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Helikonischen Musen geweiht, heb' unser Gesang an, Die auf dem Helikonberge, dem großen und heiligen, walten: Wo sie den dunkelen Quell mit geschmeidigen Füßen im Reihntanz Und den Altar umschweben des allmachtfrohen Kronion. |
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5 | Dort, den blühenden Leib im Pannesosstrome gebadet, Oder der Hippokren', und der heiligen Flut Olmeios, Auf der erhabensten Kuppe des Helikon ordnen sie Chorreihn, Lieblich und anmutsvoll, mit behend' umfliegendem Fußtritt. Jezo im Schwung von der Höhe, gehüllt in finsteren Nebel, |
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10 | Wandeln sie nächtlich herab, holdselige Stimmen erhebend, Feirend den Donnerer Zeus, und die ehrfurchtwürdige Here, Argos' Macht, die herlich auf goldenen Solen einhergeht, Auch des gewaltigen Zeus blauäugige Tochter Athene, Föbos Apollon zugleich, und Artemis, froh des Geschosses, |
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15 | Ihn auch, den Erderschüttrer, den Landumstürmer Poseidon, Themis, in achtbarer Würd', und Kypria, freudiges Blickes, Hebe zugleich, mit Golde gekränzt, und die schöne Dione, Eos, und Helios' Stärke zugleich, und die helle Selene, Leto, Iapetos auch und den unausforschlichen Kronos, |
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20 | Erd', und dunkele Nacht, und Okeanos, groß und gewaltig, Und der Unsterblichen mehr vom heiligen Stamme der Götter. Jene lehreten auch dem Hesiodos schönen Gesang einst, |
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25 | Sie, die olympischen Musen, des Ägiserschütterers Töchter:
Hirten der Flur, unnüz hinträumende, Bäuche nur einzig! Also sprachen die Musen, des Zeus wohlredende Töchter. |
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30 | Und sie verliehn mir den Stab, ein Gesproß frischgrünendes Lorbers Brechend, bewunderungswerth; und hauchten mir süßen, Gesang ein, Göttlichen, daß ich priese, was sein wird, oder zuvor war; Hießen mich dann das Geschlecht der unsterblichen Seligen feiern, Ihrer selbst im Beginn und im Ausgang' immer gedenkend. |
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35 | Aber warum mir gefabelt vom Eichbaum oder vom Felsen?
Auf du! sei von den Musen der Anfang, welche dem Vater |
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40 | Ihrer Kehl' anmutig; es lacht der Palast, wo der Vater, Zeus der Donnerer, wohnt, wie der Göttinnen heller Gesang sich Weit ausgiest; und es hallen die Höhn des beschneiten Olympos, Jed' ein Götterpalast. Doch sie, mit unsterblicher Stimme, Feiren im Liede zuerst das Geschlecht ehrwürdiger Götter |
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45 | Seit dem Beginn, die die Erde gezeugt und der wölbende Himmel, Und, die aus jenen entsproßt, die seligen Geber des Guten. Weiter darauf den Zeus, der Menschen und Ewigen Vater, Preisen sie hoch, anfangend und endigend mit dem Gesange, Wie er den Ewigen weit an Gewalt vorraget und Allmacht. |
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50 | Dann auch sterblicher Menschen Geschlecht, und starker Giganten, Machen sie kund, zu erfreun Zeus' waltenden Sinn im Olympos, Sie, die olympischen Musen, des Ägiserschütterers Töchter. Auf der pierischen Höhe, mit Zeus dem Vater vereinigt, Zeugte Mnemosyne sie, die Eleuthers Fluren beherschet: |
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55 | Trost dem Leide zu sein, und Linderung aller Betrübnis. Denn neun Nächte gesellte sich ihr der Ordner der Welt Zeus, Von den Unsterblichen fern ihr heiliges Lager besteigend. Als nun endlich das Jahr von den kreisenden Horen erfüllt ward, Und mit dem wechselnden Monde sich viel der Tage vollendet; |
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60 | Trug neun Töchter sie dar, gleichsinnige, stets des Gesanges Eingedenk, in der Brust unsorgsame Herzen bewahrend, Wenig vom obersten Gipfel entfernt des beschneiten Olympos, Wo sie der festlichen Tänze sich freun, und der prangenden Wohnung. Auch die Chariten dort und Himeros wohnen nachbart, |
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65 | Froh der Gelag'; und dem Mund' holdselige Stimmen entsendend, Singen sie dann, und aller Unsterblichen Bräuch' und geweihte Ordnungen preisen sie hoch mit melodischer Stimmen Erhebung. Jene nun stiegen im Jubel des schönen Gesangs zum Olympos, Mit ambrosischem Chor; weit über die dunkele Erd' hin |
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70 | Tönte das Lied, und es scholl der geordneten Tritte Gestampf auf, Wie zu dem mächtigen Vater sie wandelten. Dieser im Himmel Herscht, den entflammeten Bliz in der Hand, und den hallenden Donner, Seit er dem Kronos an Macht obsiegete; wohl auch vertheilt' er Unter die Ewigen alles zugleich, und bestimmte die Ehren. |
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75 |
Dies nun sangen die Musen, olympische Häuser bewohnend, |
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80 | Weit vorragt; denn sie waltet der ehrenvollen Gebieter. Wen mit ehrendem Blicke die freundlichen Töchter Kronions Bei der Geburt anschaun, von den gottbeseligten Herschern, Dem wird sanft die Zunge mit süßem Thaue beträufelt, Und ihm gleitet wie Honig die Red' hin. Siehe, die Völker |
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85 | Schauen gesamt auf ihn, der Urtheil spricht und Entscheidung Nach durchgehendem Recht; denn mit Nachdruck redet er treffend, Und weiß schnell auch ein großes Gezänk zu versöhnen; mit Klugheit. Darum sind Volkspfleger verstandvoll, daß sie den Völkern Öffentlich vollen Ersaz für Beleidigung schaffen und Kränkung, |
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90 | Sonder Bemühn, zuredend mit sanft einnehmenden Worten. Aber durchgeht er die Stadt, wie ein Gott rings wird er geehret Mit anmutiger Scheu; und er ragt in des Volkes Versammlung. Also verleihn die Musen den Sterblichen heilige Mitgift. Denn durch der Musen Geschenk und des treffenden Föbos Apollon |
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95 | Sind die Männer des Liedes und Harfengetöns auf der Erde; Aber durch Zeus Volkspfleger. O Seliger, welchem die Musen Huldreich nahn! wie strömet ihm süß vom Munde der Wohllaut! Denn wenn einer mit Gram in frischverwundetem Herzen Starr dasizt, und das Leben sich abhärmt, aber ein Sänger |
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100 | Treu im Dienste der Musen die löblichen Thaten der Vorwelt Preist im Gesang', und die Götter auf seligen Höhn des Olympos; Schnell durchdringt ihn des Leides Vergessenheit keiner Betrübnis Denkt er hinfort, ihm lenkte der Göttinnen Gabe das Herz um. Heil euch, Kinder des Zeus! gebt lieblichen Ton' des Gesanges! |
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105 | Rühmt nun den heiligen Stamm der unsterblichen ewigen Götter, Welche die Erde gezeugt und der sternumleuchtete Himmel, Auch die düstere Nacht, und wie viel' aufnährte die Salzflut. Sagt mir denn, wie Götter zuerst und Erde geworden, Auch die Ström', und des Meers endlos aufstürmender Abgrund, |
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110 | Auch die leuchtenden Stern' und der weit umwölbende Himmel; Und, die aus jenen entsproßt, die seligen Geber des Guten, Wie sie das Reich sich getheilt, und göttliche Ehren gesondert, Und wie zuerst sie behauptet den vielgewundnen Olympos. Dies nun meldet mir, Musen, olympische Häuser bewohnend, |
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115 | Seit dem Beginn, und saget, wie eins von jenen zuerst ward.
Siehe, vor allem zuerst ward Chaos; aber nach diesem |
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120 | Eros zugleich, der, geschmückt vor den Ewigen allen mit Schönheit, Sanft auflösend, den Menschen gesamt und den ewigen Göttern Bändiget tief im Busen den Geist und bedachtsamen Rathschluß. Erebos ward aus dem Chaos, es ward die dunkele Nacht auch. |
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125 | Welche sie beide gebar von des Erebos trauter Empfängnis. Aber die Erde zuerst erzeugete, ähnlich ihr selber, Ihn den sternichten Himmel, daß ganz er umher sie bedeckte, Stets unerschütterte Veste zu sein den seligen Göttern. Auch die hohen Gebirge, der Göttinnen liebliche Wohnung, |
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130 | Zeugete sie, wo Nymfen durch waldige Krümmen umhergehn. Auch das verödete Meer mit stürmender Woge gebar sie, Ohne befruchtende Liebe, den Pontos; aber nach diesem, Zeugte der Himmel mit ihr des OkeanosOkeanos, der die Welt umkreisende Strom, unterschieden von Pontos, der Meeresfläche strudelnden Herscher, Köos auch, und Kreios, Iapetos, und Hyperion, |
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135 | Theia sodann, und Rheia, Mnemosyne dann, mit der Themis, Föbe die goldgekränzte sodann, und die liebliche Tethys. Dann erwuchs auch der jüngste, der unausforschliche Kronos, Er, das schrecklichste Kind, dem der blühende Vater verhaßt war. Wieder gebar sie darauf die ungeheuren Kyklopen, |
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140 | Brontes, und Steropes auch, und Arges, troziger Kühnheit, Welche dem Zeus darboten den Bliz, und schufen den Donner.Eingeschobener Vers. Deren Gestalt war ganz im Übrigen ähnlich den Göttern, Aber ein einziges Aug' entfunkelte mitten der Stirne; Auch ihr Name bezeugt Rundäugige, weil den Kyklopen |
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145 | Rund ein einziges Aug' an der mächtigen Stirne hervorschien; Doch war Kraft und Gewalt und Erfindungsgabe zur Arbeit. Andere wurden annoch von Erd' und Himmel gezeuget, Drei großmächtige Söhn' und gewaltige, graulich zu nennen: Kottos, und Gyges zugleich, und Briareos, stolze Gebrüder. |
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150 | Hundert Riesenarm' entstrebeten ihren Schultern Ungeschlacht, und fünfzig entsezliche Häupter auf jedem Wuchsen daher von der Schulter, bei ungeheueren Gliedern: Groß war aber die Kraft bei der großen Gestalt, und unnahbar. Jene, so viel von Gäa und Uranos wurden erzeuget, |
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155 | Waren der schrecklichsten Art, und verhaßt dem eigenen Vater, Seit dem Beginn; und wie eines davon nur eben hervorging, Barg sie alle hinweg, und ließ sie nimmer an Tagslicht, Dort im Winkel des Lands; denn es freute sich schädlicher Unthat Uranos. Doch es erseufzt' im Innersten Gäa die Riesin, |
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160 | Schwer beklemmt; und zum Trug' ersann sie verderbliche Arglist. Schnell, nachdem sie bereitet den Stoff grauschimmerndes Demants, Schuf sie die mächtige Hipp', und gab den Erzeugten Belehrung. Mut einredend begann sie, das Herz voll großer Betrübnis: Kinder von mir und dem Vater, dem Freveler, wolltet ihr jezo |
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165 | Folgsam sein, wir straften an euerem Vater die schnöden Kränkungen; denn er zuerst verübele Thaten des Unfugs. Jene sprachs; doch sie alle durchdrang Furcht; keiner von ihnen |
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170 |
Mutter, ich selbst wohl möcht' einwilligend jezo vollenden Also der Sohn; und innig erfreute sich Gäa die Riesin. |
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175 | Die scharfzahnige Hipp', und ordnete allen Betrug an. Jezt herführend die Nacht kam Uranos, und um die Gäa Breitet' er liebend sich aus, voll Lüsternheit übergedehnet, Ringsher. Aber es fuhr aus dem Halte der Sohn mit der Linken Aufwärts, und mit der Rechten ergrif er die mächtige Hippe, |
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180 | Lang und scharfgezahnt, und die Kraft des eigenen Vaters Mähet' er schleunig hinweg, und zurück die geschwungene warf er Hinter sich. Jene nunmehr floh nicht aus der Hand ihm vergebens: Denn so viel auch Tropfen entrieselten purpurnes Blutes, All' empfing sie die Erd'; und in rollender Jahre Vollendung |
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185 | Wuchsen Erinnyen gräßlich hervor, und große Giganten, Hell von Waffen umblinkt, langragende Speer' in den Händen, Auch die man melische Nymfen benamt im unendlichen Weltraum. Aber die Kraft wie er solche, sobald sie entmähet der Demant, Nieder warf bei Epeiros zum weitaufwogenden Abgrund, |
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190 | Also wallte sie lange das Meer durch. Weiß dann erhub sich Schaum dem unsterblichen Leib ringsum, in welchem ein Mägdlein Aufwuchs. Siehe, zuerst dem heiligen Lande Kythera Nahte sie, dorther dann der meerumflossenen Kypros. Jezo entstieg die schöne, die herliche Göttin; da Kräuter |
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195 | Unter dem niedlichen Fuß sie umblüheten. Doch Afrodite Nennen sie Götter sowohl als Sterbliche, weil sie aus Meerschaum Aufwuchs; und Kythereia, dieweil bei Kythera sie antrieb. Eros begleitete sie, auch Himeros folgte, der schöne, Als sie, die Neugeborne, zur Schaar der Unsterblichen hinging. |
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200 | Doch dies ward vom Beginn ihr Ehrenamt und geloostes Antheil unter den Menschen und ewigwaltenden Göttern: Jungfraunhaftes Gekos', anlächelnder Blick und Bethörung, Auch holdselige Lust, Liebreiz, und schmeichelnde Anmut. Jen' izt nannte Titanen mit strafendem Namen der Vater |
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205 | Uranos, gegen die Kinder entbrannt, die er selber gezeuget; Denn er sprach, ausstreckend die Hand in frevelem Leichtsinn Hätten sie Großes verübt, dem einst nachfolgte die Ahndung. Kinder der Nacht sind das grause Geschick, und die dunkele Ker auch, |
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210 | Keinem gesellt in Liebe gebar sie die finstere Göttin. Weiter den Momos darauf, und die hart anfechtende Mühsal, Hesperiden zugleich, jenseit der Okeanosströmung, Die Goldäpfel bewachen, und Goldfrucht tragende Bäume; Auch die Mören gebar sie, die grausam strafenden Keren, |
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215 | Welche, der Menschen und Götter Vergehungen strenge verfolgend, Nie, die Göttinnen! ruhn vom schrecklichen Grimme des Zornes, Bis sie verderbliche Rach' an jedem geübt, der gesündigt. Jezo die Nemesis auch, den sterblichen Menschen zum Unheil, Zeugte die Nacht; hierauf den Betrug und die Liebe gebar sie, |
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220 | Auch unseliges Alter, und hart anringende Zwietracht. Eris, der Zwietracht Göttin, gebar mühselige Arbeit, Auch Vergessenheit, Hunger zugleich, und thränende Schwermut, Kriegesschlacht, und Gefecht, und Mord, und Männervertilgung, Hader, und teuschende Wort', und Gegenworte des Eifers, |
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225 | Ungesez, und Schuld, die vertraut umgehn mit einander; Auch den Eid, der am meisten den sterblichen Erdebewohnern Schaden bringt, wenn einer mit Fleiß Meineide geschworen. Nereus, den wahrhaften Gott, den untrüglichen, zeugete Pontos, |
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230 | Weil er unfehlbar ist, ein Freundlicher, welcher, dem Unfug Nimmer geneigt, nur gerechten und freundlichen Handlungen nachsinnt. Weiter den mächtigen Thaumas darauf, und den mutigen Forkys, Zeugt' er, der Gäa gesellt, und die rosenwangige Keto, Auch Eurybia, starr wie des Demants Härte gesinnet. |
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235 |
Nereus aber gewann hochherliche Kinder von Nymfen |
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240 | Speio, Kymóthoe dann, auch Thália, lieblicher Anmut, Melite dann voll Reizes, Eulimene dann, und Agaue, Erato dann, und Pasithea dann, mit der schönen Euneike, Doto zugleich, und Ploto, Dynamene dann, und Ferusa, Auch Aktäa, Nesäa zugleich, und Protomedeia, |
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245 | Doris, und Pánope dann, und die edle Gestalt Galateia, Auch Hippothoe dann, und Hipponome, rosiges Armes, Auch Kymódoke, welche die Wog' in der dunkelnden Salzflut, Und raschwandelnder Wind' Anhauch, mit Kymatolege Leicht zu besänftigen weiß, und der rüstigen Amfitrite; |
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250 | Kymo, Eïone dann, und im herlichen Kranz Halimede, Pontoporeia zugleich, und Glaukonome, freundliches Lächelns Laomedeia, Leiagore dann, Euagore nächst ihr, Auch, mit Polynome dann und Autonoe, Lysianassa, Auch Euarne, gefällig an Wuchs, untadliches Ansehns, |
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255 | Psamathe dann, von holder Gestalt, und die hehre Menippe, Neso, Eupompe zugleich, auch Pronoe, samt der Themisto, Auch Nemertes, vom Geiste beseelt des unsterblichen Vaters. Diese gesamt entsprossen dem unvergleichbaren Nereus, Fünfzig blühende Töchter, untadlicher Werke verständig. |
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260 |
Thaumas erkohr des tiefen Okeanos Tochter Elektra |
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265 |
Keto gebar dem Forkys die rosenwangigen Gräen, |
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270 | Hart an der Grenze der Nacht, bei den singenden Hesperiden, Stheino, Eurýale auch, und die jammervolle Medusa. Sie war sterblich allein, doch Tod so wenig wie Alter Kannten die zwo: mit der einen verband sich der Finstergelockte, Auf sanftgrasiger Wies', in des Frühlinges Blumengewimmel. |
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275 | Aber da Perseus jezo das Haupt ihr vom Halse gehauen, Stürmte der große Chrysaor hervor, und Pegasos wiehernd. Pegasos wurde benamt von den nahen Okeanosquellen: Und von dem goldenen Sehwert, das die Hand' ihm füllte, Chrysaor. Jener, im Flug' auffahrend vom heerdeweidenden Erdreich, |
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280 | Kam zu der Götter Geschlecht, und wohnt im Palaste Kronions, Donner und Bliz zu tragen für Zeus, den waltenden Herscher. Den dreihauptigen Riesen Geryones zeugte Chrysaor, |
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285 | Beim schwerwandelnden Vieh, in dem Fruchteiland' Erytheia, Jenes Tags, da den Schwarm breitstirniger Rinder gen Tiryns Heiligen Fluren er trieb; denn durch des Okeanos Enge Fuhr er, und schlug den Wärter Eurýtion nieder, und Orthros, Dort in dem dunklen Geheg, jenseit der Okeanosströmung. |
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290 |
Jene gebar von neuem ein unausringbares Scheusal, |
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295 | Buntgefleckt, rohfressend im Schooß des heiligen Landes. Dort ist unten die Kluft ihr gehöhlt in die Tiefe des Felsens, Fern von sterblichen Menschen hinweg und unsterblichen Göttern; Denn dort liehn ihr die Götter die ruchtbare Wohnung zum Antheil: Graunvoll unter der Erd' in Arima hauset Echidna, |
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300 | Sie die unsterbliche Nymf' in stets unaltender' Jugend.
Ihr dann, sagen sie, nahte mit traulicher Liebe Tyfaon, |
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305 | Hierauf trug sie das grause, das unausprechliche Scheusal, Kerberos, Aïdes Hund mit ehernem Laut, den Verschlinger, Voll schamloser Gewalt, den funfzighauptigen Wütrich. Drauf zum dritten gebar sie die unheilsinnende Hyder Lerna's, welche genährt die lilienarmige Here, |
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310 | Ewigen Groll nachtragend der hohen Kraft Herakles. Doch Zeus' Sohn hat diese mit grausamem Erze gebändigt, Er, der Amfitryonid', und der streitbare Held Iolaos, Weisem Rath der Athene, der Beutegewährerin, folgsam. Auch die Chimära gebar sie, die flammende Glut mit Gewalt blies, |
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315 | Ungeheuer und graß, machtvoll und stürmisches Anlaufs. Und sie erhub drei Häupter: des funkelnden Löwen war eines, Dieses der Geiß, und jenes des machtvoll schlängelnden Drachen.Aus Homer. Ihr gab Pegasos Tod, und der tapfere Bellerofontes. Auch die verderbliche Fix, zum Weh der Kadmeier, gebar sie |
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320 | Durch des Orthros Verein, und den nemeiäischen Löwen: Den einst Here genährt, Zeus' rühmliche Lagergenossin, Und zum Verderb der Menschen gesandt in die Fluren Nemeia's. Dort herbergt' er umher, und betrog viel Menschengeschlechter, Ringsum herschend in Tretos, in Apesas, und in Nemeia; |
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325 | Doch ihn bezwang obsiegend die hohe Kraft Herakles.
Keto gebar auch den jüngsten, genaht in Liebe dem Forkys, |
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330 | Tethys aber gebar dem Okeanos wirbelnde Ströme: Neilos, Eridanos auch, den Strudeler, und den Alfeios, Strymon, Mäandros zugleich, und den schönhinflutenden Istros, Auch Acheloos mit Silbergeroll, auch Rhesos, und Fasis, Nessos, und Rhodios auch, Heptaporos, und Haliakmon, |
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335 | Simois dann, den gefeirten, Granikos dann, mit Äsepos, Hermos, und, mit Peneios, den wasserreichen Kaïkos, Ladon, Parthenios auch, und des großen Sangarios Gottheit, Auch Euenos, Ardeskos zugleich, und den edlen Skamandros. Töchter gebar sie darauf, hochheilige, welche des Erdreichs |
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340 | Männer zur Reif aufnähren, sie selbst und der Herscher Apollon, Auch die Ströme; denn solches beschied Zeus ihnen zum Antheil. Peitho, Admete zugleich, Ianthe sodann, und Elektra, Doris, und Prymno zunächst, und Urania, göttlicher Bildung, Klymene, Rhodia auch, Kalliroe dann, mit der Hippo, |
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345 | Zeuxo, und Klytie dann, und Pasithoe, samt der Idya, Galaxaure, Plexaure zugleich, und die holde Dione, Thoe, Melóbosis dann, und die edle Gestalt Polydora, Dann, mit der schönen Kerkeïs, die hoheitblickende Pluto, Xanthe, samt Ianeira, Perseïs auch, und Akaste, |
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350 | Auch Europa, Menestho zugleich, und die schlanke Peträa, Metis, Eurýnome dann, und im Safranmantel Telestho, Asia dann, Kreseïs darauf, und die hehre Kalypso, Tyche, mit Amfiro dann, und Okýroe, samt der Eudora, Styx auch, welche vor allen in höherer Würde hervorragt. |
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355 | Diese von Tethys zugleich und Okeanos stammenden Töchter Sind durch Alter erhöht; auch giebts noch viele der andern. Denn drei Tausende sind leichtfüßiger Okeaninen, Welche verstreut in Menge das Land und die Gründe des Meeres Ringsumher durchschalten, der Göttinnen herliche Kinder. |
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360 | Eben so viel auch sind dumpfrauschender Ströme noch übrig, Sie, des Okeanos Söhn', und der ehrfurchtwürdigen Tethys: Welche gesamt mit Namen ein Sterblicher schwerlich benennet; Doch sie kennen für sich die zunächst anwohnenden Männer. Theia gebar voll Glanzes den Helios, und die Selene, |
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365 | Eos auch, die allen den Erdbewohnenden leuchtet, Und den Unsterblichen rings im weitumwölbenden Himmel: Diese gebar einst Theia der liebenden Macht Hyperions. Aber dem Krios gebar Eurybia mächtige Söhne, |
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370 | Perses auch, der vor allen an kundigem Geiste sich ausnahm.
Eos gebar dem Asträos die Wind' unbändiges Mutes, |
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375 | Samt den leuchtenden Sternen, womit sich kränzet der Himmel.
Styx, des Okeanos Tochter, gebar aus des Pallas Gemeinschaft |
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380 | Nimmer ein Gang, wo nicht der geleitende Gott sie daherführt; Sondern sie wohnen mit Zeus, dem Donnerer, immer gemeinsam. Denn das ordnete Styx, die unsterbliche Okeanine, Jenes Tags, da umher der olympische Stralenentschwinger Alle die ewigen Götter berief zum hohen Olympos. |
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385 | Welcher Gott, so sprach er, mit ihm die Titanen bekämpfte, Niemals sollt' er der Ehren beraubt sein, sondern ein jeder Trüge die vorige Würd' in der ewigen Götter Versammlung; Aber wer ganz ungeehrt und amtlos wäre bei Kronos, Würd' er zu Amt und Ehre, wie recht und billig, erheben. |
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390 | Siehe, zuerst kam Styx, die unsterbliche, zu dem Olympos, Führend die Kinder zugleich, auf den Rath des lieben Erzeugers. Sie nun ehrete Zeus, und verlieh ausnehmende Gaben: Denn sie selbst bestimmt' er zum heiligen Schwure der Götter, Und die Kinder zu sein ihm selbst Mitwohner auf ewig. |
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395 | So auch allen gesamt vollendet' er, was er gelobet, Sonder Fehl; und er selber gebeut und herschet mit Allmacht. Föbe naht' in Liebe des Köos reizendem Lager; |
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400 | Mild den sterblichen Menschen gesinnt, und unsterblichen Göttern, Freundlich schon vom Beginn, die sanfteste auf dem Olympos. Auch die gepriesene Tochter Asteria trug sie, die Perses Führte zum großen Palast, als trauliche Lagergenossin. Und sie empfing vom Gatten die Hekate, welche vor allen |
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405 | Zeus Kronion geehrt, und glänzende Gaben ihr darbot, Schicksalsmacht auf der Erd' und dem endlos wildernden Meere; Auch vom sternigen Himmel zugleich ward Ehrengeschenk ihr, Und hoch ist sie vor allen geehrt den unsterblichen Göttern. Denn auch jezt, wann einer der erdebewohnenden Menschen |
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410 | Nach dem Gesez darbringet ein heiliges Opfer der Sühnung, Ruft er die Hekate an: und große Verherlichung folgt ihm Leicht, woferne mit Huld sein Flehn anhörte die Göttin; Reichthum schenket sie auch; weil Macht und Vermögen ihr beiwohnt. Denn so viel von Gäa und Uranos wurden erzeuget, |
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415 | Und mit Ehren belehnt, von allen geneußt sie ein Antheil. Nichts auch hat der Kronide mit Zwang ihr wieder geraubet, Was in der Urherschaft der titanischen Götter ihr zufiel; Sondern sie hat, was vom ersten Beginn ihr gemessen die Theilung. Nicht ist gekürzt ihr die Ehr', als eingeborenen Göttin, |
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420 | Deren Gewalt ausgeht durch Erd' und Himmel und Meerflut; Nein weit herlicher noch, weil Zeus Kronion sie ehret. Welchem sie will, dem naht sie mit Hülf und kräftigem Beistand; Und hoch raget er, welchen sie will, in des Volkes Versammlung. Wann zur vertilgenden Schlacht ausziehn die gerüsteten Männer, |
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425 | Dann auch, welchen sie will, naht stets mit Hülfe die Göttin, Huldreich Sieg zu verleihn, und Ruhm zu gewähren und Obmacht; Auch im Gericht sizt jene bei ehrenvollen Gebietern. Gut dann ist sie, wo Männer die Kraft' anstrengen im Wettkampf, Weil auch dort die Göttin mit Hülf annahet und Beistand; |
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430 | Wer nun siegte mit Stärk' und Tapferkeit, träget das Kleinod Leicht davon, und fröhlich gewähret er Ruhm den Erzeugern. Dann den Reisigen, welchen sie will, ist sie gute Gehülfin; Jenen auch, welche des Meers aufstürmende Bläue durchstreben, Und zu der Hekate flehn, und dem brausenden Ländererschüttrer. |
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435 | Leicht auch genügenden Fang verleiht die gepriesene Göttin, Leicht den erscheinenden hebt sie hinweg, wie der Wille sie antreibt. Gut dann ist sie, zu mehren der Stallungen Vieh mit Hermeias; Zucht und Triften der Rinder, und schweifende Ziegenheerden, Und schönvließiger Schaf Anwachs, wie der Wille sie antreibt, |
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440 | Macht sie aus wenigen groß, und klein aus mächtigen wieder. Also fürwahr, obgleich nur eingeborene Tochter, Ward vor den Ewigen allen sie hoch mit Würden verherlicht. Und sie hieß der Kronid' als der Jünglinge Nährerin walten, Welche nach ihr aufblickten zum Glanz der erleuchtenden Eos. |
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445 | So vom Beginn der Jugend Ernährerin; so auch die Ehren.
Rheia, gesellt zum Kronos, gebar hochherliche Kinder, |
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450 | Auch den waltenden Zeus, der Götter und Sterblichen Vater, Dem, wenn er Donner entschwingt, das gebreitete Land weit aufbebt. Diese verschlang nun Kronos, der schreckliche, so wie ein jeder Aus der Gebärerin heiligem Schooß auf die Kniee gesezt ward: Dessen besorgt, daß nicht der erhabenen Uranionen |
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455 | Einst ein anderer nähme die Königswürde der Götter. Denn ihm vertraut' einst Gäa und Uranos' sternige Gottheit, Daß von dem eigenen Sohne bevor ihm stände Bezwingung, Ihm, wie gewaltig er war, durch Zeus' des erhabenen Rathschluß. Drum nicht achtlos schaute der Gott; nein, spähend mit Sorgfalt, |
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460 | Schlang er die Kinder hinab; und gebeugt ward Rhea von Unmut. Aber da Zeus nun nahte, der Götter und Sterblichen Vater, Zu der Geburt, jezt bat sie mit Flehn die trautesten Eltern, Beide, die Gäa zugleich, und Uranos' sternige Gottheit, Auszusinnen den Rath, wie geheim sie möchte gebären |
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465 | Ihren Sohn, und strafen die schreiende That des Erzeugers, Da er die Kinder verschlang, der unausforschliche Kronos. Jene vernahmen sie aufmerksam, und gehorchten der Tochter. Und sie thaten ihr kund, wie viel zu geschehen bestimmt war, Wegen des herschenden Kronos und seines gewaltigen Sohnes; |
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470 | Sandten sie dann gen Lyktos, in Kreta's fruchtbares Eiland, Als ihr die Stund' annahte, den jüngsten Sohn zu gebären, Zeus, den erhabenen Gott: den verhieß dort Gäa die Riesin Aufzuziehn und zu pflegen in Kreta's weitem Gefilde. Jezt hintragend das Kind durch der Nacht schnellfliehendes Dunkel, |
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475 | Kam sie gen Lyktos zuerst; und sie nahm mit den Händen, und barg es Unter dem hohen Geklüft, im Schooß des heiligen Landes, An dem ägäischen Berg voll dichtverwachsener Waldung. Einen gewaltigen Stein nun reichte sie jenem in Windeln, Uranos' herschendem Sohn, der Unsterblichen vorigem König. |
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480 | Den mit den Händen umfaßt' er, und sandt' in den Bauch ihn hinunter: Rasender, welchem der Geist nicht ahndete, daß für die Zukunft Statt des Gesteins sein Sohn, unbeschädiget und unbesiegbar Nachblieb, der bald würde, mit mächtigem Arme bezwingend, Ihn von der Ehr' ausstoßen, und selbst obwalten den Göttern. |
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485 | Schleuniges Triebs nun wuchsen die Kraft und die stattlichen Glieder Jenem Beherscher empor; und nach rollender Jahre Vollendung, Durch der Gäa Entwurf, den schlau erdachten, belistet, Gab sein Geschlecht er zurück, der unausforschliche Kronos, Als ihn gebändiget List und Gewalt des eigenen Sohnes. |
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490 | Aus nun brach er zuerst den Stein, den zulezt er verschlungen. Diesen befestigte Zeus auf dem weitumwanderten Erdreich, In der geheiligten Pytho, am windenden Hang des Parnasos, Zeichen zu sein forthin, den sterblichen Menschen ein Wunder. Auch aus verderblichen Banden die Oheim', Uranos' Söhne, |
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495 | Löset' er, welche der Vater mit thörichtem Sinne gefesselt. Diese vergalten ihm dann aus dankbarem Herzen die Wohlthat; Denn sie gewähreten Donner und Bliz, und rollender Wetter Leuchtungen: welche zuvor einhüllete Gäa dies Riesin. Deren getrost, hält jener in Obhut Menschen und Götter. |