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Das Benefizium ward ausgefertigt, der Gemeinde zugestellt, und Eisi schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als es dasselbe zu Gesichte kriegte, denn es hatte per se vergessen, wie es bei ihnen zugegangen war. Eine Unmasse kleiner Schulden kamen zum Vorschein, für hundert Dinge, an die es durchaus nicht mehr dachte. Hier hieß man den Knecht was mitbringen: «Säg de, mi well cho zahle, wenn me öppe yche chömm»; dorthin waren Kinder, Mägde ausgesandt worden, sollten was holen, sollten nur sagen, man werde dann selbst zahlen. Das alles wurde vergessen, die Leute forderten es nicht ein, dachten, es gebe noch mehr, sie wollten es dann zusammenmachen, oder sie hatten einen Konto eingegeben, aber man hatte dessen sich nicht geachtet, er war mit anderm Papier verbraucht worden. Wie sich aber solche Schüldleni aufhäufen und summieren können, davon hat man keinen Begriff. Darum sagte Eisi, es chönn neuis sy, aber e sövli, darvo syg ke Red, es müeßt sih ja schäme bis i Bode ache. Dann kamen die Metzgerschulden, hier für Kälber, dort für Schafe, für Kühe, besonders Restanzen von vier, sechs, zehn Neutalern. Nur zu oft hatte Steffen gesagt: «Sä, da hest afe, mit em Reste wartist mr wohl no e chly; hätt viel z'zieh, aber niemere wott mr nüt gä.» Müller und Bäcker waren nicht weniger beteiligt, dann erst die Weinhändler von allen Sorten, vor allem aber die, welche zumeist bloß mit wackelnden Wirten Geschäfte machen, mit welchen Wirte, welche Geld haben, ihrer Unredlichkeit, ihrer Verfälschungen und Wuchereien wegen nichts zu tun haben mögen. Diese kamen nicht bloß mit Rechnungen angezogen, sondern mit Schuldbillets und Zinsen, und ob die Summe, welche im Billet stund, nicht um einen Drittel größer war als der Betrag des gelieferten Weines, wer wollte das untersuchen, war doch das Billet da, von Steffen unterzeichnet, und in Steffens Hausbuch war von diesem Weine nichts verzeichnet. Dann kamen andere Schulden. Steffens Bruder zum Beispiel hatte eine Forderung von tausend Franken, die er geliehen, eingegeben; ähnliche Anleihen kamen mehrere. Dann kamen die Bürgschaften, die Steffen so leichtsinnig als möglich eingegangen war. Wahrscheinlich dachte er: Das komme jetzt auf eins, öppe e chly minger oder e chly meh. Dann erst kam das Weibergut und die auf der Liegenschaft haftenden Schulden, so daß die Schuldmasse das Vermögen weit mehr als um die Hälfte überstieg.
Dieses Ergebnis hielt die Gemeinde Eisi unter die Nase und sagte ihm unverblümt: «Lue du dumms Fraueli du, wies gange war, we me dr glaubt hätt; das wär sufer usecho! Hätt me ume scho früeher gluegt, mi hätt chönne, mi hätt sölle, aber es isch ds selbisch e angere Meister gsi. Da isch nüt angers z'mache, hör ume chähre, da mueß geltstaget sy, das ist fertig. Sövli Vrmöge gha u jetz sövli Schulde, un i so kurzer Zyt, wie wottisch jetz mit de Schulde chönne huse, wo drs nit heyt chönne mache, wo dr sövli rych gsi syt?» Als Eisi von Steffen sagen wollte, wie der schuld sei, jetz alleine es anders fahren wolle, da hieß es: «Es wird öppe eys dm angere nit viel fürzha ha. Mr hey Steffe wohl bchönnt, mr wüsse, wie er eine gsi isch; wenn er ds Gfell gha hätt, en angeri Frau z'übercho, wo hätt wüsse z'huse, nit ume z'bruche, so hätt Steffe chönne e Ma abgä; dr Vrstang hätt er gha drfür. Aber wenn bedi nüt vrstange vo dr Sach u nüt wüsse as bruche, so chunts eso.» Da wollte Eisi die Arme stützen und sagte, es nehme es doch wunder, was es Schlechts gemacht habe und was es solle gebraucht haben; wenn einer was wisse, so solle er hervorkommen und es sagen. Vo wem ds Vrmöge chömm, werd me wüsse, u wer dSach heyg müeße mache, hätt me chönne gseh, wenn me wär cho luege, un es well ihs düeche, as hätte si selber o nit viel Vrstang vo dr Sach. «Los du, branze wey mr nit, dSach isch wie si isch, ds Best isch, du luegisch öppe bi de Vrwandte u bi de Gvatterlüte, wer öppe vo de Kinge ds eint oder ds anger well, u du luegist für Platzg als Köchi oder Stubemagd, öppe di jüngst wärst nimme, aber drnebe no bravi gnue, vo wege, da ist nüt angers as dr Geltstag azrüefe.» Das tue es nicht, sagte Eisi. Um Platz zu suchen, darum sei es ihm noch lange nicht, und wenn es sein müsse, so werde es sie nicht fragen, für was es bravs genug sei, einmal gewiß nicht für so schläberige Kudermannleni. Der Amtschreiber hätte ihm deutlich gesagt, wenn sich jemand seiner annehmen wollte, so sei dSach z'mache. Wenn man daraustäte, was falsch sei, mit den Andern um ein Billiges akkidierte und dSach im rechte Preis anschlüge – es sei alles ds Halb z'wohlfeil –, so lasse die Sache sich machen, wie man nur wolle.
He nun, wenn es so leicht sei, so solle es es machen oder zum Amtschreiber gehen, der solle ihm helfen, das sei ihnen ja recht, sie aber wollten die Erbschaft nicht antreten, dazu sehe sie ihnen zu strub aus. Aber wenn jemand anders es wolle, so sei es ihnen ja recht. Zum Amtschreiber gehe es nicht, sagte Eisi, dä heyg de z'uvrschant ufgmacht für sy Müehy u heyg doch nit emal möge selber cho, heyg ume son e Löhl gschickt, aber er werd gwüßt ha warum. Meh as drei Tag syg er dagsi, u doch heyg es ihm dr Hunger nit chönne gstelle, vom Durst wells ume nit rede. Es wisse noch andere Leute, wo es zRat gehen könne. Wenn sie sich keine Mühe geben wollten für ihre Burger, so wolle es selber luegen, so liederlig setze es nicht ab und lasse fahren, was sie so viel gekostet. «He nu so gump, u weds mache chast, su gib bis den u den dr Bscheid, sust rüefe mr dr Geltstag a, ohni Pardon.»
Was doch Eisi beim Heimfahren für einen Zorn verwerchete über die Kudermannleni, die so mit ihm umgingen, auch gar kein Einsehen haben wollten mit ihm, ihns behandelten wie eine Kachelifrau oder eine Umgängerin!
Eisi fuhr zu seinem Bruder, daß der ihm helfe oder für ihns einstehe, reversiere; es wußte zwar nicht, was das Wort bedeute, aber man hatte es ihm so gesagt. Es hatte zwar anfangs auch Verdacht auf ihn gehabt, er wolle da was für seine Buben fischen, seither hatte es aber nicht gemerkt, daß er die Hand im Spiele habe, auch hatte er nichts ins Benefizium gegeben, es traute ihm daher noch am meisten.
Doch der wollte nichts von der Sache. «Reversiere, öppis Dumms eso, das cha me nit, u we me chönnt, su wott ih dFinger nit ycheha, es chönnt mr se abschnelle bis a dAchsle zueche. Brav Wyberguet mache u sust nebezueche no, was me cha!» Das war seine Meinig; in dieser Beziehung war er zu Rat und Hülfe bereit.
Aber Eisi hatte dafür taube Ohren, es sinnete nur in einer Richtung; die Räte, welche nicht in die gleiche Richtung schlugen, die waren ihm vom Bösen. Eisi wollte Wirtin bleiben, der Donnstigs Täsche gegenüber wollte es nicht weichen, der wollte es zeigen, daß am besten lacht, wer zuletzt es tue, u daß all ihr Aufreisen und Hetzen ihr nichts helfe als se selber i ds Loch z'schla.
Eisi sagte daher seinem Bruder wüst, fuhr heim und machte heimlich seinem ehemaligen Rechtsfreund Bescheid, alsobald vor ihm zu erscheinen. Der hatte es wie alle geschaffenen Kreaturen, er ließ sich gerne der Sonne nach, verschmähte es jedoch auch nicht, im Finstern sich was zu Gemüte zu führen, er war eins jener beglückten Geschöpfe, die tags und nachts ihr Futter finden können. Er hatte sich lange nicht bei Eisi sehen lassen, sondern war zur Speisewirtin übergesiedelt, der Botschaft jedoch folgte er sonder Säumen. Als Eisi ihn anrauzte, ob er ein bös Gewissen habe, daß er sich nicht mehr zeigen dürfe, wege der Luenz da äne, oder ob er sich seiner verschäme, daß man ihn gar nicht sehe, begehrte der auf und sagte: Er habe alle Ursache zu glauben, Eisi zürne ihm, es hätte sich so und so gegen ihn betragen, und da er sich nicht im Fehler gewußt, so hätte es sich ihm nicht geschickt, zu fragen, was das bedeuten solle, er hätte gedacht, es hätte ihns jemand aufgewiesen. Die beste Manier im gemeinen Leben, sich bei solchen Anlässen herauszuhauen, ist immer das Aufbegehren, durch dasselbe wird zumeist der Gegner verblüfft, die Stellung wird verändert, der Friede wird geschlossen mit gegenseitigen Zugeständnissen. Es ist eine ähnliche Weise, wie die sogenannten Mächte von jeher ihre Kriegserklärungen abgefaßt haben; jede ist im göttlichsten Recht, hat den Frieden gewollt, wirft der andern Macht Friedensbruch und die ersten Feindseligkeiten vor.
Eisi war in solchen Kämpfen nicht Neuling; es meinte, das seien Schneckentänze, er werde geglaubt haben, es sei bei ihm nichts mehr zu verdienen, und das sei nichts anders, we me halt dm liebe Brot nah müeß. O jere, sagte der Freund, wegem Brot bruch er de nit so nötli z'tue, es syg ihm wege dr Gsellschaft; we me dr ganz Tag im Bureau gsi syg, su schwätz me am Abe gern e weneli u vrnehm öppis Neus. «Syg das jetz wies well», sagte Eisi, «su los neuis». Nun erzählte es ihm, wie es ihm gegangen allenthalben und wie die Sachen stünden. Der Freund machte anfangs ein bedenklich Gesicht, nahm das Benefizi zur Hand, rechnete, stützte den Kopf auf und machte dazu ein so bedenklich Gesicht, daß der schwarze Maudi, welcher ihm gegenüber auf einem verlöcherten Lischenruhbett sein Lager hatte, Angst kriegte, einen Katzenbuckel und den Schwanz strub machte, zum Fenster hinausgesprungen wäre, wenn Eisi ihm nicht die Türe geöffnet hätte. Endlich nach einer heißen Stunde, in welcher kein Wein anschlug, den er durch den Rachen goß, sagte er: «Wirtin Eisi, ih mag rechne wien ih will, so hat der Amtschreiber recht, dSach chunt guet, wenn sih ume öppere dr Sach anäh will. Lue selber, sövli Schulde sy, sövli der Gattig u sövli der Gattig, u die da all chönnt me viellycht durstryche, we me dSach recht erliest. Lue jetz, we me dene zeche vo hundert git u dene zwänzg, so schlecke si dFinger; de dä mit dm Gültbrief mueß dZeyse la fahre, emel bis a eyn, u es sy siebe. Wes e Herr gsi wär, sövli hätt er nit la zsämecho, aber das ist no eine us dr eltere Lieferig; die hey sih gmeint, wenn si hey chönne rüehme, so u so viel tusig Pfund usstehedi Zeyse heyge si u heusche niemere kene, bis es well fürnache gah; die sy aber neue nimme dick. U we me de öppe, was da ist, recht a dSchatzig bringt un öppe z'gelte macht, was me etmangle cha, öppe unger dr Hang, es brucht de notti ke Steigerig z'si, wo nüt weder chost, u Hus u Hey o öppe im wahre Wert nimmt, so luegt dir no es schöns Vrmöge use u du chast wirte hie, solang de lebst, u dih erst recht ufla. Aber natürlich, mit dene Lüte mueß me rede, mi mueß ne nah. Öppe zHus u zHey cho anerbiete, si welle dr dSach schäyche, selb werde si öppe nit. We dr de dGläubiger däweg a dHang gange u de villycht so zum Schyn e Käufer hättisch, daß de biwyse chönntisch, dSach well dr sövli gelte, su mueß dGmeind ytrete, sust will ih de. Ih übernime de ds Ganze, ih will de bim Schieß scho luege, ob ih mög gfahre oder nit.»
Eisi sagte, so sygs ihm vorgsi, aber usenangerenäh hätt es dSach nit chönne; wes jetz ume öppere hätt, der dr Sach nachlief, es selber chönn nit vo Hus, sy Brueder syg e Schyßhung, u sust trau es kem Mönsche, weder wenn er wett gah, er verstiengs un es hätt dr Glaube zun ihm. «Ja fryli, Wirti, vrstah tät ihs wohl, aber de sy no zwo oder gar drei Sache drzwüsche; drnebe tät ih drs gern zGfalle. Erstlich han ih verfluecht viel z'tue u chönnt fast nit ertrünne; zweutes bin ih nit dy Vogt, nit dy Vrwandte, hätt ke Prokur vo dr Gmein; wenn öppe eine vo de Vrwandte drby wär, emel im Afang, bis me öppe afe e Lyste hätt, su wärs scho öppis angers; u endlig dä Augeblick wär ih wirklich nit bi Gelt für dere Uslage z'ha, vo wege, das chost, is Weltschlang yche un allne nah. Ih sött Geld ha wie Steine, sött chönne vier Küeh fuettere drmit, we mes schnätzle chönnt wie dHerdöpfel, aber es geyht mr i Gottsname nüt y, u ds Wüestist mache brächt ih nit übers Herz. Meh weder es Dotze chönnt ih uf e Gring stelle, won ih ustriebni Rechti ha, Uslage, es weiß e ke Tüfel wieviel, u Hüfe Geld zsämebrächt wie Birlige, aber ih ma neue nit, dLüt dure mih, mys Herz isch z'lings für selligs.»
Wege de Köste bruchte er nit Chummer z'ha, sagte Eisi, das wett es luege z'mache, es heyg no Geld, öppe ganz blutt syg es notti nit. Nit daß es öppe aparti e Mutech gmacht heyg. U de heyg es no viel Sache, das syni syge, vo heime u vo de Gvatterlüte u sust öppe Kram, u we me das öppe für u nah z'gelte mach, su gäbs no es styfs Hüfli. Ds Gelt sött nüt im Weg sy u wege de Gschäfte werd sih das öppe o mache, gäb e Wuche uf oder nieder, werd das öppe nit viel druf acho; mit syr Sach aber pressiers. Aber beim Verwandten, bei der Prokur blieben sie stecken.
Da ging die Türe auf und Steffens Bruder, dessen Schuldner er geworden war, kam herein. Er kam nicht holdselig, der mutmaßliche Verlust drückte ihn sehr, er wollte sehen, ob da nicht irgendwie etwas zu seinen Gunsten zu machen sei, und wenn nicht, Eisi so recht oberarm wüst sagen, der Gescheutest war er eben nicht. Dem Rechtsfreund ging ein Licht auf, den Schwager faßte er beim Zipfel, und ehe sie gute Nacht sich sagten, war der Schwager zufrieden, einstweilen wenigstens, und die Sache richtig. Er war der erste Schuldner, der neunzig Prozent einschlug, das heißt auf dem Papier, denn Eisi versprach schriftlich und mündlich, ihn, wenn die Sache zustande käme und es auf der Gnepfi bleiben könne, vollständig zu entschädigen. Auch verstund er sich dazu, persönlich der Sache sich anzunehmen und wenigstens in der Kehr herum mit dem Freund gemeinschaftlich zu agieren, gegen Weltschlang zu well er ne de la mache, uf das Donners Weltsch heyg er sih neue nie recht chönne vrstah, vrschwyge de neuis drmit mache.
So könne es nicht fehlen, sagte der Rechtsfreund, dSach müeß gah, si mög welle oder nit, u mängs tusig Pfung chönn me däweg us em Für zieh, aber selligs chömm nit alle Lüte zSinn. Je mehr sie rechneten, desto mehr Profit sahen sie, Eisi kriegte die beste Hoffnung, reicher zu werden, als es je gewesen, es war der fröhlichste Abend, den es seit Steffens Tod zugebracht. Die da äne, wart die ume, dere well es es de zeige, was Trumpf syg, und eh die barfueß dem heilige Almuse nahlauf, setz es sy Seel nit ab. Aber zerst well es se de no einist erchrute, daß si nah Gott schrei u mein, alli Beinli syge abenangere.
Die nächsten Tage ging das Akkommodieren also an, die Beiden liefen nach und kriegten alle Tage bessere Hoffnung, daß das Ding sich machen werde. Freilich mußten sie dabei auch viel abtun und hören, aber sie gewöhnten sich daran und übten sich dabei in gottseligen Redensarten. Allenthalben empfing man sie finster und böse, sagte zuerst, mit der Sache wolle man nichts zu tun haben, entweder alles oder nichts, und wenn man schon unterschreibe, so gebe es doch aus allem nichts, wer da o wett dFinger zueche ha? U de a sellige hoffärtige u hochmüetige Lüte, wo eym nit emal heyge möge danke, we me ne dZyt gwünscht heyg, müesse ga z'vrspiele, das düech se strengs! U wes no nit e Wirt wär, si wette no minger säge, öppe son e Krämer, wo dMüsterler zBode gritte heyge oder süst Ungfell gha heyg, aber son e Wirt, dem ds Geld zuechetrole wie dur es Stiefelrohr ab, wo zerst ds Land usnutzi, daß es e grüsligi Sach syg, grad wie es schlechts Lehemannli ds Höfli, wo es empfange heyg, de no ga geltstage u dLüt no einist, no nam Tod um ihri Sach z'bringe, das syg nit recht, däweg chömms nit guet, u mit der Sach welle si nüt z'tue ha, si welle nit ga Götti sy, für daß die hochmüetigi Gränne no länger chönn die fürnehmi Frau mache u seye über dAchsle aluege. Es nähm se einist wunger, was die o für es Gsicht mache, wenn si uf em Blutte hocke.
Dann begann der Rechtsfreund seine Rede. Ja, sagte er, es sei so, er könne ihnen nichts darwider haben, es täte ihm auch weh, sein Geld zu verlieren, und viel sei gegangen, wo nicht hätte gehen sollen. Aber geschehene Dinge müsse man z'best reden, und Steffen, wo sich eigentlich zu verantworten hätte, nicht weil er alleine schuld gewesen, sondern weil er doch der Hausvater gewesen und die Hand hätte am Arm haben sollen, der sei jetzt unterm Herd, an ihm könne man nichts mehr machen. An die armen Kindlein solle man denken, es wäre doch auch grausam für die, wenn die so von Haus und Hof sollten, vielleicht in Umgang, und vermöchten sich doch nichts dafür, und wenns dann grüslige Lüt aus ihnen geben würde, so müßte man sich auch ein Gewissen machen, wenn man geholfen hätte sie von ihrer Sach stoßen.
Was selb sei, sagte dann wohl hie und da eine Bäurin, so stoße man niemand von seiner Sache, wenn man nichts wolle, als was einem von Gott und Rechts wegen gehöre. Dann sei es aber noch die Frage, obs den Kindern nicht wohl ginge, wenn sie unter brave Leute kämen, und sie möchten fast kommen zu wem sie wollten, so ging es nicht übel. Sie hätte noch nie gehört, daß es aus Kindern, die nichts arbeiteten und äßen und tränken, was sie gut dünkte, und gschändeten, daß es eine himmelschreiende Sache sei, je was Gutes gegeben habe. Und öppe wüstere, uverschanteri, schmäderfräßigere King, als die seien, hätte sie nie gesehen.
«Ja, ja, du gute Frau», sagte dann der Rechtsfreund, der zwischen den beiden Wirtinnen sich eine bedeutende Gewandtheit im Umgang mit Weibern erworben hatte, «du hast recht, so ist dSach, die besten Kinder sind es nicht, aber das wurd sich ändern, zähl darauf! Es het scho mängs Kanari angers afa pfyfe, wes het welle vrsufe, vrschwyge de es Wybervölchli. Und dann wird dazu gesehen werden, zähl darauf, die läßt man nicht so machen, wie es sie gut düecht. Selber werchen müssen sie, und die fremden Leute bleiben dahinten. Daneben mußt für dich rechnen, und es ist doch besser öppis as gar nüt, besser e Lus im Kabis as gar ke Fleisch, seyt me allbets. Von hundert gibt man zehne, das ist doch geng das, und an manchem Orte gibt man gar nichts und begehrt die Leute um alles zu bringen.» «Oh, öppe wege dr Ehrlichkeit dwege werdet ihr nicht nachlaufen; wenn ihr nicht sähet, was dabei zu profitieren, so wäret ihr wohl daheim geblieben», antwortete man gewöhnlich.
Dann begann wohl auch Steffens Bruder eine Rede und wollte die pure Gemeinnützigkeit dartun, weil er voran unterschrieben mit ere sellige Summ, und doch, wenn jemand bezahlt würde, so würde er es, von wege, er käme gleich vorab nach dem Weibergut. Indessen auch er mußte manche Bemerkung schnupfen, daß er sich wohl werde zu decken wissen; wenn eine sövli nah bim Ofe syg, su gang neue selte eine ungwärmt dänne usw. Am Ende unterschrieben sie doch, weil ihnen zehn Prozent immer lieber waren als gar nichts. Und wenn auch hier und da einer nicht unterschrieb, so tröstete man sich leicht damit, wenn man sie alle hätte bis an den, so werde es mit dem zletzt auch noch zu machen sein.
Endlich blieb der Bruder dahinten, und Eisi schwitzte Geld um Geld für weitere Ausflüge. Der Freund mußte auf Basel, wo sie aus Landschäftler und Picardan den Markgräfler machen und aus Elsässer und schwarzem Französischen den Taveller und sonst herrliche Tafelweine; er mußte auf Vivis, wo sie den See nahe haben und noch apartes Wasser fast in jedem Keller, mußte hierhin, mußte dorthin, traf die Leute nicht an, oder es hieß, man wolle noch warten, bis der und der unterschrieben; so gabs ein Gespreng hin und her, und ob allemal der Freund die Wahrheit berichtete und allemal da gewesen war, wo er vorgab, das konnte man nicht untersuchen, er reiste ohne Paß. Wahrscheinlich trauete er dem Regierungsstatthalter nicht, und ohne dessen Empfehlung kriegt man bekanntlich bei der Polizei keinen, wenn man kein Vorrecht dort hat, ein Städter ist zum Exempel.
Ob diesem verlief der gesetzliche Termin; die Gemeinde schlug die Erbschaft aus, der Geltstag ward erkannt und verlesen. Bhüetis Gott, wie tat Eisi, als es vernahm, der Geltstag sei verlesen worden! Die Speisewirtin war selben Tags so fröhlich ums Haus getänzerlet und hatte mehr als sonst hinübergegrännet, daß es Eisi auffiel; aber es dachte: Die Täsche wird aber bsoffni sy; he nu, nähm si ume recht, su isch si dest eh für e Tüfel greiset. Indessen ermangelte Eisi nicht, wieder zu gränne. Am Abend kam Trini und gab nach einer langen Rede endlich Aufschluß über die Ursache, welche die Speisewirtin so fröhlich und grännsüchtig gemacht. Bhüetis, wie da Eisi tobte und auskehrte! Trini mußte auf der Stelle um den Rechtsfreund aus, und als der erschien, hatte es ihm wüst gesagt, daß es einem dünkte, er sollte in kleine Fetzleni verfahren, ehe er nur mit einem Worte sich verteidigen konnte. Endlich, als er schnupen, zu Atem kommen konnte, fast wie einer, dem man den Kopf unterm Wasser gehalten, der ihn endlich losgekriegt, als es eben die höchste Zeit war, entschuldigte er sich, daß er gemeint, Eisi wisse per se darum, daß der Geltstag erkannt sei, das hätt ihm per se sollen angezeigt werden, aber es werds o niemere gern ta ha. Indessen ändere das jetzt an der Sache nichts; akkommodieren könne man nach wie vor, da sei der Geltstag gar nicht im Weg; im Gegenteil, das zeige den Leuten, daß es Ernst sei, und wer noch nicht unterschrieben habe, der sei jetzt froh, wenn man noch einmal komme, und sei vielleicht mit dem Halben von dem zufrieden, wo man ihm früher habe geben wollen. Darum solle es doch nicht so tun, dSach mache sich jetzt ds Halb ringer, wenn man recht kuraschiert dranhin gehe. Was es etwa mehr Kosten gebe, sei nicht der Rede wert, und wenn dSach bis an die gemacht sei, so mache sich das allweg auch; der Grichtschreiber und der Amtschreiber würden allweg auch mit sich reden lassen.
Schwer ließ Eisi sich beschwichtigen; der Geltstag stach ihm im Kopf, und das Grännen und Tänzerlen seiner Gegnerin konnte es nicht vergessen, und der Rechtsfreund mochte sagen was er wollte, allweg war es wieder einen Schritt näher dem Ziele, wo es nicht hin wollte; jetzt nur noch die Steigerung, so war die Sache fertig: mit dem Rücken konnte es seine Herrlichkeit ansehen, mußte den Kürzen ziehen gegen die More drüben. Während die blieb, mußte es gehen; das war ihm, als wenn man mit einem Garbenknebel alle Eingeweide im Leibe umdrehe und reigle. Sie könnten sich in acht nehmen, sagte es, wenns denn dahin komme, so sollten sie luegen, was es mache. «Da häb du nicht Kummer, Frau», sagte der Freund, «verlaß dich darauf, dSach geyht! Aber öppis Gelds sött ich wieder ha, das Reise kost vrfluecht viel Geld, wenn ich auch die versäumte Zeit gar nicht rechne, so zwei bis drei Fünfedryßgler sind futsch, mi weiß nit wie, vo wege, es isch gar Mänge, er unterschreibt nicht, bis er ein halb Dutzend Flaschen im Leibe hat, bsungerbar son e Weltsch mahnt mich an einen Heustock, der angehen will, da kann man Melchter um Melchter Wasser darüberab schütten, er schlucket alles, und je mehr er schluckt, dest stärker rauchnet er. Einer zMurten hat gemeint, wenn einmal die Kamele ausgestorben seien, so wolle unser Herrgott dLacôteschlüch in Afrika schicke, die seien besser verpicht als Kamelschläuche, es möge mehr darein und de no Wy statt Wasser, vo wege, es erzeig sih je länger je meh, daß die Weltsche die beste Kamel gäbte, wo me ume wünsche chönnt. Eigentlich sei er schon lange reuig gewesen, daß ers nicht von Anfang an so gemacht und dKamel ins Weltschland gepflanzt hätte und die Weltschen ins Kamelland.»
Eisi war nicht empfänglich für solche Späße, es brummte stark über das Sündengeld, welches daraufgehe, und wahrscheinlich für nichts und wieder nichts, spendierte indessen wieder die Einbünde der Kinder und ein Paar schwere Göllerkettelein. Er könne selbst sehen, daß er dafür Geld kriege, es damit mache und dSach abtreibe; ume für sih la für e Narre z'ha, syg es ihm z'köstlig, u wes scho wett, öppe viel hätts de nimme dra z'wänge. «Häb nit Chummer, Frau, ih denk das läng, u wes nit längt, su fehlt doch nit viel meh», sagte der Freund und strich sich mit seinen Schätzen.