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eit uralter Zeit sind Blumen gepflegt worden, und die Liebe zu ihnen ist von jeher so allgemein, daß es kaum eine Familie gibt, in der nicht der eine oder andere eine lebhafte Neigung zu den Blumen bekundete. Es ist ja vor allem die Schönheit und der köstliche Duft, um derentwillen man sie pflegt, aber es spricht sich doch in dieser Pflege auch eine Liebe zur Natur aus, die leider dem Städter immer ferner rückt und von der er sich auf seinem Fensterbrett oder Balkon oder auf seinem Blumentisch ein kleines Abbild hervorzuzaubern sucht.
Gerade in unserer Zeit, in der alles, was mit der Natur zusammenhängt, der Gegenstand eifrigsten Studiums ist, wo die Naturwissenschaft geradezu die Wissenschaft des Jahrhunderts genannt werden kann, da bilden die Blumen für so viele die Brücke – leider die einzige – zur großen Mutter Natur.
Auch die Blumen vermögen lange Geschichten zu erzählen vom Keimen und Werden, vom Wachsen und Streben, vom Kämpfen und Vergehen in der Natur. Es sind ja meistens nur einige Blumen, denen unsere Pflege und besondere Liebe gilt, aber diese genügen doch, um uns ein Bild von dem Leben und Treiben der Natur, von ihren Gesetzen und Geheimnissen zu geben. Wer die Blumen liebt, der kennt die Eigenschaften seiner Lieblinge genügend, er verfolgt ihr Werden oft vom Samen an bis zur Blüte, er kennt ihr Wohl und Wehe, ihre ganzen Daseinsbedingungen.
Weniger bekannt ist die Geschichte, die Herkunft dieser Lieblingsblumen, und doch gibt oft erst sie den richtigen Schlüssel für die Beurteilung, für die Behandlung und Pflege einer Pflanze.
Es ist fast selbstverständlich, daß wir mit der Konigin der Blumen, mit der Rose, beginnen.
Ein unsagbarer Zauber liegt über dieser Pflanze, die uns als das Symbol der Liebe gilt, als das Sinnbild der Schönheit und Jugendfrische. Die Rosen bilden ein großes Geschlecht, das viele hundert Arten aufweist, die in den verschiedensten Ländern und auch in Deutschland heimisch sind.
Die Rosen aber, die wir im Garten und in Zimmern züchten, haben ihre Heimat nicht bei uns.
Schon der Umstand, daß sie unsere Winter nicht oder nicht gut ohne Schutzdecke überstehen können, deutet darauf hin, daß sie Kinder südlicher Länder sind.
Am wichtigsten und bekanntesten von allen ist die Gartenrose, die schon in den ältesten Zeiten von den Orientalen gezogen wurde. Bei Griechen und Römern war sie dem Gotte der Liebe geweiht. Schon Homer erwähnt, daß Aphrodite den Leichnam des Hektor mit Rosenöl salbte. Die Römer trieben einen großen Luxus mit Rosen; es gab besondere Rosenhändler in Rom, und von Kaiser Nero wird erzählt, daß er bei einem Gastmahl vier Millionen Sesterzen (weit über eine halbe Million Mark) für Rosen ausgab, die er sich aus Asien kommen ließ.
Die edlen Rosen gelangten zu uns erst zur Zeit der Kreuzzüge, die ja überhaupt zum erstenmal die Schätze des Orients für Europa erschlossen. Es waren dies die sogenannten Damaszener Rosen, die aus Syrien stammen.
Die Zentifolie dagegen hat ihre Heimat in den Wäldern des östlichen Kaukasus und in Persien. Von hier wurde sie nach Rom gebracht und verbreitete sich bald nach allen Ländern, die dem Römerreiche Untertan waren. Nach dem mittleren Europa kam sie jedoch erst ziemlich spät. So ist es bekannt, daß sie erst im Jahre 1322 in England eingeführt wurde.
Aber auch in neuerer Zeit wurden Rosen zu uns gebracht. So kam die indische Rose erst gegen Ausgang des siebzehnten Jahrhunderts zu uns. Sie wurde die Stammutter der nachher so berühmt gewordenen Bourbon-, Noisette- und Teerosen.
Denn nach und nach begnügte man sich nicht mehr mit den wenigen Rosenarten, die eingeführt wurden. Durch gärtnerische Züchtungen entstanden die mannigfaltigsten Spielarten von verschiedenster Farbe und Form. Und so ungeheuer groß ist das Heer der Spielarten unserer Rosen geworden, daß wir ihrer heutzutage viele, viele Tausende zählen.
Eine besondere Zuneigung fühlen wir zu den Blumen, die kurz nach dem Winter aus ihrem Schlaf erwachen und mit ihrem Erscheinen den ersten Frühling ankündigen.
Der eigentliche Frühlingsbote ist das Schneeglöckchen, das oft genug mit seinen reinweißen anmutigen Hängeblumen noch durch den Schnee des Winters bricht.
Bald darauf folgt das Veilchen mit seinen violetten Blüten, die, unter Hecken und Gebüsch verborgen, sich dennoch durch ihren wunderbaren Duft verraten.
Zugleich mit ihm streckt das Leberblümchen in schattigen Laubwäldern, oft durch den dichten Blatterteppich, den der Herbstwind auf den Waldboden gebreitet, hindurchbrechend, seine hellblauen Blumenkronen hervor.
Diese drei Pflanzen sind in Deutschland einheimisch; seit uralten Zeiten mögen sie hier geblüht haben, lange bevor die Germanen aus Asien kamen und hier sich niederließen.
Wenn man Schneeglöckchen, Veilchen und Leberblümchen als die Blumen des Vorfrühlings bezeichnen kann, so sind Narzissen, Hyazinthen und Tulpen die Prachtpflanzen des eigentlichen Frühlings. So bescheiden und anspruchslos jene drei gewissermaßen das Gemüt des Naturfreundes ergreifen, so imponierend, so stolz und schön fordern diese drei Blumen jeden zur Bewunderung auf. Alle drei sind freilich erst aus fernen Ländern zu uns gekommen.
Sie haben sich allerdings so sehr an unser Klima angepaßt, daß sie bis auf die Hyazinthe, die im Winter eine leichte Schutzdecke verlangt, in jedem Garten freudig gedeihen. Zugleich vermögen diese Blumen aber auch in der trockenen Staubluft des Zimmers zu leben. Diese Eigenschaft weist darauf hin, daß die drei Blumen aus südlicheren Ländern stammen, wo die Luft viel trockener ist und wo es infolgedessen auch viel mehr Staub gibt als bei uns.
In der Tat stammt die Tulpe aus Kleinasien, die Hyazinthe hat ebenfalls da ihre Heimat, aber auch in Persien, in den Pontus-ländern, in der Türkei und in Süditalien, und die Narzisse ist in allen Ländern des südlichen Europa, allerdings auch in Süddeutschland zu Hause.
Die Narzisse ist eine schon im Altertum bekannte Pflanze. Wie sehr sie geschätzt wurde, das geht aus der Sage hervor, die mit ihr verknüpft ist. Sie erzählt von dem schönen Narzissus, der sein Bild in einer Quelle sah und von dessen Schönheit so hingerissen war, daß er sich in sich selbst verliebte. Der ohne Zweifel etwas schwärmerisch veranlagte Jüngling wurde von dieser Liebe so mächtig ergriffen, daß er sich vor Sehnsucht verzehrte und dahinsiechte. An der Stelle, wo er starb, keimte die Narzisse hervor.
Auch die Hyazinthe war schon den alten Griechen und Römern bekannt und ebenfalls in ihre Sagen und Mythen verflochten.
Die Tulpe wurde von dem Gesandten des Kaisers Ferdinand I. am türkischen Hofe, Gislen Busbecq, in der Gegend zwischen Adrianopel und Konstantinopel entdeckt und zu uns gebracht. Im Jahre 1560 blühte die erste Tulpe in Augsburg. Der alte Naturforscher Konrad Gesner pflegte sie und beschrieb sie zuerst, daher heißt sie mit ihrem botanischen Namen Tulipa Gesneriana. Sie wurde von Deutschland über alle anderen europäischen Länder verbreitet. Die eifrigsten Verehrer bekam sie in Holland, wo die Liebe zu ihr um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts zu einer wahren Manie ausartete und wo für hervorragende Sorten ganz ungeheure Preise gezahlt wurden.
Fast gleichzeitig oder etwas später als diese Prunkblume des Frühlings treten wieder eine Reihe einheimischer Lieblinge mit ihren Blüten hervor. Es ist vor allem das Stiefmütterchen, das durch gärtnerische Kunst, allerdings auch durch Bastardierung mit ausländischen Arten in edelster Weise verändert, seine Abstammung von dem überall als Unkraut wuchernden dreifarbigen Veilchen kaum noch erkennen läßt.
Auch das Tausendschönchen ist durch sorgfältige Kultur bedeutend verändert worden, während das Vergißmeinnicht, die Primel und das Maiglöckchen beinahe oder auch vollständig noch in der Gestalt vorhanden sind, in der diese Blumen von alters her an den verschiedensten Orten Deutschlands ohne Pflege wachsen.
So einfach und schlicht alle diese Blumen im Vergleich mit vielen exotischen Sommer- und Topfgewächsen sind, so lassen sie sich doch in gewisser Weise gar nicht ersetzen. Gerade im deutschen Frühling, der noch oft im späten Mai von tödlichen Nachtfrösten heimgesucht wird, bedarf der Garten verschiedener Blumen, die auf deutschem Boden gewachsen und mit den Eigentümlichkeiten ihrer Heimat vertraut sind. Allein trotz ihrer verhältnismäßig schlichten Farbenpracht haben gerade diese Blumen es verstanden, sich in das Herz des Volkes einzuschleichen und die Gunst der Poeten zu gewinnen.
Das Vergißmeinnicht als Sinnbild der Treue ist so beliebt wie nur irgendeine andere deutsche Pflanze, das Maiglöckchen hat vielleicht den sanftesten und zartesten Duft aller Blumen überhaupt, das Stiefmütterchen und das Tausendschönchen aber sind gerade in unserer neuesten Zeit durch gärtnerische Kunst zu so hoher Vollendung gebracht, daß sie vielen exotischen Pflanzen ebenbürtig zur Seite gestellt werden können.
Während der Frühling infolge seiner klimatischen Eigenheiten bei uns nur wenig Gartenblumen aufkommen läßt, gewährt der Sommer deren eine unbegrenzte Menge.
Während der heißen Jahreszeit stehen uns ja nicht nur die Blumen zur Verfügung, die die Zierde unserer einheimischen Flora bilden, es kommen noch alle diejenigen hinzu, die in fremden, selbst heißen Ländern blühen und die sich im Sommer bei uns ganz heimisch fühlen.
Mit der Zunahme des Weltverkehrs, mit der Leichtigkeit und Schnelligkeit, die heutzutage selbst leicht verderbende Waren von Erdteil zu Erdteil zu transportieren ermöglicht, ist auch der internationale Austausch von Blumen in ganz bedeutendem Maße gewachsen.
Trotz alledem sind die exotischen Pflanzen doch nur ausnahmsweise zu eigentlichen Lieblingen des Volkes geworden. Sie blieben entweder im Garten des erklärten Blumenfreundes, der alle Neuheiten durchaus haben muß und zu den alten Bekannten sich immer neue erwirbt, oder sie blieben in der Hand des Gärtners, der nach Vorschrift seines Arbeitgebers dessen Villengarten quadratmeterweise mit aparten, natürlich möglichst neumodischen – ganz gleich welchen – Blumen ausstaffieren muß, ebenso wie der Maler quadratmeterweise die Zimmer dekorieren muß. Volkstümlichkeit haben sich daher diese Blumen im allgemeinen nicht erworben. Sieht man sich die Gärten an, die in Dorfern und kleineren Städten von der eigenen Hand der Besitzer gepflegt werden, so findet man eigentlich immer dieselben Blumen. Es sind dies teils ausdauernde Pflanzen, sogenannte Stauden, teils allerdings auch einjährige Sommerblumen, die unsere Winter nicht gut zu ertragen vermögen.
Von den Sommerstauden beansprucht überall die Nelke den ersten Platz.
Die Gartennelke stammt aus Südeuropa; sie war schon den alten Griechen bekannt und wurde bereits von ihnen mit Vorliebe in Töpfen gezogen. Schon Homer erwähnt sie in seinen Gesängen, allein auch der römische Naturforscher Plinius gedenkt ihrer. Trotz dieser südlichen Herkunft gehört jedoch die Nelke zu denjenigen Gewächsen, die sich überall leicht akklimatisieren. Das ist ein großer Vorzug, denn um Volkstümlichkeit zu erlangen, darf eine Blume nicht gar zu große Ansprüche an Boden, Klima und Pflege machen. Eine andere sehr schätzenswerte Eigenschaft ist die große Veränderlichkeit ihrer Farbe. Seit Jahrhunderten haben die Gärtner all ihre Kunst aufgewendet, um Nelken der verschiedenartigsten Färbung hervorzubringen, und noch jetzt treten fast jährlich neue schöne Züchtungen auf von Nelken, die sich durch ihre Farbe vor den bisherigen auszeichnen.
Der wichtigste Reiz der Nelken liegt aber in ihrem Geruch; an Schönheit wird sie vielleicht von anderen übertroffen, ihr Duft aber kann mit dem jeder anderen Blume wetteifern. Es gibt genug Menschen, die den Geruch der Nelken demjenigen der Rose vorziehen. Die meisten aber werden beide gar nicht vergleichen wollen. Die Nelke duftet eben ganz anders als die Rose, die Hyazinthe oder das Veilchen. Hat der Duft des Maiglöckchens etwas außerordentlich Zartes, geht von der Rose ein Hauch edler Vornehmheit aus, so hat der Duft der Nelke etwas Volles, Berauschendes wie schwerer Wein.
Die Nelke ist vielleicht die verbreitetste Zierpflanze, es gibt viele Gärten, in denen Rosen, in denen die gewöhnlichsten Frühlingsblumen fehlen, die Nelke aber fehlt fast nie, nicht einmal in dem kleinsten Gärtchen der ärmsten Leute. Sie kennt keinen Unterschied im Rang, sie ist in den Parken der Reichen vertreten und am Dachstubenfenster des Arbeiters.
Von alters her berühmt ist eine andere Sommerpflanze; die Lilie. Die Lilie, speziell die weiße Lilie, ist eine uralte Pflanze, deren Name mit den ältesten Denkmälern der Geschichte verknüpft ist. Schon in den ältesten Gesängen der Syrer und Perser spielt die Lilie eine Rolle, dagegen ist die Blume, die in der Bibel so oft erwähnt wird, wahrscheinlich nicht die Lilie, da diese Pflanze in Palästina gar nicht vorkommt. Bei den Römern war die Lilie der obersten Göttin, der Juno, geweiht, sie war das Emblem des Thronfolgers und versinnbildlichte die Hoffnung. Sie wird in den ältesten christlichen Sagen erwähnt, ist jedoch erst um 1195 nachweisbar, wo sie im Wappen der Konige Frankreichs vorkommt. Wahrscheinlich war bereits um diese Zeit die Kultur der Lilie im Abendlande weit verbreitet. Jedenfalls spielt im Mittelalter bis in die Neuzeit die Lilie eine hervorragende Rolle im Leben und in der Dichtung der Völker.
In der neuesten Zeit haben diese Blumen jedoch bedeutend an Ansehen und Popularität eingebüßt, besonders wohl darum, weil sie den Vorzug der Veränderlichkeit, den die Nelke in so hervorragender Weise besitzt, gänzlich entbehren. Solange auch die Lilien in Kultur sind, und das sind Jahrtausende, so haben sie sich doch noch nicht im mindesten verändert. Erst neuerdings, seitdem von Japan neue schöne Lilienarten eingeführt werden, scheint die Liebe zu dieser Pflanze wieder zu erwachen.
Keine andere ausdauernde Sommerblume hat bisher so wie Nelken und Lilien die Gunst des Volkes erobern können. Es gibt wohl noch manche, aber sie sind lange nicht so weit verbreitet wie jene, und dann erreichen sie sie nicht im entferntesten an Schönheit oder Wohlgeruch. Eine bescheidene, aber immerhin recht verbreitete Staude ist der Gartenrittersporn, der aus dem Orient zu uns gekommen ist und jetzt in verschiedenen Spielarten die Gärten der Landbewohner schmückt.
Von den einjährigen Sommerblumen sind Reseda und Levkoien die beliebtesten.
Die Reseda stammt aus Nordamerika und wird ebenfalls seit alter Zeit in Gärten, allerdings auch im Zimmer, kultiviert.
Die Levkoie, von denen es zwei Arten gibt, die Sommer- und Winterlevkoie, stammt aus Südeuropa.
Sehr verbreitet in den Garten ist auch der Mohn; die beliebteste Art, der Gartenmohn, stammt aus dem Orient. Aber auch der bei uns einheimische Klatschmohn, der als lästiges Unkraut oft weite Strecken vollständig rot färbt, ist durch gärtnerische Züchtung in viele ansprechende Blumensorten umgewandelt worden.
Später im Sommer blühen die Astern, Sonnenblumen und Georginen, die wiederum so beliebt sind, daß sie fast in keinem Garten fehlen. Die Astern und Georginen sind infolge ihrer ganz unglaublichen Veränderungsfähigkeit noch nicht aus der Mode gekommen, obwohl sie weder Geruch, noch bisher eine besonders auffallende Schönheit besitzen. Erst neuerdings sind von beiden so wunderschöne Varietäten gezüchtet worden, daß sie fernerhin mit größerem Rechte auch in den prunkvoll angelegten Gärten einen Platz beanspruchen dürfen.
Die Gartenaster ist erst im vorigen Jahrhundert, etwa 1730, aus China bei uns eingeführt worden. Im Jahre 1728 gelangte der erste Samen dieser Aster nach Paris, wohin ihn der französische Missionar P. Incarville aus China schickte. Damals war die Blüte dieser Blume noch ganz einfach, sie glich dem Gänseblümchen, hatte eine gelbe Scheibe und weiße Strahlenblüten. Danach traten rote Astern auf, im Jahre 1834 zum erstenmal eine violettfarbige, aber erst im Jahre 1850 hatte man durch gärtnerische Kunst die ersten wirklich gefüllten Astern erlangt.
Ebenso wie diese war auch die Georgine zunächst einfach, als sie von ihrem Vaterlande Mexiko im Jahre 1789 nach Spanien gelangte. Von hier aus wurde die Georgine nach allen Ländern Europas gebracht; ums Jahr 1800 war sie in Dresden bekannt, und Humboldt sandte sie im Jahre 1804 direkt aus Mexiko nach Berlin.
Seit dieser Zeit ist die Georgine in so mannigfachen Züchtungen aufgetreten, daß man von ihr schon Tausende von Spielarten kennt.
Weniger verändert ist die zu derselben Familie der Korbblütler gehörige Sonnenblume, die bis spät in den Herbst hinein, oft bis November, noch ihre großen, weithin strahlenden Blütenköpfe entfaltet. Sie wurde bereits im Jahre 1569 nach Europa gebracht, und zwar stammt sie ebenfalls, wie die Georgine, aus Mexiko, doch kommt sie auch in Peru wild vor.
Ganz andere Bedingungen als die Gartenblumen haben die Zimmerblumen zu erfüllen.
In einem trockenen, allzeit gleichmäßig warmen, häufig von Staub erfülltem Räume, wie es ein Zimmer ist, können meistens nur solche Blumen gedeihen, die aus trockenen, heißen Ländern stammen. Da aber dort die Pflanzen meist üppiger gedeihen und schöner gestaltet sind als bei uns in der nördlich gemäßigten Zone, so übertreffen viele im Zimmer fortkommende Blumen bei weitem ihre im freien Lande wachsenden Schwestern. Allerdings sind eine Menge unserer beliebtesten Gartenblumen zugleich geschätzte Zimmerblumen. Dies ist vor allem der Fall mit der Rose, der Nelke, Tulpe, Hyazinthe, Reseda und Levkoie. Die meisten jetzt beliebten Topfblumen sind jedoch erst verhältnismäßig neue Einführungen.
Am häufigsten von allen Pflanzen sieht man jetzt an den Fenstern Pelargonien und Fuchsien. Die Pelargonien, die ihre Beliebtheit wohl am meisten ihrer Anspruchslosigkeit in der Pflege verdanken, sind in Südafrika heimisch. Sie wurden besonders im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts Modeblumen, danach sind sie jedoch aus der feineren Zimmergärtnerei verschwunden, sie sind aber neuerdings auch da wieder beliebter geworden, seitdem in England neue interessante Formen und Spielarten gewonnen wurden.
Von den Fuchsien gibt es sehr viele Arten; die erste, die dreiblättrige Fuchsie, wurde gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts von dem Pater Plumier aus Amerika herübergebracht. Spater wurden neue Arten entdeckt, sogar noch in neuester Zeit fand man deren in Mexiko, Peru, Chile, aber auch in Neuseeland. Durch Kultur sind außerdem nach und nach eine Menge Vermischungen der einzelnen Arten und viele Nuancierungen entstanden.
Diese beiden Zimmerpflanzen sind so verbreitet und so allgemein zu finden, daß man sie fast vulgär nennen könnte. Etwas weniger häufiger sieht man das Vanillen-Heliotrop, vom Volke häufig nur Vanille genannt, eine Blume, die aus Peru stammt.
Nicht mehr so verbreitet und so beliebt wie ehemals sind heutzutage die stolzen Kamelien. Sie wurden im Jahre 1739 von dem Jesuiten Georg Camelius aus Japan nach Europa gebracht. Ihre Heimat hat die Kamelie in China und in Japan, wo man aus ihren Samenkörnern ein Oel gewinnt. Aus beiden Ländern wurden in späterer Zeit neue Varietäten eingeführt, und als vollends solche in europäischen Gärten auch die Fruchtreife erlangten, zog man hier aus Samen neue herrliche Formen. Zunächst wurde die Kamelie hauptsächlich in England kultiviert, dann kam sie nach Italien, Frankreich, und jetzt wird sie besonders in Amerika gepflegt.
Eine sehr liebliche Pflanze ist die sogenannte indische Azalie (Azalea indica), deren zarte Blüten bereits im allerersten Frühling unsere Zimmer schmücken. Es gibt verschiedene eng verwandte Arten, die aber alle aus China und Japan stammen, wo sie an den Böschungen kleiner Gebirgsflüsse, gegen die heißesten Sonnenstrahlen geschützt, wachsen. In den Niederlanden, die in früheren Jahrhunderten der klassische Boden der Blumenzucht waren, wurden die Azalien schon im siebzehnten Jahrhundert gepflegt. Später gelangten sie nach England und in die übrigen Länder des europäischen Kontinents. In neuerer Zeit wurden aus den beiden ostasiatischen Reichen neue Arten eingeführt, und außerdem wurden auch in Europa durch Züchtung herrliche Spielarten gewonnen. Aus den Ländern am Schwarzen Meer kommen dagegen die sogenannten pontischen Azalien.
Aus jenen gleichen japanisch-chinesischen Ländern stammt auch die Hortensie, die im Jahre 1790 von dem um die Botanik hochverdienten Reisenden Banks nach Europa gebracht worden ist. Ihre schönen rosafarbigen kugeligen Blutendolden können blau gefärbt werden, wenn man der Pflanze eisenockerhaltige Erde gibt oder auch nur sie mit Wasser begießt, in dem längere Zeit altes Eisen gelegen hat.
Seit lange schon sind die Zyklamen oder Alpenveilchen bei uns als Topfpflanzen eingeführt, wahrscheinlich wurden sie schon im siebzehnten Jahrhundert bei uns im Zimmer kultiviert. Man kennt verschiedene Arten, wovon eine, das europäische Alpenveilchen, an verschiedenen Stellen der deutschen Alpen wächst, also eine einheimische Pflanze ist, während das sogenannte persische wahrscheinlich aus Asien stammt. Der lange und zum Teil zur Winterszeit stattfindende Flor hat diese Blume sehr beliebt gemacht, um so mehr, als sich durch sorgfälttge Züchtung auch schr effektvolle Varietäten ergeben haben.