Gottfried Keller
Das Tagebuch und das Traumbuch
Gottfried Keller

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Den 18. Julius

Nach der Natur gezeichnet und mich dabei an einem Ameisenbau ergötzt, welcher in meiner Nähe war. Ich warf das ausgerauchte Endchen einer Zigarre hinein. Einige Polizeiinspektoren untersuchten es, machten sich aber spornstreichs wieder davon. Nachher legte ich ein kleines Stückchen von einem Pfannkuchen hin, welchen ich zum Mittagsmahle mitgenommen hatte; sogleich war es mit Ameisen bedeckt, und nun ging das possierlichste Treiben an. Das Stückchen bewegte sich bald fort, hinten und vorn zogen und schoben die Tierlein auf das lustigste. Ich sah ganz deutlich, wie einige im Wege liegende Hindernisse, Reiserchen und dergleichen erst auf die Seite schafften und dann nachher wieder anpackten, während andere solche vorragenden Ecken des fortzuschaffenden Gegenstandes, welche durch die Öffnung nicht hindurchpaßten, abbissen und so wegschleppten. In einer Weile darauf sah ich nichts mehr davon. Nach ungefähr zwei Stunden störte ich den Bau mit einem Rütchen vorsichtig auf, und siehe, das Omelettenfragment war zuunterst, etwa dreiviertel Fuß tief, wohl versorgt, obgleich schon tüchtig angenagt. Jetzt wimmelte aber alles auf, und die erste Sorge war, den Schatz wieder in Sicherheit zu bringen. Erst nachdem sie ihn wieder verborgen hatten, begannen sie die Renovation der Kolonie, welche am Abend beinahe zu Ende war. Das unglückselige Zigarrenendchen aber lag, wie eine verzauberte Prinzessin, immer an derselben Stelle. Die emsige Geschäftigkeit und die anscheinende Freudigkeit der Tierchen über den fremdartigen Fund des Pfannkuchenstückleins erinnerte mich an die Trojaner, als sie das rätselhafte Pferd in ihre Stadt führten.


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