Ferdinand Emmerich
Quer durch Hawaii
Ferdinand Emmerich

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Neuntes Kapitel.

Aber noch war das Maß unserer Leiden nicht voll, wir befanden uns in der Nähe von Inseln, auf denen kaum ein Weißer angesiedelt war, und vor einem Festlande, dessen Küste wegen seiner indianischen Eingeborenen in dem denkbar schlechtesten Rufe stand. Auf der Nordspitze der Vancouver-Insel verzeichneten die Karten zwar einen Feuerturm, der aber nicht in Tätigkeit war, denn als wir uns ihm in der zweiten Nacht näherten, brannte sein Licht nicht. In dieser vorgerückten Jahreszeit schien man keine Schiffe in dieser Gegend zu erwarten.

Vor diesem Kap trieben wir bei eingeschlafenem Winde langsam hin und her. Bald faßte uns die Strömung, die in den Sund setzte, bald trug uns eine Gegenströmung wieder hinaus.

Wassermangel zwang uns endlich, die Küste anzulaufen. Da wir kein Boot mehr hatten, mußten wir so dicht wie möglich an das Land heransteuern, so daß man die Wasserfässer auf einem Floße an die Küste flößen konnte. Während wir mit der Zusammensetzung des Floßes auf Deck beschäftigt waren, brach die Nacht herein. Gleichzeitig loderten unweit von uns am Lande Feuer auf. Wir unterschieden eine Gruppe von Menschen, die sich geschäftig auf und ab bewegten. – Indianer!

Unter unserer Mannschaft befand sich ein Matrose, der an diesen Küsten schon gefahren hatte. Er war vor mehreren Jahren auf einem staatlichen Vermessungsdampfer als Soldat angeheuert und wußte eine ganze Menge unangenehmer Dinge über diese Bewohner der Kaskadengebirge zu berichten. Auf seine Veranlassung ließ auch unser Kapitän die Anker lichten, um während der Nacht vor etwaigen Überfällen sicher zu sein.

Mitten in den Gesang der Matrosen beim Ankeraufholen platzte unvermutet ein Besucher. Ein Indianer, fast unbekleidet, mit vielen Tätowierungen auf dem Körper, tauchte auf der Reling auf, ließ sekundenlang seinen Blick über die Bemannung und das Deck schweifen und fragte in gebrochenem Englisch nach dem Kapitän.

Während er auf diesen wartete, konnte ich mir den Mann genauer ansehen. Er gehörte, wie die Bewohner dieser Küste alle, zu der Gruppe der Athapasken. Er selbst bezeichnete sich später als zum Stamme der Nutka-Indianer gehörig. Von großer, kraftstrotzender Gestalt, mit kühnblitzendem Auge, dem sichtlich jegliche Furcht unbekannt war, stand er auf Deck wie aus Erz gegossen. Ein Vergleich, dem durch die tiefbraune Hautfarbe erhöhte Wahrscheinlichkeit gegeben wurde. Als der Kapitän erschien, trat er diesem einen Schritt entgegen und fragte in seinem kargen Sprachschatze, in einem Tone, der den Gebietenden durchklingen ließ:

»Was will das Schiff hier?«

Erstaunt maß Kapitän Stevenson den Indianer, bevor er antwortete:

»Ich will Wasser holen!«

»Warum sendest du keine Männer zu meinem Stamme, der dir Wasser geben wird.«

In dem Kapitän begann es zu gären.

»Weil ich das Wasser durch meine eigenen Leute holen lasse.«

»Du darfst mein Gebiet nicht betreten ohne meine Erlaubnis!«

»Oho! Freund! Nur nicht so hitzig!« rief jetzt Kapitän Stevenson. »Das Land da drüben ist eine englische Kronkolonie, und ich bin Engländer!«

Jetzt schien die Gestalt des Indianers zu wachsen. Er antwortete scharf:

»Und von wem hat dein König mein Gebiet gekauft? Hat er es erobert? Nein! Denn sonst wärest du, weißer Mann, nicht hier, und ich, der Häuptling der Nutkastämme, käme nicht auf dein Schiff. Das Land ist mein, und wer hier landen will, muß mich zuvor fragen!«

Kapitän Stevenson stand, im Begriff, eine derbe Antwort zu geben. Ich legte mich aber ins Mittel und bat ihn, den Streit nicht auf die Spitze zu treiben. Der Indianer gefiel mir. Ich hätte gern Näheres über ihn und seinen Stamm erfahren und nahm daher meinerseits die Unterhaltung auf. Ich sagte, indem ich auf unser zerstörtes Deck deutete:

»Der Häuptling sieht, daß der Sturm unser Schiff an die Küste geworfen hat. Wir haben kein Trinkwasser mehr. Wir können auch fremde Hilfe nicht bezahlen. Darum sollen unsere Leute das Wasser selbst holen. Aber die Nacht ist hereingebrochen, und wir müssen in offenes Wasser. Will der Häuptling jetzt wieder zu seinem Stamm zurückkehren, denn das Schiff beginnt zu treiben?«

Er hörte aufmerksam auf meine ruhig vorgebrachten Worte, dann zog er sich langsam an die Reling zurück:

»Wenn der junge Weiße mit den Männern kommt, wird er Wasser finden. Wann kommt der junge Weiße?«

Ich befragte mit einem Blick den Kapitän:

»Wenn die Sonne wieder aufgeht,« antworte ich. –

Als der Indianer wie eine Katze von den Püttings ins Wasser fiel, rief ich ihm noch die Frage nach, ob weiße Männer an der Küste wohnten. Er verneinte das. Dann verschwand er in der Dunkelheit.

Kapitän Stevenson, als echter Engländer, konnte seinen Grimm über die Art, wie ihn der Indianer behandelt hatte, nicht beherrschen. Er fluchte und wetterte und schwur hoch und teuer, er würde es dem »Wilden« eintränken, wenn er heimkäme.

Einstweilen waren wir aber so ziemlich in der Gewalt der Wilden. Sollte es diesen einfallen, in der Nacht, oder selbst bei Tage, unser Schiff feindlich anzugreifen, so konnten wir ihnen, bei unserer schwachen Mannschaft, und fast waffenlos, nicht lange Widerstand leisten. Auf Hilfe war nicht zu rechnen, denn um diese Jahreszeit kommen Segler nicht in den Sund, und die Dampfer, falls sie noch verkehren, gehen an der Westküste vorüber.

Das alles hielt ich dem Kapitän vor, während er eifrig die Karte studierte. Hier aber sah es trostlos aus. Die nächsten von Weißen bewohnten Orte waren in der Nähe der Mündung des Fraser River verzeichnet, und bis dahin war es noch weit. Die Ostküste der Vancouver-Insel sah nach der Karte auch nicht viel verheißungsvoller aus. Bei der herrschenden schwachen Brise und der Strömung, die an das Festland preßte, blieb uns jedenfalls keine andere Wahl, als die Gastfreundschaft dieses Stammes in Anspruch zu nehmen.

Übellaunig stampfte der Kapitän bis Mitternacht auf dem Deck herum. Nach dem Verluste seines ersten Steuermannes und des Zimmermannes ging er mit dem zweiten Offizier abwechselnd die Wache. In dieser Nacht erbot ich mich, ihn abzulösen, denn der Zweite hatte den schweren Sturz in der Unglücksnacht noch nicht überwunden und fieberte.

Als ich zur Wache an Deck kam, lag die Brigg etwa acht Seemeilen vom Lande ab unter allen Segeln, die wir setzen konnten. Es waren herzlich wenige. Wir machten nur geringen Fortgang, und unser ganzes Bestreben war daraufgerichtet, der Strömung aus dem Wege zu gehen, die nach der Küste zu stand.

Die Feuer am Lande hatten sich vervielfältigt. Überall, wo die Berge einen Raum frei ließen, loderte ein heller Brand. Mit dem Fernglase unterschied man auch zahlreiche Männer.

Myers trat an mich heran und tadelte die Handlungsweise des Alten:

»Warum regt er sich auf über das, was das Braunfell schwätzt? Wie mancher weiße Mann bildet sich ein, Herr zu sein und ist Knecht. Wir brauchen die Indianer augenblicklich, und darum müssen wir ihnen freundlich gegenübertreten. Ich bin auch Engländer, sogar Kanadier, aber mich geniert das Geschwätz nicht im geringsten.«

»Wenn wir nicht zu weit entfernt sind, möchte ich morgen mit an Land gehen,« erwiderte ich. »Wasser brauchen wir dringend, und fast wünschte ich, wir wären gezwungen, es von dem Häuptling zu holen. Der Kerl hat mir gefallen. Ich glaube nicht, daß der ein gegebenes Wort bricht.«

Jetzt näherte sich auch der Matrose, der den Sund mit vermessen hatte. Auf meine letzten Worte antwortend, sagte er:

»Wir haben damals schlimme Erfahrungen mit den Indianern gemacht. Weiter oben im Sund verloren wir zwei Mann. Sie gingen an Land, um zu jagen, und – kamen nie wieder. Zwei weitere Kameraden sollten auf einem Berge ein Gestell für unsere Messungen errichten und blieben ebenfalls verschollen. Dann kam ein kleiner Aviso, der Nachforschungen anstellen sollte. Seine Streifpatrouillen fanden die ganze Gegend verlassen. Als eine davon, im Vertrauen auf die Abwesenheit jeglicher Bewohner, nachts in einer Schlucht lagerte, fiel sie den Keulen der Indianer zum Opfer – keiner konnte erzählen, wie der Überfall stattfand. Das alles geschah unter dem Häuptling, der gestern abend hier an Bord war. Ich erkenne ihn wieder. Wer den Mann einmal gesehen hat, vergißt ihn so leicht nicht.«

»Dennoch traue ich ihm keine Falschheit zu,« beharrte ich. »Der Mann ist viel zu sehr ›Herrscher‹, er fühlt sich im Bewußtsein seiner Macht und wird uns nicht überfallen, wenn wir im Vertrauen auf sein Wort zu ihm kommen.«

Meine Rede wurde unterbrochen, wir begannen langsam gegen die Küste zu treiben und mußten daher über Stag gehen.

Um vier Uhr kam Kapitän Stevenson wieder an Deck. Er hatte seinen Grimm verschlafen und versicherte, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Dennoch geriet er mit einigen Indianern aneinander. Ich wurde durch lautes Rufen jäh aus dem Schlafe gerissen. Der Kapitän stand vor meinem Bett und kramte in den darunter befindlichen Schubladen.

»Was ist denn oben los, Kapitän,« fragte ich schlaftrunken.

»Meinen Revolver!« keuchte er. »Wo ist mein Revolver?« Mit einem Satze stand ich neben ihm.

»Kapitän, bleiben Sie ruhig. Was wollen Sie mit dem Revolver. Was ist geschehen?«

Er schüttelte mich ab und knirschte: »Die roten Hunde, das sollen sie büßen! Wartet nur.« »Aber ich bitte Sie, Kapitän, was ist denn vorgefallen? So reden Sie doch!« »Die Rotfelle sind zu sechs an Deck gekommen. Ich jagte sie herunter, aber sie gehen nicht. Das sollen sie büßen. Hier an Bord bin ich der Herr. Hier hat nicht einmal der König von England etwas zu sagen. Und die hündischen Rotfelle wollen mir trotzen ...«

So sprudelten die Worte über die Lippen des erregten Mannes wie ein Wasserstrahl. Ich mußte Gewalt anwenden, um ihn dazu zu bringen, daß er mir nur Rede und Antwort stand. Dann kam auch der zweite Offizier herunter und half mir bei meinen Beruhigungsversuchen.

Endlich gelang es uns, den Rasenden zur Vernunft zu bringen. Ich ging nach oben, um die Indianer zu verhören. Ich fand sie mitten zwischen den Matrosen, die sich alle Mühe gaben, eine Unterhaltung zustande zu bringen. Als ich hinzutrat, lächelten die braunen Gäste zutraulich und bald merkte ich, daß sie von unserer Sprache keine Ahnung hatten. Der Kapitän ließ sich von seinem Nationaldünkel zu einem Vorgehen verleiten, das äußerst schlimme Folgen für uns haben konnte.

Mit hastigen Schritten eilte ich zur Kajüte zurück. Ich traf Kapitän Stevenson auf der Treppe. Eine Ausbuchtung in seiner Jacke zeigte mir, daß dort eine Waffe verborgen war.

»Kommen Sie noch mal mit hinunter, Kapitän. Ich will Ihnen eine wichtige Mitteilung machen,« sagte ich, ihn in die Kajüte zurückdrängend, wo ich ihn auf die Bank drückte. »Die Indianer verstehen kein Wort Englisch. Sie wissen gar nicht, was Sie von ihnen verlangten. Deshalb gingen sie auch nicht von Bord. – Lassen Sie die Menschen ruhig gewähren. Sobald sie merken, daß ihre Berge in der Ferne verschwinden, gehen sie von selbst wieder an Land.«

»Ich will aber das Gesindel nicht an Bord haben,« rief er jetzt mit der Miene eines trotzigen Kindes. »Hören Sie – ich will nicht!«

Ich zuckte die Achseln über solche Halsstarrigkeit, lenkte aber ein: »Kapitän, nehmen Sie Vernunft an. Wir haben kein Wasser mehr an Bord, vergessen Sie das nicht! Wenn wir uns die Indianer zu Feinden machen, müssen wir elend verdursten, denn wir kommen aus dieser verwünschten Strömung nicht heraus. Bedenken Sie doch unsere Lage.«

»Wenn ich nur nicht in diesen verd– Sund eingelaufen wäre! Wir hätten längst einen Schlepper, wenn wir westlich um die Insel gegangen wären!«

»Darüber zu reden, hat jetzt keinen Zweck. Wir sitzen nun einmal in der Zwickmühle und dürfen froh sein, daß uns die Indianer nicht gleich zu Hunderten auf das Schiff kommen. Es wäre ihnen eine Kleinigkeit, uns die Schädel einzuschlagen....«

»Sie sollen es wagen!« fuhr er auf. »Unsere Kriegsschiffe werden dann blutige Vergeltung üben ....«

»Wenn Ihnen das eine Beruhigung ist! Ich für meinen Teil behalte lieber meinen gesunden Schädel und bemühe die Marine nicht. Dadurch werde ich nicht wieder lebendig. Lassen Sie also die Menschen ruhig hier. Sie sehen auch gerne einmal ein Schiff.«

Brummend gab er endlich nach. Ich ging wieder auf Deck und sah eben noch, wie die Männer sich lachend in die See stürzten und zu ihren Einbäumen schwammen, die ziemlich entfernt trieben.

»Wo sind wir eigentlich, Myers?« fragte ich den Bootsmann. «Die Küste kommt mir so unbekannt vor.«

»Der Strom hat uns wieder, wenn kein Wind kommt, hat er uns in ein paar Stunden zum dritten Male dem Häuptling vor die Türe gesetzt.«

Und so geschah es auch. Es wurde aber wieder Abend, bis uns die Drift auf das Vorgebirge setzte, aus dessen Tal das Flüßchen kam, und wo der stolze Häuptling uns heute früh erwartet haben mußte. Wieder brachten wir den Anker aus. Ob wir wollten oder nicht, vor Einsetzen der nächtlichen Landbrise kamen wir hier nicht fort. Jetzt wehte kein Lüftchen.

Der Kapitän schritt auf dem Deck umher, wie ein bissiger Kettenhund. Er sah ganz so aus, als ob er dem Häuptling an die Kehle fahren würde, wenn dieser das Deck wieder betreten sollte. Um ihn auf den Besuch vorzubereiten, fing ich an von den Sitten und Gebräuchen der Indianer im allgemeinen zu erzählen und ließ dabei einfließen, daß ich gern das Lager der Rothäute besuchen möchte. Ich sagte auch, daß der Häuptling bereits mein Versprechen habe. Daran knüpfte ich den Wunsch, daß er heute noch an Bord kommen möge und mich mit sich nähme.

Während dieser ganzen Rede hingen die Augen des Kapitäns unverwandt an der nahen Küste, auf der jedoch kein Lebewesen zu erblicken war. Er sah, wie die Matrosen die leeren Wasserfässer an die Reling rollten und den Ladebaum über dem Maststumpf anbrachten, an dem die gefüllten Fässer wieder an Deck geholt werden sollten. Unter Willis Kommando wurde dann das Floß aufgehoben, um über Bord gesetzt zu werden.

In diesem Augenblick erschien ein brauner Kopf vorn auf der Back. Ein zweiter folgte. Dann schwangen sich gleichzeitig zwei braune Körper auf das Schiff, die eine Last hinter sich herzogen – Wasser – einen gefüllten Wasserkrug!

Mit einem freundlichen Lächeln boten sie die Gabe dar, und ein Freudenglanz flog über ihre Züge als sie sahen, mit welcher Gier Becher um Becher in den verdorrten Kehlen verschwand.

Kapitän Stevenson hatte erst zornig, dann verblüfft auf die Indianer geschaut. Als er jetzt aber bemerkte, wie groß der Durst der Mannschaft gewesen und wie hoch das Geschenk der »Wilden« anzuschlagen war, da zog doch so etwas wie Scham in seine Seele. Er trank den ihm gereichten Becher aus und sagte dann, mit einem verunglückten Lächeln:

»Gebt den Leuten Tabak!«

Der Koch kam mit einigen Tafeln gepreßtem Tabak gerade aus der Kajüte. Ich winkte ihn heran und übermittelte ihm den Befehl des Kapitäns. Er sah mich ganz ungläubig an, denn eine derartige Freigiebigkeit hatte der Koch von seiten seines Brotherrn noch nie erlebt. Lächelnd nahm ich ihm die Tafeln aus der Hand und bot sie den Indianern, deren Augen einen frohen Ausdruck annahmen, als sie die so sehr begehrte Gabe erblickten. Dennoch zögerten sie, das Geschenk entgegenzunehmen. Nach langem Zureden ließen sie sich schließlich eine Tafel aufdrängen.

»Kommt der große Häuptling noch auf das Schiff?« fragte ich den einen der Indianer, der etwas englisch sprach.

Verneinend wiegte er den Kopf:

»Der große Häuptling erwartet einen jungen weißen Mann. Dieser hat versprochen das Lager zu besuchen. Wo ist der Mann, daß wir ihn zum Lager führen?«

»Der Mann bin ich!« gab ich etwas zögernd zur Antwort.

»Und warum ist der weiße Mann noch nicht zum Lager des Häuptlings gegangen?«

»Weil unser Schiff in der Nacht davontrieb. Wir konnten eben erst an diesen Strand zurückkehren.«

»Wird der weiße Mann jetzt mit uns gehen?«

Ich warf einen raschen Blick auf die Sonne, die hinter der Vancouver-Insel verschwand, und befragte meine Kameraden mit den Augen. Überall stieß ich auf ein warnendes Nein!

Der Indianer bemerkte meine Unschlüssigkeit und fragte:

»Warum antwortet der weiße Mann nicht?«

»Weil ich erst den Herrn des Schiffes fragen muß, ob er so lange hier liegen bleibt. Die Sicherheit unseres schwimmenden Hauses hängt vom Wetter ab. Ferner muß ich erst einige Geschenke für deinen Häuptling zusammenstellen...«

»So tue das – ich warte!« war die schlichte Antwort.

Ich bat nun den Kapitän, mit mir unter Deck zu gehen, um mich mit ihm zu besprechen. Bevor noch die Türe sich hinter ihm schloß, polterte er schon heraus:

»Wollen Sie denn wirklich unter die roten Hunde gehen? Und noch dazu bei Nacht? Herr – das ist Selbstmord. Das darf ich nicht zugeben.«

»Ich glaube nicht, daß ich irgend etwas zu fürchten habe, Kapitän. Der Mann hat mich eingeladen, und er wird die Gesetze der Gastfreundschaft heilig halten. Im übrigen werden Sie mir doch die Leute mitgeben, die Sie zum Wasserholen bestimmen?«

»Den Kuckuck werde ich tun!« rief er aufgeregt. »Ich werde doch meine Mannschaft den Halsabschneidern nicht ausliefern. Das wäre ja noch schöner!«

»Wir brauchen aber doch Wasser – und zwar sofort. Lassen Sie uns also gehen, solange es noch dämmert.«

Während des Gespräches ordnete ich die wenigen Sachen, die ich für den Häuptling bestimmte, steckte den Revolver ein und bat dann den Kapitän um einige Raketen:

»Sollte ich aus irgendeinem Grunde Hilfe brauchen, dann brenne ich ein Blaufeuer ab!« sagte ich entschuldigend.

»Wenn man Ihnen dazu noch Zeit läßt,« meinte er hämisch.

Der zweite Offizier und Myers standen schon auf dem Floße neben drei Wasserträgern, als ich wieder auf Deck trat. Der Indianer hatte sich nicht von der Stelle gerührt.

Ich winkte ihm, mir auf das Floß zu folgen. Er lehnte jedoch lächelnd ab. Ehe ich noch, am Fallreep hinuntersteigend, den Fuß auf das Floß setzte, schoß bereits sein Einbaum an uns vorüber. Gleich darauf hallte der Wald von einem langgezogenen schrillen Ruf wieder, den die Indianer bei Betreten des Strandes ausstießen.

»Was bedeutet denn das?« fragte der Zweite, indem er dem Matrosen in den Arm fiel. »Galt das uns?«

»Eher den Wilden« gab ich zurück. »Man meldet unsere Ankunft, und ich zweifle nicht, daß wir bald eine größere Gesellschaft zu Besuch bekommen.«

So war es auch. Kaum legte sich das Floß auf den Sand, da trat der Häuptling mit ungefähr zwanzig Männern, alle unbewaffnet, aus den niedern Büschen und bot uns den Willkommensgruß.

»Der weiße Mann kommt spät, warum ging das Schiff von uns fort?"«

Ich erklärte ihm die Gründe, die er durch ein Neigen des Kopfes anerkannte.

»Der weiße Mann und seine Freunde werden uns zum Dorfe der Nutka begleiten und das Mahl mit uns teilen. Es sind auch Männer vom Stamme der Tlinkith angekommen, welche ebenfalls die Zunge der Weißen reden. – Nein, nein!« wehrte er ab, als die Matrosen sich anschickten die Fässer auf den Strand zu rollen. »Die weißen Männer sind Gäste der Nutka, das Wasser bringen meine Frauen auf das kleine Schiff. Wenn die Männer wiederkehren, finden sie Wasser und Speise.«

»Donnerwetter, der gefällt mir,« brummte Myers, »den möchte ich als Kapitän haben, ich tauschte ihn gleich gegen Stevenson ein.«

»Was sagt der starke Weiße!« fragte der Häuptling mißtrauisch.

»Er sagt, er möchte den großen Häuptling gern als Gebieter auf dem Schiffe haben,« übersetzte ich.

Geschmeichelt blickte er auf Myers. Dann sagte er:

»Der starke Mann ist willkommen. Er mag bei den Nutka bleiben und den jungen Leuten schwimmende Häuser bauen.«

Wir waren unterdessen dem Häuptling in den Wald gefolgt. Der zweite Steuermann ließ zur »Bewachung« der Fässer einen Matrosen zurück, dem er den Befehl gab, sofort das Schiff anzurufen, wenn etwas Besonderes vorfallen sollte. Noch vor unserm Marsche in den lichten Küstenwald sahen wir eine Anzahl Weiber dem Strande zulaufen, die bestimmt waren, unsern Leuten die Arbeit abzunehmen.

Bald umgab uns tiefe Finsternis. Hohe Bergwände bildeten einen Engpaß, der weder Mond noch Sternenlicht auf den Boden dringen ließ. Von Ferne drang Hundegebell an unser Ohr. Schnellen Schrittes folgten wir dem Häuptling, der mit einer Sicherheit dahinschritt, als ob er die Gabe hätte im Dunklen zu sehen, wir stolperten alle Augenblicke über Wurzeln und Steine.

Nach einer Viertelstunde etwa öffnete sich die Schlucht. Eine kleine Anhöhe mußte erstiegen werden, und dann erblickten wir vor uns zahlreiche Feuer, um die sich dunkle Gestalten bewegten. Näher kommend gewahrten wir eine ganze Anzahl runder, nach oben spitz zulaufender Hütten, die fast alle aus Tierfellen bestanden und mit den verschiedensten Figuren bemalt waren. Aus dem Innern der Hütten drang Rauch, der an der offenen Spitze seinen Ausgang fand.

Kaum hatten uns die Bewohner bemerkt, da kamen neben einer Anzahl großer Hunde fast sämtliche Kinder des Dorfes auf uns zu. Aus ihren erstaunten Ausrufen schlossen wir, daß weiße Männer sich nicht oft hierher verirrten. Um die im Freien angezündeten Feuer lagerten die fremden Indianer vom Stamme der Tlinkith, die sich merkwürdigerweise bei unserm Erscheinen sofort um ihre Feuer lagerten und uns keines Blickes würdigten.

Um so freundlicher nahmen uns die Leute des Häuptlings auf. Wir wurden überall mit gewinnendem Lächeln begrüßt und manch sehnsüchtiger Blick folgte meinem Rucksack, in dem sie schöne Dinge vermuteten.

Vor einem großen, rot angemalten Zelte machte der Häuptling halt. Er wartete ein wenig und stieß dann einen eigentümlichen Laut aus, der von drinnen beantwortet wurde. Hierauf schob er die Felle, die als Türvorhang dienten, zurück und hieß uns eintreten.

Vor uns saß ein Mann, den ich nach seinem Äußern für mindestens hundertjährig hielt. Das vor Runzeln kaum zu erkennende Auge blitzte aber in lebhaftem Feuer, und seine Stimme klang frisch, als er uns in gutem Englisch den Willkommensgruß bot. – Wir erwiderten seinen Gruß in herzlicher Weise, und ich bat ihn um die Erlaubnis, ihm eine Kleinigkeit als Geschenk anbieten zu dürfen. Gleichzeitig entschuldigte ich mich, daß unsere Gaben so ärmlich seien, was ich mit dem Schiffbruch begründete.

Der Alte nickte lächelnd und ließ den Blick wählend über die ausgebreiteten Dinge gleiten. Er nahm nur eine Rolle Rauchtabak, die er neben sich legte. Hierauf stieß er den vorigen Ruf aus, der fast unmittelbar den Häuptling und zwei Frauen in den Raum rief. Mit diesen sprach der Alte in seiner Sprache, und ich schloß aus seinen Gesten, daß er unsere Geschenke mit einigen Randbemerkungen versah.

Ich hatte während der Unterhaltung Muße, das Innere der Hütte genauer zu betrachten. Vor allen Dingen fielen mir eine große Menge getrockneter Skalpe auf, die in langen Reihen an den Wänden hingen, wenn die alle von dem alten Häuptling persönlich erbeutet waren, dann mußte er eine sehr große Zahl von Menschenleben auf dem Gewissen haben. Zwischen diesen menschlichen Schädelhäuten sah ich ferner Militärknöpfe, einige uralte Flinten, einen Frauenhut aus der Biedermeierzeit, ein kleines Sonnenschirmchen, wie man sie vor hundert Jahren in Europa trug, dann eine große Zahl von Gebrauchsgegenständen, die den Erschlagenen abgenommen sein mußten.

Mitten in dieser Betrachtung wurde ich durch die Anrede des großen Häuptlings gestört. Er lud uns ein, ihm zu folgen. Nachdem wir uns von dem Alten durch einen Händedruck verabschiedet hatten, durchschritten wir fast das ganze Dorf bis zu dessen entgegengesetztem Ende. Vor einer grellroten Hütte blieb der Häuptling stehen, wieder stieß er den schon erwähnten Ruf aus. Diesmal öffnete sich das Zelt von innen und eine Frau hieß uns eintreten.

In der Mitte des geräumigen Baues brannte ein Feuer, das mit wohlriechenden Hölzern genährt sein mußte, denn der Rauch verbreitete einen angenehmen Geruch. Auf dem Feuer kochte in einem Kessel eine dickflüssige Suppe, deren Herstellung von einem alten zahnlosen Weibe überwacht wurde. Das Weib schien keineswegs von unserm Besuche erbaut zu sein, denn manch giftiger Blick streifte uns, wenn sie den nichts weniger als reinen Holzlöffel in den Mund steckte, um den Brei zu versuchen.

Ich sprach der Gattin des Häuptlings mein Bedauern aus, daß es mir nicht möglich war, ihr ebenfalls Geschenke anzubieten. Der Häuptling übersetzte die Worte doch vielleicht nicht so, wie sie gesprochen waren, denn er holte eine platte gepreßten Tabak aus dem Gürtel und reichte sie der Gattin. Diese nahm das Geschenk mit froher Miene entgegen und – biß sofort ein großes Stück davon ab, zum stummen Entsetzen unserer Seeleute, die wahrscheinlich derartige Brocken nicht priemen konnten.

Der Häuptling, ebenso wie seine Frau, trugen jetzt recht kleidsame Gewänder. Ein Lederhemd, vorn weit offen, mit Fransen aus Menschenhaaren, trugen sie auf dem Oberkörper; an den Beinen ebensolche Beinkleider, die an den Seiten ebenfalls mit Fransen besetzt waren. Die letzteren bestanden bei der Frau aus seidenweichen Haaren eines Tieres. Menschenhaare dürfen nur Krieger tragen, und zwar Skalpe der getöteten Feinde. An den Füßen saßen buntgestickte Ledersandalen. Zum Schutze gegen die Kälte gehört zu der Kleidung noch eine bunte Wolldecke, die durch einen breiten Gürtel gehalten wird. Im Innern der Hütte legten die Indianer die Decke jedoch ab. Recht dekorativ wirkten kleine rot- und blaugefärbte Taschen, die um den Gürtel befestigt wurden. Der Zweck derselben wurde uns bald klar. Die Frau verwahrte ihren Kautabak und der Mann seine Pfeife dort.

Man lud uns zum Sitzen ein. Holzklötze und Büffelschädel vertraten die Stühle. Die Unterhaltung, die bei dem mangelhaften Englisch des Indianers nur schleppend geführt werden konnte, drehte sich um die großen »Wigwams« der Weißen (»Tibi« nannte er die Häuser). Ich konnte bei dieser Gelegenheit mit einer großen Überraschung aufwarten. Von Shanghai her besaß ich noch einige Blätter einer illustrierten Zeitschrift, in die man mir damals die Nägel eingepackt hatte. Da sich letztere unter meinen Geschenken befanden, fiel mir auch das Blatt in die Hände. Dieses breitete ich jetzt vor meinem Gastfreunde aus und erregte allgemeines Erstaunen mit den Abbildungen, die darin enthalten waren. Die Indianer freuten sich wie die Kinder, als wir ihnen die vielen, ihnen unbekannten Dinge, so gut das ging, erklärten.

Plötzlich hob sich der Zelteingang, und es erschienen sechs Männer, an der Feder im Haar als Häuptlinge kenntlich, sie schoben sich stumm in den Kreis zwischen uns und blickten angestrengt in den immer dicker werdenden Brei.

Nun entnahm der Häuptling seiner Tasche die Pfeife. Er stopfte sie mit einem dunklen Blättergemisch und legte eine glühende Kohle darauf. Dann sog er ein paar tiefe Züge ein und reichte mir die Pfeife. Ich folgte dem Beispiel und gab sie an meinen Nachbar Myers weiter. So ging die Pfeife im Kreise herum, bis sie leer war.

Damit waren wir als Freunde in den Stamm aufgenommen. Nun begann das Essen. Für uns war es höchste Zeit, denn der Hunger begann uns zu peinigen, von den Indianern zog jeder einen kurzstieligen Holzlöffel aus der Tasche. Da wir natürlich kein derartiges Instrument bei uns hatten, half die Dame des Hauses aus. Die uns aus einem umgekehrten Schädel herausgefischten Löffel starrten aber vor Schmutz oder festgetrockneten Speiseresten, und trotz unseres Hungers hätten wir am liebsten auf den Brei verzichtet. Darin hätten die Indianer jedoch eine tödliche Beleidigung erblickt, und so würgten wir denn einige Löffel voll der stark gewürzten Speise hinunter, was es war, weiß ich nicht. Es schmeckte nach Liebigs Fleischextrakt. Nachher fand ich neben der Hütte ein frisches Hundefell, vielleicht hatte man den zu Extrakt eingedickt.

Die Indianer aßen »wie die Wilden«. Sie schlangen den Brei mit einer wahren Gier hinunter, worüber niemand mehr erfreut war als wir. Kaum war der Kessel geleert, da erhoben sich sämtliche Männer und winkten uns, mit ihnen zu kommen. Wir wurden in eine andere Hütte geführt und hier machte ein anderer unserer »Tischgenossen« den Wirt, wir mußten wieder essen. Diesmal eine dünne Suppe, in der allerlei verdächtige Fleischstücke schwammen. Da hier in dieser Hütte noch weniger Licht herrschte – das Feuer dient auch zur Beleuchtung –, so aßen wir die Stücke, ohne uns viel um die Qualität zu kümmern, hinunter. Die Speise mundete uns, und wir nahmen jeder ein zweites Stück. Aber auch die Indianer fanden Geschmack daran, und sie verschlangen in unglaublich kurzer Zeit einen Kessel voll Fleisch, der an Bord für dreißig Mann hätte reichen müssen. – Die Kruste an unsern Löffeln ließen wir in der Brühe aufweichen und bemühten uns nachher, sie unter unsern Kleidern verstohlen zu reinigen. Aber die Fleischbrühe brauchten wir nicht zu essen.

Die Indianer wurden lebhafter. Man begann zu lachen. Jetzt erhob sich, eine anderer Häuptling und ließ uns die Einladung in seine Hütte verdolmetschen. – Da unser Hunger noch nicht gestillt war, nahmen wir die Aufforderung gern an. Diesmal gab es in der Asche gebratenes Fleisch. Da uns ein solcher Genuß lange nicht mehr geboten war, schnitten wir recht belangreiche Stücke heraus und zerrissen sie wie die wilden Tiere mit den Zähnen. Den Wilden fiel das nicht weiter auf, da sie es selbst so machten. Aber als der Steuermann sich zum zweiten Male ein kiloschweres Stück herausschnitt, legte ein Indianer lächelnd die Hand auf seinen Arm. Er lud uns ebenfalls zum Essen ein. Diesmal gab es Truthühner, die aber leider nicht ausgenommen worden waren, ehe man sie briet. Einen Flügel brachte ich aber dennoch herunter. Damit waren wir aber auch gründlich gesättigt.

Nicht so die Indianer, wir mußten noch dreimal zu Abend speisen. Fleisch und immer Fleisch! Zuletzt nahmen wir nur die Bissen in den Mund, um sie heimlich auszuspeien.

Die letztbesuchte Hütte lag am Rande eines schnellfließenden Baches. Gegenüber, auf dem freien Platze, brannten die Feuer der Tlinkith. Nun mußten diese besucht werden.

»Herr des Himmels, steh mir bei!« stöhnte der Segelmacher, als er sah, daß wir dort hinübergeführt wurden. »Ich bin an Bord als großer Esser gefürchtet, aber wenn ich noch einmal essen soll, platze ich!«

Unser gastfreundlicher Häuptling mußte die Worte gehört haben, denn er beugte sich zu seinen Gefährten und sprach einige Zeit mit ihnen. Dann lachten sie aus vollem Halse.

Auch Myers ächzte und stöhnte:

»Leute, ich gehe an Bord und hole den Kapitän. Hier kann er lernen, wieviel Nahrung ein Mann nötig hat. Wenn uns der in acht Tagen soviel zu zu essen gäbe wie dieser Wilde in vier Stunden, dann ginge ihm kein Mann mehr von Bord.«

Wir standen nun mitten in einem Kreise aus elf großen Feuern. An allen schmorte, kochte und briet es. Die Düfte, die hier zum Himmel loderten, waren gerade nicht dazu angetan, den Appetit zu reizen, viel weniger noch satte Magen zum Essen zu verleiten.

»Männer, ich hab's!« flüsterte ich, zu den Kameraden gewendet, »Seht nur die vielen Köter, die sollen es heute gut haben. Aber laßt euch um Gotteswillen nicht erwischen!«

Vier Männer vom Stamme der Tlinkith erhoben sich und traten zu unserer Gruppe. Sie unterschieden sich wesentlich von den Nutka, sowohl in Gesichtsbildung wie in der Kleidung, die aus rohgegerbten Häuten bestand. Einige der noch lagernden Männer trugen Eisbärfelle um den Körper geschlagen. Fast alle verstanden Englisch, drei der Häuptlinge auch Russisch.

Nachdem eine Reihe von Höflichkeitsphrasen ausgetauscht worden, hockten wir uns gemeinsam um ein Feuer. Die unvermeidliche Pfeife erschien wieder. Die Zeremonie von vorher wiederholte sich, nur in anderer Reihenfolge, so daß diesmal der letzte Zug mir vorbehalten blieb.

Die Freundschaft mit den Tlinkith war nun ebenfalls geschlossen, Sie mußte aber noch durch einen Schmaus gefeiert werden. Auf einen Ruf des Oberhäuptlings der Fremden wurde vom Kochplatze her eine braunschwarze, formlose Masse zu uns herangeschleift. – Sie war während der wenigen Augenblicke, die der Transport dauerte, aber derart von den zahllosen Hunden zerfleischt worden, daß die blutigen Fetzen nur so herunterhingen.

Wir sollten zuerst zulangen. Ich nahm mein Messer, vergrub es bis ans Heft in einen von Hunden verschonten Teil des Bratens und zirkelte mir ein großes Stück heraus. Froh, den eklen übrigen Teilen entgangen zu sein, wollte ich das Fleisch zum Munde führen. Doch ich hatte die Vorsicht dabei außer acht gelassen. Eben kaute ich an einem zähen Zipfel, als ein kalbsgroßer Hund von irgendwoher auftauchte, mich rücklings umwarf und blitzschnell mit dem Braten in der Dunkelheit verschwand. Das alles war so rasch gegangen, daß ich die Tat erst recht begriff, als das gutmütige Lachen der Wilden an mein Ohr klang. Nun beeilte sich jeder, mir von seinem Anteil einen Brocken zuzuwenden. Der eine zerfetzte seinen Bissen mit den Zähnen und warf mir das abgebissene Teil hinüber. Ein anderer zerriß mit den Fingern den Braten und ließ ihn mir durch sechs Hände weiterreichen. Wieder ein anderer trennte mit Messer und Zähnen einen Knochen aus dem Körper und warf ihn mir über das Feuer hinweg in den Schoß. Kurz – jeder suchte mich für den entgangenen Braten zu entschädigen.

Am tollsten gebärdeten sich dabei meine Schiffskameraden. Diese bemerkten kaum mein Mißgeschick, als sie sich fast über den Haufen rannten bei dem Bestreben, großmütig zu meinen Gunsten auf ihren Anteil zu verzichten. – Und nun war kein Hund mehr so mitleidig, mich von der achtfachen Portion zu befreien. Ich mußte essen. Aller Augen hingen an meinem Munde. Und ich aß! Erst zaghaft. Als ich aber herausbekam, was da gebraten vor uns gelegen hatte, wuchs der Appetit. Verwundert fragte Myers, woher ich denn so plötzlich zu dem Hunger gekommen sei.

»O, ihr Dummköpfe!« brummte ich. »Das ist ja Bärenfleisch. Ein junger Bär, von einer Zartheit ...«

Nun war die Reihe an den Seeleuten, sich zu ärgern. Jeder bettelte nun einen Bissen. Nur zum Versuche. Leider erlaubte aber die »Etikette« nicht, das einmal Gebotene zu verschmähen.

Noch dreimal gab es zu essen. Dann waren selbst die Wilden satt. Man begann nun ein heißes Getränk zu brauen. Das war aber der Augenblick, den ich gefürchtet hatte. War es ein berauschendes Getränk, dann konnten wir unter Umständen in eine gefährliche Lage geraten. Ich teilte das meinen Gefährten mit, die aber, bis auf den Steuermann, im Gegenteil nichts mehr herbeiwünschten, als einen ordentlichen »Grog«, einerlei aus welchem Stoff. Der Steuermann aber, der früher einmal mit Indianern zusammengetroffen war, drängte jetzt zur Rückkehr an Bord. Er teilte meine Befürchtungen und machte seinen Untergebenen auch den Standpunkt energisch klar.

Der große Häuptling war auf unsere Auseinandersetzung aufmerksam geworden. Er kam zu uns herüber und fragte – ob wir noch etwas zu essen wünschten.

Selbstverständlich dankten wir. Die Gelegenheit wollte ich mir indessen nicht entgehen lassen, um unsere Bitte um ein Geleit an den Strand anzubringen. Er hörte meine gewundene Erklärung ruhig an. Als ich geendet, fragte er:

»Ist es bei den weißen Männern Sitte, eine Festlichkeit zu verlassen, bevor sie zu Ende ist?«

»Wenn dringende Umstände es erfordern – ja!« gab ich zur Antwort.

»Bei den roten Männern ist das nicht so,« gab er zurück.

»Bedenke, großer Häuptling, daß unser Schiff fast keine Leute mehr hat, um es zu regieren, wenn es von der Strömung fortgetrieben wird. Und der Strom kommt in jeder Nacht von dem Meere herein. Das weißt du ja selbst. Wir müssen also zurück, um unser schwimmendes Haus zu retten. Nimm unsern Dank für deine freundliche Einladung und gedenke immer deiner weißen Freunde, wie diese immer an dieses frohe Fest denken werden.«

»Können die Männer auf dem Schiffe nicht auf euch warten, bis der junge Tag anbricht?« fragte er nun.

»Wird mein roter Bruder sein Haus retten, wenn es während eines Festes brennt, oder wird er erst das Fest feiern und dann erst nach seinem Hause schauen.

»Husch! Mein weißer Freund fragt klug, um seine Wünsche durchzusetzen. Aber die weißen Männer mögen noch bleiben und an dem Trinken teilnehmen. Nachher werden sie zu ihrem Schiffe zurückkehren. Kommt zum Feuer, die Frauen füllen bereits die Schalen.«

Wohl oder übel mußten wir zurück zum »Futterplatz«. Dort lagen noch die Knochen und die Fleischreste in der heißen Asche, wie sie von den Indianern weggeworfen wurden. Die hungrigen Hunde standen mit triefendem Maule und warteten auf das Erlöschen der Feuer, um sich über die Reste herzumachen. Das brachte mich auf einen Einfall. Ich raunte dem Steuermann ins Ohr, ich hätte einen Plan, er möge dicht an mich heranrücken.

»Stecken Sie soviel Knochen ein, als sie erreichen können. Sagen Sie das auch Myers und dem Segelmacher,« flüsterte ich hastig, denn eben nahte ein Mädchen mit dem Getränk.

»Donnerwetter, das schmeckt gut!« rief Myers, als er die Schale bis auf den Grund geleert hatte. »Aber wozu die Knochen?«

»Schreien Sie nicht so, Mann! Wir müssen unter allen Umständen jetzt an Bord zurück. Mit den Knochen halten wir uns die Köter vom Leibe.«

»Was? Jetzt an Bord? Wo es ein so gutes Bier gibt? – Nein, erst muß ich noch ein paar Krüge davon leeren, eher gehe ich hier nicht weg.«

Er sprang auf und lief hinter dem Mädchen her, das bereitwillig die ihm hingehaltene Schale füllte. Nun ging der Steuermann zu Myers, um ihm als Vorgesetzter die Rückkehr an Bord zu befehlen. Damit reizte er aber den Widerstand des Bootsmannes erst recht. Myers lachte nur und stieß seinen Vorgesetzten unsanft zur Seite.

»Unser Schiff ist wrack. Du hast mir gar nichts zu befehlen. Laß mich in Ruhe, ich will trinken – trinken!« Und wiederum leerte er eine bis zum Rand gefüllte Schale. Das ungewohnte Getränk begann seine Sinne zu umnebeln.

Nun versuchte ich es, den Mann zu beruhigen.

»Myers, seien Sie vernünftig,« sagte ich, indem ich ihn unter den Arm nahm und in der Dunkelheit zog. »Bedenken Sie, daß es unsern Kopf kosten kann, wenn die Wilden betrunken werden. Lassen Sie uns an Bord gehen. Dort habe ich Whisky genug für uns beide.«

»Nein, wir haben nichts zu fürchten,« beharrte er. »Der Häuptling hat uns eingeladen und er hält die Gastfreundschaft heilig. Seine Leute fügen uns kein Leid zu.«

»Aber für die Tlinkith hat er sich nicht verbürgt. Haben Sie noch nicht bemerkt, daß die Zahl der Männer immer geringer wird? Sehen Sie die feindseligen Blicke nicht, die man uns zuwirft, wenn sich die Wilden unbeobachtet glauben. – Jetzt schauen Sie nur dort hinüber, wo der Segelmacher steht. Sehen Sie, wie der Wilde dessen kurzes Haar betrachtet? Wissen Sie warum? Er überlegt, wie er den Skalp an seinem Beinkleid befestigen kann. Siehaben langes Haar, und darum werden Sie zuerst daran glauben müssen. – Kommen Sie, Mann, bevor es zu spät ist.«

Ich hatte unsere Lage, die ich selbst noch für keineswegs gefährlich hielt, stark übertrieben, aber ich erreichte damit meinen Zweck. Myers sagte zu. Wir nahmen nun auch den Steuermann beiseite und besprachen die Richtung, die wir einzuschlagen gedachten, um an die Küste zu gelangen. Jeder von uns sollte sich die Schale zum Schein noch einmal füllen lassen. Unauffällig wollten wir dann, dem Laufe des Flüßchens folgend, das Dorf verlassen und uns bei den letzten Hütten am Bache treffen.

Als ich dem Segelmacher den Plan mitteilte, ging er sofort darauf ein. Er selbst hatte schon beobachtet, daß nicht alle Wilden uns freundlich gesinnt waren, und drängte nun darauf, das Dorf so schnell als möglich zu verlassen.

Die Indianer fröhnten dem Trunke immer angelegentlicher. Es waren aber fast nur die Tlinkith, die sich berauschten. Die Nutka nippten kaum an den ihnen gereichten Bechern. Sie schienen noch die indianische Nüchternheit hochzuhalten, während die Küstenstämme dem europäischen Laster bereits zu erliegen drohten. Die meisten Wilden schliefen übrigens nach der reichlichen Mahlzeit.

Ohne bemerkt zu werden, gelangten wir zwischen die letzten Hütten. Hier fanden wir einen jungen Indianer, der als Wache aufgestellt sein mußte, denn er trat auf uns zu und hielt einen Stock quer vor uns über den Weg. Da wir uns nicht mit ihm verständigen konnten, reichte ich ihm eine Zigarre, die er grinsend annahm. Wir bogen dann um die nächste Hütte und gerieten dabei in den umzäunten Raum für die Pferde. Die armen Tiere bestanden nur aus Haut und Knochen, und ihre Augen warfen im Scheine der fernen Feuer eine matte, trübe Färbung zurück. – Der junge Wächter war uns bis hierher gefolgt. Da er uns wohl für nicht verdächtig hielt, setzte er sich auf einen Baum der Umzäunung und rauchte seine Zigarre, die ihm Myers mit Feuerstein und Schwamm anzündete. Wir schlenderten in dem Gehege weiter, immer dem Bache folgend, der die Weide durchquerte.

Als wir genügenden Zwischenraum zwischen uns und das Dorf gebracht hatten, kletterten wir über den Zaun und suchten vor allen Dingen zum Strande zu gelangen. Anfangs konnten wir noch einem festgetretenen Pfade folgen. Bei einem steinigen, mit hohen Felsen umrahmten lichten Platze verloren wir ihn aber und nun »steuerten« wir nach den Sternen. Der Kurs führte uns jedoch in eine wahre Wildnis. Dichte Wände von dornigen Pflanzen hemmte unser Fortkommen. Überall stellte sich uns ein Wall von Hindernissen in den Weg, dem wir anfangs mit unsern Messern zu Leibe gingen. Gar bald sahen wir aber das Vergebliche unserer Bemühungen ein. Hier kamen wir nicht durch.

Wir änderten die Richtung und versuchten südlich weiterzukommen. Nach vieler Mühe erreichten wir eine der zahlreichen Felsenpyramiden, die wir zu überklettern beschlossen. Das verursachte keine Schwierigkeiten. Als wir aber auf der andern Seite zu Boden sprangen, knurrten uns ein paar Hunde an, die uns den Weg zu verlegen beabsichtigten.

Myers schlug vor, sie zu erschießen. Während ich noch über den Vorschlag nachdachte, fiel mir ein, daß wir ja Knochen bei uns hatten. Ich opferte jedem der Tiere einen solchen. Anfangs wichen sie knurrend zurück. Als sie aber den Geruch der Leckerbissen spürten, fielen sie heißhungrig darüber her. Wir waren frei!

»Ich höre Brandung!« sagte da plötzlich der Steuermann. »Gott sei Dank, daß wir aus dem verwünschten Busch heraus sind.«

Nun unterschieden auch wir das dumpfe Brausen. Über die Richtung gingen unsere Ansichten aber auseinander.

»Wartet, ich entere auf den Baum, dann sage ich euch, wo die Küste ist,« sagte Myers, und wie eine Katze kletterte er in die Krone der Eiche. – Er kam schnell wieder herunter.

»Wir sind dicht hinter einem Dorfe,« sagte er. »Auf einem freien Platze brennt ein Feuer, an dem drei Wilde sitzen. – Da sind ja auch die Köter wieder.«

In der Tat tauchten die Hunde wieder bei uns auf. Sie waren aber keineswegs mehr bösartig. Eine weitere Knochenspende brachte sie sogar zu freudigem Schweifwedeln.

Um dem Zusammentreffen mit den Indianern aus dem Wege zu gehen, änderten wir nochmals die Richtung. Wir wanden uns durch die Steinmassen, die wild durcheinandergewürfelt sich allmählich zu Bergen auftürmten. Auf diesem Marsche, der wegen der herrschenden Finsternis nicht gerade glatt vor sich ging, begegnete uns weder Mensch noch Tier. Nur die Hunde verfolgten unsere Spur. Von Zeit zu Zeit fiel ein Knochen für sie ab, und diese Mildtätigkeit lohnten sie uns durch einen wertvollen Dienst.

Wir gelangten bei unserm planlosen Vordringen bald wieder in die Nähe der Küste. Wie zuletzt, so hinderte auch dieses Mal eine üppige Vegetation den Ausblick. Der Segelmacher glaubte zwar, wir befänden uns wieder genau auf demselben Fleck, den wir vor einer halben Stunde verlassen hatten, und durch einige Merkmale neigten auch wir dieser Ansicht zu. Wir mußten uns dann auch in der Nähe des Dorfes befinden. Natürlich legte uns dieser Umstand größte Sorgfalt in unsern Bewegungen auf.

Während wir noch überlegten, was jetzt zu tun sei, wurden die Hunde plötzlich unruhig. Sie knurrten leise und windeten gegen die Felsen. Einer derselben, ein fast kalbsgroßes Tier, kroch nach Art der Panther leise durch das Unterholz. Einige Minuten blieb er regungslos liegen. Dann sprang er mit wütendem Gebell vor und riß die beiden andern Hunde mit sich. An ihrem Laute merkten wir, daß sie eine Beute gepackt hatten.

Wir folgten ihnen in der Meinung, ein Raubtier unter ihren Fängen zu finden. Zu unserm Erstaunen lag aber ein indianischer Krieger auf dem Rücken am Boden und wehrte sich verzweifelt gegen die Angriffe der wütenden Hunde. Der Wilde trug eine ähnliche Bemalung, wie wir sie bei den Tlinkith gesehen hatten, nur statt des roten Scheitels einen dunkel gefärbten. In dem schwachen Lichte der eben aufsteigenden Mondsichel unterschieden wir die Farben nicht. Wohl aber erkannten wir, daß der Mann die drei Federn des Wilden auf dem Kriegspfade trug und neben dem Messer eine neue Winchesterbüchse mit sich führte.

Ohne ihm gegen die Hunde Beistand zu leisten, fragten wir ihn in englischer Sprache, zu welchem Stamme er gehöre. Anfangs antwortete er nicht. Nach einer Weile aber, wohl in der Annahme, daß wir ihn von seinen Wächtern befreien würden, wenn er sich zu erkennen gäbe, sagte er, er gehöre zu dem »mächtigen« Stamme der Algonkin.

»Was suchst du hier im Gebiete der Nutka, daß du bewaffnet und im Kriegsschmuck kommst, wohin willst du?«

»Ich bin am Ziele,« antwortete er ruhig.

»Also suchst du uns?« fragte ich.

»Befreie mich und du wirst sehen, daß die ›schwarze Schlange‹ sich nicht fürchtet, weder vor den Nutka noch vor den weißen Männern. Mit Hunden aber kämpft ein Algonkin nicht.«

Nun war guter Rat teuer. Der Indianer sagte nicht, daß er uns feindlich gegenübertreten wolle, er sagte aber auch nicht das Gegenteil. Was tun?

Die Frage beantwortete Myers:

»Wir entwaffnen den Kerl und nehmen ihn mit.«

Das schien uns der einzige Ausweg. Wir sagten das dem Manne auch, der aber darauf keine Antwort gab.

Mit Hilfe der Knochen lockten wir die Hunde an uns, nachdem wir vorher dem Indianer Messer und Gewehr genommen hatten. Er sprang leichtfüßig auf und fragte spöttisch:

»Fürchten vier weiße Männer einen Algonkin?«

Myers wollte ihn fesseln. Ich wehrte aber ab. Die Hunde waren unsere besten Wächter, denn sie wichen beim Weiterschreiten keine Hand breit von den Fersen des Wilden. Sie waren sichtlich auf derartige Dienste dressiert. Außerdem war der Gefangene jetzt waffenlos. Er kannte die Tragweite seiner Büchse und wußte daher, daß eine Flucht nur seinen Tod zur Folge hätte.

Nach einer Weile vergeblichen Umherirrens durch den Wald, fragte plötzlich der Algonkin:

»Wohin wollen die weißen Männer? Sie haben den Weg verloren, denn sie wandern immer im Kreise umher.«

»Wir wollen an den Strand zu unserm Schiff. Weißt du, wo das Schiff jetzt liegt, dann führe uns, und du bist frei.«

Der Indianer stieß ein unhörbares Lachen aus. Dann sagte er spöttisch:

»Die ›schwarze Schlange‹ ist frei. Sie wird die weißen Männer an das große Wasser führen. Dort mögen sie das Schiff erwarten.«

»Wieso? Ist das Schiff nicht mehr hier? Wo sahst du es zuletzt?«

Der Indianer machte eine Bewegung mit dem Arme, die andeuten mochte, daß das Schiff weit fort sei. Er sagte jedoch:

»Die weißen Männer werden das Schiff sehen, wenn die Sonne auf die Segel scheint.«

Inzwischen waren wir unter der Führung des Indianers durch eine Felsenwildnis auf einen Pfad gelangt, den wir zu kennen glaubten. Hier hatten wir gestern abend einen Augenblick gerastet, als der große Häuptling seine Boten in sein Dorf abfertigte. Wir fanden aber auch Spuren, die auf die Anwesenheit von Indianern deuteten, und nun beschlich uns das Gefühl des Undanks gegen unsere freundlichen Wirte, wenn uns die Nutka jetzt mißtrauisch gegenübertraten, so war ihnen eine Berechtigung dazu nicht abzusprechen.

Auch der Algonkin entdeckte die frischen Spuren der Indianer und blieb nachdenklich stehen, indem er den Kopf lauschend vorstreckte. Dabei warf er einen raschen Blick auf den hinter ihm stehenden Bootsmann, der diesem nicht entging. Hämisch grinsend sagte er:

»Gib dir keine Mühe, roter Mann. Ich halte die Büchse fest.«

Ohne auf diese Worte einzugehen, fragte der Indianer jetzt:

»Wollen die weißen Männer die ›schwarze Schlange‹ töten?«

»Nein,« erwiderte ich. »Wir wollen dich nur so weit mit uns nehmen, daß du uns nicht schaden kannst, dadurch, daß du deinen Stamm gegen uns aufhetzest. Nachher geben wir dir deine Waffen zurück und du bist frei.«

»Wissen die weißen Männer, daß die Tlinkith hier in der Nähe sind, um sie zu überfallen?«

»Warum sollen uns die Tlinkith überfallen? Sie haben mit uns geraucht.«

Wieder die Armbewegung.

»Die Tlinkith sind auf dem Kriegspfade. Die ›schwarze Schlange‹ sah ihre Krieger schon vor längerer Zeit in die Felsen tauchen.«

»Und doch führtest du uns hierher? Warum sagtest du das nicht?«

»Sind die weißen Männer Freunde der Algonkin? Nein! Sie haben sich als Feinde gezeigt, und Feinde verdirbt man, wo und wie man kann.«

Dieser Äußerung wußten wir keine stichhaltige Entschuldigung entgegenzustellen. Ich versuchte aber unsere Handlungsweise abzuschwächen und sagte:

»Du wirst dich erinnern, daß du mir nicht gesagt hast, du seiest unser Freund. Darum mußten wir dich als Feind behandeln. Du wirst zugeben, daß wir dich gut behandelten.«

»Wollen die weißen Männer der ›schwarzen Schlange‹ helfen die Tlinkith zu besiegen?«

»Wenn man uns angreift – ja! Sonst töten wir keine Menschen.«

Die Antwort nahm der Indianer mit unwilligem Kopfschütteln auf. Er sagte dann mit drohender Miene, indem er jedes Wort durch die Zähne zischte:

»Die ›schwarze Schlange‹ braucht nur zu rufen, dann sind die weißen Männer tot und ihre Skalpe zieren den Gürtel der Tlinkith.«

»Höre, Freund,« sagte ich nun, um der ungemütlichen Lage ein Ende zu machen, »wenn du eine Rechnung mit den Tlinkith zu ordnen hast, so legen wir dir nichts in den Weg. Führe uns an die Küste, dann bekommst du deine Waffen zurück und magst dann tun was du für gut hältst. Nur verlange nicht, daß wir auf Menschen schießen, die uns bis jetzt noch nicht feindlich gegenübertraten.«

»Womit will der weiße Mann schießen? Hat er Gewehre und wo?«

Ich holte meinen Revolver aus der Tasche und zeigte ihn dem Algonkin.

»Jeder von uns hat eine solche Waffe, wir können uns auch gegen eine Übermacht wehren, wenn es zum Kampfe kommt. So leicht wird man unsere Skalpe nicht bekommen.«

Der unvermutete Anblick des Revolvers verfehlte die Wirkung auf den Algonkin nicht. Seine Zuversicht hatte einen harten Stoß bekommen. Er begann die Umgebung zu betrachten, als suche er einen Weg, der ihn aus dem Bereiche unserer Gewalt bringen könnte. – Plötzlich legte er die Hand auf den Mund und lauschte, indem er uns Schweigen anempfahl.

Die Hunde, die bis jetzt ruhig zwischen uns gelegen hatten, richteten sich auf und knurrten leise, indem sie langsam gegen die enge Gasse schritten.

Der Indianer zischte und winkte uns, ihm zu folgen. Er bog die Büsche auseinander und schritt auf einige Bäume zu, die ihre Arme gespenstisch gegen den heller werdenden Himmel richteten. Den ersten Baum erkletterte er mit der Geschwindigkeit eines Affen. Auf dem starken unteren Aste glitt er seitwärts und ließ sich plötzlich in die Tiefe fallen, ohne auch nur einen Blick zu uns hinüber zu werfen.

Ich folgte ihm, als der Steuermann mich anrief:

»Sollen wir dem Rotfell in die Falle folgen, Doktor? Ich fürchte, er verkauft uns den andern, um sich zu retten!«

»Kommt nur mit, Leute. Der Algonkin läßt sein Gewehr nicht zurück. Er wartet sicher in einem Versteck auf uns.«

»Und dreht uns einzeln den Hals um, wenn wir dort zu Boden plumpsen« ergänzte Myers.

Die Hunde erhoben jetzt ein wütendes Gebell. Sie hatten den versteckten Feind entdeckt. Nun hieß es fliehen oder kämpfen. Da wir über die Anzahl unserer Feinde nicht unterrichtet waren, zogen wir vor, dem Algonkin zu folgen.

Der Sprung vom Ast in die Tiefe war nicht so hoch, als wir zuerst angenommen hatten. Er brachte uns auf einen bewachsenen Hügel, der Ähnlichkeit mit einer indianischen Grabkammer aufwies, und von dort auf einen breiten Felsen, dessen äußerste Spitze sich an einen Kegel anschmiegte. Obwohl wir von dem Indianer nichts mehr sahen, folgten wir diesem, von der Natur vorgezeichneten Wege und befanden uns, als wir die eine Seite des Kegels erkletterten, vor etwa einem Dutzend einzeln stehender Säulen, die den Ausgang aus jenem Pfade bildeten, in den uns gestern der große Häuptling geführt hatte. Wir standen hier etwa dreißig Meter über den Feinden, falls sie den Gang besetzt hielten, und konnten uns leicht verteidigen.

»Welche Teufelei mag das Rotfell jetzt aushecken?« fragte Myers, als er vergeblich nach dem Algonkin Umschau gehalten hatte. »Wenn er uns die Bande dort unten auf den Hals hetzt, wird uns bald der Schweiß ausbrechen, trotz des frischen Morgenwindes, der mir hier elend durch die Jacke bläst.«

»Hört nur, wie die Hunde lärmen,« sagte der Steuermann. »Es ist gut, daß sie nicht auf die Bäume klettern können, sonst verrieten sie uns ganz sicher. Der Indianer muß das vorausgesehen haben, als er uns hierher führte.«

»Eben darum glaube ich nicht an Verrat,« sagte ich. »Der Mann wird auf Kundschaft ausgegangen sein und zu rechter Zeit wieder erscheinen. – Aber es wird kalt, Leute. Wir wollen uns in die Spalten verkriechen und uns gegenseitig wärmen.«

»Ich höre Brandung! rief plötzlich der Segelmacher. »Wir sind gar nicht weit vom Meere entfernt. Wenn der Wind anders wehte, müßten wir sie deutlich hören. Gott sei Dank, daß wir endlich an Bord kommen. Ich passe ganz und gar nicht zu einer Landratte.«

»Horch, was war das?« sagte da Myers, indem er auf dem Bauche bis an den Rand der Abbruchstelle des Kegels rutschte. Dann winkte er mit der Hand und spreizte die Finger.

Ich kroch zu ihm.

»Indianer!« hauchte er. »Soviel ich unterscheiden kann, müssen es mindestens zehn oder zwölf sein.«

»Was treiben sie denn da unten?« fragte ich zurück.

»Ich kann es nicht unterscheiden – soll ich hineinfeuern?«

»Um Gottes willen, Mann, macht keine Dummheiten! Wer weiß, was die Leute dort suchen. Hier sind wir sicher vor ihnen.«

Ein kurzer Ruf des Steuermannes ließ uns umschauen. Er deutete auf den Felsen, auf dem wir hierhergelangt waren. Dort hoben sich deutlich zwei dunkle Punkte gegen den Himmel ab, die rasch auf uns zuglitten.

»Drauf, Leute!« rief ich. »Die beiden dienen uns als Pfand für unsere Freiheit. Fangt sie lebendig.«

Da wir uns nun doch entdeckt wähnten, hielten wir es für zwecklos, weiterhin im Flüstertone zu reden. Wir sprangen mit lautem Hurra auf das Felsenband und hatten in wenigen Sätzen die beiden Gestalten erreicht. Meine beiden Begleiter lagen auf ihnen, bevor sie sich erheben konnten.

Eben wollte der Steuermann seine gewichtige Faust auf den Schädel seines Gefangenen sausen lassen, als er ausrief:

»Bei Gott, das Rotfell!«

Der Indianer entpuppte sich tatsächlich als unser Algonkin, der einen Tlinkith hinter sich herzog. Er hatte den Feind geknebelt und an Händen und Füßen gebunden. An einem Strick schleifte er den wehrlosen Körper über den felsigen Boden.

Er sprang auf und rief, indem er den Steuermann wütend abschüttelte:

»Warum schreit der weiße Mann, wenn er seine Feinde beschleichen will? Viele Tlinkith warten hier. Wenn der Tag anbricht, werden sie über die weißen Männer herfallen und ihre Skalpe nehmen.«

Ich begriff, daß wir eine Dummheit begangen hatten. Ich sagte das auch offen heraus und bat gleichzeitig den Indianer um Rat, wie wir uns aus der Schlinge ziehen könnten.

»Die weißen Männer müssen kämpfen. Sie müssen viele Tlinkith töten und werden dann selbst sterben. Auch die ›schwarze Schlange‹ wird sterben, wenn sie so viele Feinde getötet hat, als das Gewehr Kugeln schießt.«

Die Worte wurden mit einer solchen Selbstverständlichkeit ausgesprochen, daß wir gar nicht den Versuch machten, eine andere Ansicht zu äußern. Ein großes Unbehagen beschlich uns, um so mehr als auch Myers jetzt herbeilief und die unerfreuliche Meldung brachte, daß es unten von Menschen wimmele.

»Die weißen Männer mögen jetzt in die Menge schießen,« sagte der Algonkin. »Je mehr tot bleiben, desto weniger erklettern diese Felsen. Werden die weißen Männer der ›schwarzen Schlange‹ die Waffen zurückgeben?«

Myers blickte uns fragend an. Dann reichte er wortlos dem Indianer Gewehr und Messer.

Diese Geste rief große Befriedigung bei dem Algonkin hervor. Er streckte uns die Hand entgegen und sagte:

»Die ›schwarze Schlange‹ und die weißen Männer werden als Freunde in den Kampf gehen und gemeinsam sterben.«

»Donnerwetter, Doktor!« rief Myers, »jetzt sind wir waffenlos. Ich habe nur mein Messer, und Ihr Revolver allein kann uns nicht viel helfen. Lasset nur das Rotfell nicht merken, daß das mit den vier Revolvern Schwindel war, sonst knallt er uns sofort nieder. – Wenn ich nur wüßte, wo das Schiff liegt!«

»Mensch, ich habe ja Raketen mitgenommen!« rief ich aus. »Die habe ich ganz vergessen. Von hier aus haben wir auch freien Überblick. Wenn unsere ›Tacoma‹ in der Nähe ist, wird sie antworten.«

Ich holte die Blaufeuer aus der Tasche, befestigte sie an einem Stück Holz und zündete die Lunte an. Gleich darauf erhob sich der feurige Strahl zischend gen Himmel und platzte dort in breitem, goldig- rotem Strahlenkranze. Kaum war die Rakete erloschen, als sich zu unsern Füßen eine lärmende Bewegung bemerkbar machte. Vereinzelte Rufe wurden laut. Galten sie dem neuartigen Schauspiele?

Die zweite Rakete platzte mit einem deutlichen Knall in den Lüften, und der feurige Regen behielt seinen Glanz, bis er die Spitze der Säulen erreichte. Er war noch nicht verglommen, als ich das dritte Notsignal abbrannte.

Die Wirkung dieses Feuerwerks war eine unerwartete. Unser Algonkin, von abergläubischer Furcht überwältigt, hatte sich schon bei der Explosion des ersten Geschosses auf den Boden geworfen. Er benutzte den kurzen Zwischenraum bis zur Entladung der zweiten Rakete, um sich schleunigst aus der Nähe des »Zauberers« zu entfernen. Lachend sah ihm der Steuermann nach, als er beim Abbrennen des dritten Signals seinen Gefangenen packte und mit diesem in der Dunkelheit verschwand. Unter uns war es still geworden. Myers, der seinen Beobachtungsposten wieder einnahm, meldete den Abzug der Indianer.

Wir spähten eifrig nach der Gegend des Sundes aus. Eine innere Unruhe bemächtigte sich unser. Wohl waren die Indianer abgezogen. Wohin und auf wie lange, wagte keiner von uns zu behaupten.

Nach etwa fünf Minuten sagte der Steuermann:

»Brennen Sie noch eine ab. Wenn ein Seemann in der Nähe ist, weiß er, was das bedeutet. Und den möchte ich sehen, der einen Kameraden in der Not verläßt!«

Eben wollte ich ihm eine Antwort geben, als mir einfiel, daß auch meine Begleiter der Nation angehörten, deren Angehörige dafür bekannt sind, daß Rettung notleidender Seeleute nicht zu ihren Gepflogenheiten gehört. Ich nahm die vorletzte Rakete und sandte sie mit bittenden Segenswünschen zum Himmel.

Bange Minuten folgten. Da – ein vierstimmiger Freudenschrei entfuhr unsern Kehlen –! Am nächtlichen Westhimmel kroch ein gelber Streifen in die Höhe. – Nach einer Minute ein zweiter. Auf den dritten warteten wir längere Zeit vergebens.

»Soll ich die letzte opfern?« fragte ich die Kameraden.

Jeder zögerte mit der Antwort. Auf der fünften Rakete ruhte die Hoffnung auf Erlösung. Sie mußte landenden Kameraden den Weg zu uns zeigen. Keiner konnte sich daher leicht entschließen. Und doch! Wenn wir nicht antworteten, kam die Hilfe nicht bis zu unserm Felsen. Der Kapitän legte sich in der Nähe vor Anker, und wir mußten uns wohl oder übel durchschlagen.

Da sauste wieder der feurige Strahl in die Höhe. Diesmal bedeutend näher. Man brachte uns Hilfe.

»Das ist die ›Tacoma‹ nicht,« sagte Myers. »Das kann nur ein Dampfer sein, denn er kommt zu rasch näher. Feuern Sie ruhig die letzte Rakete ab!«

Schweren Herzens folgte ich dem Rate. Es war unsere letzte Hoffnung, die dort verpuffte. Würde sie den ersehnten Erfolg haben?

Bange, lange Minuten vergingen. Im Osten färbte sich der Himmel mit gelbgrünen Lichtern und warf fahle Schatten in die gespenstischen Felsengebilde. Mit lautem, widerlichem Geheul suchte der Uhu seine letzte Beute. Die Nachtschwalbe strich schwerfällig ihrem Neste zu.

Da tönte wie Sphärenmusik der langgezogene Ton einer Dampfsirene zu uns herüber. Eine Rakete folgte und zeigte uns die nahe See und die Nähe der Retter.

Noch aber ließ sich nichts von diesen erkennen. Zwar kletterten wir auf die höchste Spitze unseres Kegels, in der Annahme, man müsse unsere Umrisse gegen den Morgenhimmel von Bord aus unterscheiden können, aber ein Signal hörten wir nicht mehr.

»Laßt uns gleichzeitig rufen,« schlug ich vor. Das Echo brach sich in den Felsen und trug den Schall hundertfach verstärkt in den jungen Morgen.

Atemlos lauschten wir – vergebens!

»Schießen Sie, das werden sie hören!« sagte Myers mit einer Stimme, durch die entschwindende Hoffnung hindurchklang.

Drei Schüsse, langsam abgefeuert, trugen ihre grollende Stimme durch die Felsenwände.

»Schießt nochmal!« bat Myers nach einigen Minuten.

»Nein, Kameraden. Die beiden letzten Kugeln behalte ich. Wer weiß, wozu wir sie noch nötig haben!«

»Dann verbrenne ich meine Jacke!« rief der Segelmacher, der bisher in dumpfem Brüten dagesessen hatte.

»Das nützt nichts. Mann. Ein Stück dürres Holz, das eine Flamme gibt, ist weit besser. Laßt uns suchen ...«

»Auch das hat wenig Zweck, denn der Tag bricht gleich an. Ich glaube schon die Umrisse des Dampfers zu erkennen. Jetzt wird man uns bald sehen, wenn wir eine Rotflagge ausbringen.«

Das war nicht einmal notwendig. Der Wind trug uns Stimmen zu. Wir hörten deutlich das A–hoi! der Seeleute, das wir kräftig erwiderten. Bald standen sechs Mann am Fuße der Säulen. Mit kurzen Worten setzten wir sie von unserer Lage in Kenntnis und ersuchten um größte Vorsicht bei Annäherung an die Felsengasse.

Während die Retter unten Wache standen, gingen wir über das Felsenband zurück bis zu dem indianischen Grabhügel. Dort erwartete uns ein fürchterlicher Anblick. Der Gefangene des Algonkin lag mit einer Stichwunde in der Brust und abgerissener Kopfhaut quer über den Hügel geneigt. Der Körper war noch warm. Das Leben konnte eben erst entflohen sein.

Auf der Suche nach einem Auswege sahen wir einen Schatten in dem von der aufgehenden Sonne grell beleuchteten Steingewirr verschwinden. Vorsichtig, mit gezogenem Messer, folgten wir der Erscheinung, in der richtigen Annahme, daß uns der Weg aus dem Labyrinth herausführen würde.

Ehe wir aber den freien Raum erreichten, mußten wir noch einmal schaudernd an einem Opfer indianischer Grausamkeit vorüber. Der Algonkin hatte einen zweiten Feind unschädlich gemacht. Der der Haut entblößte blutige Schädel grinste uns wie ein memento mori entgegen und ließ uns ein Dankgebet zum Himmel senden, der uns gnädig vor dem gleichen furchtbaren Schicksal bewahrte.

Die Retter gehörten der Besatzung des deutschen Dampfers »Rügen« an, der durch den Charlottesund gesandt worden war, um die Überlebenden eines deutschen Seglers zu suchen, der hier in der Straße gestrandet sein sollte. Er fand die Gesuchten nicht. Sie waren bereits, wie wir später erfuhren, von einem Regierungsdampfer abgeholt worden.

Dagegen winkte der wackeren Mannschaft des »Rügen« ein wohlverdienter Bergelohn. Auf unsere Veranlassung suchte der Kapitän die »Tacoma« auf, und Kapitän Stevenson ließ sich auch tatsächlich herbei, sein wrackes Schiff nach Tacoma schleppen zu lassen.

Meine Reise nach Kamtschatka war damit endgültig ins Wasser gefallen. Ich blieb an Bord des »Rügen« bis San Franzisko. Hier, vor dem Seeamt, mußte ich noch Zeugnis ablegen über die ereignisreiche Fahrt der Brigg »Tacoma« und über den von seiten meiner Begleiter ungewöhnlich aufgebauschten Angriff der Indianer. Ich konnte nur aussagen, daß ein Angriff der Nutka nicht erfolgt war, und die Ansammlung der Tlinkith keinen ausgesprochen feindseligen Charakter gegen uns Weiße trug. Die Angelegenheit wurde damals auch in deutschen Zeitungen recht ausgiebig besprochen. Leider erfuhr ich es erst zwei Jahre später, sonst wäre ich doch für die Ehre der gastfreundlichen Nutka eingetreten.


 << zurück