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In einem Biergarten, sagen wir im Messetrubel einer sächsischen Großstadt wo die Menschen zuweilen zusammenstoßen und mit ihren Schimpfereien auch die Unbeteiligten streifen, hatte der kühle Ausruf einer Dame eine sehr beruhigende Wirkung. Sie sagte nur: wie angenehm. Das sanft durch die Nase gedehnte Wort ließ eine entrüstete, aber gefaßte Ironie, eine keineswegs humorlose Mißbilligung durchblicken. Eine Meinung war unwiderleglich ausgesprochen, es war nun an den anderen, sich zu schämen oder sich barbarisch zu behaupten. Der liebenswürdig-schnippische Tonfall verriet die Landsmännin, die ja auch den Namen Frankfurt immer ein wenig dumpf und lässig ausspricht – so wie sie es zum Beispiel auch versteht, etwa der simplen Feststellung, daß es regne, durch das fast französische schleifende oder zischend betonte »g« die Anschaulichkeit eines zarten Frühlingsregens, eines Landregens oder eines heftigen Gewitterschauers zu geben. Frankfurt hat zuweilen durch seine Sprache etwas Entwaffnendes; eine Eigenschaft, die wohl einmal der ganzen Reichsstadt in der Rolle zukam, die sie den Mächten im alten Reich gegenüber spielte. Es ist eine nicht eben kriegerische, dafür an Modulationen reiche Sprache, und niemand handhabt dieses Instrument unbefangener als die Frauen. Gretchen betet gereimt: »Ach neige(neiche), du Schmerzensreiche«. Gretchens Urbild war ein Frankfurter Kind. Und die Witwe Schwertlein wird nicht weit von der Alten Gasse an der Stadtmauer gewohnt haben; sicherlich trug sie ihre Haube, den ewigen Turban, der Generationen lang das Haupt der Frankfurterinnen zierte, nicht anders, als in der schon von den Moden des Barock berührten Zeit die Damen der oberen Stände ihre gestickten und gefälteten Kopfbedeckungen trugen. Selbst Marianne von Willemer, Goethes Suleika, ließ in höheren Jahren das freundliche, etwas rund gewordene Gesicht und die mächtigen, beide Schläfen verdeckenden Locken von einer batistenen Haube umrahmen, die unter dem vollen Kinn durch breite Seidenschleifen gebunden war. Frau Aja versammelte in der Blauen Stube im Flurgeschoß ihres unbehaglich leer gewordenen Hauses die Samstagsmädcher, eine lustige und gesprächige Gesellschaft, deren Redeweise sicherlich keine andere war als die der Briefe, welche die Mutter ihrem berühmten Sohn nach Weimar sandte. Der jungen Frankfurterin aus guter Familie kommt es nicht darauf an, auch jenes reine Hochdeutsch zu sprechen, das in der Schule mit Aufsätzen und auswendig gelernten Gedichten geübt wird. Doch niemand wird leugnen, daß selbst bei den zeremoniellen Abgangsfeiern des Lyzeums, diesen anmutigsten Frühlingsfesten, eine Spur des Frankfurter Tonfalls die Anschaulichkeit und Farbe der Deklamationen und der Ansprachen wesentlich erhöhe. In den Familien gilt es noch als selbstverständlich, im Dialekt der Vaterstadt zu leben, selbst wenn die Töchter es vermeiden »als emal annerster« zu sagen. Aber »annerst« oder »Morchend« sagen sie schon des Humors wegen. Den Verlobten klingt es reizend, besonders wenn sie aus anderen Gegenden stammen. Viele Frankfurterinnen, so scheint es, heiraten überhaupt nur, um »außerhalb« ein Inselchen der Familientradition zu bilden, das später einmal die Nachkommen wieder nach Frankfurt zurückführt. Die blonden, hochgewachsenen Hamburgerinnen mögen in noch so stolzer Haltung über den Alsterdamm spazieren, aber sie verziehen keine Miene, wo die Frankfurterin strahlt und lächelt. Bettina von Arnim, des Clemens Brentano Schwester, die zärtliche und geistreiche Pflegetochter der alten und geliebten Rätin, eine Meisterin der Sprache wie diese, sprach und schrieb frankfurterisch, weil nur diese Ausdrucksweise in ihrer Drastik es erlaubte, über alle stoppeligen Realitäten hin einen Schleier der Phantasie und der Erfindung zu werfen. Frankfurter Frauen lieben eine solche Sprache der Gelegenheit zu scherzhaften, volksmäßigen Wendungen. Die Urenkelinnen der Mägde, die einst in dieser Stadt den großen Familien dienten, um später im Leiterwagen mit einer ganzen Aussteuer von sehr guten »abgelegten« Sachen im mit dazugegebenen Schrank in die Dörfer der Wetterau, des Taunus und des Vogelsberges zurückzukehren, sprechen die gleiche gutgelaunte und handfeste Sprache, wenn sie heute in den Fabriken tätig sind oder als Schaffnerinnen fahren. Nun ist ja Frankfurt kein nach holländischem oder französischem Plan angelegtes Stadtgebilde. Es steckt mit seinen älteren Straßenzügen, Quartieren und Gassen noch immer im Stachelkranz der alten Bastionen, die freilich in liebenswürdige Wallstraßen mit Hintergärten und schattige Anlagen verwandelt sind. Selbst die jüngeren Stadtteile mit den in sie hineingewachsenen Vorstädten und Dörfern, von den eingemeindeten Industriegegenden abgesehen, halten sich an die Tradition der säuberlich voneinander abgetrennten Viertel. Strahlenförmig reichen sie in die offene Landschaft hinaus, die nach der einen Seite den blauen Höhen des Taunus zustrebt, nach der anderen über die Mainbrücken hinweg sich in die grünen Schluchten des Stadtwaldes verliert. In dieser Großstadt wohnt eine halbe Million Menschen, von denen viele die Altstadt nur als eine Art Vergnügungsviertel kennen. Die Zugezogenen aber stammen in einem überwältigenden Maße aus dem Aschaffenburgischen, aus der Mainzer und Fuldaer Gegend, aus der Wetterau und dem Odenwald. So wächst dennoch nur Ähnliches in die alte Stadtgeschichte hinein, und es lebt in ihrem Stile weiter. Die alten Geschlechter, kaum mehr noch als ein Dutzend Namen, die untereinander allmählich eine Verwandtschaft ausgebildet haben, vertreten nicht mehr allein jenes unverwechselbare Frankfurt einer mit Traditionen und Vorurteilen gesättigten »Nobleß«, die sich durch die Pracht der Kleider, durch den klassizistischen Stil ihrer Häuser, durch einen undurchdringlichen gesellschaftlichen Abschluß von der übrigen Welt zu unterscheiden wußte. Sie hatte im einfachen Volk der Handwerker und der Gastwirtsfamilien längst ihren fröhlichen Nachwuchs, und dieser schuf sich in der Dialektdichtung seine eigene Blüte, die ohne den Hintergrund der Familien, der lebenskräftigen Mütter und Mädchen nicht zu denken wäre. Kinderlieder, Küchenrezepte, Sprichwörter, Hausmittel, Rätsel erben sich auf alle Töchter fort: »Geduld überwindet Brühfleisch«, oder »Da liegt der Dreck, was gilt die Butter«. Und die Frankfurterin hat auch heute noch kein höheres Kosewort als »goldig«.

Zu keiner Zeit, so scheint es, hat es ein Frankfurt gegeben, das ohne den matriarchalischen Zug bestanden hätte. Immer gab es hier die Mütter und die Großmütter, die als Sammelpunkte der Verehrung ihre Familien mehrere Generationen hindurch wie kleine Staatswesen regierten. Es ist das Vorrecht dieser Matronen, die Ereignisse vom Familieninteresse her zu überschauen, ein Interesse, das den Anhang von Vettern und Bekannten mit einbegreift. Man lebte in einer Familie von Familien, so wie der Knabe Wolfgang noch die Höfe und Haushalte seiner Vaterstadt wie Festungen in der Festung erlebte. Die Söhne der großen Kaufmannsfamilien gründeten nicht nur Filialen, sondern auch Familien in fremden Hauptstädten, dann kamen sie von weither mit den Enkeln zu Besuch. Nirgends blühte der Flieder und der Goldregen prächtiger als vor dem Haus der Großmutter, nirgends gab es diese grüne Sauce, nirgends eine solche Kerbelsuppe, einen solchen »Jus«, so wunderbare Brenten. Die Künste der Hausfrauen, ihrer Köchinnen und der zu den Soiréen gemieteten Kochfrauen sind selbst den Urenkelinnen in Erinnerung geblieben. Das Deftigste von diesen Künsten stammt wohl unmittelbar aus dem Bereich der Sachsenhäuser Gärtner, der Mainfischer und der über ihre Rezepte wie über ihre Standesvorrechte eifersüchtig wachenden Metzgerzunft, die übrigens für Wöchnerinnen und Kranke die milde, mit Safran gefärbte Gelbwurst eigens erfand. Die Vorliebe für einen fast ruinösen Kleideraufwand, für ein gediegenes, manchmal mehr als standesgemäßes Auftreten, die um den Reichtum der Handelsleute den Wetteifer der Tischler und Goldschmiede und den Vergleich mit allen Weltstädten herbeizog, schreibt sich von den Messen her. Tüchtige Damenschneider haben in Frankfurt ihr Glück gemacht, wie an dem Wirt zum Weidenhof zu sehen ist, der seinen Sohn auf das vornehme Gymnasium nach Coburg entsenden konnte. Bis in ihr achtzigstes Jahr lebte die Weidenwirtin, immer weiß und reinlich gekleidet, im geräumigen Haus ihres Sohnes, des Kaiserlichen Rates Johann Kaspar Goethe.

Die Frauen der sehr beschäftigten Handelsherren und der von ihren Naturalienkabinetten und Kuriositätensammlungen in Anspruch genommenen Privatleute hatten Zeit genug, ihren eigenen fraulichen Dingen nachzugehen, dem Putz, den Angelegenheiten des Brautstandes und der Ehe, den kirchlichen und schöngeistigen Neigungen. Von den manchmal bizarr überladenen, manchmal bigotten, der Welt abgewandten Frauen, die einmal das innere Gesicht der Stadt bestimmten, ist ein Abglanz übriggeblieben, der durch manches Alltägliche noch jetzt hindurchgeht. Ein Reisender in der vormärzlichen Zeit schildert das damalige Frankfurt mit seinem regen Interesse für das Theater, mit dem geselligen Leben seiner Familienzirkel, zu denen so leicht kein Fremder Zutritt erhielt. Die neugebauten Landhäuser am Main schienen ihm die des Rhonetales bei Lyon noch zu übertreffen. Die um 1811 erbauten Stadttore sahen antiken Tempeln ähnlich, die ehemaligen Festungswerke zeigten in ihren Vertiefungen liebliche Blumentäler, von denen das vor dem Schweizerhäuschen noch übrig ist. Die Taunusanlage war der von Spaziergängern und spielenden Kindern belebte Korso der mit Ausflugsorten umgebenen Stadt. Die Allee wimmelte von Reitern und glänzenden Kutschen. Der fremde Besucher lobte die Stadt auch wegen ihrer Frauen. Diese seien einnehmend, graziös, allerliebst, vortrefflich angezogen und voll reizender Munterkeit, zu rühmen wegen ihres Mutterwitzes und ihres gesunden, natürlichen Verstandes, vortreffliche Gattinnen, sobald sie nach Neigung heiraten. Ihre Unterhaltung sei die lebhafteste, die man wünschen könne, auch wenn sie sich meist nur auf Lokalgegenstände erstrecke. Etwas anstrengend erscheint nur das gesellschaftliche Leben der Stadt mit seinen unaufhörlichen »Abenden« – den »süßen«, wo es nur Tee und Confituren gab, und jenen gewaltigen Abenden »mit einer Partie und Butterbrot«, wo man Karten spielte, um dann mit recht vorzüglichen Dingen, dazu noch mit Hochheimer, regaliert zu werden. Die Frankfurterinnen, heißt es, hätten im ganzen die »transrhenanische Tournüre«, obwohl hin und wieder die reichsstädtische Gradheit durchblicke. Viele von ihnen seien geistig ausgebildet, manche hätten nur die konventionelle Politur, andere nichts aufzuweisen, als die »brüllenden Millionen« des Ehemannes. Aber Milde und Wohltätigkeitssinn könne man ihnen nicht absprechen, auch verstünden sie meistens mit jenem Zartgefühl zu helfen, das doppelt gilt.

Frankfurt, das seit den Karolingern keinen dauernden Hofhalt weltlicher oder geistlicher Fürsten in seinen Mauern duldete, aber in seinem Dom, in der alten Mainbrücke, wie zuletzt noch in dem geschlossenen, klassizistischen Häuserband der Schönen Aussicht am Mainufer dem Baugedanken der Gemeinschaft den ansehnlichsten Ausdruck zu geben wußte, blieb bis in den Grund hinein eine bürgerliche Stadt. In ihr hat es ein Jahrtausend lang keine höheren Würdenträger gegeben als die auf den Bänken des Rats. Macht und Würde verdichteten sich bei den Frauen der Regierenden in dem schwerfälligen Pomp einer Lebensweise, der zu guter Letzt auch die Steinmetzarbeit an einem erbaulichen Grabmal noch angehörte. Je nach den Umständen fehlte niemals der Einschlag des Geistigen, Verfeinerten und Künstlerischen. Goethe, der auf seiner Campagne in Frankreich den Arzt Soemmerring in Mainz besuchte, fühlte sich dort schon in »vaterländischer« Luft, denn die neuvermählte Elisabeth Soemmerring, die »einzige Betty«, war eine Frankfurterin und übrigens eine recht begabte Malerin aus Liebhaberei, der wir ein Selbstporträt und eine Miniatur der von dem jungen Hölderlin schwärmerisch geliebten Susette Gontard aus dem Jahre 1798 verdanken. Die Malerin und die Gemalte zeigen in diesem zarten Bildchen eine schwesterliche Verwandtschaft, die sicherlich mehr bedeutet als nur die Zugehörigkeit zu der gleichen Gesellschaftsschicht. Man hat damals schon, aber erst recht um 1866 herum, die Männer von Frankfurt oft Dickköpfe und Spänbrenner genannt. Damals gelang es nur dem Mut und der Klugheit der Marianne Lutteroth, geborenen Gontard, in deren Salon Bismarck in den Tagen des Deutschen Bundes ein gern gesehener Gast war, durch einen ausführlichen und furchtlosen Brief an den preußischen Ministerpräsidenten manches Unerträgliche der neuen Besatzung abzustellen und bittere Übergänge zu mildern. Das Bild des öffentlichen Lebens wandelte sich rasch von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Aber nicht nur das Hausbackene, Resolute, sondern auch das diplomatische Geschick der Frauen hat diesem Wandel standgehalten. Die Veranstaltungen einer repräsentativen Geselligkeit werden seltener, Badereisen fallen aus, alte Familien verkaufen ihren Parkbesitz und ziehen fort. Vieles wird ausgeglichen durch eine ungezwungenere Lebensweise, durch die Anfänge weiblicher Berufsarbeit und durch den Sport. Töchter begleiten ihre Väter auf großen geschäftlichen Reisen. Es sind die Bildungsreisen im neuen Sinne, und sie formen mit an einem weltklugen Frauengeschlecht, dem dennoch neben Begabung, Belesenheit und Sprachen die alten Frankfurter Eigenheiten nicht fehlen. Wie auf der berühmten Hirtschen Stadtansicht von 1757 im Gedränge der Schiffsankünfte am Mainufer zwischen dem Volk der Markthelfer und der Fuhrleute die Damen mit ihren Sonnenschirmchen spazieren, so glänzen jetzt im Gedränge des Hauptbahnhofs, der belebten Straßenzüge und der Wandelgänge im Theater die Mädchen und Frauen, die mit einem liebenswürdigen Äußeren die Berufsarbeit ihres Arbeitstages vergessen machen.

Es ist, alles in allem, als schöpften die Frankfurterinnen immer aus jener Fülle der natürlichen Anlagen, die den Goetheschen Menschen hervorbringt, seien es auch die bescheideneren, abseitigen, verspielten Exemplare dieses ganz für das Leben geschaffenen Typus. Die Tagesdinge überwältigen nie den Sinn für Musik in der für Liebe, Ernst und Größe zugänglichen Stadt. Das Häusliche verträgt sich noch mit künstlerischen Fertigkeiten. Bei den älteren Frauen begegnet man immer wieder den »genialen Eigenheiten und glücklichen Worten« der Frau Aja. Es gibt ebenmäßige, strenge Greisinnengesichter wie das gemalte der Stadtschultheißin Textor, geborenen Lindheimer, unter deren Staatshaube und deren fast römischer Stirn das dunkle Feuer der goethischen Augen glüht.

Schon aus früheren Jahrhunderten wird von solchen kraftvollen Frauen berichtet. So von Gilbrecht Holzhausens weißhäuptiger Witwe, die dem in Frankfurt einkehrenden Luther Malvasierwein zum Willkommen übersandte und sich in ihrer Sänfte zu ihm tragen ließ, um ihm die Hände zu küssen. Die Patrizierin Kathrein Weiß von Limburg, verehelichte Scheffer, meist Frau Schöffen Greingen genannt, die den Vorgang in ihrer eigenhändigen Lebensbeschreibung berichtet, notiert zu einer Ratsherrenwahl lakonisch: »Gott wolle ihnen allen Vernunft geben«. Fast schamhaft erwähnt sie die Pest als das »Sterben an den bösen Dingen«. Nicht ohne Züge des Außerordentlichen ist die Galerie der aus Frankfurt hervorgegangenen begabten Frauen, deren Reihe mit Maria Sibylla anhebt, der mit mehr Talent als Schönheit gesegneten Tochter des Matthäus Merian, die gelernt hatte, aus Pflanzensaft leuchtende Farben zu bereiten und durch ihre Reise nach Surinam, durch ihre köstlichen Studienblätter über »Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung« berühmt wurde. In Frankfurt wuchs gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges das Edelfräulein Johanna Eleonore von und zu Merlau auf, deren Selbstbiographie von Gustav Freytag gewürdigt wurde, in seine »Bilder aus der deutschen Vergangenheit« aufgenommen zu werden. Da gibt es Szenen, die an grausiger Turbulenz dem Grimmelshausischen »Simplizissimus« nicht nachstehen. Das Fräulein heiratete später den erbaulichen Bücherschreiber und pietistischen Pfarrer Johann Wilhelm Petersen, der Speners wegen nach Frankfurt gekommen war. Sie gehörte zu den Stillen im Lande wie später die Klettenberg, die »schöne Seele«. Wie leicht tragen sie den Glanz der Unsterblichkeit, die Mädchen, die der Umkreis des jungen Goethe berührte, die reizende Lili Schönemann, das blutjunge Aennchen Münch, dem der Fünfundzwanzigjährige seinen in einer Woche geschriebenen »Clavigo« vorlas, worüber er dann vermerkte: »Meine gebietende Gattin erfreute sich nicht wenig daran, und es war, als wenn unser Verhältnis wie durch eine geistige Nachkommenschaft durch diese Produktion sich enger zusammenzöge und befestige«. Die vorgebliche Sommerehe mit der liebreizenden Sechzehnjährigen gehört zu den Episoden einer Zeit der Pfänderspiele. Anna Sibylla ist unvermählt geblieben; sie beschloß ihr Leben, das so heiter und vielversprechend begonnen hatte, als Konventualin im Lutherischen Weißfrauenkloster ihrer Vaterstadt. Während noch literarische Zirkel und Malschulen für Damen im romantischen Frankfurt zu den harmlosen Bildungseinrichtungen gehörten, starb die junge, leidenschaftliche Karoline von Günderrode an unglücklicher Liebe. Wir lesen ihre herben Verse und betrachten die Züge eines dunklen, leidenschaftlichen Mädchengesichts. In vergilbten Tagebüchern und rosafarbenen Katalogen aus jener Zeit aber lebt der Name der Jungfrau Maria Eleonora Hochecker weiter, deren kräftig-klares, gut frankfurterisches Profil, von ihr selbst gezeichnet und mit lateinischer Unterschrift versehen, von Landschaftsbildchen und Schmetterlingsstudien wie von Trophäen umgeben ist. Die Hochecker galt etwas in der Kleinwelt der kunstliebenden Damen, der eine Zeitlang auch die bedeutende, aus Nürnberg gebürtige Maria Katharina Prestel angehörte, eine Frau und Künstlerin freilich, die Kraft genug hatte, sich eines Tages gewaltsam ihrer Ehe und dem ganzen Frankfurter Kreise zu entreißen, um in der weiten Welt als Aquatinta-Malerin ihr Glück zu machen. Wie ein Spätling unter den malenden Frauen wirkt schließlich jene Ursula Reinheimer, die von ihren Reisen in Frankreich und der Schweiz die Landschafts- und Blumenmotive mitbrachte, die sie ihren zahlreichen Schülerinnen als Malvorlagen dienen ließ. Auf einem Aquarellchen ist sie dargestellt, am Fenster ihrer Stube sitzend, in Kostüm mit Schinkenärmeln und Spitzenrüschen. Aus Stecklocken und Haubenbändern schaut ein feines Gesicht mit großen blauen Augen und schmalen Lippen. Die Hand hält den Pinsel, den Malstock und die Palette. Dieser Pinsel malte nicht nur Blumen. Er hinterließ das höchst realistische Ölbild einer alten Frau, der nonnenhaften Anna Maria Reinheimer, die wie frierend dasitzt, den Shawl um die Schultern gezogen, auf dem Schoß ein aufgeschlagenes Buch. Das Häubchen auf diesem Kopf kommt einem vor wie das letzte, bescheidenste aus einer langen, glorreichen Reihe.

Begabungen, Ahnungen, Wesenszüge haften an einer Stadt. Es ist, als verflüchtigten sie sich zuweilen, um plötzlich wieder greifbar zu werden. Frankfurt hat in seinen Frauen einen überaus lebendigen und bewegten Hintergrund. Man erkennt die wiederkehrenden Ähnlichkeiten. Zuweilen glaubt man der goldenen Ader, die das Genie hervorbringt, nahe zu sein. Hier ist von keinem Plan, von keiner Absicht des Werdens die Rede, wohl aber von einer Fülle von Einzelschicksalen, von einer Atmosphäre. Vielerlei sagenhafte, balladenhafte Dinge umschweben den Umriß dieser Stadt, durch deren Gärten und Straßen junge Frauen wandelten, die wie Diotima das ferne griechische Vorbild neu erwachen ließen, und Mädchen, die in aller ihrer leichten Anmut Schicksalsmächte waren.

Bildnisse

Alfons Paquet starb bevor das Buch »Die Frankfurterin« vollendet war. Der Text entstand vor der Zerstörung der Stadt Frankfurt am Main und sollte, wie aus nachgelassenen Aufzeichnungen von Alfons Paquet hervorgeht, weit umfangreicher werden. Die Frauenbildnisse auf den folgenden Seiten sind bis auf wenige von Alfons Paquet ausgesucht worden. Die Auswahl der Bilder, namentlich aus der jüngeren Zeit, wurde von Frau Dr. Josefine Rumpf-Fleck vom Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt a. M. vervollständigt. Frau Dr. Rumpf-Fleck unternahm es auch, die Bildnisse mit Daten zu versehen und, soweit es die Unterlagen ermöglichten, etwas von dem Wesen der dargestellten Frankfurterin zu vermitteln. Wie Frau Dr. [Josefine] Rumpf-Fleck hierfür zu danken ist, möchte sie ihrerseits allen denen danken, die ihr bei ihrer Arbeit behilflich gewesen sind, so vor allem Herrn Dr. Sebastian Paquet, den Herren Dr. Albert Kapp und Ludwig Gran.

Erläuterungen zu den Bildern

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1. Gudula von Holzhausen geb. zum Goldstein, gestorben 1371.

Bunt getöntes Grabmal am nördlichen Eingang des Domes.

Eines der ältesten Grabmäler im Frankfurter Dom ist das gotische Doppelgrab des Bürgermeisters und Schöffen Johannes von Holzhausen, gest. 1393, und seiner Gemahlin Gudula. Beide gehören zu den frühen Geschlechtern, die auf befestigten Gutshöfen in der Umgebung von Frankfurt lebten und erst im 15. Jahrhundert zum Großhandel in der Stadt übergingen.

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2. Katharina zum Paradeis geb. zum Wedel, gestorben 1378.
Bildquelle: de.wikipedia.org

Grabmal in der Nikolaikirche (ursprünglich in der Heilig-Geist-Kirche).

Das wappengeschmückte Epitaph stellt Katharina, die Gattin des Stadtschultheißen Siegfried von Marpurg dar. Er war Weinhändler und hatte sich 1368 aus dem reichen Erlös der Messen neben seinem Stammhaus am Liebfrauenberg »Zum Paradeis«, nach dem er sich nannte, ein neues steinernes Haus »Zum Grimmvogel« errichtet. Hier wohnte Kaiser Karl IV., der den Stadtschultheißen adelte, im Jahre 1374 mit seiner Gemahlin. Auch die Kurfürsten von Köln waren wiederholt wohlempfangene Gäste.

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3. Katharina Heller geb. von Melem, gestorben 1518.
Bildquelle: zeitreise.staedelmuseum.de

Ausschnitt aus einem Seitenflügel des berühmten Heller-Altars (Thomas-Altar) in der Dominikanerkirche, von Albrecht Dürer 1509 gemalt. Mittelstück nur noch als Kopie erhalten. Seitenflügel im Besitz des Stadtgeschichtlichen Museums Frankfurt a. M.

Katharina Heller war die Gattin des Patriziers Jakob Heller, der sich weit über die Grenzen der Stadt durch Reichtum und Kenntnisse, durch Kunstliebe und Wohltätigkeit einen Namen gemacht hatte. Seit 1496 gehörte den kinderlosen Ehegatten der Nürnberger Hof. Kaiser Maximilian I. und Friedrich III. haben hier gewohnt, als sie in Frankfurt weilten.

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4. Anna von Holzhausen geb. von Ratzenberger, 1511 - 1540.

Gemälde auf Holz von Conrad Faber von Kreuznach, 1535. Städelsche Galerie Frankfurt a. M.

Daseinsbejahung, Weltoffenheit und Bürgerstolz sprechen aus diesem Bildnis der reich geschmückten Frankfurterin Anna von Holzhausen. Sie war die erste Gattin des Patriziers Gilbrecht von Holzhausen.

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5. Margret Stalburg geb. von Rhyn, 1484-1550.

Ausschnitt aus dem Flügel eines Hausaltars, 1504. Städelsche Galerie Frankfurt a. M.

Das Bild trägt die Inschrift: »dusent fünfhundert und fier jar / margret stalburgery was ich gestalt / do ich 20 jar was alt.« Sie war die Nichte Jakob Hellers und Gattin des Kaufmanns Claus Stalburg des Reichen. In seinem Auftrag malte Joerg Ratgeb die uns noch heute erhaltenen Fresken im Kreuzgang des Karmeliterklosters. Es war ein lebens- und schaffensfrohes Paar von hoher Kultur und künstlerischem Geist. Zwei Söhne ließen sie in Paris studieren.

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6. Margret Stralenberg geb. Stalburg, 1509-1553.

Ölgemälde von Conrad Faber von Kreuznach, 1526. Städelsche Galerie Frankfurt a. M.

Nur um drei Jahre hat Margret Stralenberg ihre Mutter Margret Stalburg überlebt. Wie die Mutter trägt auch die Gattin des Ratsherren Johann Stralenberg aus durchsichtigem Weißzeug über Draht und auswattiertem Seidenstoff gespannt die feine Frauenhaube. Dieses Porträt zeigt italienischen Einfluß. Die Verbindung der Frankfurter Handelsherren nach Venedig wird deutlich.

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7. Eine Frankfurter Magd.

Aus dem Buch von Jost Amman »Im Frauenzimmer Wirt vermeldt von allerley schönen Kleidungen«. Frankfurt a. M. 1586.

Nicht nur die Damen der Gesellschaft, auch die Mägde setzten in der alten Reichsstadt ihren Stolz in ein schönes, kleidsames Kostüm.

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8. Sachsenhäuser Gärtnersfrau.

Zeichnung von Jakob Fürchtegott Dielmann, 1830. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

Aus weit späterer Zeit stammt das Bildchen einer Sachsenhäuserin, die gerade dabei ist ihre Ware auf dem Kopf zum Markt zu tragen. Sachsenhausen, aber auch die Neustadt Frankfurt, haben lange ihren ländlichen Charakter beibehalten.

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9. Margarethe Stenglin geb. Moritz, gestorben 1664.

Ausschnitt aus einem Kupferstich des Matthäus Merian. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

In der Zeit des dreißigjährigen Krieges mischten sich auch in der Mode spanisch-niederländische Einflüsse mit französischem und schwedischem Geiste.

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10. Maria Katharina Prestel geb. Höll, 1747 - 1794.

Farbige Zeichnung von Johann Gottlieb Prestel. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

Die selbstbewußte Künstlerin Maria Katharina Prestel ist hier von ihrem Gatten, dem Maler und Kupferstecher Johann Gottlieb Prestel dargestellt. 1786 verließ sie Frankfurt und gründete in London einen Verlag, in dem sie ihre und ihres Mannes Stiche und Aquatintablätter vertrieb. Zwei ihrer vier Kinder ließ sie bei sich in London erziehen. England ehrte die erfolgreiche Frau durch die Beisetzung in Westminster Abbey. (Siehe Paquet, Seite 15/16).

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11. Maria Sibylla Merian verehelichte Graff, 1647 - 1717.

Kupferstich aus: »Erucarum ortus, alimentum et paradoxa metamorphosis« per Mariam Sibillam Meriam. 2. Ausgabe, Amsterdam 1717.

Des weltberühmten Kupferstechers jüngste Tochter war gleichbedeutend als Malerin, Naturforscherin und Wissenschaftlerin. 1679 veröffentlichte sie »Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung«, später ein Werk über die Bienen. Um die Insekten der Tropenwelt zu studieren, unternahm sie eine Fahrt nach der holländischen Kolonie Surinam. Ehrungen wurden ihr von aller Welt zuteil. Linné benannte eine Insektenart »Tinea Merianella«. Nach ihrem Tode gab ihre jüngste Tochter Dorothea den Nachlaß heraus. (Siehe Paquet, Seite 14).

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12. Margarethe Eleonore Jäger geb. Schmidt, 1723 - 1775.

Ölgemälde von Friedrich Ludwig Hauck, 1767. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

Johann Jäger wurde 1745 als Artilleriekonstabler und Feuerwerker vom Schöffen Textor, Goethes Großvater, eingestellt. Bevor er zum Kapitän aufrückte, hatte er den Hutter'schen Buch- und Papierladen am Dom erworben. Während er sich mit der Herausgabe eines Atlanten für Deutschland, »einer vaterländischen Erdbeschreibung«, beschäftigte und Le Blond's Kriegskunst übersetzte, führte seine Frau selbständig und erfolgreich den Buchladen. Mit Liebenswürdigkeit und Verständnis hat sie das aufbrausende Temperament des Gatten, das ihm viele Feinde zuzog, ausgeglichen.

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13. Anna Elisabeth Leerse geb. d'Orville, 1698 - 1776.

Ölgemälde von Jean Marc Nattier d. J., 1749. Städelsche Galerie Frankfurt a. M.

Als Siebzehnjährige hat Anna Elisabeth d'Orville den Tuchwarenhändler und Bankier Joh. Georg Leerse, der wie sie einer begüterten reformierten Emigrantenfamilie entstammte, geheiratet. Sie zog mit ihm in das stattliche Haus »Zum Lichtenstein« am Römerberg. Wie aus dem Tagebuch Leerses hervorgeht, verbrachten sie schöne Tage im Landhaus bei Schwalbach, machten weite Reisen zu Verwandten und Geschäftsfreunden nach Holland, England und Frankreich. Während des Siebenjährigen Krieges litt man unter häufiger Einquartierung.

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14. Johanna Elisabeth Leerse geb. d'Orville, 1720 - 1763.

Ölgemälde von Jean Marc Nattier d. J., um 1750. Im Besitz von Justizrat Dr. Schmidt-Scharff, Frankfurt a. M.

Johanna Elisabeth heiratete ihren Vetter Jakob Philipp Leerse. Man glaubt bei ihrem Porträt ein Jugendbildnis ihrer Tante und Schwiegermutter, Anna Elisabeth Leerse, vor sich zu sehen. Schräg gegenüber von Goethes Elternhaus »Zur goldenen Leyer« erwarb Jakob Philipp Leerse im Jahre 1758 das Haus »Zum goldenen Apfel«, an dessen Stelle er einen Neubau errichten ließ.

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15. Maria Anna Eleonore von Glauburg verehelichte Baur von Eysseneck, 1717 – 1762.

Ölgemälde von Tischbein, Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

1736 heiratete die 19jährige Eleonore von Glauburg den nur um ein Jahr älteren Philipp Carl Baur von Eysseneck, später Schöffe und Senator.

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16. Maria Anna von Sondershausen, 1710 – 1796.

Ölgemälde von Anton Wilhelm Tischbein, Hanau a. M. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

Viele Namen von Wohltätern und Gründern milder Stiftungen hat Frankfurt aufzuweisen. Neben denen von Johann Weißgerber, Kuno von Münzenberg, J. P. Fleck, von Guaita, Mylius, Senckenberg, Städel, Cronstett, Hynsperg, Glauburg u. a. steht der des gnädigen Fräuleins Maria Anna von Sondershausen, die 1774 ein Vermögen von 55839 fl. und ansehnliches Grundeigentum in Frankfurt und Umgebung stiftete zur »Versorgung ehrbarer Töchter von reputirlich vornehmen Familien, gelehrt und wohlanständig braver Männer mit Ausschluß der Offiziers-, Procurators- und Notarstöchter«. Nur Protestantinnen durften des Vorrechts genießen und nur je eine Person innerhalb 40 Jahren in lebenslängliche Pflege genommen werden. Dies sonderbare Vermächtnis, das viele Klauseln in sich schloß, entsprach so recht dem originellen Charakter dieser Frau.

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17. Anna Margarethe Textor geb. Lindheimer, 1711 - 1783.

Ölgemälde von einem unbekannten Meister. Frankfurter Goethemuseum.

Aus dem ersten Buch von »Dichtung und Wahrheit« erfahren wir, daß sich die Geschwister Goethe oft und gern »vor den didaktischen und pädagogischen Bedrängnissen« des Vaters zu den Großeltern in das weiträumige Haus auf der Friedberger Gasse flüchteten. Ihr, der stillen Gattin des von der Bürgerschaft hochgeehrten Stadtschultheißen Textor, vertraute der Großvater, der die Gabe der Weissagung besaß, sich allein an und »ließ sich gegen niemand als gegen sie entschieden und umständlich heraus«. Starke, nachwirkende Bildekräfte sind gewiß auch von dem großelterlichen Haus in die empfängliche Seele des Enkels Johann Wolfgang eingegangen. (Siehe Paquet, Seite 13).

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18. Katharina Elisabeth Goethe geb.Textor, 1731 - 1808.

Pastell von Georg Oswald May, 1776. Frankfurter Goethemuseum.

»Sie hat die Entschiedenheit und Urwüchsigkeit eines Menschen, der Einfalt besitzt, doch zugleich die Autorität, seinen Umkreis durch eine ihm von Natur eigentümliche Würde und Liebeskraft zu regieren. Diese Frau, die für das Große wie für das Kleine immer das rechte Wort findet, deren stärkste Eigenschaften nicht anerzogen sind, sondern sich aus angeborenen Gaben »ohne Schnürbrust« entwickeln, gibt dem Sohne und den anderen, in Freundschaft aufgenommenen Söhnen und Töchtern, die ihr den Ehrennamen Mutter Aja beilegen, das Beste ihres Wesens weiter.« Aus »Frau Rat Goethe und ihre Welt« von Alfons Paquet, Frankfurt a. M. 1931.

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19. Lili von Türckheim geb. Schönemann, 1758 - 1817.

Pastell, vermutlich von Franz Bernhard Frey, 1782.

Vor ihrer Ehe mit dem Bankier Friedrich von Türckheim war Lili 1775 die Verlobte Goethes. »Sie war im Genuß aller geselligen Vorteile und Weltvergnügungen aufgewachsen. Sie schilderte mir ihre Brüder, ihre Verwandten, sowie die nächsten Zustände; nur ihre Mutter blieb in einem ehrwürdigen Dunkel. Auch kleiner Schwächen wurde gedacht, und so konnte sie nicht leugnen, daß sie eine gewisse Gabe, anzuziehen, an sich habe bemerken müssen, womit zugleich eine gewisse Eigenschaft, fahren zu lassen, verbunden war. Hierdurch gelangten wir im Hin- und Widerreden auf den bedenklichen Punkt, daß sie diese Gabe auch an mir geübt habe, jedoch bestraft worden sei, indem sie auch von mir angezogen worden.« Aus »Dichtung und Wahrheit«, Teil IV, 17. Buch. (Siehe Paquet, Seite 15).

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20. Cornelia Goethe verehelichte Schlosser, 1750 - 1777.

Rötelzeichnung, Johann Ludwig Ernst Morgenstern, 1772. Frankfurter Goethemuseum.

Goethes Schwester. Sie starb mit 27 Jahren in Emmendingen als Gattin des Juristen und Schriftstellers Johann Georg Schlosser. Der Bruder schreibt, daß sie sich eher zu einer Äbtissin, der Vorsteherin einer edlen Gemeinde, denn zur Gattin oder Geliebten geeignet habe. »Ein fester, nicht leicht bezwinglicher Charakter, eine teilnehmende, Teilnahme bedürfende Seele, vorzügliche Geistesbildung, schöne Kenntnisse sowie Talente; einige Sprachen, eine gewandte Feder, so daß, wäre sie von außen begünstigt worden, sie unter den gesuchtesten Frauen ihrer Zeit würde gegolten haben.« Aus »Dichtung und Wahrheit«, Teil IV, 18. Buch.

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21. Frau mit Kindern.

Kleines Ölgemälde von Georg Anton Urlaub, 1744 – 1788. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

Unwillkürlich muß man an die Lehrerinnen der Geschwister Goethe denken, an Maria Magdalena Hoff, Frau Gachet, Frau Althein oder Jungfer Thisson. Sie überwachten die Schulaufgaben und erteilten den ersten französischen Sprachunterricht so gut, daß Graf Thoranc über die Kenntnisse des jungen Wolfgang staunte.

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22. Dame vor dem Spiegel.

Kleines Ölgemälde von Georg Anton Urlaub. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

Mit Geduld wartet hier in später Morgenstunde eine Frankfurter Dame der Rokokozeit auf Beendigung der sorgfältigen Arbeit an ihrem Kopfputz und verfolgt den Vorgang aufmerksam im Spiegel.

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23. Maximiliane Brentano geb. von la Roche, 1756 - 1793.

Ölgemälde, vermutlich von Anton Wilhelm Tischbein, um 1791. Im Besitz von Sophie Brentano-Prien.

Maximiliane war die Tochter der früh berühmten Romanschriftstellerin Sophie von la Roche, der Freundin Wielands. Sie wuchs in Ehrenbreitstein auf und fand in den literarischen Geselligkeiten ihrer Mutter vielerlei geistige Anregung. Goethe besuchte Frau von la Roche mit Merck zusammen. Als Maximiliane den um viele Jahre älteren Witwer Peter Anton Brentano heiratete, war der junge Advokat Goethe in ihrem Haus »Zum goldenen Kopf« in der Sandgasse häufig zu Gast. Die Achtzehnjährige hatte fünf Stiefkinder großzuziehen. Zwölf eigene kamen hinzu, von denen der Romantiker Clemens Brentano und Gunda von Savigny, die originelle Bettina und ihre Schwester Meline uns am bekanntesten sind. 38jährig starb Maximiliane bei der Geburt ihres 13. Kindes.

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24. Bettina von Arnim geb. Brentano, 1785 – 1859.

Lebensgroßes Pastell von Karl Arnold, 1859. Frankfurter Goethemuseum.

Gattin des Dichters Ludwig Achim von Arnim. Ihr Buch »Briefwechsel mit einem Kinde« ist ebenso berühmt geworden wie ihre Erinnerungen an den Bruder »Clemens Brentanos Frühlingskranz« und das Denkmal der Liebe, das sie der Freundin Caroline von Günderrode setzte in dem Buch »Die Günderrode«. Sie geißelte die öffentlichen Mißstände in »Dies Buch gehört dem König«. Mit Beethoven, Schleiermacher, Fürst Pückler und vielen anderen bedeutenden Männern ihrer Zeit stand sie im Briefwechsel. Ihr großes menschliches Herz führte sie in die Elendsquartiere. Sie tröstete, half und pflegte die Kranken während der Cholera-Epidemie in Berlin. Die Vielseitigkeit ihres Wesens, ihre überragende Gestaltungskraft im Wort und die Fülle ihrer Phantasie bewundern wir noch heute. (Siehe Paquet, Seite 7).

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25. Sophie von Bethmann-Metzler, 1774 – 1806.

Kleines Medaillon.

Ihre Mutter Elisabeth Bethmann hatte 1770 Peter Heinrich Metzler geheiratet, der den Namen Bethmann annahm und 1776 unter diesem von Joseph II. geadelt wurde. Nach den Tagen der französischen Besetzung und der preußisch-hessischen Beschießung der Stadt 1792/93 war König Friedrich Wilhelm II. in Frankfurt eingezogen. Bei einem Ball im Thurn und Taxis'schen Palais war er Sophie von Bethmann-Metzler begegnet und hatte eine tiefe Neigung zu ihr gefaßt. Sie aber folgte ihrem Herzen und heiratete den großbritannischen und kurbraunschweigischen Residenten der Stadt Frankfurt, Joachim von Schwarzkopf. »Sie hat durch ihre Wahl viel bei mir und dem ganzen Publikum gewonnen« schreibt Frau Rat bei ihrer Verlobung August 1796.

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26. Margarethe Elisabeth Sommerring geb. Grunelius, 1768 - 1802.

Kleines Marmorrelief von Landolin Ohmacht, 1791. Im Besitz von Dr. Carl Haeberlin, Bad-Nauheim.

Sie war die Gattin des hochgeschätzten Augenarztes und Anatomen Dr. Samuel Thomas Soemmerring, dem Erfinder des elektrischen Telegraphen. Ihre liebste Vertraute war Susette Gontard, Hölderlins Diotima. Auch mit dem Hause Goethe war das Ehepaar Soemmerring befreundet und Frau Rat sah gern das Söhnchen Wilhelm bei sich, das die künstlerische Begabung der Mutter geerbt hatte. Margarethe Soemmerring war von Kindheit an eine fleißige Malerin und liebte vor allem die Miniatur. (Siehe Paquet, Seite 12).

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27. Karoline von Günderrode, 1780 – 1806.

Kleines Ölbild von einer ihrer Schwestern. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a.M.

Dauer ist nicht zu erwerben,
Wandeln ist unsterblich Sterben.

Karoline von Günderrode.

»Der Herzog begleitete mich; ich mußte ihm auf dem Weg von Dir erzählen, von unserem Umgang, von Deinem Wesen, von Deiner Gestalt. Da hab ich mich zum erstenmal besonnen wie schön Du bist ... »Was hat sie denn für Haare?« –: Schwärzlich glänzend braunes Haar, das in freien weichen Locken, wie sie wallen sich um ihre Schultern legt. – »Was für Augen?« –: Pallasaugen, blau von Farbe, ganz voll Feuer, aber schwimmend auch und ruhig. – »Und die Stirn?« –: Sanft und weiß wie Elfenbein, stark gewölbt und frei, doch klein, aber breit wie Platons Stirn,- Wimpern, die sich lächelnd kräuseln ... »Und die Nase und die Wange?« –: Stolz ein wenig und verächtlich wirft man ihrer Nase vor, weil den Athem sie kaum bändigt, wenn Gedanken aufwärts steigen von der Lippe, die sich wölbet frisch und kräftig, überdacht und sanft gebändigt von der feinen Oberlippe.« Aus »Die Günderrode« von Bettina von Arnim. – Seit 1797 lebte die Dichterin Karoline von Günderrode als Stiftsfräulein in dem Cronstetten-Hynspergischen evangelischen Damenstift zu Frankfurt a. M. (Siehe Paquet, Seite 15).

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28. Susette Gontard geb. Borkenstein, 1769-1802.

Kleine Büste von Landolin Ohmacht. Im Besitz von Heinrich de Bary, Frankfurt a.M.

Hölderlins Diotima, die Frau des Bankiers Jakob Friedrich Gontard.

»Mein Schönheitssinn ist nun vor Störung sicher. Er orientiert sich ewig an diesem Madonnenkopfe. Mein Verstand geht in die Schule bei ihr, und mein uneinig Gemüt besänftiget, erheitert sich täglich in ihrem genügsamen Frieden.« Aus einem Brief Friedrich Hölderlins an seinen Freund Christian Neuffer vom 16. Februar 1797, veröffentlicht in Fried Lübbecke »Hyperion und Diotima«, Frankfurt a.M. 1943. (Siehe Paquet, Seite 12).

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29. Marianne von Willemer geb. Jung, 1784-1860.

Kreidezeichnung 1836. Frankfurter Goethemuseum.

Marianne war die Tochter des fahrenden Künstlerehepaares Jung aus Linz in Oberösterreich. Das dunkellockige Mädchen tanzte als kleiner Harlekin im Frankfurter Theater. Senator Jakob von Willemer, der Beschirmer der Bühne, bewog das Ehepaar Jung ihre Tochter in Frankfurt zu lassen. Er nahm Marianne in sein Haus auf, wo sie zusammen mit seinen eigenen Kindern erzogen wurde, und heiratete sie im September 1814. Im Hause Willemer begegnete ihr Goethe. Jedes Wiedersehen hier und auf dem nahen Landgut der Gerbermühle vertiefte beider Verstehen und Zuneigung. Das zeigt der Briefwechsel Goethes seit den Jahren 1814/15 und der »West-östliche Diwan«, in den Goethe seiner »Suleika« wunderbare Lieder unter seine eigenen Strophen aufgenommen hat.

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30. Johanna Antonia Brentano geb. Edle von Birkenstock, 1780-1869.

Kreidezeichnung von Eduard von Steinle, 1860. Städelsche Galerie Frankfurt a. M.

Johanna Antonia entstammte einer hochkultivierten Wiener Familie. Ihr Vater war ein bedeutender Kunstfreund und Sammler. Als Achtzehnjährige heiratete sie Franz Brentano, Senator und Schöffe der Freien Stadt Frankfurt a. M. Im Brentanoschen Haus »Zum goldenen Kopf«, wo sie nun lebte, hatte sie die schwere Aufgabe sich in den Kreis der zwölf noch unverheirateten Geschwister Brentano einzufügen. Bald war die junge, kluge Frau Schöff Mittelpunkt der Familie. Durch ihr Temperament und ihr feines Taktgefühl fesselte sie viele bedeutende Menschen. Goethe, Minister vom Stein, die Maler des Nazarener-Kreises, vor allem Eduard von Steinle, zählten zu ihren liebsten Gästen. Ihre Korrespondenz mit Goethe füllt einen eigenen kleinen Band. Neben diesem literarischen Dokument existieren noch viele Briefe von und an Beethoven, König Friedrich Wilhelm von Preußen, Erzherzog Karl von Österreich, Canova und Overbeck.

Sie war Mitbegründerin des Vaterländischen Frauenvereins in Frankfurt a.M.

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31. Bäuerinnen aus der Umgebung von Frankfurt.

Skizze von Anton Radl, um 1800. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

Fallende Löckchen konnten sich nur die städtischen Bewohnerinnen leisten, die nicht die Obst- und Gemüsekörbe wie die Oberräderinnen und Frauen aus Seckbach und Bergen auf dem Kopf beförderten. Waren ihre Hauben sauber und weiß unter dem Kinn gebunden und die Tücher über der Brust in frischen Farben, sahen die Marktleute schmuck und freundlich aus.

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32. Auf der Bornheimer Heide.

Farbiger Stich, um 1800. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

»Drey reizende frankfurter Dienstmädchen« haben den beliebten Sonntagsspaziergang der Frankfurter unternommen. Sie haben sich hübsch aufgeputzt. Ihre Kleidung zeigt die Einflüsse der neuen Mode nach der französischen Revolution.

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33. Maria Barbara Lauck geb. Hofmann, 1781-1813.

Ölgemälde von Johann Friedrich August Tischbein. Städelsche Galerie Frankfurt a. M.

Ein Porträt von großer Zartheit und stiller Anmut ist dem weitgereisten Maler Johann Friedrich August Tischbein in der Darstellung dieser Goldarbeiterstochter gelungen. Haltung und Blick offenbaren das kindliche und liebenswerte Wesen der jungen Frau des Frankfurter Graveurs Johann Friedrich Lauck.

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34. Johanna Rosina Scheel geb. Silbermann, 1782-1848.

Ölgemälde von Peter von Cornelius. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

Es ist anzunehmen, daß der gleichaltrige Maler Peter von Cornelius, der hier in Frankfurt seine Entwürfe zur Faust-Illustration machte und im Hause Meister Daniel Scheels Gastfreundschaft und künstlerische Förderung fand, zum Dank Frau Rosina porträtierte. Schon drei Jahre nach ihrer Heirat starb der Gatte, und die junge Frau stand allein. Tatkräftig und erfolgreich führte sie das Dekorations- und Zimmermalgeschäft weiter. Außer einem ansehnlichen Vermögen hinterließ sie eine schöne Gemälde- und Kupferstichsammlung.

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35. Cäcilie Jeanrenaud verehelichte Mendelssohn-Bartholdy, 1817-1853.

Ölporträt von Philipp Veit, 1833. Besitzer Mirzel Wach, Wilderswil/Schweiz.

»Eine jener süßen weiblichen Erscheinungen, deren stiller, kindlicher Sinn, deren bloße Nähe auf jeden Mann wohltuend und beruhigend wirken mußte«, dies war, wie Eduard Devrient erzählt, Cäcilie Jeanrenaud, die Tochter des französisch reformierten Pfarrers August Jeanrenaud und seiner Gattin Elisabeth Wilhelmine Souchay. Als 1836 der junge Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy seinen erkrankten Freund Schelble, den Leiter des Cäcilienvereins, vertrat, war die Begegnung mit diesem schönen Mädchen sein entscheidendes Erlebnis.

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36. Maria von Bernus geb. du Fay, 1819-1887.

Lebensgroßes Ölporträt von Philipp Veit, 1838. Städelsche Galerie Frankfurt a.M.

Maria von Bernus war die Gattin des 1863 in den erblichen Freiherrnstand erhobenen Senators Franz Alfred von Bernus. Er war einer der letzten selbstbewußten Bürger der Freien Stadt Frankfurt, die als Handelsherren, Politiker und Kunstfreunde gleichermaßen bedeutend waren. Als treuer Anhänger des Kaiserhauses wurde er 1866 von General von Wrangel in der Hauptwache als »Preußenhasser« arretiert. Das Bernus'sche Haus in Frankfurt und Stift Neuburg bei Heidelberg, das ihr als Nichte des verstorbenen Fritz Schlosser 1865 zufiel, waren jahrelang Treffpunkt der Künstler Philipp Veit, Mendelssohn-Bartholdy, Moritz von Schwind und Eduard von Steinle.

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37. Anna Friederike, Karolina und Julia Schwendler.

Ölgemälde von Ernst Hickmann, 1847. Original verbrannt.

Die Töchter des ersten amerikanischen Konsuls in Frankfurt, Ernst Schwendler. Er hatte hier im Bankhaus Chiron gearbeitet, segelte dann für eine rheinische Firma nach Nordamerika und kehrte erst nach 12 Jahren als amerikanischer Bürger zurück. Zwei der Töchter verheirateten sich mit Frankfurtern.

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38. Anna Emilie Metzler verehelichte Bourguignon, 1813-1879.
Susanna Auguste Metzler verehelichte Schmidt, 1809-1899.

Ölgemälde, vermutlich von Caroline Bardua, um 1831.
Im Besitz der Familie von Metzler, Frankfurt a.M.-Bonames.

Zwei junge elegante Frankfurterinnen aus der Biedermeierzeit, die Töchter des Bankiers J. Friedrich Metzler, im Offenbacher Gartenpavillon ihres Großvaters, des Geheimrats Friedrich Metzler. Dieser schöne Bau, von Salin de Montfort 1798 entworfen, wurde im Krieg zerstört.

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39. Anna Maria Reinheimer geb. Kluge, 1767-1847.

Ölgemälde von Ursula Reinheimer, 1832. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

Aus dem Atelier der Mutter in London nach Frankfurt zurückgekehrt, heiratete Ursula Magdalena Prestel den Kupferstecher Reinheimer. 1832 malte sie das Bild ihrer Schwiegermutter Anna Maria Reinheimer. (Siehe Paquet, Seite 16).

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40. Anna Maria Stoltze geb. Rottmann, 1787-1868.

Maler unbekannt. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a. M.

Die Mutter des humorvollen Frankfurter Poeten Friedrich Stoltze führte mit ihrem Mann das Gasthaus zum Rebstock. Liebevoll erzog die urwüchsige und fromme Frau ihre Kinder. »Manche, die von ihren Regierungen verfolgt wurden, fanden im Rebstock Zuflucht und Unterhalt, ebenso die Polen, als sie nach dem Mißlingen des Aufstandes von 1830 in Masse auswanderten und Deutschland durchzogen.« Aus »Lebensabriß des Dichters Friedrich Stoltze« von Otto Hörth, Frankfurt a.M. 1912.

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41. Jeanette Fellner geb. Bansa-Streiber, 1824-1887.

Ölgemälde, 1845, Maler unbekannt. Im Besitz von Helly Ihm, Frankfurt a. M.

Sie war die Gattin des weitgereisten Bankiersohnes Carl Konstanz Viktor Fellner, der Besitzer einer Wollfirma war und letzter Bürgermeister der Freien Reichsstadt Frankfurt a.M. Die den Bürgern von General von Manteuffel auferlegte Kontribution versetzte diesen verantwortungsbewußten Mann, der als Regierungsbevollmächtigter zwischen den Militärbehörden und der Bürgerschaft stand, in solche Niedergeschlagenheit, daß er 1866 seinem Leben ein Ende machte. Die leidgeprüfte Frau hatte nun allein die Sorge für ihre sechs Kinder.

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42. Caroline von Steinle geb. Kern, 1813-1880.

Ölgemälde von Eduard von Steinle. Städelsche Galerie Frankfurt a .M.

Als Steinle 1839 aus Italien zurückkehrte, zog er mit seiner jungen Frau, der Tochter des Hofjuweliers Kern, von Wien nach Frankfurt und richtete sich im Städel sein Atelier ein. Beide fanden im Kreis der Cornelius, Overbeck und Veit, wie bei den zahlreichen Mitgliedern der Familien Brentano und Schlosser herzliche Aufnahme.

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43. Unbekannte Frankfurterin.

Ölgemälde von Karl Wilhelm Engel, gen. Engel von Rabenau, 1817-1870.
Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt a.M.

Viele Frankfurter Familien besaßen ein Landhaus am Ufer des Mains. Zwischen dem Laub der Gärten sah man die Stadt. Es war das Reich der Mütter und Kinder während der Sommerzeit.

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44. Caroline du Fay.

Ölgemälde von Karl Wilhelm Tischbein, um 1826.

Im 16. Jahrhundert sind Mitglieder der Familie du Fay aus Valenciennes in Frankfurt a.M. ansässig geworden. Sie und ihre Nachkommen waren tüchtige Kaufleute und besaßen durch viele Generationen hindurch bis zum Jahre 1882 eine Tuchhandlung mit weitverzweigten internationalen Beziehungen.

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45. Marianne Lutterroth geb. Gontard, 1798-1871.

Nach einer zeitgenössischen Photographie.

Furchtlos, kühn und voll Temperament erwies sich diese Frankfurterin aus dem weitverbreiteten Geschlecht der Gontards. Trotz ihrer gesellschaftlichen Liebenswürdigkeit hielt sie nicht zurück mit ihrer Meinung, als 1866 der Freien Reichsstadt bei der Besetzung und Annexion durch Preußen Widerwärtigkeiten und ungerechtfertigte Lasten gegen die Bürgerschaft entstanden. (Siehe Paquet, Seite 12).

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46. Clara Schumann geb. Wieck, 1819-1896.

Büste von Friedrich Christoph Hausmann. Lange Jahre im Kleinen Saal des Saalbaues.

Sie war die Tochter des Klaviervirtuosen Friedrich Wieck, hatte bereits vom 4. Lebensjahr an systematischen Unterricht beim Vater und im 9. Lebensjahr großen Erfolg bei ihrem ersten öffentlichen Auftreten in Leipzig. Nach dem frühen Tode ihres Gatten, Robert Schumann, eines Schülers ihres Vaters, gab sie mit Johannes Brahms zusammen das Gesamtwerk Robert Schumanns heraus. Von 1878 an übertrug man ihr in Frankfurt die Leitung des Raffschen Konservatoriums für Musik.

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47. Henriette Hermine Bolongaro-Crevenna geb. Dresel, 1814-1889.

Ölgemälde, vermutlich von Franz Winterhalter. Stadtgeschichtliches Museum Frankfurt.

Bekannt ist der Bolongaro-Palast in Höchst. Zur Sommerzeit dort, im Winter im Stadthaus in der Mainzerlandstraße traf sich vor 1866 österreichische Aristokratie mit der Frankfurter Gesellschaft. Die italienische Kaufmannsfamilie der Bolongaros war im 18. Jahrhundert in Frankfurt ansässig geworden.

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48. Luise Scholderer geb. Steuerwaldt, 1837-1919.

Ölgemälde von Otto Scholderer. Kurz nach seiner Heirat gemalt. Städelsche Galerie Frankfurt a.M.

Die Frau des Frankfurter Malers Scholderer, der eng mit den französischen Impressionisten befreundet war. Auf einem Bild »Atelier in Batignolle« von Fantin-Latour sehen wir Scholderer neben Renoir, Zola, Monet, Maitre, Manet, Astruc-Bazille.

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49. Rose Livingston, 1860-1914.

Ölgemälde von Wilhelm Steinhausen. Im Besitz von Rose Steinhausen, Frankfurt a. M.

Rose Livingston wurde in Amerika geboren. Als Kind kam sie nach Frankfurt, wo sie bis zu ihrem Tode lebte. Sie war eine hilfsbereite, gütige Frau, die regen Anteil nahm an den Nöten ihrer Mitmenschen. 1913 gründete sie das Nellini-Stift, das heute ihren Namen trägt und in den Kriegsjahren als Lazarett benutzt wurde. Täglich besuchte sie die Verwundeten, um für die Erfüllung ihrer besonderen Wünsche zu sorgen. In ihrem Auftrage malte Wilhelm Steinhausen die heute leider zerstörten Wandgemälde in der Lukaskirche.

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50. Ida Müller geb. Scholderer, 1837–1900.

Ölgemälde von Hans Thoma, 1877. Städelsche Galerie Frankfurt a. M.

Hans Thoma malte die noch junge Witwe seines Freundes und Lehrers Viktor Müller kurz nach seiner Übersiedlung von München nach Frankfurt. Ida Müller war die Schwester des Frankfurter Malers Otto Scholderer.

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51. Ida Luise Steinhausen geb. Woehler, 1851-1923.

Zeichnung von Wilhelm Steinhausen, 1881. Im Besitz von Marie Paquet-Steinhausen.

Im Jahre 1880 kamen die jungen Eheleute Steinhausen nach Frankfurt. Haus an Haus lebten sie hier mit Hans Thoma. Die beiden Malerfamilien pflegten eine frohe Künstlergeselligkeit. Ida Luise Steinhausen, eine Frau »mit Feuer und Courage«, wie sie von den Freunden des Hauses charakterisiert wurde, war Mutter von sechs Kindern. Ihre älteste Tochter, die Malerin Marie-Henriette Steinhausen, heiratete 1910 den Dichter und Schriftsteller Alfons Paquet.


Alfons Paquet wurde am 26. Januar 1881 zu Wiesbaden geboren. Er ist bekannt als Dichter und Schriftsteller. Seine Verse sind voll Gegenwartsbeziehung und Meisterschaft. Seine Dramen und Erzählungen, Aufsätze und Reisebücher sammeln die Strahlen einer großgeschauten Welt, knisternd von Wissen und geistiger Elastizität, durchweht vom lebendigen Glauben eines menschenliebenden Herzens. Alfons Paquet starb am 8. Februar 1944 in Frankfurt a.M., der Stadt, mit deren Schicksal sein Leben bis zuletzt aufs engste verbunden war.


GEDRUCKT WURDE DIESES BUCH UNTER LEITUNG VON LOTHAR WOELLER IM MONAT DEZEMBER DES JAHRES 1946 VON DER BAUERSCHEN GIESSEREI, FRANKFURT AM MAIN.

DIE KÜNSTLERISCHE GESTALTUNG DES BUCHES BESORGTE HEINRICH JOST. WEISS-ANTIQUA UND -KURSIV UND WEISS-SCHMUCK FANDEN ZUM SATZ VERWENDUNG. HERGESTELLT WURDEN 5000 EXEMPLARE. 250 EXEMPLARE DAVON ERHIELT DAS PAQUET-ARCHIV, FRANKFURT A.M. SIE WURDEN NUMERIERT UND MIT EINEM BESONDEREN VORSATZPAPIER AUSGESTATTET NACH EINEM ENTWURF VON WILHELMINE WOELLER-PAQUET, FRANKFURT-MAIN.

VERÖFFENTLICHT UNTER DER ZULASSUNG NUMMER US-W-1045 DER NACHRICHTENKONTROLLE DER MILITÄRREGIERUNG

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