Gustav Theodor Fechner
Erinnerungen an die letzten Tage der Odlehre und ihres Urhebers
Gustav Theodor Fechner

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III. Pendelversuche.

Zur Zeit, als Napoleon’s Herrschaft noch in Blüte stand, erklärte auf einmal eine Frau gemeinen Standes, wenn ich nicht irre in einer Stadt der Oberlausitz, er sei tot. Da man aber davon keine offizielle Kunde hatte, wurde sie wegen Verbreitung einer solchen Angabe zur Verantwortung gezogen, und sagte aus, daß sie folgendes Mittel habe, bezüglich eines Abwesenden zu erfahren, ob er tot oder lebendig sei. Man legt zwei Stück Brot und kreuzweis damit zwei Stück Kohle einander gegenüber. Über die Mitte des, an 4 Umfangspunkten dadurch begrenzten, Raumes läßt man einen Ring oder sonst schweren Körper an einem mit den Fingern fest und stetig gehaltenen Faden herabhängen, und stellt in Gedanken die Frage bezüglich des betreffenden Abwesenden, ob tot oder lebendig. Ist er lebendig, so fängt das Pendel an, zwischen den zwei Stücken Brot, hingegen, wenn er tot ist, zwischen den zwei Stücken Kohle hin- und herzuschwingen. Bei der Anfrage bezüglich Napoleon nun hatte die Antwort auf tot gelautet, ungeachtet er sich damals noch ganz wohl befand.

Dieser Fehlschlag hing an folgendem Umstande. Man stelle den Versuch selbst an, indem man eine Person in Gedanken nimmt, von der man schon weiß, ob sie tot oder lebendig ist, und man wird den Ausschlag des Pendels im Allgemeinen richtig finden. Aber es gehört eben auch dazu, daß man schon vorher weiß, ob die Person lebendig oder tot ist, und jener Fehlschlag hing also nur daran, daß die Frau es von Napoleon nicht wußte. Denn unwillkürlich, auch wenn man den Pendelfaden recht stetig zu halten meint, folgt die Hand der zum Voraus erwarteten oder vorgestellten Richtung der Bewegung, und kleine Impulse summieren sich allmälig zu einer beträchtlicheren Wirkung. – Wie leicht zu erachten beruht hierauf auch der bekannte Versuch, einen an einem Faden in ein Glas hineingehaltenen Ring die Stundenzahl anzeigen zu lassen.

Im Vorigen hat man so zu sagen populäre Ausführungen eines Versuches, mit dessen verschiedenen Modifikationen sich aber auch Physiker beschäftigt haben. Namentlich haben Manche geglaubt, durch Pendelschwingungen Wasser oder Metalle unter der Erde entdecken oder durch eine verschiedene Richtung von Pendelschwingungen über verschiedenen Körpern oder Körperteilen eine polare Beschaffenheit derselben dartun zu können; bis alle derartigen Versuche durch obige, wenn ich nicht irre zuerst von Al. v. Humboldt gegebene und mit Versuchen belegte, Erklärung ihre Erledigung fanden, wonach in physikalischen Kreisen und Schriften nicht weiter die Rede davon gewesen ist.

Hienach könnte es auffallen, daß Reichenbach auf Versuche dieser Art überhaupt zurückgekommen ist, da ihm doch jene Erklärung nicht unbekannt geblieben sein konnte. In der Tat war er früher selbst von deren Zulänglichkeit überzeugt, bis er zufällig fand, daß die Schwingungen des Pendels unter der Hand von Sensitiven, aber eben nur von Sensitiven, eintraten, selbst wenn der Faden der bewegenden Einwirkung der Hand ganz entzogen und durch Glasumgebung vor bewegendem Lufteinflusse geschützt war; und wer möchte nach folgender, dem 23. Abschnitte seiner "Aphorismen" entnommener, Darstellung dieser Versuche noch einen Einwand dagegen erheben können.

"Mehr um einen weit verbreiteten Wahn gründlich niederzuschlagen, als um seine Quelle zu untersuchen, habe ich einen kleinen Apparat zusammengesetzt, bei welchem der Pendelfaden an einer Welle so aufgewickelt ist, daß er darauf da, wo er festsitzt, mit den Fingern berührt, da aber, wo er beweglich ist, von denselben nicht erreicht werden kann. Das Ganze ist durch einen Glaszylinder vor Luftbewegung geschützt. Hier nun, wo das Pendel vor äußeren mechanischen Einflüssen absolut bewahrt ist, legte ich meine Finger an die Fadenwelle, und der Erfolg war, wie ich nicht anders erwartete, vollkommener Stillstand des Pendels. Ich freute mich, den Weg zu einer gründlichen Widerlegung eines im Volke so eingewurzelten Irrtums gefunden zu haben, und wollte nur noch zu aller überflüssigen Kontrolle einige andere Personen die Berührung der Pendelwelle wiederholen lassen, bevor ich den Apparat fortschaffte. Das Pendel blieb bei verschiedenen Personen so bewegungslos als bei mir; zu meiner nicht geringen Überraschung aber trat es bei einer von ihnen, einem starken Manne von 45 Jahren, wirklich in Bewegung, und in der Tat so oft, als er die Berührung der Welle wiederholte, so daß an der Richtigkeit der Erscheinung kein Zweifel mehr zulässig war. Dieser Mann aber war, wie sich ergab, der einzige Sensitive unter den Prüfern. Ich rief nun andere Sensitive herbei und siehe da, das Pendel geriet bei den Berührungen aller derer in Schwingungen, die sensitiv waren, und blieb mauerfest stehen bei allen, welche es nicht waren. Dies zeigt sich so bestimmt, daß bei Schwachsensitiven die Exkursionen nur geringe Weite, bei Mittelsensitiven größere, und so fort zunehmend weitere Elongationen zeigten in eben dem Maße, als die Sensitivität der Leute höher stand."

"Da lag nun das Rätsel mit der Entblößung einer Achillesferse. Es war jetzt erwiesen, daß die Existenz der Schwingungen durch die Berührung des Pendelfadens mit der bloßen Hand keine Fabel, sondern eine Wirklichkeit ist, jedoch unter Einhüllung gewisser Vorbedingungen sich befindet, die sein Schwankendes bald Hervortreten bald Ausbleiben unter scheinbar ganz gleichen Umständen bei verschiedenen Menschen verschuldeten. Niemand wußte etwas vom Dasein einer Verschiedenheit unter den Menschen, die erst durch die Aufdeckung der Sensitivität ins Licht trat. Solange man diese nicht kannte, war es unmöglich, eine Ursache zu finden, warum die Pendelschwingung bald eintrat, bald ausblieb. Die Folge der scheinbaren Unbeständigkeit der Versuchsereignisse war, daß ihnen keine wissenschaftliche Berücksichtigung zu Teil wurde. Jetzt aber vom Gesichtspunkte der Sensitivität aus, wo sie sich den odischen Gesetzen fügen, zeigen sie sich so konstant, daß selbst bei einer und derselben Person, je nachdem sie sich mehr oder weniger gesund oder leidend fühlt, weitere oder engere Elongationen folgen. Erzeugt eine sensitive rechte Hand 8 Linien weite Ausschläge am Pendel, und man legt eine andere rechte Hand auf diese, die ihr gleichnamiges Od in sie ergießt, so steigen jene auf 12 Linien. Legt man eine linke Hand auf die am Pendel befindliche rechte, so stellt sich dasselbe unverzüglich still. Gibt man, während die Rechte an der Pendelwelle liegt, odnegative Stoffe, Schwefel, Selen, Überchlorsäure, Kohle in die Linke, so vergrößern sich die Schwingungen; tut man dasselbe mit Eisen, Kupfer, Zinn, Blei, und andern odpositiven Körpern, so steht das Pendel unverzüglich stille. Trägt der Experimentator eine Uhr, einen Schlüssel, einiges Geld in der Tasche, so ist er unfähig, das Pendel in Schwung zu bringen, wie sensitiv er auch sein mag. Ich ließ einen solchen, der sich alles Metalls entledigt und das Pendel auf 10 Linien Ausschlag gebracht hatte, Stiefel anziehen, welche mit eisernen Nägeln besetzt waren, und unverzüglich geriet sein Pendel in Stillstand. So empfindlich, aber auch so konstant sind diese Erscheinungen, die, wie man sieht, ganz der odischen Sphäre anheimfallen. Das negative Od strömt aus der sensitiven Hand den Faden entlang, der nicht eben sehr fein zu sein braucht, in das Pendel hinab, das ich von Blei bis zu 12 Lot Schwere verfertigte, haucht entlang des Fadens und seines Metallgewichtes sichtbare Lohe aus, wird in der Dunkelkammer odleuchtend . und tritt in geradlinige Oszillationen in geradem Größenverhältnisse mit der Zuladung (Zuleitung?) von Od. Das positive Od, wenn es über das negative die Herrschaft erlangt, benimmt ihm seine Wirkung auf das Pendel, und dieses gerät in Stillstand. – Damit gewinnt die Wissenschaft eine neue Bewegungskraft und das Od reiht sich ein in die beschränkte Zahl der physischen Motoren."

Zur Ergänzung füge ich aus der Korrespondenz mit Reichenbach folgende Angaben desselben (August 1866) hinzu: Er habe "dem Pendel zu lieb eine Grundmauer seines Hauses aufbrechen lassen und den Apparat darauf befestigt; obwohl es dessen gar nicht einmal bedürfe," um sicherstellende Resultate zu gewinnen – "die Richtung der Schwingungen sei immer Senkrecht auf die Mitte des Leibes der Sensitiven," und habe sich nach näherer Untersuchung als Wirkung einer "Abstoßung" seitens des Experimentierenden erwiesen – "die Pendelbewegung fange ganz schwach und langsam an, besonders brauchen die ersten Erscheinungen längere Zeit, bis nämlich die ganze Glasglocke erst mit Od gesättigt ist. Dazu bedürfe es wohl mehrer Minuten. Später erfolge dann der Eintritt der Schwingungen rascher. Sie treten erst ganz leise, daß man sie kaum wahrnimmt, auf. Allmälig schwellen sie an, und gehen dann bei Männern von Mittelsensitivität an 10 – 12 14 Linien ganzer Länge (bei Fadenlänge von etwa 10 Zoll)." Sei der Mann gesund, – "so erreiche die Exkursion in 5 Minuten ihr Maxinium." Mit Hochsensitiven habe er, Reichenbach, noch keine Versuche angestellt.

Wohlan, Reichenbach übersandte mir selbst einen Apparat zur Darstellung dieser Versuche, bestehend in einem, in dem Halse einer Glasglocke oder Flasche zu befestigenden, hölzernen Aufsatzstücke, in welchem die Welle eingefügt ist, um die der, den schweren Körper an seinem unteren Ende tragende, Faden mit mehreren Windungen seines oberen Endes zu schlingen ist. Vor Anstellung des Versuches erkundigte ich mich noch brieflich bei Reichenbach nach folgenden Punkten, die er in seinen Aphorismen unerörtert gelassen, was ich glaube anführen zu müssen, um zu beweisen, daß ich nichts versäumt habe, um seinen Pendelversuch ganz nach seinen eigenen Regeln anzustellen.

Ob der Faden von Leinen oder Seide sein solle, welche Länge ihm zu geben, ob der unten zu befestigende Körper von beliebigem Metall und beliebigem Gewicht sein könne, über welcher Art Unterlage, Holz, Glas, Metall das Pendel schweben darf, welche Finger aufzulegen sind, ob ein Einwand wegen Störung durch die Odverhältnisse der benachbarten Wand überhaupt bestehe und wie er zu vermeiden oder zu heben sein könnte; ob die Regel, daß der experimentierende Sensitive kein Metall an sich haben darf, dahin auszudehnen sei, daß überhaupt keins im Zimmer und bei den etwa als Zuschauer zugezogenen Personen vorhanden sein dürfe, in welchem Falle ich allerdings die Bedingungen des Versuches nicht herzustellen vermöge, oder ob es eben hinreiche, daß der Sensitive selbst nicht unmittelbar mit Metall in Berührung stehe oder solches an den Kleidern trage; endlich ob er die Sensitive, die mir zunächst zur Anstellung der Versuche zur Verfügung stand, nach den Zeichen, die ich ihm mitteilte, wirklich als sensitiv anerkenne und somit geeignet zu den Versuchen halte.

Kürze halber gehe ich hier nicht besonders auf seine Beantwortung aller dieser Fragen ein, sondern bemerke nur: erstens, daß ich den von ihm empfohlenen Maßregeln bestens nachkam; zweitens, daß, als Reichenbach später den Apparat in der Aufstellung, die ich ihm gegeben, selbst in Augenschein nahm und Frau Ruf Versuche daran machen ließ, er keinen Einwand gegen meine Aufstellungsweise zu erheben fand. Als einen wesentlichen; obwohl mir nicht von Reichenbach selbst an die Hand gegebenen, Punkt derselben hebe ich nur hervor, daß die Glocke, in welche das Pendel herabhing, mit ihrem unteren kreisförmigen Rande in einen geschmolzenen Wachsring auf einer Sandsteinplatte eingelassen war, welche in einem, zum physikalischen Kabinet im Augusteum gehörigen, Parterrelocal in die Wände einer Fensternische unbeweglich fest eingefügt ist, wodurch der Stand des Apparates so gesichert war, daß starke Schläge auf die Sandsteinplatte keine merkliche Bewegung des Pendels zu erzeugen vermochten. Für die Herstellung hievon habe ich Herrn Professor Hankel dankbar zu sein. Die zu den Versuchen zunächst disponible Sensitive, meine Frau, anlangend, so bemerkte Reichenbach nach den von mir angegebenen Zeichen, daß sie "entschieden sensitiv doch wohl nicht in hohem Grade" sei, und äußerte jedenfalls vorweg kein Bedenken gegen ihre Verwendung zu den Versuchen, was auch um so weniger statt finden konnte, als er ja selbst erklärt hatte, daß die Pendelversuche schon mit "Mittelsensitiven" gelingen, und er solche mit Hochsensitiven noch gar nicht angestellt habe. Übrigens habe ich mich nicht auf Versuche mit einer weiblichen Sensitive beschränkt, sondern noch 3 männliche Individuen zugezogen, auf welche, mindestens zwei davon, der Ausdruck "entschieden sensitiv" eben so gut, wenn nicht noch besser, als auf meine Frau paßte.

Mit dem angegebenen Apparate ist nun der Versuch in der von Reichenbach angegebenen Weise von den 4 Individuen an 4 verschiedenen Tagen angestellt worden. Von jedem ließ ich ihn 5 Minuten einfach, und dann noch 1½ bis 5 Minuten so fortsetzen, daß das Individuum zugleich ein Stück Steinkohle, Graphit oder Schwefel in der linken Hand hielt, während die 4 Finger der rechten Hand (ohne den Daumen) mit den Spitzen auf die Fadenwelle aufgelegt blieben. In keinem der 4 Fälle konnte ich etwas bemerken, was den von Reichenbach angegebenen Erfolgen entspräche und als odische Wirkung gedeutet werden könnte. Nur ist folgendes dabei zu bemerken, was bei etwaiger Wiederholung dieser Versuche, wenn man an den bisher angestellten noch nicht genug haben sollte, in Rücksicht kommen könnte.

l) Wenn ich selbst zu dem ganz ruhig stehenden Apparate hinzukam, glaubte ich schon ohne Handanlegen eine kleine, so zu sagen mikroskopische, Bewegung des Pendels wahrzunehmen, ohne recht sicher zu sein, ob es nicht eine Täuschung meines, nichts weniger als normalen, mit Lichtflackern behafteten, Auges sei, da von den 4 Versuchssubjekten nur Eins etwas Entsprechendes zu bemerken glaubte, die anderen das Pendel für ganz stillstehend erklärten. Möglich wäre es immerhin, daß die Annäherung einer menschlichen Wärmequelle einen Luftzug in der Glocke hervorrufe, von dem eine Bewegungsspur abhinge.

2) In zweien von den 4 Fällen schien sich mir die zweifelhafte Bewegung, die ich schon vor dem Versuche zu erkennen glaubte, einmal zu einer unzweideutigen Spur zu verstärken, aber anstatt bei der Fortsetzung des Versuches zu wachsen, kehrte sie wieder zu der ursprünglichen Zweifelhaftigkeit, wie sie vor dem Versuche gewesen, zurück, ohne daß das Nehmen eines jener odnegativen Körper in die Linke etwas darin änderte. Auch hat mir Reichenbach selbst nachher geschrieben, daß solche schwache Bewegungen "für Nichts zu rechnen seien; die Pendelschwingungen müßten endlich stark und entschieden auftreten und jedermann auffallen."

Der Grund der etwas merklich gewordenen Bewegungen ließ sich übrigens ermitteln, und verdient angeführt zu werden, da sich eine Vorsicht bei ähnlichen Versuchen darauf zu gründen hat.

Von vorn herein waren mir an dem, von Reichenbach überschickten, Apparate zwei Fehler aufgefallen, erstens, daß die Fadenwelle in ihren Löchern noch drehbar, und zweitens, daß sie für entscheidende Versuche zu dünn war, wonach ich selbst Versuchen mit positivem Ergebnisse ohne Kontrollversuche kein Zutrauen geschenkt hätte. Auf ersteren Punkt war indes weniger Gewicht zu legen, da das Drehen nur mit ziemlicher Anstrengung gelang, während die Finger beim Versuche blos leicht aufzulegen sind, und an einem Heben und Senken des Fadens leicht erkennbar war. Daß hingegen der zweite Umstand bei den Versuchen nicht ganz einflußlos war, geht aus Folgendem hervor. Als ich dem einen Versuchssubjekte im Laufe der Versuche bemerklich machte, daß ich eine Spur kreisender Bewegung am Pendel unzweideutiger als anfangs wahrzunehmen glaube, erwiderte er: "ja er fühle, daß er sich sehr in Acht nehmen müsse, nicht nach dem Takt der Atemzüge unwillkürlich mit den auf die Welle gelegten Fingern eine hin- und herschiebende Bewegung zu machen; ob nicht etwa der Erfolg davon abhängen könne." Es ward nun nach Vollendung des ganzen Versuches, während dessen sich die Bewegung wieder ins Zweideutige oder Unmerkliche verlor, absichtlich nach dem Takte der Atemzüge diese abwechselnde Einwirkung in verstärktem Grade vorgenommen und alsbald geriet nicht nur das Pendel in die deutlichste Bewegung, sondern die Biegung der Fadenwelle vorwärts und zurück ließ sich auch dabei erkennen. Inzwischen war die Pendelbewegung sehr unregelmäßig, stockte auch mitunter beinahe wieder, was aber nur davon abhing, daß der Takt der Atemzüge nicht mit dem der Pendelschwingungen übereinstimmte. Als nun die Einwirkung auf die Welle diesem Takte gemäß eingerichtet wurde, wurden die Schwingungen nicht nur regelmäßiger, sondern vergrößerten sich auch, und ich habe sie nachher selbst bis zu 10 bis 12 Linien am unteren Ende (bei ungefähr l Fuß Fadenlänge) gebracht; weiter wollte es nicht gelingen.

Als ich Reichenbach den negativen Erfolg der angestellten Versuche meldete, erwiederte er, die Versuchssubjekte möchten doch nicht sensitiv genug gewesen sein, und suchte noch andere Ausflüchte in Nebenumständen, ohne ihnen selbst viel Gewicht beilegen zu können. Ich glaube aber, die Leser mit der Erörterung darüber verschonen zu können, nachdem ich nicht nur meine, die Versuche sorgfältiger als Reichenbach selbst angestellt zu haben, sondern es auch, beim Zurückkommen auf den Pendelversuch unter den mit Frau Ruf angestellten Versuchen, durch einen Hauptumstand werde beweisen können. Da wird sich nämlich zeigen, warum die Versuche doch Reichenbach so leicht glückten, während sie nach meiner Anstellungsweise gar nicht glücken wollten.

Nachdem ich schon lange mit diesen Versuchen abgeschlossen hatte, der Pendelapparat aber inzwischen unverändert stehen geblieben war, hat sich nachträglich noch ein, mit Anwendung des sogenannten tierischen Magnetismus zu Heilzwecken so wie mit Reichenbach’s Odlehre wohl vertrauter, Herr bei mir gemeldet, der von den Versuchen gehört und solche selbst anzustellen wünschte, da er sich zutraute, daß sie ihm gelingen würden. Das Pendel blieb aber (nachdem er alles Metall abgelegt) unter dem Einflusse seiner Hand so ruhig als bei den früheren Versuchen.


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