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Die wahre Beziehung der Geschlechter ist es, wenn der Mann bekennt: Ich habe keinen andern Gedankten als dich und darum immer neue!
Ist eine Frau im Zimmer, ehe einer eintritt, der sie sieht? Gibt es das Weib an sich?
Nichts ist unergründlicher als die Oberflächlichkeit eines Weibes.
Den Inhalt einer Frau erfaßt man bald. Aber bis man zur Oberfläche vordringt!
Die Frau braucht in Freud und Leid, außen und innen, in jeder Lage, den Spiegel.
Die männliche Überlegenheit im Liebeshandel ist ein armseliger Vorteil, durch den man nichts gewinnt und nur der weiblichen Natur Gewalt antut. Man sollte sich von jeder Frau in die Geheimnisse des Geschlechtslebens einführen lassen.
Der »Verführer«, der sich rühmt, Frauen in die Geheimnisse der Liebe einzuweihen: Der Fremde, der auf dem Bahnhof ankommt und sich erbötig macht, dem Fremdenführer die Schönheiten der Stadt zu zeigen.
Sie behandeln eine Frau wie einen Labetrunk. Daß die Frauen Durst haben, wollen sie nicht gelten lassen.
Eine Frau, die gern Männer hat, hat nur einen Mann gern.
Eine je stärkere Persönlichkeit die Frau ist, um so leichter trägt sie die Bürde ihrer Erlebnisse. Hochmut kommt nach dem Fall.
Die geniale Fähigkeit des Weibes, zu vergessen, ist etwas anderes als das Talent der Dame, sich nicht erinnern zu können.
Auch geistige und sittliche Qualitäten des Weibes vermögen die wertlose Geschlechtlichkeit des Mannes anzuregen. Es kann kompromittierend sein, sich mit einer anständigen Frau auf der Straße zu zeigen; aber es grenzt geradezu an Exhibitionismus, mit einem jungen Mädchen ein Gespräch über Literatur zu führen.
Den Vorzug der Frau, immer erhören zu können, hat ihr die Natur durch den Nachteil des Mannes verrammelt.
Für den Nachteil des Mannes, nicht immer erhören zu können, wurde er mit der Feinfühligkeit entschädigt, die Unvollkommenheit der Natur in jedem Falle als eine persönliche Schuld zu empfinden.
Daß Titania auch einen Esel herzen kann, wollen die Oberone nie verstehen, weil sie dank einer geringern Geschlechtlichkeit nicht imstande wären, eine Eselin zu herzen. Dafür werden sie in der Liebe selbst zu Eseln.
Ein schönes Kind hört an der Wand eines Schlafzimmers ein scharrendes Geräusch. Sie fürchtet, es seien Mäuse, und ist erst beruhigt, da man ihr sagt, nebenan sei ein Stall und ein Pferd rührt sich. »Ist es ein Hengst?« fragt sie und schläft ein.
Der Dichter aber sah einen Rosenstock. Der sollte begossen werden. Dieses nannte der Dichter »satanische Irrlehren«. Es genüge, meinte er, daß man zu dem Rosenstock täglich betet: »Heiliger Rosenstock, adelig-mysteriöses Kunstwerk der Schöpfung!«
Wie wenig Verlaß ist auf eine Frau, die sich auf einer Treue ertappen läßt! Sie ist heute dir, morgen einem andern treu.
Sie sagte sich: Mit ihm schlafen, ja – aber nur keine Intimität!
Die schöne Frau hat so viel Verstand mitbekommen, daß man alles zu ihr und nichts mit ihr sprechen kann.
Die Frauen sind die besten, mit denen man am wenigsten spricht.
»Zu neuen Taten, teurer Helde, wie liebt‘ ich dich, ließ‘ ich dich nicht?« So spricht das Weib Wagners. Dem Helden mußte bei solcher Bereitschaft die Lust zu den Taten und die Lust am Weibe vergehen. Denn die Lust zu den Taten entstammt der Lust am Weibe. Nicht zu den Taten lasse sie ihn, sondern zur Lust: dann kommt er zu den Taten. Solcher Psychologie aber entspräche auch das Wort Wagners, wenn nur die Interpunktion verändert wäre. ( Die Alliteration mag bleiben. ) Man lese also: »Zu neuen Taten, teurer Helde! Wie liebt‘ ich dich, ließ‘ ich dich nicht?«
Ein Liebesverhältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Er schenkte der Welt ein Werk.
Es kommt schließlich nur darauf an, daß man überhaupt über die Probleme des erotischen Lebens nachdenkt. Widersprüche, die man zwischen seinen eigenen Ergebnissen finden mag, beweisen nur, daß man in jedem Fall recht hat. Und die Widersprüche zwischen den eigenen und den Ergebnissen, zu den[en] andere Denker gelangt sind, entfernen uns nicht so weit von diesen, wie uns der Abstand von solchen entfernt, die überhaupt nicht über die Probleme des erotischen Lebens nachgedacht haben.
Ich stehe immer unter dem starken Eindruck dessen, was ich von einer Frau denke.
Der Erotiker hatte an ihr eine Ähnlichkeit entdeckt. Die pflegte er; saß täglich an ihrem Lager und schob ihr die Nase zurecht, um die Ähnlichkeit auszubilden. Der Ästhetiker hatte an ihr eine Verschiedenheit entdeckt. Die pflegte er; saß täglich an ihrem Lager und pries die Heiligkeit der Nase um ihrer selbst willen. Dieser dankt dem Schöpfer. Jener ist ein Schöpfer.
Der Ästhetiker: Sie wäre ein Ideal, aber – diese Hand! Der Erotiker: Sie ist mein Ideal; also müssen alle Frauen die Hand besitzen.
Zur Vollkommenheit fehlte ihr nur ein Mangel.
Schönheitsfehler sind die Hindernisse, an denen sich die Bravour des Eros bewährt. Bloß Weiber und Ästheten machen eine kritische Miene.
Eine Frau, die nicht häßlich sein kann, ist nicht schön.
Es gibt Frauen, die nicht schön sind, sondern nur so aussehen.
Einförmige Schönheit versagt gerade in dem Augenblick, auf den es hauptsächlich ankommt.
Ihre Züge führten einen unregelmäßigen Lebenswandel.
Kosmetik ist die Lehre vom Kosmos des Weibes.
Wenn Frauen, die sich schminken, minderwertig sind, dann sind Männer, die Phantasie haben, wertlos.
Nacktheit ist kein Erotikum, sondern Sache des Anschauungsunterrichtes. Je weniger eine anhat, um so weniger kann sie der besseren Sinnlichkeit anhaben.
Es kommt gewiß nicht bloß auf das Äußere einer Frau an. Auch die Dessous sind wichtig.
Die Weiber haben wenigstens Toiletten. Aber womit decken die Männer ihre Leere?
Der sexuelle Mann sagt: Wenn's nur ein Weib ist! Der erotische sagt: Wenn's doch ein Weib wäre!
Wer da gebietet, daß Xanthippe begehrenswerter sei als Alcibiades, ist ein Schwein, das immer nur an den Geschlechtsunterschied denkt.
In der Erotik gilt diese Rangordnung: Der Täter. Der Zeuge. Der Wisser.
Das erotische Vergnügen ist ein Hindernisrennen.
Nicht die Geliebte, die entfernt ist, sondern Entfernung ist die Geliebte.
Mit Frauen muß man, wenn sie lange fort waren, Feste des Nichtwiedererkennens feiern.
Als normal gilt, die Virginität im allgemeinen zu heiligen und im besondern nach ihrer Zerstörung zu lechzen.
Es gibt kein unglücklicheres Wesen unter der Sonne als einen Fetischisten, der sich nach einem Frauenschuh sehnt und mit einem ganzen Weib vorliebnehmen muß.
Tänzerinnen haben die Sexualität in den Beinen, Tenore im Kehlkopf. Darum täuschen sich die Frauen in den Tenoren und die Männer in den Tänzerinnen.
Das Vollweib betrügt, um zu genießen. Das andere genießt, um zu betrügen.
Wenn der Dieb in der Anekdote stehlen geht, so hält ihm der Wächter das Licht. Diese Situation ist auch den Frauen nicht unerwünscht.
Der ist ein unkluger Berater einer Frau, der sie vor Gefahren warnt.
Das höchste Vertrauensamt: Beichtvater unterlassener Sünden.
Sie hatte so viel Schamgefühl, daß sie errötete, wenn man sie bei keiner Sünde ertappte.
Wohltätige Frauen sind oft solche, denen es nicht mehr gegeben ist, wohlzutun.
Daß eine Frau bei naher Betrachtung verliert, ist ein Vorzug, den sie mit jedem Kunstwerk gemein hat, an dem man nicht gerade Farbenlehre studieren will. Nur Frauen und Maler dürfen sich untereinander mikroskopisch prüfen und ihre Technik abschätzen. Wen die Nähe enttäuscht, der hat es nicht besser verdient. Solche Enttäuschungen lösen ihm die Rosenketten des Eros. Der Kenner aber versteht es, sie erst daraus zu flechten. Ihn enttäuscht nur die Frau, die in der Entfernung verliert.
Auch in männermordenden Geisteskämpfen kann man manchmal einer Frau einen Blumenstrauß zuwerfen, ohne daß die Menge es merkt. Aber bei der zweiten Lektüre offenbart sich dem Feingefühl ein Pamphlet als Liebesbrief.
Viele Frauen möchten mit Männern träumen, ohne mit ihnen zu schlafen. Man mache sie auf das Unmögliche dieses Vorhabens nachdrücklich aufmerksam.
Da das Halten wilder Tiere gesetzlich verboten ist und die Haustiere mir kein Vergnügen machen, so bleibe ich lieber unverheiratet.
Bei dem Vergnügen, das einer am Betrug empfindet, ist die Schönheit der Frau eine angenehme, wenn auch nicht notwendige Begleiterscheinung.
Von einem Bekannten hörte ich, daß er durch Vorlesen einer meiner Arbeiten eine Frau gewonnen hat. Das rechne ich zu meinen schönsten Erfolgen. Denn wie leicht hätte ich selbst in diese fatale Situation geraten können.
Wenn ein Frauenkenner sich verliebt, so gleicht er dem Arzt, der sich am Krankenbett infiziert. Berufsrisiko.
Nur ein Mann sollte sich unglückliche Liebe zu Herzen nehmen. Eine Frau sieht dabei so schlecht aus, daß ihr Unglück in der Liebe begreiflich wird.
Es geht nichts über die Treue einer Frau, die in allen Lagen an der Überzeugung festhält, daß sie ihren Mann nicht betrüge.
Die anständigen Frauen empfinden es als die größte Dreistigkeit, wenn man ihnen unter das Bewußtsein greift.
Das Gesetz enthält leider keine Bestimmung gegen die Männer, die ein unschuldiges junges Mädchen unter der Zusage der Verführung heiraten und wenn das Opfer eingewilligt hat, von nichts mehr wissen wollen.
Die einen verführen und lassen sitzen; die andern heiraten und lassen liegen. Diese sind die Gewissenloseren.
Mancher rächt an einer Frau durch Gemeinheit, was er durch Torheit an ihr gesündigt hat.
Höchster Überschwang der Gefühle: Wenn du wüßtest, welche Freude du mir mit deinem Kommen bereitest – du tätest es nicht, ich weiß, du tätest es nicht!
Auch als Massage kann die tiefe Kniebeuge vor einer Frau Wunder tun.
In der Liebe kommt es nur darauf an, daß man nicht dümmer erscheint, als man gemacht wird.
Was ich weiß, macht mir nicht heiß.
Eine Frau muß wenigstens so geschickt kokettieren können daß der Gatte es merkt. Sonst hat er gar nichts davon.
Es müssen nicht immer Vorzüge des männlichen Charakters oder Geistes sein, was die Frauen zur Untreue veranlaßt. Was betrogen wird, ist vor allem die Lächerlichkeit der offiziellen Stellung, die der Besitzer einnimmt. Und dagegen bieten selbst körperliche Vorzüge immer einen Schutz.
Es genügt, eine Frau anzusehen, um eine tiefe Verachtung für ihre Liebhaber zu gewinnen. Nie aber möchte ich sie mit der Verantwortung für diese belasten.
Wenn's einem kein Vergnügen macht, eine Frau zu beschenken, unterlasse man es. Es gibt Frauen, gegen die ein Danaidenfaß die reinste Sparbüchse ist.
Ich kann mich so bald nicht von dem Eindruck befreien, den ich auf eine Frau gemacht habe.
Er war so eifersüchtig, daß er die Qualen des Mannes empfand, den er betrog, und der Frau an die Gurgel fuhr.
So wird das Wunderbild der Venus fertig:
Ich nehme hier ein Aug, dort einen Mund,
hier eine Nase, dort der Brauen Rund.
Es wird Vergangenes mir gegenwärtig.
Hier weht ein Duft, der längst verweht und weit,
hier klingt ein Ton, der längst im Grab verklungen.
Und leben wird durch meine Lebenszeit
das Venusbild, das meinem Kopf entsprungen.
Es ist nicht wahr, daß man ohne eine Frau nicht leben kann. Man kann bloß ohne eine Frau nicht gelebt haben.
Der Mann hat den Wildstrom weiblicher Sinnlichkeit kanalisiert. Nun überschwemmt er nicht mehr das Land. Aber er befruchtet es auch nicht mehr.
Die Gründer der Normen haben das Verhältnis der Geschlechter verkehrt: sie haben das Geschlecht des Weibes in die Konvention geschnürt und das männliche entfesselt. So ist die Anmut vertrocknet und der Geist. Es gibt noch Sinnlichkeit in der Welt, aber sie ist nicht mehr die triumphierende Entfaltung einer Wesenheit, sondern die erbärmliche Entartung einer Funktion.
Das vom Mann verstoßene »Weibchen« rächt sich. Es ist eine Dame geworden und hat ein Männchen im Haus.
Wenn die Natur vor Verfolgung sicher sein will, rettet sie sich in die Schweinerei.
Sittlichkeit ist das, was ohne unzüchtig zu sein mein Schamgefühl gröblich verletzt.
Ob sündig oder sittenrein?
Ob lebend oder schon begraben?
Doch teilt ihr sie auch in Gefallene ein
und solche, die nicht gefallen haben.
Der Philister verachtet die Frau, die sich von ihm hat lieben lassen. Wie gerne möchte man ihm recht geben, wenn man der Frau Schuld geben könnte.
Moralische Verantwortung ist das, was dem Mann fehlt, wenn er es von der Frau verlangt.
Ein Justizmord der Gesellschaftsordnung macht den andern notwendig. Da sie die Huren in die Familie gesperrt hat, muß sie die Mütter ins Bordell sperren. Es ist einfach eine Platzfrage.
Ein Bettler wurde verurteilt, weil er auf einer Bank gesessen und »traurig dreingeschaut« hatte. In dieser Weltordnung machen sich die Männer verdächtig die traurig, und die Weiber, die lustig dreinschauen. Immerhin zieht sie die Bettler den Freudenmädchen vor. Denn die Freudenmädchen sind unehrliche Krüppel, die aus dem Körperfehler der Schönheit Gewinn ziehen.
Wie stellen sich denn die Tröpfe, nach deren Plan wir leben müssen, eine »Verworfene« vor? Neunzig unter hundert könnten sie ihren Kindern als Erzieherinnen geben. Es ist eine Freudenhausbackenheit, die selbst durch das Leben in einem Nonnenkloster nicht zu verderben wäre.
Daß eine Kokotte nach sozialen Ehren strebt, ist eine traurige Erniedrigung; aber sie entschädigt sich wenigstens durch heimliche Freuden. Viel verwerflicher ist die Praxis jener Frauen, die durch den Schein eines Freudenlebens über ihre heimliche Ehrbarkeit zu täuschen wissen. Sie schmarotzen an einer sozialen Verachtung, die sie sich nicht verdienen; und das ist die schlimmste Art von Streberei.
Erotik ist Überwindung von Hindernissen. Das verlockendste und populärste Hindernis ist die Moral.
Das Virginitätsideal ist das Ideal jener, die entjungfern wollen.
Wird in Deutschland der dramatische Knoten noch immer aus der Jungfernhaut geschürzt?
Wir sagen »Geliebte« und sehen die Höhe des Pathos nicht mehr, aus der dies Wort in die Niederungen der Ironie gelangt ist, – tief unter die geachtete Mittellage der Ungeliebten. Der Sprachgeist will's, daß die Geliebte eine Gefallene sei. Aber wenn Frauen, die geliebt wurden, »Gestiegene« hießen, unsere Kultur würde bald auch diesen Namen mit der Klammer des Hohns umfangen.
Der verfluchte Kerl, rief sie, hat mich in gesegnete Umstände gebracht!
»Gefallene Frauen?« In die Ehe gefallene Huren!
Es ist nicht Sitte, eine Frau zu heiraten, die vorher ein Verhältnis gehabt hat. Aber es ist Sitte, mit einer Frau ein Verhältnis zu haben, die vorher geheiratet hat.
Liebe soll Gedanken zeugen. In der Sprache der Gesellschaftsordnung sagt die Frau: Was werden Sie von mir denken!
Was doch die soziale Sitte vermag! Nur ein Spinnweb liegt über dem Vulkan, aber er hält sich zurück.
Eine Frau wird doch nicht so viel Rücksicht auf die Gesellschaft nehmen, daß sie den Ehebruch immer begeht, den ihr die Leute nachsagen?
Das ist der Triumph der Sittlichkeit: Ein Dieb, der in ein Schlafzimmer gedrungen ist, behauptet, sein Schamgefühl sei verletzt worden, und erpreßt durch Drohung mit der Anzeige wegen Unsittlichkeit die Unterlassung der Anzeige wegen Einbruchs.
Die Moral ist ein Einbruchswerkzeug, welches den Vorzug hat, daß es nie am Tatort zurückgelassen wird.
So will es die Gesellschaftsordnung: Wenn irgendwo ein Mord geschehen ist, wo zwei Leute auch zu einem Geschlechtsakt zusammengetroffen sind, so werden sie lieber den Verdacht des Mordes ertragen, als den des Geschlechtsverkehrs.
Die Sitte verlangt, daß ein Lustmörder den Mord zugebe, aber nicht die Lust.
Auf die Frage, ob er denn wisse, was »unschicklich« sei, hat einmal ein kleiner Junge geantwortet »Unschicklich ist, wenn jemand dabei ist.« Und der Gesetzgeber möchte immer dabeisein!
Enthaltsamkeit rächt sich immer. Bei dem einen erzeugt sie Pusteln, beim andern Sexualgesetze.
Wir können ruhig schlafen,
weil man ins freie Feld
der Lust den Paragraphen
als Vogelscheuche stellt.
Doch Warnung lockt den Flieger,
die Scheuche schreckt den Schlaf;
die Lust bleibt immer Sieger,
ihr Schmuck der Paragraph!
Es wäre eine interessante Statistik: Wieviel Leute durch Verbote dazu gebracht werden, sie zu übertreten. Wieviel Taten die Folgen der Strafen sind. Interessant wäre es, zu erfahren, ob mehr Kinderschändungen trotz oder wegen der Altersgrenze begangen werden.
Keine Grenze verlockt mehr zum Schmuggeln als die Altersgrenze.
Die Strafen dienen zur Abschreckung derer, die keine Sünden begehen wollen.
Ein Sittlichkeitsprozeß ist die zielbewußte Entwicklung einer individuellen zur allgemeinen Unsittlichkeit, von deren düsterem Grunde sich die erwiesene Schuld des Angeklagten leuchtend abhebt.
Der Skandal fängt, an, wenn die Polizei ein Ende macht.
Sie richten, damit sie nicht gerichtet werden.
Quousque tandem, Cato, abutere patientia nostra!
Die Maitresse verbüßt die Freiheit in Einzelhaft.
Die Unsittlichkeit der Maitresse besteht in der Treue gegen den Besitzer.
Die Rechtsstellung des Zuhälters in der bürgerlichen Gesellschaft ist noch nicht geklärt. Er ist ihr Auswurf. Denn er achtet, wo geächtet wird; er beschützt, wo verfolgt wird. Er kann für seine Überzeugung auch Opfer bringen. Wenn er jedoch für seine Überzeugung Opfer verlangt, fügt er sich in den Rahmen einer Gesellschaftsordnung, die zwar dem Weib die Prostitution nicht verzeiht, aber die Korruption dem Manne.
Verachtung der Prostitution?
Die Huren schlimmer als Diebe?
Lernt: Liebe nimmt nicht nur Lohn,
Lohn gibt auch Liebe!
Weh dem armen Mädchen, das auf dem Pfade des Lasters strauchelt!
Erst Schutz vor Kindern, dann Kinderschutz!
Die Sündenmoral ist darauf aus, die Ursachen, auf die das Kinderkriegen zurückzuführen ist, zu beseitigen. Sie sagt, die Abtreibung der Lust sei ungefährlich, wenn sie unter allen Kautelen der theologischen Wissenschaft durchgeführt werde.
Es ist höchste Zeit, daß die Kinder die Eltern über Geheimnisse des Geschlechtslebens aufklären.
Wie lernt die Menschheit schwimmen! Man sagt ihr, wo die gefährlichen Stellen sind, und daß es eine Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff sei.
Der Unmoralprotz ist dem Moralprotzen verwandter als die Unmoral der Moral.
Im Sexuellen wird die Freiheit mit Ihren Feinden fertig, ohne der Gemeinheit als einer Bundesgenossin zu bedürfen.
Erkenntnisse des erotischen Lebens gehören der Kunst, nicht der Bildung. Nur manchmal müssen sie den Analphabeten vorbuchstabiert werden. Es kommt vor allem darauf an, die Analphabeten zu überzeugen, da sie ja die Strafgesetze machen.
Schönheit vergeht, weil Tugend besteht.
Der christliche Tierpark: Eine gezähmte Löwin sitzt im Käfig. Viele Löwen stehen draußen und blicken mit Interesse hinein. Ihre Neugierde wächst an dem Widerstand der Gitterstäbe. Schließlich zerbrechen sie sie. Händeringend flüchten die Wärter.
Das Christentum hat die Zollschranken zwischen Geist und Geschlecht aufgehoben. Aber die Durchsetzung des Sexuallebens mit dem Gedanken ist eine dürftige Entschädigung für die Durchsetzung des Gedankenlebens mit dem Sexuellen.
Das Christentum hat die erotische Mahlzeit um die Vorspeise der Neugier bereichert und durch die Nachspeise der Reue verdorben.
Omne animal triste. Das ist die christliche Moral. Aber auch sie nur post, nicht propter hoc.
Gewissensbisse sind die sadistischen Regungen des Christentums.
Seit die Lust aus der Welt entschwand und die Last ihr beschieden,
Lebt sie am Tag mit der Last, flieht sie des Nachts zu der List.
Die Tantaluswonnen gehören in die Mythologie des Christentums.
Man setzt sich heutzutage genug Unannehmlichkeiten aus, wenn man von einem Kunstwerk sagt, daß es ein Kunstwerk sei. Aber man würde gesteinigt werden, wenn man das so laut von einem Frauenkörper sagte, wie es gesagt werden muß, um ihn neu zu beleben. Denn die Sitte will seine Zerstörung, und durch Worte kann man Anmut zusprechen.
Es ist eine schlimme Zeit, in der das Pathos der Sinnlichkeit zur Galanterie einschrumpft.
Der Schönheit sei es ein Trost, daß sich an den Mauern derselben Welt, die ihr den Quell absperrt, der Geist blutig stößt. Sie müßten sich beide verniedlichen, um erlaubt zu sein.
Die den Freudenbecher gewährt haben, sterben an dem alkoholischen Gifttrunk, den ihnen die christliche Nächstenliebe reicht.
Als die Prinzessin bei der Drehorgel mit den Kutschern tanzte, war sie so schön, daß der Hof in Ohnmacht fiel.
Weil beim Mann auf Genuß Verdruß folgen muß, muß folgen, daß beim Weib auf Treue Reue folgt.
Er ist bescheiden aus tieferen Gründen,
das Gegenteil hat er bei ihr nicht erkannt.
Um seine Zigarre anzuzünden,
entfacht er ihren Höllenbrand.
Das weitere, denkt er, wird sich finden,
so wie es sich seit jeher fand.
Einer riet, die Männer sollten nicht, nachdem sie die Frauen genossen haben, ihnen ein verdrossenes Gesicht zeigen. Das ist leicht raten. Als ob mit einer guten Miene der Frau in dieser Lage geholfen wäre! Je besser sie gelaunt bleibt, um so trister wird der Mann, und umgekehrt. Ein Schelm, der mehr gibt als er hat. Was soll man da tun?Jedenfalls keine Taktfrage aufwerfen, sondern fünf traurige Männer hinschicken! Da wird sie schon die Unhöflichkeit nicht merken.
Auch die Keuschheit würde lieber zugeben, dich vor zwei Jahren erhört als vor zwanzig abgewiesen zu haben.
Bei manchem Frauenzimmer kommt die Entrüstung vor der Zumutung. Wie ungalant, diese nicht einmal nachzuholen!
Was tun sie, die weiblichen Mitglieder der Sittlichkeitsvereine? Sie geben sich der Abschaffung der Prostitution hin. Es geht doch um den Brand, auch wenn die Weiber nicht mehr brennen, sondern löschen wollen. Es geht um den Brand!
Von einem, der auf die Jungfräulichkeit seiner Angebeteten schwor, fand ich es nicht merkwürdig, daß er sich das einreden ließ, sondern daß er sich das einreden ließ.
Es gibt Männer, die man mit jeder Frau betrügen könnte.
Eifersucht ist ein Hundegebell, das die Diebe anlockt.
Lieben, betrogen werden, eifersüchtig sein – das trifft bald einer. Unbequemer ist der andere Weg: Eifersüchtig sein, betrogen werden und lieben!
Daß sie gesündigt hat, war christlich gehandelt. Aber daß sie mich um die Beichte gebracht hat – !
Dem Gesunden genügt das Weib. Dem Erotiker genügt der Strumpf, um zum Weib zu kommen. Dem Kranken genügt der Strumpf.
Erotik verhält sich zu Sexualität wie Gewinn zu Verlust .
Es ist notwendig, weibliche Anmut außerhalb der Verwandtschaft zu genießen, weil man nicht dafür gutstehen kann, daß sich nicht plötzlich die Unzulänglichkeit der Züge herausstelle. Ich plage mich und mache die Synthese – da kommt der Vater als Analytiker hinterher!
Die Moral im Geschlechtsleben ist das Auskunftsmittel eines Perserkönigs, der das aufgeregte Meer in Ketten legte.
Eine Moral, welche aus der Gelegenheit ein Geheimnis gemacht hat, hat auch aus dem Geheimnis eine Gelegenheit gemacht.
Die Moral sagte: Nicht herschauen! Damit war beiden Teilen geholfen.
Der christlichen Ethik ist es gelungen, Hetären in Nonnen zu verwandeln. Leider ist es ihr aber auch gelungen, Philosophen in Wüstlinge zu verwandeln. Und Gott sei Dank ist die erste Metamorphose nicht ganz so verläßlich.
Die Zerstörung Sodoms war ein Exempel. Man wird durch alle Zeiten vor einem Erdbeben Sünden begehen.
Die Kinder würden es nicht verstehen, warum die Erwachsenen sich gegen die Lust wehren; und die Greise verstehen es wieder nicht.
Wenn das Geschlecht nur an der Fortpflanzung beteiligt wäre, so wäre die sexuelle Aufklärung vernünftig. Aber das Geschlecht ist auch an andern Funktionen beteiligt, zum Beispiel an der sexuellen Aufklärung.
Der Geschlechtsverkehr kann sich in dieser Gesellschaftsordnung nicht ohne Totschlag abwickeln, genauso wie in diesem Lande der Bahnbetrieb nicht ohne Amtsehrenbeleidigung verläuft. Die Norm dieser verkehrten Welt wäre, daß der Geschlechtsverkehr die Ehre und der Bahnverkehr das Leben bedroht.
Die Erotik ist von der Soziologie nicht mehr zu trennen und also auch nicht von der Ökonomie. In irgendeinem Verhältnis steht die Liebe immer zum Geld. Es muß dasein, gleichgültig, ob man es gibt oder nimmt.
Die Moralisten sträuben sich noch immer dagegen, daß der Wert der Frau ihren Preis bestimme. Inzwischen bestimmt längst schon der Preis ihren Wert, und damit wird keine Moral fertig.
Als die Wohnungsmieter erfahren hatten, daß die Hausbesitzerin eine Kupplerin sei, wollten sie alle kündigen. Sie blieben aber im Hause, als jene ihnen versicherte, daß sie ihr Geschäft verändert habe und nur mehr Wucher treibe.
Wenn sich die Sünde vorwagt, wird sie von der Polizei verboten. Wenn sie sich verkriecht, wird ihr ein Erlaubnisschein erteilt.
Der Zuhälter ist das Vollzugsorgan der Unsittlichkeit. Das Vollzugsorgan der Sittlichkeit ist der Erpresser.
Moral ist die Tendenz, das Bad mit dem Kinde auszuschütten.
Die Liebe der Geschlechter ist in der Theologie eine Sünde, in der Jurisprudenz ein unerlaubtes Verständnis, in der Medizin ein mechanischer Insult, und die Philosophie gibt sich mit so etwas überhaupt nicht ab.
Der erotische Humor ist nicht Freiheit, sondern Ausgelassenheit, der Beweis der Unfreiheit. Sein Lachen ist nur die Freiheit vom Pathos. Dieser Humor ist der vergebliche Versuch des Mannes, sich über seine berechtigte Traurigkeit hinwegzutäuschen. Ein Humor mit umgedrehtem Spieß. In ihm triumphiert der Mann, der es nicht mehr ist: soweit ist es ein männlicher Humor. Gelegenheit macht Verlegenheit, und der Mann besteht vor dem Weib vermöge seiner Indiskretion. Eros hat vor der Tür des christlichen Geheimnisses geweint und geschwiegen: die drin aber haben gelacht und es weitererzählt.
Wo wir starren, zwinkert die Moral.
Eine schöne Welt, in der die Männer die Erfüllung ihres Lieblingswunsches den Frauen zum Vorwurf machen!
Die christliche Moral hat es am liebsten, daß die Trauer der Wollust vorangeht und diese ihr dann nicht folgt.
Vor Erschaffung der Welt wird das letzte Menschenpaar aus dem Spitalsgarten vertrieben werden.
Es muß einmal in der Welt eine unbefleckte Empfängnis der Wollust gegeben haben!
Dieser Dichter war nur schamlos aus lauter Schamgefühl. Er schämt sich so sehr seiner Sittlichkeit, daß er sich Stoffe umhing, an denen das Publikum Anstoß nahm.
Wenn man nur beizeiten den Kindern verboten hätte, sich zu schneuzen, die Erwachsenen würden schon rot werden dabei.
Sexuelle Aufklärung ist jenes hartherzige Verfahren, wodurch es der Jugend aus hygienischen Gründen versagt wird, ihre Neugierde selbst zu befriedigen.
Sexuelle Aufklärung ist insoweit berechtigt, als die Mädchen nicht früh genug erfahren können, wie die Kinder nicht zur Welt kommen.
Es gibt eine Pädagogik, die sich schon zu Ostern entschließt, die Jugend schonend darauf vorzubereiten, was im geheimnisvollen Zimmer am Christbaum hängt.
Der Mann bildet sich ein, daß er das Weib ausfülle. Aber er ist nur ein Lückenbüßer.
Liebe und Kunst umarmen nicht, was schön ist, sondern was eben dadurch schön wird.
Wand vor der Lust: Vorwand der Lust.
Erotik ist immer ein Wiedersehen. Sie zieht es sogar der ersten Begegnung vor.
Der schöpferische Mensch sieht Helenen in jedem Weibe. Er hat aber die Rechnung ohne den Analytiker gemacht, der ihn erst darüber aufklärt, was er eigentlich in Helenen zu sehen habe.
Vieles, was bei Tisch geschmacklos ist, ist im Bett eine Würze. Und umgekehrt. Die meisten Verbindungen sind darum so unglücklich, weil diese Trennung von Tisch und Bett nicht vorgenommen wird.
Erröten, Herzklopfen, ein schlechtes Gewissen – das kommt davon, wenn man nicht gesündigt hat.
In diesem Vergleich müssen sie's verstehen: Wie legen die Bürger die Liebe an? Sie essen vom Kapital und haben es in der eisernen Kasse liegen.
Eifersüchtige sind Wucherer, die vom eigenen Pfund die höchsten Zinsen nehmen.
Die wahre Eifersucht will nicht nur Treue, sondern den Beweis der Treue als eines vorstellbaren Zustande. Dem Eifersüchtigen genügt nicht, daß die Geliebte nicht untreu ist. Eben das, was sie nicht tut, läßt ihn nicht zur Ruhe kommen. Da es aber für Unterlassung keinen Beweis gibt und der Eifersüchtige auf einen Beweis dringt, so nimmt er schließlich auch mit dem Beweis der Untreue vorlieb.
Eifersucht ist immer unberechtigt, finden die Frauen. Denn entweder ist sie berechtigt oder unberechtigt. Ist sie unberechtigt, so ist sie doch nicht berechtigt. Ist sie aber berechtigt, so ist sie nicht berechtigt. Nun also. Und so bleibt nichts übrig als der Wunsch, einmal doch den Augenblick zu erwischen, wo sie berechtigt ist!
In der Liebe ist jener der Hausherr, der dem andern den Vortritt läßt.
Der Sklave! Sie macht mit ihm rein was er will.
Die gebildete Frau ist unaufhörlich mit dem Vorsatz befaßt, keinen Geschlechtsverkehr einzugehen, und ist auch imstande, ihn, nämlich den Vorsatz, auszuführen.
Der gebildete Mann ist nie mit dem Vorsatz befaßt, keinen Gedanken zu haben, sondern es gelingt ihm, ehe er sich dazu entschließt.
Eine Frau muß so gescheit aussehen, daß ihre Dummheit eine angenehme Überraschung bedeutet.
Sinnlichkeit weiß nichts von dem, was sie getan hat. Hysterie erinnert sich an alles, was sie nicht getan hat.
Die Huren auf der Straße benehmen sich so schlecht, daß man daraus auf das Benehmen der Bürger im Hause schließen kann.
Daß eine einen Bürger ruiniert, ist schwache Entschädigung dafür, daß sie einen Dichter nicht anregt.
Eine Dame scheint wohl wie die Sonne, darf aber mit ihr schon darum nicht verwechselt werden, weil sich die Sonne mit so vielen an einem Tage abgibt, während die Dame von Gott geschaffen ist, um einem einzigen Bankdirektor warm zu machen, womit sie auch alle Hände voll zu tun hat, so daß sie gar nichts anderes verlangt, indem sie weiß, daß es ihr so lange zugute kommt, bis sie kalt wird und bis auch der Bankdirektor das Bedürfnis fühlt, zur Sonne zu gehen, die sich mit so vielen an einem Tage abgibt, amen.
Es gibt Frauen, die auf ihrem Gesicht mehr Lügen aufgelegt haben als Platz ist: die des Geschlechts, die der Moral, der Rasse, der Gesellschaft, des Staates, der Stadt, und wenn es gar Wienerinnen sind, die des Bezirkes und die der Gasse.
Er war so unvorsichtig, ihr vor jedem Schritt die Steine aus dem Weg zu räumen. Da holte er sich einen Fußtritt.
Der Lebemann steht unter dem Philister, weil er als Beteiligter die Frau dem unbeteiligten Philister zur Verachtung zutreibt.
Was ist meine Liebe? Daß ich die schlechten Züge am Weib zum guten Bild vereine. Was ist mein Haß? Daß ich am schlechten Bild des Manns die schlechten Züge sehe.
Man kann eine Frau nicht hoch genug überschätzen.
Sie sagte, sie lebe so dahin. Dahin möchte ich sie begleiten!