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Unter den Südmauern meines liebsten Berges habe ich ein kleines Haus entdeckt, mitten in einer Blumenwiese. Es kann noch nicht lange verlassen sein, wenige Jahre nur. Die Trockenmauern und das Dach aus rohen Schieferplatten halten noch fest und dicht. Der Innenraum ist ungeteilt, gut fünf Schritte im Geviert. Eine Schicht grober Spreu im Winkel zeigt, wo früher einmal das Lager aus Buchenlaub bereitet war. Auf dem Steinherd liegt noch ein angekohlter Ast; die Asche ist verweht, nur der Ruß hat sich zäh in die Steine gebissen und färbt kaum mehr auf den Finger ab. Die Türe fehlt, Fenster waren nie da. In der Mitte des Gemachs aber steht, überwältigend in seiner Wucht, ein Steintisch: zwei dicke Schieferplatten in die Erde gegraben, eine dritte darübergelegt; ein kantiger Block als Hochsitz davor.
Dies ist atemberaubende Pracht, und nie würde ich es wagen, für mich allein davon Besitz zu ergreifen. Aber, nun, es bereiten sich Dinge vor … heute oder morgen könnte es unversehens kein Traum mehr sein, in Mittagsonne oder Sternenlicht, daß mein Sehnen zu seinem Ende gekommen ist. Sollen mich die Ereignisse überrumpeln? Und dann: drei Wochen wolkenlose Sonne, vier, auch sechs – gut! Doch ist damit der Regen aus der Welt geschafft? Ich werde es ihm nicht verwehren können, zu seiner Zeit nachhaltig in die Erscheinung zu treten; will es auch nicht; ich liebe ihn. Kein Wort gegen den Regen! Hat er mir nicht lind und lau die Tränen vom Gesicht gestreichelt, als ich so allein war in einer fremden, fremden Stadt? – Wann war das? Gestern oder vor hundert Jahren? – Immerhin: hier oben gibt es keine Bar mit tuschelnden Mördern; und es möchte weit bekömmlicher sein, zuzuhören, wie die Tropfen auf dem groben Dach ihr Marschlied trommeln, anstatt ihnen den Weg über meinen Nacken in die Stiefelschäfte freizugeben. Dieses Haus wird man sich merken müssen.
Vor dem Eingang stehen drei wilde Kirschbäume, in deren dichtem Geäst noch die Früchte des Frühsommers verdorrt hängen. Kein Mensch hat sich die Mühe genommen, sie zu ernten. Das wird anders werden, wenn ich im nächsten Jahre hier zu befehlen haben sollte! – Ich sehe nackte, schlanke Frauenbeine aus fruchtschwerem Geäst leuchten, höre eine Stimme, die mich anklingt wie eine Glocke aus Edelerz, während dichtbehangene Zweiglein mir um die Ohren fliegen. – Nun, halten wir uns an die Gegenwart! Es gibt noch einiges vorzukehren, bevor Träume reifen können!
Eis hat einen Spalt gesprengt in die Felswand des Berges. Gräser haben sich in die Bresche gestürzt und künden weithin mit grüner Fahne den Sieg des Bewegten über das Starre. Eine Quelle blutet aus des Berges Wunde.
Die kleine Wiese, nach Norden von der Felswand abgeschlossen, verliert sich nach Süden, dem Tale zu, in eine wahre Beerenhalde. Erdbeeren kriechen über Steine; setzt noch hängen dunkeldürre an den Zweiglein, reife daneben, rosige, grüne Blüten. Heidelbeeren in kurzem Gesträuch, dick wie ein Pelz. In einer feuchten Senke steht hüfthoch ein Wald von Himbeeren. Brombeeren starren in wehrhafter Phalanx. Hagebutten wie Unkraut, und ein paar große Mehlbeersträucher. Wacholder, blau und grün von Früchten, und, fürs Auge, Erika, Ginster und alle Bergblumen, die Schafgarbe voran. In Ost und West Buchendickicht mit rötlichem Schatten.
Unbekannter Eigentümer – ich ehre deine Entschlußkraft, daß du dies alles lassen konntest, um irgendwo in Amerika Geld zu machen. Ich verstehe sie nicht: doch ich ehre, vor allem, ich begrüße sie! Wenn ich nicht irre, so gehörst du zu Ippolitos Gemeinde, deren Gemarkung bis hier herauf reicht; zu den »Familien von Temossi«, die Ippolito immer »Jene von Temossi« nennt, weil sein Haus eine Stunde von der Kirche abliegt. Ich werde mir gestatten, an deine etwaigen schätzenswerten Hinterbliebenen mit der Frage heranzutreten, ob und unter welchen Bedingungen ich dein verwaistes Erbe antreten dürfte? Verzeih, daß ich von Hinterbliebenen und Erbe spreche, während du doch in voller Manneskraft an Straßen oder Eisenbahnen arbeitest, den Verschleiß von Wein, Öl und Pasta betreibst, oder sonstwie Dollars hamsterst. Verzeih – aber für diese Berge bis! du tot! Eines Tages wirst du heimkehren, als Kleinrentner, vielleicht sogar als Lire-Millionär. Aber dann wirst du dir unten in den Vorbergen ein Gütchen kaufen, es von einem Bauern auf Halbpart bewirtschaften lassen, wirst dir an der Küste ein Haus bauen, eine palazzina, schön würfelig, in einem schwindsüchtigen Gärtchen, wirst sie rosa anstreichen und in dunklerem Rot, künstlich schattiert, Renaissance-Ornamente daraufpinseln lassen, die jeder Blinde für wuchernden Marmorzierat halten wird. Dort wirst du dann deinen Magen betreuen, deine Leber oder Milz, denen die Luft in den Vereinigten Staaten nicht gut bekommen ist, wirst täglich den Handelsteil deiner Zeitung auswendig lernen, dich abends, im Café, an der Hochschätzung deiner Mitbürger erfreuen und nicht ahnen, oder nicht wissen wollen, daß der brave Torquato dir ein böses Ende im großen Netz zugedacht hat. Was soll ich dann noch eine Steinhütte in den Bergen kümmern, mit wilden Kirschen, die doch nur für die Vögel taugen, mit einem kalten Brünnlein, das dir Durchfall macht, und einer Menge Beeren, die auch alle schwer verdaulich sind? Du bist in die Höhe gekommen, und lebst in der Tiefe – du hast es weit gebracht, und dein Herz ist eng geworden.
Ippolito hat mir oft genug von den verlassenen Häusern erzählt, die ringsum in den Bergen verstreut liegen, oft zu viert und fünft auf einem Haufen, öfter einzeln; manche wären noch bewohnbar, andere beginnen zu zerbröckeln; die meisten haben ihre Steine dem Boden wiedergegeben, von dem sie genommen waren; nur ein Herd ragt noch, oder ein Bogen, doch Brombeeren und Gräser find dabei, auch sie niederzuzwingen. Die Eigentümer sind ausgewandert, alle nach Amerika; fast alle werden ins Land zurückfinden – zum Heimatboden keiner. Es ist, als ob der Hauch der neuen Zeit die alten Mauern mit Verwesung schlüge.
Ippolito hat mir ferner noch gesagt, daß in den Gemeinden solche Häuser geradezu als herrenloses Gut gälten, da keiner, der einmal den Fuß nach Amerika gesetzt, ins Land der Verheißung, je wieder sich in die unwegsamen Bergnester schicken könne; und Käufer für Steinhütten gäbe es nicht; sie seien wertlos. – Das mag für Ansässige stimmen – nicht für den frohen Reiter, der seiner Liebe ein Obdach sucht.
So sattle ich eines Morgens meinen Schimmel und ziehe über Kämme, quere Täler, lasse mich im Dorf begaffen und winke von weitem dem Märchen zu in dem rauchigen Grund. Dann begrüße ich sie alle, die mir Mut ins Herz gegossen haben: die Steinwüste, die Buchen, das Farnkraut, die Heide, die Kiefernschonung und die Steinhalde. Von der Laderampe klingen die Maultierglocken herauf und grause Flüche: die erste Reise ist eben vollbracht. Kann ich mich sinniger ankündigen, als durch das Lied vom Blumensträußlein, das vom Gebirge kommt?
» Quel mazzolin' di fiori, che vien' dalla montagna …«
Rufe, Winken – ich bin erkannt! Der Schimmel merkt die Menge der Genossen und röchelt einen Juchzer. Händedrücke, Geschrei, Fragen. Die Geschwister stürzen aus dem Hause, sogar die alte Mutter tritt in die Türe. »Sind Sie wieder da?« – Nein, ich bin nicht wieder da, ich bin weit, weit weg von der großen Straße. Aber wie soll ich euch das sagen? Ihr seid so lieb und gut! – Ich werde bestaunt, weil ich so braun bin, weder verhungert noch erfroren; mein Schimmel, weil er Fleisch angesetzt hat und wie ein Spiegel glänzt. Agostino begeistert sich: »Er ist mindestens um einen Tausender mehr wert, als damals, wo wir ihn kauften!« Ach, Agostino – und ich?
Mimi meint kopfschüttelnd: »Ein eigener Geschmack, den Sie haben!« und geht in ihre Küche zurück. Nichtig bemerkt, Mimi, dein Scharfblick hat nicht nachgelassen! Ahnst du, wie randvoll ich bin von Süße?
Torquato drängt sich nicht vor. Er läßt den Trubel abflauen und dröhnt mir dann abschließend zu: »Alles in allem – Sie leben ein schönes Leben!« Noch nicht ganz, Torquato, noch nicht ganz! Aber in wenigen Tagen …
Dann ziehe ich Ippolito in das kleine Hinterzimmer, das jenen Abschied sah, und entwickle ihm über einen Fiasco weg meine Pläne. Er sieht keine Schwierigkeiten: »Was wollen Sie? Wer soll Ihnen einen Centesimo abverlangen, wenn Sie die Baracke dort oben beziehen und ihren Mulo das Gras fressen lassen, das sonst doch verdirbt? Aber wenn Sie es wünschen und ganz sicher gehen wollen, so werde ich mit denen von Temossi reden. Ich fahre gleich mit dem Rad hinüber; in drei Stunden bin ich wieder da. Vielleicht dauert es auch etwas länger, man trinkt einen Schluck und redet … Nötig wäre es überhaupt nicht, aber ich tue es gern, aus Freundschaft!«
Er saust davon, und ich setze mich in mein altes Zimmer zu einem langen, langen Brief. Die Worte fügen sich wie Steine, wachsen zum Bogen zusammen, der ein tiefes, tiefes Tal überbrückt: Ich habe dich erkannt, erkenne du nun mich. Die Brücke ist da, sie wird uns beide tragen – dich zu mir und mich zu dir! – In einer Woche wird dein Haus bereitet sein. Dann will ich wieder von meinem Berg hierher an die große Straße kommen und deine Antwort holen. Doch mag sie ein Ja sein oder ein Nein – nie werde ich aufhören, dich zu lieben. –
Ippolito ruft mich von unten an. Seine Lippen sind schwarz von schwerem Wein, und seine Stimme klingt gerührt: »Es ist, wie ich sagte – Sie können dort oben machen, was Sie wollen. – Ich habe mit dem Bruder ein wenig getrunken, er verlangt nichts weiter. Sie können das Haus auch anzünden, wenn es Ihnen Spaß macht.« – Ich werde es nicht anzünden, Ippolito. Auch brennen ja Steine nicht. Mein Herz brennt.
Carducci nimmt meinen Brief hinunter zur Post. Dann erwäge ich mit Ippolito eine Reihe großzügiger Geschäfte. Er soll, mit Agostino vereint, nach einem zweiten Mulo Umschau halten, womöglich noch tüchtiger als der Schimmel, der unbedingt von heute in einer Woche hier bereitstehen muß. Ob ich ihn allerdings kaufe oder nicht, wird sich dann erst entscheiden: aber bereitstehen muß er. »Er wird dastehen!« schneidet Ippolito ab, rollt die Augen und legt die Hand aufs Herz.
Milch fehlt, Milch! Aber eine Kuh kaufen und zum Winter wieder weggeben? – »Ich leihe Ihnen eine,« sagt Ippolito. »Ich habe so viele … uff! Sie zahlen mir die Milch, die sie gibt, so und soviel Liter täglich. Denn, nicht wahr, Futter kostet sie mir so wenig wie Ihnen. Auf der Weide ist sie hier wie dort!« – »Ippolito, Gott soll Sie erhalten!« – »Kein Grund – unter Freunden – man spricht gar nicht davon!«
Zum Mittagmahl ist die compagnia versammelt; sie möchten mich zum Abend und über Nacht behalten. Doch mich leidet es nicht hier unten. So viel Arbeit wartet auf mich an meinem Haus, an unserem Haus – –
Sowie die ärgste Glut gebrochen ist, reite ich los. Der Schimmel geht williger hinauf, als er heruntergestiegen ist – auch er weiß schon, wo wir zu Hause sind. Die Sonne ist längst hinunter, als wir auf der kleinen Wiese landen. Der junge Mond liegt auf dem Dach und der Schwelle. Das Brünnlein rauscht auf, wie zur Begrüßung. Ich lagere weiter unter den Buchen. Das erste Feuer auf dem alten Herd soll nicht mir allein brennen.
Mit dem freien Reiten ist es vorbei. Genug gescherzt, nun heißt es werken. Der Schimmel meint, es gehe ihn gar nichts an, als er mich am ersten Tage Buchenlaub sammeln und an der Sonne zum Trocknen breiten sieht, Gras sicheln und es abends als Heu ins Haus tragen. Das wird ein Bett, kein Fraß für deine Nachtgelüste! Hier diese Dornenranken, siebzehnmal verschlungen, wirst du wohl als einbruchsichere Türe gelten lassen müssen! Und für morgen straffe deine Sehnen, denn du wirst andres als deinen Reiter zu schleppen haben!
Er glaubt mir nicht. Er entblödet sich nicht, böckisch zu tänzeln, als ich am nächsten Morgen den Sattel im Gebüsch verberge und auf der bloßen Decke losreite. Bist du wirklich so töricht, zu meinen, daß ich, nur um dir Gewicht zu ersparen, mich an deinem harten Rückgrat scheuere? Unten im Dorf geht ihm der Ernst der Lage auf. Ich lege ihm einen geborgten Packsattel auf und schnüre quer darüber eine Truhe fest, die mir die Krämerin, ebenfalls leihweise, zur Verfügung gestellt hat. Es ging nicht anders. Der Hausrat häuft sich ungeheuer, der Schreiner hat mir die Haustüre erst für den fünften Tag versprochen, und bei aller Achtung vor der Ehrlichkeit der Bergleute kann ich doch nicht mit meiner Aussteuer geradezu auf der Straße sitzen? Übrigens packe ich für heute nichts in die Truhe hinein, was ein Einheimischer sicher nicht täte, um so weniger, da die Zeit drängt. Der Weg ins Dorf braucht jedesmal einen halben Tag, und wir haben nur noch – oh, nicht zählen!
Doch alles geht gut. Der Schreiner hat Wort gehalten, hat uns heraufbegleitet und die Türe von des Schimmels Rücken weg in die alten Angeln eingepaßt, kleine Blendläden in die Fenster, für nasse Tage. Das Lager ist aus Laub und Heu königlich bereitet und mit Brettern eingefaßt. Eine Öllampe hängt von der Decke, der Kupferkessel über dem Herd. In dem Vorbau hinter dem Hause, dem eigentlichen Stall, gackern drei Hennen in einer Steige, die aus einer alten Kiste wohnlich und fuchssicher gefertigt ist.
Und es kommt der Abend des sechsten und die Nacht vor dem siebenten Tage, vor dem siebenten, der die Schöpfung meines neuen Lebens krönen soll. – Kein Schlaf. Mein Feuer brennt die lange, lange Nacht, rot im Mondlicht, weiß lodernd um Mitternacht und bleich ersterbend im Grau der Frühe. Wie es zu Asche vergangen ist, stehe ich auf, Tau in Haar und Kleidern, und grüße den Tag. Ich bin mir wiedergegeben und halte mein Leben. Die Sonne hat nicht gelogen, die Liebe hat gesiegt. Wo sind Bitterkeit und Haß, wo die Trauer um zehn verlorene Jahre? Das Feuer dieser einen Nacht, das Feuer der Erwartung hat, was davon noch übrig war, verzehrt, zu Asche verbrannt, die mein Fuß den Winden zum Spiel hinschiebt.
Dieser Sommer geht zu Ende – Brombeeren, die ihre Früchte zähe hüten, künden den nahen Herbst. Dann wird Schnee die Wiesen decken, auf denen jetzt meines Schimmels Glocke klingt. Dann wird das Haus hier oben einsam stehen. Doch ich bin stark genug geworden, die Menschen in den Städten nicht mehr zu fürchten. Mag ihr Strom über mich Weggehen – ich sitze fest im Grund. Wie die Märchenfrau in der Köhlerhütte will ich mit den letzten Blumen des Herbstes zur Ruhe gehen und wieder aufstehen, wenn der Frühling in diesen Bergen einzieht. Hier habe ich das Gesicht der Heimat geschaut, hier soll mein Hafen bleiben. –
Keine Hast jetzt, keine Eile. Vor elf Uhr ist das Postauto nicht vor dem Haus an der großen Straße. Unten warten müssen, wäre unnütze Qual. Blumen, viele Blumen ins Haus. Blumen sollen aus allen Ecken die Freundin grüßen. Blaue Glocken und bunte Nelken, Pfefferminz, Quendel und Erika. Schafgarbe, treugeliebte, du taugst nicht ins Zimmer. Doch Wacholder soll den Boden decken. Zu Häupten des Lagers aber wartet ein Lavendelstrauß der Herrin.
Genug jetzt – haltet aus, ihr Blumen, bis zum Abend! Die Tür verschlossen und mit Geißblattranken verhängt; ein duftiger Vorhang vor der Schwelle.
Komm, Schimmel, du mußt dir ein Büschel Erika am Kopfgestell gefallen lassen, und einige Haarkünsteleien am Schwanz. Nicht diese verächtliche Miene – glaub mir, heut ist ein Tag zu Putz und Prunk!
Gesattelt, aufgesessen und dahin, über Kämme, durch Täler, bergauf, bergab. Mein Herz pumpt schwer an dem drängenden Blut. Nun bin ich am Saumweg über die Steinhalde. Viel zu früh. Heute will mir kein Lied, kein Ruf aus der Kehle. Die an der Rampe sehen mich zuerst, rufen mir entgegen, winken. Ippolito läuft ins Haus, kommt wieder und schwenkt ein gelbes Blatt. Ein Telegramm? Ein Nein?
Der Schimmel findet seinen Weg allein hinunter. Ich bin kalt und starr. Ippolito kommt mir entgegen, reicht mir die Depesche: »Sie liegt schon seit gestern da; aber Sie sagten ja, Sie würden heute kommen; und schicken konnte ich sie Ihnen auch nicht!« Er sieht mir ins Gesicht, dreht sich, ohne ein Wort weiter, und geht wieder bergab. Ich sehe noch, wie er Torquato an der Laderampe ein Zeichen macht, er solle mich in Ruhe lassen. Dann schrumpft mir die Welt zusammen zu dem Stückchen gelben Papiers in meinen zitternden Fingern. Ah – denk an das Feuer in der langen Nacht, denk an die Sonne des siebenten Tages!
Und ich löse den Umschlag. In der haarfeinen italienischen Schrift tanzen mir zwei Worte entgegen:
» Ich komme!«