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Vierundzwanzigste Nacht.
Wisse, o glückseliger König, in alten Zeiten und längst entschwundenen Tagen lebte einmal ein persischer König, der die Frauen liebte, und man erzählte ihm, daß die Frau eines seiner Kämmerlinge ein Bild von Schönheit, Anmut und strahlender Vollkommenheit wäre. Er ward hierdurch bewogen, zu ihr zu gehen, und, als sie ihn erblickte, erkannte sie ihn und fragte ihn: »Was hat den König zu seinem Thun bewogen?« Er versetzte: »Ich sehne mich nach dir mit Schmerzen und muß deiner Huld teilhaftig werden.« Dann schenkte er ihr, wonach es die Weiber gelüstet, doch erwiderte sie: »Ich vermag das nicht zu gewähren, was der König begehrt, da ich mich vor meinem Gatten fürchte.« Hierauf wies sie ihn aufs schärfste ab und gab seinen Worten nicht nach, so daß der König sie erzürnt verließ, wobei er seinen Gürtel vergaß. Da traf es sich, daß ihr Gatte nach dem Fortgang des Königs bei ihr eintrat und den Gürtel erblickte, den er sofort erkannte. Da er aber von der Liebe des Königs zu den Frauen wußte, sprach er zu seiner Gattin: »Was sehe ich da bei dir?« Sie versetzte: »Ich will dir die Wahrheit sagen.« Hierauf erzählte sie ihm die Begebenheit, doch glaubte er ihr nicht, von Zweifel erfaßt. Der König hingegen 19 verbrachte die Nacht in Sorge und Kümmernis und entbot am andern Morgen den Kämmerling zu sich und ernannte ihn zum Gouverneur einer seiner Provinzen, indem er ihm befahl dorthin zu reisen, um nach seiner Abreise seiner Frau beiwohnen zu können. Der Kämmerling, der des Königs Absicht durchschaute, versetzte: »Ich höre und gehorche; jedoch möchte ich zuvor meine Angelegenheiten in Ordnung bringen und die dazu nötigen Verfügungen treffen; alsdann will ich mich aufmachen und des Königs Befehl ausführen.« Der König erwiderte: »Thu' dies und beeile dich.« Da machte sich der Kämmerling an die Besorgung seiner Bedürfnisse, worauf er die Familie seiner Frau versammelte und sagte: »Ich beabsichtige meine Frau zu entlassen.« Sie mißbilligten dies jedoch und beklagten sich über ihn und führten ihn vor den König, wo sie dasaßen mit ihm zu rechten, ohne daß der König wußte was vorgefallen war. Alsdann sprach der König: »Weshalb willst du sie entlassen, und wie kannst du es übers Herz bringen? Wie kannst du dir ein fruchtbares Land nehmen und es wieder aufgeben?« Der Kämmerling versetzte: »Gott fördere den König! bei Gott, o König, ich fand bei ihm die Spur des Löwen, und ich fürchte, er möchte das Land betreten und mich fressen. Mit mir und ihr verhält es sich wie mit der Alten und der Frau des Linnenhändlers.« Da fragte ihn der König: »Wie ist ihre Geschichte?« worauf der Kämmerling erzählte: