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Damals dehnte sich an den Linienwällen Feld und Wiese, vollwehende Wiese, nicht zerwühlt und zertreten von Arbeiterkindern, wie die armen Fleckchen, welche man wohl heute noch am Rande der Stadt erblickt.
In allen Lüften klagten die Lerchen um den Sommer, aber versteckt im bräunenden Grase besangen zehntausend Grillen den wunderschönen Oktober, und stolz segelten die spinnwebenen Silberhaare der lieben Herbstfrau über das Feld und die Donau und abermals herüber, wie es dem Atemzug des Himmels behagte, in einer Wanderschaft voller Wechselfälle.
An einem solchen Nachmittage fand ich nun Hans Gottschalk jenseits des Linienwalles im Freien an einer Stelle, wo die Straße nach den Waldorten unterm Hermannskogel hinausgriff. Eine Barrikade war da aus vielem Trümmerwerk gebaut, aber sonst träumte alles ringsum mit Summen und Wiesengeläute von einem tiefschläfrigen Frieden. Nur gegen die äußeren Ortschaften hin blitzte einmal ein Strahl von einem Faden des Altweibersommers auf, – und das andermal ein anderes; – das war ein Bajonett oder ein Büchsenlauf. – – – Dort standen hinter Hecken und Zäunen die Vorposten der kaiserlichen Jäger und warteten auf ihre Stunde. – –
Hans Gottschalk hielt in solchen Stunden oftmals selber Wache. Seinen Arbeitern und Grenadieren war diese Zeit ermüdender als die Nacht, und Gottschalk fürchtete für die verlassenen Wälle, auf welchen selbst die wenigen Wachen, an ihre Muskete geklammert, in vegetierender Traumbefangenheit nickten wie schwerköpfige Disteln. Anfangs hatte sich der Ehrgeiz der Arbeiter gegen solche Dienstleistung ihres Kommandanten gewehrt, und da er sich nicht fortbitten lassen wollte, waren immer einige bei ihm geblieben. Aber da um diese Stunde sich niemalen etwas regte und auch nicht ein einziger Schuß aus den sonnenheißen Büchsen der fernen Jäger herausfahren wollte, so blieben sie einer nach dem andern weg. Was mich betrifft, so war immer ein Baum an der Straße, und ich österreichisches Kind verträumte, ja verschlief wohl auch ins besonnte Gras hingeräkelt solche Stunden in der Nähe meines schwermütigen Freundes.
Heute aber machte ich ihm dortselbst Bericht von dem Tode seiner Mutter und dem was ich geordnet hatte. Die sorgsame Frau Gottschalk hatte ihr Vermögen in drei Teile geteilt. Ein Drittel erhielt Margarethe, dazu herzlich liebe Worte des Segens; auch das meiste an Kleidern und Hausgerät sollte ihr verbleiben. Die andern Teile nebst dem Hause erhielt ihr Hans. Wenn er das Haus verkaufte, blieb ihm ein kleines Vermögen, mit welchem Gottschalk bei seiner Genügsamkeit behaglich leben konnte. Ihrem Manne aber hatte die vorsichtige Frau jedes Erbrecht verriegelt. Diese Verhältnisse trug ich ihm zuerst vor, ohne auf sein finsteres Drängen zu achten, denn ich fürchtete, daß er, wenn ich ihm von der rührenden Glückseligkeit erzählte, mit welcher sich sein einziges Mütterlein zur letzten Ruhe eingenistet hatte, so bitterlich weinen werde müssen, daß er gar nichts mehr zu hören begehren könnte. Nun trotzte er kämpfend vor sich hin und mahnte wieder: »Von ihr! Rede von ihr!«
Da sagte ich ihm alles, von der Linde und der Sonne und den goldenen Blättern angefangen und von meinem Liede vom braven Hans bis zu ihrem Segen und ihrem Glück und Ende. – –
Hans Gottschalk hielt das Gesicht verborgen, aber mächtig anpackend schüttelte ihn ein lautloses Weinen.
Ich ließ ihn allein und ging zu unserer Hauptwache, von welcher ich freundlich, jedoch ohne besonderen Jubel empfangen wurde. Betreten fragte ich: »Also mit den Grenadieren, – – war da nichts?«
»Ach wo!« lachte ein Mobilgarde; »zwei angetrunkene Haderlumpen von Grenadieren sind herübergelaufen!«
Das waren die zwei Bataillone des Gerüchtes gewesen!
Ich aber hatte jetzt keine Zeit, der Bitterkeit meines Herzens über diese ins ungeheure gewachsene Verlogenheitslawine nachzugeben, denn aus tiefem Hinbrüten erhob sich der düstere Korporal und trat dem Mobilgarden vor das Gesicht. »Ein Grenadier ist kein angetrunkener Haderlump! Hörst du das, oder willst du es fühlen?«
»Meinetwegen,« brummte der Garde und zog sich scheu zurück. Ich erkannte, daß es selbst den Verrätern unmöglich war, sich nicht als Soldaten zu fühlen.
Jetzt lag wieder weiche Ruhe jenseits und diesseits des Walles, hinter welchem sich die Hauptwache eingenistet hatte.
Da tönte, ganz aus der Weite, in heiterem österreichischen Ländlertakte ein altes Soldatenlied herüber. Drüben, in der Nähe mochte es sich nicht so schön anhören; die Entfernung aber verklärte und milderte alle Rauheiten zu einer ergreifend schönen Harmonie:
»Ge – – ne – – ral Laudon – –
Laudon ruckt an, – – – ruckt an,
Ge – – ne – – ral Laudon – –
Laudon ruckt an.
Mit hun – – dert – – tausend Mann – – –
Ruckt Gen' – – ral Laudon an, – – –
Ge – – ne – – ral Laudon – –
Laudon ruckt an …«
Alle lauschten, alle waren ergriffen. – Die Grenadiere aber waren aufgestanden und schauten sich mit einer Trostlosigkeit in die fahlen Gesichter, als sei jede Hoffnung auf ihrer Seele Seligkeit ewiglich dahin. – – –
»So dürfen die da drüben singen!« stöhnte einer, »wir aber sind: – – –«
Verstoßene, wollte er vielleicht mit einem schöneren Worte sagen, bevor ihm ein Schluchzen bitterster Reue dieses letzte Wort entriß. Aber der Korporal vollendete leise und mit unendlicher Bitterkeit: »… sind Haderlumpen.«
Mir war es wie der Augenblick, in welchem ein Todesurteil verkündet wird; es trieb mich wieder fort ins Freie.
Verlorene Sache, klang es in mir.
Gottschalk saß auf dem alten Platze, schwieg und brütete. Mit ihm war nicht zu reden. Da setzte ich mich abseits von ihm und dachte nach, ob er immer noch auf seine göttliche Sendung trotze?
Gegen Nachmittag grollte das Gefecht wieder auf, aber ferne von uns. Rechts am Kanal und in der Leopoldstadt, links hinter Michelbeuren. Wir wurden nur wenig belästigt.
»Was tun wir?« fragte ich Gottschalk. Er sah mich an und sagte mit großer Haupterhebung: »Warten.«
»Auf die Ungarn?«
»Auf das Schicksal.«
Dann aber brach er los: » O! Wenn jetzt mein Vater lebte! Wenn nur mein Vater lebte! Kettensträfling, Königsmörder, Kirchenstürmer könnte er sein. Ich würde seine Knie umschließen und rufen: O du einziger, ich danke dir, daß du noch bist! Die einzige unzerstörbare Liebe, welche ich auf dieser Erde besaß, ist mit der Mutter dahin, aber mir bleibt noch die Größe!«
Und sehnsüchtig breitete er die Arme nach den Bergen aus.
Da kam hinter unserem Rücken von der Barrikade am Währinger Zollhaus ein unmäßiger Lärm herüber. Pfiffe, Weibergekreisch, rauhe Männerstimmen.
»Sie vertreiben sich wieder die unverdiente Zeit,« sagte Gottschalk mit bitterem Lächeln, »und hetzen Schwarzgelbe. Ich will nur zusehen, daß nicht Mord und Brand entsteht. Kommst du mit?«
Wir eilten; ein Teil der Hauptwache folgte uns.
Da kamen der johlenden Menge Hirsch und Fiamma vorausgetanzt, um Gottschalk zu rufen. »Schnell, schnell,« rief ihm Hirsch zu. »Du bist dringend nötig!«
Wir hatten keine Zeit, darüber nachzudenken, wie Hirsch und das Mädchen hieher gekommen sein könnten und warum seine Feinde Gottschalk so eifrig riefen. Der Pöbel hatte einen Spion gefangen, wie er uns zuschrie. Und sie zerrten einen alten Schächer mit einem Galgengesicht voll Angst und Frechheit vor unser Tribunal, welcher fortwährend, vor Entsetzen wiehernd, schrie: »Ich bin kein Spion! Ich bin der Schauspieler Orontes!«
»An die Laterne mit ihm,« brüllte der Haufe dawider und stieß ihn mit Wucht bis an den Fuß der Barrikade, auf welche sich Gottschalk gestellt hatte, um Ruhe zu gebieten.
»Hier habe ich allein zu richten,« rief er, und die Masse gab ihm eifrig recht.
Ich, aus innerer Unruhe, hatte Hirsch im Auge behalten. Der stellte sich mit Augen, welche vor innerlichem Jubel sprühten, zwischen den Richter und die in widerwärtiger Angst schlotternde Vogelscheuche, indem er bald in das eine, bald in das andere Antlitz schaute.
Der, welcher sich Orontes genannt hatte, wurde nahe an Gottschalk herangeschoben, – das Gericht begann.
Ich prüfte das Gesicht des angeblichen Spions, aber beim ersten Blicke schon erschrak ich tief und heftig.
Gottschalk und jener: Ganz, – aber ach ganz derselbe Prägestempel des ewigen Münzherrn!!!
Nur der Mund des Komödianten, dieser Mund, verkniffen von tausend Fratzen, welche besser als die seine aussehen sollten, – von tausend gefälschten Gefühlen umlogen, – der Mund war anders. Hans hatte den stillen, ernst gefaßten Mund der Mutter zusamt ihrem würdig gesetzten Kinn. Und seine Augen schauten wild, aber ernst und gedankentief; jene des andern aber waren scheu und frech in einem.
Der Schrecken lähmte mich fast, um das Herz war mir ein Eisenring gezogen, und ich schaute nur, – – schaute aus, ob auch andere als ich – – – – –
Ach! Viele hatten es schon erraten, anderen flüsterten es Hirsch und Fiamma zu. Diese neugierigen Gesichter zerplatzten beinahe vor Wollust der Spannung, und sie drängten sich herzu und gafften Stangen auf das Antlitz der beiden.
Ich konnte den Freund nicht mehr aus dem Machtbereiche seines riesigen Schicksals reißen, welches ich leibhaftig vom Himmel herabsteigen und auf den einzig Blinden zuschreiten sah.
Dieses Erkennen mußte den weltentrückten Studenten, welcher den verlornen Mann wie den lieben Herrn Jesus ersehnte, töten!
– – – Aber: »Wie heißen Sie? Woher kommen Sie?« fragte der mit einer Stimme, welche ruhig war wie das Atmen eines Schlafenden.
»Hören Sie mich! Ich bitte Sie, retten Sie mich!« kreischte der Abenteurer angstvoll. »Ich bin der berühmte Schauspieler Orontes!«
Gottschalk sah Fiamma, welche ihm noch kürzlich von diesem Manne erzählt hatte, fragend an; sie nickte ihm gierig zu. Da sprach er zornig: »Possenreißer! Das ist doch nur ein ekler Theatername! Sie stehen vor Gericht; Wahrheit heraus!«
Etwas eingeschüchtert sagte der Frechling mit halblauter Stimme: »Meinen anderen Namen habe ich weggeworfen; es hingen lästige Dinge daran und so taugte er nichts. Meinen Berufspaß können Sie ja sehen.« Und er zog ein unendlich schmutziges Papier hervor und reichte es Gottschalk hin, welcher mühsam und halblaut zifferte:
»Erasmus Theodor Johannes – – – –!«
Da ließ er das Papier fallen und das arme Gesicht wurde fahl wie eine verloschene Abendwolke.
Um ihn raunte ein Flüstern, ein Mitteilen und Staunen in bösartigem Gezischel.
Endlich zog Gottschalk seine Augen vom Boden fort und hob sie mit einem unbeschreiblich gestörten Ausdrucke auf mich, auf die Grenadiere, auf die Arbeiter, auf einen nach dem andern mit so rührender Hilflosigkeit, daß keine Klage ergreifender sein konnte.
Und alle, welche begriffen hatten, wurden sehr ernst.
Der Komödiant aber, welcher bis jetzt nur ahnte, daß ein Ereignis vorgefallen war, welches ihm das Leben gerettet hatte, sah sich in gekränkter Eitelkeit um und fragte in beleidigtem Brustton: »Was bedeutet dies, meine Herren?«
Freund Hirsch vermochte es über sich, ihn aufzuklären. Er sagte mit erzwungener Trockenheit, indem er verächtlich auf den armen, zerbrochenen Schwarmgeist deutete und tat, als wollte er nach gehabtem Schauspiel aufbrechen: » Der Herr da ist Ihr Sohn Johannes.«
Da lebten alle Geister in dem alten Vagabunden jubilierend auf. Er hatte eine herrliche Rolle bekommen, die ihm saß!
»Mein Sohn Johannes!« rief er mit künstlich schöner Stimme: »Was für ein Wiedersehen! An mein Herz, Retter in der Not, junger Adler!«
Er faßte den Betäubten, welcher den Rest seiner Sinne und Kräfte zusammenhalten mochte, um nur aufrecht stehen zu können, an den Schultern und sah ihn an:
»Wahrhaftiglich! So muß er sein, Johannes, mein mächtig großer Jüngling: Komm an mein Herz!«
Und der arme Hans ließ sich taumelnd an diese schnapsatmende Brust ziehen, ohne sich zu wehren.
Immer noch wagte sich nur ein leises befangenes Tuscheln um uns zu regen. Nur im Wallgraben lag ein Betrunkener und sang, unbekümmert um alles Geschehnis, in langen, schallenden Tönen.
Die Alten sahen den Höhepunkt dramatischer Spannung und Lösung, die sichtbarste Hand des Schicksals und der menschenlenkenden Geheimkraft in der Erkennungsszene. Sie schien ihnen unendlich wichtig und rührend.
Diese einzige, welche mir das Leben je vorführte, wirkte entsetzlich und endete abscheulich.
Denn fidel wie ein gewinnender Spieler ließ der alte Gottschalk den Sohn los und setzte sich auf die Barrikade. »Ein Glas Wein, mein Junge! So ein seltenes Wiedersehen will gefeiert sein. Hast du Geld?«
Der Höhepunkt des seltsamen Erlebnisses war vorbei.
Die Lebhaftesten rannten fort, um die Neuigkeit weiterzutragen; die Zurückbleibenden erwachten aus dem Banne des tragischen Augenblicks, um dessen furchtbare Bedeutung für Gottschalk sie nicht wie ich wußten, und begannen einen lauten Klatschmarkt.
Nur einige Feinschmecker warteten noch, vielleicht auf das erste Wort Gottschalks, und unbeirrt lallend sang der Betrunkene im Straßengraben fort.
Wurzinger, welcher mit Gottschalks Kompagnie aus Gründen mitgegangen war, welche ihm Haus und Hof, die in der Nähe lagen, betrafen, brachte dem Verlumpten gutmütig lachend eine volle Maß Wein:
»Trinken's auf Eahner guats Glück!« sagte er. »Hiatz, wenn dös nöt gewesen war, hängaten'S an dem Bam durt. Prosit!«
Fiamma lachte herüber, und lachte immer lauter, als der Vagabund den ganzen Inhalt der Weinkanne in sich wie in einen Kanal hineingoß. Gottschalk starrte auf das schöne Mädchen hin, welches sich vor Lustigkeit schüttelte. Da ging sie zu Hirsch, welcher eifrig in sein Notizbuch schrieb, nahm ihn um den Leib und küßte ihn.
Hirsch fuhr wie entzündetes Pulver empor, ergriff das leichtsinnige junge Ding an der Hand und zwang sie mit sich fort.
An der Ecke, um welche er abbiegen wollte, drehte er sich noch einmal um: »Meinen Glückwunsch der altrömischen Dynastie, Brutus Gottschalk!«
Der Verhöhnte regte sich nicht.
Wurzinger brachte dem alten eine neue Stampe voll Wein, größer noch als die erste. »Dös wird heut no' a Hetz',« sagte er vergnügt zu mir.
Unser armer Student sah und hörte all dieses, jedoch immer noch blieb sein Mund verschlossen und wortlos wies er auch des Vaters Wein zurück, welchen ihm dieser anbot. Aber er sank wie ein zerfallender Brand in sich zusammen und saß elend und gekrümmt auf der Barrikade.
Dem alten schäbigen Kerl freilich war es wohl und frech zumute. »Das ist eine harte Stunde gewesen,« rief er. »Aber jetzt wollen wir einander erzählen. Junge! Wirst du aufhorchen bei deines Vaters Aventiuren! Neunzig Winterabende würden nicht voll davon, was Orontes erlebte. Beim Apoll!«
Er stellte den Wein beiseite. »Das Zeug füllt an und tut einem nichts,« sagte er verächtlich. »Wir wollen starke Getränke schlürfen. Hast du Geld, Junge? – Ich nie.«
Gottschalk griff in seine Tasche und gab ihm sein ganzes Beutelchen. – – Aber langsam und innerlich, als setze er einen düsteren Bericht seines Herzens fort, sagte er dabei: »– – – – und vorgestern ist meine Mutter gestorben! …«
Der alte Hanswurst schnellte dramatisch in die Höhe: »Nicht möglich! Die gute Frau? O Götter, Götter! Mein armes Weib: Wie mag sie mir geflucht haben!«
»Das tat sie niemals,« sagte der Student müde.
»Niemals? Und ich verließ sie doch in ihrer Armut. Wie waren denn ihre Verhältnisse zuletzt?« fragte der Gaukler, indem er, von einem schnellen Interesse erfaßt, den pathetischen Ton vergaß.
»Ihr Leben war voll Arbeit … So trug es auch Früchte … nur nicht für sie,« schloß der gebeugte Sohn in dumpfer Trauer.
»Für uns? Junge! Für uns? Wir erben also?« rief der Alte jauchzend und faßte Hans Gottschalk an beiden Händen.
Der riß sich los. »– – Pfui Teufel,« sagte er.
Dann stieg er auf die Höhe seiner Barrikade, setzte sich in eine Scharte, welche die harten Granitwürfel bildeten und verbarg sein Antlitz.
Ich sah, wie er, im Gegensatze zu den letzten Lebenskräften seiner Mutter, nur mehr durch die Sehnen und das Blut seiner Körperlichkeit existierte.
Seine Seele war weggetilgt …
Der Alte sah ihm überrascht nach. »Wegen einem alten Frauenzimmer,« sagte er beleidigt. » Changée passée!«
Dann schüttelte er das Geld seines Jungen auf die Hand. »Nun,« sprach er zu sich, »wir werden ja sehen. Percy und Espérance! Also gespart hat die gute Haut? Die gute alte Haut!«
»Junge!« rief er einem Straßenbuben zu. »Hol mir einen Liter Doppelkümmel!«
Der Bub, ein Wiener Früchtchen, welches lange auf Paß gestanden hatte, sprang hinzu, nahm das Geld, lief und war bald wieder da, erhielt ein nobles Trinkgeld, hastete sein »Dank' schön« – und war im Augenblick wieder fort, um sich nun seinerseits einen Genuß zu verschaffen.
Der Komödiant aber trank und trank und wurde sehr gerührt.
»Die gute Haut,« wiederholte er. Dann rief er den Sohn an, der hörte nicht. So versuchte er, selbst die Barrikade zu ersteigen, aber die aufschwindelnde Trunkenheit überkam ihn, er rollte unter dem Auflachen der wenigen Zuschauer, welche noch geblieben waren, ab, wankte zu seiner Schnapsbulle, weinte ein wenig und trank dann weiter.
Es wurde Abend und Ruhe. Nur weit von uns pafften noch Schüsse auf. In ziemlicher Entfernung in den Erdlöchern am Linienwall stritten die Mobilgarden; wohl über Hans Gottschalk, wie er in der neuen Beleuchtung zu nehmen sei?
Der Betrunkene im Graben sang leiser, er war im Einschlafen. Unten an der Barrikade lagerte Erasmus Theodor Gottschalk, soff und weinte. Und oben, gegen das Abendlicht ein nichtiges Silhouettchen abgebend, hockte sein zerbrochenes Kind.
Ich aber stand reglos, und Glaube und Hoffnung an ihn und seine Sendung waren mir dahin.
Nach langer Zeit sah ich oben auf der Barrikade den jungen Gottschalk den Kopf heben. Mit schneidend wehvoller Stimme sagte er sich die odysseischen Verse Homers vor:
»– – – also sprach er und ruhte.
Aber es schlang sich der Sohn um den herrlichen Vater mit Inbrunst,
Über das Glück, als wär es ein Leiden, bitterlich weinend;
Und es erstürmte ansteckend sein Weh auch das Herz des Odysseus,
Ach! Da klagten sie lauter als heimatberaubete Vögel.«
Und mit einem dumpfen Laut brach er überstark in das erbärmlichste, haltloseste Weinen aus. –
Das war nicht mehr Hans Gottschalk!
Dem ehemaligen Gymnasiasten war wohl sein schöner Jugendtraum vom irrefahrenden Vater und dem endlichen Wiederfinden in das Gedächtnis geschossen: Ein bitterlich ironischer Kontrast und heilige blutige Tränen wert!
Aber da fiel unten der Trunkenbold, sein Vater, in heulender Gerührtheit ein und überjaffte das Schluchzen seines Sohnes wie ein Hund die Musik. Ekel und Mitleid waren in mir zusammengesprudelt wie Essig und Honig; es griff mir an die Eingeweide, der Naturalismus dieser Szene machte mir übel! Ich ging fort, leichtsinnige, lachende Menschen suchen, ein Gleichgewicht, ach nur eine Zerstreuung finden, und wäre es die erbärmlichste!
So trat ich in ein benachbartes Kaffeehaus; dort traf ich Hulle und Wurzinger bei einem Glase Grog. Wie gerne setzte ich mich zu ihnen!
»Na?« rief mir Hulle, der sich von seinem Freunde Wurzinger alles hatte erzählen lassen, entgegen: »Bist du nun von deiner Schwärmerei kuriert?«
»Es war ein abscheuliches Stück Tragikomödie,« sagte ich, noch ganz außer Fassung.
»Dann trink nur schnell einmal,« mahnte Hulle und reichte mir sein Glas.
Am kühlen Oktoberabend tat mir der heiße, starke Trank wohl; ich fühlte ihn wie einen Gruß des winterlich behaglichen Ofens. Und Hulle traf den rechten Ton, dieses entstehende Behagen zu nähren: »Schade, daß es keine Kastanienbrater an den Straßenecken gibt,« sagte er, »sie können nichts hereinführen. O, gebratene Maroni wären mit diesem Grog zusammen ein Gericht, das in den Zeiten der kommenden Reaktion behaglich zu genießen wäre! Eine geistige Ehe, sage ich euch, wie Bier und Gulyas, wie Schweinernes mit Sauerkraut, wie Nuß und Brod mit Wein!«
»Wart' nur,« tröstete Wurzinger schmunzelnd und klopfte ihm auf den Rücken; »du kriegst heute Abend so was Ähnliches. Hulle wohnt seit a paar Tag' in der Schwarzspanierstraßen bei mir,« sagte er mir erklärend.
»Aber da sind wir ja Nachbarn! Und der Hirsch wohnt auch ganz in der Nähe,« rief ich. »Ich glaubte, Sie seien aus Döbling?«
»Ja; dort hab' i mei große Anstreicherei,« nickte Wurzinger. »Aber mir sein do' a' Hausherr! Herrgott, freu i mi' auf die neuche Reaktion; das gibt a G'schäfterl! Es ist viel ruiniert worden; da wird all's wieder wixblank ang'strichen werden müssen.«
»Ja: Schwarz-gelb,« lächelte ich trübselig. Aber schon war ich unfähig, darüber zu trauern. Die Behaglichkeit dieser Menschen zog mich unwiderstehlich herab.
»Ja,« sagte Wurzinger pfiffig. »Weil dös hiatz' a starke Modefarb werden wird, so hat mir der Hulle g'raten, an hübschen Posten vorz'kaufen, und in mein' Keller … Jessas Marand!« fuhr er plötzlich auf und erbleichte.
»Was hast denn auf einmal?« fragte ihn Hulle verwundert.
»In mein' Keller is no' das Pulver für unsere und den Gottschalk sei' Kompagnie! Dös muaß weg! In der Rossau lassen's heunt Nacht 's Militär einer; dös waß i für bestimmt von mein durtigen Freund, und wann's mi derwischen – – –! Schnell, schnell, daß mer dös Teixelszeug no wegkriegen!« Er zahlte für uns, sprang auf, und wir folgten.
Im Hause Wurzingers im Keller angekommen, hoben wir (ja, wir alle drei) das Pulverfäßchen auf und trugen es in den tiefdämmrigen Garten, in welchem noch die letzten Blumen dufteten.
»Gar nix Grün's wachst mehr da herin,« jammerte Wurzinger und trat mit dem Fuße in die Astern und Levkojen: »Kan anzig's Happerl Salat; nöt amal a Petersilkräutel!«
Hulle tröstete ihn: »Übermorgen halten wir ein Festmahl, lieber Freund und Bruder in Apollo; was?« Er entspundete das Fäßchen, beide trugen es zur Kanalöffnung hin und kippten es. In schwarzem Geriesel rollte der springende Strom hinab.
Ich stand und schaute bangherzig dem Verrate zu, wie hier die letzte Kraft jener Verzweifelten von der Barrikade in die nasse Verderbnis sickerte. Immer stärker umkrampfte es mein Herz, und als die beiden, jeder den Kopf über den Rücken gedreht, um zu lauschen, ob kein Zuseher da wäre, das Fäßchen immer lotrechter neigten, sprang ich herzu und hielt meinen breitkrämpigen Sturmhut unter.
»Um Gott'swillen, was tuan's denn, Herr Hager,« schrie Wurzinger auf.
»Den letzten Rest,« sagte ich, »will ich doch noch den armen, desparaten Kerlen hintragen.«
»Sö wer'n uns do' nöt verraten?« drängte der dicke Meister voll Angst.
Da schütteten sie mir den Rest in meinen Stürmer; er wurde voll.
»Lebt wohl,« sagte ich mit leichterem Herzen zu ihnen. »Wann sehen wir uns wieder?«
»Gleich, wenn wieder sogenannte Ordnung ist; das heißt, wenn das Militär die Vorstadt besetzt und sich beruhigt hat,« schlug Hulle vor.
»Wo?« fragte ich. Es war mir ein ängstliches Bedürfnis, in diesen Tagen wegen der Leere meines Herzens nicht allein zu bleiben.
»Im Unger'schen Kaffeehaus in Hernals,« bestimmte Wurzinger. Es war jenes Kaffeehaus, nahe der Linie, welches an diesem Morgen dem kaisertreuen Besitzer hätte angezündet werden sollen.
»Gut, lebt wohl,« rief ich und eilte nach Währing zurück. Je näher ich der Linie kam, desto mehr Lärm vernahm ich; und als ich in die Hauptstraße bog, sah ich wilden Tumult vor der Barrikade.
Gottschalk stand hoch aufgerichtet und mit verschränkten Armen oben, auf demselben Fleck, auf welchem ich den Weinenden verlassen hatte.
Ich staunte. Er hatte seine ganze, stolze Ruhe wieder; und in welcher Lage!
»Mistbub, Lausbub, Verräter!« gellte es um ihn. »Die Ungarn kommen nicht! Verraten und verkauft hast du uns! Bring uns die Ungarn, sonst hängen wir dich!«
»Ja! Hängen, hängen,« brüllte die Menge. »An die Laterne mit ihm! Schießt ihn herunter! Schlagt an – – –!«
Gottschalk sah bleich, aber bildruhig herunter und nickte ihnen zu. Ich sah, er war einverstanden.
Da rauschte plötzlich rechts vor der Linie, hinter dem israelitischen Freithof, in hellem Geschmetter eine Feldmusik auf, – es war der Radetzkymarsch. Unglaublich, wie jauchzend, hüpfend mir die Weise heute vorkam, welche wir sonst philiströs genannt und voll Hohn mit dem Rakoczymarsch verglichen hatten.
Das Militär rückt an! Die Soldaten!
Und die mordwütige Masse zerstob in wirbelndem Entsetzen. Seine Feinde hatten den Liebling des Volkes vor diesem retten müssen!
Ein Sturmhauch hatte in eine Tonne voll Streu geblasen; sie zerflatterte lächerlich, und die echten Weizenkörner blieben zurück.
Die echten? Der Marsch verrauschte gegen die Rossau hin. Ah! Zog dort das Militär wirklich ohne Kampf ein?
Wieder sah ich auf die nachtumdüsterte kleine Schar, welche jetzt um Gottschalk geblieben war. Vielleicht zwanzig; lauter Enterbte, Hoffnungslose. Die Arbeiter mit entschlossenen Gesichtern, die Grenadiere mit verzweifelten.
»Laden!« befahl Gottschalk mit dem ganzen, echten Metall seiner altgewohnten Stimme. »Laden!« wiederholte einer der Grenadiere mit bitterem Spott; »mit was denn?«
Da trat ich mit meinem vollen Hute heran. »Hier bringe ich Schießpulver,« sagte ich.
Ein kurzes Brummen der Befriedigung umgab mich. Jubeln konnten diese Männer nicht mehr. Sie traten um mich, beugten sich über meinen Sturmhut, den ich in die Granitwürfel gebettet hatte, wie zu einem Quell in der Wüste und schöpften sich die Kraft, um als Männer zu sterben.
Auch Gottschalk kam herab und sah mich erstaunt an. »Du, Hager!« sagte er, »du bleibst noch bei uns? Verzeih mir; denke: ich hätte dir das nicht zugetraut.« Ich schwieg beschämt und blieb unschlüssig stehen. An meinem Leben war mir nach der Bankerotterklärung all meiner Hoffnungen ohnehin nicht mehr allzuviel gelegen. Nur Grethe! – –
»Deckt euch, so gut ihr könnt,« rief Gottschalk seinen Eisenköpfen zu. »Es mag wohl geschehen, daß sie uns in den Rücken fallen; darum baut euch ein jeder eine kleine Festung rings um euch und verteidigt sie. Die Barrikade ist zu groß für uns wenige. Verteilt euch gut.«
Die Männer folgten schweigend.
»Und nun bin ich bereit,« sagte Gottschalk. »Aber mich dürstet.«
Er schaute um sich und erblickte den vom Vater verschmähten Wein in seiner Nähe; er hob das große Maßglas zu sich empor und murmelte: »So sieht mein letzter, bitterer Leidenskelch aus? Ich hatte ihn mir anders gedacht.«
Er trank einen langen Zug.
Der Grenadierkorporal trat heran; er kam sich noch mehr Pulver zu holen und warf einen Blick auf den Trinkenden, welchen dieser nur zu sehr mißverstand, denn er reichte dem Krieger das große Glas hin.
»Haben auch Sie noch Durst,« fragte er ruhig. »Da: trinken Sie mit mir auf das Wohl derer, für die wir heute sterben müssen.«
Der finstere Grenadier griff nach dem Glase.
»Mein Mädel wird ein anderer in sein Bett holen,« sagte er, »das soll sein. – – Ich bin ein Schuft worden deinethalben, und meine Kameraden werden meine Leiche anspucken. Auch das soll sein. – – – Aber ich habe eine alte Mutter zu Hause, die kann ich nicht mehr unterstützen und sie wird um mich weinen ihr armes Lebtag; nicht wegen dem Hunger, – nein, wegen der Schande.
Da hast du deinen Wein, Student!«
Und er warf ihm das Glas vor die Füße, daß es lautschmetternd zerstürzte. Der Grenadier aber blieb mit gekrampften Fäusten vor ihm stehen. Ich erwartete einen furchtbaren Ausbruch der Wut.
»Was willst du noch von mir,« fragte Gottschalk müde. »Ich sterbe. Das ist alles, was ich dir geben kann; mehr wirst du nicht erlangen. Gib dich zufrieden wie ich es tue.«
»Zufrieden?« antwortete der Grenadier mit einer Trostlosigkeit ohnegleichen. »Mein Herz ist dort drüben!« Und er wies nach der Richtung des kaiserlichen Lagers.
»Es bleibt dir nur übrig, in Ehren zu sterben, wenn du ohne Schande nicht hast leben können,« sagte Gottschalk.
Der Finstere sah ihn an, neigte ernst nachdenklich das Haupt und ging auf seinen Posten.
Es wurde ganz still, da hörte ich neben mir auf der Erde schnarchen. In der Dämmerung erkannte ich den betrunkenen Schauspieler.
Gottschalk stand allein als Wache über dem verlorenen Vater, und es war ein großes Symbol.
Überschwänglich, wie von seinem Vater, hatte Gottschalk von einem freien, athengleichen Wien geträumt. Ähnlich hatten sie begonnen, die beiden: Rücksichtslos von innigen Familienbanden sich losreißend, in die Freiheit stürmend, immer mehr aus der Wahrheit und dem reinen Wollen in eitle Komödie versunken, moralisch zerrissen, dann herabgewürdigt, endlich verlumpt und zuletzt ihr Elend mit toller Trunkenheit überflutend, um es nicht zu bemerken, fast ebenso war der Werdegang seines Vaters und seiner Vaterstadt gewesen.
Und jetzt sollte die einst so herrliche deutsche Stadt entwürdigt daliegen wie jener, ihren Rausch ausschlafen und zum Katzenjammer erwachen!
Es erschütterte mich tief.
Da knallten in der Nähe Flintenschüsse. Hastendes Volk lief über die Straße, die Anwohnenden schlossen Türen und Fenster bis in die obersten Stockwerke.
»Ihr Lumpenpack,« schrie einer aus solcher Höhe zu den Todentschlossenen herab: »Das Militär hat ja schon gesiegt; es stürmt gar nicht mehr, es rückt bloß ein. Der Bezirk hat sich ergeben. Werft euer dummes Schießzeug fort!«
Längs der ganzen Barrikade schwieg es, nur hie und da knackte das Spannen eines Gewehrhahns.
»Habt ihr noch nicht genug an Mord und Brand? Wollt ihr die ganze Vorstadt in Elend und Plünderung bringen?« eiferte die Stimme fort.
Da rief aus der sich herabsenkenden Finsternis eine furchtbar entschlossene Stimme den Vorwurf zurück: »Ihr da in behaglicher Sicherheit, ist euch Angst um ein paar Gulden, wenn es andern um ihr Leben nicht bang ist? In guten Zeiten habt ihr uns nicht genug gegeben, um Haus oder Bett zu verdienen. Jetzt haben wir keines zu verlieren. Unser Blut auf euch!«
Das Flintenfeuer näherte sich; spärlich, langsam, aber stetig. Von beiden Seiten kamen die Truppen innen längs der Linie heran; sie mochten nur wenig Widerstand mehr finden. Ich schrak empor.
»Gottschalk, leb wohl!« rief ich.
»Du gehst?« fragte er ruhig.
»Ja,« gab ich zurück. »Ich kann nicht sterben, da ich nicht mehr glaube.«
»Ich sterbe eben deshalb,« hallte es kaum hörbar zurück.
»Ich hoffe auf eine neue Erkenntnis, ich hänge am Leben, und ich habe eine Liebe zu verlieren,« fuhr ich fort.
Die traurige Stimme, mild wie die eines Geistes, der nicht mehr zu kämpfen hat, kam aus dem Dunkel zurück: »Ich habe die Liebe, welche mir geschenkt war, vertrödelt, so groß sie war. Da ich mich nun selbst verloren habe, könnte ich mich vielleicht an einen treuen Frauenglauben klammern, aber ich habe mir nicht Freund, noch Geliebte, noch Mutter verdient, weil ich allein zu stehen vermeinte; ich trotzte zuviel auf den dort unten. So bin ich schwebend versunken und es muß gut sein. Wozu nach außen sich halten wollen, wenn uns innen nichts mehr trägt?«
»Die Sonne ist mir lieb,« rief ich. »Ich bleibe bei ihr, so lange sie mich sehen mag!«
Nun wurde Gottschalks Stimme bitter; er sprach:
»Das irdische Glück schlage dir wohl an, du Naschmaul. Ich habe nichts zu schaffen mit ihm und euereinem. Leb' wohl!«
Da wandte ich mich von ihm ab und verließ ihn mit einem Gefühl, als sei ich beraubt worden.
Ja! Nackt und bloß war ich. Aber schlimmer als an Kleidern. Ich hatte meine wunderschönen Irrtümer, den Halt und das Rüstzeug der Jugend abgelegt.
An allen Häusern lehnten in Reihen die Gewehre von Mobilgarden, als ich nach Hause ging. Sie waren kompagnieweise ausgerissen. Ich aber stellte meinen einst so geliebten Stutzen dazu und hing die blanke Waffe daran. Barhaupt und wehrlos ging ich nach Hause und schloß mich ein: Dumpfherzig, gedankenlos, schmerzlos, freudlos.
Am andern Tage, dem 29. Oktober, hatte das Militär die Vorstädte alle besetzt; in den nordöstlichen Bezirken, wo Bém kommandierte und Bernewein bei seinen Steirern stand, nach fürchterlichem Kampf, auf der Wieden unter Gräueln und Plünderung, – in unseren Bezirken nach stellenweise unbedeutender Gegenwehr und beinahe als Freunde!
Wie sich die Todgeweihten an der Währinger Linie geschlagen hatten, wußte ich nicht; ich hielt mich eingeschlossen.
Aber allmählich stieg aus meiner Betäubung der ungeheure Gram über die verfehlte Sache wieder auf. Auch traurige Vorwürfe, warum ich nicht lieber bis in den Tod getreu meine Selbstachtung in die Ewigkeit mit mir genommen hatte, schauten mich aus der Einöde meiner langverlassenen Stube an. Und der Herbst, bis jetzt so schön, wurde mit seinen Nebeln so todestraurig!
Die innere Stadt hatte sich zwar ergeben, war aber noch nicht besetzt, als die Nachricht aufbrauste, die Ungarn seien nun in Wahrheit angekommen!
Bei Schwechat sah man die beiden Heere kämpfen und die fieberergriffenen Wiener brachen ihr Wort und schlossen die Tore der inneren Stadt zu einem letzten Kampf mit wenig Hoffnung, viel Verzweiflung.
Am Nachmittage des 31. Oktobers sah ich von meiner hochliegenden Stube über der Mölker- und Schottenbastei über schwer lagerndem Qualm die graziösen Linien der Raketen, die Rauchschweife der Bomben, hörte die erderschütternde Arbeit der Geschütze.
Und wenn der Wind in einer Pause den Rauch der auflodernden Hofburg und der brennenden Häuser herübertrug, dann brachte er einen fernen Gesang mit, der mich wie ein Lied aus verlorener Heimat angriff.
Denn noch aus dem Getöse dieses letzten Kampfes der Hoffnungslosen schwang sich wie ein Phönix das deutsche Lied empor. Sie kämpften dort und sangen. Sie sahen ihr Schicksal und sangen.
Wunderbar ergreifend drang es bis an meine einsame Verlorenheit: – – – – – – » Das ganze Deutschland soll es sein!«
Da weinte ich bittere Tränen!
Und dann kam die allerletzte Stunde; auch die ummauerte Stadt fiel, das Militär flutete dorthin – – die Vorstädte atmeten auf.
Glücklich preise ich mich, daß ich nicht berichten muß, wie sich Wien in sein Schicksal fügte: Denn nicht eine gewaltige Gefallene in ernster Trauer, nein, als ein verkäufliches Weib hat sich diese Stadt benommen.
Schon Parlamentäre hatten dem Feldmarschall Windischgrätz – wortwörtlich zu nehmen – die Hände geküßt. Jetzt kroch dieses Mischvolk auf dem Bauche, ein niedriges Spitzel- und Angebertum entlockte selbst den Siegern, diesen stolzen Offizieren, diesen ergrimmten Soldaten, welche doch Ehre und Männlichkeit hatten, laute Verachtung.
Ach Weh über Weh und Schade über Schade um die alte deutsche Reichsstadt, welche das Blut von Czechen, Slovaken, Polen, Ungarn, Ruthenen, Rumänen, Italienern, Spaniern, Türken und Juden in ihren stolzen Leib aufnehmen, und dadurch alles und nichts werden mußte. Es gibt noch alte Wiener von urechtem Schrot und Korn, und es gab damals noch mehr davon. Diese schlossen sich gramvoll ab und vergossen Tränen des Zornes und der Scham, – nicht über den Fall ihrer Wälle und Basteien, nein: Ueber den tieferen Fall ihres verunreinigten Volkes!
Nichts mehr davon: Die alten Hände zittern mir und ich will sie baden und erquicken in reinerer Flut.
Die Freiheit Wiens war verloren, der Oktober zu Ende. Und mit seinem letzten Tage schloß auch das wunderschöne Herbstwetter, welches diese Tage verklärt hatte und mir noch jetzt in der Erinnerung alles besonnt, überblaut, was ich berichten wollte.
Grato m'è 'l sonno e più 'l esser' di sasso
Mentre che 'l danno e la vergogna dura.
Non veder', non sentir' m'è gran ventura,
Però non mi destar', deh! Parla basso!
— — — — — — —
(O Glück, zu schlafen, ja von Stein zu sein
In solcher Zeit der Schande und der Schmach!
Blind, taub sein ist mir Glück; – drum ach:
Erweck' mich nicht, – o, halt den Atem ein!)
Michelangiolo Buonarotti.
Der erste Tag des Novembers brachte schon die graue, feuchte und fröstelnde Allerseelenstimmung mit, welche zu den Ereignissen dieser gramvollen Zeit harmonierte.
Am frühen Morgen kam unerwartet der Hauptmann in meine Stube. Ich saß halbangekleidet am Fenster und beschaute mir trostlos mein Wien. Als der bitterdenkende Mann eintrat, fuhr ich empor, und lange schauten wir uns wortlos an. Dann sagte er mit einer weichen Stimme, welche ich niemals an ihm gehört hatte: »Nun?«
»Du hast recht behalten,« sagte ich schwermütig.
»Wollen wir Hans Gottschalk noch einmal sehen?« fragte er.
Ich fuhr auf: »Hans! der lebt doch nicht mehr?«
»Doch. Aber nicht mehr lange. Geh mit mir; ich werde dir erzählen, was mir der Kamerad berichtet hat, welcher die Währinger Linie umgangen und genommen hat.«
»Es ist wahr,« sagte ich nachdenklich, »sie mußten hinterrücks angegriffen worden sein; Hans Gottschalk ist von seinem ganzen Schicksal im Rücken angegriffen worden.«
Ich kleidete mich fertig an. »Bürgerlich,« mahnte der Hauptmann. »Breite Hüte, Sammet, flatternde Haare und Krawatten, all euer Tand und Spielzeug der Freiheit wird jetzt so kleinlich verfolgt, wie er kleinlich und eitel angelegt worden ist.«
Ich gehorchte ihm, nahm meinen langen Kandidatenrock und einen steifen Hut, – dann gingen wir.
»So ganz hinterrücks sind diese Desparados nicht überfallen worden, wie du meinst,« erzählte der Hauptmann. »Die hatten aus ihrer Barrikade eine Burg gemacht, in welcher jeder einzelne Mann für sich gestürmt und überwältigt werden mußte, was die Soldaten in begreifliche Wut versetzt hat. Die paar Grenadiere wurden schwerverwundet oder tot an einen Baum vor der Linie gehängt; zuletzt stand Gottschalk noch, ohne Deckung zu suchen, auf der höchsten Stelle seines Trümmerhaufens mit erhobenem Gewehrkolben und schlug drein wie ein Rasender, indem er die Soldaten unablässig durch den jauchzenden Ruf der alten Landsknechte: Her! Her! auf sich reizte.
Es ist ihm nicht lange so wohl ergangen. Ein kleiner Jäger unterlief ihn, ein anderer schlug ihm mit dem Stutzenschaft übers Haupt, und der Major, dem der verzweifelte Junge erbarmte, ließ ihn gefangen nehmen und gab ihm die ganze Nacht und am andern Tage reichlich Gelegenheit, durch ein Fenster zu entwischen. Der Narr aber hat das nicht genutzt, sondern ist wie ein Klotz fühllos liegen geblieben.«
»Ich glaube es wohl,« sagte ich leise. »Wen Gott der Herr niederschlägt, der richtet sich selbst nicht wieder auf.« Und ich gab nun meinerseits kurzen Bericht über das schauerliche Zusammentreffen Gottschalks mit seinem verkommenen Vater.
Der Hauptmann war tief ergriffen. »Die Verhältnisse spielen oft fürchterlich mit uns,« sagte er.
Nach einem langen, nachdenklichen Weiterschreiten fuhr er fort: »Schon um zwölf Uhr am andern Tage war er rettungslos verloren. Daß er mit den Waffen in der Hand ergriffen wurde, – – – nun: Es sind nicht alle solche dem Standrecht verfallen; das kann ich Dir versichern. Aber da hagelte es Anzeigen; es ging zu wie in einem Postamt! Verführung der Grenadiere, Hochverrat durch Bearbeitung der Ungarn wegen Überschreitung der Grenze, Aufreizung gegen die Dynastie und die Staatsidee, – – ich sage dir: Ich selbst weiß ja, was er getan und wie er gesprochen hat, aber ich war entsetzt, als ich die Taten mit ihren kriminellen Bezeichnungen im Munde des Auditors hörte. – – Keine falsche Beschuldigung, nein! Aber: Der andere Standpunkt …
Da sah es abscheulich aus, und mit wahrer Wonne hat das Kriegsgericht seinen Spruch gefällt. Ah! Wir müssen eilen, wenn wir ihn noch am Leben antreffen wollen; heute früh um acht wird er erschossen.«
Eine unbeschreibliche Angst umkrampfte mein Herz, aber ich drängte vorwärts. Wir kamen an die Linie zum Kaffeehaus des Unger.
»Hier wohnt ein braver Bürger,« sagte der Hauptmann. »Dem müssen wir zu verdienen geben. Es ist erst sieben Uhr und so wenig mich und dich nach einem Frühstück verlangen mag, wir müssen einen heißen Schluck im Leibe haben, denn uns beide könnte beim Anblick eines solchen Schicksals menschliche Schwäche anwandeln.«
»Wahr,« sagte ich schaudernd, »das ist etwas anderes, als der Tod am Schlachtfeld. Die Kugel, die in ein kämpfendes Herz fährt, findet immer noch ein wenig Hoffnung drinnen.«
Das Kaffeehaus aber war noch geschlossen, wir pochten, niemand tat auf. Der Hauptmann sah mich an. »Drüben im Zollhaus liegt er,« sagte er. »Gehen wir hin?«
Ich nickte nur; reden konnte ich nicht.
Als wir ankamen und durch die Autorität des Hauptmanns von dem wachehaltenden Oberleutnant leicht die Erlaubnis erhalten hatten, den armen Jungen zu besuchen, gingen wir nach dem Gefängnis.
»Er hat schon Besuch,« rief uns der Offizier nach.
Verwundert nachdenkend, wer außer uns sich noch um den von Gott und der Welt Verworfenen bekümmern möge, gelangten wir in einen Gang, an dessen Ende der Schließer eben mit vielem Gerassel einer jungen Dame die Tür aufschloß. Wir eilten ihr nach, – es war Margarethe.
»Sie dürfen nicht hinein, Fräulein,« rief der Hauptmann.
»Doch,« sagte das liebe Mädchen, welches uns ein blasses, aber gefaßtes Antlitz zukehrte. »Ich bin wie seine Schwester und die einzige Verwandte; er soll nicht ohne Liebe aus der Welt gehen.«
Und das treue Kind trat mit uns ein.
In der Ecke stand unser Hans mit verfallenem Angesicht, aber einer schönen stolzen Reinheit über Stirn und Augen; auf seinem Lager saß ein Beichtvater.
»Wir stören,« sagte der Hauptmann.
»Ihr? Nein,« rief Gottschalk, trat uns fest und frei entgegen und reichte jedem die Hand.
»O, bleibt doch, bleibt! Bald soll ich schweigen. Es tut mir wohl, daß ich mir das Herz noch einmal leichtreden kann; ja, Hager, reden. Ihr habt mich immer gern angehört, ich aber entschloß mich schwerer dazu, als ihr dachtet. Viel reden ist unmännlich und es war mir widerwillig.
Wenn ich aber aus meinem gepreßten Herzen in Worte ausbrach, dann wurde mir dennoch immer leicht. Und so laßt mich reden; denn zu dem da kann ich es nicht. Sie haben mir hier einen Mann geschickt, dem ich erst das katholisch-dogmatische Glaubensbekenntnis hersagen soll, ehe er mir Trost weiß. O, mein Herr Christus! Dir gehöre ich ja doch!«
Der Priester flammte empor.
»Sie wollen ihre unsterbliche Seele so schlecht verwalten, wie Sie das Ihnen von Gott gegebene Leben verwaltet haben?« rief er in ehrlicher, heiliger Entrüstung.
»Meine Seele? Unsterblichkeit?« sagte Hans traurig. »Ich habe mich oft nach ihr gesehnt und um den Glauben daran gerungen, wie nur ein einsam armes Herz nach Hoffnung ringen kann. Diese Seele aber, sie hat geschwiegen. Nach Gott und meinem Heiland habe ich mich gesehnt in Glück und Bedrängnis. Lebt er, so kann er so viel Liebe nicht unerwidert lassen.«
»Und mit dem trostlosen Gedanken gänzlicher Vernichtung können Sie leicht sterben?« drang der Priester in ihn.
»Leicht; ja. Das Herz wird mir heiter, wenn ich denke, daß das Stück Kraft, welches sich so ungestüm und unglücklich zu mir angesammelt hat, nun wieder neu und beruhigt in tausend friedlichen Blumen aufgehen soll. Nur ein Glücklicher fürchtet den Tod. Ich gewinne; er ist mir Gnade. Ja, es steht eine eigentümliche Ruhe wie ein Leuchten um mein Haupt, und ich verlasse dieses Lebensgewimmel lächelnd wie ein Denker eine Gesellschaft von Kartenspielern, welche ihre eigene Zeit nicht wert sind. Ich verlasse sie? Nein; sie weisen mich hinaus, weil ich ihnen unbequem bin. Ich aber sage euch:
Einst, einst, wenn das deutsche Volk reich an Gütern werden wird; wenn es nicht mehr singt und träumt, sondern rechnet, – – dann werden manche verwundert nach der selbstlosen Idealität suchen, wo die hingangen sei?
Und sie werden rufen nach dem schwärmerischen Jungen von Friedrich Schillers Gnaden, ja: Nach dem deutschen Studenten!!
Der aber wird nicht mehr da sein. – –
Früher schien es mir oft, als wäre ich gar kein Student; – jetzt kommt es mir vor, als sei ich der letzte – – – – – –«
Und in Herzensglut überstürzend brach er in die Worte aus: »Ja! Wenn ich noch einmal dieses Leben beginnen sollte, – ich wollte abermals für mein Deutschland – – – –!«
»O Hans,« unterbrach der Hauptmann traurig. »Es war das einemal umsonst.«
Auf der Gasse dröhnte der Taktschritt eines Zuges Jäger. Wir alle sahen uns erbleichend an; es war das Exekutionsquantum.
»Halt! Links Front! Bei Fuß,« tönte das Kommando.
Kolben klirrten auf dem Pflaster.
»Laden!«
Die Setzstöcke rasselten. – Dies alles mußte Gottschalk hören.
Ein kurzes, nervöses Rütteln überschreckte seine Glieder, als er sich an das erinnerte, was er über seinem geliebten Deutschland fast vergessen hatte, – sein eigenes Ende.
»Ihr seht, ich kann nicht sterben wie Sokrates,« sagte er, das leise Erblassen hinweglächelnd. »Ich bin wohl zu jung.«
Da warf sich Grethe schluchzend vor ihm auf die Knie. In ihr war nicht mehr die alte Liebe, aber es zuckte in ihr ein höheres Verständnis: Es war der Angst der Frauen von Galiläa und Bethanien um den scheidenden Heiland vergleichbar. Sie konnte es nicht fassen, daß man diesen tötete, der für sich selber nichts gewollt, und das war ihre Anklage gegen eine stumpf gefräßige Gerechtigkeit von Papier und Eisen.
Knieend küßte sie ihm die Hände und schrie im Schmerze laut auf. Ihr Weh fuhr durch uns alle, die wir umherstanden, und zerriß uns das Herz.
Aber so groß ist der Egoismus unserer Seele, daß dieser wilde Schmerz um ihn dem Studenten wohltat. Unsere Liebe erhob ihn so gut, wie nach der gänzlichen Vernichtung all seiner Hoffnungen der Haß elenden Pöbels ihn auf der Barrikade stolz emporgerichtet hatte.
»Fiele es dir so leicht, mich dahingehen zu sehen wie mir,« tröstete er und suchte sie mit den kettenklirrenden Armen emporzurichten. Sie stand auf:
»Wer! Wer bleibt denn reinen Herzens auf dieser Welt, wenn sie solche erschießen, wie du bist!?«
»Bessere, und vor allem viel, viel Klügere,« sagte er mit einer leisen Bitterkeit.
Der Offizier von der Wache trat ein. »Es wird Zeit,« sagte er ernst.
Und Gottschalk reichte uns allen die Hände, sie zitterten nicht.
Dann gingen wir fort.
»Wer hörte und sähe das alles und würde kein Denker?« fragte der Hauptmann bitter.
»Und wir sollen über diesen Jammer hinausleben?!« rief ich, im Freien angelangt, aus erstickendem Herzen.
Der Hauptmann antwortete ruhig, aber finster:
»Mir ist selbst, als wäre ein junger werdender Religionsstifter zu früh gestorben, und wir blieben mit abgerissenem Hoffnungsfaden zurück.
Da heraußen schlägt das Gewimmel des Lebens schon wieder in alltäglichen kleinen Wellen über dem Versunkenen zusammen, und die unruhige Fläche spielt über ihm, als wäre er nie dagewesen, um sie aufzupeitschen, dieser herbe Sturmwind. Die Bande freut sich und wundert sich gar nicht, daß sie Recht behält!!
Diese Welt kann nie besser werden.«
»Aber,« rief ich verzweifelt. »Wo ist, o Gott, wo ist der Stern, auf dem das Geschlecht wohnt, nach dem wir uns sehnen?«
»In unserer Brust allein,« sagte der Hauptmann, »und das ist gut. Denn niemals können jene hingelangen.«
»O! Sie werden ihn uns mit Irrlehren über Gewinn und Genuß auch von da entreißen! Und wenn ihnen das gelingt – – –!«
»Dann bliebe uns noch die Sehnsucht. Die aber fliegt so sicher wie ein Zugvogel in ihr Paradies. Und das ist das Göttliche, das Übernatürliche in uns, das uns mit süßer Ahnung der Unsterblichkeit füllt, daß wir den Himmel ganz verlieren können, er aber bleibt dennoch; und Geschlechter nach uns finden ihn wieder in der unendlichen Schönheit, die er in unseren Herzen hatte.«
»Vielleicht liegt er dann doch außer uns,« rief ich.
Und dieser Mensch, der alles haßte, mußte eine tiefe Überzeugung in sich erlebt haben, denn er antwortete auf meinen Ausruf mit dem wunderbaren Worte:
»Er liegt immer so weit außer uns, wie die Liebe außer uns liegt. –
Leb wohl!«
Ende.