenkästchen für den Schreibtisch.] Unser letztes Modell (Abb. 136) zeigt ein Markenkästchen für den Schreibtisch. Indessen eignen sich auch andere Formen für diesen Zweck, wenn die quadratischen Einteilungen gemacht werden. Es ist mit lederartigem gelbem Papier beklebt. Der Innenteil zeigt lila-gelb-braunes Batikpapier, die Füße sowie der Deckelknopf sind schwarz gehalten. 44. Behälter aus Kartonpapier Häufig kommt es vor, daß man Kleinigkeiten verschenken oder verschicken muß. Die einfache Papierpackung soll durch eine geschmackvolle Umhüllung ersetzt werden; diese Umhüllung darf nicht viel kosten, man will sie recht schnell herstellen, sie soll nicht wie eine Handarbeit wirken, darf keineswegs zu Gegenleistungen verpflichten; da kommt es nun wirklich darauf an, seine Geschicklichkeit zu zeigen. [Illustration: Abb. 137. Schälchen aus grauem Karton mit Ausschneidemuster.] Wir geben auf unsern Bildern (Abb. 137 bis 139) einige Beispiele, wie solche Behälter für Kleinigkeiten, die noch „im letzten Augenblick“ angefertigt werden können, aussehen. Da ist ein +Schälchen+ (Abb. 137) und ein +Kästchen+ (Abbildung 138), beide Modelle sind sehr niedlich und praktisch. Wenn man Geburtstags- und Weihnachtspakete zusammenstellt, wenn für die Sommerreise allerlei verpackt werden soll, wenn etwas für den Umzug gestiftet werden soll, ist solch ein Behälter sehr brauchbar; er kann nicht nur leicht hergestellt, sondern ebenso leicht wieder zusammengelegt werden, und -- überhaupt -- wer spricht da noch viel über solche Kleinigkeiten! Sie passen für trockenes +Konfekt+, +Pfefferminzplätzchen+, +Süßigkeiten+, die noch schnell ins Abteil gereicht werden, wenn man Freunde und Verwandte zur Bahn begleitet. Man verwendet sie in Kästchenform für kleines +Nähzeug+, +Briefmarken+, +Spielpfennige+, für +kleine Reiseandenken+, einfachen +Schmuck+, +Fingerhüte+, die man mitbringt, besonders wenn es sich um Kleinigkeiten für Kinder handelt. Die Verwendungsmöglichkeit solcher Kartonschälchen und -kästchen ist fast unbegrenzt. Man kann sie in verschiedenen Größen herstellen, mehr oder weniger farbig, ganz nach Belieben. Auch für +Schreibtischutensilien+ eignen sich die offenen und geschlossenen Kartonarbeiten recht gut. Als +Grundmaterial+ wird Kartonpapier verwendet, darauf zeichnet man den Schnitt sorgfältig auf (Abb. 139). Dann ritzt man die Seiten, die geknickt werden sollen, auf der +äußeren+ Seite ein, schließlich schneidet man die Kästchen mit dem Messer aus, leimt die Seiten mit Tischlerleim zusammen oder befestigt sie mit Metallklammern, wie wir es auf unsern Bildern zeigen. Zum Schluß bemalt man die Innenseite der Schale oder den Deckel des Kästchens mit einer Wasserdeckfarbe, am besten Guasch- oder Temperafarbe. Viel malerischer ist die Wirkung, wenn man Buntpapier ausschneidet und das Ornament mit einem Papierleim, zum Beispiel Fischleim, möglichst sauber aufklebt. Das Ornament muß in der Mitte stehen und darf nicht krumm und schief aussehen. Sehr einfach ist die Verzierung auf dem +Kästchen+; da sehen wir +Kugeln+ aus Buntpapier, die in regelmäßigen Abständen voneinander in einem Kreise aufgeklebt sind. Mit Geldstücken erzielt man die runde Form, der Kreis wird mit dem Zirkel gezogen, mit dem Zirkel teilt man auch die Abstände ein. Statt Buntpapier kann man für diese kleinen Ornamente auch farbiges Papier verwenden, wie wir es von Schokolade-, Seifen-, Konfekt- und Kerzenverpackungen her kennen, je bunter, desto besser. Das Grundmaterial -- Kartonpapier -- finden wir in jedem Haushalt vor, wenn wir uns umsehen; es kommt nicht so sehr auf die Farbe an, wenn es nur nicht fleckig ist. [Illustration: Abb. 138. Behälter aus Karton mit aufgeklebten Mustern.] Will man die niedlichen Behälter kleineren Kindern schenken, so genügt es schließlich, wenn man auf Klebe- und Maltechnik verzichtet und die Kartons mit bunten Bildchen, sogenannten Oblaten verziert. Man kann auch aus Reklame- oder Ansichtskarten geeignete Motive, zum Beispiel Tiere, Tierköpfe, Blumen und so weiter ausschneiden und auf den Karton kleben. Die hübschen Basteleien eignen sich auch für Kinderbeschäftigung; sie lassen sich leicht erklären, machen viel Spaß und gehören zu den nützlichen Handfertigkeiten, die von groß und klein geschätzt werden. Wir fügen einige Schnitte bei (Abb. 139), aus denen zu ersehen ist, wie eine Bleistiftschale, ein Kästchen mit angeschnittenem Deckel, als Markenkästchen gedacht, eine einfache Mappe in dieser Technik am besten nachgearbeitet werden können. [Illustration: Abb. 139. Schnitte für Kartonarbeiten.] 45. Schmuckpapier +Schmuckpapier+ gehört in das Buchbinderfach. Seine Herstellung ist altes Kunsthandwerk, das mit dem Buchgewerbe eng zusammenhängt und als +Handwerk+ in früheren Jahren außerordentlich in Gunst stand. +Bücher+ mit +Einbänden+ aus +Schmuckpapieren+ waren sehr beliebt, Buchhändler und Büchersammler legten großen Wert auf schöne Schmuckpapiere; es gehörte zum Buch wie der gute Druck. Als die Maschine sich auch des Schmuckpapiers bemächtigte, gingen die +handgearbeiteten+ Papiere zurück. Die Maschinendruckpapiere wurden so billig hergestellt, daß es sich nicht mehr lohnte, handgearbeitete Schmuckpapiere anzufertigen; so kam ein uralter Handwerkszweig fast in Vergessenheit. In allerletzter Zeit ist man wieder darauf zurückgekommen, man findet wieder Gefallen am +handgebundenen Buch+, an +handgeschriebenen+ Texten, an +handgearbeiteten+ Vorsatzpapieren. Bücher, die in dieser Art geschmückt sind, bilden den Stolz der Hausbibliotheken; die Jugend hat Freude an solchem Handwerk, sie hat auch Zeit dazu, es auszuüben, sie lernt schnell alle Handgriffe und bringt bei einiger Übung mancherlei Geschmackvolles zustande. [Illustration: Abb. 140. Schmuckpapier.] Hübsche Schmuckpapiere kann man sehr vielseitig verwenden, nicht nur als Buchschmuck. Zum Bekleben von +Kassetten+ verschiedener Art, +Dosen+, +Mappen+, +Kalenderrückwänden+, +Notizblöcken+ eignen sie sich ganz besonders; wer sorgfältig arbeitet, wird auf diesem Gebiet sicherlich manchen Erfolg haben. Das einfachste Schmuckpapier, das auch von Anfängern gern hergestellt wird, ist das +Kleisterpapier+. Es besteht aus Papier, Farbe und Kleister und kann schnell und fast kostenlos angefertigt werden. Als +Grundmaterial+ kommen verschiedene Arten Papier in Frage: +Zeichen-+, +Ton-+, +Pack-+, +Konzept-+ und +Einwickelpapier+. Soll das Schmuckpapier stark sein, so verwendet man starkes Papier, für kleine Gegenstände genügt meist dünnes Grundmaterial. Zum +Aufstreichen+ verwendet man sogenannte +Leimpinsel+, das sind Borstenpinsel, die in beliebiger Stärke in Farbengeschäften und Drogerien erhältlich sind. Den +Kleister+ kann man selber herstellen; Stärkekleister eignet sich für diese Zwecke am besten; Reisstärke, die in jedem Haushalt gebraucht wird, benutzt man auch zur Anfertigung von Schmuckpapieren. In einem halben Glase Wasser löst man einen Eßlöffel voll Reisstärke auf, man nimmt dazu kaltes Wasser, damit die Stärke nicht kleine Klümpchen bildet. Dann läßt man ½ Liter Wasser kochen, am besten in einer sauberen Konservenbüchse, die das Doppelte faßt, und gießt, wenn es kocht, die aufgelöste Stärke unter ständigem Rühren in das Wasser hinein. Sehr bald entsteht ein dünner Brei, der nach dem Aufkochen vom Feuer genommen wird. Erst wenn der so entstandene Kleister völlig erkaltet ist, darf man ihn verwenden. Um dem Kleister die entsprechende +Farbe+ zu geben, benutzt man +Leimfarben+, die in Pulverform in den Drogerien und Farbengeschäften erhältlich sind. Das Auflösen dieser Farben geschieht in kleinen Näpfen, in Salbentöpfchen, in Tassen oder irgendwelchen Töpfchen; mit Wasser wird ein dicker Brei hergestellt, den man mit einem ausgedienten Federhalter oder einem Pinselgriff so lange verrührt, bis er flüssig ist und keine Klümpchen mehr zeigt. Wenn man die Farben nicht sehr sorgfältig verrührt, werden sie körnig, die Farbkörnchen lösen sich auf dem Papier beim Aufstreichen auf und verderben das Muster. Da sich die Farben meist nicht lange halten, sondern leicht schimmelig werden, soll man nur so viel anrühren, wie man braucht, was sich bei einiger Übung sehr bald feststellen läßt. [Illustration: Abb. 141. Vorsatzpapier.] Ist das Material zusammengestellt, so beginnt die Arbeit: Man vermengt in einer Untertasse so viel Kleister mit der Farbe, daß er einen kräftigen Ton zeigt; am besten ist es, erst den Kleister in entsprechender Menge in das Gefäß zu füllen und nach und nach die Farbe dazuzugeben, unter ständigem Verrühren, damit die Mischung gleichmäßig wird. Dann macht man auf billigem Papier allerlei Pinselübungen, unter möglichster Schonung der Tischplatte, die durch Unterlagen (Zeitungsbogen) vor Kleisterspritzern geschützt werden muß. Zuerst streicht man mit dem Pinsel gerade Linien und Wellenlinien auf; wenn man beim Streichen den Pinsel kräftig aufdrückt, entstehen Muster, wenn man den Pinsel steil oder schräg aufstellt, ihn auf dem Papier dreht und hin und her schiebt, entstehen wieder andere Formen. Wird nun der Bogen glatt zugestrichen und darauf solche Pinselübung regelrecht betrieben, so entstehen immer weitere Muster, die schließlich nach Belieben aufgesetzt werden. Bei diesen Pinselübungen braucht es nicht zu bleiben, man kann allerlei „+Stempel+“ verwenden, die man selber herstellen kann, wenn man mit einem scharfen Messer Kreuze und andere leichte Muster in Flaschenkorke schneidet und diese „Stempel“ auf das grundierte Papier drückt. Außer Kork gibt es noch andere geeignete Materialien, zum Beispiel +Gummistücke+, +Radiergummi+, +Kartoffel+- und +Mohrrübenscheiben+, in die man beliebige Stempel hineinschneiden kann. Wenn man in bestimmten Abständen mit der +Fingerspitze+ auf das Papier tupft oder bestimmte Linien zeichnet, entstehen Muster; aus +Knöpfen+, +ungespitzten Bleistiften+, +dicken Buntstiften+ in Holzfassung, mit +Schwämmen+, die in Farbe eingetaucht und über dem Papier ausgedrückt oder ausgespritzt werden, kann man gute Formen und Farbwirkungen erzielen. Eine Art +Batik+ erreicht man, wenn man das gefärbte Papier zusammenballt und wieder ausbreitet. Will man ein +geädertes+ Schmuckpapier haben, so bespritzt man das Papier mit verschiedenen Farben und hält es so lange senkrecht, bis durch das Herunterlaufen der Farben das gewünschte Adermuster entstanden ist. Sehr originelle Musterungen erzielt man mit +kleinen Blechdosen+, Schuhputz- und Cremedosen, mit +Zigarettenspitzen+ aus +Papier+, mit +Weidenkätzchen+; auch +Streichhölzer+, +Hasenpfoten+, +Watte+ und +Pappstreifen+ kann man verwenden. +Pappstreifen+ ergeben je nach ihrer Form schmale und breite, gerade, gebogene oder Wellenlinien. Wird ein Bogen gleichmäßig mit Kleisterfarbe bemalt, in der Mitte gebrochen, mit den nassen Hälften wieder zusammengelegt, daß er ganz schnell zusammenklebt, und wieder auseinandergenommen, so entsteht beim Auseinanderziehen ein brauchbares Muster. +Marmorierungen+ erzielt man, wenn man mit großen +Vogelfedern+ arbeitet; ähnliche Wirkungen kommen heraus, wenn man +Seidenpapier+ zusammenbauscht und darüber fährt; statt des zerdrückten Seidenpapiers kann man auch +Watte+ zum Marmorieren benutzen. Wenn man aus starker Pappe einen „Kamm“ ausschneidet und über das Grundierte fährt, entstehen allerlei Muster; es kommt darauf an, ob man den Kamm gerade oder schräg aufsetzt, ob die „Zähne“ des Kamms schmal oder breit sind. Wer sich mit solchen Kleisterpapieren beschäftigt, wird sehr bald selber auf mancherlei Möglichkeiten kommen; mit einiger Phantasie gelingen die amüsantesten Muster, und wenn noch eine längere Übung dazukommt, können die Papiere kaum mißlingen. [Illustration: Abb. 142. Schmuckpapier. Entwurf und Ausführung: Liselotte Volk.] Man kann die Papiere in +Quadrate+, +Zickzacklinien+ und +Wellenlinien+ aufteilen. +Helle Bänder+ entstehen, wenn man mit einem leicht zugespitzten Stück Pappe in die grundierte Fläche hineinzeichnet. Diese Bänder können beliebige Formen haben. Ist ein Muster mißlungen, gefällt die Farbe nicht, so ist der Schaden sehr schnell behoben. Man streicht das Muster wieder zu und beginnt von neuem; Grundfarben muß man mit dem nassen Schwamm abwaschen. Wenn ein Ton zu dunkel geworden ist, so wird er wieder aufgelichtet, indem man reinen Kleister darüberstreicht. Ist der Kleister zu dick, so gibt man mit einem Pinsel oder einem Schwamm reines Wasser auf das Papier; Wasser hilft auch, wenn die Kleisterfarben zu zäh und dickflüssig geworden sind. Je fester der Kleister ist, desto schärfer und dünner werden die Formen; will man also verschwimmende Ornamente erzielen, so muß man den Kleister verwässern. [Illustration: Abb. 143. Aufsetzen des Grundes.] Das +Trocknen+ der Kleisterpapiere dauert nicht lange; man breitet sie über Nacht über einigen Lagen Zeitungspapier aus, dann beschwert man sie mit dicken Büchern; dadurch werden sie gleichmäßig glatt und können, nachdem sie getrocknet sind, verwendet werden. Die +Gerätschaften+ muß man sehr sorgfältig behandeln; die +Farbentöpfe+ werden am besten mit Seifen- oder Sodawasser heiß ausgewaschen, ebenso die +Pinsel+, deren Borsten lang ausgezogen werden, ehe man sie, mit den Borsten aufwärts, wegstellt. Bleiben sie mit den Borsten im Kleister stehen, so verbiegen sie sich und brechen sehr bald ab. Statt der beliebten +Leimfarben+ kann man auch +Tempera-+ und +Aquarellfarben+ verwenden; für Übungszwecke dürften sie indessen zu teuer sein. Sehr gut wirken die feurigen +Anilinfarben+, die sich besonders für solche Schmuckpapiere eignen, die zum Beziehen von kleinen Arbeiten, von Kassetten und Dosen verwendet werden. Mit ein paar Tropfen der in heißem Wasser aufgelösten Farbe kann man den Kleister sehr lebhaft färben. Das Farbpulver wird in heißem Wasser flüssig. Man achte darauf, daß die entstandene Farbflüssigkeit nicht zu dünn wird, da sie sonst nicht genügend färbt. Wir zeigen auf unsern Bildern (Abb. 140 bis 143) vier +Kleisterpapiere+, die nach den obigen Beschreibungen entstanden sind. Nummer 1 ist grün mit Goldtupfen; die Goldtupfen sind in Bronzefarbe aufgesetzt, ebensogut kann man auch Silberfarbe verwenden. Das zweite Papier ist in Rot und Grün gehalten, das dritte in Grau, Blau und Weiß, das vierte in Rot mit schwarzen Kreisen. Nebenstehend sieht man, wie der Grund mit breiten Pinselstrichen aufgesetzt wird. Die Kreise werden mit kleinen Blechdosen aufgestempelt. 46. Lampenschirme aus Papier +Lampenschirme+ aus Papier sind seit einigen Jahren sehr beliebt; diese Mode wird sich voraussichtlich noch längere Zeit halten, denn der +Papierlampenschirm+ ist eine sehr stimmungsvolle Bereicherung unserer Wohnungseinrichtung, vorausgesetzt, daß er wirklich geschmackvoll wirkt. Wenn er nicht sehr sauber gearbeitet und in schönen Farben gehalten ist, hat er gar keinen Zweck, dann fällt er nur peinlich auf und kommt als Zimmerschmuck gar nicht in Betracht. Wenn man einen +Papierlampenschirm+ verschenken will, verzichte man darauf, „überraschen“ zu wollen; im Gegenteil, man soll sich erst einmal genau erkundigen, welche Form und Farbe für die betreffende Lampe erwünscht ist, damit der Schirm auch wirklich verwendet werden kann und nicht unbenutzt in die Rumpelkammer wandert, weil er „unmöglich“ ist. Unmöglich wird er sehr leicht, wenn das Papier schlecht gefaltet ist, wenn es eine unfeine Tönung hat und womöglich kitschig bepinselt ist. Das beste Material ist +Pergament-+ oder weißes +Zeichenpapier+, das meist einen leichten gelblichen Ton zeigt. Das Papier wird mit Fischleim oder einem beliebigen Papierklebemittel in der notwendigen Länge zusammengeklebt, diese Länge richtet sich nach der Größe der Lampe. Dann knifft man es in möglichst regelmäßigen Abständen; von der Regelmäßigkeit dieser Abstände hängt der „gute Sitz“ des Lampenschirms ab. Mit einem Falzbein werden die Falten scharf angeglättet; nach Belieben plissiert man flache oder tiefe, große oder kleine Falten, dies richtet sich nach der Größe des Lampenschirms, der nach der Größe der Lampe berechnet wird. Durch das gefältelte Papier werden mit einem Locher die Löcher für die Schnur geschlagen, damit -- an der oberen Kante des Schirms -- eine entsprechend starke Seidenschnur durchgezogen werden kann; sie wird zu einer Schleife mit lang herunterfallenden Enden geknüpft; diese Enden werden verknotet, nach Belieben wird je eine +Holzperle+ als Abschluß vor dem Knoten aufgenommen. Der fertige +Papierlampenschirm+ sieht wie ein steifes, plissiertes Röckchen aus, das mit Metallklammern oder Druckknöpfen geschlossen wird. Man kann die Endstreifen auch mit Papierleim aneinanderkleben. Meist genügt ein weißer Lichtschirm indessen nicht, man tönt das Papier mit Wasserfarben in einer Farbe, die zu der Lampe, zu dem Gesamtraum passen muß. Am feinsten wirkt Grün, Wasserblau, Altgold, Zitronengelb, Orange, Dunkelgelb; man kann am oberen und am unteren Rand leichte Abschlußstreifen aufmalen. Sehr häufig wird die ganze Schirmhülle bepinselt, mit Vögeln oder Blumen, mit Schmetterlingen oder Landschaften. Das ist viel zu viel, denn schließlich sind es durchaus nicht immer Kunstwerke, die dem Pinsel entfließen; außerdem kann der Charakter des Lampenschirms durch solch überflüssiges Gepinsel sehr leicht verwischt werden. Je einfacher, desto besser; ein paar leichte Randleisten in Silber oder Bronze wirken oft sehr viel besser als die gut gemeinten Malereien, denn die steife Form des Lampenschirms gestattet nur eine sparsame Verzierung. Die Innenseite des Schirms bleibt weiß, sonst verdunkelt sie das Licht. Streifig bemalte Lampenschirme können sehr geschmackvoll sein, verlangen indessen einige Übung, denn das Streifige soll sich nicht auf die Technik beziehen; das wäre ein Fehler, gemeint ist ein gestreifter Hintergrund in mehreren Tönen, die recht fein zueinander abgestimmt werden müssen, zum Beispiel Pfauenblau und Türkis, Orangegelb und Wasserblau; doch muß man sich vorher erkundigen, ob solche oder andere Farbenzusammenstellungen erwünscht sind. Für den eigenen Gebrauch ist es ebenfalls notwendig, die Farben des Lichtschirms zur Farbe der Tapeten, der Möbel und der im Zimmer befindlichen Webwaren abzustimmen. Man tönt und bemalt das Papier, bevor es plissiert wird; die Farben müssen vollständig aufgetrocknet sein, Lampenschirme werden nicht lackiert. Wir bringen zum Papierlampenschirm keine Abbildung, da die Herstellungsart sehr deutlich beschrieben ist, und betonen nochmals zum Schluß, daß vor dem Zuschneiden des Papiers genau Maß genommen werden muß, damit er weder zu eng noch zu weit, zu lang oder zu kurz wird. Es empfiehlt sich, zu Übungszwecken zunächst Modelle aus Zeitungspapier herzustellen, das starke Katalogpapier eignet sich besonders gut dafür. 47. Bemalte Deckchen und Papierservietten Bei Picknicks und andern zwanglosen Vergnügungen macht es den Töchtern des Hauses Vergnügen, nicht nur die Tafel festlich zu decken, sondern nach eigenem Geschmack etwas „Besonderes“ dazuzustiften. Es gibt da allerlei, was als Damenspende, als Tafelschmuck von eigener Hand hergestellt werden kann; am beliebtesten dürften die selbstbemalten +Papierservietten+ sein, wenn sie wirklich hübsch sind. Die Herstellung ist indessen nur dann angebracht, wenn die Tafelrunde nicht zu groß ist, die +selbstbemalten Papierservietten+ eignen sich mehr für einen intimeren Kreis, in dem sich alle recht gut untereinander kennen, sonst würde sich die Mühe der fleißigen Haustochter auch kaum lohnen. Man verwendet am besten ausgebogte weiße, einfache +Papierservietten+, die man mit farbiger Ausziehtusche und einem spitzen Marderhaarpinsel recht sorgfältig bemalt. Statt Ausziehtusche kann auch Aquarellfarbe verwendet werden. Man macht zunächst ein paar Skizzen von den Zeichnungen, die dafür in Betracht kommen, dann pinselt man die Muster direkt auf die Papierservietten, nachdem man sich ein paar Anhaltspunkte und Linien mit feingespitztem harten Bleistift, wenn dies notwendig ist, gemacht hat. Nun bemalt man die Papierserviette mit einem bunten Rand oder einer farbigen Ecke. Auf unsern Bildern zeigen wir zwei ganz besonders geschmackvolle Muster, die sich dafür eignen. Nummer 1 (Abb. 144) ist mit einem +Randmuster+ verziert, kurze, ineinander greifende Linien in Kobaltblau dunkel, Zinnoberrot und Schwarz. Ganz besonders hübsch ist die andere Papierserviette bemalt (Abb. 145), ein +laufendes Muster+; die äußeren Formen sind kobaltblau hell, die inneren zinnoberrot gehalten. [Illustration: Abb. 144. Bemalte Papierserviette; Randmuster.] Diese Ornamente wirken so reizvoll, weil sie sehr geschickt, ohne Vorzeichnung, aus freier Hand dahingepinselt sind. Man sieht die Leichtigkeit des Entwurfs, die schnelle Ausführung; da ist nicht lange herumgetiftelt, und so muß auch die Wirkung sein, wenn es sich um improvisierte kleine Handfertigkeiten handelt. [Illustration: Abb. 145. Bemalte Papierserviette; laufendes Muster.] Diese Muster kann man indessen auch anderweit verwenden: für +Taschentücher+, sowohl in als auch in Batist oder einem andern feinen Gewebe; für diese Art Kunstgewerbe ist indessen Übung notwendig, denn es ist ein Unterschied, ob eine ungeratene Papierserviette fortgeworfen wird oder ein verklextes Taschentuch. Wenn ein Taschentuch oder ein +Brotkorbdeckchen+ bemalt werden soll, werden keine Ausziehtuschen und keine Wasserfarben verwendet, sondern +waschechte Farben+, die in den einschlägigen Geschäften erhältlich sind. Am besten ist es, eine genaue Bleistiftzeichnung zu machen, sie unter das Gewebe zu schieben, mit Reißnägeln rechts und links zu befestigen, damit sie nicht verrutscht, und nun mit dem Pinsel die Formen nachzuziehen, die man durch den dünnen Stoff hindurchsehen kann. Das gilt sowohl für +Deckchen+ als auch für +Taschentücher+. Die Muster eignen sich auch für +Kinderkleider+ und +Schürzen+, die ebenfalls waschecht bemalt werden müssen; auch für +Porzellanmalerei+ kann man die einfachen, zierlichen +Rand-+ und +Eckmuster+ verwenden. [Illustration: Skizzen für Randmuster.] 48. Papierpuppen [Illustration: Abb. 146. Papierpuppe mit Papierkleidern.] Für die jüngeren Mädchen gibt es ein Beschäftigungsspiel, das besonders dann sehr angebracht ist, wenn sie, zum Beispiel bei schlechtem Wetter, im Zimmer bleiben müssen oder wenn sie krank und sich selbst überlassen sind. Dieses hübsche Spielzeug besteht aus +Papierpuppen+, die man aus Modenzeitungen ausschneidet, und für die man passende Kleidungsstücke herstellt. Ein Spielzeug, das keinen Spektakel macht und das von den Kindern ohne Unterbrechung stundenlang gehandhabt wird, ohne sie zu ermüden. Erwachsene brauchen sich an diesem Spiel nicht zu beteiligen, es braucht nicht erklärt zu werden, es ist ohne Kosten herzustellen und macht allen Beteiligten viel Spaß. Am geeignetsten dafür sind +Kindermodefiguren+, die in jedem Modenheft und in vielen Katalogen und Zeitungsanzeigen anzutreffen sind. Man schneidet sie aus und klebt sie mit Papierleim auf festes weißes Papier auf. Nicht zu stark verdünntes Gummiarabikum ist ebenfalls dafür verwendbar. An den Füßen soll das Papier überstehen, an einem Fuß wird es nach vorn, am anderen Fuß nach hinten gebogen, damit die Puppe stehen kann. Auf weißes +Zeichenpapier+ werden +Kleider+, +Schürzen+, +Mäntel+ und so weiter aufgezeichnet, angepinselt und ausgeschnitten. An den Schultern und Hüften läßt man kleine Streifen überstehen, die -- nach hinten gebogen -- die Kleidungsstücke an den Puppen festhalten. Wir zeigen auf unserer Zeichnung (Abb. 146) einige Beispiele, in welcher Art solche +Papierpuppen hergestellt+ und angekleidet werden; zum Anpinseln verwendet man einfache +Tuschwasserfarben+ aus einem billigen Tuschkasten oder billige +Buntstifte+. Um die runden Linien recht schnell und sauber auszuschneiden, benutzt man eine gebogene Nagelschere. VII. Kapitel Buntes Allerlei 49. Bildstickereien In vergangenen Jahrzehnten war es Mode, eine bestimmte Art der Nadelmalerei zu bevorzugen. Der Jugendstil war gerade aufgekommen und mit ihm die gespreizten, langstengeligen Formen, in die mit Vorliebe Schwertlilien, Alpenveilchen, Mohn, Tulpen und ähnliche Blüten hineingezwängt wurden. Inzwischen ist man längst von diesen gequälten Linien abgekommen, und wenn die Mode sich aufs neue der Nadelmalerei zuwendet, so meint sie damit ganz etwas anderes. Einige Malerinnen, die sich bereits einen Namen gemacht haben, wandten sich der Stickerei zu und bringen modern aufgefaßte Blumen und Landschaften in dieser Technik auf die Fläche. So zum Beispiel Frau Hanna Schreiber de Grahl, die als Schülerin des märkischen Meisters Hagemeister an der Havel malte und hier ihre Eindrücke empfangen hat. Sie hat als Bildstickerin verschiedene ausgezeichnete Arbeiten hervorgebracht. [Illustration: Abb. 147. Bildstickerei; roter Mohn.] [Illustration: Abb. 148. Bildstickerei; blühender Apfelbaum.] An zwei Modellen solcher gestickter Bilder (Abb. 147 und 148) wollen wir ihre Technik zeigen. Freilich fehlt der Hauptreiz, die Farbe, ohne die man sich solche Arbeiten nur sehr schwer vorstellen kann. Es ist daher hier nicht möglich, einen Vorhang wie den „Roten Mohn“ (Abb. 147) zu beschreiben; die Phantasie muß uns helfen, die Wirkung zu ergänzen. Auf alle Fälle ist dieses Stück Mohnfeld ausgezeichnet empfunden; die großen und kleinen Blüten, die Mohnkapseln, die schlanken Stiele und massigen Blätter sind durchaus naturalistisch wiedergegeben. Hier ist nichts aufgebaut oder aus dem Gedächtnis gearbeitet; die Künstlerin hat solch ein Mohnfeld studiert, aus vielen mühevollen Skizzen ist die Stickerei entstanden, die so leicht und zierlich wirkt. Der zweite Wandbehang, „Blühender Apfelbaum“ (Abb. 148), ist von gleicher Art. Das Motiv steht im Vordergrund auf einer Wiese; Bäume, Sträucher, Wolken bilden den malerischen Hintergrund für den prächtig blühenden Apfelbaum, der das ganze Bild beherrscht. Die weiten Flächen des Himmels sind geschickt durch Linien und Formen unterbrochen. Die gesamte Komposition ist sehr reizvoll und, wie bei dem ersten Wandbehang, ebenfalls durchaus naturalistisch. Hier sehen wir zwei Nadelmalereien, die dem modernen Geschmack entsprechen und -- obgleich sie rein bildhaft wirken -- dennoch als Stickerei technisch völlig einwandfrei ausgeführt worden sind. Wenn wir solche Bilder zeigen, wollen wir geschickten Stickerinnen eine Anregung geben; es sind sicherlich viele unter ihnen, die recht hübsch nach der Natur zeichnen und aquarellieren können. Da müßte einmal der Versuch gemacht werden, ein kleines Stilleben, ein paar Blumen, einen Ausschnitt aus einer Landschaft zu sticken; für den Anfang genügen kleine Motive, die möglichst sorgfältig behandelt werden müssen. Von der handgestickten +Tischkarte+ bis zum +Wandbild+ ist ein weiter Weg, indessen kommt es vor allem darauf an, einen Versuch zu machen. Es ist auch gar nicht notwendig, solche Stickereien als Wandschmuck zu verwenden, kleine Arbeiten passen als Einlage für +Kassetten+, +Andenken-+ und +Depeschenmappen+, für +Einbände+ zu +Gästebüchern+, für +Schmucktruhen+ und ähnliche Gegenstände, die eine persönliche Note tragen sollen. 50. Pinseldruck Zu den einfachsten und hübschesten Verzierungen, die vielfach Verwendung finden, gehört der +Pinseldruck+. Die Technik ist nicht schwierig, wenn man sie erst einmal erfaßt hat, und es kommt nur darauf an, dem Pinsel allerlei Stellungen zu geben und ihn geschmeidig zu machen, damit er die verschiedenen Figuren willig ausführt. Unser Bild (Abb. 149) zeigt einige Muster, deren farbige Ausführung der Phantasie jedes einzelnen überlassen bleibt. [Illustration: Abb. 149. Muster für Pinseldrucke.] Man verwendet Pinsel von mittlerer Stärke, die mit Wasserfarben, am besten Deckfarben, gut angefeuchtet werden. Durch Aufdrücken in verschiedener Stellung des Pinsels werden die Muster ausgeführt. Solche Ornamentik eignet sich recht gut zum Schmuck von +Spanschachteln+, von +Holzkassetten+, +Pillenschachteln+, +Zigarrenkisten+, +Holzleisten+, die als +Schlüsselbretter+ benutzt werden sollen, überhaupt für einfache Gegenstände, die einfach verziert werden sollen. Solche Muster kommen aber auch für +Seidenbänder+, zum Beispiel für +Hutbänder+, +Gürtel+, +Blusenbändchen+ und ähnliches Modebeiwerk in Betracht; in diesem Fall verwendet man am besten waschechte Farben, die in den einschlägigen Geschäften für diese Zwecke käuflich sind. Diese Technik eignet sich ganz besonders für +Lampenschirme+, für +Untersetzer+, +Tablette+ und ähnliche +Einlagen+, die zum Schutz vor Staub und Feuchtigkeit unter Glas gerahmt werden. In Emailfarben ausgeführt, kann man die Technik sowohl auf +Glas+ als auch auf +Metall+, +Ton+ und +Holz+ verwenden, es gibt dafür vielerlei Möglichkeiten; auch +Schals+ und +Halstücher+ lassen sich in dieser Art je nach Übung und Geschick mit geeignetem Farbenmaterial recht geschmackvoll verzieren. Wer noch nicht sehr geübt ist, macht am besten ein paar leichte Aufzeichnungen auf den Hintergrund; bei Ton, Metall und Holz ist +Kreide+ oder +Kohle+ sehr zu empfehlen; beide Hilfsmittel können wieder entfernt werden, ohne Spuren zu hinterlassen. Der +Pinseldruck+ paßt besonders zur Verzierung von +Blumentöpfen+, +Blumenkübeln+ und +Topfuntersetzern+, auch +Tonkästen+ können in dieser Weise geschmückt werden. 51. Schattenrisse Im achtzehnten Jahrhundert stand der +Schattenriß+ in seiner höchsten Blüte, und im achtzehnten Jahrhundert bekam er auch den Namen „+Silhouette+“, den er noch heute trägt, und unter dem er in der ganzen gebildeten Welt bekannt ist. Die Bezeichnung stammt aus Frankreich. Dort forderte der Finanzminister Etienne de Silhouette energische Sparmaßnahmen in den Gesetzen, er wollte Ordnung in die zerrütteten Finanzen des Reiches bringen und wollte es durchsetzen, daß an Stelle der farbigen Porträte des Königs nur noch Schattenrisse, die sich billiger stellten, als Ehrengaben verliehen werden sollten. Dieser sparsame Finanzminister machte sich bei den Parisern sehr unbeliebt, und nach seinem Sturz kam der Spottname +Silhouette+ auf, den nun alle Schattenrisse tragen. [Illustration: Abb. 150. Schattenriß.] Die Mode begünstigte die Silhouette, man fand Ende des achtzehnten Jahrhunderts Gefallen an der Neubelebung der Antike; die griechischen Vasenbilder, damals sehr beliebt, zeigten Ähnlichkeit mit den Schattenrissen, die dadurch noch begehrter wurden. Nicht nur Personen wurden in Schattenrissen wiedergegeben, auch Säulen, Sträuße, Landschaften, Stilleben hat man ausgeschnitten. Diese Mode hielt sich bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts; wir können noch heute in alten Stammbüchern und auf den vergilbten Freundschaftsbändern solche schwarze Kunst bewundern, die in der Biedermeierzeit besonders von den bürgerlichen Kreisen hochgeschätzt wurde. Da sind Porträte und sentimentale Kränze, gebrochene Säulen und flammende Herzen, zärtliche Girlanden, die sich um ebenso zärtliche Widmungen schlingen, üppige Füllhörner und andere Sinnbilder einer in Gefühlen schwelgenden Zeit. Als Mitte des neunzehnten Jahrhunderts die Daguerreotypie aufkam, verdrängte sie den Porträt-Schattenriß nach und nach, bis die Silhouette in ihren verschiedenen Formen ganz und gar in Vergessenheit geriet und nur noch bei Antiquitätensammlern und in alten Familienbüchern zu finden war. Die Mode wechselt, alles kehrt wieder. Die Nachkriegszeit mit ihrer Wohnungsnot bedingt Verhältnisse, die denen am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, nach den Napoleonischen Kriegen, ähnlich sind. Mit der Raumnot und der verringerten Kaufkraft, mit der Verarmung und der Vereinfachung der Lebenshaltung, kam die Freude an alten Erbstücken, an antiken Möbeln und Urväterhausrat auf. Zwischen praktischen Sekretären und liebevoll betreuten Vitrinen zeigte sich die Silhouette, vereinzelt schon vor dem Kriege, als große Mode in den nachfolgenden Jahren, nachdem sie bis dahin nur auf Jahrmärkten ein halb verstecktes, unbeachtetes Dasein geführt hatte. Man schnitt wieder +Porträtsilhouetten+, aber man begnügte sich nicht mit diesen Übungen. Die Schattenrisse paßten sich zunächst der Mode an, es wurden weniger Bildnisse als Genrebilder geschnitten. Buchillustrationen in dieser Technik kamen wieder auf, in Form und Linie modernisiert, man schnitt Bilder, Szenen aus Theaterstücken, aus Volksliedern und Gedichten, und schließlich, ganz unsentimental, hat sich auch in allerletzter Zeit der Film des Schattenrisses bemächtigt. In den bürgerlichen Kreisen herrscht das +geschnittene Bild+, das als Wandschmuck und im Zierschränkchen hinter blanken Scheiben Bewunderung erregt und dessen Technik je nach Geschmack, Geschick und Übung immer wieder gern erlernt wird. Es gehört eine sichere Hand und ein sicheres Auge dazu, und wer im Anfang bescheidene Motive wählt, kann, wenn die Vorbedingungen zutreffen und wenn die Geduld nicht erlahmt, schließlich recht gute Erfolge erzielen. Man braucht dafür keine großen Vorkenntnisse und wenig Material; die Silhouette wird mit der Schere geschnitten, man trägt die Zeichnung auf der Rückseite des Silhouettenpapiers auf, für schwarzes Papier verwendet man helle Kreide. Am besten läßt man rund herum einen schwarzen Rand stehen, an den auch die anderen Teile anstoßen. Den sogenannten „+Papierschnitt+“ führt man mit einem scharfen Messer aus, es gibt dafür auch Federn in Messerform. Man legt die Aufzeichnung aus dünnem Pauspapier auf das Silhouettenpapier und schneidet nun die Teile, die weiß bleiben sollen, mit dem Messer heraus. [Illustration: Abb. 151. Schattenriß.] Wir geben zwei Modelle wieder (Abb. 150 und 151), die dem modernen Geschmack entsprechen und die sich zum Raumschmuck eignen. Derartige Bilder werden möglichst anspruchslos eingerahmt, Kaliko, schmale weiße und schwarze Leisten, ganz dünne, unverzierte Goldleisten passen dafür am besten. Schattenrisse in der Art der Blumenranken kann man zum Schmuck von Glückwunschkarten, für die Widmungsseite von Gästebüchern, Sammelmappen und für Kassettendeckel -- unter Glas -- verwenden. Sie eignen sich auch für Tablette und Untersetzer. 52. Dackel als Bi-ba-bo-Spielzeug Wer kennt es nicht, das lustige Spielzeug, das in den letzten Jahren unter dem Namen „Bi-ba-bo“ in den Handel gekommen ist und durch seine natürliche Beweglichkeit die Herzen von jung und alt gewonnen hat, denn die Bi-ba-bo-Spiele sind für Erwachsene ebenso unterhaltend wie für Kinder. Nun ist eine Neuheit aufgekommen. Maria Skutsch, die bekannte Berliner Kunstgewerblerin, hat sehr niedliche Dackel entworfen und selbst ausgeführt, die als Bi-ba-bo-Spielzeug viel Anklang finden. Wenn man sie in Bewegung setzen will, so steckt man den Zeigefinger in die Höhlung des Kopfes, auf Daumen und Mittelfinger werden die Vorderfüße gezogen, während die untere Hand unter dem verschränkten Arm versteckt ist. So täuscht ein solcher Bi-ba-bo-Teckel einen lebendigen Männe vor, der mit den Ohren wackelt, mit dem Kopf nickt und sich wie ein richtiges Hundebaby gebärdet. An solchem Spielzeug (Abb. 152) finden sowohl Jungen wie Mädel ein rechtes Vergnügen, und dieses Vergnügen steigert sich, wenn man das amüsante Spielzeug selber herstellt oder wenigstens dabei hilft. Das Fell der kleinen Hunde besteht aus schwarzem und braunem Tuch oder Satin. Den Rumpf fertigt man aus einer 24 mal 21 Zentimeter langen Röhre, die sorgfältig zusammengenäht wird, ein ovales Stück mit untergelegter Pappe fügt man als Sitzboden ein. Mit Lumpen und Holzwolle wird der Rumpf fest ausgestopft, damit keine leeren Stellen entstehen, und schließlich oben fest zugenäht; dabei schrägt man die Schultern leicht ab. Für den Kopf schneidet man zwei Teile der Profilansicht etwa 12 mal 9 Zentimeter groß zu, dazwischen wird ein Streifen, 2,5 mal 3 Zentimeter breit, am vordern Ende in ein Dreieck auslaufend, genäht. Die nach oben spitz auslaufende „Kehle“ wird als ein 4 mal 6 Zentimeter großes Stück Stoff zwischen die unteren vorderen Ränder eingenäht. Die Nähte werden links in dichtem Stich ausgeführt. Zum Schluß wird der Kopf umgewendet, fest ausgefüllt und auf den Rumpf genäht. Die Schlappohren werden verkehrt angenäht und zurückgeklappt, nachdem man an der hinteren Seite vorher eine kleine Falte genäht hat. Die Augen bestehen aus Jettplättchen, die in der Art aufgenäht werden, daß die Augenwinkel mit weißer Wolle angedeutet werden. Über den Augen und seitlich der Nase stickt man gelbbraune Flecke mit Wolle ein. In dieser Art wird auch die Schnauze dunkelgrau gehalten. Die Pfötchen bestehen aus zwei Gliedern. Das obere ist ein zusammengestepptes, doppelt gelegtes Stück schwarzes Tuch; die eigentliche Pfote wird aus gelbbraunem Tuch geschnitten, links zusammengenäht und nach dem Wenden mit Watte ausgestopft. In den Kopf wird eine über das obere Glied des Zeigefingers zu ziehende Pappröhre mit eingenäht. Sie wird so dicht mit Stoff umwickelt, daß sie die Halsweite des Dackels ziemlich ausfüllt. [Illustration: Abb. 152. Selbstgemachtes Kinderspielzeug; kleine Dackel in Bi-ba-bo-Art. Entworfen und ausgeführt von Maria Skutsch, Berlin.] Maria Skutsch hat mit diesen Hunde-Bi-ba-bos etwas Reizendes geschaffen. Geschickte Hände werden daraus manch frohes Spiel für die Kleinen gestalten. 53. Schattenspiele Ebenso unterhaltend und phantastisch sind die +Schattenspiele+, an denen sich die „Großen“ stets sehr gern beteiligen. Wir wollen dazu keine Illustrationen bringen, sondern nur kurz darauf hinweisen und die Erinnerung daran wecken, falls diese reizvolle, harmlose Beschäftigung, dieser fröhliche Zeitvertreib an traurigen Regenabenden, an Wintertagen, wenn es noch zu früh zum Schlafengehen ist und die Schularbeiten erledigt sind, nicht bekannt sein sollte. Wie manche Stunde vergeht viel zu schnell beim +Schattenspiel+, das die Einbildungskraft aufrüttelt und schon vor hundert Jahren zu den beliebtesten Gesellschaftsspielen gehört hat. In einer Tür wird ein Bettlaken mit Reißnägeln festgespannt; zwischen der Spannung und einer hellen Lampe wird Theater gespielt, möglichst in einer Reihe. Die Begebenheiten müssen sich +nebeneinander+ abwickeln, da der Zuschauer nur die im Vordergrunde Auftretenden sehen kann; was sich im Hintergrund abspielt, kann er nicht beobachten. Auf das Publikum wirkt das Ganze silhouettenhaft; es ist im Interesse des Spiels, wenn es schnell aufgeführt wird; je flüchtiger und schattenhafter es wirkt, desto besser ist es. Wer Phantasie besitzt, kann es -- mit Musikbegleitung -- außerordentlich reizvoll gestalten, denn das alte +Schattenspiel+ ist nicht nur ein Zeitvertreib für Kinder von Kindern, es kann auch für die Heranwachsenden und für die Großen zur fröhlichen Unterhaltung werden. 54. Bilderbuch von eigener Hand In dieses Kapitel gehört das „+Bilderbuch von eigener Hand+“, dem man eine besondere persönliche Note geben kann, wenn man unter die einzelnen Bilder lustige +Unterschriften+ setzt oder -- wenn es irgend möglich ist -- passende +Knittelverse+ darunterschreibt. Als Grundmaterial verwendet man +Kartonpapier+, für kleinere Kinder eignet sich ein Bilderbuch aus +Pappbogen+ noch besser, weil Pappbogen haltbarer sind. Man klebt mit +Fischleim+ oder +Dextrin+ Bilder auf die Bogen, die Bilder schneidet man aus illustrierten Zeitschriften, Katalogen, Reklameblättern, Ansichtskarten und Zeitungen aus. Es kommt gar nicht darauf an, daß die Bilder gleich groß sind, es genügt, wenn sie +deutlich+ sind. So kann man zum Beispiel den Katalogen von Blumen- und Tierhandlungen sehr gutes, leicht verständliches Bildermaterial entnehmen. +Dextrin+ zum Aufkleben stellt man selber her, indem man das gelbe Dextrinmehl -- es besteht aus fein gemahlenen, getrockneten Roßkastanien -- in einer Tasse oder in einer sauberen Konservenbüchse mit lauwarmem Wasser dünn verrührt und mit einem breiten, kleinen +Leimpinsel+, einem sogenannten +Bureauleimpinsel+, aufstreicht. Die Bilder werden sorgfältig ausgeschnitten, am besten im Quadrat; es macht zu viel Mühe, ihre Umrißlinien auszuschneiden, bei manchen Bildern dürfte das gar nicht möglich sein. Man klebt eine Seite voll mit Illustrationen und belegt sie mit schweren Büchern, damit sie glatt auftrocknen. Dann schreibt man die Knittelverse unter die Bilder, es genügt indessen, wenn man verständliche Unterschriften gibt, die von den kleinen Lesern sicherlich ebensogern in ihre Gedankenwelt aufgenommen werden; phantasiebegabte Kinder erfinden mehr oder weniger hübsche Geschichten dazu. Auf alle Fälle sind solch selbsthergestellte Bilderbücher sehr anregend. Pinselfreudige Knaben und Mädchen können die Schwarzweißzeichnungen selber nach Belieben mit und ohne Hilfe der Erwachsenen antuschen; ein billiger kleiner Tuschkasten mit entsprechenden Pinseln als Beigabe zu diesem originellen Bilderbuch dürfte seinen Zweck kaum verfehlen. Man hält das Buch am besten in Mappenform, das heißt, man durchbohrt die einzelnen Bogen mit dem Locher und zieht eine feste Schnur durch, die auf dem Deckel zu einer Schleife verknüpft wird. Dies Verfahren hat den Vorteil, daß man, wenn man Zeit und Lust hat, das Buch immer wieder erweitern kann; vielleicht macht es den Kindern Freude, selber ans Werk zu gehen und nach eigenem Belieben ein recht dickes, unterhaltsames Bilderbuch herzustellen. Als Umschlag verwendet man besonders starke Pappdeckel, die mit einem hübschen Titel und einer passenden Widmung versehen werden. Dies +Bilderbuch+ kann man auseinandernehmen, so daß sich mehrere Parteien damit beschäftigen können, ohne in Streit zu geraten. Wir bringen von diesem eigenartigen Buch keine Abbildung, da die ausführliche Beschreibung wohl genügen dürfte; außerdem steht es jedem frei, solch Kinderbuch nach Belieben auszugestalten, es gibt viele Möglichkeiten dafür. 55. Purzelmann Ebenso beliebt wie der altbekannte Hampelmann ist der +Purzelmann+, mit dem die kleinen Knaben und Mädel sehr gern spielen. Man kann ihn ohne viel Mühe und Kosten selber herstellen; ein Purzelmann ist in jedem Kinderzimmer ein gern gesehener Gast und eignet sich schon darum sehr gut als „Mitbringsel“ für die Kleinen; auf diese Art kann man andere, teuere Aufmerksamkeiten sparen. -- Man halbiert eine möglichst breite +Glühstrumpfhülse+, legt eine schwere +Kugel+ hinein und leimt beide Deckel fest; diese Glühstrumpfhülse stellt den Kopf dar, auf den ein Gesicht aufgemalt wird. Wir zeigen auf unserer Zeichnung (Abb. 153) ein Modell, nach dem man das Spielzeug herstellen kann. Hier sehen wir das aufgemalte Gesicht, Augen, Mund, Nasenlöcher, so einfach wie nur möglich. Am besten ist es, das Gesicht auf weißes Papier zu pinseln und dieses auf den Kopf aufzuleimen. Der Rumpf -- aus Stoff -- wird am Kopf festgeklebt, Hände und Füße -- aus dünner Pappe -- werden mit ein paar Stichen angenäht. Man hält den Anzug am besten feuerrot, die Mütze tütenblau, die Schuhe giftgrün, die Knöpfe zitronengelb. Auf einer schrägen Ebene schlägt der Purzelmann so viel Purzelbäume wie man will, vorwärts und rückwärts; darum macht dieses bewegliche Spielzeug den Kleinen immer wieder Spaß, ohne sie zu langweilen. [Illustration: Abb. 153. Purzelmann.] VIII. Kapitel Weihnachtsarbeiten 56. Handarbeiten für den Weihnachtstisch Weihnachtshandarbeiten? Ja, sind die denn anders als alle übrigen Handarbeiten? Gibt es auch auf diesem Gebiet Unterschiede? Natürlich. Man braucht sich nur zu überlegen, was Weihnachtshandarbeiten uns allen für Kopfzerbrechen machen. Immer findet man noch im letzten Augenblick, daß irgend jemand vergessen worden ist; dagegen soll es seltener vorkommen, daß jemand doppelt bedacht wird. Die Großmama, die von sechs verschiedenen Enkeltöchtern sechs nicht sehr verschiedene Kaffeekannenwärmer bekommen hat, die gibt es in jedem Jahr, und sie hätte so viel andere Handarbeiten viel nötiger gebraucht. Aber das kommt von den Überraschungen. Heutzutage sind Zeit und Materialien wirklich zu kostspielig, als daß man gar so verschwenderisch damit umgehen sollte, und darum wäre es durchaus angebracht, die sonst sehr hübsche Sitte des Überraschens zu durchbrechen und sich lieber nach den Wünschen der einzelnen sehr genau zu erkundigen. Wenn, was sicher eintreffen dürfte, mehrere Gegenstände genannt werden, ist die Überraschung wirklich groß genug, wenn einer davon, möglichst geschmackvoll und praktisch ausgeführt, auf dem Weihnachtstisch ausliegt. Ist die Freude nicht größer, wenn uns ein Wunsch erfüllt, wenn uns etwas geschenkt wird, was uns fehlt, als wenn wir etwas bekommen, das wir nicht recht verwenden können? Schließlich kann die Anregung ja von den Schenkenden ausgehen. Die Frage „Kannst du das brauchen?“ zeugt stets von Interesse, von Fürsorglichkeit. Man muß aber wirklich nachdenken, um etwas Passendes vorzuschlagen; immer Sofakissen und Tischläufer, das ist auf die Dauer nicht möglich. [Illustration: Abb. 154. Vornehme Einkaufstasche.] Wir zeigen auf unsern Bildern eine Anzahl Handarbeiten, die praktisch und hübsch zugleich sind, nicht zu viel kosten und nicht gar zu zeitraubend sind, denn den Weihnachtshandarbeiten darf man nicht etwa ansehen, daß sie ein „Augenpulver“, eine „Schinderei“ gewesen sind. Der Beschenkte muß unbedingt den Eindruck haben, daß die Arbeit mit Vergnügen von Anfang bis zu Ende hergestellt worden ist. Zunächst einmal ein Geschenk für eine alte Dame. Das ist nicht so einfach; alte Damen haben meist „schon alles“. Hier muß etwas sehr Praktisches vorgeschlagen werden; darum bringen wir als Anregung eine +Einkaufstasche+ (Abb. 154), die möglichst hübsch ausgeführt wird, damit sie nicht nur für den Wochenmarkt, sondern auch für nachmittägliche Einkäufe, die sich an einen Besuch oder einen Spaziergang anschließen, benutzt werden kann, und die vom Nachmittagsanzug nicht abstechen darf. Unser Modell besteht aus schwarzem Seidenstoff, es ist mit einem Bodenteil aus starkem Stoff versehen, 10 Zentimeter breit, 29 Zentimeter lang. Die Tasche selbst ist 34 zu 34 Zentimeter groß. Da das Futter an der Außenseite zu sehen ist, wählt man am besten einen modern gemusterten Satin- oder Seidenstoff, für die Schnüre verwendet man schwarze Beinringe, die 8 bis 9 Zentimeter vom inneren Rand entfernt angenäht werden. Eine +gestrickte Hemdenpasse+ (Abb. 155), in der Art, wie wir sie auf unserer Vorlage zeigen, paßt für jedes junge Mädchen. Unsere Abbildung zeigt deutlich, wie ein entsprechend weites, glattes Stück von gestricktem Einsatz möglichst „unsichtbar“ zusammengefügt wird. Die Naht soll unter dem Arm angebracht sein. Ungefähr je 15 Zentimeter von der vorderen und je 13 Zentimeter von der hinteren Mitte entfernt, bringt man die gestrickten Achselbänder an. Sie werden 1 bis 6 Zentimeter breit und 40 Zentimeter lang gehalten. Wenn man das beste Garn, möglichst fein, verwendet, wird die Hemdenpasse manches Hemd überleben; darum soll man sie mit der Hand annähen, um sie beim Abtrennen nicht zu beschädigen, falls sie für ein neues Hemd verwendet werden soll. Strickarbeiten wirken erst dann schön, wenn sie gut gespannt sind. Das Spannverfahren ist sehr einfach: Nach der Wäsche spannt man die Arbeit noch feucht auf ein sauberes weißes Tuch über einer dicken Decke und steckt sie mit rostfreien Nadeln fest. Zacken und Bogen werden einzeln gerade gezupft, die Mühe lohnt sich, denn nach dem Spannen zeigt sich die Eigenart der Strickspitze bis in die kleinsten Teile. [Illustration: Abb. 155. Gestrickte Hemdenpasse.] Ein +Tee-+ oder +Kaffeekannenwärmer+ für den Hausgebrauch ist stets ein praktisches Geschenk für denjenigen, dem er fehlt. Nun muß man sich aber auch erkundigen, für welche Zwecke er gewünscht ist; meistenteils bekommt man sehr elegante Kannenwärmer, mit Spitze und reicher Stickerei verziert, also für den Alltag nicht zu brauchen. Da ein Strapazierkannenwärmer aber viel eher und öfter gebraucht wird als ein eleganter, muß auch darauf Rücksicht genommen werden, und wir bringen zwei Modelle, (Abb. 156 und 157), ein ganz einfaches und ein reich besticktes Muster, zur Auswahl. Der +einfache Kannenwärmer+ (Abb. 156) besteht aus einem Tuchrest; Tütenblau, Giftgrün, Feuerrot, Orangegelb, Türkis, Pfauenblau, Altgold, Bischofslila, Grasgrün, Kirschrot, das sind Farben, die sehr gut dazu passen, denn man will auch auf dem alltäglichen Tisch etwas Farbiges sehen; dadurch wird die Stimmung gehoben. Dieser farbenfröhliche Hintergrund wird mit einer leichten Häkelei verziert, nachdem man die „Mütze“ zugeschnitten hat. Zuerst schneidet man eine Papierform von 30 Zentimeter Höhe, 35 Zentimeter Breite; am besten ist es, wenn die Maße an den betreffenden Kannen ausprobiert werden. Will man die Arbeit nach auswärts senden, so erbittet man auf alle Fälle die genauen Maße, sicherheitshalber für Kaffee- +und+ Teekanne; es hat keinen Zweck, drauflos zu arbeiten, wenn man keine Ahnung von den notwendigen Größenverhältnissen hat. Unser Maß ist für die einfache Durchschnittskanne gedacht; am wichtigsten ist es indessen, wenn es sich um ein Geschenk handelt, das Muster der größten in Frage kommenden Kanne abzunehmen. Man schneidet nun zwei Teile und beginnt mit der Häkelei, die in zwei Farben gehalten wird. Auf Rot wirken Tütenblau und Schwefelgelb am besten, für einen grünen Grund verwendet man Orangegelb und Schwarz, auf Blau Orangegelb und Giftgrün, auf Gelb Schwarz und Tütenblau oder Grasgrün, auf Bischofslila Schwefelgelb und Schwarz oder Giftgrün, auf Altgold Türkis und Tütenblau, auf Türkis Orangegelb und Schwarz. Man verwendet feines Perl- oder Papiergarn und häkelt recht fein, sonst wird das Muster zu groß und plump. Die Häkelei beginnt mit dem kleinsten Ring in der Mitte, Anschlag 20 Luftmaschen, mit einer festen Kettenmasche zum Ring geschlossen. [Illustration: Abb. 156. Einfacher Kannenwärmer.] 1. Reihe: 3 Lftm. für die 1. Stäbchenmasche, 3 Lftm., 9mal 1 St., 3 Lftm., 1 Masche übergehen, zuletzt 1 f. Kttm. in die 3. Lftm. am Anfang der Reihe. 2. Reihe: 1 feste Masche in die nächste M., 3 Lftm., 1 M. übergehen, 1 f. M., ringsum wiederholt -- es müssen 20 Bogen sein -- zuletzt 1 f. Kttm. in die 1. f. M. 3. Reihe: 2 f. Kttm. in die ersten Lftm. der vorigen Reihe, 3 Lftm. statt 1 St., 3 Lftm., 20mal 1 St., 3 Lftm., 1 f. Kttm. in die 3 Lftm. am Anfang der Reihe. Damit ist die Grundlage für die Häkelarbeit gegeben. Die nächste Reihe von Ovalen wird mit 1 f. Kttm. am 4. Bogen der letzten Reihe angehängt; 2 Bogen bleiben dazwischen. Am nächsten wird wieder ein Oval angehängt. Fünfmal sind die betreffenden Ovale, die wie das erste mit nur 1 Reihe aus 12 St. weiß gehäkelt werden, nach Übergehen von 2 Bogen angehängt und so die Hauptlinien des Musters gegeben. Die nächsten Ovale sind wieder farbig mit 14 St. hergestellt; es folgen dann weiße mit 16 St. und zuletzt farbige mit 20 St. Sind so die Ovale zusammengehängt, werden sie am Außenrand mit farbigem Garn im Zusammenhang umhäkelt. 1 f. M. um den mittelsten der 7 Bogen, die bei dem 1. Oval übrig geblieben sind, 4 Lftm., 1 St. in die 1. derselben, 1 f. M. um den folgenden Bogen. Der Übergang von einem Oval zum nächsten muß so glatt wie möglich ausgeführt werden. Zuletzt, wenn die ganze Häkelarbeit fertig und aufgenäht ist, durchzieht man die Ovale zweimal versetzt in Schlangenlinien mit mittelstarkem weißen Perlgarn. Daß noch vier besondere Teile mit je drei Ovalen zwischen die Hauptlinien eingefügt werden, zeigt die Abbildung; sie lehrt auch, wie und wo mit dem Perlgarn durchgezogen wird. Nachdem die Arbeit von der Rückseite aus gut geglättet ist, legt man Watte und Futter auf, reiht alles ringsum an und näht den unteren Saum nach innen ein. Der Außenrand wird sehr fest aufeinandergereiht und dann zusammen mit festen Maschen umhäkelt. Man nimmt dazu entweder Wolle von der gleichen Farbe des Grundstoffes oder von der Farbe der Häkelarbeit. Schließlich häkelt man die Teile von der Rückseite aus mit festen Maschen zusammen. Ein kleiner Ring, mit festen Maschen umhäkelt und oben in der Mitte festgenäht, dient als Griff. [Illustration: Abb. 157. Reich bestickter Kannenwärmer.] Man verziert den Kannenwärmer auf +beiden+ Seiten in der beschriebenen Weise; da solch eine Häkelei unverwüstlich ist, kann sie immer wieder verwendet werden. Der zweite +Kannenwärmer+ (Abb. 157) zeigt einen reichen Schmuck in Flachstickerei. Er besteht aus schwarzem Tuch, hat ebenfalls Mützenform und wird genau wie das andere Modell zugeschnitten und montiert. Das Muster wird mit weißem, gelbem oder rotem Ölpauspapier auf den Stoff übertragen; man stickt es am besten im Rahmen. Der Entwurf besteht aus großen und kleinen Blumen und Blättern; man kann ihn leicht von unserm Modell abzeichnen, und es kommt nicht darauf an, ob eine Blüte etwas größer oder kleiner ausfällt als auf der Vorlage; es ist wichtiger, daß das Ganze recht harmonisch sich in die Form einfügt. Man arbeitet mit bunter Wolle oder Seide, kann aber auch beide Materialien mischen. Die Verbindungen der einzelnen Stoffteile werden mit großen Knopflochstichen hergestellt. Dieser Kannenwärmer wirkt auch in starkem Leinen sehr gut; in diesem Fall muß er unbedingt waschecht bestickt werden, zum Beispiel mit Perlgarn oder waschechten, starken Seidenfäden. [Illustration: Abb. 158. Wirtschaftsschürze mit leichter Stickerei.] Ein praktisches Geschenk für junge Frauen und Mädchen ist die +Wirtschaftsschürze+ mit leichter Stickerei, die wir in unserer Abbildung 158 bringen. Als Grundstoff eignet sich dunkelblaues „Fuhrmannsleinen“ am besten, doch kommt auch dunkelgraues Leinen in Betracht. Sehr brauchbar ist auch englisches Lederleinen. Diese Stoffe lassen sich gut waschen und sind unverwüstlich. Man bestickt sie mit rotem, unbedingt waschechtem Perlgarn, auch weißes Garn kommt in Betracht. Graues Leinen kann man auch mit tütenblauem oder giftgrünem Garn besticken. Ziemlich auffallend, aber nicht unpraktisch sind rote Leinenschürzen; roter Stoff fällt meist sehr haltbar aus, wenn eine gute Qualität gewählt wird. Man bestickt ihn in Weiß, Tütenblau, Dunkelblau oder Schwarz. Die schmale Borte ist 3 bis 4 Zentimeter breit, die Blumen werden 10 Zentimeter hoch gehalten. Die Größe der Wirtschaftsschürze richtet sich nach der Figur der Trägerin, man rechnet im Durchschnitt eine Länge von 70 bis 75 Zentimeter, sie wird dementsprechend 60 bis 65 Zentimeter breit geschnitten. Der doppelte Bund ist 3 Zentimeter breit, der Latz oben 30 Zentimeter breit und 20 Zentimeter hoch. Die Bänder werden angeschnitten, nach unten etwas abgeschrägt, auch der Latz wird auf jeder Seite nach unten 2 Zentimeter abgeschrägt. Die Schürze ist gerade geschnitten. Sie wird mit je zwei Falten auf jeder Seite in den doppelten Bund gefaßt; der Latz wird mit je zwei nach außen gelegten Falten unter dem Bund angenäht. An den Bund werden auch die gesäumten Bänder genäht, man näht zwei Wäsche- oder Perlmutterknöpfe für die mit Knopflöchern versehenen Tragbänder an. Die Stickerei über dem unteren Schürzenrand besteht aus Zackenlinien, die in Stielstich ausgeführt werden, die länglichen Punkte hält man in Flachstich, die Blumen in langem Kettenstich, die Blättchen in Plattstich. Der etwa 15 Zentimeter breite Ausschnitt am Latz ist in derselben Weise verziert, ebenso die 12 bis 14 Zentimeter breite Tasche. Eine Stielstichreihe begrenzt den unteren und den seitlichen Saum sowie den inneren Latzausschnitt. +Buchhüllen+ sind ein sehr beliebtes Weihnachtsgeschenk; man schützt mit ihnen sehr zweckmäßig eigene und geliehene Bücher, die man auf diese Weise auf Reisen, auf Ausflüge, auf Spaziergänge mitnehmen kann, ohne ihnen Schaden zuzufügen. Wir zeigen auf unserer Abb. 159 drei sehr hübsche, einfache Modelle in Kreuzstichtechnik, die noch „ganz zuletzt“ ohne viel Mühe und Kosten angefertigt werden können. Sie stammen aus Beyers Handarbeitsbüchern, Band 22, Kreuzsticharbeiten, Heft 3. Die Hüllen werden bestickt; ihre Größe beträgt durchschnittlich 20 zu 30 Zentimeter. Man verwendet dazu ein Stück Stoff von 22 Zentimeter Höhe und 40 Zentimeter Breite. Wenn die Stickerei ausgeführt worden ist, wird das Futter gegengenäht; je 5 Zentimeter der Breite werden als Tasche nach innen geklappt und oben und unten mit kleinen Stichen dem Deckel angenäht. Die Stickerei muß mit kleinen Stichen hergestellt werden, so daß ungefähr sechs Stiche auf 1 Zentimeter kommen. Die linke Buchhülle ist auf terrakottafarbenem Leinen auch über dem Buchrücken mit schwarzem Twist gestickt. Die erste Zickzacklinie ist hellblau gehalten; das Futter ist aus dem Oberstoff hergestellt. Die mittlere Hülle wird aus holzbraunem Leinen mit braunem Satinfutter gearbeitet. Außer den kleinen Dreieckformen in moosgrünem Twist ist die Stickerei schwarz gestickt. Zur dritten Hülle wurde graublaues Leinen verwendet; die Ecken sind lavendelblau bestickt, die Randlinien schwarz und blau; das Futter besteht aus blauem Satin. [Illustration: Abb. 159. Drei Buchhüllen mit Kreuzstichstickerei.] Häufig bietet sich gerade zu Weihnachten Gelegenheit, Fernerstehenden eine kleine Aufmerksamkeit zu erweisen; sie darf nicht viel kosten, soll eigentlich nur zeigen, daß man auch an diese oder jene Persönlichkeit in liebenswürdiger Weise gedacht hat, und eine Art freundliches Gedenken bezeichnen. Da ist zum Beispiel die alte oder junge Hausschneiderin, die noch schnell das neue Festkleid genäht hat; da sind alleinstehende Tanten und Hausfreundinnen, die zum Heiligen Abend eingeladen worden sind. Für sie soll noch eine Kleinigkeit fertig werden. Was kann man wählen? [Illustration: Abb. 160. Stecknadelfisch.] Da wäre ein niedlicher Stecknadelfisch (Abb. 160), eine praktische Handarbeit, die bestimmt nicht viel Mühe macht. Die Grundform wird auf Papier gezeichnet. Dann erst schneidet man sie von kräftigem Stoff und zuletzt von dem des Überzugs, etwa grauem Samt oder Seide, aus. Die Länge beträgt 20 Zentimeter, an der dicksten Stelle 8 Zentimeter für eine Hälfte. Ist die Grundform zugeschnitten, zeichnet man Kopf, Maul und Augen mit einigen geraden Strichen auf; zu den Schuppen schneidet man bogig geformte Pappdeckelstückchen in drei Größen und zeichnet sie auf dem Stoff nach, indem man am Kopfe die größten, ungefähr sechs Reihen, nimmt, hierauf die mittleren und gegen das Ende die kleinsten. Dann näht man die Form zu, füllt sie fest mit trockenem Sand und zieht den Außenstoff darüber. Zuletzt werden, der Vorzeichnung folgend, Stecknadeln eingesteckt, und zwar Kopf an Kopf. Auch hier nimmt man drei Größen: die stärksten für den Kopf und die ersten sechs Reihen, die zweite Größe für das Mittelstück, die kleinsten für den Schwanz. Zu den Flossen braucht man längere Stecknadeln. Man steckt diese nur so tief, daß man die richtige Form bekommt, wie aus der Abbildung ersichtlich ist. Haupterfordernis ist, nicht damit zu sparen; man braucht eine ganze Menge Nadeln. [Illustration: Abb. 161. Schere mit Fingerhutbehälter in Form einer Nelke.] Ein ähnliches Geschenk ist die +Schere+ mit dem +Fingerhutbehälter+ in Form einer +Nelke+. Das ist etwas sehr Praktisches, was auch jungen Mädchen viel Spaß machen wird. Man nimmt ganz wenig Maschen auf und häkelt die Blume, deren Kelch den Fingerhut enthalten soll. In Hochrot, Bischofslila, Pfauenblau, Orange wirkt die Blüte am besten. Statt des Stiels wird eine doppelte Schnur aus Luftmaschen gehäkelt, an der die große oder kleine Schere, natürlich in diesem Fall keine Nagel-, sondern eine +Schneider-+ oder +Stickschere+, befestigt wird. Dieses Geschenk, vielleicht zusammen mit dem Stecknadelfisch, ist eine sehr geschmackvolle Aufmerksamkeit, die in Jungmädchenkreisen sicherlich Anklang finden dürfte (Abb. 161). Etwas ganz besonders Hübsches ist das +Kinderkleid+ (Abb. 162), das von jungen Tanten und Patinnen bestimmt in die engere Wahl gestellt werden wird, auch die „große“ Schwester wird dafür Verwendung finden. [Illustration: Abb. 162. Gesticktes Kinderkleidchen, nach einem Entwurf von Ida Blell, Berlin.] Den eigenartigen Schnitt des Leibchens kann man nach der Abbildung mit Hilfe des Körpermaßes leicht ausprobieren. Die Stickerei, stilisierte Blätter und Blüten, wird mit geteilter rosa Waschseide fast durchweg im Linienstich ausgeführt. Man arbeitet dabei immer rings um eine Musterfigur, ein Blatt oder eine Blume, mit Vorstichen, dann zurückgehend ebenfalls mit Vorstichen ringsum, indem man jetzt die rosa Vorstiche auf die Nadel nimmt und die leeren Stellen überspannt. Das Röckchen ist etwa 180 Zentimeter weit; die Länge kann verschieden sein. Der Saum ist 3 Zentimeter breit; er wird als Lochsaum mit rosa Seide ausgenäht. Man kann das Leibchen rückwärts in gleicher Länge wie an der Seite herumgehen lassen oder auch wie vorn ausschneiden. Die untere Kante, der obere Ausschnitt und die Ärmel werden mit rosa Seide umhäkelt, nachdem die Schnittkante 1 Zentimeter breit nach innen umgebogen wurde. Beim Umhäkeln führt man 2 feste Maschen in dem gleichen Stich aus und häkelt 1 bis 2 Luftmaschen dazwischen, dann wieder 1 f. M., 2 Lftm., 1 f. M. Das Röckchen muß selbstverständlich beim Ausschnitt entsprechend höher heraufgehen; die Falten oben werden mehrmals fein gezogen, worauf man die obere Kante auf der Rückseite an die Häkelmaschen annäht. Ein einfaches Spitzchen in Schiffchenarbeit schließt den oberen Ausschnitt und die Ärmel vorne ab. Der Halsausschnitt ist mit rosa Band durchzogen. Das niedliche +Körbchen+ (Abb. 163) ist ein sogenanntes +Verlegenheitsgeschenk+, es soll nur eine kleine Aufmerksamkeit vorstellen. Man wählt ein einfaches, hübsch geformtes Körbchen aus Weiden oder Span in der Art, wie wir es auf unserem Bilde zeigen. Ist es weiß, das heißt naturfarben, so beizt man es mit einer beliebigen Holzbeize, am feinsten wirkt Grün, Braun oder Hellbraun. Dann reiht man große, gleichmäßige Glasperlen auf einen starken Faden und befestigt ihn an der Korbwand, wie wir es auf unserem Bilde sehen. Diese Perlen sind in zwei Farben gehalten, in Dunkelblau und Gelb, wie Bernstein getönt; es sind sogenannte böhmische Glasperlen, die sich für solche Zwecke sehr gut eignen. Solch Körbchen kann man als Näh- oder Stopfkörbchen herrichten, indem man ein Nadelkissen, einen Stopfer, am besten auch einen Handschuhstopfer, Garn, Twist, Wolle in den gebräuchlichsten Farben, einen Fingerhut, vielleicht auch eine Schere darin verteilt. Es genügt aber, wenn man es als Schlüsselkörbchen bestimmt und zunächst mit Süßigkeiten füllt. [Illustration: Abb. 163. Körbchen aus Span mit Glasperlen.] Zum „Füllen“ eignet sich auch die +Spanschachtel mit Handmalerei+, die als Kragenbehälter sicherlich Gefallen finden dürfte (Abb. 164). Man bemalt sie mit Temperafarben; der Grund ist Kobaltblau, die großen Blumen an den Wänden sind abwechselnd feuerrot mit gelber Mitte und schwefelgelb mit grüner Mitte gehalten. Blätter und Stengel sind grasgrün. Der Deckel zeigt große Blumen, die dicht nebeneinanderstehen. Sie sind abwechselnd orange und schwefelgelb, zinnober- und karminrot, mit abstechender Mitte und Punkten in Grün und Gelb, die Punkte sollen die Staubgefäße andeuten. Alle Blüten sind schwarz umrandet. Die Spanschachtel wird stark glänzend lackiert, die Tempera- oder Guaschfarben, die zum Malen verwendet werden, hält man dickflüssig. Diese starkgetönte Spanschachtel eignet sich besonders zum Verpacken von Süßigkeiten, die nach auswärts geschickt werden sollen. Auch zum Julklapp ist sie gut zu gebrauchen. Man kann eine Menge Kleinigkeiten, dicht umhüllt, hineinpacken, Strümpfe, Handschuhe, Kragen, Taschentücher, ein passendes Geschenk für jüngere Herren. [Illustration: Abb. 164. Spanschachtel mit Handmalerei. Entwurf und Ausführung: Else Levin, Berlin.] 57. Weihnachtliches Allerlei Zum Weihnachtsfest regen sich die Hände der mehr oder weniger fleißigen Haustöchter mit besonderem Eifer. Nicht nur die Handarbeiten spielen schon wochen-, sogar monatelang eine wichtige Rolle im Backfischleben, es gibt noch mancherlei anderes, was ebenso ernsthaft vorbereitet werden muß. [Illustration: Abb. 165. Christbaumschmuck aus Oblaten.] Da ist zum Beispiel der +Schmuck der Weihnachts-+ und -- ein wenig später -- der +Silvestertafel+. Aber das letztere ist ein Kapitel für sich. Und der +Christbaum+ und sein +Schmuck+, das ist eigentlich etwas, was in jeder Familie traditionell behandelt wird. Wo nur Erwachsene oder Halberwachsene das Weihnachtsfest gemeinsam feiern, dürfte die Tanne im Schmuck weißer Kerzen, die Zweige mit Engelshaar verhangen, ohne jede weitere Verzierung, am liebsten gesehen werden. Wo Kinder unter dem Christbaum stehen, wird man vielleicht etwas weniger feierlich sein und bunte Lichte, versilberte und vergoldete Nüsse, Äpfel, Zuckerzeug und Pfefferkuchen an den grünen Zweigen anbringen, damit es am +Dreikönigstag+ etwas zu „plündern“ gibt. Und wer noch ein wenig weiter gehen will, der hängt +bunte Weihnachtsbildchen+ und +Papierketten+ und vor allem recht farbige +Papiernetze+ und +Körbchen+ an den Christbaum, und in den Netzen und Körbchen schaukeln sich Pfeffernüsse und kleine Steinpflaster, das übliche Weihnachtsgebäck, das auch die Großen nicht verschmähen. Ja, man kann solch einen Christbaum so lieb und lustig ausschmücken, daß ihn die Kinder ihr ganzes Leben lang nicht vergessen und daß sich in ihrem späten Alter die Erinnerung an Jugendseligkeit und Kinderglück immer wieder um den brennenden Lichterbaum drängt. Der Christbaum, strahlend im Kerzenschein, der Inbegriff aller Seligkeiten! Wie leicht ist es, solchen fröhlichen +Christbaumschmuck+ selber herzustellen; an einem Abend kann man die ganze bunte Herrlichkeit hervorzaubern. Wie macht man ein Netz? Man faltet ein quadratisches Stück durchgefärbtes, ungummiertes +Buntpapier+ wie ein Taschentuch, dann nochmals diagonal. Dann schneidet man mit einer scharfen Schere parallel dem unteren Rand in ganz schmalen Abständen einmal von rechts und einmal von links bis fast an den gegenüberliegenden Rand. Wenn man es auseinanderfaltet, durch die äußeren Ränder einen festen Faden zieht, ist das Netz fertig. Man legt eine bronzierte Nuß, einen kleinen Pfefferkuchen hinein und hängt das bunte Netz an einen Zweig. +Papierketten+, die um den Christbaum geschlungen werden, macht man aus Papierstreifen; man benutzt dazu durchgefärbtes, ungummiertes Buntpapier. Es wird 1 Zentimeter breit, 6 Zentimeter lang geschnitten und zum Ring geklebt. Durch diesen Ring zieht man einen Streifen, klebt diesen wieder zu einem Ring und so weiter, so lang man die Kette haben will. Je bunter sie ist, desto hübscher wirkt sie, darum kann jedes einzelne Kettenglied in einer anderen Farbe gehalten sein. Sehr einfach in der Herstellung ist auch der +Christbaumschmuck+ aus +Oblaten+, den wir in Abb. 165 zeigen. Einige Vorsicht ist bei dieser Arbeit indessen notwendig, da Oblaten leicht zerbrechlich sind. Als Unterlage dient ein farbiges Kartenblatt. Auf diesem ordnet man die Oblaten zu Figuren, und zwar nach Belieben in einer oder auch in mehreren Farben. Zum Ausstechen kann jede scharfrandige Metallhülse dienen, zum Beispiel eine Bleistifthülse oder eine leere Patrone. Als Klebstoff eignen sich dickflüssige Zuckerlösung, Gummiarabikum oder Mehlkleister. Die unteren Scheibchen bleiben, wie sie sind, und werden nur dachziegelartig übereinandergeschoben. Für die aufgesetzten Sterne teilt man die Scheibchen mit einem Messer in Hälften beziehungsweise Viertel. Wer sehr geschickt ist, kann auch die Kartonunterlage weglassen. [Illustration: Abb. 166. Weihnachtsleuchter.] Nun zur +Weihnachtstafel+, für die ein besonderer Schmuck ausgedacht werden muß, denn wenn den Kleinen zuliebe vielleicht die feierliche Note des Festes ein wenig gemildert und zurückgedrängt wird und der +Tannenbaum+ ein buntes Aussehen bekommt, so muß die +Weihnachtstafel+, an der die Großen herrschen, desto ruhiger und würdiger geschmückt werden. Der Christbaum und die aufgebauten Geschenke, all dies soll den Kindern gehören, die Erwachsenen aber sollen die „Heilige Nacht“ +feiern+, und darum muß die Weihnachtstafel in Grün und Weiß gehalten sein, strahlender +Kerzenschein+ und +Tannenzweige+, und dazwischen flimmerndes +Engelshaar+. Wer geschickt ist, kann jeden Leuchter in einen +weihnachtlichen Kerzenhalter+ umwandeln; wir zeigen auf unserer Abb. 166 solch einen feierlichen Lichthalter. Ständer und Arme sind dicht mit Tannengrün umkleidet, Lametta ist darübergelegt, und den Abschluß bilden die brennenden, dicken weißen Kerzen. Weiße Lichte wirken am schönsten, es wird wohl niemand auf den Gedanken kommen, dafür +bunte+ Kerzen zu verwenden; nur echte, gelbliche Wachskerzen kämen dafür in Betracht, wie sie in der Kirche brennen. Ein solch feierlicher Weihnachtsleuchter kann im Ausnahmefall den Christbaum ersetzen, in manchem Stübchen wird wohl am Heiligen Abend solch tannenumkränzter Leuchter aufgestellt werden, ein Weihnachtsleuchter, den ein treues Gedenken für liebe Freunde und Angehörige festlich geschmückt hat. Ähnlich ist der +Tafelschmuck+ auf unserem nächsten Bild (Abb. 167) gehalten: hier sieht man +kleine Tännchen+ in Blumentöpfen, die mit dunkelgrünem Kreppapier umhüllt sind. Lametta hängt in den Zweigen und verdeckt, lang herabhängend, die Töpfe, sie fließt über das Tischtuch dahin, im Umkreis einen silbernen Schein verbreitend. Sehr geschmackvoll ist der +mittlere Tafelschmuck+, etwas schwieriger als die anderen, aber bei einigem Geschick kann man ihn sehr schnell, noch in letzter Stunde, herstellen. Es gehört ein hölzerner +Lichthalter+ dazu, der in den größeren Blumengeschäften erhältlich ist. Eine Art rundes Tablett auf einem Holzständer, weiß oder einfarbig grundiert, mit bunten Ornamenten bemalt, meist Bauernblumen in Rot, Blau, Gelb und Grün, scharf vom Hintergrund abstechend. Jeder Dorftischler kann diesen +Kerzenhalter+ herstellen, die Bemalung ist so einfach, daß sie sehr leicht ausgeführt werden kann. Man verwendet Wasserdeckfarben, die nach dem Auftrocknen mit Hochglanzlack überstrichen werden. Der fertige +Lichthalter+ wirkt wie ein Tafelaufsatz; der Fuß wird mit Tannengrün umkleidet, in den Kreis stellt man die weißen Weihnachtslichte, der Rand ist durch eingebohrte Löcher dafür vorbereitet. Die Kerzen müssen fest eingesetzt werden, damit sie nicht umfallen. Zum Schluß stellt man eine hohe Schale in die Mitte, die mit kleinen roten Weihnachtsäpfeln und Nüssen gefüllt wird. [Illustration: Abb. 167. Tafelschmuck: Weihnachtsleuchter zwischen Weihnachtstännchen.] Solch +Weihnachtstafelaufsatz+ ist ein sehr originelles Weihnachtsgeschenk, das sich besonders für eine Sendung nach auswärts eignet. Man kann damit seinen Lieben, die den Heiligen Abend nicht im Elternhause oder im Freundeskreise verleben können, eine große Freude machen. Eine originelle +Weihnachtsampel+ sehen wir auf Abb. 168, einen +Weihnachtsherzkranz+ mit +Kerze+, +Lametta+ und +Perlenstern+, der an einer Seidenschleife am besten im Türrahmen angebracht wird. Die Herzform fertigt man aus sehr starkem Draht an, es gibt auch hölzerne Formen für diesen Zweck, am sichersten dürften sie in Blumengeschäften erhältlich sein. Die Form wird mit Tannengrün umkränzt, die weiße Kerze steht in einem Lichthalter, wie er für den Christbaum verwendet wird. Von der inneren Spitze hängt der +Perlenstern+ herab; er besteht aus Blumendraht und großen länglichen Silberperlen; als Ersatz für diesen Perlenstern kann ein Weihnachtsstern angebracht werden. Es ist auch nicht unbedingt notwendig, ein kariertes Seidenband als Anhänger zu benutzen, ein silbernes Band ist ebenso wirksam, auch ein grasgrünes, feuerrotes oder tütenblaues Band würde sehr hübsch aussehen, wenn man es geschickt befestigt. [Illustration: Abb. 168. Weihnachtsherzkranz mit Kerze und Perlenstern.] Zum +Silvesterabend+ wird man die obenbeschriebenen bunten +Papierketten+, die farbigen +Papiernetze+ als Tafelschmuck und Zimmerdekoration benutzen; der +Tafelaufsatz+ mit den Lichten eignet sich ebenfalls dafür, in diesem Fall kann man bunte Kerzen verwerten. Was sonst an Tombolageschenken und kleinen Überraschungen, an Masken und andern Scherzen notwendig erscheint, ist an verschiedenen Stellen in diesem Buch ausführlich beschrieben worden, eine reiche Auswahl, in der alle etwas Passendes finden dürften. IX. Kapitel Handarbeiten für die Reise Eine verregnete Sommerreise ist keine Seltenheit. Man traut sich, wie es so schön heißt, nicht weit vom Hause fort, man ist froh, wenn man im Park, im Garten herumsitzen darf, und kann doch schließlich nicht andauernd „schmökern“. Wenn wir bei Bekannten oder Verwandten als Besuch unsere Ferien verbringen, bemühen wir uns bei schlechtem Wetter, im Sommer und im Winter, uns nützlich zu machen und unter anderm auch mal tüchtig unter den zerrissenen Strümpfen aufzuräumen, vom Ausbessern der Kleider abgesehen. Aber wenn wir „richtig auf Reisen gehen“, womöglich in Badeorte mitgenommen werden, dann sind diese intimen Handarbeiten zwar notwendig, aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Auf einer Promenadebank macht sich eine feine +Stickerei+ schon besser, und am Strand ist eine hübsche +Häkelarbeit+ nicht zu verachten. Handarbeiten wirken immer kleidsam in geschickten Händen, aber gar nicht kleidsam, wenn sie kaum von der Stelle kommen und eher schwarz als fertig werden. Zum +Mitnehmen auf die Reise+ eignen sich heikle Sachen, wie zum Beispiel helles Tuch oder empfindliche Seide, sowieso nicht; Ferienarbeiten muß man schnell zusammenrollen und wegpacken können, sie dürfen nicht viel Platz einnehmen, und schon darum verzichte man auf große Handarbeiten, auf Decken, Läufer, Kleider und so weiter. Wie leicht wird man im Sommer von einem Platzregen überrascht! Da muß die Handarbeit schnell in der Tasche, im Beutel verschwinden, auf ein paar Kniffe oder Falten darf es dabei nicht ankommen. Eine vornehme Flügeldecke aus teurem Tuch oder aus schwerem Seidenmaterial ließe sich solche Behandlung bestimmt nicht bieten. +Häkel-+ und +Strickarbeiten, Bändchenarbeiten+ oder +Leinenstickereien+ können schon ein paar Tropfen vertragen, außerdem werden sie, wenn es notwendig ist, leicht und ohne viel Kosten gewaschen, die chemische Reinigung erübrigt sich dafür. Daß man sich am sandigen Strand nicht ausgerechnet mit Perlarbeiten beschäftigt, ist selbstverständlich. Batiken und Schnitzereien lasse man zu Hause, schon der vielen dazugehörigen Werkzeuge wegen, die -- wenn sie unterwegs beschädigt werden -- nicht überall repariert oder ersetzt werden können. All dies Handwerkszeug nimmt viel zuviel Platz im Koffer ein und eignet sich nicht zum Zeitvertreib für die Ferien. Wir zeigen auf unsern Bildern (Abb. 169 bis 175) verschiedene +Handarbeiten für die Reise+, die gleichzeitig als „+Mitbringsel+“ gedacht sind. Es gibt Ferienhandarbeiten, die zum „+Mitbringen+“ unterwegs angefertigt werden, es gibt andere, die als +Gastgeschenke+, als Dank für die erwiesene Gastfreundschaft verwendet werden sollen, und solche, die +auf Vorrat+ angefertigt werden; die letzteren dürften als +Gelegenheitsgeschenke+ zu Geburtstagen, in größerem Maßstab auch zu Verlobungen und Hochzeiten und, wenn man „auf lange Sicht“ arbeitet, zu Weihnachten -- natürlich im selben Jahre -- ihre Bestimmung erreichen. Auf alle Fälle ist es besser, sich mit Material für mehrere +kleine+ Handarbeiten zu versorgen, falls sich die Zeit dazu findet, als andauernd an +einer+ Riesenarbeit herumzusticheln. Sehr wichtig ist auch die Beschaffung der erforderlichen +Reservematerialien+, die unterwegs oft nur unter viel Schwierigkeiten und mit größeren Kosten als notwendig herangeschafft werden können. Das erste Bild (Abb. 169) zeigt ein +Tellerdeckchen+ in +Rundfilet+, aus Beyers Mustervorlagen für Handarbeiten, Band 103. Einige Stäbchen und Nadeln in verschiedener Stärke bilden das Handwerkszeug. [Illustration: Abb. 169. Tellerdeckchen in Rundfilet.] Zu dem abgebildeten Deckchen ist ein starkes Stäbchen (st. St.) von 7 Millimeter Breite und eine Nadel (N.) von 2,5 Millimeter Durchmesser erforderlich. Um letzteren bemessen zu können, sticht man die Nadel langsam senkrecht in ein Blatt Papier und mißt dann das entstandene Loch. Mit Häkelgarn Nummer 70 ausgeführt, wird das Deckchen etwa 15 Zentimeter groß. Man arbeitet in einen Hilfsring über die Nadel in der 1. Runde 18 Knoten (Kn.); die 2. und 3. Rd. wird glatt. 4. Rd. (st. St.) 4 Kn. in jede Schlinge (Schl.) der vorigen Rd. 5. Rd. (N). In die Übergangsmaschen der 4. Rd. 1 Kn., * die 3 folgenden Schl. in 1 Kn. fassen, 1 M. glatt, vom * fortlaufend wiederholen. 6. und 7. Rd. glatt. 8. Rd. (st. St.). Fortlaufend zwischen zwei Gruppen der 5. Rd. zweimal je 5 Kn. (das ist 1 M.) in 1 Schl., 2 M. glatt. 9. Rd. * Beide Mu.-Teile in 1 Kn. fassen, 1 M. glatt; für den Anfang des Fächers 9 Kn. in die nächste Schl., 1 M. glatt, * fortlaufend wiederholen. 10. Rd. (st. St.) * In die inneren 8 Schl. des Fächerteiles je 2 Kn., 4 M. glatt * fortlaufend wiederholen. 11. und 12. Rd. glatt. 13. Rd. Die Maschen über den Mu. der 9. Rd. übergehen, sonst fortlaufend abwechselnd 4 Schl. in 1 Kn. fassen und 1 Schl. auslassen, wie aus der Abbildung zu ersehen ist. Die Maschen des inneren Rings werden zusammengezogen und die Fäden verknotet. Die zweite Vorlage (Abb. 170) stellt einige übereinanderliegende +Wäschestücke+ dar, die in +Ausschnittechnik+ ausgeführt werden, typische +Verlobungs-+ und +Hochzeitsgeschenke+, die verhältnismäßig weniger Arbeit machen, als man denkt, wenn man die großzügigen Muster sieht. Solche Arbeiten eignen sich sehr für Ferienbesuche, nicht so sehr für „unterwegs“, trotzdem sie mancherlei aushalten können, da sie schließlich, wenn die Stickerei fertig ist, doch „auf neu“ gewaschen werden. Zunächst sind unsere Muster für +Kopf+- und +Paradekissen+, +Überschlaglaken+ und +Bettdecken+ gedacht, sie kommen aber auch für vornehme +Kaffeedecken+, für +Hemdeneinsätze+, +Vorhänge+ und +Tischläufer+ in Betracht. Die Ausführung der Arbeit dürfte allgemein bekannt sein. Alle Umrisse werden mit Vorstichen von mittelstarker Baumwolle umzogen und dabei die Stäbchen ausgeführt, welche die gestickten Figuren verbinden. Sie werden nach dem Spannen entweder nur einfach mehrmals übernäht, daß sie wie ein gedrehtes Schnürchen aussehen, oder mehrmals gespannt und überbogt. Alle Umrisse werden gleichmäßig überbogt, auch die begrenzenden Ränder des Grundstoffes. Erfahrene Stickerinnen schneiden die Stickerei erst aus, wenn sie gewaschen ist. Sehr fein wirkt unsere nächste Vorlage, der +Einsatz in genähter Bändchenarbeit+ (Abb. 171). Er ist für +Tisch-+, +Bett-+ und +Leibwäsche+ ein reizender Schmuck, der sich leicht nacharbeiten läßt. Die Muster zur Bändchenarbeit werden auf einfarbigen Kattun gepaust, mit Tinte ausgezeichnet, gut getrocknet und abgerieben, damit die Zeichnung nicht abfärbt; dann kann man mit dem Aufreihen der Bändchen beginnen. Unsere Vorlage erfordert eine kleine Ergänzung beim Aufzeichnen, ehe das Muster fortgesetzt werden kann. Links muß der Bogen, der in die drei Blättchen endigt, vervollständigt werden, darüber wird man die Spitze des Blättchens noch weiter auszeichnen und dem Muster rechts anfügen. Die füllenden Spitzenstiche werden gespannt und übernäht. [Illustration: Abb. 170. Ausschnittstickerei. Entwurf und Ausführung: Anna Schmücker, Steglitz.] Eine praktische Arbeit „für unterwegs“ ist die hübsche +Buchhülle+ aus der Werkstatt der Berliner Kunstgewerblerin +Käthe Ruppel+ (Abb. 172). Sie unterscheidet sich vorteilhaft von dem leider wieder überhandnehmenden Krimskrams, für den noch immer, oder besser schon wieder, viel Geld und Zeit verschleudert wird. [Illustration: Abb. 171. Einsatz in genähter Bändchenarbeit. Von Rosa Piltz, Berlin.] Auf dem starken Leinenstoff steht das Muster, zwei farbige, große Vögel, sehr wirkungsvoll. Die Linien sind stark vereinfacht, es sind nur wenig Farben für das Ornament verwendet worden. Die Muster sind in Flach-, Punkt- und Kettenstich gestickt; es sieht aus, als ob die Vögel auf stilisierten Zweigen stünden. Eine echte, rechte +Reisehandarbeit+ ist die +breite Strickspitze+, die man für +Vorhänge+, +Bettdecken+, +Kaffeedecken+, vielleicht auch für +Scheibengardinen+, auf alle Fälle sehr vielseitig verwenden kann. Unser Modell (Abb. 173) ist mit starkem Garn gestrickt, es kann aber auch, je nachdem es angewendet werden soll, in feinem und feinstem Garn ausgeführt werden. Wird solche Arbeit unterwegs „grau“, so schadet das nichts, gewaschen und gespannt wirkt sie wieder wie neu. Man kann sie fest zusammendrücken, man kann die Arbeit immer wieder unterbrechen und anfangen, wann sich die Gelegenheit bietet, und es gehört sehr wenig Handwerkszeug dazu. Die Spitze, nach einem alten Muster mit nicht zu feinen Nadeln und weißer Baumwolle Nummer 7 gestrickt, kann, aus sehr feinem Garn hergestellt, auch zur Verzierung von Kragen und dergleichen benutzt werden. [Illustration: Abb. 172. Bestickte Buchhülle aus Leinenstoff. Entwurf und Ausführung: Käthe Ruppel, Berlin.] Auf einem Anschlag von 48 Maschen strickt man zuerst 1 Reihe rechts. Dann beginnt das Muster. Abkürzungen: abh. = abheben, r. = rechts, l. = links, aufschl. = aufschlagen, abg. = abgenommen, vorw. abg. = vorwärts abgenommen. Dabei faßt man die nächste Masche nach dem Aufschlagen so, als wollte man sie rechts abstricken, hebt sie von der Nadel und strickt die folgende M. rechts; dann wird die abgehobene M. über die M. rechts gezogen. Erste Reihe: 1 abh., 9 r., 1 aufschl., 1 vorw. abg., 1 aufschl., 1 vorw. abg., 1 aufschl., 1 vorw. abg., 1 aufschl., 1 abh., 1 abg., die abgehobene M. über die abgenommene M. ziehen, 1 aufschl., 1 abg., 1 aufschl., 1 abg., 1 aufschl., 1 abg., 1 aufschl., 1 vorw. abg., 1 r., 1 abg., zweimal aufschl., 3 M. r. zusammengestrickt, 2 aufschl., 1 abg., 2 aufschl., 1 abg., 1 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 1 aufschl., 2 r. Zweite Reihe: 1 abh., 9 l., 3 r., 1 l., zweimal 2 r., 1 l., dann 2 r., 7 l., 3 r., 7 l., 9 r. Dritte Reihe: 1 abh., 7 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 3 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 10 r., 1 abg., viermal 1 aufschl., 1 abg., zuletzt 1 r. Vierte Reihe: 1 abh., 9 l., 10 r., 7 l., 5 r., 7 l., 8 r. Fünfte Reihe: 1 abh., 6 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 5 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 2 r., zweimal aufschl., 3 r. zusammengestrickt, zweimal aufschl., 1 abg., 1 r., 1 abg., viermal 1 aufschl., 1 abg., zuletzt 1 r. Sechste Reihe: 1 abh., 9 l., 3 r., 1 l.,2 r., 1 l.,2 r., 7 l., 7 r., 7 l., 7 r. Siebente Reihe: 1 abh., 5 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 7 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 7 r.; 1 abg., viermal 1 aufschl., 1 abg., zuletzt 1 r. Achte Reihe: 1 abh., 9 l., 7 r., 7 l., 9 r., 7 l., 6 r. Neunte Reihe: 1 abh., 4 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 9 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 5 r., 1 abg., viermal 1 aufschl., 1 abg., zuletzt 1 r. Zehnte Reihe: 1 abh., 9 l., 5 r., 7 l., 11 r., 7 l., 5 r. Elfte Reihe: 1 abh., 3 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 2 r., 1 abg., zweimal aufschl., 3 r. zusammengestrickt, zweimal aufschl., 1 abg., 2 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 3 r., 1 abg., viermal 1 aufschl., 1 abg., zuletzt 1 r. Zwölfte Reihe: 1 abh., 9 l., 3 r., 7 l., 5 r., 1 l., 2 r., 1 l., 4 r., 7 l., 4 r. Dreizehnte Reihe: 1 abh., 2 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 13 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 1 r., 1 abg., viermal 1 aufschl., 1 abg., zuletzt 1 r. Vierzehnte Reihe: 1 abh., 9 l., 1 r., 7 l., 15 r., 7 l., 3 r. Fünfzehnte Reihe: 1 abh., 1 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 1 vorw. abg., 1 r., 1 abg., zweimal aufschl., 3 r. zusammengestrickt, zweimal aufschl., 1 abg., zweimal aufschl., 1 abg., 1 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 1 aufschl., 1 abh., 1 abg., die abgehobene Masche über die abgenommene M. ziehen, viermal 1 aufschl., 1 abg., zuletzt 1 r. Sechzehnte Reihe: 1 abh., 7 l., 3 r., 7 l., 3 r., 1 l., 2 r., 1 l., 2 r., 1 l., 2 r., 8 l., 3 r. Siebzehnte Reihe: 1 abh., 3 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., 10 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 3 r., dreimal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 1 aufschl., 2 r. Achtzehnte Reihe: 1 abh., 7 l., 5 r., 7 l., 10 r., 7 l., 5 r. Neunzehnte Reihe: 1 abh., 4 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 2 r., zweimal aufschl., 3 r. zusammengestrickt, zweimal aufschl., 1 abg., 1 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 5 r., dreimal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 1 aufschl., 2 r. Zwanzigste Reihe: 1 abh., 7 l., 7 r., 7 l., 3 r., 1 l., 2 r., 1 l., 2 r., 7 l., 6 r. Einundzwanzigste Reihe: 1 abh., 5 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 7 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl.,7 r., dreimal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 1 aufschl., 2 r. Zweiundzwanzigste Reihe: 1 abh., 7 l., 9 r., 7 l., 7 r., 7 l., 7 r. Dreiundzwanzigste Reihe: 1 abh., 6 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 5 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 9 r., dreimal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 1 aufschl., 2 r. Vierundzwanzigste Reihe: 1 abh., 7 l., 11 r., 7 l., 5 r., 7 l., 8 r. Fünfundzwanzigste Reihe: 1 abh., 7 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 3 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 2 r., 1 abg., zweimal aufschl., 3 r. zusammengestrickt, zweimal aufschl., 1 abg., 2 r., dreimal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 1 aufschl., 2 r. Sechsundzwanzigste Reihe: 1 abh., 7 l., 5 r., 1 l., 2 r., 1 l., 4 r., 7 l., 3 r., 7 l., 9 r. Siebenundzwanzigste Reihe: 1 abh., 8 r., viermal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 1 r., 1 abg., dreimal 1 aufschl., 1 abg., dann 1 aufschl., 13 r., dreimal 1 aufschl., 1 vorw. abg., dann 1 aufschl., 2 r. Achtundzwanzigste Reihe: 1 abh., 7 l., 15 r., 7 l., 1 r., 7 l., 10 r. [Illustration: Abb. 173. Gestrickte Spitze.] [Illustration: Abb. 174. Teil einer Blusenstickerei in „Ajour“ (ruthenisch).] [Illustration: Abb. 175. Allerlei Körbchen. Entwurf und Ausführung: Emilie Krüger, München.] Wer sehr geschickt ist und sich selber Blusen und Kleider nähen oder ausschmücken kann, wird an dem Teil einer +Blusenstickerei+ in „+Ajour+“ (ruthenisch) viel Freude haben. Unsere Abb. 174 zeigt einen sehr reizvollen +Zwischensatz+, der sich für leichte +Kleidung+ aus Voile, besonders für +Blusen+ und +Kleider+ besonders gut eignet. Wir sehen auf dem Muster eine zierliche +Durchbrucharbeit+, von feiner Filet- und Ajourstickerei unterbrochen, auf Krepp gearbeitet, eine Vorlage, die auch für vornehme +Tisch-+, +Bett-+ und +Leibwäsche+ in Betracht kommt. Als letzte Anregung, wieder für Logierbesuch geeignet, bringen wir in Abbildung 175 reizende +Körbchen+, die als +Flick-+, +Näh-+, +Schlüssel-+ und +Löffelkörbchen+ gedacht sind. Sie stammen aus den Werkstätten der bekannten Kunstgewerblerin +Emilie Krüger+, München, und sind sehr originell teils mit großen +Glasperlen+, teils mit bunt +gehäkelten aufgenähten Wollblumen+ verziert. Dieser Schmuck ist es, der ohne viel Mühe selber gearbeitet werden kann; die Körbchen sind bei der Künstlerin erhältlich. Man kann auch +Glasschalen+ in die hübschen Körbe stellen, dann kann man sie als +Blumen-+, +Obst-+ und +Kuchenbehälter+ vielseitig verwenden, umso eher, als diese feinen Korbarbeiten gerade in den letzten Jahren wieder sehr in Mode gekommen sind. Da es sich um deutsches Material handelt, sollte diese vornehme Korbarbeit besonders gern gewählt werden; sie ist nicht nur für das Jungmädchenzimmer allein, sondern auch für die Wohnstube, die Diele und das Schlafzimmer ein vornehmer Schmuck; hier handelt es sich nicht um überflüssige Luxus-, sondern um brauchbare Gegenstände, die, von langer Dauer, immer wieder zu praktischen Zwecken ausgenutzt werden können. ~UNION DEUTSCHE VERLAGSGESELLSCHAFT IN STUTTGART~ Naturwissenschaftliche Jugendbücher des Union-Verlags Monatsausflüge mit einem Tierkundigen Von =Dr. Curt Floericke= 1. Band: +Die Monate Januar bis Mai.+ Mit 84 Abbildungen. 2. Band: +Die Monate Juni bis Dezember.+ Mit 85 Abbildungen. Jeder Band in Ganzleinen gebunden Rm. 4.-- Botanische Streifzüge in Haus, Hof und Garten Von =Dr. Georg Schlenker= Mit 96 Abbildungen. 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In Ganzleinenband Rm. 4.50 Eine Frühlingsmelodie klingt durch das anmutige Jugendbuch. Frühlingsglanz durchleuchtet die Umwelt, in der sich die Liebeskonflikte der jungen Menschen in lebendigen Szenen und harmlos ergötzlichen Abenteuern abspielen. Aber auch ein ernster Konflikt erhöht den Reiz der Erzählung. Es ist ein Buch voll Fröhlichkeit und Innigkeit, ganz besonders geeignet, junge Mädchenseelen zu erfreuen. Hannoverscher Anzeiger. Der Gläserne Berg Ein Buch von jungen Herzen. Von =Lotte Gumtau=. Gebunden Rm. 3.50 Allerlei von Sehnsucht und Ereignissen und Liebe junger Herzen enthält dieses nachdenkliche, von stiller Kraft des Fühlens durchglühte Buch; möge es die Herzen finden, in denen sein Klang widerhallt. ~ZU HABEN IN ALLEN BUCHHANDLUNGEN~ *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 76239 ***