Paul Hansmann
Altdeutsche Mären und Schwänke - Erster Band
Paul Hansmann

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Der Ritter mit der Roßhaut

Ein Ritter saß im Oberland
Und war ein Dienstmann wohlbekannt;
Des Fraue besaß den Übermut,
Sie wollte sich kleiden gerade so gut
Wie ihre Herzoginne reich;
Doch beider Habe war nicht gleich:
Der Ritter war ein armer Mann
Und auch dem Herzog untertan,
Als Diener war er ihm verschrieben.
Drum tat es ihn gar sehr betrüben
Und ward ihm schwer und brachte ihm Leiden,
Daß seine Fraue er sollte kleiden
Wohl nach der Herzoginnen Art.
Ein schön' Gewand bereitet ward
Für die nun zu derselben Stund',
Das kostete mehr denn hundert Pfund.
Die Dienstfrau die sprach kurzerhand
Zu ihrem Mann: »Ein solch' Gewand
Muß auch ich han auf meinem Leib,
Wünscht Ihr in mir ein gutes Weib!«
Da sprach der arme Rittersmann:
»Ach Frau, es steht uns doch nicht an,
Wenn wir's am Gelde auch vermöchten,
Daß wir als hoffärtig uns ächten
Durch Kleider wie die Herrin reich;
Denn unsrer Habe ist nicht gleich
Der unsrer edlen Herrschaft!«
Was er da spricht, hat keine Kraft.
Sie will auch so gekleidet sein.
Da fiel dem klugen Ritter ein,
Daß er besaß zu selbiger Stund'
Ein Roß, das auch galt hundert Pfund.
Das schlug er nieder alsofort,
Man schindete es heimlich dort,
Daß seine Frau nichts tat erfahren;
Die Roßhaut ließ er aufbewahren.
Zur Fraue sprach er kurzerhand:
»Ich kaufte Euch ein solch' Gewand,
Das wird bereitet gar zum Feste
Und prangen sollt Ihr drin aufs beste
Bei der Frau Herzogin im Chor!«
Das redete er der Frauen vor.
Sie baute auf die Rede dann.
Bald aber kam der Tag heran,
Zu dem er ihr das Kleid verhieß.
Die Fraue zu fragen nicht unterließ,
Sie sprach: »Wann bringt man denn das Kleid?«
Er sprach: »Zu früher Morgenzeit
Erhaltet Ihr es sicher gleich!«
Des Morgens, als nun arm und reich
Zur Kirche kommt von fern und nah,
»Sieh' her jetzt,« sprach der Ritter da,
»Hier kommt dein Kleid gar schön und gut.«
Der Ritter sprach mit frohem Mut:
»Nun ziehe an die Roßhaut fein!«
Die Fraue: »Spottet Ihr also mein?
Oder wie ist Euch jetzt zumut'?«
Der Ritter sprach's: »Mein Ernst ist gut;
Das merke, es steht kein Spott daneben,
Leg' an die Haut bei deinem Leben,
Oder es gilt jetzt deinen Leib!«
Und so bewog er stracks sein Weib,
Daß sie die Haut hat angelegt
Und mit der Fürstin unentwegt
Zur Kirche und zum Altar ging;
Der Roßschweif an ihr niederhing
Und stand ihr wahrlich seltsam an,
Das wunderte denn Weib und Mann,
Wie es wohl auch die Absicht war.
So mußte sie vor Allen gar
Hier büßen ihren Übermut.
Nun war der Herzog also gut
Und kaufte dem Ritter nach der Stund'
Ein ander Roß um hundert Pfund
Und gab der Frauen ein Gewand
Gleich dem der Fürstin kurzerhand,
Die trugen sie zusammen dann.
So schuf zu seinem Glück der Mann,
Daß seine Frau ward züchtig gar.
Und alle Hoffart immerdar
In ihrem Herzen war verloht. –
Es täte auch heute manchem not,
Daß er seines Weibes Meister wär'. –
Also spricht der Hanns Ramminger.


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