Ludwig Frahm
Minschen bi Hamborg rüm
Ludwig Frahm

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De Piepenkopp.

De Buer Hasselmeier wahn in de Eck von 't Dörp, in »de Hörn« nennt man dat dar. De Steendamm reck dar nich mehr hin. Ol Hasselmeier wull ok keen' Steendamm hebben; he müch sik nich mehr verännern. Ein ganzes Gewees tüg ok darvon, dat he sik nich mehr verännern müch. Nu weer he awer dod, un sin Söhn Andrees weer Herr up den Kram.

Langsam pedd sik en Mann lank de Strat un bög na de Hörn rin. Dat weer de Oldköper Hirschstein ut Hamborg. Man kunn't nich seggen, op he Christ oder Jud weer, op he veertig oder sößtig Jahr old weer, op he Geld har oder en armen Slucker weer.

De olen Hüser uppen Lann' besöch he jahrut, jahrin, snücker in alle Ecken rüm un köff' ole Kleederschappen un Stöhl, Schirms mit Fischbeenstangen, Tassen un Tinntöllers, sülwern Halskeeden un Namdöker, bruken kunn he alles un jedes. Bi den olen Hasselmeier weer he mennigmal west; awer de wull nix verköpen, he wull sik nich verännern.

Nu awer, as he dod weer, stell sik Hirschsteen wedder in. Un nu stünn' he bi den jungen Herrn Andrees up de Deel vör de Hackelslad.

De Hackelslad weer fröher en Drahkist weest, en Kleederkuffer. Nu würrn de Peer dar ut fodert. Up dat Vorblatt von de Lad weer en wunnerschöne Snitzerie ut Rahmen un Ranken, Engelsköpp un annere Figuren, Bokstaben un Tallen ut dat vörige Jahrhunnert. Awer trotz ehr Eekenholt harr de Lad bannig leeden, besonners bi't Peerfodern.

De Oldköper awer wull ehr liekers bannig gern in de Wull un böh den Herr Andrees slankweg dörtig Mark.

»Nee, ünner föftig Mark kümmt se nich weg.«

»Bester Herr Andrees, wie kann ich geben fuffzig Mark vor die alte Kist. Bedenken Sie doch, verramponiert von außen und innen.«

Na, he kreeg se toletz doch för veertig Mark, un jeder glöv, dat he en godes Geschäft makt un den annern öwer't Ohr haut harr.

Nu güng' se rin nah de Dönß, üm up den Hannel en beeten Fröhstück to eeten.

Den Oldköper güng' de Ogen apen. Hier kunn he alles bruken, den olen witten Aben mit de blau bemalten Kacheln, dat fiene Teeschapp ut Zuckerkistenholt, all de Rosentassen un sülwern Leepels, dat Mangelholt an de Wand, en paar ole Biweln mit mischen Owerfallen.

Awer Tied laten, hüt hannel he blot noch up en Meerschumpiep. Ob dar denn keen sülwern Deckel to weer?

»Ja,« meen Andrees, »de leeg woll noch wo rüm, vellicht in een von de Schuven von dat Schapp.«

Ja, ahn den Deckel kunn he de Piep nich bruken. So müß Andrees denn an to söken fang'n. He nehm de ganze Schuv rut un stülp alles up'n Disch um. Mank all den Kuddelmuddel fünn' sik denn ok toletz de Piependeckel.

Een Deel awer steek den Herrn Hirschsteen doch mehr in de Ogen. Dat weer en witte Piepenkopp, de mit dree Köpp bemalt weer. Dat weern de dree Siegers von de Völkerslacht bi Leipzig, de Kaiser von Osterriek, von Rußland un Friedrich Willem, de König von Preußen. Se weern awer nich blot upmalt, se leegen sogar hoch up, dat nenn' de Oldköper Relief. Alles weer noch schön erholen, blot de Kaiser von Rußland harr en beeten von de Näs verloren.

De Piepenkopp weer wenig jünger als de Sieg öwer Napolium un heel selten un wertvoll. Liekers läd de Oldköper em wedder in de Schuv. He wull sik blot nich verraden.

Nu güng' dat up't Hanneln üm de Meerschumpiep los. De Oldköper müß von dree up veer, von fiev up söß Daler stiegen. Awer de Herr Andrees höl de Ohren stiev un bleev bi twintig Mark.

Toletz müß he denn in den suren Appel bieten. Na, denn wull he de twintig Mark vull maken, awer den annern Piepenkopp mit de hilligen dree Könige wull he tohebben.

Na, denn wull de Buer ok mal schelant sin, un he slög in.

He betahl sößtig Mark, steek Piep un Piepenkopp in de Tasch, un de Lad würr to Wagen böhrt un nah'n Bahnhoff föhrt.

Den annern Dag weer Herr Hirschsteen all bi den Herrn Direktor von 't Gewarvmuseum. He weer een von sin stännigen Gäst un wüß, wenn he am besten to spreken weer.

»Na, Sie Allerweltskerl, was haben Sie denn heute für uns?«

»Ja, Herr Direktor, diß un das, eine alte Lade, alt Eiche, von siebenzehnhundert und Kruk, ich glaube sechsundachtzig, gut erhalten.«

»Kostenpunkt?«

»Einhundertzwanzig.«

»Nicht billiger zu machen?«

»Keinen Happen.«

»Na, ich werde sie mir ansehen.«

»Und was ich noch sagen wollte, Herr Direktor, so'n Pfeifenkopf von die Dreikaiserschlacht bei Leipzig, gut erhalten, Relief, ist der was wert?«

»Dreikaiserschlacht? Der Oesterreicher, der Preuße und der Russe? Donnerwetter, den suche ich ja schon lange. Zeigen Sie mal her, Sie Spürnase.«

»Das ist leicht gesagt, Herr Direktor, erst muß ich ihn haben, Verkäufer sehr steifnackig, was kann ich bieten?«

»Na, denn bieten Sie ihm mal zwanzig Mark.«

»Schön, werd' ich machen.«

Den veerten Dag klopp de Oldköper wedder bi den Herrn Direktor an de Dör.

»Na, haben Sie ihn?«

»Nee, bester Herr, noch nich, Fuchs hat Unrat gemerkt und will ihn nicht fahren lassen.«

»Um welche Unsumme wollen Sie mich denn bringen?«

»Unter hundert Mark will er nicht losschlagen.«

»Ach was, dann bieten Sie mal fünfzig, höchstens sechzig; aber erst will ich ihn sehen.«

Wedder güng' mehrere Dag hen. Da keem de Oldköper mit den Piepenkopp in sieden Papier antoböhren un vertell mit de ehrlichste Mien von de Welt, dat he em mit Hängen un Wörgen for tachentig Mark köpen kunn.

De Direktor beseeg em dreemal, schöv em weg un lang' em doch wedder her.

De Oldköper säd garnix. He mök grad so'n Gesicht as en Angler, de den Heek all seeker an de Angel hett.

Toletz willig de Direktor in, un de Oldköper weer so god to Mot as siet lange Tied nich.

As he dat nöchste Mal wedder in dat Dörp weer, gev he den Buern mit dat fründlichste Gesicht en Daler un vertell em, mit den Piepenkopp harr he en schönes Geschäft makt. Da harr he fief Mark för kreegen, twee darvon müß he doch för sin Loperie hebben.

Dat lüch den Herrn Andrees in. So'n Ehrlichkeit weer em noch garnich vörkamen.

Un der Oldköper hett de Daler nich argert, denn nu wüß he, dat he den olen Aben, dat Schapp ut Zuckerkistenholt, de sülwern Leepels un de Rosentassen un all de annern Kram mit Hüen un Perdüen ok noch kreeg.

 


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