Jack London
Südsee-Geschichten
Jack London

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Die furchtbaren Salomoninseln

Es läßt sich nicht leugnen, daß die Salomoninseln eine unzugängliche Inselgruppe sind. Anderseits gibt es noch schlimmere Stellen auf der Welt. Aber dem Neuling, der keinerlei angeborenes Verständnis für Menschen und das Leben im Urzustand hat, mögen die Salomoninseln in der Tat furchtbar erscheinen. Es ist wahr, daß Fieber und Ruhr ständig dort umgehen, daß Überfluß an ekelhaften Hautkrankheiten herrscht, daß die Luft von einem Gift gesättigt ist, das sich in jede Pore, jede Schnittwunde, jeden Hautriß einfrißt und bösartige Geschwüre verursacht, und daß viele starke Männer, selbst wenn sie dem Tode dort entgangen sind, als Invaliden in die Heimat zurückkehren. Es ist ferner wahr, daß die Eingeborenen der Salomoninseln eine wilde Horde mit herzhaftem Appetit auf Menschenfleisch und einer Liebhaberei für das Sammeln von Menschenköpfen sind. Ihr leidenschaftlichster Sport ist es, einen Menschen von hinten zu fangen und ihm durch einen geschickten Streich mit dem Tomahawk die Wirbelsäule vom Gehirn zu trennen. Es ist ebenfalls wahr, daß auf manchen Inseln, wie zum Beispiel Malaita, Gewinn und Verlust im wirtschaftlichen Verkehr nach Menschenmorden berechnet wird. Köpfe gelten als Tauschmittel, und besonders wertvoll sind weiße Köpfe. Oft veranstaltet ein Dutzend Dörfer eine gemeinsame Sammlung, die monatelang fortgesetzt wird, bis irgendein tapferer Krieger den blutigen Kopf eines weißen Mannes bringt und den Ertrag der Sammlung fordert.

Alles dies ist durchaus wahr, und doch gibt es Männer, die jahrelang auf den Salomoninseln lebten und Heimweh spürten, wenn sie sie verließen. Man muß nur vorsichtig – und glücklich – sein, um lange Zeit dort leben zu können; aber man muß auch vom rechten Schlage sein. Man muß den Stempel des unvermeidlichen weißen Mannes tragen. Man muß eben unvermeidlich sein. Man muß eine gewisse Unbekümmertheit der Übermacht gegenüber haben, eine gewisse Selbstzufriedenheit und einen Rassenegoismus, der einem die Überzeugung beibringt, daß ein Weißer an Wochentagen besser ist als tausend Neger, und daß er Sonntags zweitausend Schwarze aussticht. Denn das ist es, was den weißen Mann unvermeidlich gemacht hat. Oh, und noch etwas: Der weiße Mann, der unvermeidlich zu sein wünscht, muß nicht nur die niedrigeren Arten verachten und groß von sich selber denken, er darf auch keine zu bedeutende Einbildungskraft besitzen. Er darf die Gewohnheiten, Instinkte und die Denkweise der Schwarzen, Gelben und Braunen nicht zu gut verstehen; denn das ist nicht die Art, der die weiße Rasse ihren Siegeszug um die Welt verdankt.

Bertie Arkwright war nicht unvermeidlich. Er war zu sensitiv, zu zart besaitet, und besaß zuviel Einbildungskraft. Er war zu sehr an die Welt gebunden. Er paßte sich seiner Umgebung mit zu großem Feingefühl an. Daher waren die Salomoninseln der letzte Ort der Welt, wohin er hätte kommen dürfen. Er kam nicht dorthin, um zu bleiben. Einen fünfwöchigen Aufenthalt zwischen zwei Dampfern hielt er für genügend, um dem Ruf nach dem Primitiven zu genügen, den er auf den Saiten seiner Seele tönen hörte. So erzählte er wenigstens den Touristinnen an Bord der ›Makembo‹, wenn auch mit andern Worten, und sie verehrten ihn als Helden, denn sie waren Frauen und kannten nur das Dampferdeck, während er sich mühsam seinen Weg durch die Salomoninseln bahnen wollte.

Es war noch ein Mann an Bord, von dem die Damen jedoch keine Notiz nahmen. Das war ein kleiner, schrumpeliger Mann mit welker, mahagonifarbener Haut. Sein auf der Passagierliste vermerkter Name tut nichts zur Sache, aber seinen andern Namen, Kapitän Malu, gebrauchten die Neger von Neuhannover bis zu den Neuen Hebriden als Zauberformel und Kinderschreck. Wilde Menschen und Länder waren sein Fall, und unter Fieber und Beschwerden, bei dem Knall von Snidergewehren und der Peitsche des Aufsehers hatte er fünf Millionen in Form von Trepang, Sandelholz, Perlmutter und Schildpatt, Steinnüssen und Kopra, Weiden, Faktoreien und Plantagen zusammengescharrt. Kapitän Malus kleiner Finger, der gebrochen war, hatte mehr Unvermeidlichkeit in sich als Bertie Arkwrights ganzes Gerippe. Aber die Damen konnten ja nur nach dem Äußeren urteilen, und ohne Zweifel war Bertie ein ansehnlicher Mann.

Bertie unterhielt sich mit Kapitän Malu im Rauchzimmer und vertraute ihm seine Absicht an, das rote, blutige Leben auf den Salomoninseln zu sehen. Kapitän Malu gab zu, daß diese Absicht ehrgeizig und ehrenwert war. Erst einige Tage später begann er sich für Bertie zu interessieren, als der junge Abenteurer ihm eine automatische 44-Millimeter-Pistole zeigte. Bertie zeigte den Mechanismus und erklärte ihn, indem er ein geladenes Magazin auf den hohlen Kolben setzte.

»Es ist ganz einfach«, sagte er. Er ließ den äußeren Lauf am inneren entlanggleiten. »Sie ladet und spannt sich selbst, sehen Sie. Und dann brauche ich nur am Abzug zu ziehen, achtmal, so schnell, wie ich den Finger krümmen kann. Sehen Sie, hier ist die Sicherung. Die ist das Beste daran. Sie ist ganz zuverlässig. Das reine Kinderspiel.« Er nahm das Magazin heraus. »Sie sehen, wie zuverlässig.«

Er hielt sie in der Hand, die Mündung gerade auf Kapitän Malus Magen gerichtet. Kapitän Malus blaue Augen betrachteten sie unerschütterlich.

»Hätten Sie etwas dagegen, sie anderswohin zu richten?« fragte er.

»Sie ist ganz sicher«, behauptete Bertie. »Ich habe das Magazin herausgenommen. Sie ist jetzt nicht geladen, verstehen Sie.«

»Eine Schußwaffe ist immer geladen.«

»Diese aber nicht.«

»Drehen Sie sie doch lieber weg.«

Kapitän Malus Stimme war eintönig, metallisch und leise, aber sein Auge verließ die Mündung nicht, solange sie auf ihn zielte.

»Ich wette fünf Pfund, daß sie nicht geladen ist«, schlug Bertie eifrig vor.

Der andre schüttelte den Kopf.

»Ich werde es Ihnen zeigen.«

Bertie setzte die Mündung an seine eigene Schläfe mit der offenbaren Absicht, loszudrücken.

»Einen Augenblick«, sagte Kapitän Malu ruhig und streckte die Hand aus. »Lassen Sie mich sehen.«

Er zielte auf die See und zog am Abzug. Eine schwere Entladung folgte zugleich mit dem scharfen Schlag des Mechanismus, der eine heiße, rauchende Patronenhülse seitwärts auf das Deck schleuderte. Berties Mund öffnete sich staunend.

»Ich habe den Lauf zurückgezogen, nicht?« erklärte er. »Das war dumm von mir, muß ich sagen.«

Er kicherte matt und ließ sich in einen Liegestuhl fallen. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen und hinterließ dunkle Ringe unter den Augen. Seine Hand zitterte und war unfähig, die Zigarette an die Lippen zu führen. Er war zu sehr an die Welt gebunden und sah sich mit tröpfelndem Gehirn auf dem Deck hingestreckt.

»Wirklich,« sagte er, »wirklich.«

Der Kommissar, der sich auf der Rückreise von Sydney befand, war an Bord der ›Makembo‹, und mit seiner Erlaubnis machte man bei Ugi halt, um einen Missionar an Land zu setzen. Und bei Ugi lag die Jacht ›Arla‹, Schiffer Kapitän Hansen. Nun war die ›Arla‹ eines von den vielen Schiffen, die Kapitän Malu gehörten, und auf seinen Vorschlag und auf seine Einladung kam Bertie als Gast an Bord der ›Arla‹, um eine viertägige Werbekreuzfahrt an der Küste von Malaita entlang mitzumachen.

Darauf sollte die ›Arla‹ ihn bei der – ebenfalls Kapitän Malu gehörenden – Reminge-Plantage absetzen, wo Bertie eine Woche bleiben konnte, und dann wollte er nach Tulagi, dem Sitze der Regierung, fahren, wo er der Gast des Kommissars sein sollte.

Kapitän Malu zeichnete noch verantwortlich für zwei weitere Vorschläge, und nachdem er sie gemacht hat, verschwindet er aus dieser Erzählung. Der eine wurde Kapitän Hansen, der andre Mr. Harriwell, dem Verwalter der Reminge-Plantage, gemacht.

Beide hatten den gleichen Wortlaut, nämlich: Mr. Bertie Arkwright einen Einblick in das rauhe, blutige Leben auf den Salomoninseln zu verschaffen. Und einem Gerücht zufolge soll Kapitän Malu noch erwähnt haben, daß eine Kiste Whisky fällig sein würde, wenn Mr. Arkwright einen besonders prachtvollen Einblick erhielte.

 

Ja, Swartz war immer zu dickköpfig. Denken Sie, er nahm vier von seiner Bootsmannschaft mit nach Tulagi, um sie auspeitschen zu lassen – offiziell, wissen Sie –, und fuhr dann im Walboot mit ihnen zurück. Es war etwas stürmisch, und das Boot kenterte gerade vor der Einfahrt. Swartz war der einzige, der ertrank. Natürlich war es ein Unfall.«

»Ein Unfall? Wirklich?« fragte Bertie, der nur halb zuhörte, denn er guckte nach dem Schwarzen am Steuerruder.

Man hatte Ugi verlassen, und die ›Arla‹ glitt durch die sommerliche See den bewaldeten Hängen von Malaita zu. Der Rudergast, der Berties Aufmerksamkeit derart auf sich zog, hatte sich einen Pennynagel wie einen Speiler durch die Nase gesteckt. Um den Hals trug er eine Schnur von Hosenknöpfen. Durch Löcher in den Ohren waren ein Dosenöffner, der abgebrochene Stiel einer Zahnbürste, eine Tonpfeife, das Messingrad einer Weckuhr und mehrere Patronenhülsen gesteckt. Auf der Brust hing vom Halse herab die Hälfte eines Porzellantellers. Einige vierzig, ähnlich herausgeputzte Schwarze lagen auf Deck umher, fünfzehn davon gehörten zur Besatzung des Bootes, die übrigen waren frisch geworbene Arbeiter.

»Natürlich war es ein Unfall«, nahm der Steuermann der ›Arla‹, Jacobs, ein schlanker Mann mit dunklen Augen, der mehr nach einem Professor als nach einem Seemann aussah, das Wort. »Johnny Bedip hätte fast denselben Unfall erlitten. Er brachte mehrere Leute vom Auspeitschen zurück, als sie kenterten. Aber er konnte wohl ebenso gut schwimmen wie sie, und zwei von ihnen ertranken. Er gebrauchte eine Bootsbank und seinen Revolver. Natürlich war es ein Unfall.«

»Sie sind ganz alltäglich, diese Unglücksfälle«, bemerkte der Schiffer. »Sehen Sie diesen Mann am Steuerruder, Mr. Arkwright? Er ist Menschenfresser. Vor sechs Monaten haben er und der Rest der Besatzung den Kapitän der ›Arla‹ ertränkt. Auf Deck, gerade hier beim Besanring.«

»Das Deck befand sich in einem furchtbaren Zustande«, sagte der Steuermann.

»Verstehe ich recht – –?« begann Bertie.

»Ja, ganz recht«, sagte Kapitän Hansen. »Es war ein Unglücksfall.«

»Aber auf Deck – –«

»Eben. Ich will Ihnen übrigens sagen, ganz im Vertrauen natürlich, daß sie eine Axt benutzten.«

»Ihre jetzige Mannschaft?«

Kapitän Hansen nickte.

»Der frühere Schiffer war immer zu sorglos«, erklärte der Steuermann. »Er kehrte ihnen gerade den Rücken, als sie es taten.«

»Für uns ist hier nichts zu holen«, klagte der Kapitän. »Die Regierung schützt immer den Nigger vor dem Weißen. Man kann nicht den ersten Schuß tun. Man muß den Nigger zuerst schießen lassen, sonst nennt die Regierung es Mord, und man kommt nach Fidschi. Deswegen gibt es so viele Unfälle durch Ertrinken.«

Es wurde zum Essen gerufen, und Bertie ging mit dem Schiffer nach unten, während der Steuermann als Wache an Deck blieb.

»Halten Sie ein Auge auf diesen schwarzen Teufel Auiki«, warnte der Schiffer im Weggehen. »Er gefällt mir schon seit einigen Tagen nicht.«

»Schön«, sagte der Steuermann.

Sie waren mitten im Essen, und der Schiffer erzählte gerade seine Geschichte vom Untergang der ›Scottish Chiefs‹.

»Ja,« sagte er, »es war das schönste Fahrzeug hier an der Küste. Als sie aber dem Steuer nicht gehorchte, waren die Kanus schon über ihr, noch ehe sie auf das Riff stieß. Es waren fünf Weiße und eine Besatzung von zwanzig Leuten aus Santa Cruz und Samoa an Bord, aber nur der Superkargo entkam. Außerdem waren sechzig schwarze Arbeiter auf dem Schiffe. Sie wurden alle kai-kait. Kai-kai? O Verzeihung. Ich meine, sie wurden gefressen. Und dann die ›James Edwards‹, ein Kutter – –« In diesem Augenblick ertönte jedoch an Deck ein scharfer Fluch des Steuermanns, dem ein Chor wilder Schreie folgte. Ein Revolver knallte dreimal, und dann hörte man, wie ein schwerer Gegenstand klatschend ins Wasser fiel.

Kapitän Hansen war sofort die Kajütstreppe hinaufgesprungen, und Bertie sah eben noch, wie er im Hinaufspringen einen Revolver zog. Bertie folgte ihm vorsichtig und steckte zögernd den Kopf durch die Kajütenluke. Aber nichts geschah.

Der Steuermann stand aufgeregt, mit dem Revolver in der Hand, da. Einmal fuhr er zusammen und drehte sich schnell halb um, als ob ihm Gefahr im Rücken drohe. »Einer der Eingeborenen ist über Bord gefallen«, sagte er mit seltsam verbissener Stimme. »Er konnte nicht schwimmen.«

»Wer?« fragte der Schiffer.

»Auiki«, lautete die Antwort.

»Aber ich hörte doch schießen«, sagte Bertie, vor Kühnheit zitternd, denn er spürte ein Abenteuer, und noch dazu ein Abenteuer, das glücklich überstanden war.

Der Steuermann wandte sich nach ihm um und knurrte: »Das ist eine verfluchte Lüge. Kein Schuß ist gefallen. Der Nigger ist über Bord gefallen.«

Kapitän Hansen sah Bertie mit starren, glanzlosen Augen an.

»Ich – ich dachte – –«, begann Bertie.

»Schießen?« sagte Kapitän Hansen verträumt. »Schießen? Haben Sie einen Schuß gehört, Mr. Jacobs?«

»Nicht die Spur«, antwortete Mr. Jacobs.

Der Schiffer blickte seinen Gast triumphierend an und sagte: »Augenscheinlich ein Unfall. Gehen wir wieder hinunter, Mr. Arkwright, und essen wir zu Ende.«

Bertie schlief diese Nacht in der Kabine des Kapitäns, einem kleinen Staatsraum neben der Hauptkajüte. Das vordere Schott war mit einer Reihe Flinten dekoriert. Über der Koje hingen noch drei Flinten. Unter der Koje war ein großes Schubfach, das er beim Aufziehen mit Munition, Dynamit und mehreren Kisten voll Zündern gefüllt fand. Er zog es vor, auf dem gegenüberliegenden Sofa zu schlafen. Auf dem Tische war das Logbuch der ›Arla‹ auffallend zurechtgelegt. Bertie wußte nicht, daß es extra für diese Gelegenheit von Kapitän Malu hergerichtet war, und las darin, wie am 21. September zwei Mann von der Besatzung über Bord gefallen und ertrunken waren. Bertie las zwischen den Zeilen und wußte es besser.

Er las, wie das Walboot der ›Arla‹ bei Su'u in einen Hinterhalt geraten war und drei Mann verloren hatte; wie der Schiffer entdeckte, daß der Koch Menschenfleisch auf dem Herd in der Kombüse briet – Fleisch, das von der Bootsbesatzung in Fui stammte; wie eine zufällige Entladung von Dynamit beim Signalisieren eine andre Bootsbesatzung getötet hatte; von nächtlichen Überfällen; von Häfen, aus denen man bei Tagesanbruch geflohen war; von Angriffen der Buschleute in den Mangrovesümpfen und ganzer Flotten von Salzwasserleuten in den breiteren Sunden. Mit regelmäßiger Eintönigkeit kehrte auch der Tod an der Ruhr wieder. Mit Schrecken sah er, daß auch zwei Weiße – Gäste an Bord der ›Arla‹ wie er selbst – daran gestorben waren.

»Wissen Sie,« sagte Bertie am nächsten Tage zu Kapitän Hansen, »ich habe in ihr Logbuch hineingeguckt.«

Der Schiffer heuchelte schnell Ärger darüber, daß er das Logbuch hatte herumliegen lassen.

»Und die Ruhr, nicht wahr, die ist ebenso ein Unsinn wie das zufällige Ertrinken«, fuhr Bertie fort. »Was bedeutet Ruhr in Wirklichkeit?«

Der Schiffer bewunderte offen den Scharfsinn seines Gastes, legte sich zuerst starrköpfig auf entrüstetes Leugnen und ergab sich dann auf Gnade und Ungnade.

»Sehen Sie, Mr. Arkwright, es ist so: Diese Inseln haben sowieso schon einen recht schlechten Ruf. Es wird täglich schwerer, einen Weißen anzuheuern. Nehmen Sie an, ein Mann wird ermordet. Dann muß die Gesellschaft teures Geld bezahlen, um Ersatz zu bekommen. Wenn der Mann aber nur an einer Krankheit stirbt, dann hat es nichts zu sagen. Gegen Krankheiten haben die Neuen nichts. Erst, wenn sie ermordet werden sollen, bedanken sie sich. Ich dachte, der Schiffer der ›Arla‹ wäre an der Ruhr gestorben, als ich seine Stelle einnahm. Als ich dann die Wahrheit erfuhr, war es zu spät; ich hatte den Kontrakt unterschrieben.«

»Außerdem«, fügte Mr. Jacobs hinzu, »geschehen allzu viele Unfälle durch Ertrinken. Das sieht nicht gut aus. Aber das ist Schuld der Regierung. Ein Weißer hat keine Aussicht, sich gegen Nigger zu verteidigen.«

»Ja, nehmen wir nun die ›Prinzessin‹ und den amerikanischen Steuermann«, nahm der Schiffer den Faden wieder auf. »Sie hatte fünf Weiße außer einem Regierungsagenten an Bord. Kapitän, Agent und Superkargo waren mit zwei Booten an Land. Sie wurden bis auf den letzten Mann niedergemacht. Der Steuermann und der Bootsmann befanden sich mit etwa fünfzehn Mann von der Besatzung – Leuten aus Samoa und Tonga – an Bord. Eine Bande von Niggern kam vom Lande. Ehe der Steuermann etwas Böses ahnte, waren Bootsmann und Besatzung schon tot. Der Steuermann ergriff drei Patronengürtel und zwei Winchesterbüchsen und klomm in die Dwarssalinge. Er war der einzige Überlebende, und man kann ihm keinen Vorwurf daraus machen, daß er wütend war. Er knallte mit dem einen Gewehr drauflos, bis es so heiß war, daß er es nicht mehr gebrauchen konnte, und dann feuerte er mit dem andern. Das Deck war schwarz von Niggern. Er säuberte es von ihnen. Er knallte sie nieder, als sie über die Reling sprangen, knallte sie ebenso schnell nieder, wie sie ihre Ruder fassen konnten. Und als sie dann ins Wasser sprangen und sich anschickten, an Land zu schwimmen, traf er in seiner Wut noch ein halbes Dutzend dazu. Und was bekam er dafür?«

»Sieben Jahre auf Fidschi«, fiel der Steuermann ein.

»Die Regierung sagte, er sei nicht berechtigt gewesen, auf sie zu schießen, nachdem sie ins Wasser gesprungen waren«, erklärte der Schiffer.

»Und deshalb sterben sie heutzutage an der Ruhr«, fügte der Steuermann hinzu.

»Gute Idee«, sagte Bertie und sehnte sich nach dem Ende der Fahrt.

Im Laufe des Tages sprach er mit dem Schwarzen, der ihm als Menschenfresser bezeichnet war.

Der Bursche hieß Sumasai. Er hatte drei Jahre auf einer Plantage in Queensland verbracht. Er war auf Samoa gewesen, auf den Fidschiinseln und in Sydney und hatte der Besatzung eines Werbeschoners angehört, der nach Neubritannien, Neuirland, Neuguinea und den Admiralitätsinseln gefahren war. Er war ein Spaßvogel und hatte sich das Benehmen seines Schiffers zum Beispiel genommen.

Ja, er hatte viele Menschen gefressen. Wie viele? Er wußte die Zahl nicht mehr. Ja, weiße Männer auch; sie schmeckten gut, außer, wenn sie krank waren. Er hatte einmal einen Kranken gefressen. »Mein Wort!« rief er bei dem Gedanken daran. »Ich sehr viel krank. Mein Magen viel umhergehen.«

Bertie schauderte und fragte nach Köpfen. Ja, Sumasai hatte verschiedene an Land versteckt, in guter Verfassung, an der Sonne getrocknet und geräuchert. Einer hatte dem Kapitän eines Schoners gehört. Er hatte einen langen Bart. Für zwei Pfund wollte er ihn verkaufen. Die Köpfe von Schwarzen verkaufte er für ein Pfund. Er hatte einige Kinderköpfe in schlechtem Zustande, die wollte er für zehn Schilling hergeben.

Fünf Minuten später fand Bertie sich auf der Kajütentreppe neben einem Schwarzen sitzen, der eine scheußliche Hautkrankheit hatte. Er entfernte sich und erfuhr auf Befragen, daß es Lepra sei. Er eilte hinunter und wusch sich mit antiseptischer Seife. Im Laufe des Tages nahm er noch viele antiseptische Waschungen vor, denn jeder Eingeborene an Bord war mit einem oder dem andern bösartigen Geschwür behaftet.

Als die ›Arla‹ inmitten von Mangrovesümpfen vor Anker ging, wurde rings um die Reling eine doppelte Reihe Stacheldraht gezogen. Das sah recht ernst aus, und als Bertie die Kanus, mit Speeren, Bogen und Pfeilen bewaffnet, von Land kommen sah, wünschte er sehnlicher als je, daß die Fahrt zu Ende sein möchte.

An diesem Abend verließen die Eingeborenen das Schiff bei Sonnenuntergang nur zögernd. Als der Steuermann ihnen befahl, an Land zu gehen, wurden mehrere von ihnen frech.

»Ich will ihnen schon Beine machen«, sagte Kapitän Hansen und verschwand in der Kajüte.

Als er wiederkam, zeigte er Bertie ein an einem Angelhaken befestigtes Stück Dynamit. Nun kann jeder angeführt werden durch eine in Papier gewickelte Medizinflasche, aus der ein harmloser Zünder herausguckt. Er führte Bertie an, und er führte die Eingeborenen an. Als Kapitän Hansen den Zünder ansteckte und den Angelhaken hinten an den Lendenschurz eines Eingeborenen hakte, wurde der von einer so glühenden Sehnsucht nach dem Lande ergriffen, daß er vergaß, den Schurz abzuwerfen.

Er stürzte sich mit dem zischenden und sprudelnden Zünder auf seiner Hinterseite über den Stacheldraht, und die andern Eingeborenen purzelten kopfüber hinterher.

Bertie war entsetzt. Und ebenso Kapitän Hansen. Er hatte nicht an seine fünfundzwanzig Arbeiter gedacht, denen er je dreißig Schilling im voraus bezahlt hatte. Sie sprangen über Bord zusammen mit den Küstenbewohnern im Gefolge des Mannes, der die zischende Medizinflasche hinter sich herschleppte.

Bertie sah die Flasche zwar nicht losgehen; da der Steuermann aber gerade in diesem Augenblick ein Stück richtiges Dynamit achtern, wo es keinen Schaden tat, abbrannte, würde Bertie vor jedem Seegericht beschworen haben, daß ein Nigger in die Luft gesprengt war.

Die Flucht der fünfundzwanzig Arbeiter hatte die ›Arla‹ wirklich vierzig Pfund gekostet, und da sie in den Busch geflohen waren, bestand keine Hoffnung, ihrer wieder habhaft zu werden.

Der Schiffer und sein Steuermann ertränkten ihren Kummer in kaltem Tee. Der kalte Tee befand sich in Whiskyflaschen, und so merkte Bertie nicht, daß es wirklich kalter Tee war, was sie tranken. Alles, was er merkte, war, daß die beiden Männer stark betrunken wurden und lange beredt darüber diskutierten, ob der explodierte Neger als Ruhrfall oder zufälliges Ertrinken gemeldet werden solle.

Als sie sich in Schlaf geschnarcht hatten, blieb er als einziger Weißer übrig und hatte bis Einbruch der Dämmerung eine gefahrvolle Wache in steter Furcht vor einem Angriffe vom Land aus oder einem Aufruhr der Besatzung.

Noch drei Tage verbrachte die ›Arla‹ an der Küste, und noch drei Tage tranken Schiffer und Steuermann kalten Tee im Übermaß und ließen Bertie die Wache halten. Sie wußten, daß sie sich in der Beziehung auf ihn verlassen konnten, und er wußte ebenso sicher, daß er Kapitän Malu von ihrer Betrunkenheit berichten würde, wenn er mit dem Leben davonkam.

Dann warf die ›Arla‹ bei der Reminge-Plantage auf Guadalcanar Anker, und Bertie ging mit sichtlicher Erleichterung an Land und begrüßte den Verwalter. Mr. Harriwell war gerüstet.

»Lassen Sie sich nicht davon beunruhigen, wenn einige von unsern Leuten einen niedergeschlagenen Eindruck machen«, sagte Mr. Harriwell, indem er ihn vertraulich beiseite zog. »Man spricht von einem Aufruhr, und ich gebe zu, daß einige verdächtige Anzeichen vorhanden sind, wenn ich persönlich auch alles für Kinderei halte.«

»Wie–wieviel Schwarze haben Sie auf der Plantage?« fragte Bertie, dem das Herz in die Hosen fiel. »Wir haben in diesem Augenblick vierhundert Arbeiter,« antwortete Mr. Harriwell munter, »aber wir vier – mit Ihnen natürlich – und der Schiffer und der Steuermann von der ›Arla‹ werden schon mit ihnen fertig werden.«

Bertie drehte sich um und stieß auf McTavish, den Ladenverwalter, der kaum wartete, bis er vorgestellt war, solche Eile hatte er, seinen Abschied bewilligt zu erhalten.

»Ich bin Familienvater, Mr. Harriwell, ich darf nicht länger bleiben. Die Meuterei bricht aus, so sicher, wie Sie Ihre Nase im Gesicht haben. Die Nigger sind im Begriff, loszubrechen, und es gibt hier eine zweite Hohono-Katastrophe.«

»Was ist Hohono-Katastrophe?« fragte Bertie, nachdem der Ladenverwalter mit Mühe überredet worden war, bis Ende des Monats zu bleiben.

»Ach, er meint die Hohono-Plantage auf Ysabel«, sagte der Verwalter. »Die Nigger töteten die fünf Weißen an Land, bemächtigten sich des Schoners, machten Kapitän und Steuermann nieder und entkamen geschlossen nach Malaita. Aber ich habe immer gesagt, daß sie auf Hohono zu sorglos waren. Hier schlafen wir nicht. Kommen Sie, Mr. Arkwright, und sehen Sie sich die Aussicht von unsrer schönen Veranda aus an.«

Bertie beschäftigte der Gedanke, wie er nach Tulagi in das Haus des Kommissars kommen könnte, zu sehr, als daß er viel von der Aussicht hätte sehen können. Er dachte noch daran, als in nächster Nähe hinter ihm ein Gewehr losging. Im selben Augenblick wurde ihm beinahe der Arm ausgerenkt, so eifrig zog Mr. Harriwell ihn in die Tür.

»Hallo, alter Freund, da fehlte nicht viel«, sagte der Verwalter und befühlte ihn, um zu sehen, ob er getroffen wäre. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie leid es mir tut. Aber es ist ja heller Tag, und das hätte ich mir nicht träumen lassen.«

Bertie erbleichte.

»Mit dem vorigen Verwalter machten sie es ebenso«, versicherte McTavish. »Und er war ein feiner, forscher Kerl. Sein Gehirn spritzte über die Veranda. Haben Sie den dunklen Fleck dort zwischen Treppe und Tür bemerkt?«

Bertie war reif für den Cocktail, den Mr. Harriwell brachte und ihm mischte; aber ehe er trinken konnte, trat ein Mann in Reithosen und Gamaschen ein.

»Was ist nun wieder los?« fragte der Verwalter nach einem Blick auf das Gesicht des Neugekommenen. »Ist der Fluß wieder übergetreten?«

»Ach was, der Fluß – es sind Nigger. Aus dem Schilf kam einer, keine sechs Fuß von mir, auf mich los und schoß nach mir. Es war ein Snider, und er schoß von der Hüfte aus. Ich möchte nur wissen, wie er zu dem Snider kommt. – O Verzeihung. Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Arkwright.«

»Mr. Brown ist mein Assistent«, erklärte Mr. Harriwell. »Und nun wollen wir einen trinken.«

»Aber wie kommt er zu dem Snider?« beharrte Mr. Brown. »Ich war immer dagegen, daß wir diese Gewehre im Hause hatten.«

»Sie sind noch da«, sagte Mr. Harriwell mit einem Anflug von Heftigkeit.

Mr. Brown lächelte ungläubig.

»Lassen Sie uns nachsehen«, sagte der Verwalter. Bertie folgte ihnen in das Kontor, wo Mr. Harriwell triumphierend auf eine große Kiste in der dunklen Ecke zeigte.

»Ja, wo hat der Kerl dann den Snider her?« beharrte Mr. Brown.

Aber gerade in diesem Augenblick öffnete McTavish die Kiste. Der Verwalter erschrak und riß dann den Deckel ab. Die Kiste war leer. In entsetztem Schweigen starrten sie sich an. Harriwell ließ den Kopf hängen.

Dann fluchte McTavish.

»Ich hab's ja immer gesagt – den Hausdienern ist nicht zu trauen.«

»Das sieht ernst aus,« gab Mr. Harriwell zu, »aber wir werden's schon machen. Diese blutdürstigen Nigger müssen ein bißchen aufgerüttelt werden. Bitte, meine Herren, wollen Sie Ihre Flinten zum Essen mitnehmen, und wollen Sie, Mr. Brown, die Güte haben, vierzig bis fünfzig Stück Dynamit vorzubereiten? Machen Sie die Zünder recht kurz. Wir wollen ihnen eine Lehre geben. Und nun, meine Herren, bitte zum Essen.«

Ein Gericht, das Bertie verabscheute, war Reis mit Curry, und so kam es, daß er der erste war, der von einer einladenden Omelette nahm. Er hatte gerade einen Teller voll gegessen, als Harriwell sich ebenfalls von der Omelette auflegte. Er nahm einen Mundvoll, spuckte aber mit einem kräftigen Fluch wieder aus.

»Das ist das zweitemal«, verkündete McTavish bedeutungsvoll.

Harriwell räusperte sich und spuckte immer noch.

»Was zum zweitenmal?« fragte Bertie mit zitternder Stimme.

»Gift«, lautete die Antwort. »Der Koch wird noch gehängt werden.«

»Auf diese Weise ist der Buchhalter auf Cape Marsh ums Leben gekommen«, fuhr Brown fort. »Schrecklicher Tod. Auf der ›Jessie‹ erzählten sie, daß man ihn drei Meilen weit schreien hörte.«

»Ich werde den Koch in Eisen legen«, sprudelte Harriwell. »Ein Glück, daß wir es rechtzeitig entdeckt haben.«

Bertie saß wie gelähmt da. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Er versuchte zu sprechen, brachte aber nur ein unartikuliertes Röcheln heraus. Alle sahen ihn ängstlich an.

»Sagen Sie es nicht, sagen Sie es nicht«, rief McTavish mit gespannter Stimme.

»Ja, ich habe davon gegessen, eine Menge, einen ganzen Teller voll!« rief Bertie aus wie ein Taucher, der plötzlich wieder an die Luft kommt.

Das furchtbare Schweigen währte noch eine Minute, und er las sein Schicksal in ihren Augen.

»Vielleicht ist es doch kein Gift«, sagte Harriwell trübe.

»Rufen Sie den Koch herein«, sagte Brown.

Herein kam der Koch, ein grinsender, schwarzer Bursche, die Nase von Nägeln durchbohrt und Pfropfen in den Ohren.

»Hier du, Wi-Wi, was heißt das?« brüllte Harriwell ihn an und wies anklagend auf die Omelette.

Wi-Wi tat sehr natürlich erschrocken und verlegen. »Das gute Kai-Kai«, murmelte er zu seiner Verteidigung.

»Lassen Sie es ihn essen«, schlug McTavish vor. »Das ist die beste Probe.«

Harriwell füllte einen Löffel und ging damit auf den Koch los, der in panischem Schrecken floh.

»Das sagt genug«, war Browns feierliche Verkündung. »Er wills nicht essen.«

»Mr. Brown, wollen Sie ihn bitte in Eisen legen?« Harriwell wandte sich vergnügt an Bertie: »Es ist gut, alter Freund, der Kommissar wird sich mit ihm befassen, und wenn Sie sterben, können Sie sicher sein, daß er gehängt wird.«

»Ich glaube nicht, daß die Regierung das tut«, wandte McTavish ein.

»Aber, meine Herren, meine Herren!« rief Bertie. »Denken Sie doch auch an mich.«

Harriwell zuckte mitleidig die Achseln.

»Tut mir leid, alter Freund, aber das ist eines von den Giften der Eingeborenen, und dagegen kennt man kein Mittel. Versuchen Sie sich zu fassen, und wenn –«

Zwei scharfe Flintenschüsse draußen unterbrachen die Unterhaltung. Brown trat ein, lud seine Büchse wieder und setzte sich an den Tisch.

»Der Koch ist tot«, sagte er. »Fieber. Ein ganz plötzlicher Anfall.«

»Ich erzählte gerade Mr. Arkwright, daß es kein Mittel gegen die Gifte der Eingeborenen gibt – –«

»Außer Schnaps«, sagte Brown.

Harriwell nannte sich selbst einen zerstreuten Idioten und stürzte nach der Schnapsflasche.

»Tüchtig, Mann, tüchtig«, ermunterte er Bertie, der ein zu zwei Drittel mit reinem Spiritus gefülltes Wasserglas hinunterstürzte und von dem scharfen Beißen hustete und schluckte, daß ihm die Tränen über die Wangen liefen.

Harriwell fühlte ihm den Puls und maß seine Temperatur, zeigte sich sehr besorgt um ihn und zweifelte, daß die Omelette vergiftet gewesen sei. Brown und McTavish zweifelten ebenfalls; aber Bertie unterschied einen Klang von Unaufrichtigkeit in ihren Stimmen. Der Appetit war ihm vergangen, und er fühlte sich selbst heimlich unter dem Tisch den Puls. Keine Frage, er ging schneller, aber er dachte nicht daran, das dem Spiritus zuzuschreiben, den er genommen hatte. McTavish ging, mit der Flinte in der Hand, auf die Veranda hinaus, um zu rekognoszieren.

»Sie versammeln sich in Massen beim Küchenhaus«, lautete sein Bericht. »Und sie haben eine unendliche Menge von Snidergewehren. Ich schlage vor, daß wir uns von der andern Seite anschleichen und ihnen in die Flanke fallen. Wir müssen den ersten Schlag führen, verstehen Sie? Kommen Sie mit, Brown.«

Harriwell aß ruhig weiter, während Bertie feststellte, daß sein Puls auf fünf Schläge gesprungen war. Nichtsdestoweniger fuhr er zusammen, als die Flinten zu knattern begannen. Aus dem Knattern der Snidergewehre konnte er Browns und McTavishs Winchesterbüchsen heraushören – alles vor einem Hintergrund von dämonischem Schreien und Brüllen.

»Sie haben sie in die Flucht geschlagen«, bemerkte Harriwell, als Stimmen und Flintenschüsse sich in der Ferne verzogen.

Kaum saßen Brown und McTavish wieder bei Tisch, als der Letztgenannte sich nochmals hinausbegab, um zu rekognoszieren.

»Sie haben das Dynamit erwischt«, sagte er.

»Dann wollen wir sie selbst mit Dynamit angreifen«, schlug Harriwell vor.

Sie stopften jeder ein halbes Dutzend Patronen in die Tasche, versahen sich mit brennenden Zigarren und traten vor die Tür.

Und in diesem Augenblick geschah es.

Sie tadelten später McTavish deswegen, und er gab zu, daß die Ladung etwas zu stark gewesen war.

Auf jeden Fall ging es unter dem Hause los, das sich an einer Ecke hob und dann wieder auf sein Fundament zurückfiel. Die Hälfte des Porzellans auf dem Tische zerbrach, und die Achttageuhr blieb stehen. Racheschnaubend stürzten die drei Männer in die Nacht hinaus, und das heftige Bombardement begann.

Als sie zurückkamen, war kein Bertie zu finden. Er hatte sich ins Kontor zurückgezogen, dort verbarrikadiert und war auf dem Fußboden einem von Alkohol gesättigten Fieberzustand verfallen, indem er tausend Tode starb, während rings um ihn der Heldenkampf tobte.

Gegen Morgen kroch er krank und mit Kopfschmerzen heraus, um zu finden, daß die Sonne sich noch am Himmel und der liebe Gott vermutlich darinnen befand, denn seine Wirte waren am Leben und unverletzt.

Harriwell drängte ihn, länger zu bleiben, aber Bertie bestand darauf, sofort mit der ›Arla‹ nach Tulagi zu fahren, wo er bis zum nächsten Dampfertage am Hause des Kommissars klebte. Auf dem Dampfer befanden sich reisende Damen, und Bertie wurde wieder ein Held, während von Kapitän Malu wie gewöhnlich keine Notiz genommen wurde. Aber von Sydney aus schickte Kapitän Malu zwei Kisten besten schottischen Whisky, denn er konnte nicht entscheiden, wer von beiden, Kapitän Hansen oder Mr. Harriwell, Bertie Arkwright den prachtvolleren Einblick in das Leben auf den Salomoninseln gewährt hatte.


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