Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Damals begann Frau von Rosendorps Bekanntschaft mit der Klinik des Hofrats Schwertgeburt, die sonst, dem Namen ihres Inhabers entsprechend, eine Zuflucht leidender Frauen war, nun ebenso wie die meisten anderen öffentlichen und privaten Heilstätten auch verwundete Krieger aufnahm. Frau von Rosendorp wohnte nur wenige Minuten entfernt von derselben und kam jede Woche wenigstens einmal zum Besuch der Kranken und Rekonvaleszenten.
Die Klinik beherbergte zum großen Teil was man in jener Zeit »leichtere Fälle« zu nennen pflegte: mit hartnäckigen Sumpffiebern, mit Nieren- und Darmleiden Behaftete. Es waren bisher nur zwei, wie der Hofrat es taktvoll ausdrückte, letale Ausgänge gewesen. Alles in allem kein seriöses Lazarett, wenn auch für die Betroffenen seriös genug und ganz ausreichend für die Schwertgeburtschen Künste. 85
Frau von Rosendorp zog es vor, über diese kleine Zahl Invaliden ihr ach nur karges Füllhorn auszuschütten, als es in die großen Häuser vom Roten Kreuz zu tragen, wo es kaum einen Tropfen bedeuten würde, noch dazu einen ganz unpersönlichen. Hier kannte sie jeden der etwa zwanzig Kranken, hatte ihre Lieblinge unter ihnen: einen lustigen Berliner, seines Zeichens Schreiner, der in seinen guten Stunden aus Kisten und Schachteln und Überresten alter Tapeten die schönsten Puppenhäuser zusammenbastelte; einen anderen, dieser ein Bayer, der Zirkusathlet gewesen war und auch jetzt noch, wenn auch einarmig und von Rheumatismus verkrümmt, mit doppelsinnigem Lächeln die wunderbarsten Kunststücke und Verrenkungen zuwege brachte. Dann einen blonden Württemberger, der, von einem Lungenschuß übel zugerichtet, nun so seltsam fremd und feierlich dalag wie ein Schneeberg, zu dessen Gipfel Kampf und Wirrsal nicht hinaufreichen. Und so noch viele. Mit Eßwaren, Zigaretten, illustrierten Zeitungen kam Marianne zu den armen Jungen, die da, fern ihrer Heimat, Siegesnachrichten lesend an die sie nicht mehr glaubten, sich doch ihr Jugendlachen nicht nehmen ließen, es sei denn stundenweise, wenn die Schmerzen gar zu sehr nagten und wühlten. Kitty trug den Korb mit all den kleinen Paketen, und Frau von Rosendorp, ebenso wie die 86 zierliche, behende Oberin, die in ihrer praktischen Lebensweisheit geneigt war, dem Fleisch anderer Konzessionen zu machen, wie sehr auch sie das eigene kasteite, freuten sich, wie Kittys Erscheinen in allen Zimmern Lachen und Lebensmut erweckte. Auch kannte Kitty einige Lieder sentimentaler Natur, die sie im sogenannten Wintergarten – ein Gummibaum und zwei Goldfische in einem Behälter gaben zu dieser Bezeichnung Anlaß – zur Gitarrenbegleitung eines Rekonvaleszenten vortrug.
So vergingen Monate. Was erst Zuversicht gewesen, war zu einem Auf und Ab von Angst und Hoffnung geworden; aber die Angst nahm überhand, eine graue, eintönige Angst wie der Nebel grenzenloser Ebenen. Nun kam der Frühling wieder, wie es einmal seine Gewohnheit ist, an der er festhält, auch in Kriegszeiten.
Heute hatte Frau von Rosendorp zu ihrer freudigen Überraschung auf labyrinthischen Umwegen ein Paket Lebensmittel aus Holland erhalten: wirklich echten Tee, ein Pfund Zucker, eine Blechschachtel der herrlichsten Keks und zwei Büchsen Sardinen. Angesichts dieser Schätze beschloß sie, das Geld, das ihren und Kittys Hunger am Abend stillen sollte, in etwas Schönem, Festlichem anzulegen, nach dem sich ihre Seele in dieser ersten, erregenden Frühlingsluft ganz erstaunlich sehnte. Und so sah man sie denn eine halbe Stunde später 87 heimkehren, zwei Hyazinthen auf dem Arm, eine blaue und eine weiße, die ja ein sündhaftes Geld gekostet hatten, denn die Blumengärtner die in jener Zeit außer mit Totenkränzen wenig Geschäfte machten, waren der Ansicht, daß ihre seltenen Kunden diesen Ausfall durch verdoppelte Preise wettmachen müßten. Aber ohne Zaudern legte Marianne die geforderten Scheine hin, aus irgendeinem Grunde brachte sie es heute nicht fertig, zu feilschen; ebenso lehnte sie das Anerbieten des Fräuleins ab, ihr die Hyazinthen zuzusenden, sondern nahm sie auf den Arm und trug sie behutsam nach Haus.
Marianne klingelte, denn wie so oft hatte sie auch heute ihren Drücker vergessen; sie klingelte noch einmal; wie uralt blechern schepperte das Glöckchen in dem hallenden Vorraum – und da . . . was war das für ein Schritt? Die Tür wurde aufgemacht; vor ihr, groß, gebräunt, in seiner grauen, etwas schlottrig sitzenden Uniform, stand Toblach.
Toblach lachte; seine kleinen festen Zähne wurden sichtbar; gleichzeitig nahm er ihr die Hyazinthen ab und stellte sie auf einen Tisch. »Mariandl,« sagte er nur und streckte ihr seine beiden Hände hin. Sie legte die ihren hinein, mußte nun auch mitlachen, blickte zu ihm auf mit den so leicht überfließenden Augen. Und nun lachte er wieder, behaglich, auch etwas gerührt, so daß er sich räuspern mußte. Dann 88 küßte er ihre beiden Hände, einmal, zweimal, ein bißchen gefräßig, wie das so seine Art war den guten Dingen dieser Welt gegenüber. Ach, Toblach! Grauhaarig nun und wetterbraun wie ein Cowboy, aber immer elegant, auch in dem etwas schäbig gewordenen feldgrauen Rock, und immer noch mit dem raschen Lächeln und der leichten Handbewegung – aber bitte, ist ja nur eine Kleinigkeit –, so wie Renz mit den acht in Freiheit dressierten Schimmelhengsten. Ja, und immer noch diese galante, ein bißchen altmodische Sorglichkeit, wie sie Männern eigen ist, die durch vieler Frauen Hände gegangen sind; so selbstverständlich, wie er sie zum bequemsten Sessel führte und, ehe sie's verhindern konnte, niederkniete und ihr die nassen Galoschen von den Füßen zog: Nun, Mariandl, Ihre Füßchen sind unterdessen auch nicht größer geworden . . . und dabei beguckte er die abscheulichen Dinger – belustigt, gerührt –, ehe er sie in die Ecke stellte. Heinrich der Vierte, le roi vert-galant, der mochte so gewesen sein; gutmütig, dem Augenblick hingegeben, im Grunde unzuverlässig, und dennoch: in seiner Nähe welch beglückendes Gefühl des Geborgenseins! Man wußte, wenn er dabei war, würde alles glatt ablaufen, man würde keinen Zug verfehlen, die unfreundlichsten Menschen würden einem zu Diensten sein und alle jene Verwicklungen des Daseins, die die Lebenskraft 89 viel gründlicher aufzehren als die großen Schicksalsschläge – es sei denn, man hätte sich zu einem philosophischen Gleichmut erzogen, der an Stumpfsinn grenzt –, sie würden wie unter einer Zauberformel schwinden, sich auflösen in Nichtigkeit.
So saß sie ganz still, ohne Neugier. Er war da – es würde das seinen guten Grund haben; warum – das war ja einerlei. Sie lehnte sich zurück, glücklich, erschlafft – wie süß dufteten die Hyazinthen!
Nein; sie stellte keine Frage. Aber Toblach erzählte. Erzählte abgebrochen, mit Pausen; denn dazwischen sprang er wohl auf, sah sich ein Bild an oder rückte ein bißchen daran, konnte auch minutenlang schweigen, mit lustigem und dennoch träumerischem Blick.
Ach ja, also, der Krieg. Der hatte ihn in Südamerika überrascht, wo er mit einem befreundeten Naturforscher zoologische Studien trieb und Filmaufnahmen machte. Mit Mut und Pfiffigkeit hatten sie sich in die Heimat zurückgeschmuggelt, eine lange Geschichte und richtiger Abenteuerroman, na ja, wenn die Sache hier erst vorüber wäre, könnte man daraus ein Buch machen, jetzt eben solle man lieber schweigen, denen drüben nicht die besten Tips verraten. Abenteuerlust? Ja, das sei wohl der Hauptgrund gewesen, denn an sich hätte es ja weiter keinen Zweck, die eigenen Knochen 90 auch noch in die Menschenmühle zu werfen. An sich sei die Geschichte doch ziemlich verfahren. Schlechte Prognose. So? Auch Herr von Rütten? Also mal ein Punkt der Übereinstimmung mit diesem in den Falten allzu scharf gebügelten Herrn. Ja also, die Deutschen mit ihrer die anderen Völker nervös machenden Findigkeit – daher die schlechte Presse. Und dabei – was eine Disharmonie war – von der Natur mit großen, plumpen Bernhardinertatzen ausgestattet, die immer in den heikelsten Momenten dreinfuhren. Opposition erweckend, auch wenn sie's gar nicht böse meinten. Dazu der Hohe Herr. Der offenbar den ganzen Büchmann durchstudiert hatte, um glücklich gerade diejenigen geflügelten Worte herauszupicken, die am meisten böses Blut machen mußten. Aber was wußten solche Herren von Völkerpsychologie! Die Weltgeschichte wurde ihnen ja auch nur von Hoflieferanten serviert. Hoffnungslos. Na ja, und die Herren Untertanen wie gesagt . . . so große Bernhardiner. Liegen da und lassen die Fliegen summen, ab und zu aber machen sie's Maul auf und bellen: »Wir Deutsche fürchten Gott,« und derlei schöne Dinge, die ihnen draußen natürlich niemand glaubt. Die kleinen Köter ducken sich fürs erste – aber sie registrieren. Na ja – und die Bulldogge wurde von unseren Kennern zeitlebens unterschätzt. Erstens ist sie uns im Phrasenmachen 91 noch bedeutend über, und dann – sie beißt sich fest, läßt nicht los, braucht auch gar nicht loszulassen. Denn sie hat immer Hilfstruppen. Und sorgt jedesmal für ein wirksames Feldgeschrei. Das wir ihr, wie auf Kommando, mehrmals geliefert haben. Und das sie, weiß Gott, auszunützen verstehen. Lusitania. Women and children. Hat uns bei den Neutralen mehr Sympathien verscherzt, als denen da drüben die Tausende von Frauen und Kindern, die bei uns an der Blockade zugrunde gehen. Unsere Soldaten sind natürlich auch keine Engel. Anno sechs hieß es bei solchen Gelegenheiten: C'est la guerre! Nun werden unsere Missetaten in alle Welt posaunt; mit und ohne Übertreibungen. Von den Viechereien der Gegner wird nichts laut, da ist ein Wall von Watte davor. Bessere Regie – vor allem bessere Kabelverbindungen, andere geographische Lage Deutschland sitzt nun mal wie die Nuß im Nußknacker; das ist auch jetzt wieder unser Verhängnis. Herrgott, aber sehen Sie lieb aus! Nur ein bissel mager, was? Aber raffiniert wie immer. Das soll Ihnen eine andere mal nachmachen. Da mach' ich die Tür auf, und in Galoschen und mit dem verbeulten Hütchen steht sie vor mir – wie eine Erzherzogin! Aber nun hören Sie, meine verehrte Gnädigste, könnten wir diesen frostigen Onkel nicht ein bissel zum Bullern bringen? Lassen Sie mich nur – ich bin Virtuose im 92 Feuermachen, im Felde lernt man das; Herrgott, das Brennmaterial war ja oft recht seltsam. Holzsparen sagen Sie? Ach was – vor allen Dingen muß diese Scheune mal warm werden, ich werde Ihnen unter der Hand Briketts verschaffen – dieser Torf hat ja keine Heizkraft. Unrecht? Na ja, meinetwegen. Aber ehe ich Sie erfrieren lasse, täte ich noch manches andere.
»Scheune?« fragte Marianne. »Finden Sie diese großen Zimmer denn nicht wunderschön?«
»Nun ja, vielleicht im Sommer, um Luftbäder zu nehmen. Ich persönlich bin noch an andere Kältegrade gewöhnt. Aber eine Mimose wie Sie sollte in einem kleinen warmen Boudoir sitzen mit Pantherfellen und Perserteppichen und seidenen Vorhängen – alles zugezogen – und dazu schöne mysteriöse Lampenschirme . . . Götterdämmerung, wissen Sie!«
»Aber Toblach, Sie sind ja ganz veraltet! Jetzt ist nur noch Empire und Biedermeier erlaubt, wenn's nicht die Werkstätten sind. Alles ganz hell und kahl. Diese Wohnung ist überhaupt dernier cri, und wenn Bernheimer sie sähe, würde er vor Neid vergehen. Sie waren wohl all die Zeit in schrecklich altmodischen Schlössern einquartiert, mit lauter Polstermöbeln und seidenen Portieren. Und das hat Ihren Geschmack verfälscht. 93
Dabei klingelte Marianne schon zum zweiten Male. Kitty ließ sich nicht blicken.
»Ja, Ihre kleine Zofe machte mir auf; aber sie hatte ein Paket auf dem Arm. Ich glaube für Soldaten. Übrigens wie eine kleine Sphinx sah sie aus.«
»Nun, dann will ich selber die Teesachen holen; nein, Toblach, Sie bleiben hier und ruhen derweil aus. Wenn man mir zusieht, mach' ich alles verkehrt. Warten Sie nur geduldig, Sie kriegen auch echten russischen Tee.«
Toblach blieb allein. Er lehnte sich in den weiten knarrenden Strohsessel zurück und kreuzte die Hände hinter dem Kopf. Es fing schon an zu dunkeln – und weiß Gott, es schien in diesem Hause kein elektrisches Licht zu sein. Aber um ein bissel zu sinnen, zu träumen, war es eben recht. Und während er da in der sinkenden Dämmerung Vergangenes an sich vorüberziehen ließ, veranstaltete Frau von Rosendorp, vor ihrem kleinen Gasherd stehend, eine ähnliche Auferstehungsfeier; und die Bilder, die sie aufleben ließ, hätten mit denen, die er in die Luft malte, Hand in Hand gehen können in einem Reigen, dem ein Komponist von Salonmusik vielleicht den Titel »Regrets inutiles« gegeben hätte.
Mariandl! Wie lange, lange kannte er sie schon! Zum erstenmal, als ihr Haar noch in einem dunkeln Zopf niederhing, ihre 94 Ärmelschürze immer voller Risse und Obstflecken war, ihre mageren Hände die unschuldige Röte erster Jugend hatten. Über der Gartenmauer lernten sie sich kennen, in der kleinen Residenz, wo hinter den Häusern damals noch große, unvermutete Gärten waren. Er hatte ihren Gummiball gefunden und zurückgeworfen und dann, als ihr Zutrauen wuchs, ihren Puppensohn geflickt; denn es war ein Sohn, keine Tochter, und hieß »das Goschenhoferchen«, und man erwähnte ihn wie den Prinzen von Wales oder den Infanten von Spanien ohne jeglichen Taufnamen. Der Chef der großen Wäschefirma gleichen Namens hatte ihrer Mama das Goschenhoferchen geschenkt, mit allen dazugehörigen Häubchen und Jäckchen und Steckkissen, damals, als Mama Mariandls kleine Ausstattung im Geschäft bestellte; ja natürlich sei's ein Junge, alle Bänderchen wären ja blau.
Franz Toblach aber gehörte in jener Zeit rigoroser Standesunterschiede zu einer ganz anderen Schicht der gesellschaftlichen Baumtorte als die kleine Besitzerin des Goschenhoferchens. Sein Vater, ein dünner, goldbebrillter Mann, der sich winters in gelben Nankinganzügen in überheizten Räumen aufhielt, hatte eine Papier- und Farbenhandlung; en gros zwar, aber es gehörte auch ein Laden dazu; und dieser wirkte als gesellschaftliche 95 Scheidewand. Der junge Toblach, der kein Musterschüler war, im letzten Augenblick sich aber zusammenraffte und zum Erstaunen seiner Lehrer das Examen eben noch bestand, besuchte nun eine Handelsschule, damit er später seinen Vater ablösen könne. Aber als kleiner Junge schon hatte ein Glaskasten voll herrlicher, tropischer Schmetterlinge, der über dem väterlichen Sofa hing, ihn andere Wege gewiesen. Dazu kam noch Onkel Friedrich, des Vaters einziger Bruder, Junggeselle, ruhelos veranlagt, einstmals verlorener Sohn, seitdem von Reue geplagt wie andere über ihre Sünden, wenn er an Freiheit und Schweinetreber dachte als an schmählich verratenes Seelengut. Nach vielen Versuchen und Fehlschlägen war er Gärtner geworden und hatte es, immer mit Brüderchens Hilfe, zu Treibhäusern gebracht, in denen er mit mehr Kosten als Einnahmen in feuchter Hitze seltsam beängstigende Blumen züchtete. Onkel Friedrichs Erzählungen – eigentlich mehr Andeutungen, denn er war wortkarg geworden – vollendeten, was jene blaugrün schillernden Falter begonnen hatten. Der junge Toblach reiste ab – davonlaufen konnte man's nicht nennen, denn es geschah ohne alle Heimlichtuerei – und führte nun in fernen Ländern ein Leben nach seinem Sinn, wenn auch streng diszipliniert in seinen Forderungen an Körper und Geist. Erstieg Berge, die nur 96 wenige vor ihm erstiegen hatten, lernte Völkerschaften kennen, die sich, in Sümpfe und Urwald zurückgedrängt, nur noch angstvoll am Leben erhielten und deren nahes Aussterben ihm weniger naheging als das der selten gewordenen Tiere, die einst in mächtiger Häßlichkeit oder scheuer Anmut diese Länder belebten. Er jagte wenig, denn er fühlte sich innerlich allem Getier verbunden, dessen klagender Blick ihn wie von einem wehrlosen Bruder durchfuhr, aber er belauschte und photographierte sie in ihren verborgensten Winkeln, half auch – mit heimlichem Widerstreben – einzelne seltene Exemplare zu fangen und nach Europa zu befördern; schrieb Bücher über seine Erlebnisse in Bergen und Steppen, die von der Jugend verschlungen, von Fachleuten beachtet wurden. Die Farbenhandlung ging derweil, auch nach des Vaters Tod, ihren geruhigen Weg wie bisher; es waren keine Riesengeschäfte, es ging solide, etwas kleinlich unter der Leitung des alten Prokuristen her. Aber als Toblach heimkehrte, fand es sich, daß er ein wohlhabender Mann war; denn auch Onkel Friedrichs Gärtnerei in wertvoll gewordenem Baugelände war ihm inzwischen zugefallen.
Franz Toblach, schlank und sehnig in seinen gutgeschnittenen, englischen Kleidern, die kleine Shagpfeife im Mund, machte Aufsehen in seiner Heimatstadt. So ein Gemisch von verlorenem 97 Sohn und Vetter aus Amerika. Daß seine englische Aussprache durch amerikanische und australische Nasaltöne verunziert wurde, daß er etwas absichtlich den Sohn der Wildnis – der aber zugleich ultramodern dachte – herauskehrte um das schlafmützige Residenzchen zu skandalisieren, merkten die guten Leute nicht. Er wurde viel eingeladen, langweilte sich sträflich in diesen Spießerkreisen und ging zur Erholung hinterher in ein Kaffeehaus wo hauptsächlich Musiker, Maler und Schauspieler verkehrten. Dort führte er das große Wort in jugendlicher, nicht immer geschmackvoller Art. Die Kreise, zu denen Marianne gehörte, rümpften die Nasen über den jungen Besserwisser, der sich so gar nicht patronisieren ließ, dort aber in der Wildnis mit allerhand vornehmen Engländern und berühmten Reisenden ganz auf gleichem Fuß verkehrt zu haben schien. Mariannens Vater, der zeitlebens eine unglückliche Liebe zur Geographie gehabt hatte, aus mancherlei Gründen aber in diesem schläfrigen Winkel festgewachsen war, lud sich den jungen Nachbarssohn ein paarmal ein und ließ sich erzählen. (Damals lebte Mariannens Mutter nicht mehr, und sie selbst befand sich in einem Genfer Institut.)
Später, als Toblach ruhiger, gereifter und sehr viel genießbarer geworden, in die Heimat zurückkehrte um die Handlung zu verkaufen, 98 war auch Mariannens Vater gestorben, sie selbst aber die Gattin des Kammerherrn Jacobus von Rosendorp, der einer gewissen kosmopolitischen Popularität halber – in den meisten Kulturländern hatte er Freunde – allgemein James Rosendorp genannt wurde, sogar der »vortreffliche James«; letzteres eigentlich unverdientermaßen, denn er war nur ein vielfach begabter Egoist, der sich freilich, wie er ab und zu russische Dampfbäder nahm, auch den Luxus großmütiger Regungen erlaubte. Achtundzwanzig Jahre älter als Marianne, eifriger Sammler italienischer Majoliken, die seinem Speisesaal das Aussehen eines Museumsraums verliehen, auch feinster Kenner französischer Memoirenliteratur, wurde er, seiner Sprachgewandtheit und ausgedehnter Erfahrung halber, gern von reisenden Fürstlichkeiten mitgenommen, weil sie in ihm den Halt fanden, der sie vor unbedachten Urteilen und beschämenden Ankäufen bewahrte, dabei stets taktvoll, ohne seine Überlegenheit zu unterstreichen; Cicerone und Kinderfrau, wie er es selbst mit einem Seufzer bezeichnete. Denn es war nicht immer leicht, Personen, die man im übrigen mit äußersten Respekt zu behandeln gewohnt war, von ihrer Vorliebe für Carlo Dolce und Canova abzubringen, und herbere Ideale, wie sie ein entwickeltes Kunstgewissen gebietet, vor ihnen aufzurichten; und so manches Mal schien ihm 99 diese Umwälzung in fürstlichen Gehirnen der zweideutigen Wirkung aufklärender Schriften vergleichbar, die dem Volk die Freude an Wundern und Wallfahrten vergällen, ohne ihm doch befriedigenden Ersatz dafür zu schaffen. So wurde der vortreffliche James auch der Herzoginmutter auf ihre Italienfahrten mitgegeben, um sie auf ihren Streifzügen bei venezianischen und florentinischen Antiquaren vor allzu flagranten Fälschungen zu bewahren. Daraus war Freundschaft geworden, und die Ehe zwischen dem Kammerherrn und der jungen Marianne deren Ergebnis. Denn die Herzoginmutter, seit ihrer Witwenschaft von vielen Pflichten der Repräsentation befreit, hatte viel unbeschäftigte Stunden; und so bildete sich neben der Leidenschaft für Altertümer die Manie bei ihr aus, anderen Menschen Lebenszwecke zu erdenken. Ahnungslose Witwen erhielten plötzlich und unerwartet zeitraubende Ämter an wohltätigen Vereinen zugewiesen, verabschiedete Offiziere, die sich behaglich der Jagd oder der Rosenzucht zu widmen gedachten, wurden zu Schriftführern und finanziellen Beiräten ernannt und dergleichen mehr. Jüngere Leute aber verheiratete sie mit Vorliebe, und übelste Erfahrungen auf diesem Gebiet hatten es ihr noch immer nicht verleidet.
Das junge verwaiste Geschöpf in dem alten einstöckigen Haus der Henriettenstraße allein 100 zurückgeblieben – nicht einmal eine passende adelige Duenna war vorhanden – und der vortreffliche James, von seiner Hausdame, der trotz ihres Namens säuerlichen Amalie Honigmann betreut, in dem ebenso altmodischen und geräumigen Hause nur wenige Nummern davon entfernt, welches mit kostbaren Wandteppichen, Gobelins und Barockmöbeln, den schon erwähnten Majoliken und vielen eigenhändig unterschriebenen Photographien gekrönter Häupter angefüllt war . . . noch einmal erlag Ihre Hoheit der Versuchung.
Marianne aber, traurig und ratlos in der weitläufigen Wohnung, deren Mobiliar schon mit Nummern versehen wurde für die bevorstehende Auktion, von Augen verfolgt, die die alten schäbigen Sachen grämlich taxierten; Marianne, die, wie bei der damaligen Erziehungsmethode selbstverständlich, ahnungslos war, was die ununterbrochene Gegenwart des Herrn Jacobus von Rosendorp für sie bedeuten sollte; aufgewachsen wie die Töchter ihres Standes zu jener Zeit, ohne die Möglichkeit, ja ohne den Ehrgeiz, sich aus eigener Kraft ein Los zu bilden; wie hätte sie es vermocht, sich den Plänen ihres gekrönten Schutzengels zu widersetzen? Noch eines kam hinzu. Die Herzogin redete vom Finger Gottes, James aber von Sizilien und Spanien, ja sogar von Korsika. Diese Namen waren wie ein Geläut; das Weite, das Blaue . . . es lockte mit 101 Palmen und sonndurchglühten Segeln. So wurden sie ein Paar. Nicht einmal ein unglückliches. Wenn ihr auch ziemlich bald zumute ward als säße sie vor einer Wand, und das eigentliche Leben, all das Wilde und Süße, das ihr die Musik mehr als irgendeine Dichtung oder ein Werk der bildenden Kunst verraten hatte, töne von jenseits, halberstickt, zu ihr her.
Sie reisten viel, nur im Winter verbrachten sie stets ein paar Monate in der Residenz, wenn Herr von Rosendorp seinen Kammerherrnpflichten oblag. Es sollte zu seinem Unheil sein. Die Herzoginmutter starb im Januar zur Zeit einer Grippeepidemie; der treue Freund und Diener folgte ihrem Sarg mit entblößtem Haupt von der Schloßkapelle bis zum Mausoleum; vierzehn Tage später hatte auch ihn die Seuche hinweggerafft, wenn sich ein so dramatischer Ausdruck auf den korrekten Mann anwenden läßt. Marianne pflegte ihn; aufopfernd, beinahe angstvoll. Dieses wollte allerdings bei ihr nicht viel bedeuten; einen Bettler, ein krankes Tier, sogar einen Feind, wenn sie einen solchen gehabt hätte, würde sie ebenso, ohne Rücksicht auf die eigenen Kräfte, auf Müdigkeit oder Ansteckungsgefahr, versorgt haben, denn beim Anblick physischer Leiden schmolz sie wie Wachs am Feuer. Herr Jacobus von Rosendorp aber hatte es persönlich aufgefaßt, und diese Genugtuung war ihm ja zu gönnen, denn in seiner gemächlichen, 102 skeptischen Art hatte er seine Frau aufrichtig geliebt; vielleicht desto mehr, weil sie ihm etwas rätselhaft geblieben war, wie ein Instrument, in dem er Klänge ahnte, die er doch nicht zu wecken vermochte; denn wohl hatte sich ihr Geist bildungsfähig gezeigt, und das leichte Handgelenk im Wortgefecht, das jene ihm besonders vertrauten Franzosen auszeichnet, die er in milden, braungoldenen Lederbänden sammelte und ihr – in Auswahl – zu lesen gab, hatte ihren Geist beweglich gemacht und fähig, die leisesten Untertöne zu begreifen. Aber unter dem war etwas geblieben, das sich ihm entzog; wie die zirpende Grille schweigt, sobald Menschenschritt sich nähert; erstarrt, abwehrend, Gott weiß, vielleicht eifersüchtig auf sich selbst. Diese letzten Tage aber gingen ganz im Zeichen der Entspannung, des Mitgefühls dahin, und die Pflegerin erzählte später mit Rührung, wie der durch Fieber hohlwangig gewordene, früher so stattliche Mann der Gattin noch am letzten Tag die Hand geküßt und sie – französisch – gebeten hatte, sich endlich Ruhe zu gönnen, sich nicht aufzureiben »pour un vieux crétin comme moi«.
Seit dem Trauerfall hatte Marianne den Jugendfreund einigemal wiedergesehen. Das erstemal trug sie noch schwarze Kleider um »poor excellent James«, wie er nunmehr genannt wurde. Denn sie trauerte lange und 103 gewissenhaft. Um so gewissenhafter, weil ihr bewußt war, den Verstorbenen nicht so geliebt zu haben, wie es ihr manchmal schien – nur ein Aufzucken vielleicht beim Anblick eines fast schmerzhaft schönen Abendrots, beim Anhören gewisser musikalischer Stellen –, daß sie zu lieben fähig sei. Gütig, blaß, wie verweht empfing sie Toblachs Besuch; es war wie eine gläserne Wand, die sie umgab, sogar das Feld gemeinsamer Kindererinnerungen mit einer Tafel versehen: Eintritt verboten; und als er sich teilnahmsvoll nach dem Schicksal des Goschenhoferchens erkundigte, sagte sie mit dem klanglosen Stimmfall derer, denen sich das Herz zusammenschnürt: »Oh, ich weiß nicht, was daraus geworden ist,« was eine Lüge war, denn es ruhte in seinem verschlossenen Kasten auf dem geräumigen Dachboden der Henriettenstraße.
Einige Jahre später trafen sie wieder aufeinander. Am Genfer See. Ganz unerwartet stand sie plötzlich da. Hatte einen Besuch gemacht in dem großen Hotel, in dem er wohnte. Vom Ende des Ganges kam sie auf ihn zu, hinter ihr stand das hohe, bis zur Erde reichende Fenster offen, und sie hob sich dunkel, mit leicht glühender Umrandung von dem Abendrot des Himmels ab; nur ihre Augen leuchteten und strahlten, als seien sie vollgesogen von dem Leuchten und Glühen da draußen. Sie hatte ihn zuerst 104 wiedererkannt, dann erst sah sie seine Augenbrauen zucken wie die Antennen eines Falters, der, ungläubig, tastend, sich einer seltenen Blume nähert.
Zu jener Zeit aber lebte Toblach in einem Verhältnis verstrickt, das, aus Leidenschaft entstanden, aus Erbarmen fortgesetzt, überwiegend doch trübselig, ihm Hände und Füße band; die Partnerin eine Frau, die ihm im Ausland unter schmerzlichsten Umständen nahegetreten war und ihn bald mehr durch Mitleid als durch Gefallen zu fesseln verstand, deren kranker Reiz aber immer noch – hin und wieder – die anfängliche Erregung in ihm aufzucken ließ. Ein paar Tage später war Marianne, in ihrem weichen grauen Mantel einer Abendmotte ähnlich, vor ihm und jener anderen aufgetaucht; in einem erleuchteten Garten am See, wo das Orchester spielte und Fremde aus aller Herren Ländern umhergingen oder saßen und Gefrorenes verspeisten; Toblach saß auf etwas erhöhter Estrade neben dem schönen, verwüsteten Idol, das, fröstelnd in Pelze gehüllt, mit geschminkten Lippen und brennenden Augen die jungen, leichtgekleideten Frauen an sich vorüberwandeln sah, von Ahnung zerquält und überall, im Schattenspiel der Zweige, im Strahlenstern der Lampen, auf grausam weißen Kiespfaden dieselben zwei Worte lesend: Jugend das eine, das sie neckte und zu verhöhnen schien, 105 freundessicher aber und unentrinnbar das andere: der Tod.
Dann besuchte Toblach Marianne in ihrer weißen, über Weinbergen gelegenen, zwischen Edelkastanien halb versteckten Pension auf der Anhöhe, wo sie englischen Freunden zuliebe Wohnung genommen hatte und nach deren Abreise halb aus Trägheit, halb aus Wohlgefallen zurückgeblieben war. Und er, der Kenner, sah nun wohl: sie war in ihrem höchsten Blütestadium; ausgeruht durch lange Zurückgezogenheit, nun aber lebendig, federnd, als seien Quellen in ihr befreit, wenn auch immer noch, wie's ihre Art war, gedämpft. Und sah auch – obgleich sie noch kein Recht auf graue Haare hatte –, daß mitten über ihren schmalen braunen Kopf, reizvoll abstechend, eine weiße Strähne ging. Ja, dachte er, du wirst noch lange schön bleiben, denn es gibt Rosenarten, die im September erlesener blühen als im Mai. Marianne aber fühlte unter gesenkten Lidern – und ihre kleinen blassen Ohren röteten sich dabei –, daß er sie reizend fand.
Doch aus alledem wurde zunächst nur ein freundliches Geplänkel. Die Erkenntnis, daß jene Arme, die einst alle Freuden voll genossen, manches Unersetzliche wohl auch darum verspielt hatte, nun die letzten Neigen mit verzerrtem Mund und oh, so gierig trank, preßte Mariannens Herz zusammen. Er war brutaler gesonnen, und 106 wenn er jener auch niemals offenen Schimpf angetan hätte; in der Stille ihr die Treue zu brechen, hielt er nicht für unrecht. Und ein paarmal war's nahe daran, daß der Funke, der eine kleine Funke, der nötig ist, dann aber auch genügt, um das ganze Gerüst der Abwehr und Selbstbestimmung in Flammen aufgehen zu lassen, von ihm zu ihr übersprang. Ein Stimmklang, ein Streifen der Hand, sein unerwarteter Schritt auf dem Kies zwischen den Buchsgängen des Gärtchens – oh, nur der Dunst seines Mantels – konnte das zuwege bringen. Aber immer hatte sich etwas in ihr aufgebäumt. Toblach vermutete Hemmungen aus jener Welt, jener steifleinenen Erziehung, Anschauungen, wie sie in dem kleinen, steilummauerten Aranjuez ihr zur zweiten Natur geworden seien. Und war doch etwas ganz anderes: jenes unter Frauen seltene, kostbare Anstandsgefühl, dem das Eigentum einer anderen, Wehrlosen – und ist die Ungeliebte nicht immer wehrlos? – tabu ist. Aber Toblach verstand sie nicht, und wie er sie nach einem ihrer kleinen, schmerzlich-scherzhaften Abwehrworte vor ihm sitzen sah, in ihrer kostbaren Art, den Blick gesenkt, ein Lächeln – verhaltenes Weinen, das er nur halb erriet – um die Lippen, kam ihm ein Vers in den Sinn, und während er nach seinem Hut griff, sagte er ihn her: 107
»La belle qui veut,
La belle qui n'ose
Cueillir la rose
Au jardin bleu . . .«
Gesenkten Hauptes hob Marianne die Lider; es war etwas Verführerisches in diesem Blick, so von unten herauf, und doch auch wie von einem kleinen, gescholtenen Mädchen. »Ach, Toblach,« sagte sie nur leise, aber schon hatte er sie hochgehoben in seinen Armen und geküßt, lind, beinahe scheu, und dennoch drängend . . . . wie tat es ihr weh und war doch süß bis in die Fingerspitzen . . .
»Nein, nein,« rief sie aus und stürzte aus dem Zimmer.
Als sie dann sofort, ohne eine Adresse zu hinterlassen, abgereist war, kam er wieder zu seiner Ansicht zurück, daß gewisse, in der Jugend eingesogene Begriffe – den Hermelinkomplex nannte er's – stärker bei ihr seien als der einfache, weibliche Drang nach Glück und Beglücken.
Später dann – nach längerer Pause – hatten sie wieder ab und zu Briefe gewechselt, sich ihre Ortsveränderungen mitgeteilt, ohne recht zu wissen warum. Schließlich war auch jene Frau gestorben, umgeben von allem, was seine Fürsorge erdenken konnte. Erstaunlich lang hatte sie sich noch festgeklammert an dies Dasein, das 108 kein Glück, nur noch Schmerzen für sie barg; zerfallen, zerquält, grenzenlos verbittert, dennoch auf ihre Art schön. Ein junger französischer Bildhauer hatte sie abgebildet, und die Büste, tragisch wie ein Steinbruch, machte ihn berühmt.
Toblach harrte bei ihr aus, schrieb an niemand mehr, ging mit ihr, bis zuletzt, Schritt für Schritt; keine Mitqual schien ihm zuviel. In einer schmerzreichen Nacht, kurze Zeit vor ihrem Tode, bekannte sie ihm, mühsam lächelnd, warum sie ihn oftmals San Francesco nannte: »nicht weil er die Armut liebte, armes Franzl, aber weil er sich so brav in Dornen wälzte«.
Als alles zu Ende war, litt es ihn nicht mehr in den Ländern, die alle ein Echo dieser zerzupften, zerquälten Jahre festhielten – und ach, wo waren sie nicht überall gewesen, erst Heilung, dann Linderung, vielleicht auch nur Vergessen suchend. Nun trat er aufs neue große Weltreisen an – meine Seele ist wie ein eingeschlafener Fuß, ich muß sie aufrütteln –, drang in Länder ein, die noch kein Europäer betreten, erkrankte am Sumpffieber, von seinen Schwarzen wie von zutunlichen Tieren gehütet; dann, kaum genesen, schloß er sich, immer noch nach Beschwerden, nach hartem Leben dürstend, einer wissenschaftlichen Expedition an. An Marianne hatte er kaum noch gedacht; ein paarmal vielleicht, in leiser Neugier, nicht in 109 Sehnsucht, und durchaus nicht in nachtragendem Gefühl. Aber er hatte ihr geschrieben und allerhand Jagdtrophäen angekündigt. Dann brach der Krieg aus.
Die Erlebnisse der Frau hatten, in engerem Rahmen, eine gewisse Ähnlichkeit. Auch sie war all die Jahre ruhelos gewesen, ihren Aufenthalt immer wieder wechselnd. In fremden Städten, wo sie Freunde hatte, auf bayerischen Landsitzen, kleinen, verträumten französischen Chateaux hatte sie sich aufgehalten. Dann, eine Zeitlang, sich ganz der Musik hingegeben, ein stilles und doch im geheimen wogendes Leben gehabt; dabei versengte sie, der es durch all die Jahre nicht an Anbetern fehlte, sich noch einmal, weniger die Flügel als das Herz; denn herzwund wie sie war, war sie doch weitergeflogen. Diese Episode aber lag auch schon mehrere Jahre zurück.
Das Rosendorpsche Haus in der Henriettenstraße, diesen Alpdruck von Polsterung und Seidenportieren, von eingelegten Sekretären, Kupferstichen und kostbarem bric à brac, war es gelungen, wenn auch allzu wohlfeil, zu verkaufen. Ein holländisches Kunsthaus nahm ihr die Majolikasammlung ab: so reichten ihre Einkünfte um, ohne ängstlich zu sparen, mit Anstand auszukommen. Wenn aber ihr tägliches Dasein bescheiden war, konnte sie doch ab und an sowohl egoistische als auch altruistische 110 Exzesse begehen, die ein plötzliches Loch in ihrem Budget hinterließen. Alles in allem genoß sie auf ihre Art das Leben und fand keinen Grund, andere zu beneiden. Bis auf ein Gefühl der Verlassenheit, das sie übermannen konnte, wenn sie von ihren Wegen oder Reisen heimkam in ihre oft wechselnde, aber immer einsame Wohnung. Dies Gefühl war dann, solange Mariette sie bediente, sehr gemildert; jetzt wachte es wieder stärker auf; doch der Krieg, die Last an der ein jeder trug, ließ dergleichen nicht deutlich werden.
Aber nun war Toblach wieder vor ihr aufgetaucht, unerwartet und doch wohlbekannt, als seien es keine acht Jahre her, daß sie ihn zuletzt gesehen. Ja, er war grau geworden in der Zeit und verwittert, und auch kleine Mängel entdeckte sie, die sie nicht abstießen, ach Gott nein, die sie seltsam rührten. Er hielt sich nicht mehr so gerade wie sonst, war etwas eingesunken, die Schultern hingen schlaff; ja und das Haar wich an den Schläfen zurück und ein Eckzahn fehlte. Aber nicht Toblach allein, ihre eigene vergangene Jugend war es, die da vor ihr stand, und es erfaßte sie plötzliches Schwindelgefühl. Vor sich hinstarrend hielt sie die Hände aufs Herz gepreßt: Wohinein waren die Jahre versunken?
Endlich kochte das Wasser. Marianne goß an, ordnete alles, ein bißchen umständlich, auf dem Teebrett und trug es über den Vorraum. Toblach 111 hatte ihren Schritt gehört, öffnete ihr die Tür, half ihr alles hinstellen mit seinen geschickten ruhigen Händen. »Das war gescheit, daß Sie heute kamen, Toblach,« sagte sie, »gerade heute habe ich echten Tee bekommen, aus Holland; da können wir prassen.«
Ihre Stimme kam ihr fremd vor, ihre Worte unnatürlich. Wie wunderbar alles – nun war er wieder da! Aber zwischen jenem Abend in dem weißen Haus über den Rebbergen und heute lag eine lange Zeit. Hätten sie inzwischen nichts, gar nichts voneinander gehört, es wäre jetzt alles einfacher gewesen. Aber nun hatten sie doch ein paarmal Briefe gewechselt, waren in den freundschaftlich plänkelnden Ton zurückgefallen, der für wunde Herzen vielleicht eine Schutzwehr ist– aber doch eine Fälschung. Ja, es waren acht Jahre dahingegangen, vieles war an ihnen geschehen, und die Sprache eines jeden schien eine fremde Tonart angenommen zu haben. Mein Gott! Gewichtlos setzte sie sich nieder, sah sich behutsam um, fast als sei Toblach ein Einbrecher, den man begütigen müsse. Aber dann sprang sie wieder auf; sie wollte die Fensterrouleaux herunterlassen, verwickelte aber die altersschwachen Schnüre. »Lassen Sie das, Verehrteste, Sie komplizieren wieder einmal das Dasein,« sagte er, hinter ihr stehend. Er griff über sie weg, brachte alles in Gang, die Blende fuhr knatternd nieder, nun auch die zweite und dritte. Aber in den 112 Sekunden, da er sich über sie gebeugt hatte, die Wärme seiner abgehärteten wetterbraunen Haut ausströmend wie eine Welle gesunder, sehr sauberer Männlichkeit, war etwas Neues mit ihr vorgegangen. Sie ging an ihren Platz zurück wie betäubt.
Also ja, berichtete Toblach, nachdem er sich sybaritisch ein Marmeladenbrot bereitet hatte, er war erst an der Front gewesen, dann aber hatte sein Körper – ja, Malaria war sowieso bei ihm Logiergast, und ein Jüngling war man auch nicht mehr – mit Gelenkrheumatismus reagiert, und der Herzknacks ließ dann auch nicht auf sich warten – da hatte man ihm nun friedliche Arbeit gegeben, so eine Art Gouvernantentätigkeit – allerhand Inspektionen, und nun eben Reisemarschall beim Roten Kreuz. Gerade jetzt hatte er eine Herde überarbeiteter Krankenschwestern zurückgeleitet, auf Grasung zu Gutsbesitzerfamilien, und die entsprechende Anzahl wieder hinübertransportiert – ja, das war eine Sache! Er hatte seinerzeit schon Tiger und Grislybären transportiert für seinen Freund Hagenbeck, aber das war weniger schwierig, da man auf ihre Gefühle weiter keine Rücksicht nahm, die Herrschaften in Einzelzellen reisten und nicht miteinander raufen konnten, was bei den gottseligen Jungfrauen leider vorkam. Wollte Marianne es ihm glauben oder nicht, er hatte einen Streit schlichten müssen, der über einen 113 Regenschirm entbrannt war, den zwei der Damen mit gleicher Bestimmtheit für den ihren erklärten. Da war ihm die Erinnerung an das salomonische Urteil gekommen; er hatte der einen den Schirm, der anderen den Griff zugesprochen. Aber zufrieden sei dann doch keine gewesen.
»Ja Toblach,« sagte Marianne und kniff die Augen zusammen, so daß sie, wie immer beim Lachen, Tränen herauspreßten, »ich glaube doch, die waren alle ein bissel in Sie verliebt . . .« (Ach, daß ich ihn mit so was necken kann, ist ein gutes Zeichen, dachte sie.)
»Ja,« sagte Toblach, »auch dieses blieb mir nicht erspart, um mit Franz Joseph zu sprechen; eigentlich sollte ich mir etwas darauf einbilden. In meinem Alter!«
»Gott, Toblach, wie reden Sie! Ich weiß genau, wie alt Sie sind, bin ja nur ein paar Jahre jünger; aber wenn das für eine Frau auch schon November ist, ist es für einen Mann höchstens Mitte August.« (So, Marianne, das ist die rechte Tonart.)
Er sah rasch, amüsiert zu ihr hinüber. Wie sie so dasaß, das weiche seidene Tuch zurückgleitend von den Schultern – wie zart und doch stolz war die Linie. Gute Architektur wird mit den Jahren wohl immer deutlicher. Das dunkle Haar, leicht ergraut – die weiße Strähne war nicht mehr so auffallend wie damals – und 114 reizend angewachsen an Stirn und Schläfen, sie trug's zurückgekämmt wie eine Velasquezdame. Wie schön die zartgehöhlten Schläfen mit dem blauen Spiel der Adern; es war etwas Leidvolles an diesen Schläfen. Aber wer konnte sagen, ja wer dachte nur daran, ob dreißig, vierzig, oder auch mehr . . . Und die lieben zuverlässigen Hände. Ein bißchen breit; sie hatten viel Klavier gespielt, daher auch die kurz gehaltenen Nägel (so anders, so anders jene magern, ruhelosen Hände . . . wie Vogelkrallen zuletzt . . . o still davon!) Dies waren Mädchenhände in ihrem Freimut, ihrer Einsamkeit; ganz schmucklos, ja Gott sei Dank auch den fatalen Trauring trug sie nicht mehr. O wenn nur alles ein bißchen anders gekommen wäre, welche Kameraden hätten diese Hände ihm sein können! Aber es war wie verhext, einmal hatte sie die Kette am Fuß und dann wieder er; wie im Wetterhäuschen Männchen und Frauchen, nie kamen sie zu gleicher Zeit heraus! Ja, und nun war ja alles doch zu spät. Wenn sie auch beide frei waren und in der Lage, zu zweit ihren Packen zu tragen. Aber nein, man war alt, schlimmer noch: gealtert – grown old – invecchiato – un peu gagá . . . gräßlich, wie jede Sprache ihren besonderen Nebenakzent für dieselbe unerfreuliche Sache hatte. Innerlich freilich noch unerfreulicher als äußerlich, jeder mit Erinnerungen belastet, die nun in der fahlen Beleuchtung nachträglicher 115 Selbstkritik etwas Groteskes, unendlich Niederdrückendes annahmen. Er mit jener Unglücklichen, einstmals doch ganz unbegreiflich Heißgeliebten, die so ähnlich war dem kranken Puma, den er wochenlang gepflegt, dem nie ganz zu trauen war, gereizt, plötzlich fauchend, dann wieder in akuten Schmerzen so erschütternd, hilfesuchend mit verzweifelten Augen . . . Oh, aber – jahrelang – welches Bleigewicht! . . . Und Marianne? Bei ihr alles Wohlanständigkeit – wie Ersticken in parfümierter Watte. Der selige – nein, der hochselige James, er ließ sich nicht ausmerzen aus der Erinnerung. Er war ja wohl das gewesen, was man vor zwanzig Jahren einen »Lebenskünstler« nannte, ein Wort, das jetzt schon wieder zum Antiquitätenkitsch gehörte. Gräßlicher Kerl mit seinen Majolikatöpfen und verschimmelten französischen Schmökern mit unanständigen Kupfern, die sich die Herren bei Kaffee und holländischen Schnäpsen zwinkernd zuschoben. Und Marianne da mitten drin; die er sich erworben hatte wie so ein besonders seltenes Stück, und da stand sie denn auf ihrer Konsole und wurde gut gehalten und abgestaubt. Damals – so Ende der vierzig – sah der alte Knabe ja noch ganz elegant aus, wenn auch . . ., diese bleichblonde Art war ihm fatal; aber später hatten dann das holländische Phlegma und auch das Fleisch seiner Stammeltern überhandgenommen, und man hätte ihn gut als Mynheer Drogstoppel 116 abbilden können, glattrasiert, etwas Hängebacken, die wohlgepflegte Hand auf die Bibel– ach nein, er war ja Freidenker –, nun also denn auf einen Katalog von Christie oder Lepke gestützt. Fürchterlich. Nein, wie konnte sie nur auf den selbstgerechten Bovist hereinfallen! Das war und blieb ein Schönheitsfehler, den er niemals recht überwunden hatte. Überwindet man an der Geliebten doch eher ein Verbrechen als eine Geschmacklosigkeit. Herrgott, und so viel er wußte, war sie auch noch dem Pappstoffel absolut treu geblieben durch all die Jahre der Langweile. Ja, das war beinahe am schwersten zu verzeihen. Und nun . . .? Armes Tierchen, sie gehörte wohl zu den Wesen mit allzu reicher, allzu beweglicher Phantasie, aber ganz ohne Kämpfersinn, die sich vom Leben hin und her schieben lassen und erst, wenn das Leben unwiederbringlich versaut ist – es kann ja auch negativ versaut sein –, nehmen sie die Nebelbrille ab und erkennen fröstelnd die Wirklichkeit, was sich dann in Aufruhr oder Resignation äußert, meist wohl das letztere, weil es weniger Anstrengung erfordert. Mariandl! Herrgott, so allein in dieser Welt! In die sie doch eigentlich gar nicht recht paßte.
Diese Erkenntnisse zogen, mit dem Teeduft verschwimmend, durch Toblachs Sinn, während er seine Zigarette rauchte und von hundert Dingen redete. Hätte er aber seine psychologische Zergliederung zu Ende geführt, so hätte 117 er sich sagen müssen, daß auch jene kurze, wie Perlmutter schillernde Episode am Genfer See ein Ergebnis dieser selben allzu beweglichen Phantasie gewesen war, dieses schmerzhaften Verstehens von anderer Herzen Bedürfen und Entbehren, das die eigene, noch unverbrauchte Liebeskraft scheu und mutlos machte.
Und Marianne? Wie sie ihn da nun wieder sitzen und stehen sah, grau, nicht mehr gesund, Spuren von Strapazen und Bitterkeiten mit neuen, fremden Furchen eingezeichnet, aber immer noch mit dem knabenhaften Aufblitzen der Augen, der Freude am Augenblick, wie Kinder und Tiere sie haben können, die unbeschwert sind von Vergangenheit oder Zukunft – da überkam sie, die alternde, ach nein, sie spürte es, die altgewordene Frau, eine plötzliche, drängende Zärtlichkeit, eine Empfindung, in der sich der mütterliche, der schützende Trieb mit dem Verlangen, zu bewundern, sich ganz klein zu machen, zu überweiblichem Gefühl vermengte. Nur wenn man die Mutter des verlorenen Sohnes, die um ihn gelitten, und sein jüngstes Brüderchen, das ihn heimlich als Helden und Halbgott anbetete, in einer Person vereinigen könnte, ließe sich ausdrücken, was ihr in diesem Augenblick den Kopf benahm und das Herz beinahe lähmte.
»Ja . . . aber nun . . . Ihre Tasse ist leer,« sagte sie erwachend. Und sorgte für ihn. Denn sie gehörte trotz aller Träumerei und Vergeßlichkeit 118 zu jenen behaglichen Frauen, die ihre Lieben gern vergnüglich essen und trinken sehen.
»Daß aber Kitty gar nicht kommt! Wir müssen Licht haben!« Sie streckte den Arm nach der Klingel aus. Er sprang auf und klingelte für sie; wieder tönte die kleine Glocke blechern scheppernd durch den hallenden Flur.
Er sah sich im Zimmer um: »Daß es so was überhaupt noch gibt in einer Hauptstadt; Klingelzüge und Petroleumlampen und so ein uraltes, knackendes Parkett! Aber ich begreife, daß Sie gerade in dieses Milieu geraten mußten. Wie von einem Magnet angezogen. Denn eigentlich passen Sie in die moderne Welt wie eine Antilope auf den Potsdamer Platz. Sie hätten in einer Zeit leben sollen, als Häuser wie dieses neu waren und Chopin und Liszt den Damen die Köpfe verdrehten, belles éplorées mit Seitenlocken, die ihrer grande passion nachliefen und die ganze Welt gegen sich hatten. Ja – aber später schrieben sie dann Traktate über Kindererziehung.«
Irgend etwas reizte ihn, daß seine Worte, die erst verständnisvoll geklungen, zum Ende geheime Bitterkeit ahnen ließen. Er merkte es selbst; aber seine Nerven waren ja auch nicht mehr die besten. Wie ein von Bremsen gepeinigtes Pferd, dem man – auch streichelnd – nicht zu nahe kommen darf. Mariandls Infantamanieren, diese klare, etwas hohe Stirn, in die 119 das Haar seine feinen Zacken vorschob, ärgerten ihn, und wenn ihm eben jetzt jemand von einem Liebesverhältnis Mariannens erzählt hätte, wäre er ihm, erlöst, um den Hals gefallen. Denn im Grunde war es doch alles nur quälendes Mitleid mit ihr. O Mariandl, wer gibt dir die Jahre zurück die du an Vitzliputzli verschwendetest!
Und sie, die seinen Blick fühlte, begriff heute nicht mehr, wie sie den harten schmerzenden Riß damals vorgezogen hatte einem Eingehen auf etwas Halbes, das ihr nicht ganz gehören konnte, weil es zum Teil – wenn auch entwertet – einer viel Ärmeren gehörte. Und auch die Heimlichtuerei, die Demütigung: Mein Gott, wenn man liebt, warum nicht auch das? Ach jetzt eben, wie war ihr alles Heroische fern. Sie sah ihn an, grau geworden, gefurcht, mit Erinnerungen belastet, auch solchen, von denen sie nichts wußte; und ihre Liebe war wieder erwacht, so wie ein kleines, nicht zur Reife gekommenes Kind uns im Traum bedrängen kann, das um das Leben weint, das ihm nicht geworden. Sie senkte die Stirn, sah auf ihre Hände nieder . . .
Dann, sehr sanft: »Ach, lieber guter Toblach,« sagte sie und sah wieder so von unten auf zu ihm; ihre Augen waren grau geworden von aufsteigenden Tränen. Es waren dieselben Worte wie damals; derselbe Blick . . . beinahe. 120
Er streckte die Hand aus, ihren Arm berührend; alle Reizbarkeit war ausgelöscht. Wie ein Kind streicheln wollte er sie nur, denn was sollten Worte? Wenn es um Dinge geht, die vorüber sind und ineinandergeflossen, unentwirrbar, jenseits jeder Anklage, jeder Erklärung, wieviel besser ist da die schlichteste Liebkosung.
Aber er zog die Hand zurück, denn an der Tür entstand ein Geräusch – sie öffnete sich. Kitty trat ein, eine Lampe tragend, den Kopf etwas zurückgeneigt, mit halbgesenkten Lidern, die Augen schmal und glitzernd. »Hier setz' nur her, Kitty,« sagte Frau von Rosendorp, etwas nervös; aufgerichtet, schlank auch sie, aber doch frauenhaft neben Kittys gertenhaftem Biegen. Diese aber kniete nun am Ofen nieder und machte sich mit gesenktem Kopf zu schaffen, man sah ihr feines, bräunliches Genick mit dem silbrigen Flaum. Sacht, ziemlich umständlich, legte sie Holz und Torfstücke nach. Als sie dann an Toblach vorbei wieder zur Tür ging, umfaßte sein rascher gleitender Blick ihre Silhouette, ihre ganze schmiegsame Eigenart. Die kleine Unterbrechung aber hatte wie ein kühler Luftzug gewirkt. Man redete noch einige Minuten von nebensächlichen Dingen, dann sah Toblach, wie erwachend, auf die Uhr und nahm kurz, fast verlegen Abschied. 121