Willibald Alexis
Der Werwolf. Erster Band
Willibald Alexis

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Achtes Kapitel

Tezel in Frankfurt

Wer mit gesunden Beinen hätte es versäumt nach Frankfurt an der Oder zu eilen, um den großen Spektakel mit Augen zu sehen.

Alle Glocken hatten geläutet, als er einzog, der hochgelehrte Herr Johann Tezel, Baccalaureus der heiligen Schrift, Ketzermeister, Predigerordens Subdelegierter des hochgebornen Fürsten und Herrn Albrecht, Erzbischofs von Mainz und Magdeburg, des heiligen Römischen Reichs durch Germanien Erzkanzler, Kommissarius durch Gnade und Bulle Seiner Heiligkeit des obersten Bischofs zu Rom und Pontifex, Leo X. Kein Prälat war noch mit solcher Pracht in Frankfurt eingezogen. Er ritt auf einem weißen Pferde, so ihm der Magistrat, auf Veranstaltung des Rektor Wimpina, bis ins nächste Dorf entgegengeschickt; Hartschiere schritten neben ihm. Vor ihm, auf einem Samtkissen, trugen Knaben, aus den edelsten Geschlechtern der Stadt, die päpstliche Ablaßbulle. Das Volk zog die Mützen, wo das heilige Pergament sich näherte, die Weiber stürzten sich auf die Kniee, einige waren so verwegen und fürwitzig, daß sie herandringen wollten und die Kapsel mit dem Siegel, die herunterhing, küssen; aber die Hartschiere stießen sie zurück. Einige hundert Schritt vorm Tore kam ihnen eine Prozession entgegen, voran die Karthäuser von Frankfurt, die Stadtpfarrer, Deputierte der Universität, des Magistrates und Bürger, andere Ordensgeistliche und Studenten; die Kirchenfahnen wehten, die Rauchfässer wurden von den Akoluthen geschwungen. So unter Rauch, Gesang und Glockengeläut rückte der Zug nach dem Tore, wo er sich drängte und ein Lärmen entstand, daß kaum die Rede des Bürgermeisters von den Nächststehenden gehört ward, der die Stunde pries, wo der Abgesandte den Brief des Heiles in die alte christliche Stadt trage.

Nachher wich alle Ordnung, als der Zug nach der Hauptkirche schwenkte. Die geharnischten Stadtknechte mußten erst mit den Kolben im vollgedrängten Schiffe Platz machen, denn jeder wollte nun zuerst das rote Kreuz mit des Papstes Wappen sehen, das Tezel selbst inmitten der Kirche aufrichtete und mit lauter Stimme schrie: es sei so heilbringend als das Kreuz Christi selber. Dann wurden Tische aufgeschlagen, mit rotem Tuch belegt, und Kasten darauf gestellt; die Ablaßbriefe herausgenommen und in verschiedenen Päcken, nach ihrem Preise, aufgelegt, beschwert mit bleiernen Löwen, die übergoldet waren. Zu Füßen des Tisches aber, neben dem Stuhl für den Dominikaner, stand der große Kasten mit dem Mundloch von Blei, in welchen die Opferpfennige, d. i. die Kaufgelder für die Ablaßbriefe geworfen wurden, die aber nicht Pfennige waren, sondern Groschen, Gulden, ja zu Dukaten wurden. Dieses Mal mußte er noch leer sein, wiewohl er gewiß mehrere Male schon voll gewesen, denn er ward leicht und ohne Klang vom Wagen über den Tisch auf seinen Platz gehoben.

Heute sollte er indes auch noch nicht gefüllt werden, in Anbetreff der großen und gelehrten Staatsaktionen, welche dem Verkaufsgeschäft voranzugehen bestimmt waren. Durch das Warten war die Lust der Kauflustigen vermehrt. Um deshalb wies Tezel mit sehr wichtigen Mienen die Heilsbedürftigen, in der Mehrzahl Frauen, zurück, welche, ihre Geldstücke zwischen den Fingern, sich an den Tisch drängten, ohne doch unterlassen zu können, vertraulich, aber doch mit marktschreierischer Stimme ihnen die ungeheure Kraft der Papiere anzurühmen, die sie vor sich sähen. Er mischte sich ins Volk, er fragte diese und jene, was sie drückte; er schien teilnehmend, hier zuckte er die Achseln, dort klopfte er auf die Schultern. Er warf hin, daß die Sünden dieser Welt sich immer vermehrten, daß man nicht genug dem heiligen Vater in Rom für seine Huld und Gnade danken könne, sich so, wie er tue, der Armen und Gepreßten zu erbarmen; er wischte dann den Schweiß von der Stirn, faltete die Hände vor der Brust und dankte Gott, daß der heilige Vater, als er seine Heilsbriefe aussandte, da noch nicht gewußt von der Lästerung des Wittenbergers. »Nicht gewußt,« fuhr er fort, »meine teueren Brüder, daß auch in diesem Lande, ja, daß vielleicht auch unter Euch ihrer sind, die auf seine Worte hingehorcht haben. Denkt doch, wenn der Papst das gewußt, wenn er nur eine Ahnung davon gehabt hätte, würde er dann seinen Schatzkasten nicht hastig zugeschlagen, würde er nicht in seinem Zorn gerufen haben: die sind nicht würdig des Heils, die am Heil zweifeln. Möchte ich doch lieber das Uebermaß der guten Werke der Heiligen, darüber ich, als Sankt Petri Statthalter, verfüge, ins Meer versenken, da es am tiefsten ist, als daß ich nur einen Tropfen davon an diese ketzerischen Deutschen vergeude! – Oder wird,« fuhr er, sich hin und her wendend fort, »ein reicher Krämer, der gute Waren hat, sie noch in einer Stadt feilbieten, wenn die Lotterbuben sie verspotten und an allen Ecken ausschreien, was kauft Ihr von dem fremden Krämer, bei unseren Kaufleuten in der Stadt findet Ihr die Ware besser und ums halbe Geld. Der Krämer, sage ich Euch, Ihr aus Frankfurt versteht es, der weiß, was seine Tuche und Teppiche wert sind, die er aus Schmarkand und Persien, und Gott weiß wo her hat, der wird sich ja den Teufel durm scheren, ob Ihr sie gut findet oder nicht. Wird er erst auskramen, damit Eure Lotterbuben sie schlecht machen, die, man weiß sehr wohl, in wessen Solde schreien. Ja, die Tuchmacher am Ort möchten auch ihre Ware absetzen; so schlecht sie ist, sie findet doch Käufer, denken sie, wenn kein besserer kommt. So meinen etliche Pfarrer und Prädikanten mit ihren Beichtstühlen auch. Geht nur hin, ich zwinge niemand, zu mir zu kommen, wenn Ihr da auch den Ablaß bekommt, mir ist's lieb, ich finde überall Käufer. Probiert's, ob ihr Ablaß so gut ist wie der hier – und der – und der da! – Wer seinen Bruder totschlägt – seine Mutter vergibt – wer einen Stein seinem eigenen Vater an den Kopf warf, fragt doch die Herren in den Beichtstühlen hier, – was sie für greuliche Gesichter machen, wie sie die Arme über den Kopf zusammenschlagen. Werden sie nicht rufen: das ist zu arge Sünde, das kann Euch nie vergeben werden! – Ja, die Herren haben recht; sie können's nicht vergeben. Aber der heilige Vater in Rom macht kein greulich Gesicht, er schlägt die Arme nicht über den Kopf zusammen, er macht ein freundlich Gesicht, ihn dauern die Sünder, sie sind ja alle Christen, erkauft durch des Heilandes Blut. Er erschrickt auch nicht über die allergräßlichste Sünde, denn er sieht das ganze Sündenmeer vor sich, wie einen grünen See in den Alpenbergen, und sein Auge dringt bis auf den Grund. Und erschrickt nicht, wie Eure Priester erschräken, wenn sie nur die Hälfte davon sähen. Sein Gefäß, mit Petri Siegel verschlossen, darin der Ueberschuß der guten Werke der Märtyrer und Heiligen wie ein golden Meer schwimmt, ist weit größer als der Alpensee. Nur die Hand braucht er hineinzutauchen und sie auszusprengen über die Welt, und alle die leben, wären gereinigt. – Ihr fragt mich wohl, warum er's nicht tut, wenn er so reich ist? – Soll er etwa seine Gnade auch denen spenden, die sie nicht mögen? Auch den Ketzern, auch dem Augustiner Lästermaul, der seine gute Gabe vor den Leuten schlecht macht? Nein, meine Freunde, man wirft nicht den Braten vor die Hunde, die Perle nicht vor die Säue.

Und wer sagt uns denn, ob der See der Sünde nicht immer größer wird, denn der Satan setzt seinen Unrat überall hin. Wer verheißt uns denn, daß der See nicht übertritt, daß er Felder, Wälder und Berge, daß er die ganze Welt überschwemmt? Habt Ihr's nicht gehört von der Sündflut, dann will ich's Euch auch nicht sagen denn darum bin ich nicht hier. Ich bin hier für die paar Seelen, die sich retten wollen. Für die sind die Briefe geschrieben, – Morgen, übermorgen kommt wieder, da könnt Ihr kaufen. Heute abend, in Eurem Kämmerlein, betet alle mit mir, daß der heilige Vater nichts in Rom von den Greueln hört, von dem Wittenberger Geschrei, versteht Ihr mich; denn wenn er's in Erfahrung bringt, ich stehe für nichts, daß es mit dem Ablaß aus ist. Wär' ich Papst, ich sag's Euch geradezu als ein ehrlicher Mann, ich zöge meine Hand zurück und schlüge den Kasten zu.«

Dabei schlug er den Kasten wirklich zu, aus dem er noch eben einige der teuersten Ablaßbriefe wie eine Lockspeise vorgezeigt hatte, und ein Stöhnen und Schluchzen ging durch die Versammlung. Sie sprachen nicht, aber ihre Blicke und Seufzer sprachen ihre Angst aus, daß der Papst es machen könne, wie der Dominikaner drohte. – Solche Zeichen des Glaubens wirkten indes beschwichtigend auf den Zorn des heftigen Mannes. Er wollte sie nicht ohne Trost von sich lassen. Zu diesem und zu jenem sprach er freundlich, sie sollten ja nur wiederkommen, wenn es Zeit sei, es werde sich schon für jeden etwas finken, und zu einem sprach er vertraulich, aber es hörten es mehre, und die mehren erzählten es, den anderen wieder: auch wenn der Papst Kunde davon erhielte und sein Gnadenkästlein plötzlich schlösse, so blieben die Briefe, die er da hätte, doch untersiegelt und in voller Kraft, so ihnen erteilt worden. »Und,« setzte er hinzu, »für meine Frankfurter werden sie schon ausreichen.« – »Und,« flüsterte ein reicher Handelsherr zu einem Ratsherrn beim Hinausgehen aus der Kirche, »doppelt teuer werden.« – »Wenn er nicht Dominikaner wäre,« erwiderte lächelnd der andere, »ich nähme den Tezel zu meinem Markthelfer.«

Nachmittags loderte ein helles Feuer in der Gubener Vorstadt, bei Sankt Gertrauds Kirche. Seit den Zeiten, wo der falsche Waldemar Ludwig von Baiern und die getreuen Bürger in der Stadt Frankfurt belagert, sah man nicht so viel Menschen beisammen. Die Studenten sangen als Wächter um den angezündeten Holzhaufen und sangen lateinische Jubel- und Spottlieder. Wem der Spott galt, brauch' ich nicht zu sagen, schwerer ist's zu glauben, wem ihr Jubel galt, wenn sie den Tezel ankommen sahen, an der Spitze seiner Dominikaner; den dickbäuchigen Kerl mit den dünnen Beinen, dem kahlen Kopf und einem Gesicht, auf dem auch keine Spur von Geist war, Feuer nur in der roten Nase, höchstens Pfiffigkeit in den kleinen geschlitzten Katzenaugen, aber der große Mund mit den aufgeworfenen Lippen machte den gemeinen Marktschreier fertig – und doch schrieen sie aus Leibeskraft in die Lüfte, und ihre Hieber klirrten und funkelten im Flammenschein. Es war in Deutschland so, man schickte die Jugend auf die Universität, damit sie austoben sollte; wenn sie ausgetobt, dann käme sie nüchtern zurück, als wie man die Menschen im Leben braucht. Das war die alte Weisheit, und mancher wünscht, daß wir noch heute so weise wären. Wenn man aber ein Faß schnell will ausbrausen lassen, wirft man was hinein. Kalk oder Taubenkot, oder was es ist, es kommt nicht drauf an. Was man in einen Strudel wirft, das ergreift der Strudel, und spritzt und schäumt und trägt's und spielt mit ihm, wie der Walfisch mit der Tonne. Einige Gelehrten meinen, das ganze Menschengeschlecht sei als wie die Jugend, wenn's lange still gesessen, und es regt sich in ihm das Blut, alsdann brauche man ihm nur hinzuwerfen ein Spielzeug, was es sei, aber einen Namen muß es haben, einen Namen, der schön klingt, und sie spielten, tanzten und schrieen darum, ja, sie lägen sich in den Haaren und zögen die Schwerter, und, je nachdem, sie zündeten auch Brandfackeln an und gingen dafür in den hellen Tod. –

Vor dem Schrei, den der Tezel vor dem Holzstoß ausstieß, als er seine langen Arme aus der Kutte reckte und seinen häßlichen Mund aufsperrte, um die Rede zu beginnen, – vor dem Schrei, so entsetzlich war und so häßlich klang er, erschraken die kleinen Kinder auf dem Arm ihrer Mütter. Aber seine Rede selbst war noch weit häßlicher. Niemals auf der Messe in Frankfurt haben sich die Packknechte solche Schimpfworte zugerufen, als die Lippen des Baccalaureus gegen den Doktor in Wittenberg ausspielten. Einige meinten, die Studenten hätten ihm vorher zugetrunken, und das wäre der schlechte Wein, der aus ihm sprach. Die schrieen denn auch, wenn er einen Augenblick Atem schöpfte und wiederholten im Chor noch ärger als er die letzten Worte, und die Kinder und Buben schrieen auch, und die Kettenhunde in der Vorstadt heulten, daß wenige sein mögen, so die Rede in dem Lärm ganz gehört. Zwar sind Studenten gewesen, die in ihren Tafeln nachgeschrieben haben, und später haben sie sich's untereinander in den Kneipen vorgelesen, wobei sie unmäßig gelacht; ist aber die Rede nachmals in keiner Chronik gedruckt worden, also weiß man nicht recht, wie sie war. Das aber vergaß ich zu sagen, daß, als Tezel sprach, er durch die Studenten, seine Freunde, unterweilen selbst unterbrochen ward. Denn einmal nieste einer, da riefen alle Prosit; und wenn er sich heiser geschrieen, rief einer: Weiter Kapuze! und mitten unter der Rede haben sie gelacht und geschwatzt. Also mag man wohl glauben, daß sie auch zuvor im Weine sich zu viel getan.

Als er sich nun ausgeschimpft, trat ein Freiknecht vor; an der Leine einen räudigen Hund, und der hatte einen Korb im Maul, und in dem Korb waren gedruckte Bücher und Schriften. Da ließ sich Tezel Handschuh reichen, zog sie an, und mit einer langen Zange griff er die Schriften heraus; das waren die fünfunbneunzig Theses, die Luther in Wittenberg an die Kirchtür geschlagen, und sein Sermon vom Ablaß. Er warf sie in die Flammen mit gräßlichen Flüchen, und als er dann die nackten Arme gen Himmel hob und die Hände faltete, betete er, oder schrie vielmehr: daß der Herr der himmlischen Heerscharen es fügen möge, daß der Verfasser dieser gottlosen Schriften, der Beliassohn, die Ausgeburt der Hölle, schwärzer wie Satan selbst, bald folgen möge dem verdammten Papier in die verzehrenden Flammen. Er hatte sich ausgeschrieen. Seine Confratres und die Studenten empfingen ihn jubelnd, und einer riß ihn dem anderen aus den Armen; ich weiß nicht, ob's dem Dominikaner sehr lieb war, – die Studenten drückten ihn nicht, wie ein weicher Mädchenarm; und das hat er wohl nicht mehr gehört, als einer zum anderen sagte: »Herr Bruder, eigentlich müßten wir ein Zelttuch holen und unseren dicken Pfaffen in die Luft werfen, das wäre Jucks und Juris!«

Ein Bürger sagte zum anderen beim Nachhausegehen, beide waren angesehene Leute: »Wo soll ihm die Lunge herkommen morgen zum Disputieren?«

»Wenn er nicht mehr schreien kann, schreien andere für ihn,« versetzte der zweite. »Das ist alles vorher abgemacht.«

»Aber was wird dann draus?«

»Was noch! Die Dominikaner haben's davongetragen über die Augustiner; das ist die Sache, weiter ist's nichts.«

»Viel Spektakel um Quark.«

»Kommt unseren Karthäusern zu statten; und unserer Stadt gibt's Ruf.«

Nicht alle hatten sich entfernt. Selbst die zornschnaubende Rede Tezels hatte der Wut der unbändigen Mönche nicht genügt. Sie redeten einzeln zum Volke, wo sie Zuhörer fanden; besonders einer, der lange Barnabas, den wir schon als Zuzügler auf der Landstraße trafen. So unwissend Tezel auch sein mochte, war er doch durch die Schule gegangen, und wenn er sich ungebärdig benommen hatte und unflätig sprach, war doch Art darin. Er wußte, daß man mit A anfängt und mit Z aufhört und einen Berg von unten aufsteigt. Der Bruder Barnabas stand aber schon oben, als er das Maul auftat, und da er nicht weiter steigen konnte, mußte er natürlich wieder hinab. Er entwarf eine Schilderung des Fegefeuers, die einem Schmied Ehre machte. Er malte die Freude der zehnmal zehntausend Teufel, wenn sie auf den ruchlosen Ketzer hämmern dürften. Aber was gälte es, daß es eines Nachts in Wittenberg rumpeln und krachen, und man anderen Tags in der Augustinerzelle ihn finden werde mit blauem Gesicht und umgedrehtem Halse. »Die Gelehrten und Medici sagen den Leuten, er ist am Schlagfluß gestorben. Sie räuchern mit Essig, daß man den Schwefelgeruch nicht riecht. Dann wird er selig bestattet mit Grabgesang und Glockengeläut, und das Volk glaubt's, daß er selig verstorben. Nein, der Teufel soll ihn gar nicht holen, wir wollen ihn holen, wir ihm den Hals umdrehen, wir ein Feuer anzünden, darin er schmoren soll, daß es ein Jubilo ist jedem guten Christenmenschen!«

Die Zuhörer wollten nicht minder gute Christenmenschen sein, also jubelten sie schon im voraus. Nur schien es einigen bedenklich, wie man's anzufassen habe, da er von Obrigkeiten und Fürsten geschützt werde. Da erzählte ein anderer ihnen, daß einst der Barfüßer Obrister dem Papste Clemens gegen die Türken versprochen dreißigtausend Mann, und alle aus dem Barfüßerorden, und sollten die Klöster doch gut bestellt bleiben. Aber gegen die Türken könnten die Ritter und Landsknechte kriegen; löblicher wär's für die Militia Gottes, nach dem abscheulichen Neste Wittenberg aufzubrechen.

Da brach wieder ein unmäßiger Jubel und Lärm aus, und der Barnabas schwang eine Eisenstange, die er aus der nächsten Schmiede sich geholt, und schwur, er wolle der erste auf der Leiter sein, so man es ihm nur lasse, daß er den Lästerer am Genick fasse: »Du sollst es!« schrieen die Burschen; aber es ward kein Kreuzzug. Die Bürger waren schon fort; die Weiber hatten keine Lust, in den Krieg zu ziehen.

Der Wein, den die Studenten dem langen Barnabas zu reichlich eingegossen, verfehlte nicht seine Wirkung. Er verlor den Faden; statt zu brüllen, fing er an zu jammern, und statt den Doktor Luther zu erwürgen, den er schon an der Gurgel hielt, würgte ihn eine Vorstellung. Ob der gottvergessene Mönch denn alle Scham und Schande vergessen, und was er seinem eigenen Stande schuldig sei? Ob sie nicht schon genug runter gekommen wären, die Barfüßerorden durch die Bank? Spotte man ihrer nicht schon, wenn sie mit dem Bettelsack durchs Land zögen? Wo lüde ein reicher Herr sie noch ein und ziehe sie zu seiner Tafel? Wo das Gesinde speist, setze man ihnen den Abhub hin, und in vielen Häusern schlüge man ihnen die Thür vor der Nase zu? Die Bissen würden immer knapper, die Reisen immer weiter, der Glaube immer schlimmer: ob sich denn einer darum noch einkleiden ließe, daß er hungert und sich einen faulen Mönch schelten läßt? Da täte man ja besser, ein Müllerknecht sein; so man auch wie ein Esel tragen müsse, sei der Sack doch immer voll, und wisse man, wo alle Abend die volle Schüssel raucht, und der Strohsack auf der Bank liegt.

Der Wein hätte aus dem ehrlichen Brandenburger Mönch wohl noch viel mehr ans Licht gebracht, als ans Licht sollte, und die Studenten stießen sich vor Lachen mit dem Ellenbogen, wäre nicht eine Sternschnuppe vom Himmel geschossen, denn es war mittlerweile dunkel geworden.

»Da seht Ihr's!« kreischte ein anderer Mönch, der so klein und dick war, als jener lang, aber er reckte den Arm und den vorgeschobenen Zeigefinger, als wollte er das Ende der Schnuppe berühren. »Wieder ein Zeichen, und wir wollen noch nicht sehen! Habt Ihr denn nicht gehört, daß uns die himmlische Zornrute droht, die nächstens am Himmel hängen wird, ellenlang und armesdick, nicht gehört, daß in den großen Gebirgen die Erde gezittert hat! Gottes Langmut hat schon zu lange gewartet; der Welt Untergang um solcher unermeßlichen Sünde willen steht in den Sternen geschrieben. Die Gelahrten lasen es dort schon, die Fürnehmen wissen es. Im Wasser und Feuer wird sie untergehen, und der Tag ist da, ehe Ihr es Euch verseht. Die Gelahrten sagen es Euch nicht, denn die Gelahrten sind klug; ich aber sage es als ein schlichter Mönch zu seinen erbarmungswürdigen Brüdern: rettet Euch! Ich meine mcht, daß Ihr Euch retten sollt wie die Fürnehmen, die Euch in Unwissenheit lassen und es überschlagen, wie sie sich selber salvieren, derweilen Ihr untergeht; rettet Eure Seelen, sage ich Euch, ehe es denn zu spät ist. Wer wollte nun noch den Augenblick verkennen, die ganz absonderliche Gnade des heiligen Vaters in Rom, der auf höchst eigentümliche Fürbitten der allerheiligsten Jungfrau Maria Euch gerade jetzt seine Ablaßbriefe sendet, damit Ihr kaufen sollt, ehe denn all Euer Geld Euch nichts nützt. Darum ist das die grauenhafte, die abscheuliche, eine Sünde, für deren Unermeßlichkeit gar keine Worte sind, daß dieser Luther, der so gut wie einer weiß, wie der Tag des Gerichtes vor der Tür steht, daß er gerade jetzt durch seine teuflischen Lehren die Welt verwirrt, die Welt am Rande des Abgrundes. Mit einem Fuße steht Ihr darüber, ein Engel will Euch die Hand reichen, da flüstert er Euch zu: greift nicht danach. Meine Brüder, kann so ein Mensch sprechen, oder ist's des Satans Stimme? Apage! rufe ich, Kyrie eleyson! kauft, kauft! denn Euer Geld ist nichts wert, Schutt im Schutt, Ihr nehmt es nicht mit hinüber ins Himmelreich!«

Nach der Rede scholl kein Vivat, kein Jubel: aber sie hatte wieder gut gemacht, was der gemütliche Barnabas verdorben. Sie schlichen still auseinander; doch in der Stadt war es an dem Abend nicht still. Man disputierte, zankte, schrie, in den Kellern und Schenken; die Barfüßer, deren fast ein halbes Tausend zur großen Disputation gekommen, zogen durch die Straßen; Haufen Volkes hinter ihnen; klagende, schluchzende Weiber, die Rates, Trostes bedurften. Viele hatten sich vor der Kirchtür gesammelt und hofften noch immer, bei der dringenden Gefahr werde man in der Nacht die Türen öffnen und mit dem Verkauf den Anfang machen. Andere standen vor dem Karthäuserkloster, wo Tezel abgetreten, und baten inständig, daß man sie zu dem heiligen Mann einlasse; so drückte sie ihre Sünde. Die Weiber ließen sich kaum von den Scharwächtern abtreiben, sie kamen von anderer Seite wieder, und als eine der Widerspenstigen vom Weibel gepackt und nach der Wache geschleppt ward, fragte sie ihn, ob er, wenn die Welt über Nacht unterginge, ihre Sünden aufnehmen und für sie ins Fegefeuer wolle? Der Weibel schlug auf die Brust: »So wahr ich ein Brandenburger bin, auf die Gefahr hin will ich's!« Zum Scherzen war's doch nicht angetan, wenn man in Scharen die Kapuziner, Dominikaner, Franziskaner, die Kalthäuser und Karmeliter, in ihrer uralten Feiertracht, Gebete murmelnd, Grabeshymnen still singend, durch die Straßen streifen sah, wo Hunderte von Landleuten, die kein Obdach gefunden, in der Winternacht lagen, vor Frost zitternd. Tezel dagegen saß in einem warmen, behaglichen Gemache, und vor ihm ein großes Gefäß mit rauchendem gewürztem Weine, aus dem er vermutllch zur morgenden Disputation sich Mut trank, als der Dominikaner, der am Feuer zuletzt gesprochen, nach Mitternacht eintrat: »Magister!« sagte er, »Gesinnung ist gut; aber lauter Gesindel; was reich und angesehen, ist zugeknöpft bis ans Kinn. Käufer die Hülle und Fülle, aber es wird verdammt nach Kupfer im Kasten klimpern.«

Wie Tezel in Frankfurt disputiert hat, im Winter 1518, dreihundert Mönche und Kleriker ihm zur Seite; wie, wenn er den Mund auftat, sie ihm pergas! zuschrieen; wie wenn der Opponent nur einfiel, ein Murmeln, gleich fernem Donner durch den Saal lief; wie es ausbrach zu einem Gewittersturm, wenn der Dominikaner von der Kraft der Beredsamkeit des anderen ins Stocken geriet; wie der Rektor Wimpina hinter dem Disputierenden auf dem hohen Katheder jetzt mit den Augen blinzelte und Winke gab, jetzt sich erhob und zur Ordnung schrie; wie Tezel, wo ihm die Gründe ausgingen, das Maul aufriß, lateinische Verwünschungen auf die Ketzer brüllend, und mit den Fäusten auf das Pult schlagend; wie endlich mitten im Getöse Wimpina sich wie ein Jupiter tonans erhob. Blitze schleudernd aus den Augen, donnernde Befehle aus dem Munde, und am letzten Tage unter furchtbarem Geschrei der Parteien den Doktorhut dem Baccalaureus auf die Stirn drückte, – im Augenblick, meinten viele, wo er den Gründen seines bibelkundigen Gegners erliegen mußte; wie dazu die zwei Drommeter aus der Galerie schmetterten, die Pauken draußen wirbelten, vor dem Ausspruch der Autorität: daß er gesiegt habe, der loyale Widerstand verstummen mußte; – aber das ist in der Historie vielfach erzählt.

Unsere Geschichte weiß nur, wie ein Opponent – Johannes Knipstrow, ein Student der Theologie aus Pommern, der bei den Franziskanern die untern Weihen empfangen – als dieser Opponent, um einmal Luft zu schöpfen, aus dem gepreßt vollen Saale hinaus wollte, beim Durchdringen beschimpft und gestoßen wurde. Die am Eingange, die nur den Lärm gehört, meinten er sei überwunden, und fliehe; sie sahen geballte Fäuste, sie hörten die Schimpfworte: »Lügenbrut, Heiligenschänder!« Waren sie nun einstudiert, oder war es die Wut des Fanatismus, sie wollten es auch nicht an sich fehlen lassen. Also griffen auch sie zu, und drängten und stießen ihn. Sie hätten ihn vorn die Freitreppe hinuntergestoßen, wenn nicht der kurfürstliche Abgeordnete zur rechten Zeit gekommen wäre. Entweder hatte er vom Lärmen gehört, oder es war ihm auch zu heiß drinnen geworden. Mit festen Worten wies der Ritter die Grimmigen zurecht, daß sie hier seien mit dem Munde und nicht mit den Fäusten zu disputieren. Wenn auch die nächsten gehorchten, die entfernteren schrieen: »er ist ein Gotteslästerer, ein Ketzer!« Die Studenten, die in Landsmannschaften in ihrer bunten Feiertracht ums Haus standen, schrieen drein, sie wollten in Frankfurt rechte katholische Lehre, keine Wittenberger Ketzereien, kein augustinisches Spülwasser. Die Weiber, das Volk schrie es nach. Die Trompeten und Pauken riefen wie zum Tumult auf, von den Dächern, die voll Buben waren, flogen Schneebälle herab. Der Ritter, der ein stattlicher Mann war, und mit gar keiner Miene, als ob er sich schrecken lasse; aber auch ein solcher Mann, wenn er einzeln, kann gegen eine grimmige Menge nichts ausrichten, noch mocht' er's – denn ehedem schrieen die Diener der Fürsten nicht gleich über Aufruhr und verletzte Autorität, wo das Volk einmal laut wurde –- der Ritter, sage ich, schlug den Mantel zurück und faßte den Knipstrow unter den Arm. So führte er ihn durch die Tobenden, bis wo die Pommeranen standen. Denen übergab er ihn: »Ist Euer Landsmann, Ihr werdet für ihn sorgen.« Damit schritt der Herr wieder durch die Volksmassen nach dem Rathause. Sie wichen ihm respektvoll aus: »Der Marschall Bredow!« – Die Pommeranen aber hatten vorhin am lautesten geschrieen: »Vivat Tezel! Schlagt den Ketzer aufs Maul!« Sie hatten nicht gewußt, daß, der so beredt gesprochen ihr Landsmann war. Nun schrieen sie: »Vivat Knipstrow! Vivat Pommerania!« So drängten sie, die blanken Hieber überm Kopf, den Landsmann in ihrer Mitte, durchs Volk. Anfangs wollten sie ihn nur nach ihrem Konvikt salvieren, dann, als alle vor ihren Hiebern und entschlossenen Mienen wichen, gefiel's ihnen; sie zogen mit Absicht durch die vollsten Gassen, wie im Triumph, immer schreiend: Vivat Knipstrow! Vivat Pommern! Vivat libertas academica!« Das Volk schrie mit, denn das Schreien steckt an; die schrieen Vivat Tezel! die Vivat Knipstrow! Am Ende meinten sie, es wäre dasselbe! Johannes Knipstrow ward nachmals der erste General-Superintendent von Pommern.

Lärm überall, auf den Gassen, vor und in der Kirche, wo der Ablaß verkauft ward, sogar im Rathause, wo etliche angesehene Herren beisammen standen. Einer, der sich mit Mühe aus der Kirche gedrängt, erzählte, wie sie sich fast prügelten, um die Briefe zu kaufen. Sein Schreiber hatte berechnet, wie viel Geld in einer Stunde eingekommen. Die ernsten Herren schüttelten die Köpfe.

»Das muß selbst auf die Masse von Einfluß sein.«

»Und bleibt im Land kein Pfennig sitzen. Er läßt sich überall füttern,« sagte der von Belkow.

»Ist ein schmutziger, geiziger Kerl,« erwiderte der Patricier und Handelsherr, Herr Petersdorf.

Der Stadtpfarrer war auch zugegen: »Ich meine, der Nachteil, den dieses Spektakulum auf die Sittlichkeit unserer Stadt übt, ist noch gefährlicher, und wird sich erst zu unserem Schrecken ausweisen. Nicht nur, daß die Beichtstühle meiner Herren Konfratres leer stehen, aber es greift an unsere Autorität. Zwei der gefährlichsten Marktdiebe, so nach jeder Messe zu mir kamen, und gewissenhaft beichteten, wiesen mir noch eben hohnlachend ihre erkauften Briefe. Sie hätten auf drei Jahre Ablaß im voraus, und sollt' ich mich nicht wundern, so sie nicht zur Beichte kämen.«

Der Bürgermeister Weise warf sich in eine vornehme Stellung: »Das ist für die Sicherheit der Stadt höchst bedenklich.«

»Gewiß,« entgegnete der Propst, »denn obwohl die Diebe in der Regel erst dann zur Beichte kamen, wenn sie die gute Hälfte durchgebracht, so vermittelte ich's doch, daß sie die andere, wenigstens zum größern Teil, den Bestohlenen restituierten. Man mußte es allerdings in einer Handelsstadt nicht zu genau nehmen, sonst wären sie gar nicht wiedergekommen.«

»Und,« sagte ein Professor juris, »ein solch Geschwätz auf dem Katheder ist mir noch nicht fürkommen. Eine Latinität und keine Quantität richtig, wenn ihm Wimpina nicht in den erschrecklichsten Fällen zuflüstert. Dieser Doktorhut geht der Universität an Fauna und Reputation.«

»Ihr lieben Herren,« sprach des Kurfürsten Kommissarius, der zugetreten war, »wenn dem so ist, ich versteh' es nicht, aber was ludet Ihr ihn denn ein? Ihr Herr Propst, ließet läuten; Ihr, Bürgermeister, hieltet ihm gar eine Anrede.«

Der Bürgermeister und der Propst zuckten die Achseln, was so viel sagen sollte, als: »Wir konnten nicht anders, die Umstände –«

»Wer hätte nicht einmal geirrt,« sprach der Ritter freundlich. »Nun wißt Ihr's besser. Wenn's dem Gemeinwesen schädlich, wie gesagt, ich versteh' es nicht, wenn aber Eure Meinung so ist, was duldet Ihr's länger?«

Der Professor barg den Kopf zwischen den Schultern und brachte in eigenem Ton den Namen Wimpina vor.

»Der ist Rektor der Universität aber nicht der Stadt –«

Die Herren sahen sich wieder lächelnd an: »Aber bei Hofe sehr angesehen,« sagte der Konsul und verneigte sich bedeutungsvoll gegen den Ritter – »wenn auch nicht in so hoher persönlicher Gunst wie mein Herr von Bredow.«

»Was tut das zur Sache! Ihr habt's mit Eurer Stadt und nicht mit dem Wimpina zu tun, und was schiert's den Hof!«

»Doch will man wissen,« sagte der Bürgermeister, »daß auch unser allergnädigster Herr dem Ablaßhandel wenigstens nicht öffentlich entgegentreten möchte.«

»Zum Kuckuck, Ihr lieben Herren, wenn er nicht, warum Ihr denn nicht, so es Euch recht dünkt. Steht Ihr nicht da für Euer Gemeinwesen, als wie der Kurfürst für seines, das ist das Ganze? Haltet Ihr den Trödel für schädlich für Stadt und Bürger, so ist's an Euch, ihn abzustellen. Wenn der Kurfürst anders denkt für's Land, steh' ich Euch für, wird er nicht erst hinhorchen, ob's Euch in Frankfurt oder denen in Bernau so recht ist. Was müßt Ihr lauschen und horchen, wie er darüber denken könnte? Mag nun einer so denken und der andere so, am Mann ist's doch, mein' ich, zu tun, was er für seine Schuldigkeit hält.«

Sie schauten ihn noch schlauer an, ob er vielleicht gekommen, ihnen einen Wink zu geben, wie man in Berlin denke?

Da lachte Hans Jürgen von Bredow laut auf: »Ihr Herren, über Pferde und Hunde fragt mich der Kurfürst, aber nicht über Theologika. Wär' ein schlechter Rat da. Aber so Ihr meint, die Fuchsschwänzer könnten's verdrehen, was Ihr vorhabt, schreibt's auf, gradraus schickt's dem Markgrafen, daß er weiß, was sie in Frankfurt denken.«

»Ja, wenn der Marschall Bredow unser Fürsprech sein will.«

»Zum Henker, Ihr Herren,« fuhr der Ritter auf, »ich meinte, ein Mann müßte Mut für sich haben und den Mund auftun, auch ohne Fürsprech, so er im Recht ist; und zehnmal mehr, wo er nicht für sich spricht, sondern als Amtmann für die ihn zur Obrigkeit gewählt. Wozu haben sie Euch gewählt, wozu seid Ihr bestallt, so Ihr's nicht wagt, aus Furcht, daß es könnte ungelegen kommen? Wie soll der Fürst erfahren, was sie im Lande denken, so jeder Hauptmann, Schulz und Bürgermeister sich hinterm Ohr kraut, und fragt und lauscht zuvor, ob der Fürst nicht anders denkt? Nichts für ungut, Ihr Herren, das meine ich so. Will übrigens niemand meine Meinung aufdrängen, denn ist darin jeder sein eigener Herr.«

»Sie würden's wohl tun,« hinterbrachte jemand am Abende dem Marschall, »aber sie werden's anstehen lassen.« – Da lachte er laut auf: »Lieber, das wüßt' ich schon, als ich ihnen ins Gesicht sah.« – »Und dann muß man doch bedenken,« setzte der Vermittler hinzu, »wenn der Dominikaner auch viel Geld aus Frankfurt zieht, bringt er doch auch was ein durch die vielen Fremden, so er anzieht. Item sehen sie's als eine Ehrensache an, denn wenn Tezel über Luther siegt, hat auch Frankfurt über Wittenberg gesiegt. Man muß nicht vergessen, Frankfurt ist eine Handelsstadt.« – »Kommt mir bisweilen in den Sinn, die ganze Welt sei eine Handelsstadt,« sagte der Ritter kopfschüttelnd.


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