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Der Schauplatz lieget voll Leichen-Bilder / Cronen / Zepter / Schwerdter etc. Vber dem Schau-Platz öffnet sich der Himmel / vnter dem Schau-Platz die Helle. Die Ewigkeit kommet von dem Himmel / vnd bleibet auff dem SchauPlatz stehen.
Ewigkeit.
DIE Ihr auff der kummerreichen Welt
Verschrenckt mit Weh' vnd Ach vnd dürren Todtenbeinen.
Mich sucht wo alles bricht vnd felt /
Wo sich Eu'r ichts / in nichts verkehrt / vnd eure Lust in herbes Weinen!
Ihr Blinden! Ach! wo denckt jhr mich zu finden!
Die jhr vor mich was brechen muß vnd schwinden /
Die jhr vor Warheit nichts als falsche Träum' erwischt!
Vnd bey den Pfützen euch an stat der Quel erfrischt!
Ein Irrlicht ists was Euch O sterbliche! verführet
Ein thöricht Rasen das den Sinn berühret.
Wil jmand Ewig seyn wo man die kurtze Zeit
Die Handvoll Jahre die der Himmel euch nachsiht
Diß Alter das vergeht in dem es blüht
In Vnmuth theilt vnd in Vergängligkeit?
Die Throne krachen ja wenn dieser sie nicht helt
Der durch ein Wort beweget Hell vnd Welt.
Offt hat der mit gekröntem Haupt beherrschter Länder Macht erschüttert
In einem Nu / vor frembdem Stul in angeschlossnem Stahl erzittert.
Man schlief nicht einmal nur auff die gesalbten Nacken
Schwerdt / Beil vnd Hacken.
Der Fürsten heylig Blut trof durch verfluchter Hencker Hand
In den ob diesem Greuel-stück entfärbten Sand.
Dem Vberwinder auch wurd offt sein Lorberkrantz
Verwandelt in Cypressen Aeste /
Er zog in seinem freudenfeste
Mit deß Triumphs Gepränge zu dem Todtentantz.
Was dieser baut bricht jener Morgen ein /
Wo jtzt Paläste stehn
Wird künfftig nichts als Gras vnd Wiese seyn
Auff der ein Schäfers Kind wird nach der Herde gehn
Euch selbst / den grosse Schlösser noch zu enge
Wird / wenn jhr bald von hier entweichen werdet müssen
Ein enges Hauß ein schmaler Sarg beschlissen.
Ein Sarg der recht entdeckt wie kurtz der Menschen Länge.
Wo aber hin? nach was doch ringet jhr
Ihr die jhr glaubt daß euer Feder Macht
Den Tod vnd Zeit hab' an ein Joch gebracht?
Glaubt frey die Ewigkeit beruht nicht auff Papir.
Indehm jhr Frembde wolt dem Vntergang entzihn;
Vermerckt jhr nicht wie eure Tag entflihn?
Ihr eilt indem jhr (trotz den Himmelslichtern!) wacht
In eures Grabes Nacht.
Wie mancher steigt durch Rauch deß falschen Ruhms verblendet
Nach hoher Ehr vnd fält /
Wenn der Gewächsten Flügel schwung bey gar zu naher Sonnen endet.
In höchste Schmach / vnd wird ein Scheusal aller Welt.
Ach thörichte! der vor euch sinckt auff beide Kni
Wündtscht offt euch da zu sehn wo nichts denn Tod vnd Müh.
Ihr die jhr euch in Gold verliebt
Vnd Sud vnd Ost durchrennt vmb andre reich zu machen;
Wo bleibt jhr wenn man alles übergibt?
Wenn eine Stunde schleust die Reitung aller Sachen?
Wer Jahre zehlt denckt der wol je an mich?
Wehn liebliche Gestalt betreuget /
Wehm seiner Wangen Farbe leuget
O HErr O Himmels HErr helt er sich schöner wol als dich?
Setzt Bilder auff! durchlaufft die grosse See!
Entdeckt ein wildes Land / setzt Nahmen auff den Schnee.
Nennt Vfer / nennet Berg nach der Geschlechter Tittel
Ja schreibet Freund vnd euch ans Monden Rand vnd Mittel!
Doch glaubt diß auch darbey
Daß auch diß was jhr besitzet euch noch recht bekand nicht sey /
Daß jhr / was Ewig ist hier noch nicht habt gefunden /
Daß euch nur Eitelkeit vnd Wahnwitz angebunden /
Schaut Arme! schaut was ist diß Threnenthal
Ein FolterHauß / da man mit Strang vnd Pfahl
Vnd Tode schertzt. Vor mir ligt Printz vnd Crone
Ich tret auff Zepter vnd auff Stab vnd steh auff Vater vnd dem Sohne.
Schmuck / Bild / Metall vnd ein gelehrt Papir /
Ist nichts als Sprew vnd leichter Staub vor mir.
Hir über euch ist diß waß ewig lacht!
Hir vnter euch was ewig brennt vnd kracht.
Diß ist mein Reich / wehlt / was jhr wündtschet zu besitzen.
Wer allhier fählt dem wird nichts auff der Erden nützen.
Schaut deß Himmels Wollust an! hir ist nichts denn Trost vnd Wonne
Schaut den Kercker deß Verterbens / hir ist nichts denn Ach vnd Klage!
Schaut das Erbschloß höchster Lust; hir ist nichts denn Freud vnd Sonne
Schaut den Pful der schwartzen Geister; hir ist nichts denn Nacht vnd Plage
Was steht euch an?
Diß ist was Ewig euch ergetzen vnd verletzen kan.
Schauplatz der Sterbligkeit / Ade! ich werd auff meinen Thron entrücket
Die werthe Fürstin folget mir die schon ein höher Reich erblicket /
Die in den Banden frey / nicht jrrdisch auff der Erd /
Die stritt vnd lid für Kirch vnd Thron vnd Herd.
Ihr / wo nach gleicher Ehr der hohe Sinn euch steht;
Verlacht mit jhr / was hir vergeht.
Last so wie Sie das werthe Blut zu Pfand:
Vnd lebt vnd sterbt getrost für Gott vnd Ehr vnd Land.
Demetrius. Procopius.
Der SchauPlatz verendert sich in einen Lustgarten
Demetr. Diß ist die feste Burg die vnsern Schatz beschlossen
Das Kleinod dessen wir so kurtz / doch wol / genossen.
Die Sonn' Iberiens die als jhr Glantz anfing
Zu strahlen durch die Lufft so bluttig unterging
Verfinstert dieser Stein. Die vber vns regiret
Ward für vns in die Band' als eine Magd geführet?
Mit Ihr zog vnser Ruhm vnd Freyheit vnd Gewin
Vnd vngepochte Macht in frembdes Elend hin.
Wer hat euch nicht bißher mit vnerschöpfften Sehnen
Mit Seufftzenreichem Ach vnd vnverfälschten Thränen
Bejammert vnd betraur't. Wer wolte nicht dem Tod
Getrost entgegen ziehn / dafern die ehrne Noth
Vor euch solch Opffer wolt' O Königin der Frauen
Die je der Tag bekrönt kont auff der Erden schauen!
Die Vaterland vnd Reich durch Faust vnd Recht geschützt /
Den Strom der Tyranney mit Stahl vnd Mutt gestützt
Die jhres Fürsten Mord durch dessen Tod gerochen
Der Gott den Eyd / vns Trew / vnd alles Recht gebrochen
Das Völcker je bepfählt der durch deß Vatern Brust
Ins Brudern Hertze stiß: Fraw! eurer Zeiten Lust
Die Tefflis hat erquickt / Georgien ergetzet /
Der Persen Reich erschreckt vnd Gurgistan entsetzet /
Als sich die grimme Macht der grausen Schar verband
Zu dempffen vnser Volck mit Sebel / Pfeil vnd Brand
Die / als nichts übrig mehr für aller Heil zu wagen
Sich selber unverzagt wolt in die Schantze schlagen!
Ist werthe Königin / ist Hoffnung daß man noch
Euch auß der strengen Last / dem Demandfesten Joch
Erretet grüssen soll! wird vns der Himmel gönnen
Daß wir nach so viel Angst euch werden ehren können?
Geschickt auff eure Burg / gesetzt in euren Thron
Gelobt von eurem Volck / geküst von eurem Sohn.
Wird der mein greiser Kopff den schönen Tag erleben
Der vnser langes Leid sol durch die Freud auffheben?
Procop. Ich zweifle nunmehr nicht. Gott gibt vns in die Hand
Die Schlüssel dieser Kett' / Er reist das feste Band
Mit starcker Faust entzwey / Er öffnet vns die Thüren
Vnd zeigt vns Mittel an / die Perle wegzuführen.
Ihr habt es selbst gehört (traut bitt ich eignem Ohr)
Wie der Gesandte sich beym Tamaras verschwor;
Wie hoch Er sich versprach nach Moßkaw nicht zu dencken
Eh' aller Fleiß versucht ob Abas sey zu lencken.
Ihr schaut wie trefflich Ihn der grosse Hoff geehrt /
Mit was vor Anmuth Ihn der Persen Haubt gehört!
Wie glücklich Er verricht warumb Er außgesendet
Wie Er nach höchstem Wundtsch das gantze Werck vollendet.
Die Bitte mangelt noch die Er auff diesen Tag
In dem Er Abschiedt sucht gar leicht erhalten mag.
Solt Ihm / dem man bißher / so viel nicht abgeschlagen
Ein eingekerckert Weib Chach Abas wol versagen?
Demetr. Ein Weib / doch die geherrscht vnd sein gantz Reich gekränckt.
Proc. Der Er in heissem Zorn das Leben hat geschenckt.
Dem. Daß Sie durch lange Pein in höchster Angst verschwinde
Proc. Vielmehr daß Sie jhr Glück auch in dem Kercker finde.
Dem. Ihr Glück in diesem Hoff? in dem nur Mord vnd Tod!
Proc. Man fand die höchste Hülff / offt in der höchsten Noth.
Dem. Wie lang' hat Tamaras Sie nun vmbsonst begehret?
Proc. Den Er vor seinen Feind so vilmal hat erkläret.
Dem. Er weiß das diese Bitt herrührt von jhrem Sohn.
Proc. Der seine Bitt außdrückt durch eine grösser Cron.
Dem. Ist Reussen denn so viel an vnserm Heil gelegen?
Proc. Was bringt durch Gaben man bey Fürsten nicht zu wegen?
Dem. Gunst durch Geschenck erkaufft fällt durch Geschencke hin
Proc. Sie falle! wenn wir nur erhalten den Gewin!
Dem. Auß Persen der Gewin? Ist Abas euch so neue
Der Bluthund.
Proc. Zweifelt ihr an deß Gesandten Treue?
Dem. Gantz nicht an seiner Trew' / vnd viel an seiner Macht.
Proc. Chach kennt der Reussen stärck / im fall jhr Grimm erwacht.
Dem. Chach weiß daß Reussen nicht vmb eine Fraw wird kämpffen.
Proc. Wer sich vor Brand entsetzt muß auch die Funcken dämpffen.
Wer Krig fleucht gibt dem Feind nicht Vrsach an die Hand.
Dem. Wer sich versichert wil / hält fest ob seinem Pfand.
Man läst die Leuen nicht leicht auß dem Käficht springen.
Proc. Es geh' nun wie es geh' diß Licht wirds mit sich bringen
Dem. Gewiß nicht schlechte Pein wo nicht die gröste Lust.
Mir ist ich weis nicht wie / mir ligt was auff der Brust
Ich schmachte zwischen Furcht / Verlangen / Angst vnd Hoffen
Wo bleibt doch Salome?
Proc. Halt an die Thür ist offen
In den verdeckten Gang hat sie mich nechst bestellt
Als ich der Persen Stahl bezwang durch Grichisch Geld.
Salome. Procopius. Demetrius.
Salo. Die braune Nacht vergeht / Diane wil erbleichen /
Der Wagen kehrt sich vmb / der Sternen Heer' entweichen
Der Himmel steht gefärbt / die Morgenröthe lacht /
Das grosse Licht der Weltt die edle Sonn erwacht.
Die angenehme Lufft spielt durch die grünen Wälder /
Der Perlne Taw erquickt / die außgedörten Felder
Die Welt steht als erneut. Wir aber wir allein
Vergehen in der Angst. Die Finsternüß der Pein
Deß Kerckers grause Noth / die Fässel so vns binden
In frembder Tyranney / sind ewig hir zu finden.
Wir wündtschen: sonder Rath! wir hoffen: sonder Grund!
Wir bitten: sonder Trost! der auffgesprengte Schlund
Der Hellen kracht vns an / der Himmel leert die Keyle
Der Donner auff vns auß / die Schwefel-lichten Pfeile
Betrübte Königin! (ich klage nicht vmb mich.)
Betrübte Königin! verwunden ewig dich.
Du aller Fürsten Fürst wie lange wilst du wütten!
Ist dein grundgüttig Hertz nicht weiter zu erbitten.
Sol die / die auff dich traut die Völcker ewig sehn
So trotzen vber sich / die deinen Nahmen schmähn.
Die vnser herbe Noth für deine Schand außbreiten /
Die eine schlechte Fraw durch Macht vnd List bestreiten.
Mein JEsus schaw vns an reiß diese Wolck entzwey
Die dein Gesicht verdeckt / vnd gib die Seele frey
Die in dem Garn verstrickt. Wer reget mein Gemütte?
Mein kalter Geist entbrennt. Gibst du auff was ich bitte
Allwissend Wesen / acht? wie? oder fühlt mein Hertz
Vorbotten neuer Angst? kan jrgend noch ein Schmertz
Für vns vorhanden seyn? wie daß ich nicht vernommen
Die so auß Gurgistan vns zu besuchen kommen?
Sie haben ja der Thür auch nicht der Zeit verfehlt /
Die gestern beyderseits in höchster Eyl erwehlt?
Ach! hab ich wol zu späth mich an den Ort gefunden?
Ach hat der Wächter Grimm sie etwan schon gebunden!
Verzih ich? such ich! Nein! dein Leben laufft gefahr
Wo renst du arme hin? wo? nach der Todten-Bar
Sol ich vergebens denn Sie nach der Angst bemühen /
Sol ich der Königin die Mittel gantz entzihen
Die vns der Himmel zeigt? nein warlich! Salome!
Wag alles was du kanst / kanst du nicht mehr! vergeh!
Dort seh ich beyde / nein! doch ja! O werd zu preisen
Die einig sich getrew in vnserm Weh erweisen /
Die nun der Plitzen Grimm hat über vns gesigt
Noch suchen jhre Fraw die in den Banden ligt /
Was führt euch in den Hoff?
Demetr. Der Will' euch frey zu machen.
Salo. Ihr sucht dem Wolff ein Lamb zu reissen auß dem Rachen
Proc. Der Reussen Abgesand' ist hirmit selbst bemüht
Vnd treibt das Werck vor sich. Wer vns in Persen siht /
Schätzt vns vor seine Leut'
Salo. Ach möcht es Gott beliben!
Dem. Printz Tamaras hat selbst der Königin geschriben
Salo. Habt jhr deß Fürsten Brif?
Dem. Ist denn kein Mittel nicht
Zu küssen jhre Faust? zu schauen jhr Gesicht?
Salo. Seid ihr deß Lebens müd?
Dem. Ha! könt ich besser sterben
Als in dem schönen Dienst?
Salo. Ihr sucht vns zu verderben
Vnd ringt nach eurer Grufft. Jedoch; was felt mir ein?
Die Thür ist sonder Wach / folgt eilends mir herein.
Steht vns der Himmel bey. So weiß Er euch zu führen
Wo nicht: so wird die Trew doch vnser Grabmal zihren