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Es war das prächtigste Haus von Ustjug Weliki Kreisstadt im westlichen Teil des russischen Gouvernements Wologda. Der Herausgeber., das die alte fromme Gräfin Briatoff mit ihrer schönen Tochter Paulowna bewohnte, und die gediegene Einrichtung dieses gräflichen Hauses war ganz geeignet, ein sprechendes Zeugnis von dem unerschöpflichen Reichtum der beiden Damen zu geben.
Der Sommer neigte sich zur Rüste, und der Herbst begann mit seinem Früchtesegen die Aeste und Zweige der Obstbäume zu beschweren, so daß sie sich tief herab zur Erde beugten und, um nicht zu brechen, fester Stützen bedurften. Paulowna erging sich in den Laubwegen des hinter dem Hause gelegenen Gartens. An ihrer Seite schritt ein Mann, der sich bemühte, sie mit einem angelegentlichen Gespräch zu fesseln.
Er mochte in den dreißiger Jahren stehen, war groß, kräftig und schlank gebaut, hatte eine Adlernase, einen etwas scharfen Blick, eine hohe, breite Stirn, frische volle Lippen, und glänzend schwarzes Haar. Es war ein schöner Mann, aber er machte keinen angenehmen Eindruck. Man konnte sich nicht klar werden, ob ein gewisser, allzustark hervortretender Zug des Bewußtseins geistiger Ueberlegenheit, oder ein nicht zu verkennender Ausdruck von Spott, oder ein zugleich lauernder und durchbohrender Blick der schwarzen Augen seinem Gesicht etwas Unbehagliches, ja fast Unheimliches verlieh.
Es war der Oberst Graf Milanow, von dem man sich erzählte, er sei ein Günstling des Zaren, aber in seinen Vermögensverhältnissen so zerrüttet, daß er Mühe habe, sich dem Drängen seiner unzähligen Gläubiger zu entziehen. Wäre seine fromme Tante, die Gräfin Briatoff, ohne Erbin gewesen, so hätte ihm deren Hinterlassenschaft einst zufallen müssen; da dieser Weg der Rettung ihm aber nicht zu Gebote stand, so befand er sich gegenwärtig auf Urlaub bei ihr, um seinem Glück auf eine andere Weise unter die Arme zu greifen: er bemühte sich, Paulowna zu erklären, daß er ohne sie und ihre Gegenliebe nicht zu leben vermöge.
Sie hatte ihr kleines, weißes Händchen auf seinen Arm gelegt und hörte ihn mit einer Miene an, die so still, so unbeweglich war, daß man hätte meinen sollen, der Gegenstand ihres Gesprächs sei ein so alltäglicher, daß es sich nicht der Mühe verlohne, darüber auch nur eine Wimper zu zucken.
»Wie gesagt, teures Cousinchen, ich sterbe vor Begierde, dich als mein ewiges Eigentum betrachten zu dürfen. Soll ich mit Mama sprechen?«
»Sage vorher, mein teurer Cousin, wie viel Minuten die Ewigkeit eines Offiziers zu dauern pflegt?«
»Du scherzest bei einer so hochwichtigen Veranlassung, Paulowna?«
»Sind deine Ewigkeiten wirklich so sehr wichtig? Mir scheinen sie, aufrichtig gestanden, weniger wertvoll. Ich kenne dein bewegtes Lehen am Hof und fühle in mir nicht die geringste Begabung für das Interessante und Abenteuerliche. Ich werde deinen Liebhabereien nie genügen können und trete das Glück, das du mir bietest, an eine Würdigere ab.«
»Ist dies dein endgültiger Entschluß, Paulowna?«
»Mein endgültiger. Es wäre mir lieber gewesen, du hättest ihn erraten, statt mich zu dieser Aeußerung zu veranlassen.«
Er antwortete nicht, aber aus seinen dunklen Augen zuckte ein drohender, wenngleich von ihr nicht bemerkter Blitz auf sie hernieder.
Eine Zeitlang noch schritten sie schweigend neben einander her; dann verabschiedete sich Paulowna, um die Mutter aufzusuchen; der Graf aber schritt dem hinteren Teil des Gartens zu, der von dichtem Gebüsch bestanden war. Kaum hatte er das Dickicht erreicht, so ertönte daraus der krächzende Ruf eines Raben. Er antwortete mit einem leisen Pfiff, und sofort drängte sich zwischen den Zweigen ein junger, schmächtiger Mann hervor, aus dessen Zügen die verkörperte List und Verschlagenheit zu lesen war.
»Alles besorgt, Iwan?«
»Alles, Herr.«
»Den Brief geschrieben und abgegeben?«
»Ja.«
»In der neuen Livree?«
»Die mir ganz vortrefflich paßt,« nickte der Gefragte.
»Du verstehst dich auf das Frisieren?«
»Ausgezeichnet. Das Fräulein wird der Gräfin zum Verwechseln ähnlich sehen.«
»Und du kennst die Pforte, die vom Garten in den Keller führt?«
»Die Nachschlüssel waren schon gestern fertig. Ich habe mir heute nacht jeden Winkel des Hauses ganz genau betrachtet.«
»Gut, so geh an deinen Posten! Für eure Sicherheit werde ich sorgen. Du bist der Petersburger Polizei entsprungen. Gelingt der Streich, erhältst du von mir eine hinreichende Summe, ins Ausland zu verschwinden; gelingt er aber nicht, so liefere ich dich zurück und du bist verloren.«
Es war Iwan Wessalowitsch, ein berüchtigter Petersburger Gauner. Er verbeugte sich mit slawischer Demut vor dem Günstling des Zaren, der ihm, dem Verbrecher, Zuflucht gewährte, und verschwand dann lautlos wieder im Gebüsch.
Der Graf kehrte langsam in das Wohnhaus zurück und ließ sich bei der Gräfin Mutter melden, um ihr seinen Morgengruß darzubringen. Sie empfing ihn mit jener vornehmen Freundlichkeit, die man für entfernte Verwandte zu haben pflegt, ohne ihnen weitere Rechte einzuräumen. Er schien diese Zurückhaltung, welche die alte, würdige Dame dem verschwenderischen Neffen gegenüber zeigte, nicht zu bemerken und nahm an einem der Fenster Platz, um der Vorlesung, die er unterbrochen hatte, scheinbar aufmerksam zuzuhören.
Die Gesellschafterin der Gräfin, ein junges Mädchen von derjenigen Schönheit, die einen meist nur vorübergehenden, aber desto glühenderen Eindruck zu machen pflegt, las mit wohlklingender, salbungsvoller Stimme aus einer prachtvoll gebundenen Heiligenlegende vor. Es war dies die tägliche Lektüre der Gräfin, und es erforderte einen so ausgezeichneten Menschenkenner, wie der Graf es war, um hinter den gläubig frommen, kindlich einfältigen Zügen der schönen Vorleserin etwas zu vermuten, was mehr auf den Genuß des irdischen Lebens als auf das Jenseits gerichtet war.
»Bis hierher, meine gute Maschka,« meinte endlich die Gräfin. »Lege dir das Zeichen ein, damit wir morgen fortfahren können. Oh, diese Schilderung ist herrlich und erbauend! Der Herr tut Großes über unser schwaches Verstehen, wenn wir ihn im rechten Glauben darum bitten.«
»So ist es, meine gnädige Gräfin,« antwortete das Mädchen mit einem frommen Ausschlag ihres seelenvollen Auges. »Der Herr erhalte Ihnen dies selige Gottvertrauen in der Einsamkeit, die meine schwache Kraft vergebens Ihnen zu erleichtern sucht!«
»Ich danke dir, mein liebes Kind! Leider findet meine Tochter an unsern religiösen Uebungen nicht soviel Gefallen, wie ich es gerne sehen würde, und nimmt nur selten an den Vorlesungen teil. Jetzt aber ist es für mich Zeit, zur Kirche zu fahren. Heut ist es an dir, unsre täglichen Krankenbesuche zu machen.«
Ein gnädiges Neigen ihres Kopfes und sie verließ das Zimmer. Mit einigen raschen, leisen Schritten stand der Graf vor der Gesellschafterin.
»Maschka, du bist ein listiger Satan! Hast du noch Mut?«
Ihr Auge blitzte jetzt ganz anders, als es vorhin geblitzt hatte. »Mut? Pah! Ist alles vorbereitet?«
»Alles.«
»Und mein Anteil?«
»Wird dir noch heut ausgezahlt.«
»Dann vorwärts! Ich habe für die Alte den Wagen zu bestellen; ich für mein Teil aber verzichte auf einen solchen. Demut erhöht die Werke der Liebe.« Es war ein höhnisches und zugleich schadenfrohes Lachen, das ihre schönen Züge entstellte.
»So geh! Ich werde die Dienerschaft beschäftigen, bis der Streich gelungen ist.«
Die Gesellschafterin ging in ihr Zimmer, zog sich zum Ausgehen um und verließ in demselben Augenblick das Haus, als die Gräfin in den Wagen stieg. Eine Zeitlang die Straße verfolgend, bog sie sodann in ein schmales Seitengäßchen ein, das hinter den Gärten dahinführte. Bald gelangte sie an ein kleines Pförtchen, das sie durchschritt und hinter sich verschloß. Sie befand sich im Garten des gräflichen Hauses.
»Maschka!« flüsterte es neben ihr im Busche.
»Iwan!«
Er trat hervor, faßte sie bei der Hand und zog sie, immer gedeckt von den Zweigen, fort bis an die Kellertür. Er öffnete diese mit dem Nachschlüssel und führte sie durch Keller, Flur und über die Treppe, bis wieder in ihr Zimmer zurück, das sie unbemerkt erreichten. Hier öffnete er das Paket, das er unter dem Arm mitgebracht hatte. Es enthielt eine Perücke, Locken, eine falsche Nase und verschiedene Büchsen und Schächtelchen.
»Schnell, setze dich! Wir haben nur noch zehn Minuten Frist.«
Sie nahm auf einem Stuhl Platz, und unter seinen kunstfertigen Händen hatte sie sich bald in eine alte Dame verwandelt, die bei einigermaßen schwacher Beleuchtung recht gut für die Gräfin gehalten werden konnte.
»Nun das Kleid!«
Sie eilten in das Ankleidezimmer der Gräfin. Maschka legte ein seidenes Gewand an und Iwan warf sich in eine Livree, die er in seinem Paket mitgebracht hatte. Dann stellte er sich an das Fenster, um durch die feinen Gardinen die Straße zu beobachten.
»Bisher ging alles ganz vortrefflich,« meinte das Mädchen. »Die Hauptsache ist, daß der Graf die Dienerschaft beschäftigt.«
»Trage um ihn nur keine Sorge! Es ist ja seine eigene Sache, daß er sein Möglichstes tut.«
»Und das gnädige Fräulein? Wenn sie uns überrascht!«
»Auch daran habe ich gedacht; aber sie ist unschädlich. Der Deutsche ist bei ihr. Ich sah ihn kommen.«
»Dann werden sie wohl für nichts anderes mehr Augen und Ohren besitzen. Aber schau, da kommt der Juwelier! Rasch an die Tür, Iwan, damit er nicht klingelt!«
Leise, kaum hörbare Schritte ließen sich einige Augenblicke später auf dem mit einem dicken Teppich belegten Vorsaal bemerken. Iwan trat in das Vorzimmer, hinter ihm ein Herr, der einen kleinen Koffer trug.
»Ich werde Sie sofort anmelden!« meinte der verkleidete Diener, indem er im Sprechzimmer verschwand.
Als er zurückkehrte, winkte er dem Juwelier, einzutreten. Dieser sah sich der Gräfin gegenüber. Mit einer tiefen Verbeugung trat er auf sie zu.
»Gnädige Frau hatten heut die Güte, durch dero Diener mir eine Karte zu senden, worin –«
»Worin ich Sie ersuchte,« fiel sie ihm in das Wort, »mir einiges von ihren Vorräten zur Ansicht zu bringen. Ich bin nämlich in der Lage, Ihnen mitteilen zu können, daß meine Tochter sich in nächster Zeit verheiraten wird, eine dringende Veranlassung für mich, Ihre kunstfertige Hand in Anspruch zu nehmen. Leider verhinderte mich eine kleine Unpäßlichkeit, Sie in Ihrem Atelier aufzusuchen, daher sandte ich Ihnen meine Karte mit dem Wunsch, Sie bei mir zu sehen.«
»Dieser Wunsch war mir Befehl. Ich habe das Beste ausgelesen, um es Hoheit vorzulegen.«
»So kommen Sie!«
Sie führte ihn in das abgelegene Boudoir. Er merkte nicht, daß der Diener ihm leise durch die sammetnen Türvorhänge folgte, und öffnete das Köfferchen. Kaum aber war dies geschehen, so erhielt er einen Schlag über den Kopf, daß er sofort besinnungslos zu Boden stürzte. Iwan beugte sich über ihn.
»Gut getroffen! Herunter mit der Maske! Dort steht das Waschzeug!«
Er vertauschte die Livree im Handumdrehen mit seinem vorigen Anzug und half dann Maschka bei dem Reinigen ihres von den verschiedensten Farbstoffen bedeckten Gesichts.
»Nun fort, und zwar schnell. Du mußt zu deinen Kranken, um nötigenfalls dein Alibi beweisen zu können!«
Sie verließen das Haus auf demselben Weg, auf dem sie es betreten hatten. – – –
Paulowna hatte, von ihrem Morgenspaziergang zurückkehrend, die Mutter nur kurz begrüßt. Es hatte sich zwischen den beiden, die einander doch so innig liebten, eine Art Entfremdung eingeschlichen, seitdem die jetzige Gesellschafterin das Haus betreten und sich durch ihr frömmelndes Gebaren das unbegrenzte Vertrauen der Gräfin erworben hatte. Paulowna fühlte eine unwillkürliche, aber unbesiegbare Abneigung gegen Maschka, und je mehr sich die Mutter an diese anschloß, desto mehr zog sich die Tochter aus dem Gesellschaftszimmer zurück.
Auch jetzt hatte sie nur den gewöhnlichen Morgengruß ausgesprochen und sich dann in ihre Gemächer begeben. Hier sollte sie nicht lange in Einsamkeit verbleiben. Das Mädchen trat ein und meldete den Baron von Felsen.
Der Eintretende war ein junger, stattlich gebauter Mann von einnehmendem Aeußeren und gewinnenden Manieren. Er schritt auf Paulowna zu und ergriff ihre Hand, auf welche er seine Lippen drückte.
»Grüß Gott, meine Gnädigste! Darf ich im Vorübergehen einen guten Morgen sagen?«
»Im Vorübergehen? Behandelt man die Freundschaft auf eine so eilige Weise?«
»Dann soll ich wohl gestehen, daß ich nur um dieses Grußes willen auf den Flügeln der Morgenröte herbeigeeilt bin?«
»Nur die Wahrheit sollen Sie gestehen, Baron. Uebrigens scheinen die Flügel Ihrer Morgenröte etwas lang zu sein. Es ist zehn Uhr; ich machte bereits einen Spaziergang und –«
»Und –?«
»Und zwar unter sehr interessanten Umständen. Der Graf suchte mich im Garten.«
»Ah, und er fand Sie?«
»Natürlich. Und dann machte er mir den ehrenvollen Vorschlag, Frau Gräfin zu werden.«
»Ah – – –!« Der Baron war aufgesprungen. Er ergriff ihre beiden Hände und blickte ihr mit sichtlicher Spannung in die guten, ehrlichen Augen.
»Was hast du ihm geantwortet, Paulowna?«
»Ich deutete ihm, allerdings in höflichen Worten, an, daß ich darauf verzichte, die Nachfolgerin Vieler zu werden. Er wird meine Hand niemals erhalten.«
»Nein, niemals; dieses kleine, liebe Händchen ist bestimmt, einen ganz anderen mit der höchsten Seligkeit zu beglücken.«
»Du sprichst sehr bestimmt. Kennst du ihn vielleicht, diesen anderen?«
»Bin ich's doch selbst!« jubelte er, sie warm umfassend.
»Wie kühn! Sind alle Deutschen so?«
»Um so köstlichen Preis gewiß. Leider ist diese Kühnheit nicht zureichend, den Himmel zu erstürmen. Dein Held, Paulowna, ist auch zuweilen auf die List angewiesen.«
»Wegen der Gesellschafterin?«
»Wegen dieser. Auf meine Erkundigung sind aus Petersburg heute Briefe eingetroffen, die ganz übereinstimmend sagen, daß eine ganz ähnliche Person den berüchtigten Iwan Wessalowitsch bei seiner Flucht unterstützt habe und mit ihm verschwunden sei. Ich lasse sie bewachen. Wer macht heute die Krankenbesuche?«
»Sie wechselt mit Mama und mir zwischen diesen Besuchen und dem Gottesdienst. Mama steigt eben ein; sie fährt zur Kirche. Und – schau,« meinte sie, ihn zum Fenster ziehend, »da geht die Gesellschafterin zu ihren Kranken.«
»Ich muß Aufklärung haben. Trifft der Verdacht zu, so benutzt sie jedenfalls diese Besuche, um ihre sonstigen Verbindungen weiterzupflegen. Mein Diener hat sich dort in den Hausgang jenes Eckhauses gestellt; er wird sie beobachten.«
Sie blieben am Fenster und bemerkten, daß aus der Tür des angegebenen Hauses ein Mann trat, welcher der Gesellschafterin von weitem folgte. Nicht lange darauf aber sahen sie ihn eilig zurückkommen und dann langsam vorüberschreiten. Als er den Baron am Fenster sah, gab er ein leises, für einen dritten unbemerkbares Zeichen mit der Hand.
»Ich soll zu ihm kommen, Paulowna. Er hat etwas Wichtiges entdeckt.« Rasch entfernte er sich, eilte leisen Schrittes über den Flur und verließ das Haus, um zu dem Diener zu stoßen.
»Was gibt's, daß du mich rufst, Feodor?«
»Die Dame ist in eine Seitengasse eingebogen und durch eine kleine Mauerpforte in den Garten der Gräfin zurückgekehrt.«
»Ah – dann hat sie etwas Geheimnisvolles vor! Hat sie die Pforte von innen verschlossen?«
»Ja.«
»Sie wird das Haus wohl auf dem gleichen Weg wieder verlassen. Komm!«
Sie gelangten bald in das Gäßchen und an die Pforte. Die Mauer war nicht hoch. Sie wurde übersprungen, und dann verbargen sich beide in das dichte Gebüsch des Gartens.
Es verging eine geraume Zeit, ehe sie etwas Verdächtiges bemerkten; dann ertönte das Geräusch von sich leise nähernden Schritten. Die Gesellschafterin drang durch das Dickicht, hinter ihr ein junger, schlanker Mensch mit einem Paket unter dem Arm. An der inneren Seite der Pforte blieben sie stehen.
»Hast du alles?« fragte das Mädchen.
»Die Juwelen bekommt der Graf noch heut? Er setzt sie leichter in Gold und Noten um, als, wir es könnten.«
»Er hat mich auf den Abend bestellt.«.
»Aber wenn er uns übervorteilt?«
»Das kann er nicht; ich habe ihn im Sack. Jetzt aber vorwärts! Du gehst vorerst; ich warte noch einen Augenblick, damit wir nicht beisammen gesehen werden.«
Er öffnete die Pforte, blickte hindurch, ob der Weg frei sei und gab ihr dann einen Wink, zu gehen.
»Morgen mußt du in die Kirche. Ich werde dort neben dir niederknien und dir alles mitteilen. Auf Wiedersehen!«
Sie ging, und auch er entfernte sich in wenigen Sekunden.
Kaum war er um die Ecke verschwunden, so sprangen die beiden Lauscher über die Mauer zurück und folgten ihm. »Das Mädchen können wir lassen, Feodor; sie ist uns sicher. Ihn aber nehmen wir fest; es ist offenbar ein Diebstahl im Haus der Gräfin geschehen.«
Iwan Wessalowitsch schritt langsam die Straße dahin. Zwei Polizisten begegneten ihm; er ging ohne Scheu an ihnen vorüber und unterließ es auch, sich nach ihnen umzublicken. Der Baron aber hielt sie an.
»Kennen Sie mich, meine Herren?«
»Ich hatte die Ehre, den Herrn Baron bereits einmal in unserer Kanzlei zu sehen,« erwiderte der eine.
»Gut. Sie haben von Iwan Wessalowitsch gehört?«
»Ah, was soll's mit ihm?«
»Wollen Sie ihn fangen?«
»Selbstverständlich mit Freuden. Es ist ein Preis auf seinen Kopf gesetzt. Wo können wir ihn finden?«
»Er ist Ihnen soeben begegnet.«
»Vielleicht irren der Herr Baron – –?«
»Möglich, daß ich mich irre. Jedenfalls aber ist der Mann dort vorn mit dem Paket unter dem Arm ein Dieb, der aus dem Haus der Gräfin von Briatoff kommt. Ich fordere Sie auf, ihn sofort festzunehmen. Schnell, ehe er entkommt, ich verantworte es!«
Der dringenden Aufforderung eines solchen Mannes mußte unbedingt Folge geleistet werden. Die Schutzleute eilten vorwärts und hatten Iwan nach einigen Augenblicken erreicht. Der russische Polizist ist außerordentlich höflich, aber ebenso hartnäckig und ausdauernd.
»Wo kommst du her, mein Brüderchen?« fragte der eine, dem jungen Menschen die Hand auf die Schulter legend.
»Von da her!« antwortete der Gefragte, mit ruhiger Miene nach rückwärts winkend.
»Und wo willst du hin, mein Brüderchen?«
»Dorthin!« nickte er nach vorwärts.
»Schön, schön, meine Seele. Wir gehen auch mit dorthin!«
»So geht! Ich finde meinen Weg allein.«
»Das wissen wir. Aber wir beide könnten deinen Weg nicht finden, darum bleiben wir bei dir. Komm, Brüderchen, komm!«
Iwan warf einen raschen Blick vorwärts und zur Seite und griff dann blitzschnell in die Brusttasche. Ein Schuß krachte – die Ladung ging fehl, denn ein kräftiger Arm hatte von hinten den seinen gepackt, und zu gleicher Zeit fühlte er sich so fest umschlungen, daß ihm nicht die geringste Bewegung möglich war. Der Baron und Feodor waren unbemerkt herangetreten und hatten im entscheidenden Augenblick Hilfe gebracht. Der Schuß hatte eine Menge Menschen herbeigelockt. Der Gefangene wurde gefesselt und nach dem Polizeihaus abgeführt. Baron v. Felsen begab sich mit seinem Diener ebenfalls dorthin. – – –
Die Kirche war aus. Die Gräfin Briatoff kehrte in ihre Wohnung zurück. Die Dienerschaft eilte herbei, um die Gnädige aus dem Wagen zu heben und in ihre Gemächer zu geleiten. Der Hausmeister schritt voran, um die Türen zu öffnen.
»Ich danke!« wandte sie sich, im Salon angekommen, wie gewöhnlich an die Leute zurück, um sie zu verabschieden. Dann trat sie, von ihrer Zofe gefolgt, in ihr Ankleidezimmer. Gleich darauf aber vernahmen die sich zurückziehenden Leute zwei laute Schreie des Erschreckens und stürzten sofort wieder herbei.
Die Gräfin hielt schaudernd die Hände vor das Gesicht: auf dem Teppich lag ein Mann mit blutendem Kopf, und in dem Raum herrschte eine Unordnung, die bewies, daß er der Schauplatz irgend eines ungewöhnlichen Ereignisses gewesen sei.
»Wer ist der Mann – was hat er hier gewollt – wie ist er hereingekommen?« stammelte die vor Entsetzen zitternde Herrin.
Niemand wußte es, niemand vermochte Auskunft zu erteilen. Der ganzen Gesellschaft hatte sich eine Verwirrung bemächtigt, die erst beim Eintritt des Grafen und der Tochter des Hauses etwas gemildert wurde. »Was geht hier vor – was hat der Lärm zu bedeuten?« forschte er.
Die Gräfin zeigte lautlos auf den betäubt daliegenden Mann.
Milanow wandte sich an den Hausmeister, der ihm nur unzulängliche Auskunft geben konnte.
»Entsetzlich! Hier wurde irgend eine Tat verübt, über die nur dieser Mann Bericht zu erstatten vermag.« Er bog sich zu ihm nieder, um ihn zu untersuchen. »Er lebt, holt Wasser, Essig, Essenzen herbei! Man muß ihn zur Besinnung bringen, damit er Aufklärung erteilt.«
»Mama, ich kenne ihn!« rief Paulowna. »Es ist der Geschäftsführer des Juweliers Obrenowicz.«
»Der – mein Gott, das ist kein Dieb, kein Räuber. Was ist hier vorgegangen?!«
Niemand vermochte zu antworten, niemand hatte etwas Verdächtiges gehört.
Endlich schlug der Verwundete unter den sorgfältigen Belebungsversuchen die Augen auf, die erst ausdruckslos im Zimmer umherstierten und dann nach und nach Leben und Besinnung gewannen.
»Die Gräfin – wo ist sie – wo sind meine Juwelen?« frug er langsam und mit halblauter Stimme. Seine Worte waren allen ein Rätsel, bis er sich weiter erklärte, wobei sich dann herausstellte, daß er das Opfer eines abgefeimten Betrugs geworden sei.
Jetzt trat die Gesellschafterin ein, die von ihren Krankenbesuchen zurückkehrte. Die Gräfin eilte sogleich auf sie zu.
»Denke dir, meine gute Maschka, was während unserer Abwesenheit geschehen ist! Eine verwegene Gaunerin hat sich hier eingeschlichen und an meiner Stelle diesen Herrn empfangen, um ihm Juwelen im Wert von fast einer Million Rubel zu entwenden!«
»Unmöglich!« rief die Angeredete, vor Schreck und Erstaunen die Hände faltend. »Wie konnte der Böse dies fromme Haus zu einer so entsetzlichen Tat ausersehen!«
»Mein Kind, er geht umher wie ein brüllender Löwe und hat sich selbst durch unsere Gebete nicht abschrecken lassen. Aber der Herr wird die Missetat heimsuchen und unsere schwachen Augen öffnen, damit wir die Täter finden und entdecken. Man durchsuche das ganze Haus!«
»Halt!« ertönte es da unter der Tür. »Man bleibe, damit keine Spur verwischt werde!« Es war der Baron von Felsen, der rasch eintrat. Ohne den Grafen eines Blickes zu würdigen, schritt er auf die Gräfin zu. »Was ist geschehen, gnädige Frau?«
»Willkommen, Baron! Sie sind Diplomat, und Ihr Scharfsinn vermag vielleicht Licht in die schwarze Dunkelheit zu bringen.«
»Pah –«, fiel hier Graf Milanow wegwerfend ein. »Um hier klar sehen zu können, dazu bedarf es keines deutschen Diplomaten. Dieser Mann ist durch eine gefälschte Karte zur Gräfin bestellt worden, um Juwelen vorzuzeigen. Die Gauner haben sich in Abwesenheit der Dame mit Hilfe von Nachschlüsseln einzuschleichen vermocht und ihm die Kostbarkeiten abgenommen. Der Streich ist mit einer außerordentlichen Frechheit entworfen und ausgeführt worden; das Uebrige aber geht niemand etwas an, sondern ist Sache der Polizei.«
»Das ist Ihre Meinung, Graf,« erwiderte von Felsen kalt und überlegen. »Die meinige aber lautet anders. Erzählen Sie, mein Herr!«
Der Juwelier wiederholte seinen Bericht und endete mit der Klage: »Ich bin für alle Zeiten zugrunde gerichtet, wenn nicht die Täter entdeckt und die Juwelen gerettet werden.«
»Beruhigen Sie sich,« sagte der Baron. »Vielleicht sind sie schon heut oder morgen wieder in Ihrem Besitz!«
»Ah –«, dehnte der Graf verächtlich, »die deutsche Diplomatie scheint allmächtig zu sein!«
»Das nicht,« klang die scharfe Erwiderung, »aber ehrlich und scharfsinnig genug, um sich weder durch Schönheit, noch durch Titel und Anmaßung blenden zu lassen. Ich nehme an, daß die Täter entweder selbst hier im Hause wohnen oder ihre Mitschuldigen hier haben.«
»Hahaha,«« lachte der Graf. »Es sollte mich nicht wundern, wenn Ihr großartiger Spürsinn sich sogar auf mich richten würde.«
»Selbst wenn dies so wäre, Graf, würde doch infolge Ihrer Stellung jede Anklage von vornherein erfolglos sein.«
»Herr Baron,« fiel die Gräfin ein, »ich kenne meine Dienerschaft; niemand von ihnen ist einer solchen Tat fähig. Ich pflege mich nur mit Leuten zu umgeben, denen jede Sünde ein Greuel ist.«
»Meine Gnädige, ich achte und liebe die Frömmigkeit Ihrer Angestellten, wenn sie wahr ist und aus dem Herzen kommt; ist sie aber erkünstelt, so wird sie gefährlicher als die größte Gottlosigkeit. Gestatten Sie mir, Sie von einer Heuchlerin zu befreien!«
Er trat zum Schrank und öffnete ihn.
»Eine Diebin hat hier Ihre Rolle gespielt und dieses Kleid dabei getragen. Sie sehen, es ist nur in höchster Eile wieder an seinen Platz gehängt worden. Die Gaunerin hat sich mit Hilfe von falschen Haaren usw. der gnädigen Frau ähnlich gemacht und nun, bitte: Sie bemerken die Spuren davon noch deutlich in diesem erbleichenden Gesicht! Fräulein Maschka, Sie hätten sich sorgfältiger abschminken sollen!«
Ein Schrei drang von aller Lippen. Die Gräfin hob abwehrend die Arme empor, und die Angeschuldigte trat mit beleidigter Miene einen Schritt zurück, als fühle sie sich über jeden Verdacht erhaben; aber in diesem Augenblick erschien auch schon ein Polizeikommissar auf der Schwelle der Tür und kam auf sie zu.
»Mein schönes Töchterchen,« meinte er lächelnd, indem er auf den ihm nachfolgenden Beamten deutete, »dieser Mann hier hat dir ein Paar schöne Armspangen mitgebracht; erlaube, daß ich sie dir schenke!«
Sie wurde gefesselt. Niemand wagte zu widerstehen.
»Graf,« unterbrach der Baron die Stille der allgemeinen Erstarrung, »ich ließ Iwan Wessalowitsch verhaften, als er mit diesem frommen Fräulein aus dem Hause schlich. Die Juwelen, die sie bei sich hatten, können nun nicht in Gold und Noten umgesetzt werden, sondern kommen in die Hände des rechtmäßigen Besitzers zurück. Die deutsche Diplomatie hat ganz dieselbe Ansicht wie die Baronin Paulowna: Sie arbeiten in diesem Hause umsonst!« – – –
Der Oberst, Graf von Milanow, saß in einem Zimmer seines Palasts zu Petersburg und beschäftigte sich sehr angelegentlich damit, den Rauch seiner duftenden Zigarre in wohlgeformten Ringeln gegen die Decke zu blasen. Er schien sehr guter Laune zu sein, wie seine aufgeheiterte Miene bewies, und diese fröhliche Stimmung wurde erhöht, als sich leise die Tür öffnete und Maschka hereinhuschte.
»Bist du jetzt wieder ausgesöhnt mit unserem Mißgeschick?« fragte sie, indem sie sich schelmisch an ihn schmiegte. »Du siehst so vergnügt aus! Schade war's doch, daß der Streich mit den herrlichen Juwelen mißlang!«
»Sei ruhig davon! Die Hunderttausende, die sie an Wert besaßen! Ich hätte mit ihnen meinen Gläubigern den Mund gestopft.«
»Und mir wäre die armselige Haft erspart geblieben, an die ich lebenslang gedenken werde.«
»Und die Verbannung nach Sibirien?«
»Pah, der Günstling eines Zaren ist allmächtig. Aber sag' mir nun endlich, wohin hast du eigentlich unsern Iwan flüchten lassen?«
»Er ist ins Ausland für immer.«
»Welches Aufsehen muß unsere Befreiung erregt haben?«
»Keines. Die Behörde weiß es nicht anders, als daß ihr auf dem Weg nach Sibirien entsprungen seid.«
»Könnten wir doch diesen unverschämten Deutschen mit seiner schmachtenden Paulowna an unserer Stelle dorthin schicken!«
»Meinst du –?« dehnte der Graf mit einer Miene, über die ein Mephisto-Lächeln zuckte.
»Ja, wenn es möglich wäre!«
»Sagtest du nicht soeben, der Günstling eines Zaren sei allmächtig?«
»Das soll heißen?«
»Unsere Wünsche begegnen sich wie immer, so auch hier.«
»Du kennst meine Verhältnisse. Die Gräfin Briatoff ist gestorben, man sagt, infolge der Aufregung, in die sie damals infolge der Enttäuschung über deine Frömmigkeit versetzt wurde. Dieser Baron Felsen hat Paulowna geheiratet, natürlich mit ihrem ganzen, unermeßlichen Vermögen. Begegnete ihnen etwas Menschliches, so – gehörte die Grafschaft mir.«
»Folglich?«
»Folglich habe ich ein Plänchen ersonnen, beide nach Sibirien verschwenden zu lassen.«
»Das ist ja großartig! Aber wie?«
»Durch eine Verwechslung.«
»Ah, herrlich! Und mit wem?«
»Mit Iwan und dir. Ich muß diesem Deutschen beweisen, daß seine Diplomatie mit der russischen Klugheit sich nicht zu messen vermag.«
»Aber man wird, man muß die Verwechslung entdecken!«
»Gewiß, aber zu spät. Es ist noch Winter; sie halten die fürchterlichen Anstrengungen nicht aus, sie sterben, sie – pah, ich bin der Erbe und werde die Sache schon anzufassen wissen!«
»Es gehört sehr viel Mut und noch mehr Klugheit dazu. Wann soll sich denn dieser Plan verwirklichen?«
»Wenn der Baron nach Bjelyjegrad reist.«
»Was ist Bjelyjegrad?«
»Eines seiner Güter. Es liegt jenseits der Dwina und mitten in den herrlichsten Forsten. Er war noch nicht dort, doch weiß ich aus sicherer Quelle, daß er in Begleitung seiner Frau vielleicht schon in wenigen Tagen hingehen wird, um einige große Jagden abzuhalten.«
»Jetzt begreife ich. Nur deshalb hat es geheißen, daß wir auf der Flucht nach Sibirien entsprungen seien.«
»Dein Scharfsinn bringt dich auf die richtige Spur. Einen kaiserlichen Erlaß zu erhalten, ist mir leicht, und selbst wenn das nicht wäre, so kann ich stets zu den Blanketts Unausgefüllter Vollmachtsschein mit Unterschrift. des kaiserlichen Sekretariats.«
»Du, ich möchte die Verhaftung mit ansehen!«
»Kannst du! Ich hätte mir auch ohne diesen deinen Wunsch die Genugtuung nicht versagt, sie im Schlitten der Verbannten zu sehen und ihnen zu zeigen, wem sie es zu verdanken haben. Der Gouverneur von Wolodka ist mir zu Dank verpflichtet; meine Wünsche sind für ihn Befehl.« – – –
Es war einige Wochen später, als über die unwegsame, hartgefrorene und beschneite Fläche eines der raschen russischen Dreigespanne den Niederungen der Waga, eines Nebenflusses der Dwina, zusauste.
In dem Innern des Schlittens saßen ein Herr und eine junge Dame, beide vorsorglich in kostbare Pelze eingehüllt.
»Ho – hü, mein Liebchen, mein Täubchen, schnell, mein Engel, immer rascher, du Abgott meiner Seele – lauf, mein Schätzchen,« so feuerte der bärtige Kutscher nach der Art aller sarmatischen Pferdelenker in zärtlichen Ausdrücken seine Tiere zur Eile an.
Es wurde in rasendem Lauf Strecke um Strecke zurückgelegt, bis in der Ferne ein dunkler Gegenstand aus der weißen, schimmernden Schneefläche tauchte, der sich beim Näherkommen als eine Fährhütte erwies. Sie stand an dem Ufer der Waga.
Der Herr des Schlittens ließ vor ihr halten und der Fährmann eilte herbei.
»Ist das Eis fest genug?«
»So fest wie Eisen, Herr.«
»Weißt du es gewiß?«
»Gewiß, Väterchen. Erst gestern ist eine vornehme Herrschaft hinüber, und heut ist die Kälte größer.«
»Wer war diese Herrschaft?«
»Ein Herr und ein Weibchen. Der Kutscher stieg ab und holte heißen Tee von meinem Feuer. Der Herr ist Oberst und heißt Graf Milanow.«
Der Frager stutzte. »Hast du den Namen recht gehört?«
»Genau, mein Väterchen.«
»Wie weit ist's bis zur Dwina?«
»Wenn die Pferde aushalten, ist vor Nacht noch Schloß Dwianka erreicht.«
»Dahin will ich.«
»Der Oberst auch.«
»Ah –!« Er warf einen nachdenklichen Blick auf die neben ihm sitzende Dame. »Hat er selbst es dir gesagt?«
»Nein, der Kutscher.«
»Gut, ich danke. Hier hast du etwas zum Tee!« Er warf ihm ein Geldstück zu und gab dann das Zeichen, die Fahrt fortzusetzen.
»Was sagst du zu der Reise des Obersten, Paulowna?«
»Zufall, oder nicht?«
»Vielleicht. Hm –! Der Gouverneur ist auf Dwianka anwesend, wie ich hörte. Wir sahen uns in Paris und dann in London; wir waren Freunde pour passer le temps, aber ich weiß nicht, ob er sich meiner noch erinnern wird. Ich wollte ihn aufsuchen und fahre auf keinen Fall vorüber, selbst wenn der Oberst bei ihm ist. Die Nacht ist da und der Wald voll Wölfe; wir müssen bei ihm absteigen.«
Er legte sich in die Kissen zurück und schwieg. Die Begegnung mit Milanow schien ihn doch mehr zu beschäftigen, als er merken lassen wollte.
Die Aussage des Fährmannes erwies sich als Wahrheit. Noch war die Nacht nicht vollständig hereingebrochen, so erhoben sich vor den Reisenden die dunklen Mauern von Schloß Dwianka. Der Schlitten lenkte durch das breite, offene Tor in den geräumigen Hof ein und hielt vor dem Portal, zu dem eine Freitreppe emporführte. Ein graubärtiger Beamter kam herbei.
»Dieses Schloß gehört dem Grafen Sorgeneff?«
»So ist es, Herr.«
»Ist der Graf zugegen?«
»Ja.«
»Melde uns!«
Er entnahm seiner Brieftasche eine Karte und reichte sie dem Mann. Dieser klatschte einigemale laut in die Hände und sofort eilten mehrere Diener herbei, um der Herrschaft aus dem Schlitten zu helfen.
Der Kutscher lenkte das Fahrzeug in eine Wagenremise, ließ sich für seine Pferde einen Stall anweisen, versorgte sie und begab sich dann nach der Bedientenstube. Hier verneigte er sich vor dem in einer Ecke hängenden Bild eines Schutzheiligen, grüßte die Anwesenden und nahm an einem der schmalen, kleinen Fenster Platz.
Ganz gegen die Gewohnheit der redseligen Großrussen hatte man kaum einige kurze Worte für ihn; er mußte sich Essen und Trinken selbst fordern und ging endlich verdrießlich wieder dem Stall zu, um nach seinen Pferden zu sehen. Der Schein der Laterne fiel dort auf ein bekanntes Gesicht.
»George, ist's möglich – du hier?«
»Theodor, also wirklich, ich habe dich sofort erkannt, wenn du auch diesen verteufelten russischen Bart trägst. Ich wußte schon seit einer Woche, daß der Baron von Felsen kommen werde. Ich muß dich sprechen, aus alter Freundschaft, aber im Verborgenen.«
Er löschte die Laterne aus und zog ihn hinter einige Strohbündel. –
Nach einiger Zeit trat Theodor, der seinen Herrn gegenwärtig als Kutscher begleitete, in den Hof hinaus, schritt die Treppe empor und begab sich in die Gemächer, die dem Baron mit seiner Gattin angewiesen waren. Beide hatten sich soeben in Gesellschaftskleider geworfen, um sich zum Abendessen zu rüsten.
»Herr Baron!«
»Nun?«
»Der Oberst ist da.«
»Ich weiß es, obgleich Graf Sorgeneff es verheimlichen will.«
»Der Graf hat von dem Obersten vor acht Tagen diese Zeilen erhalten.«
Er überreichte, ihn auseinanderfaltend, einen Brief. Der Baron las ihn und konnte ein plötzliches Erbleichen nicht verbergen. »Wer gab dir dieses Schreiben?«
»George, der Leibdiener des Grafen Sorgeneff. Wir kennen uns von Paris und London her; er hat ihn seinem Herrn entwendet, um uns zu warnen.«
»Um Gotteswillen, was ist es?« fragte die Baronin ängstlich.
»Nichts als eine neue Schlechtigkeit von Seiten des Obersten. Du weißt, daß die beiden Verbrecher Iwan und Maschka auf der Flucht nach Sibirien entsprungen sind. Wir sollen mit Ihnen verwechselt und jenseits der Dwina festgenommen werden, um nach Nertschinsk zu gehen. Der Befehl, zwei Personen, die mit einem auf Baron und Baronin von Felsen lautenden Paß reisen, sofort festzunehmen und schleunigst unter Abschließung von allem Verkehr über den Ural zu transportieren, ist vom Zaren unterzeichnet und von dem Obersten dem Grafen eigenhändig übergeben worden. Dieser ist Gouverneur und hat das jenseitige Ufer besetzen lassen. Darum also tat er so außerordentlich zurückhaltend, daß er sich kaum die Mühe gab, uns zum Abendbrot einzuladen. Eine so verräterische Gastfreundschaft kann nur ein Russe üben!«
»Gibt es keine Rettung?« fragte die Baronin, zitternd vor Angst.
»George meinte,« fiel Feodor oder Theodor, wie sein deutscher Name lautete, ein, »es sei das Beste, sofort wieder anzuspannen und heimlich umzukehren. Ein Glück, daß uns die Freundschaft dieses braven Menschen noch zur rechten Zeit warnt!«
»Hm – ja – doch –«, besann sich der Baron – »ah, wenn ich ihn in die eigene Grube stürzte? Wird dieser Georg einmal unbemerkt zu mir kommen können?«
»Ich werde sehen!«
Feodor entfernte sich und brachte den Verlangten nach kurzer Zeit herbeigeführt.
»Sie sind ein Franzose?« fragte diesen der Baron.
»Ja. Der Graf Sorgeneff nahm mich in Paris in seine Dienste. Aber ich hasse diese Russen.«
»Warum bleiben Sie bei ihm?«
»Mein Gehalt ist gut, und in einem russischen Hauswesen kann man sich leicht ein Sümmchen zurücklegen. Ich möchte mich bald zur Ruhe setzen.«
»Ah so! Wollen Sie sich diese Tausendrubelnote verdienen?«
»Tausend Rubel? Gern, sofort! Aber wodurch?«
»Reist der Oberst allein? Ich hörte, eine Dame sei bei ihm. Der Fährmann an der Waga berichtete mich so.«
»Es ist eine Dame bei ihm, ob Gemahlin oder Schwester oder – ich weiß es nicht.«
»Gemahlin jedenfalls nicht, aber es fördert meinen Zweck. Hier ist mein Paß. Er lautet auf Baron und Baronin von Felsen. Wenn Sie ihn mit dem Paß des Obersten umzutauschen vermögen, gehört die Note Ihnen.«
Der Diener besann sich. Ein pfiffiges Lächeln glitt über seine klugen Züge.
»Ich verstehe Sie vollkommen, Herr Baron. Der Verräter soll an Ihrer Stelle nach Sibirien gehen. Verdient hat er es, und es soll mir, auch abgesehen von der Belohnung, eine Befriedigung gewähren, ihn mit seinem eigenen Schmutze zu waschen. Vertrauen Sie mir den Paß an. Sie gehen jetzt zur Tafel, die nicht lange währen wird, denn später wird für den Obersten gedeckt. Während er da aus seinem Zimmer abwesend ist, werde ich sehen, was zu machen ist.«
»Schön. Ich werde mir nicht das geringste Mißtrauen merken lassen. Jetzt gehen Sie. Man könnte Sie leicht vermissen!«
George und Feodor traten ab.
»Du spielst ein gefährlich Spiel,« meinte Paulowna besorgt.
»Nicht gefährlicher als das seine. Ich durchschaue ihn. Nicht nach Sibirien, sondern in den Tod will er uns schicken, damit dein Erbe seine Schulden decke. Er soll in die Schlinge gehen, die er mir stellt und der Gouverneur – pah, das wird sich finden!«
Sie beendeten ihre Toilette und standen eben im Begriff, sich nach dem Speisesaal zu begeben, als Feodor eintrat. »Herr Baron, eine außerordentliche Neuigkeit!«
»Welche?«
»Ich war neugierig, den Obersten, der sich verbirgt, zu sehen. George führte mich in sein Zimmer, das von demjenigen des Obersten nur durch eine Tür getrennt ist. Ich hörte leise sprechen und blickte durch das Schlüsselloch. Raten Sie, wen ich erblickte!«
»Nun?«
»Maschka, die Gesellschafterin! Ich sah sie deutlich. Und später hörte ich sogar auch ihre Stimme.«
»Das wäre ja ganz seltsam!« meinte Paulowna.
»Dem Obersten ist alles zuzutrauen,« wendete der Baron ein. »Er war unbedingt der Mitschuldige der beiden Gauner, wie mir deren Gespräch an der Gartenpforte bewies. Er vermag viel und – kann sie gerettet haben. Iwan ist verschwunden; Maschka aber darf bei ihm bleiben, bis – bis sie ihm lästig wird. Und das Gerücht von dem Entspringen auf der Reise nach Sibirien wurde ausgestreut, um seinen jetzigen Plan einzuleiten. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, daß du dich nicht geirrt hast, Feodor. Aber dann ist der Oberst verloren. Seine Reise geht durch Bjelyjegrad, wo ich Gerichtsherr bin; ich eile ihm voraus und werde beider Personalien feststellen. Der Zar soll den ganzen sauberen Plan erfahren!«
Er reichte Paulowna den Arm, um sie zum Abendbrot zu führen. Nur der Hausherr war dort anwesend. Es ging sehr, einsilbig zu, und die Speisen wurden kaum berührt. Der Baron versicherte, daß er und vielmehr seine Gemahlin sehr ermüdet sei und erhob sich, »Gute Nacht« wünschend.
In ihre Zimmer zurückgekehrt, legte sich die Baronin zur Ruhe; von Felsen aber löschte sein Licht aus und harrte im Dunkeln auf Georg. Es vergingen einige Stunden, bis dieser kam.
»Herr Baron, es ist gelungen.«
»Wirklich?«
»Ja. Der Oberst hatte die Brieftasche mit den Papieren in der Tasche seines Pelzes. Hier ist sein Paß, an dessen Stelle sich der Ihrige befindet!«
Der Baron brannte das Licht an, um sich von der Echtheit des Ausweispapiers zu überzeugen.
»Es ist richtig, hier haben Sie die Geldnote.«
»Danke! Noch eins. Um acht Uhr morgens ist es noch finster. Schon eine halbe Stunde früher wird der Oberst abreisen, um Ihnen drüben zu begegnen, wenn Sie sich im Transportschlitten befinden.«
»Ah, er will auf mich warten und sich an meinem mutmaßlichen Grimm weiden. Ihrer Hilfe habe ich es zu verdanken, daß es anders kommt. Wann werden Sie Ihren Dienst verlassen?«
»Wahrscheinlich schon im Frühjahr.«
»Sollten Sie irgend welcher Hilfe bedürfen, so sprechen Sie in Petersburg bei mir vor. Gute Nacht!«
»Werde nicht verfehlen. Gute Nacht!« – – –
Noch ruhte am andern Morgen tiefe Dunkelheit auf der Umgebung des Schlosses, als ein Schlitten leise aus dem Tor gelenkt wurde. In seinem Innern saß der Oberst mit Maschka.
Im Walde angekommen, der sich bis zur Dwina zog, hieb der Kutscher auf die Pferde ein, die sich sofort in den ihnen geläufigen gestreckten Galopp setzten.
»Endlich, endlich sind wir der Genugtuung nahe!« meinte der Oberst.
Maschka schwieg; aber ihr Triumph war nicht geringer als der seinige.
Der Schnee leuchtete; der Morgen dämmerte herein. Es war vollständig hell, als der Schlitten das Ufer des Flusses erreichte. An dem jenseitigen Ufer waren mehrere in regelmäßigen Zwischenräumen aufgestellte Posten zu sehen, die sich beim Anblick des Schlittens an einem diesem grad gegenüber liegenden Punkt vereinigten.
»Fahr zu! Das Eis hält,« gebot der Oberst.
Der Schlitten ging im Trabe über den Fluß. Auf der jenseitigen Höhe angekommen, gewahrte der Oberst ein zweites Geschirr, das in der Nähe unter den Bäumen hielt.
»Halt!« gebot der Anführer der Kosaken.
Der Kutscher gehorchte dem Ruf.
»Den Paß!«
Der Oberst zog die Brieftasche hervor, nahm den Paß heraus und reichte ihn hin. Der Offizier warf einen Blick hinein. »Aussteigen!«
»Wieso?«
»Aussteigen!«
»Wieso? frage ich.«
»Aussteigen, sage ich!«
»Oho, den Grund will ich wissen!«
Der Offizier langte ruhig nach seinem Sattel, um den Kantschu loszumachen. »Aussteigen, sonst helfe ich nach!«
»Was soll die Knute? Fort mit ihr, und zwar augenblicklich! Der Oberst Graf von Milanow könnte Euch sonst schlecht verstehen!«
»Oberst –? Graf Milanow? Ist das Ihr Paß?«
»Zum Teufel, ja!«
»Schön! Hier steht Baron von Felsen nebst Gemahlin! Heraus aus dem Schlitten! Ich bin Hetman und weiß, was ich zu tun habe.«
Er hielt dem Obersten den Paß vor das Gesicht. Dieser las die Namen; ein fürchterlicher Schlag durchzuckte seinen Körper, und ehe er sich nur auf Gegenwehr besinnen konnte, war er seiner Waffen beraubt, mit seiner Begleiterin aus dem Schlitten gerissen und zu dem andern geschleppt, der mit ihnen und unter zahlreicher Bedeckung davonsauste. – – – –
Nach kurzer Zeit kam ein anderer Schlitten über den Fluß herüber. Kein »Halt!« erscholl, niemand hielt ihn auf; die Kosaken hatten den, auf den sie warteten und waren fort. Nur der Schnee zeigte deutliche Spuren des vorübergegangenen Ereignisses.
»Gefangen!« jubelte der Baron. »Vorwärts, Feodor, damit wir sie umfahren und in Bjelyjegrad erwarten können!«
Es mußte zu diesem Zweck ein Umweg gemacht werden. Aber die Pferde waren gut und hatten sich ausgeruht. Am Nachmittag wurde das Schloß erreicht.
Die Bewohner der Besitzung waren von der Ankunft ihres Herrn unterrichtet und hatten sich versammelt, um ihm einen festlichen Empfang zu bereiten. Sie wurden auf das Schloß geladen, in dessen Räumen ihnen der Baron ein Festmahl bereiten ließ.
Während desselben und als es bereits dunkel war, fuhr ein Schlitten vor, der von einer Kosakentruppe scharf bewacht wurde. Der Anführer, stieg ab und ließ sich, ohne vorher weiter zu fragen, bei dem Besitzer des Schlosses melden. Unterwegs wurde ihm vom Bedienten dessen Namen genannt.
Voll Ueberraschung eilte er auf den Schloßherrn zu. »Herr Baron, Ihr Name ist schmählich mißbraucht worden!«
»Inwiefern?« fragte Felsen.
»Zwei Verbrecher, nach Sibirien verbannt, entsprangen während des Transports. Man fing sie wieder. Sie hatten sich in den Besitz eines Passes gesetzt, lautend auf Sie und Ihre Gemahlin.«
»Ah! Sie kamen, um frische Pferde zu verlangen?«
»Ja.«
»Zugestanden, doch kann ich die Pferde nicht eher verabfolgen, als bis Sie die Verbrecher mir vorgeführt haben.«
»Das darf ich nicht.«
»Sie meldeten mir ja selbst, daß sie meinen Namen mißbraucht haben.«
»So ist es.«
»Dann verfallen die Leute zunächst meiner Gerichtsbarkeit.«
Der Hetman besann sich. »Werden Sie mir dieselben wieder ausliefern?«
»Sofort. Kennen Sie den Namen und Stand der Leute?«
»Nein. Wer nach Sibirien geht, ist tot. Sie wurden mir übergeben und ich bringe sie nach Nertschinsk. Weiter weiß ich nichts.«
»Gut. Geben Sie Ihre Befehle und lassen Sie sich verabreichen, was Sie und Ihre Mannschaft bedürfen!«
Der Baron rief Paulowna und seinen Diener herbei.
Nach einigen Minuten erschienen der Oberst und die Gesellschafterin, von Kosaken geführt und bewacht.
»Ihr habt euch eines Passes bedient, der auf meinen – – –«
»Baron!« brüllte der Oberst, die Fäuste ballend, »ich werde – – –«
»Ruhe!« donnerte ihm dieser entgegen, und sich zu dem Hetman wendend, fügte er hinzu: »Sie haben die Knute. Ich verbiete diesen beiden Personen jedes Wort!«
Der Kosakenoffizier griff zu dem erwähnten Werkzeug, um es bei der leisesten Widersetzlichkeit in Anwendung zu bringen. Der Oberst schäumte, aber er mußte sich fügen.
»Ihr habt euch eines Passes bedient, der auf meinen Namen lautet. Da ihr dem Kaiser gehört, so kann ich euch nichts tun, aber ich muß um Auslieferung des Papiers ersuchen.«
Der Hetmann griff ohne Widerrede in seine Uniform und überreichte den Paß. Er konnte ihn nicht verweigern.
»Ich habe nur noch zu bemerken, daß ich mit Hilfe dieser zwei Zeugen eure Identität vor Sr. Majestät dem Zaren erhärten werde. Der Herrscher aller Reußen wird Aufklärung erhalten darüber, wie Diamanten verloren gehen und Verbrecher bei dem Transport entspringen. Fort mit euch!« – – –
Eine Reihe von Jahren war vergangen. Der Baron von Felsen hatte mit Gemahlin eine Reise nach Deutschland unternommen und bei dieser Gelegenheit Wiesbaden berührt.
Ein reicher, und wie es hieß, vornehmer Russe machte der Bank viel zu schaffen. Die Farbe, welche er setzte, gewann sicher. Felsen wurde neugierig, ihn zu sehen, und begab sich in die Spielsäle. Der Blick des Spielers fiel auf ihn und Felsen bemerkte, daß seine Hand zitterte und eine tiefe Blässe sein Gesicht überzog. Er wandte sich ab. Noch aber hatte er den Saal nicht verlassen, so legte sich eine Hand auf seinen Arm und eine leise Stimme bat: »Baron, bitte, verraten Sie mich nicht!«
Der Angeredete maß die Gestalt des Sprechers mit Eiseskälte. »Mein Herr, Sie haben doch wohl nichts dagegen, daß ich Sie durchaus nicht kenne!«
Er schüttelte die Hand ab und trat ins Freie. Es war der vormalige Oberst, Graf von Milanow, dem der Kaiser erlaubt hatte, Sibirien zu verlassen, doch unter der Bedingung, sich von Rußlands Grenzen fern zu halten.
Maschka, die schöne, brave Gesellschafterin, war schon während des Transports dem sibirischen Winter erlegen. Der kalte Norden bedeckte das Grab der Juwelenfreundin mit seinen flimmernden Kristallen.
Iwan Wessalowitsch blieb verschollen. Man hat niemals von ihm gehört. Aber es gibt eine ewige Gerechtigkeit, die verordnet hat, daß eine jede Sünde den Keim der Vergeltung in sich trägt. – – –