Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Oft bin ich der Menschen einziges Wissen,
Der Große giebt sich mit mir nur ab;
Mich zu erzeugen sind Viele beflissen,
Wer mich hat, kommt an den Bettelstab.
Wer an mich denkt, hat Vieles verbrochen,
Auch der Stocktaube hörte mich gehn,
Der Stumme selbst hat mich ausgesprochen,
Und der Blinde hat mich ganz deutlich gesehn.
Man erhält mich gratis und ohne Geld,
Ich bin der Urstoff der ganzen Welt.
Es muß das
ganze Wort, hat man's mit List gefangen,
Durch seiner
Dritten Kraft hoch an den
Ersten hangen.
Stürmisch schallt es zu den Ohren,
Von der Hand der Kreditoren,
Was die erste Silbe lehrt;
Doch von lieben Händen leise
Klingt es, eine süße Weise,
Ach, und wird so gern gehört.
Was in tausend Kriegernasen
Heldenseelen eingeblasen,
Nennt die zweite Silbe Dir.
Schön geschnitzt vom Menschenwitze
Ist es bald des Alters Stütze,
Ist es bald der Jugend Zier.
In der Künste Götterglanze
Schimmert Dir das große Ganze,
Von dem Lorbeer reich geschmückt.
Mit dem Ideal des Schönen
In des Liedes heil'gen Töne
Hat es Aller Herz entzückt.
Die Ersten erhalten die Weisheit der Welt
Und werden ins Dritt' oder Ganze gestellt.
Keck will das Räthsel noch einmal es wagen,
Ohne Fesseln und bandenfrei
Mit dem Gesetz sich herumzuschlagen,
Mit der ehrwürdigen Rechtschreiberei.
Es glänzt uns die Erste in munterem Feste,
Ihr lispelt die Zither den lieblichen Klang,
Und fröhlich entschweben Terpsychore's Gäste
Im flüchtigen Schwunge die Reihen entlang.
Mehr als des Ritters gewaltige Lanze,
Mehr als der Frauen schmeichelnde List,
Mehr als der König in seinem Glanze
Ist die Zweite, so klein sie auch ist.
Das Ganze mit tiefem, verschlossenem Sinn,
Faßt des Wissens unendlichen Kreis,
Keusch entsagend der lieblichen Minn';
Es glüht der Gedanke, der Busen ist Eis.
Was sich am Baume Dir zeigt, mag Dir die Erste verkünden.
Wunderbar! – Vater und Sohn ist ihr die Zweite zugleich.
Aber das Ganze? – Der Tod ist sein Frühling, sein Sommer im Grabe,
Mit der Verwesung allein reift seiner Früchte Geschenk.
Aus die Erste drück' die Zweite,
Und Du fühlst des Ganzen Freude.
Das Erste wird geschlagen,
Das Zweite wird getragen,
Und im Ganzen
Muß man tanzen.
Die Erste reimt sich auf Gewehr:
Du räthst geschwinde auf Meer;
Die Letzten reimen auf Flechse,
Und Du denkst sicher: Hexe;
Doch das Ganze gehört in die Karte hinein;
Da kann's doch unmöglich Meerhexe sein!
Es kann die Erste nur als Braten
Der Zweiten (lebend nicht) entrathen.
Dem Ganzen folgen die Soldaten.
Die ersten Silben lärmen,
Die dritte kann uns wärmen:
Das Ganze zittert,
Von jedem Wort erschüttert.
Wenn mit tausendfältigen Gewinden
Sich der Kunst geheime Ordnung webt
Und das Paar in sel'gen Labyrinthen
Durch des Tanzes lange Reihen schwebt,
Steht der
ersten Silbe Pracht entfaltet,
Wenn ein Zeichen doppelt sich gestaltet.
Doch als Gott dem Volk einst zugeschworen,
Es zu führen in ein glücklich Land,
Was es da sich sinnend auserkoren,
Zu verschließen seiner Worte Pfand,
Daß es still das Heiligthum bewahre,
Nennt sich Dir im
letzten Silben-Paare.
Was die Welt Erhabnes nur erzähle,
Wie das Herz des Schicksals Macht bezwingt,
Jede Großthat einer edlen Seele,
Wenn der Kraft die kühne That gelingt:
Sei's, was, von Begeisterung entzündet,
Dir des
Ganzen hoher Sinn verkündet.
Der Wörter giebt es wol ein großes Heer,
Und doch, will ich mit Reden Dir gefallen,
So fällt kein einzig Wort mir bei von allen,
Ich mag nun denken noch so sehr;
Dürft' ich vor Dir nur auf die erste Silbe fallen,
Die andern Worte braucht' ich all nicht mehr. –
Den Gott der Liebe wirst Du sicher kennen,
Der jedes volle Herz bewegt; –
Die letzten meiner Silben nennen
Das Band, woran er seinen Köcher trägt. –
Das Ganze ist prosaischer Natur,
Der Schuster ehrt und braucht es nur.
Dem Verstand macht die Erste gar manchen Spektakel,
Die Letzten vernimmt man ganz laut im Spektakel,
Es plagt uns das Ganze, 's ist oft ein Spektakel.
Die Erste schützt vor Frost,
Die Letzten frißt der Rost,
Das Ganze braucht die Post.
Ein Wesen aus des Himmels sel'ger Runde,
Erglänzt der ersten Silben Lichtgestalt,
Die zarte Unschuld mit der Lieb' im Bunde,
In stiller, heimlicher Gewalt.
Reicht Dir die Heißgeliebte einst die Dritte,
So schließt sich ewig Dir der Himmel zu,
Grausam reißt Dich der Schmerz in seine Mitte,
Am Lethe trinkst Du keine Ruh.
Das Ganze faßt mit dienender Geberde
Oft das Bedürfniß unsrer Lebenskraft
Und trägt die Last oft, die uns zu der Erde
Bejammerswerthen Sklaven schafft.
Gebildet aus des Chaos finstern Nächten,
Stand durch Aeonen, was die Erste nennt,
Und steht unendlich, bis die Flamme lodert,
Die unsre Welt zu Asche niederbrennt.
Wild brausend kommt die Zweite angezogen,
Löst grausam der Natur geheiligt Band.
Verheerend jagt sie durch das Reich der Lüfte,
Und keine Macht des Menschen hält ihr Stand.
Viel kann das Herz erdulden und ertragen,
Bis Tyrannei die letzte Schranke bricht;
Dann waffnet voll Verzweiflung sich das Ganze,
Und Mord und Blutdurst wird des Bürgers Pflicht.
Wie Sonnenstäubchen in der Welten Kreise,
Doch ungeheuer für des Menschen Blick,
Durchrast die Himmelsbahn nach eigner Weise
Der ersten Silben Paar, und seiner Reise
Geheime Laufbahn legt es nie zurück.
Von innerm Drang ergriffen, jagt es sich
Und dreht sich schwindelnd um sein eignes Ich.
Die dritte Silbe heitert finstre Stunden
Und knüpft die Wahrheit an die Täuschung an,
Und wen ihr magisch Zaubernetz umwunden,
Hat flüchtig manches flücht'ge Glück empfunden,
Und war's' ein Wahn auch,' war's ein schöner Wahn;
Denn bald umfesselt uns die Wirklichkeit,
Der herzlos nur des Schicksals Wort gebeut.
Das Ganze ist die Dritte, mit der Schnelle
Der ersten beiden Silben treu gepaart;
's ist Nebel, 's ist des Baches flücht'ge Welle,
Doch Keinem wird sie rein und Keinem helle,
Der sich das Herz nicht hell und rein bewahrt.
Der ganzen Erde weitumfassend Reich
Und aller Prunk des Lebens ist ihm gleich;
Doch nicht das Hohe dieser Welt, das Wahre,
Und nicht der Schönheit heilige Gewalt;
Sie stehn im ew'gen Schutz am Hochaltare
Der Ewigkeit. Kein finstrer Raub der Jahre
Wird eines Engels blühende Gestalt.
Drum, mag des Ganzen kurze Lust auch schwinden,
Dir muß das Leben freundlich sich begründen.
Da meine beiden Silben einzeln nichts bedeuten,
So halt' ans Ganze Dich und merk, was vor Dir ist.
Du siehst es ja bei Dir und andern Leuten
In diesem Augenblick, wenn Du nur pfiffig bist.
Der größten Staaten und Monarchen Glück
Und Unglück bringt's; hat oft geringen Werth.
Den Grundstoff wirft man weg – ihn nimmt der Fürst zurück,
Veredelt ihn, und dann wünscht Jeder sich: es sei ihm viel beschert.
Du kennst's recht gut, gebrauchst es oft und hast es jetzt;
Allein man sieht, wie wenig der Verstand oft einen Sinn ersetzt:
Denn fehlt' es Dir am letztem nicht,
So fiel' es Dir ja ins Gesicht.
Zwei Worte will ich Euch vertrauen,
Die Keiner, noch so ränkevoll,
Mir augenblicklich lösen soll.
Das
erste webt mit düsterm Grauen
Sich heimlich um die stille Welt,
Das Reich der Träume aufzubauen.
Das
andre Wort ist ein gelehrter Held,
Der will ein kühnes Werk erzielen,
Er geht auf stolzer, nie betretner Spur;
Denn jetzt sucht man's im Beulenschlagen nur,
Er aber sucht's im Beulenfühlen.
Verknüpft Ihr jetzt die
beiden Worte
Mit einem einzigen Vokal,
So flüstert Euch im dunklen Thal
Ein Zauberton mit himmlischem Akkorde.
Der Liebe Sehnsucht spricht im Liede,
Zart, wie des Frühlings jüngste Blüthe,
Zart wie des Frühlings stille Lust,
Und in der Stimme Harmonien
Regt sich das Herz mit heil'gem Glühen
Und voll Begeistrung in der Brust.
Die ersten Silben sind von Holz,
Ein Thier die dritte, kühn und stolz.
Das Ganze ist der Jugend Freude;
Doch führen's auch erwachsne Leute.
Durch die Ersten wird heute gestern,
Die Dritte ist Liebe unter den Schwestern,
Das Ganze glüht wie des Mädchens Scham,
Wenn heimlich der Bräutigam zu ihr kam.
Die Ersten sind Ausruf vom Rundenkranze
Zu neuen Thaten, zu neuer Lust.
Die Dritte ist nie an Liebchens Brust.
Und hiermit sagt die Charade das Ganze.
So wenig man mit den
Letzten die Erste fangen kann,
So wenig legt die Liebe dem
Ganzen Fesseln an.
Triffst Du als Jäger die
Ersten, so machst Du die Dritte; das
Ganze
Ist der Ersten Gemahl, Vater der
Dritten und Sohn.
Die
Erste düstert,
Die
Zweite knistert,
Das
Ganze lullt mit sanftem Schein
Dich in des Schlummers Träume ein.
Man mordet die
Erste, die kaum geboren
Und zieht ihr die
Zweite über die Ohren,
Dann klingt das
Ganze vom mächtigen Schlag,
Und viele Tausende folgen nach.
Freund, werfen einst mit freundlich-süßem Glanze
Die lieben
Ersten Dir die
Dritte zu,
So fasse kühn und muthig schnell das
Ganze!
Denn sonst entflieht es Dir im Nu.
Die
Ersten lenken die rüstige Fahrt,
Die
Letzte schmückt sich mit stattlichem Bart;
Und geht's in die Brandung des Lebens hinein,
So mag die Liebe das
Ganze sein.
Die
Ersten gedeihen auf des Ackers Mitte;
Mit gleich und ungleich wechselt die
Dritte;
Das
Ganze blickt aus vergangener Zeit
Und lebt in Märchen weit und breit.
Die
erste Silb', ein Gott, beherrscht des Landes Auen,
Die
zweit' und
dritte ist ein Name, oft belacht;
Das schwache
Ganze wird in der Gewalt der Frauen
Der Donnerkeil des Zeus und spottet aller Macht.
Die
Ersten leuchten durch des Himmels Nächte,
Die
Letzten sind aus altem Kraftgeschlechte;
Das
Ganze dreht, wie mit der Sehnsucht Schmerz,
Sein goldnes Antlitz immer sonnenwärts.
Die
Erste ist des Menschen bester Freund,
Der
Zweiten dankt man viel, mehr als es scheint;
Doch still damit, 's ist gut, sich kurz zu fassen,
Ihr müßtet sonst das
Ganze holen lassen.
Willst Du in Deiner Krankheitsnacht erwärmen,
So brauche, was die
Erste spricht;
Die
Zweite ruht in weichen Meeresarmen,
Bis einst der Weltenbau zerbricht.
Das
Ganze ist ein lieber Fleck der Erde,
Wo für das Edle noch die Herzen glühn;
Wo reich das Glück sein üppig Füllhorn leerte
Und schöne seltne Blumen blühn.
Was grünend den
ersten Silben entquillt,
Erquickt nur die gierige Herde.
Die menschenernährende Wurzel verhüllt
Sich bescheiden im Schooße der Erde.
Doch was sieben und zwölf ist, was dreizehn und neun.
Das muß die
dritte der Silben sein.
Einst hauste das
Ganze mit Zaubergewalt
In unterirdischen Reichen,
Erschien den Menschen in mancher Gestalt,
Ein Schadenfroh sonder Gleichen.
Doch hat es sich längst von der Erde getrennt,
So daß nur die Sage der Vorzeit es kennt.
Begeistrung donnert durch die Seele,
Und Sphärenklang das Herz durchdringt,
Wenn mir das Mädchen, das ich wähle,
Als
Erste in die Arme sinkt.
Denn wie die
Zweite auch erfreue,
Wie Diamant und Perle lacht,
Ein Herz voll Glauben, Muth und Treue
Ist mehr als diese eitle Pracht.
Die
Erste strahlt im schönen Glanze
Durch all der
Zweiten Zaubertand;
Die Liebe ist das höchste
Ganze.
Weh' dem, der ihren Werth verkannt!
Grenzenlos, nie endend, nie begonnen,
Prangt das
Erste in der Zeiten Sturm;
Das Atom umarmt es wie die Sonnen,
Es umarmt den Engel wie den Wurm.
Was ich Dir im
Zweiten nennen werde,
Ist des Lebens größter Zauberbann;
Völker zwingt es für die Herrn der Erde,
Ueber Wunsch und Willen hat's der Mann.
Aber in verklärtem Sternenglanze,
Emsig lauschend auf des Rufes Ton,
Steht als heil'ge Dienerin das
Ganze
Neben Gottes lichtgeschmücktem Thron.
Was mit dem Körper eng verschwistert,
Sich treulos dann nur von ihm trennt,
Wenn Todesnacht den Blick umdüstert,
Ist, was die
erste Silbe nennt.
Doch wo sich bei des Schicksals Walten
Ein Volk vereint zum ew'gen Bund,
Die eigne Kraft frei zu erhalten,
Macht Dir die
zweite Silbe kund.
Wol kann die Schönheit schnell entzücken,
So daß man Welt und Zeit vergißt,
Doch ewig nie das Herz bestricken,
Wenn sie nicht auch das
Ganze ist.
Aller Orthographie zum Schrecken
Wird jetzt der Räthsel verwegenstes laut.
Muthwillig will es den Leser necken,
Daß die Kritik ihren Ohren nicht traut.
Die
erste der Silben mit Zaubergewalten
Gürtet um Geister das magische Band;
Doch nur ein Abglanz von fernen Gestalten,
Lebt sie allein in der Träume Land.
Heimlich im grünenden Laube zu blühen,
Ist im Frühling der
zweiten Loos;
Wenn die Schwalben des Spätjahrs ziehen,
Ringt sie hervor sich aus dunklem Schooß.
Aber mit heißem Liebesverlangen
Schimmert des
Ganzen göttlicher Sinn,
Glühend im Schaume der Meerfluth empfangen,
Aller Könige Königin.
Das
Erste hat schon Mancher klug gesagt,
Wenn sich das Herz in wilder Sehnsucht trennte.
'S ist gut gemeint; nur wo die Liebe klagt,
Da möcht' ich's nicht, wenn ich's auch könnte.
Das
Zweite ist ein kleines, kleines Wort;
Doch haben wir von seiner Stärke Proben.
Es tauchte Welten tief in Kampf und Mord;
Den Liebenden hat es zum Gott erhoben.
Das
dritte Wort – wem auf sein heißes Flehn
Des Schicksals Mund dies zur Entscheidung sagte,
Dem wäre besser, hätt' er nie gesehn,
Wie blüthenreich der Hoffnungsmorgen tagte.
Das
Ganze ist der Treue stilles Pfand,
Wonach sich manches Jünglings Sehnsucht bückte.
O, dreimal glücklich, wem der Liebe Hand
Zu schöner Deutung seine Blüthen pflückte!
Auf finsterem Fittig komm' ich geflogen,
Berausche die Sinne mit trüglichem Traum,
Und von des Gesetzes Urkraft gezogen,
Schweb' ich schnell durch der Welten Raum.
Es treibt mich, das ewige Licht zu erjagen,
Und wer ich bin, wird die
Erste sagen.
Im dunkeln Laube ward ich geboren,
Die strahlende Sonne hat mich gezeugt,
Und schnell ist der Traum des Daseins verloren,
Wenn mich der Blick der Mutter erreicht.
Im Dunkeln nur kann ich fest mich begründen;
Mich werden die
letzten der Silben verkünden.
Bewegt von des Abends schmeichelnden Lüften
Steh' ich im Garten, die Blüthe gesenkt.
Ich küsse die Nacht mit balsamischen Düften,
Die mich mit stiller Liebe umfängt;
Doch glänz' ich nimmer im farbigen Kranze.
Kennst Du mein still bescheidnes
Ganze?
In stiller Anmuth kommt's gezogen,
Wie Rosenhecken blüht es auf,
Und durch des Aethers blaue Wog
Steigt es mit goldner Pracht herauf.
Kannst Du des Räthsels Lösung finden?
Zwei Silben mögen Dir's verkünden.
Wol giebt es eine mächt'ge Herde,
Von keinem Auge noch gezahlt,
Sie werdet herrlich, fern der Erde,
Vom Glanz des ew'gen Lichts beseelt.
Willst Du der Lämmer Namen kennen?
Die
dritte Silbe wird ihn nennen.
Am frühen Tag erscheint das
Ganze
Und steigt empor mit heitrem Sinn,
Und in des Morgens jungem Glanze
Verkündet's die Gebieterin
Und folgt ihr nach durch alle Weiten.
Sprich, kannst Du mir dies Räthsel deuten?
Wenn Dein Finger auf der
Ersten meistert,
Schwelgt in Harmonie der trunkne Sinn,
Und der Seele
Zweite trägt begeistert
Mich zu bessern Welten hin.
Ich soll mich auf die
Erste mit Euch schlagen?
Das können meine Nerven nicht vertragen.
Viel lieber zahl' ich zum Vergleich
Zweihundert von der
Zweiten Euch.
Die
Erste sich in bunten Reihen wiegt,
Die
Zweite lustig durch die Lüfte fliegt;
Doch kommen sie wol darin überein:
Sie können
beide ledern sein.
Ei, sie darf Dich nicht betrüben,
Diese Laune des Geschicks;
Ist die
Erste ausgeblieben,
Kommt die
Zweite Deines Glücks.
Das Lied hör' ich aus vollem Herzen gerne,
Doch kalt sieht's mich auf meiner
Ersten an.
Die
Zweite schleudert in die Ferne
Der Todeswaffe scharfen Zahn.
In lichten Farben über Sterne
Geht meine
Dritte ihre Bahn.
Die
Erste ist der Frauen zarte Lust,
Ein stiller Schmuck zum festlichschönen Kleide.
Fühlst Du den Gott in Deiner stolzen Brust,
So biete kühn der ganzen Welt die
Zweite.
Die
Dritte findet man im deutschen Kartenspiel,
Doch gilt sie nur beim Solo viel.
Mit dem
a ist's reich an Woll',
Mit dem
i ganz sternenvoll,
Mit dem
u macht's Pferde toll.
Ich bin das heiligschöne Land der Träume,
Ein frommer Glaube hat mich aufgebaut,
Im ew'gen Frühling blühen alle Bäume,
Der Odem Gottes weht durch meine Räume
Und Gottes Wort, das liebend mich bethaut.
Und was sich gläubig fromm das Herz gedichtet,
Hat keines Spötters Lästerspruch vernichtet.
Doch wandelt sich die Ordnung meiner Zeichen,
Hemm' ich die Welt in ihrem Riesenlauf;
Gott und der Ewigkeit nur darf ich weichen,
Was Leben heißt, muß meine Hand erreichen,
Was Leben heißt, löst meine Allkraft auf.
Ich schwebe um den Wechselflug der Horen,
Der Nacht werd' ich im Tageslicht geboren,
Dem Tage in der Nacht, – kurz, Alles, was sich regt,
Kennt mich; drum, Räthsel, still, auch
Deine Stunde schlägt.
Was die Natur erzeugt in ihrem Reiche,
Es wird mein Raub.
Die Särge lös' ich, löse selbst die Leiche
Zum trüben Staub.
Du raubst mein
letztes Zeichen, – ich entschwebe
Im flücht'gen Schwung.
Du bist mein Ziel, Du bist's,' wonach ich strebe,
Veränderung.
Nimmst Du mein
erstes Zeichen auch, – ich singe
Im holden Ton
Der Heldenkraft, der ich begeistert klinge,
Den schönsten Lohn.
Und giebst Du mir mein
letztes Zeichen wieder, –
Mein silbern Blut
Stürzt sich, ein breiter Strom, zur Ostsee nieder
In tiefe Fluth.
Mit dem
e ist's silbergleich,
Mit dem
i das Himmelreich,
Mit dem
o gar mild und weich.
Mit dem
a ist's erquickend,
Mit dem
e häufig drückend,
Mit dem
ie herzentzückend,
Mit dem
o sinnbestrickend.
Mein
Ganzes webt sich mit stillem Verlangen
So innig um rosige Mädchenwangen.
Drei Zeichen hinweg, und der Phantasie
Des Sängers vermähl' ich die Harmonie.
Ein Zeichen hinweg noch, und Leben entquillt,
Wenn keimend die Kraft mir im Innern schwillt.
Reizend sind der Liebe Freuden,
Wenn sie Gegenlieb' entzückt;
Dann erst bist Du zu beneiden,
Wenn das
Ganze Dich beglückt.
Traust Du aber äußerm Glanze,
Bauest Du auf Sand Dein Glück,
Und
ein Zeichen vor das Ganze,
Ach, bezeichnet Dein Geschick.
Mit heil'ger Kraft tret' ich ins Leben,
Ich baue nur auf Felsengrund;
Wo Herzen innig sich verweben,
Da segn' ich ihren Liebesbund;
Wo sich mein ernstes Reich begründet,
Wird nie das Glück zum flücht'gen Wahn,
Wenn sich das Herz mit mir verbündet,
Legt es der Liebe Fesseln an.
Weh' Dem, den ich gewarnt vergebens!
Denn furchtbar wird die Nacht ihm klar.
Vernichtet ist das Glück des Lebens,
Gefesselt vor dem Hochaltar.
Dann ruf' ich furchtbar die Erinnen;
Mein erstes Zeichen werf ich hin:
Das Opfer kann mir nicht entrinnen,
Des heil'gen Bundes Rächerin.
Mein
Ganzes prangt mit Vögeln, Fischen
Und andern Dingen auf den Tischen.
Veränderst Du der Silben Stand,
So ist's als Karte Dir bekannt.
Sprich, wie nennst Du den Mann, der in vaterländischen Weisen
Kühn dem Heldengesang des Chiers, des trefflichen, nachstrebt,
Dem auf Helikon's Höhe die neunfach heiligen Musen
Freudig die Schläf' umwanden mit grünenden Blättern des Oelzweigs?
Aendre der Silben Stand, und die ländergebietende Fürstin
Zeigt sich im herrlichen Glanz, im rosigen Lichte der Freiheit.
Sie, die aus eigener Kraft die Welt, die bekannte, gefesselt,
Mächtig steht sie und groß, und Wolken umschlingen ihr Haupthaar.
Sieh, da bricht der Barbar durch die heiligen Schranken des Lebens,
Und die Gewaltige fällt und zerschmettert im Sturze den Erdkreis.
Wenn Frühlingswonne, neu geboren,
Des Herzens tiefsten Sinn' entzückt,
Steh' ich vom Wechseltanz der Horen
Als Blumenkönigin geschmückt;
Und schöne Mädchen winden mich zu Kränzen,
Als Schmuck auf ihrer Locken Gold zu glänzen.
Wird vorgesetzt das letzte Zeichen,
Als Götterknaben schaust Du mich;
Zeus muß sich meinem Willen beugen,
Ich quäle, ich beglücke Dich;
Aus meinen Händen fallen Dir die Loose,
Doch ohne Dornen reich' ich keine Rose.
Einfach im Gewand des Lenzen
Schirm' ich meiner Mutter Brust.
Hell im Morgenthau zu glänzen,
Ist des Lebens zarte Lust.
Und geschmückt zur Frühlingsfeier
Wog' ich aus der stillen Flur,
Und den schönsten aller Schleier
Web' ich kunstlos der Natur.
Rückwärts lese nun die Zeichen,
Und verwandelt ist das Wort,
Sieh! und ich umfange Leichen,
Trage sie zum Grabe fort.
Bis zum ew'gen Weltgerichte
Halt' ich sie in meinem Arm;
Doch entfernt vom Sonnenlichte,
Wird kein Busen wieder warm.
Herrlich steht es vor Dir, ein Gebild aus edleren Zeiten,
Und umarmet die Welt mit dem Gebote der Kraft.
Doch es wankt die Gewalt, sie kann die Bürde nicht halten,
Die sie gierig umfaßt, und das Erhabene fällt.
Rückwärts lese die Zeichen und wandte die Deutung des Wortes:
Etwas Ewiges steht, etwas Unsterbliches da.
Mächtig herrscht es und strahlt im Glanz der olympischen Gottheit
Und durchbohrt uns das Herz, wenn es den Nektar uns reicht.
Schreckt Euch meine Gestalt? Hat mich ein Gott doch gewürdigt,
Schloß in die häßliche Form seine Unsterblichkeit ein!
Rache färbte sein Herz, er lechzt' nach dem Blute des Knaben,
Und der Phrygier sank grausend, ein Opfer der Wuth.
Rückwärts lese die Zeichen, dann nimm die blinkende Schale,
Drücke zum Purpur mich, schlürfe den göttlichen Saft
Und umwinde die Schläfe mit Epheu Dir und mit Rosen:
Evve! tönt es ringsum, Bacchus, unsterblicher Gott!
Still empfangen im zarten Keime,
Tritt es hervor in des Himmels Räume,
Und es formt sich zur blühenden, schönen Gestalt,
Und die Gottheit segnet's mit heiliger Weihe,
Daß es im Drange' der Zeiten gedeihe,
Und es reist mit des Wesens dunkler Gewalt.
Zwar muß es endlich vergehn und erkalten,
Und sinken muß es zur gräulichen Nacht;
Doch strahlt es verjüngt durch des Grabes Spalten
Im neuen Frühling mit seliger Pracht.
Liest Du es rückwärts: ein Kind der Erde,
Umarmt es die Mutter mit trüber Geberde,
Still widerstrebend dem frühen Strahl;
Und wie des Mädchens rosige Wangen
Ein Schleier umflattert mit zartem Verlangen,
So webt es sich innig um Berg und Thal.
Doch glühender wächst die Flamme der Sonnen,
Und es fliegt zerstreut durch das bläuliche Haus;
So ist das Räthsel zur Klarheit zerronnen,
Sprichst Du der Deutung Zauberwort aus.