Emanuel Geibel
Vermischte Gedichte
Emanuel Geibel

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Lieder zu Volksweisen.

1.

Der Landsknecht.

Ein Landsknecht bin ich worden
In des Feldhauptmanns Heer!
Dem frommen Landsknechtsorden,
Dem sing' ich Preis und Ehr.
Wer fährt so gut mit frischem Mut
In diesen bösen Zeiten,
Als wie der Kriegsmann thut!

Die Fahne soll mich führen,
Die Fahne, meine Braut.
Wenn sich die Trommeln rühren,
Wie ruft sie da so laut!
Kein beßre Lust, als fest im Sturm
Für sie den Feind erschlagen,
Und stehen als ein Thurm.

Ich hab' nicht viel zu sparen
Als wie ein reicher Gauch;
Wohin wir mögen fahren,
Da nehm' ich, was ich brauch.
He Bäurlein, Bäurlein schürz' dich nun,
Den Krug füll' mir im Keller,
Thu an den Spieß das Huhn!

Drei Würfel und ein Karten
Die sind in jedem Schank;
Es kommt, mir aufzuwarten,
Ein Dirnlein schlank und blank.
Mein Feinslieb das heißt Braun und Blond,
Schneeweiß und Roth-wie-Rosen,
Ein andres jeden Mond.

Und reißen mir die Kleider,
Das schafft mir wenig Harm;
Mir macht der Wein, der Schneider,
Einen Rauschemantel warm;
Der deckt mich zu vor aller Plag
Im Graben und auf der Schanzen
Bis an den jungen Tag.

Und kommt eine Kugel balde
Und nimmt mir fort ein Bein,
Es wächst viel Holz im Walde,
Ich darf nicht traurig sein.
Ei was mich Strümpf und Schuh gekost',
Nun mag ich's baß vertrinken;
Das ist ein tapfrer Trost.

Und werd' ich gar erschlagen,
Erschlagen auf breiter Heid –
Vier Spieße müssen mich tragen,
Ein Grab steht gleich bereit.
So schlägt man mir den Pummerlein pum,
Der ist mir neunmal lieber,
Als aller Pfaffen Gebrumm.

Wer hat dies Lied gesungen
Zu Pfeif´ und Trommelschlag?
Einem Landsknecht ist's gelungen,
Da er zu Augsburg lag.
Im grünen Baum da kehrt' er ein,
Und küßt' ein schwarzbraun Mädel
Und trank einen kühlen Wein.

2.

Betrogen.

Auf Flügeln saust der Wind daher,
Es rinnen und rauschen die Quellen.
Du hast mich geliebt, doch du liebst mich nicht mehr,
Und äugelst nach andern Gesellen.
Was soll mir dein schwankender wankender Sinn!
Fahrhin, fahrhin,
Fahrhin mit den Winden und Wellen!

Ach was ist so flatternd als Weibertreu!
Du kannst sie nicht halten noch binden.
Ach was ist so bitter als Liebesreu,
Wenn die goldnen Schlösser verschwinden!
Wohl winkt' ich und rief ich vergebens zurück;
Mein Glück, mein Glück,
Das treibt mit den Wellen und Winden.

3.

Lieb' und Leid.

Wie flüchtig rinnt die Stunde,
Da in verschwiegner Glut
Sich neiget Mund zu Munde
Und Herz am Herzen ruht.
Der Mond hört auf zu scheinen,
Kühl geht des Morgens Hauch –
Kurz Lachen, langes Weinen
Das ist der Liebe Brauch.

Und doch, wiewohl sie Leiden
Allzeit zum Lohne giebt,
Nie mag von Liebe scheiden
Wer einmal recht geliebt.
Er trägt die heißen Schmerzen
Viel lieber in der Brust,
Als daß er nie im Herzen
Von solchem Glück gewußt.


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