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Seit Weltengedenken liebten einander der Mond und die Erde.
Eines Erdenabends, es hatte zwischen den Liebenden stundenlang gewittert und sie waren wieder gut, sagte die Erde: »Willst du was Tolles hören, lieber Mond? Horch zu. Der Staub auf meinem grünen Gürtel vermag ein Geräusch zu machen. Der Staub nennt das Sprechen und Denken.«
»Ho!« machte der Mond erstaunt. »Spricht und denkt er auch was über uns, der Staub auf deinem lieben grünen Gürtel?«
»Ja. Der Staub hat herausgebracht, daß du dich um mich drehst.«
»Ho, das war schwer! Was weiß er noch, der kluge Staub?«
»Nichts weiter. Nicht daß der Äther uns innig verbindet, nicht, daß wir unendliche Küsse tauschen, nicht, daß du dich mit deiner Kraft einwühlst in meine wogenden Meere. Nichts. Aber er hat einen Grund gefunden für dein Drehen, wie er es nennt.«
»Was für einen Grund?«
»Ein Wort.«
»Hoho! Wie kann ein Wort ein Grund sein? Was für ein Wort?«
»Gesetz nennt der Staub unsere Liebe.«
»Hohohoho! Was ist das, Gesetz?«
»Der Staub auf meinem grünen Gürtel hat viele Gesetze. Das sind kleine Tafeln und auf jeder steht ein Wort: du sollst. Und wenn nun ein Staubkorn nicht kann, so kommt ein zweites, eins mit Eisenatomen, und packt es beim Kragen. Das ist das Gesetz des Staubes und so erklärt er sich unsere Liebe. Wir sollen! Wir!«
»Hoho!« lachte der Mond und preßte die Erde an sich und spülte mit etwas Flut den Staub von ihrem lieben grünen Gürtel.
»Das war die Sintflut«, sagte der Staub.