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Der Magister. Cleon. Siegmund.
Cleon. Nun, mein lieber Magister, was spricht Julchen? Ich denke, sie wird sich wohl ohne deine Fabel zur Liebe entschlossen haben.
Der Magister. Sie bleibt unbeweglich. Ich weiß nicht, warum ich mir des eigensinnigen Mädchens wegen so viel Mühe gebe. Wer weder durch philosophische noch durch sinnliche Beweise zu bewegen ist, den muß man seinem Wahne zur Strafe überlassen. Ich sage ihr kein Wort mehr. So geht es, wenn man seinen Kindern nicht beizeiten ein gründliches Erkenntnis von der Moral beibringen läßt. Ich habe mich zehnmal erboten, deine Töchter denken zu lehren und ihnen die Grundursachen der Dinge zu zeigen. Aber nein, sie sollten witzig und nicht vernünftig werden.
Siegmund. Mein Herr, dies war ein verwegner Ausspruch. Ist Julchen nicht vernünftig genug?
Der Magister. Warum denn nur Julchen? Ich verstehe Sie. Ich habe ein andermal die Ehre, Ihnen zu antworten. Itzt warten meine Zuhörer auf mich.
Cleon. Siegmund.
Cleon. Ich weiß nicht, wem ich glauben soll, ob dem Magister oder Lottchen? Diese spricht, Julchen liebt den Herrn Damis, und jener spricht: nein. Er hat ja Verstand. Sollte er denn die Sache nicht einsehen? Sagen Sie mir doch Ihre aufrichtige Meinung, Herr Siegmund.
Siegmund. Ich komme fast selbst auf die Gedanken, daß Julchen den Herrn Damis nicht wohl leiden kann.
Cleon. Aber was soll denn daraus werden? Wenn sie schon etwas von der Erbschaft wüßte: so dächte ich, das Rittergut machte sie stolz. Herr Damis ist so redlich gewesen und hat sie zur Frau verlangt, da sie arm war. Nun soll sie ihn, da sie reich ist, zur Dankbarkeit heiraten. Sie wird sich wohl noch geben.
Siegmund. Aber Sie wissen wohl, daß der Zwang in der Ehe üble Früchte bringt.
Cleon. Es wird schon gehen. Ich verlasse mich auf die Fügung. Und ich wollte wohl wünschen, Herr Siegmund, wenn Sie anders noch willens sind, meine Tochter Lottchen zu ehelichen, daß ich heute ein doppeltes Verlöbnis ausrichten könnte.
Siegmund. Ja, wenn nur meine Umstände... Ich habe einige hundert Taler Schulden...
Cleon. Gut. Julchen soll Ihre Schulden von ihrer Erbschaft bezahlen und Ihnen auch noch tausend Taler zum Anfange in der Ehe geben.
Siegmund. Das ist sehr schön; aber...
Cleon. Sie kriegen an Lottchen gewiß eine verständige Frau. Das Mädchen hat fast gar keinen Fehler, und ihr Gesichte ist auch nicht schlecht. Ich darf's ihr nur nicht sagen, aber sie sieht eine Sache manchmal besser ein als ich. Wenn doch die Abschrift von dem Testamente bald käme! Also, wollen Sie Lottchen haben?
Siegmund. Ja, ich wünsche mir Lottchen. Ich gehorche Ihnen als meinem Vater. Aber darf ich Ihnen sagen, daß es scheint, daß mir Julchen gewogener ist als dem Herrn Damis; und daß Lottchen hingegen mit diesem sehr zufrieden zu sein scheinet. Darf ich Ihnen wohl sagen, daß mir Julchen nur itzt noch befohlen hat, bei Ihnen um sie anzuhalten und...
Cleon. Was höre ich? Nun errate ich, warum das Mädchen sich so geweigert hat. Lieber Herr Siegmund, ich beschwöre Sie, sagen Sie mir, was bei der Sache anzufangen ist. Ich vergehe, ich... Ja doch. Julchen kann Ihnen gewogen sein, aber Lottchen ist Ihnen noch gewogener.
Siegmund. Sie haben vollkommen recht, lieber Papa.
Cleon. Also will Lottchen zwei Männer und Herr Damis zwo Weiber haben? Das ist ja unsinnig.
Siegmund. Es ist eine verwirrte Sache, bei der ich eine sehr ungewisse Person spiele. Das beste wird sein, daß Sie alles so geheimhalten, als es möglich ist, und die Verlobung mit dem Herrn Damis etwan noch acht Tage anstehen lassen. Vielleicht besinnt sich Julchen anders.
Cleon. Lieber Gott, zu wem wollte ich davon reden als zu Ihnen? Ich müßte mich ja schämen.
Siegmund. Wenn Lottchen den Herrn Damis freiwillig wählen sollte: so bin ich viel zu redlich, als daß ich ihr einen Mann mit so großem Vermögen entziehen will.
Cleon. Sie sind die Großmut selbst. Ich kann alles zufrieden sein. Ich wollte Ihnen Julchens Vermögen ebensowohl gönnen als dem Herrn Damis. Freilich wäre die Einteilung nicht uneben. Lottchen wäre durch Herrn Damis' Vermögen und Ihnen durch Julchens Erbschaft geholfen. Ich weiß nicht, was ich anfangen soll.
Siegmund. Also wollten Sie mir, wenn es so weit kommen sollte, Julchen versprechen?
Cleon. Aber Lottchen hat Sie so lieb, lieber als mich. Und ich dächte, es wäre unbillig, daß Sie sie vergäßen. Ich kann mir nicht einbilden, daß meine Tochter so unbeständig sein sollte. Ich habe sie selber vielmal für Sie beten hören, daß es Ihnen der Himmel möchte wohlgehen und Sie ihr zum Vergnügen leben lassen, wenn es sein Wille wäre. Sollte sie denn so leichtsinnig sein? Nein. Sie irren sich wohl.
Siegmund. Eben deswegen wollen wir die Sache noch geheimhalten. Ich liebe Lottchen wie meine Seele, und ich werde sie auf alle Art zu erhalten suchen.
Cleon. Wir wollen heute zusehn. Wir wollen genau auf alles achtgeben. Ich denke gewiß, es soll bei der ersten Einrichtung bleiben. Ich will Ihnen Lottchen mit einer guten Art herschicken. Sagen Sie ihr nur recht viel Zärtliches vor. Sie hört es gern. Julchen will ich selber noch einmal ausforschen; aber ganz schlau. Ich habe mich lange aufgehalten und den Herrn Simon alleine gelassen. Wenn es nur der rechtschaffene Mann nicht übelnimmt.
Siegmund allein.
Das geht gut. Julchen wird noch meine... Sie ist schön, reich und wohlgesittet, aufrichtig, edelgesinnt... Aber, Himmel, wenn Lottchen mein Vorhaben erfahren sollte! Würde sie mein Herz nicht verfluchen?... Doch nein. Sie ist sicher. Sie liebt mich... Aber was quält mich? Sind es die Schwüre, die ich ihr...? Unkräftige Schwüre der Treue, euch hört der Himmel nicht... O Julchen, wie reizend bist du! Dich zu besitzen, ist dies kein gerechter Wunsch?
Siegmund. Lottchen.
Lottchen. Itzt kommen sie beide. Nun wollen wir's ihnen entdecken. Wie wird sich Julchen erfreuen, o wie wird sie sich erfreuen! Und Sie, mein Freund, Sie haben mich doch noch lieb? Vergeben Sie mir diese überflüssige Frage.
Siegmund. Ja, meine Schöne, ich liebe Sie ewig und bin durch Ihre Liebe für meine Treue unendlich belohnet. O könnte ich Sie doch vollkommen glücklich machen! (Er küßt sie.) Um dies Vergnügen muß mich ein Prinz beneiden. Hier kommen sie. Erlauben Sie, meine Schöne, der Papa wartet schon lange mit dem Kaffee auf mich. Er möchte ungehalten werden.
Lottchen. Julchen. Damis.
Lottchen (zu Damis). Ich wollte Ihnen ein schönes, junges, liebenswürdiges Frauenzimmer mit einem Rittergute anbieten, wenn Sie Julchen wollen fahren lassen.
Julchen. Ist das die Neuigkeit?
Damis. Und wenn Ihr Frauenzimmer zehn Rittergüter hätte: so würde mir Julchen auch in einer Schäferhütte besser gefallen.
Julchen. Was reden Sie? Hören Sie doch Lottchen an. Wer weiß, wie glücklich Sie werden! Ich gönne es Ihnen und der andern Person. Lottchen, wer ist sie denn?
Lottchen. Es ist ein artiges Kind. Sie hat ein Rittergut für funfzigtausend Reichstaler. Sie ist wohlerzogen.
Julchen. So? Aber, wo... Wie heißt sie denn?
Lottchen. Sie ist fast so schön wie du.
Julchen. Das mag ich ja nicht wissen. Wenn ich schön bin: so wird mir's der Spiegel sagen. So muß keine Schwester mit der andern reden. Sage es dem Herrn Damis allein. Ich werde wohl nicht dabei nötig sein. (Sie will gehn.)
Damis. Ach, liebe Mamsell, gehn Sie noch nicht. Ich gehe mit Ihnen.
Julchen. Das wird sich nicht schicken. Das Frauenzimmer mit dem Rittergute, das sich in Sie verliebt hat, würde es sehr übelnehmen. Es ist gut, daß Sie sich bei mir in den Liebeserklärungen geübt haben. Nunmehr werden sie Ihnen wenig Mühe machen.
Lottchen. Höre nur, meine Schwester. Es kömmt erst darauf an, ob das Frauenzimmer dem Herrn Damis gefallen wird. Sie hat freilich schöne große blaue Augen, fast wie du; eine gefällige Bildung und eine recht erobernde Miene; kleine volle runde Hände. (Julchen sieht ihre Hände an.) Sie ist dem Herrn Damis gut; aber sie liebt auch die Freiheit.
Julchen. O ich weiß gar nicht, was du haben willst? Kurz, wie heißt denn das Frauenzimmer, die den Herrn Damis liebt?
Lottchen. Sie heißt ebenfalls, wie du, Julchen.
Julchen. Oh! du willst mich zum Kinde machen.
Lottchen. Nein, Julchen, ich kündige hiermit dir und deinem Liebhaber ein ansehnliches Glück an. Die selige Frau Muhme hat dir in ihrem Testamente ihr ganzes Rittergut vermacht. Herr Simon hat uns die Nachricht nur itzt gegeben, und ich habe ihn gebeten, daß er mir die Freude gönnen möchte, sie euch beiden zuerst zu hinterbringen. Meine liebe Schwester, ich wünsche dir tausend Glück zu deiner Erbschaft, und Ihnen, mein Freund, wünsche ich meine Schwester. Wie glücklich bin ich heute!
Julchen. Was? Das ganze Rittergut? Und dir nichts? Hätte sie es denn nicht teilen können? Ist es denn auch gewiß? Kann es nicht ein Mißverstand sein? Warum hat sie denn dir nichts vermacht?
Lottchen. Wenn sie dich nun lieber gehabt hat als mich. Genug, die Erbschaft ist deine und für dich bestimmt gewesen. Ich habe genug, wenn ich künftig ohne Kummer mit meinem Geliebten leben kann. Ach, Julchen, ich weiß, daß dem Papa ein jeder Augenblick zu lang wird, bis er dir seinen Glückwunsch abstatten kann. Ich habe ihn gebeten, dich nichts merken zu lassen, bis ich mit dir geredt hätte.
Damis. Ich erstaune ganz. Vielleicht wäre es ein Glück für mich, wenn kein Testament wäre. Ach, mein liebes Julchen, soll ich Sie verlieren?
Julchen. Lottchen, ich teile das Gut mit dir und dem Papa. Nein, ganz wünsche ich mir es nicht. Ich verdiene es auch nicht. Traurige Erbschaft!... Ich war unruhig vor dieser Nachricht, und ich bin noch nicht vergnügt. (Sie sieht den Damis an.) Und Sie, mein Herr...?
Damis. Und Sie, meine Schöne...?
Lottchen. Kommt, sonst geht die traurige Szene wieder an. Ich weiß, daß der Papa schon ein wenig geschmälet haben wird.
Die Vorigen. Cleon.
Cleon. Ihr losen Kinder, wo bleibt ihr denn? Soll sich der Kaffee selber einschenken?
Lottchen. Schmälen Sie nicht, lieber Papa. Ihre Töchter sind in guten Händen. Wir waren gleich im Begriffe, zu Ihnen zu kommen.
Julchen. Ach, lieber Papa...
Cleon. Nun, was willst du? Soll ich dir zu deinem Glücke gratulieren? Ich habe vor Freuden schon darüber geweint. Hast du auch Gott für die reiche Erbschaft gedankt? Du gutes Kind. Ach Lottchen, geh doch und schenke dem Herrn Simon noch eine Tasse Kaffee ein. Er will alsdann gehn und sich um die Abschrift des Testaments bemühn. Sie, Herr Damis, sollen so gütig sein und ihm Gesellschaft leisten.
Damis. Von Herzen gern.
(Er geht mit Lottchen und Julchen, und der Vater winkt Julchen.)
Cleon. Julchen.
Cleon. Nun, meine Tochter, wie steht es mit deinem Herzen? Es muß dir doch lieb sein, daß du ein Rittergut hast.
Julchen. Ja, deswegen, damit ich's Ihnen und meiner Schwester anbieten kann.
Cleon. Du gutes Kind! Behalte, was dein ist. Willst du deiner Schwester etwas geben; wohl gut. Ich werde schon, solange ich lebe, Brot in meinem kleinen Hause haben. Aber, was spricht Herr Damis? Hat auch der eine Freude über deine Erbschaft?
Julchen. Meine Erbschaft scheint ihm sehr gleichgültig zu sein.
Cleon. Ja, ja, er hat freilich selber genug Vermögen. Aber du mußt auch bedenken, daß er dich gewählt hat, da du noch ein armes Mädchen warest. Ach, wenn du wissen solltest, wieviel Gutes mir der Herr Vormund itzt von ihm erzählet hat, du würdest ihn gewiß lieben! Ich habe immer gedacht, er wäre nicht gar zu gelehrt, weil er nicht so hoch redt wie mein Bruder, der Magister; allein, sein Vormund hat mich versichert, daß er ein rechter scharfsinniger Mensch wäre und mehr gute Bücher gelesen hätte, als Stunden im Jahre wären. Wer hätte das denken sollen?
Julchen. Daß er gelehrt ist, habe ich lange gewußt; allein daß ich's nicht bin, weiß ich leider auch. Vielleicht sucht er die Gelehrsamkeit bei einem Frauenzimmer und nicht ein Rittergut.
Cleon. Du redst artig. Da werden die Töchter studieren können wie die Söhne. Du kannst ja auf der Laute spielen. Du kannst schön singen. Du kannst dein bißchen Französisch. Du schreibst einen feinen Brief und eine gute Hand. Du kannst gut tanzen, verstehst die Wirtschaft und siehst ganz fein aus, bist ehrlicher Geburt, gesittet und fromm und nunmehr auch ziemlich reich. Was will denn ein Mann mehr haben? Herr Damis liebt dich gewiß. Mache, daß ich ihn bald Herr Sohn und dich Braut heißen kann.
Julchen. Braut? Das weiß ich nicht. Sollte er mich lieben? Papa, Sie haben mich wohl zu sehr gelobt. Meine Schwester kann ja ebensoviel und noch mehr als ich.
Cleon. Es ist itzt die Rede nicht von deiner Schwester. Sie hat ihren Herrn Siegmund und verlangt kein großes Glück. Gib ihr etwas von deinem Vermögen: so wird sie vollkommen zufrieden sein. Und so will ich sie gleich heute verloben. Oder möchtest du Herrn Siegmunden lieber zum Manne haben?
Julchen. Ich, Papa? Herrn Siegmunden? Wie kommen Sie auf die Gedanken? Wenn ich lieben wollte: warum sollte ich nicht den Herrn Damis lieben? Hat er nicht vielleicht noch mehr Verdienste als jener? Und wenn auch dieser liebenswürdiger wäre, da er es doch nicht ist, wie könnte ich ohne Verbrechen an ihn denken, da ihn meine Schwester und er sie so zärtlich liebt?
Cleon. So gefällst du mir. Ich bin ein rechter glücklicher Vater. (Er klopft sie auf die Backen.) Meine liebe schöne Tochter, bleibe bei den Gedanken. Du wirst wohl dabei fahren. Nicht wahr, du hast den Herrn Damis viel lieber als Herrn Siegmunden? Dieser scheint mir zuweilen ein bißchen leichtsinnig zu sein oder doch lose. Ich habe alleweile mit dem Herrn Simon von ihm gesprochen und allerhand...
Julchen. Papa, wenn ich mich zur Liebe entschließe: so gebe ich Ihnen mein Wort, daß ich einen Mann wähle, wie Herr Damis ist. Wenn ich nur nicht meine Freiheit dabei verlöre! Wenn ich nur wüßte, ob ich ihn etwan schon gar liebte! Nein, Papa, ich liebe ihn noch nicht. Ich habe eine so reiche Erbschaft getan, und gleichwohl bin ich nicht zufriedner. Ob ich etwan gar krank werde?
Cleon. Ja, wohl kann man vor Liebe krank werden. Aber die Gegenliebe macht wieder gesund. Ich spräche ja, wenn ich wie du wäre, damit ich der Krankheit zuvorkäme.
Julchen. Ach! Papa.
Cleon. Ach! Du sollst nicht »Ach«, du sollst »Ja« sprechen. Du gefällst ihm ganz ausnehmend. Er wird dich wie sein Kind lieben.
Julchen. Aber werde ich ihm stets gefallen?
Cleon. Das kannst du denken. Woran stößt sich denn dein Herz noch? Befürchtest du denn gar, daß er dir künftig untreu werden möchte? Nimmermehr! Der Herr Vormund hat mir gesagt, daß dein Liebster sehr viel Religion hätte und oft zu sagen pflegte, daß er kein Mensch sein möchte, wenn er nicht zugleich ein Christ sein sollte. Er wird dich gewiß zeitlebens für gut halten. Er wird seine Schwüre nicht brechen.
Julchen. Ich höre keine Schwüre von ihm. Würde er seine Liebe nicht beteuern, wenn er mich...?
Cleon. Das ist schön, daß er nicht schwört. Um desto mehr kannst du auf sein Wort bauen. Das öffentliche Versprechen ist eben der Schwur in der Liebe. Und diesen Schwur will er heute tun, wenn du ihn zugleich tun willst.
Julchen. Papa, ich bin unentschlossen und ungeschickt, die Sache recht zu überlegen. Lassen Sie mir noch Zeit.
Cleon. Bis auf den Abend bei Tische sollst du Zeit haben. Alsdann sprich »Ja« oder »Nein«. Die Sache ist ernstlich gemeint. Ich habe dir mein Herz entdeckt. Du hast meine Einwilligung. Mache es, wie du willst. Komm, dein Liebster wird sich schon recht nach dir umgesehen haben. Die beiden schwarzen Pflästerchen lassen recht hübsch zu deinem Gesichte. Bist du denn etwan ausgefahren?
Julchen. Ja, ich habe zu Mittage ein Glas Wein getrunken.
Cleon. Nun, nun, es wird schon wieder vergehen, ehe du mir einen Gevatterbrief schickst. Komm und führe mich bei der Hand. Ich möchte gern einmal von einer Braut geführet werden.
(Ende des zweiten Aufzugs.)