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Der Hofmarschall Albiboghoi
'LimaNeli'Haschmu'WaNschbok. – Ich habe die Ehre Ew. Majest. den Sieur Asmus aus Wandsbeck untertänigst zu präsentieren.
Der Chan
'Tame 'Haschinu,: 'Portolabi 'Paehu. – Sei Er willkommen, Sieur Asmus.
Es ist mir angenehm, Ihn in meinem Lande zu sehn. Aber wie ist Er auf den Einfall gekommen, mir eine Romanze zu dedizieren?
Asmus
'Mui'PiaNeti. – Ich habe von Natur einen besonderer Respekt für die Potentaten, die weit weg sind.
Der Chan
'Tamiba'Temibo. – Kommt Er durch Norden oder durch Süden zu uns?
Asmus
'TemibaNu 'Karuzu. – Wird wohl durch Süden sein, Sire, denn es ist sehr heiß gewesen.
Der Chan
'HaifatuNeti. – Hat Er eine vergnügte Reise gehabt?
Asmus
'Haifatusolum 'RofuNo. – Man hat allemal eine vergnügte Reise, wenn man hingeht, einen guten Fürsten und ein glückliches Volk zu sehen.
Der Chan
'Hoi 'Kirwimme. 'Katosta 'Healobe 'Kepipi. – Ja, Künste und Wissenschaften werden hier im Lande geehrt. Ich liebe und belohne sie. Er hat sich wie ich höre, besonders der Poesie gewidmet?
Asmus
'Schamfusu. – Ich-bit-te-Ew.-Maj.-un-ter-tä-nigst um Vergebung.
Der Chan
'ANoti 'Piprase. 'WaNschbok 'Heomo. – Ich habe mir seine Romanze übersetzen lassen, und sie mit Vergnügen gelesen. Das Wandsbeck muß ein angenehmer Ort sein.
Asmus
'Heomeo. – Ganz angenehm Sire.
Der Chan
'Hussiput 'Pibis. – Gibt es viele Poeten in Europa? (Ich sah meinen Vetter an.)
Mein Vetter (mir ins Ohr)
Poeten genug; große und kleine, und Ihr seid einer von den kleinen.
Asmus
'Pipise 'Brame 'Miose 'Mioseti. – Poeten genug; große und kleine, und ich bin einer von den kleinen.
Der Hofmarschall
'NipoNpi'GaboNé'FereNuzzi'SchomfusiNu. – Der japansche Poet Gabon ist ohne Zweifel der größte von allen Poeten, denn er hat sich an den größten Gegenstand gewagt und Ew. Majest. erhabenes Lob und Dero Serails und Hofes Glanz und Herrlichkeit alleruntertänigst besungen.
Mein Vetter (mir ins Ohr)
Gabon heißt er, merkt Euch den Namen. Ihr könnt ihn künftiges Jahr in den Leipziger Musenalmanach schicken, oder an des sel. C. G. Jöchers Erben.
Der Chan
'Helmore. 'Misasi. – Was sind in Europa für Anstalten, sich in der Poesie zu perfektionieren?
Asmus
'ShemiNa 'BoNte 'SchemiNto. – Wir haben da einen schönen Himmel und eine schöne Erde, Sire, und eine heilige Religion.
Der Chan
'Habuse 'Pipi. – Wie hängt das mit den Poeten zusammen?
Asmus
'Timsch. – Ich meine, eigentlich sehr nahe.
Der Chan
'KermeiNe 'Lumpipi. – Was versteht Er denn eigentlich unter Poeten?
Asmus
'WaruNe 'SchemiNa 'BoNte 'Schemi Nto 'Hazitzit. – Helle reine Kieselsteine, an die der schöne Himmel, und die schöne Erde, und die heilige Religion anschlagen, daß Funken herausfließen.
Der Chan
'Pizotto. 'Borai 'Haquirla. 'Tim 'HaquirlirumaNo. – Er wird am besten wissen was Er sagt. Aber wie steht's mit der Philosophie? Man sagt hier, daß die Philosophen in Europa auf allen vieren gehen.
Asmus
'Habu: 'Kipuffer:. – In ihren Schriften vielleicht; die hab ich nicht gelesen. In natura ist mir doch eben noch keiner so begegnet. Es soll zwar vor einiger Zeit einer diesen Gang in Vorschlag gebracht haben, bei unsrer Abreise war er aber, soviel ich weiß, noch unter ihnen nicht eingeführt.
Der Chan
'Laila 'Haquirla 'Putosi 'BumoNe 'SchemiNto. – Es ist ein gut Ding um die Philosophie! Sie klärt ein Land auf, ,und ist vortrefflich gegen Alfanz und Aberglauben, ganz vortrefflich. In meinem Lande steht sie obenan, neben der Religion. A propos macht man in Europa viel aus Religion?
Asmus
'Priprasai. – Viel und wenig, Sire, wie man's nimmt.
Der Chan
'Ruzzi 'Haquirli 'BudschoNe. – Hier machen die Philosophen den Priestern viel zu schaffen.
Der Hofmarschall
'Atulamai: 'MemiNolulu:. 'CramaiNe 'Ritozzo. – Ich muß bei dieser Gelegenheit einen alleruntertänigsten Gedanken äußern, den ich schon oft gehabt habe: Ob nämlich Ew. Majest. nicht einmal daran gehen wollen, eine neue brauchbare Religion zu machen? Die Zeiten scheinen da zu sein. Der alte Aberglauben meckert wie ein Ziegenbock im Dunkeln, und ihm scheint selbst nach Ew. Majest. erhabnen Lumières die Zeit lang zu werden.
Der Chan
'Aika 'RumNa 'SemNilo 'Potokai 'Jettasch. – Wahr ist es, die alten Fabeln von dem Geschlecht der drei und sieben himmlischen Götter, die zuerst, und von den fünf Halbgöttern, die nach ihnen Japan so viele tausend Jahre regiert haben, von den zwölf Jettas oder Himmelszeichen u.s.w. sind wirklich wider alle gesunde Vernunft.
Asmus
'Rambafito: 'Fitosai 'PuN::. – Es ist der Weltlauf, Sire, daß einige Leute Fabeln und Anordnungen machen, und andre Leute darüber lachen und sie wieder abschaffen. In Europa hat man aber viele Beispiele, daß die letzten nicht immer die klügsten gewesen sind. Die Mißverständnisse in der Welt kommen gewöhnlich daher, daß einer den andern nicht versteht.
Der Hofmarschall
'Ormito 'Isitataki. – Ah! Der Vogel Isitataki! das ist ein gar vernünftiger artiger Vogel gewesen.
Der Chan
'BisiNami 'Burro. – Aber der Isanami muß ein gar einfältiger Herr gewesen sein!
Der Hofmarschall
'Aio 'Roosi 'Sete. – Freilich, Roosis Scharfsinn scheint ihm nicht beigewohnt zu haben.
Der Chan
'BoNoNte 'Roosi 'Matoddo. – In Europa kennt man vermutlich den Roosi und seine Lehre nicht? Hier findet sie allgemeinen Beifall, Sieur Asmus.
Asmus
'Hogsutjo 'Rosoli. – Den findet sie überall, Sire! und wird ihn finden, so lange die Welt steht, denn sie leuchtet jedem gar zu natürlich ein.
Der Chan
'SomeNto 'Filete 'Oschsa 'PituNi 'QuirlischemiNto. – Die Welt ist, wie ich höre, sich überall gleich. So wirds auch wohl in Europa an Einwendungen und Zweifeln gegen die Religion nicht fehlen?
Asmus
'LeschschoNg 'BalmaNeraku 'Tif. – Herr Lessing hat noch ganz neuerlich in seinem vierten Beitrag verschiedene Zweifel eines Ungenannten bekanntgemacht, davon einige recht gelehrt und artig sind. Er hat sie aber widerlegt.
Der Chan
'Tif. – Hat er sie widerlegt?
Asmus
'Hairo, 'Pulote. – Nicht eben förmlich; denn er ist unparteiisch.
Der Chan
'Butoquirle. – Herr Lessing gehört doch auf die Bank der Philosophen?
Asmus
'Ruto 'Habussi 'Ruf. – Ich wollte aber doch raten, daß Ew. Majest. ihm lieber seinen eignen Stuhl setzten. Die gewöhnlichen Bänke passen nicht für ihn, oder vielmehr er paßt nicht für die Bänke, und sitzt sie alle nieder.
Der Chan
'Lamai Nowe. – Wie hat ers denn eigentlich bei den Zweifeln gemacht?
Asmus
::'Xipulxo:. – Wie er's immer macht, Sire. Er meint, wer recht hat, wird wohl recht behalten; der solls aber auch behalten, und darf das freie Feld nicht scheuen! und also läßt er die Zweifel mit Ober- und Untergewehr aufmarschieren: marschiert ihr dagegen! So 'n Trupp Religionszweifel ist aber wie die Klapperschlange, und fällt über den ersten den besten wehrlosen Mann her; das will er nicht haben, und darum hat er gleich jedem Zweifel einen Maulkorb umgetan, oder wenn Ew. Majest. den Maulkorb etwa nicht leiden können, er hat jedwedem Zweifel 'n Felsstück mit scharfen Ecken in den Hals geworfen, daran zu nagen, bis sich irgendein gelehrter und vernünftiger Theologe rüste. Und, sagt er, ehrlich gegen den Feind zu Werk gegangen! und schreie niemand Viktorie wenn er 'n alten rostigen Musquedonner einmal mit losem Kraut abgebrannt hat! und besetze keiner ein größer Terrain als er soutenieren kann, und als der Fuß der Religion bedarf! etc. etc.
Der Chan
'HaleschschoNg 'Seira. 'Nipo Nipol. – Herr Lessing gefällt mir. Sollte er wohl Lust haben nach Japan zu gehen?
Asmus
'OrpauNex. – Ich weiß nicht, Sire! Wenigstens müßten Ew. Majest. ihm die Konditions sehr bündig und detailliert vorlegen lassen, denn er mag gern alles hell und klar mit seinen Augen sehn.
Der Chan
'TuNepioNe: 'Bambalté. – Ich würde ihm gewiß mehr halten als ich ihm versprochen hätte, und er vorher vermuten könnte.
Die förmliche Widerlegung der Zweifel ist also noch nicht gekommen.
Asmus
'Sammatta, 'Fammulo. – Noch nicht, soviel ich weiß, wird aber vielleicht noch kommen, vielleicht zögert sie aber auch noch; das muß man abwarten, Sire.
Der Chan
'Repisi. – Ihm scheint an dieser Widerlegung nicht sonderlich viel gelegen zu sein?
Asmus
'I. – Gar nichts, Sire.
Der Chan
'Pipetoi. – Die Poeten sind gewöhnlich Spötter und schlechte Heilige; es geht hier auch so.
Asmus
'AruNze:: 'PolPiter 'BreNhaNum. – Das nun ist hier der Fall eben nicht. Ich sehe aber, nach Herrn Lessings elektrischen Funken, die Religion als eine Arznei an, und den Zweifler als den Doktor Peter, und den Widerleger als den Doktor Paul, die beiderseits die Arznei vor sich auf dem Tisch liegen haben und darüber streiten.
Der Chan
'BreNzeha. – Und wozu will er die beiden Doktors brauchen?
Asmus
::'XaPolPiter: 'RobeNu. – Wenn ich nun krank und elend neben dem Tisch und den beiden Doktors stünde und gerne geholfen sein wollte, und der Doktor Paul behielte recht, so würde ich doch nicht gesund werden, wenn ich die Arznei nicht einnähme; und nähme ich sie ein und sie wäre gut, so würde ich gesund werden und wenn auch der Doktor Peter recht behielte. Und also ist das Rechtbehalten nur für die Herren Auditores, das Einnehmen aber die eigentliche Sache, und ein einziger Patient, Sire, der gesund worden wäre, würde, auch für die Herren Auditores, mehr beweisen und schaffen, als hundert Siege der Pauls über die Peters.
Der Chan
'Aibapirre. – Das ist wohl wahr; aber das Einnehmen ist so unangenehm und genant.
Asmus
'Bugedompo, 'Balo Ni. – Nun so bleibt man krank; aber das Gefühl der Gesundheit ist doch so herrlich, Sire! und eines Versuchs. sonderlich für einen Mann, des bisgen bittern Geschmacks wohl wert.
Der Chan
'Soibe, 'Barballa. – Ich habe nichts dagegen. Aber auf etwas anders zu kommen, wie viele Weiber hat ein Mann in Europa?
Asmus
'U. – Nur eine, Sire.
Der Chan
'SoNe 'Vi. – Nur eine? Damit kommen wir nicht aus, Herr Hofmarschall.
Der Hofmarschall
'Hami 'Noperli No. – Ich bin glücklich, daß ich einem Herrn diene, dem ich täglich neue Proben meiner Devotion geben kann.
Asmus
'Umbatafo 'Babo Nu. – 's ist auch 'n Volk in Europa, das nicht damit auskommt, aber wir halten es besser nur eine zu haben.
Der Chan
'Talla 'Le 'Sulto. – Und warum denn das? Vier Kanarienvögel singen doch mehr Töne als einer.
Asmus
'Nasul: 'Xaremo:. – Es ist uns aber nicht ums Singen allein bei den Kanarienvögeln; sie müssen uns auch den ganzen Tag auf Hand und Schultern hüpfen, uns aus dem Mund essen und aus unserm Becher trinken: Mit einem Worte, Sire, wir sehen die Weiber auch als unsre Freunde an, und lieben sie von ganzem Herzen; und kann der Kaiser mehr als eins von ganzem Herzen lieben?
Der Chan
'Ip. – Es ist etwas darin.
Asmus
'SpaNaNamube:: 'Homi. – Bei den Vielweibern hat auch selten ein Mann so viele Kinder als bei uns und gibt es was Schöners und Herzlichers in der Natur, als 'n Vater in einem großen Schwarm von Kindern und neben sich das Weib das sie ihm alle geboren hat?
Mein Vetter (bei sich selbst)
– ου μεν γαρ του γε κρεισσν και αρειον
Η οθ' ομοφρονεοντε νοημασιν οικον εχητον
Ανηρ ηδε γυνη· πολλ' αλγεα δυσμενεεσσι
Χαρματα δ' ευμενετησι· μαλιστα δε τ' εκλυον αυτοι.
Der Chan
'Craimi 'Bugio. – Was sagen Sie dazu. Herr Hofmarschall?
Der Hofmarschall
'Puleste 'BalsaNte 'WerwiNti. – Für den Pöbel mags gelten; aber ein Fürst muß in allen Stücken groß und frei sein. Er ist der Gärtner in seinem Garten, und wo er eine schöne Blume sieht, wenn sie auch schon an jemandes Busen säße, da nimmt er sie mit hoher Hand und geht weiter.
Mein Vetter (bei sich selbst)
God bless my soul, what does that Rascal say!
(Mir ins Ohr) |
Fragt doch den Herrn Hofmarschall einmal, wie er das meint?
Asmus
'Saimia 'Pup. – Wie meinen Ihr Exzellenz das?
Der Hofmarschall
'Saimo'Tipo. – Wie ich's meine? – Was meint Er?
Asmus
'KeturNoba. – Ja, ob es zum Exempel auch recht ist, wie Ihr Exzellenz zu sagen belieben?
Der Hofmarschall
'JopetiNos. 'TurNoba. – Was den Fürsten gelüstet ist recht, und seine Neigungen sind Winke der Götter.
Asmus
'Mui. – Die armen Untertanen also?
Der Hofmarschall
'Amui 'Epurepez. – Was Untertanen! die braucht man wozu sie gut sind und wozu die Götter sie gegeben haben.
Asmus
Saimi 'Repezzo 'Bi. – Und wozu meinen Sie, daß die Götter sie gegeben haben, ich bitte Ew. Exzellenz um Gottes willen.
Der Hofmarschall
'Bialte 'PoluNho. – Wozu? – regiert zu werden, dem Fürsten zu Gebot zu stehen. Wozu sonst?
Mein Vetter (mir ins Ohr)
Sagt ihm, daß die Götter keine Hofmarschälle sind.
Asmus
'Nepi 'Bugiosi. – Die Götter sind keine Hofmarschälle, Ihr Exzellenz.