Hugo von Hofmannsthal
Der Unbestechliche
Hugo von Hofmannsthal

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11. Szene

Theodor tritt ein, nicht in Livree, sondern in einem schwarzen Röckchen und dunklen Beinkleidern Ich habe mir erlaubt anzuklopfen, weil ich heute sozusagen als wie ein Besuch meine Aufwartung mache, aber da ich sehe, daß ich unbedingt störe –

Baronin wirft einen verzweifelten Blick auf den General.

General Aber im Gegenteil, bleiben Sie hier, lieber Theodor, und sprechen Sie sich aus. Ich werde indessen im Park patrouillieren und melde Ihnen, Baronin, wenn der erste Wagen in die Allee einbiegt. Ab durch die Glastür.

12. Szene

Baronin Sie betrachten sich also hier nicht mehr im Dienst befindlich?

Theodor Allerdings, seit heute mittag zwölf Uhr.

Baronin Ja, was soll denn da werden? Sie wissen doch, daß ich zu allem noch Gäste erwarte!

Theodor mit bedauerlicher Gebärde Es ist mir selber sehr peinlich, aber sehr gewichtige Umstände haben mich in die Zwangslage versetzt –

Baronin Theodor, haben diese Umstände etwas mit meiner Person zu tun?

Theodor Euer Gnaden bitte ich nur in untertänigster Dankbarkeit die Hände küssen zu dürfen.

Baronin Hat jemand vom Personal sich gegen Sie etwas zuschulden kommen lassen?

Theodor Ich möchte in diesem Augenblick das Personal keiner Erwähnung wert halten!

Baronin Sie haben sich nicht entschließen können, dem Herrn General irgendeine Andeutung zu machen – aber der Kleine hat etwas dahergeplaudert –

Theodor Das Kind in seiner Unschuld versteht besser als durchtriebene Menschen ein Gemüt wie das meinige.

Baronin Der Kleine hat ausgerichtet, das Ganze paßt dem Theodor nicht mehr, was soll das heißen?

Theodor Diese Worte sind sehr schicklich, um in einer allgemeinen Art das auszudrücken, was im besonderen vielleicht peinlich sein würde.

Baronin Ja, wie soll man da –

Theodor Es wurde auf solche, für beide Teile peinliche Aussprache im Falle meines mir nötig erscheinenden Rücktritts im vorhinein gnädigst verzichtet, meine Gründe im vorhinein gebilligt. Er will in die Tasche greifen.

Baronin Lassen Sie das stecken. Ich weiß, was ich geschrieben habe. Schweigt und bohrt mit dem Stock auf dem Boden.

Theodor Dieses gnädige Handschreiben wurde an mich erlassen zu meinem fünfundzwanzigjährigen Jubiläum in diesem herrschaftlichen Hause als ein Zeichen besonderen, ungewöhnlichen Vertrauens.

Baronin Das war meine Absicht.

Theodor Es sollten damit die Jahre, welche ich noch in dienender Stellung zu bleiben mich entschließen würde, herausgestrichen werden als Ehrenjahre. Mit erhobener Stimme Wer solche Ehrenjahre abdient, müßte demgemäß vor einer Mißachtung seiner Person geschützt sein.

Baronin Ja, wer bezeigt Ihnen denn Mißachtung? Wer untersteht sich das? Setzen Sie sich nieder, Theodor und sprechen Sie sich aus.

Theodor setzt sich auf den Rand des Stuhles Es sind an mir in diesem Leben viele Ungeheuerlichkeiten begangen worden! Ich hätte bekanntlichst eine geistliche Person werden sollen, aber als eine vaterlose Waise bin ich durch Gemeinheit gemeiner Menschen in den dienenden Stand gestoßen worden.

Baronin Ich kenne Ihre Biographie, Theodor, sie ist sehr achtenswert! Ihr Vater war ein Lump – aber Ihre Mutter – Gott hab sie selig, eine der gescheitesten Frauen auf der Welt und Sie haben ihren Verstand geerbt!

Theodor Seine freiherrlichen Gnaden Herr Oberst ist demgemäß in meinen Armen abgestorben.

Baronin Ja, Sie haben meinen Mann treu gepflegt.

Theodor Der Herr Oberst hat mir in seiner letzten Lebensstunde gesagt, daß ich ihm meine Jugend aufgeopfert habe und hat mich mit Tränen in seinen sterbenden Augen beschworen, seinen Jaromir nicht im Stich zu lassen und mir den heiligen Eid abverlangt, daß ich dem jungen Herrn mein Mannesalter aufopfern werde. Denn er hat die vielen und großen Schwächen dieses Jünglings erkannt.

Baronin Und dann haben Sie siebzehn Jahre im Dienst meines Sohnes verbracht und sich tadellos geführt. Aber endlich haben gewisse Verschiedenheiten in Ihren beiden Charakteren es wünschenswert erscheinen lassen, daß Sie aus seinem Dienst wieder in meinen treten, was mir natürlich sehr lieb war.

Theodor Das könnte man gesellschaftlich so sagen, aber es wäre weiter nichts als eine vertuschende Redeweise. Sehr stark, aber nicht laut Die Wahrheit ist diese: das ganze Leben, das er geführt hat, war eine fortgesetzte Beleidigung meiner Person.

Baronin Pst, pst, Sie sprechen von meinem Sohn!

Theodor stehend Ich bitte nichts anderes als die Hände küssen und mich stillschweigend untertänigst zurückziehen zu dürfen auf immer! Als wollte er gehen.

Baronin Ich wünsche aber, daß Sie bleiben, Theodor.

Theodor Jawohl, meine Eltern haben mir in der heiligen Taufe den lieben Namen Theodor zugeeignet. – Er hat den Namen nicht geliebt. Ich bin bei ihm die Jahre hindurch Franz gerufen worden, Franz, wo ich bitte Theodor zu heißen die Ehre habe! Daran bitte ich zu erkennen, wie er die Menschenwürde in mir geachtet hat! Das Ganze war eine siebzehnjährige automatische Mißachtung.

Baronin Aber das sind doch schließlich nur Kleinigkeiten.

Theodor Kleinigkeiten? Für die menschliche Seele gibt es keine Kleinigkeiten, das müssen Euer Gnaden als hochgeborene und gebildete Dame wissen. Er hat vor meinen sehenden Augen ein Junggesellenleben geführt von einer beispiellosen Frivolität und eiskalten Selbstsucht.

Baronin stößt mit dem Stock.

Theodor Sehr richtig! Sie klopfen, Sie haben recht! Ich habe es ertragen. Ich habe die Krawatte hergerichtet und Jackett oder manchmal Smoking, wenn ich gewußt habe, er geht darauf aus ein weibliches Wesen in einer nächtlichen Abendstunde mit kaltherziger Niederträchtigkeit um die Seele zu betrügen.

Baronin Aber Theodor, Sie sind doch auch kein Heiliger!

Theodor Ich bin kein Heiliger! Aber wenn ich eine liebende Handlung begehe, so begehe ich sie mit meinem ganzen Herzen und stehe dafür ein mit meiner ganzen Seele. Bei ihm aber ist das Gegenteil der Fall und das kann ich nicht mehr vertragen mit meinen Augen zu sehen! Und jetzt ist der Tropfen gekommen, der den Becher bringt zum Überflusse.

Baronin Jetzt, wieso denn?

Theodor Jetzt, wieso denn? Wenn er sich jetzt seine Maitressen paarweise herbestellt ins Haus, jetzt wo er verheiratet ist, jetzt wo er eine Aufgabe hätte im Leben, wo sie ihm zwei Kinder gespendet hat, dieser gesegnete Engel – und da ladet er sich die Betreffenden hier aufs Schloß ein, nachdem er selbst in einem Büchel, in einem sogenannten Schlüsselroman ohne einen literarischen Wert, diese ganze Geschichte mit der Marie auf den Pranger hingestellt hat.

Baronin Ich verstehe absolut nicht, wovon Sie reden, Theodor!

Theodor Demgemäß bitte ich Hände zu küssen und mich stillschweigend zu entfernen. Als wollte er gehen.

Baronin Jedenfalls gehören diese Dinge, möge selbst etwas daran gewesen sein, längst der Vergangenheit an!

Theodor Bei ihm gibt es keine Vergangenheit, so ist er nicht! Bei ihm ist nichts vorüber. Um etwas aufzugeben, dazu gehört eine innerliche Reinlichkeit.

Baronin stößt den Stock auf den Boden.

Theodor Diese unglückliche Fräulein Marie, das ist ja eine Blume, die er geknickt und zertreten hat. Er ist wie eine boa constrictor: ausgezogen hat er ihr die Seele viereinhalb Jahre lang! Aber jetzt, jetzt haben wir in Erfahrung gebracht, hat sich diesem Mädchen ein anderer genähert, der, scheint es, einer wirklichen Liebe, einer Hingebung fähig ist. Das reizt ihn aufs Neue, da zieht er sie wieder herbei, damit sie seiner Herrschaft nicht entgeht und mag darüber ihre Jugend verwelken, wie ein abgemähtes Gras! Wie wagt er das vor meinen sehenden Augen? Wie darf er sich so über meine siebzehnjährige Mitwisserschaft hinwegsetzen? Bin ich sein Hehler? Sein Spießgefährte, der ihm die Mauer macht? Da tritt er ja meine Menschenwürde in den Kot hinein. Wie wagt er es, vor meinen sehenden Augen diese andere Person, dieses berüchtigte Frauenzimmer, diese Melanie hierher zu bestellen? Wie wagt er denn solche Manöver? Daß er selber das Schlafzimmer verläßt, wo dieser gütige Engel mit ihm ehelich wohnt und sich hinaufquartiert in die Mansarde, und bei hellichtem Tag den Schlosser daherkommen läßt, den Verbindungsgang herzustellen für eine nächtliche ehebrecherische Promenade, damit nur nichts klappert. Das spricht ja Hohn allen göttlichen und menschlichen Gesetzlichkeiten.

Baronin Aber, Theodor! Theodor! Geht auf und nieder.

Theodor folgt ihr nach Wo in mir, in meiner nichts vergessenden Herzkammer alle diese seine Weibergeschichten und Schlechtigkeiten abphotographiert sind bis in die kleinsten und niederträchtigsten Zärtlichkeiten und Meineide.

Baronin Aber mäßigen Sie sich doch etwas!

Theodor tritt zurück Ich bin müd, demgemäß sehr gemäßigt. Aber meine gekränkte Person benötigt demgemäß eine große Heilung, damit ich die männliche Erbärmlichkeit vergessen kann. Ich muß in meine einsame Heimat, auf meine abgelegne Scholle und alte, liebe Eichbäume müssen immerfort zu mir flüstern: Theodor, Du bist ein Heiliger gegen diesen! Er ist nicht wert, die Riemen Deiner staubigen Schuhe aufzulösen! Du hast ihn geschont aus Gnade, weil Du eine große Seele hast vor Deinem Herrgott!

General erscheint auf der Terrasse Baronin, Sie müssen empfangen, ich höre den ersten Wagen anrollen.

Baronin Das auch noch! Gleich. Gehen Sie unterdessen – ich komme.

General ab über die Terrasse.

Baronin Aber Theodor, es wird doch einen anderen Weg geben, irgend eine andere Form, Ihnen eine innere Genugtuung zu verschaffen. Ich werde Sie doch deswegen nicht verlieren müssen?!

Theodor Frau Baronin, ich bin keine käufliche Seele. Eine Genugtuung, die mir in dieser Lebensstunde noch genügen sollte, die könnte sich nicht wie in früheren Fällen in der Dienstbotenatmosphäre abspielen, die dürfte nicht aus Äußerlichkeiten bestehen, die müßte auf das Große und Ganze gehen! Die müßte zeigen, wo Gott eigentlich Wohnung hat!

Baronin Eine solche kann ich doch unmöglich verschaffen.

Theodor Nein, die könnte mir allerdings nur ein Stärkerer schaffen als Euer Gnaden! Lächelt.

Baronin An was denken Sie denn? So reden Sie doch! Ich bitte Sie mit aufgehobenen Händen, so reden Sie doch!

General erscheint Baronin, das Fräulein von Am Rain fährt vor. Ab.

Baronin Wenn es von mir abhinge, daß die Damen nicht erscheinen oder gleich wieder abreisen, würde ichs machen, aber ich kanns nicht.

Theodor Euer Gnaden können es nicht, schön. Ich könnte es sehr leicht! Sehr leicht vielleicht nicht, aber mit einer gewissen Mühe. Die würde ich mir nehmen.

Baronin Sie?

Theodor Mit einem Atemzug würde ich diese zweischneidigen Techtelmechtel vor mich hinjagen wie Stäubchen.

Baronin Ja wie denn, um Gotteswillen? Sie werden doch nicht in offener Opposition meinem Sohn entgegentreten wollen?

Theodor Im Gegenteil. Ich würde sorgen, daß die Damen selbst in zartfühlender Weise den Herrn Baron über die Gründe ihres Verschwindens anlügen werden.

Baronin Und eine solche Lösung, wenn sie denkbar wäre – würde Sie – Sie würden dann Ihre Kündigung zurücknehmen? –

Theodor Die Entscheidung darüber müßte ich vorbehalten abhängig zu machen von dem Ausgang des Ganzen, ob derselbe mir in meinem Innern eine wahre und ausreichende Genugtuung bietet.

General erscheint Baronin, es ist die höchste Zeit, man ist schon da!

Baronin im Abgehen Bleiben Sie hier!

13. Szene

Bevor die Baronin noch hinausgetreten ist, erscheint Marie Am Rain auf der Terrasse, sie ist sehr blaß und scheint von der Reise angegriffen. Die erste Begrüßung erfolgt auf der Terrasse, dann treten die beiden Frauen herein, der General folgt ihnen. Die Jungfer ist zugleich von links hereingetreten.

Marie im Auftreten Und es war unendlich gut von Ihnen, daß Sie mir erlaubt haben zu kommen, und das zu einer so schönen Jahreszeit!

Baronin Bei uns ist die Jahreszeit nie schön, aber ich hoffe, daß Sie sich in unserem alten Kasten halbwegs gemütlich fühlen werden.

General Und Ihr guter Vater, wie gehts ihm?

Marie indem es wie ein Schleier über ihre Stimme fällt Nicht sehr gut, Herr General.

General Und das ist grade ein Mann, der verdienen würde, daß es ihm gut ginge, grade der, wie kein zweiter!

Marie Ich danke Ihnen, Herr General, daß Sie mir das sagen, das ist lieb!

Baronin Darf ich Ihnen das Zimmerl zeigen, das die Kinder für Sie bestimmt haben, es hat eine hübsche Aussicht, das ist das Einzige. Macht Miene mit Marie abzugehen.

General Baronin, ich höre den zweiten Wagen anfahren. Zu Marie Die Baronin erwartet nämlich noch die Frau von Galattis.

Marie sichtlich unangenehm überrascht Oh, dann bitte bleiben Sie doch, Baronin! Nein bitte bleiben Sie doch!

Jungfer Darf ich das gnädige Fräulein – –

General Ich bringe Sie bis an Ihre Tür, Sie müssen mir noch mehr von Ihrem Vater sagen, das ist doch der sympathischste Mann von unserer ganzen Generation – schon im Abgehen mit Marie Sie können ja Gott danken, daß Sie ihn haben. Ab.

14. Szene

Baronin zurückbleibend Also kommen Sie her, Theodor, schnell. Sie haben mir da früher Dinge vorerzählt, ich habe einen ganz heißen Kopf bekommen! Ich habe nur so viel daraus entnommen, daß Sie unter gewissen Bedingungen, von denen ich allerdings nicht ahne, wie sie könnten erfüllt werden, bleiben würden. Ich kann nur eins sagen:

Theodor Ich glaube von meinen Bedingungen in deutlicher Weise gesprochen zu haben. Meine Genugtuung wünsche ich zu erblicken darin, daß das ganze Gebäude von Eitelkeit und Lüge zusammenstürzen muß als eine unbegreifliche Wirkung meiner höheren Kräfte.

Baronin Ja, aber diese Bedingung ist doch unerfüllbar!

Theodor Ich habe deutlich gezeigt, daß sie erfüllbar ist, wenn man mir freie Hand läßt.

Baronin Ich habe keine Ahnung, was Sie mir da vorgeredet haben.

Theodor Mir ist diese ausweichende Redeweise der weiblichen Personen bekannt. Demgemäß werde ich mich in Ruhestand zurückziehen. Er heftet einen durchdringenden Blick auf sie.

Baronin schnell Ich weiß nur das Eine, daß ich mit Ihnen zufrieden bin, und keinen Grund sehe, Sie zu verlieren.

Theodor lächelt und küßt ihr die Hand Ich werde demgemäß meine Maßregeln einleiten. Ich bin mit beiden Weiblichkeiten sehr vertraut aus langjähriger Bekanntschaft. Diese da er zeigt auf die Tür, durch welche Marie eben abgegangen ist ist ein unglückliches Wesen mit einer schönen geängstigten Seele. Diese werde ich direkt anspielen. Die andere Person werde ich von der Bande anspielen.

Baronin Von der Bande, was soll denn das heißen?

Theodor Das sind Ausdrücke, vom Billardspiel entlehnt. Ich habe gedacht, daß sie allgemein bekannt sind. Diese Melanie ist wie die meisten Frauenzimmer dumm und gescheit zugleich. Demgemäß habe ich ausgesprochen, daß man sie indirekt oder von der Bande anspielen muß. Demgemäß habe ich schriftlich schon herausgegeben, daß diese junge Witwe, die Hermine, sich hier auf dem Schloß einfinden und aushilfsweise Damenbedienung übernehmen soll.

Baronin Die Hermine? Ja, ich bin ganz einverstanden, aber ich habe gedacht, zwischen der und Ihnen stehts nicht ganz richtig?

Theodor Ich hab ihr verziehen und dies in meinem Brief zu erkennen gegeben. Sie wird demgemäß heute abend glückselig erscheinen und mir blind ergeben sein. Sie ist gleichzeitig in feinerer Damenbedienung eine ausgelernte Persönlichkeit.

Baronin Meinetwegen. Und was soll ich tun?

Theodor In keiner Weise das allergeringste Garnichts, mit Ausnahme, mir in diskreter Weise freie Hand zu lassen.

Baronin Ich beschwöre Sie, Theodor, ich weiß ja nicht, wo mir der Kopf steht.

Theodor Ich bitte, jetzt keine Beschwörungen mehr anzuwenden, sondern lediglich ein einziges Wort später auszusprechen, damit jedermann in diesem Hause weiß, woran er sich zu halten hat.

Baronin Ich sprech garnichts aus. Ich will garnichts wissen. Was für ein Wort denn?

Theodor Euer Gnaden werden ganz einfach sagen: Und Sie lieber Theodor, übernehmen jetzt wieder die Aufsicht über das Ganze. Dies bitte ich auszusprechen, wenn das niedere Personal gegenwärtig sein wird.

Baronin Aber ich hab doch garnichts mit Ihnen verabredet!

Theodor Sehr wohl, demgemäß werde ich darauf bestehen, daß es wörtlich so ausgesprochen wird und in einer äußerst huldvollen Weise: Und Sie lieber Theodor, übernehmen jetzt wieder die Aufsicht über das Ganze. Es wird für mich eine geheime unterirdische Bedeutung haben, die anzuhören meinen Ohren eine schmeichelhafte Genugtuung bereiten wird. Sieht sie scharf an.

Baronin Ich werd es sagen, ich werde es sagen – –

15. Szene

General erscheint Die Damen –

Anna und Melanie erscheinen auf der Terrasse, hinter ihnen der Gärtner, der in der grauen Jägerlivree Melanie eine kleine Tasche nachträgt, Baronin geht ihnen entgegen, Milli, die Jungfer, ist eingetreten.

Melanie Es ist zu gut von Ihnen, Baronin, daß Sie mir erlaubt haben, zu Ihnen zu kommen.

Anna Sie ist ganz frei. Ihr Mann fischt Forellen und sie wird sehr lang bei uns bleiben. Ich freue mich riesig. Wir harmonieren schon wie zwei Zigeuner auf einem Pferd.

Baronin wirft unwillkürlich einen ängstlichen Blick auf Theodor.
Theodor erwidert den Blick mit einem überlegenen Lächeln.

Der kleine Jaromir kommt hereingelaufen Mami.

Anna Das ist unser großer Bub, die Kleine zeige ich Dir dann gleich!

Baronin Und mein Sohn, was sagen Sie zu dem ungeschickten Menschen, er wollte Ihnen entgegen. Er muß den Feldweg genommen und bei der langen Hecke den Wagen übersehen haben.

Anna Aber, Mama, Du brauchst nicht schwindeln, sie kennt doch den Jaromir so gut, Melanie versteht alles an ihm.

Baronin Darf ich Ihnen das Turmzimmer zeigen, wo die Kinder durchaus gewünscht haben, Sie einzuquartieren. Ich hätte Ihnen ein bequemeres Appartement zugedacht – Gebärde, sie zum Gehen einladend.

Melanie hat Theodor bemerkt Ah, Sie sind auch da, Franz! Nickt ihm zu.

Baronin schon im Abgehen, bleibt nochmals stehen, Theodor sieht sie scharf an, unter seinem Blick sagt sie sehr nachdrücklich Und Sie lieber Theodor, übernehmen jetzt wieder die Aufsicht über das Ganze.

Die Damen gehen ab.
General folgt, nachdem er einen sehr befriedigten Blick auf Theodor geworfen hat.

Theodor zum zurückbleibenden Personal Antreten! Kurz und schnell befehlend.

Das Personal stellt sich auf

Theodor kurz und befehlend
Zum Kutscher
Pferde abreiten!
Zum Küchenmädchen Obers schlagen!
Zur Jungfer Kerzen auf Zimmer!
Zum Koch Forellen besorgen!
Zum Gärtner Blumen auf die Zimmer!
Zur Beschließerin Verschwinden!
Alle eilen rasch ab, Theodor geht stolz ab.

Vorhang


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