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Soll nun der mund der von des eises bruch
Zum neuen reife längst erstarkt im wehe
Sich klagend öffnen und nach welchem spruch
Dem kinde ? unterbrich mich nicht - ich flehe.
Du stehst am strand · die segel blähn im porte ·
Es geht in tollen winden auf ein riff -
Bedenke dich und sage sanfte worte
Zum fremdling den dein weiter blick begriff.
Die du ein glück vermehrst auch nicht es teilend ·
Für schmerzen balsam bist auch kaum sie fassend
Und gar aus schlimmen zeichen schönes rätst ·
Erfinderisch und gross im reich der güte ·
Du darfst dich rühmen : manchen geist am strand
Der nach dem schiffbruch hingeschleudert wurde ·
Den götter und genossen liegen liessen -
Ich jenes mädchen hab ihn aufgerichtet.
Angenehm flössen bei dir unsre nächtlichen stunden
Dass wir der ampel vergassen · doch dir zum gewinn nicht.
Trieb dich Verblendung mit misslicher wende zu reden
Was mir zu hören nicht noch zu erwidern vergönnt ist ?
Kannst du bedächtige sprache nicht weiter erfinden
Meide mich ! so nicht mein schmerzlich erstaunen dich zwinge
Lenke die eigne Verachtung ob müssigen werbens .
Und die gelächter von deiner zerknitterten seele.
So grüss ich öfter wenn das jahr sich dreht
Dich in der weile wo die nacht noch zögert
Vor dir verblichene bunte reiser breitend
Die du vielleicht nicht liebst - und scheide bald.
Ich bringe diesmal nur den trost: ich möchte
Doch einst an solchem früchte-abend nahen
Den glanz der schönen trauer auf den händen
Mit einer gabe die dich mehr erfreut.
Der seltnen Einer die das los erschüttert
Verbannter herrscher · ihr erhabnes trauern
Und unbemerkter tod · schon weil du bist
Sei dir in dank genaht · durch deine hoheit
Bestätigst du uns unser recht auf hoheit ·
Verwirfst und nimmst mit königlichem wink ·
Du richte unsrer manchmal schwanken tritte
Und leitstern über jeder edlen fahrt.
Im offnen leben wo ihr all euch gleichet ·
Wo ihr fast niemals wie ihr fühlet saget ·
War manches kommen doch von starkem zittern ·
War manche trennung voll zerdrückter tränen ·
Es waren tage gross wo ihr euch gabet ·
Wo ihr die schleier eurer klugheit risset ·
Und abende wo nichts geschah doch töne
Und blicke fielen ewigen angedenkens.
Wie unsre glorreichen himmel - bruder im stolz !
So breitet dein glänzendes gelb und wie reifender lohn ·
Es zittern in deinem lila und wehen grün
Gestaltlose stunden mit ihrem mühsamen rinnen
Und lange seufzer aus kerkern ohne erhebung.
Dein strahlendes blau umkleidet die wunschlosen götter
In deinem veilchendunkel voll purpurner scheine
Ist unser tödliches sehnen - bruder im leid !
Erfinder rollenden gesangs und sprühend
Gewandter Zwiegespräche : frist und trennung
Erlaubt dass ich auf meine dächtnistafel
Den frühern gegner grabe - tu desgleichen !
Denn auf des rausches und der regung leiter
Sind beide wir im sinken · nie mehr werden
Der knaben preis und Jubel so mir schmeicheln
Nie wieder strafen so im ohr dir donnern.
Wir seligen! die gottentsandten Sprecher
Nur wagen diesen laut · auf deinen fähren
Erklang ertäglich aus umkränztem becher
Und dennoch fühl ich reue in mir gären :
Dein leben ehrend muss ich es vermeiden ·
Dein lächeln und das glück (für dich das wahre)
Ich muss zurück auf meere dumpfer leiden ·
In meine wunderbaren wehmutjahre.
Oft scheint es so als ob wir unsre besten
Erhebungen mit ihren süssen reizen
Aus früher frühe holen und mit resten
Die öde ganzer lebensräume heizen ·
Bald so dass höchster schatz den wir besessen
Nur noch in seltner nacht uns mag bekümmern
Und wir auf eines schönen alters trümmern
Hin schreiten kühl mit grausamem vergessen.
Du sanfter seher der du hilflos starrest
In trauer über ewig welke träume ·
Gib deine hand ! wir zeigen dir gefilde
Um saaten der erlösung hinzustreun.
Wir wollen gerne sie - verborgne wunder -
Mit unsrem blut und unsren tränen pflegen
Und heiter lächelnd wirst du uns umarmen
Wenn sie vor den erstaunten blicken blühn.
Ihr ahnt die linien unsrer hellen weiten ·
Die bunten halden mit den rebenkronen ·
Den zefir der durch grade pappeln flüstert
Und Tiburs wasser weich wie liebesflöten ?
Da hebt sich euer blondes haupt: kennt ihr
Der nebel tanz im moore grenzenlos ·
Im dünenried der stürme orgelton ·
Und das geräusch der ungeheuren see ?
Was frommt die Weisheit dem bezirk des wahnes nahe
Die uns mit grellem blenden schreckt und überwältigt
Des einen unkund wo sie bürde wird und frevel ?
Wie friedenlos · du allerbleichster unsrer brüder
Durchirrst du deine traurigen und weiten lande !
Wann wirst du müde neue felder zu erobern
Und lernest einmal pflanzen pflegen und dich freuen
An dem was blüht und grünt und reift in dreien gärten ?
Du teuer uns · doch rätsei das uns martert ·
Dein lächeln spielt: die klüfte zwischen uns
Erkennt wie ich als unergründbar an
Und haltet ihr geheimnis hoch - ja jubelt
Sie nie zu fassen . . . und wir suchen schmerzlich
Mit unsrer liebe sie zu überbrücken
Und folgen deinem wandel ohne furcht:
Aus deinem antlitz dringt der blick der Sieger.
So war sie wirklich diese runde ? da die fackeln
Die bleichen angesichter hellten · dämpfe stiegen
Aus schalen um den götterknaben und mit deinen werten
In wahnesweiten grell-gerötet uns erhoben ?
Dass wir der sinne kaum mehr mächtig · wie vergiftet
Nach schlimmem prunkmahl taglang uns nicht fassten ·
Stets um die Stirn noch rosen brennen fühlten · leidend
Für neugierblicke in die pracht verhängter himmel.
Doch unser aller heimat bleibt das licht
Zu dem wir kehren auf gewundnen Stegen.
Magst du dich einig nennen mit den recken
Und trotzigen gewalten bracher ebnen :
Sagt nicht bei jedem treffen die umschlingung
Und dass ich oft dich suche wie du viel
In mir erregst und mir gehörst ? verrät nicht
Dass du mich fliehst wie sehr ich in dir bin ?