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Ein Traumgesicht

       

Sie schmähten meine Harfe,
Sie schalten ihren Klang,
Der minniglichen Maiden,
Den holden Augenweiden,
Manch zartes Loblied sang.

Er feiert Frauenschöne
Und trägt ein Mönchsgewand?
Wann wurde je vernommen
Solch Ärgernis der Frommen
Im lieben Osterland?...

Als ich zerknirscht vorm Schlafen
An meine Schelter sann,
War's mir im Traum, als träte
Bescheidentlich zum Bette
Ein schlichter Gottesmann.

"Ich kam, um dich zu trösten,"
So hub er an, "mein Sohn!
Ein Seliger bin ich heute,
Einst nannten micht die Leute
Den Mönch von Montaudon.

Ich ritt in alle Burgen
Am Ufer der Durance.
Von Frauenminne sang ich
Und alle Herzen zwang ich
Der liederfroh'n Provence.

Doch als ich fuhr gen Himmel,
Schloß Petrus flugs die Tür'
Und zürnend rief der Jünger:
Gemünchter Minnesinger,
Hebe dich weg von hier!

Da nahte eine Fraue,
Die gab gar lichten Schein.
Sie sah sich um im Kreise
Und dann gebot sie leise:
Geh', laß den Sänger ein!

Wer reine Minne predigt,
Der übt ein heilig Amt.
Sie loben heißt Gott loben;
Denn Minne führt nach oben,
Weil sie von oben stammt.


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