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Am fünfundzwanzigsten Oktober des gleichen Jahres, fast genau sechs Monate nach meiner seltsamen Trennung von Hjalmar Harfagr, wurde im Hafen von Malaga das Anlegetau des Dampfers, auf dem ich mich fünf Tage zuvor in Griechenland eingeschifft, zur Kaimauer hinübergerudert. Umgeben von meinen Koffern stand ich ein wenig abseits vom Fallreep, denn ich wollte der Angriffsspitze der Gepäckträger, deren Sturm auf das Deck bevorstand, tunlichst entgehen.
Zu meiner Verwunderung und Enttäuschung hatte ich bisher unter der den Anlageplatz umdrängenden Menschenmenge weder die schmale kleine Gestalt meines Freundes Ferrandiz noch den ragenden Riesenwuchs des Wikingers entdecken können. Von Patras aus hatte ich Ferrandiz den Namen des Dampfers und seine planmäßige Ankunftszeit telegrafiert, und da die fünftägige Fahrt bei herrlichstem Wetter ohne jeden Zwischenfall verlaufen war, hatte meine wachsende Freude, sowohl dem Spanier wie dem Norweger wiederzubegegnen, es für selbstverständlich gehalten, daß sie am Kai stehen und mich dort mit einer gleichen Freude in Empfang nehmen würden. Vielleicht hatten sie sich jedoch auch nur verspätet. Um sie nicht zu verfehlen, und so ihnen wie mir die Freude des bevorstehenden Wiedersehens zu schmälern, ließ ich mir, sehr zum Ärger meines ungeduldigen Trägers, inmitten des allgemeinen Hastens alle erdenkliche Zeit und ging erst als letzter der aussteigenden Reisenden an Land.
Mein Zögern hatte nichts geholfen. Mein Telegramm an Ferrandiz mußte verloren gegangen sein. So ließ ich denn mein großes Gepäck einstweilen im Lager 87 des Zollschuppens zurück und machte mich mit dem Träger meines Handkoffers zum Monte de Sancha, auf dessen südlichem Hange in halber Höhe das Häuschen meines Freundes gelegen war, innerlich ein wenig verwirrt und beunruhigt auf den Weg. Nachdem ich den meiner Hand so vertrauten maurischen Klopfer angeschlagen hatte, wurde die Haustür von Dona Paquita und ihrer Tochter Mercedes ängstlich geöffnet. Der Maler und ich hatten diese beiden Frauen seiner Zeit zur Führung unseres damals gegründeten Junggesellenhaushaltes angenommen. Nachdem sie mich erkannt hatten, kreuzten und überstürzten sich die großen Worte, mit denen sie immer aufs Neue die Jungfrau Maria und alle anderen Heiligen zu Zeugen ihres Staunens und ihrer Freude anriefen, mich so unverhofft wiederzusehen.
»Ist mein Telegramm denn nicht bei Euch angekommen?« fragte ich lachend ins Haus tretend. Ja, vor drei oder vier Tagen sei ein Telegramm gekommen, aber da Don Federico verreist sei, läge es noch uneröffnet dort auf dem Tisch. Ich fragte, wie lange Don Federico denn Malaga schon verlassen habe, wann er wohl zurückkehren würde, und ob sie wüßten, wohin er gereist sei?
Wiederum kreuzten und überstürzten ihre antwortenden Rufe einander so emsig, daß ich einige Mühe hatte, sie zu sondern und zu verstehen. Ihr Hausherr sei seit vierzehn Tagen abwesend, ein vor einer Stunde von ihm eingetroffenes Telegramm melde jedoch, daß er noch am heutigen Abend mit dem Nachtschnellzuge aus Madrid zurückkehren werde. Darüber hinaus verstand ich noch, daß er vor zwei Wochen etwa Hals über Kopf habe nach Paris 88 fahren müssen. – Dann fielen die beiden Frauenstimmen plötzlich wie erschreckte Winde, Mercedes verstummte sogar ganz, und nur die Stimme ihrer Mutter klagte allein, Tränen im Klange, daß seine Abreise einen so grausigen Anlaß gehabt habe. Der Sarg mit der Leiche Don Hjalmars, des Norwegers, der bei ihnen gewohnt, sei nämlich in Paris abhanden gekommen. Don Federico sei hingefahren, um dem Verbleibe nachzuforschen. Don Hjalmar habe übrigens die gleiche Stube innegehabt, die früher meine Stube gewesen. Sie sei inzwischen jedoch wieder völlig in Ordnung gebracht, nur der Hund Don Hjalmars ließe sich nicht daraus vertreiben, versuche man es, so beiße er wütend um sich.
Es gibt eine Art und einen Grad des Erschreckens, welche alle Nöte plötzlichen Erstickens bereiten, und so muß denn der Ausdruck meines Gesichtes und meine unwillkürliche Bewegung des Sichsetzenwollens so auffällig gewesen sein, daß Paquitas Redestrom mit einem Schlage versiegte. Sie sah mich betroffen an, während Mercedes leise weinte. Dann sagte sie:
»Haben Sie denn nicht gewußt, daß Don Hjalmar tot ist? Dann verzeihen mir Euer Gnaden. Ich hatte angenommen, Sie wüßten es.«
Wieder ins Gleichgewicht gekommen, entgegnete ich nach einer Weile: »Nein, ich habe es nicht gewußt. – Wann und woran ist Herr Harfagr gestorben?«
»Es sind nun drei Wochen her«, erwiderte Paquita. »Ein kleiner Stier hat sein böses Horn in Don Hjalmars Brust gebohrt.«
Nun brach Mercedes in lautes Schluchzen aus, drückte ihre Schürze auf den Mund und lief aus dem Zimmer. 89
»Ein junger Stier? Wo ist das geschehen?« fragte ich.
»Bei einem jener dummen Liebhaberstiergefechte, die unsere jungen Ritter bisweilen zu veranstalten lieben. Don Hjalmar spielte mit. Don Federico ist dabei gewesen. Er wird Ihnen alles erzählen.«
»Und was sagten Sie von dem Sarge mit Don Hjalmars Leiche?«
»Als der norwegische Konsul, Don Bjerre, den Eltern Don Hjalmars den Tod ihres Sohnes angezeigt – Don Hjalmar hatte ihm ihre Adresse vor seinem Zweikampf mit dem Herzoge von Mendozza vorsorglich angegeben –, da schickten sie ein langes Telegramm, die Leiche solle einbalsamiert und nach Norwegen geschickt werden. Mit aller Frömmigkeit wurde ihr Auftrag ausgeführt, aber dann ist plötzlich an unseren Gobernador ein Telegramm gekommen, daß auf dem Südbahnhofe in Paris ein aus Malaga abgegangener Sarg verlassen herumstehe, der Begleiter habe sich nicht gemeldet. Der Gobernador, der Don Hjalmar gekannt und von der Verschickung der Leiche gewußt hatte, benachrichtigte den Konsul, und der rief Don Federico zu sich und erzählte ihm, was geschehen sei.« Da sei dann eben Don Federico sofort nach Paris abgefahren, fuhr Paquita fort. Nach acht Tagen habe sie sich bei Don Carlo Bjerre, dem Konsul, erkundigt, wann ihr Herr wohl zurückkehren würde, und da habe ihr der Konsul gesagt, Don Federico habe ihm telegrafiert, daß der Sarg mit Don Hjalmars Leichnam inzwischen gänzlich und spurlos verschwunden sei. Don Federico wolle jedoch noch weitere Nachforschungen anstellen, das sei alles, was er selbst wisse. Nun sei ja heute, Gott sei gepriesen, das Telegramm von Don Federico angekommen, aber ob er Don Hjalmar wieder 90 aufgefunden, stünde, Gott sei's geklagt, nicht darin! – Mit dieser Beschwerde versiegte Paquitas Redefluß.
Ich beschränkte mich darauf, ihr meinen Wunsch kundzutun, die bevorstehende Ankunft Don Federicos in Don Hjalmars Zimmer abzuwarten, das ich ja nun für eine Weile wiederum bewohnen würde.
Während wir in den ersten Stock hinaufstiegen, fragte ich Paquita, ob Don Hjalmar den Herzog von Mendozza im Zweikampfe wenigstens getötet habe? Paquita brachte meine absonderliche Frage zum Auflachen: »Nein, er habe ihn nur tüchtig durch den Arm gestochen. Der Herzog sei danach sogleich auf und davon gefahren.«
»Und warum hat Don Hjalmar dem Herzoge von Mendozza durch den Arm gestochen?«
Paquita machte das Zeichen des Kreuzes vor ihrer Brust und erwiderte: Don Federico würde es wohl wissen und mir alles erzählen.
Als Paquita die angelehnte Tür meiner alten Stube aufschob und ich hineintrat, kam unversehens von einem Sessel her mit einem unbeschreiblichen Laut in einem weiten Bogen und in der Luft sich überschlagend eine weiße Kugel durch den Raum auf mich zugeflogen und fiel vor meinen Füßen hart und fest auf vier sehnige Beine nieder. Der unbeschreibliche, schluchzende, vogelhafte Jubellaut war in der Hundekehle jäh abgebrochen, und Diego, der wohl geglaubt haben' mochte, Hjalmar Harfagr kehre endlich wieder zu ihm zurück, starrte mit dunklen Augen zu mir empor, dann wandte er sich mit den schweren Bewegungen eines sehr großen Hundes ernst und bedächtig um, schritt langsam in 91 das Zimmer zurück und legte sich, gequält aufatmend, auf den Boden nieder.
»Er wartet hier oben noch immer auf seinen Herrn«, sagte Paquita, »wir lassen die Tür stets angelehnt, damit er heraus- und hereingehen kann. Darf ich Ihnen irgendeine Erfrischung heraufschicken?«
Ich erwiderte, daß ich damit warten möchte, bis Don Federico angekommen sei. Bis dahin würde Diego mir ja Gesellschaft leisten.
Wortlos verließ Paquita das Zimmer. Ich trat an das weit geöffnete Fenster und ließ meinen Blick über den mir so vertrauten Hang des Monte de Sancha, über die Wipfel der Palmen und Eukalyptusbäume hinabgleiten bis auf das Meer, das sich purpurn und violett zu tönen begann, denn die Sonne war untergegangen. Mir gegenüber erglühten am mittleren Himmel wie zwei schnell erblühende rote Rosen auf einem veilchenfarbenen Katafalk die beiden höchsten Gipfel des fern in Afrika ragenden Atlasgebirges. Es erschütterte mich, daß dieses wundersame Schauspiel, welches bei sehr trockener Luft von dieser Stelle der spanischen Küste aus bisweilen gesehen werden kann, gerade am ersten Abend meiner Wiederkehr seine geheimnisvolle düstere Pracht entfaltete. Schnell versiegten die fernen Glutgebilde in der blauvioletten Finsternis der südlichen Nacht, und es währte nur wenige Sekunden, bis das erste Aufzucken einzelner Sterne sichtbar wurde. Ich trat ins dunkle Zimmer zurück und setzte mich nieder. Da hörte ich eine leise gleitende Bewegung und fühlte, wie Diego seine kleine Schnauze auf die Spitze meines auf dem Boden stehenden Fußes legte. Dergestalt verhielten wir beide still, und ich hätte 92 nicht zu entscheiden vermocht, ob in dem kleinen weißen Tierkopf dort unten, dessen Wärme mein Fuß mehr und mehr zu spüren begann, die gleichen Gedanken westen wie in meinem eigenen Hirn. Wohl aber wurde mir durch die Regungslosigkeit dieses Kopfes gewiß, daß an Stelle der großen unruhigen Bedrängnis, die mein Herz quälte, in das Hundeherz, dessen Pulsen gegen meinen Fuß klopfte, eine stille, tiefe, fast möchte ich sagen Gott ergebene Traurigkeit eingekehrt war, so als habe es endlich auch seine letzte Hoffnung verloren, während ich ja die Nachricht, die ich soeben erfahren, noch nicht einmal ganz begriffen hatte, weder mit meinem Kopfe noch mit meinem Herzen. Ich beugte mich nieder und streichelte Diegos Kopf. Da sprang er auf meinen Schoß und rollte sich darin zusammen. Mich kam ein Lächeln an, denn er hätte in der seit seiner Geburt verflossenen Zeit auch äußerlich schon etwas mehr zu der Dogge Philipps des Zweiten von Spanien werden müssen, um je einmal etwas von der Prophezeiung seines Herren wahrzumachen. – Seines toten Herren . . .
Ich weiß nicht, wie lange ich so in meinem alten, vom hellen Licht der südlichen Sternennacht erfüllten Zimmer, Diego auf den Knien, dagesessen habe. Endlich hörte ich dann ein Geräusch im Hause, die Tür ging auf, Federico Ferrandiz trat mit seinem schwingenden Gange schnell hinter meinen Sessel, legte mir die Hand auf die Schulter, drückte sie und sagte: »Mein lieber Freund.«
Wir hatten einander zwei Jahre nicht gesehen.
Dann setzte er sich auf einen zweiten Sessel. Ich sah seinen schwarzen Schattenriß im Fensterrahmen vor dem lichtdurchwobenen Himmel. 93
Diego war mit einem Satz von meinem Schoß auf den seinen hinübergesprungen.
»Haben Sie ihn gefunden?« fragte ich.
»Nein«, erwiderte Ferrandiz, »meine Nachforschungen unterwegs und in Paris haben allerlei erkundet, aber die letzte Lösung noch nicht gebracht.«
Es sei von vornherein schwierig gewesen, fuhr Ferrandiz fort, in Malaga jemanden aufzutreiben, der gegen Tagegeld und Entlohnung die unbequeme, von den französischen Bahnbehörden jedoch geforderte Begleitung des Sarges bis nach Le Havre habe übernehmen wollen. Schließlich sei es dem norwegischen Konsul aber doch gelungen, einen jungen Mann aufzutreiben, der ein wenig Französisch gekonnt, eine Art Zigeuner mit montenegrinischen Ausweispapieren, der nichts eigentliches zu tun gehabt und die Begleitung auszuführen bereit gewesen sei. Dieser junge Mann habe dann zunächst die Fahrt auf den langsamen, alle Augenblicke haltmachenden Zügen, auf denen allein die Beförderung des Sarges zugelassen war, dazu benutzt, auf der langen Reise durch Spanien, Portugal und Südfrankreich neugierig gemachte Bahnhofsbummler, Gepäckträger, Bauern und anderes Volk, wo immer auf den Stationen sich irgend Gelegenheit dazu bot, für ein kleines Entgelt durch die Glasfenster im Sargdeckel in sein dunkles Innere auf das wächserne Antlitz unseres nordischen Freundes blicken zu lassen. Der Montenegriner scheine Don Hjalmars Harfagrs Leichnam bald für die sterblichen Reste eines indianischen Häuptlings, bald für die eines isländischen Königs ausgegeben zu haben. Auf dem Südbahnhof in Paris habe er nach der Ankunft dann den Sarg in Stich gelassen, vielleicht um sich mit den 94 auf der Fahrt erzielten Einnahmen vergnügte Tage und vor allem wohl ungewohnte vergnügte Nächte zu bereiten. Als dann sein Beutel wahrscheinlich wieder leer geworden, habe er den Sarg zwar vom Südbahnhof nach dem Nordbahnhof überführt, dort aber wiederum stehen gelassen. Seitdem fehle jede Spur von dem Montenegriner, aber auch der Sarg sei nach zuverlässig sicherer mehrtägiger Anwesenheit aus dem Bahnhofsschuppen verschwunden, und es sei der Pariser Polizei nicht gelungen, auch nur den geringsten Anhalt für seinen Verbleib zu entdecken.
»Wir müssen uns wohl vorerst mit dem Gedanken abfinden«, sagte Ferrandiz abschließend, »daß der schwere Leib unseres Freundes niemals in die kühle Hut seiner Heimaterde heimkehren wird und vielleicht einem sonderbaren, abenteuerlichen Schicksalsweg durch die Jahrmärkte aller fünf Welten ausgesetzt ist, bis er dann endlich in einer Anatomie seine Erlösung oder in ihren Glasschränken seine numerierte Ruhe findet.«
Ich stand auf. »Lassen Sie uns ins Helle gehen, Federico.«
»Ja«, sagte Ferrandiz, »ich möchte nun doch endlich Ihr Gesicht wiedersehen, lieber Freund. Auch dürfen wir Paquita nicht länger warten lassen.«
Als wir das Zimmer verließen, wandte ich mich nach Diego um und rief lockend seinen Namen. »Es wird Ihnen nicht gelingen«, sagte Ferrandiz. »Er will hier auf die Rückkehr seines Herrn warten, lassen Sie ihn. Vielleicht ist er klüger als wir. Bei Gott und Hjalmar Harfagr sind alle Dinge möglich.«
Bei Tisch vermieden wir es, von dem Wikinger zu sprechen, aber gegen Ende unserer Mahlzeit 95 fragte ich fast unwillkürlich: »Wer war denn der Herzog von Mendozza, und weshalb hat Don Hjalmar ihn mit einem Degen in den Arm gestochen, wie mir Paquita erzählte.«
»Amigo mio«, erwiderte Ferrandiz lächelnd, »es ist natürlich, daß sich Ihr Innerstes nicht nur von dieser einen, sondern von tausend Fragen belastet fühlt. Lassen Sie uns in mein Atelier hinaufgehen, dort werde ich Ihnen von Don Hjalmar und seinem Leben in Malaga genauestens berichten. Wir haben ja die ganze Nacht vor uns.« Wir standen vom Tisch auf und schickten uns an hinaufzugehen.
»Obwohl ich ja nur wenige Tage in Gesellschaft Hjalmar Harfagrs verbracht habe«, sagte ich zu Ferrandiz, »muß ich Ihnen gestehen, daß ich mit meinen Gedanken und mit meinen Empfindungen auf ganz unerklärliche Weise herzlich an ihm gehangen habe. Sein unerwarteter Tod hat mich bestürzt und innerlich ganz verworren gemacht.«
Ferrandiz blieb stehen.
»Ich habe sechs Monate lang sein Leben geteilt und begleitet, mein lieber Freund, und habe zu sagen, daß ich mich in seinen Verlust noch immer nicht schicken kann, und daß ich mich durch seinen Tod ein wenig ratlos und verarmt fühle. Es ging etwas von ihm aus, das ich«, Ferrandiz suchte nach dem Wort, »das ich eine große, über alles rätselvolle Faszination nennen möchte, einen Reiz des Geistes und des Gemütes, dem alle Welt unterlag. Immer, wenn ich über ihn nachdenke, kommt mir die Verszeile eines Ihrer Dichter in den Sinn: ›Es soll ein Zauber aus dem Eignen wirken, unwiderstehlich auf das Herz der Menschen.‹ Dieses ›Eigene‹ an ihm war wirklich zaubervoll und dazu voller Rätsel und 96 Widersprüche, ein Kaleidoskop aller Menschlichkeiten. Er war auf eine wunderbare Art recht eigentlich verrückt, und klug und weise, überraschend und mutwillig, ein nordischer Don Quichote aller unserer Seelennöte, voller Schwermut und voller Lustigkeit, voller Narrheit, Güte und Tiefsinn, ein geistiger Vestigateur und alles in allem ein großes, ein vollkommenes, artiges und ungezogenes, ein alles bezwingendes Kind.« Federico Ferrandiz lachte: »Mein Gott, Sie hören doch, daß ich in ihn vernarrt gewesen bin. Er durfte nicht sterben.«
Ich kann nicht ausdrücken, wie sehr an dieser prachtvollen spanischen Kaskade meines sonst so spröden Freundes mein Herz sich gefreut hat, denn er hatte in kluge, erkennende Worte gekleidet, was ich in jenen vier, mir so deutlich im Gefühl lebendig gebliebenen, an der Seite Hjalmars verbrachten Tagen dunkel und ungewiß empfunden, jetzt sagte ich hastig: »Und wissen Sie, was im letzten Grunde sein großes irdisches Geschäft war? Er suchte Gott . . «
»Ja«, erwiderte Ferrandiz mit tiefem scheuen Ernst, »wissen Sie das auch . . .? Er suchte Gott.«
Wir stiegen zum Atelier hinauf. Im Vorübergehen trat ich in mein Zimmer, in das Mercedes inzwischen meinen Handkoffer gebracht hatte, um mir meine Pfeife und Tabak zu holen. Diego lag auf einem Sessel. Im Zimmer war es vom Licht der Sterne so hell, als stünde der Mond am Himmel. Ich trat zu Diego und streichelte ihn. Er hob den Kopf. Ich sagte auf norwegisch zu ihm den Satz, den ich Hjalmar so oft zu Diegos Mutter Ingeborg hatte sprechen hören: »Vil du ikke kommer med?« Diego sah mich an, dann legte er den Kopf wieder auf seine Pfote zurück, auf der mir der braune Velasquezfleck 97 noch immer nicht gewachsen zu sein schien. Beim Hinausgehen ließ ich die Tür angelehnt.
Im Atelier hatte Ferrandiz den Vorhang vor das große Fenster und vor das Oberlicht gezogen, und die bläulichen Tageslichtlampen an der Decke entzündet. In einer Ecke des großen Raumes stand noch wie vor zwei Jahren der runde niedrige Tisch mit den tiefen weichen Sesseln darum und mit Gläsern und Flaschen darauf. Während ich mich niedersetzte, stellte Ferrandiz eine Leinwand auf eine leere Staffelei und einen dunklen Rahmen darüber. Es war ein Bildnis Hjalmar Harfagrs von jener erschütternden, fast grausamen Wesensähnlichkeit, die nur auserwählten Malern bisweilen zu erschaffen gegeben ist. Ich mußte unwillkürlich an das regenbogenfarbene Ausdrucksspiel in Hjalmars schlafendem Antlitz zurückdenken, wie ich es am Morgen unseres Abschiedstages vor mir gesehen hatte. Jetzt fragte ich: »Wie sah er nach seinem Tode aus, ich meine nach der Einbalsamierung?«
»Unverändert«, erwiderte Ferrandiz. »Hätten in dem fast erhabenen Ernst seines großen Gesichtes nicht seine seltsam zwingenden lichten Meerwasseraugen gefehlt, so hätte man sich versucht fühlen können zu sagen, daß seine Züge in der endlichen und ewigen Erstarrung zugleich ihre höchste statuarische Vollendung gefunden. Sie hatten die große Ruhe erobert.«
»Noch am Tage seiner Ankunft«, fuhr Ferrandiz fort, »brachte mir Hjalmar Harfagr Ihren Brief. Nachdem wir uns eine geraume Weile bald spanisch, bald deutsch sprechend, unterhalten hatten, führte ich ihn in Ihr Zimmer und sagte ihm, Ihrer Anregung folgend, daß er es, falls er Lust dazu verspüre, gern 98 bis zu Ihrem Eintreffen bewohnen und den Haushalt mit mir teilen könne. Seien Sie erst hier, müsse er allerdings mit einem kleineren Zimmer sich behelfen. Er erwiderte auf dieses Anerbieten kein Wort, sondern fragte, ob er meine Bilder sehen dürfe? Ich brachte ihn hier ins Atelier herauf. Seine mutwillige Munterkeit versiegte, unermüdlich verlangte er, Bild nach Bild zu sehen, betrachtete ein jedes still und ernst, und dann sagte er mir das Schönste, was mir bisher je jemand über meine Bilder gesagt hat.
Er äußerte nämlich garnichts darüber, sondern stand plötzlich auf, gab mir die Hand und sprach, als sei dies das Ergebnis seines Schauens: ›Herr Ferrandiz, ich will gern bei Ihnen wohnen und mit Ihnen leben.‹
Am Nachmittage schon kam sein Gepäck. Beim Abendessen erklärte er mir auf seine sprudelnde, umständliche Weise, er habe den sehnlichen Wunsch, die erste Hälfte seiner ersten andalusischen Nacht an einem Orte zu verbringen, wo das andalusische Volk sei. Ich versprach ihm, daß in bescheidenem Umfange sein Wunsch sich durch einen Besuch der Weinkneipe von Diaz befriedigen lassen würde. Nach Tisch gingen wir hin. Unterwegs hörte ich aus seinem Munde das erste Wort, das mich seltsam anrührte. Wir begegneten nämlich vielen Bettlern und ich murmelte stets das bei uns übliche: ›Vergib mir um Gott, mein Bruder‹, ohne etwas zu geben, während Don Hjalmar jedesmal stehen blieb und dem Bettler umständlich ein beträchtliches Almosen reichte. Schließlich glaubte ich ihm meine Haltung erklären zu müssen und äußerte, daß wir auf unsere Art dem lästigen Bettlerunwesen am besten zu 99 steuern glaubten. Er blieb stehen und sagte: ›Seltsam!‹
›Warum seltsam?‹
›Ich gebe doch nicht um des Bettlers willen‹, erwiderte er nach einer Weile, ›ich gebe um meinetwillen, denn nur während ich einer Pflanze, einem Tier oder einem Menschen etwas Gutes tue, fühle ich mich Gott überlegen, und das ist ein beglückendes Gefühl. Er quält uns alle miteinander doch so gerne ein bißchen.‹
Während ich noch über den Hintergrund dieses eigentümlichen Wortes nachdachte, langten wir bei Diaz an. Sie kennen ja das dämmrig erhellte Kellergewölbe mitsamt seinen Besuchern, und werden sich also das vergnügte Aufsehen vergegenwärtigen können, das dort die körperliche Erscheinung Don Hjalmars erregte: um so vor Gott und den Menschen aussehen zu dürfen, mußte man schon zumindesten ein sehr großer Lord sein.
Wir setzten uns in der Tiefe des Gewölbes an ein noch freies Faß, und Don Hjalmar bat den herzueilenden, beschürzten Küfer, uns den besten Wein zu bringen, den der Keller berge, da er seine Ankunft in Andalusien feiern wolle. In einiger Entfernung an einem Faß uns gegenüber saß ein junger Mann, vermutlich ein Eselstreiber, mit seiner Auserwählten. Sie trug eine große gelbe Rose im Haar und hatte einen wunderschönen großblumigen grauen Manilaschal mit langen Seidenfransen um ihre schmalen Schultern geschlungen. Hjalmar Harfagr erklärte sofort, daß die andalusischen Frauen, in ihrer Jugend wenigstens, zwar die schönsten Frauen der Welt seien, daß dieses Mädchen darüber hinaus jedoch alle Vorstellungen, die er sich bisher von dieser Schönheit gemacht, auf das 100 Unfaßlichste überträfe. Sie sei von ihrem Kopf bis zu ihren Füßen ein erregendes Kunstwerk, von dem es einen wundernähme, daß bloße Natur es habe erschaffen können. Ich gab ihm ohne Einschränkung recht, bat ihn jedoch inständig, seinen Blick nicht so offenkundig begeistert auf dieser Schönheit ruhen zu lassen, die Beschützer unserer jungen Mädchen besäßen nur allzu oft die verdrießliche Eigenschaft, solcher offenkundigen Bewunderung mit einem Messerstich Einhalt zu tun. Ich beschwor ihn, diese meine Warnung stets und überall ernst zu nehmen. ›Sie führen mich hierher, lassen mich dieser Rosenmadonna gegenüber Platz nehmen und verlangen nun von mir, ich solle nach einer anderen Seite blicken‹, erwiderte Hjalmar Harfagr zu meinem nicht geringen Erschrecken ziemlich laut auf spanisch und fügte dann deutsch hinzu: ›Sehen Sie doch, der Freund der Schönen, der übrigens ganz im Gegensatz zu mir selber ein Ausbund an männlicher Schönheit ist, hat seine Erwählte sogar mit stolzem Lächeln auf meine unverhohlene Bewunderung aufmerksam gemacht, er ist sicherlich viel zu selbstbewußt, um mich seines Dolches für würdig zu erachten.‹ Der stolze Besitzer des schönen andalusischen Kindes mochte während dieser ersten Minuten in Hjalmar Harfagr in der Tat den Fremden geachtet und, wie wir Spanier es ja leider an uns haben, zugleich ein wenig mißachtet haben, denn er ließ es zunächst bei seinem gutmütig spöttischen Lächeln bewenden. Dann jedoch riß ihm nur allzu bald seine kurze spanische Geduld, mit aufbrausender Bewegung zog er aus seinem Gürtel jenes scheußliche lange Dolchmesser, mit dem unsere Volkshelden, um den linken Arm zur Parade ihre 101 Jacke geschlungen, drunten am Hafen ihre Duelle ausfechten, und klappte die Klinge aus der Scheide. Aber da seine Gefährtin ihn zornig anherrschte, legte er es einstweilen warnend neben sich auf den Tisch. Ich war ernstlich erschrocken zusammengefahren, auch der Küfer war zu uns getreten, und die Gespräche rings verstummten. Es war ein bänglicher Augenblick.
Aber schon raunte über alle Maßen vergnügt die Stimme Hjalmar Harfagrs mir zu: ›Bleiben Sie ganz ruhig, ich überbiete ihn, er hätte sofort zustechen müssen, um dies Waffenspiel zu gewinnen‹, und ruhig zog Don Hjalmar während dieser Worte aus seiner hinteren Hosentasche eine große englische Pistole und legte sie gelassen ebenfalls neben sich auf den Tisch. Die Spannung rings dauerte nur wenige Atemzüge, denn dann fand der schöne Eselstreiber, oder was er sonst sein mochte, in der Genialität seines Stolzes die überbietende Lösung, er schaute gleichmütig um sich, sagte laut: ›Wie graziös ist dieser fremde Ritter‹, klappte die lange scheußliche Klinge in ihren Schaft zurück und steckte das Messer wieder in seinen Gürtel. Ebenfalls laut und ruhig sagte nun Hjalmar Harfagr: ›Ich danke Euer Gnaden, mein Ritter‹, nahm seinerseits seine Pistole vom Tisch und schob sie unter seinen Rock in die hintere Hosentasche. Sein diebisches Entzücken über die gewonnene Schlacht war grenzenlos, und wie ganz dieser Auftritt zugleich auch dazu angetan gewesen war, die Herzen der Besucher des Diaz'schen Weinkellers mit lustiger Begeisterung zu erfüllen, verriet sich in dem nun einsetzenden lachenden Lärm, mit dem die Gespräche wieder aufgenommen wurden. Ich war überzeugt, daß die Geschichte von Juan mit 102 seinem Messer und von dem blonden wandelnden Eisbären mit seinem Revolver und von beider geistigen und ritterlichen Ebenbürtigkeit im Hafenviertel und auf dem Markt die Runde machen und Hjalmar Harfagr fortan dort freundlichen Blicken begegnen lassen würde. Da ich unseren nordischen Freund und die Grenzen seiner Einfälle jedoch noch nicht vollends kannte, erachtete ich es für angebracht, uns diesen Augenblick eines guten Abganges zu sichern und rief, da wir unsere Gläser geleert hatten, den Küfer herbei, um unsere Zeche zu begleichen. Der herbeieilende Küfer jedoch bekundete, daß wir nichts schuldeten, da unsere Rechnungen bereits bezahlt seien, und als wir mit einigem Erstaunen fragend um uns blickten, hob mein trefflicher Landsmann, der Eselstreiber, in einer großen und schönen Gebärde seinen Arm hoch in die Luft, um dergestalt allgemein kundzutun, daß wir selbstverständlich seine Gäste gewesen seien.
Ich kann nicht leugnen, daß ich auf ihn und diesen seinen abschließenden Triumph, den er sich immerhin etwas hatte kosten lassen, eine Art patriotischen Stolzes empfand, aber ich hatte die Rechnung ohne Don Hjalmar gemacht, der Zweikampf zwischen dem nordischen Philosophen und dem spanischen Eselstreiber sollte noch nicht zu Ende sein. Mit seligem Lächeln flüsterte Hjalmar Harfagr mir zu, der Teufelsjunge wolle ihn durchaus in die Tasche stecken, aber er unterschätze ihn, denn er seinerseits habe noch einen Pfeil auf der Sehne, der vielleicht sogar tödlich treffen könne, und ehe ich es hindern konnte, stand Don Hjalmar in all seiner schweren Riesenhaftigkeit vor dem andalusischen Paar und sagte in bestem Kastilisch, das in seinem 103 Munde ja stets so zärtlich wie eine von Dur in Moll transponierte Musik tönte: ›Sieht jemand in meiner fernen kalten Heimat eine schöne Frau nicht bewundernd an, mein Ritter, so fügt er ihr eine Beleidigung zu! Hätten meine Augen jedoch die Schönheit Ihrer Gefährtin niemals erblickt, so wären sie dereinst als armselige Bettler in den Tod gegangen, meinem Herzen jedoch steht ein solcher Bettlertod noch immer bevor, denn es verlangt leidenschaftlich danach, ein Mal, solange es noch lebt, die Schönheit Ihrer Dame im Tanze zu sehen.‹
Sie erinnern sich, lieber Freund, daß ein klingender, auf unserer spanischen Bühne gesprochener Vers unsere Galerie derart begeistern kann, daß sie wie im Stiergefecht dem Toreador, so auf der Bühne dem Schauspieler ihre Sombreros vor die Füße wirft, und gleicherweise wagten sich jetzt als Echo der wohlberechneten galanten Tirade Don Hjalmars hier und dort frohlockende Bravorufe hervor. Der arme Juan seinerseits fand nicht sogleich, wie er diesem neuen Angriff seines Feindes begegnen sollte, seine Schöne aber erlöste ihn aus der Bedrängnis, in die er nur allzu sichtlich geraten war, indem sie aufstand und laut und lustig ausrief, sie danke dem fremden Ritter, und damit sein sehr kühnes und wagemutiges Herz nicht arm stürbe, wolle sie für ihn tanzen! Dieses unerwartete Eingreifen der Schönen rief in der Kneipe, die atemlos gelauscht und beobachtet hatte, einen Ausbruch jähen Jubels hervor. Wildes Olé-Geschrei und Händeklatschen überboten einander. Im Nu war ein fester Holztisch vor die willfährige Herzensretterin geschoben, und als gälte es, einer Dame beim Besteigen ihres Zelters zu helfen, hielt Don Hjalmar seine große Hand wie 104 einen Steigbügel in halber Höhe vor den Tisch und, sich auf die Schulter ihres Freundes stützend, trat die Schöne hinein und schwang sich auf den Tisch, die Stühle rings fuhren in einen Kreis zusammen, dahinter wurden die Fässer bestiegen, aus irgendeiner Tasche flogen ihr Kastagnetten zu, alle Hände klatschten im Takt, und schon begann sie, intonierend mit den hohen Absätzen ihrer Pariser Schuhe klappernd, den Tanz, während Hjalmar Harfagr sich auf ihren Stuhl neben den nach ihrer deutschen Redewendung wie ein begossener Pudel anmutenden Bräutigam niedersetzte.
Und dann tanzte Mariquita wie eben nur unsere Mädchen aus dem Volke und nicht unsere öffentlichen Tänzerinnen, die Ihr in Euren Ländern zu sehen bekommt, den Tanz zu erschaffen vermögen. Ich habe sie später gemalt und werde Ihnen das Bild morgen zeigen. Nachdem Mariquita ihren von dauernden Zurufen angefeuerten Tanz beendet hatte, stand Hjalmar Harfagr zu meiner beglückten Verwunderung sofort auf, verneigte sich förmlich und sehr feierlich vor ihr und ihrem Freunde, dem Eselstreiber, und sagte: ›Ich danke Ihnen beiden! Mögen Sie von Gott gesegnet bleiben. Am Tage Ihrer hoffentlich baldigen Hochzeit bitte ich Sie, mit Ihren Gästen hier meine Gäste zu sein.‹ Dann verneigte er sich vor dem Kreis der Kneipeninsassen: ›Ich danke auch Ihnen, meine Ritter‹, und schritt mit der seltsamen Tiergeschmeidigkeit, die sein schwerer Körper bisweilen aufzubringen vermochte, unter beifälligen, von allen Seiten heranhallenden Zurufen schnell dem Treppenfuß des Gewölbeausganges zu. – Daß ich's gestehe, auch ich war von Dankbarkeit erfüllt, vor allem jedoch gegen den 105 Schöpfer Himmels und der Erden, als wir endlich droben mit heiler Haut in die frische Nachtluft hinaustraten.
Mit dem Versuch eines Lächelns sah mir Hjalmar Harfagr prüfend von der Seite ins Gesicht und fragte dann wie ein schuldbewußter Junge, ob ich sehr böse auf ihn sei? Ich erwiderte, daß ich ihm von Herzen wünsche, er möge unter meinen Landsleuten immer auf Köpfe und Gemüter treffen, die mit gleichen, das wolle sagen, mit seinen Waffen zu kämpfen fähig und bereit seien, er seinerseits möge jedoch niemals die bisweilen völlige Unberechenbarkeit unseres Blutes außer Acht lassen. Wir seien im europäischen Sinne noch nicht völlig zivilisiert. Für dieses Mal wolle ich ihm jedoch gern zugeben, daß er die Insassen auf der Sonnenseite unserer großen spanischen Arena vermutlich für sich erobert habe.
Das sei ja gerade der unwiderstehliche, aufregende Reiz in Spanien, erwiderte er, daß man niemals genau wissen könne, mit wem man es zu tun bekommen würde, ob mit einem Iberer, einem Goten, einem Phöniker, einem Araber oder mit ihnen allen zusammen, aber auch er sei blutmäßig in allen Rassesätteln gerecht und könne das hohe vergnügliche Spiel mit uns wagen. Ich möge fürderhin niemals wieder erschrecken. Übrigens wolle er sich wirklich alle Mühe geben, in Zukunft artig zu sein, das Messer habe gar zu scheußlich ausgesehen.
Die Kerle stächen damit meistens von unten nach oben, erwiderte ich ihm.
Herrlich sei übrigens in unserem Sprachgeiste, bemerkte er dann, die Anwendung des Wortes ›gracioso‹ in Dingen des Geistes und der Seele, denn 106 es umfasse doch wohl, so verstände er wenigstens das Wort, den ganzen Umkreis der Begriffe: geistreich, witzig, erlesen bis hinauf zu der Aussage, daß jemand anmutigen, ja lieblichen Geistes und Herzens sei. Ja, erwiderte ich, so etwas meinten wir, wenn wir das Wort gebrauchten, auch vom deutschen Worte ›artig‹, wie Goethe es noch anwende, enthalte es etwas, gelegentlich empfinge es jedoch auch noch ein Nebenlicht von der Bedeutung her, die ihm als Hauptwort eigne, wenn wir jemanden einen ›gracioso‹ nennten. ›Und wen nennt ihr so?‹ fragte Don Hjalmar. ›Einen Späßemacher, einen Policinell, einen Buffo.‹ – ›Ausgezeichnet,‹ sagte er, fast möchte er glauben, daß Gott ihn auch schicksalmäßig dazu bestimmt habe, ein solcher ›gracioso‹ in diesem Sinne des Hauptwortes zu sein.
Am nächsten Tage wollte ich unseren Freund mit der anderen Seite der spanischen Arena oder mit dem in Berührung bringen, was man in Frankreich die Creme, bei uns jedoch vergnüglich genug die Butter oder das Fett der Gesellschaft nennt. Ich führte ihn also in den ›circulo mercantil‹.
Die breiten in die Mauer versenkten Fenster mit den dicken roten Sammetkissen in ihren offenen Brüstungen, die tiefen bequemen, um die kleinen Marmortische gestellten Ledersessel dahinter, die guten Gemälde spanischer Maler an den mit seidenen Tapeten ausgeschlagenen Wänden, die schweren, dicken Teppiche auf dem Fliesenfußboden, kurz, all der von seinen Mitgliedern allmählich geschaffene, seniorale Prunk dieses Klubhauses gefiel Don Hjalmar außerordentlich. Er sei zwar recht eigentlich ein Bauernjunge und gehöre vielleicht auch 107 geistig viel eher auf die harten Holzstühle an die Weinfässer in der Kellerkneipe, in der wir gestern abend gewesen seien, aber sein Fleisch sei seinem Geiste zum Trotze nun einmal faul, und so säße er für sein Leben gern bequem. Mit diesen Worten ließ er sich an der rotsamtnen Brüstung in einen der Ledersessel fallen, der wohl noch niemals eine so schwere Last getragen haben mochte, denn er ächzte zum mühsam unterdrückten Ergötzen meiner rings umher sitzenden Landsleute vernehmlich auf. Hjalmar Harfagr ließ seine lichten Augen, die wohl der hellste Schimmer in dem gedämpften Raume waren, aufmerksam von Tisch zu Tisch schweifen, dann fragte er mich, ob die Satzungen des Klubs es gestatteten, daß Ausländer Mitglieder werden könnten? – Ja, sogenannte Gastmitglieder, wenn sie von zwei Bürgen vorgeschlagen würden. – Er machte sein verruchtes Gesicht und fragte, wo wir denn um Himmelswillen den zweiten Bürgen hernehmen sollten? – Wenn er artig bliebe, würde er sich wohl finden lassen, erwiderte ich ihm.
Er lachte auf: hier trüge ja doch wohl niemand ein so scheußliches Messer mit sich im Gürtel herum. Dann sah er auf die Straße hinaus.
Sie werden sich noch entsinnen, daß vor unserem Klubhause bettelnde Kinder der strengen Wacht des Pförtners zum Trotz immer wieder den Versuch unternehmen, von der gegenüberliegenden Straßenseite aus an eines der breiten Fenster heranzuhuschen und ihre kleinen schmutzigen Hände, um ein Almosen bettelnd, über die Kissen zu strecken, obwohl sie doch fast niemals etwas erhalten. Hjalmar Harfagr beobachtete sofort aufgeregt und vergnügt diese auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf 108 der Lauer herumlungernden kleinen Geschöpfe, von denen das eine oder andere, sobald der auf unserer Seite patrouillierende Pförtner ihnen den Rücken zukehrte, zu dem vergeblichen Zickzacklauf gegen eines der Fenster ansetzte. Unter diesen Kindern befand sich, gewissermaßen als Anführerin, noch immer Anunciata. Zu Ihrer Zeit war sie sechs Jahre alt. Jetzt zählte sie deren acht und war sicherlich das unvorstellbar schönste Kind, das ich in meinem Leben gesehen habe, eine kleine Mutter Gottes in Lumpen. Ihrer ansichtig werden und in die Tasche greifen, war bei Don Hjalmar eines. Ich sagte ihm leise und eilig, er möge allüberall danach trachten, sich sein absonderliches Gefühl der Gottüberlegenheit zu verschaffen, nur an diesen Fenstern nicht, er würde dadurch die zornige Entrüstung der Klubmitglieder auf sich ziehen. Sein Eifer war jedoch so groß, daß er mir nicht einmal zuhörte. Ein breites verklärtes Lachen im Gesicht, streckte er ein silbernes Pesetenstück zwischen zwei Fingern über die Brüstung ins Licht hinaus, ließ es aufblitzen und legte dann diesen zehn- oder zwanzigfachen Betrag einer südlichen Bettlergabe neben sich auf das rote Fensterkissen. Als die kleine Anunciata dann das Geldstück in kühnem Blitzlauf erhascht hatte, und wie eine Schwalbe wieder davon geschossen war, fühlte er sich beseligt und stolz gleich einem Schuljungen, dem ein Meisterstück gelungen. Triumphierend blickte er um sich, ohne jedoch den geringsten Anzeichen einer Zustimmung zu begegnen. Ich wiederholte ihm, daß wir um unserer Ruhe willen die Bettelei an diesen Fenstern wirklich nicht dulden wollten. Er machte ein ernstes, ja ein trauriges Gesicht und sagte, wenn ich ihn wirklich hindern 109 wolle, diese Himmelsschwalbe täglich über die Straße fliegen zu lassen, würde ich nicht nur ihn ernstlich kränken, sondern auch Gott, der vielleicht in seiner Hand wohne, während er das Geldstück auf das Kissen lege. Allein schon aus spanischer Höflichkeit würde ich dergleichen nicht tun wollen, ich solle also die harten Herzen rings ruhig ein Ärgernis an ihm und an Gott nehmen lassen, mich selber aber an mein von Natur gutes Herz halten und mich gleich ihm auf den uns nun bevorstehenden täglichen Schwalbenflug mit eben diesem meinem guten Herzen freuen. Schließlich sei er ein Fremder, sogar ein Nordländer, der gewissermaßen ein geographisches Recht darauf habe, ein wenig überspannt und verrückt zu sein. –
Was wollen Sie, lieber Freund«, fuhr Ferrandiz fort, »ich mußte fortan eben gute Miene zu seinem nicht einmal bösen Spiel machen, denn täglich legte er ein silbernes Pesetenstück aufs Fensterkissen und vollbrachte es täglich, die Münze Anunciata zuzuschanzen. Ich glaube, er hatte bei unserem ersten Fortgehen durch ein übermäßig hohes Trinkgeld unseren alten Pförtner bestochen und arbeitete nun in heimlichem Einverständnis mit ihm zusammen.
Es mag etwa am vierten oder fünften Tage nach Don Hjalmars Ankunft in Malaga gewesen sein. Wir wanderten wie täglich zu unserer Tasse Kaffee in den Klub. Unterwegs schob er wie in einem ihn plötzlich überkommenden Zärtlichkeitsbedürfnis seine Hand unter meinen Arm und sagte, er sei sehr glücklich und lebe mit einem gesteigerten Selbstgefühl. Auf meinen fragenden Blick antwortend, fuhr er fort, ich solle mir doch einmal überlegen, was seine tägliche Gabe für die kleine Himmelskönigin 110 und ihre Bettlereltern zu bedeuten habe. Es müsse für sie doch sein, als habe Gott sie plötzlich aus seinem Zorn entlassen und in seine Gnade aufgenommen. Dieses Gefühl, anderen Menschen bescheren zu können, mache ihn aufrichtig glücklich. Es sei einem nur allzu selten beschieden, derartiges zu vollbringen. – Sie entsinnen sich, mit welchem sonderbaren Ernst, ja mit welcher Schwermut er dergleichen vorbringen konnte, seine Äußerung machte mich versonnen und betroffen, ich dachte vielleicht zum ersten Male darüber nach, wie es wohl in seinem Gemüte aussehen mochte, wenn er ganz allein mit sich war.
Als wir uns in der mittaglich verlassenen Straße dem Klubhause näherten, gewahrte ich zu meiner Verwunderung, daß der Marqués de Heredia, der Gobernador unserer Provinz, der fast niemals in den Klub kam, obwohl er sein Präsident war, neben unserem gewohnten täglichen Platz am Fenster saß. Ich machte Don Hjalmar auf ihn aufmerksam, sagte ihm, daß es der Präsident des Klubs sei und ich ihn ihm daher vorstellen müsse. Heimlich vermutete ich, daß das Gerücht vom Auftauchen des absonderlichen nordischen Riesen in unserer Stadt und vielleicht auch seine ärgerliche und unbequeme Wohltätigkeitssucht inzwischen bis zu Heredia gedrungen war und er sich den seltsamen Fremden einmal näher ansehen wollte. Nachdem ich ihn begrüßt, stellte ich ihm Hjalmar Harfagr vor und erwähnte auch, wie wohl er sich in unserem Klub fühle. Der Marqués lud uns ein, an seinem Tische Platz zu nehmen. Hjalmar Harfagr fragte ihn sofort, ob er mit dem Dichter gleichen Namens, der in Paris lebe, verwandt sei? Heredia bejahte, der Dichter sei ein Sohn 111 seines Bruders. Dann freue er sich, erwiderte Don Hjalmar strahlend, seine Verehrung auf ein zweites Mitglied der Familie ausdehnen zu dürfen. Er habe nicht nur die Ehre, sondern auch die Freude gehabt, in Paris oft mit dem Dichter, der zur Zeit doch unbestrittenermaßen die schönsten französischen Verse schreibe, vor allem beim Kaffeetrinken zusammen gewesen zu sein. Der Gobernador dankte sichtlich erfreut und fragte dann, welchem Umstande Malaga das Vergnügen zuschreiben dürfe, Don Hjalmar Harfagr in seinen Mauern zu fesseln. – Sie hören, wie beide in unseren Höflichkeiten exzellierten. Aber nun erwiderte Harfagr, er sei nach Malaga gekommen, weil diese Stadt die unerhörte Zahl von dreitausend Sonnenstunden im Jahre habe und außerdem wolle er eine Weile lang mit demjenigen Volke leben, das den in fast allen Sprachen häßlichen S-Laut zu einem Lispeln von Engelslippen veredelt habe, und darüber hinaus die schönsten Kinder der Welt durch die schönsten Frauen der Welt ins Leben setze.
Auf der anderen Seite der Straße tauchte jetzt Anunciata auf. Sofort griff Don Hjalmar in seine Tasche. Mit einem beschwörenden Blick raunte ich ihm auf deutsch zu: ›Wenn Sie es jetzt tun, finden wir niemals den zweiten Bürgen‹, er jedoch lächelte nur spöttisch und sagte zu Heredia, er, Hjalmar Harfagr sei zwar ein echter Christ von Geburt, Taufe und Gesinnung, seine Begegnung mit einem zweiten Mitgliede des Geschlechtes der Heredia aber verleite ihn, sich wie ein frommer Jude zu betragen, obwohl dies in Spanien, wo man sie ja zahlreich genug verbrannt habe, nicht ungefährlich sei. Die jüdische Religion sei jedenfalls die einzige, welche durch 112 das Gebot eines Rabbi im Talmud; ›Mir ist heute ein großes Wunder widerfahren, ich will hingehen und eine gute Einrichtung treffen‹, eine Brücke schlage zwischen dem Überirdischen und dem Irdischen. Diesem Gebote wolle er heute, da ihm das Wunder eines zweiten Heredia widerfahren sei, nacheifern und eine gute Einrichtung auf Erden treffen, indem er ein Almosen, das er täglich gebe, dem Gobernador zu Ehren verfünffache, und nach diesem vergnügt und sprudelnd vorgebrachten Wortüberschwange legte er ein großes silbernes Fünfpesetenstück, einen Duro also, auf die rote Brüstung und sah mir dabei mit jener diebischen Beseligung, die nur seine Züge auszudrücken vermochten, ins Gesicht. Und sei es nun, daß der Pförtner sich im Windfange der Tür aufhielt, um sie für den Gobernador bei dessen Fortgang ohne Verzug öffnen zu können, oder sei es, daß er von dem Marqués selbst eine unmittelbare Weisung erhalten hatte, jedenfalls war unsere Straßenseite vollkommen unbewacht, und zum ersten Male, seit dieses großmütige tägliche Almosenspiel währte, konnte Anunciata ohne Furcht und Verhetztheit, die Augen in Hjalmars Gesicht erhoben, an die Brüstung herantreten, und es lag ein so ergreifender Ausdruck von Glück und frommer Dankbarkeit in ihrem überirdisch wunderbaren Antlitz, daß ich ihn niemals vergessen werde. Als sie dann ihre kleine Hand nach dem Geldstück ausstreckte und seinen Wert erkannte, überflutete hinter ihrem schwarzen Bettlerkopftuch eine Blutwelle ihre Wangen und ihren Hals und davonspringend, rief sie jubelnd: ›Wenn ich groß sein werde, gehöre ich dir!‹ Mit dem blitzartig schnellen Gegenwirken, 113 das bisweilen in seine schwere Leiblichkeit fuhr, war Hjalmar Harfagr in seinem Sessel aufgeschnellt, stand still und etwas bleich in tiefer Betroffenheit da und sagte dann laut, versonnen und sehr langsam: ›Und ich werde dich dann von Murillo malen lassen.‹
Sie können sich denken, daß die zufällige oder absichtlich herbeigeführte Begegnung Don Hjalmars mit unserem Gobernador von allen in diesem vorderen Klubraume Anwesenden von Anfang an mit Neugier und Spannung beobachtet worden war, ihre Entwicklung und ihre Krönung durch den Auftritt mit Anunciata begegnete daher folgerichtig gereckten Hälsen, befriedigtem Lächeln oder vergnügter Spottlust, bis dieser sonderbare dramatische Ausgang die Stimmung ins Ernste kehrte. Heredia wandte sich dem Kreise der Aufhorchenden und ernst Gewordenen zu und sagte laut in die Stille hinein, daß dieser nordische Ritter wirklich ›sehr graziös‹ sei. Dann stand er auf, reichte uns beiden die Hand und sagte dabei zu Hjalmar Harfagr, daß er sich stets freuen würde, ihm wieder zu begegnen, er möge den Klub ›als sein Haus‹ betrachten. Nach diesem landesüblichen Höflichkeitswort wollte sich Heredia entfernen, aber Hjalmar Harfagr, der mich nun wirklich mit strahlendem Triumph spöttisch anblickte, erwiderte dem Gobernador, des Marquése Exzellenz sei sehr gütig und gebrauche in diesem Falle die berühmte spanische Floskel sicherlich nicht als eine leere Höflichkeit, aber um einer ernstgemeinten Aufforderung, wie sein Herz es ihm eingebe, sofort dankbar nachkommen zu können, fehle es an der Erfüllung der vom Präsidenten selbst erlassenen Satzung des Klubs, 114 nämlich an dem zweiten Bürgen für seine, des Fremden, Wohlanständigkeit, bisher hätte nämlich nur ich den Mut oder den Leichtsinn aufgebracht, zu dieser Bürgschaft bereit zu sein. Heredia lachte nun wirklich herzlich auf und sagte, er wolle mir im Wagemute nichts nachstehen und würde daher die Aufnahme meines Freundes als Gastmitglied unter seiner zweiten Bürgschaft vollziehen lassen, ich möge nachher im Sekretariat meine Unterschrift freundlichst neben die seine setzen. Und rings alle Hände schüttelnd, verließ Heredia den Raum.
Nachdem wir uns wieder gesetzt hatten, schaute mir Don Hjalmar zunächst noch immer vergnügt ins Gesicht, dann trat etwas wie Schuldbewußtsein in seine Züge, und er fragte, ob ich ihm nun wirklich sehr böse sei. Auflachend erwiderte ich, daß ich fortan ein für alle Male alle Segel vor ihm gestrichen hätte. Nach einer Weile fragte dann Don Hjalmar noch immer sehr ernst: ›Wird er mich überspielen?‹ – Wir müßten es abwarten, erwiderte ich.
Und der Marqués versuchte in der Tat, Don Hjalmar zu überspielen.
Als wir am nächsten Tage in den Klub kamen, wanderte auf der gegenüberliegenden und auf unserer Straßenseite je ein einsamer Stadtsoldat verdrossen auf und ab, der eine im Schatten, der andere in heißester Sonne. Die Bettlerkinder wagten sich nicht aus der einmündenden Seitengasse hervor, nur Anunciata reckte von Zeit zu Zeit ihren Kopf um die Hausecke.
Don Hjalmar faßte den Stadtsoldaten hüben und drüben und die Hausecke mit Anunciatas Kopf ins Auge und begriff. 115
Als wir uns niedersetzten, sagte er: ›Sehen Sie einmal an! Er hat sein Messer aufgeklappt und auf den Tisch gelegt.‹ Nachdem er eine Weile nachgedacht und sich augenscheinlich bitter geärgert hatte, fragte er: ›Soll ich seine Soldaten ebenfalls auf die Beine bringen, indem ich einen Fünfzig- oder Hundertpesetenschein auf unser Kissen lege? Eins gegen zehn! daß sie mit Anunciata um die Wette laufen!‹
Ich entgegnete Hjalmar Harfagr, daß er sich solcher Art auf keinen Fall mit Heredia einlassen dürfe, es sei nicht ratsam, mit der spanischen Obrigkeit seinen Spaß zu treiben, denn sie habe keinen Humor. Ich möchte wohl recht haben, erwiderte er, und er würde es auch bestimmt nicht tun. Dennoch würde er den Gobernador mattsetzen. In einem Punkte sei er wirklich ein alter Grieche, er könne vielleicht mancherlei ertragen, nur niemals einen Tyrannen, der mit Gewalt vorginge. – Den ganzen Nachmittag über blieb er nachdenklich und verstimmt. Beim Abendessen jedoch erkundigte er sich eingehend bei mir, ob es denn in der Stadt nicht so etwas wie einen Armenverein oder eine andere Wohltätigkeitseinrichtung gäbe. Die gäbe es natürlich, erwiderte ich ihm, wenn sie auch nur über geringe Mittel verfüge. Die Schutzpatronin dieses Vereins sei übrigens die Frau des Gobernadors.
Daß ich es nun kurz mache: am nächsten Vormittage schon ließ sich Hjalmar Harfagr bei der Marquésa melden, wurde neugierig von ihr empfangen, beklagte sich ohne jede Hemmung bei ihr, daß ihr sonst zu verehrender Gatte, was sie ja vielleicht selbst schon zu bemerken Gelegenheit gehabt haben würde, ein Tyrann sei und ihn hindern wolle, 116 auf seine Weise eine arme Bettlerfamilie zu unterstützen, und daß er sich nicht anders zu helfen wisse, als ihre Hilfe anzurufen. Er bäte sie inständigst, sich gegen ihren allzu gestrengen Gatten mit ihm zu verbünden. Er sei zwar keineswegs ein reicher Mann, aber ein Großonkel von ihm, welcher dermaleinst seinen Eltern entlaufen, zuerst Schiffsjunge und dann in Australien und Amerika nach einander Schafzüchter, Kutscher, Gärtner, Koch und schließlich Goldgräber geworden, als alter Mann dann nach Norwegen zurückgekehrt sei, dort Blattpflanzen und Kakteen gezüchtet und schließlich aus Heimweh nach den fernen Ländern das Jenseits aufgesucht habe, dieser Großonkel habe ihm ein kleines Vermögen, eine alte Zigarrenkiste voller Goldsand und zwei oder drei im Flußsande gefundene haselnußgroße Körner reinen Goldes hinterlassen. Diesen Goldstaub und diese Goldkörner wolle er nun daran geben, da er doch nichts mit ihnen anzufangen wüßte. Er möchte, daß die kleine Anunciata, die, wie ihr Gatte ihr wohl erzählt, sich ihm anverlobt habe, in einer Klosterschule untergebracht und dort, ohne zur Nonne gemacht zu werden, erzogen würde. Bei ihrer Entlassung aus der frommen Hut solle sie einen kleinen Heiratsschatz erhalten. Eltern habe sie nicht mehr, nur Großeltern, und zwar einen blinden Großvater, der Weidenkörbe flechte, und eine gichtkranke Großmutter. Da er diesen alten Leuten, die sehr anständig, aber eben bitter arm seien, mit Anunciata vielleicht die Hauptquelle ihres Einkommens entzöge, müßten sie aus einer öffentlichen Anstalt unterstützt oder in ein Armenhaus aufgenommen werden. Alle Auskünfte, die er vorbrächte, seien 117 zuverlässig, er verdanke sie zwei Stadtsoldaten, die ihn, während ihrer Freizeit natürlich, zu den alten Leuten geführt hätten, so daß er sich selber von ihren Verhältnissen habe überzeugen können. Da man in göttlichen Dingen niemals ganz genau Bescheid wissen könne, bestände die Möglichkeit, daß es der über alle Maßen schönen und liebenswerten Anunciata vielleicht vorbehalten sei, wenn auch nicht einen zweiten Heiland, so doch vielleicht einen dermaleinst ruhmreichen Sohn Spaniens zu gebären oder gar selber eine berühmte Heilige zu werden, er jedenfalls wolle auf die vorgetragene Art aus innerem Bedürfnis handeln und bäte die verehrte Marquésa, die Ordnung der ganzen Angelegenheit als Schutzherrin des Armenvereins huldvollst zu übernehmen. Die von ihm aufzubringende Summe stehe täglich zur Verfügung.
Die Marquésa, die unseren Freund seit dieser Unterredung wie ein junges Mädchen recht eigentlich in ihr altes Herz geschlossen hatte, hat mir später von diesem seinem ersten Besuch mit all ihrer feinen Lebhaftigkeit und mit aufrichtigem verliebten Entzücken erzählt. Da er mir selber von seinem Unternehmen jedoch kein Sterbenswort gesagt, war ich eine Weile lang vollkommen im Dunkeln, aber äußerst neugierig, aus welchen Gründen Hjalmar Harfagr öfter als sonst allein ausging und sehr lange fortblieb, ohne mir jemals, wie es sonst seine Gewohnheit war, zu berichten, was er unternommen. Es war daher kein Wunder, daß mich das plötzliche Verschwinden der kleinen Anunciata schließlich zu beunruhigen anfing, und so sagte ich denn eines Tages, als wir wiederum im Klub an unserem Fenster saßen, ohne daß ihr Engelsgesicht auch nur im 118 Vorüberhuschen auftauchte: Heredia könne doch nicht gut so weit gegangen sein, die kleine Anunciata wegen Bettelei eingesteckt zu haben. Auf dieses Wort hin sah mich Hjalmar Harfagr groß an, dann schob sich listige Vergnügtheit in seine Züge, und er erwiderte: ›Seien Sie unbesorgt, nicht der Marqués, sondern ich habe Anunciata einstecken lassen.‹ Und dann berichtete er mir, was er unternommen und inzwischen fertig gebracht hatte. Anunciata sei bis zu ihrem sechzehnten Lebensjahr in die Klosterschule ›Unserer lieben Frau‹ eingekauft, sei sehr glücklich dort, vor allem weil sie nicht mehr zu betteln brauche. Sie sei inzwischen übrigens zum Liebling und zum Stolz der frommen Schwestern geworden. Ihre Großeltern seien in einem Altersheim der Stadt untergebracht, zwar nicht sehr glücklich daselbst, aber immerhin einigermaßen zufrieden, wie es abwelkenden Lilien auf dem Felde des Herren gezieme.
Daß Hjalmar Harfagr diesen ganzen scheinbar wie eine Laune unternommenen Almosenhandel so schwer, gründlich und ernst genommen, lieber Freund«, unterbrach sich Ferrandiz, »das hat mich damals sehr tief berührt und sein ganzes Wesen fortan unter einem völlig geänderten Gesichtswinkel betrachten lassen. Nachdem er seine Beichte abgelegt, mochte sich etwas von meinem Erstaunen in meinen Zügen verraten, denn Harfagr blinzelte mich überaus befriedigt und vergnügt an und sagte: Nun bliebe ihm nur noch die Hauptaufgabe in dieser Angelegenheit zu erledigen, nämlich dem Gobernador gegenüber die letzte, und zwar die Stichkarte, auszuspielen und dabei rechne er fest auf meine Mithilfe. Ob ich ihm willfahren würde, falls 119 er meinen Pinsel mit dem Malen eines Bildnisses beauftrage? Er wisse zwar genau, daß es einen Maler unserer Tage nicht eigentlich reizen könne, die vollkommene, ja sozusagen die heilige Schönheit auf die Leinwand zu bringen, aber mit den irdischen Bettlerfetzen und dem zerschlissenen Kopftuch würde ich aus einem Bildnis Anunciatas schon etwas zu machen wissen. Mit den Klosterschwestern sei bereits alles abgesprochen und mit Anunciata auch. Sie habe er allerdings nur mit Mühe zu der Einwilligung bringen können, ihre Bettlerlumpen noch einmal anzuziehen. Er habe ihr sogar richtig drohen müssen, sagte er mit vergnügt erhobener Faust. Nun sei aber alles in Ordnung, ich brauche nur meine Staffelei und meinen Farbenkasten unter den Arm zu nehmen und ins Kloster zu gehen. Natürlich habe ich Anunciata dann gemalt«, sagte Ferrandiz. »Ich glaube, es ist eines meiner besseren Bilder geworden. Ich bin auf den Gedanken verfallen, etwas wie das Licht eines verborgenen Heiligenscheins durch das grauschwarze ärmliche Bettlerkopftuch aufschimmern zu lassen. Dieser Schimmer ist seltsam irdisch und seltsam unirdisch zugleich wie die ganze Anunciata.
Nach der Beendigung des Bildes ließ Hjalmar Harfagr es dann dem Präsidenten des Klubs mit einem Briefe überbringen, in dem er die Bitte aussprach, das Gemälde als eine dankbare Stiftung für den Klub gütig annehmen zu wollen. Sowohl der Maler wie die Dargestellte seien zwar sehr verschiedene aber dennoch echte Kinder der Stadt und mit ihrer Geschichte ruhmreich verwoben. Falls der Präsident die Stiftung anzunehmen geruhe, wage er noch die Bitte vorzubringen, das Bildnis möge 120 in dem Raume seinen Platz finden, in dem der dankbare Stifter die Bekanntschaft des Präsidenten gemacht und ihn zum Bürgen seiner Unbedenklichkeit erworben habe, und wo er es dann bei seinen täglichen Besuchen fortan alle Zeit vor Augen haben könne.
Auch diese Aktion verheimlichte Hjalmar Harfagr zunächst vor mir. Ich wähnte das Bild in seinem Zimmer, und erst als Heredia im Namen des Klubs für das ›anmutige‹ Geschenk dankte und den Stifter bat, mit dem Maler zusammen seinen Platz zu bestimmen, erzählte er mir von dieser Beendigung des Spieles, zeigte mir den Brief und fragte erwartungsvoll, ob seine Karte gestochen habe? Ruhmreich gestochen, erwiderte ich lachend. Er war selig über meine Antwort und intonierte seltsamerweise mit sozusagen geschlossenen Lippen die norwegische Nationalhymne.
Wenn Sie, lieber Freund, die beiden Auftritte Hjalmar Harfagrs im Gewölbe von Diaz und im Circulo Mercantil überdenken, werden Sie ohne weiteres bei Ihrer Kenntnis unserer Stadt und der Geistesart ihrer Bewohner begreifen, daß Hjalmar Harfagr nun der vielbesprochene Erwählte sowohl der Sonnen- wie der Schattenseite unserer städtischen Arena geworden war. Auf verrücktere und großmütigere Art konnte man wahrlich kaum ›graziös‹ sein.
Die nächsten sechs oder acht Wochen verliefen geruhig ohne besondere Ereignisse. Don Hjalmar arbeitete viel, vor allem des nachts, und als ich ihn eines Tages fragte, ob er mit seiner Arbeit gut vorankäme, erwiderte er, ja, wider alles Erwarten gut, der Stoß der Blätter, die er nachts beschriebe, würde 121 von Morgenrot zu Morgenrot immer höher und so auch der allmorgendliche Aschenhaufen, zu dem er sie im Kamin verbrenne.«
Ich fragte Ferrandiz, ob Hjalmar zuguterletzt doch noch etwas Schriftliches hinterlassen habe? So viel ihm festzustellen möglich gewesen, erwiderte der Maler, bestimmt nicht, aber man könnte das ja noch nicht genau wissen. Vielleicht habe der Verstorbene und Entschwundene schließlich ein Manuskript doch unverbrannt gelassen und es fortgeschickt. Das wäre möglich, erwiderte ich. Federico Ferrandiz sah mich prüfend an und fragte, ob ich es bedauern würde, wenn dem nicht so sei.
Ich erwiderte mit einem entschiedenen Nein, ich würde es nicht bedauern. Ich auch nicht, gestand Ferrandiz. Bücher seien so bedrängende eindeutige Urkunden, es würde ihn verwirren, wenn eine solche Urkunde von Hjalmar Harfagr auf der Welt zurückgeblieben sei.
Ferrandiz stand jetzt auf, zog den Vorhang von dem breiten Fenster und öffnete einen Flügel. Der flirrende, flimmernde Sternenhimmel erfüllte mit seinem Glitzern zusamt der eindringenden kühleren Luft den großen Raum.
»Nicht einmal sein Leichnam ist als Urkunde auf der Welt zurückgeblieben, obwohl man ihn doch eigens dazu hergerichtet hatte«, sagte ich zu Ferrandiz, während er am Fenster stand.
Nach einer Weile, die wir beide schweigend verbracht hatten, schloß der Maler wiederum Fenster und Vorhang und setzte sich auf seinen Sessel zurück. Die kühlere Luft im Raum tat uns beiden wohl.
»Eines schönen Tages«, fuhr mein spanischer 122 Freund dann in seinem Bericht fort, »legte der Dampfer, mit dem Sie beide gereist waren, wieder im Hafen von Malaga an. Don Hjalmar verschwand für den ganzen Tag auf das Schiff und kehrte erst nach dessen Abfahrt mit dem winzigen Diego an der Leine zurück. Stets führte fortan der norwegische Riese dieses kleine, wenn auch erstaunlich schnell wachsende Tier, das neben seiner Größe und seiner Masse noch wochenlang recht eigentlich eher wie eine weiße Maus als wie ein Hund aussah, achtsam und ernst auf allen seinen Wegen mit sich an der Leine herum und schuf dergestalt meinen Landsleuten neuen Grund zu lächelndem Staunen. Aber nicht einmal ein Gassenjunge hat sich über das seltsame Paar damals allzu laut oder allzu ungebührlich lustig gemacht. Hjalmar Harfagr war ein für alle Male in den spröden Umkreis der andalusischen Sympathie aufgenommen.
Zwei Monate später geriet dieser Umkreis an einem Vormittage in seligen Aufruhr. Eine große Corrida war angesagt worden, und unser berühmtester Fechter, Pradilla, war einer der zwei angekündigten Espadas. Seit man erfahren, daß er zum Neubau unseres Kadettenschulschiffes, das unter so schrecklichen Umständen mit Mann und Maus gesunken war, bei der öffentlichen Sammlung die doppelte Summe wie der König von Spanien gezeichnet hatte, kannte die Begeisterung für ihn keine Grenzen mehr. Auch daß der König nach einer Verwundung Pradillas durch den Hornstoß eines unberechenbaren Stieres sich als erster in die im Hause des Espadas ausgelegte Besucherliste eingeschrieben hatte, trug nicht wenig zum Ansehen des großen Fechters bei. Das angekündigte Stiergefecht brachte 123 das erste Auftreten des Torreadors nach diesem seinem Mißgeschick.
Bei meiner Rückkehr zum Mittagessen brachte ich die große Neuigkeit mit ins Haus und fragte Don Hjalmar, ob er wie ich die Corrida besuchen wolle, wir müßten uns dann bei Zeiten Plätze sichern. Er sah mich mit aufgerissenen Augen starr an, und da ich sein scheinbar zorniges Erstaunen mißdeutete, fügte ich schnell hinzu, daß ich es andrerseits vollauf verstehen würde, wenn er bei seiner großen Liebe zu Tieren unsere Stiergefechte nicht ertragen könne, ja sie von Herzensgrund verabscheue. ›Verabscheuen?‹ fragte er gedehnt, wir reisten doch eigens nach Griechenland, nach Rom, nach Ägypten in die Wüste oder weiß Gott sonst wohin, um die toten, steinernen, halbzertrümmerten, fossilen Reste menschlicher Vergangenheiten anzustaunen und zu bewundern, wir schrieben sogar über sie und grüben sie aus, wenn wir wüßten, wo sie unter der Erde lägen. Im Stiergefechte hingegen rage nun nicht ein steinernes totes Denkmal, sondern vielmehr – erfüllt von allen ursprünglichen Trieben und Leidenschaften unseres ruchlosen Blutes – ein unmittelbares Geschehen aus einer solchen Vergangenheit in kochender Lebendigkeit mitten in unsere Zeit hinein. Man erlebe drei mindestens um zwei Jahrtausende zurückliegende, wohl grausige, aber auch großartige Stunden einer Erdenwelt, die zwar der heilige Fuß Jesu Christi noch nicht betreten, in der dafür aber auch keine Juden und keine Hexen verbrannt wurden. Nur hinter der gewaltigen Sperrmauer der Pyrenäen habe sich in Europa auf dem ja eigentlich afrikanischen Erdteil Spanien dieser wunderbare, 124 unbarmherzige Tanz, welcher Geist, Kühnheit, Kraft und den Tod in einen Reigen zusammenfüge, in fiebernd erfüllter Lebendigkeit erhalten können. Gewiß, er gebe zu, die Schindangerei mit den Abdeckergäulen sei für ihn nur mit zusammengebissenen Zähnen zu ertragen, er fühle sich jedesmal versucht, die Picadores einzeln zu ermorden. Nichtsdestoweniger aber sei er bisher noch in jedes Stiergefecht gegangen und würde sich auch durch mich davon nicht abhalten lassen, es zu tun. Außerdem offenbare das Stiergefecht bisweilen das tiefe Geheimnis der Allverbundenheit zwischen Mensch und Tier und Tod und Leben, über das er im Augenblick jedoch nicht weiter sprechen wolle. Wenn ich auch in München und Paris studiert hätte, möge ich ihn jedoch niemals davon abzuhalten trachten, von Zeit zu Zeit – gewissermaßen zur Erholung – ein Barbar zu sein. Die leichte Zornfalte seiner Braue löste sich jetzt, sein Seehundslächeln überschwemmte seine Züge, und endlich Atem schöpfend, fügte er hinzu: da er andrerseits durchaus wisse, was sich schicke, brauche ich nicht etwa zu besorgen, er könne es in meiner Gegenwart jemals bis zur richtigen Menschenfresserei treiben, er glaube nämlich nicht mehr recht daran, daß man auf diese Weise die Tugenden des Feindes sich einverleiben könne.
Ich hatte es über die Maßen gern«, unterbrach sich Ferrandiz, »wenn aus Hjalmar Harfagr die Worte hervorsprudelten, wie auf Island die heißen Geiser aus dem Eise brechen mögen, und versuchte es oft, solche Eruptionen durch scheinbaren Widerspruch zu verlängern. Da er über unsere Stiergefechte jedoch allerlei vorgebracht hatte, worüber ich erst 125 nachdenken wollte, erwiderte ich ihm schnell, daß für mich die Stiergefechte ein malerisches Schauspiel von einem Farbenreichtum und einer Vielfalt körperlicher Gebärden seien, wie sie sonst nirgends mehr vor unsere Augen kämen, während er diese Kämpfe gewissermaßen von innen zu erblicken scheine, und gerade dieses erstaune und erfreue mich außerordentlich, denn sie würden uns Spaniern nur allzu gern als eine bloße Blutrünstigkeit unseres Volkscharakters vorgeworfen. So sei es denn auch beileibe nicht meine Absicht gewesen, ihm etwa vom Besuche der bevorstehenden Corrida abzureden, im Gegenteil, ich hätte ihn dazu ermuntern wollen, denn Pradilla sei wirklich ein großer Fechter und, was ja nichts mit seinem Beruf zu tun habe, nebenbei ein gebildeter Mann, der einzige Stierkämpfer meines Wissens, der bei uns je von der Universität in die Arena herübergewechselt habe. Don Hjalmar schien diese meine Erklärung zu beruhigen.