Ernst Moritz Arndt
Märchen und Sagen
Ernst Moritz Arndt

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Ick bün de Ridder Unvörzagt und sla der Säwen mit eenem Slag

Meister Hans Scharpsteker in Soltwedel vam Amt der Snider un Schröder lewde mennigen Dag mit siner Fru in eener kinderlosen Eh, un was sehr bedröwt datt sin Geslecht utgahn schull, un plag to seggen: Dat ward de Stadt föhlen, wenn de Name Scharpsteker ehr fehlt; denn solang se denken kann un Eva in den vörbadenen Appel bet, datt de Minschen ehre Sünd bekleden müßten, hebben Scharpstekers då im Amt der Kledermakers seten. Scharpsteker äwerst nömde de Sniders nümmer anners as Kledermakers. Endlich as de Kopp all anfung em to grisen, sede sine Fru eenmal to em: Klas, ick weet, wat du nich weetst, un lachte dåto. Un he sede: wat schull dat woll Grotes wesen? Un se strakte en fründlich üm den Bårt un sprack: Dat süht so ut, as wenn Gott dat urolde Geslecht der Scharpsteker nich will utstarven laten, denn sit een paar Weken geiht wat in mi vör, wat woll mal mit twee Beenen up der Erd herümspazieren ward. Un de olde Scharpsteker, as he ditt vörnam, wurd äwer de Maten froh un danzte up sinen twee dünnen Sniderstaketen herüm, as hedde de Zegenbuck Hochtid holden. Darup ging he un slog de Bibel up un sach in sinem Kalender nah; un as he dat dhan hedd, hüppte he idel lustig äwer Disch un Bänke, so datt sine Snidersche sede: Wat Wäder! wat is't mit di, Mann? büst du noch richtig? am End wast du geck un breckst Hals un Been, ehr de junge Scharpsteker då is. Äwerst dat Sniderken let sick nich stüren, un sprung frisch un juchte un joste, datt de Lüd up der Straat vör'm Finster still stunden un meenden, et were een lustig Gastgebot bi Meister Klas. Un as em de Athem knapp wurd, settede he sick bi sinem Schatz un nam se up de Knee, un reep: Juchhe! Juchhe! an't Licht herut mit di, min Held! Juchhe! un abermal Juchhe! dat ward een rechter Scharpsteker warden, een Held mit der Natel un mit dem Degen, un he ward unsern Namen grot maken. Denn nüe Kleeder hew ick up dem Sünnenupgang grepen, un in der Bibel, wo ick dat Loos frog, bleef min Finger up dem Versch stahn im tweeten Book Samuels im ersten Kapitel, wo dat ludet: Der Bogen Jonathans hat nie gefehlet und das Schwerdt Saul ist nie leer wiederkommen vom Blute der Erschlagenen und vom Fette der Helden. Un wenn ick alles tosamlegge, wat mi in dissen letztvörledenen Weken drömt hett un wo veele Nateln ick terbraken hew un wo veele snurrige Gedanken äwer unser Stadtregiment mi dör den Kopp flagen un schaten sünt, so düdet dat ook up sonne Ding, wovan de bibelsche Versch spreckt. Un, Fru, nu segg du, wo is di egentlich to Mod? denn in di mütt sick't am lebendigsten wiesen; dine Gedanken sünt gewiß nicks as Degen un Speete un dine Dröm idel Siege un Slachten? O wat! sede se, gah mi weg mit dinen Herrlichkeiten! mi is sehr slimm to Mod un ick lide veel an dullen Gelüsten. Nimm di man in Acht, Mann, datt mi de Lust nich ankümmt, di in der Pann to braden un uptofreten; denn denk mal: gistern hedd ick recht swår mi to holden, datt ick unsern schönen witten Hushahn, de de Zier vam Markt is, nich bi'm Kopp nam un en slachtede un brot; denn ick was up Hahnenflesch mit Lüsten, un as he vör mi up den Gårdentun flog un mit den Flüchten slog un so lustig kraihde, dacht ick mordlustig in mi: leg de doch braden in der Schöttel! As de Snider ditt vörnam, fung he sinen drüdden Danz an, ret sick de Slapmütz vam Kopp, swung se in der Luft üm un smet se in de Hög, un reep: Juchhe! un abermal Juchhe! hebben wi di, junger Held Scharpsteker? hebben wi di, min Dörflinger un Stalhanschen, un wo alle Grewen un Feldmarschälle heten mägen, de bi der Snidernatel dat Isen führen lehrt hebben? Ja, de Hahn is een modig fürig un ridderlich Veh, un dårüm will dat Heldenkind Hahnenflesch äten. Juch! Juch! Sniderglück! Dat ward wiß mal een General un Börgermeister, de mit der Stadtfahn in't Feld tüht un Törken un Franzosen dat Hasenpanier in de Hand gift. – Juchhe! frisch drup, min Küken! frisch drin, min junger Löwe!

So tierde sick de olde Meister. As sine Fru em äwerst mal sede: Se hedde den Morgen een Gelüst hett, datt se Plettisen un Bägelisen, wenn se se hedd biten künnt, gern vörslungen hedd, då müßten des Sniders Rehbeenen höger hüppen un springen, as je vörher, un he reep as geck un unsinnig: Hew ick't nich seggt? Hew ick't nich seggt? alle ward he in de Flucht slan, keen Törk un Taterkhan ward vör em utholden. Un he kunn sine Froid unmöglich bi sick beholden, un leep ut in de Stadt un vörtellde allen Nawers, wat för een Held ut em entspringen schull: ja, een Simson mit dem Eselskinnbacken, sede he, een Gideon, een König David, een Judas Maccabäus, een rechter Isenbreker un Isenfreter. Nehmt juwe Jongens vör em in Acht, Nawers, wenn he då is; dat rad ick ju: denn wenn he bös ward, is keen Utkamen mit em, ick kenn dat scharpstekersche Blood.

De Nawers äwerst lachten äwer den olden Narren un seden: De Snider is een Dreihkopp worden.

As de junge Scharpsteker geburen wurd – denn een Jung was he – sach de Olde up sinem Kopp dat Hütken, dat veelen Lüden bi eenem ankamenden Kinde een Glücksteken dücht, un reep: Seh! då hebben wi't jo, känen uns den Helden mit Händen gripen – seh! seh! Wif! un froi di! då! seht de Siegshuw un Glückshuw lifhaftig! un wat hett de Schelm vör een paar Oogen im Kopp! funkelt nich Für un Blitz drin? o wåhrhaftig de ward Karthauen un Kanonen unvörseerd in't Gesicht sehn.

So kam de junge Scharpsteker tor Welt, un kreg de Namen Hans Niklas. He wurd äwerst nich anners as Hans Isenfreter nömd. Denn des olden Sniders Snack was bi den Lüden hängen blewen, un de junge Hans müßt dat entgelden. Hans was een smucker un flinker Jung un hedd würklich een paar grelle un blitzige blage Oogen im Kopp, un wuß to eenem slanken un zierlichen Snidergesellen up. Denn allmälig hedd sin Vader de groten Gedanken vörgäten, un sede: Sniders sünt ook Lüde. He let sinen Hans äwerst jümmer sehr nett un alamodisch in Kledern gahn, denn he was een vörmägender Mann un hedd man dat eenzige Kind. Vör allen Dingen äwerst trachtede he dårnah, datt Hans een geschickter un sneller Dänzer wurd un sinen Hot mit Manier afnehmen un sinen Bückling mit Anstand maken kunn. Denn he sede: Unsereens mütt veel mit vörnehmen Lüden ümgahn un to Grewen un Generals un Prinzen goden Morgen seggen; een Snider schull alltid as de Kinder der Vörnehmen ertagen warden; ick hew woll sehn, datt man mit lichtem un behendem Foot in der Welt uptreden mütt, denn je swårer man uptret, desto harder stött man an, un gewiß is't een gewaltig Wurd, dat Wurd: Kleder un Snider maken Lüde.

Hans Scharpsteker was negentein Jåhr old un würklich een hübscher junger Snidergesell mit roden Backen un hellen smachtigen Oogen. Up allen Börgerhochtiden hedd he den Vördanz, speelde ook een beten up der Cither, un sung de schönsten Arien; so datt de jungen Fruen un Jumfern en man den schönen jungen Snider nömden, olde ernsthafte Lüd äwerst koppschüddelten un seden: he is een Geck as sin Vader, een upgeblasener Narr.

Nu begaff sick etwas, dat den jungen Snider in de Welt dref; un he schull nu vörsöken un pröwen, wat de Siegerhuw em bedüd't hedd. In Soltwedel was een grot Vagelscheten, un de olde Klas Scharpsteker schot dat beste Stück van dem Vagel herunner un wurd Schützenköning. In der Stadt lewde een older vörsapener Poet un gewesener Scholmeister, de alle wichtigen Begebenheiten der Stadt un Doodsfälle un Hochtiden in groten Familien to besingen plag, de dichtete nu ook up den Köning Klas een langes Gedicht, dat fung mit dissem Versch an:

O Klas! du kühner Klas! de Natelspitz un Degen
Un Fürruhr Flint un Büss geschickt weet to bewegen,
Wat büst du för een Held! wo spelst du mit Geschütz!
Gewiß, du Snider stohlst vam Himmel mal den Blitz!

Dit Gedicht sach woll ut as een Lofgesang, was äwerst heel anners meent un spelde vörblömt up veele scharpstekerische Pral- un Narren-Reden an, un makte veel Gelach un Gerede in der Stadt. Een Schalk, de sick äwer Meister Scharpsteker erlustigen wull, hedd et bi dem Poeten bestellt un em een paar Daler dåvör gewen.

Nu satt unser Hans Niklas mit veelen siner Kamraten mal in eenem Bierhuse, un då seten ook een paar Schohknechte, un de fungen an äwer dat Königsgedicht un äwer de Sniders to spotten un nömden se nich anners as de Herren Natelspitzen. As de jungen Sniders dat hürden, wullen se weggahn; äwerst eener van en stödd Hansen an un sede: Hans, lied dat nich un giff dem vörwegnen Schohmaker eens! Un Hans fatede sick een Hart, sprung up, un slog dem eenen Schoster achter de Ohren, datt se een helles Klinglikling sungen. De beeden Schosters wullen nu mit ehren harden Pickfüsten ook utlangen, äwerst de Sniders hedden to flinke Beenen, un weren wips as de Wind ut der Stuwe.

Disse Hansische Ohrfieg gaff eenen groten Uplop un Upruhr in der Stadt un de Schosters un Schohknechte dheeden sick tosam un drauden alle Sniders as de Flegen un Müggen dood to slan, wenn de sick vör en blicken leten. Un don fuhr eene grote Angst in de armen Kledermakers; denn wo schullen ehre finen Händekens dat woll mit den knotigen un knorrigen Füsten der Schohknechte upnehmen? In disser groten Noth funden se keenen annern Rath, as datt Hans Scharpsteker dat Feld rühmen un as de Sündenbuck för alle in de wiede Welt henin jagt warden schull. Un de olde Klas roth sülwst dåto. Un sine Moder snürde em unner dusend Thranen sin Bündel un sin Vader bröcht en des Nachts, as alle Schosters slepen, heemlich ut dem Dure un sede em: Holl di frisch, min dapprer Jong! un lat di dat erste halwe Jåhr nich merken, datt du een Snider büst; denn de Schelms, de Schohknechte, künnen di nahspören. Un hier hest du, wovan du unnerdessen lewen kannst – un he drückte em föftig Daler in de Hand. Un de beiden seden eenanner Adje.

Un Hans ging mit sinen föftig Dalers ganz lustig in de Welt henin un lewde de ersten Weken går vörgnögt un wanderde dör veele dütsche Länder un Städer un danzte mit mennigen hübschen Jumfern; un dat Wanderlewen geföll em woll. Äwerst he hedd nich an sines Vaders halwes Jåhr dacht, un nah säwen Weken was sine Tasch leddig. As em nu de letzte Daler ut dem Büdel sprung, was he grad in eener Stadt in der Slesie, de Öls het. Då was to der Tid eene Bande Kumödijanten van der Årt de van Stadt to Stadt un van Flecken to Flecken herümtehn un unnerwielen woll in Schünen un Schaapställen spelen. Un Hans dachte in siner Noth: jung un flink büst du noch, to kleden vörsteihst du die ook, un noch hest du schöne nüe Kleder, un de Beenen mit Manier hen un her to slenkern un eenen bunten Danz uptoführen un eene fine Aria to singen un up der Cither dåto to klimpern – o dat's di man een Spaß; un in eener Stadt as disse künnst du en woll een Ballet vördanzen. Un so nam he sick eenen Mod un ging to dem Hauptmann äwer de Kumödijanten un sede: ick will ook Kumödijant warden. Un se nehmen en mit Froiden an, denn he was schier un hübsch, so as se keenen mank sick hedden.

Un Hans nam sick in sinem nüen Handwerk binnen weinig Weken so up, datt he Könige un Prinzen un vörnehme Vörleewde un towielen ook Düwel un Gespenster un annere sonne uterordentliche Meister un Helden spelde un datt alle Kumödijantinnen sick in den schönen Scharpsteker vörleewden. Äwerst dit swinne Glück wurd sin Unglück. Denn een van sinen Kamraten, to siner Tid een Student un een rechter Raufbold, kreg de Swartsucht, as he Hansen dem Wiwervolk so in dem Schot sitten sach, un sprack em eenen Awend nah der Kumödi, as se bi'm Win seten, also hart to: Hans Wippstart, de du alles Trittvägelholt beflügst, morgen, wenn de Dag gragt, müßt du't mit mi up den Säbel vörsöken, den du hüt as Kaiser Artaxerxes so vörwägen swengt hest; willen mal sehn, ob ick diner Königin Esther een paar Thranen utlocken kann. Disse Rede düchte unserm Hans tor Untid spraken, un he bedacht sick nich lang, nam eenen van den blanken Röcken, worin he Könige un Helden to spelen plag, un sine Cither un sinen Stock, un so mit recht flinken Schreden ut dem Dur herut, eh dat Morgenroth noch ut dem Osten blenkerde. Denn em was jümmer, as hürde he üm de Ohren Säbel swirren un Pistolen knallen. He ging äwerst den Weg up Polen to.

Wat schull he nu anfangen? Snidern? ja Snidern? Dat kam em nu veel to gemeen vör, nachdem he so oft Kaiser un Köning west was un de schönsten verleewden Prinzessinnen üm sinen Hals hedd bummeln föhlt. He nam denn sine Cither un sung dåto, un so wanderde he dör't Land. Äwerst de Polacken, bi den keen Spill äwer den Dudelsack geiht, makten nich veel Wesens van em, un he müßt oft mit reisenden Handwerksburschen ut eener Schöttel eten un in slichten un luftigen Judenkrögen slapen, un all de Dröm van Herrlichkeit un Glück, de sin Vader in siner Jugend van em drömt hedd, un wat em sülwst up dem Theatrium oft dör den Kopp schaten was, müßt in Polen wedder utflegen un sick up den kahlen un kolden Wintertwig setten.

So was unser Hans bet in Litthauen kamen un satt in eenem Judenhuse in eenem Städtken een paar Mil van Grodno un att eenen slichten Knublokspannkoken un kauede sin Stück drög Brod dåto, un em föllen de olden Soltwedler Tiden wedder in, as he bi sinem Vader in Hüll un Füll satt, un he dacht ook wedder an Öls und wat een grot Mann he då west was, un wo de wilde Student, de em de Wiwer misgünnde, en van då mit Sabel un Pistolen wegdraut hedd. Un he nam sine Cither un spelde nicks as trurige Stückschen. Un et föll een gewaltiger Regen, so datt he inregnede un drei Dag då sitten bliwen müßt. Do rührde he ut Langerwiele unner den Bökern, de up dem Kannbrede in der Judenstuw legen, un fund toletzt een old Ridderbook, worin veele wundersame un äwenthürliche Geschichten un Leuschen to lesen weren. Un in dissem Book las he ook de Geschicht van den säwen jungen Schosters, de säwen schöne un rike Fräulen friet hedden un worut säwen Eddellüde up groten prächtigen Slotten worden weren. Un Hans müßt, as he ditt las, lud uplachen, un sede bi sick: Wat Düwell säwen Schosters? un du büst een Snider, un din Vader sede, du schust een Dörflinger warden, un kannst dat nich mal? Un in dem slog he mit der Hand up den Disch, un trug up eene Stell, wo wat Meth vörspillt was un sick een Hupen Flegen henset't hedd, un säwen Flegen legen van siner Hand as Liken hengestreckt. Un he froide sick äwer den Slag, un müßt noch mehr lachen, un reep ut: Wat der Düker! un ook Säwen! Un he sach de Dooden, de vör em legen, lang an, un em föll mancherlei dåbi in un fludderde em as Fleddermüse dör den Kopp hen un her.

Un de Nacht dårup drömde em allerlei wunderlich Tüg van groten Dingen un Aventüren un van Königsdänzen un Ridderspill, de bunten un prächtigen Bilder van dem Theatrium in Öls; un he föll in deepe Gedanken, un in dissen Gedanken un Nahgedanken satt he denn den ganzen Morgen un heelen Dag, un sede toletzt: In disser korten Welt is doch alles man Spill; heddst du man Kleder un Wapen un eenen polschen Hingst tüschen den Beenen, du wust di ook woll tom Eddelmann updenen. Un he fung tor Stund an, un ging in de Stadt un köffte sick för vier Groschen dickes Packpapier un fineres buntes, un klisterde dat tosam un klewde nüdliche Bildekens dårup, un snet alles sauber un nett ut – un so wurd een Schild fardig, nich veel slichter, as de he up dem Theatrium in Öls oft up dem Arm dragen hedd. Un midden up dem Schild malde he säwen Flegen un eene utgestreckte Hand, de nah den Flegen slog, un därunner schref he de stolten Würde: Ick bin de Ridder Unvörzagt un sla der Säwen mit eenem Slag.

As de vierde Morgen anbrack, was't een wunderschön Wäder, un Hans ging mit frischer Hoffnung der Sünn entgegen un drog sinen Schild up'm Arm un an der linken Lend wippelde em een lütter Stichdegen, den em de Jud vör sin schönes Citherspill verehrt hedd; un wo hell em't ook in sinen Ingeweiden klung un sung un mit der magern Hungerklock lüdede, sin Hart ging em frisch in der Borst, un em was, as wenn he all eenen bunten Vagel van eener Fräulen bi den Flüchten hedd. So ging he lustig up de Stadt Grodno to, wovan de Thörm em entgegenblenkerden, un kam gegen Middag an, un wiel dat een sehr heter Sommerdag was, smet he sick in dem Diergården nich wiet vam Slott unner eenem grönen Boom int Gras, un snorkte bald so sorgenlos, as wenn de ganze Welt sin were. Hier in Grodno stund äwerst eene wunderliche Geschicht, un de mütt ick nu vörtellen:

In der Stadt Grodno wahnde een mächtiger un gewaltiger Hertog van Litthauen, de hedd een grotes Land bet an den Gränzen van den Törken un Muschwiters; äwerst nu was de Herr nich mehr mächtig un sieghaft, un dåran was een gräulich Undeerd schuld. Ditt Undeerd was een wilder Bier, een duller Isenbreker van so vörfeerlicher Gröte un Gewalt, datt keene Kugel en dör dat Fell båhren kunn un datt de modigsten Kämper vör sinen Hauwers un glönigen Oogen dat nich utholden kunnen. Un mennig god Jåhr hedd de Bier im Land herümrast un veele dusend Ossen un Perde un Minschen slagen un ümbröcht, un toletzt was he ook nah Grodno kamen un hedd in den groten Wold eene halwe Mil van der Stadt sin Lager upslan; ja unnertiden kam he woll dicht unner dat Slott un terwöhlde dem Hertog vör siner Näs de Bloomenbedden. Un dat kunn em nüms wehren, denn keen Jäger un Hund trauede sick mehr an en heran; denn he was sneller as een Hirsch, kunn dör de deepsten Seen swemmen un up Glattis lopen as up'm struwen Weg un äwer alle Tün un Muren as een Vagel setten. Kortüm mit dissem Bier was et eene Sak, datt alle Lüde glöwden, et ginge nich mit rechten Dingen to un he were mehr, as wonah he utsach. Veele dusend Jagden weren nu een tein Jåhr her up en anstellt, veele hundertdusend Kugeln up en afschaten, veele dusend Hunde hedd he terreten, un wo veelen wackern Jägers hedd he de Darmen ut dem Liwe haut! He blef äwerst, de he was, de unvörwundliche un unbedwingliche Bier. Dat gewaltige Deerd was nu Nawer van dem Hertog worden un höll en in sinem Slott as gefangen. Denn de Eber ströpte in allen Büschen un up allen Wegen üm dat Slott herüm, un dat was besünderlich an em, datt he arme Lüde un Bedellüde un Buren ruhig ehre Strat gahn let, äwerst wat blanke Kleeder un Wapen drog un to Perde satt un in Kutschen fuhr – dat was sin Fiend un då stört'te he sick mit Wuth drup. Ja so wiet was dat kamen, datt de Bier mächtiger was as de Hertog, un wenn sick't schickte, kunn man woll seggen: de Bier was de Herr im Lande un nich de Hertog. Denn wer am meisten kann un vör wem alle sick früchten mütten, de is de Herr. Wat hedd de arme Hertog nich all dhan dat Undeerd los to warden! wo veel Gold un Sülwer, Städer un Slötte hedd he utbaden, wenn eener den Bier slan künn! Ja he hedd vörspraken de Bierhut mit Demanten uptowägen, wenn eener se em bringen kunn; äwerst då kam keen Döder un Bringer. Toletzt in siner groten Noth hedd he sine Dochter utbaden, sin eenzig Kind un de schönste Prinzessin im ganzen Abendland, datt wer keme un den Bier dalslöge, de schull ehr Brüdegam heten un nah sinem Doode Prinz un Hertog warden. Un mennig schön Prinz Grewe un Riddersmann hedd dat wagt mit dem Bier üm de schöne Prinzessin un jämmerlich sin Lewen laten müßt. Endlich äwerst wurd dat Gerücht van dem litthauschen Eber to mächtig in allen Ländern un nüms let sick up dem Kampplatz sehn.

In dem schönen Slott satt nu de arme Hertog as een Gefangnen mit siner Prinzessin un mit sinen Hoffherren, Kammerjunkern un Jagdjunkern all in dat drüdde Jåhr, un se lewden een langwieliges un trostloses Lewen un fungen Flegen un Müggen un äten Gapeier, un wüßten nich, wat se mit der schönen Tid anfangen schullen. Denn nüms wagde sick äwer föftig Schritt ut dem Slott herut, un ehr se utgingen, müßten veele hundert Buschklopper herümströpen un up allen Stegen un Wegen tosehn, ob ook van dem Bier eene Spur were. As nu unser bunter Ridder Unvörzagt unner dem Boom lag un går söt sleep un snorkte, keek een Kammerherr ut dem Finster un reep: O Wunder äwer Wunder! wat seh ick! Då liggt eener unner eenem Boom im Slottgården un schient een Riddersmann to wesen; denn een Schild liggt bi em. Dat mütt wåhrhaftig een gewaltiger Mann wesen, de sick unnersteiht då to slapen. Un de Hertog leep nu ook an't Finster, un de Prinzessin un alle Hofflüd kemen un keeken ut; un de eene sede ditt de annere dat, all äwerst meenden, dat müßt woll wat Seltsames un Uterordentliches sin. De Prinzessin äwerst wurd fürroth vör Froiden, denn se were gern ut dem Gefängniß herut west un hedd ook gern eenen Mann hett. Un de Hertog sede: Wi willen henschicken un den Ridder to uns laden; kann sin, datt Gott uns van Ungeschicht ut dissem langen un harden Drangsal erlösen will. Un he schickte drei van sinen vornehmsten Herren, den Ridder in dat Slott intobidden, datt he keme un bi dem Hertog sin Quartier nehme.

Un de Baden sleken sick lisign lisign in den Gården as de Müse, stünden oft still un keeken sick bang üm, as Duwen to dhon plegen, wenn de Kraih in der Luft schreit un den Hawk anmeldt. Denn se dachten jümmer an den hauenden Fiend. Un bald kemen se an den Boom, wo unser Hans im Gras lag un sorgenlos drömde un snorkte. Un se lesen de stolte Inschrift up sinem Schild, un de eene sprack to dem annern: Dat mütt een gewaltiger Degen sin, de då Säwen up eenen Slag sleit; un woll süht he dånah ut; denn kiek! wat is dat för eene schöne Längde! Un Ridder Unvörzagt wakte up äwer dem Geflüster, un stüttede sick up eenen Ellbagen up, un sach då de Männer vör sick stahn, un vörwunderde sick sehr. Un de vornehmste van den Drei nam dat Wurd un sprack also:

Allererhabenster un grotmächtigster Prinz! un allergewaltigster un unäwerwindlichster Ridder un Herr, Herr Unvörzagt! Wi sünt hier van unserm Herrn afgeschickt, eenem mächtigen Hertog, de eenes starken Arms un Helpers bedürftig is. Un gewiß, Gott, de sick unsrer Noth erbarmen un uns van dem gruwlichen Undeerd befrien will, dat disse Forsten un Gården un dat ganze Land entfredet un vörwoistet un nu so veele Jähre alles unsäker un wild leggt un veele dusend Wittwen un Waisen makt hett. Un dårüm hett de gnädige Gott di hierher schickt, den Sieghaften un Dappern, datt du den fürchterlichen Eber dalleggen un de schönste Prinzessin, de de Sünn beschient, tom Gemal winnen schast. Un nu stah up un kumm mit uns in dat Slott, wo unser Herr un Hertog up di paßt un van wo de schönste aller Prinzessinnen ut dem Finster mit sehnsüchtigen un fröhlichen Oogen up den Schild schaut, worup de stolte Inschrift glänzt: Ick bün de Ridder Unvörzagt un sla der Säwen mit eenem Slag. Dårüm süme di nich, kumm! kumm! un empfange de Ehren, de diner hogen Dhaden würdig sünt.

Un Hans, den se ut eenem söten Drom upweckt hedden, sach in den drei Herren, de in prächtigen güldnen un sidenen Kledern un mit ehren Tressenhöten in der Hand gebückt vör em stunden, eenen nüen bunten Drom, un horkte hoch up un vörwunderde sick toerst; doch as he sick den Slap ut den Oogen wischt un sick etwas vörsunnen hedd, kam't em ganz natürlich vör, datt he sick so bequem as een groter Herr up den Ellbagen stütten kunn un de Drei in prächtigen Hoffkledern mit sidenen Strümpen un goldnen Snallen un ehre Höd in den Händen tor Erd gesenkt mit krummen Bücklingen vör em stunden as de Fidelbagen, de eben upstriken willen. Un as he de Red uthürt hedd, sweeg he erst eenen Oogenblick un bedachte sick, un dat dücht em, datt sin Glück eene günstige Wendung nehmen wull; un de säwen Schohmakergesellen föllen em lebendig in un datt he går up eene Prinzessin in't Slott beden wurd; un he sede bi sick sülwst: Frisch, Snider, äwer de Schosters! wer nich wagt, winnt keene schöne Frau. Un so satt he noch een Wielken un let et sick noch een beten dör den Kopp lopen, un denn richtede he sick up un sprack ungefähr in dissen Wurden:

Leewe Herren un Fründe! Gaht hen un grüßt juwen Herrn un Hertog wedder van dem Ridder Unvörzagt un dankt em för sine fründliche Badschaft un Ladung up dat Slott. Van den wundersamen Aventhüren un Dhaden, de disse mine Füste angrepen un dörhaut hebben, van betöwerden Gården un Slotten, van verwünschten Prinzen un Prinzessinnen, van Draken un Riesen, de dör min Isen fallen sünt, to vörtellen un to berichten würd to lang sin. – Also hier bloihst du mi wedder up, du schönste rodeste Ridderbloom? hier bloihst du un lockst du, blitzender Stried un grimmige Gefåhr? Mer bloihst du wedder up, Bloom der Leew un Hoffnung nah so grotem Leed, dat mi vör weinigen Dagen troffen hett? – Un nu markt up, ji Männer! Ji schält weeten: Ick tog ut der Britannie un Nederland un Dütschland daher un wull des Weges nah Konstantinopel un van då in dat hillige Land, un so äwer den Libanon un Sinai jümmer frischweg in dat swarte Muhrenland henin de Törken un Unchristen to bestriden – un hürt! då is mi hier in dissen litthauschen Wüsten een påar Dagreisen vör disser Stadt min Knapp entlopen un hett Rosse un Wapen un alle mine Schätze un Klenodien un minen heelen Riddersmuck as een Deef un Spitzbow mit sick nahmen. Un to Foot hew ick gahn müßt un binah in der Dracht un Wise eenes gemeenen Knechts, as ji mi hier seht. Un dissen Schild mit der Upschrift, as ji seht un lest, hew ick mi ut Papp makt as een Teken mines Wandels, un disse elendige Degen is een Degen, den een Jud mi schenkt hett, un womit man woll Müggen upspeeten kann äwerst nich gegen Löwen un Riesen un Undeerde as juwer Bier up den Plan treden. Un nu gewt Acht, wat ji dem Hertog van minentwegen vörmelden schält. Meldt em, een Deef hett den Ridder Unvörzagt, de der Säwen mit eenem Slag sleit, schier utplündert un en in eenen so weinig ridderlichen Tostand vörsett't, worin he sick nich unnerstahn dört vör em un vör der Prinzessin to erschienen. Will he mi in sinem Slott sehn, so late he mi in eene Harbarg führen un mi ridderliche Kleeder, Wapen un een Stridroß bringen, as mines Glieken geziemlich un gebürlich is, un Knapen un Knechte tom Deenst, damit ick in ridderlicher Årt un Rüstung in sine Borg inriden kann. Hüt äwerst will ick rasten un slapen, denn ick bün matt un möd van der Reis un noch vull Arger äwer minen schändlichen verlapenen Deef; un morgen will ick, wenn't Gott un dem Hertog beleeft, minen Inritt dhon.

Un de Männer vörneigden sick mit deepen Kneebögungen bet tor Erd vör em, un gingen tom Slott torügg un berichteden dem Hertog, wat de Ridder Unvörzagt seggt hedd un wat he van em begehrde. Un de Hertog schickte se wedder in den Gården to bidden, he mügte doch kamen, as he eben were, denn en un de Prinzessin vörlangde ook går to sehr den gewaltigen un ridderlichen Helden to sehn. Äwerst Hans sach se stolt van bawen an un sede Ne, un denn trumfde he ut: Nich anners! hüt will ick in de Harbarg, un west flink un seggt dat juwen Hertog tom tweeten Mal, un gefällt em dat nich, de Strat der Welt is wiet un breet, un ick ward mi woll wedder to eener Rüstung un eenem Roß helpen un annerswo min Glück un Aventhür söken känen.

Un se gingen un kemen bald wedder un beden Hans in des Hertogs Namen nich quad to sin, un führden en in de prächtigste Harbarg, de in Grodno was, un vier Pagen kemen en in een Bad to führen un twee Knapen stunden vör siner Dör en to bewachten; un Win und Brod un Torten un Pasteiden wurden updragen, datt de Disch knackte. Un dat gefeel em woll un he sprack bi sick sülwst: Nu is de Dag kamen, wo ick keen Flegendöder mehr bün – glücklicher Slag un glückliche säwen Flegen, de ick truff! Un as he tor Genöge geten un drunken hedd, ganz anners, as he noch up dem Theatrium, wo dat ook meist man bildlich herging, de Könige un Helden spelde, ging he to Bedd un vörsunk in sidenen Dunenküssen un reep in Froiden: juchhe, Glück! so ligg ick denn endlich as een Prinz in dinem weeken Schot! O Vader Klas, wenn du nu dinen Sähn mit der Siegerhuw sehn künnst, wat gew' ick dårüm! – Un wiel he eenmal wedder recht ordentlich un düchtig satt was un starken un fürigen Win drunken hedd, slog de Mod in hellen Flammen ut siner Borst herut, un he reep abermals: Fortuna! is dine Bahn glatter as Glattis un din Zopp korter as dat Hasenblömken, ick fat di un holl di fast! Eene Prinzessin för eenem Bier! wat is denn een Bier? Hebben Ridder nich Löwen un Tigern de Tehnen utbraken, un ick schull vör eenen Bier torügg bäwern? Ne! nu un nümmermehr! Un wenn't een Bier were, as de den olden Heidenkönig Adonis wiland doodslog, de de Brüdegam van dem Vagel Phönix was. Nu un nümmermehr! Morgen is ook een Dag un Glück is Glückes Moder. Un mit dissen un dergliken hogen un vörnehmen Würden un Gedanken sleep he lustig in.

As unser Hans so in Win un Dunenbedden un gewaltigen Gedanken äwerflot, was de Jubel un Froid noch wiet gröter up dem Slott, un den ganzen Awend wurd nicks spraken und vörtellt as van dem Ridder Unvörzagt un de Prinzessin kunn sick nich satt fragen un hüren äwer sine Rede Årt un Gestalt. Un de drei Baden streken en gewaltig herut un seden: He is een schöner slanker Herr, un süht ut een påar Oogen – o Gnädigste Prinzessin! – ut een påar Oogen, de Sünn sülwst, de in der ganzen Welt gewiß de hellsten Oogen hett, künn sick in em vörkieken. Un ook nah dem Schild frog se un nah dem Teken up dem Schilde, un de Männer kunnen dat nich recht düden. De eene van en sede: Dat Teken mütt går wat Afsünnerlichs sin, egentlich süht et ut, as wenn't man säwen Flegen sünt, wonah de Held slan will; äwerst dat kann't woll nich sin, då is de Bedüdung gewiß to gering grepen; de beiden annern meenden, de Vägel segen woll binah as vam Flegengeslecht ut, äwerst et weren gewiß utländsche un chinesische edder ostindische un westindische Flegen, as hier to Lande sick nich blicken leten. Ook de olde Hertog kam mit siner Weisheit dåtüschen un meende: Dat künn woll een verblömtes Teken sin van deeper heemlicher Bedüdung, edder et künn up een Wurd gahn, dat de Ridder mal bi eener groten Gelegenheit seggt hedd, tom Bispill: Ick will ju Säwen as de Flegen slan. Unner dissen un annern anmodigen un lustigen Reden vörging den Lüden im Slott de süs so lange Awend swinner as en glücklicher Drom, un se gingen erst lang nah Klock Twelw to Bedd.

As nu de Morgen kam, weren ook de Pagen dem Hans strax tor Hand un drogen de kostbarsten sidenen un güldenen un sülwernen Kleder heran, un de Knapen brächten hellfunkelnde un splitternagelnüe Wapen un leden se dem Ridder to Föten. Un Ridder Unvörzagt kledede sick an – denn dat vörstund he erstaunlich – un spegelde sick in dem Spegel as een Pagellun, un sach würklich prächtig ut. Un he dheed eenige Froidensprüng up sinen flinken Beenen un reep: Hussa! Snidergesell! wes nu frisch un unverzagt, as du di nömst, un spele de Ridder un Prinzen woll, de du so oft up dem Theatrium verstellt hest! Heissa! mine Helden, herbi! Heissa! Holofernes un Alexander un Mitderdat! herbi! un spegelt ju in juwen Schöler! Frisch Hans! wer weet, wat Gott ut di maken will un ob du nich eenen högern Namen up de Scharpstekers proppen schast? – Un he nam de Wapen un betrachtede jedes besünders un wählde sick dat Beste ut; dårup reep he sinen Knapen, un se müßten se em anleggen un umsnallen. Un he sach ut hoch un prächtig as een geburner Fürst. Un toletzt hängde he sick ook eenen Schild up den linken Arm. De Schild äwerst, den he sick utsehn hedd, geföll em, wiel de lütte Gott Amor mit eenem Flitzbagen dårup afbildt was, van dem een glöniger Pil in een rodes Hart flog. He meende dat äwerst as eene Vörblömung, de up de schöne Hertogsdochter anspelde, un dachte bi sick: Ick mütt ehr to vörstahn gewen, wo ick henut will. Den schönsten un stärksten Schild van allen gaff he äwerst an eenen Knapen un sede to em: Gah nu, dreg den Schild tom Maler, un dissen Schild van Papp dåto, un de Maler schull up jenen Schild malen un schriewen, wat up dissem steiht.

Un as ditt dhan was, steeg he de Treppen henaf un swung sick up eenen witten Hingst, de sadelt un uptömd vör der Dör stund, un galoppierde dör de Stadt up dat Slott to; un twee Knapen reden achter em un de Hofftrumpeter un Basunenbläser reden vör em un blösen sinen Intog. Un alles Volk leep em nah un juchte vör Froiden: Hurra! då ritt de grote Säwendöder, de dappre Ridder Unvörzagt! Denn dat Gerücht hedd et äwerall utropen, wer in de Stadt kamen were. Un as de Ridder an der Slottsdör ankamen was, stund de olde Hertog dåvör un de schöne Prinzessin sine Dochter un alle Hofflüde, un empfungen den stolten un hogen Gast, de bi en intehn schull, un führden en de hoge Marmortrepp henup. Un Ridder Unvörzagt wüßt sick so to stellen un to hebben, datt all to minter Mal glöwden, he were ut eenem groten Geslechte un hedd an Königshäwen lewt un mit Prinzessinnen tor Tafel seten. As he äwerst sine Rüstung un de Wapen afleggt hedd, wiesde he sick in siner Jugend un Schönheit un Behendigkeit so anmodig un licht un let so nich een Spierken van dem Snidergesellen marken, datt der Prinzessin dünkte, Hans were de schönste Jüngling, den se in ehrem Lewen sehn hedd, un datt se bi sick sülwst süftede un bedede: O du leewer Gott im Himmel! keenen annern as dissen! giff em doch Sieg äwer den Bier un lat en min Brutbedd bestiegen!

Un nu kam de olde Hertog ook bald up den Bier to spreken un up den Struß, den Hans mit em bestahn mügt. Un Hans stellde sick dåbi so lustig un unvörfeerd datt de Hertog bi sick dachte: de mütt siner Sak wiß sin un goden Mod fatede. Hans bat sick äwerst noch acht Dag ut, bet he den groten Strid wagen wull: denn, sede he, ick bün länger as drei Weken dör juwe polsche un litthausche Wüstenei tagen, wo't nicks to kniepen un to biten gifft, un nu hew ick twee Dag to Foot gahn un binah hungern müßt. Darüm gewt mi de acht Dag Respiet, datt ick mi wedder een beten vörhalen un vörkowern un mine Kräfte stärken kann. Un de Hertog stund em dat gern to, un he un sine Dochter hedden de lustigsten Dage in siner Gesellschaft, un dat kam en vör, as weren se im Himmel un as hedde de Langewiel up ewig van en Afsched namen. Denn Hans vörtellde en de wunderlichsten Geschichten un Aventüren un bröcht hier alles an den Mann, wat he jemals up dem Theatrium spelt edder in Bökern lesen hedd. Denn he hedd eenen klüftigen un anslägschen Kopp un eene smidige Tung, un kunn recht ärdig vörtellen.

Den drüdden Dag, as de Maler mit dem Schild kam un alle den Schild betrachteden un de Flegen un de Inschrift dårup, vörwunderden se sick sehr un keeken den Ridder Unvörzagt an, äwerst nüms wagde dat Wurd an en to richten. Toletzt nam de olde Hertog, de sick sehr wise dünkte, sick den Mod en to fragen un sede: Herr Ridder, ick bild mi in, ick seh doch recht? Ditt is juwe Hand, un ditt sünt säwen Flegen? un disse Flegen bedüden gewiß een Wurd, dat ji mal spraken hewt bi eener groten Gelegenheit, bi irgend eenem Strid edder in eenem Duwell? un ji hewt de Flegen tor Erinnerung an eene grote Dhad up juwen Schild malen laten?

Un Hans bedachte sick nich lang un antwurd'te: Dittmal, Herr Hertog, hewt ji't doch nich ganz drapen; de Flegen sünt würklich Flegen un bedüden Flegen, un ick will ju vörtellen, wo se up minen Schild kamen sünt. Vör drei Jåhr, as ick toerst in Ridderschaft un up Aventüren in de Welt utred, satt ick mal in Ägyptenland nich wiet van eener Stadt, de Rosette het, in eener slichten Leeschchütt un drunk een Glas Win, wobi ick insleep. Då kettelde eene Fleg mi up der Hand, un ick slog blindlings üm mi un truff eenen Hupen Flegen, de den Win insogen, den ick up den Disch vörspillt hedd – un seh! säwen Flegen legen as Liken då. Un ick red wieder, un red an dem groten Nil een Stück Weges hen. Då kemen säwen grote Draken geflagen van denjenigen, de då flegen känen; un jeder Drak was woll millionenmal gröter as de gröteste Fleg; un de Beester flögen grad up mi los, as wenn se mi vörslingen wullen, un Für un Gift flog ut ehren Rachen. Un ick tog minen scharpen Helper ut der Sched un höll unvörfeerd up minem Hingst, un as de Vägel heran susden, dheed ick eenen degen runden Zirkelhieb, un då legen se alle Säwen un zappelden in ehrem Bloode. Dat Blood äwerst flot as een roder füriger See, un ick müßt minem Hingst de Spåren gewen un Rietut nehmen, denn wi hedden beede dårin vörsupen künnt. Un hier, Herr Hertog, hewt ji de Geschicht, worüm ick de Flegen up minen Schild malen let, denn ick dachte, se weren eene Vörbedüdung up de säwen Draken west, de unner miner Fust fallen schullen. Un so mag man seggen, datt de Flegen Flegen un ook keene Flegen sünt, denn se bedüden ook Draken. Äwerst Flegen mütten se eenmal bliwen, un ick mütt se as een Glücksteken mines ersten groten Aventürs woll as Flegen, solang ick lewe, up minem Schild dregen. Un van då an nömden de Lüde mi den Säwendöder, un reepen achter mi her: seht! seht! då ritt de Säwendöder! un wenn se ook Flegenridder ropen, wat scher ick mi dårüm? Denn wåhrhaftig een Bier un een Löw is oft ehr to drapen un to slan as eene Fleg edder Mügg – un ji hewt woll de Fabel vörtellen hürt van dem Löwen un van der Mügg?

Sonne un desglieken Reden un Kortzwiel höllen un bedrewen se recht angenehm im Slott, un de acht Dage vörgingen as eene Minut. Un as de achte Dag kam, då kann man eben nich seggen, datt unserm Hans sünderlich lustig to Mod was; äwerst he höll sick wacker un let sick nicks marken, un stellde sick so frisch un unvörzagt, as sin Nam was. Würklich hedden dat schöne Lewen in dem Hertogsslott un de Wapen, de he drog, un de ridderliche Smuck, womit he angedhan, un de Nam, womit he ropen wurd, un de Heldengeschichten, de he vörtellde un van annern vörtellen hürde, un de schönen Oogen der Prinzessin, de Glück un Leew up en funkelden, em Für un Mod in't Hart blasen, un oft flüsterde dat in em: Up! up! Hans! wo oft hest du van der Allmacht schöner Oogen spraken, för de man in teindusend Doode gahn kann – nu hest du disse schönen Oogen, de schönsten Oogen der allerholdseligsten un allerschönsten Prinzessin – un du wust nu vörzuffen? Frisch drup! een feiger Kerl freit keene Prinzessin – un wer weet, wat dat Glück för Würfel för di im Sack hett? Frisch eenen dappern Wurf in de Schanz! Wer weet, wat herutspringen kann? un hett sick't nich wunderlich nog würfelt? un wat hest du veel dåto dhan? – Un Hans was fardig un trat ganz munter mit vuller Rüstung in den Saal, un tröstede de schöne Prinzessin, der dat Weenen hüt veel näger satt as dat Lachen, un sede tom Hertog: Fahrwoll! Herr Hertog! nümmer seht ji mi wedder as mit der Bierhut up dissem Speer. Un de Hertog was godes Modes, un de Jüngling dücht em går glücklich un herzhaft. Un he wull em een grotes Geleide gewen, datt he as een Fürst to dem Platz henriden kunn, wo de Bier gewöhnlich lag. Äwerst Hans vörbad sick dat un sede: Twee Knapen, Herr Hertog, latet mitrieden bet up den halwen Weg un mi wiesen, wo ick den Bier finden mag. Då mägen se denn holden bliwen, bet ick mit der Arbeit mit dem Undeerd fardig bün. Un de Hertog gaff sick drin un sede, et schull alles schehn, as de edle Ridder wull. Un Hans küßte der Prinzessin de Hand, swung sick in den Sadel, un susde im rasselnden Galopp äwer dem Slotthoff, un twee Knapen susden em nah. Un de Prinzessin, de mit ehrem Vader im Finster lag, kunn den Anblick nich utholden un to swåre Gedanken flogen ehr dör de Seele, un se beswimde un sunk tosam in ehrer Hartensangst. De Hertog äwerst drog se up ehr Bedd un tröstede se un sprack: Du müßt nich so trurig sin, min trutes Duwign! Dittmal krigst du eenen Mann, un wat för eenen Mann! Mine Swaning un Gisching bedregen mi dittmal nich.

Un as de Ridder Unvörzagd up dem halwen Weg was, höllen de Knapen still, de as Wegwiesers mit em reden weren, und seden: Sühst du då, Herr Ridder, den Footpat linker Hand, de äwer de gröne Wisch in den groten Wold führt? Up dem rid een halwes Stündken furt, un du warst eenen grönen Platz sehn, un up dem Platz eene Cistern mit eenem isernen Gitter; ook steiht då eene grote Eek. – Då kannst du holden bliwen un up den Bier luren; denn üm de Middagstid kümmt dat böse Deerd fast jümmer dåhen, up dem Platz to wöhlen un sick in eenem Morast nah dåbi to köhlen un to wöltern.

Un Hans red van en un sede en bi'm Wegriden den kecken Besched: Töwt hier, bet ick wedder kam; denn in een paar Stunden bün ick mit Gotts Hülp wedder hier, un de Eber haut nich mehr. – Un de beiden Knapen dachten ehr Deel, un Hans, as he so henred, dacht ook sin Deel; äwerst dat dücht em doch går to schimplich, de Flucht to nehmen, ahnen den Bier int Gesicht sehn to hebben. Un as he up den grönen Platz kam, wo de grote Eek stund un de Cistern mit dem isernen Gitter, pupperde em sin Hart so gewaltig, datt he't slan hüren kunn, un he keek sick mit groten Oogen üm, ob he nicks sehn künn, un spitzte de Ohren, ob he nicks dör de Strük ruscheln hürde. Un dat was ganz still, as't üm den Middag in den Büschen is, un keen Vägelken flog edder zirpte. Un he steg van dem Perde un let dat gräsen, un tog sine Rüstung ut, un smet alle Wapen weg; alleen dat Swert behöll he an der Side. Denn, sede he ganz vörnünftig, wat schall mi woll dat Isen helpen gegen een Fell, då keen Isen dör geiht? to springen un to danzen äwerst künn't gewen, un då is dat Beste, man makt sick flink un behend to Foot. Un Hans stellde sick nu bi eenem jungen Boom hen, de veele Telgen hedd, in Gedanken, den Bier aftowachten un to sehn, wo he utsege. Düchte dat Deerd em denn to schrecklich un gefährlich, so künn he swind up den Boom klettern un den Düwel unnen toben laten. Ook sine Cither hedd he mitnahmen un an den Sadelknop hängt, un höll se in der Hand un wull vörsöken, ob he den Bier nich in'n Slap spelen un em denn so heemlich eens bibringen un utwischen künn. Denn he erinnerde sick, datt he mal in eenem Book lesen hedd, datt Swin sehr musikalische Deerde weren un gewaltig up de Musik horckten.

Un as he so in Gedanken stund, kam de mächtige Bier herrutschen äwer dat Grön, un Hans nam de Cither un spelde eene lise un trurige Wise, eenen rechten matten un möden Slapgesang; un em was ook sehr lise un trurig to Mod. As nu dat grote un grimmige Deerd de Musik hürde, stund et strax still un horckte up; un de Musik scheen em to gefallen, un et lede sick dal un wölterde sick im Grase, un toletzt streckte et sick still unner de grote Eek hen, as slepe et. Unser Sniderken äwerst spelde jümmer furt, un slek sick jümmer näger heran to dem Bier, un wull sehn, ob he würklich slepe un ob he em nich eens utlöschen künn. Äwerst wo leep dat aff?

As Hans em up een föftig Trede nah was, sprung min Bier mit Eenem Satz up un hast du mir nicht gesehn up den Ridder los. Disse, as were he van des Biers grimmigen un flammigen Oogen behext, let vör Schrecken Cither un Isen ut der Hand gliden, vörgatt Boom un Klattern, un leep up de Cistern los, un sprung an dat Gitter, un störtede dåräwer in de Cistern herunner. De flinke Bier was ganz dicht achter em un dhed eenen Hau nah em, äwerst drapte en nich; un dat was Hansens Glück. Un dat wilde grimmige Deerd wull em nahspringen, äwerst sprung fehl un blef up den spitzen Zacken sitten, de up dem isernen Gitter weren. Un de Bier schüdderde sick up den Zacken un dref sick de Spitzen jümmer deeper in dat Lif, un schreide, as wenn he up eenem Speer stack; denn de Spitzen dheeden em nich sacht. So schreide he etwa tein Minuten un blödde gewaltig; don was't ut, un he hung dood up dem Gitter. Hans, as he in der Doodesangst äwer dat Gitter sprung, slog mit dem Kopp gegen de annere Wand der Cistern, un terdöschte sick den Vörkopp, un blödde ook sehr, un lag woll een fiew Minuten in Beswimmung up der Cisterntrepp. Äwerst de brüllende Bier weckte en bald up, un he lag in Doodesangst unner em, de den Rachen mit den langen witten Hauers wiet upsparrde. Un jeden Oogenblick dachte he: Hu! hu! kümmt de Satan los, so is't ut mit di un he makt di kold. Un vör luter Angst unnerstund he sick nich sick to rühren, un dheede, as wenn he dood were. Äwerst as de gefährliche Bier jümmer swacker schreide un toletzt man sachtign stende, un endlich ganz still sweeg, blinzelde Hans mit halwen Oogen een beten up to em, un sach, datt de ganze Wand vam strömenden Blood roth was un datt dat Undeerd de Oogen vörkehrt hedd un den Kopp hängen let, un sick tierde, as were et dood. Doch Hans dachte bi sick: de Doiwel kann sin Spill hebben, un truede toerst dem Freden noch nich, un töwde noch woll eene gode Viertelstund un lag heel stillign stillign as eene Mus, de den Kater äwer sick luren süht. Äwerst as sick jümmer nicks rührde, fatede he sick endlich eenen Ossenmod, richtede sick langsam up, un klatterde heel sachte an der annern Side äwer dat Gitter. Un as he herut was un dat Undeerd van vör un achter betrachten kunn, sach he woll, datt er würklich muschdood was un sick up dem Gitterisen fangen un doodblödt hedd. Un nu betrachtede he den Bier noch veel nauer, kloppte up sinen harden swarten Rüggenpanzer, beföhlde nich ahnen Gruwel sine scharpen witten Hauers, un dachte: bi eenem Haar, un se hedden di din beten Lewen ut den Ribben herut föhlt; un mit dem föll he up sine Knee, wo he stund, un dankte Gott för sine Gnad, de em so wunderbarlich ut sinem dullen Anslag herutholpen hedd. Darup sprung he fröhlich wedder up un reep: Viktoria! Viktoria! Juchhe Viktoria! swing di, Fortuna, un sett alle Segel bi! du schast mine Göttin sin! Heissa! nu bün ick een Prinz! Un he juchte un josede so gewaltig, as were de ganze Wold nicks as Strid un Slacht west.

Dårnah ging he hen, nam sinen Degen, un gaff dem Bier noch een paar deepe Wunden unner dem Buk; un de Doode let sick dat still gefallen, un müßt ook up dem Kopp noch een paar Schmarren vörleef nehmen. As dat dhan was, led he sine Rüstung wedder an, stack sin Swerdt in de Sched, nam Schild un Speer un Cither, un swung sick up sinen Schimmel – un so lustig up dem Footpat ut dem Wold herut. As he nu up den groten Weg kam un siner Knapen ansichtig wurd, begunn he van nüem, datt Barg un Dal erklungen: Viktoria! Viktoria! de Bier is dood! Un se galoppierden lustig heran, un erstaunden, un seden: Wi hebben dat gewaltige Schreien hürt, un ji känt ju verstellen, Herr Ridder, datt wi früchteden, wi müßten man wedder tom Slott Rietut nehmen: denn wi dachten un twiwelden, ob dat Schreien van dem Ridder edder van dem Undeerd keme – un nu Gott Lof un Dank! wi sehn ju hier un ji lewen; un wat ward dat up dem Slott för een Triumfiren un Jubeln gewen!

Un Hans sede: Nu frisch, Jongs! un lat't drawen, un kamt mit un seht! Dat was een Deerd! dat is wåhr; äwerst ick hew et lehrt mit Säwendödern to spaßen. Lang höll he sick dapper un makte mi hete Arbeit, äwerst toletzt müst he dat Hasenpanier ergripen, un ick dref en gegen de Cistern, då is he in der Angst upsprungen, un hängt up den isernen Zinken.

Un as se up dem grönen Platz upreden un an de Cistern kemen, wunderden de beiden sick noch mehr äwer dat mächtige Deerd, dat då hung, un wullen ehren Oogen nich truen, un hedden noch Angst, ob ook noch Lewen in dem Dooden were, so fürchterlich kam de Bier en vör. Äwerst Hans grep nah sinem Dolk un lede de Hand an, un fung an de Hut aftotehn. Un as de Knapen dat segen, datt de Bier sick so geduldig fillen let, grepen se ook to ehren Metzern un hülpen em, un in tein Minuten lag de Bierpelz då. Un de Ridder Unvörzagt brack em ook de Hauers ut. Un de Hauers hängde he äwer sinen Schild un de Bierhut stack he up sinen Speer; un so reden de Drei dem Slot un der Stadt to. Un as se gegen dat Stadtdur kemen, let Hans sine Knapen vöran riden un blasen un mit heller Stimm Viktoria! Viktoria! ropen. Un dat ganze Volk, dat de witten Hauers un de Bierhut up dem Speer sach, klung mit Viktoria! un leep in Froiden tosam; un so kemen se im vullen susenden und brusenden Gewimmel an dat Slott.

Bi dissem gewaltigen Getose un Gejose un Viktoriageschrei weren de Hertog un de Prinzessin går swinne herunnerkamen, un stunden vör der Slottspurt, as de stolte Ridder mit den Hauers un der Bierhut in den Hoff inred. Un he sprung as een Blitz vam Perde, bückte sick tor Erd, föll vör der Prinzessin up de Knee, küßte ehr de Hand, lede Hut un Hauers to ehren Föten, un sprack: Dörr ick upsehn to dinen Oogen, du Herrlichste? dörr ick mi van dem Glanz diner Gnaden anstralen un beschienen laten? winkst du, Erhabenste un Holdseligste, datt ick de glücklichste van allen Kreaturen sin schall, de up Gotts Erdboden lewen? Is dat äwerst anners, hest du man ut Noth dem Sieghaften dine Hand vörspraken, din Hart äwerst bi di beholden, so mak een swinnes un truriges End – un Ridder Unvörzagt ritt wedder in de wide kolde leewlose Welt, un se mägen sick hier van dem Säwensläger un Bierdöder eenmal in künftigen Dagen de Dhaden as een Leuschen un eene Fabel vörtellen.

Un de Prinzessin wurd bi dissen Wurden roth as een witt Laken, woräwer de Sünnenschin as een flegender Schatten löpt; un se blickte en mit Wohlgefallen an, äwerst de Borst was ehr so beklemmt, datt se nich spreken kunn. So nam denn de olde Herr dat Wurd för se un sede: Wo schullen wi so grote Sünd dhon an uns un an Gott, datt wi eenen so edeln dappern un ridderlichen Mann, de Kron un den Glanz van aller Ridderschaft, ahnen sinen Pris un Lohn van uns reden leten? Ne! edle Herr un Mann! Geföllt di mine Dochter un vörsmadest du nich mi in minen olden Dagen de Zepterlast dregen to helpen un minen Fründen Stolz un minen Fienden Demod to lehren, so blif hier un ward min Sähn un min Eidam. – Un de Thranen leepen dem olden Fürsten de Backen herunner, un he nam siner Dochter Hand un lede se in Ridder Unvörzagts Hand un sprack in Gottes Namen den Segen dåräwer.

Un bald gingen se henup in den Hertogssaal, un de schöne Prinzessin vörbund ehrem Ridder sine Wund, de noch sehr blödde; denn he hedd sick up der Flucht vör dem Bier, as he äwer dat Cisterngitter herunner föll, een grotes Loch in den Kopp slagen. Un in sinem Lewen hedd em nicks so sacht dhan as de weeken Händken der Prinzessin, de he üm sinen Kopp un sine Backen krauen un krabbeln föhlde. Hans äwerst vörtellde en, he hedd sick dat Loch an eenem Boom stött, as he den Fiend to hitzig drängde un vörfolgde. Darup müßte he alles recht utführlich vörtellen, wo he mit dem Undeerd fardig worden was, un he makte de Geschicht van siner Slacht mit dem Bier lustig nog torecht.

Un as wedder acht Dage üm weren, då was eene prächtige Hochtid, un Ridder Hans Unvörzagt ging mit der allerschönsten Prinzessin to Bedd un het nu Kronprinz van Litthauen. Un so is, wat anfangs as een Spaß utsach, de gröteste Ernst worden. Un Prinz Unvörzagt hett sinen Prinzen up dem groten Theatrium der Welt so god spelt, datt alles Volk mit em tofreden was un ook de Prinzessin de glückseligste Fru up dem ganzen Erdboden nömt wurd. Un dat ging nah Gottes Willen, de Hans Scharpsteker un den Hertog un sine Prinzessin nich to Schanden sündern to Ehren bringen wull, ahnen Hexeri alles ganz ordentlich un natürlich to.

De Prinz, de unner Sniders geburen un in siner Jugend unner en ertagen was, de mit nüms as mit Sniders lewt un nicks as Sniderliches un Vörzagtes sehn un hürt hedd, was van Natur nich hasig un feig; he was man dör Gewohnheit sniderisch worden. Un dat was woll begriplich, datt he bi'm ersten Utlop un Anlop up siner Ridderbahn gegen eenen Kämpen, as de Bier was, nich Stand holden kunn. Äwerst dittmal hulp Gott em, de en nich vördarwen laten wull, un spader hulp he sick sülwst wieder un wurd van Hand, Hart un Mod een der allerridderlichsten Fürsten. Van Natur stolt, edel, fürig un modig un dåbi schön van Gestalt un Getier wurd he een sehr kloker un dapprer Prinz, un keen Minsch up Erden hedd em anmarken kunnt, datt een so stolter Vagel ut eenem Snidernest utflagen was. Toerst ging em dat grad so, as dat oft eenem groten Doggen geiht. De let sick ook oft een Jåhr un länger van eenem lütten Puttköter biten, wiel de en all beten hett, as he noch een Wölp was; äwerst wenn he siner Macht mal in worden is, denn mag Gott dem Puttköter gnädig sin. Hans was nu een Prinz, äwerst he führde sick ook prinzlich un herrlich up un hedd nicks as hoge un prinzliche Gedanken un bedref alle prinzlichen Arbeiden un Öwungen, datt et eene Lust was. Dat Beste äwerst an em was, datt he nümmer äwermodig un äwerdhadig wurd, woll äwerst sin Lewenlang bekennt un erkennt hett, he were alles dör Gottes Gnad worden, de en dör kindisches Spill hedd to eenem groten Herrn maken wullt.

Un Prinz Unvörzagt is drei Jahr nah der Bierslagt Hertog van Litthauen worden un hett veele grote un swåre Kriege führt un toletzt dem König der Muschwiters un Taters een ganzes grotes Königrik afwunnen, un sick Köning titeln laten. As he nu een so grotmächtiger Köning un Herr was, schickte he heemlich eenen Baden nah siner Vaderstadt Soltwedel mit eenem Bref an sine Öldern, un bat se, to ehrem Sähn Hans to kamen, då schullen se herrliche un lustige Dage hebben. Köning Hans schref äwerst nich, dat he Köning van Litthauen un Kosackien un Tatarien were, sündern he hedde een sehr rikes un schönes Fräulen friet un prächtige Slotte un Göder mit ehr tor Mitgift bekamen; un se schullen Hus un Hoff man vörköpen un sick up den Weg maken un to em kamen un bi em ehre spaden Dage in Froiden vörlewen: denn Gott hedd em so veel gewen, datt he alle sine Fründe rik maken künn. Un sine Öldern dheeden so, un kemen nach Grodno; äwerst wo erstaunden se, as se am Dur nah Hansen sinem Huse frögen un de Lüde en seden, ehr Sähn Hans were jo de Köning sülwst.

Un de olde Snider Klas un sine Fru wurden ut dem Wirthshus, van wo se sick hedden anmelden laten, in eener prächtigen goldnen Hofkutsch afhalt un in't Slott führt, wo se den Köning Hans un sine Königin un ehre nüdlichen Kinderkens in idel Herrlichkeit un Lust funden. Un de olde Vader Klas sede to sinem Hans: Hew ick di nich oft seggd, de Siegerhuw un Glückshuw würd di noch een Grotes bedüden? Un König Hans lachte un flüsterde lisign: Ja, wenn ick nich dem eenen van den grotmuligen Schohknechten eene Ohrfieg streken hedd, wat würd de Siegerhuw mi Grotes bröcht hebben? So is et: Gott stött de Minschen in de Welt henin, datt se äwer eenanner purzeln, veele bliwen liggen, annere stahn up, un weinige flegen hoch, äwerst keener ahnen sinen Willen.

Un van disser vörnehmen un ridderlichen Snidergeschicht is de Frag upkamen, de man towielen upgiwt: Welke Ohrfieg is dem Gewer am besten bekamen?

 


 

De Wewer un de Steen

De Herr hett woll dat steenerne Krütz sehn, dat am Wege steiht, wo man van der Löbnitzer Mähl nach Redbas geiht. Da lag vör dissem een Steen, de was in twee Stücken tersprungen. Den hebben se wegnahmen, as de Fürst Hessenstein de prächtige Redbasser Brügg buwen let; un dat is schad, denn de Steen hedd wat in sick, un't was eene Geschicht mit em, woran sick Mennigeen spegeln un wobi jeder Wandersmann, de vörbiging, sine goden Gedanken hebben kun; un he was recht een Wahrnagel för de Deewe un för alle falschen Nachtslikers. Nu he äwerst weg is, ward et woll to swind vörgäten sin, un wer weet, wo lang dat Krütz noch steiht, denn nu is de Tid da, wo se alles umkehren un dat Olde vörachten.

Vör langen langen Tiden, lang vör Minschengedenken, wahnde in Redebas een Wewer, dat was een groter Schelm. He wewerde äwerst nich veel – denn sin Wewstohl stund jümmer still – äwerst he grep to eener Kunst, wodör man een lustig Lewen holden un swind rik warden kann; un de Düwel hedd to sinem Gespinst den Inslag makt, un nu mag de arme Stacker tosehn, wo he dat Netz utrawweln will, dat he sick sülwst wewt hett. Des Nachts, wenn de ehrlichen Lüde slapen, was min Wewer jümmer flink mit sinen Gesellen up den Beenen, un fette Swin un Gös, de de Bur den annern Morgen tohauen wull, un Schinken un Mettwurst un mennig swarer Immenrump un blanker Schepel Weiten kam int Hus, un nüms wußte, up wat för eenem Wege. Dat äwerst wüßten alle Lüde im Dörp, datt de Wewer ful was as de Oss üm Wihnachten un datt he fedder lewde as de Schult un Vörwalter. Un se munkelden woll unner sick, he were een Deef un Röwer un stünd' ook mit dem olden Draken im Vörbund, de em alles todröge; äwerst bewiesen kunn em't keener. Nu begaff sick't eenes Dages, datt unser Meister Urian mit sinem Gesellen dem Löbnitzer Möller eene Nacht in de Mähl brok, un datt jeder sinen Sack Weiten furtdrog. Glik drup kam de Möller mit sinem Burschen, un se funden de Mähl apen un den Weiten weg un lepen up den Wegen herut, ob se nüms gewahr warden künnen. Un se kemen ook up den Redbasser Weg un packten unsern Wewer, de mit sinem Weiten up eenem groten Steen satt; de Gesell äwerst was wiet vörut. De Möller un de Mählenbursch nehmen nu unsern Wewer tüschen sich un prügelden en deeg af, un darup müßt he sinen Weiten wedder upsacken un mit gewaltigem Pusten un Stänen nah Löbnitz bet an dat Möllerhus dregen. Da hölden se en fest, denn se meenden ganz säker; datt he de Weitendeef were. Un den annern Vörmiddag was groter Gerichtsdag to Löbnitz. Un de Wewer hölt sick stif und lögnede alles, un lede sware Klag up den Möller un den Mählenburschen, datt se en as eenen Deef festholden, up der Landstrat slagen un em sinen egnen Weiten afnahmen hedden. »Denn« – schreide he – »ditt is min Sack (he hedd äwerst sinen egnen Sack mit sinem Namenteken mitnahmen un den Weiten darin schüddet) un de Weiten darin is min Weiten, den ick mi gistern Awend van dem Buren to Holthof köfft hew. Un wenn ji't nich glöwen willt, so schickt hen un latet den Buren halen un fragen, un wenn he seggt, datt ick den Weiten van em nich köfft hew, will ick nu un ewig een Schelm heten.« Un se schickten nah'm Holthof, un de Bur sede ut, as de Wewer bedürt hedd; denn he stack ook mit drin un was een Afflegger un Deewshehler. Un nu wüßte de Richter keenen annern Rat, he hölt den Wewer woll för eenen Deef, äwerst he kunn em't nich up't Lif seggen, un darüm müßt he en tom Swur laten. Un he nam den Möller un den Mählenburschen un den Wäwer, un se gingen mit eenanner to dem Steen un dem Krütz up der Heid am Wege, wo de Möller en packt hedd, un da vörmahnde he den Wewer noch eenmal, Gott de Ehre to laten, wenn he sündigt hedd, un leewer sine Sünd to bekennen un de Straf to liden, as eenen falschen Eid to dhon un ewig in der Höll to braden. »Denn« – sede he un sach den Schelm dabi sehr ernsthaftig an – »disse Steen wat woll tügen gegen di, wenn du falsch swerst, un disse Durnbüsche warden de Köpp äwer di tohop stecken un Weh und Zeter äwer di schreien.« De Wewer äwerst let sick nicks anfechten, he makte sin Hart fast un verschot keene Min un schwur frisch weg, datt he unschuldig were an des Möllers Dör un Weiten, un sprack mit frecher luder Stimm: »Lat dissen Steen in Stücken springen, un wenn et een muntlos Kindeken weet, datt ick de Deef bün, lat et oogenblicklich dat Wurt gewinnen.« Un da gingen se van dem Steen weder nach Löbnitz torügg, un de Spruch was: De Möller un de Mählenbursch müßten dem Wewer Afbidde dhon un för den Schimp un de Släge hundertföftig Daler betalen und alle Kosten stahn. Dat hedden se noch to ehrem Schaden; de Wewer äwerst strek dat Geld in un lachte in sin Füstken, nam sinen Weitensack up den Puckel un plegde sick eenen goden Dag van dem Roof un van dem glücklichen Geldfang.

Nu was't to spad em totoropen: »Holl up! Holl up!« he was to dicht van den Doiwelsstricken bestrickt, un kunn nich mehr herut; sin Wagen was loslaten, un lep störtlings bargaf. He dref dat lichte Handwark noch een paar Jahr un wurd een Perddeef un Stratröwer un Mörder un strek an Galgen un Strick oft hart vörbi. Toletzt äwerst wurde he in Rostock fast mit mehrern siner Gesellen, un da kam et ut, datt he vör drei Jahren in Kenz een Hus anstaken hedd, worin eene olde Frau un drei Kinder vörbrennt weren. De arme Sünder wurd nu utlewert nah Redebas, wo he to Hus was, un sin Urtel wurd spraken: He schull an dem Pal vörbrennt warden. As he hier satt, dachten se in Löbnitz un Redbas wedder an den Weitensack un wo he sick an dem Steen up der Heid losswaren hedd. Un de Königliche Amtmann un de Schult leten dat Holt, worup he verbrennen schull, dahenführen un richteden em an dem Steen sinen letzten fürigen Stol up. Un da hett sick begewen, as he in der heeten Qual satt un sinen letzten Lewensschrei van sick gaf, datt et unner dem brennenden Holte klungen hett, as wenn een Kind weent. Un alle Minschen, de dabistunden, hebben sick vörwundert un vörfiert äwer de Kinderstimm, un een old Wif hett seggt: »Da hett mal eene Mordhand een Kind in de Erd scharrt, un dat rührt sick nu in siner Gruft.« Äwerst de Mählenbursch van vörmals, de nu Möller in Karnin was un dabistund, reep ganz lude, datt alle Lüd et hürden: »Ne! keene arme Sündersche hett ehr Kind da in de Erd vörgraben, da hett de Schelm up dat Evangelienbook sin falsch Wurt ingraben, un dat mütt, damit de Wahrheit an den Dag kümmt, unner der Erd herutschreien: 'Wewer, du hest Gott belagen.' Un nu will'n wi sehn, wo't mit dem Steen utsüht.« Un de Möller vörtellde de ganze Geschicht van dem Weitensack un wat de Richter bi dem Steen seggt hed un wo sehr he den Wewer up sine ewige Seligkeit vörmahnt hedd, un up wat Wise un mit wat för Wurden de Wewer sick darup vörswaren hedd. Un de Lüde vörstaunden sick un keener kunn een Wurt spreken vör Schrecken. Un as de arme Sünder vörbrennt was un nicks as Asch un Knaken äwrig weren, da trat de Möller to dem Steen un rakte mit dem Stock de Asch weg van dem Steen, un süh! de Steen was terborsten un in twee Stücken zersprungen. Un alle Lüde seden: »Seht! dat is Gotts Finger«, un gingen in Furcht un Zittern to Hus. Äwerst ob van allen den, de dabistunden, ook nich eener mal stahlen hett, daför will ick nich godstahn; denn so ward et woll in disser Welt bliwen, so lang se steiht.

 


 

Der Wiedehopf

So hat Hinrich Vierk einmal vom Schneidermeister Wiedehopf erzählt:

Es begeben sich die wunderbarsten Dinge in der Welt: Könige sind Bettler und Bettler sind Könige geworden und kann man keinem ansehen, was er einst gewesen ist und was er noch werden kann. So ist der Wiedehopf einst ein Damenschneider gewesen, und wer sieht es ihm jetzt wohl an, daß er vormals in feiner und zierlicher Gesellschaft gelebt hat? Er hat in einer großen reichen Stadt gewohnt und sich wie ein hübscher und feiner Gesell gehalten und einen bunten seidenen Rock getragen, und ist von einem vornehmen Hause in das andere und von einem Pallast in den andern gegangen und hat die kostbaren Zeuge und Stoffe, woraus er Kleider machen sollte, zu Hause getragen. Und weil er hübsch und manierlich gewesen ist, haben alle hübsche Frauen ihn zu ihrem Schneider genommen und immer hat er Arbeit bei ihnen gehabt, und auch der Königin, als sie gekrönt werden sollte, hat er den Rock zugemessen. So ist Meister Wiedehopf bald ein sehr reicher Mann geworden und hat doch nicht genug kriegen können, sondern ist immer herumgelaufen und hat zu Hause geschleppt und oft so viel zu tragen gehabt, daß er wie ein Karrengaul unter seiner Last stönen und, wann er die Treppen hinaufstieg, Huup! Hupupp! schreien mußte. Diese Arbeitseligkeit und Habseligkeit hätte Gott ihm wohl vergeben, aber es ist eine arge Habsucht daraus geworden, und die hat der Herr nicht länger mit Geduld ansehen können. Der Schneider hat zuletzt gestohlen und von allen Zeugen, die er in die Mache bekam, seinen Theil abgekniffen und abstipitzt. Da ist es ihm denn geschehen, daß er eines Abends, als er mit einem schweren Bündel und noch schwereren Hupupp! Hupupp! die Treppe hinaufächzete, plötzlich in einen bunten Vogel verwandelt worden ist, welcher Wiedehopf heißt und um die Häuser und Ställe der Menschen umfliegen und dort mit unersättlicher Gier das Allergarstigste auflesen und in sein Nest tragen muß. Er trägt bis diesen Tag einen bunten Rock, aber einen solchen, der an einen schlimmen Ort erinnert, wohin die Diebe und Schelme gehören. Der eine Theil des Rockes ist rabenschwarz, der andere feuerroth, und sind beide Theile Farben der Hölle, denn das Schwarze des Rockes soll die höllische Finsterniß und das Feuerrothe das höllische Feuer bedeuten. Einen ähnlichen Rock als Meister Wiedehopf trägt auch der Todtengräber, ein blanker garstiger Wurm, der auf den Landstraßen herumläuft und todte Maulwürfe, Käfer und anderes Aas begräbt; auch die bunte Blattwanze hat fast ganz dasselbe Kleid an: beide sind Erzstinker und wahrscheinlich beide einst auch Diebe gewesen. Das hat der Wiedehopf noch so beibehalten aus seiner alten Schneiderzeit, daß er immer Hupupp! Hupupp! schreien muß, als trüge er noch Diebeslast, die ihm zu schwer wird. Die Leute nennen ihn deswegen häufig den Kukuksküster, weil sein Laut aus der Ferne wirklich oft so klingt, als wolle einer dem Kukuk seinen Gesang nachsingen, wie der Küster dem Pastor. Aber der Kukuk ist ein lustiger Schelm und kann sein Lied in Freuden singen, der Wiedehopf aber ist ein trauriger Schelm, und darum muß er seufzen und klagen und sein Hupupp! Hupupp! geht ihm gar schwer aus der Kehle.

 


 

Der Wolf und die Nachtigall,

oder wie zwei arme Königskinder verwandelt und zuletzt nach vieler Noth doch wieder zu Menschen geschaffen wurden.

In alten Zeiten, da es alles noch ganz anders war in der Welt als jetzt, lebte ein König in Schottland, der hatte die schönste Königin in allen Landen, von einer so seltenen Schönheit und Lieblichkeit, daß sie weit und breit als die Allerschönste besungen und von Dichtern und Erzählern der schottische Vogel Phönix zugenannt ward. Diese schöne Königin gebahr dem Könige zwei Kindlein, einen Sohn und eine Tochter, und starb dann in ihrer Jugend hin. Der König trauerte viele Jahre um sie und konnte sie nie vergessen, sagte auch, er wolle nimmer wieder heirathen. Aber der Menschen Sinn ist wankelmüthig und kann sich auf sich selbst nicht verlassen; denn als viele Tage vergangen und die Kinder schon groß waren, nahm er sich doch wieder eine Frau. Diese Frau war sehr bös und eine schlimme Stiefmutter gegen die Kinder des Königs. Es waren aber der Prinz und die Prinzessin rechte Spiegel der Huld und Lieblichkeit, und der Haß der Stiefmutter gegen die Kinder kam auch daher, daß die Leute, bei welchen die verstorbene Königin in gutem Andenken stand, immer noch von dieser sprachen, sie aber verschwiegen, und daß sie, wenn sie mit der jungen Prinzessin erschien, gegen diese aufjauchzeten und riefen: sie ist gut und schön, wie ihre Mutter war. Das verdroß sie, und sie ergrimmte in sich und sann auf arge Tücke, barg aber ihr böses Herz unter Freundlichkeit. Denn sie durfte sichs vor dem Könige nicht merken lassen, daß sie den Kindern gram war, und das Volk würde sie gesteinigt und zerrissen haben, wie sie ihnen ein Leides gethan hätte.

Die Prinzessin, des Königs Tochter, welche Aurora hieß, war nun fünfzehn Jahre alt geworden und blühete wie eine Rose und war die schönste Prinzessin weit und breit. Und es zogen viele Königssöhne und Fürsten und Grafen her und buhlten um sie und begehrten sie zum Gemal; sie aber sprach zu ihnen: mir gefällt die fröhliche und ledige Jungfrauschaft besser, als alle Freier, und damit mußten sie wieder hinreisen wo sie hergekommen waren. Endlich aber kam der Rechte: es war ein Prinz aus Ostenland, ein gar schöner und stattlicher Herr. Diesem verlobte sie sich mit Einwilligung des Königs und ihrer Stiefmutter. Und schon war der Hochzeitkranz gewunden und die Spieler zum Tanze bestellt, und alles Land war in Freude ob der Vermälung der schönen Prinzessin Aurora. Aber die Stiefmutter dachte ganz anders in ihrem Sinn, als sie sich gebehrdete, und sprach: Ich will Spielleute bestellen, die sollen zu einem andern Tanze aufspielen, und die Füße sollen anderswohin tanzen als ins Brautbett. Denn sie sprach bei sich: Diese verdunkelt mich ganz und wird mich noch mehr verdunkeln, und vor dieser Aurora muß meine Sonne untergehen, zumal wenn sie einen so stattlichen Mann zum Gemal bekommt und dem Könige ihrem Vater Enkel bringt; denn ich bin unfruchtbar und kinderlos. Auch hängt das Volk ihr an und schreit ihr nach, mich aber kennen sie nicht und wollen sie nicht kennen; und doch bin ich die Königin: ja ich bin die Königin! und bald sollen sie es alle wissen, daß ich es bin und nicht Aurora. Und sie sann nun auf viele arge Listen Tag und Nacht hin und her, wie sie die Prinzessin und ihren Bruder verderben wollte; aber es wollte ihr keine einzige gelingen: denn sie waren zu gut bewacht und behütet von den Dienern und Dienerinnen, die sie hatten. Diese sahen auf sie wie auf ihren Augapfel und wichen Tag und Nacht nicht von ihnen wegen der Liebe, die sie zu ihrer Mutter, der seligen Königin, trugen. Als nun keine Zeit mehr übrig und der Hochzeittag schon da war und sie sich nicht mehr zu helfen wußte, gedachte sie der allerbösesten Kunst, die sie wußte, und kam zu den Kindern mit der leidigsten Freundlichkeit und bat sie, einen Augenblick mit ihr in ihren Rosengarten zu kommen, sie wolle ihnen eine wunderschöne Blume zeigen, die eben aufgebrochen sey. Und sie gingen gern mit ihr, denn der Garten war hart hinter dem Schlosse; auch konnte niemand an etwas Arges denken, denn es war der helle Mittag, und der König und die Prinzen und Prinzessinnen des Landes waren alle in dem großen Schloßsaale versammelt, da gleich die Vermälung geschehen sollte. Und sie führte die Kinder in die hinterste Ecke des Gartens, wo ihre Blumen standen, unter einen dunkeln Taxusbaum, als wollte sie ihnen da etwas Besonderes zeigen. Sie aber murmelte einige leise Worte für sich hin, brach dann einen Zweig von dem Baum, und gab dem Prinzen und der Prinzessin einige Streiche damit auf den Rücken. Und alsbald wurden sie in Thiere verwandelt. der Prinz sprang als ein reißender Wolf über die Mauer und lief in den Wald, und die Prinzessin flog als ein kleiner grauer Vogel, der Nachtigall heißt, auf den Baum, und sang ein trauriges Lied.

Die Königin spielte ihr Spiel so gut, daß auch kein Mensch etwas merkte. Sie lief laut schreiend dem Schlosse zu und sank mit zerrissenen Kleidern und zerzausten Haaren an den Stufen des Saales hin, als sey ihr ein großes Leid geschehen, und der König hieß sie von den Kammerfrauen wegtragen. Es verging wohl eine gute Viertelstunde, ehe sie wieder zu sich kam. Da gebehrdete sie sich sehr traurig und weinte und schrie: Ach! du arme Aurora, welchen Brauttag hast du erlebt! ach du unglücklicher Prinz! So schrie sie einmal über das andere, und erzählte dann, ein Schwarm Räuber sey plötzlich hinten in den Garten gedrungen und habe die beiden Königskinder mit Gewalt von ihrer Seite gerissen und entführt; sie aber haben sie zu Boden geschlagen und halbtodt liegen lassen; und sie zeigte eine Beule an der Stirn, die sie sich absichtlich an einem Baum gestoßen hatte. Und alle glaubten ihren Worten, und der König hieß alle seine Herren und Grafen und Ritter und Knappen aufsitzen und den Räubern nachjagen. Diese durchritten nach allen Seiten den Wald und alle Schlüchte und Klippen und Berge rings um das Schloß wohl zwei drei Meilen weit, aber von den Räubern und von dem Prinzen und von der Prinzessin fanden sie auch nicht die geringste Spur. Und der König ruhete nicht und ließ weiter suchen und forschen viele Wochen und Monate, und sandte Boten und Kundschafter aus in alle Länder; aber sie kamen immer vergebens zurück, und mit dem Prinzen und der Prinzessin war es, als ob sie nie gelebt hätten: so ganz waren sie verschollen. Der alte König aber glaubte, die Räuber hätten sie wegen der kostbaren Juwelen und Edelsteine entführt, die sie am Hochzeitstage trugen, und hätten sie beraubt und dann todt geschlagen und irgendwo eingescharrt, damit man ihnen nie auf die Spur kommen könnte; und er grämte sich so sehr, daß er bald starb. Bei seinem Sterben übergab er, weil er keine Kinder hatte, der Königin das Reich, und bat seine Unterthanen, daß sie ihr treu und gehorsam seyn mögten, wie sie ihm gewesen waren. Sie thaten es auch und erkannten sie als ihre Königin, mehr aus Liebe zu ihm als aus Liebe zu ihr.

So waren vier Jahre verschienen und der König schon das andere Jahr todt, und die Königin fing an mit großer Gewalt über die Länder zu herrschen, und kaufte sich für die Schätze, die der alte König ihr hinterlassen hatte, viele fremde Soldaten, die sie über das Meer kommen ließ und die ihre Krone und ihr Schloß bewachten. Denn sie wußte, daß sie von den Unterthanen nicht geliebt war, und sprach: Nun mögen sie aus Furcht thun, was sie aus Liebe nicht thun würden. So geschah es, daß sie von Tage zu Tage bei jedermänniglich mehr verhaßt ward, aber keiner durfte es sich merken lassen, denn auf das leiseste Geflüster gegen die Königin war der Tod gesetzt. Aber die Leute lassen das Wispern und Flüstern darum doch nicht, und weil das Sprichwort wahr ist: Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt endlich an die Sonnen, so hatte es von Anfang an gemunkeltMunkeln sagt man von Pferden, die im Sommer wegen der Bremsen mit dem Kopf schütteln; Munkeln heißt also: die Köpfe gegen einander bewegen, leise flüstern. , als die Königskinder verschwunden waren: kein Mensch könne wissen, was der Spaziergang der Königin bedeutet habe. Denn es waren Leute genug, die ihr wegen ihrer scharfen Augen und ihrer unnatürlichen Freundlichkeit böse Künste zutraueten. Diese Munkelung unter dem Volke dauerte nun immer fort und nahm noch zu; sie aber kümmerte sich darum nicht, und dachte: die werden schon Thiere bleiben, was sie sind, und mir wird keiner die Königskrone nehmen. Aber es begab sich alles ganz anders, als sie gedacht hatte.

Den armen Königskindern ging es indessen doch recht schlecht.

Der Prinz war als ein brauner Wolf in den Wald gelaufen, und er mußte sich gebehrden wie ein Wolf und heulen wie ein Wolf und durch die öden und wüsten Orte laufen bei Tage und bei Nacht, und wie ein Dieb einhergehen; denn auch die wölfische Furcht war in ihn gefahren. Und er mußte sich nähren wie die andern Wölfe von allerlei Raub von Wild und Vögeln, auch mußte er in der traurigen Winterzeit zuweilen wohl mit einem Mäuschen vorlieb nehmen und den Bauch einziehen und zähneklappen und zwischen den harten und kalten Steinen sein Lager nehmen. Und dies war gewiß keine prinzliche Lebensart, wie er sie vorher geführt hatte, ehe er aus der königlichen Pracht und Herrlichkeit in dieses wilde Elend verstoßen war. Das war aber das Besondere an ihm, daß er allein Thiere angriff und zerriß und nie nach Menschenblut gelüstete. Doch nach einer hätte ihn wohl gelüstet, nach der bösen Frau, die ihn verwandelt hatte; aber diese hütete sich wohl, dahin zu kommen, wo sie den Zähnen dieses Wolfes begegnen konnte. Man soll aber nicht glauben, daß der Prinz, der nun ein Wolf war, noch menschliche Vernunft hatte; nein es war sehr finster in ihm geworden, und mit dem Bilde des Thieres, in welchem er durch die Wälder laufen mußte, hatte er auch nicht viel mehr als thierischen Verstand. Das ist wahr, ein dunkler Trieb trieb ihn oft gegen das Schloß und den Schloßgarten hin, als hätte er dort einen Fang zu holen; doch hatte er keine deutliche Erinnerung der Vergangenheit: wie hätte er es dann auch in der Wolfshaut aushalten sollen? In den Augenblicken, wo er diesen Trieb fühlte, war er mit einem besondern Grimm behaftet; aber immer, wie er ihnen auf tausend Schritt nahe kam, fuhr ein kalter Schauder in ihn und jagte ihn zurück. Und die Königin hatte dies mit ihrer Hexerei verschuldet, daß sie ihn bis so weit gebannt hatte; denn weiter hatte sie nicht gedurft. Sie aber stellte dem Wolfsprinzen nach dem Leben und ließ viel jagen in dem Forst, der sich um das Schloß herumzog, weil sie dachte, daß er wohl darin seyn mogte. Deswegen ward fast alle Woche zweimal eine große Schalljagd und Klapperjagd auf Wölfe und Füchse angestellt; und damit sie einen fleißigeren Vorwand dazu hätte, hatte die Königin viele niedliche Dammhirsche in diesen Forst ausgesetzt, von welchen unser königlicher Wolf allerdings manchen verzehrte. Aber er rettete sich immer aus aller Gefahr, wie oft die Hunde ihm mit ihren Rachen auch das Haar auf dem Rücken schon zerbließen und wie oft die Jäger auf ihn schossen. Er wich dann für den Augenblick abseits, und wann der Schall sich gesänftet hatte und die Jagdhörner verstummt waren, kam er in das Dickicht zurück, welches dem Schlosse nahe war, und sonnte sich häufig auf Plätzen, wo er als Knabe und Jüngling zuweilen gespielt hatte. Er wußte aber nichts mehr von der Vergangenheit, sondern es war eine verborgene Liebe, die ihn dahin lockte.

Die Prinzessin Aurora hatte als ein kleines Vögelein auf den Baum fliegen müssen und war in eine Nachtigall verwandelt worden. Ihr aber war in ihrem leichten und dünnen Federkleide die Seele nicht so verdunkelt, als dem Prinzen in der Wolfshaut, sondern sie wußte viel mehr von sich und von den Menschen und Dingen; nur sprechen konnte sie nicht. Dafür aber sang sie desto schöner in ihrer Einsamkeit, und oft so wunderschön, daß die Thiere vor Freuden hüpften und sprangen und die Vögel sich alle um sie versammelten und die Bäume dazu rauschten und die Blumen nickten. Ich glaube, auch die Steine hätten vor Lust getanzt, wenn sie so viel Liebe in sich hätten; aber deren Herz ist zu kalt. Auch die Menschen hätten wohl bald auf den kleinen Vogel gemerkt als auf einen besonderen Vogel und wäre wohl ein Gerede und Gemunkel davon unter den Leuten entstanden, wenn nicht etwas sie abgehalten hätte von dem Walde, daß sie die Nachtigall nie singen hörten. Es verhielt sich damit folgendergestalt:

Wie die Königin dem armen verwandelten Prinzen mit den vielen Schall- und Klapperjagden gern das letzte wölfische Lebenslicht ausgeblasen hätte und wie er dadurch über die ganze Wolfsfamilie großes Unglück brachte, habe ich schon erzählt. Aber auch über die kleinen Vögel ging es schlimm her, und in diesen Tagen der Tyrannei war es ein Unglück, in der Gegend des Schlosses als Amsel Grasmücke und Nachtigall gebohren zu seyn. Die Königin nemlich, nachdem der alte Herr gestorben war und sie die Gewalt allein hatte, gebehrdete sich plötzlich, als habe die Krankheit sie befallen, daß sie nicht allein das Geschrei und Gekrächze und Geschnatter unleidlicher Vögel nicht ertragen könne, sondern daß selbst das lieblichste Geklingel und Gezwitscher der lustigen kleinen Singvögelein sie unangenehm bewege. Und damit sie das allen Menschen glaublich machte, war sie bei solchen Gesängen, deren sich sonst alle Welt zu freuen pflegt, ein parmal in Ohnmacht gefallen. Das war aber nur ein Schein, sie wollte eine böse That, sie wollte den Tod der kleinen Nachtigall, wenn sie etwa in diesen Hainen und Gärten herumflatterte. Das wußte sie aber wohl, daß das Vögelchen dem Schlosse auf tausend Schritt nicht nahen durfte, denn sie hatte es unter denselben Hexenbann gelegt, als seinen Bruder. Unter dem Titel dieser Unleidlichkeit und Empfindlichkeit gegen zarte und feine Klänge und Schalle ward denn freilich nicht bloß der kleinen liebenswürdigen Nachtigallprinzessin sondern allen andern Vögeln nach der Kehle gegriffen; sie waren alle in die Acht und Aberacht gethan, sie waren alle für vogelfrei erklärt, und die Förster und Jäger der Königin erhielten den strengsten und gemessensten Befehl, auf alles, was Federn trägt, Jagd zu machen, und auch das Rotkehlchen ja nicht einmal den Zaunkönig zu verschonen, auf welchen ein guter Jäger sonst nie einen Schuß verliert. Dieser schreckliche Zorn der Königin ward ein Unglück für das ganze befiederte Volk, nicht bloß für die, welche im Freien flogen oder in Forsten und Hainen lebten, sondern auch für die, welche auf Höfen und in Zimmern gehalten werden. In der Hauptstadt und in der Umgegend des königlichen Schlosses blieb auch nichts Gefiedertes leben; denn die Leute meinten sich bei der Königin sehr einzuschmeicheln und ihre Gunst zu gewinnen, wenn sie es ihr nachmachten. Es war ein Schlachten und Morden der Unschuldigen wie der bethlehemitische Kindermord des Königs Herodes weiland. Wie vielen tausend Kanarienvögeln und Zeisigen und Nachtigallen und Distelfinken, ja selbst wie manchen ostindischen und westindischen Papageien und Kakadus wurden da die Hälse umgedreht! Schreihälsen und Liederkehlen, Schwätzern und Verschwiegenen drohete Ein Schicksal, und das sogar war ein Verbrechen, als Gans oder Puter oder Hahn gebohren zu seyn, und die gemeinen Haushühner fingen an so selten zu werden als chinesische Goldfasane. Und hätte die Königin noch einige Jahrzehende so gewüthet gegen das Federvölkchen, so wäre es allmälig ausgestorben in dem Königreiche. Das war die Ursache, warum die Vögel nicht allein gemordet wurden sondern auch fast kein Mensch mehr in den Wald spazieren ging, weil es so hätte gedeutet werden können, als wollten sie da Vogelgesang hören. So kam es denn, daß niemand die Wundertöne der kleinen Nachtigall belauschen konnte, als etwa hie und da ein einsamer Jäger. Der ließ sich aber nichts merken, damit er von der Königin nicht gestraft würde, daß er den Vogel nicht geschossen. Denn das muß man zur Ehre der Weidmänner sagen, daß sie doch meistens ihrer wackern Natur folgten und selten einen der kleinen Vögel schossen; aber platzen durch den Wald mußten sie, daß es knallte. Und dadurch schon ward es still von Gesängen und auch viele Vöglein zogen weg aus dem unaufhörlichen Getümmel und kamen nimmer wieder. Die kleine Nachtigall aber, welche Gott behütete, daß sie sich von allen diesen Nachstellungen rettete, konnte den grünen Wald hinter dem Schlosse nicht lassen, wo sie in ihrer Kindheit so viel gespielt und gesprungen hatte, sondern wenn sie auch wegflog, so bald die Jagdhörner anbliesen und es mit Hurra und Wo Wo durch die Büsche tosete, kam sie doch immer bald wieder. Und obgleich ihre Liedlein, als aus einem traurigen Herzen klingend, meistens traurig und kläglich waren, däuchte es ihr doch recht anmuthig, so unter den grünen Bäumen und bunten Blumen zu leben und dem Mond und den Sternen etwas Süßes vorzuklingen; und nur wenige Monate war sie unglücklich. Dies war die Zeit, wo der Herbst kam und wo sie mit den andern Nachtigallen in fremde Länder ziehen mußte, bis es wieder Frühling ward.

Das kleine Prinzessinvögelein hielt sich nun meist zu den Bäumen, Angern und Auen, wo sie als Kind gespielt oder als Jungfrau mit Gespielen ihres Alters Kränze gewunden und Reigen aufgeführt hatte, oder wo sie gar in den glücklichsten Tagen ihres Lebens mit dem Geliebten die Einsamkeit gesucht hatte. Am liebsten und am meisten wohnte sie in einer dichten grünen Eiche, die sich über einen rieselnden Bach beugte und oft das süße Geflüster der Liebe in ihren Schatten geborgen hatte. An dieser Stelle sah sie denn auch oft den Wolf, den ein dunkles Gefühl der Vergangenheit dahin führte; aber sie wußte nicht, daß es ihr armer Bruder war. Doch gewann sie ihn lieb, weil er sich so oft unter ihren Gesängen hinstreckte und lauschte, als verstände er etwas davon; und sie beklagte ihn wohl zuweilen, daß er ein zorniger und harter Wolf seyn mußte und nicht flattern konnte und fliegen von Zweigen zu Zweigen, wie sie und andere Vögelein. Und nun muß ich auch noch von einem Manne erzählen, der in dem einsamen Walde zuweilen der Zuhörer der kleinen Nachtigall war. Dieser Mann war der Prinz aus Ostenland, ihr Bräutigam, als sie noch Prinzessin war.

Der König, dieweil er noch lebte, hatte diesen Prinzen wegen seiner Tugend und Tapferkeit vor allen Männern geliebt und ihn auf seinem Todbette der Königin empfohlen als einen Rath und Helfer in allen schlimmen und gefährlichen Dingen, besonders als einen frommen und trefflichen Kriegsmann. Auch war er nach des Königs Tode bei der Königin geblieben bloß aus Liebe zu dem seligen Herrn. Doch ward er bald inne, daß die Königin ihn haßte, ja daß sie ihm nach dem Leben trachtete, und entwich daher plötzlich von ihrem Hofe und aus ihrem Lande. Sie aber ließ ihm nachsetzen als einem Verräther und Flüchtling und ließ einen Bann ausgehen, wodurch sie ihn für vogelfrei erklärte, daß jeder, wem es beliebte, ihn erschlagen und ihr seinen Kopf bringen mogte, worauf sie einen hohen Preis gesetzt hatte. Er entwich wieder in das Land seines Vaters, das viele hundert Meilen gegen Osten von dem Schlosse der Königin lag, und wohnte bei ihm. Aber im Herzen hatte er keine Ruhe noch Rast und die Trauer um die verschwundene Prinzessin wollte ihn nie verlassen. Ja das Wunder begab sich mit ihm, daß er alle Jahre einmal heimlich verschwand, ohne daß ein Mensch wußte, wohin. Er sattelte aber dann sein Roß und rüstete sich in unscheinbarer Rüstung, und ritt plötzlich davon, so daß niemand seinen Pfad kannte. Er mußte aber in das Land der Königin reiten, die ihn vogelfrei gemacht hatte, und jenen Wald besuchen, worin die Prinzessin verschwunden war. Dieser gewaltige Trieb kam ihm jedes Jahr kurz vor der Zeit, in welcher die Prinzessin verschwunden war, wo er durch wilde wüste und verborgene Orte traben mußte, bis er zu wohlbekannten Stätten gelangte, wo er einst mit seiner Braut gewandelt hatte. Und da war auch ihm die grüne dunkle Eiche am Bache die Lieblingsstelle. Da brachte er dann vierzehn Nächte in Thränen und Gebeten und Klagen um die Geliebte zu; die Tage aber verbarg er sich in dem entlegeneren Dickicht. Da hat er die kleine Nachtigall oft gesehen und gehört und sich ihres wundersamen und wunderlieblichen und fast übervögelischen Gesanges erquickt. Sie haben aber nichts weiter von einander gewußt. Doch hatte das Vögelchen immer eine große Sehnsucht im Herzen, wann der Ritter wieder geritten war, sie wußte aber nicht, warum; und auch ihm klang ihr tiefes und schmachtendes Tiu! Tiut! lange nach, wann er wieder in das Land seines Vaters ritt. Es ging ihm aber wie den meisten Menschen, die etwas Geheimes thun oder haben, worüber andere Leute sich viel die Köpfe zerbrechen, daß er um sein eignes Geheimniß nicht wußte. Denn daß er jedes Jahr einmal heimlich wegritt, das wußte er wohl; warum er aber reiten mußte, das wußte er nicht.

Und es waren manche Tage vergangen seit dem Tode des alten Königs und es ging in das sechste Jahr seit dem Verschwinden der Kinder, und die Königin lebte herrlich und in Freuden, und ließ die Thiere jagen und auf alle Vögel schießen, und war auch gegen ihre Unterthanen nicht weniger hart, als gegen das Wild und Gefieder des Waldes. Sie däuchte sich fast allmächtig und meinte, ihr Glück und ihre Herrschaft könne kein Ende nehmen. Doch hatte sie seit jenem Tage den Wald nicht betreten um das Schloß und den Schloßgarten, sondern eine heimliche Furcht hatte sie davon zurückgehalten. Sie ließ sich aber nicht merken, was es war, und daß eine Hexenangst dahinter steckte. Nun begab es sich, daß sie einmal ein großes Fest und Gastmal angestellt hatte, wozu alle Fürsten und Fürstinnen des Reichs und alle Großen des Landes und alle vornehmsten Diener und Dienerinnen geladen waren, und es war den Nachmittag eine große Wolfsjagd beschlossen in dem Forst, und die Fürsten baten sie, daß sie mitgehen mögte. Sie weigerte sich lange unter allerlei Vorwänden, endlich aber ließ sie sich bereden. Sie setzte sich aber auf einen hohen Wagen und hieß drei ihrer tapfersten Kriegsmänner sich wohlbewaffnet neben sich setzen; zugleich hieß sie viele hundert gewaffnete und gerüstete Reisige vor, neben und hinter dem Wagen reiten, und eine lange Reihe Wagen voll Herren und Frauen folgten ihr nach. Und ihr war der Wolf immer im Herzen, doch dachte sie bei sich: laß den Wolf nur kommen, ja laß hundert Wölfe zugleich kommen, diese tapfere Schaar wird ihnen wohl das Garaus machen. So verblendet Gott auch die Klügsten und Feinsten, wann sie zur Strafe reif sind; denn ihr war geweissagt worden von andern Meistern ihrer losen Kunst, sie solle sich vor dem sechsten Jahre in Acht nehmen. Daran hatte sie heute nicht gedacht.

Und es war ein schöner heiterer Frühlingstag, und sie fuhren mit Trompeten und Posaunen in den Forst, und die Rosse wieherten und die Rüstungen klirrten und die gezückten Speere und Degen funkelten in der Sonne; die Königin aber funkelte am hellsten, mit ihren prächtigsten Kleidern und all ihrem Juwelenschmuck hoch im Wagen thronend. Und schon schallte ihnen die Jagd entgegen mit Hussa und Hurra und den schmetternden Hörnern der Jäger und den gellenden Stimmen der Hunde. Und es lief ein Löwe vorüber und ein Eber fuhr durch die Reihen; und sie erschracken nicht sondern hielten und standen ein jeglicher fest auf seinem Stand, und machten die Ungeheuer nieder. Aber nicht lange, und es ergab sich ein Schrecken, das ihnen zu mächtig war. Ein fürchterlicher Wolf fuhr aus dem Dickicht hervor auf einen grünen Anger, und heulte so gräßlich, daß Jäger, Hunde und Reiter vor ihm ausrissen. Der Wolf lief, wie man einen Pfeil vom Bogen schießt, nein er lief nicht sondern flog durch die Männer und Rosse dahin, und keiner dachte daran, daß er Bogen, Spieß und Eisen trug, so schrecklich war des Unthiers Ansehen und so wüthig bleckte er den funkelnden Rachen auf. Die Königin, die ihn auf ihren Wagen zuspringen sah, schrie Hülfe! Hülfe! die Weiber schrien und fielen in Ohnmacht, viele Männer schrien auch wie die Memmen: Keiner wehrte dem Wolf, er sprang mit Einem langen weiten Sprung auf den hohen Wagen, riß das stolze Weib herunter, und wusch sich Zähne und Rachen in ihrem Blute. Die andern waren alle geflohen oder standen und hielten von ferne.

Und o Wunder! als sie sich ermannen wollten und das Thier anfallen, sahen sie es nicht mehr, sondern, wo es eben noch gestanden hatte, erhob sich die Gestalt eines schönen und reisigen Jünglings. Die Männer staunten ob dem Zauber, doch zuckten einige die Waffen, als wenn sie ihn als ein zweites Ungethüm jagen und fällen wollten. Da sprang plötzlich ein Greis vor, der mit im Zuge war, der Kanzler des Reichs, und verbot es ihnen, und rief überlaut: bei meinem grauen Haar, Männer, haltet ein! ihr wisset nicht, auf wen ihr stoßen wollet – und, ehe sie sich besinnen konnten, lag er schon vor dem Jünglinge auf der Erde, und küßte ihm Kniee und Hände und rief: Sey uns gegrüßt, du edle Blume eines edlen Vaters, die du wieder aufgegangen bist in deiner Schöne! und freue dich, o Volk, dein rechter Königssohn ist wieder gekommen, und dies ist jetzt dein König. Und auf diese Worte liefen viele herzu und erkannten den Prinzen wieder und huldeten ihm als ihrem Herrn, und die übrigen thaten desgleichen. Und alle waren zugleich voll Schrecken und Staunen und Freude, und dachten nicht mehr an die zerrissene Königin noch an den Wolf; denn daß er der Wolf gewesen, das wußten sie nicht.

Der junge König aber gebot allen, daß sie ihm nachfolgeten und mit ihm in das Schloß seines Vaters zögen; er hieß auch sogleich die Jagd stillen und die Hörner und Trompeten, welche eben noch den Wald und das Wild aufgeschreckt hatten, seinem fröhlichen Einzuge voranblasen. Und als er daheim war und von den Zinnen seiner Väter schauete, da traten ihm die Thränen in die Augen und er weinte beides schmerzlich und fröhlich; denn er gedachte nun alles Jammers wieder und der zu schweren Vergangenheit, wo es wie ein dumpfer und thierischer Traum auf ihm gelegen hatte. Und nun ward es ihm plötzlich hell, und er konnte es dem Kanzler und den Vornehmsten melden, wie es mit ihm geschehen war und daß er nur durch das Herzblut der alten greulichen Hexe, die seine Stiefmutter und ihre Königin geheißen, wieder hatte verwandelt werden können. Und das Gerücht von diesem erstaunlichen Wunder ging alsbald in die ganze Stadt und unter alles Volk aus; und sie freueten sich, daß der geliebte Königssohn wiedergekommen und daß die Königin, welche alle hasseten, von Wolfszähnen, die sie selbst geschaffen, zerrissen war.

Aber als der Prinz sich nun allmälig wiedergefunden und über sich besonnen hatte, da fiel es ihm schwer auf das Herz, wo die königliche Prinzessin Aurora seine geliebte Schwester wohl seyn mögte und ob sie auch noch wohl unter irgend einer Thierhaut oder Federdecke steckte; denn nun fiel ihm ihr trauriger Hochzeittag ein. Und er fragte und ließ fragen; aber alle schwiegen und keiner konnte von ihr etwas melden. Da ward der Prinz wieder sehr traurig und sorglich, aber Gott wandelte diese Traurigkeit auch bald in Freude.

Denn als dieser Jagd- und Wolfslärm im Walde tosete, steckte auch der arme traurende Prinz aus Ostenland grade in seinem Dickicht, und das kleine liebliche Nachtigallvögelchen hielt sich schweigend unter den grünen Blättern seiner Eiche verborgen. Es fuhr aber ein wunderbares Gefühl durch sein Herzchen, sobald der durstige Wolfszahn seines Bruders das Herzblut der alten Königin geschlürft hatte. Als nun die Jagd verschollen und der Wald still geworden und die Sonne niedergegangen war, da kam der Prinz aus seiner dunkeln Waldschlucht unter seine grüne Eiche und lehnte sich gar traurig an den Stamm und netzte das Gras mit seinen stummen Thränen, wie er alle Nächte pflag; und ihm däuchte viel wehmüthiger um sein Herz zu seyn als gewöhnlich. Das Vögelein in den Zweigen über ihm fing eben an zu singen nach seiner Gewohnheit; und es däuchte ihm auch, daß es gar anders sang als sonst, und viel bedeutsamer und räthselhafter und fast wie mit menschlicher Stimme. Und dem Manne kam ein Grausen an, und fast voll Angst rief er in die Zweige hinauf: Vögelein, Vögelein, sage mir, kannst du sprechen? Und das Nachtigallvögelein antwortete ihm mit Ja, wie Menschen zu antworten pflegen, und es verwunderte sich selbst, daß es sprechen konnte, und fing an vor Freuden darüber zu weinen, und schwieg lange. Darauf that es sein Schnäbelchen wieder auf und erzählte dem Manne mit vernehmlicher menschlicher Stimme die ganze Geschichte von seiner Verwandelung und von seines Bruders Verwandelung, und durch welches Wunder er wieder ein Mensch geworden. Denn es war ihr nun alles in Einem Augenblicke klar geworden, als hätte ein Geist es ihr zugeflüstert. Der Mann aber jauchzete in seiner Seele, als er ihre Rede hörte, und er sann viel in sich hin und her; und das Vögelchen spielte und flog zutraulich um ihn herum; doch wiewohl sie sich und alle Dinge so hell wieder erkannte und wußte, von ihm wußte sie nicht, wer er war. Und er lockte das Vögelchen und schmeichelte und kosete ihm schön, und bat, es solle mit ihm kommen, er wolle es in einen Garten setzen, wo ein ewiger Frühling blühe und nie ein Falke rausche noch ein Jäger tose; das sey doch viel lustiger, als so in wilden Hainen umzufliegen und vor dem Winter und vor Jägern und Raubvögeln und Schlingen zu zittern. Das Vögelein aber wollte davon nichts hören und lobte seine grüne Freiheit und seine grüne Eiche hier und schwätzte und flötete und spielte und flatterte um den Mann herum und hatte sein wenig Acht, denn er gebehrdete sich, als sey er in andern Gedanken.

Aber siehe, welche Gedanken er gehabt hat! Denn ehe das Vögelchen sich dessen versah, hatte der Mann es bei den Füßchen erfaßt und lief eilends davon, schwang sich auf sein Roß und flog im sausenden Galopp, als sey ein Sturmwind hinter ihm, einer Herberge zu, die er in der Stadt unweit des Schlosses kannte, und bestellte sich ein einsames Zimmer, worin er sich mit dem Vögelein einsperrte. Das Vögelein, als es sah, wie er die Schlüssel herauszog und andere Zeichen eines Gefängnisses machte, fing an jämmerlich zu weinen und zu flehen, daß er es fliegen ließe; denn es däuchte ihm gar beklommen und angstvoll in dem verschlossenen Zimmer und es mußte an seine grünen Bäume und an die liebliche Freiheit denken. Aber der Mann machte sich aus dem Weinen und Flehen des Vögelchens nichts und wollte es nicht lassen. Da ward das Vögelein böse und fing an sich zu verwandeln, damit es den Mann erschreckte, daß er Thüren und Fenster öffnete und froh wäre, wenn das Vögelein davon flöge. So machte es sich zu Tigern und Löwen, zu Ottern und Schlangen, zu Skorpionen und Taranteln, zuletzt zu einem scheußlichen Lindwurm, der sich um den Mann flocht und mit giftiger Zunge auf ihn fuhr. Aber das alles schreckte ihn nicht sondern er blieb fest auf seinem Sinn, und das Vögelein mußte alle seine Arbeit verlieren und wieder ein Vögelein werden. Und der Mann stand in tiefen Gedanken, denn es fiel ihm etwas ein aus alten Mährchen. Und er zog ein Messer aus der Tasche und schnitt sich ein Loch in den kleinen Finger der linken Hand, der immer das lebendigste Herzblut hat. Und es tröpfelte Blut heraus, und er nahm des Blutes und bestrich des Vögeleins Köpfchen und Leib damit. Und kaum hatte er das gethan, so stand auch das Wunder fertig da. Das Vögelein ward in der Minute zu der allerschönsten Jungfrau, und der Prinz lag alsbald zu ihren Füßen und küßte ihr züchtig und ehrerbietig die Hände. Die Nachtigall war nun wieder Prinzessin Aurora geworden und erkannte in dem Manne ihren Bräutigam wieder, den Prinzen aus Ostenland. Sie war noch eben so jung und schön, als sie vor sechs Jahren zur Zeit der Verwandelung gewesen. Denn das ist den Verwandlungen eigen, daß die Jahre, die einer darin bleibt, ihn nicht älter machen sondern tausend Jahre gelten da nicht mehr als eine Sekunde.

Man kann denken, wie diese beiden sich gefreut haben; denn wenn zwei verliebte Herzen, die einander treu geblieben, nach langer Zeit wieder zusammenkommen, das ist wohl die größte Freude auf Erden. Doch säumten sie nicht lange sondern ließen dem Könige ansagen, es seyen zwei fremde Prinzen aus fernen Landen an seinen Hof gekommen und begehrten fürstliche Herberge. Und der König trat heraus, daß er sie bewillkommete, und erkannte seine liebe Schwester Aurora und seinen theuren Freund den Prinzen aus Ostenland, und freuete sich über die Maaßen; und alles Volk freuete sich mit ihm, daß so alles wiedergekommen und das Reich nicht bei Fremden bleibe.

Und nach wenigen Tagen setzte er sich die königliche Krone auf und fing an zu regieren an seines Vaters Statt, seiner Schwester aber gab er eine überaus prächtige Hochzeit mit Tänzen und Festen und Ritterspielen; auch erhielt sie nebst ihrem Prinzen an Land und Leuten eine gar stattliche Abfindung, wovon sie fast wie Könige leben mogten. Die Prinzessin Aurora aber hatte ihren Bruder um den Wald gebeten, in welchem sie als Vögelein so manchen fröhlichen und auch so manchen traurigen Tag umhergezogen war, und er hatte ihn ihr gern geschenkt. Sie baute sich daselbst ein stolzes königliches Schloß an dem Bache, wo sie so oft gesessen und gesungen hatte, und die grüne und dichte Eiche kam mitten in ihrem Schloßgarten zu stehen und hat noch manches Jahr nach ihr gegrünt, so daß ihre Urenkel noch darunter gespielt und sich beschattet haben. Sie aber ließ das Gebot ausgehen, es solle der Wald für ewige Zeiten stehen bleiben in seiner natürlichen Herrlichkeit; auch gab sie den kleinen Singvögelein den Frieden und verbot auf das allerstrengeste, in diesem heiligen Bezirke Schlingen und Fallen zu stellen und die Kleinen mit irgend einem Gewehr anzugreifen. Und ihr Bruder hat als ein großer und frommer König regiert, sie aber hat mit ihrem tapfern Gemal bis in ein schneeweißes Alter in glücklicher Liebe gelebt und viele Kinder und Kindeskinder gesehen, bis sie endlich im Segen Gottes und der Menschen sanft entschlafen ist. Das hat auch gegolten seit ihrer Zeit unter ihren Kindern und Nachkommen, daß der älteste Prinz ihres Hauses immer Rossignol und die älteste Prinzessin immer Philomela getauft wurde. Sie wollte nemlich eine fromme Erinnerung stiften für alle Zeiten von dem wundersamen Unglück, das ihr widerfahren war, da sie in eine Nachtigall verwandelt worden. Denn diese Worte bedeuten in der Sprache ihres Landes, was zu teutsch Nachtigall genannt wird, und Rossignol heißt eigentlich Rosenvogel – denn die Nachtigallen singen meist zur Zeit der Rosen – und Philomela Liederfreundin; der teutsche Name Nachtigall heißt aber so viel als Nachtsängerin, und ist wohl der allerfeinste.

 


 


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