Hans Dominik
Lebensstrahlen
Hans Dominik

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Ein Wirtshaus am Wege, wie viele zwischen deutschen Bergen stehen. Schräg fielen die Strahlen der Abendsonne in den Gastraum und spielten über weißgescheuerte Tische. Hinter seiner Theke war der Wirt beschäftigt, Gläser auszuspülen, als die Tür aufging.

»'nen Abend, Schöne!« sagte ein älterer Mann, der mit einem ziemlich umfangreichen Einholekorb in der Rechten über die Schwelle schlurfte.

»'nen Abend, Michelmann!« erwiderte der Wirt den Gruß. Der Alte setzte seinen Korb ab, ließ sich auf einen Stuhl fallen und zog ein rotgeblümtes Tuch aus der Tasche, mit dem er sich die Stirn trocknete.

»Reichlich warm heute, Schöne«, meinte er, während der Wirt einen Schoppen Wein vor ihn hinstellte. »Will mein Rad hierlassen. Ist genug, wenn ich den Korb den Berg 'raufschleppe.«

»Recht so, Gustav. Kannst es in den Ziegenstall stellen«, sagte der Wirt und setzte sich zu ihm. »Übrigens hör mal! Da waren vorhin ein paar Gäste hier, die schienen es mal wieder auf euch abgesehen zu haben.«

»Hm! . . . Wieso?« fragte Michelmann.

Schöne setzte eine überlegene Miene auf. »Stadtvolk, Automobilisten; kehren hier ein, tun so, als ob sie ihre Karte studierten, fragen mich allerlei, bringen dabei die Rede auf die Eulenburg und euren Doktor! Na, ich weiß doch Bescheid, Gustav.«

Michelmann nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Du meinst, Otto, die wollen wieder . . .«

»Glaube nicht, daß ich mich geirrt habe. Die vom Gut drüben spitzen sich doch immer noch auf euren Wald. Kann's ihnen nicht mal verdenken; er springt verflucht unbequem in ihre Jagd 'rein.«

»Könnte denen so passen!« knurrte Michelmann vor sich hin. »Wird aber nichts draus, Otto. Ist uns gerade recht so, wie's ist. Unser Doktor will bei seinen Arbeiten ungestört sein. Die sollen ihre Hasen sonstwo schießen.«

Schöne lachte. »Kann's mir denken. War ein rechter Schabernack von dem alten Baron, dem Doktor Eisenlohr die Burg mit dem Bergwald zu vermachen, während die andern das Gut bekamen. Ließ sich aber nichts gegen machen, haben das Testament vergeblich angefochten. Na, da seht man zu, Gustav, daß ihr euch den neuen Besuch vom Halse schafft.«

»Was sagst du, Otto . . .?« Michelmann setzte das eben erhobene Glas wieder auf den Tisch. »Du meinst, die wollen unserm Doktor auf die Burg rücken?«

Schöne nickte. »Sahen mir ganz danach aus, als ob sie's heut noch vorhätten. Schienen entschlossene Kerle zu sein. Agenten, weißt du, Gustav, von der Sorte, die so leicht nicht locker läßt. Würde mich nicht wundern, wenn sie schon auf dem Wege wären!«

»I der Dunner! Da soll doch –« Michelmann war aufgesprungen. »Da muß ich dem Doktor ja Bescheid sagen . . .«

»Wäre kein Fehler, Gustav. Tu's man gleich.«

Während der Wirt es sagte, deutete er nach der Ecke, in der das Telephon hing. Michelmann nahm den Hörer ab, hatte ein kurzes Gespräch.

»Ist heut nicht viel bei dir los, Otto«, meinte er, während er sich wieder an den Tisch setzte.

»Erntewetter, Gustav. Ist alles draußen auf den Feldern. Wollen ihr Korn trocken 'reinkriegen.« Der Wirt deutete dabei auf ein Fenster, durch das hochbeladene Erntewagen zu sehen waren, die von den Äckern der Landstraße zustrebten, während allmählich die Dämmerung hereinbrach.

Michelmann nickte. »Na ja! Das holen sie später alles wieder nach, wenn das Erntebier bei dir ist . . .« Er fing an von früheren Erntefesten zu erzählen, doch Schöne hörte nur mit halbem Ohr zu.

»Eine Ruhe hast du, Gustav!« unterbrach er ihn schließlich. »Du sitzt hier so gemütlich bei deinem Schoppen, während die Brüder vielleicht schon im Anmarsch sind. Wär's nicht besser, wenn du dich ein bißchen um sie kümmertest?«

Michelmann schüttelte den Kopf. »Überflüssige Sorge, Otto. Der Doktor ist gewarnt . . .«

»Trotzdem, Gustav«, fiel ihm Schöne ins Wort. »Ich sage dir, das ist eine zähe Gesellschaft; die läßt sich so leicht nicht abweisen.«

»Wird auch nicht nötig sein. Wenn der Doktor nicht will, kommt kein Mensch den Berg 'rauf. Die werden ihr blaues Wunder erleben, wenn sie's trotzdem versuchen.«

»Na, na! Der Weg ist doch schließlich nicht zu verfehlen«, meinte Schöne zweifelnd. Er sprach und fragte noch weiter, aber seine Bemühungen, etwas Näheres zu erfahren, waren vergeblich. Michelmann wurde immer verschlossener und empfahl sich, nachdem er sein Glas geleert hatte. Es war bereits völlig dunkel, als er ins Freie trat.

»Halsundbeinbruch, Gustav!« rief ihm Schöne nach.

»Danke, danke, Otto!« Michelmann schlug einen von der Landstraße abgehenden Seitenweg ein, während er den Lichtkegel einer Taschenlampe vor sich hin spielen ließ. –

Der Gastwirt Schöne hatte sich eben wieder hinter seine Theke zurückgezogen, als ein neues Geräusch ihn aufhorchen ließ. Ein Kraftwagen hielt draußen.

Kommen die Brüder von vorhin schon wieder zurück? ging's ihm durch den Kopf, als die Tür zur Gaststube geöffnet wurde. Zwei Männer kamen herein, aber die Leute, von denen er vor kurzem dem alten Michelmann berichtet hatte, waren es nicht. Auf Ausländer taxierte Schöne sie beim ersten Blick. Der eine, schmächtig, quecksilbrig, brünett, mochte wohl ein Südländer sein, Italiener oder Franzose; den andern, blondhaarig und lang, schätzte der Wirt als einen Engländer oder Amerikaner ein. In einem ziemlich glatten Deutsch bestellte der Dunkelhaarige für sich und seinen Gefährten etwas zu trinken. Schöne brachte das Gewünschte und machte sich danach hinter seiner Theke zu schaffen. Er war begierig, etwas über Nam' und Art der neuen Gäste zu erlauschen, aber zu seinem Leidwesen führten sie die Unterhaltung unter sich in französischer Sprache.

»Wie gedenken Sie weiter zu disponieren, Monsieur Bigot?« fragte der Blonde.

»Ich will später versuchen, Mister Hartford, ob aus dem Gastwirt etwas Brauchbares herauszuholen ist«, antwortete der mit Bigot Angeredete. Und während er nun weiter sprach, spitzte Schöne doch die Ohren, denn es fielen Namen, die ihm wohlbekannt waren.

»Die Bekanntschaft mit dem jüngeren Assistenten Doktor Holthoff hilft uns nicht weiter«, sagte Bigot. »Der Mann ist der typische deutsche Wissenschaftler und für uns nicht zu haben. Ich habe es nicht mal riskiert, ihm Andeutungen zu machen.«

»Dumme Geschichte, Bigot!« warf der andere dazwischen. »Wir haben dadurch kostbare Zeit verloren.«

Mit einem Achselzucken ging Bigot über den Einwand hinweg.

»Um so mehr verspreche ich mir von einer Bekanntschaft mit Doktor Bruck, dem anderen Assistenten«, fuhr er fort, »nach dem, was ich über ihn hörte, könnte er der richtige Mann für uns sein.«

Wieso das der Fall wäre, wünschte Mr. Hartford zu hören. Bigot beugte sich näher zu ihm herüber und sprach gedämpft weiter: »Wissen Sie, Hartford, dieser Doktor Bruck war auf dem besten Wege, ein verbummeltes Genie zu werden. Eisenlohr, der ihn von der Universität her kannte, hat ihn vor einigen Jahren aufgegabelt und ihm eine anständig bezahlte Tätigkeit in seinem Laboratorium gegeben . . .«

»Und Sie meinen, der Mann würde trotzdem –?« unterbrach ihn Hartford.

»Ich meine in der Tat, Hartford. Ich habe andeutungsweise gehört, daß er unzufrieden ist. Er möchte die Forschung nicht nur um der Forschung willen betreiben, wie die beiden andern, sondern Geld damit verdienen. Verstehen Sie mich jetzt?«

Hartford pfiff vor sich hin. »So?! So ist das? Dann könnte es allerdings –«

»– glücken, Hartford; wenn es gelingt, mit ihm bekannt zu werden und ihn durch Versprechungen auf unsere Seite zu ziehen.«

Hartford lachte. »Das kann Ihnen ja nicht schwerfallen, Bigot. Darauf verstehen Sie sich doch meisterhaft.«

Der Franzose schüttelte den Kopf. »Es ist leider nicht so einfach, seine Bekanntschaft zu machen. Seit Monaten ist er von der Eulenburg nicht 'runtergekommen . . . Alles, was außerhalb zu besorgen ist, überträgt Eisenlohr dem anderen, dem Doktor Holthoff.«

»Hm! Ja?! Dann wird Ihnen doch nichts anderes übrigbleiben, Bigot – Sie werden sich selber in die Höhle des Löwen wagen müssen.«

»Ausgeschlossen, Hartford! Eisenlohr hat es abgelehnt, mich zu empfangen. Es wäre nur möglich, wenn er selbst einmal abwesend wäre.«

»Ja, zum Teufel, Bigot, dann schreiben Sie doch einfach einen Brief an diesen Doktor Bruck!«

Der Franzose machte eine abwehrende Bewegung. »Unter keinen Umständen, mein Lieber! Ein Brief kann in falsche Hände kommen. Es ist mein Grundsatz, in dieser Angelegenheit nichts Schriftliches zu geben.«

Die beiden sprachen noch eine Weile weiter, aber der Gastwirt Schöne verlor das Interesse an ihrer Unterhaltung, denn Namen, die er kannte, wurden nicht mehr genannt. Er horchte erst wieder auf, als sich Bigot in deutscher Sprache direkt an ihn wandte. Ebenso wie die früheren Gäste wünschte auch der Franzose jetzt allerlei über die Bewohner der Eulenburg zu erfahren, doch es war unverkennbar, daß ihn die Antworten des Wirtes nicht sonderlich befriedigten.

»Frag du und der Deubel!« knurrte Schöne vor sich hin, als Bigot schließlich mißmutig seine Zeche bezahlte und zusammen mit Hartford den Raum verließ.

*

Jene beiden Gäste, um die sich das Gespräch von Schöne und Michelmann gedreht hatte, waren auf der Landstraße eine Strecke weitergefahren, bis die Wirtschaft außer Sicht kam. Dann lenkten sie in eine Schneise ein und bogen ein Stückchen weiter nochmals seitwärts ab, bis der Wagen gut verborgen im Unterholz des Hochwaldes stand.

»Na, Walke, was halten Sie von der Sache?« fragte der Ältere, der am Steuer saß, seinen Begleiter.

Der zuckte die Achseln. »War nicht viel aus dem Wirt 'rauszukriegen, Herr Reinhard. Ein mißtrauischer Bursche. Weiß der Himmel, wofür er uns gehalten hat!«

»Jedenfalls nicht für das, was wir sind«, sagte der mit Reinhard Angeredete, während er sich gemächlich eine Zigarette anzündete.

»Wäre es nicht besser, wenn wir gleich losgingen?« fragte sein Begleiter.

»Ist mir noch zu hell, Walke. Unsere Sache erledigen wir besser bei Dunkelheit.«

Der andere nickte.

»Ist richtig, Herr Reinhard. Aber wenn der Wirt uns verpfiffen hat . . .«

»Können wir's nicht ändern, Walke. Ich glaube es übrigens nicht. Er hat uns ja auf der Landstraße nach Ihlefeld wegfahren sehen. Eine Stunde etwa müssen wir hier noch warten. Dann wollen wir unser Glück versuchen.« –

Eine Turmuhr schlug aus der Ferne die neunte Abendstunde, als Reinhard und Walke ihren Wagen verließen.

»Na, denn los, Walke! Den Pfad hier müssen wir nehmen, er führt zu dem eigentlichen Burgweg hin.«

Reinhard ging vorsichtig voraus, Walke folgte dicht hinter ihm. Schritt für Schritt stapften sie voran, aber bald mußten sie wieder haltmachen. Von allen Seiten her wurden sie durch das dichte Unterholz gehemmt.

»Man kann nicht die Hand vor Augen sehen«, meinte Reinhard, während er eine Blendlaterne aus der Tasche holte und aufflammen ließ. »Da haben wir's. Hätten uns fast schon verlaufen. Drüben links geht der Pfad. So! Jetzt wissen wir wieder, wo wir sind.«

Schweigend schritten sie während der nächsten Viertelstunde auf einem schmalen Fußsteig weiter, der knapp für einen Menschen Raum bot und in mäßiger Steigung bergan führte.

»Sind wir hier richtig?« fragte Walke flüsternd.

»Pst, Walke!« mahnte ihn Reinhard zur Ruhe und blendete gleichzeitig die Laterne ab. Regungslos standen sie in der Dunkelheit und lauschten. Durch die leisen Geräusche des Waldes war eine Stimme zu hören, die auf Fragen Antwort zu geben schien.

»Ist, als ob wer telephonierte«, hauchte Walke Reinhard ins Ohr.

»Pst, ruhig!« wisperte der zurück und tastete sich behutsam vorwärts. Deutlich konnten sie jetzt jedes Wort vernehmen.

»So . . . Herr Doktor? Es ist niemand gekommen? Vielleicht hat sich Schöne geirrt . . . Jawohl, Herr Doktor, ich habe alles besorgt, den Korb bringe ich mit.« Ein Klicken wurde vernehmlich, wie wenn ein Telephonhörer an den Haken gehängt wird, ein schwaches metallisches Klicken danach. Mit einem Satz sprang Reinhard vorwärts und blendete seine Lampe auf. Ihr Lichtkegel traf den glatten Stamm einer alten Buche und ließ eine Gestalt erkennen, die dabei war, eine an dem Baum befindliche Metallklappe abzuschließen. Überrascht wandte der Mensch sich um, als er den Lichtschein bemerkte. Es war der alte Michelmann. Bei der ersten Bewegung, die er machte, rief Reinhard ihn an: »Stehenbleiben!«

Der Alte erblickte zwei Gestalten und schaute in zwei entschlossene Gesichter.

»Was wollen Sie von mir?« fragte er unsicher.

»Sie sollen uns führen.«

»Wohin?«

»Auf die Eulenburg. Wir wollen Doktor Eisenlohr aufsuchen.«

Unwillkürlich schüttelte Michelmann den Kopf. »Herr Doktor Eisenlohr wünscht keinen Besuch.«

»Das lassen Sie unsere Sorge sein. Sie sollen uns nur hinführen«, sagte Reinhard und trat dicht neben ihn. »Was haben Sie da?« fuhr er fort, während er den Strahl der Laterne über den Buchenstamm gleiten ließ. »Ein Telephon mitten im Walde? Was sagt die Reichspost dazu?«

»Geht die Post 'nen Dreck was an«, brummte Michelmann, »sind hier auf eigenem Grund und Boden, können machen, was wir wollen.«

»So, so! Na, das wird sich herausstellen. Führen Sie uns zur Burg!«

Widerwillig nahm Michelmann seinen Korb auf, schwerfällig und unsicher wie ein gebrechlicher Greis humpelte er langsam vorwärts, während Reinhard an seiner Seite ging und Walke dicht hinter den beiden blieb. Fieberhaft arbeiteten dabei die Gedanken des Alten.

Zwei Männer . . . Einbrecher . . . vielleicht Räuber, die einen Überfall auf die Burg planten . . . Der Doktor ahnungslos . . . durch das Telephongespräch erst recht in Sicherheit gewiegt . . . der und Dr. Bruck die einzigen Menschen in der Burg . . . er selber in der Gewalt der Fremden . . . unfähig, zu warnen . . . zu helfen . . .

Immer steiler und immer enger war inzwischen der Pfad geworden; sie konnten nicht mehr nebeneinander bleiben. »Wollen Sie vorgehen und leuchten«, sagte Michelmann, den die Steigung ganz außer Atem zu bringen schien.

»Bitte nach Ihnen, Verehrtester«, sagte Reinhard ironisch. Langsam keuchte der Alte in dem unsicheren Laternenschein weiter, bis er . . . wie weggewischt . . . plötzlich verschwunden war. Eben hatte ihn Reinhard noch dicht vor sich gesehen, den nächsten Moment schon nicht mehr. Blitzschnell mußte er in das dichte Gebüsch zur Rechten gehuscht sein. Mit einem Sprung wollte Reinhard ihm nach, stolperte über den Einholekorb, schlug zwischen Nesseln und Dornen der Länge nach hin.

»Verflucht, Walke!« Reinhard raffte sich wieder auf und befühlte seine Gliedmaßen. »Der Bursche ist uns durch die Lappen gegangen . . .«

»Hätten ihn doch besser zwischen uns nehmen sollen«, meinte Walke.

»Jetzt zu spät«, brummte Reinhard. »Müssen versuchen, den Weg allein zu finden. Wenn irgend möglich früher als der Kerl oben sein.«

Er sagte es, ohne selber recht daran zu glauben, denn allzu gewandt und gelenkig war ihm der Alte so plötzlich entwichen.

Wenn ihnen nicht ein glücklicher Zufall zu Hilfe kam, würde der Flüchtling wahrscheinlich eher oben sein und den Doktor warnen.

*

Aus der Ferne gesehen machte die Eulenburg mit dem hoch über den Wald ragenden halbverfallenen Bergfried den Eindruck einer Ruine. Jahrhunderte hindurch war sie es auch gewesen, nachdem plündernde Horden während des Bauernkrieges die Brandfackel in ihr Gebälk geschleudert hatten. Doch das änderte sich, als Dr. Eisenlohr ihr Eigentümer wurde. Wer jetzt in den Burghof kam, der blickte nicht mehr in öde Fensterhöhlen, sondern in spiegelnde Scheiben, hinter denen zur Abendzeit elektrische Beleuchtung aufglänzte, und wer den Bau betrat, fand behaglich ausgestattete Räume, in denen es sich wohl hausen ließ, obgleich die Männer, die diese Mauern einst fügten, schon seit tausend Jahren unter der Erde lagen.

Der geräumige Bankettsaal im Mittelbau diente dem Doktor als Laboratorium. Wo früher einmal Ritter und Knappen den Humpen geschwungen, standen jetzt blinkende Maschinen, glänzten Glas und Messing physikalischer Apparate im Schein des elektrischen Starklichtes, deckten Regale, mit Retorten, Phiolen und hundert verschiedenen Chemikalien besetzt, die Wände.

An einem Arbeitstisch saß Dr. Eisenlohr über ein Mikroskop gebeugt. Seine Hände lagen an den Regulierschrauben des Objektträgers, während er ein Auge dicht an das Okular des Instrumentes brachte. Minuten hindurch beobachtete er angestrengt, was das Mikroskop ihm in mehrhundertfacher Vergrößerung zeigte. Nun richtete er sich wieder auf und strich sich über die Stirn. Langsam kamen die Worte von seinen Lippen: »Die Eigenbewegung ist unverkennbar, Bruck, kommen Sie her, sehen Sie selbst!«

Dr. Bruck, der Assistent Eisenlohrs, ebenso wie dieser am Ausgang der Dreißiger, legte ein Heft beiseite und nahm den Platz Eisenlohrs vor dem Mikroskop ein. Er blickte durch das Instrument, begann während der Beobachtung zu sprechen.

»Sie haben recht, Eisenlohr. Es bewegt sich. Vielleicht . . . es könnte vielleicht . . .«

»Was könnte es sein?« fiel ihm Eisenlohr ins Wort.

Bruck zuckte die Achseln. »Man kann noch nichts sagen. Wir wissen noch nicht genug . . .«

»Wenn es die Urzeugung wäre, Bruck? Wenn der tote Stoff unter unserer Strahlung wirklich Leben gewonnen hätte?« Heiser, fast flüsternd stieß Eisenlohr die Worte hinaus.

Dr. Bruck war aufgestanden und ging nachdenklich im Raum hin und her.

»Wenn es wäre? . . . ›Wenn‹ und immer wieder ›Wenn‹! Seit Jahren haben Sie sich in dies Problem verbissen. Hunderte von Versuchen haben wir gemacht, andere Hunderte werden wir vielleicht noch machen müssen, bevor wir ein brauchbares Ergebnis erhalten . . . ich kann Ihnen den Vorwurf nicht ersparen, Eisenlohr, Sie laufen mit Scheuklappen durch die Welt. All das andere, was wir bei diesen Arbeiten entdeckten, was ein glücklicher Zufall uns gewissermaßen so nebenher in den Schoß warf, das wollen Sie nicht sehen. Es ist mir wirklich unbegreiflich . . .«

Eisenlohr fuhr mit der Hand durch die Luft, als ob er dem Sprecher das Wort abschneiden wollte.

»Was schert mich das andere? Denken Sie das Unausdenkbare, Bruck! Wenn wir tatsächlich dem Geheimnis der Urzeugung auf der Spur wären! Unsere Namen würden in der Wissenschaft unsterblich weiterleben.«

»Aber das andere, Eisenlohr! Wenn wir dem andern nachgingen . . .« Die Worte Brucks gingen in einem Geräusch unter, das von außen her kam. Eine Tür wurde aufgerissen. Michelmann stand auf der Schwelle, verwirrt und jetzt wirklich außer Atem. Unordentlich hing ihm das schüttere Haar um die Stirn; seine Kleidung zeigte die Spuren eines Gewaltmarsches quer durch Gestrüpp und Dornengebüsch.

Unwillig über die Störung blickte Eisenlohr auf. »Was ist, Michelmann? Ich habe Sie nicht gerufen.«

»Herr Doktor! Es sind Fremde auf dem Berg. Fremde Banditen . . . sie wollen die Burg überfallen . . .« Nach Atem ringend stieß Michelmann die Worte hervor. Eisenlohr schob dem Alten einen Stuhl hin.

»Setzen Sie sich, Michelmann, erholen Sie sich!« Er drückte ihn auf den Stuhl nieder . . . und dann berichten Sie uns vernünftig, was geschehen ist. Am Telephon sagten Sie, daß alles in Ordnung wäre.«

»Am Telephon war's ja gerade, Herr Doktor!« sprudelte Michelmann los. »Als ich eben wieder zuschloß, standen plötzlich zwei Kerle hinter mir und wollten mich mit Gewalt zwingen, sie auf die Burg zu führen.«

»Ist ihnen wohl nicht gelungen?« warf Eisenlohr trocken dazwischen.

»Gott sei Dank nein, Herr Doktor!« Michelmann gewann allmählich seine Fassung wieder. »An der Kreuzung X–C sprang ich schnell ins Gebüsch. Warf dem einen meinen Korb vor die Füße, sah noch, wie er darüber stolperte und hinfiel . . .«

»Schade um den Korb, Eisenlohr, das Glas wird zum Teufel sein«, mischte Bruck sich ein. Eisenlohr schüttelte den Kopf. »Erzählen Sie weiter, Michelmann!«

»Das war alles, Herr Doktor. Die Kerle schrien noch was hinter mir her. Ich machte schnell, daß ich hierher kam. Jetzt sind wir drei hier oben, Herr Doktor, gegen zwei. Die sollen . . .«

». . . draußen bleiben!« vollendete Eisenlohr den Satz des Alten, ging zu einem Wandschalter und legte ihn um. Ein leichtes Rollen und Dröhnen drang von außen her in den Raum. Durch einen Elektromotor bewegt, schob sich eine schwere stählerne Schiebetür vor das Burgportal und sperrte den Hof gegen jeden Eindringling.

Dr. Eisenlohr ging an einen Schrank, nahm eine Karte heraus und breitete sie auf dem Tisch aus.

»Bei der Kreuzung X–C haben Sie die Leute verlassen, Michelmann?«

»Jawohl, Herr Doktor.«

»Wann ungefähr?«

Michelmann dachte kurze Zeit nach. »Vor einer Viertelstunde etwa, Herr Doktor.«

»Sie kamen von der großen Buche, waren zusammen auf dem C-Pfad?«

Michelmann nickte. Eisenlohr verfolgte mit einem Bleistift Linien auf der Karte.

»Sie werden auf dem C-Pfad geblieben sein. Könnten jetzt etwa an der Stelle sein.« Er markierte einen Punkt auf der Karte. »Wollen sehen, was wir für sie tun können.« Er ging zu einer Schalttafel und bewegte verschiedene Schalter, während er dabei leise vor sich hin sprach. Sein Gesicht war verändert. Ernst und entschlossen hatte es während der Unterredung mit Bruck ausgesehen. Unwillige Überraschung zeigten seine Mienen, als Michelmann mit seiner Geschichte dazwischenkam. Jetzt spielte ein überlegener, spöttischer Zug um seinen Mund, während er hier und dort einen Schalter betätigte.

»So, das dürfte einstweilen genügen«, meinte er zu Bruck, während er an den Arbeitstisch zurückkehrte und sich wieder über das Mikroskop beugte. Michelmann verließ geräuschlos den Raum; er wußte aus langer Erfahrung, daß Dr. Eisenlohr bei seinen Arbeiten keine Störungen liebte. Bruck machte sich an einer anderen Stelle des Laboratoriums an einem Apparat zu schaffen. Ein Metallblock stand dort auf einem Tisch, ein Würfel, der etwa einen Meter im Kubus messen mochte. Der stumpfgrauen Farbe nach zu schließen konnte er aus Blei bestehen. Der aus starkem Eichengebälk gezimmerte Tisch ließ auf ein erhebliches Gewicht der Metallmasse schließen; schwere Porzellanisolatoren und Zuführungskabel verrieten, daß elektrische Hochspannung in dem Apparat wirkte. An der einen Wand hatte er ein kleines Glasfenster. Dicht vor ihm stand auf einem Stativ ein Glasgefäß, gefüllt mit einer leicht opalisierenden Flüssigkeit.

Eisenlohr war mit seiner Beobachtung fertig und trat zu seinem Assistenten. »Wir wollen die Emulsion in den Keller bringen, Bruck, in den Brutschrank.«

»Wie Sie wollen, Eisenlohr«, sagte Bruck unsicher. »Hoffentlich wird es nicht wieder ein Fehlschlag. Sie wissen, daß –«

Mit einer ungeduldigen Bewegung unterbrach ihn Eisenlohr: »Ich weiß alles, was Sie sagen wollen, Bruck. Es sind schon andere Leute vor uns 'reingefallen. Haben Nährgelatine mit Radiumbromid gemischt. Haben merkwürdige Dinge wachsen sehen und nachher Enttäuschungen erlebt. Ist mir alles bekannt, lieber Bruck«, fuhr er lebhafter fort, als Bruck etwas erwidern wollte. »Das darf uns nicht mutlos machen, einmal muß es ja doch gelingen. Kommen Sie bitte!«

Eisenlohr nahm das Gefäß mit der Flüssigkeit vorsichtig in seine Hände, während der Assistent den Strom von der Apparatur abschaltete . . . Zusammen gingen sie in eine Ecke des saalartigen Raumes, wo eine Wendeltreppe in die Tiefe führte.

*

»Müssen versuchen, den Weg allein zu finden«, hatte Reinhard gesagt, als er nach seinem Sturz wieder auf den Beinen stand. »Zum Teufel, Walke, wo ist die Laterne geblieben?« Die Frage war berechtigt, denn in der Dunkelheit des Hochwaldes konnte man nicht die Hand vor Augen sehen.

Walke brachte eine elektrische Taschenlampe zum Vorschein und leuchtete damit umher. Da lag zwischen den Nesseln umgestürzt der Korb, über den Reinhard gefallen war. Verstreute Glasscherben verrieten, daß der Korbinhalt dabei zu Schaden gekommen war. Einige Schritte weiter entdeckte Walke die Blendlaterne und mußte schnell feststellen, daß sie auch allerlei abbekommen hatte. Das Schutzglas war zersplittert, die Blende verbogen und der Brenner angebrochen. Sie gab nur noch eine trübe rußende Flamme, als Walke sie wieder anzündete.

»Weit werden wir damit nicht kommen, Herr Reinhard«, gab er seiner Befürchtung Ausdruck.

»Verflucht! Wir müssen aber!« knirschte Reinhard ungeduldig und tappte in dem unsicheren Licht weiter. »Schonen Sie Ihre elektrische Lampe, Walke! Ewig kann doch der miserable Pfad nicht mehr dauern. Ich denke, daß wir bald auf den richtigen Burgweg kommen.«

Vorläufig war freilich von einer Besserung nichts zu merken, ja der Weg wurde womöglich noch schlechter als bisher. Mit größter Vorsicht mußten sie sich weiterbewegen, um neue Stürze zu vermeiden. Die Minuten verrannen darüber, während sie bald einem Felsblock ausweichen, bald hindernde Zweige zur Seite drücken mußten. In der Ferne schlug eine Uhr, als Reinhard stehenblieb und das Schweigen brach.

»Jetzt hört der verdammte Pfad ganz und gar auf!«

Reinhard wußte nicht, daß er in diesem Augenblick kaum zehn Meter von dem bequemen Burgweg entfernt war. Noch vor wenigen Minuten hätte er es sogar bei dem mangelhaften Licht der Laterne erkennen können. Aber da hatte Dr. Eisenlohr in seinem Laboratorium einen Schalter betätigt, und im gleichen Augenblick hatte sich auch hier weit draußen im Wald etwas gerührt. Ein Steinblock und dichtes Gestrüpp hatten sich quer über den Pfad geschoben und machten jedes weitere Vordringen unmöglich.

»Wir müssen umkehren«, war das Ergebnis einer kurzen Beratung. Mißmutig stolperten sie auf dem alten Wege zurück. Nach wenigen Minuten machten sie von neuem halt, ein rohes Holzgatter sperrte den Pfad. »Achtung! Hochspannung! Lebensgefahr!« war in roten Lettern darauf zu lesen.

»Was ist das, Walke?« fragte Reinhard.

Walke schüttelte den Kopf. »Weiß der Teufel, wie das zugeht, Herr Reinhard! Vorhin war's bestimmt nicht da.«

»Unsinn, Walke! Wir haben uns eben gründlich verlaufen, sind gar nicht mehr auf dem Pfad, auf dem wir herkamen«, entschied Reinhard. »Wir müssen noch mal umkehren und den richtigen Weg suchen.«

Reinhard hatte unrecht und Walke hatte recht, denn auch dies so plötzlich vorhandene Gatter hing mit den Schaltmanövern Eisenlohrs zusammen, aber davon konnten die beiden ja nichts wissen. Noch nicht hundert Meter waren sie wieder zurückgegangen, als Walke zur Rechten einen schmalen Seitenpfad entdeckte.

»Na, Walke, da haben wir's!« rief Reinhard mit neuer Unternehmungslust. »Das haben wir vorhin übersehen. Jetzt werden wir wohl endlich auf den Burgweg kommen.«

Wieder begann der Marsch, der immer mühseliger wurde, da der neue Weg stark zu steigen begann. Es war außer Zweifel, daß man jetzt beträchtlich an Höhe gewann, aber von dem Burgweg, auf den beide hofften, war weit und breit nichts zu bemerken. Im Gegenteil wurde der Waldsteig jetzt zu einem Saumpfad, der sich wie ein schmales Band an einem steilen Felshang hinzog. Schon lag der Wald zur Rechten tief unter den beiden Männern, während sie sich zur Linken an steilen Basaltwänden weitertasteten.

»Weiß der Himmel, wohin das führt!« stöhnte Walke und trocknete sich die Stirn.

»Reden Sie nicht! Kommen Sie!« zischte ihm Reinhard zu, während er sich weiter emporarbeitete. Nun folgte der Pfad einer Biegung der Felswand nach links, wurde breiter und hörte auf zu steigen. Reinhard hielt an und nötigte auch Walke, stehenzubleiben.

»Sehen Sie?« flüsterte er ihm zu. Walke schaute hin. In einer Entfernung von etwa zwanzig Meter brach ein Lichtschein aus der Felswand. Vorsichtig gingen sie weiter, bis sie davorstanden. In fast doppelter Manneshöhe war eine Art von Fenster in den Fels gesprengt, aus dem das Licht kam. Reinhard löschte die Laterne und stellte sie auf die Erde, flüsterte dann ein paar Worte mit Walke; der hockte nieder, Reinhard stellte sich auf seine Schultern und suchte mit den Händen Halt an den Basaltstöcken, während der andere sich langsam emporwuchtete, bis er senkrecht vor der Wand stand. Jetzt konnte Reinhard mit den Händen die kräftigen Eisenstangen eines Fenstergitters fassen, bekam besseren Halt und brachte sein Gesicht an die Scheibe. Er blickte in einen hellerleuchteten Raum und sah zwei Männer, die sich darin zu schaffen machten.

Der eine, größere der beiden – nach der Beschreibung, die Reinhard von ihm hatte, mußte es Dr. Eisenlohr sein – ließ soeben die Tür eines Schrankes ins Schloß fallen. Für die Tür eines schwer gepanzerten Stahlschrankes hielt sie der Beobachter draußen. Dann wandte der Doktor sich zu dem andern und sprach mit ihm.

»Aha, das ist Doktor Bruck«, murmelte Reinhard vor sich hin. »Möchte wissen, wo der Dritte, der Doktor Holthoff, steckt?« Seine Augen folgten den beiden, die sich einer andern Seite des Raumes zuwandten, dabei aber in seinem Gesichtsfeld blieben. Deutlich konnte er die Säulenstruktur des Basaltgesteins erkennen, das die Wände des höhlenartigen Raumes bildete. Dort stand eine Reihe von Maschinen; Drehbänke, Stanzen und schwere Pressen waren es, soweit Reinhard die Einzelheiten zu erkennen vermochte. Er kniff die Augen zusammen, um besser beobachten zu können, sah, wie Dr. Bruck einen Elektromotor anließ und dadurch eine der schweren Stanzen in Bewegung setzte. Ein starkes Blech schob Eisenlohr von der andern Seite her in die Maschine. Mit dumpfem Dröhnen und Stampfen schlug ihr Stempel einzelne rundliche Stücke aus der Metallplatte heraus. Deutlich konnte Reinhard die Schläge der Maschine hören, zählte etwa zwei Dutzend ausgestanzter Stücke, als er den Boden unter sich wanken fühlte.

»Ich kann nicht länger!« stöhnte Walke, der die Stiefelabsätze Reinhards immer härter und schmerzender auf seinen Schultern spürte.

»Einen Moment noch, Walke!« versuchte ihn Reinhard anzufeuern, aber Walke war am Ende seiner Kräfte. Ein paar Sekunden hielt sich Reinhard noch mit den Händen an den Gitterstäben. Dann ließ er sich fallen und landete neben seinem Gefährten.

»Kenne Sie gar nicht wieder, Walke! Machen doch sonst nicht schlapp?« brummte er. Walke rieb sich seine Schultern, ohne etwas zu sagen. Reinhard sprach weiter: »War ein Glück, Walke, daß wir uns verlaufen haben und hierhergekommen sind. Einen besseren Platz für die Beobachtung konnten wir nicht finden.«

Walke hatte seine Schultern endlich wieder einigermaßen beieinander.

»Haben Sie etwas gesehen, Herr Reinhard?« fragte er.

»Na, danke, mir genügt es. Wir müssen noch heute nacht in die Burg. Egal, wie wir hineinkommen, 'rein müssen wir!«

Walke kratzte sich den Kopf. »Leicht gesagt, aber schwer getan. Weiß der Himmel, wie wir uns von hier wieder zurechtfinden!«

Reinhard wollte etwas erwidern, als der Lichtschein aus der Felswand plötzlich erlosch. Sie standen wieder im Dunkeln.

»Verflucht!« stöhnte Walke.

»Um so besser, Sie verzagter Zeitgenosse! Das Licht ist aus, also sind diese beiden Herren Doktoren nicht mehr drin Zünden Sie erst mal wieder die Laterne an!«

Walke tat, wie ihm befohlen.

»So. Nun geben Sie mal die Tasche her!«

Walke reichte ihm eine Aktentasche, mit der er sich bisher geschleppt hatte. Reinhard öffnete sie; im trüben Schein der Laterne kam allerlei Werkzeug zutage.

»Was wollen Sie tun?« fragte Walke.

»Das Gitter da oben beseitigen, alter Freund.« Reinhard blickte auf seine Uhr. »Es ist kurz nach zehn. In einer Stunde können wir's geschafft haben. Sind wir mal erst drinnen, wird sich das andere finden.«

*

Das Licht in dem Basaltkeller erlosch, als Eisenlohr bei der Rückkehr in das Laboratorium einen Schalter am oberen Ende der Wendeltreppe drehte. Er schritt durch den Raum, ließ im Vorbeigehen eine Anzahl runder Metallplättchen klirrend auf einen Tisch fallen und warf sich in einen bequemen Stuhl. Während er den Kopf in die Linke stützte, zog er mit der Rechten ein Protokollbuch heran und begann die darin notierten Zahlenreihen zu studieren.

Dr. Bruck ließ ihn schweigend gewähren. Ein Weilchen blieb er vor dem Tisch stehen und ließ die Metallscheiben, die sie vorhin zusammen im Keller ausgestanzt hatten, spielend durch die Finger gleiten, dann raffte er sie zusammen und ging damit weiter zu einer langgestreckten Apparatur, die auf einem fahrbaren Gestell aus Stahlrohren montiert war.

Äußerlich ähnelte das Gerät ungefähr einer optischen Bank; Stromanschlüsse und mehrfache Spulen isolierten Drahtes verrieten indes, daß es sich hier wohl um Elektronenoptik oder etwas Ähnliches handeln mochte.

Versuchsweise schob Dr. Bruck hier und dort eine der Metallscheiben in Blendenringe des Gerätes. Er wandte Eisenlohr dabei den Rücken; so konnte er nicht bemerken, daß der inzwischen mit seiner Lektüre zu Ende gekommen war und ihm halb interessiert, halb belustigt zuschaute.

»Können Sie die Zeit nicht abwarten, alter Freund?« Die Frage traf Bruck unvermutet. Eine leichte Verlegenheit spiegelte sich in seinen Mienen, während er sich anschickte, die Metallplatten wieder aus dem Apparat zu nehmen.

»Lassen Sie sie darin stecken, Bruck. Ich möchte heute noch einen Versuch machen«, sprach Eisenlohr weiter. Er stand auf und ging zu der Schaltwand. Sein Blick lief prüfend über Meßgeräte und fernzeigende Instrumente, die dort in Reih und Glied blinkten.

»Alles in Ordnung«, sprach er dabei weiter. »Genügend flüssige Luft im Tank, um die Antikathode kühlen zu können . . . Hochspannung läuft . . . wir könnten es versuchen . . .«

»Wird auch Zeit«, murmelte Dr. Bruck vor sich hin.

Eisenlohr wandte sich zu ihm um und schüttelte leicht den Kopf. »Immer noch der alte, Bruck. Noch genau so querköpfig wie vor zehn Jahren. Begreifen Sie's doch endlich: man darf das große Ziel über Nebensächlichkeiten nicht aus dem Auge verlieren!«

»Nebensächlichkeiten nennen Sie das, Eisenlohr? Ich halte es für eine Entdeckung von fundamentalster Bedeutung.«

Eisenlohr konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, »›fundamentaler Bedeutung‹ ist gut gesagt, mein Lieber. Sagen Sie das als Physiker oder . . . als . . . Finanzier?«

Dr. Bruck gab es auf, weiter mit Eisenlohr zu streiten. Er wußte von früheren Gelegenheiten her, daß er dabei doch für gewöhnlich den kürzeren zog. Ungeduldig wartete er, daß der andere endlich mit dem Versuch beginnen möchte, an dem ihm soviel lag. Aber Eisenlohr begann wieder von etwas anderem zu sprechen.

»Ist eigentlich eine tolle Geschichte, die unserm Michelmann passiert ist. Ich war vorhin stark mit anderen Dingen beschäftigt. Wenn ich's mir jetzt ruhig überlege . . . Die Kerle haben ihn ein Stück mitgeschleppt. Das geht denn doch über die Hutschnur. Ich werde mal mit unserem Freund Stange telephonieren . . .«

»Etwas spät jetzt, Eisenlohr«, Bruck warf einen Blick auf die Wanduhr, »die Geschichte ist schon anderthalb Stunden her; man wird die Kerle nicht mehr erwischen.«

»Trotzdem, besser jetzt als gar nicht.« Eisenlohr ging zum Fernsprecher und führte ein längeres Gespräch.

»So«, sagte er, als er den Hörer wieder auflegte, »das hat sich gut getroffen. Der Oberwachtmeister war noch auf dem Amt. In einer Stunde kann er hier sein.«

»Also wollen wir endlich . . .?« seufzte Dr. Bruck.

»Ja, jetzt wollen wir«, sagte Eisenlohr.

Gemeinsam schoben sie den langen Apparat, mit dem Dr. Bruck sich beschäftigt hatte, an jenen Metallblock heran, am dem sie gerade ihre Versuche machten, als Michelmann dazwischenkam. Lange Minuten verstrichen dann, während Eisenlohr an feinen und immer feineren Stellschrauben regulierte.

»So könnte es gehen«, meinte er endlich. »Geben Sie flüssige Luft auf die Röhre, Bruck!«

Dr. Bruck betätigte Schalter und Ventile, während Eisenlohr einige Schritte zurücktrat und die ganze Anordnung noch einmal prüfend überschaute. Gut zehn Meter weit erstreckte sich das schimmernde Gestell der optischen Bank in den saalartigen Raum.

»Hundertfünfzig Grad unter Null sind in der Röhre«, meldete Bruck von der Schaltwand her.

»Wenn es so weiter geht, werden wir nächstens anbauen oder umziehen müssen«, sagte Eisenlohr mehr zu sich selbst. »Geben Sie Spannung!« fuhr er zu Bruck gewandt fort.

Ein leises Knistern an den gewaltigen Isolatoren des Metallblocks verriet, daß die Höchstspannung arbeitete.

Auf jener Metallscheibe, die Dr. Bruck in den Blendenring der Bank geschoben hatte, erschien ein dunkler Fleck, wurde heller, erstrahlte schließlich in matter Rotglut. Geschäftig eilte Eisenlohr hin und her, regelte hier und dort den Strom in den Spulen der optischen Bank, prüfte und regulierte von neuem. Da wurde aus dem glühenden Fleck ein haarfeiner glühender Punkt.

»Der Strahl steht, Bruck.«

Noch während Eisenlohr es sagte, begann die auf einen Punkt konzentrierte Energie der Strahlröhre sich auszuwirken. Das Metall der Scheibe kam an der Stelle, wo es von ihr getroffen wurde, ins Fließen. Ein feines Loch entstand in der Platte, so genau kreisrund und sauber herausgebrannt, als wäre es mit einem Stahlbohrer erzeugt. Im nächsten Augenblick glühte ein heller Punkt auf einer anderen, einige Meter von der ersten entfernten Metallscheibe auf. Es sah aus, als ob das gleiche Spiel sich hier wiederholen wollte. Doch Eisenlohr ließ es dazu nicht kommen. Schon sprang er zur Schaltwand und regulierte die Strahlungsintensität herunter. Das Glühen verschwand.

Dr. Bruck verfolgte den Gang eines Meßinstrumentes. »Nur noch fünf Watt, Eisenlohr. Warum drosseln Sie die Energie? . . . Nur noch zwei Watt. Ich verstehe nicht, was Sie damit anfangen wollen.«

»Sie werden es gleich begreifen, Bruck.« Noch während Eisenlohr es sagte, drehte er andere Schaltkurbeln, und der Zeiger eines Spannungsinstrumentes begann in die Höhe zu klettern. Unbewegt verfolgte Eisenlohr den Gang des Instrumentes, mit wachsender Unruhe beobachtete es Bruck. Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen, preßte dann die Lippen wieder zusammen, sprach schließlich aber doch aus, was er dachte.

»Sie riskieren viel, Eisenlohr. Wird die Röhre die Spannung ertragen?«

»Sie wird es, Bruck.« Eisenlohr deutete auf das Meßinstrument, dessen Zeiger jetzt einen roten Strich überschritt. »Sehen Sie, Bruck . . . Weltraumstrahlung! . . . Wir sind die ersten, denen es gelang, sie zu erreichen . . . noch über sie hinauszukommen . . . Geben Sie mir flüssige Luft! Die Röhre muß kalt bleiben . . .«

Dr. Bruck drehte ein Ventil weiter auf; in stärkerem Strom floß die flüssige Luft durch die Antikathode der Röhre. Eine kurze Weile blieb er vor der Schaltwand stehen und beobachtete das Spiel anderer Instrumente, wandte sich dann wieder zu dem andern:

»Die Kältemaschine kommt nicht mit, Eisenlohr. In zehn Minuten wird unser Vorrat an flüssiger Luft verbraucht sein . . .«

»In zehn Minuten kann man viel tun, Bruck.« Gemessen kamen die Worte von Eisenlohrs Lippen. Dr. Bruck blickte auf und erschrak. Wieder war der Spannungszeiger gestiegen. Millionen von Volt arbeiteten jetzt in der Röhre. Fast mit Lichtgeschwindigkeit mußten die von der Riesenspannung beschleunigten Elektronen auf die Antikathode schlagen. Ganz unvorstellbar klein mußte die Wellenlänge der Strahlung sein, die von ihr ausging.

Eisenlohr beugte sich über die Apparatur und beobachtete gespannt die Metallscheibe, die dieser wunderbaren Strahlung ausgesetzt war. Er sah, wie ihr Stoff sich an der getroffenen Stelle verfärbte, veränderte, und richtete sich wieder auf.

»Wir haben es erreicht, Bruck!« Nur ein leises Beben seiner Stimme verriet die ungeheure Erregung, die ihn gepackt hatte. »Es ist, wie es sein muß, Bruck. Zwei Quadrillionen Schwingungen in der Sekunde. Der Strahl zernagt die Atomkerne. Kein Zweifel mehr . . . wir haben . . .«

»Die flüssige Luft geht zu Ende, Eisenlohr!«

»Abstellen, Bruck!«

Dr. Bruck kurbelte den Spannungsregler zurück. Ein Seufzer der Erleichterung kam von seinen Lippen, als der Spannungsmesser wieder auf Null stand.

»Bei Gott, Eisenlohr! Das ging hart auf hart. Wenn die Röhre brach . . . wenn die entfesselte Spannung –«

»Wenn und wenn – und noch mal wenn, mein lieber Bruck. Die Röhre ist nicht gebrochen. Ein zweites Mal werde ich sie der Überspannung nicht aussetzen, Holthoff bringt uns neue, stärkere Röhren mit.«

»Ja, wo bleibt eigentlich Holthoff?« fragte Dr. Bruck. »Ich denke, er sollte schon heute abend zurück sein.«

»Es wird eine Verzögerung gegeben haben. Damit muß man bei der Lieferung von solchen Spezialgeräten immer rechnen. Wenn er die neuen Röhren gestern abend bekommen hat und die Nacht durchfährt, kann er morgen früh hier sein.«

Während Eisenlohr sprach, nahm er die Metallscheibe, die zuletzt der Wirkung des Strahls ausgesetzt gewesen war, aus dem Blendenring heraus und ging damit zu einem Experimentiertisch. Das Licht einer Starklampe flammte auf. Durch Sammellinsen konzentriert, beleuchtete es in schrägem Winkel die Metallscheibe, während Eisenlohr sich mit einer Lupe darüber beugte und die getroffene Stelle untersuchte.

»Was haben Sie gefunden, Eisenlohr?«

»Das gleiche, was wir schon oft gefunden haben, Bruck. Die Ultrastrahlung greift die Bleiatome an. Das wissen wir ja. Hier, prüfen Sie selbst.« Eisenlohr drückte ihm die Lupe in die Hand. »Die Farbe ist verdächtig. Die Kristallbildung ist typisch für das Element Au. Die Ultraschwingung muß Protonen aus dem Bleikern gerissen haben.«

Dr. Bruck warf sich in seinen Stuhl zurück und schlug die Hände vor die Stirn.

»Gold aus Blei, Eisenlohr!? Sie haben's zu finden erwartet? Es ist kein Zufallstreffer?«

»Wir können den Versuch morgen mit den neuen Röhren wiederholen, wenn Ihnen soviel daran liegt, Bruck.«

»Ja! Gleich morgen wollen wir das tun, Eisenlohr.«

Dr. Bruck ging an ein Regal, griff sich Flaschen und Porzellanschalen heraus und machte sich daran, die eben bestrahlte Bleiplatte chemisch zu untersuchen. In seine Arbeit versenkt, hörte er kaum die Worte, die Eisenlohr leise vor sich hin sprach:

»Schon mancher suchte Gold und fand nur Katzengold.«

*

Auf dem schmalen Plateau vor dem Burgkeller hatte sich das Bild inzwischen ein wenig verändert. Reinhard brauchte die Schultern seines Gefährten nicht länger in Anspruch zu nehmen. Ein Stück Tannenstamm, schräg gegen die Felswand gelehnt, gab ihm einen einigermaßen sicheren Standpunkt, so daß er beide Hände für seine Arbeit frei hatte.

Ein verhältnismäßig schwaches Eisengitter konnte dem Hebeldruck einer Stahlstange, die er geschickt ansetzte, nicht lange widerstehen. Seine Stäbe verbogen sich und lockerten sich dabei in dem Basaltgestein. Noch ein kräftiger Ruck, und er hielt es in den Händen.

»Viel wert ist das Ding nicht«, sagte er und warf das Gitter zu Boden. »Jetzt noch das Fenster, dann werden wir's haben.«

Unter dem kurzen Stoß seines Ellbogens klirrte eine Scheibe. Er konnte hindurchgreifen und den Fensterriegel öffnen.

»Kommen Sie gut weiter, Herr Reinhard?« fragte Walke.

»Merkwürdiges Fenster«, brummte Reinhard vor sich hin, »läßt sich zu beiden Seiten in die Felswand 'reinschieben. Aha! Da kommt ja noch was. Reichen Sie mir mal die Beißzange 'rauf!«

Walke tat, wie ihm geheißen.

»Donnerwetter!« fluchte Reinhard, während er die Zange in seiner Hand arbeiten ließ.

»Was haben Sie?« fragte sein Gefährte.

»Ein Kabelgitter, Walke. Faule Geschichte. Vielleicht eine Alarmanlage, die uns verrät, bevor wir noch drin sind. Ich muß den Kram so beiseite drücken. Zerschneiden darf ich die Leitung nicht. Uff! Jetzt ist's geschafft. Das hat warm gemacht.«

Der Weg in den Keller lag offen; gleich danach standen beide darin. Noch einmal mußte die beschädigte Laterne ihr kümmerliches Licht hergeben, bis Reinhard auf einem der Tische eine Batterielampe entdeckte und sie in Gebrauch nahm.

»So, nun wollen wir uns mal ein bißchen umsehen!« Er ließ den Strahl der neuen Lichtquelle durch den Raum spielen. »Wollen mal die Maschinen da näher begucken.« Er ging auf die Stanze zu, an der Eisenlohr und Bruck gearbeitet hatten, und beleuchtete sie von allen Seiten.

Walke griff nach dem Blech, aus dem die beiden Doktoren die Plättchen ausgestanzt hatten.

»Ist ziemlich schwer«, meinte er, während er es Reinhard hinhielt. Der faßte in die Aktentasche und zog eine Blechschere heraus. Mit kräftigen Schnitten trennte er ein Stück mit ein paar Stanzlöchern von dem Blech ab. Danach noch einmal ein Griff in die Tasche, und er hatte eine Schublehre in der Hand, mit der er die Blechstärke und die Größe der Stanzlöcher zu messen begann. Walke sah ihn fragend an. Reinhard pfiff durch die Zähne.

»Nicht uninteressant, Walke! Das wollen wir mal auf jeden Fall mitnehmen.«

Er schob die Blechprobe in die Aktentasche und kehrte mit Walke zu den Maschinen zurück. Am Ende der Wand stießen sie auf eine eiserne Tür. Reinhard drückte auf die Klinke. Die Tür war unverschlossen; sie traten in einen zweiten Raum, der noch größer war als der erste.

»Alle Wetter! Die Leute sind vornehm eingerichtet.«

Unwillkürlich war Walke der Ausruf beim Anblick des Maschinenparks entfahren, der sich hier seinen Augen darbot. Da standen Werkzeugmaschinen mannigfacher Art und Größe, von der kleinsten Fräsbank, die für Uhrmacherarbeiten bestimmt zu sein schien, bis zur großen Hobel- und Stoßmaschine. Vor einer schweren hydraulischen Presse blieb Reinhard stehen und hielt die Lampe in die Höhe. Ihr Schein fiel auf die mächtige Traverse der Presse. »Tausend Tonnen Maximaldruck« stand in roten Antiqualettern darauf.

Ein kurzer Blickwechsel zwischen den beiden. »Das könnte es sein«, sagte Walke.

Reinhard nickte. »Ist wahrscheinlich, Walke, der Druck dürfte langen. Wo mag das andere sein? . . . Hm . . . da vielleicht . . .« Er ging auf einen Wandschrank neben der Presse zu. Der Schrank war verschlossen. Reinhard griff in die Tasche, holte einen schlüsselähnlichen Gegenstand hervor und begann damit an dem Schloß zu probieren. Öfter als einmal zog er das Instrument wieder heraus, stellte und veränderte daran und versuchte seine Kunst dann von neuem. Beim fünften Male klappte es; das Schloß sprang auf. Der Inhalt des Schrankes lag vor ihren Blicken. Mehr als hundert Stahlstempel und Matrizen standen sorgfältig geordnet und numeriert in den Schrankfächern. Reinhard nahm eins der Stücke nach dem anderen heraus, betrachtete es und stellte es wieder zurück.

»Das ist es nicht, Walke«, meinte er, als er den Schrank wieder verschloß. »Wenn wir nichts anderes finden, ist unsere Bemühung umsonst.«

»Da hinten vielleicht, Herr Reinhard«, sagte Walke und deutete auf die andere Schmalwand des Raumes.

»Wir wollen sehen, Walke.« Reinhard ging dorthin, sein Gefährte folgte ihm. Wieder standen sie vor einem gewaltigen Maschinenaggregat, doch diesmal war es keine Werkzeug-, sondern eine Arbeitsmaschine, eine Maschine, die in Betrieb war. Ein großer Elektromotor trieb die Kolben einer mehrzylindrigen schweren Pumpe hin und her. Manometer zeigten Drücke bis zu zweihundert Atmosphären an. Thermometer wiesen auf unwahrscheinliche Temperaturen.

»Was ist das, Herr Reinhard?« fragte Walke, der sich in diesem verwickelten Getriebe nicht auskannte.

»Nichts, was uns interessiert, Walke. Eine Kältemaschine. Wir müssen –« Er brach jäh ab. Ein leichtes Dröhnen war an sein Ohr gedrungen.

»Was war das, Walke?« Noch während Reinhard es sagte, ließ er die Lampe in seiner Hand erlöschen. Schweigend und lauschend standen sie im Dunkeln. Nichts anderes war mehr zu hören als das leichte Ventilspiel der Kältemaschine.

»Es kam aus dem andern Raum, in dem wir zuerst waren«, flüsterte Walke.

»Zurück!« raunte Reinhard ihm zu. Vorsichtig tappten sie im Dunkeln nach der eisernen Tür hin, durch die sie in den zweiten Raum gekommen waren.

*


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