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Bartholomäus Krüger:

Wie Hans Clauert Herr und Narr im Hause war

Hans Clauert, der märkische Eulenspiegel, wohnte in Trebbin, hatte eine Frau, die war ein herbes Kraut, und war nichts als eitel Zank und Streit unter beiden. Deshalb war Hans Clauert nur selten daheim, und weil er sonsten sehr kurzweilig war, so hatte ihn jeder gern bei sich, ungeachtet sie für ihn bezahlen mussten.

Einst war der Rat versammelt und hatte Hans Clauert bei sich. Weil dieser aber wieder lange nicht in seinem Hause gewesen war, so ward seine Frau bewegt, ihn zu suchen. Als sie ihn fand und ihn mit hässlichen Schmähworten angriff, saß Clauert vor dem Tisch, tat, als wenn er's nicht gehört hatte, trommelte mit den Fingern einen mutigen Tanz, trank herum und machte sich lustig. Die Herren des Rats aber riefen sie und boten ihr zu trinken. Darüber ward sie noch grimmiger, schalt viel heftiger als zuvor und ging brummend davon.

Da sie aber fort war, sagte einer nach dem andern zu Clauert: »Hans, Ihr mögt nun wohl heimgehen und Euch zwagen lassen; denn die Lauge ist wohl gewärmt!« Er sagte: »Wieso? Warum sollt ich nicht heimgehen?« Die Herren sagten: »Habt Ihr nicht gehört, wie Euer Weib Euch die Lektion gelesen? Sie wird Euch willkommen heißen.« Clauert sagte: »Mein Weib? Sollte sie mir ein unnützes Wort geben? Das kann ich nicht glauben: Mein Weib soll heute noch mit mir tanzen!«

Darüber lachten die Ratsherren alle und wetteten mit ihm um eine Tonne Bier, wenn sie ungebeten oder ohne dass sie von der Wette wusste, mit ihm tanzte. Clauert sagte: »Das sollt ihr wohl erfahren, und damit ich Euch nichts vormache, so sendet zwei aus Eurer Mitte mit mir, die es ansehen und hören, ob sie nicht ungebeten mit mir tanzen wird.«

Sie schickten also zwei aus dem Rat mit ihm; die mussten draußen vor der Stubentür warten. Hier konnten sie durch ein kleines Fenster alles wohl sehen und hören, was in der Stube vorging. Als nun Clauert in die Stube kam, saß sein Weib beim Kachelofen und spann. Er sagte kein Wort zu ihr, sondern stützte beide Hände in die Seiten, tanzte die Stube auf und nieder, hin und her und sang sich selber einen Sang mit diesen Worten:

»Und bin ich nicht der Herr im Haus?
Und bin ich nicht der Herr im Haus?«

Diese Worte wiederholte er immer wieder und hüpfte und tanzte dabei aus Leibeskräften. Darüber ward die Frau so giftig, dass sie hätte zerspringen mögen. Als er aber immer weiter tanzte und sprang, konnte sie es nicht mehr ertragen. Nahm vor Zorn ihren (Spinn)Rocken, warf ihn hinter den Ofen, setzte auch beide Hände in die Seiten und tanzte hinter ihrem Manne her. Und wenn Clauert sang:

»Und bin ich nicht der Herr im Haus?
Und bin ich nicht der Herr im Haus?«

so sang sie allemal dagegen:

»Und bin ich denn nicht der Narr im Haus?
Und bin ich denn nicht der Narr im Haus?«

und tanzte hinter ihm her. Und je lauter er sang und schrie, desto wilder hüpfte und tanzte sie auch. Solchen Tanz und Sang trieben sie so lange, bis die beiden Ratsherren vor der Tür laut zu lachen anfingen.

Da das Clauert hörte, ging er stillschweigend wieder aus der Stube und mit den beiden Abgesandten hin zum Rat und ließ sein Weib daheim singen und tanzen, was und so viel sie wollte. Die Beiden aber, so mit gewesen waren, erzählten dem Rat, wie es Clauert gemacht und wie seine Frau ungebeten getanzt und dazu gesungen hätte.

Da wollten sich alle vor Vergnügen totlachen und gaben ihre Wette verloren. Das gewonnene Bier aber gab Clauert zum Besten – und sie tranken es in aller Fröhlichkeit am andern Tage aus.

 


 


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