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Der Babenberger Markgraf Leopold III., später der Heilige genannt, stand eines Abends mit seiner Gattin, der Kaisertochter Agnes, mit der er vor kurzem Hochzeit gefeiert hatte, auf dem Söller seiner neuen Burg auf dem Kahlenberg (so hieß damals der heutige Leopoldsberg). Während sie die Gründung eines neuen Klosters besprachen und sich über den Platz, auf dem das Gotteshaus erstehen sollte, nicht einig werden konnten, entriß ein heftiger Windstoß der Markgräfin ihren Schleier und trug ihn weit in das am Fuß der Burg sich erstreckende Gehölz hinein.
Agnes war über den Verlust sehr traurig, denn es war ihr Brautschleier. Wochenlang ließ Leopold nach dem Schleier suchen, ohne daß es gelang, ihn aufzufinden. Da gelobte der Markgraf, an der Stelle, wo der Schleier gefunden würde, ein Kloster zu erbauen.
Acht Jahre später jagte Leopold mit seinem Gefolge in den Wäldern etwa eine Stunde weit entfernt von seiner Burg. Plötzlich schlugen die Hunde an. Als der Markgraf, sich durch das Gestrüpp zwängend, dem Gebell nachging, leuchtete ihm auf einem Holunderstrauch etwas Weißes entgegen. Neugierig trat er heran, um das Ding näher zu besehen. Da erkannte er zu seinem Erstaunen den vermißten Schleier seiner Ehegattin, der wie durch ein Wunder noch ganz neu und unversehrt aussah.
Leopold erblickte in diesem Geschehen das Walten des Himmels und beschloß, sich an sein Gelübde zu erinnern, an dieser Stelle eine Kirche mit einem Kloster zu erbauen.
So entstand das Stift Klosterneuburg, das wegen der Nähe der neuen Markgrafenburg diesen Namen erhielt.
Noch heute zeigt man im Stift eine kostbare Monstranz, die die Form eines Holunderstrauches aufweist, mit Blüten aus Perlen, worüber ein Schleier geworfen ist Zu Füßen des Strauches kniet mit seinen Hunden der heilige Leopold.