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Die 28. Fabel, von dem Pferd und Hirsch

Unbedachte Rache bringt oft Reu, als des Meisters nachgehende Fabel beweiset.

Ein Pferd und ein Hirsch entzweieten sich und trugen große Feindschaft gegeneinander. Da aber das Pferd merket, wie der Hirsch zu allen Dingen geschickt war, und schnelleren Laufes und wohlgestalten Leibes und mit zinkendem Gehörn wohl gezieret, ward es durch den Neid bezwungen, daß es zu einem Jäger ging und sprach zu ihm: in dieser Gegend ist ein gar schöner Hirsch, wann du den erlegen möchtest, so hättest du viel gutes Wildbret zu essen, so möchtest du die Haut, Hörner und Bein verkaufen um nicht wenig Geldes. Der Jäger ward in Begierd entzündet und sprach: wie mögen wir aber den Hirsch fangen? Antwortet ihm das Pferd: ich will den Hirschen suchen, dann sitze du auf mich, und wann ich ihn erlaufe, so tötest du ihn, dadurch wir beide erfreut werden. Da nun das Pferd den Hirsch in seinem Lager gefunden, saß der Jäger auf, trieb den Hirsch davon und jaget ihm eilends nach, so stark das Pferd laufen mocht. Aber der Hirsch hatte schnelle Füße, die streckte er und sprang über das Feld bis in den Wald, darin er sicher war, und entrann. Da aber das Pferd von der großen Arbeit schwitzte und übermüd stille stand, sprach der Jäger zu ihm: wann du das nicht vermagst, was du mir gerühmet, so sollst du nun nicht mehr nach deinem Willen laufen, du hast nun das Gebiß in deinem Mund und ich den Zaum in meiner Hand, ich will dir deine Sprünge mit den Sporen und der Geißel vertreiben, und bleibst fürbaß unter meiner Macht.


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