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Die Landschaft des Neckarlandes offenbart auch den Menschen des Neckarlandes. Aus den erdhaften Dingen steigt immer wieder das Festliche, Dichterische empor. Ist es ein Zufall, daß Friedrich Schiller und Friedrich Hölderlin ihren Lebensweg am Neckar begannen, an jenem schwäbischen Stück, das als das ländlichste erscheint? Daß Friedrich List den Drang zur organischen Gestaltung der Erde aus der engen Reutlinger Kleinstadt ganz in die Ferne, auf Europa wandte? Daß Tübingen und Heidelberg zwar vergessen sind in der politischen Geschichte, aber in der Geistesgeschichte unsterblich? Wie ein Traum aus dem Rauschen des Wassers ist das Leben Hölderlins, es beginnt am Flusse und führt zum Fluß zurück in ewige Kindheit. Der junge Schiller empfand in Marbach und in Ludwigsburg den unerträglichen Druck des Kleinstaates, der mühsam zusammengefügt worden war im Kernstück des alten Reiches, und floh nach Mannheim. Dort an der Begegnungsstelle mit der größeren Welt, wo einmal die Geschichte des Neckarstaates nah daran war, in europäische Geschichte überzugehen, schien es, als könne einmal das Nationaltheater der Deutschen zur Blüte kommen; hier fand der Dichter die Wiege seines Ruhmes, und diese Rheinstadt, die schon den Neckar aufnimmt wie einen Tribut, stand noch Jahre, nachdem die Sonne des Schillerschen Genius bereits verschwunden war, »unter der Nachwärme, die dieser glühende Geist um sich verbreitet hatte«. Wie der Kristall des Magiers, wie das weiße Licht in der Schusterkugel den Blick und die seelischen Kräfte zu bannen vermag und die Träumerseele von den gewohnten Dingen befreit, so hat auch der schmale Spiegel des Flusses die erregende Wirkung. Er reißt das Gemäßigte, Beruhigte immer wieder auf. Vom Weltmeer dringen neue Dinge, neue Lebensformen die Flüsse aufwärts. Immer vollzieht sich vom Wasser her die Verwandlung; es befreit die zerstörenden, schöpferischen Kräfte, was wäre die Welt ohne dieses lebendige Element. Durch alles Erdhafte, Ahnungslose, Staubige dringt es mit der Kraft und Frische des Erweckens und der Ahnung. Noch das kleinste Rinnsal spaltet den Boden wie ein Blitz, es ist wie ein Abgrund, an dessen Saum die Erde mit ihren Wegen, ihren Vegetationen immer neu beginnen muß. Selbst die Meßschnur zähmt die Flüsse nicht. Sie wird auch den Beitrag des Neckars zu unserem Werden nicht schmälern.