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Die Dänen kommen!

Drei Wochen waren seit jener Nacht verstrichen. Der Herbst war diesmal mit Stürmen und wirbelnden Blättern viel zu früh in das Land gekommen – darum hatte er dem Sommer das Feld auch noch einmal räumen müssen. Nun wölbte sich der Himmel wieder in heiterem Blau über der Erde, und in den entlaubten Wäldern erwachte in zeitloser Seligkeit noch einmal ein später Sang der Vögel. Es war, als wolle der Frühling kommen, und war doch Anfang November.

Und wie Novembergewitter erdröhnten eines Tages die Heerhörner im Bergwalde. Da wurden die Straßen lebendig. Hufgetrappel und Waffenklirren war allenthalben. Und in der späten Sonne des Jahres blitzte das Rüstzeug reitender Krieger.

Der Däne war wiederum im Anzuge!

Eine Flotte von dreihundert Schiffen segelte gegen den Strand von Schottland. »Soweit das Auge reicht, Segel und treibende Schiffe!« lautete die Botschaft hastiger Reiter.

Da öffneten sich die Tore der Schlösser wieder, überall ritten Heerhaufen hinter den Mauern hervor. Auch die Douglas wappneten ihre Männer, und auf Burg Malcolm wurde gerüstet. Wer im Sattel sitzen konnte, tat den Harnisch an und zog gen Norden. Allzu kurz war die Rast gewesen.

An der Spitze seines Trupps ritt Herr William Malcolm, der Alte, und neben ihm Marschalk Glenalvon, der auch in dieser wilden Zeit nicht von der Seite seines Gebieters wich. Auch der greise Arzt und Priester war wieder in Waffen. Neben ihm ritt der junge Ritter John auf aschgrauem Rosse, ritt der goldhaarige Douglas aus der Burg. Und sie schauten zurück und sahen aus jenem Fenster des Turmes den weißen Schleier Frau Harriets wehen, die ihnen letzte Grüße sandte. Keiner der Krieger kannte Archibald Douglas bei seinem wirklichen Namen. Die Schramme des letzten Schwerthiebs saß noch auf seiner Stirne wie ein Flämmlein.

Was an wehrfähigen Männern im Lande war und an Rossen in den Ställen, das riefen die Hörner zur Heerfahrt. Der Däne sollte diesmal heimgeschickt werden wie nie zuvor und nicht mehr daran denken, seine Schiffe wieder gen Schottland zu lenken.

Der Wind stand günstig und wehte unablässig.

Ehe Trupp zu Trupp stieß, lag die Flotte der Dänen schon in den Häfen an der Küste, da waren die fremden Krieger gelandet und hielten die waldigen Höhen längs der Meeresufer besetzt. Recht wie ein Blitz aus dem spätsommerlichen Himmel waren sie gekommen. Man hatte sie längst an heimischen Herdfeuern gewähnt. Und nun standen sie in zwiefacher Stärke und wollten sich rächen für die Niederlagen, die ihnen die letzten Kämpfe gebracht hatten. Wochen vergingen, und die Weihnacht kam heran.

Das lichte Fest der Wintersonnenwende hatten die Schotten diesmal hinter den Mauern ihrer Burgen zu feiern gedacht.

Aber die heimischen Herdfeuer brannten in der Weihnacht stiller und einsamer denn je. Und die Verwundeten, die um diese Zeit aus dem nordischen Heerlager heimkehrten, brachten schlimme Kunde. Sie sagten: »Längs der Küste liegen die Dänen hinter ihren Schilden, als wären eherne Wälle gebaut! So weit die Höhen des Gebirges sich hinziehen, lauert der Feind! Mit ehernen Mauern schirmt er den Strand der See, – mit ehernen Mauern, die errichtet sind aus den Brustwehren dänischer Männer!«

Auf diese Botschaft hin verließ der Bauer den Pflug und der Hirt die Herde und zogen den reisigen Männern nach in den Kampf.

Fünf Monate schon lagen sich die feindlichen Heere im Feldlager gegenüber.

Der Winter ging, und der Frühling kam.

Daheim aber schritten Frauen und Mägde hinter den Pflugscharen; denn die Männer waren im Feld. Oder das Land blieb unbestellt bis in den Sommer hinein. So wich eine Jahreszeit der anderen und war noch kein Ende des männermordenden Kampfes zu sehen.

Nur wo die Hände der Frauen und der Siechen, die zu schlecht waren, in der Schlacht zu stehen, den Samen in die mühsam gebrochene Scholle geworfen hatte, reifte dieser Sommer kümmerlich Korn und Weizen. Aber aus den Wäldern brachen Hirsche und Sauen und vernichteten die karge Halmfrucht, ehe sie unter der Sense fiel. Denn keine Armbrust bedrohte das Wild.


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