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Viertes Bild

Ferdinand wartet im Hafen, dort wo man nach Südamerika fährt. Alle Schiffe sind reich beflaggt. Er steht unter einem Transparent: »Willkommen zum internationalen Kongreß für internationale Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels«.

Ein Polizist kommt.

Ferdinand Verzeihung. Ich bin nämlich fremd und kenn mich nicht aus. Ist es schon neunzehn Uhr?

Der Polizist Wenn die Sirene dort oben heult, dann ist es neunzehn.

Ferdinand Wo?

Der Polizist  deutet nach oben: Dort.

Stille.

Ferdinand Ich seh keine Sirene.

Der Polizist Ich seh sie aber deutlich.

Ferdinand Ich bin nämlich kurzsichtig.

Der Polizist Ich nicht.

Die Sirene heult. Stille.

Jetzt ist es neunzehn.

Ferdinand verbeugt sich: Danke.

Der Polizist salutiert: Bitte! Ab.

Ferdinand  sieht ihm nach: Ein guter Mensch.

Alfred kommt; grüßt kurz und lautlos.
Ferdinand grüßt infolgedessen auch lautlos.

Stille.

Alfred mißtrauisch: Das war doch ein Polizeipräsident?

Ferdinand Möglich.

Alfred Was wollt er von dir?

Ferdinand Nichts. Ich wollt was von ihm.

Alfred Erniedrig dich nicht.

Ferdinand Ich hab nur gefragt, ob es schon neunzehn ist –

Alfred Ich bin pünktlich.

Ferdinand Ich auch.

Alfred Hast dus dabei.

Ferdinand Ja. Ja. Er lächelt verschämt.

Alfred  fixiert ihn: Den ganzen lieben Gott?

Ferdinand verlegen: Ja. Nein. Ich hab mir nämlich gedacht, daß vielleicht vorerst auch der halbe liebe Gott reichen könnte, dürfte, müßte, sollte –

Stille.

Alfred Trottel.

Ferdinand Bitte?

Alfred Na gib schon her.

Ferdinand gibt ihm den halben lieben Gott.

Alfred zählt die Scheine, steckt sie ein und quittiert. Da. Er atmet auf. Endlich Luft. Als kleiner Kaufmann erwürgt dich die Konkurrenz, aber schon mit einem halben lieben Gott in der Tasche kann man an die Gründung des Konzerns – Er sinniert. Unberufen!

Ferdinand Glück auf!

Alfred Kusch. Stille.

Ferdinand Was bin ich jetzt eigentlich?

Alfred Mein Teilhaber. Mein Mitdirektor. Mein Aufsichtsrat! Er reicht ihm die Hand.

Ferdinand  schlägt ein: Alfred!

Alfred Unberufen!

Ferdinand Glück auf!

Alfred Kusch! Man soll sowas nicht verschrein!

Ferdinand Man darf doch noch gratulieren –

Alfred  entdeckt das Transparent, starrt es fasziniert an und buchstabiert: – ›internationaler Kongreß – Bekämpfung des Mädchenhandels – Willkommen‹ – Willkommen?

Ferdinand Ja.

Alfred Was soll denn das?

Ferdinand Das ist der Kongreß.

Alfred Das ist aber peinlich. Hoffentlich kein Omen. Ausgerechnet am Tag der Geschäftserweiterung – ›Willkommen?‹ – Der Kongreß kann uns ja zwar nichts, jedoch, aber, trotzdem, dennoch, infolge –

Ferdinand Wann krieg ich nun mein Kännchen?

Alfred Was für Kännchen?

Ferdinand Mein Kännchen Kaffee. Ich hab mich doch nur deshalb beteiligt. Was ich tu, ist doch alles nur um ein Kännchen.

Alfred Und mit sowas ist man verwandt.

Ferdinand Du kannst doch nichts dafür.

Alfred Trottel.

Ferdinand Bitte?

Stille.

Alfred  leise: Ich kann dich nicht länger vertragen.

Ferdinand Bitte?

Alfred  laut: Geh in das Café Klups und bestell dir dein Kännchen. Du bist mein Gast.

Ferdinand  starrt ihn erschüttert an: Verzeih mir bitte, lieber Bruder.

Alfred Was denn?

Ferdinand Daß ich dich für schlechter hielt, als du bist. Ich hätt es wirklich nicht gedacht, daß du soviel Herz hast. Ich danke dir. Ich werds dir nie vergessen. Er will ab, hält jedoch plötzlich. Verzeihung. Ich bin nämlich fremd und kenn mich nicht aus. Wie komm ich nun am besten in das Café Klups?

Alfred Du bist schon richtig.

Ferdinand Auf Wiedersehen! Ab.

Alfred sieht auf seine Uhr und will ab.
Luise Gift erscheint und versperrt seinen Weg.
Alfred fixiert sie, ohne zu grüßen.

Stille.

Luise Gift Lach mich nicht aus, bitte.

Alfred  grinst: Du Krüppel. Du Mißgeburt. Schroff: Weg! Ich hab ein Rendezvous.

Luise Gift Mit dem Fräulein?

Alfred Wahrscheinlich.

Luise Gift Es ist mir aus den Augen gekommen, das Fräulein.

Alfred ungeduldig: Aus den Augen –

Luise Gift – aus dem Sinn.

Alfred  horcht auf: Tatsächlich?

Luise Gift nickt; ja.

Gratuliere. Er sieht wieder auf seine Uhr und will rasch ab.

Luise Gift Alfred! Ich wollt dich nur um eine Minute bitten –

Alfred Eine Minute hat sechzig Sekunden. Sechzig ist viel. Er schreit sie an: Einen anderen Kopf, wenn man bitten darf, ja?!

Luise Gift Ich schneid sofort ein lustiges Gesicht, wenn ich weiß, daß du mir verzeihst –

Alfred Das zuvor? Eine Drohung ohne zwoten Zeugen? Quatsch, ich bin nicht kleinlich.

Luise Gift Schlag mich.

Stille.

Alfred fixiert sie mißtrauisch und nähert sich ihr.

Schlag mich.

Alfred Nein.

Luise Gift Quäl mich nicht, schlag mich.

Alfred Warum?

Luise Gift Weil ich es verraten hab, daß du das Fräulein nach Südamerika verkaufst – Schlag mich.

Stille.

Alfred  langsam, lauernd: Wem hast du mich verraten?

Luise Gift Dem Kongreß.

Alfred Und?

Luise Gift Zuerst hab ichs einem Delegierten verraten, aber der wollt nichts davon wissen, der war nämlich so prinzipiell – und dann hab ich das Fräulein überall gesucht und nirgends gefunden und dann hats mich gepackt – Sie brüllt: Im Kopf hats mich gepackt, im Kopf – Sie wimmert – da bin ich zum Kongreß und habs dem Herrn Generalsekretär verraten –

Alfred Und was meinte der Herr Generalsekretär?

Luise Gift Er war sehr höflich, der Herr Generalsekretär, und hat mich hinausbegleitet und dann hat er gemeint, ohne Zeugen könnt man zwar nichts wollen, aber er will dennoch den Fall aufgreifen, hat er gemeint – in irgendeiner Form –

Stille.

Alfred kneift sie in den Arm.

Au! Au! Au –

Stille.

Alfred Das war perfid.

Luise Gift Ich Widerrufs. Ich schwörs ab.

Alfred Hyäne.

Luise Gift Verzeihs mir, bitte. Bitte.

Alfred Nein, ich schlag dich nicht.

Luise Gift Bitte schlag mir ins Gesicht. Mit der Faust.

Alfred Rechts oder links?

Luise Gift Mitten ins Gesicht – bitte –

Stille.

Alfred Du riechst aus dem Mund. Nach Schnaps.

Luise Gift Ich werd es wieder gutmachen –

Alfred Kannst du es ungeschehen machen? Nein, sagt Strindberg, der schwedische Dichter.

Luise Gift Bitte. Sonst bin ich allein.

Alfred Ich nicht.

Luise Gift Lüg nicht. Lach mich nicht aus, bitte.

Stille.

Alfred Wir wollen sachlich bleiben. Wir wollen uns nicht weh tun, lösen wir unsere Liaison, die uns viele reine Freude brachte, sanft und korrekt, um uns ohne bitteren Geschmack rückerinnern zu können. Schau, Luischen, ich bin jung und du bist alt. Du darfst es nicht forcieren, daß ein normal immerhin entwickelter junger Mann sich zeitlebens an dich kettet. Es hat keinen Sinn, daß ich dir verzeihe, denn einerseits kannst du mir nur mehr Unannehmlichkeiten bereiten und andererseits kannst du mir nicht mal mehr nützen. Mir hat nämlich der liebe Gott geholfen. Weißt du, was das heißt?

Luise Gift Nein, das weiß ich wirklich nicht. Lach mich nur aus –

Alfred Das sieht nur so aus. Ab.

Luise Gift allein: Futsch.

Stille.

Er war ja sogar höflich. – Radikal futsch.

Stille.

Was hat er gesagt? Der liebe Gott hat ihm geholfen? Wenn es einen lieben Gott gibt – was hast du mit mir vor, lieber Gott? Hörst du mich, lieber Gott? – Du weißt ich bin in Düsseldorf geboren. – Lieber Gott, was hast du mit mir vor, lieber Gott –?

In der Ferne spielt eine Jazzband und nähert sich; der Hafen verwandelt sich in das Café Klups; die Gäste, meist Prostituierte, Rennsachverständige und Zuhälter lassen sich vom Kellner bedienen; ein neues Transparent taucht auf: »Tanz im Café Klups. Betrieb! Stimmung! Laune!«; die Jazzband betritt das Podium.

Luise Gift ist es, als würde sie all das träumen. Allgemeiner Tanz im Café Klups.

Der Polizist wächst aus dem Boden und hebt die Hand:

Halt!

Alles verstummt.
Der Kellner verbeugt sich vor dem Polizisten.

Der Polizist schnarcht. Wo ist denn das Tischfähnchen? Hier fehlt doch irgendwo ein Fähnchen – zu Ehren des Kongresses.

Der Kellner Hier fehlt kein Fähnchen.

Der Polizist Hier fehlt ein Fähnchen – und zwar auf dem dritten Tische links hinten an der rechten Wand gegenüber – dieser Dame! Er deutet ruckartig auf Luise Gift.

Luise Gift  heult auf: Nein! Nein! Ich kann doch nichts dafür!

Der Polizist Das kann jede sagen! Jede sagen!

Luise Gift Ich bin unschuldig, Herr Wachtmeister! Ich kann nichts für das Fähnchen! Ich hab noch keinem Fähnchen was getan – Sie wimmert.

Der Polizist Kennen wir! Kennen wir! Er zieht sein Notizbuch. Ihr Name?

Der Kellner Herr Polizeipräsident! Überzeugen Sie sich doch persönlich. Darf man bitten –

Der Polizist  eilt an den bezeichneten Tisch und hält ruckartig: Hm. Der Tisch ist allerdings beflaggt. Das Fähnchen flattert im vorschriftsmäßigen Winde, jedoch –

Der Kellner unterbricht ihn, fährt ihn an: Was wollen Sie denn?! Was wollen Sie denn?!

Der Polizist Kaffee. Er nimmt Platz an dem Tischchen. Vorerst.

Der Kellner Tasse oder Kännchen?

Der Polizist bösartig: Hüten Sie sich vor mir.

Der Kellner Also Kännchen?

Der Polizist Natürlich Kännchen! Natürlich!

Der Kellner ab.
Allgemeiner Tanz im Café Klups.
Das Fräulein erscheint und spricht mit dem Kellner.
Luise Gift erkennt sie und horcht.

Das Fräulein Kennen Sie einen Herrn Alfred?

Der Kellner Herr Alfred müßte schon hier sein. Was wollen Sie? Kaffee, Tee, Schokolade –

Das Fräulein Kaffee.

Der Kellner Tasse oder Kännchen?

Das Fräulein Ist mir gleich. Sie erblickt Luise Gift.

Luise Gift Herr Alfred müßte schon hier sein.

Das Fräulein So laß mich doch!

Luise Gift  zum Kellner, tonlos: Schnaps.

Der Kellner Ha?

Luise Gift tonlos: Schnaps. Den billigsten Schnaps. Sie faßt sich an den Kopf und wankt.

Der Kellner Ist Ihnen schlecht, Frau Baronin?

Luise Gift rülpst: Vielleicht, Herr Baron. – Es dreht sich, als hätt ich schon zuviel Schnaps – das war ein billiger Schnaps – der billigste. Sie rülpst wieder und nähert sich torkelnd dem Fräulein. Jetzt ists vorbei. Radikal.

Das Fräulein Freut mich.

Luise Gift Sei nicht grausam, bitte.

Das Fräulein Es freut mich für dich.

Luise Gift Das ist schön von dir. Sie rülpst – horcht, rülpst nochmal. Hörst du mich?

Das Fräulein Das ist Schnaps.

Luise Gift Billigster Schnaps. Nur um den Kummer zu löschen, den Kummer – Du wirst mich mal verstehen –

Das Fräulein Ich verzichte.

Luise Gift Ich auch. Ich verpfusch dich nicht, vielleicht findet einmal eine in Südamerika das Glück. – Ich wünsch es dir.

Das Fräulein Bitte, schau mich nicht an.

Luise Gift Gestern hab ich ein Gedicht verfaßt. Ich kann nämlich auch dichten. Wenn ich allein bin, dann dicht ich manchmal. Hier hab ichs. Sie entfaltet einen Zettel und liest. ›Und ich suche und suche Dich, Du meine Seele, mein besseres Ich.‹ Das ist das Gedicht.

Das Fräulein Das ist aber kurz.

Luise Gift Aber romantisch. Nimm es mit dir über das Meer. Über das romantische Meer. Sie rülpst. Und verlier es nicht. Das Fräulein steckt den Zettel ein.

Wann fährst du?

Das Fräulein Das weiß nur Alfred.

Luise Gift Und sein lieber Gott.

Pause.

Gute Reise!

Das Fräulein Danke.

Luise Gift  will ab, wendet sich aber nochmals dem Fräulein zu: Was ich noch fragen wollte –: wo hast du heut Nacht geschlafen?

Das Fräulein Warum?

Luise Gift Ich möcht dort vorbeigehen.

Das Fräulein Ich hab zwölf Mark verdient.

Luise Gift Zwölf? – In deinem Alter hab ich das auch verdient. Umgerechnet, denn damals war ja alles billiger. Bin ich sehr häßlich?

Das Fräulein Nein.

Luise Gift rülpst und ab.
Allgemeiner Tanz im Café Klups.

Alfred  betritt das Café Klups, entdeckt das Fräulein, zieht sich mit ihr in eine Ecke zurück, das heißt in den Vordergrund: Der Paß ist in Ordnung. Dito die Karte. Zwischendeck. Morgen früh.

Das Fräulein betrachtet den Paß: Was bin ich? Kindergärtnerin?

Alfred Geben Sie acht! Wir werden beobachtet.

Das Fräulein Ich wollt mal Kindergärtnerin werden.

Alfred Wenn Sie drüben sind, so grüßen Sie Herrn Ibanez und richten Sie, bitte, meine besten Empfehlungen an seine werte Gemahlin aus.

Das Fräulein Ist Herr Ibanez verheiratet?

Alfred Sehr sogar. Er macht nichts ohne seine Frau. Sie brachte zwei Pariser Bordelle mit in die Ehe und er hat nämlich nur die Nutznießung.

Das Fräulein Wie sieht er denn aus, der Herr Ibanez?

Alfred Er könnt Generalsekretär sein.

Der Generalsekretär betritt rasch das Café Klups.

Der Kellner Sie wünschen? Kaffee, Tee, Schokolade –

Der Generalsekretär Ich suche einen gewissen Herrn Alfred.

Der Kellner Was wollen Sie von ihm?

Der Generalsekretär Das werde ich ihm selbst sagen.

Der Kellner Ein gewisser Herr Alfred ist mir unbekannt.

Der Generalsekretär Leugnen Sie nicht! Ich weiß alles! Ja!

Alfred  tritt vor: Na was wissen Sie denn schon? Wer sind denn Sie? Ich bin der Gewisse.

Der Generalsekretär Ich bin der Generalsekretär des internationalen Kongresses für internationale Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels –

Alfred  unterbricht ihn: Es gibt keine Mädchenhändler!

Der Generalsekretär Sondern?

Alfred Na was wissen Sie denn schon?

Der Generalsekretär Sie irren sich! Ich komme keineswegs mit feindlicher Absicht, ich spreche lediglich im Namen der zivilisierten Nationen. Der Kongreß hat soeben einstimmig beschlossen, Damen und Herren aus dem Personenkreise der Prostitution über die Prostitution zu befragen, um die Prostitution wirklich bekämpfen zu können. Im Namen des Kongresses fordere ich Sie auf, an der Verwirklichung unserer hohen Ideale mitzuarbeiten!

Alfred Muß es sein?

Der Generalsekrär Ihr Mißtrauen entbehrt jeder Begründung. Der Kongreß appelliert lediglich an den korrekten Fachmann in Ihnen. Der Kongreß weiß, daß ein Fräulein nach Südamerika verkauft wird, und der Kongreß bittet Sie durch mich, ihm Gelegenheit zu gewähren, jenes Fräulein befragen zu können. Der achte Unterausschuß interessiert sich nämlich durch Mehrheitsbeschluß plötzlich für die psychologische Seite. Sozusagen die rein menschliche. Es dürfte ja voraussichtlich nur akademischen Wert –

Alfred  unterbricht ihn: Jenes Fräulein fährt in sechs Stunden.

Der Generalsekretär Dann bitte ich Sie, jenes Fräulein sofort vor dem Kongreß erscheinen zu lassen. Es steht zwar ein Bankett auf dem Programm, aber zwischen den Gängen –

Alfred  unterbricht ihn wieder: Garantieren Sie?

Der Generalsekretär Natürlich. Ja!

Alfred Falls aber jenes Fräulein die Überfahrt versäumt –

Der Generalsekretär – werden Ihre Verluste ersetzt.

Alfred Zu hundert Prozent.

Der Generalsekretär Natürlich! Ja!

Pause.

Alfred Was zahlen Sie, wenn jenes Fräulein vor dem Kongreß erscheint?

Der Generalsekretär Pardon! Es dreht sich doch nur um Informationen –

Alfred Egal! Wer lernt umsonst? Nicht unter fünfzig Mark.

Der Generalsekretär Vierzig Mark.

Alfred Fünfzig.

Der Generalsekretär Fünfundvierzig.

Alfred Fünfzig.

Der Generalsekretär Achtundvierzig.

Alfred Schämen Sie sich.

Der Generalsekretär Der Kongreß muß sparen und so kann ich mich nicht schämen. Ich bin Beamter.

Alfred Ein sparsamer Mensch.

Der Generalsekretär Achtundvierzig.

Alfred Nehmen Sie es zu Protokoll, daß ich dem Kongreß zwo Mark schenke. Für Wiederinstandsetzung gefallener Mädchen.

Der Generalsekretär Ich danke Ihnen für Ihre hochherzige Stiftung im Namen des Kongresses. Er grinst, verbeugt sich und ab.

Ferdinand  betritt das Café Klups, setzt sich und klopft mit dem Spazierstock auf den Tisch; fröhlich: Kaffee! Kaffee! Kaffee!

Der Kellner Tasse oder Kännchen?

Ferdinand Ein Kännchen! Auf Herrn Alfreds Rechnung!

Der Kellner Das kann jeder sagen.

Ferdinand Herr Alfred ist mein Bruder, Herr!

Der Kellner  zu Alfred: Alfred! Kann das dein Bruder sein?

Das Fräulein erblickt Ferdinand, schreit gellend auf und taumelt zurück.
Alles verstummt.

Ferdinand  ist aufgesprungen und starrt das Fräulein an: nein, so ein Zufall – ein Zufall –

Stille.

Alfred Kennt ihr euch?

Ferdinand Jawohl.

Alfred Wie kennt ihr euch?

Das Fräulein  hat sich gefaßt: Ich bin nur erschrocken.

Ferdinand Ist das jenes Fräulein, das wir nach Südamerika verkaufen?

Alfred Yes.

Ferdinand Komisch.

Alfred Wieso?

Ferdinand Das Fräulein war mal nämlich meine Frau.

Das Fräulein rasch ab.
Alfred ihr nach.
Ferdinand sieht ihnen nach, setzt sich dann mechanisch und nippt von seinem Kaffee.
Musiktusch.


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