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Es war etwas mehr als sechzehn Jahre später, in den letzten Novembertagen des Jahres 1757. Der Krieg, der nachmals in den Annalen der Geschichte der siebenjährige genannt wurde, war seit einem Jahre bereits entbrannt.
Preußens Heldenkönig, der große Friedrich, hatte es mit einer halben Welt aufgenommen, ihr zu beweisen, daß er gewillt war, als ein König und ein Held dem Lande seiner Väter die Stellung in dem Rate der Großen zu erringen und zu bewahren, die ihm gebührte, kraft der Tüchtigkeit und unerschrockenen Tapferkeit des Volkes der Preußen.
Er wollte nicht nur König heißen, er wollte es sein, und er gedachte der Welt zu zeigen, was der »Markgraf von Brandenburg mit seiner Berliner Wachtparade«, wie man ihn und sein glorreiches Heer spottend zu nennen beliebte, was Er und die Seinen, was sein Land in Wahrheit zu bedeuten hatte.
So stand der Held mit gezücktem Schwerte, hinter ihm sein Volk in flammender Begeisterung. – – –
In Lissa, dem kleinen schlesischen Städtchen an der Weistriz, unweit Breslau, saßen in dem geräumigen Zimmer des Erdgeschosses eines weitläufigen alten Hauses zwei junge Menschenkinder, ein Jüngling und ein Mädchen, beide hellhäutig und blond, unverkennbar Geschwister.
Sie saßen an dem schweren, breiten Eichentisch, der in die Ecke zwischen dem Riesenkachelofen und der Fensterwand geschoben war, den Bänke umgaben. Sonst standen im Zimmer nur noch zwei wuchtig geschnitzte Schränke, die bis zur niederen Decke stießen und gemacht schienen, eines ganzen Hauses Inhalt in ihrem umfangreichen Innern zu bergen. Hölzerne bemalte Stühle und ein Urvätersessel mit weit ausladenden Ohrenlehnen vervollständigten das Ganze. Auf die blütenweißen Dielen war Sand gestreut.
Das Mädchen nähte eifrig an weißem Linnen. Sie hatte sich dicht ans Fenster gerückt, den letzten Tagesschein des grauen Novemberhimmels zu nutzen. Er glitt auch über ihren schlichten Blondscheitel und ließ ihn leise aufleuchten. Der Jüngling saß unweit von ihr, hatte den unbotmäßigen Blondschopf mit beiden Händen durchfurcht und stützte also das Haupt mit den Ellenbogen, die er am Tisch aufstemmte. Sein Gesicht war so nicht sichtbar, aber die jungen Stirnen glichen sich am Haaransatz, das war deutlich zu sehen.
Die beiden waren Jost und Magdalene Brömel, des Herrn Schloßverwalters Justus Brömel und seiner Frau Eheliebsten ehelich und einzige Kinder.
Jetzt sah der Jüngling auf, ein lichter Flaum wollte ihm ums Kinn und um den Mund sprossen, er mochte so zwanzig Jahre alt sein. Ungestüm ließ er die Fäuste auf den Tisch fallen, Magdalene, die Sanfte, fuhr zusammen. Seine Augen sprühten und in seiner Stimme grollte es, als er sagte: »Ich halt's nicht aus, Malene,« – so kürzten sie den Namen – »ich halt's nicht aus, sag' ich dir. Wenn der Vater nicht nachgibt, brenn' ich einfach durch. Sollst schon sehen.«
»Sei gut, Jost, wirst den Eltern doch nicht solchen Kummer machen.« Des Mädchens Stimme war weich und sanft, wie das Gesicht, das sie jetzt dem Bruder zukehrte. »Sei gut, Jost!«
»Damit komm' ich nicht weiter. Nachgeben ist für Mädchen recht. Männer müssen für das einstehen, was sie wollen.«
»Und willst doch, daß der Herr Vater nachgeben soll.«
Des großen Jungen Gesicht sah nicht eben geistreich aus bei diesem Einwurf der sanften Schwester. Er stotterte was, war aber alsbald im klaren, »Wie du sprichst, Malene, wo es sich um mein Glück und meine Zukunft handelt. Ich sag' dir, auf dem Hof kann ich nicht bleiben, kann nicht in des Vaters Amt nachrücken. Alles in mir schreit danach, mich der glorreichen Armee des großen Königs anschließen zu dürfen. Soldat will ich sein mit Leib und Seele!«
»Und der Vater, Jost? Und die Mutter? Und ich, Jost?«
»Ach was, viele gehen von Haus und Hof. Wo nähm' der große König seine Soldaten her?«
»Und wenn sie dich zum Krüppel schießen?«
»Lieber ohne Arme und Beine und Soldat gewesen sein, als hier auf dem Hof verkommen! Dort lebt man, hier ißt man nur und schuftet.«
»Jost, Jost, versündige dich nicht.« Magdalene hatte die Hände auf dem Herzen. Das Linnen lag ihr im Schoße.
Unsicher sah der Bruder nach ihr hin. Aber dann flammte verdoppelter Trotz in ihm aus. »Albernes Getue! Weibergetue! Keiner versteht mich außer der Fritze. Nicht die Mutter, nicht der Herr Vater, und du erst recht nicht, Malene, so'n Waschlappen, so'ne Milchsuppe, wie du bist. Da ist die Fritze ein ander Gewächs, hat Blut in den Adern und Courage im Leib, so klein und fein sie ist. Alle Achtung! Wo sie steckt, die Fritz – –.«
Etwas Unerwartetes hemmte seinen Redefluß, etwas, das ihm den rauhen Schmerzenslaut entlockte: »Donnerwetter, au! Loslassen, oder – –!«
Eine Hand, fein und klein, aber sichtlich kräftig, hatte durch das Fensterlein gelangt, das nach dem Flur führte und just dort in der Wand sich befand, wo der Überfallene saß. Die kleine Hand war ihm in den Blondschopf gefahren und zauste und zauste derb. Und eine helle Stimme rief: »He! wie heiß' ich, Musjöh? Bitt' um meinen vollen Namen, wird's bald?«
»Sollt' mir fehlen. Brauch' meine Zeit besser, als klimperkleiner Mädels ellenlange Namen zu nennen.«
»Wird's bald?« Das Zausen setzte derber ein. Des Gemaßregelten Blondschopf war nun dicht zum Fensterlein gerückt, und die rächende Hand wühlte unbarmherzig darinnen. Es zuckte wie Schmerz über das gehobene Gesicht, aber kein Laut kam deshalb über die Lippen des zukünftigen Tapferen aus der Heldenschar des preußischen Heldenkönigs.
»Noch nicht genug? Wie heiß' ich, he?« So die helle, triumphierende Stimme der unsichtbaren Peinigerin.
Und siehe, das Maß war voll. Ein letzter Ruck der zausenden Faust, dem ein paar Blondhaare zum Opfer fielen, entschied.
»Fritze Viktoria!« brüllte der Gequälte. »Loslassen, Fritze Viktoria!«
Ein lustiges, schmetterndes Lachen antwortete. Die rächende Hand verschwand, und dafür wurde alsbald unter der Türe ein zierliches Persönchen sichtbar, zierlich wie eine Elfe, geschmeidig wie ein Eidechschen, dunkellockig, feueräugig, mit rotem Kirschenmund in dem feinen perlblassen Gesichtchen.
»Bravo!« sagte das Elfchen anerkennend, »Fritze Viktoria Mollwitz, zu dienen.«
Ja, des Königs von Preußen heldenhafter Majestät dermaleinstiges Patenkind aus der Schlacht- und Schneenacht von Mollwitz, glorreichen Angedenkens, war zu dem Elfchen herangewachsen, das da sonnig und lachend, mit triumphierend blitzenden Augen und blitzblanken Zähnen, grübchenübersät unter der Tür stand. Gerade erstaunlich viel hatte es ja nicht zu tun gehabt mit dem Wachsen, dies Patenkind seiner Majestät, denn seine Höhe war gar bald erreicht, aber lieblich und herzerquickend wie das äußere Menschlein hatte sich das innere entfaltet, allen, die ihm nahe standen, zur Herzensfreude und Erlabung. Pflegeeltern und Geschwister liebten das Elfchen, das so ganz aus ihrer Art schlug, denn sie waren allesamt blonde, hochgewachsene, still beschauliche, geruhige Naturen, wohingegen das Elflein in seiner beweglichen Quecksilberweise der Sauerteig war, der sie umtrieb.
Aber sie ließen es sich gerne gefallen und hatten ihre Freude dran.
»Was wünschten denn der gnädige Herr von mir, da er meinen Namen so schmählich amputierten, he? Sag's Malene! Losschießen, Jost!«
Dabei hatte der Wirbelwind die Arme erst zärtlich um des großen blonden Mädchens Hals gelegt, und stand gleich drauf neben dem zuvor Gemißhandelten, ehe man Atem holen konnte.
Jost fuhr sich bei dieser Annäherung erst wie mechanisch schützend nach dem Kopf, war aber dann sofort ganz wo anders. Seine Augen schauten schwermütig drein.
»Helfen sollst mir, Fritze V'chen,« – es war dies ein Kompromiß, das Jost zwischen dem langen Namen und dessen anspruchsvoller Besitzerin getroffen hatte, und das sie sich achselzuckend gefallen ließ, wenn sie nicht nachdrücklich rebellierte – »helfen sollst mir, denn die da« – er wies nach der Schwester – »ist so'ne Milchsuppe und Heulliese, so'n Banghase, der nie begreift, daß es einem aus den vier Wänden hinaustreibt, daß man erstickt, wenn man – –«
»Wenn du mir was gegen meine Malene sagst, dummer Jost, dann sieh zu, wer dir hilft, ich gewißlich nicht!« Herausfordernd stand die Kleine da und ihre Augen blitzten ihn schier feindlich an. Sie war dicht bei Magdalene und schlang die Arme um deren Hals.
»Was fährt dem Goliath durch den Sinn, Malene, he?«
In Magdalenens bekümmerte Blauaugen trat ein zärtliches Leuchten. »Die alte Geschichte, Fritze Vikchen,« -so fand sie sich mit dem Namen ab und stets ohne jeglichen Widerspruch – »er will durchaus seine Haut zu Markte tragen für den König von Preußen und – –«
»Meinen Patenkönig, Malene! Hm! er könnt' Dummeres wollen!« Ihre Augen blitzten.
»Danke,« sagte der große Jost trocken.
»Nicht Ursache, Goliath. Aber ich helf' ihm, Malene, ich helf' ihm. Der Herr Vater muß es ja einsehen, daß es nichts Höheres geben kann, als meinem Helden-Patenkönig zu dienen. Denk' doch, wie er sich gegen die ganze Welt stellt: hier bin ich, komm mal einer her und bind' mit mir an! Groß ist er, groß, Malene! Denk' an Prag, Malene! Dort hat er seine Tapferen durch die Sümpfe zum Sieg geführt. Es hat ihn seinen Schwerin gekostet, aber er hat sich nicht unterkriegen lassen. Die Feinde haben dran glauben müssen. Und neulich bei Roßbach, Malene, da hat er die Franzmänner in die Flucht gejagt wie die Hasen, auf die sie geschossen haben, als die Schlacht losging. Arme Tierchen, was mögen die in Verzweiflung hin und her gerannt sein so zwischen den feindlichen Heeren. Hurra! die Franzen schießen sich selber tot, haben die Preußen gejubelt und sind mit Lachen in die Schlacht gegangen. Vierundsechzigtausend Franzen, nicht Hasen, Malene, haben ihnen gegenübergestanden, sie waren nur zweiundzwanzigtausend stark, und mein Held, mein König, mein hoher Pate, hat doch gesiegt. Hurra! Hurra! Hurra!«
Ihre helle Stimme klang wie Posaunenton, und sie drehte sich um die eigene Achse. Der lange Jost war aufgefahren, auch seine Augen blitzten, und wenig fehlte, so hätte er in das Hurra eingestimmt.
Magdalenens Augen waren nicht heller geworden.
»Des Krieges Glück ist wandelbar,« sagte sie leise. »Denkt an Kolin.«
»Es war die erste Schlacht, die er verloren hat. Wer ihm das anrechnen will, ist kleinlich.« Jost sprühte.
»Und so tapfer ging er schier allein gegen eine feindliche Batterie vor. Mach ihm das einer nach, dem Großen! Dem Einzigen! Bei Roßbach hat er alles wettgemacht. Hurra!«
»Hurra!« brüllte nun auch der lange Jost, hatte das Elfchen umfaßt und schwang es wie toll ringsum.
»Laß, Goliath, um Himmels willen laß, mir wird ganz wirbelig. Ich helf' dir auch, daß der Herr Vater dir erlaubt, zu meinem Heldenpaten zu ziehen. Sollst sehen, ich helfe dir.«
So schmeichelte die Kleine, während sie im Kreise flog. Und der Goliath setzte sie fein sorgsam, fast zärtlich auf die kleinen Füße. »Das wolltest du tun, Fritze Viktörchen, das wolltest du tun?« Auch die Stimme klang fast zärtlich, und wenn der Lange das Elflein so nannte, dann war er ihm sehr hold gesinnt.
Die Kleine nickte ihm gönnerhaft zu. »Verlaß dich auf mein Wort. Ich verschaffe dir die Erlaubnis. Wie, weiß ich freilich noch nicht, aber ich hab' noch allemal einen Weg gefunden, wenn ich was sehr ernstlich will. Und ich will, Jost.«
Der war schier gerührt. »Bist ein gutes kleines Tierchen, Fritze Viktörchen. Ich vergess' dir das nicht, niemals!«
Seine große Hand macht sich täppisch mit des Elfchens dunklem Lockengewirr zu tun, bis dieses quietschte und die große Hand abwehrte.
»Kinder, dumme Kinder, seid ihr alle zwei, so lang der Junge ist und so viel besser es die Fritze Viktoria wissen könnte.«
Wenn Magdalene den Namen des Elfleins in seiner ganzen Achtung gebietenden Länge gebrauchte, dann war ihr Mißfallen höchlichst erregt, das wußte die Kleine. Sie schlang die Arme um der blonden Schwester Hals. »Gut sein, meine Malene,« bettelte sie und spitzte das Kirschenmäulchen.
Dem widerstand Magdalene selten. Ein Kuß besiegelte die Versöhnung.
»Und versprich, daß du den Jost nicht noch toller machst, als er schon ist,« flüsterte Magdalene an des Elfleins Ohr.
Das aber richtete sich auf mit energischem Ruck, warf die Locken zurück und schoß Blitze. »Ich – –«
Weiter kam es nicht. Durch das schweigende Haus klang urplötzlich eine laute befehlgewohnte Stimme.
»Malene! Fritze! Mädels, wo steckt ihr?«
»Die Mutter!«
»Die Frau Mutter!«
Die Wirkung auf die Gerufenen war eine verschiedene, trotz der Gleichheit ihres Ausrufs. Magdalene faltete in Hast ihr Linnen zusammen. Das Elflein aber verzog sich eiligst hinter des langen Jost breiten Buckel.
»Sitz still, Goliath, so sieht mich keiner,« flüsterte es verschmitzt. Und der Lange machte sich so breit, als er irgend konnte.
Unter der geöffneten Tür stand jetzt eine Frau, groß, blond, behaglich rund, befehlgewohnt, mütterlich. Unverkennbar die Mutter des Hauses, die Mutter der Blonden. Ihr Blick überflog rasch das Zimmer, »wo ist – –? Aber mach flink, Malene, das Brot muß in den Ofen. Wir müssen es in Sicherheit haben, ehe die Horden einrücken. Sie sagen ja wohl, der Preußenkönig mit den Seinen sei im Anmarsch, wer weiß, wie lange – –.«
»Hurra! Frau Mutter, hurra, hurra!« Die Stimme kam aus des langen Jost Richtung, war aber nicht die seine.
Über das Antlitz der Mutter des Hauses, über das gute freundliche Gesicht der Frau Verwalterin Brigitte Brömel flog ein vergnügtes Schmunzeln. Mit schnellem Schritt und Griff stand sie bei dem Sohn und hatte hinter dessen breitem Buckel etwas vorgezogen, das sich erst ein wenig sträubte, dann aber mit fröhlichem Jauchzen ihr am Halse hing. »Er kommt, Frau Mutter, er kommt! Mein Patenkönig kommt! Ich werd' ihn sehen können! Ich darf doch, Frau Mutter, ich darf doch? Hurra! Hurra! Hurra!«
»Ist die Jungfer denn ganz des Kuckucks? Erstickt mich schier, zerquetscht mir die Haube, vertrödelt die kostbare Zeit mit Tollheiten und Allotria!« So zankte die Frau Verwalterin, dabei wich ihr aber das Lachen nicht aus den Mundwinkeln und die Zärtlichkeit nicht aus den Augen.
Die Gescholtene hatte derweil losgelassen und drehte sich wie ein Kreisel im Zimmer herum. Sie kam dabei der Tür nahe und einem blonden Hünen, der dort urplötzlich erschienen war, allzu nahe.
»Au weh! meine Hühneraugen, Mädchen!« grollte eine Baßstimme und dröhnte, als käme sie aus einem hohlen Raum irgendwoher.
Des Elfleins Tritt mußte nicht allzu elfenhaft gewesen sein, der Miene des Riesen nach zu urteilen.
Das Elflein aber kümmerte das wenig. Statt sich zu entschuldigen, fein demütig und beweglich, hing es ihm am Halse: »Er kommt, Herr Vater, er kommt!«
Der Hüne sah nicht eben geistreich aus, eher ein bißchen verlegen, wie er so mit gespreizten Beinen stand, die Pfeife in der einen weit ausgestreckten Hand, den andern Arm, das Ebenmaß herzustellen, desgleichen wagrecht von sich haltend. Das Elflein baumelte ihm am Halse, wie irgendein sonderbares, erstaunlich unnötiges Anhängsel. Er hielt den Kopf stiersteif im Nacken und seine blauen Augen suchten mit schier kindlich hilflosem Ausdruck die Zimmerdecke ab.
Die Seinen standen erstarrt.
Solche Dreistigkeit mit dem Herrn Vater umzuspringen wäre keinem der eignen Kinder je in den Sinn gekommen.
Mit ihnen war er streng, hart oftmals. Er wollte als rechter Mann an ihnen seine Vaterpflicht erfüllen und der Begriff deckte sich bei ihm, wie bei den meisten seiner Zeitgenossen, mit rauher Unbeugsamkeit, ja Tyrannei.
Nur was das Elflein betraf, da war eine weiche Stelle in seiner Unnahbarkeit, klaffte eine Lücke in dem eisernen Panzer seiner sogenannten Vaterpflicht. »Denn, Mutter, ist so ein Püppchen, die Kleine, zerbricht ja, wenn man's nur anbläst!« So beschönigte der Hüne vor sich und andern diesen seinen Mangel an Folgerichtigkeit als Erzieher.
Das Anhängsel an seinem Halse war mittlerweile abgesprungen, der Frau Mutter Hand hatte nachgeholfen. Die sah ihren Eheherrn und Hünen nur ungern in Bedrängnis. Auch waren ihr die staunenden Augen der eignen Kinder etwas unbehaglich. Das Jungvolk konnte ja doch nur schwer verstehen, wie man aus reinster Vaterliebe und unbeugsamem Pflichtgefühl hart sein mußte. Dies Verstehen kam erst, wenn auch ihnen dermaleinst Kinder um den Weg liefen und erzogen sein wollten – mußten.
»Marsch in die Küche, Mädchen, an die Arbeit!« Ihre Stimme war durch all diese Betrachtungen barscher, als sie zu sein pflegte.
Die Mädchen flogen.
Als die Tür sich geschlossen hatte, trat der Vater zum Tisch. Er sah den Sohn dort untätig sitzen und eine Zornwelle stieg ihm zu Kopfe.
»Hält der Musjöh am hellen Nachmittag Maulaffen feil, der Vater kann schuften.« Wie fernes Gewittergrollen dröhnte der Baß.
Jost hob den gesenkten Kopf, seine Augen flehten. »Lasset mich hinaus, Herr Vater, die Arbeit hier tauget mir nicht. Mich locket das Soldatentum.«
»Das Herumlungern und Nichtstun, jawohl.«
»Ich bin kein Faulenzer, Herr Vater.«
»Das bist du nicht, aber ein Unbotmäßiger, mein Sohn, und der tauget niemalen zum Soldaten.«
Gerecht war der Hüne.
»Wenn ich meine Hantierung lieben kann, Herr Vater, so lasse ich mich für sie totschlagen.«
»Hab' dessenthalben nicht meinen Sohn groß gezogen, daß sie ihn mir über den Haufen oder zum Krüppel schießen sollten.«
»Ziehet ein Vater seinen Sohn einzig für sich groß, Herr Vater?«
Der Riese starrte. Der Einwurf kam ihm über den Weg, wie ein Knüppel zwischen die Beine. Zum Diskutieren war er nicht geschaffen, ging ihm das Wort hiefür allzu beschwerlich über die Zunge. Aber eine Blutwelle stieg ihm ins Gesicht, er zog an seiner Pfeife, daß eine Dunstwolke ihn urplötzlich einhüllte und seine Stimme war härter noch und gemessener als sonst, da er sagte:
»Ein Vater hat kraft göttlicher Anordnung die Wege seines Kindes zu bestimmen, wo dieses nicht weiß, was ihm tauget. Du bleibst daheim, mein Sohn, stehest zum Rechten in Haus und Hof, folgest mir, so Gott und der Herr Graf belieben in meinem Amte als herrschaftlicher Schloßverwalter und bist deinen Eltern im Alter Trost und Stütze, allwie es das Bibelwort befiehlt. Basta!«
Sprach's in dröhnendem Basse, rückte die in der Erregung schief gerutschte Mütze gerade, zog noch einmal an der Pfeife tief und lange, und benutzte den in der Ecke stehenden, mit tadellos sauberem Sande gefüllten Kasten zu seinem Zwecke, als speie er eines Lebens aufgespeicherte Galle und Gift. Dann stapfte er aus der Tür mit Tritten, die das Haus erzittern machten. Und die Tür schloß sich hinter ihm mit Donnergetöse.
Die Mädchen in der Küche hörten es. Magdalene zitterte. »Das hast du nun davon, daß du den dummen Jungen noch versteifst in seiner Bockbeinigkeit.«
Dies galt dem Elflein, das große erschreckte Augen hatte. Aber dann fuhr ein Schein durch die hin. »Mein König kommt, Malene, der bringt alles ins Gleiche, wirst schon sehen.«
»Kind,« sagte Magdalene, »dummes Kind.«
Das Elfchen widersprach nicht.
Drinnen aber im Zimmer hatte die Mutter die Arme um des Sohnes Hals gelegt und tröstete an ihm herum, als sei er noch der winzige Hemdenmatz von einstmalen.
Und als sei er der wirklich, ließ der lange Jost sich trösten, hatte den Blondschopf an der Mutterbrust, und schämte sich kein bißchen, als ihre kosende Hand in ein Feuchtes geriet, das ihm über die Wangen lief.
»Nachgeben, Jost, der Vater meinet dir's gut. Wirst es schon noch einsehen lernen. Nachgeben, ehe es zu spät ist, Bub!«
»Ich kann nicht, Frau Mutter.«
»Man kann alles, was man will, mein Sohn, und was – man muß.«
»Muß ein Kind immer und unbedingt nachgeben, Frau Mutter?«
»Immer, Jost, unbedingt.«
Die Frau Verwalterin, Brigitte Brömel, predigte dem Sohn ihr Evangelium. Danach hatte sie getan, da die Reihe des Nachgebens an ihr war vor Jahren, und – sie hatte sich wohl dabei befunden. Auf dies Evangelium des Nachgebens, des Fügens der Kinder unter der Eltern Befehl, wollte sie auch sterben.
Jost beugte den Blondkopf, ihm war alles Licht erloschen. Wohin er schaute, immer dasselbe Lied: sich fügen, unterordnen den eignen Wunsch, Gehorsam leisten denen, die es besser wissen mußten.
Und der große Junge legte den Kopf aus den Tisch und weinte bitterlich. Es ist nicht leicht, einen Wunsch begraben. –
Das Brot war geknetet, lag in tröstlich umfangreichen Laiben aus einem großen Tisch im Wirtschaftszimmer neben der Küche.
Mit Feldherrnblick und sehr befriedigt überschaute die Frau Verwalterin das Feld ihrer Tätigkeit, das Ergebnis saurer Mühen der letzten Stunden. Stolzer und selbstgewisser konnte Preußens glorreicher König am Abend einer gewonnenen Schlacht nicht dreinschauen.
Malene türmte eben einen Berg köstlich duftender Kartoffeln auf einer Schüssel, und das Elflein rannte geschäftig ab und zu, den Tisch zu decken. Es tirilierte und zwitscherte dabei wie eine Lerche, und die ihm zusahen und zuhörten, kam frohes Behagen an.
Das leuchtete zumeist aus des Herrn Vaters Augen, der drinnen am schweren Eichentisch breit hingelagert saß. Das Elflein hatte heute aus einem nicht offensichtlichen und nur ihm selbst bekannten Grunde drauf bestanden, den bequemen Urvätersessel mit den Ohrenlehnen, der sonst in der warmen Ofenecke stand, an den Tisch heranzurücken.
»Der Herr Vater muß sich's behaglich machen können, hat's ohnehin schwer genug in diesen schweren Zeiten,« so hatte das Elflein gezwitschert, und mit beweglich mitleidigem Blick, der aber nicht ganz echt war, zu dem Herrn Vater aufgeschaut. Der sah aber nur das Mitleid und war ganz benommen von so viel Fürsorge und Wohlwollen.
Er schmunzelte sehr.
»Fink, Goliath, pack an!« zwitscherte das Elflein wieder.
Der lange Jost raffte seine Gliedmaßen von der Bank auf und schob den klobigen Sessel zurecht nach des Elfleins Geheiß, das so tat, als strenge es sich mächtig an. Dabei raunte es: »Dummer Jost, mach doch ein freundliches Gesicht!« Der große Junge sah die Kleine dumm verwundert an, und ihm war, als sähe er ein rosiges Zungenspitzlein verschwinden, wie ein Eidechslein in einen Mauerspalt schlüpft.
Der Herr Vater aber ließ sich mit behaglichem Grunzen in den also bereiteten Sitz nieder, zog gewaltig an seiner geliebten Pfeife, und war mit sich und der Welt sehr zufrieden.
Als die Frau Mutter hereintrat, verwunderte sie sich baß über die neu geschaffene Ordnung. Das Elflein lachte sie an: »Hab's dem Herrn Vater bequem machen wollen, die Frau Mutter wird nichts dawiderhaben, ha, ha!«
Frauen haben von Urbeginn der Welt an schärfer gesehen als die Herren der Schöpfung, wo es dem Tun einer Mitschwester galt. So hob die Frau Mutter drohend den Finger, sah dem Elflein so recht eindringlich in die Augen, daß dem das Blut zu Gesicht stieg, und sagte: »Was hat die Jungfer vor? Was für Allotria führt sie jetzo im Schilde?«
»Laß das Kind, Mutter,« dröhnte des Riesen Baß, »es hat doch nur für mich sorgen wollen. Wer hat je dran gedacht, mir den Sessel zum Tisch zu rücken, he?«
»Hm, hm,« räusperte sich die Mutter, sagte aber nichts weiter, denn Magdalene erschien eben mit der duftenden Kartoffelschüssel.
Alle rückten nun um den Tisch und lagen dem Essen gründlich ob.
Der Herr Vater liebte keine Unterhaltung bei Tisch, »... denn,« sagte er, »was du tust, das tue recht, so steht schon in der Bibel, Mutter. Entweder ich rede oder ich esse.« So hatte er sein junges Weib einstmalen abgefertigt, da sie lustig und lebendig in sein Haus kam und ein frohes Wort liebte. Sie hatte sich drein gefügt ohne großen Kampf, sie war zum Fügen erzogen worden.
Und also hatte sie hinwiederum ihre Kinder erzogen, erst den Jost, dann die Magdalene, und dann zu ihrer Zeit auch das hereingeschneite Elflein, die Fritze Viktoria Mollwitz.
Aber die war doch nicht so ganz von der rechten Art, denn die rebellierte zuweilen, hatte es getan fast von dem ersten Zähnchen an und konnte es noch heute nicht lassen, bloß, daß ihr keiner drum gram sein konnte. Auch der Herr Vater nicht, der doch streng auf Ordnung hielt.
So auch heute.
Mitten ins Mahl hinein, da der Herr Vater just den dicksten Kartoffelbrocken und einen recht heißen dazu in den Mund geschoben hatte, zwitscherte das Elflein: »Bis wann gedenken der Herr Vater, daß die Preußen dasein können? Etwan schon morgen?«
Dem Herrn Verwalter wurde zwischen den heißen Brocken und der kitzlichen Frage – da das schlesische Land wieder einmal so gut als in Händen der Österreicher war, bedeutete das Anrücken der Preußen keinen Pappenstiel – also dem Herrn Verwalter wurde zwischen dieser Szylla und Charybdis, wohinein ihn des Elfleins Frage gestellt hatte, recht ungut zu Sinn. Er schluckte am quellenden, dampfenden Brocken, er verschluckte sich, daß ihm die Augen aus dem Gesicht quollen, daß seine Frau Eheliebste ihm hilfsbereiter als zart auf dem breiten Buckel trommelte, aber – – er antwortete! Antwortete der vorwitzigen Kleinen, nicht unwirsch etwa, behüte, mit fast zärtlichem Klang im Brummbaß und sagte:
»Wie kann ich das wissen, Kind, sintemalen ich mit Seiner Majestät, dem preußischen Fritz, annoch in keiner brieflichen Verbindung stehe, außer – – hm! hm! – – und nun essen wir.«
Das Stocken hatte dem heiklen Punkt, der Geldfrage, gegolten. Die versprochene königliche Beihilfe zu des Patenkindes Unterhalt war immer kärglich geflossen und stockte seit ein paar Jahren ganz, wovon aber das Elflein keine Ahnung hatte.
Dieses hatte den Kirschenmund schon zu einer neuen Frage geöffnet, da legte sich der Frau Mutter Hand mit ziemlichem Nachdruck darauf: »Jetzt wird gegessen, Fritze Viktoria!« Zuweilen waren ihr diese Übergriffe der Kleinen, die der so selbstverständlich schienen, den eignen Kindern gegenüber peinlich. Dann und nur dann kam ihr die »Fremde« zum Bewußtsein. Sonst war ihr das Elflein wie ihr eigen Kind.
Fritze Viktoria hatte die Frau Mutter mit großen, klugen, etwas verwunderten Augen angeschaut, hatte sich aber dann flink an die befohlene Tätigkeit gemacht und auch nicht wieder gegen die Hausordnung sich versündigt.
Das Mahl verlief fernerhin schweigsam nach des Hausherrn Wunsch und Weise.
Als alle die Waffen streckten und aus dem Chimborasso von Kartoffeln ein Maulwurfshügel geworden war, räumten die Mädchen flink geschäftig den Tisch ab, wohingegen die Mutter einen Korb rotbackiger Äpfel in des Tisches Mitte stellte und einen Teil davon eifrig in die Ofenröhre schob.
Nicht lange, und den Raum füllte ein würziger Geruch, den sie alle mit Behagen einsogen.
Magdalene, die Fleißige, hatte ihr Linnen wieder vorgekramt, Mutters nimmer rastende Hände klapperten mit Stricknadeln, an denen unwahrscheinlich große Socken baumelten, des Herrn Eheliebsten Maß, dem der Sohn getreulich nachahmte. Das Elflein und der lange Jost knackten Nüsse und fühlten sich erstaunlich behaglich dabei.
Da vertrat sich einer die Füße draußen vor der Haustür, man hörte deutlich wie es stampfte, kratzte und scheuerte. Dazu schlug Azor, der alte Hofhund, der das Gnadenbrot im Hause aß und sich zumeist im Ofenwinkel aufhielt, mit seiner heiseren Krächzstimme an.
»Wer jetzo noch daherkommt?« fragte der Herr Vater, und ein Mißbilligendes war in seinem Ton.
Auch die Frau Mutter sah nicht eben ermunternd nach der Tür hin. Dagegen hatten Jost und das Elflein blanke Augen, ihnen war jede Abwechslung willkommen, und Magdalene, die allzeit Hilfsbereite, erhob sich, dem Ankömmling im dunklen Flur zu leuchten.
Man hörte sie »Guten Abend« bieten und hörte dann des Antwortenden Stimme.
»Der Balzer, der Nachbar! Was der so spät noch wollen mag, he Mutter?«
In allen kritischen Lagen pflegte der Riese sich an diese Adresse zu wenden.
»Werden ja hören,« sagte die Frau Mutter geruhig, und ihr Riese nickte dazu.
Und sie hörten!
»Den Herzog von Bevern haben sie aufs Haupt geschlagen. Breslau hat kapituliert, Fünftausend Mann Besatzung sind zu den Österreichern übergegangen, die sind Herren im Lande. Der Zieten hat die Trümmer der Preußischen Armee gesammelt und nach Glogau geführt: Schlesien ist endgültig für die Preußen verloren, sagt man.«
Wie ebenso viele zerschmetternde Wurfgeschosse hatte der Ankömmling, der Nachbar Balzer, seine bösen Nachrichten den Lauschenden zugeschleudert. Er keuchte vor Eile und Wichtigkeit, Träger solcher Kunde zu sein. Jetzt wischte er sich eingehend die Stirn mit seinem riesigen roten Tuch und ließ sich umständlich und beschwerlich auf die Bank fallen. Er hatte genau des Nachbars Umfang, war ein blonder Hüne wie der.
»Was sagt der Herr Nachbar nun, he? Hat ja immer auf den Preußenfritz und sein Glück geschworen, ha! ha! ha!« Und noch einmal wiederholte er gewichtig und mit Nachdruck den letzten Teil seiner vorherigen Rede: »Schlesien ist endgültig für die Preußen verloren, sagt man.«
Ehe ein andrer zu Wort kommen konnte, nicht der Herr Vater, nicht die Frau Mutter, nicht der lange Jost oder Magdalene, wiederholte eine hohe, helle Stimme triumphierend spöttisch: »Sagt man? Ha! ha! ha! sagt man? Und ich sag' Euch, Nachbar Balzer, ich, die Fritze Viktoria Mollwitz« – der Name kam wie Posaunenton aus ihrem Mund, »ich sage Euch, laßt nur mal erst meinen Heldenkönig und Paten kommen und sehen, und – und fegen mit seinem eisernen Besen, dann zerstieben die Feinde wie der Staub von gestern. Hurra! Das sage ich, die Fritze Viktoria Mollwitz!«
Wieder schallte es durch den Namen wie Kriegsdrommetenton. Die kleine Person stand hoch ausgereckt, ihre Wangen glühten, ihre Augen blitzten, siegende Zuversicht, jauchzender Stolz lag über ihr.
Staunend sahen es der Herr Vater, die Frau Mutter, sahen es Jost und Magdalene, beifällig und zugleich hämisch meckernd sah es der Nachbar mit der Unkenkunde.
»Muß es ja wissen, das Jüngferlein, hä! hä! hä! gehört ja gewissermaßen zur Familie des Preußenkönigs, muß ja wissen, wieso der Hase läuft, hä! hä! hä! Nichts für ungut, Jüngferlein, gebt mir 'nen Schmatz, ist doch ein großer Held, Euer Preußenkönig, Donnerwetter ja, wenn sie ihm auch jetzt was am Zeuge flicken. Stell' ihn selber in das oberste Schubfach, Jüngferchen, drum gebt uns 'nen Schmatz, ja? Wollen Frieden schließen, ha! ha! ha!«
Er streckte dem Elflein die breite Hand hin. Aber das stieß sie weg und in den Augen wetterleuchtete es gefährlich.
Die Mutter kappte den Mast mit raschem Schlag, ehe denn der Sturm ihn fällte. »Zu Bett, Jungvolk! Ist höchste Zeit. Wer weiß, was der Morgen bringt, müssen gerüstet sein und Schlaf macht stark. Marsch, zu Bett!«
Sie gehorchten alle wortlos, auch der lange Jost. Er trug schwer an der Kunde, die der Nachbar brachte, sein Lieblingswunsch schien immer unerfüllbarer zu werden.
Das Elflein hängte sich ihm an den Arm unter der Türe. »Mach kein so trauriges Schafsgesicht, Goliath, wirst sehen, alles wird gut, wenn erst mein Heldenkönig da ist. Jost, dummer langer Jost!« Sie sprang an ihm in die Höhe und gab ihm einen nicht eben sanften Nasenstüber, lachte dann klingend hell wie ein Glöckchen und flog die Treppe hinauf. Der erzürnte Jost konnte sie nicht einholen, trotz seiner langen Beine. Die bedächtige Magdalene folgte wehrend und mißbilligend. Und dann schlugen Türen, es ward ganz still im Haus.
Drunten im Wohnzimmer, am Eichentisch hatte man als letzten Laut der abziehenden Jugend das perlende Lachen des Elfleins gehört. Das lenkte des Nachbars Gedanken.
»Wie lange ist das Mädchen jetzo in Eurem Hause, Nachbar?«
Der Hausherr nahm die Pfeife aus dem Mund, sah verblüfft drein, stieß dann hilfesuchend die Hausfrau an.
»Wie lange ist's her, Mutter?«
Frau Brigitte Brömel hatte was Zärtliches in Augen und Stimme, da sie antwortete:
»Sechzehneinhalb Jahre sind's, daß mein Bruder die Estafette schickte und anfragte, ob wir das Christenwerk tun wollten, du und ich, Vater. Laß mal sehen, es war ja so wohl im April, kurz nach der Mollwitzer Schlacht im Ersten Schlesischen Feldzug – –«
»Ganz recht, Frau Nachbarin, Anno 1741.« Der Nachbar wollte seine Geschichtskenntnisse dartun, und Krau Brigitte nickte geduldig.
»Da war's, Nachbar, da war's. Und da wir jetzt im Novembris Anno 1757 sind, so stimmen auch die sechzehneinhalb Jahre.« Sie nickte, daß die große weiße Haube in förmlich schaukelnde Bewegung geriet, was putzig anzusehen war, aber die zwei Hünen hatten dafür kein Auge.
Als ob sie träumte, sprach Frau Brigitte Brömel weiter: »Wenn ich denke, wie uns der alte bärtige Greuel von Grenadier das zarte Würmchen ins Haus brachte, wie er schimpfte und fluchte, daß er Kindermuhme habe spielen müssen, derweilen die Kameraden mit ihrem König Schlachten schlügen. Sie vergöttern ihn, ihren König, die Leute, drum bringt er auch fertig, was kein andrer könnte.«
»Ha! ha! Mutter, hat die Dirne abgefärbt, ha! ha!«
»Sei kein Narr, Mann, das sieht jeder, der sehen will. Gibt keinen Größeren auf Erden diemalen, als des Preußenkönigs Majestät. Das sage ich, die Frau Brigitte Brömel.«
»Und ist darum als wie das Evangelium, ha! ha! ha!« Das Kollern, womit der Riese das Lachen aus der untersten Tiefe seines gewaltigen Leibes hervorholte, war schier erschreckend. Auch warfen es die Wände beängstigend zurück.
Für die Frau Eheliebste hatte dies aber nichts Beklemmendes, sie war derlei Gewaltsausbrüche gewohnt, und lag ihr eher ein Behagen im freundlichen Gesicht, denn des Herren und Gebieters Heiterkeit – und wenn sie erschreckend geräuschvoll klang – war Kinderspiel gegen aufziehenden Sturm.
»War ein Glückstag, was Mutter?« dröhnte der Riese weiter, »hat uns ein Stückel Sonne ins Haus getragen der alte bärtige Greuel, he?«
»Das hat er, Mann, das hat er. Alles was wahr ist. Hat uns noch kein Stündlein Not bereitet, das Kind. Je, ja.«
»Als wie das eigne Fleisch und Blut, der lange Bengel, der Jost, was Mutter?«
»Versündige dich nicht, Mann. Ist ein braver Bursche und wird ein rechter Mann werden. Ist ein schmaler und beschwerlicher Steig, der aus jungen Sprudeltagen ins gesetzte Alter führt, weiß es aus meiner Zeit dermalen. Nicht jeder findet ihn, denn er geht durch Dorn und Gehege, Mann. Aber – – unser Jost hat steten Fuß und stetes Auge – hat er von dir, Vater – und wenn sein Blut annoch siedet und sprudelt –«
»Hat er von dir, Mutter.«
»Danke, – so findet er doch den rechten Weg, der Jost, das weiß ich gewiß.«
In ihren guten Augen standen dicke Tränen und liefen langsam über die rosigen, wohlgepolsterten Wangen.
»Wenn einer ihm selbigen Weg nachdrücklich weiset, nämlich, Mutter,« brummte der Riese.
Der Nachbar hatte nicht auf die beiden Eheleute geachtet, war seinen eignen Gedanken nachspaziert, wie denn das jedeiner am liebsten tut.
»Sagt, Nachbar, ist denn des Königs von Preußen Majestät auch groß im Worthalten, he? Im – –« Er vollendete seinen Satz mit der Bewegung des Geldaufzählens. »Oder ist Euch das Dirnlein lediglich Augentrost und Herzenslabe, ha! ha! ha!«
»Ist sie, Nachbar, ist sie!« bestätigte der Riese dröhnend, »was Mutter?« Aus das andre ging er nicht ein.
»Der König hat andres im Kopf als kleine gefundene Mädchen und kann's ihm auch keiner verdenken, und so ein Krieg kostet gewaltig viel Geld, Nachbar.« So ergänzte Frau Brigitte gutmütig des Eheliebsten Antwort.
»Wollt sagen. Frau Nachbarin, daß ihr das Mädel ganz aus dem eignen Beutel verhaltet, he? Ein gewaltig Ding in sotanen Kriegsläuften. Nehm' mein Käppel ab!«
Er lüftete sein Pechkäpplein und ließ den kahlen Schädel sehen, meckerte dazu ein bissel ungewiß zwischen Bewundern und Mißbilligen.
Gerecht war der Hausherr, auch stach ihn nicht ganz verdientes Lob gewaltiger denn Mückenstiche. »Hat ja wohl so ein acht bis zehn Jährchen lang ab und an ein Sümmlein hierher fließen lassen, der König. Mal war's mehr, mal war's weniger.«
»Letzteres wohl des öfteren, ha! ha! ha?« Der Nachbar mußte das einschieben.
Vater Brömel antwortete nicht, er fuhr in seiner Rede fort. »Seit so'n sechs, auch sieben Jährchen stockt denn die Zufuhr ganz, und das Mädel ist denn nun erst recht unser Kind, was Mutter?«
Die nickte nur, und der Nachbar verabschiedete sich. Es war Schlafenszeit. – – –
Die Sonne des 30. November ging blutrot unter. Es war ein arbeitsreicher Tag gewesen für die Frau Mutter und ihre zwei Adjutanten, die blonde Magdalene und das quecksilberne Elflein. Großer Scheuertag! Und da die Frau Mutter genau war, ein Stäublein entdeckte, wo kein andrer es sah, so war solch ein Tag nicht eben ein Freudenfest.
Aber er war zu Ende gegangen wie jeder andre Tag – blutrot stand die Sonne am Himmel, und die Nachtschleier wollten sich senken.
Das Elflein stand mit wirtschaftlich aufgekrempelten Ärmeln am Flurfenster, von wo man gerade in den roten Glast schauen konnte, und sog die Augen voll. Die Frau Mutter sah wohl die kleine Träumerin, wehrte ihr aber nicht, das Kind hatte heute reichlich seine Schuldigkeit getan. Wenn es nun ein bissel träumen wollte, mochte es. Ohnedies kamen bisweilen so absonderliche Gelüste zutage, die von andrem Blut zeugten, als es in den Adern der Brömels floß.
Die Frau Mutter schüttelte ihre große weiße Haube, die sie sich jetzt eben frisch aufgestülpt hatte, zum Zeichen, daß die Arbeit beendet sei. Sie ging wortlos nach der Küche, dort wirkte ihr eigen Fleisch und Blut emsig am Herde. Für die fleißige Magdalene gab es kein Traumstündlein, für sie färbte der allmählich versinkende rote Glast den Himmel draußen nur zum Zeichen, daß es nun bald Abendessenszeit sein werde, daß der Herr Vater und Bruder Jost, die als gierig Hungernde einzurücken pflegten, nicht zu warten hätten, sondern alles wohl bereitet fänden.
Und die Frau Mutter nickte mit der weißen Haube – das hier war ihr verständlicher.
Aber auch das Elflein hatte sich wieder zurückgefunden aus seiner Traumwelt. Es zündete das Licht an und deckte flink den Tisch.
Eben zur Zeit, denn schon hörte man draußen herbeistapfende Tritte, hörte die Haustür klappen, hörte Josts Stimme, der dem Azor schmeichelte, der ihn vor allen liebte, roch des Herrn Vaters nicht eben allzu würzigen Pfeifendampf.
»Da sind sie schon, flink, Fritze Vicke, das hast du nun von deiner Duselei da draußen bei der sinkenden Sonne, albernes Ding!« So schalt sich das Elflein selber und hantierte und flog.
Die zwei Mannen des Hauses säuberten sich derweil noch vom Tages- und Arbeitsschmutz, so wollte es die Frau Mutter und hielt streng darauf. Und dann kamen beide zugleich herein und da trug auch schon Magdalene den dampfenden Suppentopf herzu.
Der Hausvater nahm sein Käpplein ab, alle standen andächtig, derweil das Elflein mit seinem Glockenstimmchen das Tischgebet sprach. Und dann taten alle tapfer ihre Pflicht.
Neben Fritze Viktoria Mollwitz saß der lange Jost. Er hieb ein, daß einem angst werden konnte, der zusah. Sie war schnell fertig geworden, ihr Magenumfang entsprach wohl der ganzen kleinen Person. Nun saß sie in ihren Stuhl zurückgelehnt und beobachtete den Langen, den Kobold im Gesicht.
»Futterst wohl auf Vorrat, Goliath, was?«
Er fuhr herum. »Wieso, he?«
»Denkst wohl, wenn erst die Preußen – – Hat der Herr Vater nichts gehört von meinem König und den Seinen?«
Da auch der Hausvater bereits die Eßwerkzeuge beiseitegeschoben hatte, so war gegen die Frage nichts weiter einzuwenden – das Reden war ja jetzt erlaubt. Nur daß er keine Auskunft zu geben wußte, war ein Hindernis. So schüttelte er also bloß den Kopf, von unnötigen Worten war er kein Freund.
»Weißt du was, Goliath?« Das Elflein gab so leicht nicht nach.
Und da der eben noch beschäftigt war, die letzte Zufuhr einzuschieben, so erachtete auch er ein Schütteln des Kopfes als genügend.
Da aber kam er übel an. Ein Rippenstoß fuhr ihm in die Seite, der eine kräftigere Urheberin vermuten ließ, als es das Elflein war. »Kannst nit reden, he? Auf eine freundliche Krage gehört eine freundliche Antwort, Goliath, du.« Das Elflein war ungnädig.
»Freundliche Frage,« brummte der Lange, und rieb sich mit einer Grimasse die Seite. Die Missetäterin kicherte.
»Was hast zu sagen, he?«
»Nichts!« Mit Donnerstimme brüllte es der Goliath, die kleine Dame rückte entsetzt ab und verhielt sich die Ohren.
Da scharrte es, wie ein paar Abende zuvor, vor der Haustür, Schuhe wurden eiligst abgestampft, die Haustür aufgerissen.
»Hurra! der Nachbar Balzer! Nun hört man doch endlich was!« So trompetete Fritze Viktoria, und war wie der Wind an der Stubentür, die sie bis hintenwider aufriß. »Nur herein! Herr Nachbar, wir brennen vor Neugierde. Er hat uns doch sicher Neues zu berichten. Ich sehe es an Seiner Nase, ha! ha! ha!«
»Allen Respekt vor dem Scharfblick des Jüngferleins. Zu dienen. Neues mehr als genug, und mehr als erwünscht und gut. Sie kommen! Die Preußen kommen! Er führt sie selber, der König. Sollen schon bei Parchwitz sein, wo sie ein Lager bezogen haben, sagt man. Der Zieten ist zum König gestoßen mit den Resten vom Bevern seinen Mannschaften. Wieso der König mit den Seinen schon hier sein kann, wo er doch erst am Fünften die Franzen und die Reichstruppen, Gott stärke sie! bei Roßbach das Laufen gelehrt hat, das versteht keiner. Bringt auch nur er fertig, macht's ihm keiner sonsten nach. In aller Bälde geht's nun hier los, sagt man. Ja, ja, Frau Nachbarin!«
»Barmherziger Himmel und meine Wäsche!« sagte die kläglich, »hat sollen nächste Woche in den Zuber.«
»Wollen's dem Preußenkönig vermelden, Mutter, vielleicht daß er dann noch ein bissel zusieht und wartet, bis die Frau Verwalterin dero Wäsche getan und heil wieder im Spinde hat, ha! ha! ha!«
Vater Brömel lachte in sich hinein, daß ihm sein ganzes Fettgebirge ins Schwanken geriet.
Die Frau Mutter hatte aber nur einen schier geringschätzenden Blick für ihn.
Aber jetzt kam Leben in das Elflein. Das hatte bis dahin mit weit aufgerissenen glänzenden Augen und desgleichen offenem Munde gesessen. Es hatte die Hände ineinander verschlungen gegen das Herz gepreßt und hatte nach Atem geschnappt, den ihm die große Kunde völlig verschlagen wollte.
»Herr Vater! Frau Mutter! Er kommt! Er kommt! Mein großer Patenkönig kommt! Ich darf ihn sehen! Ich muß mit ihm sprechen. Herr Vater! Frau Mutter! Das – das überleb' ich nicht!« Ganz entgeistert sah das Elflein drein.
Sie lachten es aus, alle.
»Wird ja wohl extra deshalb es so eingerichtet haben, daß er hierherkommt, der König, hä! hä! hat Sehnsucht nach dem Jüngferlein.« So meckerte der Nachbar.
Und die andern stichelten:
»Was der sich freuen wird!«
»Kann's ja wohl schier gar nicht mehr abwarten!«
»Wird staunen, zu was für 'nem Gewaltsmenschen sich die kleine Dirn von dermalen ausgewachsen hat.«
»Kann nicht jeder so'n Untier sein wie der Goliath!« Dem mußte das Elflein erwidern, wenn's auch die Neckereien der andern gutmütig hinnahm.
»Kleine Leute haben auch das Herz auf dem rechten Fleck,« sagte die blonde Magdalene, die sich jedwedes annehmen mußte, den sie bedrängt glaubte.
Das Elflein quittierte denn auch mit einem glühenden Dankesblick und einer stürmischen Umarmung. »Meine Malene!«
Der Nachbar weidete sich indessen an der Frau Mutter Not. Sie allein hatte ihm die schlimme Kunde zu Dank aufgenommen. Wer solches melden kommt wie er, der will auch die gehörige Wirkung sehen. So fuhr er fort:
»Sie sagen, es wird ja wohl eine große Schlacht hier geben, Frau Nachbarin.«
»Herr Jesus steh uns bei! Das hat just noch gefehlt, das Maß vollzumachen. Mann, Mann, was fangen wir an?«
Dem Riesen blieb der Mund offenstehen, er machte ganz verdrehte, sonderbare Augen, sah in die Runde. Ihm ward ganz bänglich, ob er wollte oder nicht. Daß sein Weib sich an ihn wendete um Rat, was beginnen, das war ihm in seiner bereits über zwei Jahrzehnte dauernden Ehe noch nicht vorgekommen. Bis jetzt war er stets der bei ihr Hilfe Suchende. Die Sache wurde ihm bedenklich.
Der lange Jost aber hatte unter dem Tisch des Elfleins Hand gefaßt und quetschte dran herum, daß die Kleine hätte schreien mögen, es aber sein bleiben ließ, da sie des Langen Glutaugen begegnete.
»Ich brenne durch, Fritze Viktoria, ich halt's nicht aus daheim. Ich muß zu ihm, die Gelegenheit kommt nicht wieder. Ich brenne durch!« So tuschelte er, und sein Atem keuchte.
»Ich komme mit,« tuschelte das Elflein zurück, und seine Wangen glühten, daß man ein Schwefelholz dran hätte anzünden können.
Die blonde Magdalene räumte mittlerweile stillschweigend den Tisch ab. Ihr war die köstliche Gabe gegeben, zu jeder Zeit und allerwege immer das zu tun, was just not war.
Das Elflein griff eiligst nach einer Schüssel, auch Jost packte blindlings zu. Den beiden war drum zu tun, nur hinauszukommen.
In der Küche jappte der lange Jost nur so: »Ich brenne durch, Malene, wenn du mich nur ein bissel liebhast, sagst du mir nichts dagegen.«
»Ich brenne auch durch, Malene, und wenn du mich nur ein bissel liebhast, hilfst du mir,« jappte auch das Elflein, und faßte die blonde Magdalene um den Leib, während der Lange die schwesterlichen Schultern umklammerte.
Die blonde Magdalene stand geruhig inmitten und sah lächelnd von einem zum andern der zwei Himmelstürmer. »Kinder!« sagte sie nur still, und lachte ihr gutes Lachen: »Kinder, die ihr seid!«
Aber die Zwei beteuerten und glühten: »Sollst schon sehen, Malene, sollst schon sehen!«
Die blonde Magdalene aber schreckte das nicht aus ihrer Ruhe. Sie machte sich geschäftig ans Auswaschen des Geschirrs. Nach alter Gewohnheit, ganz mechanisch, griff das Elflein zu. Der lange Jost ließ sich aus einen Stuhl fallen und streckte die Beine unter den Tisch. Das Tun der Mädchen glättete die hochgehenden Wogen in ihm. Wie der weiseste Mensch, der sie nicht war, hatte die blonde Magdalene das Mittel gewählt, das Öl über die stürmischsten Wasser der Seele breitet: des Alltags einfachstes Pflichterfüllen.
Der Nachbar stolperte davon. Die Frau Mutter schloß die Haustür mit umständlichster, ausdruckvollster Sorge. Man hörte sie seufzen dabei.
Dann stapfte der Herr Vater die Treppen hinan zu der Stelle, allwo ihm sein Bett bereitet stand.
Der Frau Mutter weiße Haube erschien im Spalt der Küchentür, und eine sehr bedrückte Stimme sagte: »Löschet das Licht fein sorgsam, Kinder. Derweilen uns annoch ein Dach über dem Haupte stehet, wollen wir es behüten. Der Herr segne euch und schenke uns allen eine geruhsame Nacht.«
»Gut Nacht, Frau Mutter! Frau Mutter, gut Nacht!« kam es im Dreiklang zurück.
Das Elflein eilte leichtfüßig hinter ihr drein, da sie schon an der Treppe war.
»Frau Mutter, ich werd' ihn sehen! Ist's nicht ein Glück?«
Aber der Frau Mutter Gesicht war tiefernst, fast finster. »Kind, und an all die Not denkst du nicht? An all das Blut, das fließen wird? An all die Wunden und Sterbenden? Vergissest über dem eignen kleinwinzigen Ich den Jammer von Tausenden? Hätte ich dich also erzogen, Fritze Viktoria Mollwitz?«
Das Elflein hing beschämt den wirren Braunkopf. »Verzeiht, Frau Mutter, ich – –«
Die Hand der gütigen mütterlichen Frau strich ihr über den Scheitel, und unendliche Wärme war in ihrem Ton, da sie sagte: »Denk drüber nach, Kind, ob deine Mutter nicht recht hat.«
Das Elflein haschte die Mutterhand und küßte sie, ehe die es wehren konnte.
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