Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Dekoration
Garten der Villa Reuter. Im Hintergrunde ein Staket oder eine Hecke, dahinter Landschaft. In dem Staket resp. der Hecke eine Pforte. An der Kulissenseite, ziemlich weit nach vorn, die Hanptfront der Villa mit einer Terrasse nach dem Garten. Vor der Villa rechts eine Pforte. An der Kulissenseite links, ziemlich weit nach vorn, gleichfalls eine Pforte, in den Gemüsegarten führend. Neben der Terrasse, in passender Richtung, ein Tisch mit sechs Gartenstühlen. Gebüsch, Bäume, Blumenbeete, wo es angebracht erscheint. Rechts und links immer vom Zuschauer aus.
Ouvertüre
Louise Reuter. Hanne.
(Beide aus dem Hause kommend, die Terrasse nach dem Garten hinuntergehend).
Louise Reuter. So, Hanning, nu haddn wi de Gans tau Füer!
Hanne. Jo, Fru Doktern! – Wenn de Käksch mal verreist is, denn möt de Madam woll mal kaken. – Fru Doktern versteiht dat jo ok eben so gaud, as Paulining!
Louise Reuter. »So? meinst du dat? –Na, wi ward't jo seihn! – Äwer nu kannst du Krischan raupen un denn künnt ji de Stig' mal öwerharken. – Min Männing seggt ümmer: frisch harkte Stig makt em sinen Goren noch mal so leiw. – Hei is mit Hinstörp all tidig weggahn; – de Morgen is jo ok so schön.
Hanne. Jo, Fru Doktern! Dat is jo rein so schön hier, as dat woll ni schöner in't Paradies west is! – Dat makt dat denn jo woll ok, dat Herr Hinstörp sick alle Näslang bi uns inquatirt.
Louise Reuter. Hei is en Fründ von minen Mann un de Verleger von sine Bäuker!
Hanne. Verleger? wat is dat?
Louise Reuter. Dat is ein, de den annern sine Bäuker öwernimmt un sei verköfft. – All dat Geld, wat min Männing sine Bäuker uns inbringt, kriegt wi dörch Herrn Hinstörp.
Hanne. Na, denn lat em man! – Denn kann hei uns ok girn besäuken, – denn is hei ju de reine Goldgruw!
Louise Reuter. Wenn man dat so nehmen will, – jo! – Äwer de eigentliche Goldgräwer is doch min Männing, wil hei de Bäuker all schreben hett, de uns nu so rik un glücklich makt!
Hanne. Ach, Fru Doktern!
Louise Reuter. Na, wat denn?
Hanne. Wo is dat nett, dat Fru Doktern ümmer plattdütsch mit mi snackt.
Louise Reuter. Du bist jo doch ut Nigen-Bramborg, – un dat is jo doch dine Muddersprak!
Hanne. Un Fru Doktern is doch ein Pasturendochter!
Louise Reuter. Un mine Muddersprak is dat doch ok! – Ick heff ihr all as Kind spraken mit de annern Kinner in de Schaul un up de Straten.
Hanne. Un Herr Dokter is doch'n Gelihrter, – 'n Dotter, – un kann dat ok so schön!
Louise Reuter. Wil dat ok sine leiwe Muddersprak is, – un dorüm ok de leiwste, worin hei dichten un schriben deit. – – Äwer nu raup Krischan, dat de Goren harkt is, ihr sei wedder taurügkamt! – – Ick möt nu ok wedder na de Käk un uv min Gaus passen. (Ab ins Haus).
Hanne (während Louise Reuter abgeht). Jo, Fru Doktern! – – – Also Herr Hinstörp schickt uns all dat Geld, – dat's jo denn wat anners! – Süs kann ick jüst ni segg'n, dat ick em su girn mag, Hei belästigt Ein gar tau veel mit sine Handgriplichkeiten (sie macht die Gesten nach) un dat paßt sick doch ni mihr für so'n öllerhaftigen Mann. (Sie geht etwas seitwärts, nach der Pforte rechts und ruft) He, Krischan! Krischan! kumm gau mal her mit en por Harken! – – – – Ne, wecker hadd dat ok dacht, dat sick mit so'n Bäukerschriben so veel Geld verdein' lett! – Alle Ogenblick kümmt de oll Breifdräger uu bringt uns wat! – – – Wat möt dat äwer ok för Bäuker sin! – – Kein Wunner, dat Paulining un ick dor so dull na sünd! – Wenn de Herr Dokter un Fru Doktern mal ni tau Hus sünd, – glik sünd wi bi de Bäuker! – – »De Reis na Belligen«, – »Hanne Nüte«, – »Kein Hüsung«, – »Ut mine Festungstid«, – »Ut mine Stromtid«, – »Ut de Franzosentid«, – »De Reis na Kunstantinopel«, – »Dörchläuchting« – – wi kennt sei all! – Äwer am leiwsten mag ick doch de »Läuschen un Rimels«, – un Paulining ok! – Dat is jo mennigmal rein tau'n dodlachen! (Sie deklamiert).
In't Fischland is't en wohren Spaß,
Dor heiten alle Minschen Klas!
»Klas«, seggt denn Klas tau Klas sin Klas,
»Klas, hest du minen Klas nich seihn?
Un »Klas«, seggt denn de anner Klas,
»Din Klas, de gung mit minen Klas
Tausamen na Klas Klaßen sinen Klas!«
Un denn kümmt dat (lacht). Hi! hi! hi! Mit Klas Klaßen sinen Klas un den ollen Kaptein up de Tunn, – un mit den Tiger dorvör, mit'n Stirt dör't Spuntlock! Hi! hi! hi! – – – Un denn dat Läuschen von den ollen Bäcker Swenn! – Hi! hi!
(Krischan erscheint mit zwei Harken durch die Pforte rechts) (Krischan von rechts kommend, ohne von Hanne gleich gesehen zu werden; er bleibt etwas zurück seitwärts stehen und amüsiert sich über Hanne's Deklamieren).
Hier geiht hei hen, – – dor geiht hei hen!
Hier geiht hei hen – –
Krischan Hanne
Krischan Do do do dor geiht hei hen!
Hanne Na, künnnst du endlich mal?
Krischan Un de de Ge Geschicht von Jo Joching Päsel! – Ha! ha! ha!
Hanne Jo, jüst akkerat, as wenn du de Esel wirst! – – Nu kümm man, – giff mi de eine Hark!
Krischan Jo! (Gibt ihr die Harke).
Hanne Ick hark denn hier ünner de Böm un bi de Lauw herüm, – un du harkst dor buten (zeigt nach der Pforte links). in'n Gemnsegoren bet na de anner Purt heudal, dat't dor ok smuck harkt is, wenn Herr Dockter un Herr Hinstörp vellicht noch mal na de Arwten seihn wülln un na de Buhn' un dat Suppenkrut, de sei beid tauhopen plant'un seit, un wo sei nmmer so veel Frend an hebbn!
Krischan Jo wo wo woll, Ha Hanne! – (geht bis an die Pforte). Du, Ha Ha Hanne!
Hanne Na, wat denn?
Krischan Un de Geschicht von de de den ollen Pe Pe Penkuhn, – – mi mit de Kä Käksch un Na Nawer sin Ka Katt! – Ha! ha! ha!
Hanne (deklamiert, mit Pathos).
Verstehst du mir? – «erstehst du, wie?
Denn weißt du, Lotte, – süh mal, süh!
Wo? willst du mir hier grugen machen?
Was stehst du hier in'n blanken Hemd?«
Krischan In'n b b blanken He Hemd! – – Ha! ha! ha! ha!
Hanne Pfui! – schämst di nich?! – – Nu makst du, dat du wegkümmst, süs kriggst noch ein mit de Hark!
Krischan Jo, Ha Ha Hanne! – (Ab durch die Pforte links. Im Abgehen auch noch jenseits der Pforte im Gemüse garten).
Hi, hi, hier gei geiht hei hen!
Do, do, dor gei geiht hei hen!
Hi, hi, hier gei geiht hei hen!
Do, do, dor gei geiht hei hen!
Hanne (während sie abwechselnd harkt). Hei hett ot sine Freud doran – un kann nich mal lesen! – Jo, wecker freu sick uk nich öwer uns'n Herrn Dokter sine lustigen Läuschen?! – – Ick weit sei mihrst all von buteu – un Paulining ok! – Dat schönste von sei all, – un ok dat irste, wat ick lihrt heff, is äwer dat von den Kirl, de dor jünnners gornicks seggt, – Hi! hi! – Dat is tau juxig!
(Sie deklamiert):
Ne, Fiken, denk di, wo't mi gung,
As't gistern an tau schummern fung,
Dunn gah ick hen na'n Waterhalen. –
Un as ick kam' an unsen Sod,
Dunn steiht en Kirl dor, rank un grot,
Un smuck von' Kopp bet up de Salen!
Hei kikt mi an, –
(sie harkt rasch ein paar mal hin und her).
Ick kik ein an, –
(ebenso).
Hei seggt mi nicks, –
(ebenso).
Ick segg em nicks, –
(ebenso).
Ün lat min Emmern in den Sod!
Sonderbor! – so gornicks tau seggn! – Hei hadd ok eigentlich doch wat seggn müßt, – – denn hadd hei doch wat seggt! – (sie harkt ein wenig hin und her und deklamiert wieder.).
Un as de Emmern nu sünd vull,
Un ick na Hus nu gahen wull,
Dunn kümmt de Kirl, – un denk di, – Fiken! –
Dunn helpt hei mi de swore Dracht
Ganz fründlich up un strakt mi sacht
Un ward mi in de Ogen kiken! –
Hei kikt mi an, –
(sie harkt rasch ein paar mal hin und her).
Ick kik em an, –
(ebenso)
Hei seggt mi nicks, –
(ebenso)
Ick segg em nicks, –
(ebenso)
Un nehm de Emmern np un gah!
Na, dat hadd ick sin füllt! – Ick wull em de Tung woll löst hebb'n! – Is dat en Manier? mit en anständig Mäten sick sowat heruttaunehmen? – Äwer spaßig is't doch! Hi! hi! hi! (sie harkt wieder ein wenig hin und her, und deklamiert weiter).
Un as ick gah de Strat hendal,
Dunn geiht de Kirl, – nu denk di mal, –
Un mine Sit entlang de Straten, –
Un as ick sett min Emmern hen,
Dunn kümmt hei 'ran un ward mi denn
Ganz leiw in sine Arme saten!
Na, endlich! Dat ward ok Tid!
Ick kik em an, –
(sie harkt rasch ein paarmal hin und her).
Hei kikt mi an, –
(ebenso).
Ick segg em nicks, –
(ebenso).
Hei seggt mi nicks, –
(ebenso).
Un ick gah wider hen na Hus,
Dat hadd ick nu noch nich da'n! – Hei hadd sick irst erklären müßt, – un hadd't ok sekerlich woll noch da'n, – denn luter Blödigkeit is dat doch nich west, – wil hei ihr jo ok süs doch gor nich so blöd' west is! (sie harkt wieder ein wenig hin und her, und deklamiert dann weiter, Krischan erscheint durch die Pforte links, bleibt stehen und hört mit Interesse zu, ohne daß sie es merkt).
Un as ick an de Husdör kam'
Un mine Dracht herünner nahm
Un sett min beiden Emmern nedder,
Dunn nahm hei mi in sinen Arm
Un drückt un herzt un küßt mi warm,
Un denk di mal, – – ick küß em wedder!
Jo, dat kann'ck mi woll denken!
Hei kikt mi an, –
(sie harkt rasch einpaarmal hin und her).
Ick tik em an, –
(ebenso).
Hei seggt mi nicks, –
(ebenso).
Ick segg em nicks, –
(ebenso).
Dunn kam' uns Fru taum Hus herut.
Dunn was dat mit dat Küssen ut, –
Nu segg mi mal, wat wull de Kirl?
(Sie harkt rasch ein wenig hin und her). Hi! hi! hi! wat'n Frag! – Hei fat ihr üm, – un hei drückt ihr, – un sei liggt in sinen Arm, – un hei küßt ihr, – un sei küßt em wedder, – – Hi! hi! hi! – un denn fragt sei noch: wat wull de Kirl? – – Hi! hi! hi!
Krischan Hanne
Krischan (laut). Fri, – fri, – fri frigen wull hei mit ihr! Ha! Ha! ha! ha! –
Hanne (ihm nachahmend). Fo, – fri fri frigen wull hei mit ihr! – Wat geiht di dat an? – Worüm harkst denn nich mihr?
Krischan Bü, bü bün all klor!
Hanne Hest du denn ganz hendal harkt bet an de Purt?
Krischan Be, be bet an de Pu Pu Purt! – – – Du, – Ha, Ha, Ha Hanne!
Hanne Na, wat denn?
Krischan Dor ke ke keem ein an, – de sna, sna, snackt mit mi!
Hanne. So? – Wokein wir dat denn?
Krischan. De oll Mö, Mö, Möllersch ihr De Detlef!
Hanne. A, Snack! – De's jo bi de Suldaten!
Krischan. He' he, he, hett U Urlaub kregen!
Hanne. Na, wo ward Lining sick freun! – Weit sei't all?
Krischan. Sei wei, wei, weit't all! – Sei he, hett em schreben, da dat hei kam' süll!
Hanne. Lining? – dat hei kam' süll? – A, vellicht von wegen ihr kranke Mudding? – –
Krischan. Ne! ne! vo vonwegen den Ba Ba Balbir!
Hanne. Wat? Balbir? – Wat tünst du dor?!
Krischan. Jo, da da dat hett hei seggt!
Hanue. Ach, du Dösbüdel, – denn hett hei di für'n Narrn hadd! – Nu mak man, dat du wegkümmst!
Krischan. Äwer se seggt he hett hei't do doch! (Ab durch die Pforte rechts).
Hanne. Wat klön' hei dor? – Lining, de hadd em schreben, dat hei kam' süll, un dat wegen den Balbir? – Dat künn jo doch woll mäglich sin! – De Balbir is ein Geldjud, un hei hett jo all einmal, – as Lining ihr Vadding den Geldbreif verlaren, – – äwer dorüm brukt Detlef doch nich tau kamen! – Herr Gottes, am Enn is hei all wedder fri von de Suldaten! – De oll Möllersch hett mi nülich mal vertellt, dat sei em vellicht noch wedder fri kreig, wil sei en Witwe, un Detlef ihr inzig Kind is! – Na, wat würd dat'n Frend för Lining sin! (Lining erscheint bei der Pforte in der Mitte, Hanne wird sie gewahr). Wat seih ick? – Wenn man von ein sprickt, – – – Gu'n Morgn, Lining!
Lining. Hanne.
Lining. (näher tretend) Gu'n Morgn, Hanne! – Is min Vadding hier?
Hanne. Ne äwer hei kümmt woll noch, – hei hett jo mihrst alle Dag wat für uns.
Lining. Ick wull em halen, – Min Mudding is so krank, – sei hett all wedder so'n slimme Schur kregen. (Sie weint).
Hanne. Ah, dat deit mi leid! – Äwer lat doch dat Wein'n na, – dor is jo nicks mit holpen! – Is dat wohr? – is Detlef hier?
Lining. Jo! –
Hanne. Is hei denn all wedder fri von de Suldaten?
LWiNg. Ne!
Hanne. Na, denn hett hei wull mal Urlaub kregen, – Un du hest doch ok mal en Freud, min lütte Lining! – Du hest dat jo so sur! – Du plegst din kranke Mudding so tru, – un sorgst so tru für den Husstand un all din lütten Swestern un Bräuder!
Lining. Ick kann mi doch nich mihr freu'n. (Weint).
Hanne. Na, na! – Din Mudding kann jo doch vellicht noch wedder beter ward'n!
Lining. Min leiw Mudding is dat jo ok nich allein, wat mi so trurig makt. – Dat deit mi ok so leid um min arm Vadding! – Hei deit sick so sur – un dat geiht uns liker so slicht! – Sin lütt' Gehalt, – de grote Famili, – min kranke Mudding, – un dat Unglück von dormals her mit den Geldbreif! – Nu känen wi ok wedder de Hür nich mihr betalen. (Weint).
Hanne. Wo veel is dat denn, min lütte Lining?
Lining. Föfftig Mark! – Un de will de Balbir uns up'n Wessel lehn'n. –
Hanne. Ah, nu ward mi dat klor! – (für sich). denn hett Krischan doch Recht hadd!
Lining. Äwer de hett jo ok noch den annern Wessel von min Vadding, von dormals her, als hei dat Unglück hadd, den Geldbreif mit de hunnert Mark tau verliren. – Mihr as föfftig künnen wi nich tauhopen sparen, – dat anner kreeg min Vadding von em. – Un wa hebbn, wi all dorünner leden. – Von dormals her stammt jo ok all eigentlich min Mudding ihre Krankheit!
Hanne. Jo, jo! Dat weit ick!
Lining. Un nu hett hei seggt: Wenn hei dat wull, denn künn hei min Vadding verklagen, – denn de Wessel wir jo nich inlöst, – un wi haddn jo nich mal de Tinsen betalt, – un wenn hei klagen de', – denn kreegen wi den Exkuter. –
Hanne. Ah, – wat seggst du?!
Lining. Äwer klagen wull hei nich, – un öwer den Wessel wull hei en Stret trecken, – un öwer de Hür ok. – – Un denn wull hei min Vadding un min Mudding liker ok noch föfftig Mark schenken, dat wi doch endlich mal wedder ut all de Not un Verlegenheiten herutkeem'n – wenn, – wenn, – – wenn min Vadding un Mudding – – – (sie weint) veel leiwer sprüng ick jo in't Water! – –
Hanne. Ah, Ah, wat hür' ick! – Ha, de Schuft! – Un wat seggt denn din Mudding dortau! –.
Lining. Sei seggt nicks, – äwer sei weint desto mihr, – un dorüm hett sei dat denn nu ok all wedder kregen!
Hanne. Un din Vadding?
Lining. Hei hett den Kopp verlurn, un weit sick nich mihr tau helpen!
Hanne. Denn verlir du em ok mau nich, min lütt' Lining! – Dat is in desen Ogenblick de Hauptsak!
Lining. Hei will mi jüst nich dwingn, – äwer dat is doch recht gaud an em tau marken, – dat hei sin inzig Hapen up mi sett hett. (Sie weint) Dorüm heff ick denn ok an Detlef schreben.
Hanne. Un wat seggt Detlef denn?
Lining. Detlef seggt! Dat is jo gor nich mäglich! – Un wenn dat doch mäglich wir, – denn würd dat noch'n Unglück geben!
Hanne. Na, sühst du woll? – Äwer hol du den Kopp man stiw, denn gifft dat ok kein Unglück! – Un allns ward noch mal wedder gaud, min lütte Lining!
Lining Dat hap ick ok! – Äwer nu dat ok noch dortau, tau all uns Not un Armot! – Dat bedrückt mi noch am mihrsten, un min arme, kranke Mudding ok! – Sei weit recht gaud, wo mi dat quält, un driggt dat eben so swor as ick! – – – Gott ne! – ick möt jo wedder tau Hus! – Sei liggt dor ganz allein – un is so krank! – Un wenn min Vadding kümmt, denn segg em man, dat ick hier west wir, üm em tau halen. – (Langsam und weinend abgehend). Min arm' Mndding! – Min arm' lütt Mudding! – (geht durch die Pforte in der Mitte weinend ab).
Hanne Jo, jo! – Is dat Unglück irst einmal dor, denn kümmt dat ok mihrsttiden nich allein! – Sei plegt ihre kranke Mudding, un driggt dat Leid mit ihr un de Not mit ihrn Vadding, noch sworer as hei sülwst, un nu möt ihr jung fröhlich Hart ok noch dit passiren! –
(Grillenberger erscheint an der Pforte in der Mitte).
Ha, wat seih ick! – De Balbir! – Na, töf! Du kümmst mi eben recht!
Grillenberger Hanne
Grillenberger (noch vor der Pforte sehr schnell sprechend). Morjen, Junfer Hanne! – Darf ick rin in Ihrn schönen Jarten?
Hanne Jo, kamen Sei man, – äwer maken Sei de Purt man gor nich irst wedder tau!
Grillenberger (eintretend, die Pforte offen lassend.). Nich wedder tau? – I, wo? – wie – so!
Hanne (spitz). Na, Sei hebbn jo kein Tid! –Sei möten jo doch glik wedder fürt! – Sei möten jo na, – na, – na de Brut! (lacht). Ha! ha! ha! ha!
Grillenberger Siehste, wat de biste?! – eifersüchtig ist se – (Zu Hanne). Ist der Herr Hinstorf denn schon uff, dat ick 'n rasiren kann? –
Hanne De is all gor nich mihr tau Hus, – spaziren! – So üm en Stündstid bi rüm, denn känen Sei, mal wedder kam'n. (Sie harkt ihm auf die Füße, er macht einen Sprung in die Höhe).
Grillenberger Danke! Danke! – sehr freundlich!
Hanne Na, springen Sei man nich so! – Sei hüppen jo as'n Zägenbuck!
Grillenberger Die Junfer ihre Harke! – – Na, denn jeh' ick denn, und komme wieder! Empfehle mir! – (Er geht rasch im Bogen bis fast zur Pforte).
Hanne Herr Grillenberger!
Grillenberger (sich rasch umkehrend). Junfer befehlen?
Hanne Ach bidde, bliben Sei noch en beten hier! – Sei sünd ümmer so fründlich, – so – so nett! –
Grillenberger (bei Seite). Aha! – merkst de wat?! (Wiederkommend, nahe heran zu Hanne). Ach Hanne, – wie jefalln Se mich!
Hanne (ihn neckisch mit dem Ellenbogen stoßend). Is't denn ok wohr? –
Grillenberger (ihr unter's Kinn fassend). Bei Jott! – Sie jefalln mich sehr! –
Hanne Ne, – Sei verstahn mi nich! –
Grillenberger Doch! Doch! – Ja, ick meene Sie. – Sie meen' ick!
Hanne Und ick mein Ihnen! – Dat nämlich, dat Sei frigen wülln, – (etwas wütend). den Breifdräger sine Lining? (Sie harkt ihm schnell wieder auf den Fuß, er macht einen Sprung).Na, springn Sei doch nich so! – Äwer de oll Moder Krögersch ihrn Detlef, – wat?! (Sie harkt ihm wieder auf den Fuß, er macht einen Sprung). Na, springn Sei doch nich so! – Wat bilden Sei sick denn noch in? – De lütte smucke Lining? – De süll so'n Wepstirt nehmen, – so'n Schirbüdel? – So'n Apen? – (Sie harkt ihm wieder auf den Fuß, er macht einen Sprung). Na, springn Sei doch nich so! –
Grillenberger (wütend). O, die Weiber, in ihrer Eifersucht und Falschheit und Tücke!! – – – Wat jeht et Sie an, wenn ick mir verlobe! – Hier, ha, hä! (Er klopft auf die Tasche). Und wat sagen Sie dazu, wie? (Er macht Zeichen des Geldzählens). Ja, det haben wir! Und dafür kann man 'n Deibel danzen sehn, – und alle Weiber dazu! – Und et ärgert Sie man, – dat die Lining et ist, und dat Sie et nicht sind! Hä! hä! – Eifersucht! – nischt als Eifersucht! (Er läuft schnell durch die Pforte, sie zuschlagend und bleibt draußen stehn).
Hanne Dor hett woll 'n Uhl seten, wat? – Un worum lopen Sei denn so? – Sünd Sei bang? Sei olle Hasenfaut? – Na, wir't denn nich gaud, dat de Purt glik apen bleev? – Süs haddn sei vellicht noch en por achterup kregen!
Grillenberger Hä! hä! – Eifersucht! nischt als Eifersucht! Hä! hä! (rasch durch die Mitte ab).
Hanne (drohend mit der Harke). Jo, hadd ick di noch hier, ick wull di wisen, wat 'n Hark is, du olle Pomadenhek! – – Jo woll! Prost de Mahltid! – Weg is hei! – Un wotau sall ick mi noch länger an ein ärgern?! – Äwer Lining, de arm Stackel, – de sitt nu all dull naug dortwischen! – Wir ihr Vadding man bi de Post in Nigen-Bramborg bleben, wo hei ihr Mudding frigt hett, un wat ok Lining ihre Heimat is, – denn wir dat jo alles gornich so kamen. De lütte Lining, – wi hebbn jo all as lütte Kinner tausamen spelt un dor nasten mit enanner tau Schaul gahn! – Sei is min irste Fründin west! – – – Künn ick ihr man helpen! – Jo, hadd ick wat! – – oder Detlef! – Äwer de un sin Mudding hebbn jo beide nicks – Un de dor wat hebbn un dat tänen, – de dau'n dat man nich! – dat is't man! – – – – Holt! – – Dor fallt mi wat in! – – Uns Herr Dokter! – – – Wenn hei dat wüßt! – – – Hei is jo rik un ward noch ümmer riker! – – – Un hei is ümmer so gaud un so fründlich, – – un Fru Doktern ok! – – Wenn sei dat wüssen! – – – Hurra! – – Juchhe! – – dor fallt mi wat in! – – Nu weik ick all, wat ick dau'! – – So! – oder so! – Denn mal gnaddrig – un denn mal lustig! – – All' as de Ogenblick dat mal so mit sick bringt! – – Nu bün ick lustig un will irst mal ein' singen! (Musik. Sie singt)
In Schapstedt in't Wirtshus, herüm in de Stuw,
Dor flüggt woll all' Morgen en sneewitte Duw'.
En sneiwitte Duw' mit en sneiwitten Fot,
Sei flüggt dor all' Morgen ihr Mudding in'n Schot.
In Schapstedt in't Wirtshus, wer sitt dor so bli'?
En kruskoppen Bursähn, de geiht up de Fri!
Gu'n Dag ok, Fru Kräugersch, so smuck un so fin,
Jug sneiwitt' lütt Döchting, – ick müch ihr woll fri'n!
Min sneiwitt' lütt' Döchting?! – Dat is noch tau frö!
De möt noch wat töben, – en Jahr – oder twee!
En Jahr? – oder twee? – Wat en Tid! – o, wo lang!
Sei springt von de Ird' – un sei springt up de Bank –
(Tut es)
Sei springt von de Bank, – up'n Disch springt sei hin
(Tut es; dann, während sie die letzte Zeile singt, sich großmachend, auf den Zehen stehend und beide Arme in die Höhe streckend)
Nu süh', min leiw Mudding, wo grot ick all bün!
(Der Vorhang fällt)
Eventuell kann auch das nachfolgende, ursprünglich dazu bestimmte Lied, welches auch in der Ouvertüre wiederklingt, hier gesungen werden. Dasselbe ist aber nicht allein schwerer zu singen, sondern auch weniger passend, als das vorhergehende.
Wenn es gesungen wird, ist die kleine Bank 7 überflüssig.
Günd, achter de Blompött, schreig öwer de Strat,
Persepter sin Döchtings, – dat is di en Staat!
Persepter sin Lischen, sin Witjen un Trin,
Drei Dirns, as drei Rosen, – künnt all Drei all fri'n!
Wo hebbt sei för Haar, – rein so blank un so glatt!
Un Ogen, – de Swarte, as Aalbein so swatt,
De Gehle, – so blag, as Vergißmeinnichtblom,
De Brune, – so brun, as Kastanien von'n Bom!
Sei danzt un sei springt un sei hüppt, as'n Reh,
Sünd rot, as'n Ros', un so witt, as de Snee,
Sei singt, as'n Draußel, un lacht, as en Duw',
Un schirt sick den Deuwel um Hochtid un Huw'!
Günd, achter de Blompött, schreig öwer de Strat,
Persepter sin Döchtings, – dat is di en Staat!
Un süll ick Ein rutnehmn, un günn hei mi Ein,
Ick säd: Herr Persepter, all' Drei – oder Kein! –