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Portrait: Jens Baggesen

Portrait: Jens Baggesen

 

 

Jens Baggesen. Biographische Skizze

Geb. 1764. Gest. 1826.

 

Jens Baggesen ist zwar von Geburt ein Däne; seiner Bildung und seinen trefflichsten schriftstellerischen Leistungen nach gehört er jedoch der deutschen Literatur an; er ist eine ihrer dauerndsten und herrlichsten Zierden.

Zu Korsör in Dänemark geboren, erhielt er seine wissenschaftliche Bildung in Deutschland. Er studirte mit Eifer die Literatur der Alten, und sein forschender Geist durchdrang die Tiefen der Kant'schen Philosophie mit Wärme und Beharrlichkeit. Glühend für die Beförderung des Lichts und der Aufklärung, befreundete er sich innig mit seinen großen Geistesverwandten, Joh. Heinrich Voß und dem erhabenen Klopstock; auch mit der Familie Reimarus in Hamburg und dem trefflichen Reinhold in Jena. Auf einer Reise nach der Schweiz lernte er in Bern des großen Haller's Enkelin, Sophie, kennen, und knüpfte mit ihr das Band der Liebe und Ehe. In Gesellschaft von Friederike Brun und Cramer durchreiste er das südliche Frankreich; später allein (unterstützt von seinem Gönner, dem Prinzen von Holstein-Augustenburg) Italien, wo er Fernow traf, der ihn fortan begleitete. – 1796 kehrte er in sein Vaterland zurück. Er erhielt in Copenhagen eine mit wenig Mühe verknüpfte Anstellung, die ihm ein reichliches Einkommen sicherte. Einige Jahre später besuchte er Paris. Die großartige Verwickelung der damaligen Verhältnisse machten auf sein phantasiereiches Gemüth tiefen Eindruck; ihm verdanken wir einige seiner schönsten Gedichte. Von Paris ging er auf die Einladung seines Verwandten, eines Herrn Haller, damaligen Oberschatzmeisters der italienischen Armee, nach Italien; im Gefolge des französischen Feldherrn (Bonaparte's) war der Sieg; – vor seinen Schritten stürzten Throne und Bischofsstühle um und Dynastien verwehten wie dürres Laub. Da hatte der Oberschatzmeister des Siegers Manches zu verschenken. Baggesen erhielt eine herrliche Villa in der Nähe von Modena. 1800 zog er nach Paris und lebte mit seiner Familie in beneidenswerthen Verhältnissen eine Reihe von Jahren. Hier suchte ihn im Jahre 1811 der ehrenvolle Ruf zum Professor der dänischen Sprache und Literatur in Kiel auf, dem er folgte. 1814 nahm er seine Entlassung und ging nach Copenhagen, wo er, ohne weitere Anstellung, ganz von den Früchten seines literarischen Fleißes lebte. – Mit Oehlenschläger, dessen Bestrebungen ihm nicht zusagten, sah er sich bald in unangenehmem Verhältniß, und da er darum dessen Freunden mißfiel, bald einer mächtigen Partei feindlich gegenüber, die er mit allen ihm zu Gebote stehenden Waffen des Witzes und der Satyre, und mit aller ihm eigenthümlichen Heftigkeit bekämpfte. Indessen verleidete ihm dieses Verhältniß seinen Aufenthalt in Copenhagen so sehr, daß er nach einigen Jahren wieder nach Paris in der Absicht zog, dort den Rest seiner Tage zu verleben. Seine Gesundheit war wankend geworden unter der Bürde des Alters; im Sommer 1826 hatte er Böhmens Heilbäder mit Erfolg angewendet, und nun wollte er noch einmal seine Copenhagner Freunde sehen. Aber auf dem Wege dahin, in Hamburg, ereilte ihn der Tod. Baggesen starb am 3. Oktober 1826.

Als Dichter ist Baggesen vorzüglich im Liede und der Idylle, komischen und satyrischen Inhalts, groß; aber auch als Dichter des Erhabenen, worin ihm Klopstock Vorbild war, hat er sehr Bedeutendes geleistet. Mehre seiner Oden gehören zu dem Trefflichsten, was wir in dieser Gattung besitzen. Sein idyllisches Epos – » Parthenais oder die Alpenreise« – ist von phantastischen Auswüchsen nicht frei; enthält aber herrliche und erhabene Schilderungen der Natur, und die Korrektheit und der Wohlklang seiner Hexameter steht den Voß'schen gleich. In dänischer Sprache ist sein Gedicht »die Jahreszeiten« sehr geschätzt; und viele seiner in derselben Mundart gedichteten Lieder sind eigentliche Volkslieder geworden.


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