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Der weise Salomon liesse einest dise Wort hören Eccles. c. 2. v. 3. Cogitavi in Corde meo abstrahere a Vino Carnem meam, ut animum transferrem ad Sapientiam, devitaremque Stultitiam. Ich gedachte in meinem Hertzen / mein Fleisch vom Wein zuenthalten / und mein Gemüth auff die Weißheit zu wenden / und die Thorrheit zuvermeiden. Auß welchen Worten klar und sattsamb erhellet / daß die Leuth durch das unmässige Sauffen zu Narren werden. Faber in Auctario schreibt / daß ein vornehmer Herr einen einfältigen Narren zu seiner Unterhaltung habe gehabt; diser Herr hat sich einmahl bei einer Mahlzeit dergestalten überweint / daß er frühe Morgens seinem Jodl sehr den Kopff geklagt / worauff der Lapp geantwortet / Herrl thue Hunds-Haar aufflegen / das ist / thue heut wider einen Rausch trincken: der Herr folgt; deß andern Tags aber klagte er sein Capital noch hefftiger; deß Jodels Rath-Schlag ware widerumb / er solle mehrmahlen steiff sauffen: was / sagt der Herr / was wird aber endlich darauß werden? Endlich spricht der Jodl / wirst du ein Narr werden / wie ich: wol getroffen. Weil Holofernes der Kriegs-Fürst sich rauschig / und vollgesoffen / dessentwegen hat er durch die Judith den Kopff verlohren; die mehriste Leuth aber / ob sie schon durch das Sauffen nicht umb den Kopff kommen / so verliehren sie doch wenigist das jenige / was im Kopff ist / nemblich den Verstand; nicht übel sagt der Poët:
Der Trunckenheit drei S. S. S. Merckts wol / und nicht vergeß / Sünd / Schand / Schad sie bedeuten. Flieh sie zu allen Zeiten. |
Die Trunckenheit ist ein Sünd / zumahlen der H. Paulus in der 1 Epistel zu den Corinth. c. 6. schreibt / neque Ebriosi Regnum Dei possidebunt: noch die Truncken-Boltzen werden das Reich GOttes besitzen: die Trunckenheit ist ein Schand: dann beschau du mir einen vollen Zapffen: Erstlich hat er ein Gesicht wie ein Preussisch Leder / dort ist Bacchus natürlich in Kopfferstich getroffen: die Nasen tröpflet wie ein zerlexter Schleiff-Kübel / die Augen verkehrt er wie ein abgestochener Bock; das Maul seiffert / wie ein schmutziger Feimb-Leffel: die Zung ist erstarret / wie ein Nudel-Walcker; die Stimm bommert / wie ein alte Regiments-Trommel; die Füß gehen / wie ein Garn-Haspel; die Geberden seind also beschaffen / daß er von jedermann für einen Narren auß gelachet wird. Die Trunckenheit ist ein Schad / dann sie frist und verzehrt die Mittel. Herodes weil er sich voll gesoffen / hat umb einen Tantz eines hupffenden Gründschüpels ein halbes Königreich dargebotten / ware das nit ein Narrenstuck? Ein anderer hat all sein Haab und Gut versoffen / gleichwol noch bei der Nacht an statt der Inslet / Wachs-Kertzen gebrennet / als solches ein anderer gesehen / sagt er / mein Bruder / weil du Wachs-Kertzen auff deiner Tafel brennest / so glaub ich / du hattest Exequien oder Besingnuß deiner verstorbenen Gütter. Die Trunckenheit ist auch ein Schad dem Leib / dann die Gesundheit öffter Schiffbruch leidet im Wein als im Wasser / darumb ein Grabschrifft allhier zu Wienn einem Heer-Baucker gemacht worden / welcher durch 30. gantzer Jahr alle Tag rauschig gewest / anbei sehr starck am Podagra gelitten.
Heic est compostus Fridericus tympana bombus. Moribus et tota Vita mirabilis hospes, Annis triginta Solem non viderat unquam Sobrius: Uxoris Podagrae crudelis amator.
(Nach der Ausgabe von 1707.) |
Ein solcher Truncken-Bolt ware auch der Kaiser Tiberius, welcher derentwegen zum Schimpff Biberius genennt worden / wie dann von ihme der gelehrte Jacobus Balde also singt:
Tiberius Biberius. Ein guter nasser Bruder / Ohn Unterlaß beim Zapffen saß / Pfui Teuffel! stets im Luder. |
Auff gleichen Leist war geschlagen auch jener Weinschlauch / welcher keinen Tag unterlassen / da er nicht bei seinen Bekannten gesoffen / und zwar meistens umbsonst: als er einmahl zu einem kame / deme er allzu überlästig / so befahle derselbe Hauß-Wirth / man solle mit dem Essen warten; als es disem zu lang wehren wolte und sein Weingurgel fast vor lauter Durst gestaubt / da fragt er / ist es dann nicht Essens-Zeit? Noch nicht / sagt der Hauß-Herr / wann du aber wirst hinweck sein / da wohl: diser Weinschlauch wegen deß stäten Sauffens bekame einen solchen gesaltzenen Fluß an dem rechten Aug / daß ihme der Artzt gesagt / wofern er sich hinfüran nicht werde deß Sauffens mässigen / so komme er unfehlbar umb das Aug: worauff der Kandel-Bruder versetzt / es ist besser / daß ich ein Fenster verliehre / als das gantze Gebäu: das war ein versoffener Narr.