Andreas Gryphius
Cardenio und Celinde
Andreas Gryphius

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die Andere Abhandelung.

Der Schaw-Platz bildet einen Lust-Garten ab.

Celinde singend vnd spielend auff der Laute.

        Fleuch bestürtzter Fürst der Sternen
Meiner Seelen Lust vnd Ruh!
Eilt von mir sich zu entfernen.
Himmel steht jhr dieses zu!
Vberfällt mich diese Pein!
So verkehrt sich mein entseelter Leib in Stein.

    Falscher! hat mein feurig lieben
Nie dein frostig Eiß erweicht
Hab ich diese Klipp erreicht
Auff der mein Hertz gantz zutrieben
Vnd durch dein verkehrt Gesicht
In verzweiffelns-Sturm auff tausend Stücken bricht.

    Fleuch mein Geist! fleuch vnd verschwinde
Eh die raue Stund ankommt
Die mir Zeit vnd Leben nimmt
Daß ich mich nicht in mir finde!
Macht daß meine Seel entreist!
Was verzeuchst du mehr durch auß verwäister Geist.

    Flisst jhr herben Threnen-Bäche /
Lescht der Augen Fackeln auß /
Deß gekränckten Leibes Hauß
Sinckt vnd stürtzt. Ich selbst zubreche /
Weil der Donner vmb mich kracht /
Vnd mich in dem nun / zur Handvoll Aschen macht /

Sie reist die Seiten von der Lauten / vnd wirfft sie von sich.

Fleuch Geist / fleuch. Kont ich mich der Vntrew je vermutten!
So hätt ich mir gewüntscht / durch schwitzen / tod zu blutten /
Durch Flammen zu vergehn! auff Felsen auß der Höh
Zusplittern Brust vnd Bein / in nie erdachtem Weh
Zu suchen meinen Tod: Es hätte mich der Degen
Der dich Marcell erstieß auch müssen niederlegen:
Marcell ach! der du mich nur gar zu trew geliebt /
Den mehr Celindens Angst / denn eigner Tod betrübt!
Komm blasser Geist komm vor / auß deiner Ruhe-Kammer /
Vnd schaw auff deine Rach' vnd meiner Seelen Jammer.
In den ohn eine Schuld mich der Verräther setzt;
Der vmb Celinden dich voll Eifers hat verletzt.
Ha grimmer-grauser Mensch! zu meinem Ach geboren!
Durch den ich Freyheit / Lust / Trost / Ruh vnd mich verloren /
Vnd nur zu meiner Pein in diesem Leibe schmacht'
Denn / wenn ein Tod vor mich / ich Augenblicks bedacht
Zu reissen auß der Zeit! ich die bey frischen Jahren
Vnd Blüte der Gestalt / so hart beschimpfft erfahren;
Daß Liebe Drachen-Gifft vor Honig vns gewehr'
Vnd falschen Wanckelmut vor treue Gunst bescher'
Die Erden stinckt mich an! wie kan ich sonder Grauen
Das Auge dieser Welt / die lichte Sonn anschauen
Die vorhin meine Freud / jetzt meine Schmach bestralt
Vnd mein bestürtzt Gesicht mit scheuer Röthe mahlt.
Die bleiche Cynthia, vor Zeugin meiner Lüste:
Verweist mir jene Zeit in der man mich begrüste
In der Cardenio mir in die Armen fiel
Vnd diesen Geist erquickt durch süsse Seitenspiel /
Was Anmut gaben vor / die Sorgen-freyen Nächte /
Was schreck' vnd grauen jetzt? Bald klingt mir das gefechte
(Indem Marcell erblast) durch mein verletztes Ohr:
Bald kommt er mir durchnetzt von Blut vnd Threnen vor.
Rufft heischer vnd verweist daß ich nun selbst verlassen
Die ich vorhin verließ: Bald hör ich durch die Gassen
Ein kläglich Abend-Lied vnd wein' vmb daß man singt:
Vnd mein recht lebend Leid auff frembde Seiten bringt /
Biß ein Verstarren schleust die nassen Augenlieder:
Denn fällt mich Morpheus an: Vnd reist mich hin vnd wieder
Durch Hecken-volle Berg' / in ein Cypressen Thal:
Vnd vnbewohntes Feld / vnd mahlt die raue Qual
Verliebter Seelen ab! Medèen seh' ich rasen:
Ich seh auff Didus Brust von Blut geschwellte Blasen
Die bleiche Phyllis hangt von jhrem Mandelbaum /
Alcione sucht Ruh auff toller Wellen Schaum.
Doch wenn ich dich mein Hertz / Cardenio, erblicket
Schiß ich noch schlummernd auff / bald wirst du mir entrücket
Vnd gehest fern von mir durch eine raue Bahn;
Ich folge! doch vmbsonst: Es ist vmb mich gethan.
Du schlägst mein Winseln auß: Doch / kanst du mehr nicht lieben;
Warumb denn muß dein Bild auch traumend mich betrüben!
Was red' ich vnd mit wem! wie wenn die heisse Macht
Der Seuchen vns besiegt / ein zagend Hertze schmacht /
In hart entbrandter Glut; vnd die geschwächten Sinnen
Empfinden nach vnd nach wie Krafft vnd Geist zerrinnen /
Indem die inn're Flamm nunmehr den Sitz anfällt
In welchem sich Vernunfft gleich als beschlossen hält /
Denn taumelt der Verstand / denn jrren die Gedancken /
Denn zehlt die schwartze Zung deß abgelebten Krancken
Viel vngestalte Wort in stetem schwermen her /
Die Augen blind von Harm / von stetem wachen schwer
Sehn was sie doch nicht sehn! die Ohren taub von sausen!
Die hören hier Trompet; hier Schwerdt vnd Drommel brausen /
So handelt mich die Noth! was Rath! komm Gifft vnd Stahl;
Vnd end' / (ich bin mein selbst nicht mehr) die lange Qual.
Cardenio ist taub! mich soll der Tod erhören
Den ich in meiner Faust – – – – – –

Sie erwischt ein Messer.

Celinde. Sylvia. Tyche.

Celind. – – – – Wolt jhr mein Elend mehren
Mit trösten sonder Trost vnd rathes-losem Rath.

Tyche. Holdseligste den Rath bewahrt vollbrachte That.

Sylv. Wer vntersincken wil sucht Mittel sich zu retten!

Celind. Wir suchten / wenn wir hier nur einig Mittel hätten.

Sylv. Wo noch ein Mittel ist so schlägt es Tyche vor.

Celind. Ihr Mittel klingt zu raw in meinem zarten Ohr.

Tyche. Sie wil denn daß ich sie von Liebe soll entbinden!

Celind. Nein / in Cardenio soll sie die Lieb entzünden.

Tyche. Sie richtet jhren Wuntsch stets nach dem alten Ziel:

Celind. Doch so daß sein Verstand den minsten Schaden fühl.

Tyche. Gemütter sind so leicht nicht vnverletzt zu zwingen!

Celind. Man soll Cardenio mir vnverletzt zubringen.

Tyche. Diß thut kein Liebes-Tranck / er greifft die Sinnen an!

Celind. Der liebt nicht / der mich nur auß rasen lieben kan!

Tyche. Genung vor mich / wenn ich der Liebe nur geniesse:

Celind. Mir nicht! daß mich der Mund vnd nicht das Hertze grüsse.

Tyche. Ein solches Lieben rührt auß höherm Vrsprung her.

Celind. Ein solch' ists die ich von Cardenio begehr.

Tyche. Hat er denn sie vorhin so inniglich geliebet.

Celind. So / daß sein Abschied mich biß auff den Tod betrübet:

Tyche. Wie wenn als menschlich ist der Tod hätt' euch getrennt /

Celind. Denn wer auff seiner Asch mein glüend Hertz verbrennt.

Tyche. Sie bild jhr ein er sey auff ewig jhr gestorben!

Celind. Wenn nicht ein ander jhn durch neue Gunst erworben!

Tyche. Sie schlage diesen Wahn gantz mit jhm auß der Acht!

Celind. Mein liebend Eifer ists der ewig in mir wacht.

Tyche. Vmbsonst! wenn sie auff ihn kein Vortheil kan erlangen.

Celind. O warumb bin ich nicht mit erster Zeit vergangen!

Tyche. Viel andre wüntschen nach dem lieblichen Gesicht.

Celind. Dein ists Cardenio, vnd keines andern nicht.

Tyche. Die grosse Schönheit wird leicht andre Freund' erwerben!

Celind. Cardenio mein Freund ich wil die deine sterben!

Tyche. Sein Vndanck hat ja nie so treue Gunst verdient.

Celind. Ade! ich habe mich zu jedem Tod' erkühnt.

Sylv. O Himmel! sie vergeht!

Tyche.         Ey noch nicht Mut verloren.
Celind!

Sylv.         Es ist vmbsonst sie hört mit tauben Ohren.

Tyche. Celind!

Celind.         Wer hält mich hier / ey gönnt mir meine Ruh!

Tyche. Nein Schönst: Es ist noch Rath.

Celind.         Komm Tod! du Tröster / du!

Tyche. Mitleiden prest mir auß recht vnverfälschte Zehren.

Celind. Ach leider! wil man mir den süssen Tod erwehren!

Tyche. Nur Mutt! mir fällt gleich jetzt ein sicher Mittel ein.

Celind. O möcht auff dieser Welt es zu erlangen seyn.

Tyche. Zwar scheints ein wenig schwer: Doch möcht es seyn zu finden!

Celind. Man wird auff ewig mich durch diesen Dienst verbinden.

Tyche. Wo jemand der sie trew' vnd ohne Falsch geliebt
Vor kurtzer Zeit entseelt.

Celind.         Ich werd' auffs new betrübt /
Marcell durch deinen Tod.

Tyche.         Vnd jrgends hie vergraben!
So must ich dessen Hertz zu diesem Vorsatz haben /
Daß ich zu rechter Zeit vorhin mit jhrem Blut /
Vmb etwas angefrischt wolt auff geweyhter Glut /
Verbrennen gantz zu Asch:

Sylv.         Ich zitter es zu hören!

Tyche. Der Aschen Krafft muß ich mit heil'gen Worten mehren.
So bald Cardenio darvon was beygebracht /
Es sey in frischem Wein / es sey in Taffel Tracht /
Es sey in Zuckerwerck vnd was nur zu erdencken /
Auff Blümlein die man pflegt zum riechen zu verschencken:
Wird er durch neue Flamm' entsteckt mehr denn vorhin
Die suchen die er fleucht: So wahr ich Tyche bin.

Celind. Wenn nun der Artzt vmbsonst hat Fleiß vnd Zeit verschwendet:
Vnd was nicht helffen kan bey Krancken auffgewendet /
Schlägt er / damit kein Schimpff sein altes Lob verzehr:
So frembde Kräuter vor / die niemals über Meer
In diesen Port gebracht! hätt ich die Specereyen:
(So spricht er) wolt ich stracks der Schmertzen euch befreyen
Ja schafft den Siechen auch zuweilen etwas an
Das keinem möglich ist vnd niemand leisten kan.
So eben handelt ihr vnd rühmt von solchen Dingen
Die mir vnd keinem nicht sind möglich auffzubringen!
Vnd dardurch gebt jhr mir nichts anders zu verstehn
Als daß ich sonder Rath müß in der Qual vergehn.

Tyche. Warumb doch: Wenn Marcell so viel auff sie gehalten?
Muß nicht sein Cörper sonst in einer Grufft veralten!
Wie leicht ist Sarg vnd Brust eröffnet bey der Nacht!
Wie leicht ist / was so schwer vns denkt / zu wegen bracht.

Celind. Die Augen starren mir: Ich schreck'! ich beb'! ich zitter!
Soll der bißher vmb mich so wol-verdiente Ritter:
Vmb dich Cardenio (wie vorhin Seel vnd Geist /)
Jetzt auch sein todtes Hertz hingeben! Parcen reist /
Reist meine Faden ab!

Tyche.         Wen hat sie mehr geliebet?

Celind. Den freylich / der mich jetzt so schändlich übergibet.

Tyche. Vnd wagt sich selbst vor jhn? Warumb nicht eine Leich?

Celind. Diß Stück ist vnerhört / vnd keinem Zufall gleich.

Tyche. Es ist vorhin gethan vnd hochbewehrt befunden.

Celind. Ists möglich: Daß ein Mensch so viel sich vnterwunden?

Tyche. Die Eisen-harte Noth die vnser Leben quält
Zwang Seelen / Himmel an: Wo man die Sternen zehlt;
Zwang Seelen in der Lufft: In Wäldern Rath zu suchen:
Der Abgrund ward durchforscht: mit Segnen vnd mit Fluchen
Riß man das ehrne Thor der tiefsten Höllen auff:
Durch frembder Worte Macht begab sich in den Lauff /
Ein fest gewurtzelt Stamm: Die Geister in den Lüfften
Entdeckten was vns noth. Die Leichen auß den Grüfften
Verkündigten den Schluß den die Verhängnüß schrieb
Nichts war / das durch die Kunst vnüberwunden blieb
Die manch' ein grosses stund: Kein Fleisch / kein Eingeweide
Der Kälber war genung / kein Hirsch in wilder Heide
Von Hunden auff gejagt! kein vnberührter Stier:
Kein auffgewachsen Hengst! kein vnvernünfftig Thier.
Die Geister / die die Welt die noth Geheimnüß lehren;
Muß man mit reinem Blut erkiester Menschen ehren:
Die forderten von dem ein vngeboren Kind /
Von dem die Mutter selbst. Der müst als taub vnd blind
Auff einer Wegscheid ihm die keusche Tochter schlachten /
Die Jenen rühr' ich nicht die jhre Feind' vmbbrachten /
Vnd brauchten von dem Blut befleckt vnd law vnd naß
Den abgestreifften Kopff zu einem Weyrauch-Faß /
Bekleidet mit der Haut / mit einem Darm vmbwunden.
Man hat ein zartes Kind noch lebendig geschunden /
Vnd auff das weiche Fell mit Blut die Schrifft gesetzt:
Die den vnd jenen Geist bald zwinget bald ergetzt.
Man hat deß Knaben Haupt vmbdrehend abgerissen
Auß welchem nachmals sich die Geister hören lissen:
Man hieb mit Ertz von dem / von jenem Cörper ab /
Was zu dem Opffer dient / man stanckert in dem Grab
Nach einer schwangern Faust / man zog den dürren Leichen
Die feuchte Leinwand auß; wenn etwa zu erreichen
Ein dörrendes Geripp / ein halb-verbrandtes Aas;
Ein Leib von welchem schon die Schaar der Raben fraß:
Feirt vnser Hauffe nicht: Man liß sich nicht erschrecken
Deß Nachts von einem Pfal auff dem Gespiste stecken
Zu rauben Daum vnd Haar / biß Mut vnd Fleiß vollbracht
Wornach der scharffe Sinn der Sterblichen getracht.
Warumb? Vmb die Natur durch neue Macht zu binden!
Cometen in der Höh vnd blitzen zu entzünden:
Zu stopffen frische Quäll / vnd Wellen zu erhöhn /
Wenn schon die Winde nicht (die an dem Joch vns gehn.)
Sich regen in der See! es muß auff vnser fragen
Ein Vieh'/ ein Baum / ein Bild / ein Marmor Antwort sagen!
Es kommt auff vnser Wort ein Fürst auß seiner Ruh
Der Proserpinen zog vor tausend Jahren zu /
Noch jetzt: wil sie der Frucht / Holdseligste genissen
So muß sie / daß der Kärn / was harte / nicht verdrissen /
Sie wag' es: Wer verzagt! hat nichts zu wegen bracht:
Sie schaff jhr stete Lust durch Arbeit einer Nacht.

Celind. Wenn man in solcher That mich vnversehns ergriffe?

Tyche. Sie ist die erste nicht/ die fuhr in solchem Schiffe.
Der Hof / die grosse Stadt / das gantze Land ist voll
Von Seelen / denen nur bey diesen Künsten wol.
Viel wären eh' ins Grab als Hochzeit-Bette kommen
Wenn sie bewahrten Rath nicht bald in acht genommen:
Viel wären sonder Freund / vnd (was viel werther /) Gold:
Viel pflügten sonder Nutz vnd dienten sonder Sold.
Viel wären diese nicht / vor die man sie muß ehren:
Halt inn! was schwerm ich viel? Man darff nicht alles hören
Was sich verrichten läst.

Celind.         Gesetzt ich stünd es zu!
Mich hindert Thor vnd Schloß / Marcell hat seine Ruh /
In der verwahrten Kirch!

Tyche.         Ist die nicht zu entschlissen?
Hat der / der sie verwahrt / nun ein so zart Gewissen?
Nein warlich! Cleon ließ mich offt vmb Mitternacht /
Offt eh die Sonne fiel / offt eh Dian erwacht
Bald mit Geferten ein / bald einig / wenn von nöthen:
Durch ein getaufftes Bild deß Feindes Kind zu tödten /
Wenn wo in einer Grufft / wenn auff dem Fron-Altar
Von Wachs / Papier vnd Schrifft was zu verbergen war.
Vertraut sie auff mein Wort / ich weiß jhn zu bewegen?

Celind. Ich könte Tychens Rath vnd gründlich widerlegen!
Doch leider meine Noth hat mich so weit gebracht!
Daß ich / was ich nicht wil / doch zu versuchen tracht!
Die Seele zittert mir! vnd findet sich bestritten:
Von Schrecken / Lieb / vnd Furcht! was hab ich nicht erlidten!
Ich wüntsche ja den Tod! kan was mehr schädlich seyn!
Als von Cardenio auff stets geschieden seyn.
So wenn der Arm entbrannt vnd die erhitzten schweren
Das lebend-faule Fleisch als rinnend Wachs auffzehren!
Vnd greiffen mehr vnd mehr die nahen Mausen an /
Daß ohn die Sege nichts den Cörper retten kan /
Denn halt man bey sich Rath ob besser zu verscheiden /
Ob leichter außzustehn das vngeheure schneiden
Vnd weil man in der Angst noch zweiffelt ob dem Schluß
Streckt man den Arm dahin! ich leider Tyche muß
Hinfolgen wo du gehst! versuch (ich wil es reichen)
Durch auffgezehltes Gold / den Cleon zu erweichen.
Durchforsche sein Gemüt!

Tyche.         Sein Hertz ist mir bekand
Er setzt jhr Gut vnd Gott vor baares Gold zu Pfand.

Reyen.

                    Es ist nicht ohn / wer auff Morast sich wagt /
(Wie schön er überdeckt mit jmmer frischem Grase
Das vnter jhm doch reist gleich einem schwachen Glase)
Hat (doch zu spät) die kühne Lust beklagt.

    Er sinckt / wenn ihn nicht Rettung stracks erhält
Bald über Knie vnd Brust / in die verklemmten Pfützen /
Die Stimme schleust der Koth / der Stirnen kaltes schwitzen
Verwischt der Schilff darunter er verfällt.

    So eben gehts / wenn man die Sünd anlacht /
Vnd wil ohn eine Schew mit jhren Nattern spielen;
So fühlt man / eh man recht kan jhre Bisse fühlen
Daß sich die Gifft schon durch die Adern macht.

    Celinde, kaum durch geile Brunst erhitzt /
Verließ das erste Feur vnd brant in neuen Flammen
Indem Marcell den Fall auch sterbend wil verdammen
Vnd durch die Brust Blut auff die Glut außsprützt.

    Der Mord ist nicht recht in die Grufft versteckt;
Sie raset sonder Zaum vnd wil durch Frevel finden
Was jhrer Schönheit macht ohnmächtig ist zu binden.
Was fängt sie an? Starrt Seelen vnd erschreckt!

    Der tolle Dunst / das schwartze Zauber-Spiel /
Soll hier geschäfftig seyn / man wil das Grab entweyen
Man fällt die Glieder an / die Sarg vnd Grab befreyen
Was suchst du doch! hier suchst du viel zu viel!

    Halt weil noch Zeit! verführter Geist halt an!
Ach nein! du sündigst vmb mehr Sünde zu begehen!
Soll denn der Laster Lohn in diesem Lohn bestehen;
Daß keines lang' vnfruchtbar bleiben kan.


 << zurück weiter >>