Stefan Großmann
Die Partei
Stefan Großmann

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Siebentes Kapitel

Mizzi sitzt in dem breiten Rohrsessel auf Wisgrills Balkon. Es wird Abend. Sie stochert mit ihrem roten Seidenschirm ungeduldig in den Boden, dann geht sie ins Zimmer vor den Spiegel, setzt den großen Florentiner Hut auf, zieht das hellrote Jäckchen an, sucht auf dem Schreibtisch Zigaretten, wirft Papiere, Bücher, Photographien geärgert durcheinander, hockt sich verdrossen wieder in den Fauteuil auf dem Balkon und schaut auf ihre kleinen gelben Schuhe und auf ihre fleischgelben dünnen Strümpfe.

»Das ist gemein,« sagt sie weinerlich vor sich hin.

Drüben auf dem Kahlenberg werden die ersten Lichter entzündet, die Wälder werden allmählich schwarzgrün und bläulich, es wird kühl und Abend.

Endlich, gegen Neun, kommt Wisgrill, aber sie hört auf der Treppe die Schritte von zwei Leuten. Sie könnt' weinen, daß jetzt noch einer mitkommt. Wer kann's denn sein?

Da hört sie eine unreine Stimme. Lauter »ch« und sonstiges Gekrächze, denkt sie, grad den hätt' er nicht mitbringen sollen!

Wisgrill bemerkt das Durcheinander auf seinem Schreibtisch: »Bist du da, Mizzerl, Guten Abend!«

290 »Guten Abend . . . Mach' nur erst deine Geschäfte ab, und dann komm zu mir hinaus auf den Balkon!«

Das ist deutlich, denkt sie, aber Runtz hat Lebensart, er weiß, was sich schickt, er tritt auf den Balkon und küßt Mizzi mit nassem Mund die Hand.

Auch Wisgrill tritt zu ihr.

»Na, du kannst auch so höflich sein wie der da . . . Küß' mir sofort die Hand, so?« Sie kichert, denn sie ist, ehe sie Wisgrill die Hand reicht, mit ihrem Taschentuch gründlich drübergefahren . . .

Runtz setzt sich mit übergeschlagenen Beinen Mizzi gegenüber. Lackstiefeletten hab' ich auch, denkt er.

»Na, wie geht's, Durchlaucht? Verkehren wir noch mit gemeinen Bürgerlichen?«

»Sie, Herr Runtz, sind S' nicht keck, so viel sind S' noch nicht! Da müssen S' noch ein bissel warten.«

Dann zupft sie Wisgrill am Ärmel und wispert ihm ins Ohr: »Geh, schick' den zudringlichen Kerl weg.«

Wisgrill seufzt: »Das ist nicht so leicht, Mizzerl.«

Runtz hat einen halben Satz aufgefangen: »Was ist nicht so leicht?«

Wisgrill schließt Mizzi mit einem drohenden Blick den Mund und sagt: »Ah, politische Sachen!«

Runtz kämmt sich mit einem Bürstchen den Schnurrbart:

»Die Mizzi beschäftigt sich jetzt auch mit Politik?«

»Und ob,« sagt Wisgrill, »der Fürst fragt sie bei jeder wichtigen Sache um ihre Meinung. O, sie hat sogar ein politisches Programm. Erster Punkt: Abschaffung der Polizei, 291 zweiter Punkt: Abschaffung der Theaterdirektoren! . . . War er heute wieder frech, dein Direktor?«

Mizzi stochert verdrossen mit ihrem Schirm herum: »Geh', mach' erst deine Geschäfte ab!«

»Na also, erzählen Sie, Runtz, was war los in der Sitzung?«

»Ja, das wird Sie interessieren. Gegen Sie ist fürchterlich gehetzt worden, einer hat Sie einen gemeinen Spion genannt, dann hat man Sie einen affektierten Gecken geheißen, einen Streber, der es mit keinem ernst meint und alles frivol ansieht, und kein Parteigenosse darf mit Ihnen verkehren! . . . Just bin ich zu Ihnen herausgekommen! Den möcht' ich sehen, der mir das verbieten kann! Ich bin ja nicht der Herr Schauer, daß ich vor einem Krakeeler wie dem Stohandl sofort retiriere. Wissen Sie, Stohandl kandidiert in der Leopoldstadt, aber daß der nicht gewählt wird, dafür bürg' ich. Von Rechts wegen hätten Sie dort aufgestellt werden müssen, ich hab' es auch vorgeschlagen. Den Bezirk kann nur ein Kompromißkandidat gewinnen!«

Es dunkelt. Runtz kann Wisgrills Gesicht nicht sehen.

»Spion? Sagen Sie, wirklich, gemeiner Spion?«

»Das war noch das Sanfteste.«

Wisgrill sitzt ganz still da. Minuten vergehen. Endlich fragt er: »Und was hat Schauer dazu gesagt?«

»Weiß ich? Dabei war ich nicht! Aber was wird er gesagt haben? Ist er der Mann, der sich für jemand einsetzt? Der verteidigt keinen verlorenen Posten! Wie hat er gegen mich intrigiert, sogar über meinen Geburtsort 292 hat er gespöttelt. Dabei bin ich zufällig in Baden bei Wien geboren. Wo seine Wiege stand, weiß ich nicht!«

Wisgrill sitzt im Dunkel und sieht förmlich Doktor Schauer vor sich, wie er mit gesenktem Kopf alle diese Beschimpfungen hingenommen hat, und er hört schon seine falschen Begütigungen: Lassen Sie die Leute nur sich ausleeren, das ist das beste . . . Sicher, Schauer ist nicht der Mann, der sich für jemand einsetzt.

»Ich bin wirklich ein Esel!« sagt Wisgrill laut.

»Warum? Wieso?«

»Mir geht dieser Doktor Schauer seit Wochen im Kopf herum, wie ein Schatten läuft mir der Gedanke an ihn nach, und ich sag' mir: Nein, nein, dem Mann bin ich Rücksicht schuldig! . . . Man ist eben ein Rindvieh!«

»Ich versteh' Sie nicht! Was brauchen Sie sich um den Mann zu kümmern? Rücksichten auf ihn! Glauben Sie, er kennt Rücksichten? Wenn Sie ihn nehmen und auseinanderschneiden, finden Sie drin nur die Partei, die Partei und wieder die Partei! . . . Ein Mensch muß doch aber auch ein Mensch sein!«

»Was hast denn?« fragt Mizzi besorgt. »Wisgrill, so red' doch zu mir. Was sitzen wir denn da im Dunkeln? . . . Soll ich Ihnen was Aufrichtiges sagen, Herr Runtz, aber Sie dürfen mir nicht bös sein, gehen S' jetzt z' Haus! Sie sehen ja, der Wisgrill ist ganz melancholisch von Ihrer dummen Politik!«

»Mizzi, sei nicht so unfreundlich! . . . Im Gegenteil, ich bin Ihnen für Ihre Nachrichten sehr dankbar, lieber Runtz, 293 jetzt hab' ich erst die Kraft zu einem Entschluß, den ich seit Tagen fassen will . . . Das alles trifft sich ganz gut!«

Mizzi steht auf und knöpfelt ihr Jäckchen zu: »Bitte sehr, wenn du mit dem Herrn Runtz zu reden hast, dann will ich nicht stören!«

»Fräulein Mizzi, ich geh' schon . . . ich weiß doch: die Liebe! . . . Glauben Sie, ich gehör' auch zu den Fanatikern, die nur von der Politik leben? . . . Grad' Sie sollten mich besser kennen . . . wenn Sie auch keine gnädigen Blicke für mich haben.«

»Herrgott!« Mizzi stampft auf. »Fahren S' jetzt endlich ab!«

Wisgrill begleitet Runtz über die Holzstiege.

»Du bist zu unfreundlich,« sagt Wisgrill, während er die Lampe anzündet. »Er hat mir heut einen wichtigen Dienst geleistet.«

»Der? Du glaubst dem ein Wort?«

»Gewisse Sachen kann man nicht erfinden . . . Außerdem hätte Helferich mich heute im Gemeinderat aufsuchen sollen und ist nicht gekommen. Das stimmt alles. Das wirst du ja wissen, daß Schauer eine Einladung des Fürsten höflich, aber entschieden abgelehnt hat. Das alles paßt zusammen.«

Wisgrill sitzt in dem Sessel vor seinem Schreibtisch, Mizzi schleicht zu ihm, hüpft mit einem Sprung auf den Schreibtisch und sagt, ihm in die Augen sehend:

»Franz . . . Jetzt sag' mir die Wahrheit: Warum kommst du jetzt immer so spät nach Haus?«

»Gott, der Gemeinderat . . . Du weißt, ich bin so eine Art Puffer zwischen den Parteien . . . Der Bürgermeister hat abgedankt.«

294 »So.«

»Ja, ja, Mizzerl, wenn ich wollt', könnt' ich jetzt vielleicht . . . wenn ich ein Streber wär' . . . wenn ich ein bissel hinüberrutschen wollt' . . . Bürgermeister werden!«

Mizzi nimmt seinen Kopf zwischen ihre Hände:

»Das tu' nicht, Franzl! . . . Da würden sie alle eine furchtbare Wut auf dich bekommen!«

»Ah, woher weißt du denn das?«

»Mein Bruder hat erzählt, daß der Schauer davon g'redt hat, aber er glaubt's nicht!«

»Wer glaubt's nicht?«

»Mein Bruder.«

»Und sie hätten eine furchtbare Wut, hat er g'sagt?«

»Ja, das hat er g'sagt.«

Sie will sich zu ihm in den Schoß setzen, er wehrt ab:

»Verzeih, Mizzerl, heut nicht, mir geht so viel durch den Kopf . . . Vielleicht bring' ich diese Gesellschaft von eingebildeten, hochnasigen Büchergelehrten wirklich noch in fürchterliche Wut.«

Mizzi geht im Zimmer auf und ab. Plötzlich bleibt sie vor Wisgrill stehen, die Lampe scheint auf ihr verweintes, förmlich weich gewordenes Gesicht.

»Wer ist die Dame, mit der du gestern abend im Hotel Zentral champagnisiert hast?«

»Mizzi, so reden wir miteinander nicht!«.

»Ich frage: Wer war diese Person?!«

Da steht Wisgrill auf und sagt, während er mit der Hand langsam über das Tischtuch streicht, sehr leise:

295 »Mizzi, ich hab' dich auch nie gefragt, seit wann du mit dem Fürsten so gut bist!«

Da läuft sie hinaus auf den Balkon, wirft die Glastür zu, dann und wann hört er ihr Weinen in der Abendstille.

 

Dora liegt nachts im Bett und liest. Da klopft es. Das Stubenmädchen tritt ein, überreicht eine Karte und sagt lächelnd: »Der Herr muß Sie in einer sehr dringenden Angelegenheit sofort sprechen.«

»Ist er verrückt? Es ist zwölf Uhr! Das ganze Hotel schläft längst. Ist denn draußen noch Licht?«

»O bitte,« sagt das Stubenmädchen zuvorkommend und im taktvollsten Ernst, »wenn gnädige Frau sich fertigmachen, könnten wir den Herrn ja heraufkommen lassen.«

»Was fällt Ihnen ein? Führen Sie den Herrn unten in das kleine Speisezimmer, ich komme gleich!«

Dora zerbeißt ihre Lippen, es ist ungehörig von Wisgrill, sie so zu kompromittieren! Aber sie muß doch erfahren, was er will.

Im kleinen Speisezimmer hat sich Wisgrill schon behaglich eingerichtet. Er hat eine große Flasche Pomard vor sich, und Dora sieht, während sie die Treppe hinuntersteigt, wie er sich selbstgefällig, oder um sich Kurage zu machen, die Hände reibt, dann stürzt er ein volles Glas hinunter, bemerkt Dora, springt auf:

»Ich muß Sie sprechen! Aber Sie müssen mir erlauben, den Kellner wegzuschicken, es handelt sich um die ernsthafteste Sache der Welt.«

296 Dora spürt den Weingeruch aus seinem Mund, hüstelt, runzelt die Stirn und bittet verdrossen, den Kellner nicht wegzuschicken, sie sei hier als alleinstehende Dame ohnehin scheel angesehen, er könne ja leise reden.

»Leise? Nein, das kann ich nicht! Das ist nämlich eine Sache, die man hinausschreien muß! Also, kurz gesagt, Dora, wollen Sie Frau Bürgermeister werden? Schnell! Ja oder nein!«

Dora ist ein bißchen gereizt: Hat er sie nur wecken lassen, weil er einen Schwips hat?

»O, diese Miene sollte ich photographieren, Dora. Ihr ganzes Gesicht sagt: ›Dégoutant! . . . Dégoutant!‹ Sie haben recht, Furtmüller als Vizebürgermeister neben mir, den Fürsten als Parteichef über mir, denn so wird's natürlich kommen, das wird ein zweifelhaftes Vergnügen sein. Aber eben drum sollen Sie mir raten. Sagen Sie nun Nein, so schmeiße ich den Fürsten hinaus. Sie sind ja klug, Sie sind beschlagen, und ich habe keinen Ratgeber, keinen Freund außer Ihnen! Also wollen Sie oder wollen Sie nicht? Dann natürlich mach' ich das um, wenn ich Sie neben mir habe, wirklich ha–be. Als einfacher Zimmerherr und kleiner Advokat hätt' ich das nicht gewagt, aber wenn ich Sie mir jetzt vorstelle als Frau Bürgermeister, durch ein Spalier befrackter Herren schreiten, in die Stadtkarosse steigen, eine Diamantkrone im Haar . . . Ja, jetzt darf ich kommen und Ihre Hand verlangen! Indem ich Ihnen die Stadt Wien zu Füßen lege! Also:

Ja oder nein!«

297 Dora wird heiß: »So reden Sie doch vernünftig! Was ist denn los?« Aber etwas singt schon in ihr, ihre kleine Faust zerrt nur eine Sekunde ungeduldig an seiner Weste, dann spürt sie Wisgrills warme, feste Hand, und ihre kleine Faust bleibt willig hingegeben in Wisgrills große Hand gehüllt. Nur ganz hinten, in ihrer letzten Hirnkammer versteckt, lauert die Besorgnis: Es wird doch nicht nur ein Schwips sein?

»Also hören Sie!«

Wisgrill hebt ihre Faust, löst sie und legt ihre flache Hand zwischen seine breiten, blutwarmen Handflächen: »Beten Sie mit mir! . . . Brrrr! Das werd' ich jetzt wirklich lernen müssen. Darauf trinken wir noch eins!«

Wisgrill hebt sein Glas:

»Sie sollen leben, Frau Bürgermeister!«

Sie lächelt, trinkt, dann legt sie zart die Hand auf seine Schulter – wie auf den Verlobungsbildern, denkt sie – und sagt bittend: »Seien Sie doch ernst!«

»Ernst? Gut! Seien wir ernst! Also hören Sie, die Herren Genossen haben mich in der schmählichsten Weise mit Dreck beworfen: Spion, Gaukler, Krawattengeck!«

»Das haben Sie doch erwartet?«

»Erwartet? Hm . . . Ja! Aber ich hab' mir's doch anders vorgestellt. Na, gut! Dort also sind jetzt die Brücken abgebrochen . . . Nun kommt gerade heut der Fürst und sagt: Wenn du jetzt als parteiloser Mann, zwischen Liberalen und Christlichen, die gleich stark sind, Bürgermeister werden willst, so ist das in drei Tagen gemacht!«

298 Dora platzt heraus: »Franz!«

Jetzt sieht sie sich wirklich durch ein Spalier befrackter Herren über die Rathausstiege zur Stadtkarosse niedersteigen . . .

»Na, die Sache hat leider ihren Haken. Wenn ich so weiterschaukeln könnte zwischen den Parteien und mir von beiden Seiten die besten Leute herausfischen könnte, das wäre ja reizend. Aber Schwarzenstein ist viel pfiffiger, als die Demokraten ahnen. Die Liberalen werden hinschmelzen, das ist nicht aufzuhalten, und da brauchen die Christlichen einen sozusagen geistigen Aufputz. Schwarzenstein steckt eben den Furtmüller ins Geschäft, und mich möcht' er zur Beruhigung der Doktoren und Beamten haben. Er verlangt kleine Gefälligkeiten: Ich soll von morgen an beichten gehen! Gott, und es war so schön, alle seine Sünden sofort zu vergessen!«

In diesem Augenblick faßt er sein Glas und trinkt es in Gedanken an eine, die heute abend weinend auf seinem Balkon gesessen . . .

»Lächerlich,« sagt Dora eifrig, »an was glauben Sie eher, an Christus oder an den Zukunftsstaat?«

Die Klugheiten kollern wieder über ihre Lippen.

»Das weiß ich nun wirklich nicht!« Wisgrill ist ein wenig beduselt. »Ich glaube höchstens an die neue Bauordnung und an die Stadtbahnregulierung. Am besten hat das Furtmüller formuliert. Der hat mir heute gesagt: Getreten wird man nun einmal: Ist es angenehmer, einen kleinen Lackschuh oder einen Arbeiterstiefel im Genick zu spüren?« Bei diesen 299 Worten hebt Wisgrill das Tischtuch, um nach dem Lackstiefel zu forschen.

Dora fühlt sich selbst jetzt ein bißchen beschwipst, aber sie gibt der suchenden Hand unter dem Tisch einen Klaps und sagt:

»Du bist kein Jüngling mehr, lieber Freund, deine Glatze wächst, du hast Embonpoint, ich finde, daß du aus der Zeit der kleinen Abenteuer mit den verschiedenen Parteien heraus mußt, werde solide!«

Dora tupft mit einem Finger auf seine Glatze und gibt ihm einen kleinen Stups in den Bauch: So im Spaß hat sie zum erstenmal du gesagt.

Wisgrill steht auf, stellt sich vor den Spiegel, kämmt die kargen Haarbüschel in die Stirn und schnurrt behaglich: »Na, ich bin doch ganz akzeptabel . . . Also mit einem Wort, Sie meinen . . .«

»Unser Franzl wird's schon machen, wie Huda . . . wie einer einmal gesagt hat!«

Wisgrill sieht noch immer in den Spiegel, streckt tastend seine Hand weit aus nach ihr:

»Mit dir mach' ich's!«

Sie schlägt klatschend ein: »Abgemacht, Herr Bürgermeister!«

Fest hält er ihre Hand, dann zieht er sie mit einem kräftigen Ruck herüber, sie muß mit ihm, neben ihm in den Spiegel schauen, er legt den Arm um ihre Taille, sie spielen Brautpaarstellungen, er markiert Würde, sie züchtige Scham, dann schneiden sie Grimassen, er versucht eine böhmische 300 Nase, sie übt ein Spitzmausgesicht, mitten im Spiel überfällt er sie mit einem wütenden Kuß aufs Ohr.

Eine Stunde später liegt Dora aber in ihrem Hotelzimmer, ganz in ihre Decke eingehuschelt, schlaflos, immer wieder die hohen Säle im Rathaus vor sich und das Spalier befrackter Herren, und dazu sie im seidenen Schleppkleid, eine Diamantkrone im Haar, über die Rathausstiege zur Stadtkarosse langsam hinabsteigend . . .

Unmöglich, diese Nacht ein Auge zu schließen!

»Dieser Schafskopf,« kichert sie unter der Decke, »alles war schon still im Hotel, er hätte doch wirklich heraufschleichen können!« 301



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