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Achte Szene

Misargyrides kommt, dann Tranio

Misargyrides: Ein miserables Jahr! Kein Jahr hab' ich erlebt, das noch miserabler war, um Geld auf Zinsen zu verleihen. Den ganzen Tag verbring' ich nun auf dem Marktplatz, vom Morgen bis zum Abend, doch bei keinem kann ich auch nur eine einzige Sesterze unterbringen.

Tranio: (für sich) Ah, jetzt ist's aus – offensichtlich und für alle Zeit. Da ist der Geldverleiher, der uns das Geld auf Zinsen geliehen hat, mit welchem wir das Mädchen kauften und unser feines Leben finanzierten. Alles kommt heraus, wenn ich nicht irgendetwas unternehme, daß der Alte nicht dahinterkommt. Nun, ich will zu ihm – aber

Theopropides kommt zurück

was kommt der denn jetzt so schnell zurück? Ich fürchte, er hat das ganze schon herausbekommen. Ich muß hin, ihn ansprechen! Ah, ich Armer, was hab' ich gräßlich Angst! Nichts ist gräßlicher, als so ein schlimm beladenes Gewissen, wie's jetzt gerade in mir sitzt. – Sei es, wie es wolle: Ich muß weitermachen, muß weiter alles durcheinander bringen. So verlangt die Sache es nun einmal. – Wo kommst du her?

Theopropides: Ich hab' ihn getroffen, von dem ich das Haus gekauft.

Tranio: Du hast ihm doch nicht erzählt, was ich dir vorhin sagte?

Theopropides: Natürlich! Ich sagte ihm alles!

Tranio: (für sich) Au, ich Armer! Mit meinen Schlichen ist's aus, für alle Zeit.

Theopropides: Was redest du da mit dir selber?

Tranio: Nichts, nichts! Doch sag mir – du hast alles erzählt?

Theopropides: Wie ich gesagt: Alles, aufs genaueste.

Tranio: Ja und? Gesteht er die Sache mit dem Gast?

Theopropides: Die allerdings leugnet er!

Tranio: Er leugnet sie?

Theopropides: Wenn er sie zugegeben hätte, würd' ich's sagen. Was ist jetzt zu tun? Was meinst du?

Tranio: Wie? Ich? Was ich da meine? Nun, du nimmst mit ihm zusammen einen Richter. Du mußt nur dafür sorgen, daß du einen findest, der mir glaubt. Dann siegst du so mühelos, wie der Fuchs die Birne frißt.

Misargyrides: Schau an, das ist doch der Tranio, der Sklave des Philolaches! Vom Geld, das ich ihnen lieh, zahlen mir die beiden weder Zins noch Kapital.

Tranio wendet sich zu ihm hin

Theopropides: (zu Tranio) Wohin gehst du?

Tranio: Ich? – Nirgends geh' ich hin! (für sich) Was bin ich übel dran, verflucht, zu der Götter Zorn geboren. Jetzt macht er sich an mich heran, während der Alte da ist. Nein, was bin ich übel dran: Von hier bedrängt man mich und auch von da. Doch ich muß zu ihm hin, muß als erster bei ihm sein.

Misargyrides: (für sich) Er geht ja auf mich zu! Dann ist noch nichts verloren und ich kann auf mein Geld hoffen!

Tranio: (für sich) Er scheint ganz heiter zu sein. Leider ohne Grund. (laut) Sei mir gegrüßt, Misargyrides!

Misargyrides: Du mir auch! Was ist nun mit dem Geld?

Tranio: Weg, du Bestie! Kaum da, bist du da, schleuderst du den Spieß auf mich.

Misargyrides: Ganz klar, der Kerl hat nichts.

Tranio: Ganz klar, der Kerl ist ein Prophet.

Misargyrides: Läßt du endlich die Possen?

Tranio: Sagst du endlich, was du willst?

Misargyrides: Wo ist Philolaches?

Tranio: Wirklich, nie konntest du gelegener kommen als gerade jetzt!

Misargyrides: Wie das?

Tranio: Tritt hier zu mir auf die Seite, hierher bitte!

Misargyrides: Krieg' ich jetzt endlich meinen Zins?

Tranio: Ich weiß, daß du eine gute Stimme hast. Aber bitte, schrei nicht so!

Misargyrides: Beim Herkules, ich schreie aber!

Tranio: Tu mir den Gefallen!

Misargyrides: Was soll ich dir zu Gefallen tun?

Tranio: Nach Hause gehen, weg von hier!

Misargyrides: Weggehen soll ich?

Tranio: Komm um Mittag wieder!

Misargyrides: Ich krieg' also meinen Zins?

Tranio: Du kriegst ihn. Aber jetzt geh!

Misargyrides: Wozu lauf' ich weg und wieder hierher zurück? Verschwende Mühe und Zeit? Ist's nicht besser, ich warte gleich hier, bis es Mittag ist?

Tranio: Geh trotzdem jetzt erst nach Haus! Beim Herkules! Ich sag's dir doch! Verschwinde augenblicklich!

Misargyrides: Gebt mir den Zins! Was macht ihr für Possen?

Tranio: Beim Herkules, laß das doch! Geh augenblicklich! Hör auf mich!

Misargyrides: Ich ruf ihn selber jetzt heraus.

Tranio: Nur immer kräftig losgebrüllt! Jetzt bist du glücklich, nicht wahr, wenn du recht schreien kannst.

Misargyrides: Ich fordre nur, was mir zusteht! Schon so viele Tage haltet ihr mich jetzt hin auf diese Art. Wenn ich euch lästig bin, so zahlt, und ich verschwinde. Sag: Ich zahle. Damit entgehst du jeglicher Antwort.

Tranio: Dann nimm dein Kapital!

Misargyrides: Nein, nein! Erst den Zins!

Tranio: Was willst du nur, du ekelhafter Kerl? Bist du gekommen, um dir die Lunge aus dem Leib zu brüllen? Mach von mir aus, was du willst. Er zahlt nicht und muß nicht zahlen.

Misargyrides: Muß nicht?

Tranio: Nicht ein Spelz von einem Weizenkorn ist hier zu holen. Fürchtest du etwa, er werde wegen deinen Zinsen aus der Stadt in die Verbannung fliehen, wenn du jetzt das Kapital schon haben kannst?

Misargyrides: Nein, ich will gar nicht das Kapital, den Zins! Zuerst soll er mir den Zins zahlen.

Tranio: Sei nicht lästig! Niemand zahlt. Mach, was du willst. Meinst du, du allein leihst Geld auf Zins aus?

Misargyrides: Meinen Zins will ich! Her damit! Zahlt mir den Zins! Den Zins sollt ihr zahlen! Gebt mir jetzt augenblicklich meinen Zins! Den Zins – krieg ich ihn jetzt?

Tranio: Zins – Zins! Zins hier, Zins dort! Du weißt wahrhaftig nichts anderes zu schwatzen, als nur immer – Zins! Ab! Fort mit dir! Nie hab' ich ein abscheulicheres Untier gesehen als dich.

Misargyrides: Damit schreckst du mich nicht ab.

Theopropides: (für sich) Da ist doch etwas heiß: Von weitem schon kann man spüren, wie es höllisch brennt. Doch was ist das für ein Zins, den dieser Mensch verlangt?

Er nähert sich den beiden

Tranio: Sieh da kommt sein Vater, er kam erst gerade aus der Fremde an. Der zahlt dir beides, die Zinsen und das Kapital. Hör also auf, uns zu bedrängen und zu belästigen! (für sich) Schau an, jetzt wird er still!

Misargyrides: Warum soll ich's nicht nehmen, wenn ich etwas kriege?

Theopropides: (hinzutretend) Was geht hier vor?

Tranio: Was ist?

Theopropides: Wer ist der Mann? Was fordert er? Warum bedrängt er meinen Sohn Philolaches derart? Und warum macht er in deiner Gegenwart solch einen Lärm? Was ist man ihm denn schuldig?

Tranio: Beim Herkules, ich beschwöre dich, laß diesem schmutzigen Untier sein Geld vors Maul hinwerfen!

Theopropides: Was, ich soll – ?

Tranio: Ja, befiehl, daß diesem Kerl das Maul mit Geld verprügelt wird!

Misargyrides: Geldschläge kann ich leicht ertragen!

Tranio: Hörst du? Sieht man nicht, was das für ein tüchtiger Geldverleiher ist, einer von diesem unanständigsten, gemeinsten Menschenschlag?

Theopropides: Mich kümmert weder, wer, noch was er ist, auch nicht, woher er kommt. Ich möchte wissen, um was für Geld es sich hier handelt, und verlange, daß du's endlich sagst.

Tranio: Ja, das ist so – Philolaches – er schuldet ihm – oh, wenig nur!

Theopropides: Wie wenig?

Tranio: Um die vierzig Minen. Du mußt nun wirklich nicht denken, das sei viel!

Theopropides: O sicher, eine Kleinigkeit! Dazu hör' ich auch etwas von Zins, den man ihm für dies Geld noch schuldet.

Tranio: Vierundvierzig Minen sind wir schuldig. Zins und Kapital.

Misargyrides: Genau soviel! Mehr verlang' ich nicht.

Tranio: Beim Herkules, ich wollte wahrlich, nur eine einzige Sesterze würdest du mehr verlangen! Sag ihm, daß du zahlen wirst, damit er endlich geht!

Theopropides: Ich soll ihm sagen, ich zahle?

Tranio: Sag es!

Theopropides: Ich?

Tranio: Ja, du! Sag es auf der Stelle! Hör auf mich und versprich es ihm! Nur zu, ich – ich – ich will es!

Theopropides: Antworte: Was ist mit dem Geld geschehen?

Tranio: Es ist – gut bewahrt.

Theopropides: Zahlt also, wenn es gut bewahrt ist.

Tranio: Ein – ein Haus – dein Sohn hat sich ein Haus gekauft.

Theopropides: Ein Haus?

Tranio: Ein Haus!

Theopropides: Sieh an! Wie schön! Philolaches schlägt ja seinem Vater nach und wendet sich schon dem Handel zu! Ein Haus, sagst du?

Tranio: Ein Haus, sag' ich. Und weißt du, was für eines?

Theopropides: Wie sollt' ich's wissen?

Tranio: Hah!

Theopropides: Was ist nun?

Tranio: Frag nicht!

Theopropides: Wie ist es nun?

Tranio: Blitzblank! Ein wahres Glanzstück!

Theopropides: Gut gemacht! Aber für wieviel hat er's gekauft?

Tranio: Nun, für gewichtige Talente, zwei, grad soviel, wie du und ich ergeben – wenn man uns zusammenzählt. Als Anzahlung jedoch gab er eben die vierzig Minen. Und von dem hier (auf Misargyrides zeigend) hat er sie sich geliehen. Du verstehst doch? Als es mit unserm Haus so stand, wie ich dir sagte, hat er sich sofort ein anderes gekauft.

Theopropides: Ja, wirklich, gut gemacht!

Misargyrides: He, ihr, es ist jetzt bald Mittag!

Tranio: Fertige den doch jetzt ab! Er bringt uns sonst noch um mit allem, was er uns vorkotzt.

Theopropides: (zu Misaryrides) Hör du, halt dich an mich in dieser Sache.

Misargyrides: Also fordre ich's von dir?

Theopropides: Verlang es morgen.

Misargyrides: Gut, ich gehe; wenn ich's morgen kriege, genügt mir das.

Misargyrides ab

Tranio: (für sich) So ein miserabler Kerl! Mögen ihn die Götter verderben: Hätt' er mir doch ums Haar meinen ganzen Plan verdorben. Keine Art von Mensch ist heutzutage widerlicher, keine so gegen jedes Recht als diese Brut der Wucherer.

Theopropides: Wo denn, in welcher Gegend hat sich mein Sohn das Haus gekauft?

Tranio: (für sich) Auch das noch! Jetzt bin ich verloren.

Theopropides: Sagst du mir, wonach ich frage?

Tranio: Ja, ich rede schon. Jedoch – ich bin am Überlegen – der Name dieses Herrn – wie hieß er nur?

Theopropides: Dann los! Denk nach!

Tranio: (für sich) Was kann ich jetzt anderes tun, als das hier nehmen, das nächste da in unsrer Nachbarschaft? (laut) Das Haus soll ich dir sagen, das dein Sohn sich gekauft hat? (für sich) Heiß serviert, hört' ich, schmeckt die Lüge noch am besten. Was immer mir die Götter in den Sinn schicken: Es ist ihr Beschluß, ich soll es sagen.

Theopropides: Was nun also? Ist es dir wieder eingefallen?

Tranio: Die Götter sollen ihn verderben! (für sich, mit einem Blick auf Theopropides) den da, das wär' noch besser! (laut) Hier, grad da von deinem Nachbar hat er sich das Haus gekauft.

Theopropides: Nein, wirklich?

Tranio: Nur wenn du das Geld zahlst, ist der Kauf wirklich und perfekt. Wenn nicht, dann freilich ist der Kauf nicht gültig. Hat er nicht an einem guten Platz gekauft?

Theopropides: Allerdings! An einem ausgezeichneten sogar! Ich hätte Lust, mir das Haus einmal anzusehen. Geh, Tranio, klopf an die Tür und ruf jemand heraus!

Tranio: (für sich) Auch das noch! Aus – schon wieder aus! Ich weiß nicht, was ich jetzt noch sagen soll. Die Flut trägt mich aufs neue auf den gleichen Felsen.

Theopropides: Und – was ist?

Tranio: (für sich) Mir fällt nichts ein, was ich jetzt noch machen könnte. Auf frischer Tat bin ich ertappt.

Theopropides: Ruf mir jetzt augenblicklich irgendjemand aus dem Haus. Bitt' ihn, daß er mich darin herumführt!

Tranio: Hör doch! Es sind Frauen drin. Zuerst muß man doch schauen, ob's ihnen recht ist oder nicht.

Theopropides: Das stimmt. Da hast du recht. Geh, dich zu erkundigen, frag an! Ich bleibe draußen und will solang hier drüben auf dich warten, bis du zurückkommst.

Theopropides entfernt sich

Tranio: Oh, alle Götter – samt den Göttinnen –
sie sollen dich verderben, Alter!
Kommst du meinen Plänen doch
von da und noch von daher übel in die Quere!

Simo kommt aus seinem Haus
Doch sieh, wie schön! Genau im richtigen Moment
kommt hier der Herr des Hauses aus der Tür,
Herr Simo höchstpersönlich! (Er tritt beiseite)
Ich ziehe mich hierher zurück und ruf' indessen
der Überlegungen Senat in meinem Kopf zusammen.
Also dann – sobald ich weiß, was nun zu tun ist,
tret' ich wieder vor.

Neunte Szene

Simo: Ah, besser ging es mir zu Haus das ganze Jahr nicht,
und noch nie hat eine Mahlzeit mir so gut getan.
Ein Mittagessen gab mir meine Frau:
Mmm, ausgezeichnet!
Doch jetzt heißt sie mich schlafen gehn. So sieht sie aus!
Kommt nicht in Frage! Dacht' ich mir doch gleich,
daß sie mir nicht von ungefähr
ein bess'res Essen gab als sonst. Abführen wollte mich
die Alte grad mit sich ins Schlafgemach.
Doch nein, grad nach dem Essen
tut ein Schlaf nicht gut. Nein, das ist nichts für mich!
Ganz heimlich hab' ich mich deshalb davongemacht
und aus dem Haus herausgestohlen.
Drin im Haus, ich weiß, ist nun die Frau voll Wut
– zum Platzen.

Tranio: (für sich) Dem Alten da steht heute abend
Schlimmes noch bevor: Ein schlimmes Essen,
ein noch schlimm'rer Schlaf sind ihm bestimmt.

Simo: Wenn ich das ganze überlege:
Hat man eine Mitgift-Gattin, welche alt und häßlich ist,
lockt keinen mehr der Schlaf, verhaßt ist Schlaf
und Bett. Genauso ist's für mich nun keine Frage,
was ich tun soll; lieber weg und auf den Marktplatz,
als im Haus mich schlafen legen.
(ins Publikum) Ich weiß zwar nicht,
wie es mit euren Frauen steht,
doch allzu gut ist's mir bekannt, wie die da drin
mir schlimm zu schaffen macht und wie sie künftig
mich noch schlimmer plagen wird als wie bisher.

Tranio: (für sich) O Alter, daß du ausgerissen bist:
Übel wird's dir wohl bekommen.
Und keinen Grund hast du,
deswegen einen Gott nun anzuklagen, dich mußt du
beschuldigen, dich selbst, und das mit Recht,
verdient hast du's im höchsten Grad.
Doch jetzt ist's Zeit, den Alten anzusprechen.
– Ja, das geht! Jetzt weiß ich,
wie ich ihn mir nehmen muß, mit welcher List
ich Leid und Schmerz vom Leib mir halten,
weit hinweg verjagen kann. Jetzt geh' ich hin zu ihm.
(vortretend) Der Götter Huld soll mit dir sein, o Simo!

Simo: Tranio, sei gegrüßt!

Tranio: Wie geht's dir?

Simo: Nicht schlecht. Und du? Was machst du?

Tranio: Ich? Ich halte dich für einen guten, ganz vortrefflichen Mann.

Simo: Wer mich lobt, macht mich freundlich gesinnt.

Tranio: Dir gebührt's.

Simo: Gewiß. Aber dich – dich halte ich für keinen guten Sklaven. Nun? Wann geht's weiter...?

Tranio: Was?

Simo: (auf das Haus des Theopropides zeigend) Nun, was da drin so gewöhnlich vor sich geht.

Tranio: Und was ist das?

Simo: Du weißt schon, was ich meine. Nun, so gehört sich's wohl! Ihr treibt's bunt! Aber denk auch dran, wie kurz das Leben ist!

Tranio: Wie das? Hm, ach so, jetzt hab' ich dich verstanden, du meinst diese – unsre Angelegenheiten.

Simo: Beim Herkules! Ihr verbringt eure Zeit mit Geschmack, wie's sich für euch gehört! Ein Leben führt ihr: Wein, Fisch, exquisite Speisen!

Tranio: Leider heißt's nun: Das war einmal. Mit den Gelagen wird's wohl vorbei sein.

Simo: Wieso das?

Tranio: Ja, Simo, jetzt sind wir alle total erledigt!

Simo: Sei doch still! Bis jetzt ist euch ja alles nach Wunsch gegangen.

Tranio: Ja, es ging, wie du sagst. Ich will's nicht leugnen. Wir konnten prächtig leben, wie wir wollten. Aber jetzt, Simo, hat der Wind unser Schiff ganz bös im Stich gelassen.

Simo: Wie das? Was ist passiert?

Tranio: Entsetzliches!

Simo: Habt ihr das Schiff nicht längst auf dem Strand und in Sicherheit?

Tranio: O je!

Simo: Was ist denn?

Tranio: Ich Unglücklicher! Ich bin verloren!

Simo: Weshalb?

Tranio: Weil unserm Schiff ein andres Schiff in die Quere kam und unsern Kahn zerschmetterte.

Simo: Ich wünschte dir, es wäre anders. Aber – was ist los?

Tranio: Ich will's dir erzählen. Der Herr kam zurück aus der Fremde.

Simo: Oh – das prophezeit dir Böses: Ketten, Gefängnis und vielleicht noch Schlimmeres!

Tranio: Auf meinen Knien bitt' ich dich, verrat mich nicht meinem Herrn!

Simo: Das brauchst du nicht zu befürchten; von mir erfährt er nichts.

Tranio: Ich grüße dich als Schutzpatron!

Simo: An solchen Schutzbefohlenen liegt mir nicht viel!

Tranio: Aber nun zu dem, weswegen mich der alte Herr zu dir gesandt: –

Simo: Zuerst antworte:. Von diesen – von euren Angelegenheiten: Was hat der alte Herr schon erfahren?

Tranio: Nichts. Nicht das geringste!

Simo: Hat er seinen Sohn nicht ausgescholten?

Tranio: Er ist heiter ist wie das schönste Wetter. Aber jetzt läßt er dich aufs dringlichste bitten, die mögest ihm erlauben, dein Haus da zu besichtigen.

Simo: Es steht nicht zum Verkauf.

Tranio: Das weiß ich. Der alte Herr will aber in seinem Haus eine Frauenwohnung bauen lassen – ein Bad – ein Säulengang und eine Wandelhalle.

Simo: Was sind das für Träume?

Tranio: Ich erklär's dir. Er will – und so schnell als möglich – seinen Sohn verheiraten. Und zu dem Zweck will er die neue Frauenwohnung bauen. Irgend so ein Architekt, sagt er, hab' ihm dein Haus gerühmt, es sei irrsinnig gut gebaut. Nun will er's als Muster für das seine nehmen, wenn du nichts dagegen hast. Insbesondere deshalb, weil er hörte, das Haus habe im Sommer, so ausgezeichnet Schatten unter dem Giebeldach, den ganzen Tag.

Simo: So, so. Wahrhaftig! Wenn überall sonst Schatten ist: Hier steht vom Morgen bis zum Abend immer nur die Sonne vor der Tür – wie ein Schuldenmahner, der Wache hält. Nein, Schatten gibt's hier nicht, man müßte schon in die Zisterne kriechen.

Tranio: So? Nun dann ist's irgendsonst ein Schatt... – ein Schatz – ein Schätzchen, wenn du schon keinen Schatten hast? Plautus macht hier ein Wortspiel mit dem Wort »umbra«, das sowohl »Schatten«, wie auch »eine Umbrierin« heißen kann

Simo: Sei nicht lästig. Es ist, wie ich's gesagt.

Tranio: Aber er will das Haus trotzdem einmal besichtigen.

Simo: Besichtigen kann er's schon, wenn er das will. Wenn da etwas ist, was ihm gut gefällt, kann er's nach diesem Beispiel bauen lassen.

Tranio: Darf ich meinen Herrn dann rufen?

Simo: Geh und ruf ihn her.

Tranio geht zu Theopropides zurück, bleibt aber auf dem Weg stehen

Tranio: Der große Alexander und Agathokles,
sie werden ihrer Kriegestaten wegen hoch gerühmt.
Jedoch was wird mit mir, dem dritten,
der ich ganz allein die Taten, die unsterblichen,
verrichte? Der hier trägt den Eselssattel brav,
der andre Alte trägt den seinen.
Neu ist das Gewerbe und nicht schlecht,
das ich mir eingerichtet:
Wie der Eselstreiber sich Packesel hält,
halt' ich Pack-Menschen.
Und für große Lasten sind sie brauchbar.
Was man ihnen auflädt, tragen sie. –
Doch jetzt, ich weiß nicht recht, red' ich mit ihm?
Ich muß wohl hin. He, Theopropides!

Theopropides kommt zurück

Theopropides: Wer ruft mich?

Tranio: Ich, dein Sklave. Treu ergeben bin ich dir.

Theopropides: Wo kommst du her?

Tranio: Alles ist erledigt, was du mir aufgetragen hast.

Theopropides: Verdammt nochmal, was bliebst du so lange weg?

Tranio: Der Alte hatte keine Zeit, und ich mußte warten.

Theopropides: Träg bist du. Immer noch der gleiche!

Tranio: Denk an das Sprichwort: Die Suppe kann man nicht blasen und gleichzeitig hinunterschlürfen. Schließlich kann ich nicht gleichzeitig hier und dort sein.

Theopropides: Nun, was ist?

Tranio: Besichtige das Haus nach Belieben, schau dich um.

Theopropides: So geh und führe mich!

Tranio: Ich bin bereit.

Theopropides: Und ich folge dir.

Sie gehen zum Haus des Simo

Tranio: Sieh dort, der Herr wartet persönlich vor der Tür auf dich. Aber er ist ganz traurig, daß er das Haus verkauft hat!

Theopropides: Warum nur?

Tranio: Er bat mich, ich soll den Philolaches überreden, daß er ihm das Haus zurückgibt.

Theopropides: Der Meinung bin ich gar nicht: Jeder bringt seine Ernte für sich selber ein. Wär's ein schlechter Kauf gewesen, könnten wir ihn schließlich auch nicht einfach rückgängig machen. Den Gewinn, was auch immer, bringt man unter Dach. Und Mitleid ist hier fehl am Platz.

Tranio: Du hältst uns auf, komm doch!

Theopropides: Ich komm' ja schon.

Tranio: Dort ist der Alte. Hallo, Simo, hier hab' ich meinen Herrn zu dir gebracht!

Simo: Sei mir gegrüßt, Theopropides! Ich freue mich, dich heimgekehrt zu sehn aus den fernen Landen.

Theopropides: Sei gegrüßt, die Götter mögen mit dir sein!

Simo: Das Haus möchtest du besichtigen, sagte man mir?

Theopropides: Wenn's dir nicht unbequem ist.

Simo: Es ist mir durchaus angenehm. Komm herein und sieh dich um.

Theopropides: Aber – die Frauen –

Simo: Keine Sorge! Mach dir nichts draus, wenn irgendeine Frau da ist. Du kannst im Haus herumgehn, wie dir's beliebt, als ob es deines wäre.

Theopropides: Als ob?

Tranio: (leise) Halt' ihm jetzt nicht auch noch vor, du hättest doch das Haus gekauft, da er voll Kummer ist. Siehst du nicht, was für ein trauriges Gesicht der alte Mann macht?

Theopropides: (leise) Ja, ich seh's.

Tranio: (leise) Deshalb – daß es nicht so aussieht, als machtest du dich noch lustig über ihn – erwähne unsern Kauf doch lieber nicht.

Theopropides: (leise) Ja, ich verstehe. Gut, daß du mich dran erinnerst. Ich bin auch der Meinung, daß es so menschlicher Gesinnung entspricht. (laut) Und was nun?

Simo: Geh nur hinein und sieh dich in aller Ruhe um, wie es dir beliebt.

Theopropides: Ich weiß dein freundliches Entgegenkommen wohl zu schätzen.

Simo: Oh, ich steh' dir gern zu Diensten.

Tranio: (zu Theopropides) Siehst du, wie schön die Eingangshalle ist und dieser Säulengang vor dem Haus?

Theopropides: Ja, ganz ansehnlich.

Tranio: Schau hier auch die Pfosten, wie fest und stattlich sie gebaut sind!

Theopropides: Schönere hab' ich nie gesehen.

Simo: Ich hatte sie auch einst für einen recht teuren Preis gekauft.

Tranio: (leise) Hörst du, wie er das sagt: »Hatte einst« – . Kaum hält er seine Tränen noch zurück.

Theopropides: Wie teuer hast du sie gekauft?

Simo: Drei Minen für diese zwei – vor dem Transport.

Theopropides: (leise) Beim Herkules! Viel schlechter sind sie, als ich erst meinte.

Tranio: Weshalb?

Theopropides: Weil in beide hier von unten der Holzwurm seine Löcher bohrt.

Tranio: Man hat das Holz wohl zur falschen Zeit geschlagen, daher der Schaden. Aber gut genug sind sie auch jetzt noch, wenn man sie mit Pech bestreicht. Der da am Werk war, der war gewiß kein Römer, nicht so ein breifressender Barbar. Siehst du die Fugen an den Türen?

Theopropides: Ich seh' sie schon.

Tranio: Schau, wie kunstvoll sie zusammen schlafen!

Theopropides: Schlafen?

Tranio: Schlafen – die Augen schließen – natürlich, schließen, wollt' ich sagen. Nun, bist du zufrieden?

Theopropides: Je mehr ich's betrachte, um so besser gefällt es mir.

Tranio: Und siehst du hier das Bild, wo eine Krähe zwei Geier zum besten hält?

Theopropides: Krähe? Geier? Nein. Ich sehe nichts.

Tranio: Ich sehe sie. Die Krähe hockt grad zwischen den zwei Geiern. Einmal rupft sie den einen, dann den andern. Schau hierher, grad dahin, wo ich bin, damit du die Krähe sehen kannst. Siehst du sie jetzt?

Theopropides: Ich kann da keine Krähe sehn.

Tranio: Wenn du die Krähe nicht sehen kannst, dann schau dorthin, wo ihr steht. Vielleicht siehst du dann die Geier.

Theopropides: Schluß damit! Ich kann hier überhaupt kein Bild von einem Vogel sehen.

Tranio: Dann lassen wir's. Ich sehe dir das nach. In deinem Alter kannst du eben nicht mehr richtig sehen.

Theopropides: Aber alles das, was ich sehen kann, gefällt mir ausgezeichnet.

Simo: Es lohnt sich, noch weiter hier herumzugehen.

Theopropides: Du hast wirklich recht.

Simo winkt einen jungen Sklaven aus dem Haus

Simo: He, Knabe, führ den Herrn durchs ganze Haus, auch in die verschlossenen Gemächer. – Ich hätte dich selbst hier herumgeführt – verführt und angeführt – wenn mich nicht auf dem Markt noch ein Geschäft erwarten würde.

Theopropides: Bleib mir weg mit – Verführer! Nein, ich will nicht, daß man mich herumführt – und verführt. Was auch geschehen mag: Lieber will ich mich im Haus verirren, als daß man mich – herumverführt.

Simo: Ich meine doch das Haus – nicht den Knaben.

Theopropides: Also geh' ich – ohne den Herumverführer – jetzt ins Haus?

Simo: Wie's dir beliebt.

Der Knabe geht ins Haus zurück

Theopropides: Ich geh' also hinein.

Tranio: Halt, warte! Laß mich erst sehen, ob der Hund –

Theopropides: Mach schon, sieh nach!

Tranio: St, st – verschwinde, Hund! Willst du nicht gehen? (auf Simo sehend) Willst du nicht endlich zum Henker gehen? Bist du noch immer da? St, st – geh weg!

Simo: Nichts ist hier gefährlich. Geh nur! Der Hund ist friedlich, wie jedes Muttertier. Man kann bedenkenlos hineingehen. Ich geh' unterdessen auf den Markt.

Theopropides: Du warst sehr freundlich! Viel Erfolg!

Simo geht ab

(zu Tranio) Du, Tranio, sorg dafür, daß jemand den Hund von der Türe jagt, auch wenn er nicht gefährlich ist.

Tranio: So sieh doch, wie friedlich er daliegt. Wenn du nicht den Anschein machst, als wolltest du ihn reizen – oder als ob du ihn fürchtest...

Theopropides: Also, wie du willst. Folge mir!

Tranio: Ich weich' dir sicher nicht von den Fersen.

Sie gehen in das Haus

Zehnte Szene

Phaniscus tritt auf

Phaniscus: Sklaven, die selbst dann die Peitsche fürchten,
wenn sie schuldlos sind,
stehn stets dem Herrn zu Diensten
in allem, was er will. Die sich nicht fürchten,
auch nicht, wenn sie Züchtigung verdienen,
die kommen nur auf dumme, törichte Gedanken,
üben sich im Laufen, fliehen.
Hat man sie gefaßt, ergeht es ihnen übel.
Ich habe mich entschlossen,
lieber Schmähliches zu dulden,
daß mich nicht Schlimm'res trifft.
Denn besser ist's, wenn ich, wie's mir bisher gelang,
das Fell mir unversehrt erhalte
und verhindern kann, daß ich verprügelt werde.
Bin ich willig, hab' ich hübsch ein Dach,
das mich beschützt vor Schlimmem,
wenn's auf andere herunterregnet.
Gewöhnlich ist der Herr,
wie ihn die Sklaven haben wollen:
Sind sie gut: er ist es auch. Sind sie nichtsnutzig:
er wird schlimm.
Nun leben hier in unserm Haus ganz miserable Kerle,
die nichts taugen, ihre Möglichkeiten
dumm verschwenden, nur zum Prügelkriegen da sind.
Sagt man ihnen: »Geht dem Herrn entgegen!«
– »Nein,« heißt's, »ich geh' nicht, sei mir nicht lästig.
Weiß ich doch, warum du's eilig hast;
dich zieht's zu andrem hin. Du willst, du Maultier,
auswärts jetzt nach Futter gehen.«
Wohlverdient hab' ich mir diesen Lohn davongetragen,
bin aus dem Haus gegangen.
Ich, als einziger von vielen Sklaven,
geh' nun den Herrn abholen. Morgen dann,
wenn es der Herr erfährt,
wird er sie früh am Morgen züchtigen
mit Riemen aus der abgezognen Haut von Ochsen.
Nun, ihr Rücken gilt mir weniger als meiner.
Sie sind's, die sich Ochsen schlachten für die Riemen,
mit denen sie gezüchtigt werden:
Weitaus besser, als daß ich der Seiler bin,
der sich den Strick für seinen Rücken dreht.

Elfte Szene

Pinacium tritt auf

Pinacium: Warte doch, Phaniscus, bleib auf der Stelle stehen! Kannst du dich nicht einmal umsehen?

Phaniscus: Sei nicht lästig!

Pinacium: Wie der Affe vornehm tut! Willst du nicht warten, Schmarotzer, schmutziger?

Phaniscus: Warum Schmarotzer?

Pinacium: Ich kann's dir sagen: Wo du was zum Naschen findest, dahin kann man dich leicht – verführen.

Phaniscus: Ich bin mein eigner Herr. Es macht mir Spaß – zu essen. Was geht's dich an?

Pinacium: Du machst dich stark – weil der Herr es mit dir treibt!

Phaniscus: Uah, mir tun die Augen weh!

Pinacium: Warum?

Phaniscus: Weil dein Geschwafel Schall und Rauch ist – und lästig.

Pinacium: Sei still, Münzenschmied! Mit allem schlägst doch nur schlechtes Blei zu Münzen.

Phaniscus: Du bringst mich nicht dazu, dich zu beschimpfen. Schließlich kennt mich der Herr – gut genug.

Pinacium: Wahrhaftig! Sein Pölsterchen wird er wohl kennen!

Phaniscus: Wenn du klug bist, schmähst du nicht!

Pinacium: Wieso sollt' ich tun, was du willst? Du tust mir den Gefallen auch nicht.

Phaniscus: Schluß jetzt, du miserabler Kerl! Du sollst mit mir zusammen den Herrn abholen. Laß drum dein Geschwätz und rede nicht mehr von – diesen Dingen!

Pinacium: Gut! Dann klopf' ich an die Tür. – Hallo, ist hier jemand, der die Tür vor Mißhandlung schützt? Macht irgendjemand die Tür auf? – Niemand kommt heraus. Das paßt zu diesem Pack – nichtsnutzige Kerle! Doch seien wir vorsichtig, sonst kommt noch einer aus dem Haus heraus, der übel mit uns umspringt.

Phaniscus und Pinacium gehen beiseite

Zwölfte Szene

Theopropides und Tranio kommen aus dem Haus des Simo

Tranio: Und – was meinst du zu unserm Kauf?

Theopropides: Ich bin entzückt!

Tranio: Und meinst du, wir hätten zu teuer eingekauft?

Theopropides: Ich hab' noch kein Haus gesehen, das so verschleudert worden ist.

Tranio: Es gefällt dir wohl?

Theopropides: Ob's mir gefällt, fragst du? Ausgezeichnet!

Tranio: Nun, wie ist die Frauenwohnung – und was hältst du von der Eingangshalle?

Theopropides: Irrsinnig gut. Weit und breit dürfte sich keine größere finden.

Tranio: Wir haben – ich selbst und Philolaches – auch alle ringsumher sorgfältig ausgemessen.

Theopropides: Und – was kam dabei heraus?

Tranio: Daß sie die weitaus größte ist.

Theopropides: Ihr Götter – welch hübscher Kauf! Beim Herkules, wenn er mir jetzt auch sechs Talente böte für das Haus: Ich nähme sie auf keinen Fall.

Tranio: Und wenn du sie nehmen wolltest, ich ließ' es niemals zu.

Theopropides: In dem Geschäft ist unser Geld gut angelegt.

Tranio: Und sag nur kühn, daß es auf meinen Rat hin geschah. Ich war es, der ihn dazu drängte, beim Verleiher das Geld auf Zinsen aufzunehmen, das wir dann als Anzahlung gaben.

Theopropides: Damit hast du mir das Schiff in den Hafen gesteuert. Wirklich, achtzig Minen hab' ich nur noch zu zahlen?

Tranio: Keine einzige Sesterze mehr.

Theopropides: Noch heute kriegt er das Geld.

Tranio: Ja, das ist gut! Nicht daß es doch noch Schwierigkeiten gibt. Ja – oder gib das Geld doch einfach mir! Ich zahl's ihm dann.

Theopropides: Freilich! Wenn du es hast, bin ich wohl sicher vor Betrug!

Tranio: Hätt' ich je gewagt, dich mit Worten oder gar mit Taten zu betrügen – und sei's nur im Spaß?

Theopropides: Und hätt' ich je gewagt, nicht auf der Hut vor dir zu sein? Dir gar etwas im Vertrauen zu überlassen?

Tranio: Weil ich jemals, seit ich dir gehöre, dich betrogen habe?

Theopropides: Ich hab' eben richtig aufgepaßt: Den Göttern dank' ich das – und meiner Klugheit. Klug genug bin ich, wenn ich mich vor dir irgendwie behüten kann.

Tranio: Bei dir weiß ich das wohl.

Theopropides: Nun geh aufs Land, sag' meinem Sohn, ich sei zurückgekommen.

Tranio: Wie du befiehlst.

Theopropides: Er soll sich beeilen, mit dir zusammen in die Stadt zu kommen.

Tranio: So soll's geschehen.

Theopropides geht beiseite

(zu den Zuschauern) Jetzt geh' ich durch die Hintertür
zu unsrer Zechgesellschaft und berichte,
wie die Sache sich beruhigt hat,
wie ich fernhalten konnte diesen Lästigen.

Tranio geht ab

Dreizehnte Szene

Phaniscus und Pinacium kommen zurück

Phaniscus: Kein Lärm der Zechgesellschaft wie sonst immer, keine Flötenspielerin, auch sonst niemand.

Theopropides: Was ist das? Was suchen diese Leute vor meinem Haus? Was wollen sie? Warum schauen sie hinein?

Pinacium: Ich klopf' noch einmal an die Tür. Tranio, mach auf! He, kommst du jetzt endlich?

Theopropides: Was ist hier bloß los?

Pinacium: Macht endlich jetzt jemand die Tür auf? Wir kommen, unsern Herrn Callidamates abzuholen!

Theopropides: He, was treibt ihr da, Knaben? Warum demoliert ihr das Haus?

Phaniscus: He, Alter! Was fragst du nach Dingen, die dich nichts angehen?

Theopropides: Die mich nichts angehen?

Phaniscus: Wenn du nicht vor kurzem Stadtpräfekt geworden bist, so einer, der sich in fremde Dinge mischt, herumgeht, horcht und spioniert.

Theopropides: Das Haus, vor dem du stehst, ist mein Haus.

Phaniscus: Was sagst du? Hat Philolaches es denn verkauft? Der Alte hält uns zum Narren!

Theopropides: Was ich sage, ist wahr. Aber ihr, was habt ihr hier zu schaffen?

Phaniscus: Ich will's dir sagen: Unser Herr ist hier bei einem Zechgelage.

Theopropides: Euer Herr? Bei einem Zechgelage?

Phaniscus: Wie ich sage.

Theopropides: Knabe, du bist ein wenig allzu witzig!

Phaniscus: Wir kommen, ihn hier abzuholen.

Theopropides: Wen abzuholen?

Phaniscus: Unsern Herrn! Bitte – wie oft muß ich dir das noch sagen?

Theopropides: Knabe, hier wohnt niemand. Du bist doch ein braver Bursche!

Phaniscus: So? Philolaches, der junge Herr, wohnt nicht in dem Haus?

Theopropides: Er hat einmal hier gewohnt; doch er ist längst ausgezogen.

Pinacium: Klar, der Alte spinnt.

Phaniscus: Du bist auf dem Holzweg, Väterchen. Denn wenn er nicht gerade heute oder gestern weggezogen ist, weiß ich genau, daß er hier wohnt.

Theopropides: Schon sechs Monate wohnt hier niemand mehr!

Pinacium: Du träumst.

Theopropides: Ich?

Pinacium: Du!

Theopropides: Misch dich du nicht ein! Laß mich allein mit dem da reden. (zu Phaniscus) Niemand wohnt hier!

Phaniscus: Aber sicher wohnt hier jemand; denn seit gestern, oder vorgestern, seit drei, vier, fünf, sechs Tagen, einfach seit der alte Herr auf Reisen ist, vergeht von drei Tagen nicht einer, ohne daß es hier Gelage gibt, daß gefestet und getrunken wird.

Theopropides: Was sagst du?

Phaniscus: Daß keine drei Tage jemals vergingen, ohne daß man aß und trank, sich mit Dirnen vergnügte, Flötenspielerinnen, Harfenmädchen mietete, kurz, daß man es hier ganz toll und ausgelassen trieb, so recht nach griechischer Manier.

Theopropides: Und wer hat dies getan?

Phaniscus: Philolaches.

Theopropides: Was für ein Philolaches?

Phaniscus: Ich glaube, Theopropides heißt sein Vater.

Theopropides: (für sich) Weh mir! Wenn der hier die Wahrheit sagt, bin ich erledigt! Ich will weiter forschen. (laut) Du sagst also, dieser – Philolaches, wer das auch immer sei, habe für gewöhnlich hier mit eurem Herrn gezecht?

Phaniscus: Ja hier, sag' ich.

Theopropides: Du bist doch dümmer, als du aussiehst. Bist du nicht irgendwo zum Vespern eingekehrt und hast dort ein bißchen mehr getrunken, als du vertragen hast?

Phaniscus: Was soll das?

Theopropides: Ich will sagen, ob du aus Versehen nicht vielleicht ans falsche Haus geraten bist.

Phaniscus: Ich weiß, wohin ich gehen soll und kenn' den Ort, wo ich jetzt bin. Philolaches, der Sohn des Theopropides, wohnt hier, derselbe, der gleich dann, als der Vater weg auf eine Handelsreise ging, sich die Flötenspielerin freigekauft hat.

Theopropides: Wirklich Philolaches?

Phaniscus: Die Philematia; so heißt sie.

Theopropides: Für wieviel?

Phaniscus: Für dreißig ...

Theopropides: Was? Talente?

Phaniscus: Beim Apollo! Nein, dreißig Minen!

Theopropides: Freigekauft?

Phaniscus: Freigekauft, sicher, für dreißig Minen.

Theopropides: Dreißig Minen, sagst du, für das Mädchen, um sie dann als Geliebte zu haben?

Phaniscus: Ja.

Theopropides: Und sie freizulassen?

Phaniscus: Ja.

Theopropides: Nachdem der Vater in die Fremde abgereist ist, hat er ständig hier mit deinem Herrn gefestet und getrunken?

Phaniscus: Ja.

Theopropides: Was? Und das Haus, da, das nächste von hier, das hat er sich gekauft?

Phaniscus: Nein.

Theopropides: Vierzig Minen hat er ihm, dem es zuvor gehörte, als Pfand anbezahlt?

Phaniscus: Nein, nein, das sag' ich nicht.

Theopropides: O weh, du ruinierst mich!

Phaniscus: Ich doch nicht. Aber der hat seinen Vater wirklich ruiniert.

Theopropides: Wie wahr dein Orakel ist!

Phaniscus: Ich wollt', es wäre falsch. Du bist wohl ein Freund des Vaters?

Theopropides: Seinem Vater, ja: Armut prophezeist du ihm.

Phaniscus: Und die dreißig Minen sind im Grund noch gar nichts, verglichen mit dem, was er sich sonst noch an Aufwand und Luxus leistet.

Theopropides: Den Vater hat er ruiniert.

Phaniscus: Dann ist da noch ein ganz verfluchter Sklave, dieser Tranio. Der könnte auch die Schätze des Herkules mühelos verschleudern. Ja, sein Vater tut mir leid. Wenn der erfährt, was geschehen ist: Dem Unglückseligen verbrennt das Herz – vor lauter Schmerz.

Theopropides: Wenn das die Wahrheit ist.

Phaniscus: Was hätt' ich davon zu lügen?

Pinacium: (klopft an die Türe) He, ihr da, macht endlich jemand auf?

Phaniscus: Was klopfst du, wenn doch niemand da ist? Sicher sind sie weggegangen und setzen das Gelage irgendwo anders fort. Gehen wir – jetzt gleich ...

Theopropides: Du, Knabe, he...

Phaniscus: ... und suchen wir weiter. Komm!

Pinacium: Ich folge dir.

Theopropides: He, gehst du schon?

Phaniscus: Dein freier Stand ist deinem Rücken ein guter Umhang, der ihn vor Regen schützt. Was mir den Rücken deckt, ist nur die Furcht vor meinem Herrn und treuer Dienst.

Phaniscus und Pinacium gehen ab

Vierzehnte Szene

Theopropides: Ich bin erledigt! Was braucht es da noch Worte? Wenn ich das alles höre, bin ich nicht nur nach Ägypten, sondern weit, durch unwegbare, ferne Länder, ans Ende der Welt gefahren und weiß jetzt nicht mehr, wo ich bin.

Simo kommt

Doch gleich weiß ich die Wahrheit: Da kommt der Mann, von dem mein Sohn das Haus gekauft hat. (Zu Simo) Was machst denn du?

Simo: Vom Markt geh ich nach Haus.

Theopropides: Und – gab's was Neues auf dem Markt?

Simo: Das schon.

Theopropides: Was?

Simo: Man schaffte eben einen hinaus, das sah ich, einen – Abgestorbenen.

Theopropides: Hm?

Simo: Nun ja, er war grad erst – auf besondre Weise – abgestorben. Ich sah, wie man ihn, (mit einer obszönen Geste) nun – heraustat. Eben noch, sagte man, hab' er sich ganz munter bewegt.

Theopropides: Weh dir!

Simo: Was mußt du auch so unnütz Neues wissen wollen.

Theopropides: Weil ich doch erst heute aus der Fremde heimkam.

Simo: Ich bin auswärts schon versprochen. Erwarte nicht, daß ich dich zum Essen einlade.

Theopropides: Das verlang' ich auch nicht.

Simo: Doch morgen, falls mich nicht vorher noch jemand anderes einlädt, komm ich gern – zu dir zum Essen.

Theopropides: Auch danach hab' ich kein Verlangen. Aber wenn du jetzt gerade nichts Dringlicheres zu tun hast – schenk mir ein wenig von deiner Aufmerksamkeit.

Simo: Gern.

Theopropides: Soviel ich weiß, hast du doch vierzig Minen von Philolaches bekommen?

Simo: Soviel ich weiß: keine einzige.

Theopropides: Was? Dann von meinem Sklaven, dem Tranio?

Simo: Von dem noch weniger!

Theopropides: Die er dir als Anzahlung gab?

Simo: Was träumst du da?

Theopropides: Ich träume? Du wohl, wenn du hoffst, den Handel durch Leugnen ungeschehen zu machen.

Simo: Welchen Handel?

Theopropides: Den mein Sohn mit dir abgeschlossen hat, als ich verreist war.

Simo: Was? Mit mir soll er einen Handel abgeschlossen haben – als du weg warst? Was für einen denn? An welchem Tag?

Theopropides: Ich schulde dir doch noch achtzig Minen!

Simo: Mir sicher nicht. Aber halt, wenn du sie wirklich schuldest: nur her damit! Vertrauen muß man erhalten! Nicht, daß du plötzlich Lust bekommst, es wieder abzustreiten.

Theopropides: Wirklich, ich bezahle und leugne nicht, daß ich sie schulde. Aber du sollst auch nicht leugnen, daß du schon vierzig Minen von ihm erhalten hast.

Simo: Also bitte! Jetzt schau mich einmal an. Antworte mir: Wofür soll ich vierzig Minen erhalten haben?

Theopropides: Ich will's dir sagen. Für zwei Talente hast du ihm das Haus verkauft. Vierzig Minen hat er angezahlt, also schuldet er dir noch achtzig Minen für das Haus.

Simo: So, so? Er hat mein Haus gekauft?

Theopropides: Nein, hat er nicht?

Simo: Nein, keineswegs.

Theopropides: Aber du hast mir doch erlaubt, es zu besichtigen!

Simo: Man hat mir gesagt, du wolltest deinen Sohn verehelichen und deshalb in deinem Haus bauen.

Theopropides: Bauen, hier in meinem Haus, ich?

Simo: So hieß es.

Theopropides: O weh! Jetzt bin ich ganz und gar verloren. Die Worte fehlen mir! O Nachbar! Jetzt ist's aus mit mir! Das ist mein Untergang!

Simo: Hat dieses Durcheinander etwa der Tranio angerichtet?

Theopropides: Allerdings! Das hat er. Verwirrt hat er alles ganz und gar. Auf unerhörte Weise hat er mich am Narrenseil herumgeführt.

Simo: Was sagst du?

Theopropides: Es ist so, wie ich sage: Die ganze Zeit über hat er mich heute genarrt. Aber jetzt bitt' ich dich, daß du mir hilfst und mir einen Dienst erweist.

Simo: Was willst du?

Theopropides: Geh mit mir, bitte, komm gleich mit mir!

Simo: Das kann geschehen.

Theopropides: Laß deine Sklaven mir zu Diensten sein – und gib mir Riemen.

Simo: Nimm sie dir!

Theopropides: Dabei erzähl' ich dir, wie unverschämt der Kerl mich angeführt hat, komm!

Sie gehen in das Haus des Simo

Fünfzehnte Szene

Tranio tritt auf

Tranio: Ein Mensch, der zittert und verzagt,
sobald die Lage kritisch wird, ist keine taube Nuß wert.
Zwar, was eine taube Nuß ist,
weiß ich nicht mal recht.
Nun ja, nachdem der Herr, den Sohn zu rufen,
mich aufs Land geschickt, ging heimlich ich
durchs Seitengäßchen hin zu unserm Garten;
ich öffnete die Tür, die von dem Garten
in das Gäßchen führt, führt' meine Legionen
– männlichen und weiblichen Geschlechts – hinaus.
Nachdem ich meine Mannschaft so aus der Belagerung
auf sicheres Gebiet geführt, entschließ ich mich,
gleich den Senat der Zechgenossenschaft einzuberufen.
Doch als ich ihn nun einberufen hatte,
schlossen sie mich aus.
Wie ich nun sehe, daß ich da
auf meinem eignen Markt verkauft soll werden –
so schnell als möglich mach' ich, was die meisten tun,
wenn ihre Lage schlimm verworren ist:
Sie fahren fort, die Dinge weiter zu verwirren,
so daß nichts zur Ruhe kommen kann.
Ich weiß genau, die Sache ist dem Alten nun
auf keine Weise länger zu verheimlichen. – Die folgenden vier Verse sind in der Überlieferung nicht zu entziffern. Der nachstehende, kursiv gedruckte Abschnitt ist eine Einschiebung des Übersetzers, um das Geschehen der folgenden Szene vorzubereiten.

Dort der Altar: Für eine Zeitlang könnte er mir Sicherheit
gewähren. Heilig ist der Ort, da kann er mich nicht fassen.
Es ist nur Zeitgewinn, denn einmal muß ich doch herunter,
wenn ich nicht verhungern will. Was soll's:
Es ist ein Zeitgewinn, und mehr als Zeitgewinn
ist unser ganzes Leben nicht.
Ich muß den Platz vor ihm besetzen,
schneller sein als er und muß versuchen,
irgendwie mit ihm mich zu verständigen.
Was zög're ich? – Doch was bedeutet das?
Die Türe unsres Nachbars hat geknarrt?

Er tritt etwas beiseite
Theopropides kommt aus dem Haus des Simo, hinter ihm Sklaven mit Stricken und Riemen.

Tatsächlich, ja, mein Herr. Von dem,
was der zu sagen hat, will ich doch etwas kosten.

Sechzehnte Szene

Theopropides: (ins Haus zurück zu den Sklaven) Stellt euch hierhin, grad hinter die Tür. Wenn ich rufe, springt ihr hervor und legt ihm die Fesseln an. (für sich) Ich will ihn vor dem Haus erwarten, diesen Schuft, der mich genarrt hat und dessen Fell dessen Fell ich nun ebenfalls gehörig narren will.

Tranio: (für sich) Das Ding ist aufgeflogen! Tranio, jetzt mußt du sehen, was du noch tun kannst.

Theopropides: Aber ich will ihn mir mit List und Klugheit packen, wenn er kommt. Er soll den Angelhaken nicht sofort sehen. Langsam, ganz langsam, senk' ich die Schnur hinab und will so tun, als wüßt' ich noch von nichts.

Tranio: (für sich) Du schlechter Kerl! So schlau wie der ist kein zweiter in ganz Athen. Den hinters Licht zu führen, dürfte heute schwer sein. Ich will hingehen und den Kerl anreden.

Theopropides: Ich wollte nur, er käm' jetzt gleich.

Tranio: (hervortretend) Wenn du nach mir fragst: Hier bin ich, steh' vor dir.

Theopropides: Ei, vortrefflich, Tranio! Und – was ist?

Tranio: Die Bauern kommen heim vom Feld. Philolaches wird gleich hier sein.

Theopropides: Und er kommt mir gerade gelegen und zur rechten Zeit! Es scheint, dieser unser Nachbar ist ein frecher, ein schlechter Mensch!

Tranio: Wie das?

Theopropides: Weil er leugnet, je irgendetwas mit euch gehabt zu haben ...

Tranio: Was, das leugnet er?

Theopropides: ... und daß er auch nur eine einzige Sesterze von euch kriegte.

Tranio nähert sich während des folgenden allmählich dem Altar

Tranio: Ach geh, ich glaube, du spielst mit mir. Das leugnet er doch nicht.

Theopropides: Und warum nicht?

Tranio: Ich weiß, du sagst das nur zum Spaß. Er streitet es sicher nicht ab.

Theopropides: Er leugnet es aber tatsächlich. Er streitet sogar ab, Philolaches das Haus verkauft zu haben.

Tranio: Was? – Womöglich streitet er noch ab, daß er Geld von uns bekam?

Theopropides: Er bietet mir sogar an, den Eid zu leisten, daß er weder das Haus verkauft, noch Geld erhalten habe.

Tranio: Das ist ja unglaublich!

Theopropides: Das hab' ich auch gesagt.

Tranio: Und er?

Theopropides: Er bietet mir an alle seine Sklaven an, sie auf der Folter verhören zu lassen.

Tranio: Unsinn! Die gibt er niemals!

Theopropides: Er gibt sie sicher.

Tranio: Aber – wenn ich nun mit ihm zusammen vor Gericht gehe? Warte doch! Ich könnt' es ja versuchen, mein' ich.

Theopropides: Ganz gewiß!

Tranio: Ja, überlaß den Mann nur mir. – Du könntest doch von ihm verlangen, er solle selbst den Anspruch auf das Haus gerichtlich geltend machen.

Theopropides: Ich will doch zuerst die Sklaven nehmen, zum Verhör.

Tranio: Ich meine auch, das sollte wirklich geschehen.

Theopropides: Wie wär's, wenn ich also diese Leute nun hole?

Tranio: Das hättest du schon längst tun müssen! Ich besetze unterdessen hier den Altar.

Tranio flüchtet sich auf den Altar

Theopropides: He, was soll das?

Tranio: Du begreifst auch gar nichts! Damit die Sklaven, die er zum Verhör gibt, nicht auf den Altar flüchten können. Hier sorg' ich dafür, daß dir das Verhör nicht mißlingt.

Theopropides: Steh auf – sofort!

Tranio: Auf keinen Fall!

Theopropides: Ich – ich beschwöre dich, du sollst den Altar nicht besetzen!

Tranio: Warum denn nicht?

Theopropides: Du sollst es wissen. Ich will ja gerade, daß sie sich auf den Altar flüchten. Laß sie doch: Um so leichter kann ich ihn vor dem Richter dazu verdammen, daß er auch noch zahlen und die Kosten übernehmen muß.

Tranio: Tu, was du willst. Aber wozu willst du dir die Mühe machen? Weißt du nicht, wie heikel es ist, vor dem Richter zu prozessieren?

Theopropides: Steh also auf! Dich um Rat fragen, das ist's, was ich will.

Tranio: Ich geb' ihn dir von hier aus. Wenn ich sitze, bin ich bedeutend klüger. Und der Rat ist sicherer, wenn er von heiliger Stätte aus gegeben wird!

Theopropides: Steh jetzt auf und mach keine Possen! Schau auf mich!

Tranio: Das hab' ich schon getan!

Theopropides: Du siehst?

Tranio: Ich sehe. Wenn ein dritter zwischen uns wäre: Glatt verhungern müßte der.

Theopropides: Wie das?

Tranio: Weil's bei uns beiden nichts zu holen gibt; so abgeschlagene Kerle sind wir zwei.

Theopropides: Weh! Mit mir ist's aus!

Tranio: Was hast du bloß?

Theopropides: Du hast mich hereingelegt!

Tranio: Wie das?

Theopropides: An der Nase hast du mich herumgeführt! Und wie!

Tranio: Und? War das nicht gut gemacht? Läuft deine Nase jetzt? Und hat es deinem Schnupfen gut getan?

Theopropides: Mein ganzes Hirn, die Lügen alle, die du Schuft in meinen Kopf gesetzt hast, sie hab' ich mir hinausgeschneuzt: Alle eure Übeltaten sind mir von Grund auf bekannt. Nicht nur von Grund auf: von ihrer tiefsten Wurzel aus.

Tranio: Auf keinen Fall verlaß' ich diesen Platz heute. Mach, was du willst.

Theopropides: Schurke! Dürres Reisig, Feuer lass' ich um den Altar legen!

Tranio: Das solltest du nicht tun. Ich bin gesotten weich bekömmlicher, als wenn ich hart gebraten bin.

Theopropides: Ein Exempel will ich an dir statuieren, ja, das will ich!

Tranio: Als Beispiel willst du mich nehmen? Weil ich dir so gut gefalle?

Theopropides: Sprich: Wie hab' ich dir meinen Sohn zurückgelassen, als ich verreiste?

Tranio: Mit Füßen, Händen, Fingern, Ohren, Augen, Gliedern –

Theopropides: Etwas andres frag' ich dich!

Tranio: Etwas anderes will ich dir auch zur Antwort geben.

Callidamates kommt

Aber wie ich sehe, kommt da Callidamates grad auf uns zu, der Freund und Zechgenosse deines Sohns: Führ die Sache gegen mich in seiner Gegenwart, wenn du schon etwas dergleichen tun willst.

Siebzehnte Szene

Callidamates: Als ich so meinen Rausch im Schlaf begraben,
ihn ausgeschlafen hatte, da berichtete Philolaches mir,
wie sein Vater heimgekehrt sei aus der Fremde,
wie der Sklave dann den Heimgekehrten narrte.
Nun fürchtet er sich sehr,
vor seinem Vater zu erscheinen.
Die Zechgenossenschaft hat mich nun auserwählt,
von seinem Vater Frieden zu erwirken. Und da ist er ja,
das trifft sich gut! Willkommen, Theopropides,

Er tritt zu Theopropides

wie schön, daß du gesund zurückgekehrt
von deiner Reise.
Komm heute doch zu uns zum Abendessen.

Theopropides: Callidamates, sei gegrüßt.
Fürs Essen dank' ich und verzichte.

Callidamates: Was? Du willst nicht kommen?

Tranio: Sag doch zu! Falls du nicht willst,
geh' ich an deiner Stelle.

Theopropides: Schuft! Verspottest du mich noch?

Tranio: Weil ich für dich zum Essen geh'n will?

Theopropides: Du gewiß gehst nicht dorthin.
Ans Kreuz wirst du geschlagen! Das verdienst du,
und ich werde dafür sorgen.

Callidamates: So laß das doch! Zu mir zum Essen –

Tranio: Sag doch, daß du kommst! Was schweigst du nur?

Callidamates: Doch du, was hast du dich
auf den Altar geflüchtet?

Tranio: Du weißt auch gar nichts! Der da kam zurück,
hat mich in Schrecken und in Angst versetzt.
(zu Theopropides) Nun sag schon,
was ich Schlimmes angestellt. Sieh her,
Schiedsrichter ist er, der jetzt da ist, zwischen uns.
Nun los, bring deine Sache vor.

Theopropides: Ich sage: Du hast meinen Sohn verdorben!

Tranio: So hör doch her! Ich gebe zu, er hat gefehlt,
hat, als du weg warst, die Geliebte freigekauft,
hat sich das Geld dazu auf Zins geliehen
– und es ist verbraucht, ich sag' es offen.
Aber – hat er damit Anderes getan,
als was die Söhne aus den angesehensten Familien tun?

Theopropides: Beim Herkules! Vor dir muß man sich hüten,
ein überaus geriss'ner Redner bist du ja!

Callidamates: Laß mich jetzt hier der Richter sein!
(zu Tranio) Steh auf, ich will dir beistehn.

Theopropides: Gut, so übernehme du die Sache.

Tranio: Wenn das nur keine Falle ist!
Mach doch, daß ich mich nicht zu fürchten brauche,
fühl meine Angst, als wärest du an meiner Stelle.

Theopropides: Alles andre macht mir ja viel weniger,
jedoch – wie dieser Schurke mich zum Narren machte!

Tranio: Das war, beim Herkules, doch gut gemacht;
und daß ich's machte, freut mich:
Wer schon graues Haar hat,
soll in diesem Alter doch ein wenig klug sein.

Theopropides: Was soll ich da bloß tun?

Tranio: Bist du ein Freund des Diphilos
und des Philemon? Diphilos und Philemon waren zwei bekannte Komödiendichter der griechischen Nea, der »Neuen Komödie«.
Erzähl' doch ihnen, wie dein Sklave dich am Narrenseil
herumgeführt. Für die Komödie lieferst du
das schönste Beispiel rechter Fopperei.

Callidamates: Still! Und laß mich wieder reden! Hör mir zu!

Theopropides: So rede!

Callidamates: Du weißt, von den Kumpanen deines Sohns
bin ich sein bester Freund. Er wandte sich an mich:
Er schämt sich nämlich, vor die Augen dir zu kommen,
weil du weißt, was er getan hat.
Ich nun bitte dich du mögest ihm verzeihen,
was er tat in jugendlicher Dummheit.
Er ist dein Sohn! Du weißt doch selber,
was für tolle Streiche man in diesem Alter macht.
Was er auch immer tat:
Er tat's mit uns gemeinsam, schuld daran sind wir.
Den Zins, das Kapital und alles,
was ihn die Geliebte kostete:
Wir zahlen alles, alle legen wir zusammen,
alles geht auf unsre Kosten, nicht auf deine.

Theopropides: Nun – kein Redner konnte kommen,
mehr als du bei mir erreichen. Böse bin ich nicht mehr,
zürne auch nicht im geringsten. Mag er lieben, trinken,
tun, was ihm gefällt, auch wenn ich da bin.
Schämt er sich, weil er verschwendete,
genügt mir das als Buße.

Callidamates: Er vergeht vor Scham!

Tranio: Der ist begnadigt; was geschieht mit mir?

Theopropides: Dich Schmutzfink hängt man auf
– und haut dich windelweich!

Tranio: Auch wenn ich mich genauso schäme?

Theopropides: Ich bring dich um, so wahr ich lebe!

Callidamates: Komm, mach deine Gnade voll!
Verzeih dem Tranio die Untat! Mir zuliebe!

Theopropides: Nein, in allem will ich dir gefällig sein,
doch darin niemals, diesen Schuft für seine Schandtat
– zuschanden nicht zu machen.

Callidamates: Laß ihn laufen! Bitte!

Theopropides: Siehst du nicht,
wie trotzig unverschämt der Gauner ist?

Callidamates: Sei du vernünftig, Tranio,
hör auf und sei jetzt still.

Theopropides: Hör du jetzt auf,
in dieser Sache weiter noch zu bitten.
Daß er uns Ruhe gibt: Mit Prügeln bring' ich ihn dahin.

Tranio: Das ist gewiß nicht nötig.

Callidamates: Komm jetzt, laß dich doch erbitten!

Theopropides: Nein, du sollst nicht bitten.

Callidamates: Trotzdem bitt' ich dich.

Theopropides: Ich will es aber nicht!
Du sollst nicht bitten, sag' ich dir.

Callidamates: Es nützt dir alles nichts. Nur diese eine Untat,
nur die eine, bitte, meinetwegen!

Tranio: Was tust du dich so schwer?
Wie wenn ich nicht schon morgen
die nächste Untat mir zuschulden kommen ließe!
Dann kannst du dich für beide ja gehörig rächen,
für die eine wie auch für die andre.

Callidamates: Laß dich jetzt erbitten!

Theopropides: Also los! Geh weg! Verschwinde ungestraft!
Nun ja, bedanken kannst du dich bei diesem da.
Und ihr im Publikum: Das Stück ist aus.
Gebt uns jetzt bitte euern Beifall!


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